U.R..S.L. U.R
Uns Reichts Schon Lange!
Magazin der Treptower Antifa Gruppe
April 2005 www.treptowerantifa.de
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ANTIFA was ist das?
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CHRONIK rechter Aktivitäten.
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Von symbolischer Gewalt über direkte Intervention bis zu Bündnisarbeit. Übergriffe, Pöbeleien, Propagandadelikte von Neonazis in Treptow Treptow/Köpenick.
VERBOTE statt Antifa? Der Staat verbietet die Kameradschaften BASO und KS TOR und denkt das Problem gelöst zu haben.
THOR STEINAR Naziklamotte. Erfolgreiche antifaschistische Kampagne kann Neonazi-Mode zurückdrängen.
SOZIALER PROTEST und Zukunft. Kapitalismuskritik und Wege aus der Krise.
RASSISTISCHE VORURTEILE. Wie sie entstehen und Argumente dagegen.
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GEDENKEN in Treptow/Köpenick
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BEFREIUNG AM 8.MAI 1945.
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Bekannte Widerstandskämpfer während des Nationalsozialismus. Deutsche Beschränktheit bei der Aufarbeitung eigener Geschichte.
SOPHIE SCHOLL der Film. Ihr Leben und ihr Kampf gegen das „Dritte Reich“
ANTIKAPITALISTISCHE GRUPPE. Was tun gegen Verwertung von allem und jeden.
OPFERBERATUNG von Reachout? Das Projekt unterstützt Opfer rechter Gewalt.
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DIE „UNS REICHTS SCHON LANGE!“ WIRD VON ENGAGIERTEN JUGENDLICHEN IN TREPTOW/KÖPENICK VERTEILT | DIE VERTEILERINNEN SIND NICHT IDENTISCH MIT DEN REDAKTEURINNEN | DIE ARTIKEL GEBEN NUR DIE MEINUNG DER JEWEILIGEN AUTORINNEN WIEDER | DIE BILDRECHTE LIEGEN BEI DEN JEWEILIGEN FOTOGRAFINNEN | V.I.S.D.P. IST PEDRO MANDESS, BRÜCKENSTRASSE 181, 12487 BERLIN | KONTAKT ÜBER TREPTOWER ANTIFA GRUPPE
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Wir schreiben das Jahr 2005 und wir sind damit mit der >>> U.R.S.L. seit fünf Jahren in Treptow präsent. Die U.R.S.L. (Uns reichts schon lange) ist die Schülerzeitung der Treptower Antifa Gruppe (T.A.G.), welche es nun schon sechs Jahre lang gibt. In diesem Jahr gibt es jedoch noch durchaus andere relevante Jahrestage, denn es jährt sich der sechzigste Jahrestag der militärischen Befreiung vom Nationalsozialismus.
r Antifa Gruppe 6 Jahre Treptowe
- Hitler wird zum JUBEL 1933 nten ernannt ide Reichspräs
In den historischen Reportagen im Fernsehen dominiert ein deutscher Opfermythos. Themen wie „Bombenkrieg“, „Vertreibung“, „Untergang“, „Kriegsgefangene“ etc. bestimmen den geschichtspolitischen Diskurs. Die Unterschiede zwischen Opfern, Tätern und Mitläufern verschwinden dabei zunehmend. Grund genug darauf hinzuweisen, dass der 2. Weltkrieg von Nazideutschland begonnen wurde und hunderttausende Opfer in den überfallenen Ländern kostete. Es war eben erst eine militärische Übermacht von Außen und kein politischer Widerstand von Innen, die die rassistische Vernichtungsmaschinerie der Nazis stoppen konnte. Uns interessiert daher nicht, wie schlecht es Adolf Hitler die letzten Tage in seinem Bunker so erging, denn das Jahr 1945 ist für uns in erster Linie das Jahr, in der die Menschheit von der verbrecherischsten Herrschaft des Massenmordes befreit wurde, welches die Zivilisation je gesehen hat.
JUBEL 1945 - Alle außer den Nazis feiern den Sieg über Deutschland
Wer die deutschen Opfer, z.B. der Bombardierung von Dresden, beklagt, kann dabei nicht die nazistische Vorgeschichte und den politischen Kontext ausblenden. Es waren eben zuerst deutsche Bomber in Guernica und London, die den Luftkrieg gegen ganze Städte und deren zivile Bevölkerung einführten. Und während englische Flugzeuge Dresden bombardierten, wurde an anderer Stelle noch an der deutschen Massenvernichtungswaffe V2 gearbeitet, um in London möglichst viele Zivilisten töten zu können. Für untergetauchte Jüdinnen und Juden in Dresden, brachte die Bombardierung bei all ihrer Grausamkeit in erster Linie eine Atempause in der Angst vor ihrer Deportation in den sicheren Tod.
Wir wehren uns daher gegen eine Geschichtspolitik, die Juden und „Vertriebene“, Partisanen und SS-Männer, Rote Armee und Wehrmacht zu einer einzigen riesigen Schicksalsgemeinschaft vermengt. Wir können mit dieser Zeitung nur einen kleinen Überblick über linke Politik geben und verweisen euch auf die weiterführenden Links auf der Rückseite, ansonsten gehört ihr später zu denen, die alles über das „deutsche Leiden“ und den Krieg wissen, ausgenommen wie es dazu kam und warum er geführt wurde und wie ähnliches verhindert werden kann..
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Was ist Antifa -Arbeit? Viele Menschen denken bei dem Wort >>> Antifa-Arbeit zunächst - und vor allem- an militante Auseinandersetzungen zwischen Faschisten und AntifaschistInnen. Schwarz vermummte Menschen, brennende Mülltonnen, riesen Schlägereien. Dieses Klischee klingt erst mal sehr aufregend und „schlagzeilenverdächtig“, jedoch besteht die antifaschistische Arbeit zum grössten Teil aus weniger mysteriösen und rohen Aktionen. Der „antifaschistische Alltag“ besteht hauptsächlich eher daraus, gesellschaftlichen Druck gegenüber „Rechts“ aufzubauen und auszuüben, zu sensibilisieren und zu skandalisieren und auf bestehende Widersprüche , diesbezüglich, in der Gesellschaft hinzuweisen und sie direkt aufzuzeigen.
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Dies geschieht z.B. durch das Organisieren von Demonstrationen, Info- und Gedenkveranstaltungen, Plakat- und Flugblattaktionen, wie sie häufig in unserer schönen Stadt zu sehen und zu erleben sind. Dabei ist es besonders wichtig, den Neonazis direkt und konfrontativ entgegen 28. August 2004: AntifaDemo zu treten. Das Offenlegen ne2. April 2005: Spontandemo mit 200 onazistischer Treffpunkte und dem durc wegen l h Schöneweide Antifas durch Johannistha faschistischer Strukturen ist ein Mord an einem Punk in Dortmund. Mittel, aber auch das Stören ihrer Aufmärsche und Versammlungen. Neonazistische Meinungsäusserungen sollten nicht hinge- Gruppen mit neonazistischen Ansichten sind selbstverständnommen werden, betreffende Personen sollten sofort zur lich von einer Zusammenarbeit ausgeschlossen. Das Gute an Rede gestellt werden. Viel zu oft wird in der Öffentlichkeit der Bündnisarbeit ist, dass wir durch sie leicht verschiedene neonazistisches Auftreten verharmlost und verschwiegen ( gesellschaftliche Gruppen erreichen können - somit auch eine breitere gesellschaftliche Aufklärung erfolgen kann und „....das sind doch nur verwirrte Jugendliche...“ etc.). wir natürlich zusätzlich auch eine Arbeitserleichterung durch Wie weit jede/r dabei gehen kann und möchte ist selbstArbeitsteilung haben. verständlich immer individuell unterschiedlich - so wie wir Antifa-Arbeit besteht aber auch aus dem Auf- und Ausbau es auch sind. Wichtig aber ist vor allem eins: Entschlosantifaschistischer Projekte, Treffpunkte (Jugendzentren, senheit bei dem was wir tun! regelmässig stattfindende Antifa-Parties etc.) und Strukturen, Um unsere Positionen „der Öffentlichkeit“ zu vermitteln, die nicht nur alternativ der Neonazikultur entgegen stehen, dienen uns, neben den bereits erwähnten Flugblatt-, sondern auch Schutz vor Neonazis und ihren Attacken bieten, Plakataktionen etc., auch Veranstaltungen zu diversen sowie vor staatlicher Repression, da leider auch der Staat - auch aktuellen - Themen und Ausstellungen, denn es ist nicht immer wohlwollend auf antifaschistische Arbeit blickt. wichtig seine Kritik und Verbesserungsvorschläge nach Neben der bloßen Anti-Nazi-Arbeit ist der Schutz und die aussen in die Gesellschaft zu tragen. Nur so ist auch eine Solidarität mit Betroffenen von Neonaziübergriffen, der Kampf Veränderung in den Köpfen der Menschen möglich. gegen Alltagsrassismus, Antisemitismus und rechter Hetze ist Einer der wichtigsten Punkte in der Anifa-Arbeit ist die von grosser Bedeutung. Hierbei bietet es sich an, mit ProjekBündnisarbeit. Hierbei arbeiten wir mit unterschiedlichsten ten und Initiativen zusammenzuarbeiten und sie zu unterstütGruppen und Personen zu einem bestimmten Thema zen, die in den entsprechenden Bereichen auch aktiv sind. zusammen (z.B. um eine Demonstration zu veranstalten). Antifaschistische Arbeit und Aufklärung ist –nach wie vor Bei der Bündnissarbeit müssen wir nicht immer und - ein sehr wichtiger Bestandteil unserer Politik und - gerade in überall einer Meinung sein mit allen Bündnisspartnern. Treptow Köpenick - unverzichtbar. Ein grober gemeinsamer Nenner, ein gemeinsames Ziel und der Wille, zusammen etwas auf die Beine zu stellen, Treptower Antifa Gruppe [April 2005] reichen hierzu vollkommen aus - Einzelpersonen und
Chronik rechter Aktivitäten TREPTOWERANTIFA@WEB.DE BEI WEITEREN VORFÄLLEN MELDET EUCH BEI UNS:
10.01.2004: Die Neonaziorganisation Berliner Alternative Südost (BASO) läuft mit etwa 20 Leuten und ihrem Chef Rene Bethage bei dem Nazi-Aufmarsch in Lichtenberg gegen das Verbot der nazistischen Band „Landser“ mit. Nach dem Aufmarsch fahren sie mit anderen Nazis wieder in Richtung Treptow. Am S-Bhf. Baumschulenweg werden drei Punker von der großen Gruppe schwer verletzt. Die Polizei stellt 22 von ihnen in einer Straßenbahn in Schöneweide. 13.01.2004: Die Fränkische Aktionsfront (die FAF wurde im Januar 2004 verboten) schlägt wieder zu: Mit ihren Aufklebern wird ganz Oberschöneweide zugeklebt. 23.01.2004 20 Nazis treffen sich in der Brückenstraße und ziehen nach Oberschönweide, wo sie wieder FAFPropaganda kleben. 26.01.2004: Vor der Einweihung der Gedenktafel für den ehemaligen jüdischen Friedhof in der Gehsener Straße in Köpenick schreiben Nazis ein 2 x 2 Meter großes Hackenkreuz in den Schnee. Die Polizei war nicht gewillt dies zu melden und verwischte das Symbol. 29.01.2004: Jugendliche, die die Schülerzeitung U.R.S.L. an der Hans-Grade Realschule in Johannisthal verteilen, werden von Schülern als „Antifa-Neger“ beschimpft. 01.02.2004: Die Wohnung eines Jugendlichen in Johnannisthal wird von mehreren Nazis mit Flaschen beworfen. Die Täter können flüchten. In der selben Nacht tauchen am Kino „Astra“ (Sterndamm) Hakenkreuze und andere Nazischmierereien auf. 08.02.2004: Nazis haben ein italienisches Restaurant im Treptower Ortsteil Altglienicke mit Hakenkreuzen beschmiert. An einem Fenster entdeckte die Polizei auch einen „SS“-Schriftzug. 16.02.2004: In Johannisthal und Altglienicke werden Horst Wessel (SA Mann, der bein einer Messerstecherei mit anderen Zuhältern abgestochen wurde und schon seit 1933 zum NS-Märtyrer stilisiert wird) Plakate verklebt. Mit dabei
der Baumschulenweger Neonazi Markus Louczinski. 20.02.2004: Die zwei Neonazis Mike Rico Stern und Enrico „SS-Rico“ Baltruschat greifen zwei Jugendliche am S-Bhf Schöneweide an. Einer der zwei Jugendliche wird dadurch verletzt. 25.02.2004: In der Nacht werden in Altglienicke Plakate zum Gedenken an den Faschisten Horst Wessel in der Ortolfstrasse, der Siriusstrasse und der Schönefelder Chaussee von Nazis geklebt. 16.02.2004: Der Rentner Werner P. wird wegen des Mordes an dem Köpenicker Attila Aydin freigesprochen. Er hatte den Sprüher Maxim Attila alias „Maxim“ bei einem Streit um das Einkaufsverhalten von Maxims Freundin am 13.06.2003 ermordet. Begründet wird das Urteil mit der mentalen Verfassung Werner P.s, der im Zweiten Weltkrieg und der DDR schon so viel mitgemacht und auch die Wende nicht verkraftet habe. 07.03.2004: S-Bhf Köpenick, gegen 4 Uhr morgens werden vier linke Jugendliche von drei rechten Prolls grundlos getreten und gestossen. Im Anschluss daran machen sie den Hitlergruss. 08.03.2004: In der Nacht werden wieder Plakate zum Gedenken an den Faschisten Horst Wessel in Altglienicke geklebt. 19.03.2004: Vor der NPD-Zentrale in Köpenick bedrohen gegen 21 Uhr zwei Nazis mit einem Schäferhund zwei Jugendliche. Sie schlagen die Jugendlichen ins Gesicht und beschuldigen sie, die NPD-Zentrale mit Flaschen beworfen zu haben. 06.04.2004: Die drei Nazis Markus Louczinski (geb. 21.06.1987), Dennis Reinhardt Eisler (Köpenick) und
Tobias Brähmer (Köpenick) misshandeln einen vietnamesischen Imbissbetreiber Glienicker/Rudower Str. in Köpenick, weil er kein Bier für sie anschreiben wollte. Sie prügeln mit Holzlatten auf ihn ein und treten ihn. Der Mann liegt mehrere Wochen mit lebensgefährlichen Verletzungen im Krankenhaus 14.04.2004: Bahnhof Treptower Park, drei Hooligans vom BFC pöbeln zwei Passanten an und schlagen sie mehrfach. 24.04.2004: Die linke Party „Le Monde est á nous“ in der Feuerwache Schöneweide kann erfolgreich vor Naziangriffen geschützt werden. 01.05.2004: Beim Naziaufmarsch in Lichtenberg taucht auch der Nazischläger Markus Louczinski aus Baumschulenweg auf. 02.05.2004: Etwa 30 Nazis versammeln sich beim Treptower Hafenfest, saufen und pöbeln andere BesucherInnen an. Ein Jugendlicher wird von fünf FC Union Fans in der S-Bahn Richtung Erkner angepöbelt, bespuckt und getreten. 08.05.2004: Etwa 30 Neonazis aus freien Kameradschaften stören eine Veranstaltung vom Bund der Antifaschisten zum „Tag der Befreiung“ am Treptower Ehrenmal. Neben Reichskriegsflaggen entrollen sie ein Transparent mit
einem Zitat des russischen Propagandisten Ilja Ehrenburg aus dem 2.Weltkrieg „Tötet alle Deutschen“. Das Zitat wird öfters von Neonazis benutzt, um die Verbrechen des Nationalsozialismus zu relativieren und anderen Staaten ähnliche rassistische Absichten bzw. Holocaust-fantasien vorzuwerfen. Was die Neonazis verschweigen ist, dass dieses Zitat unter dem Eindruck des deutschen Überfalls auf Russland und der Massenmorde
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Chronik
an sowjetischen Juden entstanden ist. Dazu Ehrenburg 1941 weiter: „Wir hassen die Deutschen nicht nur, weil sie niedertraechtig und gemein unsere Kinder morden, wir hassen sie auch deshalb, weil uns von allen Worten, die den Menschen zu eigen sind, nur das eine geblieben ist: Toete! Wir hassen die Deutschen deshalb, weil sie das Leben bestohlen haben.“ Fast alle Neonazis wurden nach ihrer Provokation festgenommen. 20.05.2004: Den sogenannten Vatertag nutzen etwa 100 Neonazis im Treptower Park um zu saufen und Passanten anzupöbeln. Eine Massenschlägerei ereignet sich auf der Bölschestraße im Köpenicker Ortsteil Friedrichshagen zwischen Nazis und russischen Spätaussiedlern. 22.05.2004: Die NPD hängt in Köpenick, anlässlich des Europa-Wahlkampfes, flächendeckend ihre Plakate auf. Es gibt kaum eine Laterne an der keines dieser faschistischen Plakate hängt. 23.05.2004: Die NPD hängt in Treptow vereinzelt Plakate für die Wahl zum Europaparlament auf. Darunter auch eindeutige Parolen wie „Gute Heimreise!“. 30.05.2004: Zwei Nazis mit einem Hund, die aus dem „SBlock“ in der Wendenschloßstraße kommen und sich als NPD-Mitglieder ausgeben, versuchen sechs Jugendliche anzugreifen die NPD-Propaganda vernichteten. Juni 2004: Zwei NPDler mit einem silbernen Kombi bedrohen an der Ecke Bahnhofstraße/Lindenstraße linke Jugendliche die Nazi-Propaganda entfernten. 02.06.2004: Der NPD Bundesvorstand macht einen Infostand zur Europaparlamentswahl Seelenbinderstr./Bahnhofsstr. in Köpenick, um FC Union Fans, die auf dem Weg zum Fussballspiel sind, zu agitieren. 04.06.2004: Der Treptower Nazi Rene Bethage jagt mit zehn weiteren Nazis, darunter auch Sebastian Schmidtke, einen Jugendlichen durch den Treptower Park. 05.06.2004: Bei dem Fest „Treptow in Flammen“ versammeln sich etwa 100 Nazis am „Zenner“ im Treptower Park und können ungestört feiern. Der Treptower NPD Kreisverband und sein Chef Eckhardt Bräuniger veranstalten auf einem Werk-
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stattgelände des NPD Funktionärs Albrecht Reither in Lichtenberg ein „Friedenstreffen europäischer Nationalisten“ und ein Konzert mit der rechtsradikalen Band „Spreegeschwader“ und dem ehmaligen Landser-Sänger „Lunikof“. Sämtliche Veranstaltungsteilnehmer werden von der Polizei kontrolliert und nach Hause geschickt. 06.06.2004: Die Demonstration „Endlich weg damit, NPD-Zentrale abreisten, Abschiebeknäste abschaffen!“, die mit 2000 Teilnehmern durch Köpenick zieht, wird von Anti-Antifa Aktivisten vom Dach der NPD-Zentrale aus abgefilmt, mit dabei der Nazikader Jörg Hähnel. 07.06.2004: Drei Nazis greifen einen linken Jungendlichen am S-Bhf. Treptow an. Er hatte einen von ihnen darauf aufmerksam gemacht eine Frau in Ruhe zu lassen. 08.06.2004: Etwa 20 Nazis besuchen eine Wahlkampfveranstaltung der PDS in der Brückenstr. in Oberschöneweide. 12.07.2004: Die rechtsextreme Berliner Alternative Südost veranstaltet zusammen mit anderen Nazigruppen, nach dem gescheiterten Versuch beim Richtfest des Holocaust Mahnmal zu stören, auf dem Alexanderplatz eine Kundgebung gegen Polizeiwillkür. Mit dabei die Treptower Nazis Stephan Hache, Andreas Thürmann und Rene Bethage. Motto: „Hol den Vorschlaghammer“.
23.07.2004: Und wieder veranstaltet die Berliner Alternative Südost (BASO) eine Kundgebung. Diesmal am S-Bhf. Schöneweide mit ihrer altbekannten Forderung nach einem „Nationalen Zentrum“. Etwa 50 Neonazis verteilen von der Polizei geschützt etwa drei Stunden lang Flugblätter an Passanten. Mit dabei die Johannisthaler Andreas Thürmann, Thomas Graeber und Markus Louczinski sowie Sebastian Schmidtke, Krämer und Schmeck. 24.07.2004: Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, hängen BASO und Kameradschaft Tor aus verschiede-
nen leerstehenden Häusern in Berlin-Ost Transparente mit der Aufschrift „Nationale Zentren erkämpfen!“ 28.07.2004: Da die BASO, Kameradschaft Tor und der Märkische Heimatschutz scheinbar ihre Ferien damit verbringen, sich mit Transparenten bewaffnet irgendwo hinzustellen, ohne dass sich jemand für sie interessiert, führt sie ihre Reise diesmal vor die Oranienburger Havelpassage, wo sie mit dem populistischen Motto „Gegen die Agenda 2010“ wortkark rumstehen. 31.07.2004: BASO und KS-Tor sichern einen Infostand der NPD am S-Bhf. Schönhauser Allee ab. Auch anwesend der NPD-Kreisvorsitzende von Treptow/Köpenick Eckhart Bräuniger. Ein Jugendlicher wird von dem NPDler Andrew Hanisch verletzt nachdem er ein Flugblatt zerrissen und weggeworfen hat. 02.08.2004: Die zwei Treptower Neonazis Markus Louczinski und Tobias Brähmer (Köpenick) werden wegen dem Überfall vom 06.04.04 gegen einen vietnamesischen Imbissbesitzer zu 2 Jahren Bewährung bzw. 90 Stunden gemeinnütziger Arbeit verurteilt. 05.08.2004: Und wieder macht die BASO eine Kundgebung für die Schaffung „nationaler Freiräume“. Diesmal am Schlossplatz in Köpenick. 07.08.2004: Beim „Berliner Bierfestival“ in Friedrichshain verfolgt Markus Louczinski mit weiteren Neonazis aus dem BASO Umfeld alternative Jugendliche und pöbelt diese an. 09.08.2004: Der aus dem BASO Umfeld stammende Neonazi Dennis Reinhardt Eisler (Köpenick) wird wegen des Überfalls auf den Imbissbesitzer vom 06.04.04 zu 2 Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. 13.08.2004: Nach Angaben der BASO haben Mitglieder der Neonazi-Organisation zu Ehren des Hitler Stellvertreters Hess zahlreiche Transparente an Brücken im Berliner Stadtgebiet angebracht. 15.08.2004: In Altglienicke werden von Martin G. viele Anti-Antifa Aufkleber, Hess Plakate und Aufkleber geklebt. 16.08.2004: Am Morgen werden in Johannisthal Plakate zu ehren des Hitlerstellvertreters Hess geklebt. 19.08.2004: Die Schnellerstr. in Schöneweide wird von Neonazis mit Aufklebern in „Rudolf Hess Str.“ umbenannt. (Schneller war Antifaschistund wurde 1944 von der SS umgebracht)
20.08.2004: Wieder in den frühen Morgenstunden kleben BASO-Aktivisten „Rudolf Hess“ - Plakate und übermalen linke Plakate mit weißer Farbe. Mit dabei Neonazi Andreas Thürmann aus Johannisthal. 21.08.2004: In den Morgenstunden tauchen wieder viele NPD- und Hess-Aufkleber in Treptow auf, die von ca. 15 Neonazis aus Johannisthal geklebt wurden. Beim Gedenken an den Hitler-Stellvertreter Rudolff Hess im bayrischen Wunsiedel ist neben 4000 anderen Nazis auch Rene Bethage aus Schönefeld beteiligt. Als die zwei Berliner Neonazibusse um Mitternacht wieder zurück sind, veranstalten ca. 35 von ihnen eine Spontandemo vom Bhf. Lichtenberg zum Bhf. Karlshorst gegen Polizeiwillkür. Rene Bethage tritt am Ende als Redner auf. 25.08.2004: Und wieder Hess-Gedenken von Kameradschaft Tor, Märkischer Heimatschutz und BASO: Etwa 50 Neonazis veranstalten um 19 Uhr eine kurze Demonstration auf dem Mittelstreifen Unter den Linden. Sie zeigen Transparente mit seinem Konterfei und „Rudolf Hess, Märtyrer für Deutschland. Gebt die Akten frei“. Danach stolpern einige von ihnen noch für ein paar Fotos durchs Brandenburger Tor. 27.08.2004: In der Nähe des Geländes in Niederschöneweide, wo am 28.08. das Kontrollverluste-Festival stattfinden soll, sammeln sich Neonazis und kundschaften die Umgebung aus. In den Internetforen der verbotenen rechtsradikalen Vereinigungen „Combat 18“ und „Blood&Honour“ diskutieren Neonazis, wie das Festival und die davor stattfindene Antifa Demonstration militant behindert werden können. Im Treptower Park findet das „Hafenfest“ statt. Etwa 20 betrunkene Neonazis pöbeln Passanten an und versuchen am S-Bhf. einen Jugendlichen zu schlagen. Dieser kann aber flüchten. 28.08.2004: Im Umfeld der Antifa-Demo „Linke Freiräume erkämpfen! Nazis stoppen!“ greift eine Gruppe von etwa zehn Neonazis einen alternativen Jugendlichen mit Pfeffergas an. Die Täter Andreas Thürmann und Markus Louczinski werden von der Polizei festgenommen. Bei einer weiteren Störaktion ist der Johannisthaler Thomas Graeber beteiligt. Etwa 20 Neonazis aus BASO und Kameradschaft Tor stellen sich am späten Nachmittag in Spandau auf eine Wie-
se, stecken ein Holzkreuz mit der Aufschrift „Rudolf Hess. 1946-1987“ in den Boden, machen ein Foto und erklären ihre „Hess Aktionswochen“ für beendet. 29.08.2004: Vier betrunkene Neonazis jagen am S-Bhf. Adlershof eine junge Frau die Treppe hinunter und beschimpfen sie als „Zecken-Sau“ 30.08.2004: Etwa 50 Neonazis, wieder aus dem Spektrum der BASO, KS-Tor und Märkischer Heimatschutz versuchen vergeblich an den Montagsdemos in Berlin teilzunehmen. Vom Bhf. Jannowitzbrücke aus starten sie dann eine Spontandemo unter massiven Polizeischutz in Richtung Friedrichshain über Strausberger Platz zurück zur Jannowitzbrücke. Und wieder sind Andreas Thürmann und Stephan Hache dabei. 01.09.2004: Ronny B., ein bundesweit gesuchter Neonazi aus Frankfurt/Oder, wird von Zielfahndern der Polizei in einer Sparkasse in Treptow festgenommen. Er war im Juni 2004 an der Entführung und Folterung eines Antifaschisten in Frankfurt/Oder beteiligt. 06.09.2004: Da die BASO, Kameradschaft Tor und der Märkische Heimatschutz in Berlin nicht an der „Montags-Demonstration“ gegen die Agenda 2010 teilnehmen konnten, fahren sie nach Bernau, um dort eine Spontandemonstration mit etwa 50 Teilnehmern zu veranstalten. 07.09.2004: Mitglieder der BASO, u.a. Rene Bethage und Marcus Louczinski, verschaffen sich Zutritt zum „Runden Tisch Johannisthal“ im Rathaus Johannisthal. 17.09.2004: 15 Nazis verkleben auf dem Bhf. Baumschulenweg Aufkleber der „Division Germania“ und der NPD. 19.09.2004: Die BASO veranstaltet in Lichtenberg zusammen mit der NPD und der Kameradschaft Tor eine Demonstration wegen des Wahlerfolges der NPD in Sachsen. 25.09.2004: Nach einem verbotenen Naziaufmarsch in Berlin-Wedding ziehen ca. 20 Nazis aus Treptow und anderen Berliner Bezirken zum S-Bhf Schöneweide und provozieren Passanten. Später ziehen sie sich in der Kneipe „Johannisthaler Stüb´l“ zurück. Mit dabei ist mal wieder der Treptower Nazi Markus Louczinski... 02.10.2004: Der 59jährige Peter S. stirbt im Mahonienweg in Baumschulenweg nach einem Streit mit dem Nazi Maik G. an einem Herzinfarkt. 06.11.2004: Neonazis starten eine Klebeaktion in Altglienicke. Es werden Aufkleber vom NAMD, NWBB (Nationa-
ler Widerstand Berlin/Brandenburg) und der NPD massiv verklebt. 09.11.2004: Nazis klauen einen Kranz, der in Erinnerung an die Reichspogromnacht am 9.November vor 66 Jahren in der Freiheit in Köpenick, abgelegt worden war. Bei einer Gedenkdemonstration am Abend in Moabit versuchen BASO-Mitglieder das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus auszuspionieren. Mit dabei sind auch die Nazis Markus Louczinski und Alexander Meurer, die anschließend im Internet einen verwirrenden Bericht formulieren. 13.11.2004: Die BASO stellt zusammen mit anderen Kameradschaften in Halbe den Ordnerdienst für das nazistische Heldengedenken mit knapp 1600 Teilnehmern. Mit dabei Andreas Thürmann. 02.12.2004: Neonazis zerstören entlang der Aufmarschroute der BASO linke Plakate und kleben anstelle dessen ihre rassistische Propaganda. 03.12.2004: Der Nazi Til Raben aus Adlershof reißt in der Müggelheimer Straße, der Oberspreestraße und der Ottomar-Geschke-Straße Plakate gegen den Naziaufmarsch am 4. Dezember runter. Dabei wird er zweimal von der Polizei erwischt. 04.12.2004: Aufmarsch der BASO mit 200 Teilnehmern vom S-Bhf. Adlershof bis zum S-Bhf. Köpenick. Die Struktur, den Lautsprecherwagen und den rechtlichen Beistand organisiert der Hamburger Neonazi Christian Worch. Im Verlauf des Aufmarschs wird Goebbels zitiert und der Polizeiführer Knape bedroht. Über 700 Gegendemonstranten versammeln sich auf verschiedenen Kundgebungen. Im Umfeld des Aufmarsches werden mehrere Gegendemonstranten von Neonazis bedroht und z.T. angegriffen. Der Treptower Nazischläger und vermeintliche Aussteiger Marco Oemus provoziert auf der antifaschistischen Gegenkundgebung und versucht später, zwei Linke anzugreifen. Das an der Route des Aufmarsch gelegene Lokal „J.@M.one“ in der Müggelheimerstraße bietet den Nazis Freibier an.
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Chronik
Am Abend nach dem Aufmarsch wird ein Lokalpolitiker der PDS von Nazis, die aus der Kneipe „Haltestelle“ (Betreiber: Reinhard Reimann) in der Brückenstr. kommen, am S-Bahnhof Schöneweide zusammengeschlagen und schwer verletzt. Außerdem werden in der Nacht zum 05.12. von Neonazis mehrere Scheiben des Jugendclubs „JuJo“ in Johannisthal eingeworfen und Parolen wie „Antifa angreifen“ gesprüht. Anfang Dezember 04: Die Scheiben der PDS Geschäftsstelle sowie des Brücke 7 e.V. in der Brückenstr. werden eingeschlagen. Am 4.12. hatten sich PDS AktivistInnen nach dem Aufmarsch in den beiden Lokalitäten aufgehalten. 11.12.2004: Etwa 60 Neonazis aus der BASO und ihrem politischen Umfeld (Märkischer Heimatschutz, Kameradschaft Tor) feiern im Lokal „Spreehexe“ in der Schnellerstrasse am S-Bhf. Schöneweide. Bethage Die Veranstaltung wird von der Polizei aufgelöst, da Getränke ohne Genehmigung ausgeschenkt werden. Es werden 13 Strafverfahren wegen Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen eingeleitet. Mit dabei Rene Bethage (Anführer BASO, Betreiber des Naziforums Berliner Infoportal), Daniel Meinel (Kameradschaft Tor, Autonome Nationalisten Berlin), Sebastian Dahl (BASO) und der Scheinaussteiger Marco Oemus. 23.12.2004: Der Nazi Harenfeld wirft beim Dönerimbiss Südpol am S-Bhf. Schöneweide die Scheiben ein. 01.01.2005: In der Sylvesternacht wird am S-Bahnhof Köpenick ein Punk von einem Nazi mit einer Glasflasche attackiert. Außerdem wird die Kirche in Baumschulenweg mit Drohungen gegen den Pfarrer besprüht. Nach seinen Angaben wurde im November 2004 bereits sein Auto beschädigt. Die Neonazis richten sich gegen das Engagement des Pfarrers im „Bündnis gegen rechte Gewalt“ und im Verein „Asyl in der Kirche“.
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02.01.2005: Erneut werden von Nazis beim Dönerimbiss Südpol die Scheiben eingeworfen. 17.01.2005: Der Treptower Neonazi Mike Rico Stern wird wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung zu 200 Euro Strafe verurteilt. Er hatte am 14.Februar 2004 zusammen mit Rico Baltrusch einen Punk am Busbahnhof Schöneweide angegriffen. Rico Baltrusch zeigte dabei den Hitlergruß und versuchte eine Hitler-Rede zu imitieren. Außerdem drohte er an, die beiden auch erschießen zu können. Er wurde bereits zuvor zu einer höheren Strafe verurteilt, da er direkt zugeschlagen hatte. 01.02.2005: Der Mäkische Heimatschutz steckt, nach eigenen Angaben, Flugblätter zur Agenda 2010 in Briefkästen in Oberschöneweide. 03.02.2005: Diesmal will der MHS vor dem Einkaufszentrum am Bhf. Schöneweide Flyer verteilt haben. 16.02.2005: In Schönweide werden A3 Plakate zum 75sten Todestag des SA-Mannes Horst Wessel verklebt. 23.02.2005: Der Treptower Nazi Andreas Thürmann klebt mit anderen Aktivisten der BASO und Kameradschaft Tor in Freidrichshain Horst Wessel Plakate und Aufkleber. 25.02.2005: Ein 24jähriger wird von drei Neonazis in Oberschöneweide erst verprügelt und dann in die eiskalte Spree geworfen. Die Feuerwehr kann ihn mit starken Erfrierungen retten. 06.03.2005: Mitglieder der BASO und KS-Tor versuchen im brandenburgischen Halbe den nationalsozialistischen Heldengedenktag durchzuführen, was aber an einem Großaufgebot der Polizei bereits in Berlin Schöneweide scheitert. Als Ausweichort fahren sie nach Spandau, um sich auf einem unbekannten Friedhof sich im Kreis aufzustellen und ein Lied zu singen. 09.03.2005: Der Senat von Berlin verbietet die Berliner Alternative Südost, Kameradschaft Tor und Mädelgruppe der KS-Tor nach Vereinsrecht, da sie gegen die Verfassung agieren. Bei zehn Mitgliedern (u.a. Rene Bethage, Björn Wild und Lutz Giessen) werden in den Bezirken Schönefeld, Lichtenberg, Treptow, Prenzlauer Berg und Wilmersdorf Hausdruchschuchungen durchgeführt, bei denen Propagandamatee beschlagnahmt rialien sichergestellt werden. Gegenstände
10.03.2005: Einige Neonazis der verbotenen Kameradschaften Tor und BASO tauchen bei einer Veranstaltung des Mobilen Beratungsteams gegen Rechtsextremismus in der Köpenicker Volkshochschule in Hessenwinkel auf und provozieren die ReferentInnen. 18.03.2005: Eine Geburtstagsfeier von 26 Neonazis wird in Johannisthal (Landfliegerstraße) wird von der Polizei wegen Ruhestöhrung und Flaschenwerfens aus dem Fenster aufgelöst. 19.03.2005: Etwa 30 Mitglieder der verbotenen Kameradschaften BASO und Tor Thürmann beteiligen sich an einem Neonaziaufmarsch in Dresden. Bei der Abreise nach Berlin jagen sie mehrere linke Jugendliche durch den Dresdner Bahnhof und verletzen mind. drei schwer. In erster Reihe der Johannisthaler Andreas Thürmann und der Aktivist des Märkischen Heimatschutzes Sebastian Schmidtke. Im Zug Richtung Berlin schlagen sie weitere Nazigegner. 25.03.2005: Fünf Jugendliche werden in Johannisthal von 15 Polizisten festgenommen, weil sie zwei Neonazis bedroht haben sollen. Währenddessen wird in Altglinicke eine Person von Nazis zusammengeschlagen und am Bahnhof Schöneweide sammeln sich etwa 20 Neonazis am Stübl. Darunter auch Steve Haberkorn, Paul Krimmer und Dennis Eister. 02.04.2005: Eine Spontandemo von AntifaschistInnen in Johannisthal wegen dem Mord an einem Punk in Dortmund wird von Neonazis pöbelnd begleitet. Am S-Bhf. Schöneweide muss die Polizei 40 Neonazis den Weg zu der Demo versperren. In der Brückenstraße stören zwei Neonazis einen PDS Infostand und reißen Anti-Nazi-Plakate ab. 05.04.2005: Etwa 20 Neonazis aus BASO (Andreas Thürmann) und Märkischer Heimatschutz Umfeld greifen fünf Jugendliche vor dem Jugendclub Café in Köpenick mit Eisenstangen, Ketten und Pfeffergas an, weil diese zur Veranstaltung „Der Nazis neue Kleider“ gehen wollen. Die fünf retten sich ins Café, die alarmierte Polizei kommt nach etwa 30 Minuten und kann die Nazis nicht mehr ausfindig machen.
Antifa statt Verbote
Warum es nicht viel bringt Nazis zu verbieten Nach dem überraschenden Verbot der Berli>>> ner Kameradschaften „Berliner Alternative Süd-Ost“ (BASO) aus Treptow-Köpenick und der „Kameradschaft Tor“ sowie deren „Mädelgruppe“ aus Lichtenberg am 09. März 2005 atmeten viele auf. „Ein Problem weniger“ müsste mensch meinen, aber dem ist keinesfalls so. Vielen erscheinen Verbote von Kameradschaften und rechten Parteien wie der NPD als Allheilmittel gegen Rechtsextremismus. Die Forderung nach Verboten war und ist immer wieder in der politischen Diskussion und in den Medien zu finden. Mit dem nun erfolgten Verbot jedoch wollte der Berliner Senat nur seine „antifaschistische“ Ausrichtung unter Beweis stellen, Berlin tut schließlich was gegen seine Nazis. Die jedoch dürfte das Verbot nur herzlich wenig interessieren. Was bedeutet das Verbot für die Nazis Das Verbot, das nach dem Vereinsrecht erfolgte, bedeutet für die Nazis lediglich, dass sie ihre menschenverachtenden Aktivitäten nicht mehr unter ihrem bisherigen Namen fortsetzen können. Durch ein Verbot verschwinden weder Personen noch die Klientel, die mit diesen rechtsextremen Strukturen sympathisiert. Wer glaubt, dass die Mitglieder dadurch zur Vernunft kommen und sich wieder zur Demokratie bekennen, irrt. Es wird nur kurze Zeit vergehen, bis sich „neue“ Gruppen gründen, unter neuem Namen, oder die Nazis in eine der noch zahlreich existierenden Kameradschaften eintreten. Auch sollte darauf geachtet werden, dass das bisherige zivilgesellschaftliche Engagement, wie zum Beispiel der „Runde Tisch Johannisthal“, ein breites Bündnis gegen Rechts bestehend aus Schulen, Jugendeinrichtungen, Opferberatungsprojekten, der Kirche und Vereinen unter Leitung des Treptow-Köpenicker Bürgermeisters, sich nicht von dieser staatlichen Maßnahme in den Hintergrund rücken lässt. Wer sich auf dem Verbot aus-
ruht, verkennt die in keinster Weise verringerten Gefahren, die nach wie vor von den Nazis ausgehen. Es ist auch in Zukunft wichtig, die Naziszene genau im Blick zu behalten und sich offensiv mit ihr, Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus auseinander zu setzen. Rassismus ist Gesellschaftsmerkmal Wir als AntifaschistInnen können dieser juristisch geführten Auseinandersetzung nur sehr wenig abgewinnen, da sich rechtsextreme Denkweisen und Verhaltensmuster in dieser Gesellschaft nur schwer verbieten werden lassen können. Im Gegenteil: die Gesellschaftsmerkmale Rassismus, Nationalismus, Antisemitismus und Autoritätshörigkeit sowie der Glaube an das Recht des Stärkeren sind viel zu tief in der Gesellschaft verwurzelt, als das man sie einfach verbieten könnte. Die Berliner Neonaziszene ist nur ein besonders krasser Auswuchs dieser weit verbreiteten Gesellschaftsmerkmale. Verbote richten sich meist gegen Linke Der Ruf nach einem starken, autoritären Staat, der nun endlich mal gegen NPD oder Kameradschaften vorgehen soll, liegt uns prinzipiell fern. Die Erfahrung hat uns gezeigt, dass die staatlichen Repressionsorgane kontinuierlich alle vorhandenen Möglichkeiten vorrangig zur Kriminalisierung von AntifaschistInnen einsetzen. So richteten sich z.B. fast alle Verfahren nach §129a Strafgesetzbuch, der die Werbung bzw. Mitgliedschaft in einer „terroristischen Vereinigung“ beinhaltet gegen linke Strukturen. Konkret richteten sich 99,4 Prozent aller Ermittlungsverfahren wegen Verdachts auf Verstoß gegen § 129a StGB in den Jahren von 1996 bis 2000 gegen Linke. Nur 0,6 Prozent aller Verfahren wurden im gleichen Zeitraum gegen rechte Straftäter eingeleitet.
6. Juni 2004: 2000 Antifaschisten gegen die NPD-Zentrale und den Abschiebeknast in Köpenick
Was tun? Nun stellt sich die Frage, wenn es keine Verbote geben soll, was können wir und Ihr dann tun. Wir fordern eine emanzipierte antifaschistische Jugendkultur. Nazis darf kein Platz für ihre faschistischen Aktivitäten gelassen werden, ob auf der Straße, in der Schule, in Jugendclubs oder bei Konzerten. Es muss ihnen das Gefühl gegeben werden, nicht gewollt und vor allem nicht toleriert zu werden. Und das könnt Ihr auch! Neonazismus ist kein juristischer Fall, der abgearbeitet werden kann, sondern ist ein politisches und gesamtgesellschaftliches Problem, dessen Wurzeln bekämpft werden müssen. Für eine starke antifaschistische Jugendkultur!
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Nazi-Mode
n Thor Steinar Klamotte am ch ars fm iau Naz im be erg 1. Mai 2004 in Lichtenb
STOP THOR STEINAR
„Thor Steinar“ ist eine Modemarke aus Zee>>> sen in Brandenburg. Hinter dieser Marken stehen Ge-
schäftemacher der Firma MediaTex GmbH mit einer Herkunft aus der extremen Rechten. Die Marke „Thor Steinar“ wurde im Oktober 2002 von Axel Kopelke angemeldet. Dieser ließ sich auch das dazugehörige Logo registrieren. Es bestand aus einer Kombination von völkischen Runen, die bereits Nazi-Organisationen wie Einheiten der Waffen-SS und die SA-Reichsführerschule verwendeten. Im vergangenen Jahr starteten AntifaschistInnen eine Kampagne gegen die völkische, rechte Modemarke, welche letztendlich zu einem Verbot des Markenlogos führte.
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Die Kampagne „Stop Thor Steinar“ wurde vor etwa einem Jahr von AntifaschistInnen aus Berlin und Brandenburg initiiert. Hintergrund war die massenhafte Verbreitung der Modemarke „Thor Steinar“ im unpolitischen und vorpolitischen Bereich. Bereits zuvor hatte „Thor Steinar“ innerhalb der Neonazi-Szene einen Siegeszug angetreten und diverse andere Nazi-Mode-Marken hinter sich zurückgelassen. Ursache des Erfolges war die hohe Qualität der Produkte, moderne Schnitte und eine diskret codierte Nazi-Symbolik, welche eine Konfrontation mit AntifaschistInnen und MigrantInnen verhinderte. Die Marke „Thor Steinar“ hatte Anfang 2004 das subkulturelle Milieu der rechten Jugendszene verlassen und seinen Weg in die Sportgeschäfte von „Doorbreaker“ und
Das alte und das neue Logo - Ideologisch ändert sich nichts bei Thor Steinar „Boombastic“ gefunden. Immer mehr unpolitische und anpolitisierte Menschen wurden so zu Trägern einer völkischen Symbolik mit NS-Bezug. Abgesehen davon spülten die teuren Kleidungsstücke Tausende Euros in die Kassen der MediaTex GmbH . Ein Standbein dieses Erfolges von „Thor Steinar“ war das penetrante Unwissen, Halbwissen und Ausweichen der Träger und Verkäufer der „Thor Steinar“- Produkte, wenn sie von AntifaschistInnen wegen der Marke angesprochen oder angegangen wurden. Auch innerhalb der antifaschistischen Bewegung und der linksalternativen Subkultur gab es große Unsicherheit und massives Unwissen bezüglich „Thor Steinar“. Selbsternannte Subkultur-Experten verorteten die Marke in Norwegen, andere verwiesen auf die unpolitische Herkunft der Runen und manche beschworen linke Paranoia herauf. Die Kampagne „Stop Thor Steinar“ veröffentlichte daher ihre Recherchen zu der politischen Vergangenheit der „Thor
Steinar“- Macher in der extremen Rechten und eine detaillierte Entschlüsselung der völkischen NS-Symbolik auf einer eigenen Homepage. Um auch innerhalb der antifaschistischen Bewegung und der links-alternativen Subkultur Fakten zu vermitteln, wurden Flugblätter, Plakate und Aufkleber gegen „Thor Steinar“ vertrieben. Unpolitische Geschäfte die „Thor Steinar“ verkauften, wurden mit einem speziellen Händlerbrief angeschrieben und aufgefordert, sich von völkischer Symbolik mit NSBezug zu distanzieren. Manche Läden bedankten sich über den Hinweis und schmissen „Thor Steinar“ Produkte aus ihrem Angebot, viele beklagten die angebliche Intoleranz der Antifa und beriefen sich auf die Legalität der Marke, andere drohten mit ihren Anwälten und Unterlassungsklagen. So wurde jedoch eine Situation geschaffen, in der niemand mehr behaupten konnte über den extrem rechten Hintergrund von „Thor Steinar“ nichts zu wissen. Auch bei Ebay wurden Mitbietende bei „Thor Steinar“- Auktionen freundlich darauf hingewiesen, was für ein Produkt sie sich gerade ersteigern wollen. Zwar war Ebay, „Doorbreaker“, „Boombastic“ und Co. der Profit durch „Thor Steinar“- Produkte wichtiger als eine Abgrenzung zur extremen Rechten und völkischer Symbolik mit NS-Bezug, doch der Druck durch AntifaschistInnen erhöhte sich. Träger der Marke „Thor Steinar“ mussten damit rechnen, durch AntifaschistInnen als Anhänger der extremen Rechten erkannt zu werden. In Berlin wurde ein „Thor Steinar“- Stand auf einem Weihnachtsmarkt am Pots-
damer Platz durch AntifaschistInnen abgeräumt, in manchen Läden wurden „Thor Steinar“- Produkte beschädigt und diverse Konzertund Festivalveranstalter entschieden sich, „Thor Steinar“- Trägern den Eintritt zu verwehren. Durch die zunehmende Unterstützung und Verlinkung der www.stopthorsteinar.de.vu Homepage durch antifaschistische Projekte landete die antifaschistische Homepage bei den führenden Internetsuchmaschinen noch vor der offiziellen „Thor Steinar“- Homepage. Bald wurden JournalistInnen auf die Kampagne aufmerksam und berichteten über die Marke und ihren Einbruch im vorpolitischen Raum. Die Hinweise auf die Ursprünge der Markenlogos im Nationalsozialismus führten zu ersten juristischen Ermittlungsverfahren in Brandenburg. In der Herkunftsregion von „Thor Steinar“ und der MediaTex GmbH wurden durch die Kampagne „Stop- Thor Steinar“ Schulen angeschrieben und eine Auseinandersetzung mit der massenhaften Verbreitung völkischer und rechtsextremer Symbolik unter den SchülerInnen eingefordert. Einige Sozialkundeklassen machten sich daraufhin dieses Thema zum Unterrichtsinhalt. Mit der zunehmenden Presseberichterstattung zu „Thor Steinar“ nahmen auch die juristischen Maßnahmen gegen „Thor Steinar“ zu. Mehrere Gerichte bestätigten die Übereinstimmung des „Thor Steinar“- Markenlogos zu Symbolen verbotener Gruppierungen des Nationalsozialismus. Beschlagnahmeaktionen gegen „Thor Steinar“Träger, gerichtliche Auflagen bei Nazi-Demonstrationen, Durchsuchungen von Nazi-Läden und der MediaTex GmbH und gerichtliche Auseinandersetzungen waren die Folge. Da auch diese Entwicklungen durch die bereits interessierten Medien begleitet wurde, war „Thor Steinar“ mitten im wichtigen Weihnachtsgeschäft als rechte, halbillegale Marke in aller Munde. Da sich unter diesen Umständen vermutlich so manche Eltern weigerten, ihrem Nachwuchs den gewünschten „Thor Steinar“- Ca-
mouflage – Windbreaker unter den Christbaum zu packen, reagierte „Thor Steinar“ und änderte sein Logo. Für die Kampagne „Stop Thor Steinar“ war ein Verbot des Logos nie das Ziel gewesen. Ziel war es gewesen, ein Ausbreiten rechten Lifestyles in der Gesellschaft zu problematisieren und zu behindern. „Thor Steinar“ hat durch die Kampagne sein unschuldiges Image verloren und ist als das bekannt, was es ist – eine extrem rechte Modemarke. Doch die Hemmschwelle etablierter Sportgeschäfte gegenüber „Underground- Wear“ aus der extrem rechten Ecke ist gefallen. „Thor Steinar“ bekommt hierbei zunehmend Konkurrenz und weitere Marken stehen mittlerweile bereit, das Bedürfnis einer extrem rechten (Jugend-) Szene und ihres Umfeldes nach modischen, hochwertigen, politisch-diskreten Szenemarken zu stillen. Aktuell versuchen die Marken „Pro Violence - Streetwear“, „H8wear/HateWear“, „Sport Frei“ und „Alle gegen Alle“ die Mischszenen aus Neonazis, Hooligans, Rockern, Hardcore-Fans und selbsternannten Outlaws zu umwerben. Gerade die Hooligan-Marke „Pro Violence“ aus Magdeburg hat hierbei zunehmend Erfolg und ist immer öfter bei Hardcore- Konzerten und „Free Fight“- Kämpfen präsent. Infos: www.stop-thorsteinar.de.vu Lesetip zum Thema kommerzielle Überschneidungen zwischen Rocker-, Nazi- und Hooliganszene: Antifaschistisches Infoblatt (Nr. 65). Bestellung über Antifaschistisches Infoblatt, Gneisenaustr. 2a, 10961 Berlin, oder www.nadir.org/aib
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Kapital
Von sozialem Protest zur Kapitalismuskrtitk Die Proteste gegen Sozialabbau und Hartz IV >>> haben sicherlich viele von euch mitbekommen. Manche werden auch die Forderungen nach größerer sozialer Gerechtigkeit teilen. Doch Sozialabbau und soziale Ungerechtigkeit sind Ausdruck der kapitalistisch strukturierten Gesellschaft und die ist weder mit „Reformen“, noch mit Appellen zu mehr sozialer Gerechtigkeit zu ändern. Vollkommen beschränkt ist die Vorstellung, dass sich irgendetwas ändert, wenn mensch die Grenzen dichter macht oder Nicht-Deutsche vom Arbeitsmarkt verdrängt. Vielmehr ist eine grundsätzliche antikapitalistische Gesellschaftskritik nötig, um die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen.
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Capitalism sucks ! Obwohl der technische Standard hochgradig entwickelt ist, leben mehr Menschen im Elend als je zuvor. Rein technisch wäre es längst möglich, den Hunger auf der Welt abzuschaffen. Nach Informationen der UN-Welternährungsorganisation könnten mit den zwei Milliarden Tonnen Getreide, die jährlich weltweit produziert werden, rein statistisch, der Kalorien-Bedarf der 6,2 Milliarden Erden- BewohnerInnen locker gedeckt werden. Trotzdem sterben täglich 100.000 der über 1 Milliarde hungernden Menschen. Der Grund hierfür heißt Kapitalismus - der Gewinn steht im Mittelpunkt der Produktion von Gebrauchsgütern und nicht der Mensch. Daher werden überproduzierte Lebensmittel eben lieber verbrannt, anstatt sie hungernden Menschen zur Verfügung zu stellen.
Niicht Geld und Luxus sind das Problem, sondern das System das dah inter steht. Denn die hungernden Menschen haben nun mal nicht die nötige Kaufkraft, um ihre Bedürfnisse befriedigen zu können. Und würde das Getreide etwa an die Hungernden verschenkt werden, ginge der hohe Weltmarktpreis für Getreide nach unten. Im Kapitalismus schlimmer, als verhungernde Menschen. Die Produktion von Gütern als Waren bedeutet hierbei also, dass Dinge nicht mehr primär dafür produziert werden, um die Bedürfnisse der Menschen zu befriedigen, sondern um sie am Markt möglichst gewinnbringend tauschen oder verkaufen zu können. Getreide wird daher meist nicht angebaut um möglichst viele Menschen damit satt zu machen, sondern um es für möglichst hohen Profit zu verkaufen. Ziel dieser Produktionsweise ist es aus Geld noch mehr Geld zu machen. Jedes Unternehmen muss, ob es nun will oder nicht, im Kapitalismus mitziehen und Gewinn produzieren, wenn es nicht im globalen Konkurrenzkampf pleite gehen will. Profitmaximierung,
mensch aussteigt, in dem mensch sich die Haare färbt, am 1.Mai mal einen Mülleimer umwirft oder zu Hause „Rage against the machine“ hört. „Und wie soll bitte die Gesellschaft Eurer Meinung nach aussehen ?“ hören wir hier schon die SozialkundeStreber altklug fragen. Ehrlich gesagt die Treptower Antifa Gruppe kann Euch an dieser Stelle (noch) nicht den ultimativen Gegenentwurf vorlegen und schon gar nicht sagen wie der zu erreichen ist. Und keine Angst, es liegt uns im Moment fern, eine Revolution anzustacheln.
auch Kapitalakkumulation genannt, ist Dreh- und Angelpunkt unser heutigen Gesellschaft. Nun steigt durch den technischen Fortschritt jedoch auch die Produktivität ständig. Eigentlich nicht schlecht, denn das heißt ja wir bräuchten alle weniger schuften und das Produktionsniveau bliebe trotzdem gleich. Stattdessen werden dank Gewinnstreben, Kapitalismus und Co. immer mehr Menschen arbeitslos und die arbeitenden Menschen schuften unter immer höherem Leistungsdruck immer mehr.
Bei der Wahl zwischen „Sozialismus oder Barbarei“ dürfte wohl im Moment in Deutschland eher die Barbarei führen. Trotzdem heißt das noch lange nicht, dass der Kapitalismus deshalb richtig und die linke Kritik an ihm falsch ist. Und einige Eckpunkte einer freien Gesellschaft die wir ganz sympathisch finden gibt es schließlich auch: So sollten die Bedürfnisse der Menschen im Mittelpunkt der Produktion stehen und kein Mensch soll wegen seiner Herkunft/ Hautfarbe/ Geschlecht/ Religion/ sexueller Orientierung/ Arbeitskraft etc. schlechter behandelt werden. Wenn da bei einigen gleich der Kommunismus-Alarm schrillt, was solls. Wenn das für Euch Kommunismus ist, dann ist der uns lieber als das, was wir Kapitalismus nennen. Auch wenn das Ziel einer grundsätzlichen Gesellschaftsveränderung zum Guten noch in weiter Ferne liegt, ein Anfang ist gemacht wenn mensch sich mit den theoretischen Grundlagen einer Gesellschaft ohne Kapitalismus, Rassismus, Nationalismus, Antisemitismus, Kriege und Patriarchat vertraut macht, sich organisiert und selbst aktiv wird.
LENIN
Think about Communism Das hier absolut vereinfacht dargestellte kapitalistische System ändert sich leider noch nicht dadurch, dass man es irgendwie scheiße und ungerecht findet. Auch antikapitalistische bzw. einen schöneren Kapitalismus fordernde Demonstrationen helfen da nicht wirklich. Und ehrlich gesagt hängen wir ja alle aktiv mit drin und stehen global betrachtet dabei auch noch auf der sicheren Siegerseite. Durch unsere Sozialisation im Kapitalismus und durch die allgegenwärtige strukturelle Gewalt dieser Gesellschaft (z.B.: „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“ oder „Der Stärkere setzt sich durch“) sind auch wir es, die das kapitalistische System Tag für Tag aufrechterhalten und reproduzieren. Der Kapitalismus ist eben kein Verein aus dem
Wir empfehelen weiterführend die hervorragende Broschüre „Grundlagend der Kapitalismuskritik“ von JugdemokratInnen/ Junge Linke unter: http://www.jdjllsa.de/filez/kakritik/kakritik.pdf
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Rassismus Vorurteilen Entgegentreten! Warum Stoiber & Co besser das Maul halten ! Also, Vorurteile heißen so, weil sie nicht >>> stimmen. In der Realität fehlen die Begründungen
dafür. Trotzdem werden sie durch Medien und Politik aufgegriffen. In Deutschland gibt es verschiedene Vorurteile gegenüber MigrantInnen (im Volksmund auch „Ausländer“ genannt), die zwar weit verbreitet sind, aber trotzdem nicht der Realität entsprechen, deshalb heißen sie auch so. Die drei häufigsten, die in Medien und Politik zur Sprache kommen, wollen wir Euch vorstellen und durch Fakten, Fakten, Fakten widerlegen. Sicherlich habt Ihr sie alle schon gehört, denn die NPD nutzt sie im Wahlkampf, ebenso wie CDU und CSU: „Ausländer nehmen uns die Arbeitsplätze weg!“, „Ausländer sind Kriminelle!“ und „Ausländer wollen sich nicht integrieren!“. Warum das so nicht stimmt und Stoiber und Co besser mal ihr Maul halten sollten, könnt Ihr nun erfahren. Vorweg zwei wichtige Details: 1. Was soll denn das überhaupt sein, ein „Ausländer“? Damit gemeint sind erst mal alle Menschen, die nicht in Deutschland oder von Deutschen geboren wurden. Unterschieden wird in folgende Gruppen: EU-Staaten-Angehörige, AussiedlerInnen (ehemals Deutsche aus den Osteuropäischen
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Staaten), AsylbewerberInnen und Flüchtlinge (die in ihrem Herkunftsland verfolgt werden), ArbeitsmigrantInnen (die in den 60er und 70er Jahren u.a. aus der Türkei und Italien von Deutschland angeworben wurden), FamiliennachzüglerInnen (meistens von Familien von ArbeitsmigrantInnen), De-Facto-Flüchtlinge (die aus einem Kriegsgebiet kommen und nach Beendigung des Krieges wieder in ihr Land zurück müssen, Bsp.: Kosovo) und in Menschen, die wegen einem Studium oder einer Ausbildung in Deutschland sind. Die dürfen sich legal in Deutschland aufhalten. 2. Deutschland wird entgegen aller Befürchtungen nicht von Flüchtlingsströmen überflutet. Die meisten Wanderungen finden in der 3.Welt statt, durch diverse Regelungen, wie z.B. die Drittstaatenregelung, können nur noch Flüchtlinge mit Flugzeug legal einwandern, was Wanderungen auf andere europäische Länder verlagert. Außerdem wurde das Recht auf Asyl stark eingeschränkt, was aus humanitärer Perspektive katastrophal ist, aber die Anzahl der Asylberechtigten stark reduziert (nur 1-3% der Asylantragsteller bekommen Asyl). Außerdem gibt es immer Unterschiede zwischen dem, was man wahrnimmt (also sieht und hört) und dem, was real ist. In der Realität, und da könnt Ihr Migrationsfor-
scherInnen aus verschiedenen europäischen Ländern befragen, werden MigrantInnen strukturell benachteiligt, d.h. durch Gesetze und Regelungen dazu verbannt, sozial benachteiligt zu sein. Widmen wir uns zuerst dem Vorurteil „Ausländer nehmen uns (Deutschen) die Arbeitsplätze weg“. Das Paradebeispiel von schlechter Wahlkampfwerbung, weil offensichtlich planlos, vertritt in diesem Zusammenhang die NPD mit ihrer Parole „Arbeit zuerst für Deutsche“. In Deutschland, wie auch in allen anderen europäischen Staaten gilt das sogenannte „Inländerprimat“ und das gibt’s auch schon 30 bis 40 Jahre. Dieses besagt, dass Staatsangehörige (also InländerInnen) gegenüber „Ausländern“ bei der Arbeitsplatzvergabe zu bevorzugen sind. Durch die EU wurde dieses „Inländerprimat“ in allen europäischen Ländern auf alle UnionsbürgerInnen ausgeweitet. In der Praxis muss sich also eine MigrantIn bei einem freien Arbeitsplatz hinten anstellen, wenn Deutsche oder UnionsbürgerInnen den gleichen Arbeitsplatz haben wollen. Wenn MigrantInnen legal arbeiten möchten, d.h. in die deutsche Sozialversicherung einzahlen, und damit den deutschen Wohlfahrtstaat sichern, brauchen sie eine
Arbeitserlaubnis, die nach neuem Zuwanderungsgesetz einige schon nach einem Jahr bekommen, andere nach drei Jahren und noch mal andere gar nicht. Die Parole der NPD stammt übrigens aus einer Zeit, wo viele MigrantInnen einem kompletten Arbeitsverbot unterlagen. Von welchen Arbeitsplätzen reden wir eigentlich, sind doch sowieso keine da, oder? MigrantInnen nehmen eine „Puffer- und Ergänzungsrolle“ auf dem deutschen Arbeitsmarkt ein, d.h. sie arbeiten hauptsächlich in Jobs, die Deutsche abgelehnt haben. Dort bekommen sie eine geringe Bezahlung, haben schlechte Arbeitsbedingungen und ein geringes Sozialprestige (z.B. in der Produktion oder Klo putzen). In diesem Bereich des Arbeitsmarktes sind An- und Ungelernte anzutreffen, die keinen Schulabschluss haben und keine Ausbildung. MigrantInnen haben zwar häufig Abschlüsse, sogar von Universitäten, diese werden in Deutschland aber nicht anerkannt. Hinzu kommt die häufige Diskriminierung (Benachteiligung aufgrund von Vorurteilen). Viele, die keine Arbeitserlaubnis haben und trotzdem arbeiten, können leicht ausgebeutet werden, weil sie keine rechtliche Unterstützung einklagen können (wenn sie erwischt werden, werden sie abgeschoben). Von den niedrigen Löhnen profitiert zum einen die deutsche Wirtschaft, aber auch die deutschen Verbraucher, die niedrigere Preise zahlen.
Zudem haben es Nicht-Deutsche iber durch Sprachprobleme schwer Sto ab. U S r C eine neue oder gar bessere Art Eie beit zu finden. Deutsche und Unikrieg onsbürgerInnen reißen sich nicht um diese Jobs, denn sie können im Gegensatz zu vielen MigrantInnen auf sozialstaatliche Leistungen zurückgreifen (Arbeitslosengeld oder Sozialhilfe). Deshalb konkurrieren MigrantInnen eher mit sich selbst in der untersten Schicht des Arbeitsmarktes. Eigentlich müsste die NPD sagen „Ausländer nehmen Ausländern die Arbeitsplätze weg“. Außerdem ist es so, dass bei einem Anstieg der Arbeitslosigkeit wesentlich mehr MigrantInnen arbeitslos werden als Deutsche, d.h. sie sind einem erhöhten Arbeitslosigkeitsrisiko ausgesetzt. In allen europäischen Staaten liegen die Arbeitslosenquoten in der nicht-einheimischen Bevölkerung über denen der Einheimischen. Fassen wir zusammen: UnionsbürgerInnen werden bevorzugt bei der Arbeitsplatzvergabe, MigrantInnen dürfen z.T. gar nicht arbeiten (Arbeitserlaubnis), haben schlechte Jobs und konkurrieren eher untereinander als mit Deutschen. Die Arbeitsplätze, die „Deutschen genommen werden“, wollen sie sowieso nicht haben, und wenn doch, werden sie auf jeden Fall eher eingestellt als MigrantInnen, trotz schlechterer Ausbildung. Und von den niedrigen Löhnen haben die deutsche Wirtschaft und alle Verbraucher was. Das zweite Vorurteil: „Ausländer sind Kriminelle“, Kriminelle“ hat ebenfalls verschiedene Abbilder in den Medien und in der Politik. Eine beliebte Parole aus der Politik lautet „Kriminelle Ausländer abschieben“, so fordert es zumindest Edmund
Stoiber gern. Dazu müsste er eigentlich noch anmerken, dass straffällig gewordene MigrantInnen schon lange abgeschoben werden können und dass das auch häufig passiert, außerdem dürfen straffällig gewordene die deutsche Staatsbürgerschaft nicht bekommen und werden damit niemals mit Deutschen rechtlich gleichgestellt. Wo kommt das Gerücht aber nun her mit der Kriminalität? Es gibt Statistiken, in denen die Anzahl der Straftaten von Nicht-Deutschen mit denen von Deutschen verglichen werden. Dabei liegt die Anzahl der Straftaten bei Nicht-Deutschen im Durchschnitt über denen der Deutschen. Gründe gibt es verschiedene, wie z.B. die Art der Straftaten, die Bevölkerungsstruktur von MigrantInnen und die Präsenz in den Medien. Viele Straftaten, die die Statistik in die Höhe treiben, können Deutsche gar nicht begehen, z.B. die „illegale“ Einreise oder der „illegale“ Aufenthalt (ohne Visum oder ohne Aufenthaltserlaubnis), „illegale Arbeit“ (ohne Arbeitserlaubnis, aber meistens ist eine Existenz sonst nicht möglich) oder der Verstoß gegen die Residenzpflicht (ein Asylbewerber darf seinen Landkreis nicht ohne Erlaubnis der Behörde verlassen). Des weiteren ist die migrantische Bevölkerung im Durchschnitt jünger als die Deutsche, was gerade bei der alternden deutschen Bevölkerung stark ins Gewicht fällt. Und junge Menschen begehen mehr Straftaten als Ältere. Deshalb begehen junge MigrantInnen Straftaten, ebenso wie junge Deutsche, weil es aber im Vergleich mit alten MigrantInnen mehr junge gibt, ist die Zahl dort höher. Außerdem leben viele MigrantInnen knapp über oder unter der Armutsgrenze. Diese Bevölkerungsschicht (soziale Randschicht) ist weltweit eher anfällig für Straftaten (Bsp.: die Vororte französischer Städte, die Bronx oder Ghettos wo Klauen und Kloppen zum Alltag gehörten). Als wichtigen Faktor zur Herausbildung und Unterstützung des Vorurteils vom „kriminellen Ausländer“, kann man die Präsenz von Straftaten in den Medien beobachten.
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Rassismus
Berufschancen, Arbeit), 2. einer kulturellen (Sprache, Kultur und Religion, Wertesystem) 3. einer sozialen (Freizeitaktivitäten in Vereinen und Organisationen, Dialog mit Deutschen, Abbau von Vorurteilen, BekämpWer kennt nicht „Aktenzeichen XY ungelöst“? Zählt doch fung sozialer Benachteiligung) und 4. einer identifikatoeinfach mal durch, wie viele der Fälle von MigrantInnen rischen Ebene (persönliche Zugehörigkeit). Auf diesen begangen worden sein sollen. Verschiedenen Studien Ebenen ist die Integration unterschiedlich weit voranzufolge werden Straftaten von Nicht-Deutgeschritten. Wie unschwer zu erkennen ist, versteht schen in Medien erstens häufiger erwähnt, Medien p roduzieren man unter Integration offensichtlich auch wenn sie zahlenmäßig denen der das Vo was ziemlich großes, kompliziertes. rurteil Deutschen unterlegen sind und Deshalb fassen wir es für Euch zweitens ist diese Berichterstatkurz: MigrantInnen sind Deutschen tung diskriminierend und bedient nicht gleichgestellt hinsichtlich ihrer sich rassistischer Klischees. Rechte, ihrer Bildungs- und AusbilDurch die Häufigkeit und die Art dungschancen, auf dem Arbeitsder Berichterstattung, wird der markt, im Einkommen und im WohnEindruck verstärkt, alle Migranumfeld. Sie sind außerdem betroffen tInnen seien „Kriminelle“. von Rassismus und haben nicht die Wenn man nun die Straftaten in gleichen Sprachkenntnisse. Ihre soder Statistik abzieht, die Deutzialen Kontakte zu Deutschen sind sche nicht begehen können etwas unterentwickelt aufgrund der und die gleiche Altersgruppe Sprachbarrieren, der Degradierung zu bei Deutschen und MigrantInMenschen zweiter Klasse und durch nen vergleicht, werden Migranvielseitige Diskriminierungen. Als DantInnen weniger straffällig als keschön wird von ihnen gefordert, sich Deutsche und sind somit auch zu kulturellen und moralischen Werten nicht krimineller. Deutschlands zu bekennen. Dabei gibt sich das Bundesamt für Migration und Das dritte, aber nicht weniger Flüchtlinge sich auch alle Mühe. Deshalb besteht der verbreitete Vorurteil handelt von den „Ausländern, die größte Teil integrativer Leistungen durch Deutschland aus sich nicht integrieren wollen“. Gemeint sind damit in erster Sprachkursen und „Integrationskursen“ (da kann man lerLinie diejenigen MigrantInnen, die in Deutschland bleiben nen was „deutsch“ sein soll). Diese Kurse werden durch wollen, viele wollen nämlich gar nicht für immer, sondern die migrantische Bevölkerung sogar besucht. nur für bestimmte Zeit bleiben. Weil Anfang der 70er JahAlso im Bereich Integration kann man zusammenfassen, re in Europa festgestellt wurde, dass die ArbeitsMigrantIndass das, was eine wirkliche Integration beschleuninen in ziemlich schlechten Bedingungen wohnen, leben gen würde seit 30 Jahren nicht passiert, nämlich eine und arbeiten, wurde die Notwendigkeit entdeckt, IntegratiÄnderung gesetzlicher Regelungen, die zur rechtlichen on zu fördern. Das soll von Seiten der EinwanderungsgeGleichstellung von Deutschen und Nicht-Deutschen sellschaft passieren und von seiten der EinwanderInnen führen würde. Im Gegensatz dazu gibt’s Sprachkurse selbst. Es gibt verschiedene Integrationsmechanismen, und „Deutschland-Kennenlern-Kurse“. Integration in die integrativ (einbeziehend) auf verschiedenen Ebenen Deutschland bedeutet also „Ja“ zu Anpassung (manche wirken: 1. auf einer strukturellen (Rechte und gesagen auch Assimilation) und „Nein“ zu Gleichberechtisetzliche Regelungen, Einkommen, Bildungs- und gung mit Deutschen.
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in Büren 3.10.2004 : Antirassismusdemo BRD der t nas bek am größten Abschie Es werden übrigens nicht alle MigrantInnen sozial benachteiligt. EU-BürgerInnen sind Deutschen rechtlich gleichgestellt und StaatsbürgerInnen aus reicheren Ländern, wie den USA oder der Schweiz sind gern gesehen, weil sie Geld mitbringen. Und noch was: Nach der Wende wollten auch viele Ossis in den Westen um Arbeitsplätze zu bekommen, ein fettes Gehalt und Wohlstand. Die friedliche Revolution in der DDR trug auch die Parole „Kommt die D-Mark, bleiben wir, kommt sie nicht, gehn wir zu ihr“ vor sich her. Sie wollten aber weder ihre daheimgelassenen verhungernden Familien durchfüttern, noch einem Bürgerkrieg entfliehen, sondern einfach nur besser leben als vorher. Für diesen Wunsch kann niemand verurteilt werden. Also etwas Verständnis und Akzeptanz für die Handlungen von MigrantInnen sind angebracht.
Geschichte
Kein Schlussstrich unter die deutsche Geschichte KÄTHE TUCHOLLA
Nazigedenken am 13.11.04 Volkstrauertag in Halbe Brandenburg Sechzig Jahre nach der Befreiung vom Faschismus >>> marschieren wieder Neonazis, wie die inzwischen verbotene Kameradschaft Berliner Alternative SüdOst (BASO) auf Treptows Straßen. Sie vertreten rassistische und menschenverachtende Ideologien, trotzdem versuchen sie sich als Vertreter sozialer Gerechtigkeit darzustellen. Die sich darüber empörende politische „Mitte“ der Gesellschaft, wie z.B. Gerhard Schröder und Joschka Fischer, denkt, dass Deutschland aus seinen Fehlern gelernt hat. Jedoch ist die Aufarbeitung der Vergangenheit in Deutschland nur ansatzweise gelungen. Viele gesellschaftliche Bedingungen, die zum Terror des Nationalsozialismus führten, sind noch vorhanden. Humanismus, Menschenrechte und die Freiheit des Individuums müssen sich auch heute noch den Zwängen des Kapitalismus unterordnen. Nur wenige greifen ein, wenn Unrecht geschieht, ob auf politischer, sozialer oder gesellschaftlicher Ebene. Deshalb ist es wichtig, auch heute noch an die Verbrechen der Nationalsozialisten zu erinnern und diejenigen zu ehren, die nicht einfach mit dem Strom schwammen, sondern sich den Faschisten in den Weg stellten. An fünf von ihnen, deren Namen euch sicherlich aus dem Bezirk bekannt vorkommen, wird an dieser Stelle gedacht.
Käthe Scheffler wurde am 10. Januar 1910 in Berlin geboren. Sie war aktive Hockeyspielerin und lernte im Arbeitersportverein in Lichtenberg ihren Mann Felix Tucholla kenne, der Fußballspieler und Kommunist war. Beide wurden Mitglied der Kampfgemeinschaft für rote Sporteinheit. Nach dem Regierungsantritt der Nationalsozialisten beteiligten sich beide am antifaschistischen Widerstandskampf. Sie halfen bei der antifaschistischen Aufklärungsarbeit, verteilten „illegale“ Flugblätter und unterstützten Opfer des faschistischen Terrors. Käthe fuhr als Kurier in andere Städte. Mit ihrem Mann beschaffte sie Quartiere für „illegal“ lebende Antifaschisten. Käthe Tucholla wurde am 25.Juli 1942 von der Gestapo verhaftet, Felix Tucholla drei Tage später. Sie wurden im August 1943 zum Tode verurteilt und in Plötzensee am 28. September hingerichtet.
Gedenkstein für Käthe e Tucholla in Schöneweid
ERNST SCHNELLER
Ernst Schneller wurde 1890 in Leipzig geboren. Während der Novemberrevolution 1918 war er Mitglied des Soldatenrates und trat 1919 in die SPD ein. Ein Jahr später wechselte er zur KPD mit der er seit 1924 dem Reichstag angehörte. 1929 wurde er politischer Leiter der Reichsparteischule der KPD in Fichtenau. Schneller mit Die Arbeit der Reichsparteiseiner Familie schule fand am 30.Januar 1933 ihr Ende. Der dort gerade stattfindende Lehrgang wurde am Tag der Machtübertragung an Hitler aus Sicherheitsgründen abgebrochen. Ernst Schneller wurde am 28.Februar 1933 verhaftet und die SA besetzte am 2.März die inzwischen verlassene Schule. Vom Reichsgericht wurde er zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt und anschließend ins Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt. Dort war er am Aufbau einer Widerstandsgruppe beteiligt. Sie bereiteten einen bewaffneten Aufstand im KZ vor. Im Oktober 1944 ermordete die SS auf direkten Befehl des Reichsführers 24 deutsche und drei französische Mitglieder des Kreises, darunter auch Ernst Schneller.
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Geschichte OTTO SPRINGBORN
Der am 26.Juni 1890 geborene Otto Springborn war von Beruf Metallschleifer. Er wurde 1919 Mitglied der SPD und wechselte 1926 zur KPD. Er beteiligte sich an der Herstellung illegaler antifaschistischer Flugblätter. Aus diesem Grund wurde er 1934 zu einer halbjährigen Haftstrafe verurteilt. Nach seiner Entlassung war er längere Zeit arbeitslos und wurde dann zum Straßenbau zwangsverpflichtet. Am 12.Juni 1944 verhaftete ihn die Gestapo wegen antifaschistischer Agitation unter seinen Arbeitskollegen und verurteilte ihn „wegen Wehrkraftzersetzung“ zum Tode. Am 31.Juli 1944 wurde er im Zuchthaus Brandenburg hingerichtet.
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OTTO NELTE ALFRED GRÜNBERG
Alfred Grünberg wurde am 18.Februar 1902 in Magdeburg geboren. Er war bis 1933 politischer Leiter der Bohnsdorfer KPD und entwarf für die KPD viele Flugblätter und verfasste Briefe an Ärzte und Geschäftsleute, in denen er vor Hitler und seinen Anhängern warnte und für den Frieden warb. Nach dem Verbot der KPD war er Kurier zwischen der Exilgruppe der KPD in Tschechien und Berlin. In der Zeit war er mehrfach in Haft. Kurz vor Weihnachten 1938 kehrte er mit verbotenen Schriften aus Prag zurück, die er bei einem Bohnsdorfer Futterhändler versteckte. Am 24. Dezember verkleidete er sich als Weihnachtsmann und verteilte die Flugblätter aus seinem Sack in die Briefkästen der Bohnsdorfer Anwohner. 1942 wurde er vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 21.Mai 1942 in Berlin Plötzensee hingerichtet.
Otto Nelte wurde am 4.Dezember 1898 in Berlin-Adlershof geboren und war von Beruf Kunstformer. Seit 1921 war er Mitglied der KPD. 1933 verhaftete ein SA-Sturm Otto Nelte und brachte ihn ins berüchtigte „Vereinslokal Kaiser“ in der Adlershofer Friedensstraße. Nach den ersten Misshandlugen wurde er ins SA-Sturmlokal „Blumengarten“ in Oberschöneweide verschleppt und von dort ins KZ General-PapeStraße in Tempelhof überstellt. Die Torturen hinterließen bleibende körperliche Schäden. 1938 übernahm er die politische Führung der Adlershofer KPD. Sie gaben eine eigene Unterbezirkszeitung „Der rote Adler“ heraus und verteilten Flugblätter und Streuzettel. Ende 1939/Anfang 1940 verhaftete die Gestapo 95 antifaschistische Kämpfer dieser Gruppe. Wegen seiner Tätigkeit für die verbotene kommunistische Partei wurde Otto Nelte am 23.Januar 1941 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 25.Juli 1941 im Zuchthaus Berlin Plötzensee hingerichtet.
Nie wieder Faschismus! Widerstand ist nötig! Damals wie heute!
om 8.Mai Tag der Befreiung v deutschen Faschismus Vor 60 Jahren, am 8. Mai 1945, musste das mili>>> tärisch geschlagene Deutschland bedingungslos vor den Alliierten kapitulieren. An diesem Tag wurde die Welt vom Nationalsozialismus, der vom Großteil der Deutschen getragen wurde, befreit. Die Ära der nationalsozialistischen Barbarei fand ein Ende, die ihren Ausdruck in Rassenwahn, Krieg, der Deportation und Vernichtung der europäischen Juden und Jüdinnen, der Roma und Sinti und all der anderen Menschen, die nicht ins Weltbild der Nazi-Ideologie passten, fand. Der Tag der Befreiung ist daher ein Grund zur Freude, an dem wir aber auch daran erinnern wollen, wer die Verantwortung trägt an Krieg und Vernichtung und wem wir die Befreiung zu verdanken haben. Der deutsche Faschismus bestimmt auch heute noch den erinnerungspolitischen Diskurs in der BRD. Von Angela Merkel, die von einer „immer währenden Verantwortung, die wir als Nation angesichts der Schrecken des Nationalsozialismus für die Zukunft tragen“ spricht, bis zu Gerhard Schröder, dem „die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus eine bleibende Verpflichtung“ ist, ist der Begriff der „Verantwortung“ als Beschreibung des Verhältnisses der Deutschen zu ihrer Vergangenheit inzwischen konsensfähig. Bundespräsident Horst Köhler betonte in seiner Ansprache vor der israelischen Knesset sogar, dass „die Verantwortung für die Shoah“ ein „Teil der deutschen Identität“ sei. Dieser vermeintlich antifaschistischen Rhetorik erwachsen jedoch keine ihr entsprechenden Handlungen, darüber kann auch das Mahnmal für die ermordeten Juden und Jüdinnen im Herzen Berlins nicht hinweg täuschen. Aufgrund der konsequenzlosen und inflationären Verwendung wird „Verantwortung“ zu einem Begriff ohne Inhalt, welcher beliebig gefüllt und instrumentali-
siert werden kann. Spätestens seit 1999 kennzeichnet deshalb nicht Verdrängung, sondern die opportune Nutzung der nationalsozialistischen Vergangenheit den Umgang mit der eigenen Geschichte. So wurde die aktive Kriegsunterstützung Deutschlands im NATO-Krieg gegen Jugoslawien mit der Erinnerung an die Shoah legitimiert. Außenminister Joschka Fischer begründete nicht trotz, sondern wegen Auschwitz den ersten aktiven Auslandseinsatz der Bundeswehr. Seither gehört es zur außenpolitischen Normalität, dass deutsche Interessen wieder militärisch durchgesetzt werden können. Wir positionieren uns entschieden gegen die Relativierung der nationalsozialistischen Verbrechen und die Instrumentalisierung der Erinnerung an die Shoah. Wir fordern die sofortige Auflösung aller deutschen Truppenverbände. Nicht nur in der Außenpolitik zeigt sich, was die politische Gemeinschaft Deutschlands unter historischer Pflicht versteht. So dauerte es 55 Jahre bis im Juli 2000 ein Abkommen über die Entschädigung ehemaliger ZwangsarbeiterInnen unterzeichnet werden konnte, und auch dies nur durch ständige Proteste der Opferverbände und wiederholten Druck aus dem Ausland. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits etliche ehemalige ZwangsarbeiterInnen verstorben. Und selbst heute noch laufen die Auszahlungen der vom Bundestag eingerichteten Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ schleppend bis gar nicht. Zudem wurden ganze Opfergruppen aus den Entschädigungszahlungen ausgeschlossen. Hervorzuheben ist hierbei die International Organisation for Migration (IOM), die für die Bearbeitung der Anträge nicht-jüdischer und nicht in Osteuropa lebender, ehemaliger ZwangsarbeiterInnen beauftragt wurde. Die IOM, deren eigentliches Arbeits-
feld das Leiten von Internierungslagern für Flüchtlinge und deren Abschiebung ist, lehnte alle Anträge der italienischen ZwangsarbeiterInnen ab, die nach der Kapitulation Italiens als Militärinternierte verschleppt und zur Sklavenarbeit gezwungen wurden. Diese inakzeptablen Aufspaltung in diese, welche genug gelitten, und jene, die anscheinend nicht genug gelitten haben, um finanziell entschädigt zu werden, demütigt die Opfer erneut. Tausende deutsche Unternehmen haben während des zweiten Weltkriegs aus der industriellen Vernichtung Kapital geschlagen, Kapital das durch „Arisierungen“ und die Ausbeutung von Arbeitskraft zustande kam und später maßgeblich zum Aufbau der BRD verwendet wurde. Wird bedacht, dass mehr als 14 Millionen Menschen durchschnittlich etwa 1,5 Jahre zur Arbeit gezwungen wurden, dann erscheinen die etwa 5
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Ungeliebte Bilder: Deutsche im Dritten Reich
Milliarden Euro Stiftungsvermögen schon fast lächerlich. Sie dienen der Rechtssicherheit für die Unternehmen, sich für alle Zeit der Ansprüche entledigt zu haben. Im Mai 2001 interpretierte Bundeskanzler Schröder dies wohlwollend als „Schlussstrich“. Wir haben nicht vergessen, wie aus der industriellen Vernichtung Kapital geschlagen wurde und fordern die vollständige und bedingungslose finanzielle Entschädigung aller NS-ZwangsarbeiterInnen. Weiterhin fordern wir die Enteignung aller NS-Profiteure. Ein würdiges Gedenken an die Opfer und die Gegner der nationalsozialistischen Vernichtungsmaschinerie muss auch noch heute den Widerstand gegen geschichtsrevisionistische Tendenzen beinhalten. Neben Schlussstrichdebatten und der Instrumentalisierung der Erinnerung an die Shoah zählen hierzu auch Debatten, in denen die Täter zu Opfern oder die Opfer zu Tätern gemacht werden. Ob als Leidtragende der Umsiedlungen oder der Bombardierung deutscher Städte - das Bedürfnis, die nationalsozialistische Geschichte aus einer anderen als der Täterperspektive zu betrachten, ist groß. So gedenken beispielsweise in Dresden alljährlich Zehntausende den deutschen Opfern der alliierten Luftschläge. Ausgeblendet wird, wer für den Krieg verantwortlich war und von welcher überwältigenden Mehrheit der Faschismus akzeptiert und getragen
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wurde. Mit der Stilisierung der Deutschen zu Opfern geht die Dämonisierung der Befreier einher. Anknüpfend an antikommunistische Ressentiments fallen Debatten über „den Schrecken und das Leid der (deutschen) Bevölkerung, welche die Rote Armee von Ostpreußen bis nach Berlin zu verantworten“ habe, auf fruchtbaren Boden. Dabei war es die UdSSR, die die Hauptlast im Kampf um die Befreiung der Welt vom deutschen Faschismus zu tragen hatte. Es waren die Menschen aus der UdSSR, deren Städte und Dörfer von der Nazi-Wehrmacht zerstört, die ihrer Lebensgrundlage beraubt und in einen Krieg verwickelt wurden, der ihnen aufgezwungen war. Zwanzig Millionen von ihnen fielen den Deutschen zum Opfer. Es darf nie vergessen werden, dass es die Rote Armee, die Partisanen und Saboteure waren, die den Angriff der Nazi-Wehrmacht abwehrten und Deutschland maßgeblich zur Kapitulation zwangen. Am 60. Jahrestag der Befreiung danken wir daher insbesondere der Roten Armee, den Partisanen und WiderstandskämpferInnen, deren Einsatz gegen die
Nazi-Tyrannei oftmals klein geredet und verleumdet wird. Es verwundert kaum, dass im Zuge erinnerungspolitisch relevanter Daten auch Neonazis Geschichte in ihrem Sinn umdeuten wollen. Besonders ärgerlich für die Protagonisten bundesrepublikanischer Erinnerungspolitik ist das immer dann, wenn dadurch Bilder produziert werden, die um die Welt gehen und die BRD in einem schlechten Licht stehen lassen. So geschehen im Februar in Dresden, als sich 5.000 Nazis inhaltlich in den Kontext der offiziellen Gedenkveranstaltungen stellten, indem sie „zu Ehren der Opfer des alliierten Bombenangriffs“ durch die Stadt marschierten. Am 8. Mai wollen Neonazis durch Berlin marschieren. Ursprünglich geplant war eine Route vorbei am Mahnmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Juden und Jüdinnen und durch das Brandenburger Tor. Dazu wird es nicht kommen, obwohl der Aufmarsch vermutlich nicht verboten wird. Eilig wurde debattiert das Straf- und Versammlungsrecht zu verschärfen und Vorbereitungen für einen Staatsakt im Bundestag liefen an, welcher auf Leinwände am Brandenburger Tor übertragen werden soll - letztlich nur zur Verteidigung des nationalen Symbols. Eine derartige Symptombekämpfung und den staatlich inszenierten Kampf um nationale Symbole lehnen wir genauso ab wie die mit Gesetzesverschärfungen praktizierten autoritären Methoden. Denn die Ursachen für die Entwicklung eines faschistischen Weltbildes bleiben ausgeblendet und auch der Notwendigkeit des permanenten Widerstands gegen Neonazis wird diese Inszenierung nicht gerecht. Wir rufen alle auf, sich nicht für die Regierungsinszenierung herzugeben und mit uns am 8. Mai zu demonstrieren: für das Andenken an die Opfer des Faschismus, gegen Militarisierung und deutsche Opfermythen. Lasst uns gemeinsam den Neonaziaufmarsch verhindern! Aktionsbündnis Spasibo im März 2005 8. Mai - Demonstration in Berlin 10:00 Uhr / Bertolt-Brecht-Platz (am S-Bahnhof Friedrichstraße) Infos: www.antifa.de
Sophie Scholl: Film und Geschichte
Geschwister Scholl Am 8. Mai jährt sich das Ende der Naziherrschaft >>> zum 60. Mal. Zwei Jahre zuvor, in dem Jahr, in dem die Wehrmacht in Stalingrad vernichtend geschlagen wurde, Joseph Goebbels den „totalen Krieg“ proklamierte und die Nazis mit aller Macht den Holocaust vorantrieben, mussten die Mitglieder der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ im Kampf gegen das Naziregime ihr Leben lassen. Die Mitglieder dieser Gruppe waren Münchener Studierende, die sich 1942 zusammengefunden hatten, um ihren KommilitonInnen und MitbürgerInnen mit Hilfe von Flugblättern, die Augen zu öffnen. Ihre sechs veröffentlichten Flugblätter enthielten scharfsinnige und radikale Kritik an der Herrschaft des Nationalsozialismus, dem vom Naziregime entfesselten Krieg und dem Mord an den Juden. Sie hatten eine Vision von einem anderen Deutschland in einer Zeit nach dem Faschismus in einem neuen geeinten Europa. Der Widerstand der „Weißen Rose“ speiste sich aus Freiheitsdrang und
Gerechtigkeitsempfinden, sie riskierten für den antifaschistischen Kampf ihr Leben. Ihre Waffen waren zwei Schreibmaschinen, eine heimlich beschaffte Druckmaschine, illegal beschafftes Papier, Briefumschläge und das freie Wort. Die Geschwister Scholl und ihre GefährtInnen stehen heute als ein Symbol für den Widerstand gegen die Naziherrschaft. Ihr Mut und ihre Standhaftigkeit setzten Zeichen. Nach ihrer Verhaftung verrieten sie trotz Angst vor der bevorstehenden Hinrichtung ihre Genossen nicht und gingen für die Idee einer besseren Welt in den Tod. Die „Weiße Rose“ bestand neben Hans und Sophie Scholl noch aus vier weiteren Mitgliedern: Christoph Probst, Alexander Schmorell, Willi Graf und Professor Kurt Huber. Sie gehörten zu den wenigen Deutschen die sich während des Nationalsozialismus antifaschistisch positionierten. Doch auch die meisten späteren Mitglieder der „Weißen Rose“ waren zunächst in der Hitlerjugend (HJ) oder im Bund Deutscher Mädel (BDM), manche anfangs sogar begeistert. Ihre große Leistung war es, sich aus dem „geistigen Gefängnis“ zu befreien, als das sie den Nationalsozialismus erkannten. Der Regisseur Marc Rothemund hat der jungen Widerstandskämpferin Sophie Scholl einen Film gewidmet: „Sophie Scholl- die letzten Tage“. Die Verfilmung basiert auf Interviews mit Zeitzeugen und den Original- Vernehmungsprotokollen der Gestapo. Der Film schildert, beginnend am Tag der Verhaftung der Geschwister, die letzten Tage im Leben der 21- jährigen Widerstandskämpferin Sophie (Julia Jentsch). Die Situation des Bruders Hans Scholl (Fabian Hinrichs) rückt im Film eher in
den Hintergrund und spielt hauptsächlich als emotionale Bindung für Sophie eine Rolle. Es ist beeindruckend und erschreckend zugleich, das junge Mädchen in ihren letzten Tagen zu begleiten und zu sehen, wie sie trotz der auswegslosen Situation so stark bleibt und trotz möglicher Rettung von ihren Überzeugung nicht abweicht. Es stellt sich damit automatisch die Frage nach der eigenen Stärke beim Vertreten eigener Ideale. Die Verhörduelle zwischen Sophie und dem GestapoBeamten Robert Mohr sind mitreißend, vor allen Dingen, weil deutlich wird, dass sich die Widerstandskämpferin nicht durch Verrat zu retten versucht und weiterhin ihren Idealen treu bleibt. In dem Wissen, dass die junge Frau nichts mehr zu verlieren hat, schafft sie es, ihren Widersacher sogar für Augenblicke soweit zu bringen, an seiner eigenen Einstellung zu zweifeln. Dies ist zwar beeindruckend, erscheint aber verglichen mit der Wirklichkeit eher unrealistisch. Einige andere Nazicharaktere werden zu überzogen dargestellt. Nazis als aggressive, dumme Mitläufer und teilweise sogar als lustiger Hitlerverschnitt mit Oberlippenbärtchen, das erscheint dann doch zu einfach. Eine solche Verharmlosung und Unterschätzung ist eher gefährlich. Anders die Darstellung des Richters. Hier orientiert sich der Film an dem bekannten Auftreten von Freisler in den Prozessen gegen die Verschwörer des 20. Juli: er bringt keinerlei Argumente und zeigt seine Macht nur durch Geschrei. Insgesamt wirkt der Film durch seine einfache und relativ sachliche Schilderung der Ereignisse überzeugend. Es wird auf Special Effects und überflüssige Gewaltszenen verzichtet, und es gelingt dem Film damit, dass Schicksal von Sophie in beeindruckender Weise darzustellen.
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Gruppe
antikapitalistische aktion berlin
Wir sind gekommen, um zu bleiben!
Antikapitalismus, was heißt das eigentlich? >>> Bedeutet das, nur dagegen zu sein, ohne überhaupt zu wissen wogegen? Ist es nur jugendlicher Leichtsinn zu sagen „Alles für alle! Und zwar umsonst!“? Und schreien wir es einfach mal so raus oder meinen wir das etwa tatsächlich so? Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist wie sie ist… Kapitalismus ist scheiße! Das ist er nicht erst gerade geworden, so war er schon immer. Es bringt daher wenig, ihn so erträglich wie möglich zu gestalten und einfach nur gegen den Sozialabbau zu sein. Auch der Sozialstaat mit seinen ach so tollen ‚Errungenschaften’ á la Arbeitslosen- und Sozialhilfe, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, 8Stunden-Tag und so weiter ist lediglich ein Haushalter des Kapitalismus. Es wurde wenig geändert an den Ausbeutungsverhältnissen, aber viel an der Erhaltung von Arbeitskraft. In der fortschreitenden Technologisierung der Gesellschaften Westeuropas wird diese Arbeitskraft aber nicht mehr gebraucht. „Super!“, sagen wir. Und stehen damit so ziemlich alleine da: Anstatt sich zu freuen über so viel gewonnene Freizeit, prangert die Bevölkerung keineswegs die ungleiche Verteilung von Reichtum und Arbeit an (Wieso müssen manche Überstunden bis zum Erbrechen schieben, während andere zu Hause vergammeln?). Vielmehr wird völlig sinnlos noch mehr Arbeit gefordert. Wie wär’s denn mal mit dem 4-Stunden-Tag bei vollem Lohnausgleich?! Das reicht uns aber noch lange nicht, wenn wir rufen „Luxus für alle!“. Vermeintliche Sachzwänge, also tatsächliche Vorwände, inte-
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ressieren uns nicht. Radikale Herrschaftskritik ist da nötig wo ein ‚Volk’ gegen Hartz IV auf die Straße geht, aber gar nicht begreift, dass es sich erstmal vom Arbeitsfetisch lossagen muß. … es wär’ nur deine Schuld, wenn sie so bleibt! Auch die immer alte Leier von der Unveränderlichkeit der Verhältnisse – als ob Geschichte vom Himmel fällt – interessiert uns wenig. Wir sind nicht einfach Opfer des Systems, die sich nicht wehren könnten. Die Möglichkeiten Staat und Kapital ans Bein zu pinkeln, sind sehr vielfältig: So gibt es in verschiedenen Städten der BRD Umsonst-Kampagnen, die soziale und kulturelle Aneignung praktizieren und kostenlos Bahn fahren, ins Schwimmbad, Kino oder ins Museum gehen. Es wird ebenso versucht sich öffentlichen Raum zurückzuholen – das nennt sich dann „Reclaim the streets!“ oder „Critical Mass“ -, indem mensch unangemeldet auf die Straße geht. Kapitalismuskritik als solche bleibt jedoch wirkungslos, wenn die Vorurteile einer Gesellschaft nicht aufgegriffen und bekämpft werden. Daher ist Antifaschismus ein wesentlicher Bestandteil der politischen Arbeit der radikalen Linken. Es reicht uns keineswegs mit dem Zeige- oder Stinkefinger auf Nazis zu zeigen, obwohl gerade die Strukturen in der extremen Rechten aufgedeckt und bekämpft gehören. Dass staatlicher sowie gesellschaftlicher Rassismus, Antisemitis-
mus, Nationalismus und Sexismus in allen Teilen der Gesellschaft verankert sind und Zustimmung finden, ist ein Problem, das stetiger offensiver Auseinandersetzung bedarf. Vor Ort zu intervenieren ist daher eine absolute Notwendigkeit. So ist unser Anliegen auch, eine emanzipatorische alternative Jugendkultur mit aufzubauen. Steh’ auf, heb’ die Faust, denn nur so kannst du scheinen! Es wäre eine glatte Lüge, würden wir behaupten, wir wüssten, wo es lang geht. Die Vision von einer herrschaftsfreien Gesellschaft ohne Ausbeutung und Ausgrenzung kann nur verwirklicht werden, wenn viele teilhaben an Ideen und Entwicklungen. So fordern wir euch auf, euch zu organisieren und kreativ zu werden. Infos zur antikapitalistischen aktion berlin bei www.akab.tk und akab-info@gmx.de.
Opferberatung in Berlin Reachout stellt sich vor ReachOut berät und unterstützt Opfer rechter, >>> rassistischer und antisemitischer Angriffe und Bedrohungen in Berlin. Ausser der Beratung werden Workshops, Vorträge, Veranstaltungen und Fortbildungen angeboten. In allen Bereichen steht die Situation und die Perspektive der Betroffenen im Zentrum der Arbeit. Für welche Ziele setzt sich ReachOut ein? ReachOut setzt sich dafür ein, dass alle Menschen, unabhängig von ihrem Aussehen und ihrer Herkunft, ihrer sexuellen oder religiösen Orientierung, gleiche Chancen und Rechte erlangen, um sich an gesellschaftlichen und politischen Entscheidungsprozessen beteiligen zu können. Das ist eine wichtige Voraussetzung für den Kampf gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus. Die Beratung basiert auf dem Grundsatz „Hilfe zur Selbsthilfe“. Ziel ist es, die Betroffenen bei ihren Entscheidungen zu beraten und zu begleiten. Darüber hinaus geht es darum, sie nach einem Angriff in ihrem Selbstwertgefühl zu stärken und ihnen zu helfen, ihre psychische Stabilität und ihre Handlungsfähigkeit wieder zu erlangen. ReachOut verfolgt das Ziel, den (potentiellen) Opfern die aktive Teilnahme an bereits bestehenden lokalen Initiativen zu ermöglichen bzw. deren Selbstorganisation zu unterstützen. Wer wird bei ReachOut beraten? Das Spektrum derjenigen, die sich an ReachOut wenden ist groß: Sie kommen ursprünglich aus unterschiedlichen Ländern, sie sind schwarz oder weiß, mit oder ohne deutschen Pass oder einfach alternative Jugendliche. Sie alle trifft der Zorn und die Gewalt derjenigen, die dieses Land zur „ausländer- und zeckenfreien“, zur „national be-
freiten Zone“ machen möchten. Außerdem wenden sich FreundInnen, Angehörige, LehrerInnen und SozialarbeiterInnen an ReachOut, um sich über Handlungs- und Unterstützungsmöglichkeiten zu informieren bzw. ihre eigenen Ängste zu bearbeiten. ReachOut unterstützt auch Opfer rassistisch motivierter Polizeigewalt: MigrantInnen, Flüchtlinge, Afrodeutsche und andere, die die Staatsgewalt als Nichtdeutsche - und damit als besonders suspekt - definiert, werden häufig Opfer polizeilicher Misshandlungen. Dabei werden die Opfer oft zu TäterInnen gemacht. Wollen sich die Betroffenen wehren, treffen sie nicht selten auf eine Mauer des Schweigens und des Misstrauens. Häufig fehlt ihnen das Geld, sich juristisch gegen den Angriff zu wehren. Darum hat ReachOut gemeinsam mit anderen antirassistischen Initiativen in Berlin einen Rechtshilfefonds für Opfer rassistischer Polizeigewalt gegründet. Mit dem Geld sollen die Opfer konkret darin unterstützt werden, ihre Anwalts- und Anwältinnenkosten und Prozesskosten aufbringen zu können. Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Angriffe beraten und unterstützen - Was heißt das? Das Beratungsangebot ist für die Opfer kostenlos, auf Freiwilligkeit und Vertrauen beruhend und auf Wunsch anonym. Das Projekt bietet neben der Beratungsarbeit in den eigenen Räumen, eine aufsuchende Beratung sowohl für Gruppen als auch für (potentielle) Opfer, deren Angehörige, Freunde und Freundinnen an. Die Betroffenen wenden sich direkt oder vermittelt über Dritte an ReachOut. Das Team recherchiert darüber hinaus entsprechende Zeitungsmeldungen oder Pressemeldungen der Polizei, die auf einen Angriff hinweisen, um die Opfer über das Beratungsangebot zu informieren.
Opfer müssen unterstütz t werden! In der Beratung werden Fragen geklärt wie: Soll ich Anzeige erstatten? Was kommt bei einer polizeilichen Vernehmung auf mich zu? Kann mich jemand zur Polizei begleiten? Wie läuft eine Gerichtsverhandlung ab? Was ist eine Nebenklage? Kann ich einen Anwalt/Anwältin beauftragen? Welche finanziellen Hilfen gibt es? Wen kann ich noch um Unterstützung bitten? Mit welchen Initiativen und Gruppen in meinem Bezirk könnte ich Kontakt aufnehmen? Soll ich mich an die Medien wenden, um den Angriff bekannt zu machen? Melde dich bei ReachOut, wenn du selbst oder ein Bekannter Opfer rechter, rassistischer Gewalt geworden ist. Wir helfen dir, dir selbst zu helfen.
kontakt ReachOut Berlin . Oranienstraße 159, 10969 Berlin . tel.: 030 - 69 56 83 39 . info@reachoutberlin.de . www.reachoutberlin.de 23
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