argovia philharmonic - Programmheft 4. Abo-Konzert «Seelenklänge»

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Daishin Kashimoto Violine

Holly Hyun Choe Leitung

Alte Reithalle 07.03. Baden Kurtheater 08.03. Aarau

Alte Reithalle 09.03. Aarau

Alte Reithalle

Energie für den Aargau IMPRESSUM

Herausgeber argovia philharmonic Entfelderstrasse 9

Postfach

5001 Aarau

Tel. 062 834 70 00 info@argoviaphil.ch www.argoviaphil.ch

Redaktion und Layout

Linda Schumacher

Werktexte

Sibylle Ehrismann

Titelseite

Daishin Kashimoto (Foto: Daisuke Akita)

Fotocredits

S. 18 Daisuke Akita

S. 22 Emily Turkanik

S. 26/27 Patrick Hürlimann

Druck

merkur medien ag 4800 Zofingen www.merkurmedien.ch

AEW Energie AG Obere Vorstadt 40

Postfach

CH-5001 Aarau

Auflage 1600 Exemplare

T +41 62 834 21 11

info@aew.ch www.aew.ch

Programm

Daishin Kashimoto Violine

Holly Hyun Choe Leitung argovia philharmonic

Camille Pépin (*1990)

«La Source d'Yggdrasil»

Camille Saint-Saëns (1835–1921)

Konzert für Violine und Orchester Nr. 3 h-Moll op. 61

I Allegro non troppo

II Andantino quasi allegretto

III Molto moderato e maestoso - Allegro non troppo

Robert Schumann (1810–1856)

Sinfonie Nr. 4 d-Moll op. 120 (rev. 1851)

I Ziemlich langsam - Lebhaft

II Romanze: Ziemlich langsam

III Scherzo: Lebhaft

IV Langsam - Lebhaft

Bitte schalten Sie vor dem Konzert Ihr Mobiltelefon auf lautlos. Bildaufnahmen sind erlaubt, sofern sie das Orchester und die Sitznachbarn nicht stören. Ton- und Videoaufnahmen des Konzerts sind nur mit Einwilligung erlaubt.

Supplements

Konzerteinführung

Dr. Verena Naegele nimmt jeweils 45 Minuten vor dem Konzert das Programm unter die Lupe. In Aarau findet die Konzerteinführung im Odd Fellow-Haus der Schenkenberg-Loge Nr. 15 am Apfelhausenweg 10 statt, in Baden im Neuen Foyer.

Wir danken der Schenkenberg-Loge Nr. 15 Aarau herzlich für die unentgeltliche Überlassung ihres Refektoriums für die Durchführung unserer Konzerteinführungen.

Speis & Trank rund ums Konzert

Aarau: Besuchen Sie die Bar im Stall (ab 60 Minuten vor Konzertbeginn, in der Pause und nach dem Konzert) oder geniessen Sie einen Drink im Foyer (nur während der Pause).

Baden: Die Bar im Sachs Foyer ist vor dem Konzert und in der Pause geöffnet.

Daten

März 2025

Do 06 19.30 Uhr Aarau

Alte Reithalle

Fr 07 19.30 Uhr Baden

Sa 08 19.30 Uhr Aarau

Alte Reithalle

So 09 17.00 Uhr Aarau 16.15 Alte Reithalle

Herzlichen Dank

Wir bedanken uns bei unseren Geldgebern und Sponsoren, die uns während der ganzen Saison unterstützen und unsere Tätigkeiten überhaupt erst ermöglichen –eine vollständige Übersicht finden Sie am Ende dieses Programmheftes.

Engagieren auch Sie sich für das argovia philharmonic: www.argoviaphil.ch/engagement

Ihr

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Liebes Publikum

Es ist eine grosse Ehre, das 4. Abo-Konzert mit der Nachwuchsdirigentin Holly Hyun Choe zu gestalten. Sie repräsentiert die neue Generation von Dirigent:innen, die die Talentschmiede von Prof. Johannes Schlaefli in Zürich absolviert hat; wie auch schon Leo McFall, Delyana Lazarova, Izabelė Jankauskaitė oder Eduardo Strausser, die alle das argovia philharmonic die letzten Saisons dirigiert haben.

Holly Hyun Choe repräsentiert aber auch die (Kultur-) verbindende Kraft der Musik: geboren in Südkorea, aufgewachsen in Los Angeles, in Zürich studiert und aktuell wohnhaft in Deutschland. Diese nationenübergreifenden Verbindungen sind gerade in diesen krisenhaften Zeiten ein unschätzbarer Wert, an den wir Kulturschaffende uns klammern und uns weiterhin positiv in die Zukunft blicken lassen.

Eine ebenso grosse Ehre ist, mit Daishin Kashimoto einen der Ersten Konzertmeister der Berliner Philharmoniker als Solisten hier in Aarau und Baden begrüssen zu dürfen. Sie finden in unserem aktuellen Magazin ein spannendes Interview mit ihm. Er reiht sich ein in die Riege der anderen Berliner Gästen der letzten Jahre, wie Noah Bendix-Balglay, Amihai Grosz, Albrecht Mayer oder auch Guy Braunstein.

Freuen Sie sich auf ein kontrastvolles Programm zwischen Schumann, Saint-Saëns und Pépin.

Herzlich, Ihr

Simon Müller

Intendant

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4. ABO-KONZERT

WERKBESCHRIEB

CAMILLE PÉPIN

Geheimnisvolle Musik

Camille Pépin (*1990)

«La Source d'Yggdrasil»

Schon während ihrer Studienzeit am Pariser Conservatoire war klar: Camille Pépin ist eine geniale Komponistin. Sie wurde damals mit fünf ersten Preisen ausgezeichnet: für Instrumentierung, Analyse, Harmonielehre, Kontrapunkt sowie Fuge/Form. Nach einer derart gründlichen Ausbildung wurde ihre Musik schon bald mit ersten Preisen ausgezeichnet. 2015 erhielt sie beim Kompositionswettbewerb «Île de créations» für ihr Orchesterstück «Vajrayana» den Preis der Jury.

Seither erschienen ihre Werke in dichter Folge und die Auszeichnungen häuften sich. Ganz gleich, ob es sich um Kammermusik oder grosse Or-

chesterwerke handelte. Genannt seien hier: «Sonnets - Hommage à Henri Dutilleux» für Sopran, Altflöte, Englischhorn, Fagott und Klavier (2016), «Mystical vibration» für sechs Kornette (2016), sowie «La Source d’Yggdrasil» für Orchester (2018), welches nun das argovia philharmonic spielt.

Pépin beschäftigt sich immer wieder auf neue Art mit Kolorit, Formen und Klängen. Das sind typische Merkmale der französischen Musik, die Pépin selbstbewusst weiterentwickelt. Dabei lässt sie sich von der Natur in -

Camille Pépin © Capucine de Chocqueuse

spirieren, von anderen Komponisten, oder von Dichtern wie Charles Baudelaire und James Joyce.

Ihr grosses Vorbild ist Henri Dutilleux (1916–2013). Dieser gehört zu den faszinierendsten Komponisten der französischen Moderne. Seine sorgfältig ausgefeilten, immer farbig leichten Werke sind zwar atonal – aber immer auch leicht zu hören. Pépin beherrscht den Orchestersatz perfekt. Auch ihre Werke sind zuweilen komplex konstruiert, sie bleiben aber immer zugänglich.

Wie Dutilleux bleibt Pépin ihrem Kurs treu. Auch wenn sie immer wieder andere Wege einschlägt, um sich nicht zu wiederholen: Sie macht sich mit ihrer Sensibilität und mit grösster handwerklicher Sorgfalt eine starke musikalische Sprache zu eigen. Ihre poetische Welt erneuert sich ständig und dreht sich dennoch um die gleichen Themen: Spiritualität, Mythen, Götter und Göttinnen, Universum und Natur.

Yggdrasil ist der Weltenbaum der skandinavischen Mythologie, wie Pépin schreibt. An der Quelle des kosmischen Baumes entspringen drei Wurzeln und verschiedene Welten: die Welt des Himmels und der Götter, die irdische Welt der Menschen und des Krieges, und die Unterwelt der Toten. Yggdrasil symbolisiert den Kampf zwi-

schen den Kräften des Lebens und der zerstörerischen Welt.

Die mystisch geheimnisvolle Musik Pépins spielt mit den spezifischen Klängen der Instrumente. In «La Source d’Yggdrasil», das rund 12 Minuten dauert, breitet sich ein irrisierend-schwebender Klangteppich aus, verdichtet und entspannt sich. Das repetitive rhythmische Motiv im Hintergrund ist anfangs nur leise erkennbar.

Die Oboe hebt zu einer weitatmigen Melodie an, die von der Klarinette und weiteren Instrumenten weitergetragen wird. Plötzlich tritt das rhythmische Motiv in den Vordergrund: markant und energiegeladen. Diese Energie und eine innige Leuchtkraft beeindrucken in Pépins Musik am meisten. Ein Auszug aus «La Source d’Yggdrasil» kann man sich auf Youtube anhören, in einer Aufnahme des Orchestre National de Lyon. Mittlerweile hat es die 34-jährige Pépin auf die grossen Bühnen geschafft. Namhafte Orchester wie das Orchestre Philharmonique de Radio France, das Concertgebouw Amsterdam, die Elbphilharmonie Hamburg und das Wiener Konzerthaus gehören dazu. Camille Pépin ist und bleibt ein Phänomen.

Text: Sibylle Ehrismann

«Das ist ein Juwel!»

Camille Saint-Saëns (1835–1921)

Konzert für Violine und Orchester Nr. 3 h-Moll op. 61

I Allegro non troppo

II Andantino quasi allegretto

III Molto moderato e maestoso - Allegro non troppo

Im Jahr 1859 begegneten sich in Paris erstmals der 15-jährige angehende Geigenstar Pablo de Sarasate und der Komponist Camille Saint-Saëns. Kaum 25 Jahre alt, hatte dieser sich bereits als Pianist, Organist und Komponist einen Namen gemacht. Seine frühen, klassizistisch-eleganten Werke hatten bereits Erfolg. Deshalb gab Sarasate diesem den Auftrag, für ihn ein Violinkonzert zu schreiben.

Beim 1. Violinkonzert in A-Dur op. 20 sollte es aber nicht bleiben. Von da an komponierte Saint-Saëns seine konzertanten Stücke für Violine und Orchester hauptsächlich für Pablo de Sarasate. Auch für das 3. Violinkonzert

h-Moll op. 61, welches 1880 entstand, inspirierte den Komponisten das Spiel seines Freundes. Sarasate galt mittlerweile als überragender Geigen-Star und machte weltweit Karriere.

Dem Geiger gefiel das 3. Violinkonzert von Saint-Saëns besonders gut. Darüber schrieb er dem Verleger Durand: «Das Konzert von Saint-Saëns ist ein Juwel, ich bitte Dich, sag’ ihm, dass er es vor mir niemand anderes spielen lässt.» Er stellte dem Verleger himmlische Klänge in Aussicht: «Du wirst sehen, dass ich aus diesem erstklassigen Werk einen wahrhaft himmlischen Erzengel machen werde.»

Zu Lebzeiten von Saint-Saëns

machten in Frankreich die sogenannten «concerts brillants» Furore. Das Publikum liebte die technischen Kunststücke grosser Virtuosen, und die Komponisten schrieben ihre brillanten Stücke dafür. Nicht so der Klassizist Saint-Saëns. Er sträubte sich mit all seinen Instrumentalkonzerten dagegen, und besonders mit dem Violinkonzert Nr. 3. Die musikalisch-emotionale Ebene war ihm wichtiger als die technische Virtuosität, auch wenn diese durchaus beachtlich ist.

Der Solist tritt nicht mit seiner spieltechnischen Brillanz dem Orchester entgegen. Die beiden Parteien agieren vielmehr als gleichberechtigte Partner. Innovativ verzichtet Saint-Saëns im 3. Violinkonzert auf die am Satzende üblichen Solo-Kadenzen, in welchen der Solist üblicherweise seine techni-

Saint-Saëns in der Fahrradkutsche, 1907

schen Fähigkeiten inszeniert. Stattdessen tritt vor das Finale eine langsame Einleitung, an der die Solo-Geige und das Orchester gleichwertig teilhaben.

Diese neue Sicht auf die Bedeutung der Virtuosität vollzieht Saint-Saëns in einem konventionellen Rahmen. Die dreisätzige Anlage des Konzerts und der formale Aufbau der einzelnen Sätze entsprechen dem klassischen Modell von Mozart und Beethoven. Kommt dazu, dass er – wie Beethoven in seiner fünften Sinfonie – nach dem Prinzip «per aspera ad astra» vorgeht: aus dem Dunkel ins Licht. Das 3. Violinkonzert wird vom bedrückenden h-Moll des Kopfsatzes zum strahlenden H-Dur des Schlusses geführt. Diese Aufhellung inszeniert Saint-Saëns mithilfe eines Chorals. Die flimmernden Streicherklänge des ers-

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Guy Braunstein, 1. Violine

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Das 3. Violinkonzert stellt an den Solisten weniger technische als interpretatorische Herausforderungen: wegen seiner melodischen Erfindung und der impressionistischen Subtilität. Neben brillantem Doppelgriff- und Passagen-Feuerwerk spielt der Solist im ersten Satz auch den ausdrucksvollen Gesang des weitgeschwungenen Seitenthemas. Besonders fordernd ist der zweite Satz, in dem der Solist reizvoll mit den Holzbläsern dialogisiert. Nach einer kurzen Kadenz lässt der Geiger zarte Flageoletts in Dreiklängen aufsteigen.

Das 3. Violinkonzert ist von den insgesamt drei Violinkonzerten SaintSaëns’ das meistgespielte. Über das Datum der Uraufführung ist man sich uneinig. Die Weltpremiere wird von vielen am 2. Januar 1881 im Pariser Théâtre du Châtelet angesehen. Andere Quellen geben das Jahr 1880 an: entweder anlässlich einer der vielen Soiréen des Komponisten, oder in Hamburg während einer Europatournee von Sarasate.

Sibylle Ehrismann

Text:

4. ABO-KONZERT

WERKBESCHRIEB

ROBERT SCHUMANN

Mut zu einer offenen Form

Robert Schumann (1810–1856)

Sinfonie Nr. 4 d-Moll op. 120 (rev. 1851)

I Ziemlich langsam - Lebhaft

II Romanze: Ziemlich langsam

III Scherzo: Lebhaft

IV Langsam - Lebhaft

Robert Schumanns 4. Sinfonie d-Moll gilt als sein eigenständigster Beitrag zur Sinfonik. Sie ist nicht nur einsätzig, Schumann hat sie in den zehn Jahren ihrer Entstehungszeit auch stark überarbeitet. Ursprünglich war die Vierte Schumanns 2. Sinfonie. Gleich nachdem er seine Erste, die «Frühlingssinfonie», abgeschlossen hatte, stürzte er sich in die Arbeit für eine neue. Im Frühjahr 1841 notierte sich Clara Schumann in ihrem Tagebuch, dass Robert eine Sinfonie plane, die «aus einem Satz bestehen, jedoch Adagio und Finale enthalten» soll. Ein knappes Jahr später war diese 2. Sinfonie vollendet. Deren Uraufführung wurde am 6. Dezember 1841 von

Ferdinand David im Gewandhaus zu Leipzig dirigiert, sie hatte jedoch nur mässigen Erfolg. Dennoch bot Schumann sie seinem Verleger an, allerdings vergeblich. War für diese Ablehnung die durchkomponierte Dramaturgie verantwortlich?

Schumanns Mut zu einer offenen, sich fortlaufend weiterentwickelnden Struktur war aber nicht so unkon-

Robert-Schumann-Denkmal in Zwickau

ventionell, wie es auf den ersten Blick aussieht. Er unterteilte nämlich seine auf dem Manuskript so bezeichnete «Symphonische Phantasie» in vier Sätze. Diese sollten aber zusammenhängend, also «attacca» aufgeführt werden.

Nachdem die Uraufführung ohne Resonanz geblieben war, entschied sich Schumann, das Werk grundlegend zu überarbeiten. Diesen Plan setzte er aber erst nach der erfolgreichen Uraufführung seiner «Rheinischen» Sinfonie Nr. 3 um. Es sollten nicht weniger als zehn Jahre vergehen, bis das Werk 1851 fertiggestellt war. Der Verleger gab es aber erst 1853 als 4. Sinfonie heraus. Die Uraufführung fand im gleichen Jahr in Düsseldorf statt und wurde ein grosser Erfolg.

Bei der Überarbeitung tauschte Schumann die ursprünglich italienischen Satzbezeichnungen gegen deutsche aus. Der grösste Unterschied zur Erstfassung ist aber nicht, wie man vermuten könnte, die formale Gestaltung. Vielmehr unterzog Schumann die Instrumentation einer grundlegenden Überarbeitung. Die zuvor solistisch besetzten Passagen sind in der zweiten Fassung meist in ganzen Stimmengruppen komponiert. So wirkt diese üppiger und konzentrierter als die transparente Urfassung. Interessanterweise wurde auch das Tempo langsamer. Über die 4. Sinfonie spannt sich ein Netz von Beziehungen: die Romanze ist mit der langsamen Einleitung verknüpft, das Scherzo-Trio mit der Romanze, und das Finale mit dem ersten

Satz. Die langsame Einleitung endet mit einem drängenden «Stringendo», worauf das klavieristisch empfundene Hauptthema einsetzt. Darauf folgt aber nicht gleich das zweite Thema, dieses erscheint erst in der Durchführung.

Solo-Oboe und Violoncelli stimmen die Romanze an. Auf diese folgt das unwirsche Thema des Scherzos. Die Steigerung des Finales beruht auch darauf, dass Schumann gleich drei thematische Hauptgedanken verarbeitet. Richard Wagner hatte diesen Satz eher abschätzig beurteilt. Er störte sich vermutlich daran, dass Schumann nicht nur hier, sondern auch sonst gerne konstant an einer rhythmischen Figur festhält.

Auch wenn die meisten Dirigenten bis heute die Zweitfassung der 4. Sinfonie von 1851 dirigieren, gab und gibt es einige Fürsprecher für die durchsichtiger instrumentierte Erstfassung. Bereits Johannes Brahms plädierte für sie, und im 20. Jahrhundert der Dirigent Fritz Busch. In der Schweiz war es Heinz Holliger, der viele Jahre die Urfassung bevorzugte. Schumann selbst hielt die zweite Fassung mit ihren Klangmassierungen für «besser und wirkungsvoller». Auch das argovia philharmonic hat sich für diese entschieden.

Text: Sibylle Ehrismann

4. ABO-KONZERT

KÜNSTLERBIOGRAFIE

DAISHIN KASHIMOTO

Daishin Kashimoto

Violine

Als Solist internationaler Orchester sowie als gefragter Kammermusiker ist Daishin Kashimoto regelmäßiger Gast in den großen Konzertsälen weltweit. Sein immenser Erfahrungsschatz, über den er nach über fünfzehn Jahren als erster Konzertmeister der Berliner Philharmoniker verfügt, kommt ihm auch in seiner Solistenrolle zu Gute, die er, mit einem breiten Repertoire von der Klassik bis zur Musik unsere Zeit, ebenso überzeugend ausfüllt.

Zuletzt spielte Daishin Kashimoto Bruchs Violinkonzert mit dem Dallas Symphony Orchestra unter der Leitung von Fabio Luisi und trat mit dem City of Birmingham Orchestra unter der Leitung von Kazuki Yamada, dem Gürzenich-Orchester unter der Leitung von François-Xavier Roth sowie der NDR Radiophilharmonie unter der Leitung von Thomas Søndergård auf. Ein Höhepunkt des Jahres 2023 war die Uraufführung von Toshio Hosokawas Violinkonzert Prayer mit den Berliner Philharmonikern unter Paavo Järvi in der Philharmonie Berlin, gefolgt von der Schweizer Erstaufführung im KKL Luzern mit dem Luzerner Sinfonieorchester und der asiatischen Premiere in der Suntory Hall

mit dem Yomiuri Nippon Symphony Orchestra.

In der Saison 2023/24 startete seine Residency als Solist beim Kurpfälzischen Kammerorchester Mannheim. Daishin Kashimoto gastierte bisher unter anderem beim NHK Symphony Orchestra, Boston Symphony Orchestra, dem Orchestre National de France, den Symphonieorchestern des Bayerischen, Hessischen und Westdeutschen Rundfunks, dem Orchestre de la Suisse Romande und den St. Petersburger Philharmonikern unter Dirigenten wie Mariss Jansons, Seiji Ozawa, Lorin Maazel, Yehudi Menuhin, Paavo Järvi, Myung-Whun Chung, Daniel Harding und Philippe Jordan. Auch in Konzerten der Berliner Philharmoniker ist er immer wieder als Solist zu erleben, in der Vergangenheit etwa mit Mozarts Sinfonia concertante beim Grafenegg Festival und beim Lucerne Festival, mit Prokofjews Violinkonzert Nr. 1 unter der Leitung von Sir Simon Rattle oder mit Tschaikowskys Sérénade mélancolique und dem Valse Scherzo auf der Berliner Waldbühne. Als Kammermusiker trat er unter anderem an der Seite von Martha Argerich, Yuja Wang, Leif Ove Andsnes,

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Éric Le Sage, Claudio Bohórquez, Emmanuel Pahud, Itamar Golan, Tabea Zimmermann, Yefim Bronfman und Konstantin Lifschitz auf. Mit letzterem legte er 2014 eine vielgelobte Aufnahme der Beethoven-Violinsonaten vor. Zu seinen CD-Einspielungen gehört auch eine Aufnahme des Brahms Violinkonzertes mit der Staatskapelle Dresden unter Myung Whun Chung für Sony Music.

Früh hatten seine Eltern ihn in Kontakt mit verschiedenen Instrumenten gebracht – der Dreijährige entschied sich für die Geige und erhielt in Tokio seinen ersten Unterricht. Nach einem Umzug in die USA wurde Daishin Kashimoto im Alter von sieben Jahren als jüngster Schüler aller Zeiten am Pre-College der Julliard School aufgenommen; mit elf Jahren wechselte er an die Mu-

sikhochschule Lübeck zu Zakhar Bron, ehe er von 1999 bis 2004 an der Musikhochschule Freiburg Schüler von Rainer Kussmaul wurde. Schon als Jugendlicher war er bei großen Wettbewerben erfolgreich und gewann unter anderem 1993 den 1. Preis der Menuhin Junior International Competition, 1994 den Violinwettbewerb Köln sowie 1996 den Fritz Kreisler Wettbewerb Wien und den Long-Thibaud Wettbewerb.

Seit 2007 ist Daishin Kashimoto künstlerischer Leiter des Le Pont-Musikfestivals in Ako und Himeji (Japan). Er spielt eine Violine von Guarneri del Gesu aus dem Jahr 1744, «de Beriot», die ihm freundlicherweise von der Crystco Inc. und ihrem Vorsitzenden Hikaru Shimura zur Verfügung gestellt wurde.

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4. ABO-KONZERT

KÜNSTLERBIOGRAFIE

HOLLY HYUN CHOE

Holly Hyun Choe

Leitung

Holly Hyun Choe, in Südkorea geboren und in Los Angeles aufgewachsen, beeindruckt mit Präsenz und Strahlkraft auf dem Podium. Ab September 2020 wirkte sie für zwei Spielzeiten als Assistenzdirigentin des Tonhalle-Orchesters unter der Leitung von Paavo Järvi. In dieser Zeit hat sie bereits das Orchestre de Paris, das Sinfonieorchester Basel, und das Festivalorchester des Schleswig-Holstein Musik Festivals dirigiert. In der Saison 2023/24 setzt die aufstrebende Dirigentin die Reihe spannender Debüts fort und tritt mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin, dem Beethovenorchester Bonn, der Musikalischen Akademie Mannheim, dem Estonian National Symphony Orchestra, dem Spokane Symphony Orchestra und dem Orchestrenational de Cannes auf. Des Weiteren arbeitet sie ab Beginn der Spielzeit für drei Jahre als Artiste Associée mit dem Orchestre de Chambre de Genève.

Eine enge Zusammenarbeit verbindet Holly Hyun Choe auch mit dem

Kammerorchester Ensemble Reflektor, dassie 2022 zur Ersten Dirigentin ernannt hat und sich als Botschafter einer grenzenlosen Musikkultur versteht. Neben dem gemeinsamen Debüt beim Beethovenfest Bonn 2023 gastieren sie erneut in der Elbphilharmonie im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festivals sowie in der Alten Oper Frankfurt. Im Rahmen ihres Anliegens, Komponistinnen zu fördern, programmiert Holly Hyun Choe regelmäßig Werke von Clarice Assad, Grazyna Bacewicz, Lili Boulanger, Britta Byström, Louise Farrenc, Fanny Hensel, Jennifer Higdon,Jessie Montgomery, Emilie Mayer, Caroline Shaw, Ethel Smyth, Dobrinka Tabakova, Anna Thorvaldsdottir und Galina Ustvolskaya.

Holly Hyun Choe hat kürzlich ihr Studium bei Prof. Johannes Schlaefli an der Zürcher Hochschule der Künste abgeschlossen. Ihre musikalische Reise begann sie autodidaktisch: Als 13-Jährige erlernte sie das Klarinettenspiel; ihren ersten Musikunterricht erhielt sie

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erst im Alter von 19 Jahren. 2015 belegte sie ein Masterstudium bei Prof. Charles Peltz am New England Conservatory. Sie besuchte Meisterklassen von Bernhard Haitink, Jorma Panula, Fabio Luisi (Concertgebouw Orkest), Peter Eötvös, Sylvia Caduff und Jaap van Zweden und hat Esa-Pekka Salonen (Orchestre de Paris), Leonard Slatkin (Orchestre national de Lyon), Simone Young (Orchestre de Chambre de Lausanne/Opernhaus Zürich), François-Xavier Roth und Karina Canellakis(Gürzenich-Orchester Köln) assistiert.

2018 wurde sie in die Förderung Forum Dirigieren des Deutschen Musikrates aufgenommen; des Weiteren wurde sie durch einen Career Assistance Award der Solti Foundation, ein Stipendium des Taki Alsop ConductingFellowship und als Teilnehmerin im Mentoringprogramm der Peter Eötvös-Stiftung gefördert.

Orchesterbesetzung

1. VIOLINE

Ulrich Poschner 1. Kzm.

Simone Roggen 2. Kzm.

Mireille Lesslauer Stv. Kzm.

Mira Migliorese

Eszter Major

Giovanni Barbato

Sari Erni-Ammann

Stefan Glaus

Bozidar Ljubin

Susanne Dubach Gleditsch

2.

VIOLINE

Agata Lazarczyk Stf.

Sergej Novoselić Stv. Stf.

Martina Gallo

Cristina Amato

Ursula Schnyder

Marianna Szadowiak

Sabina Curti

Sonia Rodriguez*

VIOLA

Andreas Fischer Solo-Viola

Dominik Klauser Stv. Stf.

Xiao Bürgi-Ma

Katarzyna Duz-Bielec

Nadiya Husar Barbato N. N.

VIOLONCELLO

Orlando Theuler Solo-Violoncello

Regula Schüpbach Stv. Stf.

Yoon Jeong Woo

Nico Prinz

Giulia Ajmone-Marsan

Sebastian Uszynski*

KONTRABASS

Marc-Antoine Bonanomi* SoloKontrabass

David Brito Stv. Stf.

Koichi Kosugi

Elmar Kremsa

FLÖTE

Miriam Terragni Solo-Flöte

Barbara Stoessel-Gmür

OBOE

Sergio Simón Álvarez Solo-Oboe

Mirjam Huettner*

KLARINETTE

Francesco Negrini Solo-Klarinette

Etele Dosa*

FAGOTT

Brigitte Leutenegger altern.

Solo-Fagott

Daniel Kühne Solo-Fagott

HORN

Elia Bolliger Solo-Horn

Remo Leitl*

Noé Lehmann Stv. Solo-Horn

Wolfgang Drechsler

* Zuzüger:innen

TROMPETE

Marc Jaussi Solo-Trompete

Corrado Bossard

POSAUNE

Pedro Silva Solo-Posaune

N. N.

Christoph Bolliger Bassposaune

PAUKEN

Michael Juen Solo-Pauke

SCHLAGZEUG

Pascal Iten Solo-Schlagzeug

Ricardo Marini*

HARFE

Anne-Martine Hofstetter*

Solo-Harfe

Änderungen vorbehalten.

UNSERE KONZERTE

MÄRZ/APRIL

3. FAMILIENKONZERT

EDLER RITTER FEDERICO

Peter Zimmermann Erzähler

Marc Jaussi Trompete

Markus Graf Trompete

Daniel Herrero Trompete

David Rufer Posaune

Kristine Oppegaard Posaune

Christoph Bolliger Posaune

Markus Hauenstein Tuba

Werke von Rameau , Händel und Scriabin

MÄRZ 2025

Sa 22 16.00 Uhr Baden  Berufsfachschule BBB, Aula

So 23 11.00 Uhr Aarau  KuK

So 23 16.00 Uhr Zofingen  Stadtsaal

4. KAMMERKONZERT

ZWISCHEN BAROCK UND VOLKSMUSIK

Maurice Steger Blockflöte

Mireille Lesslauer Violine

Cristina Amato Violine

Xiao Bürgi-Ma Viola

Orlando Theuler Violoncello

David Brito Kontrabass

Werke von Johann Sebastian Bach, Luigi Boccherini, Oliver Waespi und Fabian Müller

APRIL 2025

So 27 17.00 Uhr Aarau  Alte Reithalle

UNSEREN SPONSOREN 24 | 25

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PARTNER UND SPONSOREN DER KONZERTE IN BEINWIL AM SEE

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Rheinfelden

Ursula Brun Klemm und Dr. Markus Klemm, Rheinfelden

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PARTNER UND SPONSOREN DER KONZERTE IN ZOFINGEN

PRIVATE PROJEKT- UND KONZERTSPONSOREN

Annemarie und Dr. Werner Berner, Erlinsbach

Anne und Manfred Halter, Erlinsbach

Dr. Andreas Hemmeler, Aarau

Dr. Jürg und Laurene Schärer, Aarau

FREUNDE DES ARGOVIA PHILHARMONIC, EXKLUSIV-, GÖNNER- UND KONZERTMITGLIEDER

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