argovia philharmonic - Programmheft 4. Abo-Konzert «Im Wandel»

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4. ABO-KONZERT IM WANDEL

2024

07.03. Aarau Alte Reithalle

08.03. Baden Kurtheater

10.03. Aarau Alte Reithalle

Ana de la Vega Flöte Eduardo Strausser Leitung argovia philharmonic

Residenzorchester Alte Reithalle Aarau


Energie für den Aargau IMPRESSUM Herausgeber argovia philharmonic Entfelderstrasse 9 Postfach 5001 Aarau Tel. 062 834 70 00 info@argoviaphil.ch www.argoviaphil.ch Redaktion und Layout Linda Schumacher Werktexte Sibylle Ehrismann Titelseite Ana de la Vega (Foto: Boaz Arad) Fotocredits S. 20 Boaz Arad S. 22 Peter Wallis S. 28/29 Patrick Hürlimann Druck AEW Energie AG ZT Medien AG 4800 ZofingenObere Vorstadt 40 Postfach www.ztmedien.ch CH-5001 Aarau Auflage T +41 62 834 21 11 1200 Exemplare info@aew.ch 2

www.aew.ch


Programm Ana de la Vega Flöte Eduardo Strausser Leitung argovia philharmonic Friedrich Theodor Fröhlich (1803–1836)

13’

Konzertouvertüre B-Dur

Andante sostenuto - Allegro vivace

Carl Nielsen (1865–1931)

19’

Konzert für Flöte und Orchester I II

Allegro moderato Allegretto - Adagio ma non troppo

PAUSE

Ludwig van Beethoven (1770–1827)

20‘ 32’

Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 36 I II III IV

Adagio molto - Allegro con brio Larghetto Scherzo: Allegro Allegro molto

Bitte schalten Sie vor dem Konzert Ihr Mobiltelefon auf lautlos. Bildaufnahmen sind erlaubt, sofern sie das Orchester und die Sitznachbarn nicht stören. Ton- und Videoaufnahmen des Konzerts sind nur mit Einwilligung erlaubt. 3


Supplements Konzerteinführung Dr. Verena Naegele nimmt jeweils 45 Minuten vor dem Konzert das Programm unter die Lupe. In Aarau findet die Konzerteinführung im Odd Fellow-Haus der Schenkenberg-Loge Nr. 15 am Apfelhausenweg 10 statt, in Baden im Neuen Foyer. Wir danken der Schenkenberg-Loge Nr. 15 Aarau herzlich für die unentgeltliche Überlassung ihres Refektoriums für die Durchführung unserer Konzerteinführungen.

Speis & Trank rund ums Konzert Aarau: Besuchen Sie die Bar im Stall (ab 60 Minuten vor Konzertbeginn, in der Pause und nach dem Konzert) oder geniessen Sie einen Drink im Foyer (nur während der Pause). Baden: Die Bar im Sachs Foyer ist vor dem Konzert und in der Pause geöffnet.

Kinder- und Jugendclub In kreativen Ateliers tauchen die 7- bis 14-Jährigen in die Orchesterwelt ein. Sie erfahren spannende Geschichten rund um das Konzertprogramm und musizieren gemeinsam mit Musiker:innen des argovia philharmonic. Nur auf Anmeldung. Weitere Informationen unter www.argoviaphil.ch/vermittlung

CD-Verkauf und Signieren Ana de la Vega signiert in der Pause ihre CDs.

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Daten MÄRZ 2024 Do

Fr

So

07 08 10

19.30 Uhr

Aarau

18.45

Alte Reithalle

19.30 Uhr

Baden

18.45

Kurtheater

17.00 Uhr

Aarau

16.15

Alte Reithalle

UNTERWEGS IM KANTON Sa

Di

09 12

19.30 Uhr

Beinwil a. See

18.45

Löwensaal

19.30 Uhr

Villmergen

18.45

Röm.-kath. Kirche

Herzlichen Dank Wir bedanken uns bei unseren Geldgebern und Sponsoren, die uns während der ganzen Saison unterstützen und unsere Tätigkeiten überhaupt erst ermöglichen – eine vollständige Übersicht finden Sie am Ende dieses Programmheftes.

Engagieren auch Sie sich für das argovia philharmonic: www.argoviaphil.ch/engagement 5


3. FAMILIENKONZERT ES SUMMERNACHTS-GSTÜRM

s t e k c i T t z t e J ! n e h c bu

2024

23.03. Kaisten

Mehrzweckhalle

Baden

Aula Berufsfachschule

24.03. Aarau

Kultur und Kongresshaus

Wohlen

Chappelehof


Liebes Publikum Eine letzte Nachwehe der Pandemie erleben Sie in diesem Abo-Projekt: Eigentlich hätten wir im Januar 2021 mit Ana de la Vega und der französischen Harfenistin Anaïs Gaudemard das Konzert für Flöte, Harfe und Orchester von Mozart spielen sollen. Es kam alles anders: Ana de la Vega musste ihren Auftritt absagen, da sie in Australien weilte und nicht in die Schweiz reisen konnte. Im März 2024 können wir endlich die Zusammenarbeit mit Ana de la Vega nachholen. Dieses Mal nicht mit Mozart sondern mit dem wunderbaren Flötenkonzert von Carl Nielsen. Auch auf den jungen und bereits in vielen Ländern aktive Gastdirigenten Eduardo Strausser freuen wir uns sehr. Er hat wie die bisherigen Gastdirigenten dieser Saison – Delyana Lazarova und Leo McFall – die Talentschmiede von Johannes Schlaefli an der ZHdK durchgemacht. Man darf also sehr gespannt sein. Freuen Sie sich wieder einmal auf einen Aargauer Komponisten zu Beginn des Konzerts! Aber auch die unscheinbare 2. Sinfonie von Beethoven findet zurück ins Programm des argovia philharmonic. Die viel zu wenig gespielte Zweite steht zwar im Schatten der 3. Sinfonie «Eroica» und hat noch einen Hauch von Haydn in der DNA, ist aber ebenso frisch und kündigt mit harten Kontrasten und genialen Themen die Beethoven’schen Sinfonien an. Wir freuen uns, dass wir Sie weiterhin in unseren Konzertsälen im ganzen Kanton begrüssen dürfen. Herzlich, Ihr

Simon Müller Intendant 7


4. ABO-KONZERT WERKBESCHRIEB FRIEDRICH THEODOR FRÖHLICH

Musik aus dem Aargau Friedrich Theodor Fröhlich (1803–1836) Konzertouvertüre B-Dur

Andante sostenuto - Allegro vivace

Der aus Brugg stammende Friedrich Theodor Fröhlich gilt heute neben dem Luzerner Xaver Schnyder von Wartensee als bedeutendster Frühromantiker der Schweiz. Dies ist der Internationalen Fröhlich-Stiftung in Brugg zu verdanken, die sich vorbildlich um die Edition und Aufführung seiner Werke kümmert. Auch das argovia philharmonic hat sich schon früh um Fröhlichs Wiederentdeckung bemüht: Unter der Leitung des ehemaligen Chefdirigenten Räto Tschupp spielte das damalige Aargauer Symphonieorchester in den 1990er-Jahren seine Chor- und Orchesterwerke auf CD ein - darunter auch die Konzertouvertüre in B-Dur, die nun erneut auf dem Programm steht. 8

Friedrich Theodor Fröhlich

Dank eines Stipendiums des Kantons Aargau konnte Fröhlich ab 1826 in Berlin Musik studieren, der Vater hatte es


ihm nach erstem Zögern erlaubt. Er besuchte dort die berühmte Sing-Akademie von Carl Friedrich Zelter, an der auch die genialen Geschwister Felix Mendelssohn-Bartholdy und Fanny Hensel ausgebildet wurden. Zelter war ein eher konservativer Geist, bei ihm studierte Fröhlich Komposition, Satztechnik und Kontrapunkt. Johann Sebastian Bach gehörte zu seinen Hausgöttern. Als im März 1829 Felix Mendelssohn Bartholdy an diesem Haus Bachs «Matthäus-Passion» wiederaufführte, musste dies Fröhlich tief beeindruckt haben. Von ihm selbst gibt es aber keine Zeugnisse davon. Die Auseinandersetzung mit der «Alten Musik» in Berlin prägte den Stil des jungen Schweizers, der fantasievoll erweiterte Kontrapunkt wurde seine bevorzugte Kompositionstechnik. Aus den geplanten zwei Jahren, die er in Berlin studieren sollte, wurden schliesslich vier. Es gelang Fröhlich jedoch nicht, sich im dortigen Musikleben zu etablieren. So kehrte er 1830 nach Aarau zurück und baute hier mit Dilettanten ein Musikleben auf. Dafür gründete er ein eigenes Singinstitut und den Orchesterverein, der heute noch besteht. Mit diesen Ensembles führte er in Aarau auch grössere Werke wie Mozarts «Requiem» und Beethovens 1. Sinfonie op. 21 auf. Aber auch seine eigenen Orchesterwerke – die Sinfonie in A-Dur und die fünf Konzertouvertüren –

spielte er mit seinem Orchesterverein. Die Konzertouvertüre in B-Dur entstand 1832. Er schrieb sie in seinem Hochzeitsjahr für die Musikgesellschaft Zürich, die sie am 20. März 1833 auch uraufführte. Zwei weitere Aufführungen in Aarau sind belegt. Eröffnet wird die Ouvertüre mit sieben würdevollen Vorbereitungstakten, aus welchen sich das «Andante sostenuto» entwickelt. Es ist ein Fugato mit einer vollständigen Durchführung in den tiefen Streichern. Der Hauptteil aber ist das rund zehnmal längere «Allegro vivace». Eine stetig huschende Achtelbewegung in den Streichern mit auftaktigem Motiv gibt diesem Satz etwas Leichtfüssig-Heiteres. Darüber kommen die reizvollen mozartischen Bläsermotive schön zur Geltung. Fröhlich hatte auch die Angewohnheit, die einzelnen Teile der Sonatenform in variierter Gestalt zu wiederholen. Solche «Transpositionsreprisen» sind typisch für ihn, sie wirken aber auch etwas schematisch. Die dramatische Entwicklung zweier gegensätzlicher Themen, wie sie Beethoven auf die Spitze getrieben hatte, lag ihm eher fern. Nach rund zwölf Minuten schliesst diese Konzertouvertüre mit einer wirkungsvollen Stretta. Text: Sibylle Ehrismann

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4. ABO-KONZERT WERKBESCHRIEB CARL NIELSEN

Sprühende Virtuosität Carl Nielsen (1865–1931)

Konzert für Flöte und Orchester I II

Allegro moderato Allegretto - Adagio ma non troppo

Die Musik des dänischen Komponisten Carl Nielsen ist dem argovia philharmonic bestens vertraut: Ehrendirigent Douglas Bostock hatte in seiner Ära einige seiner Sinfonien im Aargau aufgeführt. Er kennt sie gut, hat er doch beim schwedischen CD-Label Classico alle sechs nach der neuen kritischen Gesamtedition eingespielt. Nielsen war ein extrovertierter, vitaler Musiker, hatte eine kraftvolle Natur und liebte das Leben. So ernsthaft und geradlinig seine Musiksprache ist, in ihr spiegelt sich auch der unendliche blaue Himmel Dänemarks mit viel Sonnenschein und Humor. Die Familie, in der Nielsen aufgewachsen ist, war arm. Sein Vater betätigte sich als Maler und Dorfmusikant. So spielte Carl schon früh in der Tanzkapelle seines Vaters mit, dabei blies er das Kornett und die Posaune.

Carl Nielsen um 1910

Dieser frühe Kontakt mit Blasinstrumenten hat Nielsen geprägt. Sein Konzert für Flöte und Orchester schrieb er für Holger Gilbert-Jespersen, den brillanten Flötisten des Kopenhagener Bläserquintetts. 1921 hatte er gehört, wie dieses Ensemble Musik von Mozart probte, und war begeistert von dessen musikalischen Fähigkeiten. Im gleichen Jahr komponierte er für die fünf Musiker sein Bläserquintett. Zudem kündigte er an, er wolle für jeden von ihnen auch ein Solokonzert schreiben, und begann mit Holger Gilbert-Jespersen. Doch aufgrund seines schlechten Gesundheitszustands vollendete Nielsen dann nur noch das 11


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Klarinettenkonzert im Jahre 1928 für Aage Oxenvad. Auch das Flötenkonzert, das er während seiner Reise durch Deutschland und Italien im August 1926 zu komponieren begann, wurde wegen eines Magenleidens nicht rechtzeitig fertig. Für die geplante Uraufführung im Oktober 1926 in Paris schrieb er deshalb eine gekürzte Version mit vorläufigem Ende. Die Uraufführung des vollendeten Konzerts fand am 25. Januar 1927 in Kopenhagen statt. Ein für Nielsens Musik charakteristisches Stilmerkmal ist die «fortschreitende Tonalität». Das bedeutet, dass er nicht in einer Tonart bleibt, sondern immer weitere Bogen durch entfernteste Tonarten macht. Das wirkt von der Harmonik her auf eigenwillige Art modern und verleiht seiner Musik eine changierende Färbung. Auch im Flötenkonzert sind die traditionellen Formschemata zugunsten einer permanenten Durchführungstechnik aufgelöst. Das thematische Material wird ständig verändert, abgewandelt und miteinander kombiniert. Und hier scheut Nielsen auch nicht vor rücksichtslosen Dissonanzschärfungen zurück. Auffällig ist, dass das Soloinstrument häufig mit solistischen Bläsern duettiert; das erinnert an das barocke Concerto grosso. Das Konzert umfasst jedoch nur zwei Sätze, nicht drei. Es beginnt mit erregt abstürzenden Sechzehnteln. Dann intoniert die Soloflöte das lustig trippelnde erste Thema, das gleich vom Or-

chester übernommen wird. Ein zweites Thema schlägt lyrische Töne an, Nielsen führt aber im Orchester noch ein drittes, ebenfalls gesangliches Thema ein, das dann die Flöte übernimmt. Diese drei Gestalten werden mannigfach kombiniert, während sich die Soloflöte in virtuosem Kaskadenspiel ergeht. Es kommen aber auch die Orchesterbläser zum Zug, etwa die unerwartet einbrechende Bassposaune oder die Klarinette, die sich angeregt mit dem Fagott unterhält. Auch in die ausgedehnte Solokadenz, die zum beruhigten Satzende führt, mischen sich gelegentlich Bläserstimmen ein. Besonders markant ist das virtuose Duo von Soloflöte und Fagott. Über den zweiten Satz, ein «Allegretto», schreibt Nielsen selbst: «Etwas unangenehm in einigen Noten, die das Orchester spielt, aber die Atmosphäre entspannt sich schnell wieder, und wenn die Soloflöte hinzukommt, geschieht dies mit kindlicher Unschuld.» Nach dem heiteren Beginn schlägt die Stimmung um: Ein «Couplet» wächst sich zum langsamen Adagio-Teil aus. Als dann das Thema plötzlich in locker pendelndem 6/8-Takt erscheint, spielt die Soloflöte hochvirtuose Eskapaden dazu. Verspielt hervorpreschende Posaunenglissandi führen zu einem heiteren, aber beruhigten Schluss.

Text: Sibylle Ehrismann

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4. ABO-KONZERT WERKBESCHRIEB LUDWIG VAN BEETHOVEN

Ankündigung der heroischen Periode Ludwig van Beethoven (1770–1827) Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 36 I II III IV

Adagio molto - Allegro con brio Larghetto Scherzo: Allegro Allegro molto

Es ist erstaunlich, wie lange sich Beethoven Zeit liess, bis er sich an die Grossform der Sinfonie wagte: Erst als er 30 Jahre alt war und sich seine beginnende Taubheit abzeichnete, fühlte er sich imstande, seinen grossen Vorbildern Haydn und Mozart auf sinfonischem Gebiet die Stirn bieten zu können. Er wollte sich zuerst als Virtuose und Klavierkomponist etablieren. Überblickt man Beethovens sinfonisches Schaffen, so wirkt erst die Dritte, die «Eroica», als echt beetho-

ven’sches Meisterwerk. Die Erste wird gerne als reine Haydn-Imitation betrachtet, und auch die Zweite wurde lange Zeit als heiter und harmlos dargestellt. Erst mit dem Aufkommen der historischen Aufführungspraxis haben Dirigenten wie Christopher Hogwood, Sir Roger Norrington und Sir John Eliot Gardiner das Innovative dieser Sinfonie deutlicher herausgearbeitet. Beethovens Zeitgenossen sahen das noch ganz anders. Sie haben die Zweite bei deren Uraufführung am 15


Ludwig van Beethoven. Gemälde von Willibrod Joseph Mähler, um 1815. Salzburg, Sammlung Wolfgang von Karajan

5. April 1803 in Wien ganz und gar nicht als heiter und harmlos empfunden: «zu lang», «bizarr, wild und schreiend», «ein merkwürdiges, kolossales Werk, von einer Tiefe, Kraft und Kunstgelehrsamkeit, wie sehr wenige». Oder dann ein «übertriebenes Streben nach dem Neuen und Auffallenden» – dies die eher irritierten Urteile von damals. Natürlich ist die Zweite noch nicht die «Eroica», sie gehört trotz der kühnen Neuerungen ihrem Wesen nach noch in die Welt Mozarts und Haydns. Gar als «Ausgang und Höhepunkt der Sinfonik des 18. Jahrhunderts» sieht sie der renommierte Musikwissenschaftler Igor Markevitch. Das Erstaunliche daran ist, wie spielerisch und leichtfüssig 16

Beethoven seine Innovationen zu präsentieren vermag. Schon die gross dimensionierte langsame Einleitung fiel 1803 gänzlich aus dem Rahmen. Die wichtigste Neuerung gelang Beethoven bei der Themen-Konstruktion. Die Hauptgedanken des ersten Satzes und des Finales bestehen aus Verzierungsfiguren: im ersten Satz eine Schleife, im Finale eine Vorschlagsfigur. Damit rückte er verspielte Nebensächlichkeiten in den Mittelpunkt und machte sie zum Hauptmaterial. Was seinerzeit «skurril» und «bizarr» wirkte, entpuppte sich als ungeahnte Bereicherung von Beethovens Musiksprache. Scharfe Kontraste – zwischen Laut und Leise, zwischen Dur und Moll – verleihen dieser Sinfonie etwas Dramatisches. Auch täuscht Beethoven die Erwartungen der Hörer:innen nicht – wie Haydn – als intellektuelles Spiel, sondern mit schockartigen, jähen Wendungen. Die Energie, mit der das Geschehen in den Rahmensätzen und im Scherzo vorangetrieben wird, die Steigerungslinien und Brüche, künden Beethovens «heroische» Periode deutlich an. Umso gemächlicher gibt sich der zweite Satz, ein Larghetto. Ungewöhnlich ist, dass er als Sonatenform ausgestaltet ist, mit einer Durchführung und vielen Repetitionen. Leicht und stetig entfaltet sich die pastorale Stimmung. Das Hauptthema wird von verschiedenen Instrumenten vorgetragen und erinnert an die würdevollen Gesänge in Mo-


zarts «Zauberflöte». Diese Oper war in der Entstehungszeit dieses Werks in Wien gerade wieder sehr populär. Neu ist auch, dass es in dieser Sinfonie kein Menuett mehr gibt, sondern Beethoven den dritten Satz einfach «Scherzo» nennt. Dieses italienische Wort bedeutet «Witz», und tatsächlich handelt es sich hier um einen herzhaften Scherz. Ein Dreinotensprung wird rapide zwischen den Instrumenten hin und her geworfen, und plötzlich wird ein Ton etwas verdreht, um zu neuen, weiter entfernten Tonarten abzubiegen.

Im Finale wird die Coda zu einer zweiten Durchführung aufgewertet. Hier kehrt das ursprünglich so drastische Thema in verklärter, gelöster Stimmung wieder, mit verzauberndem Effekt. Wie sehr Beethoven seine Zweite selbst schätzte, zeigt die Tatsache, dass er für seine legendäre Neunte auf Prinzipien zurückgriff, die er 20 Jahre früher in seiner Zweiten bereits erprobt hatte.

Text: Sibylle Ehrismann

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4. ABO-KONZERT KÜNSTLERBIOGR AFIE ANA DE L A VEGA

Ana de la Vega Flöte

Die australische Flötistin Ana de la Vega wurde von der Welt am Sonntag als «Die neue Wunderflötistin» beschrieben. «Die Kritiker sind sich einig, dass sie eine der herausragendsten Künstlerinnen unserer Zeit ist», urteilt die Berliner Morgenpost. De la Vega hat in jüngster Zeit den Sprung in die internationale Klassikszene geschafft und mit ihrem «kristallklaren» und «samtigen Ton» (NDR Kultur), ihrer «souveränen, meisterhaften Technik» (Fono Forum), ihrem «federleichten Spiel» (Der Spiegel) und ihrer «unaufdringlichen Virtuosität» (Pizzicato) uneingeschränkte Aufmerksamkeit erregt. Als Solistin ist sie wiederholt u.a. in der Berliner Philharmonie, Concertgebouw Amsterdam, Elbphilharmonie Hamburg, Wigmore Hall und Cadogan Hall London, sowie in der Philharmonie am Gasteig München aufgetreten, wobei sie mit Orchestern zusammenarbeitete wie dem English Chamber Orchestra, Deutsches Kammerorchester

Berlin, Bochumer Symphoniker, Bremer Philharmoniker, WKO Heilbronn, Prague Royal Philharmonic, Stettin Philharmoniker, Bayerische Kammerphilharmonie, und den Trondheimer Solisten. Der enorme Erfolg ihrer Debütaufnahme der Flötenkonzerte von Mozart und Mysliveček mit dem English Chamber Orchestra bedeutete für Ana de la Vega den Start einer internationalen Karriere. Die Aufnahme wurde von Classic FM auf Platz 3 der «Best Albums of 2018» gewählt, erreichte Platz 1 der Klassik-Bestsellerliste von Amazon und wurde in elf Ländern zur CD der Woche gewählt. Ihr zweites Album mit Haydn- und Stamitz-Konzerten mit dem Oboisten Ramón Ortega Quero und den Trondheim Soloists sorgte für ähnliche Furore. Die internationale Presse bewunderte einhellig die «perfekte Harmonie» (NDR kultur) und «Anmut und Eleganz» (WELT). Es folgte die dritte Studioaufnahme «Bach Unbuttoned» und 19


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aktuell ihre neueste Einspielung «My Paris» mit dem Pianisten Paul Rivinius, die am 20. Mai 2022 veröffentlicht wurde. 2020 produzierte der TV Sender arte die Dokumentation «Ana de la Vega und die Flöte», die Anas Lebensweg von einer Farm in Australien zu den Konzertsälen der Welt erzählt; regelmässig im deutschen, französischen, österreichischen, und nun auch schwedischen Fernsehprogramm zu sehen. Im Zusammenhang mit ihrem «Bach Unbuttoned» Album drehte sie eine zweite arte-Dokumentation, diesmal über die Entstehung der Brandenburgischen Konzerte J.S. Bachs, in der sie auch als Moderatorin fungierte. Eine Rolle die sie bereits zuvor in ihrer eigenen Serie «Flute Reboot» auf IDAGIO Live annahm, als sie ihre Zuschauer durch die reiche Geschichte der Flöte und anderer klassischer Musikfabeln führte. Zukünftige Engagements beinhalten ihr Debut mit dem London Phil-

harmonic Orchestra, Auftritte mit dem English Chamber Orchestra, Dresdner Kapellsolisten, Neue Philharmonie Westfalen, Philharmonisches Orchester Kiel, sowie eine Tournee durch Belgien und Holland mit dem Niederländischen Kammerchor. Auch ist sie beim renommierten ADAMS Flötenfestival in Holland zu Gast, wo sie an der Seite von u. a. Sir James Galway unterrichtet. Als Tochter argentinischer und britischer Eltern wuchs Ana als dritte von vier Schwestern auf einer Farm in New South Wales, Australien, auf. Sie studierte zunächst an der Universität von Sydney, bevor sie ihr Studium am Conservatoire Supérieur de Paris bei Catherine Cantin und bei Raymond Guiot fortsetzte. Ana ist weltweite Botschafterin für Altus handgefertigte japanische Flöten.


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4. ABO-KONZERT KÜNSTLERBIOGR AFIE EDUARDO STR AUSSER

Eduardo Strausser Leitung

Der brasilianische Dirigent Eduardo Strausser studierte Dirigieren an der Zürcher Hochschule der Künste bei Professor Johannes Schlaefli. Schon in jungen Jahren entwickelte er ein Interesse für Werke zeitgenössischer Komponisten und nahm während seines Studiums an Kursen des visionären Komponisten Karlheinz Stockhausen teil. Zudem besuchte er die Internationalen Ferienkurse für Neue Musik in Darmstadt, wo er die Gelegenheit hatte, eng mit den Komponisten György Kurtág und Brian Ferneyhough zusammenzuarbeiten. Eduardo war von 2014 bis 2016 Hausdirigent des Teatro São Paolo und hat sich zu einem erfahrenen Operndirigent entwickelt. Zu den Produktionen in São Paolo gehörten «Elektra» und Carlos Gomes‘ «Fosca» sowie Aufführungen des Nussknackers mit Balé da Cidade de São Paulo. Mittlerweile lebt Eduardo in Berlin, kehrt aber dennoch als Gastdirigent in seine Heimat Lateinamerika zurück.

Eduardo arbeitet intensiv in Australien und Neuseeland, pflegt regelmässige Beziehungen zu den Symphonieorchestern von Sydney und Queensland und gab kürzlich Konzerte mit neuseeländischen und westaustralischen Symphonieorchestern. Die Saison 2023/24 eröffnete er mit einer Neuproduktion von «Tosca» für die Northern Ireland Opera. Zuletzt dirigierte er Leonard Evers «Die Odyssee» am Opernhaus Zürich. Weitere Höhepunkte waren «Tosca» am Theater Magdeburg, die er neben Produktionen wie «Il Barbiere di Siviglia», «Hänsel und Gretel» und «Die Zauberflöte» auch für das Staatstheater Hannover dirigierte. An anderer Stelle dirigierte er «La Bohème» auch für das Teatro Municipal do Rio de Janeiro und das Teatro Verdi di Padova. Zu den US-Engagements gehörten die Symphonieorchester von North Carolina, Detroit und Indianapolis. In der Saison 2023/24 setzt Eduardo 23


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Strausser seine regelmässigen Beziehungen zum Kansas City Symphony und dem City of Birmingham Symphony Orchestra fort und dirigiert Engagements mit den Bamberger Symphonikern, dem Utah Symphony Orchestra, der Royal Northern Sinfonia und dem Orchestre de Montpellier. Er unterhält ausserdem regelmässige Beziehungen zum Antwerp Symphony Orchestra und dem Royal Philharmonic Orchestra.

Eduardo hat mit einer Reihe von Top-Solisten zusammengearbeitet, darunter Paul Lewis, Isabelle Faust, Augustin Hadelich, Richard Galliano, Cédric Tiberghien, Steven Osborne, Barnabas Kelemen und Sergei Krylov. Als Mehrlinguist spricht Eduardo acht Sprachen fliessend, darunter Deutsch, Italienisch, Französisch, Spanisch und Hebräisch.

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Orchesterbesetzung 1. VIOLINE Ulrich Poschner 1. Kzm. Mireille Lesslauer Stv. Kzm. Mira Migliorese Giovanni Barbato Eszter Major Stefan Glaus Bozidar Ljubin Marianna Szadowiak Angelika Limacher-Scheibler Mate Visky* 2. VIOLINE Michael Salm* Stf. Sergej Novoselić Stv. Stf. Martina Gallo Sabina Curti Ursula Schnyder Doris Dubach* Cristina Amato Sonia Rodriguez*

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VIOLA Andreas Fischer Solo-Viola Beat Marthaler Stv. Stf. Xiao Bürgi-Ma Nadiya Husar Barbato Katarzyna Duz-Bielec Aleksander Uszynski* VIOLONCELLO Orlando Theuler Solo-Violoncello Regula Schüpbach Stv. Stf. Yoon Jeong Woo Nico Prinz Giulia Ajmone-Marsan Sebastian Uszynski* KONTRABASS Marc-Antoine Bonanomi* Solo-Kontrabass David Brito Stv. Stf. Elmar Kremsa Koichi Kosugi


FLÖTE Miriam Terragni Solo-Flöte Barbara Stoessel-Gmür

TROMPETE Marc Jaussi Solo-Trompete Corrado Bossard

OBOE Sergio Simón Álvarez Solo-Oboe Mirjam Huettner*

POSAUNE Pedro Silva Solo-Posaune

KLARINETTE Francesco Negrini Solo-Klarinette Eva Polgar

PAUKEN N. N. Solo-Pauke

FAGOTT Brigitte Leutenegger altern. Solo-Fagott Daniel Kühne Solo-Fagott HORN Elia Bolliger Solo-Horn Thomas Zimmermann

* Zuzügerinnen und Zuzüger

Änderungen vorbehalten. 29


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AUSBLICK UNSERE KONZERTE MÄRZ BIS MAI

3. FAMILIENKONZERT ES SUMMERNACHTS-GSTÜRM Lorenz Pauli Erzähler Miriam Terragni Flöte Sergio Simón Álvarez Oboe Francesco Negrini Klarinette Brigitte Leutenegger Fagott Elia Bolliger Horn

MÄRZ 2024 Sa

23

11.00 Uhr Kaisten Mehrzweckhalle

16.00 Uhr Baden

So

24

Aula Berufsfachschule

11.00 Uhr Aarau

Kultur und Kongresshaus

16.00 Uhr Wohlen

Chappelehof

Felix Mendelssohn Bartholdy «Ein Sommernachtstraum» arr. für Bläserquintett von Ulf-Guido Schäfer

ARGOVIA PHILHARMONIC PRÄSENTIERT MAURICE STEGER

APRIL 2024 Mi

24

19.30 Uhr Aarau Alte Reithalle

Maurice Steger Blockflöte Daniel Rosin Barockcello Sebastian Wienand Cembalo

Werke von Marcello, Fontana, Geminiani, Corelli u. a.

5. ABO-KONZERT UNTER FREUNDEN

MAI 2024

Ole Edvard Antonsen Trompete Rune Bergmann Chefdirigent argovia philharmonic Claude Debussy «Petite Suite» für Klavier zu vier Händen L. 65 bearb. für Orchester von Henri Büsser Marcus Paus Konzert für Trompete und Orchester

02 Fr 03 So 05 Do

19.30 Uhr Aarau Alte Reithalle

19.30 Uhr Baden Kurtheater

17.00 Uhr Aarau Alte Reithalle

Modest Mussorgsky «Bilder einer Ausstellung» bearb. für Orchester von Maurice Ravel

Informationen zu allen Konzerten finden Sie auf der Website www.argoviaphil.ch. 31


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