Au spezial 2005

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Umschau A N T I FA

l a zi e Sp

2005

Infos aus dem linken Spektrum F端r alle und zwar umsonst

nobody will stop us ... A utonome A ntifa I nfernal


Inhalt________________________________________________________ 03

Vorwort

05

Januar:

Geschichtsrevisionistische Auftaktveranstaltung verhindert – Neonazis gestoppt

06

Februar:

7000 Neonazis marschieren in Dresden und betrauern Opfer des “alliierten Bombenterrors”

08

März:

Kameradschaft Tor inklusive Mädelgruppe und Berliner Alternative Südost verboten

11

Interview:

... ein Gespräch mit dem Netzwerk Antifaschistisches Bündnis Süd Ost

15

April:

Das neue Versammlungsgesetz

18

Mai:

8. Mai – Tag der Befreiung // Aufmarschversuch der NPD scheitert

21

Juni:

Hausbesetzungen - ein Anachronismus?

24

Interview:

... ein Gespräch mit der AK Antifa Potsdam

27

Juli:

Repression (von lat.: reprimere v. primere drängen, drücken)

30

August:

20. August - Wunsiedel // Aufmarschversuch von Nazis scheitert

33

September:

Wild Wild Net ...

36

Interview:

... ein Gespräch mit der Linken Bande Spandau

38

Oktober:

Großer Zapfenstreich in Berlin // NPD Aufmarsch in Göttingen nach Krawallen abgebrochen

40

November:

Antifa-Demo gegen Nazistrukturen in Lichtenberg // Neonazis provozieren vor Kneipe

42

Interview:

... ein Gespräch mit der Kampagne “We will rock you”

46

Dezember:

Berliner Antifas in Schweden bis heute in U-Haft // Antifa-Demos durch Berlin Kreuzberg und Neukölln gegen rechten Lifestyle

49

click it!

51

Abkürzungen


Hallo liebe LeserInnen,

D

as neue Jahr hat begonnen und wir blicken

seinem repressiven und autoritären Charakter aber

noch einmal auf das Vergangene zurück.

nur kosmetische Wirkung: Die AktivistInnen der

2005 war unter anderem von Debatten rund um

ehemaligen Nazigruppen sind weiterhin aktiv und

den 60. Jahrestag der Befreiung vom deutschen

haben unter anderem auch Zuflucht im Schoß der

Faschismus gekennzeichnet. Das historische

Berliner NPD gefunden. Organisierte Neonazis

Datum erfuhr in der öffentlichen Auseinanderset-

treten also weiterhin beständig in der Öffentlich-

zung Umdeutungen hinsichtlich der Verantwor-

keit und seit Jahren in unerträglicher Häufigkeit

tung von Tätern und Opfern. Dieser Diskurs, der

im Südosten Berlins auf. Um dem entgegen zu

nicht

geschichtsrevisionistischen

wirken hat sich ein aus drei Berliner Gruppen

Tendenzen war, wurde sowohl von Neonazis, als

bestehendes antifaschistisches Netzwerk gebildet.

auch Teilen der etablierten Parteien sowie der bür-

Lest unser Interview mit dem Antifaschistischen

gerlichen Öffentlichkeit geführt.

Bündnis Südost (ABSO) auf Seite 11.

frei

von

Antifas waren bemüht sich diesem Trend entgegenzustellen und organisierten eigenständige

Die Repressionskeule 2005 traf aber nicht nur

Demos, Kampagnen und Diskussionsveranstal-

organisierte Neonazis. Im Sommer sahen sich akti-

tungen gegen den „deutschen Opfermythos“, so

ve Antifas mit Hausdurchsuchungen und der

geschehen

in

Beschlagnahmung ihrer persönlichen Habselig-

Magdeburg, im Februar in Dresden, am 8. Mai in

keiten konfrontiert. Eine von einer neugegründe-

Berlin und beim alljährlichen neonazistischen

ten jungen Berliner Antifa-Gruppe veranstaltete

Großevent im August in der Ortschaft Wunsiedel,

Party wurde von der Berliner Polizei gesprengt.

dem Rudolf-Heß-Marsch.

Die Feststellung der Personalien aller Gäste sowie

beispielsweise

im

Januar

Im März wurden drei einflussreiche

Berliner

die rigorose Aufnahme der Gesichter mittels

Neonazigruppen verboten, was in der bürgerlichen

Videokamera war unter anderem die Folge eines

Öffentlichkeit und fast durchweg von der gesam-

ominösen

ten Medienwelt als längst notwendige und konse-

Repressionsapparats.

quente Tat gefeiert wurde. Das Verbot hat neben

Als einer der Höhepunkte staatlicher Repression

Ermittlungseifers

des

staatlichen


ist die über Monate andauernde Untersuchungshaft

erkennt, ist nicht immer ersichtlich. Dieses Mankos

der Potsdamer Antifaschistin Julia zu werten. Wir

hat sich die Kampagne „We will rock you“ ange-

unterhielten uns hierüber mit der AK – Antifa

nommen. Was „We will rock you“ 2005 gerissen hat

Potsdam (S. 24).

und von 2006 erwartet, erfahrt ihr im Interview mit der in der Kampagne organisierten Gruppe aktion19

Dass auch Neonazis gern Musik hören und sich ent-

Eichwalde auf S. 42.

sprechend ihrer Ideologie kleiden ist allgemein bekannt. Was für Unternehmen hinter dem Geschäft mit Neonazis stehen und vor allem durch welche

Wir wünschen euch viel Spaß beim Lesen und freu-

Codes man den modisch gekleideten Nationalisten

en uns über Anregungen und Kritik.

Autono me An ti fa I n fern a l [AAI ]

Impressum Herausgebende: Autonome Antifa Infernal [AAI] c/o M99 - Infoladen Manteuffelstraße 99; 10997 Berlin internet: www.antifa-infernal.de.vu mail: sommerpause@gmx.net Die VerteilerInnnen der Antifa Umschau Spezial sind nicht identisch mit den HerausgeberInnen. V.i.S.d.P.: Werner Schnitzel, Glogauer Straße 14, 10845 Berlin


// Januar Geschichtsrevisionistische Auftaktveranstaltung verhindert – Neonazis gestoppt

F

ür den 15. Januar rief die neonazistische

de Polizei zu verstreuen, damit jene den Schutz der

Kameradschaft “Festungsstadt Magdeburg”

Nazis nicht mehr gewährleisten könne. Tatsächlich

zu einem Aufmarsch anlässlich des 60. Jahrestags

konnten diverse Angriffe auf die Nazidemo mit

der Zerstörung Magdeburgs im Zweiten Weltkrieg

mannigfaltigen

auf. Die Ortswahl beruht auf dem Luftangriff vom

Barrikadenbau

16.01.1945, bei der neben den Produktionsanlagen

Bekleidungsladen,

der Rüstungsindustrie die Altstadt zu 90% zerstört

Klamotten bereit hielt, wurde entglast. Aufgrund

wurde.

dieses Widerstandes wurde die Route des

Der erste bundesweite Großaufmarsch von

Naziaufmarsches drastisch verkürzt und die

Neonazis in diesem Jahr bildete den Auftakt für

Demonstration schließlich nach einigen hundert

eine Reihe von Demonstrationen und Veranstal-

Metern aufgelöst.

Wurfgeschossen verzeichnet welcher

sowie

werden. “Thor

Ein

Steinar”

tungen mit dem Ziel die deutschen Verbrechen im Zweiten Weltkrieg zu leugnen bzw. zu verharmlo-

Dem Versuch des Geschichtsrevisionismus, der

sen. Dank des antifaschistischen Widerstandes

Leugnung der Hauptverantwortung am Zweiten

endete der Versuch der revisionistischen Agitation

Weltkrieg, der Verharmlosung vom Ausmaß und

aber für die Neonazis in einem Desaster.

der Verbrechen Deutschlands setzen Antifaschist-

Mindestens 1300 antifaschistische Demoteilneh-

Innen ab Januar 2005 überall entgegen: „Gegen den

mer und viele Kleingruppen waren auf den Straßen

deutschen Opfermythos! Geschichtsrevisionismus

mit dem Ziel unterwegs entweder den Naziauf-

bekämpfen“ in Magdeburg, Dresden, Berlin,

marsch mit fast 1000 Teilnehmern direkt anzugrei-

Wunsiedel, Halbe – anderswo und jedes Jahr aufs

fen oder aber durch diverse Aktionen die anwesen-

neue ...

_09.01.05 Berlin

Einsatzhundertschaft den

die Wohnung eines Antifas ein und

Mehrere tausend Menschen nah-

linksradikalen Block angriffen.

randalierten dort.

Luxemburg und Karl Liebknecht

_29.01.05 Gera

_29.01.05 Kiel

Gedenkdemonstration teil.

350 AntifaschistInnen demonstrier-

8.000 Demonstranten schafften es

Begleitet wurde die Demonstration

ten unter dem Motto „Break the

den Naziaufmarsch mit 250 Teil-

durch ein massives

silence. Naziläden abreißen -

nehmern unter dem Motto “Gegen

Polizeiaufgebot, aus dem heraus

deutsche Zustände angreifen”. In

Multikulti und Hartz IV” nur wenige

die 23. und 24. Berliner

der selben Nacht brachen Nazis in

Meter weit kommen zu lassen.

men an der alljährlichen Rosa


// Februar 7000 Neonazis marschieren in Dresden und betrauern Opfer des “alliierten Bombenterrors”

A

m 13. Februar erlebte die sächsische Landes-

stischen Szene einen ähnlich identitätsstiftenden

hauptstadt einen der größten Aufmärsche

Einfluss wie das Rudolf-Heß-Gedenken in

von Alt- und Neonazis in Deutschland seit dem

Wunsiedel. Die führenden Köpfe der rechtsextre-

Ende des Zweiten Weltkrieges. Nach Schätzungen

men Parteien, der NPD-Bundesvorsitzende Udo

antifaschistischer Gruppen folgten über 7000

Voigt, der sächsische Fraktionschef Holger Apfel,

Rechtsextreme (die Polizei schätzte 5000) aus dem

der frühere Republikaner-Vorsitzende Franz

gesamten Bundesgebiet dem Aufruf der Jungen

Schönhuber (verstorben am 27. November 2005)

Landsmannschaft Ostpreußen (JLO).

und DVU-Chef Gerhard Frey demonstrieren hier Einigkeit am rechten Rand.

Im Vorfeld ihres Aufmarsches hatte die JLO einen Kranz mit der Aufschrift „Dresden, Irak. Phosphor,

Ein Protestmarsch von ca. 10 000 Bürgern

Napalm, Sprengbomben“ niedergelegt, auf dem

(„Lautstark gegen rechts“), organisiert von

auch der Ausspruch Bertolt Brechts „Der Schoß ist

Gewerkschaften,

fruchtbar noch, aus dem das kroch“ zu lesen war.

Initiativen sowie Kirchen, verlief wie gewohnt

Der Missbrauch des Zitats ist Teil der Strategie der

unter dem Motto „Dabei sein ist alles“, statt

öffentlich geführten partiellen Umdeutung der

„Verhindern mit allen Mitteln“.

deutschen Geschichte, mit der die Angriffe alliier-

Ungefähr 1500 Antifas waren ebenfalls in Dresden

ter Bomber zum Völkermord deklariert und mit

vor Ort, um das unsägliche neonazistische Trauer-

dem Holocaust auf eine Stufe gestellt werden. Die

spiel platzen zu lassen. Bei einer Vielzahl von

Pflege eines deutschen Opfermythos auf den

Versuchen sich dem rechtsradikalen Aufmarsch

Trauermärschen der JLO hat hierbei in der neonazi-

direkt oder symbolisch zu widersetzen wurden rund

Parteien

und

bürgerlichen

_08.02.05 Magdeburg

_9.02.05 Berlin

NPD-Aufmarsches befand,

Das Antifaschistische Aktions-

Am Amtsgericht Moabit fand der

Widerstand geleistet haben soll.

bündnis Magdeburg veranstaltete

letzte Prozesstag gegen einen

eine Gedenkveranstaltung zum

Bernauer Antifaschisten statt. Er

_12.02.05 Dresden

achten Todestag von Frank

wurde zu 100 Tagessätzen à 15

Unter dem Motto „Gegen

Böttcher. Er zählt zu den weit mehr

Euro verurteilt, da er am 1. Mai

Geschichtsrevisionismus“ demon-

als 100 Menschen, die seit 1990 in

2004 bei der Räumung einer

strierten ca. 700 Antifas im Vorfeld

Deutschland durch Neonazis ums

Blockade an der Lichtenberger

des Naziaufmarsches am 13.02.05

Leben gekommen sind.

Brücke, die sich auf der Route des

um auf die Verleumdungs- und

06

Anitfa Umschau Spezial 2005


50 Gegendemonstranten vorläufig festgenommen.

stische Agitation unterstellt werden. Allerdings

Sie hätten versucht, die von den Nazis abgehaltene

greifen Neonazis diese Argumentations-muster für

Kundgebung zu stören oder seien vermummt gewe-

ihr unmenschliches Weltbild dankbar auf, was

sen. Während des Naziaufmarsches durch Dresdens

ihnen umso leichter fällt, je mehr Debatten, wie

Innenstadt kam es immer wieder zu Übergriffen der

beispielsweise von der CDU geführt, den Blick auf

Polizei gegen AntifaschistInnen. Zudem wurden

das Leid der Deutschen zentrieren. Denn dann reiht

Versuche, die Nazis mit brennenden Mülltonnen

sich Deutschland in die Nationen der scheinbar zu

und Barrikaden aufzuhalten, von der Polizei verei-

recht

telt. In diesem Zusammenhang mutet es beinahe

Leidtragende einer schrecklichen Katastrophe. Und

lächerlich an, wenn G. Schröder in seiner Erklärung

genau

zum 13.02.05 formuliert: „Wir werden diesen

Desensibilisierung gegenüber den eigentlichen

Versuchen der Umdeutung der Geschichte mit allen

Opfern unterstützt, was die Beseitigung der histo-

Mitteln entgegentreten. Wir werden nicht zulassen,

rischen Verantwortung befürchten lässt und

dass Ursache und Wirkung verkehrt werden.“

Revisionismuskampagnen der Neonazis Vorschub

Trauernden dadurch

ein, wird

gleichgestellt die

als

langsame

leistet. Die scheinbar grenzenlose Einfältigkeit der politischen Elite im Umgang mit dem Rechtsextremis-

Es darf nicht vergessen werden, welches Volk sich

mus hat dazu geführt, dass das Leid der Opfer des

für die faschistische Barbarei immer verantwortlich

Zweiten Weltkrieges öffentlich verharmlost oder

fühlen muss: Der gnadenlose Vernichtungsfeldzug

geleugnet werden kann. Darüber hinaus bedienen

gegen alle, die nicht in das nationalsozialistische

und stärken beispielsweise die Christdemokraten

Weltbild passten, die massenhafte Vernichtung

die Kampagne der Neonazis, in dem explizit die

sogenannten unwerten Lebens in den Todesfabri-

Rote Armee und das Schicksal der deutschen

ken ging eben von deutschem Boden aus und

Vertriebenen oder die Folgen der alliierten

wurde vom Großteil der Deutschen auch getragen.

Bombenangriffe bei der Auseinandersetzung um die Verbrechen des Nationalsozialismus eine hohe Gewichtung erfahren. Derartigen Darstellungen kann nicht grundsätzlich eine geschichtsrevisioni-

Umdeutungsstrategie der Rechten

2004 gestiegen sind. Gleichzeitig

von Zahlungen aus Landes – und

aufmerksam zu machen.

wird von der CDU/SPD-

Bundesmitteln. Wenn der

Landesregierung geplant der

Zuschuss vom Land wegfällt, zieht

_15.02.05 Potsdam

Opferperspektive e.V. die Mittel zu

sich der Bund ebenfalls zurück

Innenminister Jörg Schönbohm

streichen. Der Initiative zur

und der Verein steht vor dem Aus.

(CDU) verkündet, dass die (gemel-

Unterstützung von Opfern rechter

deten) Straftaten mit rechtsextre-

Gewalt wird damit quasi der Hahn

mem Hintergrund um 58 auf 1051

abgedreht, denn ihre

Delikte vom Jahr 2003 auf das Jahr

Handlungsfähigkeit ist abhängig Antifa Umschau Spezial 2005

07


// März 1

Kameradschaft Tor inklusive Mädelgruppe und 2 Berliner Alternative Südost verboten

D

as Land Berlin hat erstmals zwei rechtsextre-

Marzahn. Zu den grundlegenden Betätigungsfel-

me Organisationen verboten. Die Polizei

dern der Gruppen zählten Propaganda-Aktionen,

durchsuchte am Morgen des 09.03.05 zehn

Anti-Antifa-Arbeit, also das Ausspähen und

Wohnungen von Neonazis, davon neun in Berlin

Angreifen aktiver AntifaschistInnen, sowie die

und eine im brandenburgischen Schönefeld. Die

Herstellung

Beamten stellten vielfältiges Propaganda- und

Repräsentanten des Nationalsozialismus explizit

Beweismaterial

Flugblätter,

gehuldigt wurden. Ihren Pamphleten verliehen sie

Aufkleber, T-Shirts sowie Aktenordner und

auch durch praktische Taten Ausdruck. Zu erwäh-

Computer. Die Gruppenkassen wurden beschlag-

nen wären hier beispielsweise Gedenkveranstal-

nahmt.

tungen für den SA-Sturmführer Horst Wessel, der

sicher,

darunter

von

Publikationen

in

denen

auf einem Friedhof in der Mollstraße in BerlinDas Verbot nach dem Vereinsrecht begründete

Prenzlauer Berg begraben liegt. Beide Kamerad-

Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) damit,

schaften beteiligten sich zudem an Mobilisierungen

dass die Gruppierungen gegen die verfassungsmä-

zu regionalen und bundesweiten Nazidemos und

ßige Ordnung der Bundesrepublik verstoßen hätten

nahmen

und

dem

Veranstaltungen Anfahrtswege von mehreren

Nationalsozialismus erkennbar sei. Die beiden neo-

Kilometern in Kauf. Ab Oktober 2003 versuchte

nazistischen Kameradschaften waren vor allem in

die BASO zusammen mit der KS-Tor und anderen

den Berliner Bezirken Lichtenberg und Treptow–

Mitgliedern Berliner Kameradschaften durch eine

Köpenick aktiv. Ihre Mitglieder rekrutierten sie

Reihe von „Hausbesetzungen“ ihren Wunschtraum

aber auch in Bezirken wie Pankow, Hellersdorf und

von einem „Nationalen Jugendzentrum“ Nach-

eine

Wesensverwandtschaft

mit

für

die

Teilnahme

an

diesen

Tendenz steigend

steigt die Zahl der gewaltbereiten

tretend für seine Partei“ zu, in ein-

Die rechtsextremen Parteien haben

Neonazi und organisierten

zelnen Fragen den Positionen der

mit Ausnahme der NPD in den ver-

Kameradschaften. Selbst der

NPD nahe zu stehen; was wohl

gangenen Jahren deutlich an

Verfassungsschutz zählt für Berlin

kaum jemanden überraschte. In der

Mitgliedern verloren. Die

einen Anstieg von ca. 200 auf ins-

Frühjahrsausgabe des AIB 2005

Republikaner verzeichneten zwi-

gesamt 950 Neonazis.

sind ausführliche Informationen über die Verbindungen zwischen

schen 1999 und 2003 ein Mitgliederrückgang von 14000 auf

_06.03.05 Berlin

der CDU und der politischen

8000 Mitglieder. Im Gegensatz dazu

Torsten Hippe (CDU) gibt „stellver-

Rechten zu finden.

08

Anitfa Umschau Spezial 2005


druck zu verleihen. Allerdings kamen sie dabei

an, die auf dem Weg zur Veranstaltung “Des Nazis

nicht über die symbolische Besetzung eines leerste-

neue Kleider“ in der Kneipe „Das Café“ in Berlin

henden Kuhstalls in Brandenburg hinaus. Im

Köpenick waren. Am 10.10.05 demonstrierten etwa

Internet wurde diese „Besetzung“ von den Nazis

45 Neonazis aus dem Umfeld der bereits verbote-

aber in Szene gesetzt und als Erfolg gefeiert.

nen Kameradschaft Tor für die Freilassung von Oliver Oetzel, der wegen versuchten Mordes in

Lokalen Antifas waren die Nazigruppen und die

zwei Fällen in U-Haft sitzt. Am 20. Dezember 05

hinter ihnen stehenden Aktivisten schon lange

fand in Potsdam ein Prozess wegen gefährlicher

bekannt. Ihre Aktionen sowie die wichtigsten

Körperverletzung gegen einige Neonazis statt, der

Rädelsführer3

wurden mehrfach öffentlich gemacht

von mehreren rechtsextremen Sympathisanten

aber von Polizei und Senatsverwaltung für Inneres

begleitet wurde. Sie bedrohten Prozessbeobachter-

lange ignoriert. Dass man über-

Innen; anwesend war auch ein mit

zeugte Anhänger des National-

Videokamera ausgestatteter ehema-

sozialismus und ihrer menschen-

liger Aktivist der KS-Tor.

verachtenden Ideologie aber allein mit Verboten in ihrem

Anhand dieser breitgefächerten

Aktionsrahmen nicht Einhalt

Aktionen zeigt sich, dass das Verbot

gebieten kann war schon wenige

der beiden Gruppen offensichtlich

Tage nach der Polizeiaktion zu

nicht zum Rückzug der Mitglieder

erkennen. So beteiligten sich am

ins Privatleben oder gar zum

19.03.05 beispielsweise laut

Abschwören ihrer Ideologie geführt

Augenzeugen etwa 30 ehemalige Mitglieder der

hat. Wie zu erwarten war, agieren die Neonazis

BASO und KS-Tor an einem Neonaziaufmarsch in

weiterhin in organisierten Zusammenhängen.

Dresden. Vor ihrer Rückfahrt nach Berlin verprü-

Mittels einer simplen Namensänderung genießen

gelten sie am Dresdener Hauptbahnhof mehrere

die vorher verbotenen Strukturen bzw. deren

linke Jugendliche, die zum Teil schwer verletzt

Aktivisten genügend Schutz vor möglicher

wurden. Anfang April griffen etwa 20 Neonazis

Strafverfolgung. So operiert beispielsweise die ehe-

(darunter Ex-BASO-Mitglieder) fünf Jugendliche

malige KS-Tor und ihr neonazistisches Umfeld der-

_08.03.05 Potsdam

wurde in Nauen, Brieselang,

Widerstand getroffenen,

In Potsdam wurde der 20jährige

Falkensee und Schönewalde viet-

Verhaftungsversuch von

Rädelsführer der Gruppe

namesische und türkische Imbisse

Plakatieren durch zwei Berliner

„Freikorps“ zu vier Jahren und

und Restaurants, sowie ein vietna-

Polizisten, zog ein, mit Pfefferspray

sechs Monaten verurteilt. Die

mesischer Kleiderladen angezün-

in Berührung gekommener,

zwölfköpfige Gruppe hatte das Ziel

det.

Beamter seine Pistole und schoss, glücklicherweise, nur in die Luft.

Ausländer durch Zerstörung ihrer Existenzgrundlage zu vertreiben.

_12.03.05 Berlin

Von August 2003 bis Mai 2004

Bei einem gescheiterten, da auf Antifa Umschau Spezial 2005

Alle Plakatierer konnten flüchten.

09


zeit unter dem Label „Freie Kräfte“.

Es

ist

daher

zu

konstatieren,

dass

die

Verbotsverfügung die Neonazis in ihren menschenAufgrund des Verbots der beiden Kameradschaften

verachtenden Handlungsvarianten wenn überhaupt,

witterte auch die NPD ihre Chance: Mit dem weni-

dann nur partiell einschränkt. Nazis werden eben

ge Wochen nach dem Verbot gegründeten Berliner

nicht mit Verboten oder anderen repressiven

Ableger ihrer Jugendorganisation Junge National-

Maßnahmen bekämpft, sondern durch konsequente

demokraten (JN), integrierte sie die zunächst ver-

antifaschistische Interventionen. Diese werden aber

sprengten Mitglieder der Kameradschaften in die

nicht von Polizei oder Senatsverwaltung für

Partei. Die Strategie

Inneres geleistet, sondern durch die kontinuierliche

der NPD Neonazis

Arbeit lokaler Antifa-Gruppen. Die antifaschisti-

aus der Kamerad-

sche Öffentlichkeitsarbeit wird weiterhin mit allen

schaftsszene für ihre

Mitteln Nazis sowie Nazigruppen aufdecken und

Arbeit zu instrumen-

publik machen um den politischen Druck auf sie zu

talisieren, wird von

erhöhen und ihre Aktionsmöglichkeiten auf ein

der rechtsextremen

Minimum zu reduzieren.

Partei seid Jahren

________________

erfolgreich betrieben

1

und zahlt sich im

benannt nach dem Gründungsort Frankfurter Tor

in Berlin Friedrichshain im Jahr 2000

Ergebnis sowohl für die NPD als auch die Freien

2

BASO - gegründet 2003

Kameradschaften aus. So nutzen die Anhänger der

3

z.B.der ehemalige NPD-Vorsitzende des Kreis-

Kameradschaftsszene den Legalitätsstatus der

verbandes Treptow-Köpenick - René Bethage (s.

Partei für den Erhalt ihrer eigen Strukturen und

Bild auf S. 09) (BASO) sowie Daniel Meinel (s.

erledigen im Gegenzug für die NPD anfallende

Bild auf S. 10) und Björn Wild (Kameradschaft

Arbeiten, was sich beispielsweise im Wahljahr

Tor)

2005 durch aktive Unterstützung der NPD und der Verbreitung von Wahlkampfpropaganda durch die ehemaligen Mitglieder der verbotenen Berliner Kameradschaften aufzeigen lässt.

_19.03.05 Barnim

grenzenlos – Unsere Solidarität

Hamburger Punk Thomas S ein.

Eine Gruppe Nazis verübte in der

auch!“ demonstrierten mehrer hun-

Dieser starb kurze Zeit später im

Nacht einen Brandanschlag auf ein

dert Menschen vor dem BKA-

Krankenhaus. Der 17-jährige Täter

türkischen Bistro in Zepernick. Sie

Gelände in Berlin.

wurde gefasst und kam in Untersuchungshaft. In Folge der

zerstörten die Schaufenster und _28.03.05 Dortmund

Ereignisse kam es zu mehreren

In der U-Bahn Station Kampstraße

Demonstrationen, wie auch weite-

_19.03.05 Berlin

stach nach einem Streit ein

ren Übergriffen von

Unter dem Motto „Repression ist

Neonazi auf den 32-jährigen

Rechtsradikalen.

sprühten Hakenkreuze.

10

Anitfa Umschau Spezial 2005


Interview____________________________________________________

“Eine grundlegende Luftveränderung ist nötig!” ... ein Gespräch mit dem Netzwerk Antifaschistisches Bündnis Süd Ost [ABSO]

Hallo, ihr seid also das Antifaschistische Bündnis

gewissen Hintergrundwissen ist es möglich

Südost (ABSO), ein neuer Zusammenschluss lin-

Neonazistrukturen

ker Gruppen, die schon länger in Berlin Politik

Somit haben wir es uns zum Ziel gesetzt die Leute

machen. Wer ist dabei, wer gehört dazu?

durch unsere Veranstaltungsreihe zu bestärken sich

offensiv

entgegenzutreten.

gegen Nazis in ihrem Kiez zur Wehr zu setzen. Hallo zurück. Wie ihr richtig feststellt, sind wir drei Gruppen, die schon eine Weile im Berliner

Denn genau dort liegt oftmals das Problem: Die

Südosten politisch aktiv sind. Uns ist es wichtig,

Nazis versuchen gezielt Leute einzuschüchtern und

gemeinsame antifaschistische Akzente im Bezirk

somit jegliche Gegenöffentlichkeit im Keim zu

Treptow-Köpenick zu setzen, weshalb wir uns im

ersticken. Dem arbeiten wir kontinuierlich entge-

Antifaschistischen Bündnis Südost [ABSO] vernet-

gen. Jeder Mensch hat das Recht sich und seine

zen. Beteiligt sind die Treptower Antifa Gruppe,

Umgebung gegen die rechten Umtriebe zu verteidi-

der Antifaschistische Aufstand Köpenick und die

gen.

Antikapitalistische Aktion Berlin. Wie hat sich das Verbot der ehemaligen Berliner Welche Intention bildete die Grundlage euch im

Nazigruppen Kameradschaft Tor samt deren

ABSO zusammenzuschließen?

„Mädelgruppe“ und der Berliner Alternative Südost auf den Organisationsgrad der Berliner

Wir haben festgestellt, dass aufgrund des immer

Neonaziszene ausgewirkt? Seht ihr die Nazis

massiver werdenden Auftretens gewaltbereiter

durch die Verbotsverfügung zumindest teilweise

Neonazis die Etablierung einer antifaschistischen

geschwächt und wie steht ihr staatlichen Verboten

Gegenkultur zum rechten Mainstream notwendiger

rechtsextremer Strukturen gegenüber?

denn je geworden ist. Unser Ziel ist es zunächst, Menschen anzusprechen und für die gesellschaftli-

Wir haben ja gesehen, was es gebracht hat: Nichts!

chen Probleme zu sensibilisieren. Nur mit einem

Nach anfänglicher Euphorie, zeigte sich sehr

Antifa Umschau Spezial 2005

11


schnell, dass der Berliner Kameradschaftsszene mit

leihen. Mit welchen Mitteln versuchen sie ihre

ein paar schnell ausgesprochenen Verboten seitens

Jugendpolitik durchzusetzen? Seht ihr die

des Innensenators Körting nicht beizukommen ist.

Eröffnung eines „Nationalen Jugendzentrums“

Bereits nach wenigen Wochen traten dieselben

als realistisch an?

Personenzusammenhänge wieder öffentlich in Erscheinung. So wurde eine offenere Zusammen-

Die Frage ist viel eher, was die Nazis sich von

arbeit mit Brandenburger Kameradschaften als

ihrem

auch mit der Berliner NPD ersichtlich. Die Berliner

Jugendzentrum“ versprechen. Während ein Herr

Sektion des Märkischen Heimatschutz beispiels-

Bethage von Freizeitangeboten für „nationale

weise entwickelte sich zu einem Auffangbecken

Jugendliche“ spricht, fordert er in Wirklichkeit

ehemaliger BASO-Aktivisten. Andere fanden eine

einen Rückzugsraum für organisierte gewaltbereite

neue politische Heimat im neugegründeten Berliner

Neonazis. Der selbsternannte Sozialarbeiter hat aus

Stützpunkt der JN.

seinen Zöglingen wie z.B. dem Neonazischläger

Traum

von

einem

„Nationalen

Markus Loczcsynczki organisierte Kader gemacht, Im Großen und Ganzen hat sich gezeigt, dass sich

die auf der Straße Jagd machen auf Nicht-

die Kameradschaftsaktivist in ihrer politischen

Deutsche, nicht-rechte Jugendliche und alle, wel-

Handlungsfähigkeit kaum eingeschränkt sehen und

che nicht in sein streichholzschachtelgroßes

sie im Gegenteil aggressiver als zuvor agieren.

Weltbild passen.

Einen Schwerpunkt setzen sie dabei derzeit auf eine unverblümt dreiste Art der Anti-Antifa-Arbeit,

Ein eigenes Jugendzentrum zu bekommen haben

indem sie Informationen über politische Gegner

sie bislang nicht geschafft und werden dies sicher-

sammeln und diese einschüchtern und bedrohen.

lich auch nicht. Die größere Gefahr besteht darin, dass sie in öffentlichen Jugendclubs sich durch ein

Unserer Ansicht nach bringen Verbote da nicht viel.

massives Auftreten und das Einschüchtern nicht-

Ob derartige Verbote generell abzulehnen sind, dar-

rechter Jugendlicher Räume schaffen, aus welchen

über herrscht auch bei uns Uneinigkeit. Fest steht,

heraus sie agieren können. Hier gilt es dann, Nazis

dass staatliche Repression seine Grenzen hat. Es

so schnell wie möglich aus der Anonymität zu rei-

gilt vielmehr kontinuierlich antifaschistische Arbeit

ßen und die anderen Jugendlichen zu sensibilisie-

zu leisten und eine breite Gegenöffentlichkeit zu

ren sowie zu unterstützen.

schaffen. Nach ihren Demonstrationen oder anderen Nun schon im dritten Jahr demonstrierten im

Aktionen treffen sich die Nazis in auffälliger

Dezember Neonazis durch Berlin Treptow-

Häufigkeit in bestimmten Kneipen am S-Bahnhof

Köpenick um wie in den vergangenen Jahren

Schöneweide. Bilden diese Kneipen generell

ihrer Forderung nach der Errichtung eines

Anlaufpunkte für Nazis und ist die bürgerliche

„Nationalen Jugendzentrums“ Ausdruck zu ver-

Öffentlichkeit für das Problem des neonazisti-

12

Anitfa Umschau Spezial 2005


schen Kneipenpublikums sensibilisiert?

Wunder: In einem Wahllokal in Oberschöneweide machten bei der Bundestagswahl 2005 um die zehn

In direkter Umgebung des Bahnhofs Schöneweide

Prozent ihr Kreuz bei der NPD!

gibt es schon seit Jahren zahlreiche Kneipen, in denen sich regelmäßig Nazis treffen. Im letzten

Doch nicht nur wir, auch engagierte BürgerInnen in

Jahr hat sich die „Spreehexe“ als Treffpunkt der

Schöneweide haben ein Auge auf den Laden

Berliner Kameradschaftsszene besonders hervorge-

geworfen, so dass es glücklicherweise bisher noch

tan.

zu keinen Übergriffen im direkten Umkreis dieses

Nachdem

im

Dezember

2004

eine

Geburtstags-party eines bekannten Neonaziaktivi-

Ladens gekommen ist.

sten dort von der Polizei aufgelöst wurde und zahlreiche Anzeigen u.a. wegen des Verwendens ver-

Nicht

fassungsfeindlicher Symbole ergingen, musste die

Bundeszentrale der NPD, die - neben ihrer

Lokalität aufgrund der fehlenden Ausschank-

Bedeutung für die Neonaziszene in der ganzen

genehmigung vorerst schließen. Kurze Zeit später

BRD - auch den Berliner Kameradschaftsnazis ein

eröffnete sie jedoch wieder und zieht seitdem

Zentrum geworden ist.

zu

vergessen

sei

hier

auch

die

Wochenende für Wochenende die gesamte Berliner Neonaziszene an. So treffen sie sich dort vor und

Eurer Homepage ist zu entnehmen, dass ihr

nach Demonstrationen und planen ihre Übergriffe.

diverse Informationsveranstaltungen zu kapitalismuskritischen

In der bürgerlichen Presse gab es zwar hin und wie-

und

antifaschistischen

der einige kurze Meldungen, im Großen und

Themen anbietet.

Ganzen trifft die Spreehexe jedoch auf eine breite Akzeptanz

seitens

der

AnwohnerInnen

in

Schöneweide. Schockiert ist niemand! Gibt es weitere Räumlichkeiten, in denen Nazis

Seht ihr die

verkehren?

Schwerpunkte eurer Politik in

Seit Oktober 2005 hat die Naziszene rund um

Zukunft eher in der

Schöneweide nun auch einen Naziladen bei sich im

theoretischen Arbeit –

Kiez: Im „Parzifal“ kann sich Neonazi mit allem

was erwartet ihr für 2006 von

eindecken, was das nationalistische Herz begehrt.

eurem Bündnis?

Am Eröffnungstag wurde zwar antifaschistischer Protest laut. Die Antifa-Demo wurde allerdings von

Wir haben festgestellt, dass viele Jugendliche ein

allen Seiten von Nazis angepöbelt: Fenster gingen

großes Interesse an antifaschistischer Politik haben.

auf und Nazifressen beugten sich raus. Kein

So dachten wir uns, ein „Antifaschistischer

Antifa Umschau Spezial 2005

13


wie

Zu guter letzt: Ist der Name ABSO als Anspielung

Nationalem Sozialismus, Antisemitismus aber auch

auf eine im März 2005 verbotene Neonazi-

Sexismus und Kapitalismuskritik wäre da genau

Kameradschaft zu verstehen?

Veranstaltungskalender“

zu

Themen

das Richtige. Zielpublikum sind interessierte junge Menschen aus dem Bezirk aber auch für Menschen

Das war nicht beabsichtigt.

jenseits der 20 stehen unsere Veranstaltungen offen. Wir wollen uns jedoch nicht in der Theoriearbeit erschöpfen. Dies alles soll nur ein anfänglicher Schritt sein, antifaschistische Politik wieder in der Treptow-Köpenicker Öffentlichkeit sichtbar zu machen. So haben wir vor, unsere laufende InfoVeranstaltungsreihe bis März 2006 weiterzuführen. Dabei wollen es keineswegs belassen! Weitere Veranstaltungen, Partys und Aktionen wird es auf jeden Fall geben . Es wird heiß im Berliner SüdOsten. Wir werden den Neonazis ordentlich einheizen und so lange nicht ruhen, bis „Spreehexe“ und „Parzifal“ dicht gemacht wurden und bis sich die Vaerhältnisse nicht nur in Treptow-Köpenick, sondern auch in diesem Land geändert haben. Eine grundlegende Luftveränderung ist nötig!

Antifaschistisches Bündnis Süd Ost [ABSO] internet: www.abso-berlin.tk kontakt: abso@no-log.org

14

Anitfa Umschau Spezial 2005


// April Das neue Versammlungsgesetz

I

m Jahr 2000 fanden zwei rechtsradikale

Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus

Demonstrationen am Brandenburger Tor in

schlug Schily einen Gesetzesentwurf zur Änderung

Berlin statt. Zunächst demonstrierten im Januar

des Demonstrations- und Strafgesetzes vor. In

1000 NPD-Anhänger gegen die geplante Grund-

Zusammenarbeit mit Justizministerin Zypries

steinlegung des Holocaustmahnmals mit anschlie-

(SPD) ging der Entwurf im Februar 2005 an den

ßendem Marsch durch das Brandenburger Tor. Im

Bundestag

März bekundete das gleiche Spektrum Solidarität

Versammlungen leichter verbieten zu können. Der

mit Österreich und dessen Anschluss an das Dritte

Fokus lag auf rechtsextreme Versammmlungen und

Reich im Jahr 1938.

solchen,

mit

dem

die

“eine

Ziel

extremistische

Verherrlichung

oder

Verharmlosung terroristischer Vereinigungen und Nach einem nationalen und internationalen

Terrorakte” zum Inhalt haben. Gerichte versuchten

Aufschrei

bisher meist vergeblich, Neonaziaufmärsche auf

waren

LandespolitikerInnen

sich

Bundes-

und

einig,

der Grundlage einer möglichen

dass etwas gegen solche Bilder

“Gefahr

getan werden musste. So wurde

Sicherheit” zu verbieten, denn

zwar schon im April 2000 ein

das BVerfG sah die Demonstra-

Papier über die Beschränkung

tionsfreiheit immer als das höher

von

rechtsextremistischen

für

die

öffentliche

zu schützende Gut an. Tatsache

Veranstaltungen entwickelt, aber erst im Sommer

ist, dass ein Verbotsantrag basierend auf der Gefahr

2004 griff Innenminister Otto Schily diesen Plan

für die öffentliche Sicherheit von der letzten juris-

wieder auf. Mit scharfem Blick auf den 60.

tischen Instanz regelmäßig mit der Forderung nach

_02.04.05 München

_09.04.05 Potsdam

40 Personen in Brandenburg folgt

Weniger als 500 Neonazis haben an

Gegen den geplanten

das Verbot der Kameradschaften

einer Versammlung inklusive

Wiederaufbau der Garnisonskirche

„Hauptvolk“ und „Sturm 27“ durch

Rechtsrockkonzert teilgenommen.

richtete sich eine Demonstration

den Innenminister Schönbohm

Mehr als 5000 AntifaschistInnen

des Linken Bündnis Potsdam mit

(CDU).

gingen dagegen auf die Straße. Die

400 TeilnehmerInnen. _14.04.05 Berlin

Neonazis mussten von einem immensen Polizeiaufgebot

_12.04.05 Brandenburg

Der Berliner Senat kürzte das Geld

geschützt werden.

Nach Hausdurchsuchungen bei ca.

für Projekte, die sich gegen

Antifa Umschau Spezial 2005

15


mehr Polizei abgelehnt wurde. Die Argumentions-

Februar 05 führten zu kontroversen Diskussionen

kette für eine erfolgreiche Eingabe müsste mit dem

und der Bundestag fand letztendlich keinen

dringenden Verdacht auf Straftaten während einer

Konsens. Auf Ablehnung stieß zum Beispiel die

Demonstration aufgebaut sein, die beim Zeigen des

Möglichkeit

Hitlergrußes oder Tragen von verfassungs-

kritikerInnen

feindlichen Symbolen vorliegen. Man kann hier

strafrechtlich auf eine Stufe stellen zu können. Auf

den Verantwortlichen in Berlin problemlos billi-

Ablehnung stieß außerdem die Bezeichnung des

gendes Kalkül vorwerfen, wenn man sich beispiel-

Holocausts als “organisierte menschenunwürdige

sweise die Vorgehensweise beim Verbotsversuch

Behandlung”

des NPD-Aufmarsches am Brandenburger Tor vom

Dümmlichkeit und Ignoranz erklärbar.

alle VölkermordleugnerInnen bis mit

und

HolocaustleugnernInnen

ist

nur

mit

juristischer

8.Mai 05 ansieht. Obwohl bereits die Anmeldung einer Veranstaltung für den selben Tag und Ort vor-

Im März einigte sich dann die SPD in

lag, erlaubte man stattdessen den Nazis am

Zusammenarbeit mit der CDU/ CSU auf einen

Brandenburger Tor zu marschieren. Mit der

geänderten und deutlich abgeschwächten Entwurf.

Ratifizierung des Entwurfs sollte es

Mit Inkrafttreten sind die Bundesländer ab dem 1.April 05 selbst in der Lage Orte von überre-

1) Bund und Land möglich sein Versammlungs-

gionaler

beschränkungen und -verbote für Orte festzulegen,

Zusammenhang mit den Opfern des National-

die an die “Opfer einer organisierten menschenun-

sozialismus stehen. Dort können rechtsextreme

würdigen Behandlung” erinnern und als ein

Versammlungen nur unter Auflagen stattfinden

nationales Symbol zu sehen sind,

bzw.

Bedeutung

verboten

festzulegen,

werden.

die

Zusätzlich

im

können

öffentliche Äußerungen bis zu drei Jahre Haft nach 2) eine Möglichkeit zum Verbot von Versammlung-

§ 130 StGB bedeuten, wenn der NS verherrlicht

en bieten, die Straftaten von sogenannenten terror-

und die Opfer dadurch verletzt werden. Als einzig

istischen Vereinigungen im In- und Ausland verher-

festgelegter Ort für diese Versammlungsein-

rlichen oder verharmlosen.

schränkung wurde bisher das Holocaustmahnmal in Berlin aufgeführt, während die Länder sich mit der

Schwammige Formulierungen im Entwurf vom

Benennung ihrer zu schützenden Orten noch Zeit

Rechtsextremismus und

_16.04.05 Berlin

_18.04.05 Berlin

Fremdenfeindlichkeit engagieren

“Keine Party ohne uns - Gegen

Eine Tafel der Ausstellung

um 20 Prozent. Auch die Anzahl

Nazifeierlichkeiten vorgehen” lau-

„Motiv.Rechts II“, welche über

der unterstützten Projekte ging im

tete das Motto der 70-köpfigen

Rechtsextreme in Lichtenberg

Vergleich zum Jahr 2003 um fünf

Spontandemo zum 40. NPD-

berichtet, wurde von Neonazis ent-

auf 30 zurück.

Geburtstag. Lautstakt und mit

wendet.

Flyern wurden die AnwohnerInnen

16

in Köpenick über die Umtriebe der

_23.04.05 Berlin

rechtsextremen NPD informiert.

Kundgebung unter dem Motto

Anitfa Umschau Spezial 2005


lassen.

entscheiden können. Für Wunsiedel oder das Völker-schlachtdenkmal in Leipzig greift das

Kritisch zu dem Gesetz äußerten sich FDP und

Gesetz erst gar nicht, da es dort keine Opfer des NS

PDS. Die bestehenden Gesetze hätten vollkommen

gibt, die ein Verbot rechtfertigen würden. Dieser

ausgereicht, was auch das Bundesverfassungs-

Schnell-schuss kann also nur ganz im Sinne des

gericht, bezüglich eines Verbotes von Neonazi-

stellvertretenden Vorsitzenden der CDU/CSU-

demonstrationen am Holocaustmahnmal, bestätig-

Bundestags-fraktion Wolfgang Bosbachs gesehen

te. Auf Zustimmung traf die neue Regelung bei

werden: Erstens “sensiblen Orte” zu schützen,

Paul Spiegel, dem Vorsitzenden des Zentralrat der

wenn “dem Ansehen Deutschlands in der Welt

Juden, denn es gewährleistet, “dass der braune Mob

geschadet werde” und als netter Nebeneffekt geht

sich nicht ausgerechnet an den Orten austoben

es ja auch “um die Wirkung solcher Bilder auf die

kann, die dem unsäglichen Grauen der Nazizeit

Opfer und Hinterbliebenen des Holocaust”. Er

gewidmet sind”. Das diese Aussage nur auf einen

führte das Brandenburger Tor als Paradebeispiel an;

kleinen Teil möglicher Demonstrationsorte zutrifft,

das

scheint ihn nicht zu stören. Auch das Branden-

Versammlungsgesetz gar nicht betroffen und

burger Tor ist von dieser Änderung nicht betroffen,

schützt somit auch niemanden, erst recht keine

was die Bundestags-CDU gleich mit einer

Opfer. Die Entstehung von verbotenen Zonen rüt-

Ausweitung der Bannmeile rund um den Bundestag

telt

wieder wettmachen wollte. Die ist aber nur wirk-

Versammlungsfreiheit und neue Vor-stöße mit

sam, wenn der Bundestag arbeitet, und das

anderer politischer Zielrichtung sind langfristig

wiederum hätte 365 Tage Anwesenheit bedeutet.

absehbar. Für die organisierte Rechte ist der Verlust

Neonazis reicht aber ein Tag im Jahr für einen

symbolischer Orte verschmerzbar und mit einem

Aufmarsch.

neuem Opferstaus zu kompensieren, zumal sie

ist

jedoch

allemal

an

von

den

der

Änderung

Grund-sätzen

des

der

nicht auf ein paar Gedenkstätten angewiesen ist um Was die Änderung des Versammlungsgesetzes für

gewalttätig gegen Andersdenk-ende vorzugehen.

neonazistische Aufmärsche wirklich bedeutet wird

Freuen kann sich letztendlich nur der Bürger, der

die Zukunft zeigen, da die Länder sich abhängig

von ein paar hässlichen Bildern im Fernsehen ver-

vom Parlament oder Senat für die Orte selbst

schont bleibt und der Staat, der wieder etwas mehr

„Thanks to the Allies. Fight the

Mitglieder einer Musikband in

Brandenburger MHS Umfeld und

German delusion.“ mit ca. 100

einem Proberaum in Pankow. Die

aus Berlin zogen unter dem Motto

Teilnehmern in Erinnerung an die

Angreifer wurden später von einer

„Ausweisung krimineller

Befreiung Köpenicks vor 60

Polizeistreife gestellt. Die Musiker

Ausländer“ durch die Innenstadt.

Jahren.

fielen einer Verwechslung mit einer

Der antifaschistische Gegenprotest

„linken“ Band zum Opfer.

blieb bis auf 30 Menschen vom Bürgerbündnis „Netzwerk für

_27.04.05 Berlin Vier Rechtsradikale überfielen mit

_28.04.05

Toleranz und Weltoffenheit“ margi-

Reizgas und Schlagstöcken drei

Ca. 120 Neonazis aus dem

nal.

Antifa Umschau Spezial 2005

17


// Mai 8. Mai – Tag der Befreiung Aufmarschversuch der NPD scheitert

A

m 8.Mai 2005 wollten Nazis zum dritten Mal

Weltkrieges auf europäischem Boden.

seit der Zerschlagung des National-sozialis-

mus durch das Brandenburger Tor marschieren. Die

Sechs Jahrzehnte nach der Befreiung vom

Jugendorganisation der NPD, Junge National-

deutschen Faschismus wollten die politischen

demokraten (JN), hatte für diesen Tag einen

Erben des Nationalsozialismus in Berlin und

Aufmarsch

Jahre

München ihren braunen Zeitgeist auf die Straße tra-

Befreiungslüge. Schluss mit dem Schuldkult"

unter

dem

Motto

"60

gen. Ihr Fokus lag hierbei auf Berlin, und der

angemeldet. Den 8. Mai 2005 haben die Nazis für

geplante Aufmarsch wurde von einer politisch und

ihren Aufmarsch mit provozierendem Kalkül

juristisch geführten Debatte zum Umgang mit

gewählt. Das militärisch geschlagene Nazi-

Demonstrationsanmeldungen der NPD begleitet.

Deutschland musste sich 60 Jahre zuvor endgültig

Unter dem Motto „60 Jahre Befreiungslüge - Weg

den Alliierten geschlagen geben. Am 7. Mai 1945

mit dem Schuldkult“ wollten die Neonazis sich für

wurde die Kapitulationsurkunde gegenüber den

eine Bereinigung und Umdeutung der Verbrechen

Westmächten vom Chef des Oberkommandos der

des Nationalsozialismus aussprechen. Diese

Wehrmacht im amerikanischen Hauptquartier in

Agitation erfreut sich nicht nur bei Neonazis immer

Reims unterschrieben; am 9. Mai 1945 wurde die

größerer Beliebtheit. Die Debatte um die

Kapitulation gegenüber der Sowjetunion in Berlin-

Deutschen, die ja schließlich auch Opfer des von

Karlshorst schriftlich festgehalten, was die

ihnen entfesselten Zweiten Weltkrieges seien,

Verhaftung und Auflösung der Reichsregierung zur

wurde 2005 munter in rechtsintellektuellen Kreisen

Folge hatte. Der 8. Mai gilt sei dem als Tag der

und auch etablierten Parteien, wie der CDU

Befreiung und der Beendigung des Zweiten

geführt.

_01.05.2005

Antifaschistische Widerstand die

_02.05.2005 Treptow

Bundesweit marschieren Nazis in

Aufmärsche stoppen.

Neonazis beschmieren das Sowjetischen Ehrenmal am

verschiedenen Orten zum „Tag der Arbeit“, so in Heide,

_02.05.2005 Tempelhof

Treptower Park mit zwei

Neubrandenburg, Worms,

In Tempelhof erinnert der VVN-BdA

Hakenkreuzen.

Nürnberg und Leipzig. Zwar ver-

Berlin e. V. an die Befreiung Berlins

suchte die Polizei die Aufmärsche

vor 60 Jahren und die Kapitulation

_04.05.2005

überall durchzuprügeln, aber in

der faschistischen Wehrmacht an

Sechs Neonazis greifen einen

Leipzig und Worms konnte der

diesem Datum.

Jugendlichen am S-Bhf. Grünau an

18

Anitfa Umschau Spezial 2005


Beispielsweise legte die CDU-Fraktion Steglitz-

Im Vorfeld des 8. Mai 2005 fanden von bürger-

Zehlendorf besonderen Wert darauf nicht nur den

lichen und linken sowie antifaschistischen

Opfern

und

Initiativen organisierte Veranstaltungen statt,

Vernichtungskrieges zu gedenken, sondern auch

welche die Verbrechen des Nationalsozialismus

den”Schrecken und das Leid” zu thematisieren,

und den Tag der Befreiung zum Thema hatten. An

dass

den Gedenkstätten ehemaliger Konzentrationslager

des

die

deutschen

Rote Armee

Angriffs-

über

die

deutsche

Bevölkerung gebracht habe. Mit der Stilisierung

wurde

der Deutschen vom ‘Volk der Täter’ zum ‘Volk der

Massenmordes gedacht und an weiteren his-

Opfer’ ist die CDU-Fraktion Steglitz-Zehlendorf

torischen Orten ist die Bedeutung des 8. Mai als

nicht allein. So wurde am 13. Februar 2005 in

Ende des nationalsozialistischen Terrorregimes the-

Dresden den Opfern der alliierten Luftangriffe

matisiert worden. Am 8. Mai selbst startete eine

gedacht und das Leid der als unschuldig betra-

antifaschistische Bündnisdemonstration unter dem

chteten Bevölkerung hervorgehoben. Derartige

Motto “Spasibo heißt Danke. Gegen Faschismus,

Veranstaltungen werden von einem Großteil der

Militarisierung und deutsche Opfermythen” am

deutschen Bevölkerung unreflektiert angenommen.

Heinrichplatz

Ekelig wird es für die Politik und den AktivistInnen

Friedrichstraße. Die Intention der Veranstalter war

dieser Gedenkveranstaltungen erst, wenn derartige

es, neben der Verhinderung des Naziaufmarsches,

Inszenierungen in drastischer Art und Weise von

eine klare Absage an die Idealisierung der

Neonazis aufgegriffen werden, indem diese

Deutschen zum Volk der Opfer zu formulieren.

beispielsweise

vom

“alliierten

der

Opfer

in

der

nationalsozialistischen

Nähe

des

S-Bhf.

Holocaust”

schwadronieren. Damit möchte man nun eigentlich

Über 10000 TeilnehmerInnen, die sich aus

doch

wenn

sämtlichen linken Spektren zusammensetzten aber

Opferinszenierungen wie in Dresden durchaus

nichts

zu

auch ein Gros linksliberaler BürgerInnen demon-

Gefahr

werdende

strierten gemeinsam in Erinnerung an die

Schlussstrichmentalität hinsichtlich der Schuld der

Befreiung vom Faschismus vor 60 Jahren. Vor

Deutschen am Nationalsozialismus zu mani-

Demobeginn wurden verschiedene Redebeiträge

festieren.

verlesen, unter anderem auch von Zeitzeugen wie

laufen,

tun die

haben,

auch

populärer

dem

Antifaschisten

Peter

Gingold.

Die

_05.05.2005 Grünau

_07.05.2005 Mitte

Drei Jugendliche werden von zehn

Mehrere Tausend Menschen sind

_05.05.2005 Friedrichshain

Neonazis am S-Bhf. Grünau

beim Antifa-Konzert „Deutschland

Ein polnisches Denkmal für polnis-

angepöbelt und anschließend

du Opfer“ am Alexanderplatz anwe-

che Soldaten und deutsche

angegriffen. Ein Jugendlichen trägt

send, wo ihnen diversen Bands mit

Widerstandskämpfer im Volkspark

einen dreifachen Nasenbruch

dem Hauptact Tocotronic geboten

Friedrichshain wird mit

davon.

werden. Am Brandenburger Tor

und berauben ihn.

nahmen zeitgleich über 20 000

Hakenkreuzen beschmiert.

Menschen an der Eröffnung des Antifa Umschau Spezial 2005

19


Demonstration führte durch Berlins Mitte zum

Weg für die Nazis nicht frei zu räumen, eine klar

Alexanderplatz, wo über 3000 NPD-Anhänger eine

politische war. International wurde am 8. Mai auf

Kundgebung abhielten. Sämtliche Brücken in

Deutschland

Richtung Friedrichstrasse waren von Polizeisper-

Naziaufmärschen, aber auch durch Polizeiknüppel

rungen abgeriegelt, vor denen sich mehr und mehr

verletzte GegendemonstrantInnen hätten dem

Menschen

Wirtschaftsstandort

quer

durch

alle

Alters-und

geblickt,

eine

Pressebilder

schlechte

von

Publicity

Bevölkerungsgruppen sammelten. Normalerweise

beschert. Da ist es schon einfacher, mal eben das

ziehen derartige Blockadeversuche immer einen

vom Grundgesetz garantierte Demonstrationsrecht

Knüppel-

auszuhöhlen und diese repressive Maßnahme dann

oder

Wasserwerfereinsatz

der

polizeilichen Einsatzkräfte nach sich, um das

als

Demonstrationsrecht von Neonazis zu schützen.

Naziaufmarsches von BürgerInnen – und Polizei

gemeinsame

“Verhinderung”

eines

darzustellen. Am 8. Mai sah sich die Polizeiführung aber nicht im Stande mit 9000 Polizisten eine saubere

An den nachfolgenden antifaschistischen Demos

Räumung zu gewährleisten und verzichtete auf die

und Aktionen des Jahres 2005 wurde dann auch

übliche Knüppelorgie. Die Kundgebung der Nazis

deutlich, dass der antinazistische Konsens des 8.

wurde dann am Nachmittag aufgelöst und der

Mai

Forderung nach einer Ersatzroute wurde nicht

Antifademos sahen sich absurden Auflagen und

nachgekommen. Der Dank der bürgerlichen Presse

Prügeleinsätzen seitens der Staatsmacht konfron-

an die Berliner Polizei und die ach so couragierten

tiert. Unzählige DemonstrantInnen wurden wieder

DemonstrantInnen war gewiss und alle Berliner

durch Polizeiknüppel verletzt. Hinzu kamen die

BürgerInnen konnten sich ob dieses riesen Erfolges

Kriminalisierungsversuche

auf die Schulter klopfen. Berlin kann sich nach dem

schläge gegen Berliner und Brandenburger

8. Mai anscheinend damit brüsten eine weltoffene

AntifaschistInnen, die sich in Hausdurchsuchung-

und tolerante Stadt zu sein. Niemand musste Bilder

en, erkennungsdienstliche Behandlungen sowie

von

Observationen durch Polizeibeamte in Zivil und

marschierenden

Neonazis

durchs

Brandenburger sehen, wie schön! Es ist davon

schnell

an

Bedeutung

und

verloren

hat.

Repressions-

monatelanger Untersuchungshaft zeigten.

auszugehen, dass die Entscheidung der Polizei, den

_20.05.2005 Friedrichshain

_21.05.2005 Prenzl’berg/W’see

In der Nacht wurden Gedenktafeln

Die Auftaktdemonstration der

_08.05.2005 Friedrichshain

an ehemaligen Arbeitsstätten von

WWRY-Kampagne zieht zu den

Etwa zehn Neonazis sammeln sich

ZwangsarbeiterInnen angebracht.

Nazishops „Nordic Thunder“ und

erst in einem Hinterhof in der Karl-

Gefordert wird unter anderem die

„Harakiri“ mit ca. 450

Marx-Allee und jagen anschließend

Entschädigung aller NS-

TeilnehmerInnen. Am letzten Laden

vier Jugendliche. Diese entkom-

ZwangsarbeiterInnen. Nachmittags

kommt es zu Auseinandersetzung-

men jedoch rechtzeitg.

fand am Ostkreuz auch eine

en mit der Polizei. Es gab 16

Kundgebung zu dem Thema statt.

Festnahmen.

„Tages der Demokratie“ teil.

20

Anitfa Umschau Spezial 2005


// Juni Hausbesetzungen – ein Anachronismus?

D

ie erste Hausbesetzung im wohnungsarmen

unterzeichnen oder die Räumung ihrer Häuser zu

West–Berlin begann am 8. Dezember 1971.

akzeptieren. An der spektakulären und endgültigen

Junge Leute, Studenten und Polit-Aktivisten beset-

Räumung der Mainzer Straße am 14. November

zen das leer stehende Bethanien-Krankenhaus am

1990 zerbrach damals die rot-grüne Koalition

Kreuzberger Mariannenplatz und benennen es

unter dem Regierenden Bürgermeister Walter

nach einem von einem Polizisten erschossenen

Momper. Bis Mitte der 90er Jahre haben dann die

Anarchisten „Georg-von-Rauch-Haus“.

meisten Häuser, um den Bestand ihres Projektes

Mit harter Hand geht ab 1981 die Berliner

nicht zu gefährden, Mietverträge unterzeichnet.

Landesregierung

gegen

BesetzerInnen

vor.

Innensenator Heinrich Lummer (CDU) lässt ein

Zurück zu den Wurzeln

Haus nach dem anderen räumen, was Proteste und

Das Bethanien, in dem vor 34 Jahren die

Straßenschlachten provoziert. Die letzten Berliner

Hausbesetzerbewegung ihren Anfang nahm, wird

Häuser, deren Bewohner sich weigern Mietverträge

im Sommer 2005 erneut zum Teil besetzt. Die

zu unterzeichnen, werden 1984 geräumt.

Bewohner der Yorckstraße 59 werden wegen

Zwischen

dem

der

Mietstreitigkeiten mit dem Besitzer auf die Straße

Wiedervereinigung 1990 kommt es in Ost-Berlin zu

gesetzt. In den frühen Morgenstunden des 6. Junis

einer

Hausbesetzungen.

räumen 500 Polizisten und ein Spezialeinsatzkom-

Vorübergehend sind rund 150 Häuser besetzt. Nach

mando die Yorckstraße 59. Rund 150 Personen, die

den tagelangen Auseinandersetzungen um die

sich über Nacht in dem Kreuzberger Hinterhaus

Mainzer Straße werden die meisten Besetzer vor die

verbarrikadiert hatten, konnten die Räumung nur

Alternative gestellt entweder Mietverträge zu

wenige Stunden aufhalten. Fünf Tage später wird

neuen

Mauerfall Welle

von

1989

und

_10.06.05 Berlin

_11.06.05 Jena

Teilnehmerzahl der Neonazis

In der Nähe des Ring Centers (S-

In Jena demonstrierten insgesamt

angeht, wurden alle Erwartungen

Bhf. Frankfurter Allee) tauchen

5000 Menschen gegen die rechts-

unterboten und so fanden sich nur

Spuckies der Neonazistruktur AGL

extreme und „Blood & Honour”-

500 Neonazis zum Fest der Völker

(“nein zu multikulti - fremdkulturen

nahe Neonaziveranstaltung “Fest

ein.

entgegentreten”) auf. AGL ist eine

der Völker”. Durch eine erfolgrei-

Ersatzstruktur für die kürzlich ver-

che Blockade wurden die s.g.

_12.06.05 Berlin

botenen KS-Tor und BASO.

Völkerfreunde an den Rand der

Vier Neonazis greifen aus ihrem

Stadt gedrängt. Was die

Auto heraus (KZ: BAR-DO 901) am

Antifa Umschau Spezial 2005

21


von Unterstützern und Bewohnern der York ein Teil

ganisierten Lebens- und Veranstaltungsortes und

des leerstehenden Bethaniens unter dem Motto

stand als Symbol für die Abwehr der Entwicklung

„Yorck59 bleibt – jetzt erst recht“, besetzt.

gegenwärtiger Stadtpolitik. Ähnlich wie Obdachlose und Bettler, die man versucht von der

Initiator der Räumung war der Eigentümer Marc

Innenstadt fernzuhalten, werden in Berlin finanz-

Walter. Er kaufte das Gebäude, verdoppelte die

schwache Mieter aus dem Zentrum verdrängt. In

Miete und erwirkte die Räumung wegen ausblei-

den öffentlichen Medien wurde der Yorck zum Teil

bender Mietzahlungen. Die Yorckstraßenbewohner

vorgeworfen, sich zu sehr an ihr Haus zu klam-

verweigerten sich der erhöhten Miete und kämpften

mern, schließlich ständen doch in Randbezirken

um ihr gemeinsames Wohn- und Lebensprojekt.

wie Mahrzahn, Hellersdorf mehrere zehntausend

Mit zahlreichen Aktionen politisierten sie den

Wohnungen leer. Die Zeit des Wohnungsmangels

Vorgang der Mieterhöhung und die anstehende

der 80er und 90er Jahre in Westberlin seien schließ-

Räumung. Sie demonstrierten, besetzten Partei-

lich vorbei. Ein Vorwurf der deutlich macht wie

zentralen und das Bürgermeisterbüro und zwangen

wenig von der Idee selbstbestimmten Lebens ver-

so den politisch Verantwortlichen eine Reaktion ab.

standen wird, wozu selbstverständlich auch die

Innensenator Ehrhart Körting (SPD) verkündete

Wahl des Wohnortes zählt. Gleichzeitig spiegelt

noch eine Woche vor der Räumung der York59, er

diese mediale Darstellung die Innenstadtpolitik der

würde sich persönlich für das Weiterbestehen des

sogenannten Eliten wieder: Statt freie Entfaltung

Projektes einsetzen. Dennoch rammte ein paar Tage

und Integration - Ruhe, Ordnung, Kontrolle und

später ein Sondereinsatzkommando die Türen der

Konsum.

Wohnungen ein und warf Hab und Gut der

Die York 59 war mehr als nur ein Rückzugsraum

BewohnerInnen durchs Fenster auf die Straße,

der 60 Bewohner. Hier wurde über Jahre ein

womit die Yorck59 den Gewinninteressen ihres

Freiraum

Eigentümers geopfert wurde.

Verfügung gestellt. Das Haus bot damit eine infra-

für

vielfältige

Vernetzungen

zur

strukturelle Basis für politisches Handeln. Es dienYork59 lebt

te als Treffpunkt für Diskussionsrunden, zum

Der Kampf der SympathiesantInnen und Bewoh-

Feiern, zum Austauschen von Ideen und Utopien.

nerInnen der Yorck59 galt dem Erhalt des selbstor-

Ein Platz, an dem nicht nur konsumiert wurde son-

Bersarin-Platz einen Schwarzen mit

_14.06.05 Berlin

_18.06.05 Halbe

Pfefferspray an. Da sofort

Die KS-Tor –Mitglieder Oliver

Rund 120 Neonazis trafen sich am

PassantInnen zur Hilfe eilten, riefen

Oetzel und Madlen Hopp versu-

Samstag, um den s.g. Helden zu

die Neonazis die Polizei und

chen bei einer Soliaktion für die

gedenken, die in den letzten

behaupteten angegriffen worden zu

Yorck59 beim Bezirksamt in der

Kriegstagen in militärisch sinnlo-

sein. Die Polizei nahm daraufhin

Frankfurter Allee Fotos von Linken

sen und überflüssigen Aktionen

den Schwarzen in Gewahrsam. Die

für ihre Anti-Antifa-Arbeit zu

auf Führerbefehl hin

Angreifer sind der Ex-Kstor zuzu-

machen. Die Polizei schützt sie vor

Massenselbstmord begangen hat-

ordnen.

der aufgebrachten Menge.

ten. Statt der geplanten Demo

22

Anitfa Umschau Spezial 2005


dern der im Gegenteil oftmals Keimzelle für

punkt. Jeden ersten und dritten Montag im Monat

gemeinsames Handeln und gesellschaftsförderndes

öffnet die „Druzbar“ ihre Pforten und bietet lecke-

Engagement im emanzipatorischen Sinn war. Es

re Speisen an. Regelmäßig finden Lesungen sowie

bleibt nur zu hoffen, dass das Projekt „New Yorck“

kulturelle und politische Veranstaltungen statt.

im Bethanien diese Tradition fortsetzen kann und

Auch Theater- und Filmabende, Konzerte und

die aktuellen Zugeständnisse des Bezirks sich nicht

Solipartys stehen auf dem Programmplan der „New

wieder in Luft auflösen. Stand der Dinge ist die

Yorck“.

Aufhebung der Duldung und damit die akute Gefahr der Räumung. Ein Verkauf an einen Investor wurde abgesagt - man steht wieder in Verhandlung mit dem rot-roten Senat. Derzeit leben in der „New Yorck“ im Südflügel des Bethaniens

ehemalige

BewohnerInnen

der

Yorckstr. 59, Kinder und Erwachsene, gemeinsam mit vielen Dazugestoßenen. Die Büros in der

Auch wenn die „New Yorck“ bemüht ist das

Projekt- und Veranstaltungsetage werden u.a. von

Bethanien kulturell zu bereichern, so stoßen die

der Dokumentationsgruppe der Antirassistischen

neuen BewohnerInnen bei den teilweise schon seid

Initiative (ARI), der Angolanischen Antimilitaris-

Jahren ansässigen Projekten nicht in Gänze auf

tischen Menschenrechtsinitiative IAADH, der

Gegenliebe. Den Anhängern der „New Yorck“ wird

Initiative Zukunft Bethanien (IZB), dem Kollektiv

mangelnde Gesprächsbereitschaft und Ignoranz

für

(Kukkuk),

bescheinigt. So würden die Besetzer Unterredung-

Indymedia Berlin und der internationalistischen

Kunst

und

en mit den VertreterInnen anderer Projekten teil-

Gruppe

genommen.

weise einfach ablehnen, um sie gleichzeitig als „eli-

Politische Gruppen und Netzwerke, Basisinitiati-

tär“ zu stigmatisieren. Zudem wurden seitens der

ven aus der Nachbarschaft, Flüchtlingsgruppen,

anderen Projekte Beschwerden über eine blinde

Kampagnen, Theatergruppen u.v.m. nutzen die

Zerstörungswut der BesetzerInnen innerhalb des

Versammlungsräume im ersten Stock als Treff-

Bethaniens laut.

Libertad

Kommunikation in

Anspruch

wurde nur eine Kundgebung abge-

3000 Gegenaktivisten hielten sich

Route eines Naziaufmarsches und

halten, den Friedhof hatte das

in der Stadt auf und blockierten an

blockierten sie. Die Neonazis

Ordnungsamt geschlossen.

mehreren Stellen mehrfach die

mussten über 2 ½ Stunden auf

Route, wurden aber mit brutaler

ihren Startpunkt warten, bis die

Gewalt von der Straße gedrängt.

Polizei sie über Nebenstraßen

_19.06.05 Braunschweig

umleitete. Bei ihrer

300 Nazis konnten am Samstag dank massiven Polizeieinsatzes

_25.06.05 Erfurt

Abschlusskundgebung fanden sich

ihre geplante Demo-Route durch

Mit einer Spontandemonstration

über 1000 Menschen ein, um den

Braunschweig gehen. Mindestens

zogen etwa 300 Leute auf die

Gedankenmüll zu übertönen.

Antifa Umschau Spezial 2005

23


Interview____________________________________________________

“Wir versuchen die lokale Jugendkultur zu beleben.” ...ein Gespräch mit der AK Antifa Potsdam

Das

Verbot

der

Berliner

Nazigruppen

Neonazis, die Silvester 2002/2003 versuchten das

Kameradschaft Tor samt deren Mädelgruppe und

Haus des linksalternative Projekts Chamäleon e.V.

Berliner

den

anzugreifen, traten die Nazis hauptsächlich auf um

Innensenator Ehrhart Körting (SPD) hat nicht zu

Opfer und Zeuginnen einzuschüchtern. Bis direkt

einer

neonazistischen

vor dem Gerichtssaal kam es so vor den Augen der

Aktivitäten ihrer jeweiligen Anhänger geführt.

überforderten und tatenlosen Staatsmacht zu

Vielmehr mussten Antifas beobachten, dass diese

Schubsereien und direkten Drohungen. Das

nun auch in Potsdam agieren. Wie haben sich

Neonaziaufgebot reichte dabei bis hoch in die

diese Aktivitäten im Jahr 2005 in Potsdam kon-

Berliner Kader, so waren René Bethage und Oliver

kret geäußert?

Ötzel (a.k.a. Normann Dietrich) immer mit von der

Alternative Eindämmung

Südost der

durch

Partie. Im Grossen und Ganzen waren es wohl Sichtbar wurden die Aktivitäten der KS-Tor in

jedes Mal an die 35-50 Neonazis, die ihre ange-

Potsdam anfangs vor allem durch das massive

klagten Kameraden “begleiteten”.

Bekleben der Innenstadt mit Spuckies, Aufkleber und ähnlichem, ungefähr zur gleichen Zeit entwik-

Es waren jedoch auch vermehrt Übergriffe

kelte auch die Potsdamer Anti-Antifa Aktivitäten in

Potsdamer Nazis zu beobachten, wohl angespornt

derselben Richtung. Es tauchten furchtbar schlecht

durch den Rückhalt ihrer Berliner Kameraden. So

gelayoutete Plakate zum Gedenken an Rudolf Hess

kam es zu massiven Bedrohungsszenarien durch

oder ziemlich dumpfe Gewaltaufrufe gegen Linke,

regelrechte Neonazihorden, vor allem auf offiziel-

Migranten und Jüdinnen auf. Zunehmend fassbarer

len Veranstaltungen der Stadt Potsdam, aber auch

wurden die Mitglieder der BASO und der KS-Tor

zu gewalttätigen Überfällen auf Linke während der

dann

Gerichtsprozesse.

sogenannten “Babelsberger Livenacht”. Der trauri-

Angeklagt wurden drei Neonazis, die während

während

ge Höhepunkt dieser Kette von Übergriffen wurde

eines antifaschistischen Festivals versuchten eine

wohl durch 15 Potsdamer und Berliner Neonazis

Konzertbühne in Königswusterhausen anzuzünden.

erreicht. Sie überfielen zwei Studenten, zerschlu-

Hierbei und in dem Prozess gegen drei von zwölf

gen Flaschen auf ihren Köpfen und traten ihnen ins

24

diverser

Anitfa Umschau Spezial 2005


Gesicht. Damit nicht genug: Einem von ihnen

mit einer Woche Krankenhausaufenthalt und

rammten sie noch eine abgebrochene Bierflasche

lebensbedrohlichen Verletzungen wurde wegen

ins Gesicht. Die beiden Opfer mussten wegen der

versuchten Mordes ermittelt, also ziemlich eindeu-

lebensgefährlichen Verletzungen eine Woche lang

tig eine politische Angelegenheit. Worunter auch

im Krankenhaus behandelt.

die Durchsuchung des linken Potsdamer Hauses Zulula Gorriak fallen dürfte, wann sind im

Während neonazistische Schläger nicht gerade

Zusammenhang mit Überfällen von Neonazis

mit einem übersteigerten Ermittlungseifer der

schon einmal Hausdurchsuchungen vonstatten

Staatsgewalt rechnen müssen, wird die berechtig-

gegangen? Mit der Freilassung Julias ist die Sache

te antifaschistische Gegenwehr mit empfindlicher

natürlich auch noch nicht gegessen, noch immer

Repression geahndet, während gleichzeitig eine

steht ein hanebüchener Tatvorwurf, eine darauf auf-

Gewaltspirale linker und rechter Extremisten her-

bauende Anklage und eben eine mögliche

bei halluziniert wird. Trauriger Höhepunkt staat-

Bestrafung dafür an.

licher Repression war die bis Ende November andauernde Untersuchungshaft der Antifaschist-

Am 30. Oktober letzteren Jahres wurde ein vom

in Julia. Könnt ihr darstellen, welcher Vorfall

Hamburger Rechtsextremisten Christian Worch

Julia in den Knast brachte und eine Einschätzung

angemeldeter Naziaufmarsch durch die Pots-

der staatlichen Repression sowie möglicher

damer

Konsequenzen für eure politische Arbeit geben?

Innenstadt

von

engagierten Antifas blockiert und letzt-

Der Vorfall wegen dem Julia in U-Haft saß, ist bis

endlich

jetzt noch nicht genau geklärt. Fest steht allerdings,

dert.

verhin-

dass am Ende der Potsdamer Neonazi Benjamin Östreich eine vier Zentimeter lange Kopfplatzwunde davontrug, welche dann ambulant im Krankenhaus behandelt wurde. Genaueres wird wohl erst im Laufe des im April anstehenden

Am 5. Novem-

Prozesses geklärt werden. Der wahre Grund für die

ber diesen Jah-

fünfmonatige Haft von Julia dürfte wohl auch eher

res

ein politischer gewesen sein. Der Staat wollte mit

erneut aufmarschieren was

aller Härte demonstrieren, dass er nicht gewillt ist

ihm wiederum nicht gelang. Seht

eine an den Haaren herbeigezogene Gewaltspirale

ihr dies trotz der Protestdemonstration von ca. 200

zu dulden. Das führte dann in diesem Fall zu der

Neonazis in Berlin Prenzlauer Berg als Erfolg?

wollte

Worch

absurden Anklage wegen versuchten Mordes. Noch nicht einmal wegen des oben genannten Übergriffs

Im Gegensatz zu anderen linken Potsdamer

Antifa Umschau Spezial 2005

25


Gruppen, die ebenfalls mobilisierten sind wir ganz

gegen die fünf AntifaschistInnen an, gegen die

und gar nicht zufrieden, da es uns nicht gelungen ist

unter anderem versucht wird mit einer überregiona-

an die Mobilisierungszahlen vom letzten Jahr anzu-

len Demonstration linksradikale Akzente zu setzen.

knüpfen. Somit wurde der Aufmarsch allein durch

Dafür noch MitstreiterInnen zu gewinnen würde

die

durch

uns natürlich freuen. Vermutlich wird die Demo

Bürgermassen, sondern durch ein Häufchen

Mitte März und der Prozess dann im April stattfin-

Trillerpfeifen-Omas, Trommelkinder und durch

den. Zum anderen steht für uns noch Anfang des

Stadtverordnete. Diese trugen Transparente mit der

Jahres vom 11.-13. Februar Dresden an. Da wir das

Aufschrift “Alle Fraktionen der Stadt sind gegen

schwere Erbe mit den Dresdnern teilen, in einer

diesen Aufmarsch”. Höhnischerweise sitzt unter

“durch Kulturneid und fiesen rachdürstenden

anderem die DVU mit im Stadtparlament. Dieser

Antigermanismus “ zerstörten barocken deutschen

Haufen Elend, den die Polizei mit Leichtigkeit

Kulturperle zu leben, fühlen wir uns verpflichtet

hätte beseitigen können, galt als schier unüber-

die GenossInnen in Sachsen im bundesweiten

windbare Barrikade und war dafür verantwortlich,

Bündnis gegen den abscheulich revisionistischen

dass es zwischen dem OB Jaboks, der Polizei und

Bürgermob und den Naziaufmarsch zu unterstüt-

Worch zu Verhandlungen kam. An deren Ende

zen. Außerdem werden wir versuchen die lokale

stand dann eine Ausweichroute für Worch – natür-

Jugendkultur zu beleben, allein schon um der

lich außerhalb der Stadtgrenzen in Prenzlberg.

SoliKohle willen, die dabei für die fünf von

Stadt

“verhindert”,

aber

nicht

Somit ist das “Konzept 8. Mai”, also ein anständiger Aufstand gegen Gewalt und für Demokratie, aufgegangen und die Stadtoberen konnten sich mal wieder in Selbstbeweihräucherungen ergehen. Ein Jahr ist vergangen, der antifaschistische Kampf wird weiter gehen. Was sind eure Pläne für 2006, wo werdet ihr antifaschistische Akzente setzen? Da steht zum einen natürlich die Repressionskeule

AK Antifa Potsdam internet: www.ak-antifa.tk kontakt: ak_antifa_potsdam@web.de

26

Anitfa Umschau Spezial 2005

Repression

gebeutelten

Antifas rausspringt.


// Juli Repression (von lat.: reprimere v. primere drängen, drücken)

A

ntifaschistisch engagierte Menschen sahen

einbehalten. Als Anlass für die Durchsuchungen

sich im Jahr 2005 einer intensivierten

diente eine Schlägerei zwischen Antifas und

staatlichen Repression ausgesetzt, die neben der

Neonazis am Ostbahnhof vom 1. Juni 05. Diese

„alltäglichen“ Drangsalierung auf Demonstratio-

maßlos übertriebene stattliche Repressalie fand ihre

nen und Veranstaltungen von Bedeutung war. Mitte

Reaktion auch gleich am selben Abend in einer

Juni wurde im Berliner LKA zudem eine „AG

lautstarken und militanten Spontandemo durch

Links-Rechts-Auseinandersetzung“ gegründet um

Friedrichshain, die jedoch mit Übergriffen durch

die angebliche Gewaltspirale rechter und linker

die Polizei und der vorläufigen Ingewahrsamnahme

„Extremisten“ unter Kontrolle zu bekommen.

aller TeilnehmerInnen endete.

Am 6. Juli stürmte die Polizei mit Hilfe des SEK in

Die zweite Repressionswelle, von der allerdings

den frühen Morgenstunden mehr als zehn

nicht nur AntifaschistInnen betroffen waren, rollte

Wohnungen in Berlin Friedrichshain, Kreuzberg

dann im August an: So stürmten in der Nacht vom

und Mitte. Dabei gingen sie zum Teil mit großer

20. zum 21. August 300 Polizisten inklusive 100

Brutalität und wenig Koordination vor. So wurde in

SEK-Beamten in einer Großrazzia die Friedrichs-

einer der Wohnungen ein Mann von Beamten aus

hainer Diskothek „Jeton“. Als Grund für den

seinem Hochbett gezerrt und anschließend unbek-

Einsatz sollte die voraussichtliche Planung von

leidet und an den Händen gefesselt aus dem

Straftaten für das am folgenden Tag stattfindende

Zimmer geschleift. Die beschlagnahmten Sachen,

Fußballspiel zwischen den verfeindeten Fussball-

die zum Teil sogar mit einem Laster abtransportiert

clubs BFC und Union herhalten. Im „Jeton“, das

werden mussten, wurden zwecks Untersuchung

nicht gerade für sein linksalternatives Publikum

_03.07.05 Potsdam

_07.07.05 Berlin

_09.07.05 Berlin

Zwei vermeintlich Linke wurden

In frühen Morgenstunden durch-

Knapp 100 Neonazis demonstrier-

von 15 Neonazis, die dem BASO

suchte das SEK mehr als 10

ten durch Berlin-Marzahn und

und KS-Tor Spektrum zugerechnet

Berliner Wohnungen. Vorwand für

konnten wegen der geringen

werden mit abgebrochenen

die Razzia ist eine Schlägerei zwi-

Anzahl der Gegendemonstrant-

Flaschenhälsen angegriffen und

schen Neonazis und Antifas die im

Innen gemütlich einmal „durch die

misshandelt. Alle 15 konnten poli-

Juni im Ostbahnhof stattfand.

Platte“ laufen.

zeilich ermittelt werden, vier kamen

Abends gab es eine spontane

in U-Haft.

Solidemo in F´hain. Antifa Umschau Spezial 2005

27


bekannt ist, traf sich ein Teil der BFC-Hooligan-

Hooligans das später gegen Linke z.B. beim G8-

szene zum Feiern mit anderen Fußballfans. Neben

Gipfel 2001 in Genua eingesetzt wurde.

den Hooligans war auch normales Diskopublikum anwesend, welches von dem brutalen Einsatz völlig

Am 26. August traf es dann wieder die alternative

überrascht wurde. Die Tür der Diskothek wurde

Szene in Berlin, indem das studentisch organisierte

aufgesprengt und sämtliche Gäste mit „Auf den

„Summer of Resistance“-Camp durch eine

Boden, ihr Fotzen!“ begrüßt. Alle, die dieser

Hundertschaft Berliner Polizeibeamter gestürmt

Forderung

wurden

wurde. Anlass für diese Maßnahme war die Suche

niedergeschlagen und für fünf Stunden am Boden

nach einem jungen Mann, der Tage vorher an einer

festgehalten. Ergebnis des Einsatzes: mindestens

Auseinandersetzung mit der Polizei beteiligt gewe-

21 Verletzte, ein Teil davon schwer.

sen sein soll. Statt über Studiengebühren und

nicht

Folge

leisteten,

Bildungspolitik zu diskutieren wurden sämtliche Die Einsatzführung unter PD Prof. Knape bemühte

Personalien aufgenommen, Zelte durchsucht und

sich, den überzogenen Einsatz mit einem erheblich

alle männlichen Teilnehmer fotografiert.

geleisteten Widerstand zu begründen. Eine Aussage von SEK-Einsatzleiter Kossin „Wenn da ein Zwei-

Nur einen Tag später nahm die Polizei das Angebot

Meter-Koloss steht und man ihn mit der Schulter

auf der Internetseite www.antifa.de, für jedes auf

touchiert, kann auch mal ein Tisch umfallen” kann

einer Party abgegebene NPD-Werbeplakat einen

nur als Verhöhnung gewertet werden, wenn man

Gratiscocktail

die Bilder zu dem Vorfall betrachtet. Es traf eben

Privatwohnungen, Büros, das APABIZ, den

nicht nur „schwerkriminelle Hooligans“, sondern

Bekleidungsladen „Fusion“ und die besagte Party

auch

unverhältnismäßig

viele

auszugeben,

zum

Anlass

unbeteiligte

im „Subversiv“ zu stürmen, zu durchsuchen und

Menschen (Journalisten, Anwälte, eine schwangere

Eigentum zu beschlagnahmen. Groteskerweise war

Frau und Fans des FC St. Pauli). Die Gefährlichkeit

es ein Hinweis des Landesvorsitzenden der

von Hooligans ist ein beliebtes Argument um

Republikaner Peter Warnst (Wahlkreis Berlin-

Repression auszuüben die über kurz oder lang auch

Mitte), der die Polizei auf die Aussage „Wahlkampf

auf die Linke angewendet werden kann und wird.

heißt

Ein Beispiel hierfür ist das Ausreiseverbot für

Kundgebungen blockieren und Nazimaterial in

für

uns:

NPD

Plakate

sammeln,

_09.07.05 Gera

_10.07.05 Berlin

Zentrale ein schlechtbesuchtes

700 Neonazis können ungestört

Am Ostkreuz greifen sechs

Kinderfest und anschließend

das NPD Open-Air „Rock für

schwarz-gekleidete Neonazis einen

patroullierten NPD-Ordner und

Deutschland“ genießen, während

Punk an und drohen ihm: „Beim

Kameradschafter durch Kiez.

400 Antifas unter dem Motto “Der

nächsten Mal bist du tot!“. Die

Provinz einheiz’n –

Polizei konnte einen Täter stellen.

_18.07.05 Berlin Bei einer Auseinandersetzung in

Standortnationalismus angreifen“ durch die Innenstadt Geras demon-

_06.07.05 Berlin

der Mainzerstrasse zwischen lin-

strierten.

Die NPD veranstaltete in ihrer

ken Jugendlichen und vier

28

Anitfa Umschau Spezial 2005


blauen Müllsäcken zu entsorgen“ aufmerksam

dem Motto „Gegen Repression - Linke Politik

machte. Der Ermittlungseifer der Beamten führte,

verteidigen!“

jedenfalls zur Beschlagnahmung von sieben

TeilnehmerInnen in Mitte. Mit der Veranstaltung

Computern, über 200 CDs, mobilen Festplatten und

einer „Antifa-Gala“ reagierte die ALB am 16.

zahlreichen privaten Unterlagen, die mit der NPD

September auf die vorhergehenden polizeilichen

und den versprochenen Cocktails absolut nichts zu

Maßnahmen. Das wiederholte Angebot, mitge-

tun hatten. Ein für die Hausdurchsuchungen verant-

brachte Nazipropaganda mit Getränken zu ent-

wortlicher Richter suchte „Auskunft über politische

lohnen, ließ die Staatsmacht allerdings, trotz

Aktivitäten“, die „außerhalb der freiheitlichen

Drohungen und vorangegangenen „Hausbesuchen“

demokratischen Grundordnung und den über-

bei aktiven Antifas, nicht ins Geschehen eingreifen.

steigerten Hass der Beschuldigten auf die NPD“

Hierfür könnte der breite UnterstützerInnenkreis

geben könnten. Mit diesem Vorwand verfolgte man

von über 200 Gruppen und Einzelpersonen verant-

das Ziel, Unruhe in der wachsenden Berliner

wortlich sein: Am Abend der Gala war nämlich

Antifa-Szene zu verbreiten. Das Ergebnis ist die

neben 1000 feiernden Antifas auch lokale

Kriminalisierung von AntifaschistInnen, die den

Politprominenz von Linkspartei, WASG und

gescheiterten „Kampf“ der Bundesregierung gegen

Bündnis 90/ Die Grünen anwesend, wie bei-

die NPD mit ihren eigenen Mitteln fortführten.

spielsweise

Gegen Nazis kämpft man eben nicht nur einen

Friedrichshain-Kreuzberg.

spontan

die

mehr

als

Bezirksbürgermeisterin

200

von

„Antifasommer“ lang. Hier nutzen sich Staat und politische Rechte gegenseitig aus, wenn der Schutz

Die staatliche Repression hat die antifaschistische

einer Partei, die man verbieten wollte, von den

Szene der Stadt nicht geschwächt, wohl aber zu

einen zum Anlass genommen wird linke Strukturen

einer Diskussion um den geeigneten Umgang mit

zu destabilisieren und wenn die anderen einen Staat

dem leidigen aber immer aktuellen Thema

den sie verachten und abschaffen wollen um Hilfe

Repression geführt.

bitten den bösen AntifaschistInnen Einhalt zu gebieten. Als erste Reaktion protestierten Tags darauf unter

Neonazis, zogen letztere ein

kurzfristig lautstark das Gelöbnis

_31.07.05 Berlin

Messer und versuchten auf die

der Bundeswehrrekruten stören.

Unter dem Motto "Keine Freiräume

Linken einzustechen.

Ca. 40 Neonazis versuchten die

für Nazis - Null Bock auf den rech-

Demo gegen Ende anzugreifen,

ten Mob in F´hain und anderswo"

_20.07.05 Berlin

wurden aber vorher von der Polizei

fand eine Kundgebung am

400 Menschen nehmen an der

abgefangen und zum Teil festge-

Boxhagener Platz statt. Die knapp

Gelöbnixdemo vom S-Bhf.

nommen.

350 Teilnehmer wurden über die

Friedrichstrasse Richtung

Entwicklung der Nazistrukturen im

Bendlerblock teil und konnten

Bezirk informiert. Antifa Umschau Spezial 2005

29


// August 20. August - Wunsiedel Aufmarschversuch von Nazis scheitert

N

ach dem 8. Mai war der 20. August einer der

nen Flammentod brennt“. Von dieser Aussage

wichtigsten politischen Termine im Jahr

distanzierte Heß sich nie. Die langjährige Haftzeit

2005. Grund war die inzwischen wieder alljährli-

und seine vermeintliche Ermordung durch den bri-

che Mobilisierung von Alt- und Neonazis ins bayri-

tischen Geheimdienst ließen ihn dann in der neona-

sche Wunsiedel. Hier befindet sich das Grab von

zistischen Szene endgültig zum Märtyrer werden.

Rudolf Heß, dem Stellvertreter Adolf Hitlers. Er

So „trauerten“ Neonazis schon 1987 und in den fol-

starb am 17. August 1987 im Kriegsverbrecher-

genden Jahren in Wunsiedel. Im Jahr 1990 kam es

gefängnis in Berlin Spandau und wurde später in

allerdings zu Ausschreitungen zwischen den mehr

Wunsiedel beerdigt. Schon zu Lebzeiten war Heß

als 1000 angereisten Nazis und protestierenden

die Integrationsfigur der NS-Zeit für die neonazisti-

AntifaschistInnen. Der Heß-Marsch wurde in den

sche Szene, da er auch nach den Nürnberger

90er Jahren gerichtlich verboten, wobei besonders

Kriegsverbrecherprozessen

zum

die möglichen Auseinandersetzungen zwischen

Nationalsozialismus und dem „Führer“ stand; was

Antifas und Nazis als argumentative Basis für das

unter anderem sein

unverhohlen

Schlusszitat vor den

Verbot heran gezogen wurden. Die Neonazis orga-

Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen belegt: „Es

nisierten hierauf in der BRD bundesweit die soge-

war mir vergönnt, viele Jahre meines Lebens unter

nannten „Heß-Wochen“ oder demonstrierten im

dem größten Sohne zu wirken, den mein Volk in

Ausland, wie in den Niederlanden oder Dänemark.

seiner tausendjährigen Geschichte hervorgebracht hat. ... Stünde ich wieder am Anfang, würde ich

Seit 2001 dürfen Neonazis wieder in Wunsiedel

wieder handeln wie ich handelte, auch wenn ich

marschieren. Die anfängliche TeilnehmerInnenzahl

wüsste, dass am Ende ein Scheiterhaufen für mei-

stieg von 800 bis zum Jahr 2004 auf mehrere tau-

_04.08.2005 Berlin Köpenick:

_14.08.2005 Berlin Mitte:

_6.-8.08.2005 Berlin F´hain:

Eine Handvoll Antifas protestierten

Ein NPD Wahlkampfstand auf dem

Und wieder kam es auf dem

mit Transparenten gegen eine

Alexanderplatz wurde von BASO

„Internationalen Bierfestival“ auf

Pressekonferenz in der NPD

und KS-Tor Mitgliedern geschützt.

der Frankfurter Allee zu Übergriffen

Zentrale und wurden anschließend

Proteste durch eine Gruppe Antifa-

durch Rechte. Ca. 50 BFC Hooli-

von der Polizei in Gewahrsam

schistInnen wurde mit Stein- und

gans und Neonazis riefen rassisti-

genommen.

Flaschenwürfen vom NPD-Stand

sche Parolen, jagten Linke und

beantwortet.

überfielen den Stand der Biermarke

30

Anitfa Umschau Spezial 2005


send an. Neonazis aus ganz Europa nahmen die

send angereiste AntifaschistInnen seit den frühen

Reise nach Wunsiedel auf sich und das Gedenken

Morgenstunden unterwegs, später stießen auch die

an Rudolf Heß avancierte damit zu einem der größ-

BürgerInnen Wunsiedels hinzu. Diese hatten auch

ten regelmäßig stattfindenden Naziaufmärsche.

Grund zum Feiern, da sie die braune Trauersoße in

Gegenproteste gingen zumeist unter und waren

diesem Jahr nicht in ihrem beschaulichen Städtchen

auch nicht ganz ungefährlich, da die Anzahl neona-

ertragen mussten.

zistischer DemonstrantInnen das Potenzial des anti-

Neben einer anfänglichen Spontandemonstration

faschistischen Widerstands oftmals übertraf. Seit

führte eine große angemeldete Demonstration mit

2004 Jahr konzentriert sich die antifaschistische

mehreren

Szene aber wieder verstärkt auf Wunsiedel und

Wunsiedels Innenstadt. Hierbei echauffierte sich

mobilisiert bundesweit gegen die Huldigung des

die Staatsmacht wieder mal über von den

Kriegsverbrechers und der damit einhergehenden

TeilnehmerInnen getragenen Sonnenbrillen und

Verherrlichung des Nationalsozialismus.

Seitentransparenten. Ca. 30 Neonazis bemühten

tausend

AntifaschistInnen

durch

sich im Laufe des Tages nach Wunsiedel zu gelanIn diesem Jahr wurde den Neonazis vom

gen, was aber von der Polizei bei einer der zahlrei-

Bundesverfassungsgericht allerdings ein Strich

chen Vorkontrollen unterbunden wurde. Weniger

durch die Trauerrechnung gezogen. Zwar hat der

dreiste Neonazis demonstrierten am 20. August in

Neonazianwalt Jürgen Rieger die Aufmärsche bis

anderen Städten wie beispielsweise Berlin und

2011 angemeldet, aber die durch bayrische

Nürnberg. Ein Teil der zunächst in Wunsiedel pro-

Gerichte ausgesprochenen Verbote des für den 20.

testierenden Antifas versuchte auch nach Nürnberg

Augunst in Wunsiedel geplanten Naziaufmarsches,

zu reisen, scheiterte aber an Busunternehmen und

wurden vom BVerfG vorläufig bestätigt.

öffentlichen Verkehrsmitteln, die keine flexible

Das

vorläufige

Urteil

machte

es

vielen

Anfahrt gewährleisten konnten. Die Stadt Nürnberg

AntifaschistInnen zunächst schwer sich für die

sprach zunächst ein Verbot gegen einen geplanten

Anreise nach Wunsiedel oder der Verhinderung

NPD-Aufmarsch aus, das aber durch die Justiz wie-

einer der möglichen Neonaziaufmärsche in anderen

der aufgehoben wurde. So konnten sich auf dem

Städten zu entscheiden.

von der NPD als Wahlkampfauftakt getarnten

In Wunsiedel waren am 20. August mehrere tau-

Ersatzveranstaltung (Motto „Arbeit für Deutsche -

„Roter Oktober“. Die Polizei gab 9

Platz der Luftbrücke (Tempelhof)

_17.08.2005 Berlin Friedrichshain:

Festnahmen an. Lapidarer

gegen die „Gesinnungsjustiz der

Weil die Gedenkdemonstration der

Kommentar des Veranstalter: „Die

Justiz“. Später führte am S-Bahn-

NPD für Rudolf Heß vor der

Störer sind hier durchgezogen, und

hof Schöneweide René Bethage

Britischen Botschaft polizeilich

das war’s“.

mit ca. 50 Nazis eine Spontan-

verboten wurde, demonstrierten 60

demonstration „Gegen Polizeiwill-

Neonazis in Friedrichshain gegen

kür“ durch.

den Straftatbestand der

_15.08.2005 Berlin Erst demonstrierten Neonazis am

Volksverhetzung.

Antifa Umschau Spezial 2005

31


keine Stimme den Kriegsparteien“) mehrere hun-

Berlin. Vom Alexanderplatz gingen sie am

dert Neonazis versammeln. Dank der zahlreichen

Volkspark Friedrichshain nach Lichtenberg, vorbei

Gegenproteste blieb es dann aber bei einer „natio-

am Lichtenberger Rathaus wo eine größere

nalen Stehparty“, ein Aufmarsch konnte nicht statt-

Blockade von der Polizei brutal aufgelöst wurde.

finden.

Nach diesem staatlichen Knüppeleinsatz liefen die

Neonazis, die an diesem Tag nach Magdeburg aus-

Nazis dann auf der Frankfurter Allee zum S-

wichen um für ihre sogenannte Meinungsfreiheit zu

Bahnhof Lichtenberg, wo sie ihre Abschlusskund-

demonstrieren, wurden von der Polizei abgefangen

gebung abhielten. Die Proteste gegen den

und wieder nach Hause geschickt, da die dortige

Aufmarsch selbst waren gering, was an dem fehlen-

Demonstration verboten worden war.

den widerständischen antifaschistischen Potential lag, da sich die meisten Antifas für die Fahrt nach Wunsiedel entschieden hatten. Am späten Abend fand in diesem Zusammenhang allerdings noch eine spontane linke Demonstration durch

den

Lichtenberger

Kiez

mit

TeilnehmerInnen statt. Infos: www.ns-verherrlichung-stoppen.tk Einhundert Neonazis demonstrierten ohne größere Störungen in Dänemark, wo die Verherrlichung des Nationalsozialismus nicht strafrechtlich belangt wird. In Berlin wurde ebenfalls eine Demonstration von Neonazis für den Alexanderplatz angemeldet. Die 500 TeilnehmerInnen kamen größtenteils aus Sachsen, Thüringen, Nordrhein-Westfalen und

_18.08.2005 Berlin Lichtenberg:

Gesinnungsjustiz“ angemeldet.

Mit einem polizeilichen

Bundesparteitag.

Großaufgebot wurden 50 Neonazis

_31.08.2005 Berlin Neukölln:

vom S-Bhf. Frankfurter Allee nach

Die NPD demonstriert mit ca. 50

Lichtenberg begleitet. Die Demo

TeilnehmerInnen in Neukölln vor

wurde von Sebastian Schmidtke

dem Estrel Hotel unter dem „origi-

unter dem Motto: „Gegen

nellen“ Motto: „Wer hat uns verra-

Geheimdienste und

ten, Sozialdemokraten“ gegen den

32

dort stattfindenden SPD-

Anitfa Umschau Spezial 2005

300


// September Wild Wild Net ...

D

as Internet - Informations-, Kommunika-

Von Neonazis verwaltete Seiten wurden optisch

tions- und Vernetzungsplattform - erfährt

umgestaltet und um Links, die auf antifaschistische

heute nahezu für jeden im alltäglichen Leben einen

Seiten verweisen, erweitert. Schwerwiegender als

hohen Stellenwert. Egal ob im kommerziellen, pri-

die Umgestaltung ihrer Webseiten dürfte sich für

vaten oder politischen Bereich: Das Internet eignet sich sowohl zum Gewinn von Informationen als auch zum gegenseitigen Austausch von – zumeist auch vertraulichen

Nachrichten.

Auch neonazistische Gruppierungen haben das erkannt und nutzen das Internet für schnelle, unkomplizierte Debatten sowie für

die

Darstellung

und

Verbreitung ihrer menschenverachtenden Ideologie. die neonazistische Szene aber die Offenlegung der Den im rechtsextremen Spektrum an Bedeutung

vertraulichen Daten gehackter Homepages heraus-

gewinnenden Internetportalen haben sich im Jahr

stellen.

2005 antifaschistische HackerInnen angenommen.

_01.09.05

Inhalte mit dieser CD verbreitet

eine Einstellung aller offenen

Seit dem 1. September 2005 verteilt

werden, wer die NPD ist und was

Strafverfahren bezüglich des

die NPD im Rahmen ihres

diese will.

Logos bedeutet.

eine Gratis-CD mit RechtsRock an

_01.09.05

_01.09.05 Berlin

Jung- und ErstwählerInnen. Eltern,

Das Brandenburgische

Zwei Plakatierer die gegen den

LehrerInnen, ErzieherInnen und

Oberlandesgericht hält das alte

Neonaziaumarsch vom 03.09.

SozialarbeiterInnen sehen sich nun

Thor-Steinar-Logo, für

plakatierten werden am Bhf.

mit der Frage konfrontiert, welche

strafrechtlich unbedenklich, was

Frankfurter Allee von vier Neonazis

Bundestagswahlkampfes gezielt

Antifa Umschau Spezial 2005

33


So konnten seit Ende Dezember 2004 mehrere

Konzertplanungen über sogenannte „Private

Datenbanken von rechtsextremen Versänden wie

Nachrichten“ (PN) besprochen und ermöglichten

Asgard-, Wardog- und Endzeitversand öffentlich

wiederum einen Einblick in Aufbau, Struktur und

gemacht werden. Der resultierende Anonymitäts-

Organisation

verlust der rechten Kundschaft, die ihren Namen

Rechtsrockbereiches.

eines

bedeutenden

Teils

des

nun auf einschlägigen Seiten linker Projekte wiederfindet, dürfte so manche Onlinekauflust brem-

Die Stellungnahme der Seitenbetreiber zum Hack

sen.

ihrer Homepage kam einer späten Einsicht gleich: So seien diese davon ausgegangen, dass die User

Einen interessanten Einblick in die internen

nicht so „blauäugig“ wären über Inhalte zu spre-

Debatten der Freien Kameradschaften verschaffte

chen, die ihnen nun „schaden“ könnten. Die

der am 1. Oktober 05 gelunge-

Betreiber hätten zwar ver-

ne

das

sucht „illegale Inhalte von

Diskussionsforum des für die

der Seite fernzuhalten“, aber

neonazistische Szene bedeu-

die PNs standen außerhalb

tenden Internetportals „Freier

ihres „Machtbereiches und

Widerstand“.

Interessierte

ihrer Befugnisse“. Weshalb

User konnten sich alsbald

sich die Neonazis während

über die vormals konspirati-

ihrer

ven Verbindungen der einzel-

sicher fühlten, mutet aber

nen Kameradschaften infor-

auch nicht weiter verwun-

mieren. Im Ergebnis konnten

derlich an.

weitere Kameradschaftspor-

So äußerte sich der bundes-

Zugriff

auf

Unterredungen

so

tale unbrauchbar gemacht werden.

weit aktive Nazikader Axel Reitz vor dem Hack des

Pünktlich zum Weihnachtsfest wurde die Seite

„Freien Widerstandes“ selbstsicher: „Das PN-

Hatecore.tk, ein relevantes Naziforum rund um den

System des FW-Server kann als mindestens genau-

Rechtsrockbereich, gehackt. Auch auf Hatecore.tk

so sicher gelten wie der herkömmliche E-Briefver-

wurden

kehr. Du könntest mir also auch ohne bedenken

Produktion,

Vertrieb

und

erst gejagt und später in einer

Demoanmelder Worch vom S-Bhf.

ein interkulturelles Fest zu demon-

Seitenstrasse mit Pfefferspray und

Landsberger Allee aus Richtung

strieren. In Lichtenberg greifen der-

einem Eisenrohr attackiert. Die

Marzahn. Die Demo findet anläßlich

weil Neonazis ein ähnliches Fest

Angegriffen konnten sich erfolgre-

des Anti-Kriegs-Tages statt (01.09.),

gewälttätig an.

ich wehren.

richtet sich gegen “Kriegstreiberei” und muss wegen Behinderung

_09.09.05 Berlin

_03.09.05 Berlin

duch AntifaschistInnen umgeleitet

Zehn Jugendliche werden von

Nur unter massivem Polizeischutz

werden. Zeitgleich versuchen 20

Neonazis nach einem Konzert in

folgen 80 Neonazis dem

Neonazis in Schöneweide gegen

der Feuerwache Schöneweide

34

Anitfa Umschau Spezial 2005


deine Anliegen

hier

schildern,

ohne

eine

antifaschistischer

Seite

zeigen,

das

immer

einem

Einsichtnahme Dritter zu befürchten!“ Irgendwie

Kommunikation

hat sich da jemand geirrt ...

Unsicherheitsfaktor unterworfen ist. Vertrauliche

im

Internet

Daten können eben grundsätzlich immer mit dem Die Reaktion der Neonazis auf derartige Angriffe

nötigen technischen Know How offengelegt wer-

ist unterschiedlich. Ein Teil betreibt die Seite erst

den und zwar bei jedweder Nutzung des Internet.

gar nicht weiter, andere bauen sie neu auf. Die

Szeneinterne Daten und Privatsachen haben nichts

Versände

erhöhte

im Internet zu suchen, um mögliche Gefährdungen

Sicherheitsmaßnahmen den Onlinehandel weiter

politischer AktivistInnen auszuschließen. Dies

anbieten zu können. Im Jahr 2005 zeigte sich aber,

schließt im übrigen nicht nur Bedrohungspotentiale

dass nicht nur AntifaschistInnen versiert im

durch Neonazis sondern auch des staatlichen

Umgang mit den Neuen Medien sind. So mussten

Repressionsapparates weitestgehend aus.

auch

bemühen

mannigfaltige

sich

durch

Angriffe

auf

Linke

Internetprojekte durch Rechtsextreme Hacker verzeichnet werden. Im März traf es beispielsweise das Antifaschistische Infoportal Mecklenburg Vorpommern, die Seite www.links-lang.de. Sie ist derzeit wieder online und bis auf einige optische Veränderungen

gibt

es

laut

Angabe

der

Seitenbetreiber keine weiteren Schwierigkeiten. Problematischer ist der Hack des Antifa-Versandes „Red Stuff“ zu bewerten. Hier konnten Hacker die Adressen von 600 OnlinebestellerInnen auslesen und über das Internet zum Download anbieten. In der Konsequenz kann „Red Stuff“ seine Waren nur noch direkt im Laden anbieten. Zu konstatieren bleibt, das die Hacks von rechtsextremer als auch

angegriffen, wobei eine Frau eine

einer anderen Verurteilung offen.

_24.09.05 Potsdam 600 AntifaschistInnen demonstri-

Gehirnerschütterung erleidet. _16.09.05 Berlin

eren für die Freilassung der wegen

09.09.2005 Bochum

Mehrere hundert Menschen unter-

Mordverdachtes in U-Haft sitzen-

Der 22 Jahre alte Aushilfshitler

stützen die Anti-Nazi-Gala im

den Julia und gegen die

Axel Reitz der KS Dortmund wird

Stadthaus Böcklerpark. Die ALB

zunehmende Anzahl von Übergriff-

wegen Volksverhetzung zu einein-

reagiert damit offensiv auf die

en in der brandenburgischen

halb Jahren Haft verurteilt, zusät-

Durchsuchungen durch die

Landeshauptstadt.

zlich hat er noch 12 Monate von

Berliner Polizei vom 28. August. Antifa Umschau Spezial 2005

35


Interview____________________________________________________

“ Mit'm Knüppel aufn Staat und seine Saat. Hoch die anti-nationale Solidarität.” ...ein Gespräch mit der Linken Bande Spandau

Welche Gründe waren für die Konstituierung

zu befürchten haben. Gerade die Kameradschaft

einer antifaschistischen Gruppe in Berlin

Reinickendorf arbeitete immer wieder aktiv mit

Spandau ausschlaggebend?

Spandauer Neonazis zusammen und half rechte Strukturen im Bezirk zu festigen. Außerdem kam es

Die Linke Bande wurde initiiert, um eine antifa-

in letzter Zeit zu einem verstärkten Zuzug Rechter

schistische Bewegung in Westberlin zu etablieren

aus dem Brandenburger Umland und Restberlin,

und voranzutreiben. Im Gegensatz zu Bezirken,

einhergehend mit einer steigenden Anzahl körperli-

wie

und

cher Übergriffe, sowie vermehrter Veröffentlichung

aktiver

rechter Hetzpropaganda. Des weiteren ist es unser

AntifaschistInnen erschreckend gering, obwohl es

Anliegen, eine linke Jugendkultur in Spandau und

auch hier enormen Handlungsbedarf gibt. Die

Umgebung zu fördern, um den Leuten jenseits des

Möglichkeiten gegen rassistische, antisemitische

bürgerlichen Einheitsbreis Möglichkeiten zu bie-

oder sexistische Übergriffe vorzugehen sind dem-

ten, getreu dem Motto “Konsum ist nicht alles.”

Prenzlauer

Berg,

Marzahn/Hellersdorf

ist

Friedrichshain der Anteil

entsprechend ebenso gering. Unser Anliegen ist es daher, die Menschen für Themen, wie NS-

Erzählt uns doch mal etwas über Eure politische

Verherrlichung oder Abschiebung zu sensibilisie-

Arbeit. Welche Arbeitsschwerpunkte setzt sich die

ren,

Linke Bande Spandau?

indem

wir

informieren,

ihnen

einen

Ansprechpartner bieten und immer wieder auf Missstände aufmerksam machen. Problematisch ist

Wie bereits angesprochen, schließen wir uns den

die Betrachtungsweise vieler, die der Meinung

Grundsätzen vieler antifaschistischer und autono-

sind, Spandau sei ein verschlafener Bezirk, irgend-

mer Gruppen an und betrachten es als selbstver-

wo in der Pampa, jenseits von Gut und Böse. Fakt

ständlich

ist, dass Spandau Neonazis seit Jahren als

Antisemitismus, Sexismus sowie Ausbeutung und

Rückzugsgebiet dient, da diese hier weder von

Unterdrückung vorzugehen. Aufgrund interner

gesellschaftlicher noch von politischer Ebene etwas

Schwierigkeiten, waren wir eine Zeit lang in unse-

36

Anitfa Umschau Spezial 2005

gegen

Rassismus,

Nationalismus,


rem Handlungsraum eingeschränkt und konnten

verteilt werden. Außerdem liegt uns sehr viel daran,

uns lediglich mit einem kleinen Teil der vorhande-

die Spuren des jüdischen Lebens - die Spandauer

nen Arbeit wirklich auseinandersetzen, so dass wir

Gemeinde war eine der wichtigsten ihrer Zeit- nicht

uns nur auf kleinere Projekte sowie die

verblassen zu lassen und werden stets darauf

Zusammenarbeit mit Berliner und Brandenburger

bedacht sein zu erinnern, zu mahnen und niemals

Gruppen und Kampagnen - ebenfalls im kleineren

zu vergessen.

Rahmen - eingelassen haben. Momentan konzentrieren wir uns auf das Vorgehen gegen neonazisti-

Was die Bewegung 2006 und darüber hinaus mit

sche Tendenzen im Bezirk und engagieren uns für

Sicherheit noch beschäftigen wird, ist der Umgang

die Schaffung und Etablierung von links-alternati-

mit Repression. Solidarität untereinander, mit

ven/autonomen Freiräumen. Ebenso fokussieren

Betroffenen, Vorbeugung und so weiter wird an

wir den Umgang mit staatlichen Terrormaßnahmen,

Bedeutung

da gerade die letzten Monate gezeigt haben, wie

Diskussionsschwerpunkt bieten. Des weiteren

wichtig die Auseinandersetzung und Solidarisie-

natürlich auch die Auseinandersetzung mit der

rung ist, um der Kriminalisierung des Widerstands

Bevölkerung, den Bullen und der Justiz. Wir als

und Bullenwillkür entgegenzuwirken.

Gruppe werden versuchen, unseren Teil dazu bei-

gewinnen

und

einen

neunen

zutragen und dies mit äußerster Unausstehlichkeit Auch im Jahr 2006 wird der antifaschistische

tun.

Kampf weiter gehen. Habt ihr schon konkrete Vorstellungen bezüglich eurer politischen Arbeit und was wird die Antifa-Bewegung voraussichtlich 2006 und darüber hinaus beschäftigen? Wir werden uns definitiv weiterhin zusammen mit der Initiative gegen das Chipkartensystem und dem Spandauer

Bündnis

gegen

Rechts

gegen

Chipkarten einsetzen, da Spandau ab Anfang 2006 der einzige Bezirk sein wird, in dem diese noch

Linke Bande Spandau i n t e r n e t : w w w. l i n k e b a n d e . t k kontakt: linksinspandau@freenet.de

Antifa Umschau Spezial 2005

37


// Oktober Großer Zapfenstreich in Berlin // NPD Aufmarsch in Göttingen nach Krawallen abgebrochen

N

eben dem inzwischen alljährlich im

Abschlusskundgebung vor dem Brandenburger Tor.

Sommer in Berlin stattfindenden Gelöbnis

Bei dieser Maßnahme wurden mehrere Personen

der Bundeswehr, sah die Truppe im Oktober 2005

verletzt. In der bürgerlichen Presse sorgte ein

noch einmal Grund zum Feiern. Mit einem großen

besonders „schlagkräftiger“ Zivilpolizist für

Zapfenstreich wurde das 50jährige Bestehen der

Schlagzeilen, der

Truppe begangen. Obwohl Berlin Mitte an diesem

nachvollziehbaren Grund auf DemonstrantInnen

Tag einer militärischen Hochsicherheitszone glich,

einprügelte. Seine Kollegen beobachteten dies

demonstrierten ca. 2000 Menschen gegen den vor

scheinbar unbeteiligt und sahen sich nicht genötigt

dem Reichstag stattfindenden Fackelaufmarsch

sein Handeln zu unterbinden. Das Geschehen

deutscher Soldaten. Zur Teilnahme an der Demo

wurde

hatten ein breites Bündnis aus dem antifaschistis-

Fernsehkameras umfassend dokumentiert und

chen und antimilitaristischen Spektrum aufgerufen.

nötigte damit die Polizeiführung zu interner

Unter dem Motto „Zapfenstreich abpfeifen“

Ermittlungsarbeit.Die ALB beauftragte einen

forderten die DemonstrantInnen unter anderem den

Rechtsanwalt mit der Einreichung einer gemein-

Abzug aller deutschen Truppen aus den jeweiligen

schaftlichen Klage gegen den prügelnden Beamten.

von

ungezählte Male und ohne

PressefotografInnen

und

Einsatzgebieten sowie die sofortige Auflösung der Bundeswehr. Die Berliner Polizei war mit einem Großaufgebot

Göttingen

vertreten und verhinderte unter Einsatz von

Unter dem Motto „Naziaufmarsch stoppen“ sind

Schlagstöcken und Reizgas die Durchführung der

am 29.10.05 ca. 5000 Menschen gegen einen

_02.10.05 Görlitz

_03.10.05 Oderwitz

Suppe spucken”. Rund 90

Die Besetzung der Görlitzer

Ungestört, da von der Polizei

AntifaschistInnen nahmen an einer

Altstadtbrücke durch 200

geschützt, veranstalteten die

Gegendemonstration teil.

AntifaschistInnen blockierte einen

Jungen Nationaldemokraten im

Naziaufmarsch mit 60 Teilnehmern

ostsächsischen Oderwitz ein

_08.10.05 Eisenach

unter dem Motto “Deutschland ist

Neonazikonzert mit 250

Ca. 250 angereiste Autonome ver-

größer als die BRD”. Sie forderten

Teilnehmern. Die NPD demonstri-

suchten erfolglos einen Aufmarsch

u.a. die “Entfernung der Polen aus

erte vorher mit 50 Nazis unter dem

von etwa 300 Neonazis zu verhin-

Görlitz”.

Motto „Linken Krakeelern in die

dern, während 400 BürgerInnen auf

38

Anitfa Umschau Spezial 2005


Aufmarschversuch der NPD durch die Innenstadt Göttingens demonstriert. An der Demospitze lief ein von der Antifaschistischen Linken International (ALI) angeführteter und ca. 3000

Zusammenspiel mit den brennenden Barrikaden

TeilnehmerInnen zählender Antifa-Block.

zum Abbruch des NPD-Aufmarsches durch die Polizei. Die Staatsmacht sah sich nicht mehr in der

Im Verlauf der Demonstration wurden an ver-

Lage den offensiven Widerstand gegen den NPD-

schiedenen Stellen entlang der geplanten Route der

Aufmarsch zu unterbinden und so mussten die

NPD innerhalb weniger Sekunden von militant

NPD-Anhänger drei Stunden früher als von ihnen

agierenden Kleingruppen Barrikaden errichtet und

vorgesehen die Heimreise antreten.

angezündet. Hierbei gingen die Aktivisten nicht nur

Die Polizei leitete rund 50 Strafverfahren gegen

schnell sondern auch

DemonstrantInnen ein. Vorgeworfen wird ihnen

effektvoll vor: Zeit-

Landfriedensbruch und Körperverletzung.

weise brannte es an 30 Orten gleichzeit-

Die ALI zeigte sich mit der Bilanz des Tages

ig. Hierauf setzte die

zufrieden,

Polizei Schlagstöcke,

„aufzulösen“, wurde durch direkte Aktionen von

Wasserwerfer

ihr

Ziel

den

NPD-Aufmarsch

und

aus dem gesamten Bundesgebiet angereisten

Tränengas ein. Weil

AntifaschistInnen erfüllt. Von diesem Potenzial

aber auch bis zu 1000

zeigte sich auch Göttingens Polizeipräsident Hans

DemonstrantInnen

Wargel überrascht: In ersten Statements gab er zu

die gesamte Route

Protokoll sowohl Anzahl als auch Militanz der

der NPD blockierten,

„Autonomen“ unterschätzt zu haben. Ups

führte

dies

im

dem Bürger-Fest vom „Bündnis

erkennbaren Grund auf Menschen

_28.10.05 Brandenburg

gegen Rechts” dem Geschehen

ein. Uniformierte Polizeibeamte

Vor dem Luckenwalder

fern blieben.

sehen tatenlos zu bzw. geben

Kreisgericht wurde der 27jährige

ihrem Kollegen Deckung. Die

Marcel Pfister und die 23jährige

_26.10.05 Berlin

Verletzten werden von Sanitätern in

Doreen Niendorf, zwei geständige

Unter den Linden fand eine

Sicherheit gebracht.

Neo-Nazis, zu je zwei Jahren auf

Demonstration gegen das Militär

Bewährung und 150

statt. Ein Zivilpolizist prügelt mit

Arbeitsstunden, bzw. 400 €

einem Spezialschlagstock ohne

Schmerzensgeld verurteilt. Antifa Umschau Spezial 2005

39


// November Antifa-Demo gegen Nazistrukturen in Lichtenberg // Neonazis provozieren vor Kneipe

W

ie jedes Jahr fand auch 2005 die traditio-

sowie der seit Jahren aktive Neonazikader Oliver

nelle Antifa-Demo im Gedenken an den

Schweigert und die AktivistInnen der verbotenen

1992 am U-Bahnhof Samariterstraße von Neonazis

KS-Tor wohnen.

ermordeten Hausbesetzer und Antifaschisten Silvio

Der Beginn der Demo verzögerte sich erheblich

Meier statt.

durch eine penetrant nervend auftretende Berliner Polizei, die mindestens 20 DemonstrantInnen bei

Unter dem Motto „Keine Homezone für Faschisten.

Vorkontrollen wegen des Tragens von mit

Nazistrukturen aufdecken. Antifa statt Verbote“

Stahlkappen

demonstrierten ca. 1800 Menschen durch Berlin

Mitführens von Glasflaschen in Gewahrsam nahm.

Lichtenberg gegen die Neonaziszene aus dem

Sie folgten mit dieser Maßnahme dem Beschluss

Umfeld der Anfang des Jahres verbotenen

der Versammlungsbehörde, die unter anderem auch

Nazigruppen KS-Tor und BASO. Sympathisanten

die Präsentation von Seitentransparenten untersag-

und

gewaltbereiten

te. Demoveranstalter und Demonstranten forder-

am

Anhänger

der

beiden

versehenen

Schuhen

und

des

Bahnhof

ten die sofortige Freilassung der Betroffenen und

Lichtenberg in Erscheinung, weshalb es das

kritisierten das gleich zum Auftakt der Demo

Anliegen der Silvio-Meier-Demo war, dies öffent-

repressive Auftreten der Polizei.

lich und den Nazis ihre scheinbar sicheren

Trotz dieser unseligen Einschüchterungsversuche

Rückzugsgebiete

Nazigruppen

traten

vermehrt

Die

seitens der Staatsmacht zog die Demo laut und in

Bevölkerung Lichtenbergs sollte auch dafür sensi-

kämpferischer Stimmung von Friedrichshain nach

bilisiert werden, dass in ihrer unmittelbaren Nähe

Lichtenberg. Aber auch während der Demo sahen

Neonazis wie der Berliner NPD-Chef Claus Schade

sich die TeilnehmerInnen mit einer im wahrsten

streitig

zu

machen.

_02.11.05 Berlin

_02.+07.11.05 Berlin

_05.11.05 Potsdam

Mit insgesamt 7574 registrierten

Zwei Anti-Räumungs-Demos zogen

Auch mit Hilfe eines massiven

Straftaten im Zeitraum von Januar

quer durch Kreuzberg und zur

Polizeiaufgebotes von 2000

bis Ende September, ist die Zahl

Parteizentrale der PDS/Die Linke in

BeamtInnen schaffte es Christian

der durch Neonazis und anderer

Mitte, da das Hausprojekt

Worch und 250 Rechtsextreme

Rechter verübten Straftaten um

NewYorck59 im Bethanien eine

nicht durch die Potsdamer

rund 1800 Fälle (30%) gestiegen.

abermalige polizeiliche Räumung

Innenstadt zu ziehen. Etwa 5000

Die Dunkelziffer liegt wie üblich

drohte.

Autonome und BürgerInnen verhinderten durch Besetzungen von

weitaus höher.

40

Anitfa Umschau Spezial 2005


Sinne des Wortes schlagkräftigen Polizeitruppe

Aufgrund der zahlenmäßig aber eindeutig überle-

konfrontiert, die immer wieder brutal gegen die

genen Anzahl antifaschistischer Demonstranten

Demonstration

sahen sie jedoch von körperlichen Angriffen ab.

vorging

und

willkürlich

Festnahmen vollzog. Hieran konnten auch die Beamten des sogenannten „Anti-Konfliktteams“

Die direkte physische Konfrontation wurde gegen

nichts ändern, die am Ende des Demozuges mit

Ende der Veranstaltung am S-Bhf. Lichtenberg

schicken neongrünen Westen liefen, sich aber nicht

wieder Mal von der Berliner Polizei provoziert, die

willens oder in der Lage sahen, ihren behelmten

auf abreisende DemonstrantInnen einprügelte und

attackierfreudigen Kollegen in deren Handeln

diese teilweise sogar bis in die S-Bahn verfolgte.

Einhalt zu gebieten.

Bei diesem brutalen Einsatz wurden zahlreiche

Seinen Höhepunkt erreichte der vollkommen über-

Personen verletzt und festgenommen. Auch wenn

zogene Polizeieinsatz, indem den Demonstranten

die Silvio-Meier-Demo 2005 von ungezählten

die angemeldete und bewilligte Route durch die

Polizeiübergriffen überschattet wurde, ist sie in

Weitlingstraße verwehrt wurde. Den Anstoß für

jedem Fall als Erfolg zu werten. Hierfür spricht die

diese repressive Maßnahme bildeten ca. 20 Neo-

unerwartet

nazis, die sich vor einer Kneipe in der Weitling-

Demonstranten, die sich weitestgehend besonnen

straße zu einer nicht angemeldeten Spontankund-

gegen die Angriffe der Berliner Polizei zur Wehr

gebung versammelt hatten. Die Polizei sah sich

setzten. Auch wurde an diesem Tag der

wohl nicht mehr in der Lage eine wie auch immer

Neonaziszene in Lichtenberg unmissverständlich

geartete Situation der „Sicherheit und Ordnung“

klar gemacht, dass sie sich in ihrer ach so sicheren

durchzusetzen. Sie sperrte daher kurzerhand den

„Homezone“ nicht wohl fühlen kann, da sowohl

Zugang zur Weitlingstraße ab und nötigte der

ihre neonazistischen Aktivitäten, als auch ihr ver-

Silvio-Meier-Demo eine andere Demonstrations-

meintlicher Rückzugsraum schon lange von Antifas

strecke auf. Trotz der immensen polizeilichen

aufgedeckt wurde.

hohe

Anzahl

antifaschistischer

Absperrung gelang es einzelnen Demonstranten in unmittelbare Nähe der Nazis zu gelangen, die unter anderem Parolen wie „Wir sind die Anti-Antifa“ skandierten und einzelne Antifas anpöbelten.

Kreuzungen und Straßen den

_10.11.05 Berlin

Neonazi-Aufmarsch. Nach stunden-

In einer

langem Warten zogen dann 150

geplanten

Neonazis ungestört, da gut durch

Aktion überfie-

die Polizei geschützt, in Berlin-

len 20 Mitglieder

Spontandemo mit mehr als 200

Pankow ca. 300 Meter um den

der verbotenen Kameradschaften

Teilnehmern um das rechte Klima

Block.

Tor und BASO einen Silvio Meyer

im Bezirk zu thematisieren.

Infostand am S-Bhf. Lichtenberg. Noch am selben Abend gab es eine Antifa Umschau Spezial 2005

41


Interview____________________________________________________

“Grundlage für eine funktionierende Öffentlichkeitsarbeit ist eine fundierte inhaltliche Arbeit.“ ... ein Gespräch mit der Kampagne “ We W i l l R o c k Yo u ! ” Mit welcher Intention wurde die Kampagne “We

Neonazis genannt werden, sind dabei mit ihrer

will rock you!” ins Leben gerufen?

modisch-sportlichen Aufmachung auch für ein breites unpolitisches Spektrum ansprechend. Die

Der Wandel des rechten Lifestyle ist seit Jahren

Marke “Thor Steinar” ist damit am erfolgreichsten.

wahrnehmbar, es gab optische Veränderungen.

Ihr ist es in den letzten Jahren gelungen, eine flä-

Neonazis sind in Subkulturen eingedrungen, die

chendeckende Vertriebsstruktur aufzubauen. Bei

bisher als nazifrei galten. Ein Neonazi kann heute

allen Marken wird rechte Ideologie in Form von

skaten und einen Iro tragen. Sie marschieren für

Codierungen mit der Kleidung transportiert. Die

den Frieden, die Befreiung Palästinas. Auf einzel-

Berliner Marke “Rizist” stellt ihrem Logo in der

nen Aufmärschen verkünden sie, gegen Faschismus

aktuellen Kollektion eine “18” vornan. 18 ist ein

zu sein und fordern AntifaschistInnen auf, sich an

Code, der für die Buchstaben “A” (1. Buchstabe im

das Mikrofon ihres Lautsprecherwagens zu stellen

Alphabet) und “H” (8. Buchstabe im Alphabet) -

und “ihre Position” darzustellen. Sie öffnen sich

die Initialen Adolf Hitlers - steht. “Thor Steinar”

der Gesellschaft - sie stellen nicht mehr eine

nutzte in der Vergangenheit Aufdrucke von

Minderheit am Rande der Gesellschaft dar, sondern

“Hausbesuch” bis “Division Germania”.

sind in ihr akzeptiert.

Diese Methode wird Erfolg haben, wenn die Codes

Neonazis codieren ihre Absichten, in dem sie bei-

von der Mehrheit der Menschen nicht als faschi-

spielsweise linke Inhalte auf wenige Punkte redu-

stisch erkannt werden. Die rechtsextreme Ideologie

zieren oder sie versuchen sich mit eigenen

bleibt so verschlüsselt, wird von Gleichgesinnten

Modemarke im Mainstream zu etablieren, um bei-

erkannt und von den Teilen der Gesellschaft, die

des für ihre Ziele einsetzen zu können. Sie folgen

nicht gerade selbst Rassisten, Antisemiten und

Trends: Windbreaker sind heutzutage ein viel getra-

Revanchistinnen sind, aus Unwissenheit akzeptiert.

genes Kleidungsstück. Ein Großteil der bekannten

Ein solches äußeres Bild macht es den Neonazis

Nazimarken

somit einfacher, akzeptiert und integriert zu wer-

vertreibt

sie

inzwischen.

Die

“Windbrecher” bzw. “Windfänger”, wie sie von

42

Anitfa Umschau Spezial 2005

den.


Dagegen will die “We will rock you!”-Kampagne

Neonazis können heute einem Lifestyle frönen, der

vorgehen. Zum einen soll durch Recherche und

von breiten Teilen der Gesellschaft akzeptiert wird

inhaltliche Arbeit ein Überblick über rechte

und sich u.a. in der Musik, die sie hören, in ihrer

Kleidung und deren Vertriebsstrukturen erarbeitet

“politischen Arbeit” und in der Kleidung, die sie

werden, der es ermöglicht, eine breite Öffentlich-

tragen ausdrückt. Sie skaten mit anderen, gehen auf

keit auf die Problematik im Allgemeinen und die

Konzerte von Madball, spielen “Counter Strike” im

Entwicklung im Detail aufmerksam zu machen.

Netz und arbeiten im städtischen Krankenhaus.

Die öffentliche Diskussion um die Thematiken

Solange sie sich nicht als Rechte erkannt werden,

rechter Lifestyle und rechte Kleidung sowie deren

drohen ihnen keine Konsequenzen. Und selbst

Vertriebsstrukturen, erschwert es Nazimarken

wenn sie erkannt werden, weil sie ihre verbrecheri-

außerhalb der Szene Profit zu machen. Doch selbst

sche “Meinung” in irgendeiner Form artikulieren,

wenn sich Nazi-Kleidung in Form rechter Marken

wird dies oft einfach mit Gleichgültigkeit hinge-

nur innerhalb der Szene etabliert, stellen sie noch

nommen. Um dennoch erkennbar zu sein, nutzen

immer eine Gefahr dar.

sie oftmals, wie schon beschrieben, Codes. Entsprechend

der

Mannigfaltigkeit

der

Das vor allem Mitte der 90er-Jahre postulierte

Möglichkeiten, gibt es umfangreiche Angebote für

Bild vom rechtsextremen Skinhead, der sich vor-

Neonazis. Sie kleiden sich in die bekannteste und

nehmlich in T-Shirts der Marke “Lonsdale” sowie

szeneübergreifende Nazimarke “Thor Steinar” oder

Springerstiefel und “New Balance”-Turnschuhe

in szeneeigenen Mar-

einkleidete, greift heute also so nicht mehr. Dies

ken, wie es z.B.

ist auch darauf zurück zu führen, dass sich beide

“Rizist”, “Pro vio-

Marken gegen Rechtsextremismus aussprechen.

lence”, oder

Welche Textilien werden heute bevorzugt von Neonazis getragen und vor allem welche Firmen sind sich der nationalsozialistischen Ideologie ihrer Kundschaft bewusst und unterstützen diese aktiv? Es lässt sich kein eindeutiges optisches, d.h. durch

“Sport Frei” sind. Sie

äußeres Erscheinen und somit Kleidung geprägtes

können rechtsextremen

Bild für Neonazis bilden. Die Skinheads mit

Clans im Computerspiel beitre-

“Lonsdale”-Kleidung

ten, sich in rechten und nichtrechten virtuellen

und

“New

Balance”-

Schuhen gibt es noch immer, aber parallel dazu gibt

Communities

es eben Neonazis, die aussehen wie die Skaterin

Clubs und Kneipen oder Geschäfte besuchen. Dazu

von nebenan, die Autonomen von der letzten

hören sie Landser, Spreegeschwader oder eine der

Demonstration oder der unauffällige Nachbar.

unzählig anderen rechtsextremen Bands.

herumtreiben,

Antifa Umschau Spezial 2005

“gleichgesinnte”

43


Vom rechten Lifestyle profitieren in erster Linie die

wird leider nicht von einem breiten Bündnis getra-

“Firmen”, die aus der Szene heraus entstanden.

gen. Nur wenige Gruppen beteiligen sich aktiv und

Neben Naziläden, rechtsextremen Versänden,

dauerhaft an der Arbeit. Unter anderem daran liegt

Kleidungsmarken und dem ausgeprägten rechten

es, dass Intentionen und Inhalte der Kampagne bis-

Musikbusiness, schlägt aber auch die Szene

her nur unzureichend an die bürgerliche Öffentlich-

Gewinn aus den Geschäften. Besonders Einnahmen

keit getragen werden konnten.

aus Musikprojekten, z.B. Nazi-Sampler für inhaf-

Bis heute ist es Kampagnen wie “Stop Thor

tierte “Kameraden”, fließen zurück in die Szene.

Steinar” oder “We will rock you!”, gelungen durch

Zumeist bleiben die Geschäfte szeneintern.

ihre Arbeit und die damit verbundenen öffentliche

Neonazis gründen beispielsweise ein Modelabel,

Diskussion nur gewisse Nazimarken und -geschäf-

produzieren Kleidungsstücke mit codierter oder

te als solche zu brandmarken und so Druck auf

uncodierter Ideologie und verkaufen ihre Produkte

deren Betreiber aufzubauen. Im zeitlichen Rahmen

über rechte Läden und (Internet-)Versände an

der “We will rock you!”-Kampagne haben bisher

Gleichgesinnte.

drei rechte Läden geschlossen: der “Nordic

Einigen gelingt allerdings der Schritt über den

Thunder” in Berlin-Weißensee, der “Firestarter” in

Szenerand. Wenn das Produkt gesellschaftlich

Berlin-Pankow und der “On the Streets” in

akzeptiert wird, beispielsweise im Fall der

Hennigsdorf.

Kleidungsmarke “Thor Steinar”, deren Produkte

Durch Demonstrationen konnte auf sie aufmerksam

als

die

gemacht werden. Sicherlich waren alle drei schon

Verschlüsselung der Ideologie von den unpoliti-

modisch

zeitgemäß

und

durch

zuvor als Naziläden bekannt gewesen, doch nun

schen KundInnen nicht als faschistisch wahrge-

griffen auch einige meist lokale bürgerliche

nommen werden, sind hohe Umsätze möglich.

Medien die Läden und die Inhalte unserer

Dann profitieren auch nicht-rechte Geschäfte, wie

Demonstrationen als Themen auf. So konnte eine

z.B. Modegeschäftsketten à la “Doorbreaker” und

lokale

“Snow & Sun”, durch den Verkauf entsprechender

Betreiber sahen sich im Folgenden einem zuneh-

Marken, vom rechten Lifestyle.

menden Druck bzw. der Kündigung durch die

Öffentlichkeit

erreicht

werden.

Die

VermieterInnen ausgesetzt. “We will rock you!” wird von einem breiten anti-

Grundlage für eine funktionierende Öffentlich-

faschistischen Bündnis getragen, diverse Berliner

keitsarbeit ist eine fundierte inhaltliche Arbeit.

und Brandenburger Antifa-Gruppen sind in die

Diese gab es im Kampagnenbündnis bisher nicht.

Kampagne involviert. Ist es diesem Bündnis

Die Recherchearbeit zu einigen Marken, Läden und

gelungen, die bürgerliche Öffentlichkeit für die

sonstigen Lokalitäten läuft schleppend, die

Problematik “Naziläden und rechter Lifestyle” zu

Aufarbeitung von Ergebnissen und theoretische

sensibilisieren?

Arbeit sind bisher beinahe völlig unbeachtet geblieben. Aus den bisherigen Fehlern und Erfahrungen

Um mit Vorurteilen aufzuräumen: Die Kampagne

44

Anitfa Umschau Spezial 2005

muss gelernt werden. Die Sensibilisierung erfolgt


nicht in einem Jahr. Sie ist ein längerfristiger

entiert, eine Demonstration folgte der anderen.

Prozess, der nicht allein von der Kampagne getra-

Doch die Arbeit ist auf einen längeren Zeitraum

gen werden kann. Es sind viele verschiedene

angesetzt. Weder wird die “We will rock you!”-

Beiträge nötig, um Nachhaltigkeit zu erreichen.

Kampagne zu Sylvester 2005, noch Sylvester 2006 beendet sein. Dem Problem des neonazistischen

Das Jahr 2005 ist vorbei; das Problem des neona-

Lifestyles kann man nicht in einem Jahr begegnen.

zistischen Lifestyles und die Gefahr der weiteren

Es wird weiterhin bestehen, aber auch unser Kampf

Etablierung einer rechtsextremen (Jugend-)”kul-

dagegen wird fortgesetzt. Mit dem Ausbau unserer

tur”

bestehen. Welche

Internetseite als Informationsquelle, die bisher rund

Möglichkeiten seht ihr, gegen diese Entwicklung

120 000 BesucherInnen nutzten, hoffen wir unsere

auch in Zukunft effektiv vorzugehen? Wird “We

inhaltliche Arbeit Schritt für Schritt ausbauen und

will rock you” auch 2006 bestehen bleiben?

verbessern zu können. Derzeit befinden wir uns in

bleibt

auch

2006

einer Art Bestandsaufnahme. Wir wollen einen Ja, das wird sie. Wir hoffen auch, dass die Arbeit

Überblick

noch

wird.

Vertriebsstrukturen und das Netzwerk anderer rech-

Wenn der Etablierung der rechtsextremen (Jugend-

ter Locations gewinnen. Dies kann nicht abge-

)”kultur” nichts entgegengesetzt wird, wird sie

schlossen, wohl aber bilanziert werden. Die inhalt-

gestärkt. Und entgegensetzen kann man einiges:

liche Arbeit soll im kommenden Jahr im

Die Problematik muss dauerhaft thematisiert wer-

Vordergrund stehen, um

den, Strukturen und Hintergründe und Codes rech-

Grundlagen für eine

ter Marken und rechter Vertriebssysteme müssen

breite Öffentlich-

überblickt und der Öffentlichkeit vermittelt wer-

keitsarbeit

darüber

hinaus

fortgesetzt

über

den.

Nazimarken,

schaffen.

Kaum eine der beteiligten Gruppen hat zuvor schon eine derartige Kampagne durchgeführt bzw. sich an einer solchen beteiligt. Uns fehlt es oft an Erfahrung, so dass vermeidbare Fehler gemacht werden. Bisher ist die Kampagne aktionistisch ori-

We will rock you! i n t e r n e t : w w w. w e - w i l l - r o c k - y o u . t k kontakt: werockyou@web.de

Antifa Umschau Spezial 2005

45

deren

zu


// Dezember Berliner Antifas in Schweden bis heute in U-Haft // Antifa-Demos durch Berlin Kreuzberg und Neukölln gegen rechten Lifestyle

A

m

10.12.05

marschierten

durch

den

wurde, sitzen zwei Berliner Antifas Ende

Stockholmer Bezirk Salem ca. 1200

Dezember 2005 weiterhin in Untersuchungshaft.

Neonazis, die unter anderem aus Schweden,

Ihnen wird unter anderem vorgeworfen, an einer

Dänemark, Norwegen, England und Deutschland

nichtangemeldeten Demonstration teilgenommen

stammten. Dieser kontinuierlich stattfindende

und Landfriedensbruch begangen zu haben.

Aufmarsch ist einer der größten neonazistischen Manifestationen weltweit. Zu Gegenprotesten rie-

Schon einen Tag nach den Ereignissen in

fen in diesem Jahr Antifa-Gruppen aus Schweden,

Stockholm demonstrierten ca. 70 Antifas in Berlin

Dänemark, Norwegen und auch Deutschland auf.

spontan zur schwedischen Botschaft und forderten die Freilassung der beiden Inhaftierten, sowie die

Dem neonazistischen Aufmarsch stellten sich dann

Zurücknahme der gegen die Beschuldigten formu-

auch mehrere tausend Demonstranten entgegen, die

lierten Vorwürfe. Um die Berliner Antifas nach

aus den erwähnten Ländern nach Stockholm gereist

besten Kräften zu unterstützen hat sich eine

sind, um dem neonazistischen Spektakel mit antifa-

Soligruppe gegründet, die über die aktuelle

schistischem Widerstand zu begegnen. Anwesend

Situation vor Ort informiert:

waren auch mehrere aus der BRD kommende

http://www.soligruppe-schweden.tk/

Antifas, von denen am Rande der Proteste minde-

http://www.aapb.de.vu/

stens neun von der schwedischen Polizei festgenommen

wurden.

Während

ein

Teil

der

Spendenkonto: Rote Hilfe Berlin //

Festgenommenen nach einem Tag der polizeilichen

Kto-Nr: 7189 590 600 // BLZ: 100 200 00 //

Ingewahrsamnahme wieder auf freien Fuß gesetzt

Stichwort: Stockholm

_03.12.05 Berlin

_10.12.05 Senftenberg

AntifaschistInnen den Aufmarsch

Nun schon im dritten Jahr

In Senftenberg marschierten ca.

zu blockieren zu Nichte zu machen.

marschierten Neonazis aus ganz

200 Neonazis unter dem Motto

Berlin in Schöneweide für ein

“Staatsrecht bricht

_31. 12 05 Potsdam

“nationales Jugendzentrum”. Das

Menschenrecht”. Ein überzogener

Zur Silversternacht bauten 100

Antifaschistische Bündnis Südost

Polizeieinsatz mit 1000 Polizisten,

Jugendliche brennende Barikaden

rief dazu auf sich ihnen in den

Wasserwerfern, Räumpanzern und

und lieferten sich mit der Polizei

Weg zu stellen und den Aufmarsch

einem Hubschrauber, schaffte es

eine Straßenschlacht in der

zu verhindern.

die Bemühungen von ca. 1000

Potsdamer Charlottenstrasse. Von

46

Anitfa Umschau Spezial 2005


Berlin

sagte die Berliner Polizei das Tragen von

Am 17.12.05 fand die letzte Demo der Kampagne

Stahlkappenschuhen und griff mehrmals den

„We will rock you“ unter dem Motto „Kein

Demozug an um DemonstrantInnen, die gegen

Weihnachtsgeschäft

Linke

diese Auflage „verstießen“, heraus zu greifen.

Freiräume verteidigen und erkämpfen!“ durch die

Tatsächlich waren aber nicht nur TrägerInnen von

Berliner Bezirke Kreuzberg und Mitte statt. Etwa

Stahlkappenschuhen

dreihundert DemonstrantInnen beteiligten sich an

Turnschuhen ausgestattete DemonstrantInnen von

dieser Veranstaltung. Thematisiert wurde unter

den brutalen Polizeiübergriffen betroffen. Bei die-

anderem der Sänger der Naziband „Deutsch, Stolz,

sen repressiven Angriffen wurden zahlreiche

Treu“ Peter Brammann und den sich in der Karl-

DemonstrantInnen verletzt. Aufgrund der nicht

Liebknecht-Straße in Berlin Mitte befindlichen

enden wollenden Polizeiübergriffe, entschlossen

Laden „Tönsberg“ der für eine nationalistische

sich die VeranstalterInnen die Demonstration am

Kundschaft ein reichhaltiges Arsenal an Thor-

U-Bahnhof Heinrich-Heine-Straße vorzeitig zu

Steinar-Klamotten bereithält.

beenden.

Wie auch schon bei der Silvio-Meier-Demo unter-

Drei Tage nach dieser unglücklich gelaufenen

mit

Neonazis.

sondern

auch

mit

220 Anwesenden wurden die

_31.12.05

Parteien fest. Besonders aus-

Personalien aufgenommen und 6

War die Nazi-Szene in den vergan-

geprägt ist diese Entwicklung im

Personen in Gewahrsam genom-

genen Jahrzehnten mehr oder

Freistaat Thüringen.

men. Die Polizei ermittelt wegen

weniger ein geschlossener

Landfriedensbruchs, gefährlichen

Männerclub, so stellen Beobachter

Eingriffs in den Straßenverkehr

seit Beginn des Jahres 2005 einen

und Widerstands gegen

stark steigenden Zustrom von

Vollstreckungsbeamte.

Mädchen und jungen Frauen in rechtsextreme Gruppierungen und Antifa Umschau Spezial 2005

47


Demo fand eine weitere von der Autonomen

Neonazigruppen bemüht waren, die Teilnehmer-

Neuköllner Antifa (ANA) initiierten und von der

Innen der Demo abzufilmen.

Kampagne „We will rock You“ unterstützte AntifaDemo statt. Thematisiert wurde das Geschäft

Ein massives Polizeiaufgebot trennte die Antifa-

„Snow and Sun“, welches in dem Neuköllner

Demo von den provozierenden Neonazis und es

Konsumtempel „Gropiuspassagen“ ansässig ist.

kam zu keinen nennenswerten Zwischenfällen. Die

Auch dieser Laden hält ein breites Arsenal der auf

Demo hat in jedem Fall gezeigt, dass sie mit ihrem

ein nationalistisches Publikum zugeschnittenen

Anliegen offenbar ins Schwarze getroffen hat:

Marke „Thor Steinar“ bereit. Neben der wiederum

Auch Neukölln läuft Gefahr zu einer Nazi-

repressiv auftretenden Berliner Polizei (das Tragen

Homezone zu werden. Mit der Demo wurde

von Stahlkappenschuhen war auch an diesem Tag

unmissverständlich klar gemacht, dass dies von den

untersagt, sowie das Zusammenbinden von

lokalen Antifas nicht hingenommen werden wird –

Seitentransparenten) traten bei dieser Demo auch

gut so!

Neonazis unangenehm in Erscheinung. Sie hielten am U-Bahnhof Rudow eine spontane Gegenkundgebung ab, während rund um die Antifa-Demo verstreute Häufchen von mit Kameras ausgestatten

_31.12.05 Berlin Etwa 150 Personen nahmen an der seit mehr als zehn Jahren stattfindenden Knastdemo durch BerlinMoabit teil. Sie demonstrierten mit der Forderung für eine befreite Gesellschaft ohne Knäste und Zwangsanstalten ihre Solidarität mit den Gefangenen.

48

Anitfa Umschau Spezial 2005


______________________________________________________ click it!

Treptower Antifa Gruppe [T.A.G.] www.treptowerantifa.de

Antifa in Königswusterhausen www.antifa-in-kw.de

Antifa Hohenschönhausen [AH] www.ah.antifa.de

Antifaschistisches Bündnis Südost [ABSO] www.abso-berlin.tk

Antifaschistische Initiative Reinickendorf [AIR] www.rantifa.de

Antifaschistisch Reisen www.antifaschistisch-reisen.de.vu

Antifaschistische Linke Berlin [ALB] www.antifa.de

We will rock you www.we-will-rock-you.tk

Antifaschistischer Aufstand Köpenick [AAK] www.aaak.antifa.de

Jugend Antifa Marzahn [JAM] mail:: antifa-marzahn@web.de

Antifa Bündnis Marzahn [ABM] www.kein-verstecken.de

Autonome Neuköllner Antifa [ANA] mail:: a.n.a.@gmx.net

L i n k e B a n d e Spa n d a u w w w. l i n k e b a n d e . t k

Antifa Weißensee [AW] mail:: weissensee.antifa@web.de

Antifa Jugend-Aktion Kreuzberg [AJAK] www.ajak.tk

Antifa Jugend Ost-Berlin [AJOB] mail:: ajob_mail@gmx.net

Antifa TU-Berlin www.antifa-tu-berlin.tk

Antifaschistische Brigaden Berlin [ABB] mail:: abb@antifa.de

Antikapitalistische Aktion Berlin [AKAB] www.akab.tk Autonome Antifa Prenzlauer Berg [AAPB] www.aapb.de.vu Antifa Friedrichshain [AFH] www.antifa-fh.de.vu Antifa U7 www.antifau7.tk Kritik und Praxis [KP] www.kp-berlin.de Antifa Umschau Spezial 2005

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Antifa Umschau Cover 2005 _______________________________

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Anitfa Umschau Spezial 2005


_________________________________________________ Abkürzungen

Linke Gruppierungen ALB ALI ANA VVN-BdA

-

WWRY

-

Antifaschistische Linke Berlin Antifaschistische Linke International Autonome Neuköllner Antifa Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten e. V. We will rock You

Rechte Gruppierungen ALG BASO JLO JN KS-Tor MHS

-

Ersatzstruktur für die verbotene KS-Tor und BASO Berliner Alternative Süd Ost Junge Landsmannschaft Ostpreußen Junge Nationaldemokraten Kameradschaft Tor Märkischer Heimatschutz

NPD DVU REP

-

Nationaldemokratische Partei Deutschland Deutsche Volksunion Die Republikaner

AIB

-

Antifaschistisches Info Blatt

BVerfG GdP StGB PN

-

PD SEK

-

Bundesverfassungsgericht Gewerkschaft der Polizei Strafgesetzbuch Private Nachrichten: Eine Funktion auf manchen Webseiten. Vom Webseitenbetreiber zugelassene Benutzer können sich gegenseitig Nachrichten senden. Polizeidirektor Spezialeinsatzkommando der Polizei

Andere

Recherche und Fotos Bei der Erstellung der Chronik und der Auswahl der Bilder haben wir von der umfangreichen Recherche vieler linker Gruppierungen partizipiert. Herzlichen Dank dafür!

Antifa Umschau Spezial 2005

51


“Was kann man alles in einem Jahr erreichen? Es ist eine ganze Menge! Wie wäre es, wenn wir uns ... das Ziel setzen im kommenden Jahr überall noch ein wenig mehr als bisher zu vollbringen.” Angela Merkel

fight fascism // smash capitalism Autonome Antifa Infernal [AAI] www.antifa-infernal.de.vu


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