BNK Magazin "herzaktiv"

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herzaktiv Das Gesundheitsmagazin aus Ihrer kardiologischen Praxis

Ausgabe 1 / 2009

Zum Mitnehmen – für Ihr Herz!

Im Fokus:

Gut leben mit Rhythmusstörungen und Herzschrittmacher

Implantierte Defibrillatoren Wie Selbsthilfegruppen Patienten und Angehörigen neuen Lebensmut schenken

Gesundheitspolitik BNK-Chef Dr. Smetak über leis­tungs­gerechte Vergütungen für Kardiologen

Gelber Powersnack Warum Bananen für eine ausge­wogene Ernährung so wichtig sind


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BNK herzaktiv

Inhalt 04 Herznachrichten 05 Was ist der BNK? 06 Herzrhythmusstörungen: Fortschrittliche Diagnostik und Behandlungsmethoden 08 Vom Sport ohne Herzschrittmacher zum Sport mit Herzschrittmacher 09 Sportler-Risiko „plötzlicher Herztod“ 10 IGeL-Leistungen beim Kardiologen 11 Telemetrische Übermittlung von EKG-Daten mit dem Event-Rekorder 12 Selbstkontrolle bei Blutgerinnungsstörungen 13 Kardiologische Fernüberwachung von „Defi“-Patienten 14 Defibrillator (ICD) Deutschland e. V.: Hilfe zur Selbsthilfe für Patienten und Angehörige 16 BNK-Vorsitzender Dr. Norbert Smetak über den Honorarstreit 17 Ernährung: Bananen für ein starkes Herz 18 Fragen an den Kardiologen

Unser Kardiologen-Team

Prof. Dr. med. Thomas Klingenheben

Dr. med. Florian Straube

Praxis für Kardiologie Bonn www.bonn-kardiologie.de Herzrhythmusstörungen – Seite 6

Klinik für Kardiologie und internistische Intensivmedizin/Klinikum Bogenhausen, München www.kh-bogenhausen.de Leistungssport/plötzlicher Herztod – Seite 9

Dr. med. Norbert Gerich-Düsseldorf

Dr. med. Stefan Perings

Ärztehaus am Kaiserplatz, Aachen www.kardiologie-aachen.de Gerinnungsmanagement – Seite 12

CardioCentrum Düsseldorf www.kardio-düsseldorf.de „Defi“-Fernüberwachung – Seite 13

Dr. med. Heribert Brück

Dr. med. Peter Bosiljanoff

Niedergelassener Kardiologe in Erkelenz/Pressesprecher des BNK e. V. www.kardiologie-erkelenz.de TEE/Schluckecho – Seite 18

Niedergelassener Kardiologe in München www.kardiologie-praxis.de Lipidsenkung/Statine – Seite 19

Foto: iStockPhoto (Steve Cole)

An dieser Ausgabe haben mitgewirkt:


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BNK herzaktiv

Editorial Liebe Leserin, lieber Leser, etwa 100 000-mal schlägt unser Herz am Tag – in Alltagssituationen zumeist so, dass wir kaum etwas davon mitbekommen. Vielleicht haben Sie aber selbst schon einmal erleben müssen, wie Ihr Herz plötzlich aus dem Takt geriet: wie es anfing zu stolpern oder zu rasen, wie es spürbar zu schnell oder zu langsam schlug . Herzrhythmusstörungen kommen sehr häufig vor, weshalb wir das Thema in den Mittelpunkt der neuen Ausgabe unseres Patientenmagazins herzaktiv gestellt haben. Nicht in jedem Fall sind solche „Taktfehler“ gefährlich. In gutartiger Form können sie durchaus auch bei völlig gesunden Menschen auftreten, zum Beispiel bei Sportlern. Ebenso können Stress, Aufregung und große körperliche Anstrengung sowie der übermäßige

Konsum von Alkohol, Koffein und Nikotin Unregelmäßigkeiten des Herzschlags hervor­ rufen. Da die Symptome aber ebenso Anzeichen für eine organische Erkrankung wie eine Herzmuskelentzündung, einen Herzklappenfehler oder eine koronare Herzkrankheit (KHK) sein können, sind sie immer ein ernst zu nehmendes Signal, dessen Ursache unbedingt vom Kardiologen abgeklärt werden sollte. Wird eine Herzerkrankung diagnostiziert, bietet die moderne Kardiologie den Patienten heute viele Möglichkeiten, gut damit zu leben. Bereits seit 50 Jahren retten implantierte Schrittmacher Menschenleben. Patienten mit hohem Risiko für Kammerflimmern oder andere bösartige Herzrhythmusstörungen

können wir heute mit sehr kleinen auto­ matischen Defibrillatoren helfen, die ähnlich einem Schrittmacher implantiert werden. Für zusätzliche Sicherheit sorgen dabei inzwischen telemetrische Systeme, mit denen der Kardiologe die Geräte fernüberwachen kann. Eine chronische Herzkrankheit muss nicht zwingend mit großen Einschränkungen verbunden sein. Die tägliche Erfahrung in vielen kardiologischen Praxen zeigt: Insbesondere Patienten, die aktiv bleiben, führen nach wie vor ein erfülltes Leben. Davon zeugt auch der Bericht des Herzpatienten Theo Biewer auf Seite 8, der trotz Schritt­ macher ein Gipfelstürmer im wahrsten Sinne des Wortes ist.

Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre,

Dr. med. Franz Goss

Dr. med. Winfried Haerer

Geschäftsführer BNK Service GmbH

Geschäftsführer BNK Service GmbH

IMPRESSUM Herausgeber BNK Service GmbH Siegesstraße 15 80802 München Tel.: 089 33038203 info@bnk-service.de www.bnk-service.de V. i. S. d. P. Dr. Franz Goss Dr. Winfried Haerer Art Direction Arne Klett, Esslingen www.arne-klett.de Layout Felix Haug Redaktionsleitung Heidi Buck, Esslingen www.heidi-buck.de

Thema Ernährung Maria Hufnagl, Möglingen www.hufnagl.de Lektorat Juliane Topka, Hamburg www.julianetopka.de Anzeigenleitung Susanne Oldenburg, BNK Service GmbH Druck Bechtle Druck & Service, Esslingen BNK herzaktiv liegt kostenlos in kardiologischen Praxen aus. Diese Ausgabe erscheint in einer Auflage von 100 000 Exemplaren. Titelbild Fotolia.com (Galina Barskaya),

© 2009 BNK Service GmbH – Nachdrucke und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, sind honorarpflichtig und nur nach schriftlicher Genehmigung des Herausgebers, der Autoren und der sonstigen Rechteinhaber erlaubt. Für unverlangt eingesandte Manuskripte übernehmen Herausgeber und Redaktion keine Gewähr.

Wichtiger Hinweis: Medizin und Wissenschaft unterliegen ständigen Entwicklungen. Herausgeber, Redaktion und Autoren verwenden größtmögliche Sorgfalt darauf, dass insbesondere die Angaben zu Behandlungen und medikamentöser Therapie dem aktuellen Wissensstand entsprechen. Eine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben ist jedoch ausgeschlossen. Die in dieser Publikation genannten oder abgebildeten Produkte, Warenzeichen, Firmennamen und Logos sind Warenzeichen oder eingetragene Warenzeichen der jeweiligen Eigentümer.


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Herznachrichten

Stress kann die Gefäße schädigen Deutsche unterschätzen Starker Druck am Arbeitsplatz setzt die betroffenen Herzinfarktrisiko Wie die Allianz KrankenversiPersonen nicht nur unter Stress, sondern kann uncherung im Rahmen einer Umter Umständen auch zu einer Verdickung der Gefäß­ frage ermitteln konnte, glaubt fast die Hälfte der Bevölkewände mit vermehrter Plaquebildung führen. Dies in Deutschland, dass die fanden Forscher der School of Public Health in Berke- rung Überlebenschancen bei ei­nem ley, Kalifornien, im Rahmen der „Interheart-Studie“ akuten Herzinfarkt bei über heraus. Neben den klassischen Risikofaktoren wurde 70 % liegen – in Wirklichkeit sind es aber nur etwa 50 %. in dieser Untersuchung erstmals auch der ArbeitsUnkenntnis herrscht auch dastress als Kriterium erfasst. Ob ein persönliches rüber, über welche typischen Risiko vorliegt, kann der Kardiologe ermitteln, indem Beschwerden sich ein Herzinfarkt ankündigen kann. Nur er die Gefäßwanddicke der Halsschlagader misst.

Ältere Menschen mit erhöh­ten Werten des C-reaktiven Proteins kön­nen in bestimmten Fällen auch bei normalen Cho­ les­terin­werten von einer Behandlung mit dem cholesterinsenkenden Medikament Rosu­vastatin (Cres­tor®) profitieren. Dies ergab die Ende 2008 im „New England Journal of Medicine“ veröffentlichte „Jupiter-Studie“. Erhöhte Werte der CRP-Konzentration im Blut geben Aufschluss über den Grad einer Entzündung und sind ein wichtiger Indikator zur Bestimmung von kardiovaskulären Ri­si­ken. Wie die Studie zeigte,

konnten unter Rosuvastatin im Blut sowohl die CRP-Werte als auch das LDL-Cholesterin gesenkt werden. Bei den Probanden ergab sich innerhalb von 5 Jahren eine um 22 % verringerte Sterblichkeitsrate. Langzeitstudien, die einen Nutzen in Bezug auf Erkrankungen oder Todesfälle über eine reine Senkung des LDL-Cholesterins belegen könnten, liegen derzeit noch nicht vor. In Deutschland kam Rosuvastatin Anfang 2009 auf den Markt, in an­de­ren europäischen Ländern ist das Medikament bereits seit 2002 eingeführt.

Tanzen macht das kranke Herz wieder stark Ein Tänzchen in Ehren sollte man neuen Erkenntnissen zufolge vor allem Herzpatienten in der Reha nicht verwehren: Wie Kardiologen in

Brasilien (Qiroga et al.) herausgefunden haben, kann die Belastbarkeit des Herzens nach einem Infarkt oder einer Operation wieder deutlich gesteigert werden, wenn Tanzen fester Bestandteil des RehaProgramms ist.

zur Infarktfrüherkennung ist, damit Betroffene auf erste Anzeichen achten und sie gleichzeitig auch richtig einordnen kön­nen. Zum Abklären der Symp­tome sollte der Hausarzt sowie ein Kardiologe aufgesucht werden.

Nächtlicher Blutdruck wichtiger Indikator zur Bestimmung des kardiovaskulären Risikos Wie eine Metaanalyse aus vier großen europäischen Studien (Fogard et al.) gezeigt hat, ist der nächtliche Blutdruck ein wesentlicher Parameter zur Bestimmung des Schlaganfall- oder Herzinfarktrisikos. Bei Migräne können auch Herzinfarkt und Schlaganfall drohen Migränepatienten tragen ein erhöhtes Risiko für Bluthochdruck. Bei Patienten, die vor einem Migräneanfall eine sogenannte „Aura“ (Vorahnung) haben, kann auch das Risiko, einen Schlaganfall oder Herzinfarkt zu erleiden, erhöht sein. Zu diesen Ergebnissen kam eine große Prospektivstudie (Scher et al.). Für Migränepatienten empfiehlt sich deshalb eine kardiologische Untersuchung, damit eventuelle Risiken rechtzeitig erkannt werden. Haben Sie Fragen zu einzelnen Punkten? Oder möchten Sie Ihr persönliches Risiko abklären lassen?

Gerne beantwortet Ihr Kardiologe Ihre Fragen und hilft Ihnen mit kompetentem fachmedizinischem Rat sowie mit der für Sie richtigen Behandlung weiter.

Foto oben : iStockPhoto (Catherine Yeulet) · Foto links unten: iStockPhoto (Andy Dean) · Foto rechts unten: iStockPhoto (Amanda Rohde)

Behandlung mit Statinen kann auch bei normalem Cholesterinspiegel sinnvoll sein

46 % der Befragten gaben an, dass dies zum Beispiel Druckgefühle, Schmerzen, ein Ziehen oder eine Enge im Brustraum sein können. Weniger als 40 % wussten, dass auch eine Ausstrahlung in den linken Arm ein Vorbote für einen Infarkt sein kann. Die Ergebnisse der Umfrage machen insgesamt deutlich, wie wichtig Aufklärung


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BNK intern Nachgefragt:

Wer oder was ist eigentlich der BNK? Hinter dem Kürzel „BNK“ steht der Bundesverband Niedergelassener Kardiologen e. V. – der größte Berufsverband für ärztliche Herzexperten in Deutschland. Er hat derzeit rund 1 200 Mitglieder und repräsentiert damit 95 % der vertragsärztlich tätigen Kardiologen in Deutschland. Der BNK ging aus einer Arbeitsgemeinschaft hervor, die 1979 von knapp 100 Internisten mit der Teilgebietsbezeichnung „Kardiologie“ gegründet wurde. Diese hatten ein Ziel vor Augen, das für niedergelassene Ärzte in der damaligen Zeit noch ein sehr ungewöhnliches war: eine gemeinsame Interessenvertretung. Außerdem sollten mit der Arbeitsgemeinschaft Kooperationen zwischen einzelnen Medizinern sowie ein aktiver Meinungs- und Erfahrungsaustausch untereinander gefördert werden. Heute sind die Mitglieder des BNK auf regionaler und Bundesebene in zahlreichen Ausschüssen, Projektgruppen, gesundheits- und berufspolitischen Gruppierungen und in vielen Gremien der „Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung (DGK)“ aktiv. Die Ziele und Interessen der Mitglieder werden vom Vorstand und den Beauftragten für besondere

Gesucht und gefunden

BNK-Kardiologen in Ihrer Nähe

Foto: iStockPhoto

Sie suchen eine Kardiologin oder einen Kardiologen? Auf der Internet­seite der BNK Service GmbH werden Sie schnell fündig: www.bnk-service.de/patienten/ kardiologensuche

Aufgabenbereiche übernommen. Erster Vorsitzender des Vorstandes ist seit September 2007 der Regionalvorsitzende von Baden-Württemberg, Dr. Norbert Smetak. Seinen juristischen Sitz hat der Verband in München. Maßstäbe in der Verbandsarbeit für Ärzte setzte der BNK 2004 mit der Gründung eines eigenen Unternehmens: der BNK Service GmbH, die den im Verband organisierten Kar­d iologen ein breites Spektrum an zu kunf tsweisenden Dienstleistun­gen bietet. Geschäftsführer der in München ansässigen Firma sind Dr. Franz Goss und Dr. Winfried Haerer, beide Fachärzte für Innere Medizin und Kardiologie. Dr. Goss ist in der Gemeinschaftspraxis Alter Hof in München tätig; Dr. Haerer praktiziert in der Herzklinik Ulm Dr. Haerer und Partner. Für das elektronische Qualitätsmanagement-System „eQM“, das im deutschen Gesundheitswesen erstmals die lückenlose Dokumentation der Patientenversorgung über alle Sektoren ermöglicht, wurde die BNK Service GmbH mit dem 1. Platz des Deutschen Innovationspreises im Gesundheitswesen ausgezeichnet. Weitere Informationen: www.bnk.de www.bnk-service.de


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Wenn das Herz aus dem Takt gerät … Prof. Dr. med. Thomas Klingenheben von der Praxis für Kardiologie in Bonn über fortschrittliche Diagnostik und Behandlungsmethoden bei Herzrhythmusstörungen.

Der normale Herzschlag liegt bei Gesunden zwischen 60 und 100 Schlägen in der Minute, in Belastungssituationen auch darüber. Während ein langsamer Puls auch von weniger als 50 Schlägen pro Minute in der Nacht sowie eine Frequenz von über 160 Schlägen pro Minute bei starker Belastung im Bereich des Normalen liegen, können abrupte Änderun­gen der Pulsschlagfolge eine krankhafte Erscheinung darstellen. Im Folgenden sollen einige allgemeine Hinweise zur Erkennung und Behandlung von Herzrhythmusstörungen gegeben werden. Neben der diagnostischen Abklärung, ob eine strukturelle Herzerkrankung, beispielsweise eine Herzmuskelschwäche oder eine Herzkranzgefäßerkrankung, ursächlich zugrunde liegen könnte, kommt dem Nachweis der Herzrhythmusstörung selbst besondere Bedeutung zu. Zunächst einmal wird der behandelnde Arzt sich genau nach den Symptomen und den Begleitumständen der Ar-

rhythmie-Attacke erkundigen. Oftmals finden sich bereits hier wichtige Hinweise darauf, welche Herzrhythmusstörung den geschilderten Beschwerden zugrunde liegen könnte. Der Schwerpunkt der Diagnostik liegt auf der Erfassung der Rhythmusstörung durch Aufzeichnung eines EKG im Anfall. Hier hat es in den letzten Jahren enorme Fortschritte gegeben, indem die einfache EKG-Registrierung und die Langzeit-EKG-Aufzeichnung über 24 Stunden durch neuere Monitoring-Verfahren ergänzt wurden. Beispielhaft seien hier die 7-Tage-EKG-Registrierung, telemedizinische Verfahren oder auch die Implantation eines sogenannten Event-Rekorders (s. auch Seite 11) erwähnt. Dennoch ist die Erfassung einer Rhythmusstörung durch ein EKG schwierig. In vielen Fällen kann die endgültige Klärung – besonders von Herzrasen – erst durch eine elektrophysiologische Katheter-Untersuchung (EPU) herbeigeführt werden. Fortschritte haben sich schließlich auch in den Behandlungsmethoden ergeben. So wird Ende 2009 erstmals seit Jahren wieder ein neuartiges Herzrhythmusmedikament zur Behandlung von Patienten mit Vorhofflimmern zugelassen werden. Beim Vorhofflimmern zeichnet sich zudem eine Ausweitung der Indikation der Katheter-Ablationsverfahren (vereinfacht: Verödungsbehandlung) zumindest für bestimmte Patienten ab. Für andere Herzrhythmusstörungen, insbesondere „gutartiges“ Herzrasen auf dem Boden angeborener zusätzlicher Erregungsleitungsbahnen,

Foto: unten: Fotolia (Anne Katrin Figge)

„Wenn das Herz aus dem Takt gerät …“ So lautete vor einigen Jahren das Motto einer Herz-Aktionswoche. Tatsächlich ist die Abklärung von Herzrhythmusstörungen (Arrhythmien) einer der häufigsten Gründe, weshalb Patienten einen Kardiologen aufsuchen. Die Symptomatik reicht hierbei vom einfachen „Stolpern“ sowie unregelmäßigen Herzschlägen über Herzrasen bis hin zu Schwindelattacken und Zuständen unklarer Bewusstlosigkeit. Damit wird bereits deutlich, dass Herzrhythmusstörungen einen erheblichen Einfluss auf die Lebensqualität haben können.


Rhythmusstörungen + Herzschrittmacher

ist die Katheter-Ablation bereits seit vielen Jahren zum Behandlungsstandard geworden. Schließlich hat es Weiterentwicklun­ gen bei implantierbaren Geräten, also Herz­schrittmachern und Defibrillatoren, gegeben.

Das langsame Herz Bei Erkrankung der elektrischen Impulsgeber oder des Reizleitungssystems des Herzens kann sich der Puls kritisch verlangsamen. Wenn regelrechte Pausen des Herzschlages auftreten, kann dies zu einer akuten Bewusstlosigkeit (Synkope) führen. Hier kann durch Implantation eines Herzschrittmachers der Rhythmus „nach unten abgesichert“ und somit eine neuerliche Bewusstlosigkeit verhindert werden. Seit der ersten Einpflanzung eines Herzschrittmachers vor einem halben Jahrhundert ist diese Behandlungsmethode immer weiter verbessert und verfeinert worden, sodass uns heute je nach Art und Ausprägung der Herzrhythmusstörung verschiedene Systeme zur Auswahl stehen.

Foto: iStockPhoto (James Steidl)

Das schnelle Herz Vorhofflimmern Diese Rhythmusstörung ist die häufigste überhaupt und liegt bei ca. 1% der Bevölkerung in Deutschland vor, also etwa bei 800 000 Menschen. Insofern hat sie fast die Bedeutung einer Volkskrankheit. In der Altersgruppe der über 80-Jährigen sind bereits etwa 10 % der Menschen betroffen. Bei der weiter steigenden Lebenserwartung und der Zunahme des Anteils älterer Menschen wird die Bedeutung dieser Rhythmusstörung noch weiter zunehmen. Vorhofflimmern kann sowohl bei völlig herzgesunden Menschen auftreten als auch Zeichen und Folge einer strukturellen Herzerkrankung sein. Dementsprechend verschieden sind die Behandlungsansätze. Die medikamentöse Behandlung mit speziellen Herzrhythmusmedikamenten (Antiarrhythmika) ist oftmals unbefriedigend, da eine vollständige Unterdrückung der Rhythmusstörung nicht immer gelingt und manchmal auch unterschiedliche Medikamente ausprobiert werden müssen, bis ein befriedigender Behandlungserfolg zu verzeichnen ist. Bei Patienten mit chronischem Vorhofflimmern kommt der notwendige Schutz vor einem Schlaganfall durch die Gabe von Medikamenten, die die Blutgerinnung hemmen, hinzu. Die Behandlung von Vorhofflimmern durch eine Katheter-Ablation hat in den letzten Jahren Fortschritte erzielt, so-

dass sie heute bestimmten Patienten frühzeitig als Behandlungsalternative angeboten werden kann. Unbedrohliches („gutartiges“) Herzrasen Die Unterscheidung zwischen krankhaftem Herzrasen und einer normalen Pulsbeschleunigung kann manchmal schwierig sein. In der Regel haben Patienten mit plötzlich auftretendem Herz­ rasen aber sehr ausgeprägte Beschwerden. Dennoch kann ein solches Herzrasen insofern „gutartig“ sein, als es nicht lebensbedrohlich ist. Ursächlich ist oftmals eine pathologische Impulsgebung beziehungsweise eine angeborene zusätzliche Erregungs­leitungs­bahn.

800 000 Menschen in Deutschland leiden an Vorhofflimmern Während die Verhinderung solcher Attacken mit Medikamenten nicht immer gelingt, können die meisten dieser schnellen Rhythmusstörungen mit sehr hoher Erfolgsrate durch eine Katheter-Ablation („Verödung“) mit Hochfrequenzenergie behandelt werden. Lebensbedrohliches Herzrasen Tritt im Rahmen einer Herzrhythmusstörung eine Bewusstseinstrübung oder Ohnmacht auf, muss auch die Möglichkeit einer bedrohlichen Rhythmusstörung be-

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dacht werden. Diese Attacken von Herzrasen haben ihren Ursprung in der Regel in den Herzkammern. Wenn eine solche Rhythmusstörung in sogenanntes Kammerflimmern übergeht, droht ein HerzKreislauf-Stillstand. Insbesondere muss im Rahmen der allgemeinen internistischen und kardiologischen Abklärung fest­ge­­ stellt werden, ob der betroffene Patient an einer strukturellen Herzerkrankung, beispielsweise einer Herzmuskelschwäche oder Herz­k ranzgefäßerkrankung, leidet. Kann im Rahmen der elektrophysiologischen Katheter-Untersuchung (EPU) eine bedrohliche Herzrhythmusstörung ausgelöst werden, ist die Implantation eines automatischen Defibrillators (ICD) notwendig. Diese speziellen Schrittmacher sind in der Lage, ein plötzlich auftretendes gefährliches Herzrasen durch schnelle Überstimulation oder Abgabe eines elektrischen Stromstoßes zu beenden. Da wir heute wissen, dass bei Patienten mit einer deutlichen Pumpschwäche des Herzens die Wahrscheinlichkeit bösartiger Rhythmusstörungen erhöht ist, ist hier die Einpflanzung eines ICD auch bereits vorbeugend (prophylaktisch) empfehlenswert. Abschließend lässt sich sagen, dass auf dem Gebiet der Diagnostik und Behandlung von Herzrhythmusstörungen in den letzten Jahren weitere Fortschritte erzielt wurden, die der Behandlung der betroffenen Patienten zugute kommen.


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Rhythmusstörungen + Herzschrittmacher

Vom Sport ohne Herzschrittmacher zum Sport mit Herzschrittmacher Ein Erfahrungsbericht von Theo Biewer aus Bad Wörishofen.

Später, bei einer dieser Besteigungen, bekam ich dann zum ersten Mal massive Kreislaufprobleme. Weil diese nach einer kurzen Rast aber wieder von ganz alleine verschwanden, schrieb ich sie der Höhe zu. Da ich früher im Rheinland und auf Mallorca lebte, konnte ich natürlich nicht immer in die Berge fahren, weshalb ich nach einer Alternative suchte. Freunde schlugen mir das Rennradfahren vor. Es böte zudem die Gelegenheit, die Umgebung, die Natur und nicht zuletzt die Heimat in einem viel größeren Umfang zu entdecken, als dies zu Fuß und auch mit dem Auto möglich erscheint. Und von der ersten Tour an musste ich feststellen, dass die Belastungen für meinen Körper, im Gegensatz zum Joggen beispielsweise, besser zu verkraften waren. Ich genieße das Radfahren; die anderen sportlichen Tätigkeiten habe ich aber lediglich eingeschränkt, ohne sie jemals ganz aufzugeben.

Leider habe ich den immer wiederkehrenden Kreislaufproblemen keine größere Beachtung geschenkt, bis mich vor einigen Jahren eine Erkältung nicht mehr loslassen wollte. Ich suchte deswegen einen Kardio­ logen auf, der an meinem Herzen eine diffuse koronare 3-Gefäß-Erkrankung feststellte, die dringend behandelt werden musste. Nach einer erfolgreichen PTCA und Stent­ Implantation (Erläuterungen auf Seite 9) in die hochgradige Circumflexa-Stenose war ich zunächst wieder beschwerdefrei. Im nächsten Urlaub traten jedoch erneut massive Kreislaufbeschwerden auf, und im Alter von 58 Jahren wurde mir schließlich ein Herzschrittmacher implantiert. Seitdem haben sich zwar einige meiner sportlichen Aktivitäten etwas verändert, aber außer Judo, wo die Gefahr bestand, dass die Verbindungskabel reißen, gab es keinen Grund, etwas aufzugeben. Aus dem Rennrad ist lediglich ein Tourenrad geworden, und vom gelegentlichen Wandern bin ich nun zu erlebnisreichen Entdeckungen übergegangen. Natürlich wollte ich auch wieder den einen oder anderen Gipfel in Angriff nehmen und habe mich deshalb vorher in einer Praxisklinik untersuchen lassen. Die Untersuchung ergab unauffällige Herz- und Lungenbefunde ohne

Anzeichen einer kardiopulmonalen Insuffizienz, was sich bis heute in den halbjährlichen Kontrollen glücklicherweise immer wieder bestätigt hat. Der Arzt empfahl mir lediglich, dass ich das Tempo meinem Befinden anpassen und ich mich nicht von einer Gruppe mitreißen lassen sollte. Ich habe das Glück, bei meinen Wanderungen in den Bergen immer wieder Menschen zu begegnen, die ebenfalls Lust am Bergwandern und nicht an Rekorden haben. Für uns ist nicht der Blick auf die Uhr, sondern der Blick auf die Natur von besonderer Bedeutung. Inzwischen wohne ich seit mehr als vier Jahren im Allgäu und genieße die Landschaft. Kreislauf- und Atemprobleme habe ich keine mehr, und eigentlich nehme ich meinen Herzschrittmacher gar nicht wahr. Auf vierzig Gipfeln konnte ich in dieser Zeit Natur und Landschaft pur erleben, und es werden in diesem Jahr sicherlich noch ein paar dazukommen. Auf dieser Seite sehen Sie auch ein Foto von einer meiner schönsten Wanderungen: Der untere See liegt auf etwa 1 200 Metern Höhe, der mittlere auf 1 600 Metern und der obere See auf 1 800 Metern. Das Foto habe ich aus einer Höhe von 2 126 Metern aufgenommen. Fotos: Theo Biewer

Sport war und ist ein wichtiger Teil meines Lebens. Begonnen ha­ be ich als Jugendlicher mit Fußball, kam darüber zum Hand­ball und kurze Zeit später zur Leichtathletik. Alles, was ich im sportlichen Bereich unternommen habe, machte mir Spaß, und es war schön festzustellen, dass sich mein Wohlbefinden ebenfalls merklich verbesserte. Da ich immer etwas Neues ausprobieren wollte, ergab es sich, dass ich plötzlich auf einer Judo-Matte stand. Im Judo-Sport habe ich gelernt, meinen Körper, meine Stärken, aber auch meine Schwächen richtig einzuschätzen. Viele Jahre war ich diesem Sport verbunden, habe aber auch Tennis und Squash gespielt und bin gejoggt. Auch Wanderungen standen stets auf meinem Programm. Als ich dann mit einem Freund zum ersten Mal ohne Lift und ohne Bahn einen Gipfel bestieg, also vom Tal bis zum Gipfelkreuz und wieder zurück, hatte ich plötzlich ein Gefühl von Freiheit, wie ich es vorher noch nicht erlebt hatte.


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Rhythmusstörungen + Herzschrittmacher Glossar Diffuse koronare 3-Gefäß-Erkrankung Es gibt insgesamt drei Herzkranzgefäße. Diese können entweder zu einem bestimmten Grad verengt sein (40 %, 50 %, 60 % usw.), oder der Zustand ist „diffus“. Das bedeutet, dass es keine einzelne Verengung gibt, sondern dass das Gefäß insgesamt verändert ist. Bei einer 3-Gefäß-Erkrankung sind alle drei Gefäße betroffen. PTCA Bei einer PTCA (= „Percutane Transluminale Coronar-Angiografie“) werden verstopfte oder verengte Gefäße mithilfe eines Ballons erwei­ tert, sodass das Blut wieder normal fließen kann. Stent Ein Stent ist kleines Gittergerüst in Röhrchenform aus Metall oder Kunststoff, das in be-

Lesetipp stimmte Organe und Gefäße eingebracht wird, um deren Wand ringsum abzustützen. Verwendung finden Stents unter anderem in den Blutgefäßen – und dabei speziell in den Herzkranzgefäßen –, um nach deren Erweiterung via PTCA einen erneuten Verschluss zu verhindern. Circumflexa-Stenose Der Ramus circumflexus (RCX) ist eines der drei Herzkranzgefäße. Er ist Teil der linken Kranzarterie und zieht sich um das Herz, weshalb überwiegend die Seitenwand und teilweise die Hinterwand von diesem Gefäß mit Blut versorgt wird. Kommt es hier zu einer Verengung, spricht man von einer Circumflexa-Stenose. Kardiopulmonare Insuffizienz Herz-Kreislauf-Schwäche mit Atemnot.

„Betrachten wir das Leben“, Theo Biewer, Pro Business, gebundene Ausgabe: 16,90 Euro, Taschenbuch: 12,90 Euro Mehr über und von Theo Biewer finden Sie im Internet: www.betrachtenwirdasleben.de

Sportler-Risiko „plötzlicher Herztod“ Dr. med. Florian Straube vom Klinikum Bogenhausen in München über gefährliche Herzrhythmusstörungen bei Leistungssportlern. Regelmäßig berichten die Medien über Leistungssportler, die scheinbar aus heiterem Himmel zusammenbrechen und am plötzlichen Herztod, bildlich einem „elektrischen Unfall“ am Herzen, sterben. Wie kommt es dazu? Grundsätzlich stehen im Freizeitsport die positiven Effekte der körperlichen Belas­ tung im Vordergrund, die zu einer verminderten Sterblichkeit und einer höheren Lebensqualität führen. Leistungssportler und ambitionierte Amateure hingegen sind durch die höhere Belastung in Training und Wettkampf Gesundheitsrisiken ausgesetzt; dazu zählen auch Herzrhythmusstörungen, die sich durch Herzstolpern, Herzrasen, Leistungsschwäche oder Bewusstlosigkeit äußern können. Alarmierende Zeichen wie diese sollten immer sofort von einem Kardiologen abgeklärt werden. Mittels EKG und Langzeit-EKG kann dieser unterscheiden, ob es sich um weniger gefährliche Rhythmusstörungen aus den Vorhöfen, zum Beispiel Vorhofflimmern, oder um gefährliche Kammerrhythmusstörungen handelt. Je nach Notwendigkeit wird mit Herzultraschall, Herz-CT, Kernspin, Herzkatheter oder elektrophysiologischer Untersuchung die Diagnose abgesichert.

Bei jungen Leistungssportlern sind häufig angeborene Herzerkrankungen für den plötzlichen Herztod verantwortlich. Hierzu zählen zum Beispiel eine verdickte Herzmuskelwand, Fehlbildungen der Herzkranzgefäße oder das „Long-QT-Syndrom“. Erkrankungen wie diese sollten bei Profisportlern und ambitionierten Freizeitsportlern mittels Screeninguntersuchungen ausgeschlossen werden. Auch erworbene Herzerkrankungen, zum Beispiel eine Herzmuskelentzündung durch eine verschleppte Virusgrippe, können bei jungen Sportlern zu bösartigen Rhythmusstörungen führen. Bei älteren Leistungssportlern ab dem 35. Lebensjahr spielt jedoch oft die unentdeckte koronare Herzerkran­kung („verkalkte Herzkranzgefäße“) als Ursache für den plötzlichen Herztod eine größere Rolle als bei jungen Sportlern. Doping im Leistungs- und Amateursport wird zu Recht immer wieder in Zusammenhang mit dem plötzlichen Herztod gebracht. Dopingsubstanzen wie anabole Steroide führen unter anderem zur verdickten Herzmuskelwand und können dadurch Rhythmusstörungen in der Herzkammer begünstigen. Amphetamine können durch eine gestörte Reizleitung plötzliche Rhythmusstörungen auslösen, aber auch Herz-

kranzgefäßverkrampfungen bedingen, die zu einem Herzinfarkt führen. Zusammenfassend gilt deshalb für Leistungs- und Freizeitsportler gleichermaßen: Herzrhythmusstörungen sind immer ein ernstzunehmendes Warnzeichen! Sie sind zwar häufig gutartig, müssen aber unbedingt von gefährlichen Rhythmusstörungen abgegrenzt werden, da diese zum plötzlichen Herztod führen können. Die zugrunde liegende Erkrankung muss eindeutig diagnostiziert werden – denn meist gibt es gute Behandlungsmöglichkeiten. Treten Beschwerden auf, sollte umgehend ein Arzt aufgesucht oder – im Notfall – der Rettungsdienst gerufen werden. Zur Vorsorge und Früherkennung von Herzerkrankungen empfiehlt sich aus ärztlicher Sicht für Sportprofis ebenso wie für ambitionierte Amateure eine Screeninguntersuchung nach den Richtlinien der kardiologischen Fachgesellschaften. Das Ziel der Screeninguntersuchung ist es, dem Sportler die größtmögliche Sicherheit zu geben, damit die positiven Effekte des Sports eindeutig überwiegen.


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BNK Service GmbH

„Warum soll ich Leistungen des Arztes selbst bezahlen? Ich bin doch krankenversichert!“ Haben Sie schon einmal von „Individuellen Gesundheitsleistungen“ – kurz „IGeL“ – gehört? Oder sind Sie in Ihrer Arztpraxis schon einmal auf solche Leistungen aufmerksam gemacht worden? Falls ja, dann fragen Sie sich vielleicht, was sich dahinter verbirgt und warum Sie diese Angebote selbst bezahlen müssen. Gerne möchten wir Sie im Folgenden umfassend informieren. zen kann, Ihr Herz – also den Motor Ihres Körpers – fit und belastbar zu erhalten. Er kann herausfinden, welche Anlagen und Entwicklungen bei Ihnen möglicherweise zu gesundheitlichen Risiken oder Problemen führen oder noch führen könnten. Anhand der Untersuchungsergebnisse kann Ihr Arzt Sie anschließend fundiert beraten, was Sie unter Berücksichtigung Ihres Lebensstils und Ihrer körperlichen Voraussetzungen persönlich tun können, damit Ihr Herz und Ihre Gefäße gesund bleiben. Sowohl im Bereich der Fitness als auch im Beruf werden Sie spüren, wie Sie nachhaltig von den positiven Auswirkungen profitieren, die ein maßgeschneiderter Check-up auf Gesundheit, Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit hat. Wollen auch Sie Ihrer Gesundheit etwas Gutes tun? Fragen Sie den BNK-Kardiologen Ihres Vertrauens, welche Vorsorgeuntersuchungen für Sie sinnvoll und nützlich sind. Der Begriff „Prävention“ kommt aus dem Lateinischen und heißt wörtlich übersetzt „Zuvorkommen“. Und genau darum handelt es sich: Durch sinnvolle medizinische Vorsorgeuntersuchungen können in vielen Fällen potenzielle Krankheitsherde im Körper entdeckt werden, bevor es tatsächlich zum Ausbruch einer Krankheit kommt. Zwei Beispiele aus dem Bereich der Kardiologie: Mit einem Gefäß-Check können Schlaganfallrisiken erkannt werden; und durch die Fernüberwachung von Herzschrittmacherdaten kann der Kardiologe unmittelbar auf eingetretene Veränderungen reagieren. Ihre Gesundheit und Ihr persönliches Wohlbefinden sind die besten Gründe dafür, selbst aktiv zu werden! Die BNK Service GmbH hat eine Reihe von Vorsorgeangeboten entwickelt, mit denen Ihr Kardiologe Sie dabei unterstüt-

Weitere Informationen zu den IGeL-Leistungen und Vorsorgeprogrammen, mit denen die BNK Service GmbH niedergelassene Kardiologen unterstützt, fin­den Sie im Internet unter www.bnk-service.de

IGeL: Was Sie wissen sollten Eine Informationsbroschüre der Bundesärztekammer klärt Patienten darüber auf, was diese beim Thema IGeL beachten sollten. Die Broschüre kann auch im Internet heruntergeladen werden: www.bundesaerztekammer.de (Registerkarte „Ärzte“ / Ambulante Versorgung / IGeL)

Foto: iStockPhoto

Wenn Sie Mitglied einer gesetzlichen Kran­ kenkasse sind, zahlen Sie monatlich Ihren Versicherungsbeitrag. Ihre Kasse über­ nimmt im Gegenzug sämtliche Kosten, die im Krankheitsfall für Ihre Behandlung entstehen. Allerdings sind gesetzliche Kassen vom Gesetzgeber lediglich damit beauftragt, die Kosten für die Heilung von Krankheiten zu übernehmen – nicht aber Kosten für vorbeugende Maßnahmen. Unser Gesundheitssystem unterstützt den Gedanken der Prävention zwar ansatzweise – denken Sie zum Beispiel an die Krebsvorsorge, regelmäßige Kontrollen während der Schwangerschaft oder auch an Impfun­gen –, doch grundsätzlich sind Krankenkassen nur für die sogenannte „Reparaturmedizin“ zuständig. Viele Leistungen im Bereich der Vorsorge, Früherkennung und innovativen Medizin werden von den Kassen nicht bezahlt. Deshalb spricht man hier inzwischen von „Individuellen Gesundheitsleistungen“ – oder kurz von „IGeL“.


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Telemedizin

Kleiner Helfer – große Sicherheit Mit einem Event-Rekorder, einem handlichen, mobilen und einfach zu bedienenden EKG-Aufzeichnungsgerät, können Herzpatienten ihre EKG-Daten jederzeit per Telefon an ihren Kardiologen übermitteln.

Illustration: Fabian Hammans

Bei Patienten mit Herzrhythmusstörungen kann der Kardiologe häufig auch nach mehreren Langzeit-EKG-Analysen noch keine abschließende Diagnose stellen – und leider können solche Rhythmusstörungen immer wieder vorkommen. Nicht nur Patienten, die einen Herzinfarkt oder eine Bypass-Operation hinter sich haben, sind deshalb im Alltag schnell verunsichert, wenn sie Unregelmäßigkeiten am Herzen spüren. Ein sogenannter Event-Rekorder zur Fernüberwachung von EKG-Daten kann in solchen Fällen vor Ängsten und Sorgen bewahren: Mit dem einfach zu bedienenden Gerät können Patienten ihr EKG jederzeit selbst aufzeichnen, wenn Rhythmusstörungen auftreten – egal, zu welcher Tageszeit und wo sie sich gerade aufhalten. Damit der Kardiologe die Herzdaten unverzüglich auswerten kann, werden diese automatisch über ein mitgeliefertes Handy an eine zentrale Datenbank weitergeleitet. Patienten mit hohem Risikofaktor gibt der EventRekorder durch die lückenlose Überwachung ein hohes Maß an Sicherheit im täglichen Leben. Seltene symptomatische Herzrhythmusstörungen können leichter und schneller diagnostiziert und behandelt werden. Der Patient gewinnt auf diese Weise mit der Zeit mehr Sicherheit im Umgang mit seinen Beschwerden.

Ein Event-Rekorder ist zu empfehlen bei • sporadisch auftretenden Herzbeschwerden ohne medizinischen Nachweis in einem EKG/Langzeit-EKG • Herzrhythmusstörungen • Patienten mit Herzstolpern oder Herzrasen, bei denen bislang keine Rhythmusstörungen diagnostiziert wurden • ungeklärten Schwindelattacken

Ein Event-Rekorder ist kaum größer als eine Kreditkarte. Er wird über einen längeren Zeitraum entweder an der Hüfte oder lose in der Hemdtasche getragen. Treten Beschwerden auf, drückt der Patient den Event-Rekorder leicht gegen die Brust und gleichzeitig auf eine Taste am Gerät. Diese ist großflächig, sodass die Bedienung auch unter Anspannung und Stress sehr einfach ist. Das EKG wird dann automatisch aufgezeichnet und gespeichert. Sobald die Aufzeichnung beendet ist, erklingt ein Signalton. Anschließend werden die Daten per Telefon an eine zentrale Datenbank und von dort an den behandelnden Kardiologen weitergeleitet. Der Event-Rekorder kann und sollte immer dann benutzt werden, wenn Störungen am Herzen auftreten – ganz egal, wie oft dies der Fall ist.

• Bluthochdruckpatienten mit Schwindel episoden • Sportlern zur Erfassung von unbekannten Herzrhythmusstörungen • Herzinfarkt- und Bypasspatienten mit hohem Risikofaktor • Patienten mit neu implantierten Schrittmachersystemen

Wichtiger Hinweis Gesetzliche Krankenkassen erstatten keine Kosten für die telemetrische Fernübertragung der Herzdaten mit einem Event-Rekorder. Die Leistung wird dem Patienten deshalb als „Individuelle Gesundheitsleistung“ (= IGeL) direkt in Rechnung gestellt. Preisauskünfte und weitere Informationen erhalten Sie bei Ihrem BNK-Kardiologen. Kardiologe in der Nähe gesucht? Im Patientenportal der BNK Service GmbH finden Sie gezielt und einfach einen Kardiologen in Ihrer Region: www.bnk-service.de/patienten/ kardiologensuche


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Selbstmanagement

Blutgerinnungsstörungen: Mehr Lebensqualität durch Selbstkontrolle Mithilfe eines Gerinnungsmonitors können Patienten ihre Blutverdünnungswerte selbst überwachen. Von Dr. med. Norbert Gerich-Düsseldorf, Aachen

Seit 1986 haben sich für Patienten mit Blutgerinnungsstörungen die Möglichkeiten zum Selbstmanagement kontinuierlich verbessert, die Messgeräte wurden im Laufe der Zeit wesentlich kleiner und leichter handhabbar. Heute messen in Deutschland über 150 000 Patienten ihren Blutgerinnungsstatus selbst. Zu den Zielen der Gerinnungs­ selbstkontrolle zählt das frühzeitige Erkennen von Wertschwankungen oder Entglei­s un­-­ gen. Erreicht wird dies durch eine eng­maschige Überwachung der Marcumar®-Behand­ lung. Das Risiko möglicher Blutungen oder Gerinnselbildungen lässt sich

auf diese Weise deutlich reduzieren; die Medikamentendosierung kann unverzüglich korrigiert und dem persönlichen Bedarf entsprechend neu angepasst werden. Voraussetzungen für eine Kostenübernahme durch die Krankenkasse sind ein lebenslanger Marcumar®-Bedarf, eine ärztliche Begründung/Indikation sowie die erfolgreiche Teilnahme an einem entsprechenden Patientenseminar. Wann wird ein Gerinnungs­ monitor ver­ schrieben? In der Regel erfolgt dies zum Beispiel nach einem Herzk lappenersatz, wenn die übliche Marcumar®Einstellung zu Komplikationen wie Blutungen, Thrombosen oder Embolien führt, bei schlechten Venenverhältnissen im Bereich der Ellenbeugen, wenn berufliche, familiäre oder gesundheitliche Gründe einen regelmäßigen Praxisbesuch nicht erlauben oder wenn bei Kindern die Blut-

verdünnung überwacht werden muss. Um die Selbstkontrolle vornehmen zu können, wird der Patient in speziellen Schulungen über die Blutgerinnung und deren Einflussfaktoren (Lebensalter, Medikamente, begleitende Erkrankungen, Ernährung, Reisen, Urlaub) aufgeklärt. Des Weiteren wird er mit allen Punkten vertraut gemacht, die den Umgang mit dem Gerinnungsmonitor zur INR-Messung und dessen dauerhafte Nutzung betreffen. Mit dem INR-Wert (INR = International Normalized Ratio) wird die Blutgerinnungsgeschwindigkeit bestimmt. Durch Selbstkontrolle kann die Blutverdünnung (Antikoagulation) besser überwacht werden, die Lebenserwartung steigt und die Lebensqualität erhöht sich spürbar. Geschulte Patienten fühlen sich in allen Lebensbereichen – ob Beruf, Familie oder Freizeit – wesentlich geringer beeinträchtigt und belastet. Das Gerinnungsselbstmanagement fördert außerdem eine positive Bewusstseinsänderung, da anstelle der passiven Patientenrolle eine neue Unabhängigkeit und Selbstverantwortung zur Gesundheitserhaltung tritt.

Foto: Fotolia.com (Bilderbox)

Das Vorhofflimmern ist mit zunehmendem Lebensalter die am häufigsten auftretende Herzrhythmusstörung: In Deutschland sind derzeit ca. 1 Million Menschen davon betroffen. Eine besonders gefürchtete Komplikation, die dabei auftreten kann, ist der Schlaganfall. In der Behandlung des Vorhofflimmerns spielt deshalb die konsequente, dauerhafte Blutverdünnung – auch orale Antikoagulation genannt – eine sehr wichtige Rolle, denn das deutlich erhöhte Risiko für Schlaganfälle und Komplikationen im Herz-Kreislauf-System wird dadurch entscheidend verringert. Auch andere, weniger häufige Erkrankungen machen zur Hemmung der plasmatischen Blutgerinnung oft eine lebenslange Einnahme des Wirkstoffs Phenoprocoumon, der in Deutschland hauptsächlich unter dem Handelsnamen Marcumar® vertrieben wird, erforderlich. Zu diesen Erkrankungen und Krankheitsfolgen zählen beispielsweise eine künstliche Herzklappe, ein großer Herzinfarkt mit Gerinnselbildung durch Aussackung der Herzwand (Aneurysma), tiefe Beinvenenthrombosen, eine Lungenembolie oder die angeborene Gerinnungsstörung.


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Defibrillatoren

Ihr Herz in sicheren Händen Mit innovativen Home-Monitoring-Systemen können Kardiologen „Defi“-Patienten nahezu lückenlos fernüberwachen. Von Dr. med. Stefan Perings, CardioCentrum Düsseldorf

Foto: Biotronik

In Deutschland sind jährlich ca. 100 000 Menschen mit lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen (Kammertachykardien) gefährdet, einen plötzlichen Herztod zu erleiden. Implantierbare Kardioverter/ Defibrillatoren (kurz ICD oder „Defi“) sind in der Lage, lebensrettende Therapien an das Herz abzugeben und so den plötzlichen Herztod zu verhindern. Der ICD wird dazu wie ein Schrittmacher unter örtlicher Betäubung unterhalb des Schlüsselbeins implantiert und über eine Sonde mit dem Herzen verbunden. Über diese Sonde kann der ICD den Herzrhythmus rund um die Uhr überwachen und bei Bedarf Stromimpulse an das Herz abgeben, um die auftretenden Rhythmusepisoden zu beenden.

ICD-Implantationen geführt und damit auch die Nachsorgeambulanzen vor neue Herausforderungen gestellt: Aus Kapazitätsgründen kann inzwischen ein Teil der ICD-Patienten leider nur in größeren Zeitabständen untersucht werden. Unabhängig von der Untersuchungshäufigkeit entsteht zwischen den Nachsorgeterminen ohnehin ein Zeitfenster von mehreren Monaten, in dem der Kardiologe den Patienten nicht zu sehen bekommt und eventuell auftretende Herzrhythmusstörungen und Gerätekomplikationen nicht im Blick haben kann. Dadurch ist die Gefahr gegeben, dass Änderungen im Krankheitsbild oder Abweichungen in der idealen Geräteeinstellung nur verzögert erkannt werden. Neueste ICD-Geräte erlauben daher neben der Therapie auch die telemedizinische Übermittlung relevanter Gerätewerte und sogar die Übertragung von intrakardialen EKGs, wodurch der klinische Zustand des Patienten auch zwischen den Nachsorgen verfolgt werden kann.

Die Ursache für diese Herzrhythmusstörung liegt in einer gestörten elektrischen Erregungsleitung des Herzens. Dadurch kann das Herz kein Blut mehr durch den Organismus pumpen. Durch die stattdessen auftretenden kreisförmigen Erregungswellen beginnt das Herz schnell und unkontrolliert zu zucken – es „flimmert“. Die Pumpleistung des Herzens sinkt spontan ab und es kommt zum Kreislaufstillstand. Wird das „Herzflimmern“ nicht schnellstens beendet, stirbt der Patient innerhalb von nur wenigen Minuten an den Folgen des Kreislaufstillstands. Durch die gezielte Abgabe von Stromimpulsen (Defibrillation) kann dieser Zustand jedoch beendet und der plötzliche Herztod verhindert werden. Je früher dies geschieht, desto besser sind die Chancen, den Patienten zu retten und bleibende Hirnschäden zu vermeiden. Die regelmäßige Kontrolle der Herz- und Gerätefunktionen ist ein wesentlicher Baustein im Behandlungskonzept für „Defi“-Patienten. Nach aktuellen Empfehlungen sollten die implantierbaren Defibrillatoren alle drei Monate von einen Kardiologen überprüft werden, damit gewährleistet ist, dass die Geräte zuverlässig und sicher funktionieren.

Das telekardiologische Home-MonitoringSystem der Firma Biotronik bietet Kardiologen erstmals die Möglichkeit, eine komplette Fernnachsorge durchzuführen, ohne den Patienten dafür einbestellen zu müssen. Mithilfe der Mobilfunktechnologie können alle relevanten klinischen Messwerte innerhalb von 24 Stunden weltweit übermittelt und bei Bedarf tagesaktuell im Internet abgefragt werden. Kritische Veränderungen im kardiologischen Zustand des Patienten werden dem Kardiologen zusätzlich automatisch per E-Mail, Fax oder SMS mitgeteilt. Über das intrakardiale EKG kann der Kardiologe zudem jede Rhythmusepisode und den Behandlungserfolg einzeln nachvollziehen und, falls erforderlich, therapeutische Maßnahmen einleiten. Ereignisse wie falsche Therapieabgaben und asymptomatische Rhythmus­episoden lassen sich so frühzeitig aufdecken und behandeln.

Die erwiesene Wirksamkeit der ICD-Therapie hat in den vergangenen Jahren zu einem deutlichen Anstieg der Zahl der

Die neue deut sch la ndweite St ud ie ANVITE beschäftigt sich derzeit mit der Frage, ob Nachsorgeintervalle für ICD-

Patienten unter Einsatz von Home Monitoring auf ein Jahr verlängert werden können. Die ANVITE-Studie schließt bundesweit mehrere Hundert Patienten ein und wird vom Bundesverband Niedergelassener Kardiologen (BNK) organisiert. Der Patienteneinschluss und die Nachsorgeuntersuchungen erfolgen über einen teilnehmenden niedergelassenen Kardiologen. Die Studieninitiatoren gehen davon aus, dass die telemedizinische Betreuung mit Home Monitoring eine konventionelle Dreimonatsnachsorge gleichwertig ersetzen kann und dass die nahezu lückenlose Überwachung dieser Patienten eine bessere Versorgung der ICD-Patienten ermöglicht.

Ermöglicht erstmals eine durchgängige Fernüberwachung für ICDs: das HomeMonitoring-System von Biotronik


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Lernen, mit der Angst zu leben! Selbsthilfegruppen unterstützen Patienten mit implantierten Defibrillatoren und deren Angehörige dabei, mit der veränderten Lebenssituation möglichst gut zurechtzukommen. Ein Bericht von Peter Esterl, Geschäftsführer des Defibrillator (ICD) Deutschland e. V.

Auch Kinder brauchen unsere Hilfe! Zur gezielten Unterstützung von kleinen „Defi“-Patienten und deren Familien sucht der Defibrillator (ICD) Deutschland e. V. Personen und Organisationen mit Erfahrung im Umgang mit herzkranken Kindern.

tienten mit implantierten Defibrillatoren in Freising kenne ich viele Patienten, die ihre besonderen Erfahrungen mit dem „Lebensretter Defi“ gemacht haben. Dessen Implantation wird von einem Großteil der Patienten als massiver Eingriff in die weitere Lebensgestaltung empfunden. Durch Gespräche mit den Betroffenen erkenne ich aber auch, dass sich die Akzeptanz für das Gerät nach einzelnen adäquaten Elektroschocks verbessert. Je häufiger diese Schocks erfolgen, desto schwieriger kann für die DefiTrägerinnen und -Träger aber auch der Umgang damit werden. Nicht selten wird die Psyche stark belastet, unter Um-

ständen kann es sogar zu Depressionen kommen. „ICD-Patienten, die an einer Depression erkrankt sind, haben eine schlechtere Überlebensperspektive als ICD-Patienten ohne zusätzliche Depressionen“, so Dr. Stylos Tzeis auf dem Kardiologenkongress in Mannheim am 18. April 2009. Dr. KarlHeinz Ladwig, Professor für Psychosomatische Medizin und Medizinische Psychologie an der Universität München, hält Selbsthilfegruppen für sehr wichtig, „weil hier die Patienten die wohltuende Erfahrung machen, dass sie mit ihren Problemen nicht allein sind. Man kann darüber

Ziele des Defibrillator (ICD) Deutschland e. V.: • Initiierung von Selbsthilfegruppen für Defi-Patienten und deren Angehörige • Interessenvertretung für Defi-Patienten und ihre Selbsthilfegruppen • Aufbau und Pflege der Internetplattform www.defibrillator-deutschland.de • Regionaler und überregionaler Aufbau und Unterstützung der Öffentlichkeitsarbeit • Öffentliche Bewusstseinsbildung für die Thematik • Aufbau und Pflege von Kontakten zu entsprechenden Kliniken und betreuenden Kardiologen

Der Bundesverband will außerdem eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit staatlichen Stellen, anderen Einrichtungen, Organisationen, Verbänden sowie mit der Industrie aufbauen. Im letztgenannten Fall legen die Initiatoren betont Wert darauf, dass die Unabhängigkeit des Bundesverbandes und der örtlichen Selbsthilfegruppen gewahrt bleibt.

Foto: oben: iStockPhoto (Jacob Wackershausen)

Als ich vor ungefähr 10 Jahren meinen ersten Herzinfarkt hatte, ist von jetzt auf gleich meine komplette Lebensplanung zusammengebrochen. Es dauerte lange, bis ich mich wieder gefangen hatte. Inzwischen wurde mir vor etwa 4 Jahren ein Defi­brillator implantiert. Viele kennen Defibrillatoren nur aus dem Fernsehen – wenn zum Beispiel in Krankenhausserien Patienten mit Elektroschocks wiederbelebt werden. Im Kleinformat kann ein solcher „Lebensretter“ in den Brustmuskel implantiert werden, um das Herz im Notfall automatisch wieder in den richtigen Takt zu bringen. Dieses In-den-richtigen-TaktBringen ist jedoch leider alles andere als angenehm. Als Geschäftsführer des Defibrillator (ICD) Deutschland e. V. und Mitglied einer Selbsthilfegruppe für Herzpa-


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Defibrillatoren

reden und sehen, wie andere sie lösen“ (Quelle: Neue Apotheken Illustrierte, 1. April 2009). Prof. Ladwig weiter: „Man kann mit relativ einfachen Mitteln die negativen Gedanken wieder in den Griff bekommen, wenn man darüber redet.“ 25 Jahre nach der ersten ICD-Implantation in Münster gibt es leider in weiten Teilen Deutschlands noch immer keine Defi-(ICD-)Selbsthilfegruppen. Wir sind deshalb angetreten mit dem Ziel, genau das zu ändern. Eine unserer derzeit wichtigsten Aufgaben sehen wir darin, Defi-(ICD-) Neugründungen zu initiieren. Dabei laden

interessierte Kliniken oder niedergelassene Kardiologen ihre Patienten zu Informationsveranstaltungen ein. Erfahrungsgemäß entwickeln sich aus diesen Veranstaltungen dann gut funktionierende Selbsthilfegruppen, die von unserem Bundesverband betreut werden. Es ist uns dabei ein großes Anliegen, dass auch die Angehörigen der Defi-Patienten in die Betreuung eingebunden werden. Denn auch sie dürfen in ihrer Hilflosigkeit und Verunsicherung gegenüber der veränderten Lebenssituation nicht alleinge­ lassen werden.

Hilfe zur Selbsthilfe Wert und Wirkung von Selbsthilfe­gruppen (nach W. Thiel): Selbsthilfegruppen • ergänzen medizinische und andere fachliche Angebote • entwickeln soziale Unterstützungsnetze • tragen zu einer besseren Krankheitsbe wältigung bei • stärken die Compliance (Mitwirkung des Patienten an der Behandlung) • bekämpfen den Risikofaktor „Isolation“ • werden nach stationären und Rehabilita tionsmaßnahmen als eine Art „psycho soziale Nachsorgemöglichkeit“ immer wichtiger • leisten unverzichtbare Beiträge zu Gesundheitsaufklärung, Prävention und Gesundheitsförderung • organisieren demokratische Beteiligung und solidarische Interessenvertretung von Betroffenen Fazit: Chronisch Kranke können durch Selbsthilfegruppen eine enorme Hilfe erfahren. Zugleich werden Ärztinnen und Ärzte dadurch entlastet. Eine Kooperation von Ärztinnen und Ärzten und Selbsthilfegruppen ermöglicht eine Reihe wünschenswerter Synergie-Effekte. Sie kann einen nicht zu unterschätzenden Beitrag leisten zu Transparenz und Qualitätsverbesserung und hat sogar einen ökonomischen Nutzen. (Quelle: Dr. Peter Schulze, Bayerisches Ärzteblatt 11/2003)

Weitere Informationen zu Defi-(ICD-)Selbsthilfegruppen

Foto: Fotolia.com (bilderbox)

Im Internet finden Sie unter der Adresse www.defibrillator-deutschland.de alle derzeit 38 Defi-Selbst­hilfegruppen in Deutschland. Die Gründung neuer Defi-(ICD-)Selbsthilfegruppen ist nicht zwingend mit dem Engagement eines Klinikchefs verbunden: Der Defibrillator (ICD) Deutschland e. V. kann auch in der Zusammenarbeit mit niedergelassenen Kardiologen auf sehr gute Erfahrungen verweisen.

Im vergangenen Jahr hat der Verband 7 DefiSHG-Neugründungen initiiert und begleitet, davon zwei in Kooperation mit BNK-Praxen in Ludwigsburg und Mühldorf am Inn: • SHG Rotenburg a. d. Fulda, HKZ Rotenburg • SHG Klinik Augustinum, München • SHG Uni-Klinik Würzburg • SHG Ludwigsburg; Kardiologische Gemeinschaftspraxis Asperger Straße • SHG Nürnberg im Krankenhaus Martha-Maria • SHG Mühldorf am Inn; Kardiologische Gemeinschaftspraxis Schlüsselbergstraße • SHG Klinik München-Bogenhausen

Kontakt Peter Esterl Geschäftsführer Defibrillator (ICD) Deutschland e. V. Kontaktdaten: Griesbergweg 5 85354 Freising Tel.: 08161 232802 Fax: 08161 232804 p.esterl@defibrillator-deutschland.de www.defibrillator-deutschland.de


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Gesundheitspolitik

Dr. Smetaks Kampf um das Wohl der Herzpatienten Der 1. Vorsitzende des Bundesverbandes Niedergelassener Kardiologen (BNK) über aktuelle Entwicklungen im Streit um eine angemessene Vergütung von Facharztleistungen.

Herr Dr. Smetak, im Frühjahr veranstaltete der BNK einen bundesweiten Aktionstag unter dem Motto „Wir arbeiten umsonst!“ Was hatte es mit dieser Maßnahme auf sich? Niedergelassene Kardiologen bekommen ihre Arbeit bereits seit Jahren nicht mehr adäquat bezahlt. Wir haben uns auf das Versprechen der Politik verlassen, ab 2009 werde alles besser – und erlebten unser blaues Wunder. Denn statt endlich mehr, gab es für uns zunächst erheblich weniger. So viel weniger, dass wir in der Tat große Sorge hatten, unsere wohnortnahe Facharztmedizin bald nicht mehr anbieten zu können. Auf Initiative des BNK hin haben am 31. März dann viele Kardiologen in Deutschland ihren Patienten im Anschluss an die Behandlung eine symbolische Rechnung überreicht. In dieser war spezifiziert, was zum Beispiel die durchgeführte Ultraschalluntersuchung, das Belastungs-EKG oder die Blutdruckmessung tatsächlich kos­ten – und was wir real dafür bekommen. Natürlich haben wir es nicht bei der Überreichung einer Rechnung überlassen, sondern haben auch umfassend zur aktuellen Problematik informiert. Ende Juli hat die Kassenärztliche Bundesvereinigung die Abrechnungsergebnisse für die im ersten Quartal 2009 durchgeführten ambulanten Behandlungen veröffentlicht. Demnach haben niedergelassene Kardiologen aber keineswegs weniger Geld als bislang bekommen, sondern im Durchschnitt 21 Prozent mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraum.

Die vorgelegten Zahlen sind erstens unvollständig und müssen zweitens sehr differenziert betrachtet werden. Tatsächlich ist es so, dass kardiologische Praxen im ers­ten Quartal in der Regel 30 bis 40 Prozent ihrer Kosten nicht mehr decken konnten, in krassen Einzelfällen waren im Vergleich zum Vorjahr sogar bis zu 50 Prozent der Einnahmen weggebrochen. Dass wir Kardiologen jetzt plötzlich die Gewinner der missglückten Honorarreform sein sollen, hat mehrere Gründe: Nachdem wir entsprechend Druck ausgeübt hatten, haben die Kassenärztlichen Vereinigungen ers­tens Fehlberechnungen bei der Leistungsvergütung korrigiert – eine Nachzahlung für die Zeit der Fehlberechnung erfolgte freilich nicht. Zweitens hat der Erweiterte Bundesausschuss eine Konvergenzregelung eingeführt. Damit wurde in Regionen, in denen die Einnahmen bei einzelnen Arztgruppen besonders stark eingebrochen waren, der Zuwachs bei besser gestellten Arztgruppen abgeschöpft, sodass insgesamt über alle Gruppen hinweg ein Vergütungsniveau erreicht werden konnte, das in etwa dem Vorjahresstand entsprach. Im Fall der niedergelassenen Kardiologen wurde die Konvergenzregelung in Baden-Württemberg, Bayern und Schleswig-Holstein angewendet. Sie praktizieren in Kirchheim unter Teck in der Nähe von Stuttgart. Folglich gehören Sie nicht zu den Kardiologen, die sich über 21 Prozent mehr Geld freuen durften? Nein, keineswegs. In Baden-Württemberg müssen momentan fast alle Kardiologen

mit 5 Prozent weniger Honorar als im Vorjahr auskommen. Noch drastischer ist die Situation in Bayern, wo Kardiologen mit Einbußen von durchschnittlich 27 Prozent die mit Abstand größten Verlierer der Reform sind. Inzwischen erhalten im Freistaat mehr als 40 Prozent unserer Kolleginnen und Kollegen zusätzliche Finanzspritzen, weil die zugewiesenen Regel­leis­ tungs­volumina nicht ausreichen. Hinzu kommt, dass die Konvergenzregelung teilweise nur für das erste Quartal gesichert ist und die erfolgten Korrekturmaßnahmen nichts an den grundsätzlichen Strukturdefiziten ändern. Auf diese Weise werden die Praxen allenfalls schrittweise an ein insgesamt niedrigeres Vergütungsniveau herangeführt – und das bundesweit. Welche Folgen hätte das für die Patienten? Dass vielerorts Wartelisten eingeführt werden müssten und kardiologische Praxen nur noch die gesetzlich vorgeschriebene minimale Grundversorgung anbieten könnten. Bundesgesundheitsministerin U lla Schmidt betont regelmäßig, es sei ausschließlich Aufgabe der Selbstverwaltung von Ärzten und Krankenkassen, die Schwierigkeiten im Zusammenhang mit der Honorarreform auszuräumen. Sie sehen jedoch die Politik in der Pflicht. Was fordern Sie konkret? Unser Gesundheitssystem durchläuft einen tief greifenden Wandel. Wir Kardiologen sind dabei die Letzten, die sich dem Wandel verschließen würden. Man kann aber nicht einerseits zu mehr Wettbewerb aufrufen und andererseits doch wieder ins alte Budgetsystem zurückfallen – und das chaotischer und undurchsichtiger als jemals zuvor. Das zum Jahreswechsel eingeführte Vergütungssystem ist extrem undurchsichtig, für niemanden nachvollziehbar und bietet keinerlei Planungssicherheit. Wir fordern von der Bundespolitik deshalb eine klare Linie sowie ein transparentes, nachhaltiges und berechenbares Vergütungs­ system, das es uns ermöglicht, unsere Patienten auch weiterhin auf gewohnt hohem Qualitätsniveau zu behandeln. Wir fordern nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Foto: Heidi Buck

3 000 Patientenunterschriften für das Sozialministerium: BNK-Vorsitzender Dr. Norbert Smetak am 31. März in Stuttgart

Interview: Heidi Buck


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Ernährung

Bananen für ein starkes Herz Obst und Gemüse sind gesund. Das ist bekannt. Für Herzpatienten haben Bananen, Trockenfrüchte, Aprikosen, Spinat und Feldsalat eine besondere Bedeutung. Warum? Sie liefern viel Kalium, das unmittelbar auf den Herzmuskel einwirkt. Kalium ist ein wichtiger Mineralstoff. Er sorgt dafür, dass Nervenimpulse reibungslos durch Ihren Körper geschickt werden. Zusätzlich unterstützt er die Muskelarbeit im gesamten Organismus, allen voran die Funktion des Herzmuskels. An und für sich reicht eine ausgewogene Ernährung aus, um den Körper mit ausreichend Kalium zu versorgen. Trotzdem gibt es Personengruppen, die von einem Mehr an Kalium profitieren. Allen voran Herzpatienten! Sie tun gut daran, auf eine gute Kaliumversorgung zu achten, weil Kalium den Herzmuskel stärkt. Studien belegen, dass kaliumreiche Lebensmittel einem Herzinfarkt vorbeugen können. Zusätzlicher Effekt: Sie senken den Blutdruck. Gute Gründe also, immer mal wieder eine Extraportion Obst und Gemüse zu essen, vor allem kaliumreiche Lebensmittel wie eben Bananen, Aprikosen, grünes Gemüse und Trockenfrüchte. Hier gilt ganz einfach: Greifen Sie zu!

Foto links unten: iStockPhoto (Susan Fox) · Foto rechts oben: iStockPhoto (Leo Kowal)

Da Kalium wasserlöslich ist, wird es beim Kochen mit dem Kochwasser ausgeschüttet. Deshalb schneiden gekochte Gemüse­sorten wie Spinat oder Rosenkohl

zur Kaliumversorgung nicht ganz so gut ab. Im Vorteil sind hier ungekochte Früchte wie Bananen. Als Kaliumlieferanten sind sie nahezu perfekt, da ihr Mineralstoff bis zum Verzehr erhalten bleibt. Trockenaprikosen oder Rosinen sind zwar wahre Kaliumbomben, weil sich beim Trocknen der Früchte das Kalium anreichert. Allerdings sollten Sie diese Lebensmittel nicht in allzu großen Mengen verzehren. Ihre verdauungsfördernde Wirkung kann im Übermaß schnell unangenehm werden. In kleinen Mengen leisten sie durchaus gute Dienste. Einen Vorteil haben Bananen ebenso wie Trockenfrüchte: Sie lassen sich bequem auf Reisen, zur Arbeit oder auch zu allen Freizeitaktivitäten mitnehmen. Das macht die Kaliumversorgung für unsere moderne mobile Gesellschaft besonders einfach. Doch bei all diesen Vorteilen sollten Sie immer beachten, dass Lebensmittel keine Medikamente ersetzen. Dies gilt insbesondere für Patienten, deren Herztätigkeit durch Medikamente reguliert wird. Hier können Lebensmittel zwar die Herzgesundheit unterstützen, Arzneimittel aber nicht ersetzen. Prinzipiell sollten Sie im Zweifelsfall immer Ihren Arzt befragen. Wer profitiert noch von einer guten Kaliumversorgung? Neben Herzpatienten sollten auch Sportler oder Personen, die viel schwitzen, mehr Kalium aufnehmen. Der Grund: Mit dem Schweiß verliert der Körper Kalium. Der Mineralstoff gerät dadurch leicht ins Minus. Eine Banane im Sportrucksack und kaliumreiches Mineralwasser sorgen hier schnell für den Ausgleich. Auch Personen, die regelmäßig Diuretika (Medikamente, die die Harnproduktion anregen) oder Abführmittel einnehmen, sollten immer wieder für einen Kalium-Nachschub sorgen, weil durch diese Medikamente ebenfalls vermehrt Kalium ausgeschieden wird. Auch hier gilt: Öfter mal eine Zwischenmahlzeit mit Trockenobst oder Banane einlegen!

Bananen schmecken auch in flüssiger Form. Besonders lecker: ein Bananen-Smoothie

Maria Hufnagl

Bananen-Smoothie Sorgen Sie für Abwechslung auf Ihrem Speiseplan. Pürierte Früchte sind in! Greifen Sie deshalb öfter zum Mixer und zaubern sich einen Smoothie. Für Herzpatienten ideal: der Bananen-Smoothie.

Zutaten für eine Person 1 kleine Banane 100 g Joghurt oder Buttermilch 1 Spritzer Zitronensaft ½ Päckchen Vanillezucker

Zubereitung Banane schälen und in Stücke schneiden. Mit den übrigen Zutaten im Mixer pürieren. Fertig!


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Service

Fragen an den Kardiologen Was ist eigentlich eine „TEE“? Und wann ist sie notwendig? Elisabeth K., 69, München

Wann ist eine TEE nun notwendig? Zum Beispiel dann, wenn bei einer Ultraschalluntersuchung ein Herzklappenfehler festgestellt wird. Dieser kann entweder durch eine Verengung der Klappe hervorgerufen worden sein oder aber dadurch, dass die

Klappe nicht korrekt abdichtet und Blut zurückfließt. Ein neu entdeckter Blutrückfluss kann durch eine akute Entzündung bedingt sein. In diesem Fall finden sich auch die für eine Entzündung typischen Veränderungen der Laborwerte. Eine akute Herzklappenentzündung ist eine möglicherweise lebensgefährliche Erkrankung, wenn sie unbehandelt bleibt. Die Symptomatik muss deshalb rasch abgeklärt werden. Dazu reicht die Ultraschalluntersuchung von außen aber häufig nicht aus, weshalb man sich das Herz von der Speiseröhre aus anschauen muss. Damit dies möglich ist, muss der Patient eine Ultraschallsonde schlucken. Das ist natürlich, obwohl die Sonde weder besonders dick noch flexibel ist, nicht sehr angenehm. Deshalb wird der Patient gut auf die Untersuchung vorbereitet: Zunächst wird mit einem Spray der Rachenraum örtlich betäubt, damit der Würgereflex vermindert ist. Nur in den seltensten Fällen ist zusätzlich eine Narkose erforder­lich. Ein erfahrener Arzt wird die Sonde dann ganz vor-

sichtig immer nur so weit vorschieben, wie der Patient schlucken kann. Aber noch einmal zurück zur Frage, weshalb die TEE bei Verdacht auf eine Herzklappenentzündung so wichtig ist: Bei dieser Erkrankung bilden sich zunächst kleine Ablagerungen auf der Klappe, die, wenn sie unbehandelt bleiben, weiter anwachsen können. Die Klappe kann dadurch nicht mehr richtig schließen, und es kommt zum Blutrückfluss. Diese Ablagerungen sind anfangs von außen schlecht zu sehen, weil der Abstand zwischen Schallkopf und Herz dafür zu groß ist und unter Umständen noch andere Gewebeschichten stören. Beim Schluckecho ist das anders: Herz und Speiseröhre liegen unmittelbar hintereinander, die Abstände sind klein, es kann keine Luft stören, die Strukturen sind deutlich besser darstellbar. Manche Teile des Herzens können sogar nur von der Speiseröhre aus eingesehen werden. Eine TEE ist deshalb auch dann erforderlich, wenn im Herzvorhof nach Blutgerinnseln gesucht werden muss, wie sie bei bestimmten Herzrhythmusstörungen – z. B. dem Vorhofflimmern – auftreten können. Die TEE ermöglicht dann in aller Regel eine schnelle und definitive Klärung der Symptome. Übrigens: Die meisten Patienten sagen nach der Untersuchung, dass es gar nicht so schlimm gewesen sei, wie sie befürchtet hatten.

Foto unten links: iStockPhoto (Alexey Fursov) · Foto oben rechts: iStockPhoto (Marzanna Syncerz)

Dr. med. Heribert Brück, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie, Erkelenz: Die Abkürzung „TEE“ steht für „Tra nsösophagea le Echo­­kardiograf ie“. Man versteht darunter eine spezielle Ultraschalluntersuchung des Herzens, bei der ein Endoskop mit eingebautem Schallkopf in die Speiseröhre eingeführt wird. Die TEE wird auch „Schluckecho“ genannt. Durch die unmittelbare Nähe zum Herzen lassen sich im Bereich der Speiseröhre im Fall von Erkrankungen der Herzvorhöfe oder Herzklappen detaillierte Antworten auf kardiologische Fragestellungen finden.


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BNK herzaktiv

Ich habe eine koronare Herzerkrankung und hatte vor Jahren zwei Bypass-Operationen, derzeit bin ich aber ohne Beschwerden. Bislang habe ich zur Lipidsenkung das Kombi-Präparat Inegy® eingenommen. Mein Kardiologe hat mir nun stattdessen Pravastatin verschrieben, da der in Inegy® enthaltene Inhaltsstoff Simvastatin nach Erkenntnissen amerikanischer Behörden krebserregend sei. Stimmt das so?

Foto oben: iStockPhoto (Steve Cole)

Gerhard Sch., 71, Neuenkirchen Dr. med. Peter Bosiljanoff, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie, München: Vermutlich bezieht sich die Aussage Ihres Kardiologen auf eine Studie, die im Herbst vergangenen Jahres veröffentlicht wurde: die sogenannte SEAS-Studie, in der unerwarteterweise eine erhöhte Rate verschiedener Krebserkrankungen bei den mit Inegy® behandelten Patienten aufgefallen war. Es war – absolut gesehen – nur eine geringe Anzahl (105 gegenüber 70 in der „Placebo-Gruppe“) betroffen, aber der Umstand als solcher hat in der Fachpresse ein lautes Echo hervorgerufen und allgemein für einige Aufregung gesorgt. Eine Gruppe englischer Mathematiker und Statistiker („Clinical Trial Service Unit and Epidemiological Studies Unit at Oxford University“) hat sich mit dieser Thematik beschäftigt und Daten aus anderen Studien, in denen ebenfalls Inegy® verwendet

wurde, zusammengetragen. Das Ergebnis dieser Analyse führte in der Fachwelt zu einer Entwarnung, sodass der Verdacht auf Krebs-Auslösung nicht aufrechtzuerhalten war. Natürlich stehen Medikamente in Hinblick auf ihre Nebenwirkungen ganz allgemein immer auf dem Prüfstand, sodass wir auch künftig nicht vor neuen und oftmals überraschenden Erkenntnissen gefeit sein werden. In Ihrem Fall fällt mir die Antwort aber nicht schwer: Bei Patienten mit koronarer Herzerkrankung und erfolgter Bypass-OP besteht, bedingt durch die Erkrankung, leider immer die Gefahr schwerer kardiovaskulärer Komplikationen. Dieses Risiko soll durch die Einnahme von Medikamenten verringert werden. Eventuelle Nebenwirkungen müssen sich an dieser therapeutischen Erwartung messen lassen. Nach meinem Kenntnisstand sind heute weder die Substanz Simvastatin noch die Substanz Ezetimib, welche in dem Präparat Inegy® kombiniert sind, als krebserregend einzustufen. Insofern stünde deren Einsatz nichts im

Wege. Andererseits möchte ich aber auch betonen, dass bei Patienten mit koronarer Herzerkrankung nach den geltenden kardiologischen Leitlinien ein gewisser ZielCholesterinwert (z. B. LDL-Cholesterin < 100 mg/l oder gar < 70 mg/l) erreicht werden soll. Dabei spielt es letztlich keine Rolle, mit welchem Statin-Präparat – neben der entsprechend cholesterinarmen Ernährung also gegebenenfalls auch mit Pravastatin – dieses Ziel erreicht wird. Wie die Erfahrung zeigt, müssen zur Erreichung des LDL-C-Zielwertes aber oftmals kom­binierte Therapien – wie der zusätzliche Einsatz von Ezetimib – angewandt werden.

Haben auch Sie eine Frage an den Kardiologen? Schreiben Sie uns: redaktion@bnk-service.de · Fax 089 33038139

BNK Service GmbH Redaktion „BNK herzaktiv“ Siegesstraße 15, 80802 München


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