argovia philharmonic | Programmheft zum 2. Abo-Konzert

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2. ABO-KONZERT Familienbande

Im Rahmen der Mendelssohntage Aarau 2019

Fr 1. November 2019 So 3. November 2019 Di 5. November 2019

Baden Trafo Aarau Kultur & Kongresshaus Aarau Kultur & Kongresshaus www.argoviaphil.ch


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10 Tage Musik mit lokalen und internationalen Künstlern in Aarau 01.11.

Eröffnungskonzert mit Musikerinnen aus dem Mendelssohn-Haus Leipzig und Greta Galisch de Palma

Klassik Nuevo Orchestra

02.11. «Aarau singt!» – Das grosse Mitsingkonzert Orchesterkonzert «Mendelssohn Nuevo» mit Srdjan Vukasinovic und dem Klassik Nuevo Orchestra

Jan Willem de Vriend

03.11. Symphoniekonzert «Familienbande» mit dem & argovia philharmonic, Jan Willem de Vriend, 05.11. Aaron Pilsan und Kathrin Hottiger 07.11.

Sonatenabend mit Marc Bouchkov und Claire Huangci

argovia philharmonic

08.11. Rising Stars @ Mendelssohntage mit der Harfenistin Anaïs Gaudemard 09.11. «Aarau klingt!» – Div. Laienformationen musizieren gemeinsam mit Musikern des argovia philharmonic 10.11.

Claire Huangci

Schlusskonzert «Lobgesang» mit den Lobgesängen der Geschwister Mendelssohn und einer Welturaufführung Weiteres Programm: Ausstellung «Clara & Felix», Familienkonzert, Lunchtimekonzerte, Vorträge etc. Marc Bouchkov

Konzertorte: Stadtkirche Aarau, KuK Aarau etc.

Vorverkauf www.mendelssohntage.ch aarau info | Metzgergasse 2 | 5000 Aarau Verkaufsstellen Aargau Verkehr www.mendelssohntage.ch

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Kantorei der Stadtkirche Aarau Projektchor SMW Frick Orchestra Sinfonica Carlo Coccia di Novara


2. ABO-KONZERT Familienbande Kathrin Hottiger Sopran Aaron Pilsan Klavier Jan Willem de Vriend Leitung argovia philharmonic

Fr 1. November 2019 Baden Trafo

19.30 Uhr

So 3. November 2019 17.00 Uhr Aarau Kultur & Kongresshaus Di 5. November 2019 19.30 Uhr Aarau Kultur & Kongresshaus

Die Konzerte am 3. und 5. November finden im Rahmen der Mendelssohntage Aarau 2019 statt.

Konzerteinführung mit Dr. Verena Naegele jeweils 45 Minuten vor Konzertbeginn. Kinderbetreuung am Sonntag, 3. November. Anmeldung bis 29. Oktober an info@argoviaphil.ch. Im Anschluss an das Konzert am Dienstag, 5. November im KuK Aarau laden wir alle Mitglieder und Dienstags-Abonnenten zum exklusiven Künstlerapéro «Auf ein Glas Wein» ein. 3


MuSeen lM KulturKAnton AArgAu

SchloSS lenzburg – MuSeuM AArgAu

SchloSS hAllwyl – MuSeuM AArgAu

SchloSS wlldegg – MuSeuM AArgAu

Wer die Ziehbrücke zum Schloss überwunden hat und durch das Holztor den Hof betritt, taucht in die rund 1000-jährige Geschichte der Burg ein.

Vom romantischen Wasserschloss ist es nur ein Sprung zum Naturschutzgebiet am Hallwilersee. Verbinden Sie Geschichte, Kultur und Natur zu einem spannenden Ausflug!

Die barocke Schlossdomäne ist ein authentischer Erlebnisort der Geschichte und der historischen Gartenkultur. Im Nutz- und Lustgarten wachsen über 300 seltene Gemüseund Pflanzenarten, angebaut und betreut von der Stiftung ProSpecieRara.

1. April – 31. Oktober Di – So und allg. Feiertage 10 – 17 Uhr Schloss Lenzburg Telefon +41 (0)848 871 200 www.ag.ch/lenzburg

1. April – 31. Oktober Di – So und allg. Feiertage 10 – 17 Uhr Schloss Hallwyl, Seengen Telefon +41 (0)848 871 200 www.schlosshallwyl.ch

1. April – 31. Oktober Di – So und allg. Feiertage 10 – 17 Uhr

KloSter KönlgSfelden – MuSeuM AArgAu

leglonärSpfAd – der röMer-erlebnlSpArK

AArgAuer KunSthAuS AArAu

Das Kloster wurde von der Witwe König Albrechts I . gestiftet und diente als Memorialort der Habsburger. Die far bigen Glasfenster zählen zu den herausragendsten Werken europäischer Glasmalerei im Spätmittelalter.

Auf Spiel- und Thementouren tauchen Besucher in die faszinierende Geschichte des einzigen römischen Legionslagers der Schweiz ein. Der Legionärspfad ist ein Ausflugsziel für Familien, Erwachsene und Gruppen.

Das Aargauer Kunsthaus beherbergt eine der schönsten und grössten Sammlungen Schweizer Kunst vom 18. Jahrhundert bis heute. Zahlreiche Sonderausstellungen widmen sich der zeitgenössischen Kunst aus dem In- und Ausland.

1. April – 31. Oktober Di – So und allg. Feiertage 10 – 17 Uhr

1. April – 31. Oktober Di – Fr 9 – 17 Uhr Sa/So und allg. Feiertage 10 – 18 Uhr

Kloster Königsfelden, Windisch Telefon +41 (0)848 871 200 www.klosterkoenigsfelden.ch

Legionärspfad Vindonissa, Windisch Telefon +41 (0)848 871 200 www.legionaerspfad.ch

Schloss Wildegg Telefon +41 (0)848 871 200 www.schlosswildegg.ch

Di – So 10 – 17 Uhr, Do 10 – 20 Uhr Aargauerplatz, Aarau Telefon +41 (0) 62 835 23 30 www.aargauerkunsthaus.ch


Programm Robert Schumann (1810 – 1856) Ouvertüre zu «Manfred» op. 115

ca. 12'

Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 – 1847) Klavierkonzert Nr. 1 g-Moll op. 25 MWV O 7

ca. 22'

I. Molto Allegro con fuoco II. Andante III. Presto. Molto Allegro e vivace Fanny Hensel geb. Mendelssohn (1805 – 1847) «Wenn ich mir in stiller Seele» (Goethe)

ca. 2'

Pause Fanny Hensel «Sehnsucht nach Italien» (Goethe)

ca. 2'

Felix Mendelssohn Bartholdy ca. 10' «Infelice! Già dal mio sguardo» für Sopran, obligate Violine und Orchester MWV H 4 Peter Ilijtsch Tschaikowsky (1840 – 1893) «Romeo und Julia» Fantasie-Ouvertüre

ca. 20'

Keine Zeit oder Musse zum Lesen der Programmtexte? Hören Sie sich die Hintergrundinformationen zu den Werken als Audio-Podcast an. Sie finden diese unter argoviaphil.ch/audio-podcasts.

Bitte schalten Sie vor dem Konzert Ihr Mobiltelefon aus oder auf Flugmodus. Bildaufnahmen sind erlaubt, sofern sie das Orchester und den Sitznachbarn nicht stören. Ton- und Videoaufnahmen des Konzertes sind nur mit Einwilligung erlaubt. 5


Recht ist

Flexibilität.

Ulrich Poschner, 1. Konzertmeister Simone Roggen, 2. Konzertmeisterin argovia philharmonic

Eine neue Saison – sechs verschiedene Dirigenten. Eine grosse Herausforderung für die Musikerinnen und Musiker des argovia philharmonic: Offenheit, die Bereitschaft Neues zu entdecken und Anpassungsfähigkeit sind gefragt, wenn das Konzert zum Erfolg werden soll. Die gleichen Eigenschaften zeichnen Schärer Rechtsanwälte aus: Wir begegnen unseren Klienten, so verschieden sie und ihre Problemstellungen auch sein mögen, mit der gleichen Bereitschaft, stets das optimale Resultat zu erzielen.

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Wir sind auf Ihrer Seite.


Sehr geehrte Abonnentinnen und Abonnenten, geschätztes Publikum Ein ganz besonderes Programm erwartet uns im 2. Abo-Konzert. Inspiriert von den 5. Mendelssohntagen Aarau, in deren Rahmen die beiden Aarauer Konzerte stattfinden, und die in diesem Jahr unter dem Motto «Felix und die Frauen» stehen, richten auch wir den Fokus in diesem Konzert ganz auf das berühmte Geschwisterpaar. Für das zweite Abo-Konzert dieser Saison, in der das argovia philharmonic gleich auf sechs verschiedene, äusserst spannende Gastdirigenten trifft, könnte ich mir keinen besseren Dirigenten vorstellen als Jan Willem de Vriend. Der niederländische Dirigent widmet sich seit Beginn seiner Karriere der historischen Aufführungspraxis unter Verwendung moderner Instrumente. Seine Liebe zur Biedermeierzeit passt dabei bestens zu den Geschwistern Mendelssohn und auch zu Robert Schumann. Jan Willem de Vriends musikalisches Verständnis geht aber natürlich auch über diese Zeitspanne hinaus, was er uns in Tschaikowskys Fantasie-

­ uvertüre «Romeo und Julia» beweiO sen wird. Was den heutigen Konzertabend zusätzlich spannend macht, sind die beiden jungen Solisten: Die Schweizer Sopranistin Kathrin Hottiger und der österreichische Pianist Aaron Pilsan. Wir dürfen sie nicht nur als Solisten mit Orchester hören, sondern auch ganz intim, ohne Orchester, zur Konzertmitte mit zwei Liedern von Fanny Hensel. Sie sehen, es erwartet uns ein abwechslungsreicher Konzertabend – ich wünsche Ihnen dabei viel Vergnügen! Ihr

Christian Weidmann Intendant

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1. Philharmonisches Konzert

BEETHOVEN / WAGNER

Fabio Luisi, Dirigent Leonidas Kavakos, Violine Philharmonia Zürich

LUDWIG VAN BEETHOVEN Violinkonzert D-Dur op. 61 RICHARD WAGNER / HENK DE VLIEGER Der Ring – an orchestral adventure OPERNHAUS ZÜRICH

So 1O Nov 2O19, 19.OO 2. Philharmonisches Konzert

HAYDN – DIE SCHÖPFUNG

Riccardo Minasi, Dirigent Orchestra La Scintilla La Cetra Vokalensemble Rebecca Bottone, Sopran Mauro Peter, Tenor Morgan Pearse, Bariton

3. Philharmonisches Konzert

SCHUBERT / TSCHAIKOWSKI/ MENDELSSOHN

Gianandrea Noseda, Dirigent Narek Hakhnazaryan, Violoncello Philharmonia Zürich FRANZ SCHUBERT Ouvertüre und Entr’acte der Bühnenmusik zu «Rosamunde, Fürstin von Zypern» D 797 PJOTR TSCHAIKOWSKI «Rokoko-Variationen» A-Dur op. 33 FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY Sinfonie Nr. 3 a-Moll («Schottische») OPERNHAUS ZÜRICH

So 19 Jan 2O2O, 19.3O

JOSEPH HAYDN Die Schöpfung, Oratorium Hob. XXI:2 OPERNHAUS ZÜRICH

So 22 Dez 2O19, 11.15 Billettkasse +41 44 268 66 66, www.opernhaus.ch


Texte: Cornelia Thierbach

Robert Schumann (* 1810 in Zwickau † 1856 in Endenich)

Ouvertüre zu «Manfred» op. 115 (1852) Hören Sie den Beitrag als Audio-Podcast unter argoviaphil.ch/audio-podcasts.

Düstere Lyrik ergreifend vertont Robert Schumanns Interesse an den Werken des englischen Dichters George Gordon Noel Lord Byron

los und einsam; ein zufriedenes, glückliches Leben scheint ihnen nicht beschieden.

wurde, wie überhaupt seine Begeisterung für die Literatur, durch seinen Vater August Schumann geweckt. Der Buchhändler und Verleger betätigte sich mitunter auch als Übersetzer englischsprachiger Literatur und hatte die Werke «Childe Harold» und «Beppo» des populären Briten ins Deutsche übertragen. Wie viele seiner Zeitgenossen war Robert Schumann von den Schriften des ebenso genialen wie exzentrischen Autors beeindruckt. Byron verkörperte die düstere, schmerzvolle und unzufriedene Seite des romantischen Weltempfindens. Seine Helden sind – vielleicht als Projektion seiner selbst – intelligent und leidenschaftlich, aber auch rast-

Während seines Jurastudiums in Leipzig las Schumann zum ersten Mal «Manfred», ein dramatisches Gedicht in drei Akten, das Byron 1817 verfasst hatte. Im Sommer des Jahres 1848 nahm Schumann das Drama wieder zur Hand, das 1839 in einer neuen Übersetzung durch den Theologen Karl Adolf Suckow erschienen war. Er war von der Lektüre so gefesselt, dass er sofort mit einer Vertonung begann. «Robert hat sich das Gedicht nach seinen Gedanken arrangiert, um es für die Bühne wirksam zu machen», berichtete Clara Schumann. «Seine Ouvertüre, die bereits beendet ist, scheint mir eins der poetischsten und 9


Robert und Clara Schumann (geb. Wiek), Lithographie von Eduard Kaiser, 1847. Wikimedia Commons.

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fast ergreifendsten Stücke Roberts.» In besagter Ouvertüre sind die beiden ausschlaggebenden Charakterzüge des Protagonisten Manfred musikalisch angelegt. Byron hatte in seinem kühn formulierten Drama autobiografische Ereignisse verarbeitet: Unter dem Druck der Öffentlichkeit gab er die Beziehung zu seiner Halbschwester Augusta auf, die Widmungsträgerin mehrerer seiner Liebesgedichte war und mit der er wahrscheinlich ein Kind gezeugt hat. Die Ehe mit Annabella Milbanke, die seinen Ruf rehabilitieren sollte, scheiterte schon nach kurzer Zeit und die skandalumwitterte Trennung der beiden führte zu einem öffentlichen Eklat. Gesellschaftliche Isolation und finanzielle Schwierigkeiten veranlassten Byron, England 1816 für immer zu verlassen. Diese Erfahrungen, verbunden mit den Eindrücken einer Alpenreise im gleichen Jahr, fanden ihren Niederschlag in seinem dramatischen Gedicht. Obwohl es an keiner Stelle ausdrücklich gesagt wird, scheint es eindeutig, dass die im Stück beschriebene tragische Liebe Manfreds zu Astarte ebenfalls eine zwischen Geschwistern ist. Astarte flüchtet in den Freitod und lässt Manfred schuldbeladen und verzweifelt zurück. Er isoliert sich von seiner Umgebung und lehnt jegliche angebotene Hilfe ab. Sein trotziges Sich-Aufbäumen gegen das Schicksal wechselt mit Phasen tragischer Resignation. Diese beiden gegensätz-

lichen Gemütsverfassungen setzte Schumann musikalisch in seiner von auffallend schroffen Kontrasten geprägten Ouvertüre um. Erst im Oktober 1851 zeichnete sich eine Aufführung des Opus 115 ab. Schumann schrieb aus Düsseldorf an Franz Liszt: «Wir haben gestern die Ouvertüre zu Manfred probirt; meine alte Liebe zur Dichtung ist dadurch wieder wach geworden. Wie schön, wenn wir das gewaltige Zeugniß höchster Dichterkraft den Menschen vorführen könnten! Sie gaben mir Hoffnung dazu; haben Sie einmal wieder darüber nachgedacht? ... Das Ganze müsste man dem Publikum nicht als Oper oder Singspiel oder Melodram, sondern als ‹dramatisches Gedicht mit Musik› ankündigen. – Es wäre etwas ganz Neues und Unerhörtes.» Am 14. März 1852 wurde zunächst nur die Ouvertüre im Gewandhaus zu Leipzig uraufgeführt. Liszt befand sich im Publikum und übernahm am 13. Juni schliesslich die musikalische Leitung der Erstaufführung des gesamten Opus 115 am Weimarer Hoftheater. In der Folgezeit gab es noch einige szenische Aufführungen, doch die konzertanten Präsentationen von «Manfred» überwogen. Einen festen Platz im Konzertrepertoire konnte sich letztlich nur die Ouvertüre zum dramatischen Gedicht sichern. 11


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Titelblatt der englischen Erstausgabe, Klavierkonzert Nr. 1 op. 25, Mendelssohn-Haus Leipzig.


Felix Mendelssohn Bartholdy (* 1809 in Hamburg † 1847 in Leipzig)

Klavierkonzert Nr. 1 g-Moll op. 25 MWV O 7 (1831) I. Molto Allegro con fuoco II. Andante III. Presto. Molto Allegro e vivace

Hören Sie den Beitrag als Audio-Podcast unter argoviaphil.ch/audio-podcasts.

Klavier und Orchester im Dialog Von April 1829 bis Juni 1832 unternahm Felix Mendelssohn Bartholdy eine ausgedehnte Bildungsreise durch Europa. Sie war der krönende Abschluss einer umfassenden Ausbildung, die ihm seine Eltern zuteil werden liessen. London, Wien, Venedig, Rom und Paris waren Stationen dieser Reise, auf der der junge Musiker nicht nur unzählige Eindrücke sammelte und Kontakte knüpfte, sondern auch als Pianist und Komponist an die Öffentlichkeit trat. Als Pianist beeindruckte er durch sein quirliges Temperament, seine Improvisationsgabe und fulminante Virtuosität. Die Auftritte

halfen ihm, sich einen Namen zu machen, das Publikum für sich zu gewinnen und eigene Werke zu Gehör zu bringen. Die Bemerkung der bayrischen Königin, er «risse einen ordentlich mit fort, und man könne bei der Musik ja an nichts anderes denken», dokumentiert die offenkundig überwältigende Wirkung seines Klavierspiels. Zweimal besuchte Mendelssohn im Rahmen seiner Grand Tour die bayerische Residenzstadt München. Bei seinem zweiten Aufenthalt im Oktober 1831 dirigierte er ein Wohltätigkeitskonzert, dem unter anderem das Kö13


nigspaar beiwohnte. Auf dem Programm stand neben seiner ersten Sinfonie in c-Moll und der Ouvertüre zum «Sommernachtstraum» auch seine neueste Komposition, das ­K lavierkonzert Nr. 1 in g-Moll. Selbstverständlich übernahm Mendelssohn im Konzert den Solopart. Erste Erwähnung fand das Werk in einem Brief vom 16. November 1830 aus Rom: «Auch ein ClavierConcert, das ich mir für Paris gern schreiben möchte, fängt mir an, im Kopfe zu spuken.» Bis Juli 1831 reifte die Komposition nur in Gedanken: «Ausserdem sollte und möchte ich wenigstens zwey Sinfonien die ich im Kopfe habe, ein ClavierConcert, u.a. schreiben», doch während seines Münchner Aufenthalts brachte Mendelssohn das Konzert binnen weniger Tage zu Papier und instrumentierte es in grosser Eile. Ein deutliches Anzeichen für seine Hast ist das Fehlen des Klavierparts in der handschriftlichen Partitur – Mendelssohn spielte ihn zur ersten Aufführung aus dem Gedächtnis. Das g-Moll-Klavierkonzert besticht durch seinen kurzweiligen Dialog zwischen Solo und Orchester sowie durch die abwechslungsreiche Kombination der spezifischen Ausdrucksmöglichkeiten beider Klangpartner. In mehreren Punkten setzte sich Men14

delssohn über die Hörerwartungen seiner Zeitgenossen hinweg. Es beginnt mit dem Fehlen einer sogenannten doppelten Exposition, bei der eine Wiederholung des Anfangstutti durch den Solisten erfolgt. Im Mendelssohnschen Klavierkonzert ist die traditionelle Orchestereinleitung radikal verkürzt und der Solist erhält einen dramatischen ersten Auftritt nach einer knappen, crescendoartigen Einleitung. In einem schier unaufhaltsamen Fluss stellt nun der Pianist beide Themen des Satzes vor und brilliert mit bravourösen Oktavpassagen, schwungvollen Läufen und rasanten Arpeggien. Ungeachtet der verkürzten Exposition zeichnet sich Mendelssohns Klavierkonzert im weiteren Verlauf dadurch aus, dass Orchester und Solist gleichberechtigt sowohl an der Präsentation als auch an der Verarbeitung der Themen und Motive beteiligt sind. Das Orchester erfüllt weit mehr Aufgaben, als die Soli musikalisch zu grundieren und einzurahmen, wie es häufig in den zeitgenössischen Konzerten zu erleben war. Des Weiteren hat Mendelssohn zwar die übliche Dreisätzigkeit in seinem Klavierkonzert beibehalten, allerdings durch auskomponierte Übergänge zur Einsätzigkeit geschlossen. Eine Fanfare der Blechbläser verknüpft den stürmischen Kopfsatz mit dem romantischen, von einer Cellokantilene eröffneten Andante und


fungiert dann in fast unveränderter Gestalt als Überleitung von diesem sanften, liedartigen Satz zum überschwänglichen Finale in freier Rondoform. Nicht nur bei der Uraufführung in München, sondern auch in London, wo das Klavierkonzert am 28. Mai und 18. Juni 1832 die nächsten Male erklang, löste es Begeisterungsstürme aus. «Das Werk habe ich vorigen Montag im Philharmonic gespielt, und

habe wohl noch niemals in meinem Leben so vielen Erfolg gehabt, die Leute waren wie toll und meinten, es sey mein bestes Stück», berichtete der Komponist. Der Geschwindigkeitsrausch, die zahlreichen überraschenden Wendungen, die rasch gehämmerten Staccatofiguren im Kontrast zu den empfindungsreichen, gesanglichen Passagen dürften damals wie heute den Erfolg des Stückes begründen.

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Fanny Hensel geb. Mendelssohn (* 1805 in Hamburg † 1847 in Berlin)

«Wenn ich mir in stiller Seele» (1828) «Sehnsucht nach Italien» (1822) Lieder nach Gedichten von Johann Wolfgang von Goethe

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Zu Ehren Goethes Fanny Hensel gehört zu den produktivsten deutschen Komponistinnen des 19. Jahrhunderts. Ihr Werkverzeichnis umfasst etwa 150 Klavierstücke, Orgel- und Kammermusik, Acappella-Chorwerke, Kantaten und eine Orchesterouvertüre. Die über 250 Lieder, die sie zeitlebens komponiert hat, bilden jedoch einen unübersehbaren Schwerpunkt in ihrem Schaffen. Beeinflusst von den Anschauungen der Berliner Liederschule sind ihre frühen Lieder dem Strophen­ ideal verpflichtet. Gegen Ende der 1820er Jahre gewinnen sie eine individuelle Ausprägung: war in den frühen Vertonungen die Singstimme dominierend, das Klavier oft verdoppelnd eingesetzt, so wird in den späteren 16

Liedern die Klavierbegleitung wesentlich differenzierter den Erfordernissen des jeweiligen Textes angepasst, auch unter Modifikation des Strophenprinzips. Mit der zunehmenden Differenzierung im Verhältnis von Musik und Text ging auch eine veränderte Auswahl der Texte einher. Viele der früheren Lieder basieren auf Gedichten aus dem Freundes- und Bekanntenkreis, später vertonte die Komponistin bevorzugt Gedichte bedeutender Zeitgenossen wie Eichendorff, Lenau, Heine und vor allem Goethe. Fanny Hensels Lieder offenbaren ihre grosse Begabung für die Melodieerfindung, sie zeichnen sich durch Ori-


Fanny Hensel (Bleistiftzeichnung von Wilhelm Hensel, 1847), Mendelssohn-Haus Leipzig.

ginalität und Subtilität aus. Nicht ohne Grund befand ihr Bruder Felix Mendelssohn Bartholdy, ihre Lieder seien «die schönsten, die jetzt ein Mensch auf der Erde machen kann. (...) Wahrhaftig, es giebt wenig Leute, die werth sind, die Lieder zu kennen.» Die beiden im heutigen Konzert erklingenden Lieder komponierte Fanny Hensel auf Texte von Johann Wolfgang von Goethe. Im Sommer 1822 unternahm die Familie Mendelssohn

Bartholdy eine dreimonatige SchweizRundreise. Die Nähe zu Italien entfachte vor allem bei den Kindern den Wunsch, das Land, wo die Zitronen blühn kennenzulernen, doch die Eltern entschieden sich gegen einen Italien-Besuch. Fanny bedauerte zutiefst die Umkehr so kurz vor dem erträumten Land. Am Fusse des Gotthards bekannte sie: «Wäre ich an diesem Tage ein junger Bursche von 16 Jahren gewesen, bei Gott, ich hätte zu kämpfen gehabt, um keinen 17


dummen Streich zu begehn.» Ihren Gefühlen liess sie in der Vertonung von Goethes Gedicht «Sehnsucht nach Italien» freien Lauf. Auf dem Rückweg nach Berlin legten die Mendelssohns einen Halt in Weimar ein und besuchten Johann Wolfgang von Goethe. Lea, die stolze Mutter, berichtete in einem Brief vom 25. November an ihre Cousine Henriette von Pereira-Arnstein: «Daß Weimar der schöne Schlußstein war, der das Ende unserer Reise krönte, weißt Du wohl schon, liebe Jette! An Goethens und Schopenhauers machten wir unvergessliche, herrliche Bekanntschaften. Mit inniger Mutterfreude sah ich, dass Felix sich unter den vorzüglichen Menschen ungemein beliebt gemacht hatte und gern verdankten die glücklichen Eltern ihm die ausgezeichnete Güte mit der wir aufgenommen wur-

den. ... Auch gegen Fanny war er [Goethe] sehr gütig und herablassend; sie musste ihm viel Bach spielen, und seine, von ihr komponirten Lieder gefielen ihm außerordentlich, so wie es ihn überhaupt erfreut, sich in Musik gesetzt zu hören.» Vier Lieder hatte Fanny zu dieser Zeit auf Texte von Goethe komponiert und wohl zu diesem Anlass vorgetragen. Über seinen Brieffreund Carl Friedrich Zelter, den Kompositionslehrer von Fanny und Felix, erhielt Goethe stets Nachrichten von der Familie Mendelssohn Bartholdy. Im Verlauf der folgenden Jahre bedachte man sich gegenseitig mit kleinen Präsenten der Wertschätzung. Im Oktober 1827 sandte Goethe Fanny das Gedicht «Wenn ich mir in stiller Seele». Sie bedankte sich überschwänglich: «Wenn es mir gelänge, die richtigen Töne zu Ihren

«Wenn ich mir in stiller Seele», Autograph, Staatsbibliothek Berlin, Preussischer Kulturbesitz, Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv.

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Worten zu finden, würde ich mich vielleicht als eine weniger unwürdige Besitzerinn eines solchen Schatzes betrachten dürfen, in welchem Sie mir, mit der Aufgabe zugleich einen Lohn verliehen haben, den nicht einmal die glücklichste Lösung erwarten durfte.»

Fanny schuf gleich zwei Vertonungen des Gedichtes. Das Autograph Goethes hielt sie ein Leben lang in Ehren. Ihr grosses Bilderalbum, das sie ein paar Jahre darauf für ausgewählte Grafiken anlegte, eröffnet mit der Goetheschen Handschrift.

Liedtexte «Wenn ich mir in stiller Seele» nach einem Gedicht von Johann Wolfgang von Goethe Wenn ich mir in stiller Seele Singe leise Lieder vor; Wie ich fühle, daß sie fehle, die ich einzig mir erkohr Möcht' ich hoffen, daß sie sänge, Was ich ihr so gern vertraut; Ach! aus dieser Brust und Enge Drängen frohe Lieder laut.

«Sehnsucht nach Italien» nach einem Gedicht von Johann Wolfgang von Goethe Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn, Im dunklen Laub die Goldorangen glühn, Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht, Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht, Kennst du es wohl? – Dahin! Dahin Möcht' ich mit dir, o mein Geliebter, ziehn!

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Felix Mendelssohn Bartholdy (* 1809 in Hamburg † 1847 in Leipzig)

«Infelice! Già dal mio sguardo» (1834) für Sopran, obligate Violine und Orchester MWV H 4

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Dramatische Arie für Starbesetzung Der grosse Erfolg seines ersten Klavierkonzertes festigte nicht nur Felix Mendelssohn Bartholdys Ruf als einer der ersten Klaviervirtuosen seiner Zeit, sondern förderte auch sein Ansehen als Komponist. Im November 1832, wenige Monate nach seinem zweiten, äusserst zufriedenstellenden LondonAufenthalt, kontaktierte ihn der Sekretär der Philharmonic Society of London und beauftragte ihn mit der Komposition einer Ouvertüre, einer Sinfonie und eines Vokalwerkes. Bis zum Frühjahr 1833 lieferte Mendelssohn die Ouvertüre in C-Dur («Trompeten-Ouvertüre») und die Sinfonie in A-Dur («Italienische Sinfonie»). Die Arbeit am Vokalwerk konnte er jedoch erst zu Beginn des Jahres 1834 aufnehmen. Im Februar schrieb er seinen Eltern: 20

«... ich bin jetzt sehr fleißig und komme wieder in recht gute Schreiblaune...; meine Gesangscene fürs Philharmonic wird in ein Paar Tagen fertig sein.» Die Vollendung der Arie «Infelice!» zog sich allerdings noch bis zum 3. April hin. Für seine orchesterbegleitete KonzertArie fügte Mendelssohn Textzeilen aus verschiedenen Werken des von Mozart so geschätzten Librettisten Pietro Metastasio zusammen: «Die Worte sind der allerschönste Unsinn von Metastasio, Recitativ, Adagio und Allegro aus vier verschiedenen Opern zusammengeholt, aber das soll alles eine solo Geige wieder gut machen, die die Stimme begleitet, und bei der ich auf de Beriot speculire.»


In der dramatischen Bravourarie beklagt die verlassene Geliebte die Untreue ihres Geliebten – ein Thema, das in der italienischen Oper eine lange Tradition hat. Die unbenannte Betrogene eröffnet das Stück mit einem aufgewühlten Rezitativ: «Infelice! Già dal mio sguardo si dileguó!» (Unglücksel’ge! Er ist auf immer mir entfloh’n). Die lieblich klingende Melodie der Solovioline, mit der die eigentliche Arie beginnt, steht symbolisch für das Objekt der enttäuschten Liebe. Nach einer Kadenz wird diese Melodie von der Protagonistin übernommen, die sich nun in ihren Erinnerungen an die einstigen glücklichen Tage verliert: «Ah, ritorna, età felice» (Kehret wieder, gold'ne Tage). Schliesslich vereinigen sich die beiden Solisten in einem Duett, wobei sich die Violine zunächst in Umspielungen des Soprans ergeht und der Melodie gegen Ende in Terzund Sextparallelen folgt. Eine dramatische Wende tritt in dem Moment ein, da die Tagträume zerrinnen, musikalisch erkennbar an der zunehmenden Instabilität der Harmonik und der anschwellenden Lautstärke, gipfelnd in mehreren inständigen Ausrufen der Sopranistin «Ah, ritorna!», doch bleibt ihr Flehen unerhört. Die Verbindung eines obligaten Soloinstruments mit einer Gesangsstimme war nicht ohne Vorbilder; Mendels-

sohn kannte zum Beispiel die KonzertArien Mozarts, in denen diese Kompositionstechnik Anwendung fand. Doch im Falle von «Infelice!» hatte es mit der Wahl der Solovioline als Begleitung der Sopranistin eine besondere Bewandtnis. Wie aus seinem Brief an die Eltern ersichtlich, schwebte Mendelssohn eine konkrete Besetzung vor. Den Solopart sollte der berühmte belgische Violinvirtuose Charles-Auguste de Bériot übernehmen, der zu dieser Zeit eine Liaison mit der nicht minder berühmten französischen Mezzosopranistin Maria Malibran unterhielt. Mendelssohn bildete also mit der Vertonung von Metastasios Text eine vielschichtige und offenkundige Liebesbeziehung zwischen zwei Solisten ab, die ihre Parallele im wahren Leben hatte. Allerdings führten Maria Malibran und de Bériot die Arie niemals auf. Bei der Uraufführung in London im Mai 1834 sang Maria Caradori-Allan in Begleitung von J. D. Loder, dem Konzertmeister der London Philharmonic Society. In derselben Besetzung fand eine zweite Aufführung im April 1836 statt, die – zwei Wochen nach der Hochzeit von Maria Malibran und de Bériot – zugleich die letzte zu Lebzeiten des Komponisten war, denn tragischerweise verstarb Maria Malibran wenige Monate später und Mendelssohn zog daraufhin seine Konzert-Arie zurück. 21


Peter Iljitsch Tschaikowsky (* 1840 in Kamsko-Wotkinski Sawod † 1893 in Sankt Petersburg)

«Romeo und Julia» Fantasie-Ouvertüre (1870) nach Shakespeare

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Zärtlichkeit und Liebessehnen Zum Zeitpunkt, als Peter Tschaikowsky

gen Häuflein schwebte eine von kon-

die russischen Musikszene betrat, war

ventionell-europäischen und kosmopoli-

sie in zwei Lager gespalten. Zum einen

tischen Einflüssen freie, nationale Musik

gab es die einflussreiche Russische

vor, die sich im besonderen Masse auf

Musikgesellschaft um ihren Initiator

die slawische Folklore und das Volkslied

Anton Rubinstein, die sowohl das

stützen sollte. Die Zukunft der Musik

Moskauer als auch das Petersburger

sahen jene Komponisten vor allem in

Konservatorium begründet hatte. Die

der symphonischen Programmmusik

Pädagogen und dementsprechend

und in der Oper, die in erster Linie

auch ihre Studenten strebten den

nationale Stoffe behandeln sollte.

Anschluss der russischen Musik an die

Balakirew hatte bereits 1862 in St. Pe-

europäische an; ihnen lag an einer

tersburg die Musikalische Freischule

Fortführung der klassisch-westeuro­

gegründet, die eine unakademische

päischen Musiktradition. Eine andere

und kostenfreie Ausbildung anbot.

Sichtweise nahm eine Gruppe von

Denn das Mächtige Häuflein lehnte

Komponisten ein, die unter dem Namen

auch das traditionelle Kompositionsstu-

Mächtiges Häuflein Berühmtheit er-

dium ab, da nicht die Ausbildung zähle,

langte. Zu ihr zählten Milij Alexejewitsch

sondern nur das «reine, durch keine

Balakirew, Alexander Borodin, Modest

Regeln gefesselte Genie».

Mussorgsky und anfänglich auch Nikolaj Rimski-Korsakow. Dem Mächti22


Als Tschaikowsky 1866 seine Dozentur

mit Ratschlägen, wenn Tschaikowsky

am Moskauer Konservatorium antrat,

ihm Themen und Skizzen zuschickte.

vermied er es, eine eindeutige Position

Tschaikowsky verlegte sich nicht darauf,

für eine der Parteien zu beziehen. Im

den Handlungsablauf der Shakespeare-

März 1868 traf er sich das erste Mal mit

Tragödie musikalisch im Detail zu

den Mitgliedern des Mächtigen Häuf-

illustrieren, sondern er konzentrierte

leins, die ihm, dem Zögling des geäch-

den Ausdrucksgestus der Musik auf die

teten Konservatoriums, mit Misstrauen

Kernpunkte des Ganzen, auf die Liebe

begegneten. Doch Rimski-Korsakow

zwischen Romeo und Julia, den Streit

erkannte in ihm einen «liebenswürdigen

der beiden Adelshäuser und die Güte

und sympathischen Menschen» und alle

des helfenden Paters Lorenzo. Dem

Anwesenden zeigten sich von seiner am

entsprechen die drei Themenkomplexe

Klavier skizzierten 1. Symphonie be-

der Ouvertüre: die schwärmerische,

geistert. Tschaikowsky wiederum war

innige Kantilene, das drohende, rhyth-

fasziniert von Balakirew, mit dem er in

misch pointierte und in seiner zügigen

einen intensiven, von musikästhetischen

Bewegung unerbittliche Hauptthema

Diskussionen geprägten Briefwechsel

der Todfeindschaft und der an russi-

trat. Balakirew war es auch, der Tschai-

sche Kirchenmusik erinnernde Choral,

kowsky zu der Fantasie-Ouvertüre

mit dem das Stück beginnt.

«Romeo und Julia» anregte. Tschaikowskys Erstling, die heute kaum mehr

Im November 1869 vollendete Tschai-

bekannte symphonische Fantasie

kowsky sein Meisterwerk und Balakirew,

«Fatum», hatte die Aufmerksamkeit

dem es gewidmet ist, urteilte: «Es ist

Balakirews erregt. Er ermutigte darauf-

einfach faszinierend. Ich spiele es mir oft

hin Tschaikowsky zu weiteren sympho-

durch und müsste ihnen eigentlich dazu

nischen Tondichtungen und empfahl

gratulieren. In ihm liegt Zärtlichkeit und

ihm erstaunlicherweise keine russische

Liebessehnen.» Die Uraufführung im

Vorlage, sondern William Shakespeares

März 1870 unter der Leitung von Nikolai

Theaterstücke «Der Sturm» sowie

Rubinstein brachte noch nicht den

«Romeo und Julia».

erwünschten Erfolg. Doch im Jahr darauf wurde die Ouvertüre auf Vermittlung von

Der Vertonung des Liebesdramas

Karl Klindworth in Berlin aufgeführt, wo

widmete sich Tschaikowsky als erstes.

sie anschliessend im Druck erschien.

Balakirew nahm an der Komposition der

«Romeo und Julia» war das erste Werk

Ouvertüre regen Anteil. Er hatte eine

Tschaikowskys, das im Ausland erklang

klare Konzeption für den Inhalt des Wer-

und den Namen des jungen russischen

kes und sparte weder mit Kritik noch

Komponisten bekannt machte. 23


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Foto: Renate Berger


Kathrin Hottiger Sopran

Kathrin Hottiger ist eine junge Schweizer Sopranistin. Sie schloss den Master of Arts Performance vokal mit Minor Alte Musik an der Hochschule Luzern bei Prof. Liliane Zürcher mit Auszeichnung ab. Seit ihrem Abschluss bildet sie sich privat bei Malin Hartelius weiter. Kathrin Hottiger gewann beim internationalen Wettbewerb für Barockoper «Pietro Antonio Cesti» 2018 in Innsbruck den 3. Preis. Sie ist Preisträgerin des Migros-Kulturprozent 2017 und 2018. Im Rahmen von Meisterkursen hatte sie die Möglichkeit, mit Bernarda Fink, Edith Mathis, Ton Koop­man, ­Evelyn Tubb, Cornelia Kallisch und Brigitte Geller zu arbeiten. Kathrin Hottiger ist eine gefragte Konzert- und Opernsängerin im In- und Ausland. Trotz ihrer noch jungen Karriere verfügt sie bereits über ein breites Konzertrepertoire, inklusive der grossen Oratorien wie «Die Schöpfung», «Die Jahreszeiten», «Weihnachtsoratorium» oder «Messiah». Sie sang bereits mehrfach auf der Bühne des KKL Luzern, letztmals als Solistin in Händels «Messiah» mit dem Ensemble Corund. Sie arbeitete im Konzertbereich bereits mit Orchestern wie der Südwestdeutschen Philharmonie Konstanz, der Camerata Schweiz, Came-

rata Bern, dem Orchestre de chambre de Lausanne oder dem capricornus Consort Basel zusammen. Im Frühling 2019 war sie unter der Leitung von Alexander Rudin mit dem musica viva Orchestra als Eurydice in Glucks Oper «Orphée et Eurydice» im Tschaikowsky-Konzertsaal in Moskau sowie in der Komi Opera (RUS) zu hören. In der Spielzeit 18/19 gastierte sie als Amore in der Produktion «Tanz 30: Orfeo ed Euridice» am Luzerner Theater. Weitere vergangene Engagements umfassen u.a. die Rollen der Venus («Venus and Adonis») und der Gretel («Hänsel und Gretel») am Luzerner Theater oder die Partie der Fiammetta («Boccaccio») am Stadttheater Sursee. Gerne arbeitet Kathrin Hottiger auch im kammermusikalischen Rahmen. Regelmässig musiziert sie mit dem auf alte Musik spezialisierten Ensemble I Pizzicanti aus Basel. Im Duo mit dem Pianisten Edward Rushton gibt sie regelmässig Liederabende und vertieft sich dabei besonders gerne in französischer und skandinavischer Literatur.

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Foto: Marie Staggat


Aaron Pilsan Klavier

Der Pianist Aaron Pilsan ist einer der vielversprechendsten Klavier-Stars der Zukunft. Vom einflussreichen deutschen Magazin Fono Forum zum besten Nachwuchskünstler des Jahres 2011 gekürt, wurde er 2014 in die Rising Stars Reihe der European Concert Hall Organization (ECHO) aufgenommen und erhielt dadurch Einladungen in die renommiertesten Konzertsäle Europas. Aaron Pilsan ist regelmässig bei führenden Festivals zu Gast, unter anderem beim Menuhin Festival Gstaad, der Schubertiade, den Schwetzinger Festspielen, beim Klavierfestival Ruhr, dem Mozartfest Würzburg und den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern sowie dem Kissinger Sommer. Er ­begeistert das Publikum auf Europas bedeutendsten Konzertbühnen wie dem Concertgebouw Amsterdam, dem Palais des Beaux Arts in Brüssel, dem Boulez Saal Berlin und dem Wiener Konzerthaus, der Philharmonie de Paris und der Philharmonie Luxemburg. Als passionierter Kammermusiker konzertiert Aaron Pilsan mit Künstlern wie Kian Soltani, Isabelle Faust, Sharon Kam, dem Szymanowski Quartet oder dem Quartetto di Cremona. Neben seiner vielbeachteten Interpretatio-

nen des klassischen und romantischen Repertoires widmet sich Aaron Pilsan auch der zeitgenössischen Musik und arbeitet regelmässig mit Komponisten wie Jörg Widmann oder Thomas Larcher zusammen. Aaron Pilsans Debüt-CD mit Werken von Schubert und Beethoven erschien beim französischen Label Naive und erzielte grösste Anerkennung bei der internationalen Presse. Das Gramophone Magazin lobt die Einspielung als «erfrischend und bereichernd». Anfang Februar 2018 erschien das Album HOME bei der Deutschen Grammophon, eine Hommage an Aarons Heimatort in Österreich mit Werken von Schubert und Schumann, zusammen aufgenommen mit seinem langjährigen Duopartner, dem Cellisten Kian Soltani. 1995 in Dornbirn, Österreich geboren, begann Aaron Pilsan im Alter von fünf Jahren mit dem Klavierspiel. Er studierte bei Karl Heinz Kämmerling am Mozarteum Salzburg und ist zurzeit Protegé von Lars Vogt. Aaron Pilsan wurde durch die Schweizer Orpheum Stiftung gefördert, ist Stipendiat der Mozart Gesellschaft Dortmund und wurde im August 2017 mit dem Förderpreis Deutschlandfunk ausgezeichnet. 29


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Foto: Ronald Knapp


Jan Willem de Vriend Leitung

Jan Willem de Vriend studierte Violine an den Konservatorien in Amsterdam und Den Haag. Schon während des Studiums dirigierte er diverse Opernproduktionen wie «Die Fledermaus» von Johann Strauss und «Der Silbersee» von Kurt Weill. 1982 gründete er das Combattimento Consort Amsterdam, ein Ensemble, das sich überwiegend den Werken des 17. und 18. Jahrhunderts unter Berücksichtigung der historischen Aufführungspraxis, jedoch unter Verwendung modernen Instrumentariums widmete. Mit seinem Ensemble spielte Jan Willem de Vriend zahlreiche CD-, Radio- und Fernseh-Aufnahmen ein, die nicht nur in der holländischen Presse hoch gelobt wurden. Als Geiger und künstlerischer Leiter war er für viele bedeutende Konzerte und Opernproduktionen in den Niederlanden, in zahlreichen europäischen Ländern, in Nord- und Südamerika sowie in Japan verantwortlich. Jan Willem de Vriend wurde mit Beginn der Spielzeit 2017/18 zum ersten Gastdirigenten des Orchestre National de Lille berufen. Darüber hinaus ist er seit 2015/16 Principal Conductor des Residentie Orkest Den Haag sowie

erster Gastdirigent des Orquestra Simfònica de Barcelona i Nacional de Catalunya. Von 2006 bis 2017 war er Chefdirigent des Nederlands Symfonieorkest (Orkest van het Oosten). Ferner ist Jan Willem de Vriend regelmässiger Gast weiterer holländischer Orchester wie des Nederlands Kamer Orkest, der Radio Kamer Filharmonie, sowie des Noord Nederlands Orkest und der philharmonie zuidnederland. Ferner arbeitete er mit dem RIAS Jugendorchester, dem schwedischen Ensemble Musica Vitae und der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen. 2008 gab Jan Willem de Vriend sein Debüt beim Royal Concertgebouw Orchestra, zu dem er mehrfach zurückkehrte. Ferner war er Gast des Mozarteum-Orchesters Salzburg, Wiener Concert-Vereins, Sinfonieorchesters Wuppertal und der Duisburger Philharmoniker. Es folgten Einladungen des Konzerthausorchesters Berlin, der NDR Radiophilharmonie Hannover, der Stuttgarter Philharmoniker, der SWR-Orchester, des Orchestre Philharmonique de Luxembourg, der Kölner Philharmonie, des Tonhalle-Orchesters Zürich, des Wiener Kammerorchester und des Hongkong Philharmonic. 31


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Seit jeher spielt die Oper für Jan Willem de Vriend eine grosse Rolle, so gastierte er u.a. an den Opernhäusern von Barcelona, Luzern und Strassburg. An der Nationale Reisopera dirigierte er Händels «Rodelinda», «Agrippina» und «Alcina», Monteverdis «L'incoronazione di Poppea» und «L'Orfeo», Purcells «King Arthur» und «Dido and Aeneas». Mit der «Fledermaus» und Heinrich Ignaz Franz von

Bibers «Arminio» unternahm Jan Willem de Vriend ausgedehnte Tourneen durch Holland. Dabei arbeitete er mit Regisseuren wie Philipp Himmelmann, Achim Freyer, Eric Vos und Jens Daniel Herzog zusammen. 2012 erhielt er den Radio 4 Prijs, einen der renommiertesten Preise für klassische Musik in Holland.

Mehr erfahren Erfahren Sie mehr über den Dirigenten Jan Willem de Vriend im Artikel «Enthusiast mit historischem Flair» im aktuellen Magazin argovia philharmonic Nr. 14. www.argoviaphil.ch/magazin

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argovia philharmonic Ein Aargauer Leuchtturm Das argovia philharmonic ist der bedeutendste Klangkörper des Kulturkantons Aargau. Mit frischen Konzepten und innovativen Formaten verfolgt es sein ureigenes Ziel, klassische Musik in den ganzen Kanton zu bringen. Der 1963 als «Aargauer Symphonie Orchester» gegründete Schweizer Klangkörper ist längst zu einem über­ regional etablierten Berufsorchester herangewachsen. Seit der Saison 2013/14 als argovia philharmonic agierend, prägt das Orchester in seinen eigenen Konzertreihen nicht nur die eigene Heimat musikalisch mit einem breiten Repertoire, sondern gastiert auch regelmässig u.a. in der Tonhalle Zürich. Bei der alle drei Jahre stattfindenden Oper Schloss Hallwyl ist das argovia philharmonic zudem Hausorchester und hat seit 2016 auch die künstlerische Leitung inne. In der Schweizer Orchesterlandschaft hat sich das argovia philharmonic dank seiner einzigartigen Struktur seinen eigenen Platz erspielt. Durch die projektbezogene Arbeit bei gleichzeitig fester Besetzung und regelmässiger Konzerttätigkeit hebt sich das 34

argovia philharmonic von den ständigen Berufsorchestern ab. Mit dieser Struktur steht es wie kein anderes Orchester für das vielfältige, nicht selten projektorientierte professionelle Schweizer Musikschaffen. Regelmässig konzertiert das argovia philharmonic mit international bekannten Solisten wie Vadim Repin, Olga Scheps, Sol Gabetta, Lawrence Power, Julian Bliss oder Matthias Kirschnereit, aber auch mit den bedeutendsten Schweizer Künstlern wie Oliver Schnyder, Regula Mühlemann, Louis Schwizgebel oder Christian Poltéra. Zudem lädt es aufstrebende Solisten wie Alina Ibragimowa, Andrew Tyson, Kian Soltani, Sebastian Bohren oder Chiara Enderle ein. Von 2001 bis 2019 leitete der britische Dirigent Douglas Bostock das Orchester als Chefdirigent. Ab der Saison 2020/21 wird der Norweger Rune Bergmann neuer Chefdirigent. Seit 2013 arbeitet das argovia philharmonic mit dem Label Coviello Classics zusammen und veröffentlicht regelmässig CD-Aufnahmen.


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Foto: Pascal Wasinger


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Flöte Miriam Terragni Solo-Flöte Barbara Stoessel-Gmür Piccolo Josefiina Dunder-Reich* Oboe Judith Buchmann Roberto Cuervo Alvarez* Gerhard Gloor Englischhorn Klarinette Francesco Negrini Solo-Klarinette Adrian Zinniker Fagott Brigitte Leutenegger Altern. Solo-Fagott Daniel Kühne Solo-Fagott Horn Hans-Ulrich Wopmann Koord. Solo-Horn Thomas Zimmermann Joseph Koller Wolfgang Drechsler Trompete Peter Schmid Solo-Trompete Corrado Bossard Marc Jaussi* Posaune Pedro Silva Solo-Posaune Sarah Zemp Christoph Bolliger Bass-Posaune Tuba Pius Wey Solo-Tuba Pauke Pascal Iten Schlagzeug Ricardo Marini* Norbert Uhl* Harfe Lea Magdalena Knecht Solo-Harfe

* ZuzügerInnen

Änderungen vorbehalten.

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Impressum Herausgeber argovia philharmonic, Entfelderstrasse 9, 5001 Aarau, Tel. 062 834 70 00, info@argoviaphil.ch, www.argoviaphil.ch Redaktion & Layout Isabel Kriszun Werktexte Cornelia Thierbach, Leiterin Museum Mendelssohn-Haus Leipzig Titelseite Jan Willem de Vriend (Foto: Marcel van den Broek) Druck ztprint | Der Printbereich der ZT Medien AG, 4800 Zofingen, ztprint.ch Auflage 1200 Exemplare 41


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