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Versorgungsdaten für die Forschung zentral nutzbar

Über den Europäischen Gesundheitsdatenraum (EHDS) wird noch diskutiert hierzulande gibt es bereits einen zentralen Datenzugang für Forschende.

Prof. Dr. Sylvia Thun, Direktorin Core-Unit eHealth und Interoperabilität BIH an der Charité Berlin, nannte es den „kleinen EHDS“: Die Rede ist vom Deutschen For schungsdatenportal für Gesundheit (FDPG). Als wesentlicher Baustein der Medizininformatik-In itiative (MII) bietet es Forschenden einen zentra len Zugriff auf Versorgungsdaten der deutschen Universitätskliniken.

Ziel der MII ist es, Routinedaten aus der Patienten versorgung bundesweit digital zu vernetzen und für die medizinische Forschung verfügbar zu machen – um somit Krankheiten effektiver behandeln zu können. Dazu wurden, gefördert vom Bundesforschungsministeriums (BMBF), an über 30 Standorten der Universitätsmedizin Datenintegrationszentren aufgebaut, die Patientendaten und Bioproben aus der Routineversorgung datenschutzgerecht bereitstellen. Die Daten sind im FHIR-Format standardisiert und können auf Basis des MII-Kerndatensatzes abgefragt werden, der grundlegende demographische sowie klinische und versorgungsrelevante Merkmale umfasst. Das FDPG bietet nicht nur einen zentralen Zugriff auf diese Daten, sondern stellt auch standardisierte

Prozesse zur Beantragung und zur vertraglichen Regelung bereit. Mit einer Machbarkeitsanfrage können sich Forschende zunächst einen Überblick verschaffen, zu wie vielen Fällen entsprechend ihren Suchkriterien Daten verfügbar sind. Voraussetzung für eine Datennutzung ist ein positives Ethikvotum der eigenen Einrichtung für das jeweilige Forschungsvorhaben. Über den Antrag entscheiden Use-and-Access-Committees der angefragten Universitätsklinik – die Datenhoheit bleibt also bei den einzelnen Standorten. Die MII hat auch eine Website für Patienten erstellt und in einer aktuellen Stellungnahme ihr Datenschutzkonzept erläutert: Die Datennutzung beim FDPG ist immer einwilligungsbasiert und somit auch unabhängig davon, welche Lösungen für die ePA oder den Europäischen Gesundheitsdatenraum letztlich gewählt werden.

Doch inwieweit werden Strukturen, Erfahrungen und Governance-Prozesse des Forschungsdatenportals beim Aufbau einer Gesundheitsdateninfrastruktur durch das Bundesgesundheitsministerium (BMG) genutzt? In der Digitalisierungsstrategie des BMG fehlte eine Aussage dazu. Auf Nachfrage sagte eine Sprecherin des Ministeriums, das FDPG stelle „ein gelungenes Beispiel dar, wie ein zentraler Zugangspunkt für die Forschung zu bestimmten Datensätzen geschaffen werden kann“. Die Einbindung von Netzwerken wie dem der Universitätsmedizin und der Medizininformatik-Initiative sei selbstverständlich, es bedürfe aber „nachhaltiger Strukturen, die national und europäisch aufgebaut und angeschlossen werden können“. Hierzu befänden sich BMG und BMBF im Austausch untereinander sowie mit den entsprechenden Infrastrukturen.

Mehr zur MII: https://voge.ly/vglhzBZ/

Autor: Nicola Hauptmann

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