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Gespräch: Walter Schuster aus Sterzing

BUCHTIPP Alles wird gut

Gespräche mit 90-Jährigen

Dieser Tage ist in der Edition Raetia Band 2 der Gespräche mit 90-Jährigen erschienen. Unterhaltsame Lebensgeschichten und -erinnerungen, die Mut machen.

In „Alles wird gut“, der Fortsetzung des Erfolgstitels „Alles gut“, erzählen betagte Menschen im Gespräch mit der Journalistin, Filmemacherin und Autorin Astrid Kofler mit erstaunlicher Offenheit und häufig mit einem Augenzwinkern aus ihrem Leben – von den Freuden und schönen Momenten ebenso wie von Schwierigkeiten und Schicksalsschlägen. Viele der 28 Porträtierten, im Bild festgehalten vom freischaffenden Fotografen Thomas Wiedenhofer, sind noch aktiv, treiben Sport, musizieren, arbeiten in der Pfarrei oder in Vereinen mit, genießen die Zeit mit der Familie oder beim gemeinsamen Kartenspiel. Auch wenn der Alltag beschwerlicher wird und die Vergesslichkeit zunimmt, strahlen sie meist innere Ruhe und Zufriedenheit aus. Dem, was kommt, blicken sie mit Gelassenheit entgegen: Alles wird gut. Zwei der porträtierten Personen stammen aus dem Wipptal: Walter Schuster aus Sterzing und Martha Malfertheiner Klapfer aus Grasstein. Das 456 Seiten umfassende Buch mit 170 eindrucksvollen Schwarz-Weiß-Fotografien ist im Buchhandel erhältlich. Nebenstehend ein Textauszug.

Walter Schuster

* 7.5.1928, Sterzing

Interview Astrid Kofler am 19. März 2021 I Foto Thomas Wiedenhofer am 11. Juni 2021

Es ist kühl heute. Mit einer dünnen Weste kommt mir Walter Schuster entgegen. Haben Sie nicht zu kalt? Nein, sagt er und lacht. Schnellen Schrittes marschiert er voraus, fast wundert es mich, dass er im Treppenhaus nicht gleich zwei Stufen auf einmal nimmt. Ich bin mein Leben lang ein Allroundsportler gewesen, sagt er, und Sport begeistert mich noch immer. Sportlich nimmt er auch sein Alter. Eine Last sei es ihm nicht, im Gegenteil, Alter sei eine Herausforderung, ein Wettkampf. So schwungvoll, wie er durch den Gang rauscht, seine Gemahlin und eine Enkelin vorstellt, mich einlädt, in der Stube Platz zu nehmen, wird er die dreistellige Hürde seiner Lebensjahre locker nehmen.

Sie waren Allroundsportler?

Fußball, Laufen, Eishockey, Schwimmen, Tischtennis … Am besten, wenn ich das so sagen darf, habe ich Tennis gespielt. Von 1949 bis 1978 war ich Sterzinger Meister, neun Mal war ich Nordtiroler Seniorenmeister. 2010 wurde ich noch in Seefeld Europameister. In Seefeld finden jährlich die Senior-Open-Tennismeisterschaften statt, das sind die wichtigsten ihrer Art in Europa. Bei den Senioren 80+ waren wir 18 Teilnehmer und ich war mit 81 der älteste. Das hat mich schon sehr gefreut.

Sie spielen immer noch Tennis?

Natürlich. Ich mache so weiter. Warum sollte ich aufhören? Und wenn ich 100 bin, kommen Sie mich wieder besuchen. Sie müssen auch dableiben, dann treffen wir uns wieder. Ich will unbedingt 100 werden. bis 100 zu verwöhnen, sagt seine Gattin zwinkernd, stellt einen Krug Wasser und zwei Gläser auf den Tisch. Gerti Stöllberger Schuster ist 1936 in Salzburg geboren, auch sie trotzt dem Klischee vom gebrechlichen Alter. Das packst du noch leicht, sagt er, und sie lacht.

Ich sage immer, wer einen Willen hat, der findet auch einen Weg. Also mir kommt vor, mir fehlt gar nichts. Es wird irgendwann sicher anders werden, aber so schnell glaube ich nicht. Ich fühle mich einfach gut.

Wann haben Sie denn mit dem Sporteln begonnen?

In meiner Jugend schon. Ich habe leidenschaftlich gerne Fußball gespielt. Bozen war damals schon weiter, aber mit Bruneck, Brixen, Meran haben wir immer mitgehalten. 1944 wurde mir in Meran das erste Leistungsabzeichen angeheftet. Nach dem Krieg bekam ich es noch elf Mal. 1944 wurde ich auch Jugendmeister im Kreis Brixen bei 100 Meter Kraulen. Als Junge habe ich auch sehr viel Tischtennis gespielt. In Sterzing gab es nur einen einzigen Tischtennistisch, der stand bei der Firma Leitner, die die Seilbahnen bauen, und da war ich mit den Söhnen vom damaligen Chef befreundet. Mit denen habe ich viel Tischtennis gespielt. Auf einem Tisch mit einer Spanholzplatte, da ist der Ball natürlich weniger gesprungen. Wir hatten einen Verein und ein reichsdeutscher Diplomingenieur ist nach dem Zusammenbruch irgendwie in Sterzing gelandet und hiergeblieben. Der konnte gut spielen und hat uns unterrichtet. Mit dem Gartner Arthur und dem Wolfram Verdross sind wir drei als Verein zwei Mal

Landesmeister geworden. Die Gartner sind ja alles hervorragende Sportler gewesen, die drei Brüder waren alle in der italienischen Skinationalmannschaft, einer wurde sogar bei den Olympischen Spielen Sechster, auch die Schwester war Italienmeisterin. Diese Freunde leben leider auch nicht mehr.

Wenn ich durch den Friedhof spaziere, sagt Walter Schuster, und auf den Tafeln nachlese, wie alt die Leute früher wurden, dann sind sie schon nicht so alt geworden wie wir. Durch die gesunde Ernährung, durch den Sport wird man halt älter, sagt seine Frau, und man arbeitet auch nicht mehr so hart wie früher. Wenn vor 100 Jahren oder auch noch vor 50 Jahren einer 80 wurde, dann war das schon viel, sagt er, die meisten sind mit 40 gestorben, manche mit 50, maximal mit 60. Die Medizin ist fortgeschritten, sagt sie. Durch den Sport habe ich mich schon wirklich gut erhalten, ich habe Fußball gespielt, Skifahren, Langlaufen. Und Marathon hast du gemacht, sagt Gerti Schuster. Jaja, ich bin viel gelaufen … Hin und her geht es zwischen ihnen wie der Ball bei einem Tennismatch. Gar nicht so einfach, diesem Rhythmus zu folgen.

Wie alt waren Sie denn beim Marathon?

Ich war 57 damals. Ja, das war schon eine Freude.

Sie sind immer schon gelaufen?

Seit meiner Kindheit. 1947 und 1950 war ich Sieger beim 1. und 2. Sterzinger Stadtlauf, 1950 auch Erster beim Bozner Stadtlauf.

Und sechs Mal Sterzinger Meister im Schwimmen, sagt Gerti, ihr ruft mich einfach, wenn ihr was braucht, sagt sie und geht aus dem Zimmer. Für das Laufen wäre ich schon prädestiniert gewesen, aber Leichtathletik hatte damals noch nicht so einen Stellenwert wie heute.

Aber das Bobfahren war nichts Gescheites?

Das war interessant, weil es für mich keine sportliche Leistung war, das war überhaupt kein Sport. Rein durch Zufall bin ich dazu gekommen. Bei uns in Sterzing gab es ja vom Jaufen nach Gasteig eine Naturbahn – ich rede von damals, von der Zeit vor 70 Jahren, da gab es nur ganz wenige Kunstbahnen, in Cortina gab es eine Kunstbahn, in Pieve di Cadore gab es auch nur eine Naturbahn. Und da habe ich mich so geärgert. Denn unsere Gegner waren ja alles ältere, dicke Herren gegen uns. Ich war mit der italienischen Mannschaft in St. Moritz und Garmisch-Partenkirchen – wir waren 1950 Italienmeister, die anderen drei waren alles Cortineser und ich war der Bremser dabei – und die Gegner jedenfalls, ich erinnere mich noch genau, die Amerikaner und die Deutschen, die hatten alle ein Gewicht, die wogen über 100 Kilo und mehr, und wir höchstens 70 oder 80, die waren ein- bis eineinhalb Sekunden schneller als wir.

Haben Sie Zehnkampf betrieben?

Ja, das ist einfach das Höchste für mich, da ist alles beisammen. Hochsprung, Weitsprung, 500 Meter, 5.000 Meter, Kugelstoß, Speerwurf. Jetzt in meinem Alter brauche ich nur mehr 3.000 Meter laufen. Das Seniorenalter beginnt in Österreich schon mit 36, da bist du Jungsenior und mit 50 Senior. Ich hoffe aber, nächstes Jahr wieder Skifahren zu gehen. Und schwimmen gehe ich natürlich, das ist ein Sport, der mir sehr wichtig ist, weil er auch sehr gesund ist. Rad fahren gehen wir auch noch viel, obwohl es für mich schon immer eine Bremse ist, mit den Damen zu fahren, die fahren ja schrecklich langsam. Früher sind wir halt 100 Kilometer gefahren und jetzt fahren wir nur mehr 40 oder 50 oder manchmal sogar nur 30 pro Tag, das ist keine besondere Leistung mehr. Aber Bewegung ist halt Bewegung.

Woher haben Sie diesen Antrieb? Irgendwie könnte man sich im Alter ja auch ein wenig gehen lassen.

Es gibt Leute, die, wenn sie älter werden, lieber ein Glasl trinken und ein bisschen essen und es sich gerne bequemer machen. Ich habe aber das Gefühl, dass ich das nicht notwendig habe. Ich habe im Gegenteil das Gefühl, ich muss etwas tun. Das Herumsitzen ist für mich Gift.

Aus Ihren Augen blitzt noch so viel Begeisterung!

Ich hoffe, dass in mir alles noch drinnen ist. Und das möchte ich schon gerne erhalten und bewahren und dafür muss man etwas tun. Ich tu das gerne, es ist mir ein Bedürfnis. Wenn ich so nachdenke, dann lebt von meinen alten Freunden keiner mehr. Und ich hatte viele Freunde. Jetzt hab ich halt viel jüngere Freunde, aber noch ist es nicht so, dass die auf mich warten müssen, noch fahre ich ihnen davon. Es wird schon sein, dass ich niemals geraucht und getrunken habe, dass ich ein solides Leben führte, auf Bequemlichkeiten nie Wert legte und dass ich mich deshalb noch so wohlfühle. Ich war immer der Überzeugung: Wenn man Sport betreibt und Leichtathletik, dann bleibt man jünger, dann bleibt man kräftig.

Der Lärchenwiesenweg

Schneeschuhwanderung im Obernbergtal

Auf der sonnigen Südseite des Obernbergtales wandern wir mit unseren Schneeschuhen durch lichte Lärchenwälder bis zu den Parkplätzen des Obernberger Sees. Dabei durchqueren wir Wildschongebiete, in denen das Wild im harten Winter ausreichend Rückzugsmöglichkeiten vorfindet und wir uns dementsprechend rücksichtsvoll verhalten sollten. Wir fahren über den Brenner und zweigen in Gries am Brenner links ins Obernbergtal ab. Im Bereich des „Dorfcafe Sprenger“ nehmen wir den öffentlichen Bus und fahren bis zur Haltestelle Leite/Außertal. Hier folgen wir dem Wegweiser „Lärchenwiesenweg Ortsende“ Nr. 98/98A/99A nach rechts und steigen auf der Zufahrtsstraße an einzelnen Bauernhöfen vorbei auf. Vor dem höchsten Hof (Schmiedhof, 1.526 m) gehen wir links auf einem Forstweg weiter hinauf und kurz nach der vierten Kehre gelangen wir zu einem querenden, leicht abwärts führenden Forstweg. Diesem folgen wir wiederum nach links (Beschilderung Lärchenwiesenweg Obernberg 99A/99). In leichtem Auf und Ab kommen wir schließlich zur Kastnerbergalm und stapfen dann auf dem Zufahrtsweg abwärts bis zu den Parkplätzen des Obernberger Sees beim Gasthof „Waldesruh“. Mit einem der regelmäßig verkehrenden öffentlichen Busse fahren wir wieder talauswärts nach Gries am Brenner. Tipps: Bei geringer Schneelage kann diese Tour auch als Winterwanderung durchgeführt werden. Unter www.postbus.at können die Fahrpläne und die Ticketpreise abgerufen werden.

TOURENDATEN

Ausgangspunkt: Bushaltestelle Leite/Außertal im Obernbergtal Strecke: ca. 9 km Dauer: ca. 3 Stunden Höhendifferenz: Aufstieg 440 hm, Abstieg 350 hm Exposition: südseitig Schwierigkeit: bei hoher Schneelage und notwendiger Spurarbeit etwas Kondition erforderlich Ausrüstung: Winterbekleidung, feste Schuhe, Schneeschuhe, Stöcke, Proviant und warme Getränke (keine Einkehrmöglichkeit unterwegs, erst im Gasthof Waldesruh am Ende der Wanderung) Beste Jahreszeit: den ganzen Winter über begehbare Tour

Bergsteigen Gipfeltreffen langgedienter Bergführer

In einer für sie fast schon ungewohnten Umgebung fanden sich Ende Oktober mehr als zwei Dutzend erfahrene Bergführer wieder. Statt in Felswände ging es auf eine Kultur-, Wein- und Genusswanderung in Montan. Der Anlass: Der Verband der Südtiroler Berg- und Skiführer hatte zum traditionellen Austausch zwischen langgedienten Bergführern geladen.

Wissen und Erfahrung spielen am Berg eine zentrale Rolle, gerade bei den Profis am Berg: den Bergführern. Insofern war das Treffen langgedienter Bergführer in Montan so etwas wie ein Gipfeltreffen – mit mehr als zwei Dutzend langgedienten Führern und zusammen weit über einem halben Jahrtausend Erfahrung. „Was da an Erlebnissen, Abenteuern und Geschichten zusammengekommen sind, wird bei solchen Treffen augenscheinlich, weil sich die langgedienten Führer natürlich viel zu erzählen haben“, so der Präsident des Verbandes der Südtiroler Berg- und Skiführer, Kurt Walde. Auf einen reichen Erfahrungsschatz kann auch Paul Eisendle aus Pflersch (rechts im Bild) zurückblicken. Zudem sei das Treffen auch so etwas wie eine Verneigung vor den erfahrenen Kollegen, „ein kleiner Dank für das, was diese Persönlichkeiten – manch eine mittlerweile über 80 Jahre alt – für unsere Berufsgruppe geleistet haben“, so Walde. Das Treffen ist darüber hin-

aus eine Möglichkeit, sich nicht aus den Augen zu verlieren, nachdem man sich am Berg nicht mehr ganz so häufig trifft.

Umfrage zum Thema „Sicherheit am Berg“

In Zusammenarbeit mit der Universität Innsbruck, der Universität Bozen und der Universität Trient führt die EURAC derzeit eine Online-Umfrage zum Thema „Sicherheit am Berg“ durch. Damit sollen Daten zum Verhalten am Berg bei der Ausübung von Sport- und Freizeitaktivitäten in Südtirol, Trentino und Tirol erhoben werden. Ziel des Projektes ist es, die verschiedenen Aspekte der Sicherheit am Berg näher unter die Lupe zu nehmen. Alle erhobenen Daten werden vom Projektpartner Eurac Research ausschließlich zu wissenschaftlichen Zwecken in aggregierter und anonymer Form gemäß europäischer Datenschutzregelung erfasst und verarbeitet. Wer daran teilnehmen möchte, findet die Online-Umfrage auf der Website von Eurac Research.

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