2. ABO-KONZERT MUSIKALISCHE SCHÄTZE
2023
16.11. Aarau Alte Reithalle
17.11. Baden Kurtheater
19.11. Guy Braunstein Violine Leo McFall Leitung argovia philharmonic
Residenzorchester Alte Reithalle Aarau
Aarau Alte Reithalle
Energie für den Aargau IMPRESSUM Herausgeber argovia philharmonic Entfelderstrasse 9 Postfach 5001 Aarau Tel. 062 834 70 00 info@argoviaphil.ch www.argoviaphil.ch Redaktion und Layout Linda Schumacher Werktexte Sibylle Ehrismann Titelseite Guy Braunstein (Foto: Boaz Arad) Fotocredits S. 18 Boaz Arad S. 22 Dieter Mathis S. 28/29 Patrick Hürlimann Druck AEW Energie AG ZT Medien AG 4800 ZofingenObere Vorstadt 40 Postfach www.ztmedien.ch CH-5001 Aarau Auflage T +41 62 834 21 11 1200 Exemplare info@aew.ch 2
www.aew.ch
Programm Guy Braunstein Violine Leo McFall Leitung argovia philharmonic Gabriel Fauré (1845–1924)
18’
«Pelléas et Mélisande» Suite für Orchester op. 80 I II III IV
Prélude La Fileuse Sicilienne La Morte de Mélisande
Frederick Delius (1862–1934)
24’
PAUSE
20‘
Konzert für Violine und Orchester
Edward Elgar (1857–1934)
31’
«Enigma-Variationen» für Orchester op. 36 Enigma-Thema: Andante Var I «C.A.E.» Lʼistesso tempo II «H.D.S.- P.» Allegro III «R.B.T.» Allegretto IV «W.M.B.» Allegro di molto V «R.P.A.» Moderato VI «Ysobel» Andantino VII «Troyte» Presto VIII «W.N.» Allegretto
IX X
«Nimrod» Moderato «Dorabella - Intermezzo» Allegretto XI «G.R.S.» Allegro di molto XII «B.G.N.» Andante XIII « *** - Romanza» Moderato IX «E.D.U.» – Finale
Bitte schalten Sie vor dem Konzert Ihr Mobiltelefon auf lautlos. Bildaufnahmen sind erlaubt, sofern sie das Orchester und die Sitznachbarn nicht stören. Ton- und Videoaufnahmen des Konzerts sind nur mit Einwilligung erlaubt. 3
Supplements Konzerteinführung Dr. Verena Naegele nimmt jeweils 45 Minuten vor dem Konzert das Programm unter die Lupe. In Aarau findet die Konzerteinführung im Odd Fellow-Haus der Schenkenberg-Loge Nr. 15 am Apfelhausenweg 10 statt, in Baden im Neuen Foyer. Wir danken der Schenkenberg-Loge Nr. 15 Aarau herzlich für die unentgeltliche Überlassung ihres Refektoriums für die Durchführung unserer Konzerteinführungen.
Speis & Trank rund ums Konzert Aarau: Besuchen Sie die Bar im Stall (ab 60 Minuten vor Konzertbeginn, in der Pause und nach dem Konzert) oder geniessen Sie einen Drink im Foyer (nur während der Pause). Baden: Die Bar im Sachs Foyer ist vor dem Konzert und in der Pause geöffnet.
Kinder- und Jugendclub In kreativen Ateliers tauchen die 7- bis 14-Jährigen in die Orchesterwelt ein.Sie erfahren spannende Geschichten rund um das Konzertprogramm und musizieren gemeinsam mit Musiker:innen des argovia philharmonic. Nur auf Anmeldung. Weitere Informationen unter www.argoviaphil.ch/vermittlung
CD-Verkauf und Signieren Guy Braunstein signiert in der Pause seine CDs.
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Daten November 2023 Do
Fr
So
16 17 19
19.30 Uhr
Aarau
18.45
Alte Reithalle
19.30 Uhr
Baden
18.45
Kurtheater
17.00 Uhr
Aarau
16.15
Alte Reithalle
Herzlichen Dank Wir bedanken uns bei unseren Geldgebern und Sponsoren, die uns während der ganzen Saison unterstützen und unsere Tätigkeiten überhaupt erst ermöglichen – eine vollständige Übersicht finden Sie am Ende dieses Programmheftes.
Engagieren auch Sie sich für das argovia philharmonic: www.argoviaphil.ch/engagement 5
NEUJAHRSKONZERT 2024
2024
n i h c u Neu a ! Baden
05.01.
Reinach AG Saalbau
06.01. Baden
Kurtheater
07.01. Aarau
Alte Reithalle
Foto: Adobe Stock
Anna Gschwend Sopran Marc Kissóczy Leitung argovia philharmonic
Informationen und Tickets auf www.argoviaphil.ch
Liebes Publikum Nach 2019 heissen wir Gastdirigent Leo McFall erneut herzlich willkommen und freuen uns auf die «Musikalischen Schätze», die er zusammen mit dem argovia philharmonic zur Aufführung bringen wird. Musikalischer Ausgangspunkt war, ganz passend zur Herkunft unseres Gastdirigenten, Edward Elgars monumentales Werk «Enigma-Variationen». Ergänzt werden diese durch Frederick Delius’ äusserst selten aufgeführtes Violinkonzert und Gabriel Faurés «Pelléas et Mélisande». Delius verbrachte den grössten Teil seines Lebens in Frankreich und pflegte freundschaftliche Kontakte mit Malern wie Edvard Munch oder Paul Gauguin. Sein improvisatorisches und meditatives Violinkonzert wurde 1933 von Edward Elgar in Paris dirigiert – ein Jahr vor dem Tod beider Komponisten! Wir sind glücklich, mit Guy Braunstein – ehemaliger Konzertmeister der Berliner Philharmoniker – einen hervorragenden Solisten für dieses Violinkonzert gefunden zu haben. Darüber hinaus sind wir unglaublich stolz, diese Saison die 1000er-Marke der Sinfonie- und Kammerkonzertabos übertroffen zu haben. 700 Abonnentinnen und Abonnenten in den Aarauer Abo-Konzerten, 225 in den Badener Konzerten und 126 in den Kammerkonzerten (Stand Ende Oktober). Wir danken Ihnen herzlich für Ihre Treue und freuen uns, zusammen mit Ihnen noch viele weitere abwechslungsreiche Konzerte zu erleben. Herzlich, Ihr
Simon Müller Intendant 7
2. ABO-KONZERT WERKBESCHRIEB GABRIEL FAURÉ
Von der Bühnenmusik zur Orchestersuite Gabriel Fauré (1845–1924)
«Pelléas et Mélisande» Suite für Orchester op. 80 I II III IV
Prélude La Fileuse Sicilienne La Morte de Mélisande
Gabriel Fauré war im Frankreich des späten 19. Jahrhunderts eine Ausnahmeerscheinung. Er war Kirchenmusiker und machte seine Ausbildung nicht am renommierten Conservatoire, sondern an der «École Niedermeyer», einem einzigartigen Institut für zukünftige Kirchenmusiker. Er war hochbegabt und trat 1866 seine erste Stelle als Organist in Rennes an, dann wurde er in Paris Chorleiter an der Église de la Madeleine. Die Kirchenmusik war damals in Frankreich hoch angesehen. Viele bedeutende Komponisten waren 8
Gabriel Fauré (Archiv für Kunst und Geschichte Berlin)
auch hervorragende Organisten, man denke nur an Camille Saint-Saëns oder an César Franck. Es verwundert nicht, dass Fauré anfangs vor allem geistliche
Musik komponierte, sein Requiem ist auch heute noch öfter zu hören. Daneben schrieb er mit Vorliebe Lieder, Klavier- und Kammermusik. Doch damit konnte Fauré in der elitären Pariser Konzertszene nicht wirklich reüssieren. Diese war nämlich fest in den Händen der Professoren des Conservatoires. Als er sich 1892 um eine Professur am Conservatoire bewarb, drohte der Direktor des Instituts, eher zurückzutreten, als die Berufung eines «Eindringlings» zu akzeptieren, der nicht am Conservatoire studiert hatte. Erst nach dem Tod des Direktors durfte Fauré die Kompositionsklasse von Jules Massenet übernehmen, 1905 wurde er gar Direktor des Instituts. Für Orchestermusik hatte Fauré nur wenig übrig. Er meinte, dass die Verwendung des Orchesters ein gefährliches Mittel sei, die Dürftigkeit musikalischer Einfälle zu vertuschen. Ihm lagen mehr die intimen musikalischen Gattungen. Faurés Musik ist sehr assoziativ, sie strömt Ruhe, Gelassenheit und heitere Eleganz aus. Da gibt es nichts Eruptives, keinen Weltschmerz, keine romantischen Verzückungen. Claude Debussy bezeichnete Fauré als «Meister des Anmutigen». Interessanterweise hatte Fauré eine besondere Vorliebe für Bühnenmusik. Hier stehen eben nicht der Komponist und seine Musik im Vordergrund, sondern die Dichtung und das Schauspiel. Der erste bedeutende Wurf ge-
lang ihm aber erst 1898 mit der Bühnenmusik «Pelléas et Mélisande» zu Maurice Maeterlincks Theaterstück. Noch im selben Jahr filterte Fauré aus dieser Bühnenmusik eine Orchestersuite für den Konzertgebrauch heraus. Maeterlincks Drama spielt im sagenhaften Reich Allmonde. Pelléas und Golaud sind Halbbrüder, die in einer Königsfamilie in einem düsteren Schloss leben. Als Golaud, der sich beim Jagen verirrt hat, auf die schöne rätselhafte Mélisande trifft, bringt er sie dazu, mit ihm mitzugehen und ihn zu heiraten. Im düsteren Schloss fühlt sich Mélisande unwohl, sie verbringt viel Zeit am Spinnrad. Zudem beginnt zwischen ihr und Pelléas eine tiefe Zuneigung zu wachsen. Golaud wird eifersüchtig und tötet seinen Halbbruder. Kurz darauf stirbt auch Mélisande, nachdem sie Golaud ein Kind geboren hat. Faurés Musik zu dieser mysteriösen Geschichte strömt weich dahin. Sie wirkt schlicht und nobel. Sogar im vierten Satz, wo es um Mélisandes Tod geht, herrscht im Orchestergewebe eine tatenlose, distanzierte Wehmut. Als kompositorisches Mittel verwendet Fauré hier den streng punktierten Rhythmus der alten französischen Ouvertüre, der in seinen Werken oft zu beobachten ist. Dieser bildet den «Kontrapunkt» zu den milden harmonischen Moll-Farben. Auffallend sind die wunderbaren Kantilenen der Flöte und der Oboe, 9
die das ganze Werk durchziehen, sie gehen direkt ins Herz. Das Prélude breitet ein ruhiges Stimmungsbild aus, bis ein Hornruf die Abreise Golauds zur Jagd ankündet. In «La Fileuse» («Die Spinnerin») beschreibt das Surren in den Streichern und der aufgewühlte, unruhige Unterton die tragische Verstrickung der am Spinnrad wartenden Mélisande. Und die graziöse «Sicilienne» ist ein reines Violoncellostück. Ihr heiterer, leichtfüssiger Ton bereitet die wehmütige Trauer in «Mélisandes Tod» dramaturgisch geschickt vor. Fauré ist es meisterhaft gelungen, die schillernd-mysteriöse Abgründigkeit des Dramas sinfonisch einzufangen. Seine Suite brachte ihm denn auch entsprechende Aufmerksamkeit. Nicht nur Claude Debussy bemächtigte sich nach ihm dieses Stoffes, auch Jean Sibelius und sogar Arnold Schönberg fas-
zinierte Maeterlincks dichterisch verschleiernde Sprache. Text: Sibylle Ehrismann
Gabriel Fauré in seinem Klavierzimmer, 1914 (Roger Violett, Paris)
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2. ABO-KONZERT WERKBESCHRIEB FREDERICK DELIUS
Pastoraler Charakter Frederick Delius (1862–1934) Konzert für Violine und Orchester
Da Frederick Delius 1862 in Yorkshire geboren wurde, wird er gerne als englischer Komponist der ländlichen Romantik gesehen. Tatsächlich aber waren seine Eltern Deutsche, die 1850 von Bielefeld nach England übergesiedelt waren. Delius wuchs als eines von 14 Kindern als Kaufmannssohn in wohlhabenden Verhältnissen auf und erhielt eine umfassende Erziehung. Schon früh entwickelte er dank des Geigen- und Klavierunterrichts eine starke Affinität zur Musik. Doch eigentlich war seine Laufbahn vorbestimmt, Delius sollte in der väterlichen Firma mitarbeiten. Er unternahm Reisen für das Familienunternehmen nach Deutschland, Frankreich und Skandinavien, was seinen intellektuellen Horizont erweiterte. Doch als er im Auftrag des Vaters von 1884-1886 in Florida eine Orangenplantage aufbauen und bewirtschaften sollte, ging seine Farm Konkurs.
Mehr als die Geschäfte hatte ihn in Florida die Musik der Ureinwohner interessiert, mit der er früher als andere europäische Künstler in Berührung kam. Davon zeugt seine Oper «Koanga», die deutlich afroamerikanisch inspiriert ist und die 1904 im deutschen Elberfeld uraufgeführt wurde. Überhaupt erlebten viel Frühwerke von Delius ihre Erstaufführung in Deutschland, hatte er doch dank der Unterstützung seines Vorbildes und Freundes Edvard Grieg beim Vater erwirken können, dass er in Leipzig Musik studieren durfte. Bereits nach zwei Jahren zog es ihn 1888 nach Paris, wo er sich im Quartier Latin niederliess, um das Bohème-Leben im Kreis von Musikern und bildenden Künstlern zu geniessen und zwei Opern zu komponieren. 1897 traf er hier die Malerin Jelka Rosen und zog sich mit ihr auf einen zuvor erworbenen Landsitz im französischen Grez-sur-Loing zurück, 13
Frederick Delius (Lebrecht Collection, London)
1903 heiratete das Paar. Ohne jemals eine feste Anstellung angenommen zu haben, konzentrierte sich Delius dort ganz auf sein künstlerisches Schaffen. Entsprechend umfangreich ist sein Werk. Neben sechs Opern, dem Oratorium «A Mess of Life», Konzerten, zahlreichen Chor-, Kammermusikwerken und Liedern bilden vor allem Orchesterwerke das Zentrum seines Schaffens. Es sind einfühlsame, impressionistische Tondichtungen, die ihm die Bezeichnung «britischer Debussy» einbrachten. Mit seiner Unabhängigkeit und Eigenständigkeit schaffte es Delius als einer der wenigen postwagnerischen Spätromantiker, wie Richard Strauss und Gustav Mahler eine eigenständige Musiksprache zu entwickeln. Dabei vermied er kategorisch klassische Kompositionsformen, arbeitete mit rhapsodischen Strukturen und bevorzugte einfache volksliedhafte Themen und aparte Harmonien. Daraus 14
ergibt sich ein unglaublicher Kosmos stimmungsreicher Melodien und musikalischer Farbschattierungen, die über den französischen Impressionismus hinausgehen. Der Klang wird kultiviert und überhöht. Auch das Violinkonzert von 1916 verweigert sich dem klassisch-romantischen Konzerttypus. Das zeigt sich schon daran, dass es zwar deutlich in vier Teile gegliedert ist, aber nur aus einem einzigen langen Satz besteht. Es hat auch keine einprägsamen Melodien, es gibt keine brillante Kadenz für den Solisten, keine raschen Tonleitern und Doppelgriffe, ja das virtuose Element fehlt fast ganz. Auch schliesst das Stück in einem weltentrückten Pianissimo. Der Solist ist jedoch ununterbrochen am Spielen. Es ist ein ständiger Dialog zwischen Solopart und reich besetztem Orchester, der wie eine spontane Improvisation wirkt: schillernde Farbnuancen, weich getönte Harmonien, atmosphärische, meditative Klänge, jedoch fehlen die Kontraste. Ein «unentschlossenes Auf und Ab», kritisierte die Journalistin Marion M. Scott 1920 nach einer Aufführung. Heute kann man das anders hören und einordnen. Auch Leo McFall schätzt den eigenwilligen «pastoralen» Charakter dieses «vergessenen» Konzerts.
Text: Sibylle Ehrismann
2. ABO-KONZERT WERKBESCHRIEB EDWARD ELGAR
Britischer Humor Edward Elgar
«Enigma-Variationen» für Orchester op. 36 Enigma-Thema: Andante Var I «C.A.E.» Lʼistesso tempo II «H.D.S.- P.» Allegro III «R.B.T.» Allegretto IV «W.M.B.» Allegro di molto V «R.P.A.» Moderato VI «Ysobel» Andantino VII «Troyte» Presto VIII «W.N.» Allegretto IX «Nimrod» Moderato X «Dorabella - Intermezzo» Allegretto XI «G.R.S.» Allegro di molto XII «B.G.N.» Andante XIII « *** - Romanza» Moderato IX «E.D.U.» – Finale
Grossbritannien ist eine Insel, auch was die Musikproduktion betrifft. Obwohl es in London schon zu Händels Zeiten ein hochprofessionelles Konzertleben gab, waren britische Komponisten eine Seltenheit. Henry Purcell (1659-1695) war bis
1900 der einzige Brite von übernationaler Bedeutung. Erst mit Edward Elgar (18571934) sollte sich das ändern. Es dauerte jedoch seine Zeit, bis Elgar mit der Uraufführung seiner Enigma-Variationen 1899 zum angesehensten 15
Komponisten seines Landes avancierte. Er lebte und wirkte anfangs eher zurückgezogen. Als Sohn eines Musikalienhändlers und Organisten war er früh mit Musik und der Orgel in Berührung gekommen. Daneben brachte er sich das Klavierspiel, die Violine und das Fagott autodidaktisch bei. So wurde er spielerisch zu einem ausgezeichneten Improvisator. Seine Musikerkarriere begann Elgar als Nachfolger seines Vaters im Organistenamt an der katholischen Kirche in Wocester. Nachdem er 1889 seine Klavierschülerin Caroline Alice Roberts geheiratet hatte, lebte er zurückgezogen auf seinem Landsitz Malvern. Eines Tages sass Elgar im Spätherbst 1898 im Wohnzimmer am Klavier und improvisierte, als ihn plötzlich seine Frau unterbrach: «Edward, was hast du da gerade gespielt? Das klingt wunderschön». Überrascht versuchte Elgar, die Noten und Akkordfolgen zu rekonstruieren – es war der Einfall zu seinen Enigma-Variationen. Überhaupt haftet der ganzen Ausarbeitung dieses bedeutenden Orchesterwerks etwas Privates an. Elgar schrieb seinem Freund Jaeger dazu: «Die Variationen haben mir Spass gemacht, weil ich sie mit den Spitznamen einiger besonderer Freunde überschrieben habe – sie sind Nimrod. Das heisst, ich habe die Variationen jeweils so geschrieben, dass ich die Stimmung des oder der ‚Beteiligten‘ darstelle.» Elgars Humor war «very british».
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Zu jeder der 14 Variationen hat der Komponist lediglich die Kürzel oder Spitznamen seiner Freunde notiert, erst später hat er verraten, um wen es sich dabei handelte. Hier nur zwei Beispiele: Die 1. Variation ist seiner Frau Alice gewidmet, und der von ihm gepfiffenen Melodie. Und die 11. Variation beschreibt den Organisten Dr. George Robertson Sinclair und seine Bulldogge Dan, die bei einem Spaziergang in den Fluss stürzt und sich ans Ufer retten kann. Das «Enigma» aus dem Titel heisst auf Griechisch «Rätsel». Laut Elgar zieht sich nämlich ein anderes und grösseres Thema durch die ganze Komposition, das aber nicht gespielt wird. Das eigentliche Thema der Enigma-Variationen hat er als Gegenmelodie dazu komponiert. Es wurde viel spekuliert, worum es sich dabei handeln könnte. Die plausibelste Theorie stammt vom niederländischen Musikologen Hans Westgeest. Seiner Meinung nach basiert die kurze Melodie des Themas auf dem Rhythmus von Edward Elgars Namen («kurz-kurz-lang-lang»), der Umkehrung davon («lang-lang-kurz-kurz»), und einer abschliessenden Note. Man könnte es daher das «Elgar-Thema» nennen. Das wichtigere, aber nicht gespielte Thema ist wohl das bekannte Thema des zweiten Teils der «Sonate pathétique» von Ludwig van Beethoven. Hören tut man es aber nicht.
Eine glückliche Fügung war, dass der damals noch nicht so bekannte Elgar den berühmten Dirigenten Hans Richter für die Uraufführung der Enigma-Variationen gewinnen konnte. Sie fand am 19. Juni 1899 in der Londoner St. James’ Hall statt und wurde ein grosser Erfolg. Nicht nur Richter sollte danach noch mehrere Werke des Komponisten aus der Taufe heben. Auch andere renommierte Dirigenten wie Arthur Nikisch, Felix Weingartner, Arturo Toscanini und Gustav Mahler dirigierten die Enigma-Variationen und verhalfen so dem Briten Elgar zu internationaler Akzeptanz.
Edward Elgar (Gemälde von Philip Burne-Jones, 1913, Worcester City Council)
Text: Sibylle Ehrismann
Wie Elgar in den Enigma-Variationen aus seinen privaten Beziehungen ein formvollendetes Werk gestaltet, ist meisterhaft. Die 14 Variationen verdichten sich dramatisch enorm. Transparenz und Farbenreichtum sind genial vereint. Leichtfüssige, dezent hingeworfene lyrische Einfälle wechseln mit dynamisch-schwungvollen, brillanten Zuspitzungen. Beim Originalthema fallen das Wechseln zwischen Dur und Moll, sowie die fallenden Terzen und Septimen auf. Elgar bemerkte dazu, das Thema zeige «die Einsamkeit des schöpferischen Künstlers.»
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2. ABO-KONZERT KÜNSTLERBIOGR AFIE GUY BR AUNSTEIN
Guy Braunstein Violine
Der Violinist Guy Braunstein wurde in Tel Aviv geboren und studierte unter der Leitung von Chaim Taub und später in New York bei Glenn Dicterow und Pinchas Zuckerman. Schon in jungen Jahren begann er, als internationaler Solist und Kammermusiker aufzutreten. Seither stand er mit vielen der grössten Orchester und Dirigenten der Welt auf der Bühne. Seine kammermusikalische Zusammenarbeit umfasste Projekte mit Isaac Stern, András Schiff, Zubin Mehta, Maurizio Pollini, Yefim Bronfman, Daniel Barenboim, Sir Simon Rattle, Mitsuko Uchida, Angelika Kirschlager und weiteren. Im Jahr 2000 wurde er zum jüngsten Konzertmeister in der Geschichte der Berliner Philharmoniker ernannt. Eine Position, die er zwölf Jahre lang ausübte, bevor er sie verliess, um seine Solokarriere weiter zu verfolgen. Zu den jüngsten Höhepunkten zählt die Position des Artist-in-Residence bei den Trondheim Symphonikern
in der Saison 17/18, die Guys vielseitige Musikalität mit Projekten als Dirigent und Solist unter Beweis stellte. Weitere Höhepunkte waren Konzertdebüts mit dem Maggio Musicale Fiorentino und der Tampere Philharmonia. Zu den Höhepunkten der Spielzeit 18/19 gehören Konzerte als Solist und Dirigent mit den Trondheim Symphonikern und den Hamburger Symphonikern, sowie ein Konzertdebüt mit dem Ulster Orchestra. Im selben Konzert gab Guy auch sein Debüt mit dem Israel Chamber Orchestra als Solist und Dirigent. Guy Braunstein spielt eine seltene Geige von Francesco Roggieri aus dem Jahr 1679.
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2. ABO-KONZERT KÜNSTLERBIOGR AFIE LEO MCFALL
Leo McFall Leitung
Leo McFall ist seit der Spielzeit 2020/21 Chefdirigent des Symphonieorchesters Vorarlberg. Er war Gewinner des Deutschen Dirigentenpreises 2015 sowie Finalist beim Nestlé and Salzburg Festival Young Conductors Award 2014. Als Gastdirigent trat er in den letzten Spielzeiten u.a. mit den Bamberger Symphonikern, dem BBC Philharmonic, dem Belgrade Philharmonic, dem Bundesjugendorchester, den Dortmunder Philharmonikern, dem Orchestre National du Capitole de Toulouse, dem Orchestre Philharmonique de Monte-Carlo, dem Orchestre National de Lyon und der Sinfonia Lahti auf. Opernengagements führten ihn an die English National Opera (La Traviata), zum Glyndebourne Festival und Glyndebourne on Tour (Vanessa und Così fan tutte), zur Opera North (The Turn of the Screw), und zum Theater Heidelberg (Rusalka). Die enge künstlerische Zusammenarbeit mit Bernard Haitink ermöglichte Leo McFall eine Assistenz für Konzerte mit dem Chamber Orchestra of Europe in der Konzertvorbereitung, Chicago Symphony, Royal Concertgebouw,
Tonhalle-Orchester Zürich und den Wiener Philharmonikern. Seine erste Titelposition hatte er als Erster Kapellmeister am Staatstheater Meiningen, wo er ein breit gefächertes Repertoire dirigierte. Während dieser Zeit assistierte er Herbert Blomstedt, Christoph Eschenbach, Philippe Jordan sowie Jonathan Nott beim Gustav Mahler Jugendorchester. Mit dem Gustav Mahler Jugendorchester trat er auch in Konzerten in Lissabon und Bozen auf. In Grossbritannien geboren, studierte Leo McFall Dirigat bei Johannes Schlaefli an der Zürcher Hochschule der Künste und bei Hannu Lintu, Jorma Panula und Jukka-Pekka Saraste an der Sibelius Academy in Helsinki. Als Bratschist und Pianist nahm er an Meisterkursen bei Ferenc Rados, Krysia Osostowicz und Yonty Solomon teil. Seine CD mit Sinfonien von Emilie Mayer (2020) und der NDR Radiophilharmonie wurde mit dem Opus Klassik 2021 in der Kategorie Sinfonische Einspielung / Musik 19. Jh ausgezeichnet.
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eine Ausstellung zur entscheidenden Frage unserer Zeit Verlängert bis 30. Juni 2024
Orchesterbesetzung 1. VIOLINE Ulrich Poschner 1. Kzm. Simone Roggen 2. Kzm. Mireille Lesslauer Stv. Kzm. Bozidar Ljubin Angelika Limacher-Scheibler Sari Erni-Ammann Stefan Glaus Eszter Major Giovanni Barbato Mira Migliorese 2. VIOLINE Michael Salm* Stf. Sergej Novoselić Stv. Stf. Kathrin Jakob Sabina Curti Ursula Schnyder Cristina Amato Marianna Szadowiak Martina Gallo
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VIOLA Andreas Fischer Solo-Viola Beat Marthaler Stv. Stf. Nadiya Husar Barbato Katarzyna Duz-Bielec Xiao Bürgi-Ma Anton Vilkhov* VIOLONCELLO Orlando Theuler Solo-Violoncello Regula Schüpbach Stv. Stf. Yoon Jeong Woo Nico Prinz Giulia Ajmone-Marsan Solme Hong* KONTRABASS Dariusz Mizera* Solo-Kontrabass David Brito Stv. Stf. Elmar Kremsa Koichi Kosugi
FLÖTE Miriam Terragni Solo-Flöte Barbara Stoessel-Gmür Flöte/ Piccolo
TROMPETE Marc Jaussi Solo-Trompete Corrado Bossard Markus Graf*
OBOE Sergio Simón Álvarez Solo-Oboe Judith Buchmann Oboe/Englischhorn
POSAUNE Pedro Silva Solo-Posaune Sarah Kretz-Zemp Christoph Bolliger Bassposaune
KLARINETTE Francesco Negrini Solo-Klarinette Eva Polgar
TUBA Pius Wey Solo-Tuba
FAGOTT Daniel Kühne Solo-Fagott Brigitte Leutenegger altern. Solo-Fagott Federico Loy* Kontrafagott HORN Noé Lehmann* Solo-Horn Thomas Zimmermann Alejandro Cela Camba* Wolfgang Drechsler
* Zuzügerinnen und Zuzüger
PAUKEN Michael Juen Solo-Pauke SCHLAGZEUG Pascal Iten Solo-Schlagzeug Reto Baumann* Luca Borioli* HARFE Lea Magdalena Knecht Solo-Harfe
Änderungen vorbehalten. 29
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AUSBLICK UNSERE KONZERTE DEZEMBER
2. KAMMERKONZERT TRADITION UND INNOVATION
DEZEMBER 2023 So
10
17.00 Uhr
Aarau Alte Reithalle
Musikerinnen und Musiker des argovia philharmonic Francis Poulenc (1899–1963) «Suite du Gendarme incompris» Alfredo Casella (1883–1947) Serenata für Klarinette, Fagott, Trompete, Violine und Violoncello op. 46
Igor Strawinsky (1882–1971) «Lʼhistoire du soldat»
WEIHNACHTSKONZERT WINTERZAUBER
DEZEMBER 2023
Fabienne Hadorn Erzählerin Delyana Lazarova Leitung argovia philharmonic Werke von Britten, Tschaikowsky, Glasunow, Strauss, Standford, Anderson u. a.
2. FAMILIENKONZERT WIEHNACHTSZAUBER Fabienne Hadorn Erzählerin Delyana Lazarova Leitung argovia philharmonic
15 Sa 16 So 17 Fr
19.30 Uhr Möriken Gemeindesaal
18.00 Uhr Baden Kurtheater
17.00 Uhr Aarau Alte Reithalle
DEZEMBER 2023
16 So 17 Sa
14.30 Uhr Baden Kurtheater
11.00 Uhr Aarau Alte Reithalle
Pjotr I. Tschaikowsky (1840–1893) 3. Satz aus der Sinfonie Nr. 1 g-Moll op. 13 «Winterträume» Patric Standford (1939–2014) «A Christmas Carol Symphony» Informationen zu allen Konzerten finden Sie auf der Website www.argoviaphil.ch. 31
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