ARTMAPP #30, Sommer 2022, Vorschau

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KUNST UND REISEN

Juli – Oktober 2022

Miriam Cahn „Meine Juden“ Wiesbaden · Fulda documenta-Stadt Kassel Oskar Schlemmer 100 Jahre Triadisches Ballett in Stuttgart Karin Kneffel · Vera Röhm · Franz Erhard Walther


55. INTERNATIONALER KUNSTMARKT 16. — 20. NOVEMBER 2022


THIS IS NOT A WANDERWEG

Titelmotiv: Aljoscha, „Alexandriya, Alexandrian geriatric boarding house” (aus der Serie „Надiя – Projekt Hoffnung”), Detail, 2022, Lambda Print, 57 x 83 cm

Editorial #30 / 202 2

Reiner Brouwer, Foto: René Antonoff

Projekt Hoffnung Wie selbstverständlich genießen wir ­w ieder das Reisen und das Kunstgucken: Diesen Sommer ging es nach Venedig, Basel, Kassel … und ich fuhr in die Graf­ schaft Bentheim an der Grenze zu den Niederlanden, um mich mit Aljoscha, dem in Düsseldorf lebenden Künstler mit ­u krainisch-russischen Wurzeln, auf der Burg Bentheim zu treffen.

Aljoscha, 2020, Foto: Studio Aljoscha

Lieber Aljoscha, Deine bizarr geformten Objekte, rosa-violett schwebendes Acrylglas über einer im Raum hängenden Madonnenfigur. Was verbirgt sich hinter dem Titel „Reinvigorated, Rejuvenated“ dieser würdevollen und hoffnungsfrohen Installation? Auf Deutsch übersetzt hieße der Titel etwa: „Neu belebt und verjüngt“. Für mich ist das Leben im Universum so unbe­ schreiblich wundersam, so unfassbar un­ möglich und mit jedem neuen Lebe­wesen sich wieder erneuernd, verkomplizierend und verjüngend, dass ich manchmal vom Staunen und vor Bewunderung gedanklich ohnmächtig werde. Diese Impulse ver­ suche ich in mein biofuturistisches Werk, Statement und Bioethik zu implementieren und zu manifestieren.

Bei Beck & Eggeling in Düsseldorf hatte ich zum ersten Mal Gelegenheit, Deine Malerei zu sehen: Landschaft als Organismus. Ist daraus die Idee der schwe­ benden Objekte geboren? Seit meiner Kindheit war es für mich sehr wichtig, die Idee vom Leben, vom ­O rganismus, von der Landschaft oder die Gesellschaft als komplexe Prozesse wei­ terzuvermitteln. Erst später, als meine Ge­ mälde zu dicht und sogar dreidimensional wurden, fing ich gezielt an, ins Schweben­ de, scheinbar Schwerlose überzugehen. In Deiner eindrucksvollen Fotoserie ­„Project Hope“, Ergebnis einer Reise im März/April durch entfernte Gebiete der Ukraine in verlassene Schulen und Kinder­heime, zeigst Du Menschen, die blieben und nicht fliehen konnten. Brachten Deine ­Installationen ihnen ein wenig Hoffnung, Trost und Freude? Ja, genau, direkt nach den Installa­ tionen redeten die Lehrer und ­D irektoren spontan über die Hoffnung – und wenn man bewegt ist, redet man über das, was am dringendsten ist. Pädagogen hofften auf Rückkehr der Kinder und auf neue, bessere, friedvolle Zeiten. Offensichtlich schenkte unsere Arbeit einfach den ­M enschen die Schönheit und Zuversicht. Die ukrainische Bevölkerung hofft ständig, Tag für Tag, auf ein Wunder, auf das Ende des Wahnsinns. Liebe Leserinnen und Leser, ich wünsche Ihnen viel Freude auf Ihrer persönlichen ­Entdeckungstour mit ARTMAPP! Reiner Brouwer Herausgeber

Nahezu 40 Museen auf 37 km2 Stadtgebiet; alle Infos dazu auf basel.com


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inhalt ARTM APP Sommer 202 2

Wiesbaden. Kurstadt und Zarenreich S . 18 F ra n k S t e l l a : A l e x e j - v o n - J a w l e n s k y - P r e i s t rä g e r S. 26 Wiesbadener Fototage „ U n r u h i g e Z e i t e n“ S. 38 Marinella Senatore, „WE RISE BY LIFTING OTHERS“, 2020, Palazzo Strozzi, Florenz, Foto: OKNO Studio, Ausstellung im Kurgarten Baden-Baden

Franz Erhard Walther Atelierbesuch in Fulda S. 54

Miriam Cahn. Kompromisslos Die Schweizer Künstler in e rhält de n 1 4 . R ube n spre i s

Documenta-Stadt Kassel Make f r iends no ar t? S. 66

Biennale Bregaglia 2022

S . 10 2

Karin Kneffel. Aufgeladene Realität Ma x Er nst Museum Br ühl S . 12 4

Leitgedanke ist die „Ve r b i n d u n g d e r B e r g e l l e r D ö r f e r“ S . 10 0

© documenta fifteen, Dan Perjovschi,

ARTMAPP

SOMMER 2022

Foto: Nicolas Wefers

Tomi Ungerer

Die Freiheit der Ideen bis 23.10.22 Städtische Galerie Offenburg heimattage-offenburg.de


VO N D E R H EYDT MUSEUM W U PPE RTAL FREMDE SIND WIR U N S S E L B ST B I L D N I S S E V O N PA U L A MODERSOHN-BECKER BIS Z ANELE MUHOLI 21.8.22 – 29.1.23

Franz Erhard Walther in seinem Atelier in Fulda, Foto: Simone Twiehaus, 2022

NUR SKULPTUR! D a s g ro ß e S o m m e r t h e m a m i t A r b e i t e n unte r ande re m von R obe r t Schad,

Appetizer

Ve ra R ö h m , T i l l A u g u s t i n , A l j o s c h a

R eiset ipps zu Kunst und Kult ur

u n d B l i c k a u f d i e N o rd A r t i m

S. 84

­K u n s t w e r k C a r l s h ü t t e S . 13 6

Oskar Schlemmers Tria­d isches Ballett wird 100

Medientipps Katalogempfehlungen S. 206

St ut tgar ts Moder ne der 1920er

Termine

S . 18 8

Ausstellungen f ür Entdecker S . 210

Marinella Senatore. „Luminare“

Impressum

Süditalienische Bühne f ür alle

S. 223

[oben] Zanele Muholi, Ntozhake I, Parktown 2016, 2016, Silbergelatine-Print, Dauerleihgabe an das Von der Heydt-Museum © Zanele Muholi. Courtesy of Stevenson, Amsterdam/ Cape Town/Johannesburg and Yancey Richardson, New York [unten] Paula Modersohn-Becker, Mädchenbildnis mit gespreizter Hand vor der Brust, 1905, Von der Heydt-Museum Wuppertal

im Kurgar ten B aden-B aden S . 19 8

Nevin Aladağ, „Color Floating I + II“, Foto: Michel Gilgen, Biennale Bregaglia 2022, © VG Bild-Kunst, Bonn 2022

Die Ausstellung wird gefördert durch


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Opelbad am Südhang des Nerobergs mit Blick auf Wiesbaden, Foto: © mattiaqua

Da s F re ibad in de n klare n Linie n des Ne ue n B aue n s w u rd e z w i s c h e n 1 9 3 3 u n d 1 9 3 4 e r r i c h t e t . D e r a u s W i e n s t a m m e n d e A r c h i t e k t F ra n z S c h u s t e r p l a n t e ge me in sam mit de m A rchitek te n Edmund Fabr y sowie mit dem Landschaf ts- und Gar tengestalter Wilhelm H i r s c h d i e e i n z i g a r t i g e a m S ü d h a n g d e s N e ro b e r g s gelegene Anlage. Die weißen B aukör per und die von „ R e l i n g s“ b e g r e n z t e n d e c k a r t i g e n Te r ra s s e n w i r k e n i n i h r e r F o r m e n s p ra c h e w i e S c h i f f s a r c h i t e k t u r.

Georg Johann Köhler (1890–1944), „Ihr Wochenend? Opelbad Wiesbaden“, 1934, Titelblatt einer Werbebroschüre, Privatsammlung Wiesbaden


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wiesbaden

K U R S TA D T U N D Z A R E N R E IC H „Wiesbaden – wunderbar!“ So lautete einmal der Slogan der hessischen

im Zweiten Weltkrieg kaum zerstörte Wiesbaden eine der wärmsten Städte in Deutschland. Das wussten bereits die Römer: Schon im ersten Jahrhundert legten sie hier die Siedlung „Aquae Mattiacorum“ an. „Wisibada“, das Bad in den Wiesen, wurde im neunten Jahrhundert erstmals erwähnt. Einhard, der Biograf Karls des Großen, soll – wenn die Legende stimmt – hier seine Rheuma­beschwerden kuriert haben.

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immer einen Ausflug wert. Vor den Taunushöhen am Rhein gelegen, ist das

SOMMER 2022 — WIESBADEN

Landes­hauptstadt. Und tatsächlich ist die Stadt mit den 26 Thermalquellen


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NUR SKULP TUR!


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R AU M BA S I E RT E W E R K E Während früher mit dem Begriff „Skulpturen“ Kunstwerke umschrie­ ben wurden, die durch das Abtragen von beispielsweise Holz oder Marmor entstehen, meint „Plastik“ Arbeiten, die aus weichen Materi­ alien wie Ton oder aus Bronze aufgebaut werden. Mit der Erweiterung des Skulpturenbegriffs nach 1945 ging diese Trennschärfe verloren. Heute umschreiben beide Begriffe gleicher­ maßen raumbasierte Werke, die Elemente der Performance und Installation ebenso beinhalten können wie das Moment des Flüchtigen und Temporären. Beide Aspekte vereint Fujiko Nakaya in ihren ­Nebelskulpturen, die im Haus der Kunst in München in der ersten

Fujiko Nakaya, „Nebel Leben“, Kinderpreview, Haus der Kunst, 2022, Foto: Judith Buss

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SOMMER 2022 — NUR SKULPTUR!

Werkschau der japanischen Künstlerin erlebt werden können.


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