Autonome Antifa (Kassel) Das war einmal Apologie und Abschied vom radikalen, militantantifaschistischen Widerstand
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Autonome Antifa Kassel (AAK) - April 2004
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Auflösungserklärung der Autonomen Antifa Kassel (AAK) März 2004
Autonome Antifa (Kassel) - Das war einmal, Apologie und Abschied vom radikalen militantantifaschistischen Widerstand in Kassel und Anderswo Von Nebensächlichkeiten und anderen, weltbewegenden Dingen Während sich nach dem Untergang der staatssozialistischen Staaten und der Reintegration eines Fünftels der Erde in den kapitalistischen Reproduktionsprozess die westlichen Industriestaaten anschicken damit einhergehend sich neoimperialistischer Handlungsweisen wie vor 1914 zu bedienen, Während das deutsche Postkriegsmodell „soziale Marktwirtschaft“ den objektiven Notwendigkeiten der kapitalistischen Globalisierung unwiederbringlich zu Opfer fällt und der deutsche Nationalstaat damit einhergehend immer mehr Kompetenzen an supranationale Einrichtungen – des Überlebenswillen – abgeben muss, Während sich der deutsche Staat nach innen zum totalen Überwachungsstaat, nach Außen zum imperialen Mitspieler und damit einhergehend von jeglicher historischen Verantwortung losgelöst nach objektiven Gesetzmäßigkeiten des Kapitalismus entwickelt,
Während sich ehemals linksalternative Organisationen, von Grünen bis „ATTAC“ dem deutschen Staat als bessere Alternative – nicht zum System, sondern - zur herrschenden, politischen Führungselite im Staat anbiedern und damit einhergehend Staat, Gesellschaft und Kapitalismus stabilisieren, Während sich die radikale Linke von lebensfremden Diskussionen vom Auflösen ihrer Selbst und ihrer völligen Wirkungs- und Handlungslosigkeit abzulenken versucht und damit einhergehend das politische Feld völlig dem Feind überlässt, Während all dies geschieht, der Kapitalismus die Welt in ein chaotisches, krisengeschüttetes Arbeitslager verwandelt, hat sich die „Autonome Antifa Kassel“ (AAK) dazu entschlossen ihrer Existenz ein Ende zu setzten. Über fünf Jahre linksradikale, autonome Arbeit sind nun vorbei. Auch wenn unser Beschluss im allgemeinen Abgesang der Linken lediglich eine kaum hörbare Randnote sein wird, scheint es dennoch sinnvoll auf die Gründe einzugehen, die uns zu diesem schmerzlichen und der oben beschriebenen objektiven Realität eigentlich entgegen stehenden Entschluss haben verleiten lassen.
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Auflösungserklärung der Autonomen Antifa Kassel (AAK) März 2004
Von Uns, Staat, Nazis und anderen Dingen Es waren nicht Rückzüge, Umzüge und gerichtliche Verfahren oder die geringe personelle und finanzielle Ausstattung, die uns letztlich das zum Aufhören bewegten. Es war auch nicht staatliche Repression oder Aktionen der Nazis. Beide haben uns nie auch nur im Entferntesten in unseren Aktionen beeinträchtigt. Ja, beide scheinen nicht einmal Näheres über unsere Organisation, über unsere Strukturen oder unsere individuellen Existenzen gewusst zu haben. Auch sehen wir unsere Politik keineswegs als gescheitert an. All unsere Aktionen, Störversuche, Aufrufe, Stellungnahmen und Forderungen, sowie organisatorische Vorgehensweisen halten wir nach wie vor für richtig. Es ist der aktuelle Abgang der radikalen Linken im Allgemeinen und die Verhältnisse in Kassel im Besonderen, die uns zum Aufgeben veranlassen.
Von der radikalen Linken Das Jahr 2001 hatte neben dem ersten Mai als stets öffentlich wahrnehmbaren Auftritten der radikal-militanten Linken mit Höhepunkten wie Berlin (LL-Demo & 1.Mai) Gorleben (März), Göteborg (Juni) und besonders Genua (Juli). Nach diesem ereignisreichem Sommer wurde nicht nur die militante Form des Protestes wahrgenommen, sondern auch deren Inhalte. Zwar haben sie die bürgerlichkapitalistischen Medien verzerrt dargestellt, doch zu verschweigen waren sie eine Zeit lang nicht. Diese markanten und erfolgreichen Aktionen sind aber nicht gerade repräsentativ für den Zustand der deutschen, radikalen Linken gewesen. Dennoch nach dem Sommer 2001 war ein kleiner Aufschwung zu spüren. So seien die mehrmaligen militanten antifaschistischen Aktionen in Leipzig, Greifswald und Berlin (Dezember) gegen die Naziaufmärsche und die Demonstrationen in Brüssel/Laaken gegen den EU-Gipfel (Dezember) genannt. In Göttingen (Juni & Dezember) und in Gorleben (November) war Aktionen dieser Art nicht möglich. Dennoch war es aber grundsätzlich in diesem Jahr in Deutschland oder im nahen Ausland erreichbar sich regelmäßig militant und radikal zu äußern. Letzteres wurde in den Medien und damit bei deren Rezipienten auch so wahrgenommen. Stets war es möglich sich als lokal agierende Gruppe Protestaktionen anzuschließen und sogar einen Teil des Protestes mit nach Hause
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Auflösungserklärung der Autonomen Antifa Kassel (AAK) März 2004 an die lokale Heimatfront, besonders bei übernationalen von den Medien transferierten, Ereignissen zu nehmen. Teils konnte hier eine Vermittlug vor dem Hintergrund der fernen Ereignisse stattfinden, die in eine Verbreiterung des Unterstützungskreises und in größerem Mobilisierungspotential mündete. Heute schaue man auf den trostlosen www.linkeseite.de Kalender, könnten einem die Tränen kommen. Kurz gesagt: Es ist nichts mehr los. Keine Demos, keine Radikalität, keine Militanz. Und dies ist Ausdruck der zunehmenden Aktionslosigkeit und Handlungsunfähigkeit der radikalen Linken in Deutschland.
Von 2002 Anfang 2002 schien schon ein Abebben autonomer Mobilisierungsfähigkeit stattzufinden. Kamen zur traditionellen LL-Demo in Berlin noch eine Menge bekannter Gesichter, so war die durch die Niederschlagung einsetzende Pleite des groß angekündigten radikalen und militanten Widerstandes gegen die Münchener Sicherheitskonferenz (Februar) ein autonomer Offenbarungseid. Die bayrischen Bullen ließen nichts anbrennen. Ein wirkungsvolles Potential deutscher und internationaler Autonomer war dort nicht vorhanden. Während 2002 das Gespenst eines zweiten Genuas in München umherschlich und sich die bürgerlichen Parteien darin überboten sich vom Mob und den vielen bürgerlichen Demonstranten zu distanzieren, führte sie ein Jahr später den Protest selber an. Dem nationalen Armutszeugnis der radikalen und militanten Globalisierungsgegner folgte der Internationale. In der linken Hochburg Barcelona gelang es den Linksradikalen nur bedingt Militanz aus zu üben. Hier zeigte sich auch, dass die organisierten pazifistisch-reformistichen Kräften uns logistisch weit überlegen waren. Nach dem triumphalem Erfolg von Genua hätte eine europaweite Organisierung radikalmilitanten Widerstandes stattfinden müssen. Stattdessen taten dies fragwürdige, vom Staat subventionierte Vereine, wie „ATTAC“.
Nun erscheinen die Erfolge des Jahres 2001 mehr als zufällige Unfälle anstatt geplanter politischer Aktion. Auch die antifaschistischen Aktionen z.B. gegen den Naziaufmarsch in Leipzig (April 02) konnten nicht im entferntesten die Wirkung entfalten, mit welcher sie im September gegen Nazis, Bullen und Innenstadt vorgegangen war. Die Ereignisse um den ersten Mai in Berlin konnten über diesen Abwärtstrend, der maßgeblich von den leidigen „Antideutschen“ mitverursacht worden war, auch nicht hinwegtäuschen. Lediglich beim Besuch von George W. Bush (Mai) war es überraschender Weise möglich bei Sicherheitsstufe 1 nicht nur eine große Demonstration (mit zwei von einander getrennten linksradikalen Blöcken) zu veranstalten, sondern auch sich mit den Bullen eine militante Auseinandersetzung auf der Museumsinsel und dem Alexanderplatz zu liefern. Das alljährliche Sommerloch wurde jäh von einer Meldung zerrissen. Die Kommunalverwaltung und Polizei Erfurt wollte der antifaschistischen Gruppe Yafago eine Demonstration am 3.Oktober wegen eines Deutschlandfeindlichen Mottos nicht
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Auflösungserklärung der Autonomen Antifa Kassel (AAK) März 2004 genehmigen. Eine breite Mobilisierungskampagne gegen diesen Beschluss lief an. Setzte die radikale Linke 2001 gegen Verbote den 1.Mai in Berlin durch so erschienen in Erfurt lediglich ein par hundert Schlachtenbummler. Einheimische waren kaum zu sehen. So zeigte dieses Ereignis aus wohin die radikale Linke gekommen war. Selbst bei einer Demo mit traditionellem Termin, von staatlicher Repression unter Druck gesetzt kam nicht mehr zu Stande. In dieser Situation räumte der Hamburger Innensenator Schill den Wagenplatz „Bambule“. Eine breite linksradikale Mobilisierung setzte Demonstrationen gegen Schill und für Bambule ein. An der ersten Demonstration nahmen sicherlich 4000 militante Autonome teil. Es wäre mit dieser Masse militanter Leute nicht schwer gewesen Hamburg klar zu machen, dass ein Angriff auf Bambule mächtige Bambule hinter sich her zog. Hatten die Organisatoren Anfang November noch 4000 Autonome als Druckmittel gegen den Rechtssenat nach dem Motto; „Entweder gebt ihr uns unseren Bauwagenplatz zurück, oder wir nehmen nun jeden Samstag eure scheiß Stadt auseinander“, so änderte sich dies nachdem sich zeigte, dass hier keine konfrontative Taktik gefahren wurde. All die ausgestiegenen und pensionierten Autonomen, des norddeutschen Raumes die man seit Jahren das erste Mal wieder auf einer Demonstration sah wurde von Demo zu Demo weniger. Die Bambulistas verloren ihr stärkstes Druckmittel: die radikal-militanten Autonomen. Hätten die Auseinndersetzungen um Bambule der Linken die Möglichkeit zu einem wahren Revival geboten, so zeigte sich bei den lahmen und schlecht besuchten Gegenaktivitäten zum EU-Gipfel in Kopenhagen (Dezember), dass auch die internationale, radikale Antiglobalisierungsbewegung am Ende ist.
Von 2003 Der oben genannte Trend setze sich 2003 auf dramatische Weise fort. Der erste Mai ein Berlin war dazu das beste Beispiel. War schon in den vergangenen Jahren deutlich zu merken, dass auch unpolitische, was ja erst einmal positiv ist, aber vor allem asoziale Elemente immer mehr zu den Aktionen kamen, so stellte das meist sinnlose Abfackeln von Kleinwagen oder das Smashen von Wohnhausfenstern dar, dass es eben diese asozialen Elemente waren, welche den ersten Mai 2003 dominierten. Es zeigt sich deutlich, dass die radikale Linke – im Gegensatz zu den vergangenen Jahren – hier nicht in der Lage war den Protest in vermittelbare, kritische und emanzipatorische Bahnen zu lenken. Bedenke man dagegen die Ordnung und Disziplin der griechischen Genossen bei ihren Protesten. Dort hatten die lokalen Gruppen es fertig gebracht, dass 3000 Anarchisten bei einer Demonstration durch die thessalische Metropole still hielten und erst einen Tag später militant agierten. Über kurz oder lang wird daher auch die Unterstützung der Kreuzberger Bevölkerung – die soziale Basis des Protestes – abbröckeln und der erste Mai in seiner radikal-militanten Form Geschichte sein. Aus diesem Grunde ist das lethargische Verhalten der Bullen, die nur auf Bosycounts aus sind sehr verständlich. Nehmen die hohlen Idioten dem Protest die Grundlage. Das Jahr 2003 markiert das Ende der Autonomen. 2004 ist nur dessen jämmerliche Fortsetzung. Nicht nur die Bewegung ist am Ende, denn die ist schon seit Mitte der 90er Passé. Das Jahr 2003 markiert das Ende der Wirksamkeit autonomer Organisation. Schon oft wurden Ende, Brüche und Ären autonomer Politik postuliert, aber keiner kann die heutige, allumfassende, faktische Nicht-existenz autonomer Politik mehr leugnen. Es gibt auch noch kaum funktionierende Gruppen, das zeigt auch die Spaltung der Antifaschistischen Aktion Berlin (AAB), welches vielleicht am
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Auflösungserklärung der Autonomen Antifa Kassel (AAK) März 2004 symbolträchtigsten für die derzeitige Lage ist.
Von Gründen und Ursachen I Sicherlich sind die personell und finanziell schlechten Zeiten als Grund für den Niedergang zu nenenen. Doch warum es trotz dieser Umstände 2001/2002 regelmäßig linksradikale „Termine“ gab, aber 2003/2004 faktisch dergleichen nicht mehr existiert hat tiefere Gründe:
Von der geistigen Verelendung und verelendeten Geistern Nach dieser eher ereignisgeschichtlichen Betrachtungsweise sehen wir uns noch genötigt auf die geistige Verelendung der radikalen Linken einzugehen. Schon immer war es Merkmal unserer Diskussionskultur auch für die abwegigsten und reaktionärsten Ideen, solange sie sich mit Begriffen wie „emanzipatorisch“ oder „autonom“ schmückten Verständnis aufzubringen. So endete die Militanzdiskussion der 80er Jahre in dem generellen Vorwurf an Militante „Macker“ zu sein. Zwar ist es stets für eine Bewegung, welche die Autonomen damals noch waren, wichtig über ihre Inhalte und Methoden zu reflektieren, aber die „Anti-Macker-“ Fraktion zielte nicht auf eine Reform und Verbesserung der Bewegung, sondern auf die Zerstörung von Theorie und Praxis. So verließen viele engagierte Genossen, von den ewigen Diskussionen und genötigten Selbstverteidigungen die Bewegung. Auch die wenige Jahre später stattfindende „Sexismusdiskussion“ verlief, obwohl viel versprechend beginnend, ähnlich. Am Schluss formten sich selbst masochistisch beeinende Männergruppen, welche die Homosexualität oder sexuelle Selbstverstümmelung als einzigen Garanten eines emanzipatorischen Daseins, on the longrun dem Ende der Menschheit propagierten. Von Kampf und Befreiung war nun nicht mehr die Rede. Selbsttherapie war angesagt. Und wieder verließen Tausende Genossen die Bewegung. Noch schlimmer aus autonomen Spaßmachern, waren autonome Spielverderber geworden. Die Bewegung verlor an Anziehungskraft. Der für eine politische Bewegung lebensnotwendige Nachwuchs blieb aus. Im Gegenteil dazu schienen die organisatorischen Bestrebungen einiger Gruppen den Trend des Verfalls entgegenwirken zu können. Und ihr anfänglicher Erfolg ließ die Kritiker, welche jeglicher Organisation „autoritäre und stalinistische Tendenzen“ unterstellten verstummen. Und auch hier versuchten wie schon bei den zwei vorherigen Diskussionen die Bewegung von innen her zu zerstören. Denn nur die absolute lethartisch-passive Widerstandslosigkeit, das heißt die individuelle und kollektive Integration der Autonomen ins kapitalistische Gesellschaftssystem wäre hier die Alternative gewesen. So legten die oberschlauen Kritiker neben eine immer mehr erlahmenden Papierproduktion keine nennenswerte Aktivität an den Tag. Und wieder gingen autonome Strukturen geschwächt aus dieser Auseinandersetzung hervor. Viele verließen deprimiert das Feld.
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Auflösungserklärung der Autonomen Antifa Kassel (AAK) März 2004
Von „Antideutschen“ und anderem Wahnsinn Und in den letzten Jahren – seit Winter 2002 – machten die so genannten „Antideutschen“ die Runde. In Abgrenzung an den deutschen Überfall auf Jugoslawien entstanden mutierte diese Gruppe zu einer kleinen Psychosekte. Ohne hier weiter auf das reaktionäre und rassistische Ideenwirrwarr einzugehen sei daran erinnert, dass das Adjektiv „antideutsch“ von sich aus nichts verwerfliches oder reaktionäres in sich birgt. Denn eine oppositionelle Haltung gegenüber dem deutschen Staat, seiner Geschichte und der Gesellschaft gehört zum Grundkonsens der radikalen Linken. Doch was unsere Israelfahnen schwingenden Freunde davon unterscheidet ist die Tatsache, dass diese Leute sich von diesem Konsens Lichtjahre entfernt haben. So geht es in erster Linie nicht um die Kritik am deutschen Staat, seiner Geschichte oder des Kapitalismuses, sondern um die inhaltliche und praktische Demontage der radikalen Restlinken. So wird jeder theoretischen oder praktischen Aktivität ein grundlegender Antisemitismus unterstellt. Diese Leute teilen die Welt nicht mehr in Klassen oder Schihten, sondern in Rassen ein. Auf der einen Seite die Guten, (Menschen jüdischen Glaubens und irgendwie sie selbst selbstverständlich) und auf der anderen Seite der Rest. Nicht nur, dass sie Nazis, Konservative, Bürgerliche und radikale (Rest-) Linke auf eine antisemitischen Stufe stellen. Mit der Anwendung dieser oben genannter Kriterien reproduzieren sie den Antisemitismus selbst. Menschen jüdischen Glaubens leisten sie damit einen Bärendienst. Dieser rassistische Wahn der „Antideutschen“ ist die keiner ernsthaften Diskussion unter mündigen Menschen würdig. Dennoch sei unseren „antideutschen“ Freunden ein von Herzen gut gemeinter Tipp zum ewigen Seelenfrieden mit auf den Weg gegeben. Ihre Dazugehörigkeit zur antideutschen Sekte wäscht sie wohl kaum vom genetisch-antisemitischem Trieb, den ihrer Meinung alle Deutschen haben rein. Auch wird ein Übertritt zum jüdischen Glauben und zur israelischen Staatsbürgerschaft dies wohl nicht bezwecken können. Es bleibt wohl nur eine Möglichkeit die antideutsche-deutsce Seele zu retten: Den Suizid. Tja liebe Freunde das ist die letzte Konsequenz eures Wahns. Und Konsequenz ist doch was ihr stets so sehr hochhaltet. Also zieht sie endlich, erlöst euch vom Selbsthass und uns von eurer Anwesenheit.
Von Trägern und anderem Trägen An dieser Stelle ist es wohl sinnvoll sich mit dem Träger des antideutschen Wahns näher auseinander zusetzen. Schon wie bei den destruktiv geführten Diskussionen der letzten 20 Jahre handelt es sich bei den „Antideutschen“ meist um gescheiterte Existenzen und zwar im doppelten Sinne. Einmal sind sie im bürgerlichem Leben auf der Strecke geblieben. Sie sind nicht in der Lage im Schlechten des Kapitalismus ein erträgliches Leben zu führen. Dies spricht auch für ihre Unfähigkeit zur historischen und gesellschaftlichen Analyse. Gescheitert sind sie auch in der radikalen Linken. Denn meist haben ihre wortreichen Vertreter keine lange Polit-Kariere hinter sich, sondern hoben sich meist durch unqualifizierte und unreflektierte Diskussionsbeiträge hervor. Auf der einen Seite handelt es sich individuell um die gleichen gescheiterten Existenzen wie bei den vorherigen destruktiven Diskussionen der Jahre zuvor. Diese Leute kommen sozusagen alle par Jahre aus ihren siffigen WGs heraus und versuchen die Restlinke noch weier in eine Krise zu stürzen. Sie übertragen ihren eigenen Selbsthass (Hat Papi oder Mami sie nicht genug geliebt?
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Auflösungserklärung der Autonomen Antifa Kassel (AAK) März 2004 Ober waren die Lehrer so schrecklich böse?) auf die Aktiven, welche eben noch nicht aufgegeben haben und so den Nörglern ihr eigenes Scheitern aufzeigen. Auf der anderen Seite haben wir relativ junge „Antideutsche“, welche sich selbst über ihre Wahnidee in eine eliminatorisch-oppositionelle Position gegenüber der Restlinken stellen. Dadurch können sie ihre pubertäre Wut auslassen und eine genüssliche Loslösung vom Väterlichem vollziehen und so erwachsene Kleinbürger werden. War diese Wut neben anderen, materiellen Ursachen früher ein Vehikel zur emanzipatorischen Integration junger Leute in die radikale Linke, so produziert sie nun teils die Anti-Opposition innerhalb der selbigen. Was besonders auffällig bei dieser Konstellation ist, ist die Tatsache, dass besonders die Leute für den Wahn der „Antideutschen“ anfällig sind, welche sich prinzipiell nie an noch so harmlosmilitanten Aktionen beteilgten. Früher aus Angst. Was vollkommen ok ist. Nun aber gestehen sie aus der Einsicht in ihre Angst, die sie aber aus Feigheit nicht zugeben wollen, anderen diese Mittel „aus theoretischen Gründen“ nicht mehr zu. Schlimmer: Wer gegen jede Aktivität, nicht nur der Militanten, der Restlinken kategorisch protestiert, legitimiert die eigene systemerhaltene Inaktivität. Das Beste dabei. Sie können sich auch noch als die besseren Menschen, die antideutschen Herrenmenschen fühlen. Herren über Mensch und Moral. So setzt sich das „antideutsche“ Spektrum aus alten gescheiterten Existenzen und jungen kleinbürgerlichen Spießern und Besserwissern zusammen. Ja es scheint als ob die oben beschriebenen Charaktere auch für die anderen destruktiven Diskussionen verantwortlich waren.
Von Gründen und Ursachen II Den großen Fehler, welche die radikale Linke im Zusammenhang mit den „Antideutschen“ beging, war nicht die ehrliche Auseinandersetzung mit ihren Thesen, sondern der Wille diese Leute, die eindeutig gegen alle linksradikalen Werte und Aktionsformen hetzten, wieder in die Linke zu integrieren. Sie selbst verlor dabei jede Selbstachtung. Schlimmer sie verlor jegliche Handlungsfähigkeit, was sich besonders bei der dramatischen Abnahme von Demonstrationen und Aktionen ausdrückt. Dies hat den Teufelskreislauf zur Folge. Weniger Action Æ weniger Wirkung Æ weniger PR Æ weniger Aktive Æ noch weniger ActionÆ noch weniger Wirkung ... Das Traurige bei der Geschichte der radikalen Linken in Deutschland ist einfach, dass die aktuelle objektive Entwicklung in Deutschland (Neoliberalismus, Demontage bürgerlicher Rechte, Aufrüstung nach Innen und Außen), in Europa (Ausweitung des Machtbereiches, Kolonialismus in Osteuropa, Konkurrenz zu den USA) und in der Welt (Zusammenbruch des bipolaren Gleichgewichtes, Imperialismus der westlichen Industriestaaten, Aufkommen reaktionärer Massenbewegungen im arabischen Raum) einen radikal-militanten Widerstand nötiger denn je machen. Denn wenn dieser nicht ab und zu der herrschenden Ideologie und Gehirnwäsche öffentlich widerspricht, hat es das System viel einfacher die Masse der Menschen in geistiger Knechtschaft und politischer Lethargie zu lassen. Aber die Restlinke zieht es ja vor über abgefahrene Wahnideen zu schwadronieren...
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Auflösungserklärung der Autonomen Antifa Kassel (AAK) März 2004 Kämpfen und Kotzen in Kassel Nun haben wir die gelinde gesagt beschissenen bundesweiten Verhältnisse der radikalen Linken aufgezeigt. Selbst in diesen Verhältnissen wäre eine autonome, linksradikale, antifaschistische Arbeit der Autonomen Antifa Kassel (AAK) noch sinnvoll gewesen. Wir hätten noch immer auf lokaler und regionaler Ebene Aktionen wie Veranstaltungsreihen, Stände etc. machen können. Sozusagen den Kopf in den lokalpolitischen Sand stecken können, doch dies war uns nicht möglich. Weiter unten sei dargelegt warum nicht. Von Annalen und anderen Chronisten Schon kurz nach unseren ersten organisierten, politischen Regungen wurde Kritik Seitens älterer so genannter „Alt-(kluger)Autonomer“ aus dem Spektrum des „Autonomen Zentrums Bazille“ laut. „Eure Ansichten sind nicht radikal genug“, schrieen die einen. „Eure Mittel sind zu radikal“, brüllten die anderen.
Von Steinwerfern und anderem Klassenkampf Diese Kritik verhallte nachdem uns erste politische Achtungserfolge mit dem Organisieren von Partys, dem Outen von Nazis oder anderweitigen Aktionen gelang. Nach dem militanten Angriff einer „AG Klassenkampf“ (26. Oktober 2001) auf die SPD-Zentrale in Kassel und einer Bank wegen der deutschen Beteiligung am Afghanistanfeldzug der „Koalition gegen den Terror“, mit der wir nachträglich unsere Solidarität ausdrücken, war, so schien es zu mindestens, der Damm für militantradikale Politik in Kassel gebrochen zu sein.
Von AAK und Öffentlichkeit Unsere Broschüre „Zusammen kämpfen – gegen Kapitalismus und Polizeistaat“ (März 2002) zu den Anschlägen zum 11. September, der Reaktion des deutschen Staates sowie unseren inhaltlichen und organisatorischen Gegenentwürfen dokumentiert unseren Weg in die Öffentlichkeit. Nach Jahren anderweitiger Arbeit im Hintergrund und einem langsamen organisatorischem Aufbau ab 1999 fanden wir es an der Zeit unsere politischen Aktivitäten auf eine andere, viel öffentlichere Ebene zu verlagern. Unsere Broschüre sollte da helfen. Sie wurde auch eingehend von der „Bazille-Gruppe“ auf der Homepage der Kasseler Wurfsache, dem Verlautbarungsblatt der „Bazillen“ diskutiert. Spätestens ab hier nahm man uns Kasselweit nach jahrelanger Arbeit als gleichberechtigte Gesprächspartner wahr. Dennoch erfuhr unsere Stellungnahme keine sehr sachliche und faire Diskussion. Ein Autor namens B.Harris nutzte die feige Anonymität des Internet, um uns antisemitische Tendenzen zu unterstellen. In der allgemeinen Hysterie in der sich die Linke durch die so genannten „Antideutschen“ dmals befand kein sonderlich aufregendes Ereignis. Daher ließ es uns auch relativ kalt. Dennoch ist die dort formulierte Kritik für die Auseinandersetzung „der Linken“ in Kassel mit der AAK
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Auflösungserklärung der Autonomen Antifa Kassel (AAK) März 2004 symptomatisch. Denn nicht unsere Inhalte wurden angegriffen, sondern wilde Vorwürfe ohne jeden materiellen Gehalt konstruiert. Das Konglomerat „antideutschen“ Verfolgungswahns kulminierte in dem Vorwurf wir seinen vor allem durch das Verwenden eines Bildes mit einem Palästinenserschal vermummter italienischen Demonstrantenin, bekannt von den Göttinger Conny-Demos der Autonomen Antifa [M] in den 90ern, auf dem Cover unserer Stellungnahme als eindeutige Antisemiten zu verurteilen. Eine faire und von uns auch gewünschte Auseinandersetzung mit unseren Inhalten, mit der Verurteilung der deutschen Rolle, mit den Konsequenzen aus der deutschen Geschichte, setzte sich B.Harris nicht auseinander. Es ging hier auch nicht um Inhalte, sondern darum eine junge Antifagruppe zu zerstören, - was ihnen augenscheinlich nicht gelang -.
Von Soldaten und anderen Mördern Am 23. Mai gastierte dann der Kaierebus der Bundeswehr in Kassel. Wir statteten zusammen mit den Genossen der Anitfa [M] aus Göttingen den Weltanschauungskriegern aus Afghanistan einen unerwarteten Besuch ab. Mit Fahnen, Transparenten und Sprechchören störten wir das Anwerben neuer Rekruten. Die herbei geeilten Bullen konnten die Demonstranten nur ein wenig verdrängen. Die Veranstaltung wurde wegen des „unbekannten Gefahrenpotentials“ kurzerhand abgebrochen.
Von Ereignissen aus fremden Landen Auf den nachfolgenden Demonstrationen in Deutschland aber auch im nahen Ausland waren neben Mitgliedern unserer Gruppe auch stets ein vages sehr junges Sympathisantenumfeld anwesen, die unabhängig von uns Busse organisierten und Flyer erstellten, ja sogar Flyer von uns kopierten und weiter verteilten. So kümmerten wir uns in erster Linie darum diese Leute zu halten und stets wieder mit zu mobilisieren. Hier gelang es uns teilpolitisierte Kasseler Jugendliche für autonome Protestformen aber auch radikale Inhalte empfänglich zu machen.
Von Aktionen im eigenen Land So ist auch eine gemeinsame Demonstration unter dem Motto „Zusammen kämpfen - Gegen deutsche Großmachtpolitik, Sozialabbau und rassistische Mobilmachung Kein Friede mit Kapitalismus und Polizeistaat!“ (13. April 02) zusammen mit der Initiative „Linkes Kassel“ (LinKa) zu sehen.
Von Nazis und Krawallen Am 30. August 2002 besuchte dann die NPD im Bundestagswahlkampf Kassel. Wir setzten alles an eine linksradikale Mobilisierung. Auch wollten wir eine Beteiligung von sozial benachteiligten Jugendlichen der sozialen Brennpunkte erreichen. Eine von uns angeregte und vom „Bündnis gegen Rechts“, dessen Mitglied wir waren, getragene Demonstration vom holländischen Platz war von vielen, besonders jungen
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Auflösungserklärung der Autonomen Antifa Kassel (AAK) März 2004 Schülern besucht, die sich auch zum großen Teil unserem antifaschistischen Block anschlossen. Teils Verdienst der Lokalredaktion der Hessisch-Niedersächsischen Allgemeinen (HNA), teils der unserer eigenen Bemühungen. Die „Bazille-Gruppe“ und einige unorganisierte, diffuse Linke blieben der Demonstration wegen unserem maßgeblichen Anteil fern. Eine antifaschistische Einheit, die wir mit allen Kräften in Kassel erreichen wollten, fand so nicht statt. Dennoch ist es sehr erfreulich, dass im Anschluss an die Demonstration Nazis von der NDP-Veranstaltung vertrieben wurden. Die Nazi-Kneipe „Stadt Stockholm“, in der die Fachisten vor dem Mob geflohen war, wurde von Antifaschisten und junge Immigranten aus den Kasseler Problemvierteln auseinander genommen. Nur ein Bulle war zum Schutz der Nazis da und bekam dafür eine volle Breitseite Pflastersteine um die Ohren. Eine krasse Fehleinschätzung der Lage von Staats-, Verfassungsschutz und Polizei. Als die NPD ihre Kundgebung, die von Hunderten Protestlern umringt war, abfuhr griffen mehrere vermummte Autonome den abfahrenden Lautsprecherwagen mit Wurfgeschossen an und beschädigten das Nazi-Gefährt schwer. An diesem Tag gelang es bürgerliche Jugendliche auf eine antifaschistische Demonstration und in den autonomen Block, trotz der Hetze seitens der Bullen und des Verfassungsschutzes zu integrieren. Ferner konnten wir Immigranten-Kids dazu bewegen gegen die Nazis militant vorzugehen. Auch gelang es die Nazis direkt anzugreifen. Dafür, dass beim vorherigen Naziaufmarsch am 28. Oktober 2000, an dem wir uns lediglich unterstützend beteiligten, Nichts der gleichen passierte und bürgerliche Kräfte unter dem Motto „Eine Stadt steht auf“ das Feld dominierten sind die militanten Auseinandersetzungen vom August 2002 ein beachtlicher Erfolg. So titelte die HNA auch dementsprechend „Randale bei Auftritt der NPD“ (31. August).
Von Fehlern und Verfehlten Leider gelang es uns nicht diesen ad hoc zu nutzen. Denn eine Demonstration vom 14. September 2002 war nur sehr schwach besucht. Unglücklicherweise stellte sich nach Abschluss unserer Vorbereitungen heraus, dass am gleichen Tag in Köln das reformistische „ATTAC-“ Netzwerk eine Demo gegen Sozialabbau organisierte und es von den Genossen der Antifa K einen bundesweiten, linksradikalen Block geben sollte. Ein weiterer Grund, den wir nicht beeinflussen konnten war folgendes: Ein erst seit kurzer Zeit bei uns aktives Mitglied hatte die Aufgabe bekommen für Flyer bei der NPD Veranstaltung zur Mobilisierung unserer Demo zwei Wochen später zu sorgen. Er tat es nicht und blieb auch entgegen allen Versprechungen und Beteuerungen unserer Demo fern. Wie wir erst später erführen war er eigentlich Mitglied der „Linka-Gruppe“ im Umfeld des Asta der Uni Kassel. Teile der Kasseler Linken schleusten einen Spion in unsere Gruppe, um Aktionen der AAK zu sabotieren. Die Dimension dieser Tat schockt uns noch heute. Denn noch Monae vorher – im März – hatten wir mit diesen Leuten gemeinsam eine Demonstration
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Auflösungserklärung der Autonomen Antifa Kassel (AAK) März 2004 unter dem Motto „Zusammen kämpfen - Gegen deutsche Großmachtpolitik, Sozialabbau und rassistische Mobilmachung - Kein Friede mit Kapitalismus und Polizeistaat!“ (13. April 02) organisiert. Wir stellten die Logistik und sie konnten unsere Plattform nutzen. Wir waren persönlich und als Gruppe schwer von diesen „Linken“ enttäuscht. Denn wir waren immer bemüht mit allen Kräften zusammen zuarbeiten. Wir haben nie ein schlechtes Wort über andere Organisationen gegenüber dritten verloren – egal wie bürgerlich die Gruppen auch waren. Stets war die antifaschistische Einheit und eine linksradikale Plattform unser Ziel. Leider wurde dies nie wirklich erreicht. Nach diesem innerlinken Spitzel-Vorfall und dem enttäuschenden Ergebnis unserer Demonstration, entschieden wir uns nun auf unabhängige und unorganisierte Menschen zuzuwenden. In diesem Zusammenhang ist auch unsere Veranstaltungsreihe zu sehen.
Von Wissen und Ahnungslosen Im Winter 2002 (November/Dezember) organisierten wir eine Reihe meist sehr gut besuchte Veranstaltungen unter dem Motto: „Leg dein Ohr auf die Schiene der Geschichte – We resist the increasing move to the right“. Bei der vorletzten Veranstaltung stellten wir den Referenten. Dieser zeigte an Hand einer historischen Herleitung den Stand und die Probleme des deutschen Nationalismus auf und wollte anschließend Wege des Widerstandes gegen deutsche Neonazis - auch speziell in Kassel - diskutieren. Der kleine Saal war mit über 30 Leuten gut gefüllt. Unter ihnen auch fünf Menschen, die der „Bazille-Gruppe“ zuzurechnen sind. Hier kam es auch zum Eklat. Schon während des Vortrages versuchten diese Leute den Referenten zu stören. Kurz vor dem Ende begann das Schauspiel. Einer der Gruppe versuchte dem Referenten das Wort abzuschneiden. Der Saal protestierte. Der Referent setzte seinen Vortrag fort und erhielt Applaus. In der anschließenden Diskussion sollte es eigentlich um antifaschistische Strategien gegen den lokalen, organisierten Neofaschismus gehen. Die AAK ging sogar so weit ihren polemisierenden Kritikern die Hand zur Zusammenarbeit zu reichen, um eine breitere und wirkungsvollere Politik auf lokaler Ebene erreichen zu können. Denn der AAK ging es immer nur um den politischen Kampf, die Sache, die Politik. Doch darum, und die anschließende Auseinandersetzung zeigt dies, ging es den anwesenden Leuten der „Bazille-Gruppe“ eben nicht. Sie versuchten mit Pöbeleien, Provokationen und wilden Vorwürfen die Sitzung zu sprengen. Dies gelang ihnen zu ihrer Enttäuschung leider nicht. Denn stets war die Redeleitung um eine sachliche und vor allem der „Sache“, dem antifaschistischem Kampf dienenden Diskurs bemüht. So endete die Veranstaltung mit einem gut inszenierten Wutausbruch des Hauptpöblers: „Für euren scheiß Marx interessiere ich mich nicht. Ihr seid doch alles Stalinisten.“ Auch diese Beleidigung verhallte im Raum – unkommentiert.
Von Bazillen und anderem Ungeziefer Was war der Hintergrund für diese inszenierte Attacke? Wir hatten doch keinem von ihnen etwas getan, oder? Das „autonome Zentrum Bazille“ genoss Mitte der 90er einen guten Ruf in Kassel und darüber hinaus. Nur im Zuge des allgemeinen Niedergangs der Linken und dem Durchsetzen bestimmender WGs im besonderen zogen sich viele kluge Köpfe zurück ins Private. Eine WG blieb und finanzierte das
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Auflösungserklärung der Autonomen Antifa Kassel (AAK) März 2004 gesäuberte Zentrum mit Daueraufträgen von ihren kleinbürgerlichen Jobs weiter. Nur Politik betrieben sie keine. Eine Veranstaltungsreihe 1999/2000, an der sie mitarbeiteten, war ihre letzte Aktion. Seit dem herrscht dort bis auf sektiererische Kleinkonzerte und Voküs Stille. Politisch kam aus der Sickingstraße nichts mehr. So waren es die stets sich steigernde Aktivität der AAK, welche die „Bazille-Gruppe“ stets an ihre eigene Inaktivität und inhaltliche Leere erinnerte. So versuchte ein Teil dieser Gruppe der AAK auf die Nerven zu gehen. Bezeichnend für die „BazilleGruppe“ war die Tatsache, dass nur dann von ihnen Aktivitäten zu verzeichnen waren, wenn es galt unsere Aktionen zu zerreden oder zu sabotieren. Nach dem Eklat bei unserer Veranstaltung zogen wir aus der „Bazille“ aus. Seit dem herrscht dort Totenstille. Ganz nach dem Axiom: Aus der Bazille nichts neues. Dennoch war die Veranstaltungsreihe ein großer Erfolg. Uns gelang es in Schulen Fuß zu fassen und endgültig eine Infrastruktur aufzubauen. So war die Reihe der Beweis, dass wir in der Lage waren öffentlich Dinge professionell und verbindlich zu organisieren. So waren wir nun nicht nur inhaltlich mit anderen politischen Organisationen in Kassel, sondern auch organisatorisch auf einer Augenhöhe.
Von Kriegstreibern zu Friedensbewegten (Exkurs) Nach der Veranstaltungsreihe beteiligten wir uns mit einem eigenständigen Block an einer Anti-Kriegs Demo am 26. Oktober 2002. Der Irakkrieg lag in der Luft. Der miefige Geruch der Friedensbewegung auch. So versuchten wir radikale Inhalte in den öffentlichen Diskurs zu bringen, doch dominierte der „Bundesausschuss Friedensratschlag“, Äquivalent zum „Kasseler Friedensforum“, Äquivalent zur „Arbeitsgruppe Friedensforschung an der Universität Kassel“ mit ihrem großen allwissenden Sprecher, Äquivalent Vorsitzendem, Äquivalent geistigem Führer, Äquivalent Ähhh, die Diskussion. Kein Tag verstrich ohne, dass die Friedensfighter einen Appell „an unseren Bundeskanzler“ richtete keine deutschen Soldaten für fremde Interessen zu opfern. Vielmehr sollten Konflikte friedlich und auf zivilgesellschaftlichem Wege gelöst werden. Beim regelmäßigem Lesen solcher Pamphlete bildete sich über die Zeit ein Würgereflex heraus – ganz automatisch. Wo im Geist des allwissenden Vorsitzenden die letzten 150 Jahre (industrie-) kapitalistischer Geschichte ihren Platz haben kann nicht gesagt werden. Wie es allerdings möglich ist mit der Naivität eines wenige Jahre alten Kleinkindes die tagespolitische Situation und herrschenden Mechanismen so miss zudeuten und daran zu glauben, dass durch Petitionen an den Bundeskanzler eine menschlichere Politik, zumal von amerikanischer Seite, gemacht werden würde, entzieht sich jeder Rationalität. Das Verhalten der Bundesregierung im und nach dem Wahlkampf war scheinheilig genug, aber das „Schröder, Schröder-“ Gebrüll der Friedensbewegung erweckte einen widerlichen Ekel. Anstatt die Scheinheiligkeit und ekelerregende Heuchelei der herrschenden Politik aufzuzeigen, folgten die Führer der Friedensbewegung – 4 Jahre nach dem Kosovokrieg, dem ersten deutschen Angriffskrieg nach 1945, den Kurs ihres, nun so vernünftigen Kanzlers, gefolgt von den Millionen nichtsahnender Bürger. Mit den ersten Bomben auf Bagdad und dem Abebben der Proteste hörte auch der schale Geschmack bei der Betrachtung des Friedensratschlages auf. Man war den Amies für ihren schnellen Sieg ja fast dankbar. Denn endlich erhielten die Friedensfighter mit ihrer Volksverdummungskampagne in den Medien keine Sendezeit mehr. Der Mohr hatte seine integrative Arbeit geleistet und konnte nun wieder gehen.
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Auflösungserklärung der Autonomen Antifa Kassel (AAK) März 2004
Das schlimme dabei war, dass sich die selbsternannten Köpfe der Friedensbewegung sich nicht zu schade waren (und sind) ein lächerliches Dasein in geistiger Naivität zu fristen und dann alle 10 Jahre wenn eine Bundesregierung sie zum inszenierten Protest ruft, angeschlichen zu kommen und heuchlerische Friedensreden zu halten. Man fragt sich wie sie an die Vernunft von Präsidenten und Kanzlern appellieren können, wenn ihre eigene sie vor Jahrzehnten schon verlassen hat.
Von Bambule und anderen Krawallen Nach der erfolgreichen Veranstaltungsreihe widmeten wir mit der Institutionalisierung der Jugendantifa der Nachwuchsarbeit einige Zeit. Daneben nahmen wir zu den viel versprechenden Entwicklungen um den Bauwagenplatz „Bambule“ in Hamburg Stellung und mobilisierten gleich bei der ersten Demo dorthin. Auch setzten wir lokal und regional für die Unterstützung des Protestes ein. Doch nachdem die Hamburger mehrfach gezeigt hatten, dass sie nicht in der Lage waren den Protest entweder in einen wenig radikalen, bürgerlichen Massenprotest oder in eine dauernde militante Auseinadersetzung zu führen – sie versuchten beides gleichzeitig - ebbte dieses letzte Aufbegehren autonomer Mobilisierungsfähigkeit ab. Des weitern versuchten wir mit Dokumentationen über die Beschlagnahmung der „Phase 2“ und dem Mord in Erfurt bundesweite Themen Kassel näher zu bringen.
Von Attentaten und anderen Attacken Im Februar 2003 kam es zu einer Tat bis dahin unvorstellbaren Ausmaßes. Faschisten hatten in Morgengrauen des 20.2.03 auf einen sich gegen Rechts engagierenden Lehrer ein Attentat verübt. Nur um Millimeter verfehlte die Kugel den Kopf des Mannes. Die tat schockierte uns. Sie zeigte die neue Dimension und das qualitativ gesteigerte Potential der Nazi-Zelle um den Terroristen Bernd Tötder auf. Doch zu unserem Entsetzen war nicht ein antifaschistischer Aufschrei der Linken oder Bürger die Folge, sondern die Verharmlosung des mörderischen Anschlags. Solange die Polizei nicht Nazis als Täter gefasst hatte dürften Antifaschisten nicht von Nazis als Tätern ausgehen. Ja es wurde ernsthaft davon gesprochen dass einem vorbeispazierendem Jäger die Flinte losgegangen sein könnte. Manche gingen so weit Nachbarn oder den Lehrer selber als Attentäter zu verdächtigen. Eine nach den Erfahrungen des wi(e)dervereinigeten Deutschlands mit über 150 ermordeten Menschen durch Nazis und der Feigheit deutscher Normalos haarsträubende Argumentation. Sozialdemokraten und Grüne, ja selbst CDU-Mitglieder gingen mal mehr mal weniger hinter vorgehaltener Hand von „Rechtsradikalen“ als Täter aus. Leute, die sich selber als „links“ oder gar „linksradikal“ bezeichneten dagegen
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Auflösungserklärung der Autonomen Antifa Kassel (AAK) März 2004 vehement nicht. Ganz im Gegenteil: Sie verharmlosten die Situation. Das bezeichnende dabei. In Kassel gab es seit längerem eine Nazi-Zelle um Bernd T'f6tder. Bei einer im Winter 2002 vorangegangenen Hausdurchsuchung wurde eine große Anzahl von Waffen gefunden. Auch sei an den verurteilten Rechtsterroristen Werner Kahl, Besitzer des Freizeitausstatters „US-Center“ erinnert. Doch kein noch so handfestes Argument konnte die Zweifler stoppen. Die AAK fing sogleich mit bekannt werden der Tat an Vorbereitungen für eine breite Kampagne gegen den faschistischen Terror zu entfalten. Eine Demo am 7. März 2003, 14 Tage nach dem Attentat sollte ein beeindruckendes Zeichen gegen den Faschismus setzen. Unser Motto: „Talking is over – Action is on, Faschismus angreifen”. Man beachte hier den verwendeten Konjunktiv. Denn es kam anders als gedacht.
Kritiker der „Bazille-Gruppe“ und „LinKa“ warfen uns vor wir würden mit unseren Aufklärungsaktionen und Mobilisierungsversuchen das Leben des Lehrers gefährden. Doch wir verwendeten in unseren Publikationen nur Informationen, die am 21. Februar (ff) in der HNA gestanden hatten. Erkenntnisse aus unserem Recherchearchiv blieben stets unter strengem Verschluss. Aber der Lehrer hingegen hatte der HNA kurz nach dem Attentat ein langes und breites Interview gegeben. Es entwickelte sich eine ausgedehnte Kampagne – nicht gegen den faschistischen Terror, sondern gegen die politische Arbeit der AAK. Unsere Genossen wurden belästigt, Drohungen ausgesprochen. Es ging sogar so weit, dass Genossen mehrmals am Tag von verschiedenen Menschen auf offener Strasse angelabert wurden. Den Nazis hingegen passierte nichts. Nach der Drohung eine von uns organisierte Mobilisierungsveranstaltung am 5. März attackieren zu wollen, sagten wir diese ab. Wir drosselten unsere Bemühungen. Denn unser Ziel eine antifaschistische Einheit aller Linken zu Stande zu bringen war nicht mehr möglich. Auch eine breite öffentliche Diskussion um Neofaschismus im Allgemeinen und militärisch geschulten Nazi-Terroristen in Kassel im Besonderen konnte so nicht entstehen. Dabei wäre es hier möglich gewesen den Nazis – nach ihrer Schlappe im letzten Sommer – wirkungsvoll entgegenzutreten. Der Anschlag, das Schweigen der Lokalpolitik und Presse sowie das vertuschende Verhalten der Bullen bot ungeahnten lokalpolitischen Sprengstoff. So lagen unsere Forderungen nach Offenlegung der Ermittlungsergebnisse, die Offenlegung der Staatsschutzakten zum militanten und organisierten Neofaschismus in Kassel und Region, die Forderung nach einer Stellungnahme und Positionierung aller bürgerlichen, politischen Parteien in Kassel, einer Stellungnahme des Kasseler CDU- Politikers und Mattenberger Moscheebaugegners Christoph Rene Hollers und die Schließung der
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Auflösungserklärung der Autonomen Antifa Kassel (AAK) März 2004 Neonazitreffpunkte US- Shop Outfit Freizeit am Stern und der Kneipe „Stadt Stockholm“ am Entenanger nahe. Leider machte das Kartell des Schweigens, von „Bündis gegen Recht“ bis Lokalmedien das Vertuschen und Verharmlosen der Tat möglich. So stellte sich nach kurzer Zeit heraus, dass nur die AAK bereit war sich dem Thema zu stellen. Alle anderen – egal ob bürgerliche Parteien, Friedensforum, „Bazillen“, Sozialistische Alternative Voran (SAV), Asta der Uni Kassel, organisiert Unorganisierte oder des „Bündnisses gegen Rechts“, schwiegen oder verharmlosten das Attentat und die Situation in Kassel. Besonders beschämend war das Verhalten des „Bündnisses gegen Rechts“. Obwohl auch hier hinter vorgehaltener Hand sogar Namen von potentiellen Attentätern die Runde machten, war hier keine Aktivität und Unterstützung zu holen. Nicht einmal zu einer Pressemitteilung konnten sich die beteiligten Gruppen, von DGB, SAV, Bazillen, Friedensforum, VVN-BdA etc. bewegen lassen. Daher gingen wir wegen der mangelnden Unterstützung und des harschen Gegenwindes mit relativ geringen Erwartungen zu unserer Demonstration vom 7. März. Doch erlebten wir hier eine positive Überraschung. Rund 300 unorganisierte Schüler und Studenten, Antifas aus der Region und ältere Unterstützer erschienen und ließen die geschmähte Demonstration zu einem wahren Erfolg werden. Am Kasseler Stern kam es dann zu einer kurzen Auseinandersetzung mit der Polizei. Nachdem die Demoleitung deeskalierend eingriff (Die Bullen hatten Hunde aufgefahren) ging die Demo geordnet weiter. Nun schlossen sich auch ImmigrantenKids des nahe gelegenen Kiez an. So bleib unseren Kritikern nichts anders übrig als mit tendenziösen Fotos unseren Erfolg klein zu reden. Unsere Fotos hingegen bewiesen ihr infames Lügenmärchen einer Demo „mit weniger als 100 Leuten“.
Von Bünden und Bindungen Wie oben erwähnt machte das „Bündnis gegen Rechts“ eine mehr als zweifelhafte Figur bei dieser Affäre. Letztlich hat diese Vereinigung, der wir anschließend den Rücken kehrten, versagt. Wenn ein Bündnis bei einer solch eindeutigen Aktion, wie einem militärisch geplanten und ausgeführtem Attentat faschistischer Terroristen nicht sofortige Gegenmaßnahmen einleitet und versucht einen öffentlichen Diskurs aufzubauen und so wenigstens Druck auf Staat (hier Kommunalverwaltung) und Polizei auszuüben hat es jegliche Glaubwürdigkeit verspielt. Wie kann man nur in einer solchen Situation schweigen. Scheinbar war es den dortigen, ein gut gesättigtes, bürgerliches Leben führenden Individuen einfach zu gefährlich etwas zu unternehmen. Hier stellt sich die ungemeine Zivilfeigheit und Charakterlosigkeit des „Bündnisses Gegen Rechts“ dar. Dort wo es hätte einschreiten müssen, dort wo eine Bewährungsprobe auf es wartete. Dort ist es gescheitert und zu einem bloßen Witzverein verkommen.
Von reformerischen Sozialisten und sozialistischen Reformisten An dieser Stelle ist auch die Sozialistische Alternative Voran (SAV) zu nennen, die durch ihren platten, theoretischen Reformismus (Bildung statt Bomben u.Ä.) und hohlen nicht durchdachten, aber stets streng legalen Aktionismus bekannt ist.
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Auflösungserklärung der Autonomen Antifa Kassel (AAK) März 2004 Bekannt dürfte auch sein, dass Kassel auch zu den glücklichen Städten gehört in denen diese Gruppe agiert. Da das Verhalten der SAV im Allgemeinen schon oben umschrieben ist soll hier nur auf ihr Verhalten bei der NPD-Kundgebung (August 2002) und ihr Nichtverhalten beim faschistischen Attentat (März 2003) im Einzelnen eingegangen werden. Bei den antifaschistischen Bestrebungen im August 2002 überschlugen sich die klugen Köpfe der SAV damit eine ungeahnte Radikalität an den Tag zu legen. Allerdings nur bis zu dem Tag an dem die Nazis in der Stadt kamen. Trotz aller möglichen Zusagen Seitens der Führung dieser möchtegern trotzkistischen Gruppe unsere Aktionen auf der Demo und im Anschluss zu unterstützen, war in kritischen Momenten, so bei Durchbruchversuchen bei der Demo plötzlich von der revolutionären Vorhut SAV nichts mehr zu sehen. Noch bezeichnender ist ihr rückradloses Verhalten im Februar/März 2003 gewesen. Hier zeigte sich eine Fähigkeit der sonst so geschwätzigen Reformisten, die bis dato noch nie kennzeichnend für sie gewesen war: eisernes Schweigen. So regierten nicht auf Anschreiben, An- oder Aufrufe. Auch war später keiner von ihnen – nicht mal eine Schülerabordnung – auf der Demo vom 7. März zu sehen. Sonst sonnen sie sich stets im revolutionärem und antistalinistischem Antifaschismus und verherrlichen den Kampf in Spanien. Wenn es allerdings darauf ankommt wirkungsvolle Politik zu entfalten. Widersprüche in der Gesellschaft außerhalb reformistischer, konformistischer Grenzen aufzudecken, geht die Sozialistische Alternative nicht Voran, sondern auf Tauchstation. Neben ihrer theoretischen und organisatorischen Beschränktheit war es sicherlich auch die Angst vor dem Establishment, dem der „linken Szene“ und dem des Staates.
Von „linken“ Asten und anderem freiheitlich-demokratischem Übungsgelände Da wir oben vom staatlichem Establishment sprachen, seien diese Zeilen dem bürgerlich-freiheitlich-demokratischem aber sonst streng „linken“ Elitennachwuchs gewidmet. Wir sprechen vom Allgemeinen Studierenden Ausschuss der Uni Kassel (ASTA Kassel). Die hier regierende Alternative Liste war (A.li) bei den Studierenden mit dem Versprechen angetreten „linke“ Politik, Gruppen und Infrastruktur mit ihren Geldern zu unterstützen. Nun begab es sich, dass wir zur schnellen Vorbereitung und Mobilisierung als Reaktion auf das faschistische Attentat vom Februar `03 zum Beispiel Kopiergeräte benötigten, welche der Asta generell allen linken Gruppen zur Verfügung stellt. Als sich unser unverschämter Versuch gegen faschistischterroristische Tendenzen Widerstand zu organisieren auch beim bekifften HippyAsta herumsprach kam es in den Räumen der Studentenvertreter fast zu Handgreiflichkeiten. Der Anlass: Mitglieder der Jugendantifa hatten den dortigen Kopierer zur Vervielfältigung von Flyern benutzt. Nachdem ein im Asta hrumlungerndes Mitglied der „Linka-Gruppe“ dies bemerkte, rannte der anwesende Teil des Asta herbei, nahm die Flyer der völlig überrumpelten Kiddys in Augenschein und Verbot den jungen Antifaschisten weiteres Kopieren, „bis der Asta einen Beschluss gefasst hätte“. Nach einer heftigen Diskussion konnte nur noch der geordnete und geschlossene Rückzug aus dem Asta-Gebäude verhindern, dass der anwesende „LinKa-Asta“ Mob auf die Jugendantifa losging. Denn diese hatte argumentativ versucht die Anwesenden über die Notwendigkeit des geschlossenen
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Auflösungserklärung der Autonomen Antifa Kassel (AAK) März 2004 antifaschistischen Widerstandes gegen die ungeheuere Tat zu überzeugen. Der „Asta-Linka-“ Mob aber, der wie sich rausstellte noch nicht einmal unsere Stellungnahme zum Attentat gelesen hatte, da dieser „ja viel zu lang ist“, antwortete mit wilden Vorwürfen, die wir schon die Tage zuvor um den Ohren gehauen bekommen hatten. Beim Asta nichts neues – sozusagen. Letztlich beschloss der Asta der Autonomen Antifa Kassel (AAK) und ihren Unterorganisationen zu verbieten ihre Kopierer zu benutzten. Nicht generell, denn das würde ja gegen ihr pluralistisches Spießbürgertum stehen. Nur Flyer zum faschistischen Attentat durften nicht mehr Vervielfältigt werden. Alles andere war ok. Der sich selbst als „links“ bezeichnender Asta, der zur Förderung der Linken von den Studenten gewählt worden war übte brutal Zensur. Dass der Asta Kassel mit seiner „Ali-Gruppe“ als tragendes Mitglied kein ernstzunehmender politischer Faktor ist, sollte allen klar sein, aber in was für eine Art Pogromstimmung sich dessen Mitglieder, von der „Linka-“ Gruppe angestiftet, hinreißen lassen würde, übertraf unsere wildesten Phantasien. Ein vom RCDSbestimmter Asta hätte sicherlich mehr Stil an den Tag gelegt als diese Langzeitstudierenden. Generell zeigten die Ereignisse um das faschistische Attentat, dass die Mitglieder des „Bündnisses gegen Rechts“ weniger an einer antifaschistischen Politik, sondern mehr an Selbstdarstellung und pseudoradikalen Gebären interessiert waren und sind. Produktiver wäre ihr Schweigen gewesen, aber ihre Sabotagearbeit und die Verharmlosung der Tat war einfach grauenhaft abstoßen und widerwärtig.
Von Friedhofsschändung und Nazitrauer Aus diesem Grund verwundert es auch nicht, dass die Schändung des jüdischen Friedhofes am Wochenende des Hess-Gedenkmarsches (August 03) in KasselBettenhausen von der Polizei von Beginn an nicht als politische Straftat gewertet wurden. Sie bagatellisierte den Vorfall als Kleinenjungenstreich und „ermittelten in alle Richtungen“. Doch die Ausmaße der umgestoßenen und abgebrochenen Grabsteine und der Zeitpunkt lassen auf einen angetrunkenen Mob Kasseler Neonazis schließen. Doch nach den erschreckenden Erfahrungen mit der Kasseler Öffentlichkeit im Allgemeinen und der Kassler Linken im Besonderen war klar, dass eine ernsthafte Diskussion um die Täterschaft nicht stattfand. Nur einige „Antideutsche“ der „Bazille-Gruppe“ gaben „durchgeknallten Palästinensern“ die Schuld. Angesichts der Fakten ein abscheulicher, ekelerregender Auswurf an geistigem Dünnschiss. Die Bullen fanden keine Täter – schon gar keine Nazis. Die wenige Wochen später stattfindende Schändung eines jüdischen Friedhofes in Gudensberg im Kreis Kassel nahm dann auch keiner mehr wahr, wie dies beim skandalösem Besuch des Kasseler Oberbürgermeisters Georg Lewandowsky bei den Nazi-Organisation „Deutsche Unitarier Religionsgemeinschaft“ (Juni 03) der Fall gewesen war.
Auflösungserklärung der Autonomen Antifa Kassel (AAK) März 2004
Die Folge: Es wurde nicht mehr über Nazis geredet. Denn in Kassel wurden sie von der Linken entweder verschwiegen oder verharmlost. Die AAK als Nestbeschmutzer verachtet. So war die Möglichkeit einer antifaschistischen Politik gegen Nazis in weite Ferne gerückt. Von einer Vermittlung einer radikalen Kapitalismuskritik an außenstehende Kasseler war nicht mehr zu denken. Dies hätte nur Sinn gehabt, wenn von bundesweiter Seite her Impulse gekommen wären. Doch die radikale Linke hatte sich ja verabschiedet. So blickten wir 2003/2004 ziemlich ratlos in Röhre. Unter den oben genannten Bedingungen, und der Schwächung unserer Gruppe durch personelle Verluste war eine Aufrechterhaltung der Arbeit der AAK nicht mehr zu machen. Die Aufrechterhaltung unseres Namens und guten Rufes vor dem Hintergrund der Handlungsunfähigkeit bundesweit und in Kassel war hingegen vor uns und unseren früheren Erfolgen, schlicht, vor unserer Geschichte nicht zu verantworten.
Von Guten Wünschen Also lösen wir uns mit sofortiger Wirkung auf. Wir wünschen allen Genossen ein schönes und erfolgreiches Leben in privater und politischer Hinsicht. Wir wünschen unseren Genossen in Verfahren und Knästen Mut und zollen ihnen unser letztes Mal Solidarität und Respekt. Wir hoffen inständig auf die Revitalisierung der radikalen Linken oder der Entstehung einer neuen, unkontrollierten Bewegung, die auf unsere Erfahrungen und Konzepte zurückgreifen kann. Denn eines ist klar. Radikale Kritik an den kapitalistischen Verhältnissen, der militante Kampf gegen Faschismus und seiner gesellschaftlichen Grundlage, dem Kapitalismus ist in den heutigen, neoliberal-imperialistischen Zeiten nötiger denn je.
Von Schönen Aussichten Ob und wenn was der AAK folgen wird ist zur Zeit unklar. Vielleicht wird es von Zeit zu Zeit in besseren Tagen wieder Texte von uns geben. Vielleicht werden wir wenn es nötig und möglich sein sollte mit unserer Homepage einen Service leisten können. Vielleicht werden sich Teile unserer Gruppe zur Weiterentwicklung des radikal-militanten Widerstandes entschließen. Nur eines steht heute fest. Was nach uns kommt wissen wir nicht.
The End.