Subtext Metatext Kontext

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ein Seminar am Fachbereich Architektur, Technische Universität Kaiserslautern, Wintersemester 2015/16, Kßnstlerisches Gestalten, Judith Leinen 4


Erkundungsausflüge und Untersuchungen im öffentlichen Raum sind der Ausgangspunkt für alles Folgende: ein offener Diskurs über Möglichkeiten mit unbestimmtem Ende, die Auseinandersetzung mit lokalen und internationalen künstlerischen Positionen und die Entwicklung und Bearbeitung eines eigenen künstlerischen Problems. Das isolierte Objekt wird ortsspezifischen Eingriffen gegenübergestellt und die Auswirkung von Kontext wird zur zentralen Frage. 5


Beiträge von Natalia Gajzler Jonas Heuser Maria Helena Kalińska Alexander Koschnik Denis Dirk McCracken Jeannine Müller Alexandra Reinking Jana Scherer Mona Schied Nicolas Treitz Sarina Wicke Greta Wegner Katarzyna Ewelina Wolinska Sonja Wolke 6


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Im Wahlpflichtfach „Subtext Metatext Kontext“ im WS 2015/16 wurden Fragen an die unmittelbare tägliche Umgebung gestellt. Formuliert wurden sie zu Anfang als formale Untersuchungen, die an der Oberfläche kratzten, weiteten sich dann jedoch schnell und nahezu selbständig aus. Sie bohrten in verschiedene Richtungen weiter und führten zu persönlichen Forschungsbereichen, die eigenständig erschlossen wurden. So wurde die Wirklichkeit verändert, und zwar erst einmal nicht durch ein Eingreifen und auf den Kopf stellen der gegebenen Ordnung, sondern durch einen subjektiven Perspektivenwechsel, der Gegebenheiten immer wieder beobachtend umkreiste und das Sammeln von kontextbezogenen Bohrproben an verschiedenen Situationen mit sich brachte. Begleitet wurde diese Auseinandersetzung von Positionen aus Kunst, Literatur, Architektur und Choreografie. Das nebeneinander Existieren dieser verschiedenen Stimmen wurde als These dafür gelesen, dass der eigene Zugang zur Welt nicht statisch, sondern verhandelbar und beeinflussbar sein könnte, wie hier in einem Interview von Franz West mit der Zeitschrift Parkett aus dem Jahr 2004 als Erfahrung behauptet:

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„Bice Curiger: ‚Inwiefern spielt bei dir die Vorstellung der «Beseelung» des Materials eine Rolle? Oder umgekehrt gefragt: Gibt es die Materialisierung von Vorstellungen?’ Franz West: ‚Wie gesagt, früher hielt ich Material für unbeseelt. Jedoch LSD-Erfahrung und Wittgenstein-Lektüre belehrten mich, dass alles lebt.’“ (Parkett No. 70, 2004, S. 18)

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Gemeinsame experimentelle Übungen und Versuche, in die eigene Lebenswirklichkeit einzuwirken und kleine Eingriffe zu reflektieren, bildeten die Grundlage für ein eigenständiges praktisches Projekt in der zweiten Semesterhälfte. Trotz uneingeschränkter Handlungsfreiheit in Bezug auf Material, Form und Inhalt war die syntaktische Folgerichtigkeit unerlässlich. Diese ergab sich allein aus der eigenen Erfindung und wurde im Prozess gemeinsam auf ihre inhärente Logik untersucht, diskutiert und in einer Endpräsentation als schlüssige Endscheidung oder neues Fragezeichen auf den Punkt gebracht.

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„Seien wir neu und erfinderisch von Grund aus. Dichten wir das Leben täglich um.“ Hugo Ball, Aufzeichnungen 1916 in „Hugo Ball: Die Flucht aus der Zeit.“ München/Leipzig, 1927 14


„As much as I can I am trying to stay away from the Modernist idea of the autonomous object. I´ve been trying to think in a way that doesn´t have to do with form but with things that are in formation, that are in the process of changing. „ Pierre Huyghe, Interview, New York Times, 2016 15


Ziel unseres Projekts war es, am Anfang jeden Tages etwas Außergewöhnliches zu machen und dadurch nicht nur unsere ¨comfort zone¨ zu verlassen, sondern auch die Reaktionen der Gesellschaft zu untersuchen. Die Aufgabe stellte sich als schwieriger heraus, als wir gedacht hatten. Sie war äußerst anspruchsvoll, da sie von uns abverlangte, unser ganzes Leben neu zu organisieren. Nachdem wir ein paar Tage lang andere Personen glücklich machten, bereitete es uns kaum mehr Freude ,“positive” Anstöße zu geben. Anfangs dachten wir, dass wir unser Experiment für andere Leute machen werden, es stelle sich aber schnell her-

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Natalia Gajzler und Katarzyna Ewelina Wolinska aus, das wir es eigentlich für uns selbst durchgeführt haben. Diese Situation hat uns zu sehr vielen interessanten Entdeckungen geführt. Komischerweise haben positive Begriffe schnell an Bedeutung verloren, denn unsere Interaktionen wurden zur täglichen Pflicht. Unsere Wahrnehmung wurde von allen Tätigkeiten, die wir für unsere Mitmenschen gemacht haben stark beeinflusst. Diese Gefühle haben uns rund um die Uhr begleitet, weswegen wir nach über zehn Tagen der ständigen Mühe unser Experiment unterbrechen mussten. Danach hatten wir Zeit, alle Erfahrungen zu überdenken und infolge dessen uns selbst besser nachzuvollziehen. 16


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Mein Projekt ist nicht nur ein Versuchsaufbau mit ungewissem Verlauf. Vielmehr ist es ein ästhetisches Phänomen, Skulptur in Transformation, dem eine einfache Fragestellung zu Grunde liegt: Wie können Aggregatzustände visualisiert werden? Über das Zusammenspiel zweier Materialien, Porenbeton und Eis, mach ich diesen Vorgang sichtbar. Angestrebter Zustand von der Konstruktion wäre demnach Fest, Flüssig, Gasförmig in einem Gebilde festzuhalten. Zudem war es für mich interessant mit anzusehen wie sich mein Projekt verän-

Aggregatzustände Jonas Heuser

dert, anpasst, voranschreitet. Verhältnisse/ Dimensionierungen konnten bestimmt, Theorien überprüft, Vermutungen belegt oder widerlegt werden. Formgebende Fragen die mein Projekt geprägt haben waren unter anderem, die Wirkung der Materialien zueinander, die Wirkung der Umgebung auf das Gebilde sowie die Visualisierung der temporären Zustände. Im Laufe des Versuchs war es aber ebenso interessant mit anzusehen welche Fragen, Theorien oder Beobachtungen beim Betrachter aufkamen, wichtig werden oder in den Vordergrund rücken. 18


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Kunst oder Müll- das Ziel meines Projektes war, die Antwort auf diese Frage zu finden. Ich habe zwei Skulpturen aus Abfällen gebaut (aus benutztem Papier, Flaschen, Dosen...) und habe mit ihnen einen langen Spaziergang durch Kaiserslautern gemacht, um die Reaktionen der Leute zu beobachten. Venus von Milo und der Denker sind mit dem Zug gefahren, haben auf der Bank im Park

Kunst oder Müll? Maria Helena Kalińska gesessen und mit den Kindern auf dem Spielplatz gespielt. Die Leute haben auf verschiedene Weise darauf reagiert, meistens haben sie gelächelt oder Photos mit Handys gemacht, aber niemand ist gleichgültig vorbei gegangen. Obwohl meine Skulpturen nicht wie originalen bekannten Kunstwerke ausgesehen haben, haben sie einige Emotionen ausgelöst - wenn die Kunst nicht im Museum bleibt, kann sie überraschen. 23


Ein Buch, das nicht ist, wie man erwartet, das unvollständig scheint, das sich wehrt betrachtet zu werden, das bockig ist und doch irgendwie funktioniert. Austesten welche Konventionen gelten, welche man beachten muss, welche man biegen und welche brechen kann, ohne die Funktion als solche zu zerstören war die Motivation zu diesem Projekt. Den Betrachter zum Nachdenken über Regeln die den Alltag prägen bringen, aber frei lassen wie er die Situationen, die er betrachtet einschätzt, verleitet sich durch das störrische Buch ablen-

Konventionen Alexander Koschnik

ken zu lassen. Bestehend aus einem Grundmaterial der Architektur, der Finnpappe, einem faserigen, weichen, hellen Karton, gefüllt mit Fotos gedruckt auf einfachem Papier und zusammengehalten von einem groben aufgedröselten Seil, betrachteten die Studenten während der Präsentation die Bilder einer schwebenden Person. Mühsam ziehen sie an den Seiten, die durch das Seil nur kompliziert zu bewegen und nicht richtig aufklappbar sind. Und doch ist der Inhalt, die erzählte Geschichte, spannend genug, um das Buch funktionieren zu lassen. 24


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„Jeder möchte lange leben, aber keiner möchte alt werden.“ Jonathan Swift Grundlage dieser Arbeit ist die Tatsache, dass jeder Mensch dem natürlichen Vorgang der Alterung unterliegt. Zu oft wird Perfektion in einem ewigen jungen Körper gesehen. Meistens sind von diesem Idealbild Frauen betroffen. Meiner Meinung nach gibt es einen individuellen Konflikt zwischen Natur, Natürlichkeit und Perfektion. Für eine Serie, in die ich mich selbst ein-

Was ist Schönheit? Jeannine Müller

ordnen wollte, wurden die Unterarme von Frauen einer Altersspanne von 6 Monaten bis zu 88 Jahren bezeichnet. Die Muttermale der Haut wurden mit einem roten Lippenstift verbunden, um dann mit einem Papieraschentuch einen Abdruck zu nehmen. Der schleichende Vorgang der Alterung ist in einem scheinbar willkürlichen Muster sowohl ganz konkret als auch als abstrahiertes Bild sichtbar festgehalten. Dahinter steht letztendlich die Frage: Was ist Schönheit? 27


Zu Beginn des Projektes stellte sich die Frage, wie weit man gehen muss, um die eigenen Grenzen zu überwinden und mit gesellschaftlichen Konventionen zu brechen. Um diese Frage zu beantworten wurde über eine vierwöchige Versuchsphase hinweg zu jeder Nahrungsaufnahme, in privatem sowie auch öffentlichen Rahmen, ein weißes Shirt übergezogen ohne dieses zwischendurch zu waschen. Darauf wurden Gebrauchsspuren gesammelt, Flecken konnten und sollten entstehen. Während zu Beginn noch jeder Fleck Freude hervorrief denn diese galt es ja zu dokumentieren - so wandelte sich diese Freude mit jedem Fleck zu immer mehr Ekel. Ebenso

peinlich berührt Denis-Dirk Mc Cracken

wandelten sich die Blicke von Außenstehenden. Die anfängliche Neugier und Verwunderung änderten sich je dreckiger mein T-Shirt wurde zu peinlichem Wegschauen. Es war erstaunlich, wie schnell ich mich an die Situation gewohnt hatte, sodass mir auch schnell die Blicke Anderer nicht mehr auffielen. Lediglich das Überstülpen des dreckigen Shirts war bis zum Schluss immer wieder eine Überwindung. Das Ergebnis war also weißes Shirt voller Flecken und Essensreste, das wie eine Art Ernährungstagebuch gelesen werden konnte. Auch dokumentierte es einen Monat gesellschaftlichen Fehlverhaltens konzentriert auf solch einer kleinen Fläche. 28


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Ich hab eine Installation im Garten aufgebaut, die auch ein Versuchsaufbau ist. Dafür habe ich alltägliche Sachen genutzt: Wäscheständer, Wäscheklammern, Becher, Getränke, Teebeutel und eine Leinwand. Mein Ziel war es, Veränderungen durch Umwelteinflüsse sichtbar zu machen. Aber wie kann mein statisches System dynamisch werden? Und wie bekomme ich die zwei Systeme überhaupt zusammen? Die Flüssigkeit sehe ich als dynamisch an, da sie überschwappen kann. Auch die Pappbecher sehe ich in ihrer Dynamik, da sie sich durch die Umwelteinflüsse verändern. Sie könnten beispielsweise aufweichen. Die darunter liegende Leinwand kann sich verändern, indem die Flüssigkeit aus den Bechern Spuren darauf hinterlässt. Hat Dynamik also gleichzeitig mit Veränderungen zu tun oder reicht dieser Aspekt nicht aus, um mein statisches System dynamisch werden zu lassen? Ist meine Installation dafür da, um etwas über die Umgebung zu erfahren? Was macht die

dynamisches Material Alexandra Reinking Natur mit dem Material? Kann die Witterung das Material so beeinflussen, dass etwas

Permanentes auf der Leinwand entsteht? All die Fragen haben mich während dieser Zeit begleitet. Der Versuchsaufbau und all seine fragilen Variablen, von denen ich erwartet habe, dass sie eine Eigendynamik entwickeln und sich ständig verändern, hat sich ganz anders verhalten als geplant. Nichts hat funktioniert. Die Pappbecher sind nicht aufgeweicht, sodass Flüssigkeit auf die Leinwand getropft ist. Lediglich der Dreck wurde vom Wind auf die Leinwand geweht und die Teebeutel haben sich zu einem riesigen Klumpen verheddert. Das Experiment ist ein Experiment und hat seine Richtung selbst bestimmt. Ich habe angefangen andere Aspekte in den Fokus zu rücken. Ist es schlimm, dass etwas anderes dabei herauskommen ist als ich ursprünglich dachte? Muss die Installation meinen Erwartungen überhaupt gerecht werden oder kann Sie auch als eigenes System funktionieren? Letztlich kann ich sagen, dass meine Installation eine Interaktion eingeht und ein visueller Kontrast stattfindet. 31


Jeder Mensch hinterlässt Spuren, sichtbare, sowie unsichtbare. Bei meinem Projekt geht es um die subjektive Interpretation von Weggeworfenem im urbanen Stadtraum. Fundstücke auf der Straße regen die Fantasie an. Anhand von Papierschnipseln, Verpackungen und sonstigem Müll entstehen Assoziationen und Bilder. Dinge und Orte werden im Kopf verknüpft. Kernfrage meines Experiments war, ob und wie sich anhand der gefundenen Objekte ein Wegweiser erstellen lässt. Wer wird von welchem Gegenstand wohin geführt? Welche Assoziationen sind allgemein gültig? Kann aus einem Materialhaufen Sprache entstehen? Gibt es überhaupt eindeutig lesbare Hinweise, oder sind Reaktionen immer anders? Kann vom Relikt auf den Fundort geschlossen werden? Beim Suchen, Sammeln und Sortieren über-

Spurensuche

Jana Scherer

raschten bei genauerem Hinsehen gerade die unscheinbaren Dinge. Aus einer Vielzahl von Objekte wurde eine Auswahl getroffen, die einen individuellen Weg durch die Stadt anhand verschiedener Stationen, der Fundorte der Hinweise, vorschlägt. Die entstandene Sammlung kann wie eine individuelle Stadtkarte gelesen werden. Mein Experiment damit findet dann folgendermaßen statt: Eine Person erhält eine Box, unterteilt in Fächer mit verschiedenen Hinweisen. Mithilfe dieses Sammelsuriums soll ein Weg durch Kaiserslautern gefunden werden. Persönliche Interpretation und Intuition sind entscheidend. Durch die Wiederholung des Versuchs durch verschiedene Personen, die mit der selben Box unterwegs sind, erfährt man einiges über die Objekte aber auch über die Personen selbst. Es entsteht eine Kartierung mit subjektiven Wegen. 32


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,,Material hat eine Seele“, so lautet meine These auf die eine lange intensive Beschäftigung mit Materialien aus meinem Alltag aufbaut. Dies fand in einem Prozess statt, bei dem ich zunächst die Reste rings um meinen Arbeitsplatz collagierte. Ich stellte mir vor, dass diese ehrlich waren und sich nicht verstellten. Dabei hat jedes Element einen eigenen Charakter, den man am besten zur Geltung bringen kann, indem man es dabei belässt, wie es ist. So entstand die personifizierte Restekollage namens Mülli. Im zweiten Schritt begann ich

Materialanalyse Mona Schied

zu sammeln, indem ich mir jedes Mal genau überlegte, ob ich Material wegwerfen oder behalten sollte. Die Müllsammlung ordnete ich nach einem für mich sinnvollem System und arbeitete danach an meiner Konzeption. Ich entschied, meinen Materialien eine einfache geometrische Form zu geben: das Quadrat. Dadurch kann man sich auf die Materialcharaktere fokusieren, ohne auf formale Aspekte achten zu müssen. Nach langer Materialauswahl, vielen Anordnungsvarianten und Proportionsstudien einstand meine Arbeit ,,Selbstbewusstsein“. 35


Das Projekt „Work/Flow“ reflektiert den Vorgang der Entwurfsarbeit, dem Zusammenspiel verschiedener Prozesse, die ineinander greifen und sich zu einem singulären Ergebnis summieren. Wie schon in Charlie Chaplins „Modern Times“ dienen die Zahnräder als Symbol für die Arbeit die verrichtet wird. Der Motor steht für den Arbeiter, der die Zahnräder auf verschiedenen Ebenen antreibt, beim Verkanten schwächelt und stehen bleiben muss, um sich dann in die andere Richtung zurückzudrehen. Das bewegte Relief erzeugt durch diese Varianz von Bewegung und Stillstand respektive Funktion und Disfunktion ein cha-

Workflow

Nicolas Treitz

rakteristisches Geräusch und einen unvorhersehbaren Rhythmus. Wie beim „Flow“ in den man bei einem längeren Entwurfsprojekt verfällt ist der genaue Verlauf unberechenbar. Das Kinetische Objekt ist in diesem Sinne ein mögliches Endprodukt, die Visualisierung aller Vorgänge, die hinter dem „Work/Flow“ stehen, der sich von der ersten Idee bis zur Fertigstellung materialisiert. Die Entwurfsmaschine wurde im Flur der Universität an einer der vorhandenen Stellwände gezeigt. Sie besteht aus zu stilisierten Zahnrädern geschnittenem und geschichtetem Paketkarton. Postaufkleber und Paketbänder am Material wurde zu Ornamenten, das kratzende Geräusch des Drehmotors zur Illustration des Vorgangs. 36


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Kontrast? Widerspruch? Abweichung? Ironisierung? Übertreibung? Ich habe mein gewohntes Arbeitsumfeld bewusst verlassen. Mir war es wichtig, in die Stadt zu gehen und dort einzugreifen. Bei meinem Projekt möchte ich neben ästhetischen Fragen auch soziale Fragen untersuchen. Die ursprüngliche Situation wird durch meine Inszenierung verändert. Dabei ist mein Interesse, die Reaktionen zu beobachten und das

Kunst ohne Dach Greta Wegner

Geschehen vor Ort wahrzunehmen. Ich möchte die Passanten anregen, den Ort aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten. Im Gegensatz zu Stadtplanern oder Architekten, die den urbanen Raum funktionalisieren und auf eine permanente Art gestalten, schafft der kurzfristige/temporäre Einsatz von Möbeln im Stadtraum zum einen eine konträre Szene im städtischen Raum und wird zum anderen möglicherweise Auslöser für das Reflektieren von adäquaten Handlungsformen. 40




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Der Kreislauf versucht verschiedene Phasen des Holzes vom Rohstoff zum nutzbaren Produkt und den darauf folgenden Prozess der Rückführung des Materials in die Natur schematisch und beispielhaft darzustellen. Dabei wird versucht über eine fiktive Annahme die Nachnutzung mit der natürlichen Zersetzung der Holzprodukte in Verbindung zu bringen. Der natürliche Kreislauf des Materials, der durch die Nutzung des Holzes zunächst unterbrochen wird, schließt sich durch die Einbindung eines weiteren menschlichen Eingriffs. Dieser Eingriff wird also in den natürlichen Kreislauf integriert. Ausgangspunkt sind Beobachtungen aus dem Alltag der Universität: Intakte Holzprodukte von Modellen werden unüberlegt entsorgt. Dieses Projekt beschäftigt sich mit der Nachnutzung von Holzpro-

Baustoff im Kreis Sonja Wolke

dukten und ihrer Rückführung in die Natur, einem geschlossenen Kreislauf von Rohstoffgewinnung und -entsorgung. Ergebnis ist eine Anleitung zur praktischen Umsetzung dieser Idee. Der Bestimmungsort der Anleitung im Posterformat sind die Werkstätten der Universität. Wo Holz und Holzverbundstoffe zum täglichen Arbeitsmaterial gehören, soll eine Möglichkeit der alternativen Nachnutzung angeregt werden. Die Abfallprodukte aus dem Modellbau (z.B. MDF-Grundplatten) sollen zu Vogelhäuschen umgebaut werden. Deren Bauweise beschleunigt die natürliche Zersetzung des Holzes, indem der Witterung bewusst möglichst viel Angriffsfläche geboten wird. Die Nachnutzung der Materialien wird also zeitlich begrenzt. Der Prozess der Rückführung in die Natur beginnt automatisch, sobald die Häuschen in die Natur gebracht werden. 44


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Bei meinem Projekt untersuche ich Feuerquellen und die Art des jeweiligen Brennvorgangs. Jeder dieser Prozesse zeichnet sich durch seine Einzigartigkeit aus. Das Interesse liegt darin, ein flüchtiges Ereignis wie Feuer als Material zu behandeln und durch Fotos fassbar zu machen. Die Geschwindigkeit spielt für

Feuer und Flamme Sarina Wicke

meine Beobachtung jedoch keine Rolle, sondern allein der Vergleich der Brennstadien untereinander. Aus meiner Sicht sind sich Feuer und Architektur sehr ähnlich: sie sind individuell und vergänglich. Hat der Mensch gelernt, wie sich diese auf ihn auswirken können, ist er fähig, sie richtig einzusetzen. 46


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Bildnachweis Seite 2 bis 13: Judith Leinen Seite 14: Katarzyna Ewelina Wolinska Seite 17: Natalia Gajzler, Katarzyna Ewelina Wolinska Seite 19: Jonas Heuser Seite 20/21: Jonas Heuser, Judith Leinen Seite 22: Maria Helena Kalińska Seite 25: Alexander Koschnik Seite 26: Jeannine Müller Seite 28, 29: Denis-Dirk McCracken, Judith Leinen Seite 30: Alexandra Reinking, Judith Leinen Seite 33: Jana Scherer Seite 34: Mona Schied, Judith Leinen Seite 37/38: Nikolas Treitz Seite 39: Nikolas Treitz, Judith Leinen Seite 41/42: Greta Wegner, zum Teil Handyfotos Seite 43: Greta Wegner, Judith Leinen Seite 45: Sonja Wolke Seite 46: Sarina Wicke Seite 48/49: Nikolas Treitz Seite 50/51: Nikolas Treitz, Judith Leinen Seite 52/53: Judith Leinen, Maria Helena Kalińskaka Seite 54: Natalia Gajzler Seite 55 bis 58: Judith Leinen Umschlag: Judith Leinen

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Die Deutsche Bibliothek- CIP- Einheitsaufnahme Subtext Metatext Kontext Schriftenreihe Künstlerisches Gestalten, Band 4 Technische Universität Kaiserslautern Fachbereich Architektur Fachgebiet Künstlerisches Gestalten, 2016 ISBN 3-935627-17-3

Impressum

Herausgeber: Technische Universität Kaiserslautern Fachbereich Architektur Fachgebiet Künstlerisches Gestalten Prof. Heike Kern www.uni-kl.de/Kuenstlerisches-Gestalten/ Konzept und Gestaltung: Judith Leinen

Druck und Bindung: Foto-Repro-Druck der Technischen Universität Kaiserslautern Wir danken Volker Andres für seine engagierte Unterstützung.

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Printed in Germany © 2016 Technische Universität Kaiserslautern und die Autoren


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