ARTMAPP #31, Winter 2022/23, Vorschau

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Angela Glajcar · Candida Höfer · Joan Jonas4 1 9 8 3 6 7 7 0 9 8 0 6 0 3 9,80 € (D/LUX) 10,10 € (A) 12,90 SFR Ludwigshafen Street Life am Rhein Fürstentum Liechtenstein Kunstschätze Faszination Papier Skulptur Malerei Installation KUNST UND REISEN November 2022 –Februar 2023

Eine Bilanz

Diaspora Hohenems

Auf dem Weg zur „Liechtenstein-Schau“ von Candida Höfer besuchte ich in Hohen ems, Vorarlberg, den Fotografen Peter Mathis, der berühmt ist für seine Aufnahmen der Berge im Winter. Mathis machte mich mit Hanno Loewy bekannt, Direktor des Jüdischen Museums Hohen ems, der vor wenigen Tagen den Öster reichischen Museumspreis 2022 entgegennehmen durfte.

Ihr Haus ist ein mutiges Museum, das gerne provokante Fragen in den Raum bringt. Der aktuelle Ausstellungstitel „Ausgestopfte Juden?“ dürfte nicht unumstritten sein?

HL: Wir versuchen, einen ironischen Umgang mit unseren Themen zu kulti vieren. Wobei Ironie nicht zynisch oder arrogant sein sollte. Und dazu gehört auch, sich wie in diesem Fall, mit den Jüdi schen Museen überhaupt zu beschäftigen. Mit dieser Ausstellung stellen wir die Frage danach, was eigentlich in unserer Gesellschaft gemeint ist, wenn jemand „jüdisch“ sagt. Museen sind öffentliche Orte, an denen Gesellschaften etwas aus verhandeln. Und über kaum etwas wird heute so viel gestritten wie über Fragen von Antisemitismus und Rassismus, Identität und Weltoffenheit.

Das Museum betritt man durch einen kleinen Garten im Herzen der Stadt. Es ist als offene Institution angelegt, die Reisende wie Ortsansässige einlädt. Wie lassen sich die Aktivitäten des Museums beschreiben?

KUNSTMUSEUM MAGDEBURG

KLOSTER UNSER LIEBEN FRAUEN

Lieber Herr Loewy, die Preisjury würdigt die Arbeit Ihres Museums mit den Worten: „Das Jüdische Museum erzählt die Ge schichte einer Diaspora-Gemeinde, aber greift gleichzeitig aktuelle Themen auf.“ Können Sie hier ohne den Medienrummel und politischen Druck in Ruhe arbeiten?

Hanno Loewy: Hohenems ist ein magischer Ort. Ja, man kann hier ent spannt auch die großen Themen der Gegenwart angehen, die sonst oft polari sieren. Wir wollen wissen, wohin Europa sich ent wickelt. Jüdische Museen sind Orte, an denen man ausprobieren kann, mit Zweideutigkeit, mit Mehrdeutigkeit souveräner umzugehen.

HL: Wir bauen Brücken zwischen der konkreten Geschichte des Ortes und der Region. Zwischen den verschiedenen Menschen, die hier leben − egal welchen Migrationshintergrund sie haben –, und den vielen Gästen, die in diese selbst schon internationale Region reisen. Wir bespielen nicht nur unser Haus mit Ausstellungen, kritischen Vorträgen und Diskussionen, Musik, Literatur und einer Sommeruniversität. Wir gehen auch hinaus in die Stadt und an die Grenze, die einmal ein Hotspot von Flüchtlingen und Fluchthelfern war.

Liebe Leserinnen und Leser, ich wünsche Ihnen viel Freude auf Ihrer persönlichen Entdeckungstour mit ARTMAPP!

Das Kunstmuseum Magdeburg verfügt über die bedeutendste Sammlung nationaler und internationaler Kunst der Gegenwart in Sachsen-Anhalt. Neben den gezeigten Werken ist auch der Ort einzigartig: das Kloster Unser Lieben Frauen - Magdeburgs ältester erhaltener Gebäudekomplex. Zeitgenössische Kunst trifft auf romanischen Bau.

Seit Herbst 2022 erweitert ein Dachgeschoss die Ausstellungsfläche und ermöglicht einen Rundgang durch die Kunst auf vier Etagen.

Regierungsstr. 4-6 39104 Magdeburg www.kunstmuseum-magdeburg.de

Reiner Brouwer Herausgeber
Titelmotiv: Baqer Ahmadi, „Appearance and Disappearance”, Standbild, 2021, 2-Kanal-Videoinstallation, 16:40/14:36 min, Ton, Auflage 5/5, Im Auftrag des Vereins Treibsand, Courtesy: der Künstler, Ausstellung „The Other Kabul. Remains of the Garden“ im Kunstmuseum Thun
Reiner Brouwer, Foto: René Antonoff
EDITORIAL #31 2022/23
Hanno
Loewy, Foto: © Julie Walser
KMd
KUNSTMUSEUM MAGDEBURG KLOSTER UNSER LIEBEN FRAUEN KMd SUSAN MEISELAS MEDIATIONS 18.10.2022 - 29.01.2023 Abb: Nilz Böhme (oben), Susan Meiselas, Sandinistas at ■the walls of the National Guard headquarters: ,Molotov • Man', Esteli, Nicaragua, July 16th, 1979 © Susan Meiselas / Magnum Photos (unten)
inhalt Almagul Menlibayeva, „The Bus Stop Konehchnaya“, 2018, Ausstellung „The Other Kabul. Remains of the Garden“ im Kunstmuseum Thun Götz Diergarten, o.T. (Pirmasens III) © VG Bild-Kunst, Bonn 2022ARTMAPP WINTER 2022/23 ARTMAPP Winter 2022/23 LUDWIGSHAFEN S. 18 On the Road Interview mit René Zechlin, Wilhelm-Hack-Museum S. 20 Ludwigshafen am Rhein Ein Kulturrundgang S. 24 FLUX4ART Landeskunstschau zeitgenössischer Kunst in Mainz und Neuwied S. 32 Das Individuelle im Uniformen Götz Diergarten S. 48 Provokation auf ganzer Linie Ausstellung im Jüdischen Museum Hohenems S. 156 Kunst in der Herzkammer der Demokratie Gespräch mit Werner Tammen S. 166 LIECHTENSTEIN S. 56 „Liechtenstein“ Candida Höfer S. 58 Spaziergang mit Hanna Roeckle Kunstland Liechtenstein S. 60 FASZINATION PAPIER S. 94 Terforationen Angela Glajcar S. 102 Schöpfung und Materie Aja von Loepers Kunst aus Papier S. 108 Haus des Papiers, Berlin Interview mit Annette Berr und Ul Vohrer S. 112 FEMALE POSITIONS S. 120 Fünf Frauen Joan Jonas, Etel Adnan, Mona Hatoum, Dayanita Singh, Paula Rego S. 122 6
KUNSTSAMMLUNG JENA www.kunstsammlung-jena.de KUNSTSAMMLUNG. Städtische Museen Jena. JenaKultur 9.4. –26.6.2022 K UNSTSAMMLUNG JENA www.kunstsammlung-jena.de · Di – So 10–17 Uhr SVEN JOHNE VOM VERSCHWINDEN KUNSTSAMMLUNG. Städtische Museen Jena. JenaKultur 19.11.2022 – 12.3.2023 VI DEOS 26.11.2022 – 19.3.2023 Caroline Broadhead, Kuratorin Sonderschau SCHMUCK, „Handwerk & Design” 2023, München, Foto: © Caroline Broadhead Barbara Probst, Exposure #152 N.Y.C., Boradway & Broome Street, 2020, Ausstellung im Wilhelm-Hack-Museum, © VG Bild-Kunst, Bonn 2022 Gärten der Sehnsüchte „The Other Kabul. Remains of the Garden“ im Kunstmuseum Thun S. 136 SCHMUCK MODE DESIGN S. 146 Ledermuseum Offenbach Zeitlos-moderne Taschen und Handschuhe S. 148 SCHMUCK 2023 – IHM München Forum des zeitgenössischen Schmucks S. 150 Design im Dialog Von München bis Schwerin S. 152 APPETIZER Reisetipps zu Kunst und Kultur S. 188 Medientipps Katalogempfehlungen S. 90 TERMINE Ausstellungen für Entdecker S. 196 Impressum S. 207 GENDER-HINWEIS: Aus Gründen der Lesbarkeit verzichten wir auf gleichzeitige Verwendung der Sprach formen männlich, weiblich und divers. Wir meinen bei Personenbezeichnungen grundsätzlich alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform hat ausdrücklich redaktionelle Gründe und beinhaltet keine Wertung oder ist als eine Verletzung des Gleichheitsgrundsatzes misszuverstehen.
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„Street Life“ am Rhein

Ludwigshafen ist eine moderne Industriestadt am Rhein und nach Mainz die zweitgrößte Stadt in Rheinland-Pfalz. Be kannt als Hauptsitz der BASF sowie Heimatstadt von Helmut Kohl und Ernst Bloch ist die junge Großstadt inmitten der Metropolregion Rhein-Neckar berühmt für ihre Straßen, Brücken, Alleen und die Bewegung entlang des Rheins. Passend dazu wird das Leben auf der Straße in der aktuellen Ausstellung „Street Life“ und den zahlreichen Murals, die den urbanen Raum positiv verändern und aktiv an der Belebung der gesamten Stadt mitwirken, thematisiert.

www.lukom.com

ARTMAPP WINTER 2022/23
— LUDWIGSHAFEN AM RHEIN Cinta Vidal, Mural in der Saarlandstraße, Ludwigshafen, 2022, Foto: © Norbert Hufler
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LIECH TEN STEIN

Kunstschätze im Fürstentum

Die geringe Fläche des Fürstentums Liechtenstein, das reiz voll in der voralpinen Landschaft zwischen der Schweiz und dem Vorarlberg gelegen ist, beherbergt eine erstaunliche Vielfalt von Kultur und Bildungsinstitutionen. Eine eigene Universität, eine namhafte Kunstschule sowie die Musik akademie bilden den idealen Nährboden für eine lebendige Kunst- und Kulturszene. Die ideale Mischung aus heimischer Kultur und international renommierten Positionen in den Museen und Galerien, sowie viel Kunst im öffentlichen Raum machen Liechtenstein zu einem idealen Ziel für einen inspirierenden Ausflug. Es lohnt sich, auch ein wenig länger zu bleiben. Denn abends winken attraktive Theater- und Konzertveranstaltungen sowie stylische Bars und Kulinarik vom Feinsten.

Candida Höfer, „Passage Vaduz 1”, 2021, C-Print, 184 x 171,8 cm

© Candida Höfer, Köln / VG Bild-Kunst, Bonn 2022

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ARTMAPP WINTER 2022/23 — LIECHTENSTEIN 57

femalepositions

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Im Jahr der ersten transhistorischen, der 59. Internationalen Kunstbiennale Venedigs besinnen sich die Museen hierzulande glück licherweise endlich auch auf die Künst lerinnen.

Dabei werden die Grandes Dames, die seit Jahr zehnten ihre Arbeit tun, wieder oder ganz neu entdeckt und manchmal gerade noch so zu Lebzeiten in Retrospektiven gefeiert. In Gruppenausstellungen agieren zeitgenössische und junge weibliche Positionen längst auf Augenhöhe in den Themen unserer Zeit.

AMREI HEYNE
ARTMAPP
WINTER 2022/23 — FEMALE POSITIONS Joan Jonas, Performance „Mirror Piece I & II“, 1969/2018, Haus der Kunst, Foto: Franz Kimmel, © VG Bild-Kunst, Bonn 2022
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Das Accessoire

Mode besteht, das verdeutlichen eindrücklich vor allem die Museen für Kunsthandwerk, nicht nur aus Hose oder Rock, Hemd oder Bluse, Sneakern oder Loafern, Mantel oder Jacke. Vielmehr gehören auch mehr oder minder kleine Accessoires zum Outfit, vom Hut über den Schmuck bis hin zu Tasche, Handschuh und Schal. Man drückt, so die landläufige Lesart, mit dem eigenen Stil auch Identität aus; zugleich erfüllt die Kleidung und die Art, wie wir uns kleiden, eine große Bandbreite gesellschaftlicher Codes. Eines jener Museen, das sich die sen „Kleinigkeiten“ verschrieben hat, ist das Deutsche Ledermuseum in Offenbach, das 1917 aus einer Lehrsammlung für angehende Hand werker und Lederwarenproduzenten hervorging, die inzwischen auf über 30.000 Objekte angewachsen ist. Gezeigt werden Ausstel lungen, die sich kultur- und epochenübergreifend mit Alltags- und Luxusgegenständen auseinandersetzen.

linke Seite: Blick in die Ausstellung „TSATSAS Einblick Rückblick Ausblick”, Kapitel TECHNICOLOR, bis 26. März 2023, Deutsches Ledermuseum, Offenbach am Main, Foto: © Gerhardt Kellermann

ARTMAPP WINTER 2022/23 — SCHMUCK / MODE / DESIGN
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faszination PAPIER

Masse und Leichtigkeit

„Papier verkörpert Zartheit und Stärke, Fragilität und Festig keit, es wirkt gleichermaßen unberührbar wie haptisch anziehend“, stellte die Gründerin des „Haus des Papiers“ in Berlin, Annette Berr, einmal fest. Kein anderes Material ist so wandelbar. Zerknüllt, geklebt, geformt, bedampft oder geknickt – wie unterschiedlich Papier als Material in der zeit genössischen Kunst wirken kann, zeigt eine Ausstellung im Gustav-Lübcke-Museum in Hamm. Aus einem Baum ent standen, kann, vielfach geschichtet und geklebt, Papier wie Holz bearbeitet werden. Als Skulptur, Origami, Scheren schnitt oder Pappmaché erzeugt es eine eigentümliche Gleichzeitigkeit von Masse und Leichtigkeit. Die Kunstwerke sind nicht nur ästhetisch faszinierend, sondern sprechen zu uns aus Natur, Architektur und Mathematik.

Ausstellung „Faszination Papier – fascination paper“, bis 15. Januar 2023 im Gustav-Lübcke-Museum, Hamm

Bianca Severijns, „Protective Blanket“, 2019, © Sigal Kolton
ARTMAPP WINTER 2022/23 — FASZINATION PAPIER
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