M Ä R Z – J U N I 2 0 19 8 ,9 0 € ( D ) 10 ,9 0 € ( A ) 13 ,9 0 S F R artmapp.net
D as Kunst m a g a zin f ür Ent d e c ke r
Die Kunst-App im App Store und bei Google Play mobil.artmapp.net
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MAIN & FRANKEN
BAUHAUS WEIMAR THÜRINGEN
BÖHLER & ORENDT OVERBECK VASCONCELOS
BERLIN BREMEN RAVENSBURG SALZBURG TÜBINGEN WINTERTHUR
GALERIE KORNFELD • BERN
© 2019, ProLitteris, Zurich
KENNERSCHAFT UND TRADITION SEIT 1864
NICOLAS DE STAËL Honfleur. 1952 Öl auf Leinwand. 60 : 81 cm. Catalogue raisonné 529. Auktion Juni 2019
AUKTIONEN 13. UND 14. JUNI 2019 KUNST DES 19./20. JAHRHUNDERTS UND GEGENWARTSKUNST GRAPHIK ALTER MEISTER
Kataloge online und auf Bestellung erhältlich ab Mitte Mai
Galerie Kornfeld Auktionen AG Laupenstrasse 41 | Postfach CH-3001 Bern Telefon +41 (0)31 381 46 73 galerie@kornfeld.ch www.kornfeld.ch
Titelmotiv: Julia Gunther, „Black Mamba Zenzele”, aus dem Kapitel „The Black Mambas”, South Africa, 2017, der Serie „Proud Women of Africa” (siehe S. 106), Courtesy: Mirko Mayer Galerie, Köln
EDI TOR I A L #20 2019
Reiner Brouwer, Foto: © Carmen Jäger
Lebensfluss
Am 28. Juni wird in Aschaffenburg das neue Christian Schad Museum eröffnet. Grund genug, diese wunderbare Fluss landschaft mit unserem langjährigen Autor, Kurator und Fotokünstler Marc Peschke vorzustellen. Er wohnt an der Tauber mündung in Wertheim am Main, nur eine halbe Autostunde von Aschaffenburg und Würzburg entfernt. Ein idealer Ausgangs punkt für unsere Recherchen. Hallo Marc, in dieser Ausgabe beschäftigen wir uns ausführlich mit der Kulturregion Main & Franken. Was bedeutet dir diese Region? Der Fluss Main ist mir biografisch sehr nah: Ich bin in Offenbach geboren, habe in meiner Kindheit in Mühlheim und Hanau gelebt, habe in Wertheim mein Abitur gemacht und dann in Mainz Kunstgeschichte studiert – wo der Main in den Rhein fließt. In Frankfurt habe ich nach dem Studium eine Galerie mit betrieben. Der Main ist sozusagen mein Lebensfluss – bis heute. Wenn ich heute auf der A3 von Frankfurt nach Süden fahre, denke ich immer: Hinter dem Spessart fängt der Süden an.
Was zeichnet diese Region aus? Hinter der großen Kunststadt Frankfurt gibt es ganz viel zu entdecken. Wir folgen dieser Spur in ARTMAPP über Aschaffen burg, Wertheim, Würzburg, Schweinfurt bis hin nach Bamberg in die Metropol region Nürnberg. Hier am Main und seinen Nebenflüssen trifft – und das ist kein touristisches Klischee – eine genuss reiche, geschichtsreiche Gegend auf zeit genössische Kunst und Kultur. Man kann hier herrlich in Flüssen und Seen baden, Radtouren unternehmen, Natur entdecken, gut speisen. Ich kann darin vor allem Lebensqualität erkennen. Du arbeitest nicht nur als Kunsthistoriker und Autor, sondern auch als Mitkurator einer Galerie und bist selbst auch Künstler. Ist die Region ein guter Ort für zeitgenössische Kunst? Städte wie etwa Wertheim, Aschaffenburg oder Würzburg sind nah am Rhein-Main-Gebiet gelegen – man ist von Wertheim in circa einer Stunde in Frankfurt. Die Anbindung an die Metropolregion Rhein-Main ist gut, aber auch Nürnberg oder Stuttgart sind nicht weit. In der vermeintlichen „Provinz“ sind die Wege kurz und die Mieten für Ateliers und Ausstellungsräume noch günstig. Zudem steht die Region wirtschaftlich gut da. Insofern ist Main & Franken bestimmt kein schlechter Ort, um künstlerisch zu arbeiten.
Bauhausgebäude, Dessau-Roßlau
Eiermannbau, Apolda
Liebe Leser, ich wünsche Ihnen viel Spaß auf Ihrer Entdeckungstour mit ARTMAPP! Reiner Brouwer Herausgeber Foto: © Marc Peschke
Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages sowie durch das Land Sachsen-Anhalt und den Freistaat Thüringen.
Giuseppe Penone, Ripetere il bosco (Detail), 1969–1997, Edeltannenholz Š VG Bild-Kunst, Bonn 2019 / Foto: Archivio Penone
Moderne Galerie
modernegalerie.org
Giuseppe Penone ab 13.4.2019
Mit freundlicher UnterstĂźtzung von
Komet | Otto Piene | 1973 More Sky Collection | © VG Bild-Kunst, Bonn 2019
Bahnhof Rolandseck
Förderer
OTTO PIENE ALCHEMIST UND HIMMELSSTÜRMER 17. März 2019 – 5. Januar 2020
Arp Museum Bahnhof Rolandseck | Hans-Arp-Allee 1 | 53424 Remagen | Di bis So und an Feiertagen 11–18 Uhr | Informationen +49 2228-9425-0
Vasconcelos
www.maxernstmuseum.lvr.de
Gefördert durch
Tickets inklusive VRS-Fahrausweis
Joana Vasconcelos, Rotes unabhängiges Herz Nr. 3, 2013, Plastikbesteck, Eisen, Metallkette, Motor und Sound-Installation, Fundação Joana Vasconcelos, Lissabon, © VG Bild-Kunst Bonn, 2019 | Foto: DMF, Lissabon/© Unidade Infinita Projectos
Inhalt
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(auszugsweise)
ARTM APP Frühjahr 2019
Thomas Richter, Foto: Philipp Endemann
Direktor Erich Schneider, Museum für Franken, Foto: Katja Krause
Julia Gunther, Foto: Isabella Rozendaal
Main & Franken
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NEU ES MUSEU MSQUART IER IN ASCHAFFENBU RG Ein Gespräch mit Direktor Thomas Richter – von Christoph Schütte
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EIN SCHLÖSSCHEN F Ü R DIE KU NST Das Schlösschen im Hofgarten in Wertheim – von Marc Peschke
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FR A NKEN FEST IM BLICK Interview mit Erich Schneider, Direktor des Museums für Franken von Marc Peschke
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A NGEBOT E ZU M VISU ELLEN DENKEN Das Museum im Kulturspeicher in Würzburg – von Marc Peschke
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ZEHN JAHR E KU NST HALLE SCHW EINF U RT Kunst nach 1945 in Deutschland – von Marc Peschke
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DIE GENESE DER MODER NE Das Museum Georg Schäfer in Schweinfurt – von Marc Peschke
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OU R SOLE DESIR E IS TO PLEASE Matthias Böhler & Christian Orendt – von Stefanie Heckmann
80
DAS MUSEU M R ET T I-PAL AIS EN TST EHT Ein barocker Stadtpalast im Herzen Ansbachs – von Christian Schoen
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HER AUSFOR DERU NG U ND GEHEIMNIS Die Villa Concordia in Bamberg – von Marc Peschke
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Weimar & Bauhaus
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DER L A NGE W EG DER MODER NE IN W EIMAR Ein Gespräch mit Ulrike Bestgen – von Carsten Probst
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EIN SPAZIERGA NG DU RCH W EIMAR Fotos von René-T. Kusche, Text von Thomas Apel
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HOP IN W EIMAR Stay & Eat – von Nina Czayka
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ES KOMM T DIE NEU E FR AU! Drei Ausstellungen in Erfurt über die Bauhaus-Frauen – von Chris Gerbing
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ZWISCHEN U TOPIE U ND A NPASSU NG Bauhaus in Oldenburg – von Sabine Schicke
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BAU HAUS GR ENZENLOS Bauhaus im Westen, eine Auswahl – von Katja Behrens
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„ES WAR LIEBE AU F DEN ER ST EN BLICK“ Interview mit der Sammlerin und Galeristin Elke Dröscher von Bettina Götz
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DARING TO DREAM
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Hll 1;11l!illi Fotodesign und Album Cover Art von Aubrey Powell und Storm Thorgerson
Nicole Fritz, Direktorin der Kunsthalle Tübingen, Foto Sebastian Gollnow/dpa
Por träts AJA VON LOEPER Weiß und aus dem Weiß: Struktur – Nora Gomringer
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DOMINIK STAUCH Die Wand-Malerei bewegt und beruhigt die Architektur – von Konrad Tobler
100
J U LIA GU N T HER „Proud Women of Africa“ – von Bettina Götz
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Ausstellungen ABEND IM MOOR Zum 150. Geburtstag von Hermine & Fritz Overbeck – von Kim Behm
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LIEBER OT TO! Otto Modersohn Museum, Fischerhude – von Nicole Büsing & Heiko Klaas
156
„… EINE GROSSART IGE FIGU R“ Michael Maurer, OEW-Kunstsammlung, Ravensburg von Babette Caesar
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DIE KU NST HALLE ALS SIN NLICHER LER NORT Nicole Fritz, Direktorin der Kunsthalle Tübingen – von Siegmund Kopitzki
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DER MALER E . L . KIRCHNER ALS FOTOGR AF Thorsten Sadowsky, Direktor MDM Salzburg – von Alice Henkes
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APPETIZER
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BUCHTIPPS
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16.03. - 30.4.2019 Ausstellung kuratiert von John Colton und Emily Smeaton
AMREI ON TOU R
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KÜSTENMUSEUM WILHELMSHAVEN Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr
TER MINE IMPRESSU M
208 223
Amrei Heyne Die Ausstellung wird in Zusammenarbeit mit der Browse Gallery Berlin realisiert. www.browse.ga11ery
Staatliche Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen Mecklenburg-Vorpommern Staatliches Museum Schwerin
Marcel Duchamp, L. H. O. O. Q., 1919-1964 © Association Marcel Duchamp, VG Bild-Kunst, Bonn 2019
Jan Brueghel der Jüngere, Peter Paul Rubens (Werkstatt), Pan und Syrinx (Ausschnitt), 1600-1649 © Staatliche Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen Mecklenburg-Vorpommern
MARCEL DUCHAMP Das Unmögliche sehen 29. März bis 26. Mai 2019
Die Sammlungen
Marcel Duchamp hat die Kunst des 20. Jahrhunderts revolutioniert. Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums des DuchampForschungszentrums 2019 im Staatlichen Museum Schwerin wird Duchamp mit einer Ausstellung und einem Symposium eine Hommage erwiesen. Die Ausstellung basiert auf dem 90 Werke umfassenden Fundus der Schweriner Duchamp Sammlung, der zweitgrößten Kollektion in Deutschland. Sie beginnt mit dem Frühwerk der Karikaturen von Marcel Duchamp, die noch vor seinem „Ausstieg aus der Malerei“ im Jahr 1912 entstanden, aber wegweisend für seinen Umgang mit Bild und Sprache sind. Weitere Informationen auf www.museum-schwerin.de
Das reizvoll am Schweriner See gelegene Staatliche Museum Schwerin beherbergt eine kostbare Sammlung aus dem „Goldenen Zeitalter“. Die mecklenburgischen Herzöge liebten die Kunst und kauften sie dort, wo sie zu ihren Lebzeiten boomte: in Holland und Flandern. Werke berühmter Meister wie Jan Brueghel d. Ä., Ludolf Backhuysen, Frans Hals, Peter Paul Rubens und Carel Fabritius gestatten vielfältige Einblicke in das Leben im 17. Jahrhundert und zeugen von der hohen Maikultur dieser Zeit. Das 20. Jahrhundert ist in seiner Stilvielfalt mit Werken deutscher Impressionisten, u.a. von Max Liebermann und Lovis Corinth, Arbeiten von Konzeptkünstlern sowie Werken namhafter Künstler aus Ost und West, darunter Günther Uecker, John Cage, Bernhard Heisig und Wolfgang Mattheuer vertreten.
Ein Platz für Meisterwerke entsteht:
Museumseröffnung 28. Juni 2019 www.christian-schad-museum.de
M AIN& FR AN KEN A R T M A P P F R Ü H J A H R 2 019 — M A I N & F R A N K E N
Vom bayerischen Untermain nach Franken: Hier, zwischen Rhön, Spessart, Haßbergen und Steigerwald befindet sich eine überaus potente, lebenswerte Kultur- und Wirtschaftsregion, die immer mehr Touristen anzieht: Unter fränkischer Sonne genießt man gerne: Wein, regionale Speisen, Kultur und Kunst. Unsere Tour startet in Aschaffenburg, wo die Menschen noch (fast) hessisch sprechen, nur eine halbe Stunde vom Frankfurter Flughafen e ntfernt. Hier wird am 28. Juni das Christian Schad Museum als erster Bauabschnitt des neuen Museumsquartiers eröffnet. Alle Schaffensperioden des neusachlichen Künstlers werden bald in einem Haus prä sentiert. Über Aschaffenburg erreichen wir das auch in kultureller Hinsicht vielfältige Wertheim, wo die Tauber in den Main fließt und sich damit ein neuer Fluss als Begleiter anbietet. Von Wertheim bis Rothenburg ob der Tauber reicht das „liebliche Taubertal“: eine neue Kunstreise.
Weiter entlang des Mains, der heute von immer mehr Kreuzfahrtschiffen als Ferienroute benutzt wird, finden wir große Weltkultur, innovative Museen und viel zeitgenössische Kunst. Wir befinden uns hier auf überaus bedeutsamem Boden: Künstler wie Balthasar Neumann oder Tilman Riemenschneider haben in dieser Kulturlandschaft gewirkt. Ihre Kunst kann hier in situ bewundert werden. Das neu entstehende Museum für Franken und das Museum im Kulturspeicher in Würzburg oder die Kunst halle in Schweinfurt sind Orte, wo gerade auch die Kunst der Moderne und der Gegenwart auf höchstem Niveau präsentiert werden. Geschichte und Gegenwart f ließen hier entlang des Mains zusammen. Nehmen Sie unser Magazin als Anregung, diese Gegend für Kunst und Genuss bald selbst einmal zu besuchen! MARC PESCHKE
Christian Schad, „Schadographie 151“, 1977, 202 x 247 mm, Foto: Ines Otschik © Christian-Schad-Stiftung Aschaffenburg / VG Bild-Kunst, Bonn 2019
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ASCHAFFEN
Kirchner, Schad und Gegenwart VON CHRISTOPH SCHÜT TE
Eigentlich müsste man ja froh sein ... Jedenfalls, wenn man als Besucher von Kirchen, Schlössern, Parkanlagen und Museen nicht allein die Kunst, sondern vor allem auch die Ruhe schätzt. Wenn man gern ungestört ist, statt umzingelt von Englisch, Spanisch und Chinesisch sprechenden Tou ristengruppen. Sagen wir etwa vor der „Beweinung Christi“
Matthias Grünewalds in der Aschaffenburger Stiftsbasilika. Oder vor dem Kruzifix aus dem späten 10. Jahrhundert, in der Maria-Schnee-Kapelle und keineswegs zuletzt in dem be glückend aus Welt und aller Zeit gefallenen romanischen Kreuzgang, der für sich schon den Besuch Aschaffenburgs lohnenswert erscheinen lässt.
erfindet sich mit dem Museumsquartier neu
Schloss Johannisburg, Foto: © Kongress- u. Touristikbetriebe Aschaffenburg / Till Benzin
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BURG
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Innenhof des Christian Schad Museums, Aschaffenburg, Foto: Natalie Ungar Š Museen der Stadt Aschaffenburg 2019
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Christian Schad (1894–1982) in seinem Atelier in Keilberg um 1974, Foto: Marie Luise Richter, Christian-Schad-Stiftung Aschaffenburg
Mit der Verbindung der Kunsthalle Jesuitenkirche und dem neuen, im einstigen Kolleg beheimateten Christian Schad Museum aber, das den gesamten Nachlass des von 1948 bis zu seinem Tod in Aschaffenburg lebenden Malers besitzt, eröffnen sich gänzlich neue Möglichkeiten. Nimmt man das KunstLANDing als die Adresse für die Kunst der Gegenwart hinzu, das Kirchner’sche Geburtshaus selbstredend auch, das sich aus eigener Kraft zum Museum KirchnerHAUS gemausert und mit zahlreichen bemerkenswerten Ausstellungen auf sich aufmerksam gemacht hat, dann darf man, Stadtmarketing hin, Kulturtourismus her, ohne Übertreibung von einer veritablen, im alten Herzen der Stadt gelegenen Museumsmeile sprechen. Es wird also kulturell voller werden zwischen Schloss und Stiftskirche, keine Frage. Der Besuch aber lohnt mehr denn je. Unbedingt! 28. Juni 2019 E rö f f n u n g d e s n e u e n C h r i s t i a n S c h a d M u s e u m s www. chr ist ian-schad-museum. de
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Allein, man kann sich diese Ruhe kaum erklären, dass also eine Stadt, die über eine solche Fülle von Kulturdenkmälern verfügt und nicht weniger als acht Museen unterhält, bislang nicht mehr gemacht hat aus den ihr von der Geschichte überlassenen Schätzen. Aber wer weiß, vielleicht ist ja genau das das Problem? Immerhin gehörte Aschaffenburg über Jahrhunderte zum Kurfürstentum Mainz, dem die heute gerade einmal 70.000 Einwohner zählende Stadt etwa das prächtige, aus rotem Mainsandstein errichtete und über dem Main thronende Renaissanceschloss Johannisburg verdankt. Heute ist sie ein Anhängsel Bayerns, obgleich sie mit Darmstadt, Mainz und Frankfurt, mithin mit der Kulturlandschaft Rhein-Main, im Grunde mehr verbindet, als mit der Residenzstadt Würzburg. Und Nürnberg oder gar München sind ohnehin weit weg. Insofern ist die Bedeutung Aschaffenburgs für die Bewohner der Region kaum zu überschätzen, und doch wird die Stadt überregional kaum wahrgenommen. Indes, das ist es offensichtlich nicht allein. Als vor einigen Jahren das Geburtshaus Ernst Ludwig Kirchners zum Verkauf stand, hat die Stadt gezögert; die Jesuitenkirche konnte man, bevor sie endlich zur programmatisch ein wenig zwischen Klassischer Moderne und Gegenwart taumelnden Kunsthalle werden durfte, für 100 Mark die Woche mieten; und die zeitgenössische Kunst – gleich, ob ganz frisch von den Akademien oder aus aller Welt, für die seit bald 30 Jahren der Neue Kunstverein im KunstLANDing steht – hat es in einer Stadt fast ohne Sammler, Kunsthochschule, überschaubarer Szene oder wenigen Galerien ohnehin nicht leicht. Die Kommune selbst, so scheint es, hatte an Kunst und Kultur als Standortfaktoren offenbar lange Jahre schlicht kein allzu ausgeprägtes Interesse. Wenn nun Aschaffenburg mit dem vielleicht ein wenig großspurig „Museumsquartier“ genannten Projekt anhebt, das Areal zwischen Schloss und Stiftskirche neu zu ordnen und zu bespielen, dann ist das zweifellos ein Quantensprung in der Entwicklung der Kulturstadt. Sicher, Schloss, Stifts kirche und Stiftsmuseum, der Magdalenen-Altar aus der Werkstatt Lucas Cranachs d. Ä., das unter Ludwig I. von Bayern nach römischem Vorbild errichtete Pompejanum, ja selbst das als Projektraum der freien Szene überregional bekannte Kornhäuschen: All das war naturgemäß schon vorher da.
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Neues Museumsquartier in Aschaffenburg Ein Gespräch mit Direktor Thomas Richter Zum Konzept und zu den Perspektiven des neuen Museumsquartiers hat ARTMAPP den langjährigen, nach zwölf Jahren soeben an das Herzog A nton Ulrich-Museum
Braunschweig gewechselten Direktor der Museen der Stadt Aschaffenburg befragt. Das Interview für ARTMAPP führt Christoph Schütte.
Thomas Richter, Direktor der Museen der Stadt Aschaffenburg, Foto: Philipp Endemann, Museen der Stadt Aschaffenburg 2018, im Hintergrund: Christian Schad, „Mexikanerin“, 1930, Öl auf Leinwand, © Christian-Schad-Stiftung, Aschaffenburg / VG Bild-Kunst, Bonn 2019
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Thomas Richter: Nein, aber für Museumsleute ist es ein generell gutes Pflaster. Der Wohlstand der Kommunen und des Landes wirkt sich auf unsere Arbeit natürlich positiv aus. Städtische Museen erhalten durch die Münchner Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen wichtige Beratung und Unterstützung. Kunst und Kultur genießen einen hohen allgemeinen Stellenwert. ARTMAPP: Von außen scheint es mitunter eher, als dauere es hier immer etwas länger. Und als habe man das Engagement der Bürger in Sachen Kunst vielleicht gar nicht so gern. Niemand hat die Initiative KirchnerHAUS ernst genommen, das Christian Schad Museum sollte längst eröffnet sein und der Kunstverein muss Jahr für Jahr im Winter schließen: Es gibt keine Heizung. TR: Ich denke, man hat das Engagement in Sachen Kirchner ernst genommen, befürchtete aber in Aschaffenburg, ob ein neuntes Museum nicht doch die Kräfte übersteigen würde. Der private Einsatz von Frau Brigitte Schad und ihres Vereins hat dann den Erfolg gebracht, von dem die Stadt als Ganzes profitiert. Inzwischen unterstützt sie den Verein auch finanziell. In puncto Schad haben Sie recht. Da hätte ich mir einen rascheren Bauablauf trotz Hochkonjunktur gewünscht. Ich glaube, ich musste mich fünf Mal bezüglich des Termins selbst korrigieren. In der öffentlichen Wirkung ein Desaster … Das KunstLANDing hat in den letzten Jahren viel finanzielle Zuwendung erfahren. Es stimmt, es ist noch einiges zu tun – man darf aber nicht vergessen, dass der „marode Charme“ durchaus zum Profil des Hauses gehört und dort seine Liebhaber findet, die ihn eisern verteidigen, was ich im Übrigen verstehen kann. Das Programm, das dort unter Ägide von Elisabeth Claus entsteht, ist exzellent.
ARTMAPP: Will Aschaffenburg jetzt mit dem neuen Museumsquartier auch ein Stück vom Kunsttourismuskuchen? TR: Wir sind als mittelgroße Kommune mit einem Museumsbestand gesegnet, der vielen sehr viel größeren Städten in Deutschland zur Ehre gereichen würde. Darin sind wir Nutznießer einer günstigen historischen Konstellation: etwa mit dem Renaissanceschloss der Mainzer Erzbischöfe, den Werken Cranachs und Grünewalds, der bedeutenden Stiftskirche. Dazu die Zufälligkeiten: Kirchner-Geburtshaus, die Wahlheimat Christian Schads. Wir sind also mit 70.000 bis 100.000 Museumsbesuchern bei 70.000 Einwohnern schon gut aufgestellt. Das Projekt Museumsquartier zwischen Schloss und Stift ist vor allem als Fokussierung auf das Wesentliche gedacht. Wir wollen zum Beispiel die Anzahl der Museumsliegenschaften von acht auf fünf reduzieren und den Gästen das Beste auf einer autofreien Laufstrecke von 500 Metern präsentieren. ARTMAPP: Das betrifft vor allem die glorreiche Vergangenheit. Was ist mit der Kunst der Gegenwart? TR: Den Neuen Kunstverein mit dem KunstLANDing haben Sie schon genannt. Ganz wesentlich ist aber auch das Programm der Kunsthalle Jesuitenkirche, die künftig mit dem Christian Schad Museum unter einem Dach vereint ist. Hier ergeben sich viele Möglichkeiten. Den Auftakt bildet Tim Otto Roth ab Juni mit einem Ausstellungsprojekt, das zur Eröffnung des Schad-Museums von ihm konzipiert wurde und Projektionen, Klang, Objekt und Tanz umfasst. Das ist ein Anfang, von dem ich mir viel für die Zukunft verspreche. Wir müssen hier etwas mutiger werden.
Matthias Grünewald, „Beweinung Christi“, vor 1523, Tempera auf Tannenholz, 36 x 136 cm, Altarbild in der Stiftsbasilika Aschaffenburg, Foto: Alfen, Museen der Stadt Aschaffenburg
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ARTMAPP: Herr Richter, gehen in Bayern die Uhren anders?
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Schloss und malerischer See im Park Schönbusch, Foto: © Stadt Aschaffenburg, Mailin Seidel
Die Künstler unserer Stadt und Region bildeten einen Schwerpunkt meiner Arbeit. Dazu zählten natürlich Atelierbesuche und Erwerbungen. Wir haben aber auch regelmäßig im Schloss und in der Kunsthalle Ausstellungen ermöglicht und eine monografische Buchreihe begründet, die das Werk einzelner Persönlichkeiten vorstellt. Sehr gerne erinnere ich mich an das Bildhauersymposion am Main, das sich binnen weniger Tage zu einem richtigen Kunst- und Bürgerfest entwickelte. ARTMAPP: Was bedeutet in diesem Zusammenhang die Eröffnung des Christian Schad Museums? TR: Das Christian Schad Museum wird neues Publikum in die Stadt bringen. Unser Einzugsgebiet wird sich erweitern und davon werden alle Akteure in der Kulturszene sowie darüber hinaus profitieren. Das Museumsquartier als Ganzes wird eines Tages die besten Angebote bündeln und die Vielfalt unserer Museen örtlich zusammenfassen. Das hat Vorteile vor allem für die Besucher, aber auch für den Betrieb und dessen Wirtschaftlichkeit. Letztere bedeutet für mich nicht nur „ sparen“ – sondern vor allem: „Beinfreiheit erlangen“, Möglichkeiten gewinnen!
ARTMAPP: Wie ist der Bestand, die Qualität der Sammlung? TR: Es ist ein Künstlernachlass – mit allen Vor- und Nachteilen. Hinge nicht heute die „Sonja“ in Berlin, das Selbstporträt von 1927 in London oder der „Graf St. Genois d’Anneaucourt“ in Paris, würden wir wohl hier kaum über ein Museum sprechen. Dadurch erst ist Schad der international anerkannte Maler geworden. Einzelne Werke können die Menschen in vielen großen Häusern sehen. Wir haben die Tatsachen, das ist unser Pfund. Wer dieser Künstler war und was er wie in der Zeit zwischen dem Deutschen Kaiserreich und den 1970er-Jahren getan, gedacht, geschaffen hat – das erfahren Sie nur hier. Die Qualität der Sammlung ist durch die Fülle und die Vollständigkeit aller Schaffensperioden und Gat tungen sehr hoch. Zudem haben wir seit 2007 mithilfe großzügiger Förderungen mehr als 40 wichtige Werke hinzuerworben; darunter mit Unterstützung des Bundes und der Länder die bedeutende „Schadographie Nr. 11“ aus dem Jahr 1919. Es ist die einzige frühe „Schadographie“, die in einem deutschen Museum zu sehen ist . Eine P ioniertat der Abstraktion.
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ARTMAPP: Für was soll das Haus stehen? Ist das Programm vor allem dem Werk Christian Schads gewidmet? Gibt es Wechselausstellungen? TR: Wir bilden mit diesem Museum in einer Dauerausstellung neben dem Werk eines bedeutenden Protagonisten, der in der Schweiz, in Italien und Wien gelebt und gearbeitet hat, auch große Teile des 20. Jahrhunderts ab. Schad kehrte zu Ende der 1920er-Jahre nach Deutschland zurück. Weimar, die NS-Diktatur, das Ringen in der Nachkriegszeit bis hin zu A spekten des Okkultismus kann man anhand dieser Per sönlichkeit nachvollziehen. Künstlerisches, Politisches, Biografisches: Neben dem Kunstgenuss wollen wir dieses Museum auch als Geschichts- und Lernort ins Spiel bringen. Die Bezüge zur Gegenwart sind uns wichtig. Die Ausstellung erhebt dabei nicht den Zeigefinger, sondern lädt dazu ein, sich eigene Gedanken anhand lebendiger und fundierter Quellen, Bilder, Texte, Zitate, zu machen. Im Dialog dazu können Sonderausstellungen direkt daneben in der Kunsthalle stattfinden. Hier sind viele reizvolle Verbindungen denkbar.
ARTMAPP: Nun waren sie zwölf Jahre in Aschaffenburg. Wie war die Situation, als Sie Ihr Amt angetreten haben? Und wie fällt Ihre Bilanz aus? TR: Da kann man nur mit dem altbekannten Spruch ant worten: „Die Zeiten haben sich gewandelt und wir uns mit ihnen ...“ Man kann die Situationen nur schwer vergleichen. Ich habe viel Zuspruch erfahren: aus der Bevölkerung, aus der Politik, von unseren Mäzenen. Und ich habe mich ebenso wie alle Kolleginnen und Kollegen landauf, landab bemüht, Schätze zu heben, die Mentalität unserer Häuser auf die Besucher als unsere „Gäste“ auszurichten, aktuelle Kunst zu befördern, sinnvolle Erwerbungen zu tätigen, aber auch unsere Verwaltung gut zu organisieren – kurzum, uns zu einem geachteten und verlässlichen Partner in der Region und im Land zu machen. Diese Akzeptanz im Inneren wie Äußeren ist unerlässlich, um Projekte tatsächlich umsetzen zu können – was heute am Ende vor allem heißt: sie zu finanzieren. Ob mir das alles gelungen ist, müssen andere beurteilen. Meinen Nachfolger erwartet hier jedenfalls ein hervorragendes Team. Viele dieser mit Herzblut tätigen Museumsexpertinnen und -experten lasse ich nur sehr ungerne zurück.
Stiftsmuseum, Aschaffenburg, Foto: © travelview – Shutterstock.com
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www. mu see n- a schaf fe nburg. de
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M oderne und zeitgenössische Kunst in Aschaf fenburg
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Gegenwartskunst und deren Grenzbereiche „Ins Licht gerückt“, das ist der Titel einer Reihe des Neuen Kunstvereins Aschaffenburg, die inzwischen schon zum siebten Mal die regionale Kunstszene in den Fokus nimmt. Die Idee ist so einfach wie gut: Protagonisten der Aschaffenburger Kulturszene schlagen Künstlerinnen und Künstler für eine Ausstellung im Neuen Kunstverein Aschaffenburg vor. In diesem Jahr sind noch bis zum 28. April zu sehen: Arbeiten von Melanie Dellschau, Jürgen Kadow, Robert Kessler, Lucas Kraus, Bernhard Hench, Maria Nevermann, Frank Wienand, Dieter Wolthoff und Toni Wombacher. Ausgewählt wurden sie vom Kuratorenteam Tanja Walter und Elisabeth Claus, Richard Bernhard, Maria Matlock, Anne Hundhausen, Doris Kroth, Peter Fäth und Bob Maier. Womit zugleich einige der wichtigsten Galerie- und Ausstellungsmacher der Stadt benannt wären: Die Szene ist überschaubar – aber es tut sich etwas in Aschaffenburg! Wir möchten an dieser Stelle einige der interessantesten Galerien, Initiativen und Kunsträume der Stadt und der näheren Umgebung Aschaffenburgs vorstellen – etwa die im Jahr 2000 gegründete Galerie 99 in der Kleberstraße 3, wo bereits über 140 Ausstellungen zu sehen waren. Die Galerie ist spezialisiert auf zeitgenössische Kunst aus China. Die Galerie Capriola in Großostheim-Ringheim, etwa zehn Kilometer von Aschaffenburg entfernt, ist noch älter: Schon seit 1992 werden hier in vier bis sechs Ausstellungen jährlich namhafte regionale und überregionale Künstlerinnen und Künstler vorgestellt. Schwerpunkte der Galeriearbeit l iegen auf der Kunst der verschollenen Gene ration, beim expressiven Realismus und auf dem deutschen Expressionismus. Man handelt unter anderem mit Grafiken von Christian Schad. Bis zum 2 4. März zeigt die Galerie Capriola die Ausstellung „Aschaffenburger Künstler – gestern und heute“ mit Arbeiten von Siegfried Rischar, Walter Roos, Reinhard Wiesiollek und Dieter Wolthoff. Weit über Aschaffenburg hinaus bekannt ist auch die Galerie Metzger. „Kunst ist mir einfach lebensnotwendig“, sagt Angelika Metzger und führt ihre in Johannesberg bei Aschaffenburg beheimatete Galerie in diesem Sinn seit 1996. Schwerpunkt der Ausstellungen ist der Werkstoff Ton – zu sehen sind deutsche und internationale Beispiele der Gefäßkeramik genauso wie freie plastische Objekte, die so gar nichts mehr mit „angewandter Kunst“ zu tun haben. „Oft treten die Exponate auf im Dialog mit aus verwandtem Geist geborener zeitgenössischer Malerei“, so Metzger, die ferner den Nachlass des 2016 verstorbenen keramischen Bildhauers Klaus L ehmann betreut. Die Galerie nimmt auch an Messen teil, etwa an der sehr renommierten „Collect. The International
Art Fair for Contemporary Objects“ in London. Ab dem 2 4. März bis zum 14. April sind Arbeiten von Franz Josef A ltenburg und Hans Fischer in Johannesberg zu sehen. Etwas ganz Besonderes ist auch das Kornhäuschen in der Webergasse am Schloss: ein seit 2007 existierender Ausstellungsraum für „Gegenwartskunst und deren Grenzbereiche“, der in einem 1805 erbauten klassizistischen Gebäude untergebracht ist. Das Kornhäuschen ist keine profitorientierte Institution und daher auf private Förderer und Sponsoren angewiesen. Kuratiert werden die Ausstel lungen von Anne Hundhausen und Doris Kroth. Ein Off-Space spezieller Art ist Das EI in der Dal bergstraße 5 4: ein Ausstellungs- und Projektraum für Gegenwartskunst in einer ehemaligen Bäckerei, der seit 2008 von dem Künstler Michael Uecke betrieben wird. Auch Das EI versteht sich als nicht kommerzieller Kunstraum. Schließlich gibt es noch den Ausstellungsraum Nelly 5 von Maria Matlok. Im Hinterhaus der Nelseestraße 5 ist immer wieder Kunst zu sehen. Nelly 5 ist auch ein Raum der Vernetzung, „ein Treffpunkt für Künstler, ein Ort des Austausches“, wie Matlok sagt. Nelly 5 ist keine Galerie – eher ein Podium für Künstlerinnen und Künstler. Ein solches ist auch die Haltestelle, ein Projekt des Aschaffenburger Künstlers Bob Maier, das seit 2012 am Mainufer zu erleben ist. Hier gestalten Künstlerinnen und Künstler in loser Folge Fahrplantafeln mit Bildern, Collagen und Texten. Eine neue Ausstellung ist ein „Fahrplanwechsel“. Der nächste steht schon bald an: Ab Ende März gibt es hier Collagen von Gunter Schwind zu sehen – zur Freude der vielen Spaziergänger, die hier flanieren. Bob Maier erhielt 2015 den zehnten Förderpreis des Neuen Kunstvereins Aschaffenburg für sein stets überraschendes Projekt. „Die Attraktivität einer Stadt“, so hat es Aschaffenburgs Oberbürgermeister Klaus Herzog anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des Neuen Kunstvereins Aschaffenburg formuliert, „hängt auch von der erlebbaren Kunst in dieser Stadt ab. Aschaffenburg ist eine Stadt, in der viele Bürger viele Ideen haben. Manche diese Bürger sitzen der Stadtverwaltung wie ein Stachel im Fleisch. Im Laufe der Zeit konnten aber auch zahlreiche Ideen umgesetzt werden, denn wenn man diesen Ideen Freiräume lässt, bewegt sich etwas in der Stadt, passiert etwas Neues – dann entsteht Urbanität.“ MARC PESCHKE
www. a schaf fe nburg. de
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NKV Aschaffenburg Orientierung in unübersichtlichem Gelände Da wäre man gern dabei gewesen. Damals, als alles Aufbruch, Anfang, voller Hoffnung war. Als alles möglich schien im Winter 1991, aufregend und neu. Als die ersten Ausstellungen des Neuen Kunstvereins Aschaffenburg mit Werner Haypeter oder Andreas von Weizsäcker, Maria L assnig oder Vollrad Kutscher gleich in den ersten Jahren junge, damals teils noch unbekannte, mittlerweile längst etablierte Positionen präsentieren konnten. In diesem Klima des Aufbruchs und des Neubeginns, als selbst die Eröffnungsausstellung mit „ papier=kunst“ – eine Reihe, die bis heute in loser Folge fortgesetzt wird – nicht nur in finanzieller Hinsicht so etwas wie ein Wagnis war. Aufregende Zeiten also, mag man sich da denken.
Elisabeth Claus, Vorsitzende des Neuen Kunstvereins Aschaffenburg, Foto: Wolfgang Claus
Immerhin, darauf hat Oberbürgermeister Klaus H erzog schon zum 20. Geburtstag des NKV hingewiesen, gab es Ende der 1980er-Jahre in Aschaffenburg in kultureller Hinsicht ja nicht wirklich viel. Keine Kunsthalle Jesuitenk irche, kein Hofgarten-Kabarett, kein Casino-Kino: „Wie war das langweilig!“ Ein ideales Feld also für mal mehr, mal w eniger gewagte Experimente. Dabei ist ein solcher kultureller Auf bruch selbst so etwas wie eine kleine gelebte Utopie. Einerseits. Doch andererseits, einfach hatte es der ganz klassisch, wie schon im 19. Jahrhundert von kunstbegeisterten Bürgern der Stadt gegründete Verein genau betrachtet nie. Nicht nur weil es ein paar Jahre dauern sollte, bis der heutige Standort gefunden, eingerichtet und wenigstens bespielbar war. Oder weil den maroden Zustand des Gebäudes zu beheben ein lang fristiges Unterfangen war – und ist. Im Winter macht das KunstLANDing bis heute mangels Heizung eine lange Pause. Schwieriger erscheint noch die Frage der Positionierung. Gilt
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es doch seit jeher nicht nur in Aschaffenburg, sondern in fast allen Kunstvereinen die Frage der Programmgestaltung schlüssig zu beantworten. Und die hat es in sich. Immerhin treffen hier im Verein, unter den Besuchern, in Stadtgesellschaft wie Politik unterschiedliche Interessen aufeinander. Es gilt etwa zu entscheiden, ob man zuförderst internationale Positionen zeigen möchte, Ausstellungen zu aktuellen künstlerischen oder gesellschaftlichen Themen oder ob man den lokalen Künstlern eine Bühne geben will. Wo kommt das Geld her, wen will man erreichen und wie soll man sich definieren in einem auf den ersten Blick übersichtlichen, auf den zweiten freilich komplexen Umfeld? Immerhin finden sich rund um Aschaffenburg, in Darmstadt, Wiesbaden und Frankfurt am Main, in Würzburg oder Nürnberg, um nur die großen Zentren im näheren Umkreis zu benennen, nicht nur renommierte Ausstellungshäuser und Museen, sondern auch zahlreiche, mitunter traditionsreiche und deutlich besser ausgestattete Kunst vereine. Und alle bewegen sich auf dem weiten und gelegentlich ein wenig unübersichtlichen Terrain der zeitgenössischen Kunst: voller Engagement und Überzeugung, doch zumeist ohne Geld, dafür mit allen Eitelkeiten, Wünschen, Begehrlichkeiten. Selbst darüber, was das denn sei, die Kunst der Gegenwart, der man in aller Regel doch als Kunstverein verpflichtet ist, gehen die Meinungen schon mal auseinander. Kurzum: Immer wieder gilt es zu verhandeln. Hier Orientierung, vor allem ein eigenständiges Profil zu entwickeln, das mitunter vielleicht auch ungesicherte, verstörende Positionen berücksichtigen kann, ohne das Publikum gleich zu brüskieren; das Künstler lockt, nicht nur hier auszustellen, sondern gerne nach Aschaffenburg zu kommen, ohne die regionale Szene zu verprellen, und das zugleich ausstrahlt über die eigene vergleichsweise kleine Kunstszene hinaus – all das ist eine Kunst für sich. Dass und vor allem wie das dem Team um Elisabeth Claus und Heinz Bartkowski immer wieder gelingt, scheint der Schlüssel dafür, dass das Programm des Kunstvereins weit über die Stadtgrenzen hinaus Beachtung findet, vor allem aber weiter Relevanz besitzt. Als Kuratoren machen sie ganz einfach, was sie wollen, soll heißen: was sie selbst auch interessiert. Was gefällt. Was ihnen auf den Nägeln brennt. Lustvoll, ernsthaft. Und nicht im Hin- und Seitenblick auf Ruhm und Fördergelder und Besucherzahlen. Das spürt man, als Künstler wie als Kunstbetrachter. Ob dialogisch oder thematisch konzipierte Ausstellungen, ob der Schwerpunkt auf einzelnen Medien wie Zeichnung, Malerei oder Skulptur liegt, ob sich Studierende der umliegenden Kunsthochschulen in Frankfurt, Offenbach und Nürnberg oder Schüler hiesiger Gymnasien vorstellen – jede Ausstellung wird mit der gleichen Ernsthaftigkeit und Sorgfalt betreut. Und soll im besten Fall am Ende nicht nur funktionieren, sondern Entwicklungen aufzeigen, anstoßen womöglich oder sich doch wenigstens in einen ernsthaften, über das branchenübliche Geplänkel bei Vernissage mit Sekt und Häppchen hinausweisenden Diskurs einfügen.
Oberbürgermeister Klaus H erzog, bei der Eröffnung der Ausstellung „Gegen den Strich …“, 2018, Foto: Wolfgang Claus
Einen Diskurs, wie ihn der NKV mit seinen verschiedenen Reihen bisweilen über Jahre führt. Dabei machen es sich die Kuratoren keineswegs zu leicht. Und auch das P ublikum sieht sich hier schon mal herausgefordert. Vergleichsweise streng zu nennende konzeptuelle Positionen, etwa jene Horst Keinings oder Christoph Dahlhausens, waren hier in den vergangenen Jahren ebenso zu entdecken wie die abstrakte Farbmalerei Jerry Zeniuks, Arbeiten von Günther Förg oder Joan Hernández Pijuan. Raumgreifende Installationen werden im KunstLANDing geradeso realisiert wie intime oder schon mal die medialen Grenzen sprengende Zeichnungen ihren Platz finden, starke fotokünstlerische Arbeiten ebenso wie nachgerade klassische Bildhauerei. Und Kunst aus Aschaffenburg geradeso wie aus bedeutenden Sammlungen oder der kaum bekannten Kunstwelt Koreas oder Chinas. Dabei stellt das Haus auch für erfahrene Künstler noch immer eine Herausforderung dar. „White Cube“ ist schließlich doch ein wenig anders. Und doch haben zahlreiche Künstler Arbeiten eigens für diesen Ort und eine Ausstellung im KunstLANDing geschaffen. Und in 25 Jahren wird man sagen: Da und da und weißt du noch, da und da sind wir dabei gewesen. Die Kunst, ein einziges Versprechen. Mag sein, nicht immer hat sie es eingelöst. Langweilig aber war es zumindest nie. Mehr kann man von einem Ort wie diesem und wohl auch von der Kunst am Ende nicht verlangen. CHRISTOPH SCHÜT TE
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© VG Bild-Kunst, Bonn 2019
Jeanne Mammen (1890-1976) Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen einer Berliner Künstlerin par excellence
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Farbharmonie als Ziel Adolf Hölzel auf dem Weg zum Ungegenständlichen
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Landschaftsmalerei zwischen Naturidylle und Dramatik
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Die Route der Genüsse inszeniert Kulinarik, Nachhaltigkeit und handwerkliches Können als Herzenslust. Die Welt des Genusses steckt voller Überraschungen, sinn licher Momente und reicher Schätze. Die „Route der Genüsse“ von Aschaffenburg entlang des Mains über Wertheim bis nach Würzburg und von der Taubermündung hinauf bis nach Rothenburg verbindet einzigartige Betriebe, die zu einem Streifzug durch unterschiedliche Genusswelten einladen. Auf der Route entlang Main und Tauber möchten vielfältigste Aromen geschmeckt, unkonventionelle Ausblicke genossen, neue Ansichten betrachtet, Stille erlebt sowie die Schätze aus Küchen und Kellern, aus Manufakturen, aus Probierstuben und Brennereien genossen werden. Um welches Produkt auch immer es sich handeln mag – sämtliche Genusspartner verbinden die Liebe zu i hrem Produkt und handwerkliches Können, die Besinnung auf Beständiges und die Lust auf Kreatives. Von der
alteingesessenen Manufaktur bis zur bundes- oder europaweit erfolgreichen Marke vereinen sich die Besten der Region mit dem Ziel, Ihnen die Vielfalt, die Qualität und den Charakter ihrer Heimat nahezubringen. Die Betriebe teilen Ihre Idee vom guten, nachhaltigen Leben und kreieren Events und Programme auf den sechs Etappen, die später zu einem Ensemble verschmelzen und zum Prem ium-Erlebnis werden. Auch kleine Kunstateliers und heimische Landwirte, Mode- und Lifestyle-Spezialisten, Baristas und Chocolatiers sowie natürlich Frankens wunderbare Wirtsleute und Wein teilen ihre Idee vom guten, nachhaltigen Leben. w w w . ro u t e - d e r- g e n u e s s e . d e
Wertheim, Abendstimmung an der Tauber, Foto: © TOURISMUS REGION WERTHEIM GmbH/Peter Fruschmuth/Argus
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Sechs Wege – Tausend Möglichkeiten an Main und Tauber
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Otto Modersohn, „Wertheim – Blick vom Schießhausweg“, 1924, Öl auf Nessel, Grafschaftsmuseum
Ein Rundgang durch Wer theim
An Main und Tauber Wertheim, wo Main und Tauber zusammenfließen, das ist für Bewohner des Rhein-Main-Gebiets ein echter Wochenend-Ausflugs-Klassiker. Nur eine Autostunde von Frankfurt entfernt bietet das Städtchen reichlich Baukunst, eine stolze Burganlage, die Stiftskirche, einen pittoresken Marktplatz, das sehenswerte Grafschafts- und das Glasmuseum sowie das Hofgartenschlösschen. Viel Mittelalterliches und viel aus der Renaissancezeit hat sich in Wertheim erhalten. Man sieht es an den schiefen und krummen Ziegeldächern der Altstadthäuser, an den Türmen, der Stadtmauer, den Torbögen und engen Gassen. Um 1180 begannen die Grafen von Wertheim ihre Burg zu errichten, in deren Schatten die Stadt stetig wuchs und gedieh. Heute ist die imposante Sandsteinburg eine der schönsten in Deutschland – und lockt viele Touristen in die Stadt. Im Sommer gibt es hier Konzerte, Theater und viele andere Veranstaltungen zu erleben. Auch die moderne Kunst lockt: Axel Schöber von der Galerie ART-isotope präsentiert hier den „Kunstsommer“ in den historischen Räumlichkeiten des „Neuen Archivs“: drei spannende Ausstellungen von Juni bis September.
Seinen Reichtum an wunderbaren Fachwerkhäusern und irchen verdankt Wertheim der besonderen Lage an den beiK den Flüssen: Hafen, Weinhandel, Tuchhandel und Fischerei haben die Stadt zu Wohlstand geführt. Ach ja, der Wert heimer Wein. Goethe soll ihn ja geliebt haben. Es macht große Freude, die engen, verschachtelten Altstadtgassen und den schönen Marktplatz mit dem schmalsten Haus Frankens zu erkunden. Das Kittsteintor an der Tauber mit dem „Roten Turm“ bietet den schönsten Blick zur Burg hinauf – eine Spitzwegidylle. Vor dem prächtigen E ngelsbrunnen aus Sandstein lohnt es sich, länger stehen zu bleiben. Im Jahr 1574 ist der Renaissancebrunnen mit dem Wappen der Grafschaft errichtet worden, das von zwei Engeln getragen wird. Nur wenige Minuten vom Marktplatz entfernt finden wir den Neuplatz – das ehemalige Judenviertel einer der ä ltesten jüdischen Gemeinden im badischen Raum. Auf I nitiative des Wertheimer Bürgerverein „Pro Wertheim“ wurde dieser Platz zu einem Erinnerungsort umgestaltet. Informationstafeln zur Geschichte der Synagoge, Mikwe und
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Modersohn-Breling. Das Museum hält auch einen kleinen Führer bereit, mit dessen Hilfe man auf den Spuren der Modersohns durch Wertheim f lanieren kann. Aber auch sonst ist das Grafschaftsmuseum mit seiner Mischung aus volkskundlichen, naturwissenschaftlichen und kunst geschichtlichen Themen ein besonderes Haus. Ab 15. Juli ist hier etwa eine Ausstellung über den Wertheimer Künstler Fritz Bach (1890 –1972) zu sehen, davor noch eine Sonder ausstellung zum Thema „Mechanische Tierwelt“. Gleich hinter der Stadtkirche lädt das Glasmuseum zum Besuch ein, das daran erinnert, dass die Glasindustrie nach dem Zweiten Weltkrieg Wertheims wirtschaftlicher Motor war. 3.500 Jahre Glasherstellung und Glasanwendung sind hier zu bestaunen – mit interaktiven Spielstationen und Glasbläsern. Und wer schließlich die zeitgenössische Kunst erleben möchte, dem sei ein Besuch im Atelier Schwab empfohlen. Die unterhalb der Wertheimer Burg gelegene Galerie ver anstaltet Konzerte und Lesungen und zeigt hochqualitative Kunst, innovative medienübergreifende Positionen be kannter Künstlerinnen und Künstler – in einem eigens zu jeder Ausstellung neu inszenierten, eleganten Ambiente, das in der ganzen Region seinesgleichen sucht. Wer ein, zwei Tage mehr Zeit hat, der fährt noch h inein ins Taubertal, wo mit Städten und Orten wie Kloster Bronnbach, Tauberbischofsheim, Bad Mergentheim, Weikersheim, Creglingen und schließlich Rothenburg ob der Tauber eine ganze Reihe mittelalterlicher Schatzkästchen auf Besucher warten. Oder man fährt über den Main ins pittoreske, schon bayerische Kreuzwertheim, wo mit der „Prassek Scheune“ ein Heimat- & Handwerksmuseum besichtigt werden will, welches von April bis Oktober geöffnet ist. MARC PESCHKE
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Otto Modersohn, „Wertheim – Taubertal bei Waldenhausen“, 1924, Öl auf Nessel, Grafschaftsmuseum, Foto: Kurt Bauer
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Deportation sowie ein symbolischer Schattenwurf der erst 1961 abgerissenen Synagoge im Bodenbelag erinnern an die jüdische Gemeinde. Die stolzen Grafen von Löwenstein-Wertheim haben ihre Grablege in der Stiftskirche gefunden. Die spätgotische Kirche beherbergt die Grabmäler der Grafen – große, stockwerkhohe Epitaphien aus vier Jahrhunderten. Das schönste ist wohl die sogenannte „Bettlade“: das Alabastergrab für Graf Ludwig zu Löwenstein-Wertheim und seine Frau Anna. Gleich neben der Stiftskirche steht die Kilianskapelle, eine gotische Doppelkapelle aus dem späten 15. Jahrhundert. Im 19. Jahrhundert wurde das Residenzstädtchen zum Großherzogtum Baden geschlagen und bald kamen die ersten Touristen in die Stadt. Tucholsky schrieb 1927 mit Begeisterung: „Der Herbst tönt, und die Wälder brennen. Wir sind in Wertheim gewesen, wo der Main als ein Bilderbuchf luß d ahinströmt, und wo die Leute mit einer Fähre übersetzen, wie in einer Hebelschen Erzählung.“ Das „Haus der Vier G ekrönten“, eines der schönsten Fachwerkhäuser des Städtchens, ist Teil des Grafschaftsmuseums im Alten Rathaus mit seinem „Otto-Modersohn-Kabinett“. Der 1865 in Soest geborene Landschaftsmaler Otto Modersohn, Mitbegründer der Worpsweder Künstlerkolonie, dem Rilke in seiner „Mono grafie einer Landschaft“ ein literarisches Denkmal gesetzt hat, war mit seiner dritten Frau Louise M odersohn-Breling immer wieder in Wertheim zu Gast, oftmals auch mit Künstler freunden wie Friedrich Ahlers-Hestermann. Hier, in und um Wertheim, zeigte sich der Norddeutsche von seiner impressionistischen Seite, hier befreite er seine Malerei von reiner Innerlichkeit, verwandelte sie in etwas Neues, Schwebendes, Leuchtendes. Mit oft heiterer P alette malte er an Main und Tauber, ließ das Licht spielen: Seine Wertheimer und fränkischen Arbeiten werden im O tto-Modersohn-Kabinett präsentiert. Die Sammlung ist eine Schenkung von Wolfgang Schuller aus dem Jahre 1985. Die umfangreiche ständige Sammlung wird durch wechselnde Leihgaben ergänzt und beinhaltet auch Wertheim-Ansichten von Modersohns dritter Frau, Louise
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Ein Schlösschen für die Kunst Das Schlösschen im Hofgarten in Wertheim
Lesser Ury, „Berliner Strasse mit Taxen (Friedrichstrasse)“, um 1920, Pastell, Schlösschen im Hofgarten, ehem. Stiftung Wolfgang Schuller
Im Jahr 2006 wurde in Wertheim das „Schlösschen im Hofgarten“ wiedereröffnet: ein 1777 durch Friedrich Ludwig Graf zu Löwenstein-Wertheim-Virneburg errichteter, hellgelber Bau, ein Rokoko-Schlösschen, eine Sommerresidenz, die lange Jahre im Dornröschenschlaf lag. Hier werden Ausstellungen gezeigt, die weit über Wertheim hinaus strahlen. Es ist wirklich ein wunderbarer Ort. Sommers wie winters kann man durch den im frühen 19. Jahrhundert vergrößerten Park, den sogenannten Hofgarten, spazieren. Im Innern bezeugt das von einer öffentlichen Stiftung getragene „Schlösschen“ den Übergang zwischen Rokoko und Klassizismus. Gleich drei hochkarätige Privatsammlungen werden ständig hier gezeigt: Da gibt es zum einen die Sammlung „Porcelaine de Paris“, welche P orzellan von 1780 bis 1830 umfasst. Die Sammlung nimmt Bezug auf die enge Beziehung, die Fürst Georg zu Löwenstein-Wertheim zum französischen Hof hatte. Die Sammlung „Maler des 19. Jahrhunderts aus dem Rhein-Main-Neckar-Raum“ beinhaltet Werke von Malern aus Heidelberg und Karlsruhe, die zum Teil in Wertheim gearbeitet haben oder mit Wertheimer Künstlern in Kontakt standen wie Theodor Verhas, Carl und Leopold Rottmann, Bernhard Fries und Ludwig Richter.
Walter Leistikow, „Kiefern am Grunewaldsee“, um 1900, Pastell, Schlösschen im Hofgarten, ehem. Stiftung Wolfgang Schuller
Museum „Schlösschen im Hofgarten“ in Wertheim, Foto: Kurt Bauer
Lichtes. Zudem sind die Bilder ein Spiegelbild der Wohnkultur um 1900 in allen sozialen Bereichen. Ergänzend werden Bilder aus der Mitte des 19. Jahrhunderts gezeigt, an denen die Entwicklung der Interieurdarstellung aus dem Biedermeier bis zur Klassischen Moderne nachvollzogen werden kann.“ Das Schlösschen im Hofgarten in Wertheim ist ein Museum, das zu den schönsten der ganzen Region zählt. Ein Schlösschen für die Kunst. In einem Reiseführer aus dem Jahre 1847 heißt es: „Dieser Führer möchte auf eine Gegend hinweisen, die leider noch zu wenig bekannt ist, es aber verdient mehr beachtet zu werden.“ Eine Fahrt nach Wertheim und ins Taubertal lohnt! Auch der Kunst wegen. MARC PESCHKE
www. schloesschen-wer theim . de
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Die Kollektion der ehemaligen Stiftung Wolfgang Schuller „Gemälde und Aquarelle der Berliner Secession“, die nun den Bestand des Museums darstellt, präsentiert schließlich H öhepunkte der deutschen Kunstgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts: Im Zentrum der Sammlung steht die Kunst in Berlin um 1900 mit ihren vielfältigen Strömungen wie Jugendstil, Freilichtmalerei, Realismus und Impressionismus. Hier sind Arbeiten von unter anderem Max Liebermann, Lovis Corinth, Max Slevogt, Fritz v. Uhde, Hans Baluschek, Walter Leistikow, Lesser Ury und Heinrich Zille versammelt. Dazu kommen noch Werke von etwa Thomas Theodor Heine, Max Beckmann, Christian Rohlfs und die Worpsweder Künstler um Otto Modersohn. Weiterhin fasziniert das „Schlösschen im Hofgarten“ immer wieder mit Sonderausstellungen von hohem Rang, wie derzeit mit der Schau „Verfemt und vergessen. Maler des Expressiven Realismus“, die noch bis zum 22. April zu sehen ist. Danach gibt es Anfang Mai bis Ende Juli hier wieder eine Ausstellung von überregionaler Bedeutung zu bestaunen: Museumsleiter Dr. Jörg Paczkowski und seiner Mitarbeiterin Dr. Constanze Neuendorf gelang es, hochkarätige Arbeiten von Jeanne Mammen (1890–1976) nach Wertheim zu bringen. Die Gemälde und Zeichnungen stammen aus dem Nachlass der Künstlerin, heute sind sie im Besitz der Stiftung Jeane Mammen im Stadtmuseum Berlin. „Ihre Figuren fassen sich sauber an, sie sind anmutig und herb dabei, und sie springen mit Haut und Haaren aus dem Papier“, so urteilte Kurt Tucholsky 1929 in der „Welt bühne“ über das grafische und malerische Werk Mammens, die zeit ihres Lebens eine künstlerische Einzelgängerin geblieben ist. Mammen studierte in Paris, Brüssel und Rom. Nach ihrem Aufenthalt in Paris lebte sie ab 1916 in Berlin und arbeitete für Mode- und Satirezeitschriften. 1930 hatte sie in der Berliner Galerie Gurlitt ihre erste Einzelausstellung. 1933 erhält sie Ausstellungsverbot. Anfang August bis November wird im Schlösschen im Hofgarten dann der Künstler Eugen Bracht (1842–1921) zu s ehen sein. Die Schau wird in Zusammenarbeit mit dem Mannheimer Kunsthistoriker Dr. Benno K. Lehmann präsentiert. War das Frühwerk Brachts noch akademisch geprägt – der Künstler hatte in Karlsruhe studiert –, so überwindet er später den Traditionalismus, um sich der Freilichtmalerei und der symbolistischen Malerei zuzuwenden. Ab Anfang Dezember gibt es dann die Ausstellung „Zu Gast bei …“ zu sehen, die wieder in Kooperation mit dem Stadtmuseum in Berlin veranstaltet wird. Die Schau zeigt Innenraumansichten der Maler der Berliner Secession, wie die Wertheimer Kuratoren ankündigen: „Entstanden ist dabei eine ungewöhnliche Vielfalt an Darstellungen: einfache Bauernstuben, vornehme Zimmer, Küchen, Umkleidezimmer. Interessant dabei sind die Darstellung räumlicher Tiefe und die Wiedergabe des natürlichen wie auch des künstlichen
38 Inter view mit M arianne Tazlari, Leiterin des Glasmuseums Wer theim
Kunst und Technik
„Parsifal“, 1975, Claude Wetzstein für Daum Freres, Foto: Glasmuseum Wertheim 2020 ist das 800. Todesjahr des Parzival-Dichters Wolfram von Eschenbach, dessen Lehensherr der Graf von Wertheim war.
39 Die Große Kreisstadt Wertheim und das Glas, das ist eine noch recht junge Geschichte. Nach dem Zweiten Weltkrieg siedelten sich Laborglas bearbeitende Unternehmen aus T hüringen im Norden Baden-Württembergs an, im Jahr 1949 wurde eine gemeinsame Glashütte errichtet, die bald 500 Mitarbeiter beschäftigte. Sodann begann die Wertheimer Glasindustrie zu f lorieren – unterstützt von Neugründ ungen wie der Interessengemeinschaft der Wertheimer Glasindust rie e. V., der Forschungsgemeinschaft für T echnik und Glas e. V. und der Bundesfachschule für Glasinstrumententechnik. Noch heute gibt es etwa ein Dutzend Glas erzeugende und verarbeitende Betriebe in Wertheim, darunter auch Weltmarktführer. 2.000 Arbeitsplätze in Wertheim werden durch die Glasindustrie gesichert – am größten I ndust riest andort in der Reg ion Heilbronn-Franken n ördlich von Heilbronn. P roduziert werden Glasfasern, Isolierk annen, Thermometer und Messgeräte – bis hin zu Hightech-Laborgeräten für W issenschaft und Technik. Das Fraunhofer-Institut für S ilicatforschung Würzburg u nterstützt in einer Abteilung im Kloster Bronnbach die Glasindustrie mit seiner Forschung. Das 197 6 eröffnete Glasmuseum Wertheim, das durch den Verein Glasmuseum Wertheim e. V. finanziell getragen und von der Stadt Wertheim mit zwei städtischen Fachwerkhäusern unterstützt wird, ist eng mit der Wert heimer Glasindustrie verbunden. Marc Peschke sprach für ARTMAPP mit der Leiterin Marianne Tazlari über Glas als Kulturgut und Wirtschaftsfaktor …
MT: Das Konzept unseres vereinsgeführten Museums halte ich immer noch für genial. Ich verstehe das Glasmuseum als eine Plattform für Forschung, Industrie und Bildung, um d iesen komplizierten, aber zeitlosen und alltäglich vor kommenden Wert- und Werkstoff Glas der Öffentlichkeit lexikonartig „Glas von A – Z“ zu vermitteln und bewusst zu machen. In meiner Museumsarbeit gehe ich nicht von der Vergangenheit aus, sondern von heute und jetzt. Wo ist Glas für uns wichtig und warum und wie kam es dazu? Glas ist aus unserem Alltag nicht wegzudenken. Das gilt es aufzuzeigen. Dies mit P artnern zu entwickeln und darüber hinaus im Stadtbild Wertheims sichtbar werden zu lassen, das ist mein Anliegen. Das ist kein Spagat, sondern es sind spannende Sternfahrten! ARTMAPP: Der Bestand des Museums ist eindrucksvoll und reicht von ägyptischem Luxusglas über wunderbare Brief beschwerer bis hin zum Industrieglas des 21. Jahrhunderts. Gibt es Stücke, auf die Sie besonders stolz sind? MT: Wir besitzen Gläser von Wilhelm Wagenfeld oder auch eine Vase von Dale Chihuly (USA, 1973): der Grundstock u nserer nicht unbedeutenden Studioglassammlung. Besonders stolz sind wir auf das erste Mikroskop von 1640 (Nachbildung) als Grundlage für die Naturwissenschaften und auf unseren ausleihbaren Energieparcours mit 25 inter aktiven Stationen. ARTMAPP: Was planen Sie in näherer Zukunft?
Marianne Tazlari: 1973 gründete der Glasphysiker und Leiter des Glaswerks Wertheim, Hans Löber, einen Verein mit dem Ziel, ein Glasmuseum zu errichten, um sowohl die Vielfalt des Werkstoffs zu zeigen als auch in einer Lehrschau die aktuellen Anwendungen des Laborglases an Beispielen der Wertheimer Laborglasbetriebe herauszustellen. Außerdem sollte ein Glasbläser den Besuchern das Handwerk lebendig zeigen und zum Mitmachen anregen. Ganz wichtig war ihm das vierte Standbein: ein Museumsladen, um die finanzielle Unab hängigkeit des Museumsbetriebes zu gewährleisten. In der Stadtverwaltung Wertheim fand Hans Löber eine bis heute treue Partnerin: Die Stadt stellte das Gebäude zur V erfügung, dessen Renovierung durch seine rege Spendensammlung ermöglicht wurde. 1976 wird das Glasmuseum Wertheim mit der Löber’schen Glassammlung von 600 Gläsern eröffnet. 1994 stellt die Stadt ein zweites Haus zur Verfügung. Die Sammlung hat sich inzwischen fast verzehnfacht. Täglich a rbeitet ein Glasbläser hier. Die integrierten 35 „GlasSpiel Stationen“ begeistern unsere kleinen und großen Besucher gleichermaßen. ARTMAPP: Wie schaffen Sie im Museum den Spagat zwischen Kultur, Kunst und Technik? Was sind Ihre Ziele als Museumsleiterin?
MT: Wir planen mehr Workshops in Zusammenarbeit mit Partnern aus Wertheim. Des Weiteren verfolge ich das Projekt „Glas-Macher“ – Skulpturen aus Wertheimer Industrieglas im öffentlichen Stadtbild –, um diesen genialen Werkstoff Glas als Alleinstellungsmerkmal unserer Stadt sichtbar und erlebbar werden zu lassen.
Marianne Tazlari, Leiterin des Glasmuseums, mit einer Glasskulptur von Jörg Zimmermann, 2015 © Bernhard Müller
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ARTMAPP: Liebe Frau Tazlari, das Wertheimer Glasmuseum mit seinen zwei Häusern würde es ohne die Glasindustrie nicht geben, oder? Könnten Sie uns kurz die Anfänge des Museum skizzieren?
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Der Museumsglasbläser Ralf Marlok führt täglich alte Glasbtechniken vor und hilft beim eigenen Glaskugelblasen den Besuchern/innen. Foto: Museum
„Glas ist aus unserem Alltag nicht wegzudenken.“
ARTMAPP: Wird Wertheim für das Glas ein b edeutender Wirtschaftsstandort bleiben? Wohin geht die Reise?
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Frau Tazlari gab diese Fragen an prominente ertreter der Wertheimer Glaswirtschaft weiter ... V BERND-HOLGER ZIPPE, ZIPPE Industrieanlagen GmbH (Glasgemengeanlagen, weltweit): Der Glasbedarf weltweit steigt. Im Segment Hohlglas seit Jahren konstant zwischen drei bis fünf Prozent jährlich. Das Bewusstsein der Bevölkerung ist gestärkt: Glasrecycling funktioniert, Plastikrecycling nicht. Außerdem sind im Plastik Schwermetallrückstände zu verzeichnen. Lebensmittel werden deshalb mehr und mehr in Gläsern gekauft: Marmelade, Gemüse, Oliven, Öle. Die Verwendung von Glas im Bereich Pharmazie wächst, weil Glas inert ist, also mit den sensiblen Arzneimitteln nicht reagiert. Glas im Bau steigt und fällt zyklisch. Seit drei Jahren wächst die Produktion von Flachglas. Die Automobilindustrie braucht das Glas. In einem Auto stecken 380 Teile aus Glas: Scheinwerfer, LEDs und optische Glasfasern. Die Produktion der optischen Lichtleitfasern wird weiter steigen durch den Ausbau der Breitbandkabelnetze.
DR . HEINR ICH BEIN, Geschäftsführer der zu Johns anville gehörenden Schuller GmbH, Wertheim (Produktion M technischer Glasfasertextilien): Wir haben 2018 einen hohen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag in eine neue Glasfaservlies-Anlage investiert und sind ein solider Versorger für vielfältige Anwendungen. Für unser Unternehmen in Denver mit 8.000 Mitarbeitern und 40 Standorten weltweit ist Wertheim mit etwa 700 Arbeitnehmern ein zentraler Standort. Unser Glasfaservlies wird im Baugewerbe beispielsweise als Dachbahnträger eingesetzt, aber auch für die Herstellung von Autobatterien verwendet. Hotels und Industrieanlagen setzen Johns Manville Glasfaservliese in ihren Filteranlagen ein. Sozial engagieren wir uns in den lokalen Kindergärten und Schulen. Viele unserer Arbeitnehmer sind bei der Freiwilligen Feuerwehr. Auf die Rückzahlung ihrer Einsätze durch die Stadt Wertheim verzichten wir. SUSAN NE EBERHARD, Geschäftsführerin von Lenz L aborglasinstrumente: Ja, auf alle Fälle bleibt Wertheim für Glas ein wichtiger Standort. Sämtliche Firmen investieren hier. Und: Glas aus Wertheim, das zweitgrößte Spezialglaszentrum Deutschlands nach Mainz, wird auch in Zukunft weltweit gebraucht werden. MT: Wertheim, das sich als Wirtschaftsstandort der Spezial glasindustrie erst nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelt hat, kann also mit Zuversicht und Stolz in die Zukunft gehen. www. glasmuseum-wer theim. de
Fotograf: Glasmuseum Wertheim, Barbara Benz
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Orangerie im Kloster Bronnbach, Foto: Eigenbetrieb Kloster Bronnbach, Landratsamt Main-Tauber-Kreis
Durch das liebliche Taubertal VON M ARC PESCHKE
www. liebliches-tauber tal. de
B R O N N B AC H
Nur einige Kilometer hinter Wertheim liegt das ehemalige Zisterzienserkloster Bronnbach. Es ist eines der ältesten seiner Art in Süddeutschland und wird heute vielfältig genutzt. So bezog der Archivverbund Main-Tauber, eine Außenstelle des Fraunhofer-Instituts, Räumlichkeiten auf dem Klosterareal.
Durch die Ansiedlung der Ordensgemeinschaft „Missionare der Heiligen Familie“ konnte Bronnbach auch als religiöses Zentrum wiederbelebt werden. Unter dem Titel „Bronn bacher Kultouren“ wird hier ein vielfältiges Kulturprogramm geboten: Es finden Konzerte, Führungen, Vorträge und A usstellungen in der „Neuen Galerie“ statt. Ein Hotel, verschiedene gastronomische Betriebe sowie die Vinothek Taubertal laden zum Verweilen ein. w w w . k l o s t e r- b ro n n b a c h . d e
WEIKERSHEIM
In Weikersheim gibt es – neben der historischen Altstadt – vor allem eines zu sehen: Das bedeutende Renaissanceschloss mit seinem prächtigen Park. Weikersheim ist die Perle der hohenlohischen Schlösser: Aus einer Wasserburg entwickelte sich hier eine der schönsten Residenzen der Renaissance. Die prachtvoll gestalteten Räume mit ihrer vollständig erhaltenen Inneneinrichtung spiegeln den Glanz vergangener Zeiten w ider. Seine besondere Atmosphäre verdankt ebenso der Schlossgarten der Vielfalt seiner Ausstattung. Außergewöhnlich ist der Reichtum an Figuren, die aus der Entstehungszeit des barocken Gartens noch vollständig erhalten sind. Auch musikalisch ist Weikersheim ein Begriff und als Sitz der „ Jeunesses Musicales Deutschland“ international bekannt. www. weikersheim. de
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In Wertheim beginnt oder endet es, je nach Blickwinkel: das etwa 100 Kilometer lange Taubertal. Schon lange wird es als das „liebliche Taubertal“ beschrieben. Ein wunderschöner Radweg schlängelt sich entlang der Tauber bis nach Rothenburg. Man kann hier Kanu fahren, wandern und großartige Weine probieren. Doch nicht nur gastronomisch und landschaftlich gibt es viel zu entdecken, sondern auch kulturell. Matthias Grünewald, Tilman Riemenschneider, Balthasar Neumann – das sind die großen Namen der Kunstgeschichte, die ihre Spuren in dieser Gegend hinterlassen haben. Kurt Tucholsky, Clemens von Brentano und Eduard Mörike fanden hier eine Idylle, die sie literarisch inspirierte. Und der bekannte Satz des Historikers Wilhelm Heinrich Riehl von 1865, er gilt noch immer: „Ein Gang durch das Taubertal ist ein Gang durch die deutsche Geschichte.“ Wir empfehlen Ihnen zwei kulturelle Höhepunkte.
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WÜRZBURG Es tut sich etwas in der Unterfranken-Metropole Würzburg. Es tut sich etwas auf der Festung auf dem Marienberg. Das ehemalige Mainfränkische Museum ebendort wird sich in den kommenden Jahren in ein Landesmuseum verwandeln, das „Museum für Franken“. ARTMAPP sprach mit dessen Gründungsdirektor Erich Schneider über diesen nicht ganz einfachen Umwandlungsprozess. Weiterhin stellen wir mit dem Museum im Kulturspeicher ein Haus vor, dass nicht nur über eine phänomenale Sammlung Konkreter Kunst verfügt, sondern auch mit großen Wechselausstellungen zu überraschen weiß. Das Museum am Dom, das Kunstmuseum der Diözese Würzburg, ist ein Ort, an dem christliche Kunst vom Mittelalter bis in die Gegenwart gezeigt wird. Hier findet man Arbeiten von Ernst Barlach oder Tilman Riemenschneider unter einem Dach. Das Martin von Wagner Museum im UNESCO-Weltkulturerbe-Bau der barocken Residenz vereint die Kunstsammlungen der Würzburger Universität – die Antikensammlung und eine Gemäldegalerie. Alle diese Häuser sind einen Besuch wert. Doch Würzburg hat noch mehr zu bieten. Das erfuhren wir von dem bekannten Würzburger Künstler Herbert Mehler, der mit unserem Autor Marc Peschke durch „sein“ Würzburg spazierte … MARC PESCHKE
Blick auf die Festung Marienberg am Main in Würzburg, Foto: © leoks – Shutterstock.com
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Die Unterfranken-Metropole
46 Inter view mit Erich Schneider, Direktor des Museums für Franken
Franken fest im Blick ARTMAPP: Erich Schneider, Sie haben lange und sehr erfolgreich in Schweinfurt gearbeitet. Wie schwer fiel Ihnen der Abschied von dort?
Tilman Riemenschneider, „Acholshäuser Madonna“, um 1520, Foto: Museum für Franken
Erich Schneider: Nun ja, fast 35 Jahre (Berufs-)Leben schüttelt man nicht einfach ab und ich war sehr gerne in Schweinfurt. Aber dann hat es mich doch gereizt, noch einmal eine solche Aufgabe anzugehen. Oder sollte ich besser sagen: „angehen zu dürfen“? Außerdem habe ich in Würzburg ein ausgezeich netes Team angetroffen, mit dem es große Freude macht, zusammenzuarbeiten. ARTMAPP: Seit 2016 haben Sie das Amt des Gründungsdirektors des zukünftigen Fränkischen Landesmuseums „Museum für Franken“ auf der Würzburger Festung Marienberg inne. Was waren Erfolge dieser ersten zwei Jahre? Wo hatten Sie Probleme und waren mit Schwierigkeiten konfrontiert?
Der 1954 in Kitzingen geborene Kunsthistoriker Erich Schneider ist Franke durch und durch: Er studierte in Würzburg, promovierte hier über „Die barocke Benediktinerabteikirche Münsterschwarzach“, um ab 1984 als Lehrbeauftragter an der FH Würzburg-Schweinfurt sowie an den U niversitäten Bamberg, Saarbrücken und Würzburg Kunstgeschichte und Museologie zu lehren. Bis heute ist Schneider Lehrbeauftragter am Institut für Kunstgeschichte in Würzburg, wo er 2019 zum Honorarprofessor ernannt wurde. Von 1990 bis 2015 war er Leiter der Museen und Ga lerien Schweinfurt – zudem war er lange Jahre Leiter des Kulturamtes der Stadt. In Schweinfurt bewegte Schneider viel, 2009 wurde etwa die dortige Kunsthalle eröffnet. 2016 ist er nach Würzburg gewechselt. Schneider wurde zum Gründungsdirektor des künftigen Fränkischen Landesmuseums „Museum für Franken“ berufen, in welches das Mainfränkische Museum überführt wurde. Etwa 100 Mil lionen Euro wird sich der neue Träger des Museums, der Freistaat Bayern, den Umbau und die Sanierung der Festung Marienberg kosten lassen. Bis heute ist Erich Schneider in vielen Gremien und Stiftungen aktiv sowie Autor und Herausgeber bedeutender Veröffentlichungen, insbesondere zu Themen der fränkischen Kunst- und Landesgeschichte seit dem 16. Jahrhundert sowie zur deutschen Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts. Marc Peschke traf für ARTMAPP Erich Schneider zum Interview.
ES: Bei dem Projekt „Museum für Franken“ darf man nicht auf kurzfristige Erfolge spekulieren. Man muss wie bei einem Marathonlauf die Kräfte gut einteilen und darf den „Endspurt“ nicht vergessen. Die größten Schwierigkeiten liegen in der Festung Marienberg selbst. Sie ist ein wunderbarer Ort mitten in Würzburg und doch zugleich ganz weit weg: Im Winter fahren die öffentlichen Verkehrsmittel nur bis zur Ab zweigung am Oberen Burgweg und im Sommer ist die Tellsteige eine echte Herausforderung. Über einen zweiten Zuweg aus der Stadt – Aufzug, Rolltreppe, Seilbahn usw. – mag von den Verantwortlichen niemand reden. Auch der künftige Transport von Kunstwerken über das holprige P flaster durch die engen Burgtore in das Museum bereitet mir schlaflose Nächte. ARTMAPP: Wie wird das künftige Museumskonzept des Fränkischen Landesmuseums aussehen? Wie vermittelt man gesamtfränkische Geschichte und Identität? ES: Die ersten Planungen sehen vor, das Museum in die S chottenf lanke und den Fürstenbau zu verlegen. Es wird dort eine dem Sammlungsbestand angemessene große Präsent ation der Archäologie Frankens geben. Für Riemenschneider und die Zeit um 1500 wird ein sensationeller zweigeschossiger Saal geplant, in dem „Adam und Eva“ sowie die Apostel e rstmals in Anlehnung an die originale Hö henstufung der Marienkapelle aufgestellt werden. Die „Acholshäuser Madonna“ wird einen ganz besonderen Platz
47 oberhalb einer Treppenanlage bekommen. Natürlich werden wir unsere „weißen Flecken“ nicht vergessen. Wenn Sie nach gesamtf ränkischer Identität fragen, dann wird es vor allem darum gehen, die Vielgestaltigkeit fränkischer Identitäten herauszuarbeiten. ARTMAPP: Ein Thema sind derzeit die Leihgaben: Wird das neue Museum für Franken mit seinem Anspruch, ein Landesmuseum zu sein, viele neue Stücke aus anderen fränkischen Museen bekommen? ES: Das aus dem Mainfränkischen Museum Würzburg herausgewachsene Museum für Franken hat hervorragende eigene Bestände. Als künftiges Landesmuseum haben wir jedoch ganz Franken im Blick und werden um wichtige Exponate, die dem Status eines Landesmuseums angemessen sind, nicht herumkommen. Da liegt es nahe, unsere frän kischen und bayerischen Nachbarmuseen um Unterstützung zu bitten. Dass dabei auch über das eine oder andere Stück g esprochen werden wird, das sich vor 1803 in Franken bef unden hat, liegt auf der Hand. Darüber muss aber noch in Ruhe gesprochen werden. ARTMAPP: In welchem Umfang wird das Museum umgebaut und die Festung saniert? Wo werden sich die neuen Ausstellungsräume befinden – und wann wird das neue Museum voraussichtlich eröffnen? ES: Das Museum wird künftig ab dem Scherenburgtor nahezu die gesamte Kernburg einnehmen. Diese wird für die Bedürfnisse des Museums komplett saniert und ertüchtigt. Die Räume für die Dauerausstellung sollen sich in den der Stadt zugewandten Räumen der Schottenflanke und im Fürstenbau befinden. Die Wechselausstellungen sollen im Alten Zeughaus stattfinden. Nach jetzigem Zeitplan wird das Mu seum in der Kernburg voraussichtlich 2029 eröffnet werden.
ARTMAPP: Wie ist bis dahin der Fahrplan? ES: Gemeinsam mit Hoskins Architects, zuständig für die rchitektur, und Ralph Appelbaum Associates, verantwortA lich für die Museumsgestaltung, sowie allen anderen Beteiligten von der Bayerischen Schlösserverwaltung bis zum Staatlichen Bauamt erarbeiten wir vom Museum für Franken gegenwärtig die Vorplanung, die Anfang 2020 in die „Haushaltsunterlage Bau“ mündet, die vom Bayerischen Landtag genehmigt werden muss. Nach dieser Hürde geht es an Feinplanung und Ausführung. ARTMAPP: Gibt es Exponate im Museum, zu denen Sie eine besondere Verbindung haben? ES: Ja, vielleicht die „Acholshäuser Madonna“ von Riemenschneider. Diese Marienfigur beeindruckt mich wegen der ergebenen, stillen Art des Mitleidens am Tod ihres Sohnes. ARTMAPP: Was muss man in Würzburg und in Unterfranken unbedingt gesehen haben? Hier freuen wir uns über einen ganz persönlichen Tipp! ES: Das ist ganz schwer, denn hier gibt es so viele wunderbare Orte mit wunderbaren Kunstwerken. In Würzburg kennt vielleicht nicht jeder das Lusamgärtchen im Schatten des Neumünsters. Wer fränkisches Rokoko in Reinkultur erleben möchte, dem empfehle ich die Schlosskirche von Werneck. Und unbedingt die Abtei Münsterschwarzach. Oder doch lieber die Pfarrkirche von Gaibach?
Direktor Erich Schneider, Foto: Museum für Franken / Katja Krause
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Jürgen Lenssen, emeritier ter Domkapitular, Würzburg
Gespür für Kunst und Raum
Jürgen Lenssen vor einer Deckenarbeit von Ben Willikens, Exerzitienhaus Himmelspforten, Würzburg © VG Bild-Kunst, Bonn 2019, Foto: Johannes Wende, 2009
49 We r d i e I n n e n s t a d t W ü r z b u r g s b e s u c h t , p a s s i e r t z w a n g s l ä u f i g d a s A r e a l u m d e n D o m u n d d a s N e u m ü n s t e r. D i e b e i d e n b e n a c h b a r t e n K i r c h e n s i n d d a s H e r z d e s B i s t u m s . M a n k e n n t s o l c h e s a k ra l e n Z e n t r e n v o n a n d e r e n
In Würzburg aber überrascht eine einzigartige Dichte an moderner Kunst in und um die beiden zentralen Kirchen. Es ist nicht nur die Anzahl der Kunstwerke, sondern auch deren hohe Qualität, die diesen öffentlichen Raum von den umliegenden Stadtvierteln abhebt. Auf dem Kiliansplatz zwischen den beiden Kirchen sieht man gut platzierte Skulpturen, darunter solche von Werner Stötzer, Michael Morgner und Horst Antes. Von diesem Platz aus kann man den Dom betreten, wo dem Besucher Werke von Mimmo Paladino, Matteo Montani oder Marco Tirelli, Peter Vogt oder Herbert Mehler begegnen. Gegenüber gelangt man in das Neumünster, in dem man auf Gemälde von Thomas Lange, Ben Willikens, Hann Trier, Michael Triegel oder Markus Fräger trifft. Die Situation und die sich ergebenden Spannungsfelder zwischen Alt und Neu sind bei Weitem vielfältiger und die Liste der Künstler länger, als man mit der Aufzählung einiger exemplarischer Namen andeuten kann. Zwischen den Sakralbauten mit Eingang zum Kiliansplatz befindet sich das Museum am Dom, wo sich das Spiel von Alt und Neu im musealen Raum fortsetzt. All dies hat System und Geist und beruht auf der Konzeption von Domkapitular Jürgen Lenssen, der fast 30 Jahre das Bau- und Kunstreferat des Bistums Würzburg leitete. In dieser Funktion spielte er die Rolle des Kapellmeisters im Orchester aus Gemeinde, Architekten, Künstlern, Diözese, Schatzmeistern und vielfältigen sonstigen Interessen, die bei Bautätigkeiten und Kunstpflege im Spiel sind. Außerdem war er seit 1992 der Gründungsdirektor der Stiftung Kunstsammlung der Diözese Würzburg. Seine Leidenschaft und Glaubwürdigkeit im Ringen um die Kunst im religiösen Bereich brachte ihm den Vorsitz der Arbeitsgemeinschaft Kirchliche Museen und Schatzkammern (1998–2013) und die Präsidentschaft der Deutschen Gesellschaft für christliche Kunst e. V. (1999–2003). Seine Konzepte im Umgang mit alter und neuer Kunst im sakralen und musealen Raum sind ungewöhnlich und überraschend. Der zeitgenössischen Kunst dabei ihre grundlegende Subjektivität lassend wird man gerade dadurch einer zeitgemäßen und wahrhaftigen Suche nach spiritueller Orientierung gerecht. Lenssen erkannte, dass in der heutigen Zeit der nach religiösen Antworten Suchende nicht zwangsläufig im kirchlichen Gemeindeleben verankert ist. Folgerichtig sind seine Raumkonzepte offen und wollen nicht nur eine adäquate Bühne für die kirchlichen Traditionen und Rituale sein. Menschen, die sich als Mensch verorten wollen, soll ein geistiger Resonanzraum angeboten werden. Ob im sakralen, privaten oder musealen Raum, Kunst ist für Lenssen immer auch Teil der Seelsorge, der er sich als Priester verpflichtet hat. Die Spuren seiner Tätigkeit erstrecken sich über das ganze Bistum Würzburg, wo er insgesamt 360 Kirchen neu konzipierte. Der weitaus größte Teil davon befindet sich außerhalb Würzburgs in den Kleinstädten und Dörfern
Unterfrankens und sorgt bei kunstinteressierten Landausf lüglern für Überraschungen. So kann man in Kirchen auf dem Land nicht nur moderne Raumkonzepte finden, sondern auch Werke überregional bekannter zeitgenössischer Künstler. Solche Kirchen entdeckt man oft überraschend, zum Beispiel in dem kleinen Ort Oberschwarzach. Betritt man die dortige Pfarrkirche St. Peter und Paul, öffnet sich im Eingangsbereich die Gedenkstätte für Georg Häfner mit einem dreiteiligen Gemälde „Reliquie Mensch“ von Michael Morgner und einer Bronzebüste Häfners von Rainer Stoltz. Viele solcher Wegmarken zeitgenössischer Kunst im sakralen Raum hat Lenssen im unterfränkischen Land verteilt. Lenssen hat sich daneben oft selbst eingebracht als Gestalter von religiösen Gebrauchsgegenständen wie Kerzenständern, Sockeln, Lampen, Tragekreuzen, Paramenten und Ähnlichem. Dazu gehören auch raumbestimmende Objekte wie Radleuchter, Taufsteine oder Altäre bis hin zu architektonischen Bauteilen. Sogar als Maler trug er bisweilen auf Wunsch der Gemeinden eigene Werke bei, was ihn nicht selten anfechtbar machte. Symptomatisch ist das von ihm gemalte Retabel in der Wallfahrtskirche Maria im Weingarten bei Volkach, in dessen monochromer lichtweißer Fläche sich alles Figürliche auflöst und eine wunderbar zart anmutende Analogie zum unfassbaren Geheimnis des Glaubens sinnlich erlebbar wird. Indem sich dieses Altarbild radikal zurücknimmt, ist es kühn, und Kühnheit eckt zuweilen an. Zu der Kunstlandschaft, die Lenssen nach seiner Pensionierung 2017 hinterlässt, gehören die von ihm gegründeten oder auf seine Veranlassung mitgetragenen Museen: Das Museum am Dom und der Domschatz in Würzburg, das Kartäusermuseum in Tückelhausen, das Museum Kartause Astheim und das Museum Schloss Oberschwappach als Museen des Bistums. Die Johanniskapelle in Gerolzhofen, das Pilgermuseum in Dettelbach, der Stiftsschatz im Stiftsmuseum Aschaffenburg, das Museum Kloster Wechterswinkel, die Michaelskapelle in Haßfurt, das Museum Karlburg sowie das noch im Entstehen befindliche Stadtgeschichte-Museum Karlstadt in kommunaler Trägerschaft und ausgestattet von der Diözese. Die Krippensammlung im Krippenmuseum Baunach sowie die Sammlung moderner Kunst im Museum. Burg.Miltenberg sind private Stiftungen Lenssens. Einer, der überzeugt und konsequent, unkonventionell und streitbar eine Kirchen- und Museumslandschaft schuf, kann sich im Ruhestand nicht abschalten. So konzipiert er als Privatier weiter sakrale Räume in St. Georgenberg in Tirol, in Drolshagen im Sauerland, im sächsischen Torgau an der Elbe, in Hurlach bei Landsberg am Lech, in Vandans im Montafon und im Altenheim St. Bruno in Haßfurt. Auch als bildender Künstler ist er noch gefragt für einen Bildstock in Randers acker und für ein Stifterfenster in der Marienkapelle in Würzburg. Es bleibt spannend! MARKUS DÖBELE
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u n t e r f ü r s t b i s c h ö f l i c h e r H e r r s c h a f t g e w a c h s e n e n S t ä d t e n .
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Museum am Dom und Martin von Wagner Museum
Ausstellungsansicht Martin von Wagner Museum,
Das im Jahr 2003 unter dem Bischof Paul-Werner Scheele eröffnete Museum am Dom in Würzburg, ein Kunstmuseum der Diözese, ist ein ungewöhnliches Haus: Es versammelt Kunstwerke aus dem 10. bis zum 21. Jahrhundert, um diese in einem spannungsreichen Miteinander und Gegenüber von a lter und neuer Kunst zu präsentieren. Da treffen Arbeiten von Piotr Naliwajko aus den 1980er-Jahren auf eine im späten 15. Jahrhundert entstandene Auferweckung des Lazarus, eine „Violette Madonna“ von 1995 auf ein Kruzifix von Tilman R iemenschneider. Weiterhin zu sehen sind unter anderem Arbeiten von Johann Peter Wagner, Georg Anton Urlaub, Johann Zick, Ernst Barlach, Käthe Kollwitz, Otto Dix und Joseph Beuys. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf Werken von Künstlern aus Ostdeutschland wie Bernhard Heisig, Wolfgang Mattheuer und Werner Tübke. Diese Gegenüberstellung von alter und neuer Kunst wird noch intensiviert durch ein großes Veranstaltungs- und Führungsprogramm – auch für jüngere Besucher.
Auch das Martin von Wagner Museum der Universität Würzburg lohnt unbedingt einen Besuch. Das Haus für Weltkunst in der Region wurde bereits 1832 gegründet. Im Jahr 1857 stiftete der deutschrömische Maler und Bildhauer Johann Martin von Wagner dem Museum seine Kunstsammlung, die er als Kunstagent des bayerischen Königs in Rom aufgebaut hatte. Das seit 19 63 im Südf lügel der Residenz untergebrachte Museum mit seinen jüngst umgestalteten Sälen der Gemäldegalerie ist ein Ort für Liebhaber der klassischen Kunstgeschichte: Italienische Malerei, holländische Meister des 17. und 18. Jahrhunderts, deutsche Renaissance und Romantik sowie die Schnitzkunst des Mittelalters sind hier prominent vertreten. Die Antikensammlung wartet mit einem der weltweit g rößten Best ä nde g r iechischer Ker a mik , einer beachtlichen Ägypten-Abteilung, zahlreichen etruskischen u nd röm ischen F u nden u nd ei ner erlesenen Kollektion antiker Münzen auf. Präsentiert werden unter anderem Arbeiten von P ieter Claesz, Jacob Jordaens, Francesco Guardi, Giovanni Battista Tiepolo, Friedrich Overbeck, Max Liebermann, Ha ns P ur r ma nn und Tilma n R iemenschneider. Die G raphische Sammlung umfasst über 30.000 Blatt Handzeichnung und Druckgraphik. Immer wieder zeigt das Martin von Wagner Museum auch Wechselausstellungen wie aktuell bis zum 14. April 2019 die Schau „New Songs to L earn and Sing“ des in Berlin lebenden US-amerikanischen Malers Michael Markwick.
MARC PESCHKE
Fassade, Foto: © Museum am Dom
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Foto: © Universität Würzburg
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Das Museum im Kulturspeicher in Würzburg
Angebote zum visuellen Denken „Konstruktive Bilder“, schreibt der Grafikdesigner, Maler und Fotograf Anton Stankowski, „sind Angebote zum visuellen Denken, zur geistigen Anregung, zum Meditieren, zum Finden, auch Beweisen, Gleichnisse und konzentrierte Harmonie zum Nutzen der Gefühle und des Geistes …“ – Dieser Satz des Mannes, der etwa das Logo der Deutschen Bank gestaltet hat, ist auf der Eingangsseite der Webpräsenz des Museums im Kulturspeicher in Würzburg zu finden. Und das verwundert nicht so sehr: Stankowski ist so etwas wie ein Nestor der Konstruktiven Kunst in Deutschland – und Würzburg, das kann man so sagen, ist ein Ort, an dem diese Kunst bis heute blüht und gedeiht. Steht man vor dem Gebäude des historischen Getreidespeichers aus dem Jahr 1904 und seinen modernen Anbauten, so ist man gleich fasziniert: Hier wurde von 1996 bis 2002 durch die Tirschenreuther Architekten Peter und Christian Brückner denkmalgeschützte historische Bausubstanz meisterhaft mit Gegenwartsarchitektur verbunden. Die Kulisse am Alten Hafen sowie der Blick auf den Main und die Weinberge tun ihr Übriges: Man ist schon euphorisch, bevor man das Haus betritt, das außerdem das Theater „tanz Speicher“, eine Tanzwerkstatt und das Kabarett „Bockshorn“ beherbergt. Im rechten Flügel des Kulturspeichers befinden sich die Galerie des Berufsverbandes Bildender Künstlerinnen und Künstler Unterfrankens und das Künstlerhaus mit Druckwerkstatt: ein großes Haus für Kunst und Kultur also. Im Museum selbst wird Kunst vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart gezeigt: Romantik, Biedermeier, Impressionismus, Expressionismus – zum Teil Spitzenexponate, etwa von Max Slevogt, Erich Heckel, Emy Roeder, Hans Purrmann und Karl Schmidt-Rottluff. Die Kunst der Gegenwart ist mit Arbeiten von unter anderem Stephan Balkenhol, Magdalena Jetelová oder Camill Leberer vertreten. Doch die wichtigste Sammlung des Hauses, das von Marlene Lauter geleitet wird, ist die Sammlung „Peter C. Ruppert. Konkrete Kunst in Europa nach 1945“, die etwa 400 Exponate umfasst. Hier ist die Spitze der Konkreten Kunst versammelt: Arbeiten von Max Bill, Günter Fruhtrunk, Victor Vasarely, Hans Arp, Auguste Herbin, Richard Paul Lohse oder Bridget Riley. Auch eine Abteilung Konkreter Fotografie gibt es. Alle drei Jahre – wie jetzt wieder 2019 – wird der Preis „ Peter C. Ruppert für Konkrete Kunst in Europa“ vergeben.
Emy Roeder, „Schwangere“, 1920, Nussbaumholz, Nachlass Emy Roder 1971, Foto: Andreas Bestle, © für Nachlass Emy Roeder: Museum im Kulturspeicher Würzburg
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Bridget Riley, „Painting with pink“, 1994, Öl auf Leinwand, Museum im Kulturspeicher Würzburg, Sammlung Peter C. Ruppert – Konkrete Kunst in Europa nach 1945, Foto: John Webb, London © Bridget Riley, 2018,
Hochkarätige Wechselausstellungen von der klassischen oderne bis in die Gegenwart machen das Haus mit 3.500 M Quadratmetern Ausstellungsfläche zu einem der wichtigsten Museen im süddeutschen Raum. Bis vor Kurzem war hier „Emy Roeder. Das Kosmische allen Seins“ zu erleben: eine gerade auch für Würzburg besonders wichtige Ausstellung, denn die 1890 geborene Bildhauerin war eine gebürtige Würzburgerin, Tochter einer alteingesessenen Kaufmanns familie, die am Würzburger Markt zur Welt kam. Emy Roeder, die Schülerin Bernhard Hoetgers war – in der NS-Zeit als „entartet“ diffamiert –, gilt heute als eine der wichtigsten Bildhauerinnen des 20. Jahrhunderts, deren Werke 1955 auf der ersten „documenta“ präsentiert wurden. Nicht unverwandt der Kunst Ernst Barlachs fand sie im Existenziellen des Daseins ihre Themen. „Zeit ihres Lebens suchte Roeder das Wesentliche des menschlichen und kreatürlichen Daseins – innere Ruhe und Kraft, Zartheit, Liebe und Schutz, aber auch die tiefe Einsamkeit jedes Lebewesens – in ihren Werken w iederzugeben“, so Henrike Holsing, die Kuratorin der Ausstellung. Beachtlich sind ebenso die Tierskulpturen Roeders, deren Ruhe und Präsenz, Archaik und Klassizität gleicher maßen beeindrucken. Die Ausstellung, die ab dem 14. April im Landesmuseum in Mainz zu sehen ist, präsentierte mit Zeichnungen und Skulpturen nicht nur den umfangreichen Bestand aus dem Nachlass der Künstlerin im Besitz des Museums im Kulturspeicher, sondern zugleich hervorragende Leihgaben. Ein kleiner Grundbestand an Werken der großen Bildhauerin bleibt auch nach Ausstellungsende im Museum im Kulturspeicher zu sehen. Derzeit zeigen Marlene Lauter und ihr Team eine Ausstellung zum Thema Provenienzforschung: „Herkunft & Verdacht“ führt noch bis zum 1 4 . April zurück in die G eschichte der Städtischen Galerie Würzburgs, die 1941 gegründet wurde. Mit beträchtlichen Mitteln ausgestattet,
erwarb deren Gründungsdirektor Heiner Dikreiter bis 1945 über 5.000 Kunstwerke – allein 2.091 waren es im Jahr 1942. Woher aber kamen all diese Kunstgegenstände? Sind hier auch Raubkunstwerke in der Sammlung, die aus jüdischem Eigentum stammen? Diese Frage stellt sich das Museum, die Nachfolgeinstitution der Städtischen Galerie, mit dieser Ausstellung. Und zieht ein überaus spannendes erstes Resümee der Provenienzforschung in eigener Sache. Vom 1. Juni bis zum 28. Juli ist dann die Ausstellung „Farbe im Stein – Schwingung im Metall. Helmut Dirnaichner und Martin Willing“ zu sehen, wie Lauter ankündigt: „Hier treten ein Metallbildhauer, nämlich Martin Willing, und ein Maler, Helmut Dirnaichner, der das Bild – Papier und Pigment – durch Schöpfen oder Schlagen in einem einzigen integrierten Vorgang entstehen lässt, in einen Dialog. Willing bringt Stahl, Aluminium oder Titan linear oder zu Bändern gezogen in Form und versetzt diese durch Spannung gegen die Schwerk raft in faszinierend leichte Schwingung. Beide Künstler, längst international etabliert, liefern aufregende Werke von flächenkinetischer oder realer Bewegung im Raum.“ Später im Jahr, vom 17. August bis 13. Oktober, werden Siebdrucke von Bridget Riley zu sehen sein, die in den 1960er-Jahren als „Queen of Op-Art“ gefeiert wurde und bis heute malend sowie in der Druckgrafik Schwingungs- und Vibrationseffekte der Farbe auf der Fläche erforscht. „Es geht ihr um reine Bildenergien als Quelle frappierender visueller Erfahrungen“, so Marlene Lauter. „Die Künstler dieser beiden Ausstellungen, also sowohl Helmut Dirnaichner und Martin Willing wie auch Bridget Riley, sind in der Sammlung Konkrete Kunst in unserem Museum vertreten, was den Anstoß dafür gab, ihnen Wechselausstellungen zu widmen.“ MARC PESCHKE
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Mit Herber t M ehler durch Würzburg
Ein Skulpturenweg G ä b e e s e i n e r e g u l ä r e S c h i f f f a h r t s l i n i e , d i e We r t h e i m m i t Würzburg verbindet, dann hät ten wir ein Schif f genommen . D o c h v o n We r t h e i m k a n n m a n m i t d e r R e e d e r e i H e n n e b e r g e r mainauf wär t s nur bi s Lohr fahre n . Alte r nat iv könnte man e i n e M a i n k r e u z f a h r t b u c h e n – i n s i e b e n Ta g e n v o n K ö l n b i s
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R ege n sburg. Doch wir wolle n ja nur nach Wür zburg.
Also fahren der ARTMAPP-Herausgeber Reiner Brouwer und ich mit dem Auto und treffen den Bildhauer Herbert Mehler an der Mole vor dem Würzburger Kulturspeicher. Mehler ist zwar nicht in Würzburg geboren, doch er lebt schon so lange hier in der Gegend, dass man ihn durchaus einbürgern kann: Er ist Würzburger. Das hört man schon an seiner Sprache. Der Vater war Holzbildhauer, ein Kruzifix-Schnitzer in der Rhön. Mehler selbst studierte 1972 bis 1976 in Nürnberg und lebt heute in Eisingen, wo ihm der dortige schlossähn liche Erbachshof und der große Skulpturenpark zusammen mit seiner Frau Sonja Edle von Hoeßle, ebenfalls Malerin und Bildhauerin, als Lebensmittelpunkt, Atelier und imposante Ausstellungsfläche dienen. Das Künstlerpaar hat dort herrlich Platz, sich künstlerisch zu entfalten und auch Gastkünstler einzuladen. Jetzt stehen wir also an der Mole in Würzburg – und wie auf Verabredung scheint die unterfränkische Dezembersonne. „Belladonna“ heißt die über sieben Meter hohe Stahlskulptur, die wir in Augenschein nehmen. Rundherum Mainhafenatmosphäre, das Schloss Steinburg, Weinberge, ICE-Trasse, Autostraße, im Hintergrund die Festung Marienberg, das „Käppele“ – die liebliche Wallfahrtskirche auf dem Nikolausberg. Hier zeigt sich Würzburg, wie es ist: romantisch, doch auch zerfasert. Idyllisch, doch auch urban. Historisch und voller Kriegsblessuren. Am 16. März 1945 wurde das alte Würzburg zu 90 Prozent zerstört. Das wirkt bis heute nach. Irgendwie schwer zu begreifen, diese Stadt.
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Herbert Mehler, „Belladonna“, am Kulturspeicher Würzburg Foto: Herbert Mehler
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Sonja Edle von Hoeßle, „Endlosschleife“, Foto: Sonja Edle von Hoeßle
Osterleuchter im Neumünster mit Kruzifix, Foto: Caroline Maas
In den Ruinen dieser Stadt sei Mehler aufgewachsen, erzählt er. Und jetzt will er uns „sein“ Würzburg zeigen. Wir spazieren mit ihm die Mole entlang – Richtung Innenstadt. Seine „Belladonna“ sollte den Beginn eines Skulpturenweges markieren, doch ist sie Solitär geblieben. An einem sonderbaren Ort, der wie geschaffen ist für diese schöne Frau aus Stahl. Wir passieren den Kunstverein Würzburg mit seiner „Arte Noah“, einer schwimmenden Galerie im Alten Hafen gegenüber des Museums im Kulturspeicher. Die „Arte Noah“ wird von zwei Giraffenköpfen Mehlers bekrönt. Danach geht es in den Kulturspeicher selbst, einem ehemaligen Getreidelager, das vor einigen Jahren zum Museum umgebaut wurde. Mehler will uns hier durch die aktuelle große Sonderausstellung von Emy Roeder führen. Roeder, 1890 in Würzburg geboren, verstarb 1971 in Mainz, doch ihren gesamten Nachlass vermachte sie der Stadt Würzburg und ist auch auf dem hiesigen Hauptfriedhof begraben. Immerhin steht am Rheinufer in Mainz noch eine große Skulptur der ernsten Expressionistin – gleich daneben die Cortenstahl-Skulptur „Vita“ von Herbert Mehler. Nächste Station unseres Rundgangs ist die „Endlosschleife V“ von Sonja Edle von Hoeßle: ebenfalls eine große Cortenstahl-Skulptur, die seit 2012 unweit des Alten Krans am Mainufer präsentiert wird. Wir promenieren weiter gen Juliusspital – eine über 400 Jahre alte Würzburger Beson derheit: Gegründet vom Würzburger Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn ist es heute ein Krankenhaus, ein Seniorenstift und ein Weingut – das zu den besten Deutschlands gehört.
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Herbert Mehler, Skulpturen, Domkreuzgang, Würzburg, Foto: Herbert Mehler
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Durch das Hauptgebäude an der Juliuspromenade gelangen wir in den öffentlich zugänglichen Park mit Gartenpavillon, Vierströmebrunnen und Zehntscheune, wo Mehlers Arbeiten „Dieci-Zero“ und „Apsida Grande“ zu sehen sind. Auch der Vierströmebrunnen ist typisch „mainfränkisch“: Main, Saale, Sinn und Tauber werden hier versinnbildlicht. „Auf zum Wein!“, ruft Herbert Mehler. Und wir folgen ihm in den fantastischen historischen Holzfasskeller des Juliusspitals, wo wir begreifen, wie wichtig der Rebensaft für diese Stadt ist. Einen prächtigeren Weinkeller kann man sich nicht denken. Nur einige Gehminuten zu Fuß entfernt liegt das Neumünster, ein ehemaliges Kollegiatstift, dessen Ursprünge bis in die Romanik reichen. Hier findet man nicht nur eine Riemenschneider-Madonna, sondern auch das spätmittel alterliche „Schmerzensmannkreuz“. Für Mehler das schönste Kruzifix weit und breit – mit seinen vom Kreuz abgelösten A rmen. Diese Christusfigur strahlt enorme Ruhe aus – wie auch die große Osterkerze Mehlers, die im Innenraum auf gestellt ist.
Erbachshof Art Project, Foto: Sonja Edle von Hoeßle
Gleich daneben steht der Würzburger Dom, der nach dem heiligen Kilian benannt ist, welcher der Legende nach 689 in Würzburg verstorben ist. Die Bischofskirche ist eines der größten romanischen Gotteshäuser Deutschlands mit einer prächtigen Ausstattung, darunter zwei Grabmäler Tilman Riemenschneiders und das Grab des Meisters selbst. Aber das kenne man alles, sagt Mehler. Tiepolo, R iemenschneider, Neumann, das sei Würzburger Standard! Aber wer kennt die wunderbaren Glasfenster von Georg Meistermann? Herbert Mehler zeigt sie uns, den schlichten leuchtenden Fensterzyklus in der Sepulturkapelle. – Und nur wenige Schritte entfernt davon treffen wir fünf weitere C ortenstahl-Skulpturen Mehlers im Hof des Kreuzgangs. Was stellen diese rötlich schimmernden Figuren dar? Sind es pf lanzliche Formen? Reine Geometrie? Das Besondere an dieser Kunst ist ihre assoziative Kraft: Jeder Mensch trage einen Kanon der Urformen in sich, sagt Mehler. Unser Rundgang endet im Lusamgärtchen, einem kleinen Innenhof an der Nordseite der Neumünsterkirche, wo sich das Grabmal für den Minnesänger Walther von der Vogelweide befindet, der 1230 – möglicherweise – in Würzburg verstarb. „Unter der Linden, / An der Haide, / Wo ich mit meinem Trauten saß, / Da mögt ihr finden, / Wie wir beide / Die Blumen brachen und das Gras.“ – So schlicht und verzaubernd klang Liebeslyrik im 13. Jahrhundert.
Herbert Mehler, „Dieci Zero“, 2005, Cortenstahl, Park des Juliusspitals, Würzburg, Foto: Caroline Maas, Würzburg
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Und beim Silvaner spricht Mehler begeistert über jene, elche die Kunststadt Würzburg geprägt haben: den emeriw tierten Domkapitular Jürgen Lenssen etwa, langjähriger Kunstreferent des Bistums Würzburg. Die Begegnung von alter und neuer Kunst war sein Thema. Vor allem das 2003 eröffnete Museum am Dom strahlt über die Grenzen der Stadt hinaus. Schon bald ist dort die Kunst des 1997 verstorbenen Hammelburgers Robert Höfling zu sehen – auch er ein unterfränkisches Unikat. MARC PESCHKE
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Herbert Mehler und Sonja Edle von Hoeßle bei der Eröffnung des Erbachshof Art Projects, Foto: Gerhard Neukam
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Wer Würzburg gesehen haben will, der müsse auf der Festung Marienberg gewesen sein! Meint Mehler – und wir fahren hinauf. Das Museum für Franken hat hier seinen Sitz, das ehemalige Mainfränkische Museum. In mehr als 40 Räumen wird hier die Kunst- und Kulturgeschichte Frankens von der Frühzeit bis ins 19. Jahrhundert präsentiert – heute unter der Direktion des gebürtigen Kitzingers Erich Schneider, der lange Jahre Leiter der Museen und Galerien Schweinfurt sowie dort auch Kulturamtsleiter war. In den kommenden Jahren soll sein Würzburger Haus ein Landesmuseum werden. Mehler und Schneider kennen sich schon lange, haben bereits viele Ausstellungen und Projekte miteinander realisiert. Mehler und Riemenschneider in einem Ausstellungsraum – auch das gab es schon. Abends sitzen wir dann in der Küche des Erbachshofes in Eisingen, nur wenige Kilometer von Würzburg entfernt – und finden endlich Zeit, den Silvaner vom Juliusspital zu entkorken. Viel haben wir gesehen, manches ausgelassen. Die Residenz etwa. Weltkulturerbe und laut UNESCO das „einheitlichste und außergewöhnlichste aller Barockschlösser“, so bedeutend wie Schönbrunn und Versailles, samt dem größten zusammenhängenden Deckenfresko der Welt, geschaffen 1752 bis 1753 von dem Venezianer Tiepolo. Aber das kenne man doch alles, sagt Mehler – und empfiehlt etwas, das noch zu entdecken ist: das dortige Martin von Wagner Museum der Universität Würzburg nämlich.
60 20 Jahre Kunstgut Roswitha und M arkus Döbele, Ef feldor f
Ein Konzept geht auf
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Galeristenpaar Döbele, Foto: Alex Mader
Seit 20 Jahren sind Roswitha und Markus Döbele in ihrer Galerie nun schon erfolgreich in Effeldorf als Kunstvermittler tätig. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie die beiden mich ganz am Anfang hier, auf dem weiten Gelände einer früheren Gärtnerei, herumgeführt haben. Sie sprachen von dem ein oder anderen Umbau, wussten schon, wo sie dieses oder jenes Gemälde platzieren wollten, und stellten sich diverse Skulpturen inmitten der Gewächse der einstigen Nutzung vor. Die beiden Döbeles hatten sich vorgenommen, ein kunstverständiges Publikum hierher zu locken, wollten Ausstellungen mit zeitgenössischer Kunst veranstalten und Auktionen abhalten. Mir gefielen diese Visionen. Aber als Nichtunternehmer fragte ich mich dann doch insgeheim etwas verzagt: Kann das gut gehen? Hier, so ganz weit weg von einem Ort, den man mit zeitgenössischer Kunst verbindet; Würzburg oder gar Schweinfurt dabei in allen Ehren? Nun, die beiden Vollblutgaleristen haben eindrucksvoll bewiesen, dass so etwas möglich ist. Ihr Konzept ging offenbar auf. Im Zentrum ihrer Arbeit steht qualitätvolle Kunst der Klassischen Moderne, zum Beispiel das Werk des 1975 verstorbenen Max Ackermann als Anker des Ganzen. Ackermann war einer der führenden Wegbereiter der Kunst nach 1945 in Deutschland und ist dabei als Künstler nie beim einmal Erreichten stehen geblieben, sondern hat stets an sich weitergearbeitet. Er hat Neues ausprobiert, oft genug auch ohne wirtschaftlichen Erfolg. Beispielhaft dafür sind unter anderem seine sogenannten Strukturbilder. Es ist vielleicht bezeichnend, dass Markus Döbele gerade diesem Teil des Ackermann’schen Œuvres seine bei Christa Lichtenstern in Saarbrücken erarbeitete Dissertation gewidmet hat, die 2014 erschienen ist. Auch das zeugt von der Ernsthaftigkeit der Arbeit des Kunsthändlers.
Die Galerie Roswitha und Markus Döbele setzt darüber hinaus bewusst auf das Schaffen von neuen, in der großen Kunstwelt noch frischen, meist unverbrauchten Künstlern. Als Beispiel dafür sei unter anderem der Name des 1983 in Schweinfurt geborenen Robert Weissenbacher genannt, der heute in München lebt und arbeitet. Weissenbacher malt geheimnisvoll-verstörende Kompositionen in neoexpressionistischer Manier. Wenn ich die Namen der Künstler der Galerie Revue passieren lasse, bleibt mein Auge etwa an Werken von Selcuk Dizlek, Gerd Kanz, Rosario Rebello de Andrade, Thomas Röthel, Angelika Summa oder Sabine Becker hängen. Aber ich will erst gar nicht versuchen, alle Künstlerinnen und Künstler namentlich zu nennen oder deren Werke kommentieren zu wollen. Sicher bin ich mir jedoch, dass alle Exponate dem kundigen Auge stets das G efühl vermitteln, für sich noch die eine oder andere Ent deckung machen zu können. Das ist möglicherweise das besondere G eheimnis, in jedem Fall ist es das Ergebnis strikter Orientierung an künstlerischer Qualität, die die beiden Galeristen umtreibt. Natürlich handeln Roswitha und Markus Döbele mit Kunst und müssen damit Geld verdienen. Das ist aber nur die eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite haben sie in und für Effeldorf sowie weit darüber hinaus wirkend einen Ort geschaffen, an dem Kunst für alle zu sehen ist. Auch wer nicht mit dem ganz großen Geldbeutel bei den Auktionen mitbieten oder ein Kunstwerk kaufen kann, ist im Hause Döbele willkommen. Das kleine im „Windschatten“ der Kunst metropole Würzburg gelegene Effeldorf hat dadurch auf der künstlerischen Landkarte Deutschlands einen ganz neuen Stellenwert bekommen, der sicher nicht zu verachten ist. Effeldorf liegt nicht im unterfränkischen Off, sondern extrem verkehrsgünstig mitten in Deutschland, einen Steinwurf vom Biebelrieder Autobahnkreuz entfernt. Es war mehr als konsequent, dass die beiden Galeristen auf der Suche nach einem Mittelpunkt für ihr Kunstuniversum in Effeldorf gelandet sind. Während andere ihrer Kollegen unbedingt vom Land in die Stadt wollten, sind Roswitha und Markus Döbele genau den umgekehrten Weg gegangen. Die großen Metropolen der Kunst sind von hier aus meist binnen eines Tages mit dem Auto anzusteuern. Außerdem sind die wichtigen Messen, etwa in Basel, Berlin, Karlsruhe oder Köln, gut erreichbar, von München, wo Döbeles seit zwei Jahren auf der Messe „Paper Positions“ vertreten sind, ganz zu schweigen. ERICH SCHNEIDER
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Ernst Ludwig Kirchner, Mandolinistin, 1921 (Ausschnitt), Öl auf Leinwand, 90 × 120 cm, © Kirchner Museum Davos, Foto: Jakob Jägli
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SCHWEIN
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FURT
Zukunft findet Stadt In kaum einer anderen deutschen Stadt rücken Industrie und Kunst so nah zusammen wie in Schweinfurt. Die unt erf ränkische Metropole, Welthauptstadt der Kugellager, der wichtigste großindustrielle Standort Nordbayerns, ist ihren Wurzeln nach eine klassische Arbeiterstadt, doch ist die Kunst vor Ort heute allgegenwärtig. Das macht den einzigartigen Reiz der ehemaligen freien Reichsstadt aus.
Museum Georg Schäfer, Schweinfurt, Architekt: Volker Staab, Foto: © Museum
64 Inter view mit Sebastian Remelé, Oberbürgermeister von Schweinfur t
Industrie & Kunst Moderne Architektur trifft hier auf eine 1.200-jährige Geschichte – das kulturelle Angebot ist imposant: Mit dem Museum Georg Schäfer, welches die bedeutendste Privatsammlung deutscher Malerei des 19. Jahrhunderts präsentiert, dem Museum Otto Schäfer, dem Stadttheater und der Kunsthalle Schweinfurt im ehemaligen Ernst-Sachs-Bad verfügt die Stadt gleich über mehrere überregional bedeutsame Institutionen. Noch im Entstehen ist das Kulturforum am MartinLuther-Platz, wo mehrere historische Gebäude zu einem neuen Kulturzentrum vereinigt werden. Ab 2022 wird hier auch das neue moderne Stadtgeschichtliche Museum einziehen.
Doch das ist lange noch nicht alles. Das ZF Sachs Museum präsentiert die Industriegeschichte der Fichtel & Sachs AG. Darüber hinaus zeigt das Kleine Industriemuseum Exponate der Schweinfurter Industriegeschichte, insbesondere der Wälzlagerindustrie, passend in einer historischen Mühle. Und im „Stattbahnhof “ kann man avancierte Popkonzerte erleben. Was will man mehr in einer 55.000-Einwohner-Stadt? Für ARTMAPP sprach Marc Peschke mit Sebastian Remelé (CSU), dem seit 2010 amtierenden Oberbürgermeister von Schweinfurt, über das Erreichte – und neue Pläne … ARTMAPP: Sehr geehrter Herr Remelé, „Industrie & Kunst“, das ist das Markenzeichen von Schweinfurt. Wie schafft es die Stadt immer wieder, diesen touristischen Slogan mit Leben zu füllen?
Sebastian Remelé, Oberbürgermeister von Schweinfurt im Aufgang des Museums Georg Schäfer, Foto: © Stadt Schweinfurt
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ARTMAPP: Sie wurden 1969 in Werneck, also ganz in der Nähe, geboren und sind in Schweinfurt aufgewachsen. Wie wichtig ist die biografische Verwurzelung für einen Politiker? SR: Für mich persönlich ist es ein großer Vorteil. Wenn man selbst Bürger der Stadt ist, die man führt, weiß man, wo es brennt und was gerade diskutiert wird. So denke ich als Oberbürgermeister natürlich an das große Ganze, zum Beispiel die Behauptung unserer Stadt im deutschlandweiten Wett bewerb um Einwohner und Fachkräfte. Gleichzeitig erreichen mich aber durch das Leben hier, durch Freunde und Bekannte die Sorgen und Probleme der Schweinfurter Bürger. ARTMAPP: Das nächste große Projekt in Schweinfurt ist das Kulturforum Martin-Luther-Platz. Wie ist hier der Sachstand? SR: Mit dem im Oktober 2018 erfolgreich durchgeführten lanungswettbewerb zum Kulturforum haben wir einen weiP teren Meilenstein erreicht und nun den Auftrag an den ersten Preisträger, das Architekturbüro Heinle, Wischer und Partner vergeben. Aktuell startet die Vorplanungsphase mit der Überprüfung des Raumnutzungskonzepts. Das Kulturforum wird nicht nur das Alte Gymnasium, das Stadtschreiberhaus und die Reichsvogtei in neuem Glanz erstrahlen lassen, sondern mit seinem Verbindungsbau und seinem Veranstaltungssaal einen Treffpunkt für unsere Mitbürger schaffen. ARTMAPP: Was ist Ihre Vision von diesem Haus in unmittelbarer Nähe des Marktplatzes? Auf was dürfen sich die Schweinfurter und ihre Gäste freuen? SR: Am Martin-Luther-Platz, der direkt an den Marktplatz angrenzt, entsteht ein neuer offener Raum zwischen Johanniskirche und Kulturforum, der weitere Begegnungs- und Veranstaltungsmöglichkeiten im Herzen der Innenstadt schafft. Im neuen Kulturforum soll nicht nur die Stadt geschichte dargestellt, sondern gleichsam fortgeschrieben werden. Dabei geht es nicht nur um die Präsentation der Vergangenheit und Gegenwart, sondern auch um die Darstellung neuester technologischer Entwicklungen und ihrer Aus wirkungen auf die urbane Gesellschaft. Hier wollen wir Schnittstelle von Kunst, Industrie, Wissenschaft und einer internationalen Gesellschaft sein sowie ein kulturelles Klima schaffen, das Innovation, Kreativität und Toleranz in der Gesellschaft fördert.
ARTMAPP: Auch die freie Kulturszene, so hört man, soll hier ihren Ort haben? SR: Alle Besucher werden im Kulturforum die Möglichkeit finden, sich zu entfalten. Dabei wird die freie Kulturszene sicherlich im Bereich der Wechselausstellungen die eine oder andere Präsentation organisieren, die „Disharmonie“ Konzerte oder Kabarettabende veranstalten oder die Jugend mit ihren Poetry-Slams die Besucher begeistern. ARTMAPP: In das von Katharina Christ geleitete Kulturforum soll auch das Stadtmuseum einziehen. Was dürfen die Besucher hier erwarten? SR: Wir wollen aus Vergangenem in Ausstellungen lernen, dabei grenzenlos denken und gleichzeitig Neues entwickeln und produzieren. Auch wenn wir noch nicht zu viel verraten können, soll hier die Stadtgeschichte spielerisch und mit allen Sinnen erlebbar werden. ARTMAPP: Auch in das Theater will die Stadt Schweinfurt investieren … SR: Im Theater der Stadt, einem nicht nur architektonischen Schmuckstück, das in der bayerischen Denkmalliste aufgeführt ist, wird seit Dezember 1966 Gastspieltheater aller Genres auf höchstem Niveau durchgeführt. Mit dem interkulturellen Programm, das in seiner Ausrichtung und Dichte einem produzierenden Dreispartenhaus nahekommt und dabei Partner aus der ganzen Welt einlädt sowie präsentiert, soll bewusst ein Publikum aller Altersschichten erreicht werden. Aber das Haus ist in die Jahre gekommen. Drei Bereiche lassen eine grundlegende Sanierung dringend notwendig werden. Die Bühnen- und Haustechnik sowie das Hauptdach stammen noch aus dem Gründungsjahr und wurden bisher nicht erneuert. Eine umfassende Sanierung ist „Pflicht“, um das Theater der Stadt Schweinfurt zukunftsfähig zu machen, zu erhalten und somit weiterhin ein attraktives Programm für die Bürgerinnen und Bürger anbieten zu können. ARTMAPP: Eine abschließende Frage: Braucht man eine starke Industrie – um sich Kunst leisten zu können? SR: Wir wissen alle, dass Kunst im weiten Sinne – zum Beispiel die Kreativitätsförderung oder die junge Kunst – nicht unbedingt teuer sein muss. Gleichwohl hat unser kulturelles Angebot mit seiner Infrastruktur und dem erforderlichen Personal, beispielsweise unseres Georg Schäfer Museums oder unserer Kunsthalle, seinen Preis. Die Industrie steht mit ihren Arbeitsplätzen und ihrer Gewerbesteuer für den Wohlstand unserer Stadt und damit für ihr reiches kulturelles Leben.
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Sebastian Remelé: „Industrie & Kunst“ finden in der Stadt Schweinfurt häufiger zusammen, als man vermutet. Bestes Beispiel dafür ist der Schweinfurter „Nachsommer“. Kaum etwas bringt unser Motto „Industrie & Kunst“ so in Einklang wie dieses frühherbstliche Kulturereignis, das mittlerweile weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist und immer wieder angesehene Künstlerinnen und Künstler nach Schweinfurt holt. Hier schlägt das Herz der Kunst inmitten der Hallen unserer Großindustrie. Ein ganz besonderer Charme, der durch die Nutzung von Räumlichkeiten zuerst dank SKF, heute von ZF in unserer Stadt Einzug hält.
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67 Kunst nach 1945 in Deutschland
Zehn Jahre Kunsthalle Schweinfurt
Die Geschichte der Kunsthalle Schweinfurt ist eng mit der Industriellenfamilie Sachs verknüpft. Das hiesige Museum für Kunst nach 1945 in Deutschland residiert in einem zwischen 1931 und 1933 nach Plänen von Roderich Fick erbauten ehemaligen Volks- und Hallenschwimmbad, das Ernst Sachs anlässlich seines 60. Geburtstages den Bürgern seiner Heimatstadt schenkte. 2004 entschied sich der Schweinfurter Stadtrat nach intensiver Diskussion für eine Neunutzung als Museum. Mit seiner bemerkenswerten Architektur im Stil der Neuen Sachlichkeit und seinem großzügigen Raumzuschnitt bildete das ehemalige Ernst-Sachs-Bad ein geradezu ideales Gebäude für die neue Kunsthalle Schweinfurt. Bereits im November 1930 hatte der Architekt es ausdrücklich nicht als Kritik aufgefasst, als man seinen Plänen vorwarf, „die Sache sähe halt eigentlich nicht wie ein Hallenschwimmbad aus, sondern mehr wie eine Festhalle, in der auch Kunstausstellungen stattfänden“.
Wo einst Schwimmer ihre Bahnen zogen, ist heute tatsächlich Kunst zu sehen: Seit 2009 wird das außen unveränderte G ebäude nun als Museum und Ausstellungshaus genutzt. Seitdem hat sich die Kunsthalle Schweinfurt als Ort der modernen und zeitgenössischen Kunst in der Region und deutschlandweit etabliert. Die Dauerausstellung zeigt „Kunst nach 1945 in Deutschland“ – und das auf einem hervorragenden Niveau: Arbeiten von Georg Meistermann oder Fritz Koenig sind genauso vertreten wie Werke der Künstlergruppen Quadriga, ZEN 49, Junger Westen oder SPUR, WIR, GEFLECHT und Kollektiv Herzogstraße. „Die städtische Sammlung ist besonders gut aufgestellt im Bereich des Informel und der neof igurativen Ausdrucksformen“, sagt Kunsthallen- Direktorin Andrea Brandl. Bis in die Gegenwart werden die Entwicklungslinien und Spannungsfelder der Kunst nach 1945 in der neuen Dauerausstellung präsentiert, die ab Mitte Juli zu sehen sein wird.
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Kunsthalle Schweinfurt, Foto: Peter Leutsch, Schwebheim
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„Das Konzept der Kunsthalle Schweinfurt“, so Brandl w eiter, „sah von vornherein eine Synergie zwischen D auerpräsentation und Wechselausstellung auf zwei G eschossebenen vor – insgesamt sind es rund 2.200 Quadr at met er. Der Großteil der Sammlung spiegelt den städtischen Besitz und konnte in den letzten Jahren gezielt durch Bestände aus der Sammlung der Bundesrepublik zur deutschen Kunst nach 1945 erweitert werden, ebenso durch Leihgaben des Kunstvereins Schweinfurt sowie Schenkungen aus Privatbesitz. Die jüngst erfolgte sehr umfangreiche Schenkung der Münchener Galeristenfamilie van de Loo unterstreicht die Bedeutung, die das Haus in der Zwischenzeit in der deutschen Museumslandschaft hat. Bei temporären Ausstellungen, die sich ab 2019 auf die imposante neun Meter hohe Halle, der Bereich des ehemaligen Schwimmbeckens, konzentrieren, werden wir uns Themen des zeitgenössischen Kunstschaffens widmen.“ 2019 kann die Kunsthalle Schweinfurt ihr zehn jähriges Jubiläum begehen. Dies feiert das Haus mit einem u m f a ng r eichen Au sstel lu ng s- u nd Ver a nst a lt u ng s programm. Den Auftakt bildet die mit Spannung erwartete Ausstellung „ Gunter Sachs – Kamerakunst. Fotografie, Film und Sammlung“, die in Zusammenarbeit mit dem Institut für Kulturaustausch in Tübingen entstanden ist.
Gunter Sachs, „Bally Serie“, 1977, Foto: © Estate Gunter Sachs
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Jay Ullal, „Gunter Sachs“, 1972, Foto: © Jay Ullal
Bereits im Jahr 2013/14 wurde die Sammlung des 1932 auf Schloss Mainberg bei Schweinfurt geborenen Gunter Sachs in der Kunsthalle präsentiert, welche Arbeiten von Andy Warhol, Richard Avedon, Roy Lichtenstein, René M agritte, Salvador Dalí oder Max Ernst umfasste. Es war die bislang erfolgreichste Ausstellung des Museums mit mehr als 65.000 Besuchern. Nun ist der 2011 verstorbene Gunter Sachs wieder da – eben in jenem Gebäude, das sein Großvater Ernst Sachs 1933 als mäzenatische Stiftung den Schweinfurtern übergab: Bis 16. Juni sind im gesamten Erdgeschoss unter dem Titel „Gunter Sachs – Kamerakunst. Fotografie, Film und Sammlung“ etwa 160 Werke aus Sachs’ Fotosammlung sowie eigene Fotoarbeiten und Filme zu sehen.
Nach Anfängen als Dokumentarfilmer fotografierte Sachs seit den 1970er-Jahren für Modemagazine und Firmen wie Bally, Polaroid, de Sede oder Castrol. Mit der ersten Aktaufnahme in der französischen „Vogue“ wird er als Fotograf bekannt. Schließlich wird die Schau auch der Tatsache gerecht, dass Sachs selbst zeit seines Lebens ein beliebtes Fotomotiv war. Will McBride etwa fertigte wunderbare Porträts von ihm. Welchen Weg geht die Kunsthalle, welche Projekte und Ziele gibt es? Andrea Brandl formuliert es so: „Wir wollen neue, interessierte Besucher für das Haus gewinnen – und wir müssen uns verstärkt dem wichtigen Bereich ‚Museum und Tourismus‘ widmen. Die Pflege von Kooperationen mit anderen Museumspartnern zählt ebenfalls dazu.“ „Zur Förderung der Gesundheit, zum Wohl und Segen der Bevölkerung“ steht in vergoldeten Buchstaben über dem Eingang des ehemaligen Ernst-Sachs-Bades. Es könnte zugleich das Motto der Kunsthalle Schweinfurt sein, die dem Besucher nicht nur im Jubiläumsjahr 2019 ein exklusives Ausstellungs- und Museumsprogramm bietet. MARC PESCHKE
Bis 16. Juni 2019 G u n t e r S a c h s – K a m e ra k u n s t . F o t o g ra f i e , F i l m u n d S a m m l u n g www. k unsthalle-schweinf ur t. de
„Kunst geht fremd“. So lautet der Titel des ungewöhnlichen Ausstellungsprojekts, das „in Deutschland einzigartig ist“, so Initiatorin Andrea Brandl, Leiterin der Kunsthalle Schweinfurt. 15 unterfränkische Museen mit unterschiedlichen Konzepten und Schwerpunkten tauschen zum neunten Mal ihre Kunst. 15 Ausstellungsstücke präsentieren sich so in einem neuen, doch regionalem Umfeld und in verändertem Kontext. Das Thema in diesem Jahr lautet: „Kunst geht fremd und zeigt Kante“. Die Eröffnung der Schau findet am 23. Juli im Deutschen Fastnachtmuseum in Kitzingen statt.
Beteiligt an den dialogischen Sonderpräsentationen sind bis zum 3. November folgende Museen: Museen Schloss Aschach, Museen Aschaffenburg, Museum Obere Saline Bad Kissingen, Heimatmuseum Ebern, Museum Terra Triassica Euerdorf, Knauf-Museum Iphofen, Deutsches Fastnachtmuseum K itzingen, Spessartmuseum Lohr, Museen Miltenberg, K ulturagentur Rhön-Grabfeld, Kunsthalle Schweinfurt, Museum Barockscheune Volkach, Museum im Kulturspeicher Würzburg, Jüdisches Kulturmuseum Veitshöchheim, Museum Johanniskapelle Gerolzhofen. Das Projekt wird realisiert unter der Schirmherrschaft und mit finanzieller Unterstützung des Bezirks Unterfranken. w w w . k u n s t- g e h t-f r e m d . d e
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Kunst geht fremd
70 Das Museum Georg Schäfer in Schweinfur t
Die Genese der Moderne
71 Nach Schweinfurt kann man schon wegen dieser mehrfach preisgekrönten Architektur reisen, doch ist das von dem Kunsthistoriker Wolf Eiermann geleitete Museum vor allem auch die Heimat einer ganz außergewöhnlichen Sammlung, nämlich jener des 1975 verstorbenen Schweinfurter Industriellen Georg Schäfer: etwa 1.000 Gemälde sowie rund 5.000 Arbeiten auf Papier vom ausgehenden 18. bis zum beginnenden 20. Jahrhundert. Eine Spitzensammlung mit dem weltgrößten Bestand an Gemälden und Zeichnungen Carl Spitzwegs sowie großen Konvoluten von Adolph Menzel, Caspar David Friedrich und Max Liebermann. Weiterhin zu sehen sind hier unter anderem großartige Werke von Ferdi nand Waldmüller, Hans Thoma, Franz von Lenbach, Ludwig Schnorr von Carolsfeld, Arnold Böcklin, Anselm Feuerbach, Ludwig Richter, Carl Friedrich Schinkel, Johann Friedrich August Tischbein, Max Slevogt und Lovis Corinth. D ieser Best a nd der 1 9 9 7 geg r ü ndeten S a m mlu ng-D r.- Georg-Schä fer-St if t u ng g ilt heute a ls die bedeutendste Privatsammlung zur Kunst des 19. Jahrhunderts im deutschsprachigen R aum und wird hier in Schweinfurt exquisit präsentiert – dazu kommen Wechsel ausstellungen, welche die Sammlung thematisch ergänzen, etwa aktuell die Schau „Farbharmonie als Ziel. Adolf Hölzel auf dem Weg zum Ungegenständlichen“, die bis zum 1. Mai zu sehen ist und mit dem 1853 in Olmütz geborenen Adolf Hölzel einen Wegbereiter der Moderne vorstellt, der seit etwa 1905 einen ganz eigenständigen Weg in die Abstraktion fand. Viele der nun in Schweinfurt gezeigten Arbeiten sind zum ersten Mal überhaupt zu sehen. Kurzum: In diesem Museum, lässt sich auf beein druckende Weise die Genese der Moderne erleben – eine Epoche enormer Umbrüche, die in der Dauerausstellung sichtbar gemacht werden. Wertvolle Exponate der Romantik, des Realismus, Impressionismus und der Zeit der Jahrhundertwende von 1900 komplettieren einen Bestand, der mit weltbekannten Spitzweg-Werken wie „Der Bücherwurm“, „Der Kaktusfreund“, „Gratulant überreicht Blumenbouquet“ und „Der abgefangene Liebesbrief “ über viele Publikums magnete verfügt. Das Jahr 2019 wird mit Ausstellungen zu bekannten, aber auch auf ihre Wiederentdeckung wartenden Künstlern wie Josef Wopfner, Henri de Toulouse-Lautrec und Ludwig Richter besonders abwechslungsreich. MARC PESCHKE
Bis 1. Mai 2019 „ Farbhar monie als Ziel“ A d o l f H ö l z e l . A u f d e m We g z u m U n g e g e n s t ä n d l i c h e n w w w . m u s e u m g e o r g s c h a e f e r. d e
Dauerausstellung, Museum Georg Schäfer, Schweinfurt, Foto: © Museum
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Am 23. September 2000 wurde das Museum Georg Schäfer eröffnet. Steht man vor diesem immer noch so imposanten Bau von Volker Staab Architekten zwischen Main und A ltstadt, dann wird einem die zeitlose Qualität dieser Architektur noch einmal bewusst. Staab, der unter anderem auch das Neue Museum in Nürnberg, das Kunstmuseum Ahrens hoop und das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster geplant hat, gelang es hier, einen Museumsbau zu realisieren, der schlicht zu überzeugen weiß. Nicht nur der Außenbau, auch das Innere aus Sichtbeton und Eichenholz ist heute noch so schön wie vor fast 20 Jahren.
Kunsthalle Schweinfurt, © Bayern Tourismus / Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern/ Fotograf: Felix Löchner
Die Schätze Schweinfurts entdecken V i e l e k e n n e n S c h w e i n f u r t n u r i n Ve r b i n d u n g m i t s e i n e r l a n g e n Tra d i t i o n a l s „ K u g e l l a g e r s t a d t “ . D o c h l ä n g s t h a t d i e S t a d t e i n e n Wa n d e l v o l l z o g e n , h i n z u e i n e r a u f s t r e b e n d e n K u n s t- u n d K u l t u r s t a d t . E i n g e b e t t e t i n d i e r e i z v o l l e f rä n k i s c h e We i n l a n d s c h a f t b i e t e t S c h w e i n f u r t s e i n e n B e s u c h e r n e i n f a s z i n i e r e n d e s K o n t ra s t p ro g ra m m a u s I n d u s t r i e u n d K u n s t , Tra d i t i o n u n d M o d e r n e .
D I E A LT S TA D T A L S S C H AT Z T R U H E
M U S E E N M I T W E LT R U F
Die Wurzeln Schweinfurts reichen bis hinein ins Mittelalter und in eine große Vergangenheit als freie Reichsstadt. P rägend ist der Marktplatz mit dem historischen Rathaus aus der Renaissance, welches von Nikolaus Hofmann erbaut wurde. Beim Rundgang durch das Zentrum entdeckt man liebevoll sanierte Winkel und kleine Gassen, die St.-Johannis-Kirche oder den Schrotturm als Wahrzeichen der südlichen Altstadt.
Mit dem Museum Georg Schäfer und der Kunsthalle sind zwei weltbekannte museale Schätze in Schweinfurt zu sehen.
Mit dem Umbau des Renaissancebaus „Ebracher Hof “ zur Stadtbücherei oder dem Museum Georg Schäfer präsentiert die Stadt einzigartige Architektur. Einen Höhepunkt der neusachlichen Architektur stellt die Kunsthalle im ehemaligen Ernst-Sachs-Bad dar. Die Tourist-Information Schweinfurt 360° bietet eine Vielzahl von Stadt- und Erlebnisführungen an. Ob klassische Stadtführung, „Schweinfurt von unten und oben“ oder ein Spaziergang mit dem Nachtwächter – Schweinfurt überrascht seine Gäste.
Das Museum Georg Schäfer beherbergt die bedeutendste P rivatsammlung deutscher Malerei des 19. Jahrhunderts, von Carl Spitzweg über Caspar David Friedrich bis zu Lovis C orinth. Vom 30. Juni bis 29. September 2019 wird die Sonderausstellung „Auf den Bühnen von Paris“ mit Werken von Henri de Toulouse-Lautrec gezeigt. Ein Ausstellungsschwerpunkt der Kunsthalle Schweinfurt ist die Kunst in Deutschland nach 1945. Anlässlich ihres 10jährigen Jubiläums glänzt die Kunsthalle vom 15. März bis 16. Juni 2019 mit der Ausstellung „Gunter Sachs – Kamerakunst. F otografie, Film und Sammlung“. Sachs war Weltbürger, Sammler und Industrieller, aber auch selbst ein erfolgreicher Fotograf und Filmemacher. Sein Fokus: die surrealistische, experimentelle und erotische Fotokunst.
V E R A N S TA LT U N G S T I P P S I N D E R K U LT U R R E G I O N S C H W E I N F U R T
Auch musikalisch hat die Region Schweinfurt sich einen Namen gemacht und überrascht gern mit ungewöhnlichen Spielorten. Beim „Pflasterklang“ am 3. August 2019 klingt es an jeder Ecke der Innenstadt von Schweinfurt: Ein Treffen von Liedermachern, Musikgruppen und Straßenkünstlern. Der „Schweinfurter Nachsommer“ (6. bis 28. September 2019) verbindet Kunst, Musik und Industrie: Das ZF-Kesselhaus wird zur Bühne grenzüberschreitender musikalischer Erlebnisse - ein Spannungsfeld zwischen Klassik, Weltmusik, Jazz, Percussion und A-Capella. Alle fünf Jahre finden in Sömmersdorf auf einer Freilicht bühne die Fränkischen Passionsspiele statt, das nächste Mal im Jahre 2023. Das Besondere: Fast jeder Einwohner des kleinen Dorfes wirkt bei den Aufführungen über das Leben, Leiden und Sterben des Jesus von Nazareth mit.
Foto: © Anand Anders / Schweinfurt 360°
AU F D E N S P U R E N VO N B A LT H A S A R N E U M A N N
VO M M A I N B I S Z U M S T E I G E RWA L D :
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A K T I V U N D G E N U S S VO L L
Romantische Weinberge, prunkvolle Schlösser, alte Burgen, fränkische Dörfer mit Fachwerkromantik: So abwechslungsreich ist ein Ausflug in die Region rund um Schweinfurt. Ein Muss ist das Barockschloss in Werneck, das zu den berühmtesten Bauten Balthasar Neumanns gehört. Ebenso reizvolle Ziele sind das Schloss Zeilitzheim, Gerolzhofen mit seiner historischen Altstadt oder die zahlreichen Kirchenburgen.
Der Main verbindet das Fränkische Weinland mit den Naturparks Steigerwald und Haßberge. Und mitten drin die Region Schweinfurt – gegensätzliche Landschaftsbilder f ügen sich hier zu einem harmonischen Miteinander. Radfahrer finden ideale Verhältnisse vor, nicht nur auf der P aradestrecke Main-Radweg. Wanderfreunde und Wassersportler kommen ebenfalls auf ihre Kosten. Der Main ist per Kanu oder Sportboot zu erkunden und der nahe gelegene E llertshäuser See bietet als größter See Unterfrankens Möglichkeiten zum Segeln, Schwimmen und Entspannen in wunderschöner Natur. Nach den Touren laden gemütliche Weinstuben, urige Biergärten und Gasthäuser zu fränkischen Köstlichkeiten ein.
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Das Fränkische Weinland, Foto: © Florian Trykowski / Schweinfurt 360°
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Auch eine literarische Spurensuche bietet sich an: Der komplette Nachlass Erich Kästners gehört ebenso zu den k ulturellen Schätzen der Region wie der Dichter Friedrich Rückert. Im nahe gelegenen Oberlauringen ist ihm eine i nteraktive Ausstellung gewidmet. Zudem führt ein Rundweg mit Zitaten und Gedanken des Dichters durch den Ort.
„Schweinfurter Nachsommer“,
OCTOBER
25 YEARS
24–27
25th International Contemporary Art Fair | ABB Hall 550 | Zürich-Oerlikon Thu 4pm – 8pm | Fri 12pm – 8pm | Sat Sun 11am – 7pm | www.kunstzuerich.ch
HHHH HO T E L V IC TOR I A HIS TOR IK I M MODE R N E N DE SIGN
Leuchtendes Messing Ausstellung vom 22. März bis 18. August 2019 Burgstraße 15 · Tel 0911 231-2595 www.stadtmuseum-fembohaus.de
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Die Kunst der Nürnberger Beckenschläger
Im denkmalgeschützten Hotel VICTORIA, erbaut 1896, kommen Kunstliebhaber ganz auf ihre Kosten – denn jede Zimmerkategorie verfolgt ein anderes Kunstkonzept. Drucke, historische und zeitgenössische Fotografie, Bilder auf Acryl oder auch Design-Tapete machen jedes Zimmer zu einem Unikat. Als besonderes Highlight warten die „KulturGenuss“-Zimmer mit direktem Blick in die Ausstellungsräume des Neuen Museum für Kunst und Design auf die Gäste. Eingebettet zw ischen historischem Handwerkerhof, Königstorturm und mittelalterlicher Stadtmauer ist das VICTORIA somit der ideale Ausgangspunkt für einen Sightseeing-Trip nach Nürnberg. www. hotelvic tor ia. de
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Galerie Claudia Jennewein
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METROPOLREGION
Nürnberg und seine Metropolregion – das steht auch für eine besondere Vielfalt der Kunst und Kultur. Sei es das Neue Museum in Nürnberg, das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände, das Germanische Nationalmuseum, das Internationale Künstlerhaus Villa Concordia in Bamberg – alle diese Institutionen bestätigen, dass hier eine „Heimat für Kreative“ ist. „Wir wollen die bevorzugte Region für talentierte und engagierte Menschen aus aller Welt sein“ – so das gemeinsame Leitbild der Regierungsbezirke Oberfranken,
Mittelfranken, Unterfranken und die Oberpfalz. Etwa dreieinhalb Millionen Menschen leben hier in elf kreisfreien Städten und 23 Landkreisen. Das Kunstpalais der Stadt Erlangen, die Kunst Galerie Fürth, die Kunsthalle Nürnberg, das ebenfalls in Nürnberg beheimatete Institut für moderne Kunst, der Kunstverein Nürnberg – Albrecht Dürer Gesellschaft, der Nürnberger kunstbunker – forum für zeitgenössische Kunst oder das Museum Lothar Fischer in Neumarkt in der Oberpfalz – sie
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NÜRNBERG
Kunst und Landschaft
BÖHLER & ORENDT, „The Carrion Cheer, a Faunistic Tragedy“, 2018, Ausstellung ab 6. Februar 2019, BÖHLER & ORENDT – „Give us, Dear“ in der Sammlung, Neues Museum Nürnberg,
alle sind weitere hervorragende Beispiele für die Strahlkraft der lokalen Kultur- und Kreativszenen. „Nürnberg ist ein Aushängeschild für die bayerische Kunstlandschaft mit vielfältigen Ausstellungsräumen, Museen und Galerien. Die gesamte Metropolregion ist eine wichtige Anlaufstelle für Künstler und Kunstinteressierte aus nah und fern“, so resümiert es Bernd Sibler, der bayerische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst. Neben den großen Häusern lohnt es ebenso, die kleinen Museen, Ausstellungsräume und Galerien zu besuchen. Die Dichte der Kunst ist hier nicht minder beeindruckend
und was den besonderen Reiz ausmacht: Oft liegen die Orte der Kunst landschaftlich überaus reizvoll. Man denke etwa an die Veste Coburg, die „fränkische Krone“, mit ihren kostbaren Sammlungen. Also folgen Sie uns – hier gibt es viel zu entdecken! MARC PESCHKE
w w w . m e t ro p o l r e g i o n n u e r n b e r g . d e
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Foto: © Böhler & Orendt, Kunsthalle Göppingen, Halsey Insitute und Galerie Anita Beckers
Pulsierendes Kunst - Herz z wischen Himmel und Hölle
Die Blaue Nacht Was ursprünglich als einmaliges Großspektakel zum Stadt jubiläum angelegt war, hat sich längst zum immer wieder überraschenden Blick in Nürnbergs Kunst-Landschaft entw ickelt. Zum 20. Mal sorgt „Die Blaue Nacht“ für ein Frühlingserwachen der besonderen Art. Lichtkunst, Performances und Installationen bilden den Rahmen für ein bundesweit unvergleichliches Ereignis mit immenser Strahlkraft: 150.000 Gäste erobern die atmosphärische A ltstadt, deren Grundfarbe in dieser Nacht – Überraschung! – blau ist. Gebläute Laternen, blaue Fassaden weisen den Weg zu über 80 Kunstorten mit über 300 Programmpunkten – alles fußläufig in einem Radius von zehn Gehminuten miteinander verbunden. Ein jährlich wechselndes Motto sorgt stets für neue Perspektive und schützt vor der Routine herkömmlicher Museumsnächte. „Himmel und Hölle“ titelt die 20. Ausgabe dieser stilistisch offenen Leistungsschau.
Barbara Engelhard, „Burgprojektion“, 2017, Foto: Binghong Hsiao
Während diese Angebote ohne Eintritt zu erleben sind, muss für das restliche Programm ein Ticket erworben werden. Und die Investition lohnt sich. Zwischen Parkdeck und Felsen gängen, zwischen Germanischen Nationalmuseum und Indie-Clubs wird aufgefahren, was die Sinne aushalten. Vom Bauhaus-Rückblick bis zur Star-Wars-Parade ist alles möglich. Im KulturDREIeck Lessingstraße ist die Staatsphilharmonie genauso dabei wie Goyo Monteros bejubelte Ballett-Com pagnie, Ingo Schweigers akrobatische Vertikal-Tanztheater und das Berliner Theater Anu, das eine „Welt im Rausch“ inszeniert. Im Zentrum steht das pulsierende Kunst-Herz N ürnbergs. Versinnbildlicht durch ein neues Artist-in- Residence-Programm und den seit 2007 existierenden internationalen Kunstwettbewerb, bei dem auch der Pub likumspreis der N-ERGIE verliehen wird. Dieses Jahr sind Gesamtkunstwerker wie Sebastian Tröger, Licht-und-Schatten-Spieler wie der Wahl-Finne Luca Hillen und diverse andere Yin- und Yang-Assoziationen zu erleben. Etwa die „Höllenfahrt“ der Gunhild Kreuzer: ein magmaspuckender Wohnwagen. Das verspricht höllisches Vergnügen mit freiem Blick zum Frühlingshimmel. Am 3. Mai kann man den Kunstwettbewerb mittels Premium-Ticket als Preview erleben (2-Tages-Tickets nur zwischen 10. und 21. April erhältlich). Am 4. Mai 2019 ist dann die eigentliche Blaue Nacht. 3 . /4 . M a i 2 0 1 9 www. blaue nacht . nue r nbe rg. de
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Christel Paßmann und Andreas Radlmaier als Veranstalter vom städtischen Kulturprojektbüro – die Festival-Spezialisten Nürnbergs – hoffen damit die Kreativen zu inspirieren. Zu den Attraktionen im Außenraum – gefördert durch NÜRNBERGER Versicherung und Deutsche Bank – zählen besonders zwei Orte. Einerseits die Projektion an die Kaiserburg-Mauer. Der Schauplatz ist traditionell exponierten Vertretern der Nürnberger Kunstszene vorbehalten (dieses Mal betätigen sich das in Franken lebende, südkoreanische Maler-Paar Eunhui und Chang Min Lee als Geschichtenerzähler). Zweiter Publikumsmagnet ist der Hauptmarkt, der größte Platz in der Altstadt. 2019 ist dort das international erfolgreiche Mapping-Kollektiv Urban Screen aus Bremen vertreten.
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„Give us, Dear“, 2013, Foto: © Böhler & Orendt und Neues Museum Nürnberg
Böhler & Orendt
”Our sole desire is to please“ Fast alle Werke der beiden Künstler Matthias Böhler und Christian Orendt, die seit 2007 u nter dem Signet „Böhler & Orendt“ zusammenarbeiten, be fassen sich spielerisch mit dem seit der Antike tradierten Gedanken der gottähnlichen Überlegenheit des Menschen, seiner Klugheit im Gegensatz zur vermeintlichen Dummheit der Tiere und den Folgen. In der Welt von Böhler & Orendt betrachtet die menschliche Spezies die Erde mit dem Blick eines v erwöhnten Kindes, das wie ein kleiner Gott über sein mit Spielzeug überfrachtetes Kinderzimmer herrscht.
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Die raumgreifende Installation „Give us, Dear“ aus dem Jahr 2013 entstand für die Gruppenausstellung „SUPER Visions – Zeichnen und Sein“ 2013 im Museum Schloss Moyland und konfrontiert die Betrachter mit einem haarigen, riesigen, auf dem Boden liegenden Affen-Mensch-Wesen. Es erinnert an den gefangenen Gulliver, auf dem die Liliputaner geschäftig herumklettern. Dem scheinbar sedierten Tier, das in stabiler Seitenlage auf dem Boden liegt, rücken wie Ameisen einem Kadaver winzige Kolonnen von Arbeitern auf den Leib. Die durch die Farbe der Schirmmützen unterschiedlichen Gruppen zugeordneten Figürchen sind aus Draht gebildet, der mit Heißkleber überzogen wurde. Die Arbeitertrupps ziehen dem Tier brutal-effektiv die Haut vom Leib und „ernten“ das Fell. Sie entnehmen Augenflüssigkeit, Urin und Blut, sägen Nagelstücke ab, sammeln Ohrenschmalz und andere Sekrete. Die „abgebauten“ Rohstoffe verschnüren sie zu Bündeln, verstauen sie in Fässer, die farbig gekennzeichnet sind. Sie verladen die Fracht auf kleine Wagen und transportieren sie durch mauselochartige Öffnungen in ein Lager in der Wand. Dort scheinen die Rohstoffe in einem nicht sichtbaren, aber wabenartig vorstellbaren System aufbewahrt zu werden.
Bei allem Mitleid mit der versklavten und geschundenen Kreatur übt die insgesamt acht Meter lange Installation in Form eines organischen Bergwerks große Faszination aus. Die kleinen Winden, Seile, Stege, K räne und mechanischen Förderkonstruktionen, die von den Arbeitern betrieben werden, beruhen auf intensiven Recherchen, zum Beispiel in der „Encyclopédie“ von Diderot und d’Alembert oder Kinderlexika, und wären im größeren Maßstab funktionsfähig. Das Tier besteht aus einem mit Pappmaché überzogenen Drahtgerüst. Sein langes „Fell“ wurde liebevoll aus tausenden Seiten Papier geklebt, die erst im Kopierer geschwärzt und dann geschreddert wurden. Für die Arbeit von Böhler & Orendt bedeutete die Installation „Give us, Dear“ einen Entwicklungsschritt vom verkleinerten, einer Spielzeugeisenbahn vergleichbar auf einem Sockel präsentierten Modell, vom fiktiven in den realen Raum der Betrachter hinein, wo das Tier direkt auf dem Boden liegt.
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GI V E US, DE A R
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„The Carrion Cheer, a Faunistic Tragedy“, 2018, Foto: © Böhler & Orendt, Kunsthalle Göppingen und Galerie Anita Beckers
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leidenschaftlich, verspielt und böse betreiben sie die Vermenschlichung von Tier und Natur auf ihren Reisen ins Unbekannte. Ob sie an die Macht unbewusst fortwirkender Bilder glauben? Auf jeden Fall, nur ist die Frage, ob man K onsequenzen daraus zieht. Die Idee jedenfalls, dass die Natur das Reich der Freiheit sein könnte, worauf Alexander Humboldt hoffte, kann heute nur noch ohne den Menschen gedacht werden: „You sent me ahead“, lassen Böhler & Orendt den Chor der Tiere in „The Carrion Cheer“ singen, „now it’s your turn to follow.“ S T E FA N I E H E C K M A N N,
Leiterin der Sammlung Bildende Kunst in der Berlinischen Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur
Seit 6. Febr uar 2019 BÖHL ER & OR ENDT „ G i v e u s , D e a r“ in der Sammlung, Neues Mu seum in Nür nberg
Das Neue Museum – Staatliches Museum für Kunst und Design Nürnberg präsentiert auf über 3.000 m² Sammlungs- und Ausstellungsf läche Kunst und Design von den 1950er-Jahren bis heute. Malerei, Skulptur, Fotografie, Videokunst und Installationen sind auf einzig artige Weise räumlich eng verknüpft mit internationalen Design-E xponaten und werden umrahmt von außer gewöhnlicher Architektur. Entworfen von Stararchitekt Volker Staab, p räsentiert sich das im Jahr 2000 eröffnete Haus als h erausragendes zeitgenössisches Bauwerk mit urbanem Flair mitten in der Nürnberger Altstadt. www. nmn. de
BÖHLER & ORENDT, 2017
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Die aktuellste Arbeit von Böhler & Orendt, „The Carrion Cheer, a Faunistic Tragedy“ von 2018, ist eine begehbare Video-Sound-Installation: In großen dunklen Zelten erscheinen die Geister ausgerotteter Tiere, darunter die Stellersche Seekuh (ausgerottet 1768), die weißhauptige Springspinne (ausgerottet 1997) oder der Jangtse-Delfin (ausgerottet 2004). Es scheint, als hätten sich die Geister in einem Zwischenreich versammelt, um miteinander zu chanten und ihr Schicksal zu besingen. Jedes Tier, das als kleine Figur gebastelt und dann mittels Computer animiert wurde, besetzt ein eigenes Zelt, in das man durch eine Öffnung hineinsehen und auch eintreten kann. Schon von außen sieht man die – raffiniert und doch technisch einfach – auf einen Wassernebel projizierten Geister der Tiere geheimnisvoll leuchten und hört sie singen. Die Zelte erinnern an altertümliche Jurten. Sie sehen aus, als wären sie seit hunderten von Jahren in Gebrauch, als hätten Rauch, Sonne und Regen das Material gegerbt und verwittert. Bekrönt sind die Zelte mit schwarzen, zotteligen, totem artigen Figuren, die wie zombiehafte Ident itätssymbole für die Tiere funktionieren, gefertigt aus schwarzen Chearleader-Pompons. Innen sind die Zeltwände mit einfachen, Stoffscherenschnitten in Schwarzweiß ausgestattet, die auch im Zwielicht gut zu erkennen sind. Sie verdeutlichen, auf welche Weise das jeweilige Tier durch den Menschen getötet und ausgerottet wurde. Die Art der Darstellungen erinnert an Wandbehänge indigener Kulturen, eine Art Heldenlied, das eine wichtige Funktion für die soziale Gruppe erfüllt, mit sparsamsten Mitteln und Konzentration auf das Wesentliche überaus eindringlich zelebriert. Ein Gewisper, Geschnatter und geisterhaft klagender Gesang erfüllen das Halbdunkel. Der eindringliche Sound wurde von Ingmar Saal kongenial zur Installation komponiert und mit einem Chor einstudiert. Es klingt, als würden sich die Tiere anstrengen, in der Sprache der Menschen auf eine ein fache Melodie zu singen. Soli der Tiere wechseln sich ab mit Chorpartien, aus denen die Worte „dead and gone“ hervor treten, die als Ohrwurm hängen bleiben. Gesänge und Geräusche überlagern und steigern sich zu einer Kakophonie an Klängen, um wieder abzuschwellen, bis der Gesang von vorn beginnt. Böhler & Orendt lassen die Geister der Tiere nicht, wie es das aufwendige Szenario, die Logik des Mythos und die h istorischen Fakten vermuten lassen würden, ihre Ausrottung durch den Menschen beklagen. Die Tiere singen zwar jeweils davon, wie sie umgebracht wurden, enden aber stets mit den versöhnlichen Worten: „My sole desire was to please.“ Der Witz liegt in der überraschenden Brechung der Mechanik des Mythos und seiner Logik von Schuld, Rache und Sühne. Bei Böhler & Orendt dient der Aufwand, all die scheinbaren A nstrengungen der Tiere, als Geister zu erscheinen, M enschensprache und -gesang zu erlernen, nur dazu, dem Mensch sinngemäß zu wünschen: „Farewell, take care, no hard feelings.“ Für Böhler & Orendt sind Wissenschaft und Romantik kein Widerspruch. So intensiv sie die neuesten Erkenntnisse zu Ökosystemen, Klimawandel oder zum Overkill s pätmoderner Gesellschaften verarbeiten und ä ltere Wissensspeichersysteme durchforsten, mindestens ebenso
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Harriet Zilch
Nürnberg zeitgenössisch Sie werden es vielleicht bezweifeln, aber es ist möglich: Nürnberg besuchen, Dürer und Führer komplett ignorieren und Unerwartetes wie Beeindruckendes entdecken. Wenn Sie in die zweitgrößte Stadt Bayerns reisen, können Sie eigentlich nur den Fehler begehen, an einem Montag zu kommen, wenn fast alle Ausstellungshäuser und Galerien in der Stadt geschlossen haben. Das Angebot, gerade auch im Bereich der zeitgenössischen Kunst, ist in der fränkischen Metropole überraschend vielseitig. Da gibt es das Neue Museum Nürnberg, die drei Ausstellungshäuser des spartenübergreifenden KunstKulturQuartiers Kunsthalle Nürnberg, Kunsthaus und Kunstvilla, das Institut für moderne Kunst, den Kunstverein Nürnberg – Albrecht Dürer Gesellschaft, Deutschlands ä lteste Kunstakademie, Galerien, Off-Spaces, das AEG- Gelände mit aktuell noch zahlreichen Künstlerateliers und Ausstellungsflächen … Wohin Sie blicken: Gegenwartskunst. Da drängt sich die Frage auf, warum das über die Stadtgrenzen h inaus, und manchmal auch innerhalb, kaum jemand zur Kenntnis nimmt. Bisweilen erscheint es, als würde sich Nürnberg in einem kulturellen Funkloch befinden. Permanent und kenntnisreich wird gesendet, aber mit dem Empfang hapert es merklich. An diesem Dilemma arbeitet die Stadt nun im Großen und schickt Nürnberg als Europäische Kulturhauptstadt ins Rennen. Wenn es klappt, wird 2025 eine breite Öffentlichkeit auf Nürnbergs vielfältiges Kulturangebot blicken. Nürnberg ist aber schon jetzt unbedingt eine Reise wert: In der Frankenmetropole gibt es so besondere Orte wie die Galerie Sima. Frantisek Sima, früher hauptberuflich Ingenieur bei einem großen Fahrzeug- und Maschinenbaukonzern, betreibt die Galerie nun bereits seit über 30 Jahren in seiner weitläufigen Altbauwohnung. Wer braucht schon ein Wohnzimmer, wenn er alternativ auch Kunst zeigen kann? In der Galerie Sima lassen sich spannende Entdeckungen auch abseits des allgemeinen Who’s who machen. Gleiches gilt für die Oechsner Galerie: Passioniert und mit sicherem Gespür präsentiert Annette Oechsner seit 2006 relevante Positionen der Gegenwartskunst und vergisst dabei nie, dass diese auch den Diskurs brauchen. Neben überregionalen Akteuren finden sich in ihrem Galerieprogramm auch die etablierten wie aufstrebenden Künstlerinnen und Künstler der Region, zum Beispiel Sebastian Kuhn, Andreas Oehlert, Susanne Roth oder Sebastian Tröger. Ab dem 6. April 2019 präsentiert Annette Oechsner eine Ausstellung mit dem in Bozen geborenen Bildhauer Peter Senoner, über den ARTMAPP #18 berichtete.
Die Oechsner Galerie befindet sich im Atelier- und Galeriehaus Defet im Südwesten der Stadt. Der 2016 verstorbene Unternehmer und Kunstmäzen Hans-Friedrich Defet betrieb hier die Da-Vinci-Künstlerpinselfabrik, bis das wachsende Unternehmen einen Neubau forderte. Die alte Pinselfabrik wurde zum Atelier- und Galeriehaus und zu einem der wichtigen Kunststandorte außerhalb der Innenstadt. Die kurze Fahrt mit der U-Bahn lohnt sich, denn auch das Institut für moderne Kunst betreibt im Atelier- und Galeriehaus Defet einen Ausstellungsraum und präsentiert aktuell eine Show über die Pop-Ikone und Warhol-Muse Nico (6. April bis 7. Juli 2019). Wer nun Stellwände, Zeitleisten und Quellenmaterial befürchtet, wird positiv überrascht: Der Künstler und Kurator Andreas Oehlert verwandelt den Ausstellungsraum in einen eindrücklichen Mikrokosmos, und die Beiträge der zeitgenössischen Kunstschaffenden transferieren das Phänomen Nico in die Gegenwart. Unbedingt kaufen sollten Sie auch den begleitenden Katalog, der bei starfruit publications erscheint, einem Verlag, der sich Büchern an der Schnittstelle zwischen Literatur und Gegenwartskunst verschrieben hat. Zurück zu den „großen“ Ausstellungshäusern in der Altstadt: Neben dem Neuen Museum Nürnberg ist das vor allem die Kunsthalle Nürnberg, die 1967 als städtische Institution für die internationale Kunst der Gegenwart gegründet wurde. Den Anfang machte eine Retrospektive des US-amerikanischen Bildhauers David Smith, und mit dieser vom New Yorker MoMA für Europa zusammengestellten Ausstellung wurde zugleich definiert, in welcher Liga die Kunsthalle Nürnberg in Zukunft spielen sollte. Von 1967 bis heute wurden in den unverwechselbaren Oberlichtsälen zahlreiche Einzel- und Themenausstellungen gezeigt, mit denen sich die Institution immer wieder in den zeitgenössische Diskurs eingebracht hat. Hier begegnen uns neue Positionen, aber auch die Superstars des derzeitigen Kunstgeschehens: Alicja Kwade, Tatiana Trouvé, Jorinde Voigt oder Jürgen Teller. A ktuell wird die Kunsthalle Nürnberg, die sich in einem 1913 erbauten und in die mittelalterliche Stadtmauer integrierten Gebäude befindet, umfassend saniert. Mit neuen Dächern und moderner Technik feiert sie am 28. Juni 2019 ihre Wiedereröffnung mit der Gruppenausstellung „Hidden Beauty“. Zu sehen gibt es dann raumbezogenen Arbeiten von unter anderem Monica Bonvicini, Thomas Rentmeister und Haegue Yang. Wer schon vorher eine Ausstellung der Kunsthalle Nürnberg sehen will, muss in das benachbarte Kunsthaus, das
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Andreas Oehlert, „Stagebeauty 14“, 2018, Pigmentdruck auf Papier, Aludibond, 94,6 cm x 87,4 cm, Courtesy: Oechsner Galerie © VG Bild-Kunst, Bonn 2019 10. April bis 7. Juli, Eröffnung: 6. April 2019, „NICO : WIE KANN DIE LUFT SO SCHWER SEIN AN EINEM TAG
als Ausweichquartier für die Show von Fabian Treiber dient (bis 7. April 2019). Seinen Namen sollten Sie sich merken, denn Treiber ist ein exzellenter Maler und eine wirkliche E ntdeckung. Während die Kunsthalle Nürnberg und das Kunsthaus, das Schwerpunkte auf Fotografie und gesellschaftsrelevante Themenausstellungen setzt, überregionale und internationale Gegenwartskunst zeigen, blickt die Kunstvilla auf das regionale Kunstgeschehen zwischen 1900 und heute. Zum 100-jährigen Jubiläum des Bauhauses zeigt sie erlesene Werke von Nürnberger Künstlerinnen und Künstlern, die an der bahnbrechenden Schule der Moderne studierten (14. März bis 23. Juni 2019). Aber auch dann ist noch nicht Schluss. Da gäbe es noch die Akademie der Bildenden Künste Nürnberg mit ihrer herausragenden Nachkriegsarchitektur von Sep Ruf: Besuchen Sie den jährlichen Akademierundgang zum Abschluss des
Sommersemesters. Ausgezeichnete und zugleich unterirdische Gegenwartskunst gibt es im weitläufigen Kunstbunker direkt neben der Kunsthalle Nürnberg. Der Kunstverein Nürnberg – Albrecht Dürer Gesellschaft hat sich mit seinem ambitionierten Programm in den vergangenen Jahren zu einem der relevanten Kunstvereine Deutschlands entwickelt. Und nach so viel zeitgenössischer Kunst: Vielleicht drei Nürnberger Rostbratwürstchen im Weckla und ein fränkisches Bier mit Blick auf die mächtige Kaiserburg? www. k un st nue r nbe rg. de
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AN DEM DER HIMMEL SO BLAU IST“, Institut für moderne Kunst
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Benjamin Moravec, Nürnberg 2019, Courtesy: der Künstler
Benjamin M oravec: Von Lyon nach Nürnberg
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Malerei als Virtual Reality Aus dem Großraum Paris über Lyon nach Nürnberg und 2020 zu einer One-Man-Show in die kunst galerie fürth – das sind Nebenwege, die zu Hauptwegen werden, um einen Bildtitel Paul Klees abzuwandeln. Benjamin Moravec ist Franzose, geboren 1977 in Thiais bei Paris. Und ein Maler, der sich bei der Motivwahl nicht nur ausgiebig im World Wide Web bedient, sondern der Bildkompositionen schafft, die der Virtualität und Interaktivität der Neuen Medien geschuldet sind. Seine Szenen sind wortwörtlich „Bilder-Bühnen“ („Malerei-I nstallationen“ gehören auch zu seinem Programm) von hochgradiger Künstlichkeit. Moravec übersetzt quasi einen Begriff wie Hypertext in Bilder. Herauskommt eine Malerei im Sinne eines philosophisch g eschärften Matroschka-Prinzips der Schachtelpuppe unter Verwendung eines 3-D-Programms. Er betont, dass im f ranzösischen Verb „imaginer“ beides steckt: das schlichte (Sich-)Vorstellen ebenso wie das In-ein-Bild-Übersetzen. Altmeisterlich gemalte Ref lexionen über das Bild als In strument der Erkenntnis, sogar über (Selbst-)Zweifel an der Malerei, die a llerdings über jeden davon erhaben sind. Und
doch musste er sich praktisch seinen Weg dahin erkämpfen, nicht zuletzt in der Auseinandersetzung mit den Neuen Medien: 1996 begann er sein Studium an der École nationale supérieure des beaux-arts in Lyon. Die Akademie war damals gerade aufwendig ausgerüstet worden mit Video- und Foto equipment. Benjamin Moravec allerdings wollte das Malen lernen. Die strengen jährlichen Tests bestand er zwar (nach drei Jahren waren nur noch 50 Prozent des Jahrgangs, der sich eingeschrieben hatte, an der Schule), aber die Bachelorprüfung wurde ihm abgenommen mit der Auflage, danach die Akademie zu verlassen, galt er doch als renitent, weil er nicht
Atelier von Benjamin Moravec in Nürnberg, 2018, Courtesy: der Künstler
87 von der totgesagten Malerei lassen wollte – Malerei w urde zu jener Zeit dort tatsächlich nicht mehr gelehrt! In letzter M inute und bereits exmatrikuliert erfuhr er von einem A ustauschprogramm mit der Kunstakademie Nürnberg; u nter verschiedenen Angeboten galt das als besonders unattraktiv. Und Benjamin Moravec erzählt, dass er als „typischer“ F ranzose auch lieber nach England gegangen wäre als nach Deutschland. Aber er hatte gehört, dass in Nürnberg damals noch gegenständlich gemalt werden durfte. Er ließ sich also auf das Abenteuer ein – und war damit zugleich der letzte Studierende, der aus Lyon kam, da die École des beaux-arts den Austausch danach sanft entschlafen ließ. Ohne Sprachkennt nisse er wa rtete ihn a n der Nürnberger Akademie immerhin das Paradies in Gestalt der Malereiklassen von Johannes Grützke, Christine Colditz, Werner Knaupp und Hans Peter Reuter. Aber auch die Bildhauer Tim Scott oder Christian Höpfner gaben ihm das Gefühl, selbst zu verstehen und gleichermaßen verstanden zu werden. Sämtliche Namen der Professoren sagten ihm im Ü brigen nichts. Das beste Raumangebot fand Moravec in der Klasse Grützke, den er lange nicht persönlich kennenlernte, kam jener doch nur selten aus Berlin angereist. Die Nürnberger Akademie verlängerte sein Stipendium anstandslos um
ein weiteres Vierteljahr, um aber länger dort studieren zu dürfen, musste Moravec die Aufnahmeprüfung bestehen. Grützke, der in der Zwischenzeit viel von dem Gaststudierenden gesehen hatte, erklärte seinen Kollegen, welches Talent der junge Franzose besitze. Und gestaltete die Prüfung so, dass sie darin bestand, eine angemessene Zeit vor dem P rüfungsgremium zu sitzen, um den draußen wartenden Prüflingen das Gefühl zu geben, auch dieser Student würde einem Test unterzogen. Das war bereits das letzte Semester von Grützke, auf den Ralph Fleck folgte, der Benjamin Moravec später zu seinem Assistenten e rnannte. 2008 verließ Moravec die Akademie, er lebt und a rbeitet seitdem in Nürnberg. Und nun? – Ausgerechnet einer, den man im Studium erfolglos bedrängte, endlich „etwas mit Medien“ zu machen und mit filmischen Mitteln zu experimentieren, stellt uns Betrachtern die Implikationen dieser Neuen Medien im traditionellen Medium der Malerei vor Augen. HANS-PETER MIKSCH
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Benjamin Moravec, „The day we lost the daylight III“, 2017, Öl auf Leinwand, 220 x 365 cm, Courtesy: Deweer Gallery
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Fides Becker, „Canapée“, 2014, Rokoko-Räume mit historischen Malereien um 1760 und Wandmalerei, Foto: Jim Albright, © VG Bild-Kunst, Bonn 2019
91 Ein barocker Stadtpalast im Herzen Ansbachs
Das Museum Retti-Palais entsteht
D E R B AU M E I S T E R
Leopoldo Retti zählt zu den führenden Baumeistern des f ranzösischen Spätbarocks im süddeutschen Raum. Der ita lienische Architekt wurde im Jahr 1704 im Dorf Laino in der Lombardei geboren. Sein Onkel Donato Giuseppe Frisoni, 1714 von Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg mit dem Bau des Ludwigsburger Schlosses betraut, holte Retti, um ihn in der Architektur auszubilden. Im Jahr 1728 wurde der 24-jährige zum Herzoglich-Württembergischen Baudirektor und Ingenieurleutnant ernannt. Rettis Fähigkeiten sprachen sich bis zur herzoglichen Verwandtschaft in Ansbach herum. Bereits drei Jahre später zog Retti in die fränkische Residenzstadt, wo er als Hof baudirektor für die nächsten 20 Jahre bleiben und das Gesicht der Stadt maßgeblich prägen sollte. In Ansbach sind ihm die Fertigstellung des Schlosses, der Umbau von St. Gumbertus, die Errichtung der Synagoge s owie die städteplanerische Gestaltung in weiten Bereichen zuzuschreiben.
VO M A D E L I G E N FA M I L I E N S I T Z Z U M M U S E U M
Der Markgraf schenkte Retti 1743 das prominent gelegene Grundstück, um hier ein Haus „zur Zierde“ des gesamten Quartiers zu erbauen. Das Palais wurde schließlich 1749 fertiggestellt. Retti, der das Palais für die eigene Nutzung geplant hatte, orientierte sich jedoch bereits während der Bauzeit mehr und mehr nach Stuttgart. So kam es schließlich, dass die Stadt Ansbach das Haus übernahm, um dort das Obervogteiamt einzurichten. Schon kurze Zeit später erwarb es der uneheliche Markgrafensohn Carl Friedrich von Falkenhausen. Fortan blieb es in Familienbesitz bis es 2001 die Stadt erwarb. Damit begann eine lange Leidenszeit für das Haus: Da sich keine tragfähigen Konzepte fanden, blieb das Anwesen ungenutzt und wurde zu einem Sanierungsfall. „Zeitenwende“ hieß eine Ausstellung, die das Bauwerk 2014 wieder in den Fokus der Öffentlichkeit rückte. Und tatsächlich läutete sie die Wende zum Guten ein: Denn einerseits gründete sich hieraus ein Förderverein, zum anderen wurde durch das immense öffentliche Interesse der neue Eigentümer auf das bedeutende Haus aufmerksam. Als Privatmuseum wird es seinen Schwerpunkt auf barocker Skulptur und auf Porzellan legen. Ergänzt wird dies durch herausragende Kunstkammerstücke einer privaten E lfenbein- und Majolikasammlung, die als Dauerleihgaben präsentiert werden. Darüber hinaus werden renommierte zeitgenössische Künstler für wechselnde Interaktionen mit den barocken Exponaten und dem Palais die Brücke zur G egenwart schlagen. Betrieben werden wird das Museum vom Förderverein Retti, der sich grundsätzlich für den Erhalt historischer Gebäude in der Markgrafenstadt einsetzt. Ohne dieses private Engagement wäre der Stadtpalast nicht zu retten gewesen. Mit der Eröffnung spätestens 2021 wird Ansbach ein bedeutendes Museum mit überregionaler Strahlkraft vor weisen können, wo Werke von Veit Stoß, Ignaz Günther, Georg Petel, Franz Anton Bustelli oder dem „Furienmeister“ im historischen Ambiente des Retti-Palais und seines Gartens erstrahlen. CHRISTIAN SCHOEN
www. re t t i-palai s. de
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Die alte Markgrafenstadt Ansbach darf um ihre Baudenkmäler beneidet werden. Nur wenige Schritte vom prunkvollen Markgrafenschloss entfernt liegt eine weitere, fast vergessene architekturhistorische Perle Ansbacher Baukunst. Ein Passant mit ungeübtem Blick allerdings mag in der engen Straßenschlucht an dem von der jüngsten Geschichte patinierten Gebäude unbeeindruckt vorbeischlendern, denn das spät barocke Haus lag über 15 Jahre in einer Art Dornröschenschlaf, bevor es im Sommer 2017 wachgeküsst wurde. Der Stadt palast wird nun aufwendig saniert und soll als Museum zum Stadtjubiläum 2021 feierlich eröffnet werden. Beim sogenannten Retti-Palais handelt sich um einen spätbarocken Profanbau, den sich der lombardische Architekt Leopoldo Retti (1704–1751) als Stadtpalast errichtete. Das an den Hofgarten grenzende Haus gehört zu den kunsthistorisch bedeutsamsten Bauwerken Ansbachs. Die ursprüngliche Bausubstanz hat die Jahrhunderte in großen Teilen überdauert. Das Erdgeschoss mit seiner Sala terrena (Gartensaal) und der zurückhaltenden Wandprofilierung entspricht weitestgehend den Vorstellungen seines Baumeisters. Im zweiten Stock stechen zwei im Rokoko-Stil reich verzierte grüne und blaue holzvertäfelte Kabinette mit Supraporten-Malereien hervor. Vom ehemaligen Festsaal im Piano nobile (erstes Geschoss) hat man einen vorzüglichen Blick zum Hofgarten herüber. Fertiggestellt im Jahr 1749 legt das Gebäude beredtes Zeugnis einerseits vom Können und Selbstverständnis seines Baumeisters, andererseits von den unterschiedlichen Bewohnern und deren Schicksalen ab.
92 Die Villa Concordia in Bamberg
Herausforderung und Geheimnis Ein schöneres Gebäude für Kunst und Künstler kann man sich nicht denken: In einem barocken Wasserschloss, in Auftrag gegeben durch den Hof beamten Ignaz Tobias B öttinger und geplant von keinem Geringeren als Johann Dientzenhofer, erbaut zwischen 1716 und 1722, hat das Internationale Künstlerhaus Villa Concordia seine Heimat gefunden. In Bamberg, wo eigentlich alles schön ist, sticht dieser Ort, diese Architektur, besonders heraus, die man am besten vom gegenüberliegenden Ufer der Regnitz, vom Mühlwörth aus, betrachten kann. Im Jahr 1998 wurde das Internationale Künstlerhaus Villa Concordia eröffnet. Und schon kurz danach zogen hier die ersten Stipendiaten ein, denn das ist die Idee dieser E inrichtung: die Aufnahme von Stipendiaten aus anderen Ländern, die Begegnung der Kulturen verschiedener Nationen, kurzum: die Förderung der europäischen Idee und die Pflege der Kunst. Bis zu 24 Künstlerinnen und Künstler aus den Sparten Kunst, Literatur und Musik werden von einem Kuratorium jährlich ausgewählt. Die Hälfte von ihnen kommt aus Deutschland, die andere aus einem meist europäischen Land. In diesem Jahr sind bezeichnenderweise Künstlerinnen
Nora-Eugenie Gomringer, Direktorin Villa Concordia, Foto: Michael Aust © Villa Concordia
und Künstler aus Großbritannien nach Bamberg eingeladen worden und werden sich erstmalig am Dienstag, den 21. Mai 2019 um 19 Uhr, dort vorstellen. Für fünf oder elf Monate können die Stipendiaten die Wohn- und Arbeitsräume der Villa Concordia unentgeltlich nutzen – und erhalten darüber hinaus ein monatliches Barstipendium in Höhe von derzeit 1.500 Euro. Schon bald nach der Eröffnung hat sich gezeigt, wie b ereichernd das seit 2010 von der schweizerisch- deutschen Lyrikerin Nora-Eugenie Gomringer geleitete Künstlerhaus auch für Bamberg selbst ist: Das kulturelle Leben der Stadt wird markant durch die vielen Veran staltungen im Künstl erhaus geprägt. Jährlich rund 80 Veranstaltungen, Ausstellungen, Konzerte und Lesungen finden hier und im Ausstellungsraum im modernen Anbau der Villa Concordia, bei oft freiem Eintritt statt. „Bamberg als Stadt ist ein Geschenk, eine Herausforderung und immer noch ein Geheimnis“, so hat Gomringer den Ort, an dem all das wächst und gedeiht, einmal beschrieben. Die Villa Concordia ist ein Sinnbild für die Stadt selbst: eine aufregende Symbiose aus Altem und Neuem, aus barocker Pracht und offener, zeitgenössischer Vitalität. MARC PESCHKE
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Internationales Künstlerhaus Villa Concordia, Foto: © Villa Concordia
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Die Diplomatie der Aja von Loeper
Weiß und aus dem Weiß: Struktur
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Die bildende Künstlerin Aja von Loeper (* 1971) ist Erfinderin. Das Wesen solcher genialen Entdecker ist gekennzeichnet von Neugierde, explorativer Sehnsucht und Beharrlichkeit. Und tatsächlich! All diese Eigenschaften begrüßen einen mit freundlichem Lächeln, wenn man die Künstlerin in ihrer Wohn- und Arbeitswelt in Nürnbergs Winkelgassen aufsucht. Der Titel eines Textes, den Eugen Gomringer einst für Günther Uecker schrieb, lautet: „wie weiss ist, wissen die weisen“. Weis(s)heit hat von Loeper längst verstanden. Seit Jahrzehnten bearbeitet und kennt ihre Expertise den Werkstoff Papier und seine stärkere Variante: den Karton. In den wegsuchenden Jahren in der Kunstakademie und denen danach war ihr ein Ort existenziell, der ständige Wiederkehr erlaubte: ein Baum, genauer eine Birke, nahe dem Gelände der Akademie. Tagein, tagaus suchte von Loeper die Nähe dieser Birke, saß an ihrem Stamm, beobachtete, lernte, wurde Zeugin. Mit den Veränderungen des Baumes über die Jahre änderte sich von Loepers Sicht auf die Abläufe in der Natur, fand, verfeinerte und erweiterte sich ihre Technik, festigte sich diese letzten Endes zur Erschaffung der großformatigen Arbeiten, mit denen die Künstlerin lebt. Sie alle zeigen dem staunenden Betrachter Strukturkataloge. Pathetisch könnte man sich zu der Annahme hinreißen lassen, dass, würde jemals eine offizielle Stelle ein Inventar der Strukturen und Fähigkeiten von Schnee, Papier, Gletschern oder Fell in Auftrag geben, Aja von Loeper umgehend Auskunft erteilen könnte, da sie seit Jahrzehnten an einem solchen Inventar a rbeitet, es so verstanden und verfeinert hat, dass alle Phänomene der Natur hier in die Kunst übersetzt werden. Das hat
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Aja von Loeper, „Hommage an Lucio Fontana“, 2018, Installation (7 „Weiße Blätter“ à 240 x 105 x bis 7 cm), Paper Biennial Rijswijk, Museum Rijswijk, Den Haag, NL, Foto: Paul de Boer
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Aja von Loeper, Detail „Weißes Blatt“, 2013, Foto: Aja von Loeper
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Aja von Loeper, „Weiße Blätter in Farbe“, 2015, Ausstellung in der Alten Synagoge Schwabach im Rahmen der „ortung IX“, Foto: Stefan Hippel
etwas Gewaltiges. Und wie vieles Mächtige ist es gleichzeitig zart. Mithilfe von kleinen Kolben aus Buchenholz, die die Künstlerin selbst bearbeitet, damit sie ihr als Griffel zum Streichen und Schaben dienen und gut in der Hand liegen, den Fingergelenken Spiel und doch direkte Kraftüber tragung g arantieren, arbeitet sie die Oberf läche und die Schichten des Kartons in einer Weise auf, dass das Papier sich zu ergeben scheint. Ein „Noch-viel-Mehr“ an Weiß gibt es preis und während es im wahrsten Sinne durch Reibung und Druck gereizt, aufgeht, offenbart es sich uns. Von Loeper hat über Jahre herausgefunden, was die Eigenschaften des Materials an Nuancen für ihr Werk bedeuten. Sie kann Aussagen über Papier treffen, die man in ihrer Präzision und Verehrung selten hört. Dichter reden über Blätter und Bäume als Bilder in der Gedankenwelt. Von Loeper scheint das weiße Blatt direkt zu besprechen und es aus seiner Starre und Bündigkeit zu lösen durch einen Akt der „Überredung“, der auch eine Überwindung von materialgegebenen Grenzen ist. Was man in der Kunst ein Werk nennt, ist bei von Loeper das Ergebnis langer, körperlich intensiver Arbeit am Blatt. Meist ist es auf den Boden gestreckt und bietet ihrem leichten Körper, der darauf kniet, lehnt, wenn nicht liegt, genug Gegenspiel, biegt sich; knittert oder reißt aber nicht. Mit Ausdauer raut die Künstlerin mithilfe ihrer Buchenkolben große Flächen ihrer Kartons auf. Ungläubige Betrachter sind allzu schnell bei der Beurteilung und sprechen von Prägungen. Das Gegenteil ist der Fall!
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Das eingangs eröffnete Wortspiel mit den Begriffen „Weisheit“ und „Weissheit“ in Bezug auf den deutschen Bildhauer Günther Uecker greift auch hier. Fast scheint es, als bliebe dem Künstler neben der Addition und Applikation von Farbe auf die Leinwand nach Abschluss der philosophischen Betrachtung der ihm gebotenen Fläche nur mehr ein Angriff auf sie, ihre Erweiterung ins Dimensionale durch die direkte Arbeit an ihrer Materialität. Der Angriff wird als künstlerischer G estus von Männern geprägt und beherrscht. Man möchte dagegen von Loepers Arbeitsweise als diplomatische E rweiterung verstehen, die sie mit Beharrlichkeit, strategisch-taktischem Geschick und Überlegungen der Ä sthetik erschafft, addiert – nicht zerstört oder verletzt. Das Papier gibt seine Eigenschaften bereitwillig in die Verhandlungen der Künstlerin. Ausdruck, Gestalt und ästhetische Wirkung werden von beiden Partnern, der Künstlerin und ihrem Material, gleichwertig eingebracht. Die Künstlerin schafft so große Monumente der Zeit und Entropie, alle Kraft, die in die Arbeiten eingeht, tritt aus ihnen hervor, wird sichtbar, beinahe fühlbar, ohne sie zu verlassen. Aja von Loeper ist die Übersetzerin dieser Kraft, eine, die um das Weiß weiß – ohne Zweifel. NORA GOMRINGER
Nora Gomringer, Schweizerin und Deutsche, lebt in Bamberg. Ihr schriftstellerisches Werk umfasst Lyrik, Stücke für Oper und Radio sowie zahlreiche musikalische Vertonungen von Gedichten anderer Dichterinnen und Dichter. Vielfach ausgezeichnet wurde sie für Gedichte und Performances, 2015 unter anderem mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis. Im Auftrag des Freistaats Bayern leitet sie das Internationale Künstlerhaus Villa Concordia als Direktorin. In dieser Aufgabe fördert sie Künstlerinnen und Künstler und traf Aja von Loeper in ihrem Atelier in Nürnberg zu Gespräch und Einblicken. w w w . a j a v o n l o e p e r. d e w w w . v i l l a - c o n c o rd i a . d e w w w . n o ra - g o m r i n g e r. d e
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Die Künstlerin prägt nicht, sie hebt, regt die Oberfläche des 250-Gramm-Kartons an, sich zu wölben, ihrem Griffel noch mehr Fläche zu schenken, die dann in kleiner Geste, die einer Schraffurbewegung gleicht, aufgelöst wird. Diese Auflösung ist immer im Rahmen von Transformation, nicht Destruktion gehalten. Es entstehen keine „Wunden“ im Material. Seit Jahren überlegt von Loeper mit Patentanwälten und Kunsthistorikern im Bunde, wie ihre Arbeitsweise zu beschreiben, ja präzise zu benennen sei, um ihr den Status der Erfinderin ein für alle Mal zu sichern. Ihre Arbeitsweise erlaubt Er staunliches: Ein dreidimensionaler Körper scheint sich aus der Fläche zu erheben. Er wird zunehmend ausdifferenziert, b ietet dem Auge an der einen Stelle Glätte, an anderer A ufg erautheit. Diese Komplexitäten sind – man muss es w iederholen – nicht wie auf Schaulandkarten und -tafeln aus alten Schulzeiten bekannt durch Prägung, sondern durch eine intensive Reizung oder besser „Lockung“ des Materials selbst entstanden. Was die langen Fasern im Material erlauben in ihrer Festigkeit bei gleichzeitiger Flexibilität, nutzt von Loeper mit Kenntnis und Virtuosität, um kleinere – manchmal auch eingefärbte – und übergroße Arbeiten entstehen zu lassen. Als Vorbilder und Grundlagen nennt die Künstlerin unter anderem den argentinischstämmigen Künstler Lucio Fontana, der die Leinwand letztlich zerschnitt oder punktierte, um das Dahinter hervortreten zu lassen, die Realitätsebenen aufzuzeigen, den künstlerischen Gestus zu bekräftigen, das Messer zum Pinsel werden zu lassen, das Schneiden dem Schneidenden von Technik oder Sujet entgegenzusetzen. „Spatial Art“ wurde in den 1950er-Jahren geboren und noch heute beschäftigt Künstlerinnen und Künstler die Kraft des weißen Blattes, der Imperativ, die Anklage, die Meditation und das Schweigen, die von ihm ausgehen. Auch mögen dies die Faktoren gewesen sein, die Aja von Loeper immer wieder zur Birke nahe dem Akademiegelände geführt haben. Jedem Anfang, somit auch dem unbeschriebenen Blatt, wohnt ein Zauber inne, doch ist es mit dem Zaubern so eine Sache. Die Mächte, die einen leiten und die, die man befreit, sind – so lehrt es schon die Erfahrung des Goethe’schen „Zauberlehrlings“– nahezu unbeherrschbar.
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Die Wand-Malerei bewegt und beruhigt die Architektur Zur künstlerischen Inter vention von Dominik Stauch
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in der GVB It tigen bei Bern
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Der Verwaltungsbau der Gebäudeversicherung des Kantons Bern, gelegen am Stadtrand von Bern in einer Art Niemandsland. Das Gebäude passt dorthin – obwohl es gerade wegen seiner 1980er-Jahre-Architektur heraussticht: Materialfülle und -schwere, viele Winkel, großer Lichthof, Brücken zwischen den beiden Trakten. Eine Marmortreppe führt ins Untergeschoss. Dort nochmals der Eindruck, dass ein rascher Überblick in diesem als Foyer für die Schulungs- und Konferenzzimmer sowie als gesellschaftlicher Treffpunkt gedachten Raum kaum möglich ist. Winkel da, Rundungen dort, da eine Treppe, dort ein Durchgang. Die kürzlich erfolgte Sanierung durch das Team von Rykart Architekten sollte hier etwas Beruhigung bringen – eine schier unlösbare Aufgabe. Dann hatte der in Berlin tätige, sehr erfahrene Berner Kurator Andreas Fiedler, Kunstberater der Gebäudeversicherung, genau an diesem schwierigen, ja komplexen Ort, Kunst am Bau zu realisieren. Brav Gemälde oder Fotografien aufzuhängen, das hätte nichts gebracht. Die Kunst wäre in der Unübersichtlichkeit schlicht untergegangen. Die Entscheidung, den in London geborenen Thuner Künstler Dominik Stauch (* 1962) mit einer Intervention zu beauftragen, kann als mutig und zugleich präzise bezeichnet werden. Denn Stauch agiert in seiner Malerei großflächig, geometrisch-konkret. Und er arbeitet mit spannungsvollen Rhythmen. Seine Farbpalette ist nuanciert, häufig nur auf den ersten Blick leuchtend, leichte Abtönungen lassen die berühmten Zürcher Konkreten ebenso vergessen wie die Pop-Art.
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Architekturaufnahmen GVB, Fotos: Dominique Uldry, Dominik Stauch in seinem Atelier in Thun,
So zieht sich nun, teils vom Boden bis an die Decke reichend, teils sich trapezartig verjüngend, ein monumentaler Fries durch den geometrisch kaum zu beschreibenden Raum und seine Verästelungen. Nun könnte man meinen, der zusätzliche Eingriff verunkläre als weiteres optisches Element die Raumsituation noch mehr und unterlaufe so die angestrebte architektonische Beruhigung. Doch das ist in keiner Weise der Fall! Architektonisch schafft die großformatige Wandmalerei von Dominik Stauch nun eine Klammer – mitsamt möglichen optischen Täuschungen, mitsamt dem Vor- und Zurückspringen von Wänden: Atmosphärisch wirken die Flächen mit ihren ansprechenden und teils überraschenden Farbkombinationen erfrischend und klärend; optisch gerät der Raum in eine leichte Schwingung, ohne jedoch – ein schönes Paradox – in Unruhe versetzt zu werden. Spannungsvoll wird es, wenn Farbe eine Rundung in eine Fläche verwandelt. Und wenn das Kolorit quer durch den Raum neue Korrespondenzen bildet. So gerät die Malerei zu einem „Raum im Raum“. Oder anders gesagt: Der Raum wirkt beim Herumgehen und sich dabei Umsehen eigentlich wie ein großes Kaleidoskop. Man muss nur den Standort oder die Blickrichtung ändern, um immer wieder neue Trans formationen zu erleben. Dann wird der Wortsinn des Kaleidoskops aufs Beste erlebbar: schöne Formen sehen, a nschauen, erleben. Hier also bewegt die Kunst der Malerei die Architektur. KO NR AD TO BLER
www. stau . ch
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Foto: Christian Helmle
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Julia Gunther
„Proud Women of Africa“ Bei einem herbstlichen Rundgang 2018 durch Kölner Galerien entdeckten wir in der Galerie Mirko Mayer Arbeiten der F otografin Julia Gunther. Besonders ihre Fotoserie „Proud Women of Africa“ machte uns neugierig, sie näher kennenz ulernen. Für ARTMAPP sprach Bettina Götz mit der Künstlerin. ARTMAPP: Nach deinem Studium Film & Video an der University of the Arts in London hast du acht Jahre als Beleuchterin für deutsche und hollän dische Filmproduktionen gearbeitet, bevor du dich der Fotografie zuwandtest. Wie kam es zu dieser Entscheidung?
Julia Gunther, „Hill Top”, aus dem Kapitel „The Black Mambas”, South Africa, 2015, der Serie „Proud Women of Africa”, Courtesy: Mirko Mayer Galerie, Köln unten: Julia Gunther,
Julia Gunther: Während einer Auszeit von der Beleuchter tätigkeit arbeitete ich 2008 in einer Filmproduktionsfirma in Kapstadt, Südafrika, und kaufte mir meine erste digitale Spiegelreflexkamera (Canon 40D). Ich begann, den Kampf und Überlebenswillen von Philipa, einer Arbeitskollegin, die an Brustkrebs erkrankt war, zu dokumentieren – leider starb Philipa im Februar 2012. Sie ließ sich aber nicht von der K rankheit definieren – und gab nie auf. Ich begann, diese kämpferische Haltung bei vielen Frauen um mich herum mehr und mehr zu sehen. Frauen, die ein hartes Leben hatten oder haben, die nicht als „Opfer“ gesehen werden möchten oder sich so definieren lassen wollen. Ich sah tapfere und mutige Kämpferinnen, die Hoffnung in sich tragen und deren Geschichten und ihre Leben ich fotografieren wollte.
Foto: Isabella Rozendaal
ARTMAPP: Du widmest dich überwiegend der Dokumentarfotografie. Wie würdest du selbst deinen fotografischen Stil beschreiben? JG: Ich würde meinen Stil als dokumentarische Porträt fotografie beschreiben. Das Festhalten von authentischen Momenten des wahren Lebens und das Hervorheben von Geschichten sowie Biografien, die die Welt hören muss. Das Einfangen und Sichtbarmachen von Persönlichkeiten mit i hren charakteristischen Eigenschaften und Emotionen ist das Hauptziel für mich.
JG: Der Stolz, die Hoffnung und der Wille, niemals aufzu geben. Die Aufopferung für die Familie, für die Gesellschaft, das Land, die Umwelt, die Tiere oder die nächste Generation. Diese Frauen, Mütter, Töchter sind keine Opfer – aber Kämpferinnen, Überlebenskünstlerinnen, die durch ihre innere Stärke die Welt um sich herum positiv verbessern.
ARTMAPP: „The Black Mambas“, ein Kapitel aus „Proud Women of Africa“, dokumentiert eine rein weibliche Anti-Wilderer-Einheit in der Nähe des Krüger Nationalparks. Neben Aufnahmen, die die Frauen in ihrem A rbeitsund privaten Umfeld zeigen, entstanden auch eindrucksvolle Porträts, die eine andere Form von Weiblichkeit inszenieren – wie zum Beispiel von Leitah. Wie sind diese Porträts entstanden? JG: Diese Porträts sind in der Tat während ihrer Arbeit entstanden. Die „Black Mambas“ patrouillieren auf Fußmärschen von sieben bis zu 20 Kilometern am Tag und mit dem Auto abends und nachts. Während der zehn- bis 15-minütigen P ausen fragte ich sie, ob ich sie einzeln und (manchmal auch) zusammen fotografieren könnte. Das Einzige, was ich sagte, war: „Show me what’s it like to be a ‚Black Mamba‘.“ Der Rest kam von den Frauen. Im Hinblick auf Leitahs Porträt: Es war
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ARTMAPP: Eines deiner bekanntesten Arbeiten ist das offene Langzeitprojekt „Proud Women of A frica“. Die Serie zeigt in einzelnen Kapiteln das Alltagsleben starker Frauen oder Frauengruppen, die sich auf unterschiedliche Art und Weise für einen sozialen Wandel einsetzen. Was fasziniert dich an diesem Thema?
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109 ARTMAPP: An welchem Projekt arbeitest du gerade? mein letzter Tag bei den „Mambas“ und ich war müde und JG: Gerade bin ich damit beschäftigt, mein letztes Projekt aputt. Die „Black Mambas“ Leitah, Quolile und Happy „Fish For Sex“ zu veröffentlichen, das ich mit der Unterstütk f uhren mich bis zum Gate des Reservats, bevor sie ihre zung des IWMF (International Women Media Foundation, Tagespatrouille anfingen. Leitah erzählte ein paar „Mamba“- Washington D. C., USA) realisieren konnte. „Fish For Sex“ Geschichten und sagte an einem gewissen Punkt: „I’m strong, handelt von der voreingenommenen Geschlechterdynamik I’m a woman and I bite like a Mamba.“ Da wusste ich, das war zwischen Fischern und Fischverkäuferinnen in Südmalawi. der Moment – ich rief: „Stop!“, wir sprangen aus dem Auto, Dort werden Frauen regelmäßig gezwungen, Sex als Dienstund direkt auf der Straße nahm ich ihr Foto auf. Die Weiblich- leistung für den Ankauf von Fisch anzubieten. Eine ernste keit, die du ansprichst, war genau der Grund, weshalb die Situation, die neben den ganz persönlichen Problemen natür„Black Mambas“ von Craig Spencer gegründet wurden. Er war lich auch zur Verbreitung von Aids in Malawi beiträgt. Ich auf der Suche nach einem neuen Konzept gegen das ständige bereite mit meinem Galerist Mirko Mayer aus Köln eine AusWildern im Balule-Naturreservat. Statt bewaffneter Männer, wahl meiner „Fish For Sex“-Bilder als Solopräsentation für sind es unbewaffnete Frauen, die aus denselben Dörfern „Unseen Amsterdam“ 2019 vor. Des Weiteren sind dieses Jahr kommen wie die Wilderer und die eher entwaffnend als wieder Reisen nach Afrika geplant, um sowohl „Proud streitsüchtig wirken. Women of Africa“ fortzusetzen als auch andere, individuelle Geschichten zu erzählen. Ich träume auch von einer Reise ARTMAPP: Einige Porträts der „Black Mambas“ nach Alaska und Kanada, weiß aber noch nicht exakt, was ich zeigen das Gesicht aus nächster Nähe. Im Fokus dort genau suche. Wälder, Wasser, Boote im Winter – bin mir steht dabei der unvermittelte Blickaustausch mit aber sicher, dass es dort viele Geschichten zu entdecken gibt. dem Betrachter, der einen voyeuristischen Blick nicht zulässt. Was macht für dich eine gute j u l i a g u n t h e r. c o m Porträtfotografie aus? w w w . m i r k o m a y e r. c o m JG: Es gibt diesen gewissen einen Moment, in dem sowohl die Emotion als auch der Ausdruck, die Kameraeinstellung, die Komposition und das Licht miteinander kollidieren – das ist der Moment, den ich immer suche. Das nenne ich die Schönheit und das Drama in der Porträtfotografie. Für eine gute Porträtfotografie braucht man eine emotionale Verbindung zwischen der Person im Bild und derjenigen, die das Foto betrachtet. Das kann Liebe, Wut, Traurigkeit oder eine innere Komplizenschaft sein.
JG: Dokumentationsfotografie hat die Schönheit des Nichtwissens und des Nicht-Planens. Ich habe (natürlich) immer ein Konzept und eine Idee – eine Person oder Gruppe, bei denen ich weiß: Sie werde ich begleiten, ihnen vertrauen und sie kennenlernen. Dazu kommt auch, dass Afrika in seiner eigenen Zeit tickt und dieser muss man sich anpassen – ob man will oder nicht. Obwohl es für die Porträtfotografien natürlich mehr Planung geben muss, entstehen auch diese (oft) durch das spontane Element der Dokumentationsfotografie.
linke Seite: Julia Gunther „Terra”, aus dem Kapitel „Rainbow Girls”, South Africa, 2013, der Serie „Proud Women of Africa”, Courtesy: Mirko Mayer Galerie, Köln rechts: Julia Gunther „Black Mamba Leitah”, aus dem Kapitel „The Black Mambas”, South Africa, 2017, der Serie „Proud Women of Africa”, Courtesy: Mirko Mayer Galerie, Köln
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ARTMAPP: Inwieweit sind deine Fotos bewusst geplant oder inwieweit verlässt du dich auf deine Intuition und den Augenblick?
G MA ERT MA RIA RUD R MA NN A GA E B RND RG RE TE AR T RA HE ET N DT HA YM RE AN ICH N AR DT
Aus Thüringen in die Welt.
»BAUHAUSMÄDELS«
ANGERMUSEUM ERFURT · 24.03.–16.06. 2019
Mit freundlicher Unterstützung durch
di–so 10–18 Uhr www.kunstmuseen.erfurt.de
di–so 11–18 Uhr . do 11–22 Uhr www.kunstmuseen.erfurt.de Kooperation der Kunsthalle Erfurt mit dem Erfurter Kunstverein e.V.
Mit freundlicher Unterstützung durch
Liz Bachhuber_Danica Dakic_Nicole Degehardt_Elfie E. Fröhlich_Nadine Göpfert_Jana Gunstheimer_Christiane Haase_Heike Hanada_Christine Hill _Franziska und Sophia Hoffmann_ Katharina Hohmann_Indra Kupferschmid_Verena Kyselka_Meike Langer _Carina Linge_Ricarda Löser_Nina Lundström_Barbara Nemitz_Nina Röder_Naomi Tereza Salmon_Tonia Schmitz_Ther esa Schuber t_Anke Stiller_Laura Straßer_Maria Vill_Leonie We b e r _ Ka r e n We i n e r t _ R o s m a r i e Weinlich_Nadine Wottke_Lusha Ye_
Aus Thüringen in die Welt.
Mit dem Bauhaus verbinden sich seit 1919 große Ideen und Experimente in Kunst, Architektur, D esign und P ädagogik. Hier wirkten bedeutende Lehrer wie Walter Gropius, L udwig Mies van der Rohe, Paul Klee, W assily Kandinsky, Oskar Schlemmer, L yonel Feininger oder Josef und Anni Albers – und machten mit i hrem Werk das Bauhaus schon vor seiner S chließung 1933 zur Legende. Das Jubiläumsjahr 2019 bietet eine Vielzahl von Veranstaltungen zu Architektur und Gestaltung, Kunst und Kulturgeschichte, Bildung und Forschung: etwa mit neuen Bauhaus-Museen in W eimar, Dessau und Berlin, mit der Grand Tour der Moderne, die herausragende Orte des Bauhauses und der Moderne in ganz Deutschland zu einem S treifzug durch 100 Jahre Architekturgeschichte verbindet, und v ielem mehr. Darüber hinaus zeigen die Bauhaus-Institutionen Ausstellungen mit bislang nie gezeigten Sammlungsschätzen:
„ D a s B a u h a u s k o m m t a u s We i m a r“ . B a u h a u s - M u s e u m We i m a r : a b 6 . 4 . 2 0 1 9 „ o r i g i n a l b a u h a u s“ . B a u h a u s - A r c h i v / M u s e u m f ü r G e s t a l t u n g i n K o o p e ra t i o n mit der B erlinischen Galer ie: ab 6.9. 2019 „Ve r s u c h s s t ä t t e B a u h a u s . D i e S a m m l u n g .“ Bauhaus Museum Dessau: ab 8.9. 2019 A l l e w e i t e r e n Te r m i n e u n t e r b a u h a u s 1 0 0 . d e
Bruno Ahrends, Wilhelm Büning, Foto: © Tillmann Franzen, tillmannfranzen.com
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Weiße Stadt Berlin (1929–1931), Architekten: Martin Wagner, Otto Rudolf Salvisberg,
114 Ein Gespräch mit Ulrike Bestgen
Der lange Weg der Moderne in Weimar
Zehn Jahre ist es her, dass die Klassik Stiftung Weimar einen ersten Versuch unternahm, das Erbe der Moderne, mit dem man sich in der Klassikerstadt lange Zeit so schwer getan hat, zu würdigen. „Das Bauhaus kommt aus Weimar“ lautete der Titel einer breit angelegten Ausstellung 2009, wie ein Weckruf an die eigene Adresse. Aus heutiger Sicht war es zugleich der erste symbolische Schritt auf dem Weg zum „Quartier Weimarer Moderne“, das in wenigen Wochen anlässlich des Bauhaus-Jubiläums offiziell vorgestellt wird. Mit Ulrike B estgen, der Abteilungsleiterin des neu errichteten Bauhaus-Museums und des aus diesem Anlass ebenso wieder eröffnenden Neuen Museums Weimar, blicken wir voraus – und zurück auf den langen Weg zur Wiederentdeckung der Moderne in Weimar. Das Interview für ARTMAPP führte Carsten Probst. Ulrike Bestgen,
ARTMAPP: Frau Bestgen, bei der großen Bauhaus- Ausstellung 2009 wurde noch demonstrativ die Verbindung von Goethe-Zeit und den Avantgarden der Weimarer Republik beschworen, so als ob sich die Klassik Stiftung gegenüber dem W eimarer Publikum für die Thematisierung der Moderne rechtfertigen wollte. Das heutige „Quartier Weimarer Moderne“ ist dagegen ein völlig eigenes Kapitel im Stadtraum, ohne V erbindung zu den Orten der Klassik. Erstmals gehört nun auch die Gedenkstätte Buchenwald dazu, und mit Ulrike Lorenz wird künftig eine ausgewiesene Moderneexpertin die Klassik S tiftung führen. Sind die Weimarer unbefangener geworden im Umgang mit dem modernen Teil ihrer k ulturellen Überlieferung?
Abteilungsleiterin Bauhaus-Museum Weimar, Foto: privat
Ulrike Bestgen: Dass das „Quartier Weimarer Moderne“ heute einen eigenen Standort hat, getrennt von den Orten der Weimarer Klassik, hängt auch mit der Entscheidung der Stadt im Jahr 2010 zusammen, mit dem neuen Bauhaus-Museum den nördlichen Bereich zum Bahnhof hin als städtisches Revier zu entwickeln. Damit war für die Klassik Stiftung klar, dass an diesem neuen Standort nicht nur das frühe Bauhaus eine Rolle spielen kann, so wie es ja noch bei der Ausstellung 2009 der Fall war. Als sich 2015 dann noch die Gedenkstätte Buchenwald entschied, im ehemaligen Gauforum ein
115 ARTMAPP: Anlässlich des Bauhaus-Jubiläums hört man öfter, ein paar Bauhaus-Museen weniger hätten es auch getan. Stattdessen solle lieber einmal über eine Verbesserung der Designausbildung in Deutschland nachgedacht werden.
ARTMAPP: Wird man im neuen Museumsquartier auch weiterhin lernen, dass die Weimarer Moderne ohne die deutsche Klassik kaum entstanden wäre? UB: Das wäre aus heutiger Sicht natürlich zu kurz gegriffen, obwohl man sagen muss, dass zum Zeitpunkt der Bauhaus-Ausstellung von 2009 die Rolle der Klassik für das Bauhaus in der Forschung noch stark unterschätzt war. Die Bauhäusler haben alle Goethe und Schiller gelesen! Insofern hatte dieser Hinweis damals schon seine Berechtigung. Trotzdem ist die Entscheidung richtig, mit dem neuen M useumsquartier diese genuine Weimarer Perspektive hinter uns zu lassen. Das wird besonders im neuen Bauhaus-Museum der Fall sein, wo wir die Entwicklung über Weimar hinaus bis 1933 verfolgen. ARTMAPP: Nimmt man die Trias der drei genannten Museen im neuen Quartier zusammen, dann endet die Moderne historisch hier mit dem Nationalsozialismus und mit Buchenwald als Pars pro Toto. Aber wie geht es museal für die Zeit nach 1945 weiter? UB: Auch da soll das neue Bauhaus-Museum eine wichtige Rolle spielen. Es wird wechselnde Ausstellungen über die Entwicklungen bis zur Gegenwart geben. Es sollen dort auch relevante Diskurse aufgegriffen werden, weshalb wir in den letzten Jahren die Zusammenarbeit mit der Bauhaus-Uni versität intensiviert haben, zum Beispiel mit der Reihe „Weimarer Kontroversen“. Das soll nicht nur am Bauhaus Museum, sondern auch an andere Orten der Stadt stattfinden.
UB: Ja, das kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich finde, dass sich eine kontroverse Diskussion im Vorfeld des Jubiläumsjahres sehr gut entwickelt hat. Über verschiedene Ausstellungen oder etwa das Symposium zum politischen Bauhaus im Haus der Kulturen der Welt in Berlin hat sich ja schon ein diskursiver Prozess ergeben. Da wird teilweise sehr kritisch mit dem Bauhaus umgegangen, nicht zuletzt hinsichtlich der Frage, ob das Universelle am Bauhaus überhaupt noch aktuell ist für die Gegenwart. Ich denke, darauf wird es sehr unterschiedliche Antworten geben. Wir mit dem Bauhaus-Museum müssen natürlich Angebote für Gäste konzipieren, die das Bauhaus hier am Ursprungsort erleben wollen. Andererseits gibt es für die regionale Bevölkerung, auch für Schülergruppen, Fragen, die ein solches Haus aktualisieren und weiterentwickeln muss. Vermittlungsa rbeit spielt eine zentrale Rolle in diesem Museum. Die letzte Station in unserer Bauhaus-Ausstellung ist beispielsweise eine zeitgenössische Installation, wo wir, ausgehend von einem Text von Hannes Meyer, uns über das Thema der Gemeinschaft Gedanken machen, ein zentrales Thema schon im Bauhaus-Manifest. Meyer sagt eher ideologisch: „Gemeinschaft steht über dem Individuum.“ Daran lassen sich viele aktuelle Bezüge knüpfen. ARTMAPP: 1999 ist der Galerist und Kunst sammler Paul Maenz mit dem Versuch, das Erbe der Moderne in Weimar zu aktualisieren, indem er im Neuen Museum seine Sammlung mit Gegen wartskunst dauerhaft zeigen wollte, gescheitert. Hätte ein Haus für Gegenwartskunst heute eine Chance in der Stadt? UB: Wir haben in der damaligen Zeit manche Dinge ent schieden, die man heute nicht mehr so machen würde. Was damals, als wir das Haus mit der Sammlung von Paul Maenz eröffnet haben, fehlte, war die Vermittlung. Die Inhalte w irklich in die Stadt weiterzutragen, ist der entscheidende A spekt, und das haben wir nicht geschafft. In der Nachfolge haben wir einige Wechselausstellungen im Neuen Museum gezeigt, die gut gelungen waren, wie z. B. Werke von Peter Roehr, auch aus der Sammlung Maenz, die später auch im Städel in Frankfurt am Main groß gezeigt wurden. Ein Punkt fällt in der rückblickenden Betrachtung aber immer ein wenig herunter: Der Brand in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek 2004 hat die Ges amtausrichtung der Stiftung für Jahre geprägt, mit einer Fokussierung auf die Bewahrung des Erbes. Ein so fürchterliches Ereignis mit so massiven Verlusten von über 50.000 historischen Büchern und 35 Gemälden hat subkutan einfach seine Wirkung. Wir konnten uns in dieser Zeit nicht mehr so stark im zeitgenössischen Bereich engagieren. Deswegen war ich froh, als wir dann über die Ausstellung von 2009 sagen konnten: Die Moderne hat für Weimar zen trale Bedeutung. w w w . b a u h a u s m u s e u m w e i m a r. d e
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Museum zur Zwangsarbeit im Nationalsozialismus einzurichten, haben wir in zahlreichen Expertenrunden überlegt, wie man an diesem Standort ein Museumsquartier konzipieren kann, das sich dezidiert dem Thema der Moderne über Weimar hinaus widmet. Da wir auch unsere Ausstellung zur Weimarer Malerschule, die sich im Schlossmuseum befand, herausnehmen mussten, entstand die Idee, im 1869 von Josef Zitek gebauten Neuen Museum Weimar künftig die Anfänge der Moderne in der großherzoglichen Zeit des 19. Jahrhunderts zu zeigen, also die Zeit von Friedrich Nietzsche bis Henry van der Velde und Harry Graf Kessler, auf der Walter Gropius und das Bauhaus auf bauten. Es war also ein Prozess, eine sukzessive Entwicklung, aus der sich die Idee für ein „Quartier Weimarer Moderne“ entwickelt hat, aus verschiedenen Überlegungen, die dabei zusammenkamen.
117 Thomas Apel
Ein Spaziergang durch Weimar
In den 1930er-Jahren mussten ein Teil des Asbach-Grünzugs und Häuser der kleinteiligen Jakobsvorstadt dem Musterprojekt für ein neues nationalsozialistisches Machtzentrum der Gauhauptstadt Weimar weichen. Vom Turm der Jakobsk irche lässt sich die überdimensionale Anlage des ehemaligen „Gauforums“ überschauen. Die geplante „Halle der Volksgemeinschaft“ wird nicht ohne Ironie heute als E inkaufszentrum genutzt. Im Stumpf des Turmgebäudes befindet sich eine Dauerausstellung zur Baugeschichte des Areals. Das Studentenwohnheim „Langer Jakob“ wurde 1972 als bis heute weithin sichtbare Höhendominante diesem Komplex entgegengesetzt. Das geübte Auge kann aus dem südlichen Fenster des Turms die gebogenen Atelierfenster im Obergeschoss des ehemaligen Kunstschulgebäudes erkennen.
linke Seite: Ittenturm/-Atelier im Park, unten: Blick von der Jakobskirche – das geschulte Auge erkennt das Hauptgebäude der Uni
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So aufregend war das Bauhaus für Weimar zuletzt vor 100 Jahren. Zeit für einen entspannten Spaziergang durch die Stadt. Einer der Höhepunkte des Jubiläumsjahres wird die E röffnung des neuen Bauhaus-Museums Weimar sein. Am 5. April wird das lange erwartete und kontrovers diskutierte Gebäude nun ohne Glasfassade feierlich übergeben werden. Der kostenfreie Zugang zu den öffentlichen Bereichen im Erdgeschoss sichert eine erste Annäherung für alle Interessierten und Neugierigen. Nur wenige Schritte entfernt vom Museum liegt im Weimarhallenpark das ehemalige Gärtnerhaus. Dieses wird heute von der Galerie Eigenheim genutzt, um Werke junger Künstlerinnen und Künstler zu präsentieren. Der Park selbst gehört mit zur Anlage eines „Kulturprojektes“ aus den 1920er-Jahren. Dieses umfasste außerdem Stadion und Schwimmbad. Für die Bauhäusler kam deren Errichtung zu spät. Sie badeten entweder in der Ilm oder ab 1925 bereits in der Elbe bei Dessau.
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links: Neues Bauhaus Museum – mit Schatten der Jakobskirche, rechte Seite: Blick auf das Einkaufszentrum Neunutzung – Jakobsvorstadt – Musterprojekt für ein neues nationalsozialistisches Machtzentrum der Gauhauptstadt Weimar ..., unten: Neue Siedlung am Horn Alle Fotos: © René-T. Kusche
Der Weg dorthin führt quer durch die Stadt vorbei am Deutschen Nationaltheater. Die Tafel an der linken Gebäudeecke, welche an die verfassungsgebende Nationalversammlung erinnert, wurde im Baubüro von Walter Gropius gestaltet. Der Architekt und Direktor der Schule mietete nur wenig entfernt an der heutigen Gropiusstraße eine Wohnung. In Weimar stand der Auf bau der Schule im Vordergrund, erst in Dessau konnte man in den gewünschten Dimensionen auch für die Meister bauen. Der Steubenstraße in östlicher Richtung folgend, erhebt sich auf dem Gelände einer ehemaligen Limonadenfabrik heute der Neubau der Universitätsbibliothek. Der Riegel, der in den Straßenraum ragt, gewährt Einblicke in die Nutzung des Gebäudes. Der sich anschließende Wielandplatz ist besonders an Sommerabenden bei jungen Weimarern ein beliebter und belebter Treffpunkt.
Auf den Spuren der Bauhäusler führt der Weg gegenüber der Universität, am Liszt-Museum, in den Ilm-Park. Hier liegt die „Mensa am Park“, welche 1982 eröffnet wurde und jüngstes Kulturdenkmal Thüringens ist. Sie steht auch Gästen offen. Das Tempelherrenhaus diente Johannes Itten während seiner Zeit am Bauhaus als Atelier. Über die Naturbrücke und vorbei an Goethes Gartenhaus gelangt man zum Haus Am Horn, dem Muster- und Ausstellungshaus des Bauhauses aus dem Jahr 1923. Architekt war nicht der Direktor selbst, sondern der jüngste Formmeister Georg Muche. Seit Januar 2019 ist es im Besitz der Klassik Stiftung Weimar und wird am 18. Mai mit einer neuen Dauerausstellung wiedereröffnet werden. Gropius wollte nicht nur ein Haus, sondern eine eigene Siedlung mit Werkstätten, Studentenwohnheim und Häusern für die Meister bauen. Diese Idee wurde schließlich nicht in Weimar, sondern ab 1925 in Dessau realisiert. Hier in Weimar stand sie Pate für die moderne Wohnsiedlung „Neues Bauen am Horn“, welche ab dem Jahr 2000 oberhalb des Hauses Am Horn errichtet wurde. Ein Spaziergang quer durch die Siedlung führt bis zur Leibnizallee, die bergab wieder zurück ins klassische Weimar führt. Empfohlen sei hier noch der Besuch des Bücherkubus im neuen Studienzentrums der Herzogin Anna Amalia Bibliothek, der völlig unaufgeregt in sich ruht. w w w . w e i m a r. d e b a u h a u s 1 0 0 . u n i - w e i m a r. d e
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Die Gebäude der ehemaligen Kunstschule und der ehemaligen Kunstgewerbeschule liegen am Ende der Marienstraße. Sie wurden nach Plänen des belgischen Architekten Henry van de Velde in Etappen zwischen 1904 und 1911 errichtet. Beide gehören heute zum Welterbe der UNESCO. Ursprünglich für die Ausbildung von Künstlern, Handwerkern und Bildhauern errichtet, studieren hier heute Menschen aus der ganzen Welt an den Fakultäten Architektur und Urbanistik, Bauingenieurwesen, Kunst und Gestaltung sowie Medien der Bauhaus-Universität Weimar. Kunstwerke in den Gebäuden, die für die „Große Bauhaus-Ausstellung“ 1923 entstanden waren, wurden teilweise Ende der 1970er-Jahre rekonstruiert und vermitteln dem Besucher heute einen Eindruck der Schaffenskraft der Bauhäusler. Die ideale Rekonstruktion des Direktorenzimmers aus dem Jahr 1999 ist während der B auhaus-Spaziergänge zu besichtigen. Diese starten am Bauhaus-Atelier im Innenhof. Studierende geben dabei den Gästen einen Einblick in ihre Universität. Bei größerem Interesse am Gesamtkunstwerk van de Veldes empfiehlt sich eine Fahrt mit der Buslinie 1 in Richtung Belvedere zum Haus Hohe Pappeln, dem einstigen Wohnhaus des Künstlers.
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122 Drei Ausstellungen in Er fur t über die Bauhaus - Frauen
Es kommt die neue Frau!
Margaretha Reichardt (Erfurt 1907–1984), Rockstoff mit Karomuster, Bauhaus Dessau, 1930, Gewebeart: Kett- und Schussatlas, Material: Kette: Wolle in Rot und Rohweiß, Schuss: Wolle in Schwarz, Rot, Rohweiß, Maße: Höhe: 95 cm, Breite: 123 cm, Angermuseum Erfurt, Inv.-Nr. VIII 657 © Nachlass Margaretha Reichardt, Gisela Kaiser, Erfurt 2019, Foto: Dirk Urban
Erinnern wir uns: Ab Ende des 19. Jahrhunderts wurde Frauen schrittweise die universitäre Ausbildung ermöglicht. 1919 erhielten sie das Wahlrecht – doch bis sie auch als Verheiratete voll geschäftsfähig waren, bis sie ein eigenes Bankkonto eröffnen, bis sie entscheiden konnten, ob sie arbeiten gehen wollen, dauerte es noch bis weit in die Nachkriegszeit. Dass am Bauhaus Frauen und Männer gleichberechtigt ausgebildet werden sollten und Geschlechtergleichheit in der Zahl der Absolventen herrschte, erscheint aus dieser Warte revo lutionär – obgleich den Frauen der Zugang zur Architektur verwehrt wurde und sie nach dem Vorkurs oft in die Weberei abgestellt wurden. Dennoch: Marianne Brandt leitete als Formmeisterin die Metallwerkstatt, Gunta Stölzl und nach ihr Anni Albers als Werkmeisterinnen die Weberei, während Gertrud Grunow Harmonisierungslehre unterrichtete. Rein zahlenmäßig sind die Frauen in der Bekleidung von Lehr ämtern in der Unterzahl, aber die beiden Architektinnen Wera Meyer-Waldeck und Lotte Stam-Beese, die Designerin Lilly Reich, die Fotografinnen Elsa Thiemann und Lucia M oholy, die Malerin Ida Kerkovius, die Textilkünstlerin M argaretha Reichardt und die Modemacherin Ré Soupault stehen stellvertretend für die Vielzahl der Bauhäuslerinnen. Sie lieferten wichtige Beiträge zur Breitenwahrnehmung des Bauhauses und veranschaulichen die Chancen, die sich Frauen gerade am Bauhaus eröffneten.
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Margaretha Reichardt, Erfurt, 1942 Angermuseum Erfurt, Nachlass Margaretha Reichardt
Folgerichtig fokussiert die Erfurter Ausstellung „Vier [4] Bauhausmädels“ auf die Rolle(n) der Frauen am Bauhaus, wobei die heute despektierlich wirkende Bezeichnung damals als Kompliment für eine moderne, neue Rolle der Frau g emeint war. An den Beispielen vierer Künstlerinnen – Gertrud Arndt, Marianne Brandt, Margarete Heymann und Margaretha Reichardt – werden ihre Biografien nachgezeichnet und die Bauhaus-Werkstätten für Fotografie, Metall, Keramik und Textil vorgestellt. Anhand von über 200 Exponaten werden ihre teils sehr unterschiedlichen Lebenswege aufgegriffen ausgehend vom Bauhaus, das für sie künstlerisch und gesellschaftlich einen Möglichkeitsraum darstellte. Dennoch liegen Welten beispielsweise zwischen Gertrud Arndt und Marianne Brandt: Die eine, Arndt, fügte sich trotz eines Ehevertrags, der ihr gleiche Rechte zubilligte, nach ihrer Bauhaus-Zeit in die traditionelle Frauenrolle (wenngleich sie selbst fotografierte; ihre „Maskenportraits“ wurden aber erst spät bekannt). Die andere, Brandt, war bereits in der Metallwerkstatt des Bauhauses mit Gebrauchsgegenständen für die Serienproduktion erfolgreich, entwarf dann die Lampen für das Dessauer Bauhaus-Gebäude und nach Beendigung ihrer Ausbildung die Prototypen der Kandem-Leuchten. Nach 1945 konnte sie an ihre Vorkriegserfolge als Designerin sowohl in der Lehre als auch im praktischen Wirken anknüpfen.
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Carina Linge, „Blinder Dottore“, 2018, aus der Serie „Närrinnen“, C-Print auf Dibond
Ausgehend von den neuen Lebensentwürfen der Bauhäuslerinnen und parallel zur Ausstellung im Angermuseum Erfurt zeigt die dortige Universitätsbibliothek „Es kommt … die neue Frau!“, in der verschiedene mediale Konzepte der Konstruktion von Weiblichkeit bis in heutige Zeit präsentiert werden. Auch die Kunsthalle Erfurt bespielt in Kooperation mit dem Erfurter Kunstverein das Thema bis heute: Insgesamt 35 Lehrerinnen und Absolventinnen der F akultäten Kunst und Gestaltung sowie Architektur an der Bauhaus-Uni versität Weimar werden mit ihren Arbeiten präsentiert. „bauhausFRAUEN“ stellt exemplarisch die W erke von 30 Lehrerinnen und Absolventinnen aus den F akultäten Kunst und Gestaltung sowie Architektur an der Bauhaus-Universität Weimar mit Gemälden, Zeichnungen, Fotografien, Videoarbeiten, Installationen und Objekten, die im Fachbereich Produktdesign entstanden, sowie exemplarischen Gebäuden vor. Dabei geht es in Auseinandersetzung mit der Ausstellung im Angermuseum darum, aktuelle A ntworten auf die kulturhistorischen Fragestellungen nach der Gleichberechtigung der Frauen in Beruf und Gesellschaft zu liefern. Denn während die „Bauhausmädels“ oft an den Realitäten scheiterten, ist in der Gegenwart der Wunsch nach Gleichberechtigung weitgehend erfüllt.
2 4 . März bis 16. Juni 2019 V i e r „ B a u h a u s m ä d e l s“ G e r t r u d A r n d t / M a r i a n n e B ra n d t / M a r g a r e t e H e y m a n n / M a r g a r e t h a R e i c h a rd t Anger museum Erf ur t 19. Apr il bis 1 4 . Juli 2019 b a u h a u sF ra u e n Kunsthalle Er f ur t 23. März bis 19. Mai 2019 E s k o m m t … d i e n e u e F ra u ! Ein Bildatlas zur medialen Visualisier ung v o n We i b l i c h k e i t i m 2 0 . J a h r h u n d e r t Universitätsbibliothek Er f ur t
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Moderne Frauen Ausstellungen über starke Frauen der 1920er-Jahre
1920er-Jahre, das von einer großen Ambivalenz geprägt war – Hure oder Heilige, treu sorgende Hausfrau und Mutter oder Arbeiterin –, die mit Werken aus der Sammlung Brabant illustriert werden (Kunstverein Talstrasse, Halle). Entsprechend revolutionär war ein gänzlich neuer L ebensentwurf, der Hedwig von Rohden und Louise Langgaard vor Augen stand, als sie 1919 ihr „Frauenprojekt der Moderne“ – das „Gartenreich Loheland“ – in der Rhön b egründeten. Wahlweise als „Tänzerinnen-Kloster“ und „Amazonen-Staat“ bespöttelt, wird die „Loheland Schule für Körperbildung, Landbau und Handwerk“ im Herbst in Fulda mit einer umfassenden Ausstellung erstmals gewürdigt. In Deutschlands erster anthroposophischer Siedlung sollten die drei im Namen der Schule genannten Elemente zu einer E inheit verschmelzen; das 54 Hektar große Areal ist noch heute zu besichtigen und zeugt damit auch von der Lebendigkeit einer Idee. Insgesamt 22 Gebäude umfasste die Siedlung ursprünglich, die auf zwischenzeitlich 40 angewachsen ist. Sie steht als Sachgesamtheit unter Denkmalschutz. Ihr Herzstück „Waggonia“ besteht aus vier ausrangierten Eisenbahnwaggons, die zu einem Gebäude zusammengefasst sind, in dem Lichtbild- und Lederwerkstatt sowie Schneiderei vereint sind. Runde und ovale Grundrisse, experimentelles Bauen mit natürlichen Werkstoffen und in Einklang mit der Natur sind maßgebliche Grundzüge von Loheland, wo man sich seit den 1920er-Jahren durch die zugehörigen landwirtschaftlichen Flächen selbst versorgt. Biodynamischer Anbau wird seit dieser Zeit auf den Äckern betrieben und ist in den pädagogischen Alltag eingebunden. In der Fuldaer Ausstel lung wird das Schul- und Siedlungsexperiment in insgesamt fünf Themenbereichen vorgestellt, die die S iedlung innerhalb der europäischen Reformbewegungen verorten und den ganzheitlichen Ansatz des Projekts vorstellen, in dem K örperbildung, kunsthandwerkliches Arbeiten und bildkünstlerisches Schaffen zu einer Symbiose fanden, die bis heute das Siedlungskonzept prägt. Loheland selbst ist ganzjährig zu besichtigen, an ausgewählten Terminen finden Führungen zu den und durch die historischen Gebäude statt. CHRIS GERBING
26. September 2019 bis 5 . Januar 2020 L o h e l a n d – g e l e b t e V i s i o n e n f ü r e i n e n e u e We l t Vo n d e ra u M u s e u m F u l d a
Loheland-Tanz „Polka“ (Eva Maria Deinhardt), um 1920 © Loheland-Stiftung Archiv
A R T M A P P F R Ü H J A H R 2 019 — B A U H A U S 10 0
Das Bauhaus vermittelte (angehenden) Künstlerinnen und Designerinnen prägende Erfahrungen. Dies machen zahlreiche Ausstellungen im Bauhaus-Jahr deutlich: Die Bandbreite reicht vom dezidierten Blick auf Bauhäuslerinnen, etwa bei „Zwei Kölnerinnen am Bauhaus“ (MAK Köln), bis zu jener L inie, die die Hamburger Schau „Follower“ von einer neuen Sicht auf die Frau damals bis in die Gegenwart zieht. Bei dem partizipatorischen Kunstprojekt soll der öffentliche Raum neu erfahren werden, dazu geben Simone Kessler und Edmund Beierle Handlungsanweisungen, die zum Ende des Architektursommers präsentiert werden (Galerie 21 Hamburg). Das Thema Mode wird im Jubiläumsjahr in drei Ausstellungen mit unterschiedlicher Themensetzung bespielt, wobei das neue Frauenbild der 1920er-Jahre in den Fokus rückt: „Vom Hemd- zum Hängerkleid“ zeigt den Wandel der Mode von der Goethe- zur Bauhaus-Zeit (Stadtmuseum Weimar), „Mythos neue Frau“ schlägt den Bogen vom Kaiserreich zur Weimarer Republik, wobei die Veränderungen als Notwendigkeiten gedeutet werden, die bedingt waren durch den Anstieg der Mobilität und die neuen Anforderungen der Arbeitswelt (Tuchfabrik Müller Euskirchen). Die Ausstellung in Halle (Saale) thematisiert dagegen weibliche Individualität am Beispiel des Frauenbilds der
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Bella Ullmann Broner, Foto: unbekannt, undatiert, © Nachlass
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Bella Ullmann Broner Von Nürnberg in die Welt Das Bauhaus wird 100! Die Kunstvilla feiert das deutschlandweite Großereignis mit der Ausstellung „Unsere Künstler am BAUHAUS – Nürnberg und die Moderne“ vom 14. März bis 23. Juni 2019. Deutschlands bekannteste Kunsthochschule bestand lediglich 1 4 Jahre, in denen drei Direktoren die Geschicke an drei verschiedenen Standorten lenkten. Etwas über 1.200 Studenten besuchten das Bauhaus, von welchen wiederum nur ein Teil in die Annalen einging. Im Zuge des Jubiläums treten bislang unbekannt gebliebene Künstlerinnen und Künstler ins Rampenlicht, deren weiterer Lebenslauf vielfach von ihrem Studium am Bauhaus bestimmt wurde. Dass die Strahlkraft des Bauhauses sehr bald bis in den Süden Deutschlands reichte, belegt die Tatsache, dass allein fünf Künstlerinnen und Künstler aus Nürnberg einen Teil ihrer Ausbildung dort absolvierten. Eine davon war die Künstlerin und Textildesignerin Bella Ullmann Broner, die 1905 als Tochter einer jüdischen Hopfenhändlerfamilie in Nürnberg geboren wurde. Zahl reiche A liasnamen, verschiedene Lebenspartner und Ortswechsel zum Teil im Jahrestakt verunklärten lange den
Blick auf eine unabhängige, aber zugleich unstete, von den Zeitläuften mitgerissene Künstlerin. Nach einer Ausbildung zur Werklehrerin schrieb sich Bella Ullmann zum Winter semester 1929/30 mit der Matrikelnummer 394 am Bauhaus in Dessau ein, wo sie zunächst die obligatorischen Vorkurse „Farblehre“ bei Josef Albers und „Analytisches Zeichnen“ bei Wassily Kandinsky, aber auch Fotografie- und Wandmalereikurse besuchte. Ihre Ambitionen endeten wie die vieler Mitstudentinnen in der Textilwerkstatt des Bauhauses unter Gunta Stölzl. Im Zuge der nationalsozialistischen Verfolgung ging Ullmann nach Palästina und gemeinsam mit ihrem z weiten Mann, dem Maler und Architekten Erwin Broner (1898–1971), schließlich 1938 nach Los Angeles, wo sie mit eigenem Studio als Ausstatterin für Hollywoods Traumfabrik arbeitete. In New York wirkte sie in den 1950er-Jahren als Modedesignerin und Kinderbuchillustratorin. 1956 wurden ihre Arbeiten neben Werken von Pablo Picasso und Marc Chagall in der Ausstellung „Textiles USA“ im MoMA in New York gezeigt. Anlässlich der großen Jubiläumsausstellung „50 Jahre Bauhaus“, die 1968 in Stuttgart stattfand, kam Ullmann nach Deutschland zurück. Als sie 1993 in Stuttgart starb, verlieh ihr die „Stuttgarter Zeitung“ den Ehrentitel „Die Bauhaus-Dame“ – erstmals wird ihr Schaffen in Nürnberg in der Kunstvilla-Ausstellung zu sehen sein. ANDREA DIPPEL
MUSEUM FÜR ANGEWANDTE KUNST KÖLN
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Zwei Kölnerinnen am Bauhaus
12. April – 11. August 2019 makk.de Förderer
Kulturpartner
Motiv: Karl Cieluszek, Lasurversuche (Detail), Bauhaus Dessau, 1929, MAKK, Stiftung Winkler (Foto: © RBA Köln, M. Mennicken)
MAKK2019_2von14_Anz181x125.indd 1
18.02.19 10:27
geburtstag feiern mit lászló, oskar, mies und anni.
bauhaus100-im-westen.de #bauhauswow
128 Bauhaus in Oldenburg
Zwischen Utopie und Anpassung Auf der Bauhaus-Landkarte war Oldenburg bislang ein weißer Fleck. Jetzt nicht mehr: Im pinken Jubiläumskalender zum 100. Geburtstag wird die Ausstellung „Zwischen Utopie und Anpassung – Das Bauhaus in Oldenburg“ (27. April bis 4. August 2019) als einer der Höhepunkte markiert. Das Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte zeigt, dass die wichtigste Designschule des 20. Jahrhunderts bis in die nordwestdeutsche Provinz ausstrahlte. Vor der Folie des B auhauses mit seinen Menschen, Mustern und Meister stücken werden Geschichten über Schicksale zwischen Aufbruch und Erfolg, zwischen Krieg und Neuanfang erzählt. Zu den Stilikonen der Meister gesellen sich Arbeiten jener vier Schüler aus der Region, die damals dem Aufruf folgten: „Junge Menschen kommt ans Bauhaus“.
„Das Landesmuseum gehörte Mitte der 1920er-Jahre zu den ersten Museen, die sich zum Ansatz dieser innovativen Ausbildungsstätte bekannten“, erläutert Direktor Prof. Dr. Rainer Stamm. Gemeinsam mit der Kunsthistorikerin Gloria Köpnick hat er das Projekt entwickelt. Mit frischem Blick haben sie zunächst im Hausarchiv mehr als 40 Originalobjekte und Hunderte Blätter vergilbter Korrespondenz aufgestöbert. Und so wird im Augusteum ein Original-Bauhaus- Manifest hängen, das Architekt und Schulgründer Walter Gropius (1883–1969) damals in 2000er-Auflage als Reklame drucken ließ. Das Zeitdokument – illustriert mit einer dieser typischen kristallinen Kathedralen Lyonel Feiningers – verkündet den Geist der neuen Experimentalakademie: die Bauten der Zukunft erschaffen sowie Handwerk und Kunst zu vereinen. Der erste Direktor des Landesmuseums Walter Müller-Wulckow (1886–1964) unterstützte diesen modernen Ansatz nicht nur mit Ausstellungen, sondern er kaufte auch Bilder, Plastiken und Kunsthandwerk für sich und die Sammlung. Gemeinsam mit der aufgeschlossenen „Vereinigung für junge Kunst“ und deren Vorsitzendem Ernst Beyersdorff zeigte Müller-Wulckow mit gebogenem Stahlrohr klare A lternativen zu Plüsch und Pleureusen. „Mit ihrem Ausstellungsprogramm war diese Vereinigung ein Hauptakteur im Transfer der Bauhaus-Ideen in die Region“, erklärt Gloria Köpnick, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Projekts „Das Bauhaus in Oldenburg – Avantgarde in der Provinz“. Heute würde man sagen: Müller-Wulckow und Beyersdorff waren frühe Inf luencer, die dem interdisziplinären „Start-up“ Bauhaus für ein disruptives Change-Projekt eine Bühne in Niedersachsen boten.
Marianne Brandt und Hin Bredendieck, „Nachttischleuchte, Kandem Nr. 702“, 1928/29, Sammlung Zweck&Form, Foto: Sven Adelaide © VG Bild-Kunst, Bonn 2019
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Unbekannter Fotograf (Erich Krause?), Vier Bauhäusler: Hermann Gautel, Robert Lenz, Hin Bredendieck (?) und L ony Neumann (?), um 1929,
Die Ankäufe von damals adeln heute diese Jubiläums ausstellung mit großen Namen: Oskar Schlemmer, Wassily Kandinsky, Josef Albers, Marcel Breuer, Lyonel Feininger, L ászló Moholy-Nagy, Paul Klee oder Marianne Brandt. A ktuell geht es jedoch nicht nur um das „Who’s who“ des Bauhauses, sondern mit mehr als 300 Exponaten von 21 Leihgebern aus mehreren L ändern um einen Bezug zum Nordwesten. „Der Klee kehrt nach fast 100 Jahren nach Oldenburg zurück“, erzählt Stamm begeistert über ein Bild mit gelben, blauen, grauen und braunen Quadraten und D reiecken des Schweizer Künstlers und Bauhaus-Lehrers Paul Klee. Die Nationalgalerie in Berlin leiht es aus. Von der theaterwissenschaftlichen Sammlung der Kölner Universität kommen genau jene spartanischen Bühnenbildentwürfe von Bauhaus-Meister Moholy-Nagy, die schon 1930 von sich reden machten.
„Wir haben hier wirklich Geschichte und Geschichten zu erzählen“, meint Gloria Köpnick. Der spezielle Oldenburger Blick ergänzt die Sicht auf das Bauhaus per se. Und schließlich spiegelt sich die globale Bedeutung der Lehre in nie zuvor erzählten Biografien jener vier Männer aus der Region, die dort studierten. Nachgezeichnet werden die Lebenswege von Hermann Gautel (1905–1945), Hans Martin Fricke (1906–1994), Karl Schwoon (1908–1976) und Hin Bredendieck (1904–1995) aus Ostfriesland. Mit detektivischem Spürsinn haben Rainer Stamm und Gloria Köpnick weltweit recherchiert.
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Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg, Nachlass Hermann Gautel
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Selbst Experten überraschte, wie bislang die Rolle des g elernten Tischlers Hin Bredendieck in der Bauhaus- Geschichte unterbelichtet blieb, der von 1927 bis 1930 in Dessau studierte. Die Oldenburger Forschung verlieh ihm Kontur. Bredendieck entwickelte gemeinsam mit Marianne Brandt, deren Tee-Extrakt-Kännchen alle Welt kennt, in der M etallwerkstatt etwa die Kandem-Lampe für Körting & Mathiesen. 1937 baute er noch Vitrinen in Oldenburg für einen Ausstellungsraum über die Luftfahrtpioniere Johann Schütte und Karl Lanz. Wie Gropius, Mies van der Rohe, Breuer, die Albers und andere emigrierte er aus Nazideutschland in die USA. 1937 holte ihn Moholy-Nagy an das New Bauhaus Chicago. Als Gründungsdirektor des Instituts für Industriedesign am Georgia Institute of Technology zählte er später in Amerika zu den einf lussreichsten Lehrern und Botschaftern der Bauhaus-Ideen. Seine Familie ist von dem Oldenburger Projekt so begeistert, dass sie den Nachlass anreichte. Mitschriften von Schlemmer-Vorlesungen kehrten so nach Europa zurück. Ganz anders Architekt Hans Martin Fricke: Zwar studierte er von 1922 bis 1925 in Weimar bei dem esoterischen Formmeister Johannes Itten, distanzierte sich aber vom Bauhaus. Er brachte es unter den Nationalsozialisten zu leitender Stellung in der Kulturadministration. Aus der Nachkriegszeit erinnern interessante Gebäude an ihn, wie die Ausstellung dokumentiert; darunter das transparente, reduzierte Ge bäude der früheren Zentrale der Baufirma Ludwig Freytag.
Hermann Gautel, der nicht aus dem Zweiten Weltkrieg zurückkehrte, hatte schon Mitte der Zwanziger fantastisch den Bogen raus beim Stahlrohrstühle-Gestalten. Möbelgeschichte schrieb bekanntlich Marcel Breuer in Dessau 1925/26 mit dem „Wassily Chair“. Gautels Werk war nie in so konzentrierter Form zu sehen. Karl Schwoons Frauenporträt bezaubert durch sensibles Gespür für Linien. Nach dem Krieg gründete er die „galerie schwoon“ in Oldenburg. „Er organisierte modernste Ausstellungen und gestaltete den kulturellen Wiederauf bau der Bundesrepublik mit“, berichtet Gloria Köpnick. Obgleich Schwoon Müller-Wulckow für das Museum wieder Werke jener Künstler der Klassischen Moderne verkaufte, die von den Nazis als „entartet“ verschleppt worden waren, reichte es nicht zum Überleben. Er wechselte als Bild-Redakteur zur Illustrierten „Hör zu“. Die Geschichte der Frauen am Bauhaus ist erst in jüngster Zeit neu geschrieben worden. Marianne Brandt, von der Silber gezeigt wird, kannte man, auch Gunta Stölzel als erste Meisterin in der Weberei. Neu zu entdecken gilt es in der Ausstellung die Biografie und das Werk von Margarete Willers (1883–1977), die nicht – wie so viele Bauhäuslerinnen – ins Textile abgeschoben wurde, sondern aus Passion webte. Sie studierte in Weimar und durfte in Dessau sogar ein eigenes Studio führen. Sie wurde zwar in Oldenburg geboren, lebte aber später nie in der Stadt. Die Malerin und Weberin unterrichtete etliche Jahre an der Folkwang-Schule in Essen. Ihre Materialmix-Wandbehänge, von der Formsprache Paul Klees inspiriert, ergänzen die Facetten der präsentierten Wohnwelten. Besonders faszinieren jedoch Fotos, die eine extravagante Frau zeigen, die sich von keinem Korsett einengen ließ. Und wer weiß, vielleicht hat auch sie einmal mit Walter Müller- Wulckow im Oldenburger Museum Kaffee getrunken und einen Hauch von Avantgarde aufblitzen lassen.
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SABINE SCHICKE
Karl Schwoon, „In Memoriam Bauhaus Dessau I“, um 1972, Gouache und Acryl, Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg, Foto: Sven Adelaide
Gemeinsam Zukunft gestalten. Als stolzer Hauptförderer von „100 jahre bauhaus“ gratuliert die Sparkasse zum Jubiläum und freut sich mit ganz Deutschland auf die nächsten hundert Jahre. Denn nur gemeinsam sind wir allem gewachsen.
#GemeinsamAllemGewachsen
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Bauhaus im Westen, eine Auswahl von Katja Behrens
Bauhaus grenzenlos Da s B auhau s g ilt nach wie vor al s e inf lu ssre iches Modell de r Mode r ne, a l s Ta k t- u n d F o r m g e b e r ä s t h e t i s c h e r, t e c h n i s c h e r u n d s o z i a l e r U m w ä l z u n g e n . M i t z a h l l o s e n A u s s t e l l u n g e n u n d Ve ra n s t a l t u n g e n w i rd d a s g ro ß e B a u h a u s - J u b i l ä u m 2 0 1 9 a u c h i n N o rd r h e i n - We s t f a l e n b e g a n g e n . www. bauhaus100 -im-westen. de
KÖ L N , M U S E U M F Ü R A N G E WA N D T E K U N S T M A K K 2 von 1 4 . Zwei Kölner innen am Bauhaus
Weil Margarete Heymann in der Bauhaus-Keramikwerkstatt immer nur probeweise arbeiten durfte, fand ihr Studium in Weimar ein frühes Ende. Dennoch blieb ihr Stil vom Bauhaus geprägt. 1923 gründet sie mit ihrem ersten Mann, Gustav L oebenstein, einen eigenen Keramikbetrieb in Marwitz/ Brandenburg: die „Haël-Werkstätten“. Die avantgardistische Keramikkünstlerin Margarete Heymann-Loebenstein (1899– 1990) und ihre Kusine, die Kostüm- und Bühnenbildnerin Marianne Ahlfeld-Heymann (1905–2003), die beide Anfang der 1920er-Jahre von ihrer Heimatstadt Köln aus zum Studium ans Bauhaus gingen, werden in dieser Ausstellung umfassend gewürdigt. Im Dialog mit Arbeiten anderer Bauhäusler, mit Farbstudien, Gemälden, Zeichnungen und Skulpturen wird das gemeinsame Formenvokabular sichtbar, die wegweisenden Entwürfe und reduzierten Formen als Facette jener Avantgarde erkennbar, die mit dem Bauhaus die Moderne auf den Weg brachte. Die bis heute berühmten g eometrischen Scheibenhenkel-Services von Margarete, hochwertige Steingut- und Fayenceprodukte mit farbenfrohen Dekoren im Stil der Moderne und des Art déco fanden
weltweit Käufer. Die Haël-Werkstätten galten als eine der k reativsten Keramikmanufakturen überhaupt. Ihre Kusine Marianne arbeitete nach dem Bauhaus-Studium als Kostümdesignerin und Bühnenbildnerin an der Kölner Oper und am Mannheimer Nationaltheater. Außerdem war sie erfolgreich als Holzbildhauerin, Masken- und Marionettenschnitzerin. Mit der Wirtschaftskrise und besonders mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten verschlechterten sich die Lebens- und Arbeitsbedingungen für sie allerdings rapide. Margarete ging nach Dänemark, 1936 gelang es ihr, nach Großbritannien zu emigrieren, wo sie später als Keramikerin wieder hohes Ansehen errang. Ihre Kusine Marianne war schon 1933 über Ascona und Paris nach Israel geflohen. 1 2 . Apr il bis 11. Aug ust 2019 makk. de
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Charlestonkleider, links mit Federboa, Mitte der 1920er-Jahre, Foto: Jürgen Hoffmann, © LVR-Industriemuseum
E U S K I RC H E N , LV R- I N D U S T R I E M U S E U M T U C H FA B R I K M Ü L L E R M y t h o s N e u e F ra u .
Revolutionär war das frühe 20. Jahrhundert besonders für die Frauen. Nicht nur Politik, Arbeits- und Sozialleben brachten Reformen und Neuerungen, auch an ihrem Äußeren erkannte man die neue Zeit. Schlichte Kleiderschnitte, Bubikopf, kurze Röcke oder Pumphosen, flache Schuhe, selbstbewusstes Auftreten: Die jungen Damen waren flott und frech. Man trug fransige Charlestonkleider zum Tanz, betätigte sich sportlich (in passender Kleidung), fuhr Auto, rauchte ...
linke Seite: Margarete Heymann-Loebenstein, Teile eines Mokkaservice, Haël-Werkstätten für künstlerische Keramik, Marwitz, um 1929, Foto: Jan Rothstein © Estate of Margarete Marks. All rights reserved/
Wie die neuen Verhältnisse, die politische und mit ihr die i ndividuelle Emanzipation sichtbar wurden, zeigt die Ausstellung „Mythos Neue Frau“. Sie lässt jene aufregende Zeit mit mehr als 130 originalen Kleidungsstücken, historischen Alltagsobjekten, Fotografien und zeitgenössischem Filmmaterial wiederauferstehen. In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg fehlten Männer – als Ehepartner, Versorger, Arbeitskräfte. Immer mehr Frauen, besonders in den Städten, arbeiteten nun in Fabriken, Kaufhäusern, Büros. Doch diese gesellschaftliche Teilhabe ist nicht allein als ökonomische Notwendigkeit zu betrachten, die Kürze der Kleider nicht nur als „Sparmaßnahme“. Die neue weibliche Lebensart war zugleich politisches Statement und sichtbarer Ausdruck von Emanzipation. Frauen konnten nun studieren, die Kunstakademien besuchen. Das Nachtleben in den Städten mit Bars, Varietés, Kinos, Theatern und Tanzlokalen war aufregend, man experimentierte mit alternativen Lebensentwürfen. Dass die gerade erst gewonnenen Freiheiten fatalerweise schon bald wieder begrenzt wurden, lehrt die Geschichte ...
VG Bild-Kunst, Bonn 2019
B i s 1 7. N o v e m b e r 2 0 1 9 i n d u s t r i e m u s e u m . l v r. d e
A R T M A P P F R Ü H J A H R 2 019 — B A U H A U S 10 0
M o d e z w i s c h e n K a i s e r r e i c h , We l t k r i e g u n d R e p u b l i k
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E S S E N , M U S E U M F O L K WA N G Bauhaus am Folk wang: Feininger + Bühnenwelten + Moholy-Nag y
Lyonel Feininger, „Gelmeroda IX“, 1926, Museum Folkwang, Essen
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© VG Bild-Kunst, Bonn 2019
Marianne Brandt, „Selbstportrait mit Schmuck zum Metallischen Fest“, F ebruar 1929, Reprint 1993, Bromsilbergelatine, 22,7 x 16,4 cm, Museum Folkwang, Essen, © VG Bild-Kunst Bonn, 2019
Drei Kabinettausstellungen aus Essener Museumsbeständen zeigen anschaulich viele Berührungspunkte zwischen Mu seum Folkwang und Bauhaus. Lyonel Feininger, im Mai 1919 als erster Meister von Walter Gropius ans Bauhaus berufen, wird mit einer Spielzeugstadt, grafischen Arbeiten und G emälden vorgestellt. Bilder, die in ihren kristallin zersplitterten Geometrien seine Faszination für das Architekturbild zeigen (bis 14. April). Bevor es dann mit László Moholy-Nagy um die neuen Medien Fotografie und Film (ab 20. September) gehen wird, steht die Bedeutung, der Einf luss und die R eichweite der Bühnenkultur am Bauhaus (28. April bis 8. September) im Fokus. Denn: Theater und Tanz waren von Beginn an auch in der Folkwang-Idee präsent und gerade im Blick auf die Bühne lässt sich der Übergang vom expressionistischen Bauhaus in Weimar zum neusachlichen Bauhaus in Dessau gut nachvollziehen. Seit 1921 gab es eine Bühnenklasse, die den Bauhaus- Gedanken in experimentellen Tanzperformances weiter ausformulieren wollte. Man suchte den „Neuen Menschen“ im Zwischenreich von Technik und natürlicher Umwelt. Schließlich sollten Herz und Seele, Geist und Körper in der zunehmend mechanisch-wissenschaftlich geprägten Welt nicht verloren gehen. Walter Gropius und Kollegen ging es mit der Bauhaus-Bühne eben genau darum, den gleichzeitig mechanischen und organischen Körper im Raum, in Bewegung, Form, Licht und Ton zu erforschen. Unter der Leitung von Oskar Schlemmer war die Bauhaus-Bühne bald zu einem einzigartigen Ort für revolu tionäre Experimente mit Körper und Raum geworden, was sich in Dessau dann auch in der Architektur des gesamten Geb äudes niederschlug. Schlemmers „Triadische Ballett“, Kurt Schmidts „Mechanisches Ballett“, Konzerte, Lampionfeste, Feuerwerk, Tanz und „Reflektarische Lichtspiele“ von Hirschfeld-Mack wurden bei allen möglichen Gelegenheiten aufgeführt und dargeboten. Die Bühnenkunst war allgegenwärtig, Spiel und Inszenierungen Teil des Lebens und Lernens am Bauhaus. Höhepunkte der Ausstellung im Folkwang Museum sind Kostümentwürfe und ein Spielplan von Lothar Schreyer, eine Werkgruppe zur Tänzerin Gret Palucca und Fotografien von Marianne Brandt. Schon in den 1970er-Jahren hatte man begonnen, die Tanz-, Theater-, Musik- und Performanceprojekte der B auhaus-Bühne wiederzubeleben. Der Blick auf aktuelle Tanztheaterproduktionen zeigt: Ganz offenbar fasziniert und inspiriert die Bauhaus-Bühne nach wie vor. www.folk wang-museum . de
Abb.: »TIME MACHINE« 2013 ongoing, Credit: Edward Greiner Abb.: »Körper« 2016, Debora Kim (Foto: Franziska von den Driesch)
Malte Bartsch – Time Machine 29.03. bis 05.05.2019 Vernissage am 28.03.2019 um 19 Uhr
Debora Kim – jetzt und hier 29.05. bis 26.06.2019 Vernissage am 28.05.2019 um 20 Uhr
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GLAUBE LIEBE HOFFNUNG Eine Ausstellungstrilogie der Draiflessen Collection
19.5.—18.8.2019 22.02.19 11:26
Andy Warhol, Ohne Titel, aus: Marilyn Monroe, Serie von 10 Siebdrucken, 1965 © 2018 Andy Warhol Foundation fort he Visual Arts / Artists Rights Society (ARS), New York
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Info +49 (0) 49 21 97 50-50 kunsthalle@kunsthalle-emden.de www.kunsthalle-emden.de Hinter dem Rahmen 13, D-26721 Emden Die Ausstellung wird gefördert von
Werk-Patenschaft
Öffnungszeiten Di bis Fr 10 bis 17 Uhr, Sa, So/Feiertage 11 bis 17 Uhr Jeder erste Di/Monat 10 bis 21 Uhr (Langer Kunstabend) Ostern und 1. Mai geöffnet Kulturpartner
20.02.19 11:07
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KUNSTPALAST Düsseldorf „Zu schön, um wahr zu sein“ – Das Junge Rheinland Max Ernst, Otto Dix, Gerd Wollheim, Marta Worringer, Heinrich Campendonk und mehr als 300 weitere Künstler gehörten zeitweilig zum „Jungen Rheinland“, dessen 100. Geburtstag ein guter Grund ist, an dieses wichtige Kapitel der Moderne im Rheinland zu erinnern. Im KUNSTPALAST werden zwölf der Protagonisten vorgestellt – mit Werken, die nicht nur damals aktuelle Kunstströmungen abbilden, sondern zugleich die wechselvolle Geschichte der Vereinigung und ihre Vernetzung mit anderen. Es spiegelt sich eine große stilistische Vielfalt von Dadaismus bis Neuer Sachlichkeit, Expressionismus, spätem Impressionismus, mitunter religiös fundiert. Konflikte waren vorprogrammiert und wurden lebhaft ausgetragen. Die unterschiedlichen Erfahrungen und Reaktionen auf den Ersten Weltkrieg, die zunehmende Politisierung des Lebens, die künstlerische Moderne, Frauen- und Generationenfragen, all dies spiegelt sich in dieser Kunst. Die
Werke sind Ausdruck jener eigensinnigen Individualität, die die junge Avantgarde im Rheinland damals mit ihren Aktivitäten, Ausstellungen und Diskussionen sichtbar machen wollte: ausdrucksstarke Farben, kaum gebändigte Formen, stürzende Perspektiven, Party im Tanzlokal, Karneval, Masken, opulente Kostüme, Kriegskrüppel, Matrosen, hagere Gestalten gezeichnet vom Nachtleben, elegante Flaneure mit mondänen Begleiterinnen, bunte Hüte. Und immer wieder die Kunsthändlerin Johanna Ey, die als „Mutter Ey“ viele junge Künstler unter ihre Fittiche nahm. Otto Dix, spöttischer Chronist jener wilden Jahre am Rhein, hat ihr mit seinem Porträt ein Denkmal geschaffen. Seine Bilder, in dünnen Lasuren altmeisterlich gemalte Darstellungen vom Personal der Halbwelt, sind grandiose Zeugnisse seines Könnens. Doch auch bürgerliche Auftraggeber oder Kollegen wurden von Dix mit scharfem Blick und spitzem Pinsel ins Bild gesetzt. Bis 2 . Juni 2019
Gert H. Wollheim, „Abschied von Düsseldorf “, 1924, Öl auf Leinwand, 160 x 185 cm, Kunstpalast, Düsseldorf, Foto: Kunstpalast – Horst Kolberg – ARTOTHEK © Jutta Osterhof / Nachlass des Künstlers
A R T M A P P F R Ü H J A H R 2 019 — B A U H A U S 10 0
www. k unst palast. de
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Ein Inter view mit der Sammlerin und Galeristin Elke Dröscher
„Es war Liebe auf den ersten Blick“
Elke Dröscher mit dem Modell des Hauses anlässlich einer Sonderausstellung 2006, Foto: © IMT
Die „Grand Tour der Moderne“ führt in Hamburg zu einer strahlend weißen Villa hoch über dem Falkensteiner Elbufer. Das Landhaus Michaelsen von Karl Schneider gilt mit seinen collageartig zusammengesetzten kubischen Formen und der gebogenen Panoramascheibe als Pionierbauwerk des Neuen Bauens. Nur dem tatkräftigen und unermüdlichen Engagement Elke Dröschers ist es zu verdanken, dass das in den 1970er-Jahren dem Verfall preisgegebene Gebäude in seiner ursprünglichen Form wiederhergestellt werden konnte. Für ARTMAPP sprach Bettina Götz mit Elke Dröscher.
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Haus Michaelsen in ruinösem Zustand 1984, Foto: © Elke Dröscher
ARTMAPP: Wie haben Sie das Landhaus M ichaelsen entdeckt und was bewog Sie, das Gebäude vor dem endgültigen Verfall zu retten? Elke Dröscher: Es war Liebe auf den ersten Blick. – Zugewuchert, die Fensteröffnungen vernagelt, umgeben von einem unüberwindlichen Drahtzaum, ließ dieses außergewöhnliche Bauwerk trotz des erbarmungswürdigen Anblicks seine Bedeutsamkeit erkennen. Der Wunsch, in absehbarer Zeit und fortan konstant meine umfangreiche historische Puppenund Puppenstubensammlung sowie mein langjähriges Engagement für die konstruktive Kunst der 1920er-Jahre in Hamburg zeigen zu können, gewährleistete der Hansestadt eine sinnvolle Nutzung des mehrfach dem endgültigen Abriss entkommenen Hauses. Am 12. Juni 1985 unterzeichnete ich einen Nutzungsvertrag für die Zeit von 75 Jahren. Darin verpflichtete ich mich, das Gebäude aus eigenen Mitteln instand zu setzen, zu unterhalten und mit einem Museum der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
ED: Das viel gerühmte, 1923 erbaute Landhaus am Falkenstein stand exemplarisch für eine neue Architekturentwicklung: Bereits 1925 veröffentlichte Walter Gropius dieses außergewöhnliche Landhaus in Band 1 der „bauhausbücher“ und es sollte damals neben dem Chilehaus zum meistveröffentlichten Hamburger Gebäude des 20. Jahrhunderts werden. Die Publikationen von 1925 bis 1932 in Originalausgaben sowie eine Reihe von Plänen, Dokumenten und Vintageprints werden ausgestellt und erläutert.
ARTMAPP: Was ist für Sie das Besondere an der Architektur Karl Schneiders?
ARTMAPP: Sie wohnen auch privat in der Villa. Wie ist es, in dieser Architekturikone zu leben?
ED: Sicherlich ist es kein Zufall, wenn in den zahlreichen zeitgenössischen Beschreibungen des Bauwerks ausdrücklich auf den einzigartigen Bezug zur Landschaft hingewiesen wird. Karl Schneider fügte das Haus in die topografische Situation der Geestkante ein, indem er den viergeschossigen Turm in die Hügelkuppe hineinbaute, teilweise Sandboden abtrug und eine zweistufige Terrassenanlage sowie einen Stützwall anlegte. Leider liegen uns keine Notizen oder Aufzeichnungen von ihm selbst oder den beteiligten Garten- und Landschaftsarchitekten vor – zeitgenössische Fotoaufnahmen finden sich erst aus der Zeit kurz vor Fertigstellung. Somit können wir die ursprüngliche landschaftliche Situation nur erahnen. Es sind vor allen Dingen die Aufzeichnungen damaliger Publizisten, die uns den Dialog zwischen Himmel, Fluss, Vegetation und Bauwerk beschreiben.
ED: Die einzigartige Verbindung von Natur und Architektur ist ein tägliches Erlebnis, darüber hinaus bedarf es aber z ugleich der unablässigen fürsorglichen und tatkräftigen A ufmerksamkeit. Die bauplanerischen und bauphysika lischen Besonderheiten des Bauwerkes, etwa eine 18 Meter lange K astenregenrinne ohne Gefälle oder eine fehlende Isolierung der großen zweistufigen Terrassenmauern – um nur einige zu benennen –, sind eine ständige Herausforderung. Und so sind Liebe und Respekt für das gesamte Anwesen dauerhaft gefragt.
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ARTMAPP: Viele dieser zeitgenössischen P ublikationen zeigen Sie ab Mai in der Ausstellung „Haus Michaelsen. Architekturmoderne in E ntstehung und Rezeption“ ...
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Zeitgeist im Puppenhaus: Puppenstube von Christel K. Schneider (1925–2016), der Tochter des Architekten Karl Schneider, 1929 von dem Holzbuchstaben-Hersteller Ernst Bauer,
ARTMAPP: Sie sind nicht nur Sammlerin, Designerin und Autorin, sondern haben schon 1968 in Hamburg eine Galerie gegründet. Dabei spielte auch der Bezug zum Bauhaus eine wichtige Rolle.
einem Bauherren ihres Vaters, für sie gefertigt, Foto: © Elke Dröscher
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ARTMAPP: Die Villa beherbergt heute Ihre einzigartige Sammlung an historischen Puppen und Puppenstuben. Wie kam es zu dieser Sammelleidenschaft? ED: Als Sammlerin „von Geburt an“ durfte ich bereits in meiner Kindheit auf dem Dachboden im Hause meiner Großeltern zwischen eingelagerten Kisten stöbern und sogar den einen oder anderen Gegenstand „sammeln“: Mich beeindruckte an Puppenstuben schon immer die sorgfältige und kunstvolle Verarbeitung der alltäglichsten Gebrauchsgegenstände, die von Generation zu Generation weitergereicht wurden. Das sicherte das Überleben der Dinge, die so zu einem Fortleben der Geschichte der Menschen, der Häuser und Stuben, des Wohnens und Arbeitens in vergangenen Zeiten wurden. Diese Geschichten, die anhand von Dingen erzählt werden, gaben auch meiner Fantasie viel Raum. In einer antiken Puppenstube, die ich Jahrzehnte später geschenkt bekam, entdeckte ich das naturgetreue Abbild eines historischen Lebensraums, und dies wies mir nicht nur hinsichtlich meiner Platznot den Weg, sondern der verkleinerte Maßstab erleichterte mir eine systematische Konzeption. Ich erkannte für mich die Möglichkeit, im Kleinen das Große zu sammeln und in der Vielschichtigkeit der Guckkastenwelt meines Museums am Falkenstein erfahrbar zu machen.
ED: Bereits während meines Studiums 1961 an der Kunst akademie Stuttgart auf dem Areal des Weißenhofs führte mich meine Neugier zur teilweise zerstörten oder noch verfremdeten Weißenhofsiedlung. Der Bauhaus-Gedanke i nteressierte mich sehr und so war mein Galerieprogramm mit Konkreten, Konstruktiven, Farbfeldmalerei und natürlich den 1920er-Jahren auch sehenswert für einstige Bauhäusler – Max Bill gehörte 1968 zu einem meiner ersten Besucher und anlässlich der legendären Bauhaus-Ausstellung in Stuttgart stellte er mich sogar Gropius als „junge Galeristin aus Hamburg“ vor … Max Bill selbst konnte ich dann bereits 1970 mit Skulpturen und Gemälden ausstellen – ein freundschaftlicher Kontakt, der ihn 1988 auch zum Falkenstein führte. Hier habe ich mit ihm die eindrucksvollen Details dieses Bauwerks diskutieren können. In den 50 Jahren meiner Galerietätigkeit war es immer wieder dieser lebendige Diskurs mit Künstlern, Kuratoren und Sammlern. Einen Raum für Kunst zu schaffen, gemeinsam zu entdecken, auszuwählen und zu inszenieren, das gehört für mich zur intensivsten Erfahrung – diese „Schule“ des Sehens und der Begegnungen begann 1968 mit Gründung meiner Galerie und sollte mit meinen Raum erfahrungen beim Erhalt des Hauses Michaelsen von Karl Schneider nicht enden. 11. Mai bis 2 1. Juli 2019 Haus Michaelsen. A rchitek t ur mode r ne in Ent stehung und R e z e pt ion w w w . e l k e - d ro e s c h e r. d e 3. bis 4 . Mai 2019 Farbe in de r A rchitek t ur – K arl Schne ide r in Hamburg. Eine Annähe r ung au s Anla ss des B auhau sjahres 2019 Symposium an der Hochschule f ür Bildende Künste Hamburg w w w . k a r l - s c h n e i d e r- g e s e l l s c h a f t . d e
BAUHAUS-ARCHIV DARMSTADT 14. APRIL BIS 19. JULI 2019
KUNST ARCHIV DARMSTADT E.V. WWW.KUNSTARCHIVDARMSTADT.DE
100 JAHRE BAUHAUS
Foto: Walter Gropius auf der Rosenhöhe in Darmstadt, 1964 © Nachlass Pit Ludwig
FRÜHE REZEPTION EINER INTERNATIONALEN BEWEGUNG
Im Louis C. Jacob lernen Gäste die Kunst der Entschleunigung Der individuelle und unaufdringliche Charme des 228 Jahre alten Hotel Louis C. Jacob macht das Spitzenhotel zu einem optimalen Rückzugsort an der Elbchaussee. Erlebnisreiche Arrangements rund um kulturelle Veranstaltungen, wie zum Beispiel Theater und Konzerte, haben eine lange Tradition im Jacob. Auch schätzen die Gäste das hanseatische Flair – beim Blick aus dem Fenster auf die vorbeifahrenden Schiffe ebenso wie beim Bewundern der Kunstwerke im Inneren.
M USE F Ü R M A X L I E BE R M A N N
Insgesamt 500 Bilder und Originalgrafiken, größtenteils von Künstlern mit lokalem Bezug, zieren die Gästezimmer und öffentlichen Bereiche. Die unvergleichliche Lage am Elbhang, nur 20 Minuten vom Stadtzentrum entfernt, inspirierte bereits den Impressionisten Max Liebermann im Jahr 1902. Er besuchte das damalige Ausflugslokal, um das Lichtspiel auf der im Jahr 1791 von Daniel Louis Jacques angelegten Lindenterrasse hoch über der Elbe zu malen. Noch heute können Gäste im Liebermannzimmer im ältesten Teil des Hauses wohnen. Hier erleben sie hautnah, wo einst das berühmte Bild entstand, das sich heute in der Hamburger Kunsthalle befindet. Auch das Gemälde „Blick von der Terrasse des Restaurant Jacob“, das in der Wohnhalle des Traditionshotels hängt, fertigte er während seines Aufenthalts an. Den Blick auf die Elbe
Hotel Louis C. Jacob, Liebermannzimmer, © Hotel Louis C. Jacob
und die vorbeiziehenden Schiffe schätzen Feinschmecker im Jacobs Restaurant als auch Besucher auf der Lindenterrasse gleichermaßen. Je nach Wunsch, genießen sie dazu die mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnete Küche von Chef de Cuisine Thomas Martin oder neben Kaffee und hausgemachtem Kuchen herzhafte Gerichte aus der Jacobs Bar. Hotel Louis C . Jacob Elbchau ssee 401-403 , 2 2609 Hamburg T + 4 9 (0) 4 0 8 2 2 5 5 0 www. hotel-jacob. de
Schloss Belvedere, Foto: Candy Welz, weimar GmbH
Klassik & M oderne
Weimar ist top! F ü r K u l t u r r e i s e n d e u n d K l a s s i k f a n s b i e t e t We i m a r e i n e V i e l z a h l v o n G e h e i m t i p p s . U l r i k e K ö p p e l , G e s c h ä f t s f ü h r e r i n d e r w e i m a r G m b H , s t e l l t s i e v o r. Das Inter view f ür A RT M A PP f ühr te Alice Henkes.
ARTMAPP: Frau Köppel, was empfehlen Sie kulturell interessierten Besucherinnen und Besuchern, die Weimar noch nicht kennen? Ulrike Köppel: Um Weimar mit seiner großartigen Geschichte zu begreifen, ist eine Stadtführung ein wunderbarer Einstieg. Das bestätigen uns Gäste immer wieder, die mit einer eher ungefähren Vorstellung nach Weimar gekommen sind. Zu den Top Ten unter all dem Sehenswerten gehören natürlich die Museen des klassischen Erbes sowie die Wohnhäuser von Goethe und Schiller – und ab 6. April unbedingt unser neues Bauhaus-Museum.
ARTMAPP: Ist Weimar nicht auch für seine Parks, Gärten und die idyllische Lage an der Ilm bekannt? UK: Manche Besucher kommen gerade deshalb immer wieder nach Weimar. Der Park an der Ilm ist wie die Stätten der Klassik und des Bauhauses Teil unseres UNESCO-Welterbes. Er ist ein Ort der Ruhe und – fast bin ich versucht zu sagen – der Seligkeit mitten in der Stadt. Unbedingt empfehlenswert sind überdies die Schlösser und Parks rund um Weimar – einst die Sommerresidenzen unserer Herzöge.
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Haus am Horn, Foto: Guido Werner, weimar GmbH
UK: Es sind gar nicht so sehr Gegensätze, vielmehr hat unsere Stadt über Jahrhunderte hinweg immer wieder Geistesgrößen und Künstler angezogen und besitzt deshalb aus vielen Epoche ein großes Erbe. Das begann schon zeitig mit Johann Sebastian Bach, reicht über Goethe und Schiller oder später Franz Liszt bis hin zu Henry van de Velde und Walter Gropius. Er versammelte vor 100 Jahren dann die europäische Avantgarde um sich und stellte mit ihren Vertretern bisherige Traditionen in allen Lebensbereichen infrage. So vereint Weimar viele Kapitel deutscher Kulturgeschichte, die hier bis heute zu erleben sind – in Konzerten, im Theater oder während unserer Festivals.
ARTMAPP: Was verbindet Weimar mit der Moderne im Jahr 2019? UK: Für uns ist es ein Auf bruch. Mit dem Museumsneubau wird das Bauhaus wieder sichtbar und die älteste Bauhaus-Sammlung erhält endlich eine adäquate Präsentat ion, erzählt über seine Entstehung, seine Künstler – und weist in die Zukunft. Gleichzeitig mit dem Bauhaus-Museum wird im benachbarten Neuen Museum die Ausstellung „Van de Velde, Nietzsche und die Moderne um 1900“ eröffnet, die den Vordenkern des Bauhauses gewidmet ist. Zu Gropius’ Geburtstag am 18. Mai öffnet dann das rekonstruierte Haus Am Horn, die erste je realisierte Bauhaus-Architektur. Doch damit nicht genug: Endlich erhält auch die Weimarer Republik ein Museum. Der Geist des Aufbruchs von 1919 markierte auch in der Kunst eine Zeitenwende. Um die vielen Veranstaltungen rund um unsere Jubiläen nicht zu verpassen, empfehle ich unsere Magazine und www.weimar.de/bauhaus. ARTMAPP: Liebe Frau Köppel – vielen Dank für das Gespräch! w w w . w e i m a r. d e
Ulrike Köppel, Geschäftsführerin weimar GmbH, Foto: Matthias Eckert, weimar GmbH
A R T M A P P F R Ü H J A H R 2 019 — A P P E T I Z E R S P E C I A L
ARTMAPP: Im Zusammenhang mit Weimar fallen immer wieder die kulturelle Vielfalt und die Gegensätze von Klassik und Moderne auf.
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Appetizer R e i se t ipps z u K un s t und K ult ur von B et t ina Götz und Nina C zayka tour ist @ar t mapp. net
H eid elber g Lit er a t ur t ag e
Güst r ow Barlachst ad t
15. bis 19. M ai I m b e s o n d e re n A m b i e n t e d e s historischen Spiegelzelts auf d e m U n i ve r s i t ä t s p l a t z t re t e n i n
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Passionsspiele Erl – Kreuzweg © Passionsspiele Erl / TVB Kufsteinerland
Gr az G enuss,
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Kunst, S chloss ber ghot el
A R T M A P P F R Ü H J A H R 2 019 — A P P E T I Z E R
2019
d e r u m f a n g re i c h e n 25. J u b i
lockt die Barlachstadt
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G üs t row. I m p os a n t e B ü rg e r-
Fe s t i va l s d e r M e t ro p o l re g i o n
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R h e i n - N e c ka r re n o m m i e r t e
s a n c e b a u t e n, d a s f ü r s t l i c h e
nationale und internationale
S c h l os s a us d e r z we i t e n H ä l f t e
A u t o r i n n e n u n d A u t o re n w i e
d e s 16 . J a h r h u n d e r t s s ow i e
z . B . K l a us M o d i c k , T h o m a s
d a s k l a s s i z i s t i s c h e Ra t h a us
M e i n e c ke, Ka re n D u ve, H i l m a r
p rä g e n d a s B i l d d e r A l t s t a d t.
K l u t e, S a ra Ra i u n d Ka r i n e Tu i l
U n t re n n b a r ve r b u n d e n i s t d i e
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Fo r m a t e, e i n v i e l f ä l t i g e s
B i l d h a u e r s E r n s t B a r l a c h, d e r
A n g e b o t f ü r K i n d e r u n d
f a s t 30 J a h re h i e r l e b t e u n d
J u g e n d l i c h e, Po d iu m s g e s p rä -
a r b e i t e t e. S e i n wo h l b e r ü h m -
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D a s c h a r m a n t e S c h l os s b e rg
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d a s ö f f e n t l i c h e L e s ewo h n z i m m e r vo n S t a d t L e s e n z u d e n
h o t e l k re i e r t e i n e i n z i g a r t i g e s
d e r n . D a s A r ra n g e m e n t vo n
D i e G e s c h i c h t e d e r E r l e r Pa s
Wo h n a m b i e n t e a us E x t ra
G üs t row To u r i s m us e n t h ä l t z u m
B e s o n d e r h e i t e n d e s Fe s t i va l s
s i o n s s p i e l e b e g i n n t 1613. I m
va g a n z u n d I n d i v i d u a l i t ä t.
P re i s a b E U R 132 p ro Pe r s o n
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S e c h s - J a h re s - R hy t h m us f ü h re n
U m g e b e n vo n O r i g i n a l ku n s t -
i m D o p p e l z i m m e r u. a . z we i
H e i d e l b e rg . P ro g ra m m, T i c ke t s
s e i t d e m ü b e r 50 0 L a i e n d a r-
we r ke n u n d A n t i q u i t ä t e n ve r-
Ü b e r n a c h t u n g e n m i t Fr ü h s t ü c k ,
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s t e l l e r d e s 1. 4 50 E i nwo h n e r
b r i n g t m a n m i t d e m „Ku l t u r
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Pa c ka g e“ e i n e N a c h t i m
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D o p p e l z i m m e r. D a s G e n i e -
E r n s t - B a r l a c h - M us e e n u n d
D a s E n d e d e r 1950 e r- J a h re
ß e r- Fr ü h s t ü c k s b u f f e t u n d e i n e
e i n e E r l e b n i s C a rd .
e r b a u t e Pa s s i o n s s p i e l h a us g i l t
48 - S t u n d e n - Ka r t e f ü r d i e U n i -
z u d e m a l s e i n e I ko n e d e r
ve r s a l m us e e n J o a n n e u m r u n -
N a c h k r i e g s m o d e r n e. Zu d e n
d e n d i e Re i s e z u r Ku n s t a b.
d i e s j ä h r i g e n Pa s s i o n s s p i e l e n
D e r z we i t g rö ß t e M us e u m s ko m -
b i e t e t d e r To u r i s m us ve r b a n d
p l ex i n Ö s t e r re i c h b i e t e t i n
Ku f s t e i n e r l a n d vo m 26 . M a i
d e n a c h t z e h n M us e e n i n G ra z
b i s 5. O k t o b e r 2019 e i n
und in der Steiermark rund um
Pa c ka g e a n: E i n e Ü b e r n a c h -
Ku n s t, K u l t u r u n d W i s s e n s c h a f t
t u n g m i t Fr ü h s t ü c k i n e i n e r
e i n b re i t g e f ä c h e r t e s S p e k t r u m .
U n t e r ku n f t i m Ku f s t e i n e r l a n d
We r Ku n s t a u c h a n d e r
s ow i e e i n T i c ke t d e r Pa s s i o n s -
f r i s c h e n L u f t g e n i e ß e n m ö c h t e,
s p i e l e E r l Ka t e g o r i e I (S p i e l t a g
u n t e r n i m m t e i n e n S p a z i e rg a n g
n a c h Wu n s c h) a b E U R 79 p ro
d u rc h d e n Ö s t e r re i c h i s c h e n
Pe r s o n i m D o p p e l z i m m e r.
S ku l p t u re n p a r k .
ku f s t e i n .c o m
s c h l os s b e rg - h o t e l .a t
g u e s t row- t o u r i s m us .d e
h e i d e l b e rg e r-l i t e ra t u r t a g e.d e
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Helgoland, Westseite © Brigitte Rauch
M et r o pole H elg oland
Ruhr
Insulaner
L örr ach
RuhrKul t ur.
au f Zeit
Kul t ur &
Card
D esign im H e l g o l a n d, D e u t s c h l a n d s e i n z i g e H o c h s e e i n s e l, h a t m e h r z u b i e t e n a l s n u r e t wa s f ü r e i n e n Ta g e s a us f l u g .
Lie cht enst ein
Dr eiländ er e ck
e r h a l t e n Ku l t u r f a n s e i n m a l i g
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We rd e n S i e I n s u l a n e r a u f Z e i t ! A l l e r h a n d W i s s e n s we r t e s
M i t d e r n e u e n J a h re s ka r t e „Ru h r Ku l t u r.C a rd “ f ü r 4 5 E U R f re i e n E i n t r i t t i n a l l e 20 Ru h r-
Lassen Sie sich im Steigen
Ku n s t M us e e n, j ewe i l s e i n Vo r-
b e rg e r H o t e l S t a d t L ö r ra c h
s t e l l u n g s t i c ke t z u m h a l b e n
e r f ä h r t m a n a u f e i n e m Ku l t u r-
D a s Fü r s t e n t u m L i e c h t e n s t e i n
z we i Ta g e l a n g ve r wö h n e n,
P re i s b e i a l l e n 11 Ru h r B ü h n e n
we g , d e r a n 16 S t a t i o n e n m i t
f e i e r t 2019 s e i n e n 30 0. J a h -
g e n i e ß e n S i e d a s ku l i n a r i s c h e
u n d e i n s wä h re n d d e s Fe s t i va l z e i t ra u m s d e r Ru h r t r i e n n a -
I n f o t a f e l n u n d Q R- C o d e s ü b e r
re s t a g . Zu d e n Ve ra n s t a l t u n -
A n g e b o t i m Re s t a u ra n t H e b e l
T h e a t e r, M a l e re i u n d L i t e ra t u r
gen im Jubiläumsjahr gehör t
und entspannen Sie im Sauna-
l e, d e r I n t e r n a t i o n a l e n
b i s h i n z u m B ra u c h t u m a u f
a u c h d i e E rö f f n u n g d e s L i e c h -
u n d F i t n e s s b e re i c h i n d e r
Ku r z f i l m t a g e O b e r h a us e n u n d
H e l g o l a n d i n f o r m i e r t. A b e r
t e n s t e i n -We g e s a m 26 . M a i
20. E t a g e. D a s H o t e l i s t
d e r Ru h r f e s t s p i e l e Re c k l i n g -
a u c h e i n z i g a r t i g e N a t u r
z us a m m e n m i t d e r L a n c i e r u n g
p e r f e k t e r A us g a n g s p u n k t f ü r
h a us e n . Zus ä t z l i c h b e ko m m t
e r l e b n i s s e, d a s zo l l f re i e
d e r „L I s t o r y “- A p p. D e r i n s
e i n e n A us f l u g i n d i e B a s l e r
j e d e r Ka r t e n kä u f e r g ra t i s d e n
E i n ka u f s p a ra d i e s s ow i e
g e s a m t 75 K i l o m e t e r l a n g e
M us e e n o d e r z u m V i t ra C a m -
Ru h r Ku l t u r.G u i d e m i t we i t e re n
a bwe c h s l u n g s re i c h e Fre i z e i t -
Wa n d e r we g ve r b i n d e t a l l e e l f
p us i n We i l . S o s c h l i e ß t z u m
Informationen und Empfehlun-
m ö g l i c h ke i t e n ko m m e n a u f d e r
G e m e i n d e n d e s Fü r s t e n t u m s
B e i s p i e l d a s A n g e b o t „Ku l t u r
g e n f ü r Ku l t u r re i s e n d u rc h d i e
I n s e l n i c h t z u ku r z . Zu m
u n d f ü h r t z u S e h e n s w ü rd i g ke i -
& D e s i g n i m D re i l ä n d e re c k “
M e t ro p o l e Ru h r. I n f o r m a t i o -
S c h n u p p e ra n g e b o t „H e l g o -
t e n, h e r r l i c h e n A us b l i c ke n u n d
d i e kos t e n f re i e N u t z u n g d e r
n e n z u r „Ru h r Ku l t u r.C a rd “
l a n d e n t d e c ke n“ g e h ö re n u. a .
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ö f f e n t l i c h e n Ve r ke h r s m i t t e l m i t
e r h a l t e n S i e i m S e r v i c e -
d re i Ü b e r n a c h t u n g e n m i t Fr ü h -
A p p „L I s t o r y “ p rä s e n t i e r t m i t
d e r Ko n us - C a rd u n d d e n
C e n t e r d e r Ru h r To u r i s m us
s t ü c k , e i n M us e u m s b e s u c h,
m o d e r n s t e r „ A u g m e n t e d Re a -
E i n t r i t t i n d a s V i t ra D e s i g n
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Heidelberger Literaturtage 2019, Foto: Annemone Taake
studio 38 / Ruhr Tourismus GmbH
146 Konzertsaal im Semper Stadthaus Winterthur © House of Winterthur / Ivan Andrejic
S aarbrücken V ier St äd t e Dr ei L änd er
Weil am Rhein
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H ot el Kr one und Picasso
E n t d e c ke n S i e d i e ku l t u re l l e V i e l f a l t i m D re i l ä n d e re c k D e u t s c h l a n d, L uxe m b u rg u n d
D i e Fo n d a t i o n B eye l e r z e i g t
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Max Pechstein, „Tänzer“, 1910, Öl auf Leinwand, 51 x 55 cm, Privatbesitz, Foto: Dieter Otte, Hamburg © Pechstein Hamburg/Tökendorf
A R T M A P P F R Ü H J A H R 2 019 — A P P E T I Z E R
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Fritz Overbeck. Zum 150. Geburtstag
»Wenn wir diesen Himmel nicht hätten« 09. März bis 10. Juni 2019
PANORAMA MUSEUM
Am Schlachtberg 9 06567 Bad Frankenhausen / Thüringen Tel.: 034671 / 6190 www.panorama-museum.de Di bis So 10 - 17 Uhr Sommerzeit II, 1908, Öl auf Leinwand, 95 x 125 cm
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Hermine O verbeck- Rohte und Fritz O verbeck zum 150. Gebur tstag
Abend im Moor
Ein unfassbar blauer Himmel, davor weiße Birkenstämme als bizarre helle Linien, ein extrem tief liegender Horizont, der die Weite des Himmels noch mehr betont, und als gleißender Punkt steht über den Baumkronen der schon aufgegangene Mond: Die melancholisch-sehnsuchtsvolle Stimmung der blauen Stunde ist Bild geworden. Kein Wunder, dass die Kunststudentin Hermine Rohte sofort den Entschluss fasste, nach Worpswede zu reisen, als sie 1896 Fritz Overbecks „Abend im Moor“ und andere Werke der Worpsweder Maler in der alljährlichen Ausstellung im Münchner Glaspalast sah. „Abend im Moor“ ist ein typisches Worpswedebild, denn der Himmel, die Weite, das Licht – das alles faszinierte die jungen Maler, die sich 1889 entschlossen, hierzubleiben, an der
Moorlandschaft. Sie hatten an der Kunstakademie in Düsseldorf studiert, an der Landschaftsmalerei traditionell hoch im Kurs stand. Auch Künstlerkolonien, in denen man „en plein air“ – also draußen in der Natur – malte, waren seit Mitte des 19. Jahrhunderts verbreitet. Zusammen mit Fritz Mackensen, Otto Modersohn, Hans am Ende und Heinrich Vogeler zählt Overbeck zu jenen Malern, die die Künstlerkolonie Worpswede berühmt gemacht haben. Spätestens seit ihrer ersten Ausstellung im Münchner Glaspalast 1895 waren sie auch international bekannt.
A R T M A P P F R Ü H J A H R 2 019 — O V E R B E C K 15 0
Fritz Overbeck, „Abend im Moor“, 1896, Öl auf Leinwand
150
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Der 1869 in Bremen geborene Overbeck kam 1892 erstmals nach Worpswede. Begeistert von dem Ort ließ er sich zwei Jahre später, nach seinem Studium, dort nieder. Die gleich altrige Hermine Rohte musste zunächst den Beruf der Krankenpf legerin erlernen und nahm nur nebenbei Unterricht bei dem Landschaftsmaler Paul Koken, bevor sie sich 1892 an der Münchner „Damena kademie“ einschrieb. Gemeinsam mit ihrer Mitstudentin Marie Bock kam sie im Sommer 1896 nach Worpswede, um Overbecks Schülerin zu werden. Sie waren die ersten Malschülerinnen in der noch jungen Künstlerkolonie. Kurz darauf folgten Paula Becker, Clara Westhoff und Ottilie Reylaender. 1897 heirateten Hermine Rohte und Fritz Overbeck. Overbeck schätzte nicht nur den Austausch mit seiner Frau, er ermutigte und unterstützte auch ihre künstlerische Arbeit. Dennoch fand sie durch Kinder und Haushalt immer weniger Zeit zum Malen. Nachdem sie 1904 an Lungentuberkulose erkrankte, blieb noch weniger Zeit für die eigene Kunst. Overbeck entwarf für seine Frau eine Staffelei, an der sie auch im Liegen malen konnte.
In Bröcken bei Vegesack, wo die Familie lebte, starb Fritz Overbeck 1909 überraschend mit nur 39 Jahren an einem Hirnschlag. Hermine Overbeck-Rohte kümmerte sich bis zu ihrem Tod 1937 um sein Werk, organisierte Ausstellungen und hielt den Nachlass auch in finanziell schwierigen Zeiten zusammen. Ihr eigenes Werk führte sie im Verborgenen und vor allem auf Reisen fort. Heute wird der Nachlass beider im Overbeck-Museum in Bremen-Vegesack betreut. Anlässlich ihrer 150. Geburtstage lädt das Museum ein ganzes Jahr lang dazu ein, das Werk von Hermine Overbeck-Rohte und Fritz Overbeck kennenzulernen, denn nach wie vor gibt es hier eher unbekannte Facetten zu entdecken. „Auch das ist Overbeck!“, so hieß programmatisch schon der Auftakt zum Ausstellungsreigen. Das Panorama Museum in Bad Frankenhausen feiert Overbecks 150. Geburtstag mit einer Retrospektive: in Kooperation mit dem Overbeck-Museum werden 50 Gemälde und 60 Zeichnungen, Aquarelle und Radierungen präsentiert.
Fritz Overbeck, „Selbstbildnis“, um 1906, Öl auf Karton
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Fritz Overbeck, „Hermine in blauer Malschürze“, um 1906, Öl auf Karton
Fritz Overbeck ist immer Landschaftsmaler gewesen. Über die Jahre änderte sich seine Malweise, er arbeitete realistischer, experimentierte – und immer reagierte er auf die Landschaften, in denen er sich aufhielt, sei es an der Nordsee, die Rhön, die Berge in Davos oder das heimische Worpswede, später Bröcken. Es finden sich impressionistische, bisweilen gar pointillistische Anklänge ebenso wie expressiv-gesteigerte Landschaften. Overbeck war der erste, der die Künstlerkolonie wieder verlassen hat. Worpswede hatte sich verändert, es war nicht mehr das stille Dorf im Teufelsmoor, sondern ein von Besuchern zunehmend vereinnahmter Ort. Aber auch die Kunst hatte sich verändert. Die stimmungsvollen Landschaften der frühen Jahre waren Geschichte geworden. Overbeck war immer auf der Suche nach neuen Eindrücken. Er brauchte den Wechsel, um seine Kunst weiterzubringen. Was aber all seinen Arbeiten eigen blieb, ist die strahlende Intensität und Tiefe der Farben. Es ist eine Entwicklung, die kaum 15 Jahre umfasste, jäh abgebrochen durch den frühen Tod des Malers. Auch Hermine Overbeck-Rohte malte Landschaften und eine Reihe von Stillleben, die alle von einem sehr feinen Farbgefühl zeugen. Sie empfand sich zwar stets als Schülerin von Fritz Overbeck, hat aber ihren ganz eigenen Weg gefunden. Und oft ist sie die Kühnere der beiden. Sie hatte den
lockereren Pinselstrich, ihre Stillleben sind ausgesprochen eigenwillig, kurzum: Sie war in mancher Hinsicht m oderner als Fritz Overbeck, der nie so ganz von den stimmungsvollen Landschaften wegkam. Möglicherweise konnte sie auch deshalb freier arbeiten, weil sie als unbekannte Künstlerin nichts zu verlieren hatte. KIM BEHM
Bis 28 . Apr il 2019 Fr itz Overbeck. Die R adier ungen 1 2 . Mai bis 4 . August 2019 F r it z und He r mine Ove rbeck – Stat ione n ihres L ebe n s O v e r b e c k M u s e u m , B r e m e n - Ve g e s a c k www. ove rbeck-mu se um . de 9. März bis 10. Juni 2019 „We n n w i r d i e s e n H i m m e l n i c h t h ä t t e n“ Fr itz Overbeck. Zum 150. Gebur tstag P a n o ra m a M u s e u m , B a d F ra n k e n h a u s e n w w w . p a n o ra m a - m u s e u m . d e
152 Hermine O verbeck- Rohte und Ot tilie Reylaender
Worpsweder Malerinnen
Hermine Overbeck-Rohte, „Durchblick aufs Meer“, um 1911, Öl auf Karton
Dieser Tage wird viel geredet und geschrieben über die Frauen: 100 Jahre Frauenwahlrecht sind zu feiern, im Kielwasser von #MeToo hat die Diskussion um Frauen im Kunstbetrieb Fahrt aufgenommen und auch im Kunstmarkt offenbart sich der „Gender Pay Gap“, wie der Blick auf die Listen der Topverdiener unter Künstlerinnen und Künstlern zeigt. Diskutiert werden die alten Themen: Wie könnte das offenkundige Ungleichgewicht zwischen Mann und Frau ausgeglichen werden? Sollte es auch in den Museen eine Quote geben? Und oft erscheint es wie aufgeschreckte Pflichterfüllung, wenn mit viel Getöse Künstlerinnen (wieder)entdeckt werden, anstatt einfach ihre Werke auszustellen. Aber immerhin können Frauen heute ganz selbstverständlich an Kunstakademien studieren, erhalten dieselbe Ausbildung wie Männer und es wird nicht mehr grundsätzlich diskutiert, ob sie überhaupt zum Malen befähigt sind.
Das war um 1900 noch anders. Bis 1919 war das Studium an einer Kunstakademie Frauen nur in absoluten Ausnahme fällen möglich. Eine künstlerische Ausbildung konnten sie, die finanziellen Mittel vorausgesetzt, an privaten Malschulen wie beispielsweise der „Damenakademie“ des Münchner Künstlerinnenvereins erhalten, zu deren Schülerinnen unter anderem Käthe Kollwitz, Gabriele Münter und Hermine Rohte gehörten. Auch die privaten Akademien Julian und C olarossi in Paris, wo Paula (Modersohn-)Becker, Clara ( Rilke-)Westhoff und Ottilie Reylaender zeitweilig Unterricht nahmen, boten Damenklassen an. Viele Künstler waren gefragte Lehrer, die sich mit privaten Kunstschulen ein Zubrot verdienten. Die Künstlerinnen, die diesen Weg allen Widerständen und Widrigkeiten zum Trotz gingen, wurden etwas abfällig als „Malweiber“ tituliert.
153
Für Hermine Rohte (1869–1937) schien sich ein erfolgreicher Weg als Künstlerin anzubahnen, als sie sich 1892 nach einer Ausbildung zur Krankenschwester an der Münchner Damenakademie einschrieb und auch eine erste Aus stellungsbeteilig ung hat te. Doch als sie 189 6 in der „Internationalen Kunstausstellung“ im Münchner Glas palast die Arbeiten der Worpsweder Maler sah, war sie so b eeindruckt von Fritz Overbecks Werken, dass sie nach Worpswede reiste, um Schülerin des gleichaltrigen Malers zu werden. Und auch wenn sie es sich seit jeher „als den schrecklichsten Schrecken aller Schrecken“ vorstellte, einen Maler zu heiraten, verlobte sie sich schon im Oktober 1896 mit ihm. Ein Jahr später fand die Hochzeit statt. Die launige Formulierung aus einem Brief aus der Verlobungszeit darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass Rohte sich bewusst war, welch
schwerwiegende Entscheidung sie traf, als sie sich für die Ehe entschied. Die Glückwünsche, die sie zur Verlobung erhielt, sprechen Bände: „Werden Sie auch malen, wenn Sie verheiratet sind?“ Das tat sie. Hermine Overbeck-Rohte hatte immer ein eigenes Atelier, und ihr Mann unterstützte ihre künstlerische Arbeit. Dennoch blieb ihr als Hausfrau und Mutter wenig Zeit, und nachdem sie 1904 an Lungentuberkulose erkrankte, trat das eigene Werk immer weiter zurück. Nach Fritz Overbecks frühem Tod im Jahr 1909 widmete sie sich vor allem seinem Nachlass. Ihr eigenes künstlerisches Schaffen hat Hermine Overbeck-Rohte nie mehr öffentlich ausgestellt. Gemalt und gezeichnet hat sie aber weiterhin. Nach ihrem Tod wurden über 200 Ölstudien im Atelier gefunden – Arbeiten, die sie als sehr moderne Malerin zeigen, die den Gegenstand und den Raum oft weitgehend hinter die Farbe zurückstellte.
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Hermine Overbeck-Rohte, „Liegehallen auf Föhr“, um 1911, Öl auf Karton
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Ottilie Reylaender, „Beta nackt“, um 1899, Privatbesitz, Foto: Rüdiger Lubricht, Worpsweder Museumsverbund
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Ottilie Reylaender, „Zwei Freundinnen aus Bergedorf “, o. J., Heinrich Vogeler Stiftung, Haus im Schluh, Worpswede, Foto: Rüdiger Lubricht, Worpsweder Museumsverbund
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1919 eröffnete der Buchbinder, Kunsthändler und Sammler Friedrich Netzel das erste Ausstellungshaus in Worpswede und machte seine Kollektion öffentlich zugänglich. Die Sammlung wächst seit nunmehr drei Generationen weiter an, und so bietet die Worpsweder Kunsthalle heute den umfassendsten Überblick über die Kunst in Worpswede. Das Haus wird heute von Susanna Böhme-Netzel geleitet. 1 7. M ä r z b i s 3 . N o v e m b e r 2 0 1 9
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Anders als Hermine Rohte musste Ottilie Reylaender (1882– 1965) nicht erst einen „richtigen“ Beruf erlernen. Sie kam schon mit 15 Jahren nach Worpswede, um Unterricht bei Fritz Mackensen zu nehmen. Er war ein gefragter Lehrer, der seine Schülerinnen sogar, für die damalige Zeit ungewöhnlich, im Aktzeichnen unterrichtete. Im selben Jahr wie Reylaender waren auch Paula Becker und Clara Westhoff zu Mackensen gekommen. Mit Becker teilte sie sich die Modelle, später tauschten die beiden zeitweilig ihre Ateliers in Paris und Worpswede. Ab 1902 war Ottilie Reylaender fast ständig auf Reisen, sie war bekannt mit der Münchner Boheme um Franziska zu Reventlow, korrespondierte mit Rainer Maria Rilke und kehrte nur zwischendurch nach Worpswede zurück. Der Galerist Alfred Flechtheim präsentierte ihre Werke bis 1924 regelmäßig und vermittelte Ausstellungen, dennoch blieb die finanzielle Situation prekär. 1910 folgte Reylaender dem Kunstgewerbler Bogdan von Suchocki nach Mexiko – „mein Verhängnis“ nannte Reylaender ihn rückblickend. Erst 1927 kehrte sie nach Deutschland zurück, lebte mit ihrem Ziehsohn, Suchockis Kind aus der Beziehung mit einer Mexikanerin, in Berlin und heiratete den Hispanologen Traugott Böhme. 1931 reiste sie erstmals wieder nach Worpswede und schrieb ihrem Mann: „Als ich die ersten Birken sah, hatte ich unerwarteterweise ein starkes Heimatgefühl.“ Die Worpsweder Themen – Landschaft, Menschen, Porträts – blieben immer ihre Hauptmotive, auch wenn Pinselschrift sowie Palette variierten und die Eindrücke ihrer Reisen deutliche Spuren hinterließen. Schon im stark von Mackensen beeinf lussten Frühwerk zeichnete sich ein Hang zu f lächigen Komposit ionen ab. Die Figuren bleiben oft wenig körperhaft, sind kaum mehr als farbige Flächen. In ihren eindringlichen Porträts sind die Gesichter meist detailliert ausgearbeitet, während der Hintergrund eher skizzenhaft bleibt. Auch nach ihrer Rückkehr nach Deutschland hatte die gut vernetzte O ttilie Reylaender zahlreiche Ausstellungen. Viele ihrer Werke sind jedoch durch Bombenangriffe zerstört worden, so auch 1943 bei einer Einzelausstellung im Kunstverein Hannover. In der Kriegs- und Nachkriegszeit sicherte sie als gefragte Porträtmalerin den Lebensunterhalt der Familie. Hermine Overbeck-Rohte und Ottilie Reylaender hatten schon früh den Entschluss gefasst, Künstlerinnen zu werden, und der Weg dorthin führte beide in die Künstlerkolonie Worpswede. So unterschiedlich ihre Lebenswege auch verlaufen sind, beide haben an ihrem Entschluss ein Leben lang festgehalten. Und heute ist es ein Glücksfall, dass beider Nachlässe aktiv betreut werden, sodass ihre Werke immer wieder in Ausstellungen zu sehen sind. Auch das ist bis heute keineswegs selbstverständlich.
156 Das Ot to M odersohn Museum in Fischerhude bei Bremen
Lieber Otto!
Otto Modersohn und Fritz Overbeck, um 1905
A M 1 1 . J U N I 1899 SCHR IEB F R I T Z OV E R B E C K A N O T T O M O D E R S O H N : „ Lieber Ot to! Da es Sonntagsmorgens st ill Ich dies gleich benutzen will Um mit leichtbeschwingter Feder D i r z u s e n d e n , n i c h t a u f L e d e r, A u f P a p i e r v i e l m e h r, n’e n G r u ß U n d ’ n e n b i e d e r n M ä n n e r k u ß . [. . . ] “ (A u s : O t t o M o d e r s o h n u n d F r i t z O v e r b e c k : D e r B r i e f w e c h s e l , K ö l n 2 0 1 4 , S . 1 4 0 , H g . K a t j a P o u r s h i ra z i , G e r t r u d O v e r b e c k u n d A n t j e M o d e r s o h n)
157
Ausstellungsansicht Otto Modersohn Museum, Fischerhude
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Wie eng der Austausch der nahezu gleichaltrigen Künst lerfreunde war und wie kritisch ihre Beurteilung der Unstimmigkeiten und Ränkespiele innerhalb der Künstler kolonie Worpswede ausfiel, davon legt der umfangreiche Briefwechsel der beiden, der 201 4 im Wienand Verlag erschien, beredt Zeugnis ab. Eine der drei Herausgeberinnen ist Antje Modersohn, die Enkelin des Malers, die zusammen mit ihrem Mann Rainer Noeres das Otto Modersohn Museum in Fischerhude leitet. Die Initiative zu diesem Künstlermuseum ging von den Nachfahren Modersohns aus. Die meisten Familien mitglieder des weitverzweigten Clans sind auch heute in kreativen Berufen tätig. Kinder, Enkel und Urenkel des ge bürtigen Westfalen haben Kunstakademien besucht, sind Kunsthistoriker, Architekten, Galeristen, Rahmenbauer, Papierrestauratoren oder Filmemacher. Die Nachkommen des äußerst produktiven Landschaftsmalers, der dreimal verheiratet war, betreuen mit unermüdlichem Eifer auch seinen Nachlass. In den 1970er-Jahren entstand in der Familie die Idee, das Lebenswerk des vor allem für seine Zeit in der Worpsweder Künstlerkolonie bekannten Vorfahren in einem Privatmuseum der Öffentlichkeit vorzustellen. Der Ort für das Otto Modersohn Museum war schnell gefunden. Das weitläufige Areal in Fischerhude mitten in den Wümmewiesen gehörte der Familie. Eine alte
Fachwerkscheune aus dem Dorf wurde in Eigenarbeit hierher versetzt und neu wieder aufgebaut. Stellvertretend für die F amilie nahm die Kunsthistorikerin Antje Modersohn zusammen mit ihrem Mann Rainer Noeres das Heft in die Hand. Die beiden hatten sich in Hamburg kennengelernt, wo Rainer Noeres im Jahr 1973 nach einem Kunststudium an der Hochschule für Bildende Künste zusammen mit drei Mitstreitern die Produzentengalerie gegründet hatte. Bis heute besteht diese auf zeitgenössische Kunst spezialisierte Galerie, die für die Entwicklung und Vermittlung anspruchsvoller junger Kunst in Hamburg in den vergangenen 45 Jahren bahn brechend war. Mittlerweile ist Sohn Gideon Modersohn als Partner in die Produzentengalerie eingestiegen, während R ainer Noeres sich seit einigen Jahren in Fischerhude zusammen mit seiner Frau ausschließlich um den Betrieb des Otto Modersohn Museums und den Nachlass kümmert. „Das Wissen um die zeitgenössische Kunst hat uns hier bei der Arbeit in Fischerhude sehr geholfen“, sagt Antje Modersohn. Seit das Otto Modersohn Museum im Jahr 1974 noch auf bescheidener Fläche in zwei Ausstellungsräumen eröffnet wurde, ist viel passiert. Über die Jahrzehnte ist das Privatmuseum in mehreren Bauabschnitten immer wieder erweitert worden. Ein Teil der Räume ist unterkellert, dort lagert das umfangreiche Archiv. Otto Modersohn hat nicht nur zahlreiche Landschaftsgemälde, sondern auch große K onvolute an Zeichnungen, Studien und Skizzenbüchern hinterlassen. Die Familie ist gerade dabei, auch seinen u mfangreichen schriftlichen Nachlass aufzuarbeiten. Sein Briefwechsel mit Paula Modersohn-Becker, mit der er z wischen 1901 bis zu ihrem frühen Tod 1907 verheiratet war, ist ein aufschlussreiches Zeugnis der unangepassten Lebensweise eines für die Jahrhundertwende einzigartigen Künstlerpaares.
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Otto Modersohn, „Herbstwetter“, 1899, Privatbesitz, Dauerleihgabe im Otto Modersohn Museum, Fischerhude
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Alle Fotos: © Archiv Otto Modersohn Museum, Fischerhude
„Malen ist für mich wie Atmen“, lautete eines der Lebens mottos von Otto Modersohn. Nach Paulas tragischem Tod zog sich der nach seiner Worpsweder Zeit berühmt g ewordene Maler nach Fischerhude zurück, wo er 36 Jahre in einem gemieteten Haus lebte und arbeitete. Im Otto Modersohn Museum kann man sich heute einen Überblick sowohl über das Frühwerk des unkonventionellen Individualisten als auch über das ungewöhnliche, bisher noch wenig erforschte, von großer Innerlichkeit im Ausdruck geprägte spätere Werk verschaffen. Nächtliche Impressionen von dörflichen Schützenfesten mit flirrendem Karussell und heimelig leuchtenden Fenstern wechseln sich ab mit nahezu abstrakten Komposi tionen von Bootsfahrten und der „Wümme im Winter“. Es müsse einem „zumute“ sein, wenn man ein Bild male, so charakterisierte Otto Modersohn die meditative Stimmung des Künstlers während des kreativen Akts. „Mein Großvater sagte immer: ‚es malt‘“, erläutert Antje Modersohn, die zurzeit damit beschäftigt ist, ein großes Konvolut von Tagebüchern zu sichten.
Zu Recht stolz sind Antje Modersohn und Rainer N oeres darauf, dass sie in den letzten Jahrzehnten eine große Anzahl an Otto-Modersohn-Katalogen herausgeben konnten, von denen viele bereits nach kurzer Zeit vergriffen waren. Die Gesellschaft-Otto-Modersohn-Museum e. V., der Freundeskreis des Hauses, hat zurzeit rund 430 Mitglieder aus ganz Deutschland, darunter viele Sammler und Bildbesitzer. Nach Fischerhude und ins Otto Modersohn Museum kommen regelmäßig Busgruppen, Museumsvereine und Ausf lügler aus der näheren und weiteren Umgebung, aber auch schon mal aus den Niederlanden oder aus Dänemark. Es gibt wohl nur wenige Künstler, deren Nachlass von seinen Nachkommen so konzentriert erforscht, liebevoll betreut und gezeigt wird. Wer sich also auf die Spuren Otto Modersohns begeben will, kommt an Fischerhude nicht vorbei. N I C O L E B Ü S I N G & H E I K O K L A A S
www. modersohn-museum. de
Gerhard Marcks und Alfred Partikel Eine Künstlerfreundschaft in Ahrenshoop Gerhard Marcks (1889–1981) war einer der ersten Lehrer, die Walter Gropius an das 1919 gegründete Weimarer Bauhaus berief. Unter seinen zahlreichen Künstlerfreundschaften war die mit dem Maler Alfred Partikel (1888–1945) eine besonders innige und familiäre. Sie bewährte sich über wechselnde Lebensstationen hinweg bis zum tragischen Tod Partikels in Ahrenshoop. Beide Künstler besaßen in dem Küstenort ein langjähriges Sommerrefugium, das während der NS-Diktatur und des 2. Weltkrieges zur existentiellen Zuflucht wurde.
13. April – 8. September 2019 geöffnet täglich 11 – 18 Uhr
kunstmuseum-ahrenshoop.de Alfred Partikel Landschaft mit Kühen (Ausschnitt), 1933 Feder und Pinsel/Sepia und Aquarell, 24,8 x 32,5 cm mit Widmung: „G. Marcks zur Ahrenshooper Weihnacht.33.“, Privatbesitz
Gefördert durch
Installation Sonja Edle von Hoeßle, Endlosschleifen, auf der diesjährigen ARTKarlsruhe
Kommende Ausstellungen der GALERIE TAMMEN & PARTNER in Berlin: bis 16. März 2019: FLORIAN PELKA - open source - Malerei MATTHIAS GARFF - Skulpturen + Objekte 22. März - 20. April 2019: HEIKE JEScHONNEK - Paraffinzeichnungen SAbINE OSTERMANN - Linolschnitte SONJA EdLE vON HOESSLE - Stahlskulpturen 26. April - 8. Juni 2019: dIETMAR bRIxy - Malerei THOMAS RöTHEL - Stahlskulpturen D-10969 Berlin • Hedemannstr. 14
Tel: +49 (0)30 225 027 910
Fax: +49 (0)30 225 027 911
info @ galerie-tammen-partner.de
www.galerie-tammen-partner.de
AArtists
David Krippendorff
Photo: Holger Biermann | Artwork: Stephan Balkenhol - Windfigur – 2006-
in Residence
dem Dach des Yafei Qi auf Auswärtigen Amts
2019 Künstler*innen vernetzen Berlin
Susa Templin mit der Welt
A programme of the Federal Foreign Office www.diplo.de/AArtist-in-residence in collaboration with the Galleries Association of Berlin www.berliner-galerien.de/verband-aktuell AA_lvbg_Anzeige_181x125_2.indd 2
22.02.19 09:26
Georgiana Houghton, The Risen Lord (Detail), 1864 Victorian Spiritualists’ Union inc., Melbourne, Australia
Wilhelm-Hack-Museum Ludwigshafen Sammlung Prinzhorn Heidelberg
SEELE 4.8.2019
zeitraumexit Mannheim
Museum Haus Cajeth Heidelberg
Galerie Alte Turnhalle Bad Dürkheim
Pflanzenfantasien
Kooperationspartner:
GEWÄCHSE DER 31.3.—
Outsider Art
Förderer:
zwischen Symbolismus und
____....._...,ďż˝, Das Fest bei dem Kunst lebendig wird 25.05. bis 30.06.2019
mehr Informationen unter: www.horizonte-zingst.de
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Intelligent und witzig Das Max Ernst Museum Brühl des LVR feiert das Werk der amerikanischen Künstlerin Ruth Marten
Ruth Marten. Dream Lover Hg. Achim Sommer. Mit Beiträgen von Jürgen Pech, Achim Sommer, Friederike Voßkamp und Jürgen Wilhelm Wienand Verlag 256 S. 222 Abb. 22 x 30,5 cm gebunden, Samteinband EUR 48,00 ISBN 978-3-86832-499-0 deutsch/englisch
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R U T H M A R T E N . D R E A M L OV E R
Zu der ersten europäischen Retrospektive der amerikanischen Künstlerin Ruth Marten anlässlich ihres 70. Geburtstages im Max Ernst Museum Brühl des LVR ist ein reich bebilderter, in roten Samt gebundener Katalog erschienen. Die in New York geborene und lebende Künstlerin war in den 1970er-Jahren als Tatoo-Künstlerin u.a. für Punk musiker, ab 1980 als Illustratorin für Magazine, Zeitschriften und für Buch- und Musikverlage, zeitweise auch als Modezeichnerin tätig. Ende der 1980er Jahre begann sie sich künstlerisch mit dem Thema „Haar“ auseinanderzusetzen. Seit 2006 nutzt sie alte Kupferstiche des 18. und 19. Jahrhunderts aus Büchern, die sie auf Flohmärkten findet, als Vorlage, „verfeinert“, koloriert und verfremdet diese, verwandelt sie durch Schnitte und
Übermalungen in surreale Träume und schafft so eine fein-grafische, absurde und teilweise abgründige Welt, wobei sie den perfekten Stil der Stiche stets beibehält. Die Retrospektive in Brühl entstand in enger Zusammenarbeit mit der Künstlerin und zeigte rund 200 Arbeiten auf Papier, Gemälde und Objekte aus nahezu fünf Jahrzehnten. Den Titel der Ausstellung „Dream Lover“ wählte Ruth Marten in Anlehnung an den Darin-Song aus dem Jahr 1959: „I don’t want to dream alone“. Der Katalog zur Ausstellung mit 256 Seiten, ca. 200 Abbildungen und Beiträgen von Jürgen Pech, Achim Sommer, Friederike Voßkamp und Jürgen Wilhelm ist als Museumsausgabe im Museumsshop zum Preis von EUR 34,90 oder im Handel zum Preis von EUR 48,00 erhältlich.
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RALPH FLECK MALEREI – PAINTING – PINTURA
Ralph Fleck. Malerei – Painting – Pintura — Eine Käseecke, ein Bücherregal, die Alpen – was sich auf Ralph Flecks Leinwänden mächtig aus Farbmasse auftürmt, zeugt von e iner unbändigen Lust an der Malerei. Bereits Ende der 1970er-Jahre setzte der Künstler seinen Pinsel breitflächig auf und schichtete die Farbe opulent zu g ewaltigen Erhebungen auf. Dabei geht es Ralph Fleck nicht um die realistische D arstellung seiner Motive. In seinen Werken schafft er eine eigene, dauerhafte Bildwahrheit.
modo Verlag GmbH 484 S. 371 Abb. 24 x 30 cm Fadenheftung EUR 58,00 ISBN 978-3-86833-253-7 Deutsch/Englisch/Spanisch
Der Katalog entstand anlässlich der Ausstellung in der Städtischen Galerie Offenburg und dem Kunstverein Offenburg-Mittelbaden.
Ulrike Müller Bauhaus-Frauen. Meisterinnen in Kunst, Handwerk und Design — Ulrike Müller würdigt in ihrem Buch erstmals die Leistung der Frauen am Bauhaus in allen gestalterischen B ereichen und stellt in einfühlsamen Porträts Leben und Schaffen vor, u. a. von Gunta Stölzl, Ré Soupault, Ida Kerkovius, Otti Berger, Marianne Brandt, Dörte Helm, Otti Berger, Benita Otte, Lucia Moholy, Anni Albers, Gertrud Grunow, Florence Henri, Lou Scheper-Berkenkamp. Bauten und Projekte
Walter Gropius Carsten Krohn
Carsten Krohn Walter Gropius. Bauten und Projekte — Die umfassende Monografie dokumentiert sämtliche 74 bekannten, realisierten Bauten Gropius‘, auch zahlreiche frühe Werke, die er selbst nie veröffentlichte; sie setzt sich aber auch mit seinen ungebauten Projekten auseinander. Mit zahlreichen Abbildungen.
Elisabeth Sandmann Verlag 168 S. über 100 Abb. 24,5 x 31 cm gebunden mit Schutzumschlag EUR 39,95 978-3-945543-57-3 Deutsch
Birkhäuser 208 S. 50 S/W-, 250 Farb-Abb. und 60 Strichzeichnungen 33,0 x 24,0 cm gebunden EUR 59,95 ISBN 978-3-0356-1727-6 Deutsch erscheint Juni 2019
Alex Katz Painting the Now Hrsg. Jacob Proctor Beiträge von K. Bell, A. Herrera, J. Kantor, P. Peiffer, M. Saunders — Seit den 1950ern prägt Alex Katz (*1927) mit unverkennbarem Stil die Kunstwelt: Er ist bekannt für seine Darstellung des Hier und Jetzt, gefeiert für seine Porträts stilbewusster Frauen und seine impressionistischen Landschaftsdarstellungen. Von Vorstudien und -zeichnungen bis hin zu den großformatigen Gemälden wird die inspirierende Wirkung seiner Werke greifbar.
Wienand Verlag 164 S. 80 Farb- und 26 S/W-Abb. 24 x 30cm Hardcover EUR 36,00 ISBN 9783868324891 Deutsch
Hirmer Verlag 120 S. 107 Farb-Abb. 27 x 33 cm gebunden EUR 33,00 ISBN: 978-3-7774-3237-3 Englisch
Flying High Künstlerinnen der Art Brut Hrsg: Ingried Brugger, Hannah Rieger, Veronika Rudorfer — Der Art-Brut-Begriff geht heute über den ausschließlichen Fokus von Arbeiten aus Psychiatrien hinaus und umfasst auch „mediumistische“ (von einem Geist geführte) Künstlerinnen und Künstler, sogenannte „Einzelgänger“ und Arbeiten von Künst lerinnen und Künstlern mit Behinderungen. Der Katalog zur Ausstellung im Kunstforum Wien rückt erstmals weibliche Posi tionen der Art Brut in den Blickpunkt der Kunstöffentlichkeit. Kehrer Verlag 264 S. 354 Farb- und S/W-Abb. 20 x 26 cm Festeinband EUR 32,00 ISBN 978-3-86828-911-42019 Deutsch
A R T M A P P F R Ü H J A H R 2 019 — B U C H T I P P S
Adolf Hölzel. Farbharmonie als Ziel Hrsg. Museum Georg Schäfer — In faszinierenden Stationen wird die künstlerische Vielfalt Hölzels Gesamtwerks dargestellt, Erstpräsentationen vieler Werke sowie fundierte Expertenbeiträge machen diesen Band zu einem unverzichtbaren Beitrag zur Geschichte der modernen Malerei.
RUBENS MAKART BIS
DIE FÜRSTLICHEN SAMMLUNGEN LIECHTENSTEIN
16.2. BIS 10.6. 2019
Peter Paul Rubens, Porträt der Clara Serena Rubens, um 1616 © LIECHTENSTEIN. The Princely Collections, Vaduz–Vienna
Mönchsberg
Ernst Ludwig Kirchner Der Maler als Fotograf 2. März – 16. Juni 2019
Asger Jorn Das druckgrafische Werk 23. März – 30. Juni 2019
Macht der Sprache Aus den Sammlungen Bis 7. April 2019
Presented by
all natural 100 % Sammlungen 27. April – 29. September 2019
Presented by
Rupertinum
Menschenbilder Neuankäufe der Fotosammlung des Bundes 6. April – 16. Juni 2019
Sonne halt! 6. April – 16. Juni 2019
Presented by
Ernst Ludwig Kirchner, Selbstporträt, um 1928, Glasnegativ, Kirchner Museum Davos, Schenkung Nachlass Ernst Ludwig Kirchner 1992 Sabine Jelinek, „Gelbblutig“, aus der Serie Transfiguration, 2004, Chromogener Abzug, Fotosammlung des Bundes am Museum der Moderne Salzburg, Ankauf 2015, © Sabine Jelinek / Bildrecht, Wien, 2019
museumdermoderne.at
Picasso
Pablo Picasso (1881–1973): Madame Z (Jacqueline mit Blumen), 1954, Sammlung Catherine Hutin, © Succession Picasso/VG Bild-Kunst, Bonn 2019, Photo: © Claude Germain
ArtMapp_181x125.qxp_Layout 1 19.02.19 09:52 Seite 1
Das späte Werk. Aus der Sammlung Jacqueline Picasso
9.3.– 16.6.2019
B.A.R.O.C.K.
KÜNSTLERISCHE INTERVENTIONEN IM SCHLOSS CAPUTH MARGRET EICHER MYRIAM THYES LUZIA SIMONS REBECCA STEVENSON 4. MAI BIS 31. OKTOBER 2019 SCHLOSS CAPUTH, CAPUTH BEI POTSDAM WWW.SPSG.DE
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„ A Ar tist in Residence - Programm“
Über den Dächern Berlins D a s „ A A r t i s t i n R e s i d e n c e - P ro g ra m m“ d e s A u s w ä r t i g e n A m t e s in Zusammenarbeit mit dem Landesverband B erliner Galer ien bietet d r e i G a s t k ü n s t l e r n p ro J a h r d i e M ö g l i c h k e i t , a u f d e r o b e r s t e n E t a g e d e s M i n i s t e r i u m s n e u e I d e e n u n d We r k e z u e n t w i c k e l n .
Das rund 90 Quadratmeter große Studio verfügt über hohe Decken und eine große Fensterfront. Luxuriös eingerichtet ist es jedoch nicht. Die Künstler erwartet ein eher spartanisch ausgestatteter Rohbau mit Estrichboden, offen sichtbaren Rohren und schmucklosen Ziegelwänden. Zwei lange Tische, ein paar Stühle – das war’s. Auch übernachten dürfen die Künstler hier aus verständlichen Gründen nicht. Das Aus wärtige Amt gilt als Hochsicherheitszone. Der produktive Umgang der Künstler mit diesen Vorgaben ist vollkommen unterschiedlich. Der deutsch-syrische Künstler Manaf Halbouni, Jahrgang 1984, zum Beispiel, der 2017 mit seinem spektakulären Friedensmahnmal in Form hochkant aufgestellter Buswracks in Dresden und Berlin bekannt geworden ist, nutzte das Atelier primär als Denkraum und Ideenschmiede für neue Projekte. Der 1989 geborene Chinese Walter Yu wiederum produzierte neben Kleinfor maten auf Papier auch bis zu 13 Meter lange Rollbilder, auf welchen er sich mit den weltweiten Migrationsbewegungen auseinandersetzte. Der Ausblick von hier oben ist fantastisch. Fernseh turm, Rotes Rathaus, diverse Kirchtürme, die Staatsoper Unter den Linden und auch das kurz vor der Fertigstellung stehende Stadtschloss bilden eine grandiose Kulisse. Gleich nebenan auf der Dachterrasse befindet sich auch der „Inter nationale Club“, ein beliebter Treffpunkt für aktive und ehemalige Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes und Diplo maten der ausländischen Botschaften in Berlin. Zufällige Begegnungen zwischen Kunstschaffenden und Vielgereisten sind da natürlich nicht ausgeschlossen. Seit 2016 existiert das AArtist in Residence-Programm in seiner heutigen, verstetigten Form. In den Jahren zuvor gab es einige Pilotprojekte. Initiator des Stipendiatenprogramms ist der Galerist Werner Tammen, der seit vielen Jahren auch Vorsitzender des Landesverbandes Berliner Galerien (lvbg) ist. „Es ist eine Win-win-Situation“, beschreibt Tammen die Kooperation mit dem Auswärtigen Amt, die bereits in der Ära Frank-Walter Steinmeier begründet wurde und auch vom j etzigen Amtsinhaber, Heiko Maas, mit Begeisterung unterstützt wird. Werner Tammen weiter: „Es ist wohl weltweit einmalig, dass sich ein Außenministerium auf sein Dach e inen ausländischen Künstler einlädt. Das ist einerseits für den Verband gut, der mit seiner Expertise die Arbeit u nterstützt, es ist gut für die Galerien, aber auch für die Künstlerin oder den Künstler, deren jeweilige Biografie und ihre Beziehungsgeflechte.“
rechte Seite: Stipendiat*innen 2019, von links: Susa Templin, Yafei Qi & David Krippendorff, Foto: Holger Biermann
Aus dem Ausland müssen die Künstler gar nicht einmal kommen. Bewerben können sich neben internationalen Künstlern auch deutsche mit einem ausländischen Thema. So hat sich etwa im Jahr 2016 der Fotograf Andréas Lang auf die Spuren seines Urgroßvaters begeben, der während des Kaiserreichs Angehöriger der sogenannten deutschen Schutztruppen in der damaligen Kolonie Kamerun war. Lang nahm diesen f amiliären Hintergrund zum Anlass, tiefer in das Thema koloniale Vergangenheit einzusteigen. So sichtete er unter anderem auch historisches Material im politischen Archiv des Ministeriums. Was ist in diesem Jahr geplant? Anfang April wird der erste der drei diesjährigen Stipendiaten erwartet. Die genaue Reihenfolge der Aufenthalte steht jedoch noch nicht fest. Der 1967 in Rom geborene Deutsch-Amerikaner David Krip pendorff plant jedenfalls, den letzten Teil einer bereits begonnenen Filmtrilogie fertigzustellen. Unter Einbeziehung einer palästinensischen Schauspielerin wird es in dem Film um das jüdische Totengebet Kaddisch gehen. Die deutsche Fotokünstlerin Susa Templin, Jahrgang 1965, ist bekannt für die raungreifende Umsetzung ihrer fotografischen Projekte. Im Gastatelier will sie eine temporäre Irrgarteninstallation aus sich überlagernden Bildelementen realisieren. Ihr Thema ist der nomadisierende Mensch. Dritte im Bunde ist die zurzeit in Berlin lebende Performance- und Videokünstlerin Yafei Qi,
Görgen, Leiter der Abteilung für Kultur und Kommunikation im Auswärtigen Amt, resümiert im Gespräch mit ARTMAPP die Synergieeffekte des Programms: „Die Künstlerinnen und Künstler haben die Möglichkeit, für jeweils drei Monate in einem der ungewöhnlichsten Ateliers der Welt zu arbeiten und sich dort eine Plattform für die Öffentlichkeit zu schaffen. Sie sind ganz nah am Puls der Außenpolitik und können dies in ihrer Arbeit unmittelbar reflektieren. Das Auswärtige Amt wiederum holt sich mit den Kunstschaffenden eine andere und oft kritische, kontroverse Sichtweise auf Themen ins Haus, die auch die deutsche Außenpolitik beschäftigen, und erhält so neue Impulse für die tägliche Arbeit.“ NICOLE BÜSIN G & HEIKO KL A AS
Ab Apr il 2019 A A r t i s t i n R e s i d e n c e P ro g ra m m in Zusammenarbeit mit dem Landesverband B e rline r Gale r ie n (lvbg) A u s w ä r t i g e s A m t B e r l i n , K u r s t ra ß e 3 6 w w w . d i p l o . d e /A A r t i s t- i n - r e s i d e n c e w w w . b e r l i n e r- g a l e r i e n . d e /d e / v e r b a n d - a k t u e l l
A R T M A P P F R Ü H J A H R 2 019 — A U S S T E L L U N G
Jahrgang 1987. Die Chinesin, die bereits in sechs verschiedenen Ländern gelebt hat, möchte im Dachatelier Interviews mit in Berlin lebenden Migranten führen, die sie dann zu einem von der Idee des Existenzialismus inspirierten Film mon tieren wird. Auch die Uraufführung dieses Films soll im Gastatelier stattfinden. Wer jetzt denkt, dass die Kunstprojekte im Auswärtigen Amt nur einem erlauchten Kreis von Politikern, hohen Beamten und Diplomaten offenstehen, der irrt. Jeder Gast aufenthalt wird von geführten Studiobesuchen, moderierten Künstlergesprächen, einer Vernissage und einer Finissage flankiert. Diese Veranstaltungen, die bei den Mitarbeitern des Ministeriums auf große Resonanz stoßen, stehen im Übrigen allen offen, die an einer Einladung interessiert sind. Andreas
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171 Kremer’s Farbenwelt 2
Schwarz und Weiß, alles oder nichts In un se re r R e ihe Kre me r’s Farbe nwelt widme n wir un s dieses Mal d e n F a r b p o l e n S c h w a r z u n d We i ß s o w i e d e r Ü b e rq u e r u n g d e r G ra u a c h s e .
Schwarz und Weiß sind die beiden Stief kinder der Farben familie. Die allgemeine Überlegung geht so weit, dass – ginge es nach den Physikern – die beiden gar keine Farben seien. Hier nun ein kleines Plädoyer für die zwei Außenseiter. Auch das Wort Außenseiter trifft das Problem ganz gut: Der mensch liche Farbensinn im Auge beruht auf dem Vorhandensein der Zäpfchen, für alle Farben besitzen wir drei verschiedene Typen Zäpfchen. Für die Unterscheidung von Hell und D unkel haben wir die außerordentlich empfindlichen S täbchenzellen, welche uns auch in der Dämmerung die Wahrnehmung von Umrissen und das Sehen von Grautönen erlauben. Seit etwa 300 Jahren gibt es die Vorstellung, die verschiedenen Farbigkeiten modellhaft als Kreis anzuordnen.
Schnitt nach Baumann
Um die dort unendliche Zahl unterschiedlich heller, sozusagen mit Weiß gemischter, respektive dunkler, sozusagen mit Schwarz gemischter Farben beschreiben zu können, muss man zu aufwendigen Verfahren greifen. Hier nur so viel, wie schon der große Experimentator Friedrich Wilhelm Ostwald in zwei Farbtafeln anschaulich dargestellt hat:
linke Seite: Farbkreis nach Oswald
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In diesem Farbkreis kann man alle starken Farben nebeneinander anordnen und hat so eine Möglichkeit, Ordnung in die schier unendliche Zahl der verschiedenen Farben zu bekommen, zumindest kann man die Farben des Spektrums nach Newton gut in diesem Farbkreis unterbringen. Für Schwarz und Weiß gibt es im Farbkreis scheinbar keinen Ort. Für die farbliche Beschreibung der Welt kommt man damit ziemlich weit. Beim Malen mit Farben oder auch in den Sortimenten von Farbenherstellern merkt man schnell, dass jenseits dieses Farbkreises aber noch eine viel größere A uswahl von Farbigkeiten besteht. Um diese größere F arbvielfalt abzubilden, gibt es das Modell der Farbkugel, welche nur kurz nach dem Farbkreis 1810 von Philipp Otto Runge entwickelt wurde. In dieser Farbenkugel ist der Farbkreis der Äquator und die beiden Pole erlauben die räumliche Anordnung von Schwarz und Weiß. Die Verbindungslinie zwischen Weißund Schwarzpol wird als Grauachse bezeichnet. Bei dieser Darstellung wird deutlich, dass alle Orte auf der Oberfläche der Kugel und auch im Inneren der Kugel Farbwerte repräsentieren.
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Graureihe nach Oswald
Auch wenn die beiden Stief brüder der Farbtheorie Schwarz und Weiß nach Meinung vieler Physiker gar keine Farben sind, ist ihre praktische Bedeutung groß. Wenn man aus dem Farbkreis – dem Äquator der Farbkugel – drei Farben in gleichem Abstand im richtigen Verhältnis auswählt und diese Farben in der Mitte zusammenmischt, erhält man einen ziemlich g rauen Farbton in der Nähe der Grauachse.
Für die Beurteilung selbst feiner Abstufungen von Hell und Dunkel ist das menschliche Auge hervorragend geeignet. Die Intensität von zum Beispiel zwei ähnlich starken roten Farben wird aber vom Auge leichter irrtümlich wahrgenommen als von Farbmessgeräten. Hier ist die physikalische Messung heute sehr ausgereift. Das menschliche Auge ist andererseits für das Erkennen von sehr geringen Unterschieden, etwa bei der Beurteilung der Farbigkeit von Gesichtshaut oder der Wahrnehmung von farblichen Unterschieden bei verschiedenen Schwarztönen, geeignet. Für die tägliche Arbeit beim Farbenmischen ist das Wissen um die Eigenschaften von Schwarz und Weiß unabdingbar. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit hier eine kleine Übersicht: Während es viele helle und dunkle Farben gibt, werden nur die allerhellsten und allerdunkelsten als Weiß respektive Schwarz bezeichnet. Für die hellen Tönen gibt es eine Vielzahl von Hilfswörtern, um etwa helles Rot als Rosa oder helles Farbkarten nach Oswald
173 Blau als Himmelblau zu bezeichnen. Bei neutralen Farben auf oder in der Nähe der Achse in der Farbenkugel wird das Wort grau verwendet. Mischungen aus Farben des Farb kreises und den beiden Polen der Farbenkugel erlauben, den gesamten Körper der Farbenkugel mit unterschiedlichen Farben auszufüllen. Helligkeit beruht auf der Reflexion von Licht. Wenn alles Licht im richtigen Verhältnis reflektiert wird, dann ist das ein weißer Spiegel. Wenn Licht von Aluminium reflektiert wird, erscheint es grau – Aluminium ist ein grauer Strahler. Und wenn alles Licht zurückgeworfen wird, dann erscheint der Gegenstand weiß. Das Pigment Titanweiß mit seiner hohen Deckkraft und einem Weißgrad nahe 100 % (in Annäherung an das absolute Weiß) ist fast allein für die hellen Farben unserer heutigen Zeit zuständig. Über 70 % des gesamten Pigment gewichtes des Farbmarktes besteht aus Titanweiß. In jedem Farbensortiment stellen die weißen Anstriche auf der Basis von TiO2 den größten Anteil. Falls die Einstufung von Titanweiß als ungefährliches Pigment in Zukunft eventuell widerrufen wird, würde dies ein großes Problem für die Herstellung von weißem Papier, weißen Autos, weißen Bildern und weißen Haushaltsgeräten bedeuten. Die historischen Weißpigmente wie zum Beispiel Bleiweiß und Zinkweiß sind aus verschiedenen Gründen nur noch bei Restauratoren und im Rahmen der Kunsttheorie in Gebrauch. Pigmente wie Blanc Fix, Lithopone, Kremerweiß und die unendliche Zahl farblos weißer Füllstoffe ergänzen heute die Möglichkeiten zur Herstellung heller bis weißlicher Farbtönungen. Bei dunklen Gegenständen wird das Licht verschluckt, bei Schwarz wird nahezu alles davon absorbiert. Die meisten traditionellen Schwärzen werden aus Kohlenstoff oder Mineralien gewonnen: Schwarz ist wohl auch das älteste von
Menschen hergestellte Pigment. Verbrennt man Holz unvollständig, bleibt ein Kohleschwarz zurück und es gibt sicher nur wenige, die noch nie mit halb abgebrannten Streichhölzern gezeichnet haben. Entsteht das Schwarz aus Stoffen mit Struktur, zum Beispiel aus Holz mit Jahresringen, dann bleibt ein Teil dieser Strukturen beim Verkohlen erhalten und führt zu Reflexion, also Sichtbarkeit. In Japan und in China wurden große Anstrengungen unternommen, um aus Ruß besonders schwarze Tinte herzustellen. Das schwärzeste aller historischen Schwarz war das E lfenbeinschwarz. Beim Verkohlen von Elfenbein entstehen sehr kleine verwinkelte Löcher, in welchen das Licht verschwindet. Im Schungit, einer sehr alten Kohle aus dem Präkambrium, die aus Moosen und Algen besteht, ist ein kleiner Anteil aus Fullerenen, besonderen Kohlenstoffatomen, enthalten, welche als Hohlkörper angeordnet sind. Das Neueste bei den Schwarzpigmenten ist die technische Herstellung von kleinen Kohlenstoffröhrchen. In diesen Nano-Kohlenstoffröhrchen verschwindet das Licht wie in einem Tunnel. Die Röhrchen sind innen sehr schwarz, reflektieren aber an ihren äußeren Wänden. Um die Röhrchen alle gleichmäßig mit der Öffnung nach oben auszurichten, benötigt man ein speziell patentiertes Verfahren. Die Firma Vanta vertreibt ein mittels dieses Prozesses hergestelltes Vantablack. Leider ist dieses Verfahren von einem Kunden monopolisiert worden. In der Zukunft gibt es vielleicht noch ein weiteres Schwarz: Mit einem Laser kann man in metallische Ober f lächen Strukturen schneiden, welche farbig oder schwarz sein können. Vermutlich lässt sich mit diesem Verfahren ein noch tieferes Schwarz erzeugen. GEORG KREMER
Und das ist es, was die Firma Kremer Pigmente ausmacht. Vor 40 Jahren galten historische Pigmente als überflüssiger Ballast vergangener Tage. Das Herstellen der eigenen Farbe aus B indemittel und Pigment war für die schnelllebige Zeit zu langsam geworden. Aber es stellte sich heraus, dass die moderne Industrie weder die Schönheit historischer Farbigkeit noch die Genauigkeit der Farbrezepturen für die Kunden herstellen konnte. Heute ist Kremer Pigmente Weltmarktführer im Bereich der historischen Pigmente. Viele begeisterte Kunden, die für spezielle Anwendungen in der Restaurierung, der Denkmalpf lege oder der Kunst individuelle Produkte ein setzen möchten, wenden sich an den Pigmentspezialisten. Das Kremer Pigmente Rezeptbuch ist das Kreativbuch des Jahres 2019, Foto: © Messe Frankfurt Exhibition GmbH / Jean- Luc Valentin
w w w . k r e m e r- p i g m e n t e . c o m
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K R E M E R ’ S FA R BW E LT
© VG Bild-Kunst, Bonn 2019 | Bildausschnitt: Wolfgang Mattheuer, Kahnfahrer, 1970 | Staatliches Museum Schwerin | www.d-werk.com
KUNST AUS DER DDR WERKE DES N STAATLICHE MUSEUMS SCHWERIN
13. APRIL BIS 21. JULI 2019
Schloss Achberg FREITAG 14 BIS 18 UHR SA SO FEIERTAGE 10 BIS 18 UHR WWW.SCHLOSS-ACHBERG.DE
BEGE Galerien Hanna Roeckle
art KARLSRUHE Halle 3 F05 / F06 20. – 24. Februar 2019 Hanna Roeckle CONFIGURATIONS IN FLOW 16. März – 4. Mai 2019 Internationaler Museumstag 19. Mai 2019 Todd Williamson Inside the Lines Biennale Venedig Künstler USA 19. Mai – 27. Juli 2019 Robert Schad Beitrag BEGE Galerien „von Ort zu Ort“ – Großskulptur Subirat am Donauufer in Ulm Mai – November 2019 Danny Minnick Liquefied Troubles – Street Art Poetry 14. September – 2. November 2019 Armin Göhringer Leichte Schwere 8. November 2019 – 11. Januar 2020 VORSCHAU 2020 Thomas Baumgärtel
BEGE Galerien Ulm 89073 Ulm Tel +49 (0) 179 . 483 41 88 www.bege-galerien.de
Galerie am Saumarkt Fischergasse 34 , 89073 Ulm Tel +49 (0) 731 . 934 074 11 und +49 (0) 731 . 6 33 49 Mo und Di nach Vereinbarung, Mi bis Fr 10 – 13 und 14 – 18 Uhr, Sa 10 – 13 Uhr
Skulpturenprojekt von Rober t Schad
Von Ort zu Ort Mehr al s 50 Sk ulpt ure n an übe r 30 Or te n in 5 L andk re i se n der R egion Bodensee-Oberschwaben 25 . Mai – 30. November 2019
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M EI K E GATER M A N N
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Robert Schad, Foto: privat, links: Robert Schad, „POKENT“, Skulptur in Valença do Minho im Rahmen der Ausstellung PERCURSO LUSITANO, 2017/18, Alle Arbeiten © VG Bild-Kunst, Bonn 2019
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Die Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren. Im Mai 2019 startet ein ehrgeiziges Projekt: temporär werden über 50 Groß-Skulpturen von Robert Schad an mehr als 30 Orten in fünf Landkreisen der oberschwäbischen Region rund um den Bodensee aufgestellt. Der in Ravensburg geborene Stahlbildhauer Robert Schad (*1953) ist mit seinen eigenständigen und unverwechselbaren Werken ein international renommierter Künstler. An große Dimensionen hat er sich bereits in der Vergangenheit herangewagt: er realisierte 2016 in der Bretagne einen über 300 km-langen Skulpturen-Parcours mit 50 Werken, Ende 2017 das Skulpturenprojekt Percurso Lusitano mit über 20 Ausstellungsorten in Portugal und im letzten Jahr das grenzüberschreitende Projekt Deux Villes mit den Städten Metz und Saarlouis. Jetzt realisiert er erstmals ein derartiges Skulpturenprojekt in seiner Heimat Oberschwaben. Der M inisterpräsident von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, hat die Schirmherrschaft übernommen. Der öffentliche Raum ist kein Museum, das ist das spannende an dem Kunstprojekt. Hier begegnen sich Menschen mit unterschiedlichsten Anschauungen, Erfahrungen und Interessen. Hier haben die Skulpturen des Künstlers auch diejenigen anzusprechen und zum Denken anzuregen, die den Umgang mit zeitgenössischer Kunst nicht gewohnt sind, ohne populistisch zu werden und ihren künstlerischen Anspruch aufzugeben. Hinzu kommt, dass das Projekt temporär ist, nur für kurze Zeit erlebbar. Man begegnet den Skulpturen unter anderem am Ufer des Bodensees, auf der keltischen Heuneburg, gegenüber der barocken Klosteranlage Ochsenhausen, neben dem herrschaftlichen Schloss Mochental, in Korrespondenz zum Buchbühldenkmal in einer Lichtung im Wald von Ostrach, das an die verlorene Schlacht von Napo leon im Jahr 1799 erinnert, auf dem kleinen Dorfplatz in Oberdischingen im Dialog mit dem ‚kleinen Pantheon‘ und an weiteren geschichtlich und landschaftlich bedeutenden Orten im Oberland. Dabei verändert sich nicht nur der Blick auf seine Skulpturen, sondern auch die Sichtweise auf die jeweiligen Standorte. Zwischen Kunst, Natur und Architektur kann im Oberland und um den Bodensee so ein inspirierender Gedankenaustausch entstehen. Das Skulpturenprojekt ‚Robert Schad – Von Ort zu Ort‘ steht damit auch im Dialog mit der geschichtlichen, kultu rellen, geografischen und wirtschaftlichen Bedeutung und Vielfalt im Oberland. Aus den Dipolen von Ruhe und Dynamik bilden die Skulpturen von Robert Schad eine Beziehung
zwischen Schwere und Leichtigkeit, der Spannung zwischen Geschlossenheit und Offenheit, dem Dialog zur Dichte und Auflösung. Dieses energetische Wechselspiel der plastischen Bildmittel ist für Robert Schad Arbeitsgrundlage, Werkbegriff und Herausforderung bei jedem einzelnen Vorhaben, Raum zu gestalten und durch die Präsenz seiner Stahlarbeiten sich dem Umraum und der vorgegebenen Funktionalität der korrespondierenden Baukörper zu stellen. „Mein Anspruch ist es, denjenigen, die der Skulptur begegnen, einen Impuls zu geben, um sich auf die Reise in ihre ureigene Assoziationswelt aufzumachen“, erläutert Robert Schad die Intension seines künstlerischen Wirkens. Der Bildhauer schafft aus massivem 100 mm Cortenstahl „Zeichnungen im Raum“. Die oft tonnenschweren Skulpturen wirken dabei federleicht. Linien entstehen dabei nicht durch Biegen und Verbiegen, sondern aus der Addition unterschiedlich langer, gerader Teile, die wie Glieder eines organischen Körpers verschweißt werden. Die zeichnerische Bewegung entfaltet sich in weiten Schwüngen und Bögen plastisch im Raum, die physische Schwere des massiven Stahls ist aufgehoben, die Skulpturen scheinen, „im Raum zu tanzen“. Jede Skulptur beginnt mit einer Zeichnung auf Papier oder Karton. Später spürt man diese Handschrift, die die Skulpturen von Robert Schad so unverwechselbar machen. „Meine Skulpturen aus rostrotem massivem Vier kantstahl ziehen sich wie ein roter Faden durchs Land und bringen die unterschiedlichsten Orte in Oberschwaben in Verbindung.“ Das Kunstprojekt wird vom Förderverein ‚Freundeskreis Skulpturenprojekt Robert Schad 2019 e. V.‘ organisiert. Zugleich koordiniert der Förderverein das Begleitprogramm mit Lesungen, in Kombination mit zeitgenössischer Musik oder darstellender Kunst, mit Aktionen in Kinderferien programmen sowie verschiedenen Künstlergesprächen, die zur Auseinandersetzung mit der Kunst von Robert Schad einladen.
178 Inter view mit Michael C. M aurer, Betreuer der OEW- Kunstsammlung
„Nicht nur eine gute, sondern eine großartige Figur“
Stephan Balkenhol, o.T. [Plus/Minus], 2013, Foto: Anja Koehler, © VG Bild-Kunst, Bonn 2019
179 „W i r s i n d s t o l z u n d d a n k b a r, s o l c h h e ra u s ra g e n d e K u n s t w e r k e a u s d e r O E W - K u n s t s a m m l u n g b e i d e r E n B W a u s s t e l l e n z u k ö n n e n . M a n s t a u n t , w e l c h k r e a t i v e K rä f t e ü b e r d i e J a h r h u n d e r t e i n u n d a u s d e r R e g i o n v o n B a d e n - W ü r t t e m b e r g g e w i r k t h a b e n u n d a k t i v s i n d .“ D R . J O H A N N E S B R Ü M M E R , K U R A T O R B E I D E R E N B W, Ü B E R D I E A U S S T E L L U N G „ B E L L A F I G U R A“ I N K O O P E R A T I O N M I T D E R O E W
„Bella Figura“ titelt die Ausstellung, die 2019 an vier Stand orten in Baden-Württemberg figurative Kunst aus der Sammlung der Oberschwäbischen Elektrizitätswerke (OEW) zeigt. Die Schau rückt m arkante künstlerische Positionen ins Blickfeld, die sich vom 15. bis ins 21. Jahrhundert auf den G ebieten der Skulptur, der M alerei und der Zeichnung in S üdwestdeutschland manif estiert haben. Die Ausstellung repräsentiert einen Ausschnitt aus der Sammlung, die in ihrer Vielzahl an Einzelwerken und Werkgruppen zu den bedeutendsten regionalen Sammlungen in Baden-Württemberg gehört. Über deren Bandbreite und Ausrichtung sprach Babette C aesar für ARTMAPP mit dem Co-Kurator Michael C. Maurer. ARTMAPP: Der Zweckverband Oberschwäbische Elektrizitätswerke (OEW) verfügt über eine der bestbestückten regionalen Kunstsammlungen in Baden-Württemberg. Wo liegen die Anfänge dieser kulturellen Förderung, bei der sich die Entscheidungsträger von der Erkenntnis leiten ließen, dass „die Grundlage des Wirtschaftens nicht die Materie, sondern der Geist“ sei?
Johann Joseph Christian, „Sitzender Engel“, um 1760, Foto: Christian Mitko, München A R T M A P P F R Ü H J A H R 2 019 — A U S S T E L L U N G
Michael C. Maurer: Zunächst ging es um den Ausbau der lektrizität im ländlichen Raum. Der Zweckverband wurde E als Bezirksverband Oberschwäbische Elektrizitätswerke 1909 gegründet mit dem Ziel, das württembergische Oberland – insbesondere den ländlichen Raum – mit Elektrizität zu versorgen. Heute gehören den OEW neun Landkreise zwischen Schwarzwald und Iller, Neckar und Bodensee an. Zusammen mit dem Land Baden-Württemberg sind die OEW Hauptaktionär der EnBW Energie Baden-Württemberg AG. Die oben zitierte Erkenntnis stammt aus dem Jahr 1952, als der Verwaltungsrat der OEW beschloss, erstmalig Mittel für kulturelle Zwecke in den Haushalt einzustellen. Seit 1978 ist die Kulturförderung sogar als zusätzliche Aufgabe in der Verbandssatzung festgeschrieben. Besonders bemerkenswert finde ich es, dass nach dem Erreichen des ursprünglichen Ziels, die Menschen im Oberland mit Strom zu versorgen, mit der Förderung von Kunst und Kultur eine andere Form der Daseinsvorsorge in den Fokus rückte. Und zwar mit großer Nachhaltigkeit bis zum heutigen Tag.
180 ARTMAPP: Mit Blick auf die Förderung bildender Kunst – wo lagen die Interessen zu Beginn des Mäzenatentums und wie haben sie sich im Laufe der Jahrzehnte verändert? MCM: 1960 wurde mit dem 1932 entstandenen Triptychon „Obsternte“ der Malerin Maria Caspar-Filser der erste Ankauf getätigt. Sie hatte zusammen mit ihrem Ehemann Karl Caspar 1952 den Oberschwäbischen Kunstpreis erhalten. Diesen anfangs mit 10.000 DM, heute mit 15.000 Euro dotierten Preis verleiht die OEW im Wechsel als Anerkennungspreis an verdiente Kulturschaffende sowie als Förderpreis an junge Künstler. Die Kunsterwerbungen konzentrierten sich in den 1970er- und 1980er-Jahren, die als „Gründerzeit“ der Kunstsammlung gelten, auf die Kunstpreisträger und führende Repräsentanten der oberschwäbischen Kunstszene wie Jakob Bräckle, Otto Dix, die Ehepaare Caspar und Kaesdorf, HAP Grieshaber sowie auf stilbildende Künstler aus dem Umkreis der Kunstakademien in Stuttgart und Karlsruhe sowie der Hochschule für Gestaltung in Ulm. Ein weiterer Sammlungsschwerpunkt neben der Klassischen Moderne und der Kunst der 1950er- und 1960er-Jahre liegt auf dem Gebiet der Skulptur der Spätgotik, der Renaissance und des Barocks. Allmählich verlagerte sich der Fokus weg von der alten Kunst und hin zur Moderne. 2011 beschloss der Verwaltungsrat der OEW, verstärkt Kunst der Gegenwart anzukaufen.
ARTMAPP: Welche Rolle kommt den neun L andkreisen beim Auf bau der Sammlung zu? MCM: Die OEW stellen den Mitgliedslandkreisen Kunst werke leihweise zur Verfügung. Zum Teil betreiben die Landkreise eigene Ausstellungshäuser in Gestalt von Museen respektive Galerien oder sie unterstützen entsprechende Einrichtungen, in denen diese Leihgaben dauerhaft oder temporär der Öffentlichkeit zugänglich sind. Die OEW waren hier sicher mit Impulsgeber – ebenso wie für den Auf bau der landkreiseigenen Kunstsammlungen. Da die OEW kein e igenes Haus für ihre Sammlung besitzen, kommt den L andkreisen ein wichtiger Vermittlungspart zu. Neben den Verbandsvorsitzenden – seit einigen Jahren Lothar Wölf le, Landrat des Bodenseekreises – und den Mitgliedern des Verwaltungsrats sind es verschiedene interne und externe B erater und Sachverständige, die auf die Ausrichtung der Sammlung Einf luss nehmen. Entscheidende Ankaufskri terien für die OEW-Sammlung sind Regionalität, Qualität und Kulturgutsicherung. Die Werke sollen von musealem Rang sein und in Beziehung zur Kunstentwicklung Südwestdeutschlands stehen. ARTMAPP: Gibt es weitere Aktivitäten, die der Zweckverband im Bereich Kulturförderung verfolgt? MCM: Neben dem Kunstpreis und der Kunstsammlung sind es vor allem die Bereiche Musik und Literatur, in denen sich die OEW engagieren. Hauptakteure sind hier wiederum alle neun Landkreise, die mit den ihnen von den OEW zur Verfügung gestellten Mitteln zahlreiche kulturelle Projekte fördern; als aktuelle Beispiele seien nur der OEW-Kultursommer im Landkreis Ravensburg oder das weitläufige Skulpturenprojekt „Von Ort zu Ort“ des Künstlers Robert Schad genannt. ARTMAPP: Einen Einblick in die Sammlung mit ihren verschiedenen Stilrichtungen wird es in diesem Sommer auf Schloss Achberg geben. Der Titel der Schau, die Sie zusammen mit Johannes Brümmer und Bernhard Rüth kuratieren, lautet „Bella Figura“. Was verbirgt sich dahinter? MCM: Diese Ausstellungsreihe – die erst in den EnBW-Zentralen in Karlsruhe und Stuttgart, dann in Schloss Achberg und abschließend im Dominikanermuseum Rottweil gezeigt wird – stellt die menschliche Figur in den Mittelpunkt. Exemplarisch sollen signifikante Entwicklungslinien der F iguration in der südwestdeutschen Kunst vom 15. bis ins 21. Jahrhundert aufgezeigt werden. Eckpunkte bilden die Skulptur der Spätgotik aus der Ulmer Schule, dem Allgäu und aus dem Bodenseeraum sowie im 20. Jahrhundert der so genannte „Hölzel-Kreis“ und die „Neue Figuration“, die aus den Kunstzentren Stuttgart und Karlsruhe hervorgegangen sind. Werke von Stephan Balkenhol, Dietrich Klinge und Eckart Hahn spannen den Bogen bis in die Gegenwart.
Anton Hiller, „Komposition“, 1967, Foto: Reiner Löbe
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Willi Baumeister, „Figur auf Braun“, 1922, Foto: Hatje Cantz,Burkert Gestaltung, © VG Bild-Kunst, Bonn 2019
ARTMAPP: Als Titelbild haben Sie „Figur auf roter Fläche (Figur auf Rot)“ von Horst Antes aus dem Jahr 1965/66 gewählt. Dieser Kopffüßler entspricht nicht unbedingt einem weit verbreiteten Schönheitsideal, so wie es „Bella Figura“ signalisiert. Ist das Absicht?
B e l l a F i g u ra . F i g u ra t i v e K u n s t a u s d e r S a m m l u n g d e r O E W 5 . Apr il bis 23 . Mai 2019 EnBW Kon zer nsitz , Karlsr uhe 2 7. M a i b i s 1 7. J u l i 2 0 1 9 En B W Cit y, St ut tgar t 1 0 . A u g u s t b i s 2 7. O k t o b e r 2 0 1 9 Schloss Achberg 10. November 2019 bis 16. Febr uar 2020 Dominikaner museum Rot t weil …………………………… 13 . Apr il bis 2 1. Juli 2019 O S T: N O R D - O S T Kunst au s der DDR We r k e d e s S t a a t l i c h e n M u s e u m s S c h w e r i n www. schloss- achbe rg. de
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MCM: Horst Antes ist einer der Pioniere der neuen figurativen Malerei, die „Figur auf Rot“ ein Meisterwerk. Ich meine: Der Kopffüßler macht nicht nur eine gute, sondern eine großa rtige Figur, vor allem macht er eines: neugierig. Egal mit welchem Blick und mit welchen Erwartungen Besucher in die Wanderausstellung gehen, es gibt trotz einer vergleichsweise überschaubaren Zahl von Exponaten sehr viel zu entdecken. Rund 30 Exponate aus der über 700 Einzelwerke und W erkgruppen umfassenden OEW-Sammlung haben wir a usgewählt – Ausnahme ist Schloss Achberg mit über 50 a usgestellten Arbeiten, dort steht einfach mehr Raum zur Verfügung.
K A E S E B E R G „subtext“ neue Arbeiten
26.03.19 - 12.05.19
Ein Gespräch mit Nicole Fritz, Direktorin der Kunsthalle Tübingen
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Die Kunsthalle als sinnlicher Lernort Aus dem jungen Kunstmuseum Ravensburg machte sie das „Kunstmuseum des Jahres“. Jetzt rockt sie die lange krisen geplagte altehrwürdige Kunsthalle Tübingen. Nicole Fritz, die mit einer Arbeit über Joseph Beuys promovierte, ist die Museumsleiterin der Stunde – wenigstens im Süden der R epublik. Das Interview für ARTMAPP führte Siegmund Kopitzki. ARTMAPP: Nicole Fritz, Sie haben am 1. Januar 2018 Ihr Amt in Tübingen angetreten, bis zum Jahresende wurden dort 50.000 Besucher gezählt. Wie geht das denn?
ARTMAPP: Allein mit der Ausstellung „Almost Alive“ haben Sie 35.000 Besucher erreicht. Blockbuster-Ausstellungen haben Sie nicht im Sinn – oder doch? NF: Wenn Sie mit Blockbuster-Ausstellungen Projekte meinen, die viele Menschen anziehen, dann ist das generell und auf alle Fälle auch mein Anliegen. Ich gehe aber dafür keine Kompromisse bei der Qualität der gezeigten Kunst bzw. den Themen und der Vermittlung derselben ein. Bei der Hyperrealismus-Ausstellung konnte man als Voyeur durch die Räume gehen, aber auch sehr viel über die kulturgeschichtliche Veränderung in Bezug auf den Umgang mit unserem Körper erfahren. Die Ausstellung konnte so viele Menschen inte ressieren, da sie, glaube ich, den Zeitgeist getroffen hat. Als private Stiftung in Niedrigzinszeiten muss ich nicht zuletzt unternehmerisch tätig sein und schauen, dass wir mit
Nicole Fritz, Leiterin der Kunsthalle Tübingen, Foto: Sebastian Gollnow/dpa
wenigstens einer Ausstellung im Jahr das Budget für die Folgezeit einspielen . D iesen Spag at muss ma n in der Programmplanung hinbekommen. Das ist mir schon von meiner letzten Stelle als Direktorin des Kunstmuseums Ravensburg vertraut und schreckt mich nicht. ARTMAPP: Sie sprechen Ravensburg an. Sie sind jetzt Teil der Metropolregion Stuttgart. Hat das Einfluss auf Ihr Programm? NF: Ja. Sowohl in Ravensburg als auch hier berücksichtige ich auf alle Fälle den Ort. Ich frage mich, welche Sehgewohn heiten es in Bezug auf Kunst schon gibt, welche Bedürfnisse an eine Kunstinstitution da sind und wo ich bei den Menschen ansetzen kann. In Tübingen habe ich ein kunstaffines Pub likum, das schon sehr viele gute Ausstellung gesehen hat. Hier kann ich nicht nur andere und internationalere Künstler z eigen, sondern muss diese oder einzelne Themen auch a nders vermitteln. Ich überlege mir natürlich, was wir in Bezug zu den vielen guten Museen in dieser Region als Alleinstellungsmerkmal entwickeln können. Das ist zum einen die Randlage der Kunsthalle außerhalb der Stadt auf einem Hügel. Auf den ersten Blick mag dies vielleicht als Nachteil erscheinen, aber darin steckt möglicherweise ein großes Potenzial.
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Nicole Fritz: Die Strategie, die ich für die Kunsthalle hatte, ging auf. Mit Ausstellungen wie „Sexy and Cool. Minimal Goes E mot iona l “ u nd „ A lmost A live“, beides Über blicksschauen zu kunsthistorischen Strömungen wie Minimalismus und hyperrealistische Skulptur, haben wir zum einen an die Tradition des Hauses angeknüpft. Gleichzeitig wurden damit in der Vergangenheit hier bereits gezeigten Themen in die Gegenwart weitergeführt und aus einer zeitgemäßen Perspektive angeschaut. Nachdem die Besucherzahlen in den letzten Jahren sukzessive zurückgegangen waren, mussten die Besucher bei der Hyperrealismus-Schau endlich wieder anstehen. Und so seltsam das klingen mag, das hat die Menschen mit ihrer Kunsthalle versöhnt. Sie kommen jetzt sogar bei nicht so publikumswirksamen Themen wie der Wiederentdeckung der österreichischen Künstlerin Birgit Jürgenssen, die wir noch bis Mitte Februar zeigen.
184 Ich möchte die Kunsthalle zukünftig stärker als sinnlichen Lern- und Reflexionsort profilieren. Hier sollen die Menschen mit sich und anderen in entspannter Atmosphäre ergänzt um ein kulinarisches Angebot über Kunst in Dialog kommen können. Ich verspreche mir davon, vor allem im Sommer viele Städter anziehen zu können, die in frischer Luft neue Erfahrungen mit Kunst machen möchten – und können. ARTMAPP: Aber Ihre Arbeit wird an den Museen in Großraum der Landeshauptstadt gemessen? NF: Ja, das freut mich auch und ist ein Grund, warum ich gewechselt bin. Meine Arbeit wird jetzt bundesweit und sogar international wahrgenommen, wir wurden etwa schon zweimal sehr gut von der FAZ besprochen. Ich sehe das gar nicht negativ. Generell ist meine Einstellung, dass es in unseren digitalen Zeiten gar nicht genug Kunstinstitutionen als neue öffentliche Begegnungsräume und Bewusstseinsorte geben kann. Ich konzentriere mich da ganz auf mein Programm und das, was ich vermitteln möchte. Ich vergleiche mich da nicht und bin entspannt, auch wenn andere budgetär mehr Möglichkeiten haben. Wir müssen aus eigener Kraft und mit den bestehenden Mitteln hier am Ort etwas für die Menschen tun – und wir sehen ja, dass das gelingt.
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ARTMAPP: Hat die Resonanz, die Sie für Ihre bisherige Arbeit erhalten haben, auch damit zu tun, dass die Kunsthalle sich mit dem Abschied ihres ersten Direktors Götz Adriani im Jahr 2005 schwertat und erst mit seinem Rückzug Ruhe einkehrt ist? Die Besucherzahlen brachen damals ein, Sie erwähnten das eben schon, und es gab diverse Personalwechsel an der Spitze der Kunsthalle. Was ist jetzt anders? NF: Wenn man es so sieht, dass negative Presse letztlich immer auch Aufmerksamkeit bedeutet, haben Sie vielleicht recht. Jeder hat sich gefragt, wie es weitergeht mit der Kunsthalle und leider war sie – wenngleich negativ – in der Tat häufig in den Schlagzeilen. Wir haben diese Energie nun genutzt und umgepolt. Das Kuratorium unter der Leitung des Oberbürgermeisters Boris Palmer hat die Weichen dafür gestellt, dass ein Generationswechsel stattfinden konnte. Ich bin heute in der Situation, frei zu arbeiten, und das mit Unterstützung der Stadt und des Kuratoriums. Das sind gute Voraussetzungen, um ein neues Energiefeld aufzubauen. Die Entscheidung zu einem radikalen Neubeginn war richtig und wichtig. ARTMAPP: Personalfragen lösen und verkrustete Strukturen ändern, das waren neben dem neuen Blick auf die Gegenwartskunst Aufgaben, die Sie sich zunächst vorgenommen hatten. Sie wollen die Kunsthalle aber auch in andere Richtungen weiterentwickeln. Die Stichworte lauten Medien, Digi talisierung, Marketing. Wie weit sind Sie damit? NF: Ich bin sehr ungeduldig und kann es kaum erwarten, die vielen Baustellen anzugehen. Ich muss aber Rücksicht nehmen auf mein kleines Team, darf niemanden überfordern. Was wir mit unserer kleinen Mannschaft neben den
Ausstellungen in einem Jahr schon geleistet haben, ist nicht nur ein neues CI und eine neue Homepage für die Kunsthalle zu platzieren, sondern auch neue Medienpartnerschaften und viele Kooperationen zu benachbarten Institutionen wie Schulen und Instituten der Universität neu aufzubauen. Studenten der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Ravensburg haben uns zudem im letzten Jahr eine maßgeschneiderte Digitalstrategie entwickelt, die wir jetzt anwenden: Wir sind nicht nur auf Facebook, Twitter und Instagram stark präsent, sondern nutzen die digitalen Tools auch ganz zielgruppen spezifisch, so kreieren wir demnächst eine WhatsApp für die „Wanne“, das Gebiet in unmittelbarer Nachbarschaft zur Kunsthalle. Daneben gibt es bereits Pläne für den Umbau e ines der Stiftungsgebäude in ein modernes Workshop- Atelier; wir werden damit hoffentlich bald beginnen können. ARTMAPP: Sie haben nicht nur ein vergleichs weise kleines Team, auch das Budget ist nicht überragend hoch. Aber Sie kommen klar damit? NF: Sagen wir mal so, beides ist ausbaufähig. Aber auch da bin ich optimistisch. Es hat mich sehr gefreut, dass sich gleich ein privater Mäzen gefunden hat, der die Eintritte für Kinder, Jugendliche und Studenten übernimmt, sodass diese die Kunsthalle kostenlos besuchen können. Schon im ersten Jahr waren das immerhin 4.000 Jugendliche, die bei uns waren. Die Situation zwingt uns, kreativ zu sein. Immerhin: Ein k leines Team ist wie ein kleines Schiff sehr wendig und kann sich schneller den Bedingungen anpassen. Mir liegt dieser Kontext sehr. ARTMAPP: In Ravensburg haben Sie mit der Sammlung Selinka zusammengearbeitet. Wie sieht es in Tübingen aus?
185 NF: Die Kunsthalle hat Kunstbesitz und eine private Sammlung an sich gebunden, damit wurde aber bislang nicht an die Öffentlichkeit gegangen. Auch das ist eine Zukunftsaufgabe. In erster Linie sind wir jedoch vom Selbstverständnis her ein Wechselausstellungshaus. ARTMAPP: Erstmals werden die Geschicke der Kunsthalle nun von einer Frau gelenkt. Auch in Stuttgart sind Spitzenpositionen in den Kunst häusern mit Frauen besetzt, im Unterschied zu Wirtschaft und Politik. Warum ist das in der Kunst anders? NF: Ich denke, das liegt in der Natur des Faches. Kunstgeschichte studieren einfach mehr Frauen und es ist höchste Zeit, dass sie demensprechend auch in leitenden Positionen sichtbar und gesellschaftlich prägend werden. ARTMAPP: Geben Sie uns bitte noch einen kurzen Überblick auf das Ausstellungsjahr 2019. Sie zeigen unter anderem das expressionistische Werk Max Pechsteins – und knüpfen damit an eine Tradition Ihres Hauses an … NF: Mit der Ausstellung „Tanz! Max Pechstein“, eine Kooperation mit den Kunstsammlungen Zwickau, reagiere ich auf die Schau „Congo Stars“, die wir zum Auftakt des Jahres zeigen. Mein Vorgänger hatte diese Ausstellung noch initiiert und wir realisieren sie jetzt in Zusammenarbeit mit Babara Steiner, Direktorin des Kunsthauses Graz. Wir heben damit auch den europäischen Exotismus in Bezug auf afrikanische Kunst erneut ins Bewusstsein. Das Programm als Ganzes enthält insofern eine Botschaft: Ohne die eigene Identität aus den
Blick in die Ausstellung „BIRGIT JÜRGENSSEN. ICH BIN“ in der Kunsthalle Tübingen, Foto: Ulrich Metz © VG Bild-Kunst, Bonn 2019
Augen zu verlieren, schauen wir über den Tellerrand Europas hinaus. Dieses steht nämlich dann im Mittelpunkt unserer Sommerausstellung „Comeback“, die die Renaissance der alten Meister in der Gegenwartskunst zum Thema hat und über 30 internationale Künstler nach Tübingen holen wird. Wir verwurzeln uns aber zugleich vor Ort, in Tübingen. So erweitert die Kunsthalle im Rahmen des Formats „Außer Haus“ erstmals ihre Ausstellungsaktivität in den Stadtraum. Die in Berlin lebende Künstlerin Bettina Pousttchi, die bekannt ist für ihre weltweit realisierten Fassadenarbeiten, wird die Hochhausarchitektur gegenüber der Kunsthalle zum Ausgangspunkt ihrer Intervention im öffentlichen Raum machen. Ich bin auf die Realisierung schon sehr gespannt! Dr. Nicole Fritz, 1969 in Ludwigsburg geboren, leitet seit 1. Januar 2018 die Kunsthalle Tübingen. Davor war sie Gründungsdirektorin des Kunstmuseums Ravensburg, das 2015 von der deutschen Sektion des Internationalen Kritiker verbandes (AICA) mit dem Preis „Museum des Jahres“ ausgezeichnet wurde. Fritz hat Kunstgeschichte und Empirische Kulturwissenschaft studiert und 2002 zum Thema „Joseph Beuys und der Aberglaube“ promoviert. Als Cokuratorin zeichnete sie unter anderem für die „10. Triennale Kleinplastik“ (2007) in Fellbach verantwortlich. Von 2010 bis 2011 war sie an der Kunsthalle Krems tätig. Fritz ist Mitglied v erschiedener Jurys und Berufungskommissionen.
Ernst Ludwig Kirchner Selbstporträt, um 1928, Glasnegativ Kirchner Museum Davos, Schenkung Nachlass Ernst Ludwig Kirchner 1992
187 Inter view mit Thorsten Sadowsk y, Direktor Museum der M oderne Salzburg
Der Maler als Fotograf „ F o t o g ra f i e w a r f ü r K i r c h n e r k e i n s c h n e l l e s M e d i u m“
Seine einst verrufenen und heute ikonischen Großstadtbilder sowie kontrastreichen Berglandschaften haben Ernst Ludwig Kirchner weltberühmt gemacht. Der deutsche Expressionist ist vor allem als Maler und Grafiker in die Kunstgeschichte eingegangen. Das Museum der Moderne Salzburg zeigt ihn nun als Fotografen. Was den Maler Kirchner als Fotografen auszeichnet und was ihn zu einem frühen Meister des Selbstmarketings macht, erzählt Thorsten Sadowsky, Direktor am Museum der Moderne Salzburg, A RT M A PP in einem Gespräch mit Alice Henkes.
Thorsten Sadowsky: Nein, es ist nicht die gleiche Ausstellung. Unter meiner Direktion am Kirchner Museum Davos wurde das fotografische Werk Kirchners erstmals komplett auf gearbeitet. Alle Bilder wurden archiviert, digitalisiert und es wurden zwei Kontaktabzüge von jedem Negativ angefertigt. Es wurde, gefördert durch das Schweizer Bundesamt für Kultur, der gesamte Bestand museal erschlossen und dadurch verfügbar gemacht. ARTMAPP: Ernst Ludwig Kirchner ist einer der bekanntesten Künstler des deutschen Expressionismus. Wieso wird sein fotografisches Werk erst jetzt beachtet? TS: Kirchner war Amateurfotograf. Einige seiner Aufnahmen weisen Fehler auf, zum Beispiel gibt es manchmal störende Abdrücke auf den Abzügen. Kirchners Fotografie wurde lange nicht als Teil seiner künstlerischen Arbeit wahrgenommen. Das hatte sicher auch mit der geringeren Wertschätzung der Fotografie im Vergleich mit anderen künstlerischen Medien
Thorsten Sadowsky © Museum der Moderne Salzburg, 2018, Foto: wildbild
zu tun. Auch Kirchner selbst hat seine Fotografien nicht als Kunst betrachtet. Die künstlerische Relevanz der Fotografie steht bereits seit Jahrzehnten außer Frage. In den 1990er- Jahren ist erstmals eine Diskussion über den künstlerischen Wert von Kirchners fotografischem Werk aufgekommen. Nachfolgend hat eine deutliche Aufwertung dieses lange nicht beachteten Teils seines Schaffens stattgefunden. ARTMAPP: Wie hat Kirchner die Fotografie genutzt? Was waren seine Themen und Motive? TS: In Kirchners Fotografie gibt es sehr unterschiedliche spekte. Es gibt die berühmten Atelierfotos aus Berlin, die A Aufnahmen aus seinen Wohnhöhlen. Dann gibt es eine R eihe von Porträts, angefangen mit seinen Dresdner Modellen. Kirchner hat zu allen Zeiten die Menschen seiner direkten Umgebung fotografiert. In Davos hat er Aufn ahmen vom bäuerlichen, ländlichen Leben gemacht, aber ebenso von B esuchern und Freunden. Neben zahlreichen Porträt aufnahmen gibt es etliche Selbstporträts. Diese d ienten
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ARTMAPP: Thorsten Sadowsky, Sie zeigen zurzeit die Ausstellung „Ernst Ludwig Kirchner. Der Maler als Fotograf “. Im Kirchner Museum Davos, wo Sie bis August 2018 als Direktor tätig waren, haben Sie vor drei Jahren ebenfalls eine Ausstellung zur Fotografie Kirchners präsentiert. Haben Sie die aktuelle Ausstellung aus Davos mitgebracht?
188 durchaus der Inszenierung als avantgardistischer Künstler. Kirchner hat aber außerdem noch Landschaften und vor a llem seine eigene Kunst fotografiert. In Salzburg werden wir diese S achfotografien in einen Kontext mit seiner Malerei stellen. Interessanterweise war Kirchner der Künstler des deutschen Expressionismus, der sich intensiv mit Fotografie beschäftigt hat.
schon sehr bewusst, welches Potenzial eine gelungene Selbstvermarktung in der Kunstwelt hat. Und er hat sehr großen Wert darauf gelegt, die Abbildungen seiner Arbeiten zu kontrollieren. Er hat selber e inen umfangreichen Werkkatalog angelegt, so wie heute Gerhard Richter. Er hatte ein starkes Bewusstsein dafür, wie er sich vor dem Hintergrund der Kunstgeschichte positionieren wollte.
ARTMAPP: Woran zeigt sich denn der expressionistische Blick in den Fotografien Ernst Ludwig Kirchners?
ARTMAPP: Fotografie als Medium der Selbstinszenierung und der Kontrolle über das eigene Werk: War Kirchner ein früher Meister des kreativen Selbstmarketings?
TS: Kirchner arbeitete in der Fotografie mit ästhetischen I nterventionen wie Unschärfen, extremen Nahaufnahmen und Doppelbelichtungen. Dazu kamen verschüttete Che mikalien, Daumenabdrücke und eindringendes Licht. Dem Realismus der Fotografie begegnete er mit einem kreativ- expressiven Wechselspiel. Teilweise bearbeitete er die Negative wie Druckplatten, so dass Gemeinsamkeiten mit den expressiven Oberflächen seiner Kunstwerke entstanden.
TS: Ja! In diesem Zusammenhang ist auch sein fiktiver Kunstkritikerfreund Louis de Marsalle wichtig. Ernst Ludwig Kirchner hat ihn in den 1920er-Jahren schlichtweg erfunden. Er behauptete, er habe einen jungen Mann kennengelernt, einen hochbegabten Franzosen, der sehr gut schreiben könne. Diesen Louis de Marsalle hat er Texte über sein eigenes Werk „schreiben lassen“, Artikel, die dann in verschiedenen Publikationen erschienen sind. Wenn jemand diesen talentierten Autor kennenlernen wollte, behauptete Kirchner, de Marsalle sei gerade auf Reisen. Als Max Huggler 1933 eine große ARTMAPP: Wie wichtig war es Kirchner, sein K irchner-Retrospektive in der Kunsthalle Bern einrichtete, Werk selber zu dokumentieren? bot Kirchner ihm einen Text seines „kürzlich verstorbenen“ TS: Kirchner war ein stilbewusster Künstler, und er hat ver- Freundes an. sucht, die öffentliche Wirkung seines Werks zu kontrollieren. Er hat sich ja selbst als Fabrikmarke bezeichnet. Ihm war also
Ernst Ludwig Kirchner, Bauerntanz im Obergeschoss des Hauses „In den Lärchen“ mit Selbstporträt links, 1919/20, Glasnegativ, Kirchner Museum Davos, Schenkung Nachlass Ernst Ludwig Kirchner 1992
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Ernst Ludwig Kirchner, Nina Hard vor dem Eingang des Hauses „In den Lärchen“, Sommer 1921, Glasnegativ, Kirchner Museum Davos,
ARTMAPP: Louis de Marsalle spielt auch eine Rolle in der Kirchner-Ausstellung? TS: Ja, denn wir zeigen eine Werkserie des Schweizer Foto grafen Stephan Bösch, die Kirchners fiktivem Freund ein Gesicht gibt und Louis de Marsalle leibhaftig in Davos auf treten lässt. ARTMAPP: Sie waren zuletzt Direktor des Kirchner Museums Davos, jetzt leiten Sie das Museum der Moderne Salzburg. Welche Themen werden Sie weiterhin begleiten? Was ist neu?
TS: Die Sammlung hier in Salzburg ist stark vom Expressionismus beeinflusst – da gibt es gewisse Anknüpfungspunkte. Doch eben auch Unterschiede: Das Kirchner Museum in Davos ist ein monografisches Haus, das Museum der Moderne Salzburg dagegen sehr breit aufgestellt. Die K lassische Moderne spielt hier eine Rolle, die zeitgenössische Kunst ist im Programm aber ungleich stärker vertreten. Es gibt einen Schwerpunkt Fotografie und die Beschäftigung mit außereuropäischer Kunst. Für Salzburg ist zugleich das Performative wichtig. Der Dialog der bildenden Kunst mit den darstellenden Künsten ist sicherlich eine einzigartige Salzburger Konstellation. Bis 16. Juni 2019 „ E r n s t L u d w i g K i r c h n e r. D e r M a l e r a l s F o t o g ra f “ . www. museumder moder ne. at
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Schenkung Nachlass Ernst Ludwig Kirchner 1992
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M ax Ernst Museum Brühl des LVR
Joana Vasconcelos Hat man nur e ine ihre r bunte n Sk ulpt ure n ode r spek tak uläre n I n s t a l l a t i o n e n g e s e h e n , m a n v e r g i s s t s i e s o s c h n e l l n i c h t w i e d e r. U n d d a s l i e g t w o h l n u r z u m Te i l a n d e r e n t e i l w e i s e imposanten A u smaße n ode r ihre m G e wicht . D a s M a x E r n s t M u s e u m B r ü h l d e s LV R z e i g t a b d e m 7. A p r i l e i n e g ro ß e Ü b e r b l i c k s a u s s t e l l u n g z u m We r k v o n J o a n a Va s c o n c e l o s und ihre n wild wuche r nde n In sze nie r unge n .
Aufsehen erregte die portugiesische Künstlerin Joana Vasconcelos 2005, als sie auf der 51. Biennale von Venedig einen sechs Meter hohen Kronleuchter aus 25.000 Tampons fertigte. „A Noiva“ (Die Braut) ließ keinen Zweifel daran, dass man es mit einer Künstlerin zu tun hat, der es gelingt, einfachste M aterialien und banalste Alltagsdinge in Kunst zu verwandeln und ihnen sogar eine poetische Seite abzugewinnen. Ein ähnlich schönes Beispiel ist auch der grüne F laschenbaum „Nectar“ (2006), der vor dem Eingang des Museu Coleção Berardo in Lissabon steht und nur ein bisschen an Marcel Duchamps Flaschentrockner-Readymade von 1916 e rinnert. Denn die Fernwirkung dieses zauberhaften „Gewächses“ ist eine ganz andere, als man bei den einfachen Materialien Eisen und Glasf laschen, aus denen das Objekt besteht, glauben mag. In anderen Farben funktioniert es genauso gut. Ansonsten sind Herzen und Wellenformen, Pünktchen und sternförmige Netze, bunte Bordüren und Schlangenlinien Vasconcelos’ liebste Ornamente. Oder sie verwendet goldfarbenes gestanztes und geschweißtes Blech kombiniert mit rosa-orangen Federn für einen Helikopter, der aussieht, als würde eine Prinzessin gleich damit abheben: „ Lilicoptère“ (2012). Mit Glitter, Strass und bunten Perlen verzierte Stoffschlangen und zahllose andere poppige Fan tasiewesen bevölkern diese bunte Welt. Die in Paris geborene portugiesische Bildhauerin Joana Vasconcelos (* 1971) ist eine Meisterin der Dekontextualisierung und Subversion. Indem sie sich Fundobjekte aneignet, in Größe und Farbe, Textur und Material oder ihrem Standort verfremdet, schafft sie augenzwinkernd eine neue Generation von Readymades mit Anleihen bei Nouveau Réalisme sowie Pop-Art – mit herzlichen Grüßen an Duchamp, Rosemarie Trockel oder Claes Oldenburg. Auch wenn ihre Arbeiten mitunter einen kritischen Impuls besitzen und auf Muster und Stereotype in unserer Gesellschaft hinweisen, sieht Vasconcelos sich selbst nicht unbedingt als politisch oder als Konzeptkünstlerin. Ihr ist die sinnliche Komponente der Werke wichtiger. „Nicht irgend eine Theorie, die dahintersteht, und nicht das Projekt an sich“ seien ihr wichtig, „sondern das Gefühl, das entsteht, wenn man die Ausstellung sieht.“
Ein besonderer Hingucker ist immer wieder die tonnenschwere Walküre, deren Herstellung 20 Näherinnen rund zwei Jahre beschäftigt und die es in mehreren Ausführungen gibt (seit 2004). Ihr riesiger, aus unzähl igen Stoffteilen zusammengesetzter Körper mit seinen Auswüchsen und krakenähnlichen bunt bestickten Stoffa rmen hängt frei schwebend im Raum, in den in alle Richtungen wuchernden Tentakeln pulsieren mitunter k leine Lichter. An vielen europäischen Kunstorten konnte man den bunten Wesen schon begegnen: In Versailles, im d änischen Aarhus, in Lissabon oder im extravaganten F rank-Gehry-Bau in B ilbao haben sie ihre bunte Weiblichkeit entfaltet. Ebenso wie die filigran durchbrochenen Teekannen und andere Gerätschaften, die monumental aufgeblasen in i hrer neuen Materialität zu schwelgen scheinen. Kleinere A rbeiten, die die Künstlerin oftmals in Handarbeit fertigt, erwecken traditionelle Techniken zu neuem Leben. Da werden Musikinstrumente, Tierplastiken oder Möbel mit einem gehäkelten bunten Netz umspannt. Monumentale, aus Plastikbesteck bestehende Tropfen- oder Herzformen sehen aus wie die Klöppelarbeit einer geduldigen Riesin und der g roße bunte Hahn „Pop Galo“ (2016) ist Attraktion an jedem Ort, an dem er steht. Einige der vielgliedrigen, spinnenartigen Leiber sehen auf den ersten Blick vielleicht etwas gruselig aus, doch dieser Eindruck hält nicht lange vor. Denn die Objekte Joana Vasconcelos’ sind ganz im Gegenteil vor allen Dingen freundlich und wohl eher gutmütig. Egal wie wuchtig sie daherkommen, von ihnen droht keine Gefahr. Selbst ihre Walküren sind keine todbringenden Geistwesen, sie sind eher entfernte Kusinen von Niki de Saint-Phalles „Nanas“. K ATJA BEH REN S
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Joana Vasconcelos, „Diagonals (Diagonalen)“, 2013, handbemalte Viúva Lamego Kacheln, handgehäkelte Wolle, Verzierungen, Polyester, Sperrholz, Eisen, 216 x 260 x 231 cm, Sammlung der Künstlerin, © VG Bild-Kunst, Bonn 2019, Foto: © Unidade Infinita Projectos
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196 M ax Bill: Bauhaus in Winter thur, Riegel und Ulm
Auf der Suche nach Vollkommenheit
Max Bill (1908–1994), „progression mit vier quadraten“, 1942 © VG Bild-Kunst, Bonn 2019
De r A rchitek t, Kün stle r und G estalte r war B auhau s-Schüle r und f ühre nde r Kopf de r Zürche r Konk re te n .
Aufgabe der Kunst war für Bill nicht, die Natur abzubilden. „Konkrete kunst ist in ihrer eigenart selbständig. sie ist der ausdruck des menschlichen geistes, für den menschlichen geist bestimmt, und sie sei von jener schärfe, eindeutigkeit und vollkommenheit, wie dies von werken des menschlichen geistes erwartet werden muss.“ So formulierte es Max Bill 1949 in einer programmatischen Schrift. Der einflussreiche Schweizer Künstler, Designer und Architekt sah die Kunst als wichtige Kraft auf dem Weg in die Moderne. Er glaubte an die Idee des Bauhauses, dass Kunst und Handwerk sich zu einem Gesamtkunstwerk verbinden lassen und gemeinsam den Weg in eine neue, idealere Gesellschaft weisen können. Max Bill war einer der führenden Köpfe und auch einer der vielseitigsten Gestalter im Kreis jener Künstlerinnen und Künstler, die als Zürcher Konkrete internationale Bedeutung erlangten. Geboren 1908 in Winterthur, kam Max Bill bereits in jungen Jahren mit Kunst in Berührung. Der Bruder seiner Mutter, Ernst Geiger, lebte als Maler am Bielersee, und er unterstützte die kreative Entwicklung seines Neffens. 1927 und 1928 studierte Max Bill nach einer Lehre als Silberschmied am Bauhaus. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz arbeitete er zunächst vor allem als Architekt, später auch als Bildhauer, Grafiker und Maler. Bereits in den 1930er-Jahren wurde der Winterthurer zu einem der wichtigsten Vertreter und Wortführer der Zürcher Konkreten. Als Gründungsrektor der Ulmer Hochschule für Gestaltung sollte er im Nachkriegsdeutschland die Idee des Bauhauses erfolgreich wieder aufleben lassen. Max Bill hat sich vor allem mit seinen architekt o nischen Entwürfen und mit seinen Bildern und Skulpturen, die auf klaren Farbf lächen und rhythmischen Linienfüh rungen beruhen, in die Kunstgeschichte eingeschrieben. Bill war a llerdings auch als Produktgestalter, Typograf und T heat erausstatter tätig. Zum 100-jährigen Bauhaus-Jubi läum erinnern gleich mehrere Ausstellungen an ihn und sein Schaffen. Das Kunst Museum Winterthur, in dessen Sammlung sich eine bedeutende Gruppe seiner Werke befindet, präsentiert Max Bill als Vertreter der Zürcher Konkreten. Neben Gemälden, Skulpturen, Arbeiten auf Papier sind auch Gem älde und Zeichnungen von Camille Graeser, Verena Loewensberg und Richard Paul Lohse zu sehen. Anliegen der Ausstellung ist es, die zeitlose Gültigkeit dieser Arbeiten zu dokumentieren, aber auch, die Vielfalt zu zeigen, die
ALICE HENKES
13 . Apr il 2019 bis 2 . Febr uar 2020 Kon st r uk t ives K abine t t . Ma x B ill und die Zürche r Konk re te n Kunst Museum Winter thur www. k mw. ch Bis 1 4 . Juni 2019 Ma x Bill, Jakob Bill, David Bill – 100 Jahre B auhau s K u n s t h a l l e M e s s m e r, R i e g e l w w w . k u n s t h a l l e m e s s m e r. d e 29 . Juni bis 13 . Ok tober 2019 B a u h a u s U l m : Vo n P e t e r h a n s b i s M a l d o n a d o Hochschule f ür Gestalt ung, Ulm www. hfg- archiv. mu se umulm . de
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Dre i Au sstellunge n e r inne r n i m B a u h a u s - J a h r a n M a x B i l l (1 9 0 8 – 1 9 9 4 ).
innerhalb der Gruppe der Zürcher Konkreten möglich war. Auswahl und Zusammenstellung der Werke verdeutlichen, dass Konkrete Kunst weit mehr ist als Regelwerk und Ordnung. Einige Künstlerinnen und Künstler der Gruppe haben mit überraschenden Bildfindungen und sinnlichen Farbgebungen gearbeitet und so die eigenen Dogmen immer wieder aufgebrochen. Die Winterthurer Ausstellung zeigt zudem, wie die Zürcher Konkreten mit ihrer Arbeit bis in die Gegenwart fortwirken, indem sie Werke von Kunstschaffenden integriert, die die Gedanken konstruktiver Kunst bis heute aufgreifen und reflektieren. Vom Variantenreichtum der Konkreten Kunst erzählt auch die Ausstellung „Max Bill, Jakob Bill, David Bill – 100 Jahre Bauhaus“ in der Kunsthalle Messmer in Riegel, die drei Generationen der Familie Bill in rund 90 Werken präsentiert. Vater, Sohn und Enkel Bill haben sich alle der gleichen Kunstrichtung verschrieben und ihr dennoch je eine eigene Prägung geben können. Max Bill stützte sich in seinem vielgestaltigen Werk auf mathematische Formeln. Jakob Bill (* 1942) konzentriert sich auf Malerei und die Beschäftigung mit Farben. Und David Bill (1976–2018) untersuchte in seinen Arbeiten vor allem Raumgefüge. Schließlich ist Max Bill auch in Ulm präsent, wo er 1953 die Hochschule für Gestaltung gründete, die er als Nachfolgerin des Bauhauses verstand. In den 1950er-Jahren konnte er etliche ehemalige Bauhäusler nach Ulm locken. Die Ausstellung „Bauhaus Ulm: Von Peterhans bis Maldonado“ erinnert im Rahmen des Bauhaus-Jubiläums an diese Anfänge der Hochschule für Gestaltung.
Hermann Scherer, Paul Camenisch und Ernst Ludwig Kirchner auf der Veranda vor dem Wildbodenhaus, Juli 1926
26.05. – 27.10.19 « … heute kam den ganzen Tag Besuch » Kirchners Gäste
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Saalaufnahme Bündner Kunstmuseum Chur, Martin Disler, „Die Umgebung der Liebe“, 1981 (Ausschnitt), Foto: Ralph Feiner
Wiederentdeckung einer gemalten Legende
Martin Disler D a s B ü n d n e r K u n s t m u s e u m p rä s e n t i e r t M a r t i n D i s l e r s erst mals in der Schweiz .
Martin Dislers „Die Umgebung der Liebe“ zählt zu den g roßen Legenden der jüngeren Kunstgeschichte. Und das in jeder Beziehung. Das Format ist überwältigend: Insgesamt 140 Meter breit, über vier Meter hoch. Über kein anderes Werk des Malers aus dem Solothurner Raum wurde so viel ge sprochen und geschrieben. Dabei haben nur die wenigsten Kunstinteressierten es wirklich je gesehen. Denn das Monumentalbild, das 1981 im Auftrag des Kunstvereins Stuttgart entstand, wurde bisher nur zweimal präsentiert. Im Winter 1981 war es zwei Monate im Kunstverein Stuttgart zu sehen. 1987 wurde es noch einmal für zehn Tage gezeigt. Danach verschwand das Werk im Depot. Dennoch: Die Wirkung des Bildes war enorm, und sie hält bis heute an. Das verdankt sich auch seiner Entstehungsgeschichte. In nur vier Nächten hat Disler das Werk gemalt. In jeder dieser vier Nächte entstand ein 35 Meter breites Bild. Die vier Bildteile, die am Boden liegend gemalt und anschließend vor die Wände gehängt wurden, zeugen von der tiefen Empfindsamkeit und expressiven Kraft Dislers. In „Die Umgebung der Liebe“ sind alle Motive, alle Themen anzutreffen, die sein Werk bestimmten: Zärtlichkeit und Gewalt, Lebenshunger und Todesnähe.
Das raumfüllende Werk markiert zudem einen wichtigen Wendepunkt in der Karriere des jung verstorbenen Künstlers. Mit „Die Umgebung der Liebe“ betrat Martin Disler die internationale Bühne. 1982 wurde er zur „documenta 7“ in Kassel eingeladen. 2007 wurde „Die Umgebung der Liebe“ von der Gottfried Keller-Stiftung für die Schweiz angekauft. Im Bündner Kunstmuseum wird das Werk nun erstmals auf Schweizer Boden präsentiert. Museumsdirektor Stephan Kunz läutet mit dieser Ausstellung das 100-Jahre-Jubiläum seines Hauses ein. Für ihn ist es ein großer Glücksfall, dass das Werk genau in den Neubau passt. Anders als der Kunstverein Stuttgart ist der Saal des Museums in Chur allerdings nicht ganz offen. Zwei Einbauten gliedern den Raum, sodass das Bild nie im Ganzen betrachtet werden kann, sondern sich im Gehen entfaltet, wie ein Film, der mit oder gegen den Uhrzeigersinn betrachtet werden kann und dabei immer wieder Neues entdecken lässt. ALICE HENKES
Bis 26. Mai 2019 M a r t i n D i s l e r. D i e U m g e b u n g d e r L i e b e Bündner Kunst museum Chur w w w . b u e n d n e r- k u n s t m u s e u m . c h
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200 Kunstmuseum Thurgau, Kar tause It tingen
Helen Dahm – Ein Kuss der ganzen Welt „ … was ist not wendig zu t un und was ist unwesentlich? S c h l i e s s l i c h g e h t a l l e s d a r u m – ‚ M e n s c h w e rd e w e s e n t l i c h ! ‘ D a s K l e i n e k a n n g a n z g ro s s s e i n u n d d a s G ro s s e k l e i n . E i n R e g e n t ro p f e n w i rd z u m D i a m a n t , w e n n d i e S o n n e i h n t r i f f t . I c h f a n g e j e d e n Ta g a n , a l s w ä r e e s d e r e r s t e u n d z u g l e i c h d e r l e t z t e .“
A R T M A P P F R Ü H J A H R 2 019 — A U S S T E L L U N G
H E L E N D A H M , 19 5 6
Helen Dahm, Fotoporträt, 1960er-Jahre, Fotograf unbekannt
Helen Dahm gehört zu den Pionierinnen und Grenzgänge rinnen der Schweizer Moderne. Doch bis heute blieb das Werk der 1878 in Kreuzlingen geborenen Frau unterschätzt. Dabei zeigen Ausstellung und Begleitpublikation, dass Helen Dahm eine in vieler Hinsicht beeindruckende Künstlerpersön lichkeit ist:
Helen Dahms Schaffenszeit war sehr lang und vielseitig: Die ersten erhaltenen Arbeiten stammen von 1897, die letzten aus ihrem Todesjahr 1968. Stets beschritt die Künstlerin neue Wege und experimentierte künstlerisch – mit Formen, Materialien und Motiven. So spiegelt sich in ihrem Schaffen beinahe ein Jahrhundert Kunstgeschichte. Zeitlebens traf Helen Dahm radikale Entscheidungen, um ihren Weg als Frau und Künstlerin zu verfolgen: Sie ließ ihre Familie in Zürich zurück und ging 1906 gemeinsam mit ihrer Freundin in die damalige Kunstmetropole München. Dort lernte sie Gabriele Münter, Wassily Kandinsky sowie andere Künstlerinnen und Künstler des Blauen Reiters kennen. Diese Begegnungen wie überhaupt das Kunstgeschehen in den turbulenten Jahren von 1906 bis 1913, die ja als Geburt der künstlerischen Moderne gelten, prägten Dahms eigenes Schaffen entscheidend. Zurück in Zürich entstanden Dahms wunderschöne, aber bis heute kaum bekannten Holz- und Linoldrucke, die P ort räts, Landschaften und tanzende Frauenakte zeigen. Durch die Entdeckung, dass Dahm 191 7 Mitglied des Schweizer ischen Werkbundes wurde, müssen viele ihrer Bilder, aber auch von ihr gestaltete Textilien, Tapeten und Gefäße, neu- und auf bewertet werden. Die Künstlerin war Teil der lebensreformerischen Bewegung jener Zeit, die in kunstgewerblichen Objekten Kunst und Leben zu vereinen und gerade im Ausdruckstanz Metaphern für das Sprengen von Konventionen suchte. Anfang der 1920er-Jahre beschloss Helen Dahm, mit ihrer Lebensgefährtin Else Strantz in ein Bauernhaus nach Oetwil am See im Zürcher Oberland zu ziehen. Dieser Ausbruch in die Natur entsprach dem Drang der damaligen Künstlergeneration, Inspiration und Freiheit außerhalb der Städte zu suchen – sei es in Murnau oder in Künstlerkolonien wie Worpswede oder Ascona. 1938 führte sie ihre Sinnsuche bis nach Indien, wo sie in einem Frauen-Ashram lebte. Zurück in Oetwil beschritt Dahm immer neue künstlerische Wege und erhielt schließlich späte Anerkennung: 1954 wurde ihr als erster Frau der
201 Kunstpreis der Stadt Zürich verliehen. Doch auch danach experimentierte Helen Dahm stets weiter und begann im Alter von knapp 80 Jahren, abstrakt zu malen. Bis heute geriet Helen Dahms Werk, insbesondere außerhalb der Schweiz, in Vergessenheit. Dabei wäre gerade ein Vergleich mit Künstlerinnen wie Paula Modersohn-Becker oder Gabriele Münter fruchtbar und gewinnbringend, wie der reich bebilderte Katalog zeigt. Das Ausstellungs- und Buchprojekt, das in Zusammenarbeit mit dem Helen Dahm Museum Oetwil am See entstanden ist, ermöglicht eine neue Wahrnehmung ihrer Werke. Viele bisher unbekannte Arbeiten aus zahlreichen institutionellen und privaten Sammlungen werden in der über 170 Werke umfassenden Ausstellung gezeigt. Losgelöst von der äußerst spannenden Lebensgeschichte ihrer Schöpferin halten die Werke dem kunstgeschichtlichen Vergleich mit Zeitgenossen mühelos stand und wiesen bisweilen visionär in die Zukunft. Helen Dahm, Ohne Titel [Figur mit Ornament], undatiert, ca. 26,5 x 26 cm,
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P i n a ko t h e k i n M ü n c h e n: P u b l i k u m s m a g n e t
B ü r k l e ( Ka t j a)… Fotos: © Amrei Heyne
w i e h e r r l i c h e Vo r l e s u n g i n Ku n s t g e s c h i c h te. Die jungen Wilden der italienischen Re n a i s s a n c e u m Fr a A n g e l i c o, F i l i p p o L i p p i , A n t o n i o Po l l a i u o l o, A n d r e a d e l Ve r r o c c h i o, D o m e n i c o G h i r l a n d a i o, Sandro Bot ticelli, Filippino Lippi, Leonardo da Vinci, Lorenzo di Credi und Fr a B a r t o l o m m e o s t r a h l t e n i n l e u c h t e n d s t e n F a r b e n u m d i e We t t e . D e m Ku r a t o r A n d r e a s S c h u m a c h e r g e l a n g e s We r ke a u s a l l e r We l t z u v e r s a m m e l n . A l ex Ka t z i m M u s e u m B r a n d h o r s t i n M ü n c h e n b i s 22 . A p r i l 2019! We r ke a u s 70 (!) J a h r e n A r b e i t : Fr a u e n , L a n d s c h a f t , Pe r f o r m a n c e ! E i n e l e b e n d e L e g e n d e a u s d e r G e n e r a t i o n N e w Yo r k S c h o o l u m J a s p e r J o h n s , Cy Two m b l y, Ro b e r t Ra u s c h e n b e r g . A l ex Ka t z i n N e w Yo r k n ow a n d f o r e v e r i n d e r n e u e n 57t h S t r e e t S u b w a y S t a t i o n ( F Tr a i n) m i t „ M e t r o p o l i t a n F a c e s“ ! G o ! S e e ! B a r b a r a K r u g e r, G o s l a r e r Ka i s e r r i n g 2019, u n v e r w e c h s e l b a r- k r i t i s c h - d i r e k t : PRUMP TUTIN / I shop therefore I am in „ L o c a l H i s t o r i e s“ m i t J e n ny H o l z e r, Ro s e m a r i e Tr o c ke l D o n a l d J u d d , C a r l A n d r é , S o l L eW i t t , B r u c e N a u m a n , H a n n e D a r b ov e n m J a s o n R h o a d e s u. v. a . b i s 29. S e p t e m b e r 2019 z u e r l e b e n i m H a m b u rger Bahnhof in Berlin. *Z u d e n S t e r n e n*! A l v a r B e y e r, d e r B e r l i n e r Kü n s t l e r u n d M a l e r ( L e i pz i g e r S c h u l e) ka n n a u c h S k u l p t u r ! F i l i g r a n e r, Alex Katz @ Museum Brandhorst, © VG Bild-Kunst, Bonn 2019
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207 Va l l e y d e r L u f t - u n d Ra u m f a h r t i m a s t o Pa r k i n O b e r p f a f f e n h o f e n vo r d e n To r e n Münchens! Chapeau! D i e l e g e n d ä r e Pa r i s e r G a l e r i e B e r n h e i m - J e u n e s c h l i e ß t . A u Re n o i r ! N a m e d r o p p i n g ? C éz a n n e s , C o u r b e t , D e l a c r o i x , M a t i s s e , Va n G o g h , J u l i e n L e c l e r c q , B e r n h a r d Ko e h l e r, H e r b e r t E s c h e , Ka r l - E r n s t O s t h a u s , Pa u l C a s s i r e r, D a n i e l - H e n r y Ka h n w e i l e r… U n d: J a n B ö h m e r m a n n , e n f a n t t e r r i b l e den das Land verdient und feier t, er findet d a s A r b e i t e r l i e d n e u. H ö r e ‚ D a s L i e d d e r a u s g e b e u t e t e n Pa ke t k u r i e r e‘. D a n i e l a Wo l f e r, d i e S t u t t g a r t e r Kü n s t l e r i n u n d D J a n e D i r t y D a n i e l a f e i e r t d i e Fr a u auf Leinwand und Dancefloor! Unsere A u s s t e l l u n g „C h i c k To o l s 2 “ b i s A p r i l 2019 i n S t u t t g a r t b e i H a n s e l m a n n & Compagnie überrascht im kleinen Pa p i e r f o r m a t . I h r e I n n e r R hy t h m Re v i v a l Daniela Wolfer in ihrem Atelier in Stuttgart
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Wie sich Ensemble um die großar tige Ka t j a B ü r k l e a u f U l r i c h Ra s c h e s B ü h n e n m a s c h i n e n -“ E l e k t r a“ a m Re s i d e n z t h e a t e r behaupten, ist ein brutales schwer zu er tragendes Theatererlebnis! I n s z e n i e r u n g „ B i l d e r d e i n e r g r o ß e n L i e b e“ vo n Wo l f g a n g H e r r n d o r f a m k l e i n e n t h e a t e r K A MM E RS P I E L E L a n d s h u t m i t a u f eine berührende schmerzlich-schöne Re i s e i n I n n e r s t e s , a l l e n S i n n - Fr a g e n d e s L e b e n s a u f d e r S p u r. Ve r l a s s e n S i e I h r e Ko m f o r t z o n e ! G e h e n Sie raus! Pfeifen Sie drauf los! Gehen Sie i n s T h e a t e r ! Ka u f e n S i e Ku n s t ! Tu n S i e , w a s S i e g l ü c k l i c h m a c h t ! G o o d bye , H e l l o ! M a c h e n S i e d o c h , w a s S i e wo l l e n !
Eva Fàbregas @ Kunstverein München
amrei _on _ tour @ar tmapp.net
Alvar Beyer, „Zu den Sternen“, © VG Bild-Kunst, Bonn 2019, Foto: Asto-Park Gilching
A R T M A P P F R Ü H J A H R 2 019 — A M R E I O N T O U R
J u l i a Ko s c h i t z n i m m t u n s i n Sv e n G r u n e r t s
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Ahrenshoop
Basel
Berlin
„Nach dem nördlichen Eismeer zu sehe ich noch eine kleine Tür.“ Schiffswege von Künstlern und Literaten ins Exil (1933–1941) Bis 7.4.2019 Kunstmuseum Ahrenshoop
Joann Sfar. Sans début ni fin 6.4. – 11.8.2019 Cartoonmuseum Basel
bauhaus imaginista 15.3. – 10.6.2019 Eröffnung: 14.3.2019, 19 Uhr Haus der Kulturen der Wert (HKW)
Von den Nationalsozialisten verfolgt, verließen sie ihre Heimat Richtung Palästina, nach England, Skan dinavien, in die USA oder nach Südamerika: Künstler und Literaturschaffende, unter ihnen George Grosz und Tisa von der Schulenburg, Else Lasker-S chüler, Lea Grundig, Mascha Kaléko, Oscar Zügel, Bert Brecht und Helene Weigel, Arnold und Beatrice Zweig sowie Anna Seghers. Fast alle reisten vor 1933 zur Som merfrische an die mecklenburgische und pommersche Ostseeküste. Oder weilten später in Ahrenshoop. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen bislang in der Exil-Forschung eher vernachlässigte Fragen: Auf wel chen Schiffen und von welchen Häfen aus reisten sie ins Ungewisse? Wer half ihnen bei der Beschaffung von Pässen, Visa und Schiffstickets? Wo gab es finanzielle Unterstützung? Wie verliefen die Überfahrten? Historischen Ansichten der jeweili gen Schiffe, Abfahrts- und Ankunftshäfen sollen die Schiffswege skizzieren – ergänzt von Gemälden, Zeichnungen, Aquarellen, Romanpassagen, Gedichten, deren Motive und Themen Einblicke in das jeweilige Exilschicksal gewähren. ☞ Kunstmuseum Ahrenshoop Di–So 10–17 Uhr Weg zum hohen Ufer 36, 18347 Ostseebad Ahrenshoop T +49 (0) 38220 6679-0 www.kunstmuseum-ahrenshoop.de
Seit über 20 Jahren verleiht Joann Sfar dem zeitge nössischen Comic Impulse. In der jüdischen Kultur und einem Elternhaus voller Literatur aufwachsend, schreibt und zeichnet er schon früh. Heute umfasst sein Werk allein im französischen Sprachraum mehr als 160 Publikationen. Seine Bücher kreisen um das Judentum, berühren Fragen zu Spiritualität, Glauben und Philosophie, reagieren auf politische und gesell schaftliche Ereignisse oder beschäftigen sich mit Lie be, Sexualität und Sfars eigenem Leben. Als Comic zeichner hat Sfar zu einem unverwechselbaren Stil gefunden. Sein Repertoire reicht von feinen Tusche zeichnungen bis zu Anleihen bei der Malerei. Die tief sinnigen Geschichten sind nie lückenlos und verlan gen nach Fantasie und Lust am Nachdenken. Das Cartoonmuseum Basel präsentiert den Ausnahme künstler Joann Sfar erstmals in einer großen Über blicksausstellung mit über 200 Originalzeichnungen, Aquarellen, Malereien. ☞ Cartoonmuseum Basel Di–So 11–17 Uhr St. Alban-Vorstadt 28, CH-4052 Basel T +41 (0) 61 2263360 cartoonmuseum.ch Cartoonmuseum Basel präsentiert—presents
Joann Sfar
„bauhaus imaginista“ erzählt die internationalen G eschichten des Bauhauses. Seit ihrer Gründung 1919 stand die Schule in Kontakt mit avantgardistischen Bewegungen weltweit. Das Projekt schlägt eine neue Lesart des Bauhauses als globaler Resonanzraum und kosmopolitisches Projekt vor: Eine Ausstellung und zwei Konferenzen verfolgen die transnationalen B eziehungen, die Korrespondenzen und Migrations geschichten, die über die Jahre des Bauhauses als Schule (bis 1933) hinausreichen. Der Titel „bauhaus imaginista“ verweist auf den Imaginationsraum, B auhaus und die vielschichtigen Lesarten, die der Begriff bis heute birgt. Seit März 2018 entstanden Ausstellungen, Sympo sien und Workshops in Hangzhou, New York, Kyoto und Tokio, Moskau, São Paulo, Lagos und Delhi. Im HKW entfaltet sich eine Gesamtschau von „bauhaus imaginista“ mit historischen Objekten und neuen Arbeiten von Kader Attia, Luca Frei, Wendelien van Oldenborgh, The Otolith Group, Alice Creischer, Doreen Mende, Paulo Tavares und Zvi Efrat. ☞ Haus der Kulturen der Welt Täglich (außer Di)/Feiertag 11–19 Uhr John-Foster-Dulles-Allee 10, 10557 Berlin T + 49 (0) 30 397870 hkw.de/imaginista
Sans début ni fin 6.4.— 11.8. 2019
Josef Albers, „Black Mountain College Student Else Lasker-Schüler (1869–1945), „Chaluzim kommen aus
in Costume for Valentine’s Day Ball”, 1940
den Orangenhainen“, um 1935, Ent wurf für das Frontispiz
© The Josef and Anni Albers Foundation /
des Buches „Hebräerland“, Bleistift und farbige Kreide
VG Bild-Kunst, Bonn 2019
auf Pergamin, 27,3 x 21,1 cm, Foto: Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft, Wuppertal
Bietigheim- Bissingen
Braunschweig
Dornburg
Franz Radziwill und die Gegenwart Landschaft, Technik, Medien Bis 22.4.2019 Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen
Malte Bartsch – AUTO MODUS 1 29.3. – 5.5.2019 Eröffnung 28.3.2019, 19 Uhr Debora Kim – jetzt und hier 29.5. – 26.6.2019 Eröffnung 28.3.2019. 20 Uhr halle267 – städtische galerie braunschweig
Bauhaus-Werkstatt Museum Dornburg Eröffnung 20.4.2019
Ist Franz Radziwill (1895–1983) in seiner norddeut schen Heimat ein hochgeachteter Künstler, so ist er im Süden weit weniger präsent. Das Eindringen der Technik in die Landschaft zieht sich wie ein roter F aden durch zahlreiche seiner Werke, was auf die Betrachter – bis heute – eine große Faszination aus übt. Der neusachliche Künstler, der sich 1923 in Dan gast am Jadebusen niederließ, zeigt in seinen Bildern zum einen die typische Küstenregion mit Booten, Dei chen und Feldern, doch zum anderen veranschaulicht er mit integrierten Strommasten, Flugzeugen, Marine schiffen oder Gasometern auch den technischen Zeit geist der 1920er- bis 1960er-Jahre. Er konstruierte faszinierende Ansichten und zugleich apokalyptische Visionen, die nichts an Aktualität eingebüßt haben. Die Ausstellung thematisiert in der Gegenüberstellung von 60 Gemälden und Aquarellen Franz Radziwills mit multimedialen Werken der Gegenwartskunst das ambivalente Verhältnis des Menschen zur von ihm erfundenen Technik – Angst und Skepsis versus E nthusiasmus und Fortschrittsglaube. ☞ Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen Di/Mi/Fr 14–18 Uhr, Do 14–20 Uhr, Sa/So/Karfreitag–Ostermontag 11–18 Uhr Hauptstraße 60–64, 74321 Bietigheim-Bissingen T +49 (0) 7142 74483 galerie.bietigheim-bissingen.de
Gemeinsam werden die Städtische Galerie Wolfsburg und die „halle267“ die erste größere institutionelle Einzelausstellung mit Werken des Künstlers Malte Bartsch präsentieren. Der Fokus dieser Ausstellungen in Braunschweig und Wolfsburg richtet sich auf die Frage von Zeit, Aktion, Reproduktion und Austausch. Hierfür plant Malte Bartsch weiterführende Arbeiten. Debora Kim präsentiert die dreidimensionale Wirkung des Werkstoffs Baumwollgarn, der ein Übergreifen in den Raum jenseits der Leinwand alleine durch das Zusammenspiel verschiedenfarbiger Garne ermöglicht. Dabei wird die traditionelle Funktion der Leinwand als Bildträger in Frage gestellt. Im Gegensatz zur ursprünglichen Gebrauchsfunktion des Baumwollgarns erhält das Material durch Kims Arbeit eine sinnliche, faszinierende Komponente. ☞ halle267 – städtische galerie braunschweig Mi/Fr 15–18 Uhr, Do 15–20 Uhr, Sa/So 11–17 Uhr Hamburger Straße 267, 38114 Braunschweig T +49 (0) 531 4704856 www.braunschweig.de/halle267
Das Bauhaus-Werkstatt Museum Dornburg ist das kleinste der zum Bauhaus-Jubiläum 2019 neu eröff nenden Museen. Es präsentiert die letzte noch weit gehend erhaltene Bauhaus-Werkstatt mit einer Viel zahl an originalen Werkstattobjekten. Die nur gering veränderten Räume sind ein besonderer Erlebnisort, der die Werkstatt als Institution aber auch als Arbeitsund Lebensgemeinschaft nachvollziehbar macht. Die Töpferei, mit dem Formmeister Gerhard Marcks und dem Werkmeister Max Krehan, war die einzige exter ne Werkstatt des Weimarer Bauhauses. In der beson deren Lage an den Dornburger Schlössern in dem kleinen Städtchen oberhalb der Saale entstand eine besondere Gemeinschaft. Obgleich die Geschichte der Bauhaus-Töpferei nur knapp fünf Jahre währte, ent wickelten hier unter anderem Theodor Bogler, Otto Lindig, Marguerite Friedlaender und Werner Burri gemeinsam mit ihren Meistern unter einfachsten B edingungen eine neue Gefäßästhetik von inter nationalem Rang. Nach dem Bauhaus führte Otto Lindig die Werkstatt weiter, bevor sie 1949 von der Keramikerfamilie Körting übernommen wurde. ☞ Bauhaus-Werkstatt-Museum Dornburg Di–So 11–17 Uhr Max-Krehan-Straße 1, 07774 Dornburg-Camburg T +49 (0) 36692 37333 www.bauhaus-keramik.de
TERMINE FÜR ENTDECKER
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Malte Bartsch, „time machine“, 2013 ongoing Credit: Edward Greiner
Franz Radziwill, „Nach dem Unglück“, 1949, Öl auf Leinwand auf Holz, 101 x 110 cm,
Courtesy: Kunsthalle Emden /
Otto Lindig, Kanne, Bauhaus-Kakaokanne, Malhörnchen
© VG Bild-Kunst, Bonn 2019
Foto: Museum Dornburg
A R T M A P P F R Ü H J A H R 2 019
Radziwill Sammlung Claus Hüppe
Paris, Paris! Karlsruher Kßnstler an der Seine 1850–1930
23/02 bis 02/06 2019
Eb erdingen- Nussdor f
Frankfur t am M ain
Hamburg
Aus der Südsee Bis 10.6.2019 KUNSTWERK – Sammlung Klein
Frankfurt am Main im Bauhausjahr
HAUS MICHAELSEN von Karl Schneider 1922–24 in Entstehung und Rezeption 12.5. – 21.7.2019 Puppenmuseum Falkenstein
Aus Samoa und Tonga, Futuna, Niue und den Fiji- Inseln stammen rund dreißig Rindenbaststoffe, die im 19. und 20. Jahrhundert gefertigt wurden. Die Rinden baststoffe – auch tapa genannt – wurden nicht ge webt, sondern aus dem Bast von Rinde auf hölzernen Ambossen zu feinen Texturen geschlagen, mit Schab lonen oder Musterbrettern bedruckt oder von Hand bemalt. Traditionell verwendet wurden sie als Klei dung oder als Stoffe im häuslichen Gebrauch, sie waren aber ebenso Bestandteil ritueller Zeremonien. Bei hohen Festen zeugten große und aufwändig g estaltete Stoffbahnen nicht nur von Status und A nsehen ihrer Besitzer, sondern bestätigten und er weiterten auch das Bestehen sozialer Beziehungen. Den Auftakt der Ausstellung bilden zeitgenössische Werke aus Neuseeland. Darryn George verbindet E lemente der Maori-Kunst mit abstrakter Malerei. John Pule, der auf der polynesischen Insel Niue g eboren und in Neuseeland aufgewachsen ist, hat durch die Auseinandersetzung mit den Rindenstoffen seiner Heimat wesentliche Impulse für seine eigene Bildsprache erhalten. ☞ KUNSTWERK – Sammlung Klein Mi–Fr/So 11–17 Uhr Siemensstraße 40, 71735 Eberdingen-Nussdorf T +49 (0) 7042 3769566 www.sammlung-klein.de
Unter dem Label „Das Neue Frankfurt“ entwickelte sich die Mainmetropole in den 1920er-Jahren zum weltbekannten Zentrum der Avantgarde. Im Bau haus-Jubiläumsjahr widmen sich drei städtische M useen der legendären Großstadtutopie: Im Museum Angewandte Kunst steht das Design der Mainmoderne im Fokus, das bis heute für einen b eispiellosen Aufbruch in Gestaltung, Mode, Musik, Film und Fotografie steht (bis 14.4.2019). Das Deutsche Architekturmuseum widmet sich dem Herzstück des Neuen Frankfurt: Den avantgardisti schen Bauten und Wohnsiedlungen, die in den Jahren 1925–1930 entstanden (23.3.–18.8.2019). Das Historische Museum Frankfurt geht mit seinem Stadtlabor der Frage nach, wie es sich heute in den Siedlungen des Neuen Frankfurt lebt (16.5.–15.9.2019). In der Wohnsiedlung Römerstadt gibt es zudem mit dem ernst-may-haus ein Musterhaus des Neuen F rankfurt. Das Bauwerk ist vollständig rekonstruiert und nach historischem Vorbild eingerichtet – inklusive Frankfurter Küche. ☞ Weitere Informationen zu allen Ausstellungen und Aktivitäten: www.forum-neues-frankfurt.de
Das berühmte Landhaus von Karl Schneider stand exemplarisch für eine neue Architekturentwicklung: bereits 1925 veröffentlichte Gropius im Bauhausbuch Nr.1 dieses Bauwerk. Es wurde neben dem Chilehaus zum meistveröffentlichten Hamburger Gebäude des 20. Jahrhunderts. Anhand zeitgenössischer Publi kationen und Vintageprints zeigen wir in unserer S onderausstellung die ARCHITEKTURMODERNE in E ntstehung und Rezeption. „Dieses Haus steht in Blankenese, das Stendhal einen der drei schönsten Punkte Europas nannte. Der Blick in das Elbtal ist in der Tat wunderbar. Der Architekt hat das Haus auf das engst mit der Landschaft ver bunden. Einfache Formen und Flächen, klarer, logisch bewegter Körper, mächtige Fensteröffnungen zum Strom, unzerrissene Rasenflächen. Das Barrierenlose ist schön an diesem Bau.“ schrieb Adolf Behne 1927 in „Neues Wohnen – Neues Bauen“. Die Veranstaltung findet sowohl im Rahmen der 100jahre bauhaus als auch des Hamburger Architektur Sommers 2019 statt. ☞ Puppenmuseum Falkenstein Di–So 11–17 Uhr Grotiusweg 79, im Sven-Simon-Park, 22587 Hamburg T +49 (0) 40 810581 www.elke-droescher.de
TERMINE FÜR ENTDECKER
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Wohnsiedlung Bruchfeldstraße Foto: Hermann Collischonn / © Archiv ernst-may-gesellschaft e.V.
Tanzrock, Fragment, Futuna, 19. Jahrhundert, Rindenbaststof f, Pigmente, Mischtechnik, 140 x 180 cm
Frankfurter Küche Foto: Reinhard Wegmann / © Archiv ernst-may-gesellschaft
Haus Michaelsen von Osten, um 1990 Foto: Elke Dröscher
A R T M A P P F R Ü H J A H R 2 019
Foto: blitz + pixel, Eberdingen
Monsengo Shula, Roi satellite, Detail, 2012 Farida and Henri Seydoux Collection © westudio.fr
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Heilbronn
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Wie es Euch gefällt Ankäufe und Schenkungen seit 2003 19.4. – 29.9.2019 Städtische Museen Heilbronn Museum im Deutschhof Kunsthalle Vogelmann
100 jahre bauhaus im westen
Nicole Bianchet – Neverland Bis 19.5.2019 Museum im Kleihues-Bau
Die Städtischen Museen Heilbronn präsentieren ihre Ankäufe und Schenkungen mit zwei Sammlungs schwerpunkten: der Skulptur und Plastik sowie Künst lern des 19. und 20. Jahrhunderts im deutschen Süd westen. Gezeigt werden u. a. Werke von Priska von Martin, Thomas Lenk, Franz Erhard Walther und T homas Schütte. Außerdem Werkgruppen des Malers Karl Hartmann, der im vergangenen Jahr in Heilbronn verstorbenen Hal Busse, Hans Schreiner sowie K unstwerke der klassischen Moderne und Stuttgarter Schule, etwa Ida Kerkovius, Bruno Diemer oder M oritz Baumgartl. Durch das anhaltend hohe Preisniveau im Kunst handel setzen die Städtischen Museen auf eine ent gegengesetzte Strategie und sammeln antizyklisch. So beantwortet die Ausstellung die Frage, wie man mit bescheidenen öffentlichen Mitteln einer historisch gewachsenen Sammlung gerecht werden und das eigene Profil weiter ausbauen kann. Die Ausstellung wird in beiden Häusern der Städtischen Museen g ezeigt und lädt die Besucher ein, ihr Lieblingswerk zu entdecken. ☞ Museum im Deutschhof Di 10–19 Uhr, Mi–So/Feiertag 10–17 Uhr Deutschhofstraße 6, 74072 Heilbronn T + 49 (0) 7131 564420 und Kunsthalle Vogelmann Di/Mi/Fr–So/Feiertag 11–17 Uhr, Do 11–19 Uhr Allee 28, 74072 Heilbronn T + 49 (0) 7131 562295 museen.heilbronn.de
Weimar, Dessau und Berlin sind die Stationen der „berühmtesten Reformschule“, Gropius war ihr G ründungsdirektor. Weniger bekannt: Impulse aus dem Rheinland und aus Westfalen beeinflussten E ntstehung und Entwicklung des Bauhauses und u mgekehrt drückte die Bauhaus-Idee auch NRW ihren Stempel auf. Unter dem Bauhaus-Motto „Die Welt neu denken“ lädt Nordrhein-Westfalen ein zu einer landesweiten, bislang beispiellosen Ausstellungs- und Ereignisreihe zu den Reformideen, den Anstößen, den Zeugnissen und den Wirkungen des Bauhauses. Den großen politischen Rahmen für das historische Experiment, „die Welt neu zu denken“, bildete die erste Demokratie Deutschlands, die Weimarer R epublik. Unter dem Motto „Gestaltung und Demo kratie. Neubeginn und Weichenstellungen im R heinland und in Westfalen“ widmen sich in ganz Nordrhein-W estfalen zahlreiche Ausstellungen und Verans taltungen Politik, Architektur, Design, Kunst, F otografie, Tanz und Theater. ☞ www.bauhaus100-im-westen.de #bauhauswow
Für die gebürtige Amerikanerin und Wahl-Nieder länderin Bianchet ist die Bildende Kunst etwas M agisches. Mit Farbe und Pinsel erschafft sie Parallelw elten – und das zu einer Zeit, zu der kaum noch jemand an Märchen glaubt. Nicole Bianchets Wunschmaschinen aus bemaltem Ton sind künstleri sche Einladungen, wieder an das Wünschen zu g lauben: „Make your wish“ – „Wünsch Dir was“. Mit einem Griff in den Sockel und einer Karte in der Hand soll der Betrachter von diesen elfenartigen We sen die Möglichkeit erhalten, seine Wünsche wahr werden zu lassen. Nicole Bianchet schafft mit ihren lyrischen Bildtiteln eine Verbindung zu kunsthistori schen Motiven und mythologisch märchenhaften Refe renzen. Mit dem Ausstellungstitel „Neverland“ ist die Idee von Nimmerland, der fiktiven Insel und Haupt handlungsort der Geschichte von Peter Pan, durchaus nachvollziehbar. An jenem Ort, an dem Kinder nie mals erwachsen werden, gibt es Elfen, Piraten und Meerjungfrauen und natürlich muss man nur an etwas glauben, damit es passiert. ☞ Museum im Kleihues-Bau Fr–So 11–18 Uhr Stuttgarter Straße 93, 70806 Kornwestheim T +49 (0) 7154 2027401 www.museen-kornwestheim.de
TERMINE FÜR ENTDECKER
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geburtstag feiern mit lászló, oskar, mies und anni © Niehaus Knüwer and friends, Düsseldorf
Nicole Bianchet, „La Sorcière recharchée, Make Your Wish!”, 2017, lufttrocknender Ton, bemalt, 32 x 17 x 21 cm Foto: Lea Gryze/ Courtesy: Galerie Michael Haas, Berlin
Ida Kerkovius, „Mulattin“, 1909, Öl auf Leinwand © Foto Städtische Museen, Klaus Seibold
A R T M A P P F R Ü H J A H R 2 019
und Nicole Bianchet
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Städtische Galerie + Kunstverein Offenburg 16. März bis 9. Juni 2019 www.galerie-offenburg.de
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Öffnungszeiten: Fr. – So. 11 – 20 Uhr Eintritt frei
VOLLGAS – FULL SPEED 17.02.2019 –19.01.2020
Karl-Friedrich-Str. 17 76133 Karlsruhe
Stefan Rohrer, Helios, 2011, Autokarosserie, Blattgold
Regierungspräsidium Karlsruhe Am Rondellplatz
KARLS RUHE 11.–14. APRIL 2019
Vernissage: Donnerstag 11.04.19, 19 Uhr
24. KUNSTLER MESSE
20.02.19 13:16
DONAUESCHINGEN
www.karlsruhe.de/kuenstlermesse
Mettingen
München
Nürnberg
fremd und vertraut 28.3. – 4.8.2019 Draiflessen Collection
El Anatsui. Triumphant Scale 8.3. – 28.7.2019 Haus der Kunst München
Unsere Künstler am BAUHAUS Nürnberg und die Moderne 14.3. – 23.6.2019 Kunstvilla im KunstKulturQuartier
Rembrandt Harmensz. van Rijn gab seinen Radierun gen, in denen er sich biblischen Themen widmete, eine starke Innerlichkeit. Er war ein Meister darin, diese Szenen in seine Zeit und Umgebung, die c alvinistischen Niederlande des 17. Jahrhunderts, zu holen. Dabei orientierte er sich an Bildtraditionen und am wortreichen Bibeltext. Rembrandt wollte den Kern der biblischen Ereignisse erfassen und zeigen. Durch seine Inszenierung von Licht und Dunkelheit sowie die starke Interaktion der Figuren, deren Mimik und Gestik große Präsenz ausstrahlen, oszillieren diese Bilder bis heute zwischen fremd und vertraut. Zur Ausstellung erscheint eine dreisprachige P ublikation (deutsch, niederländisch, englisch). HINWEIS: Besuch der Ausstellung nach Anmeldung (T +49 (0) 5452 9168-3500 oder fuehrungen@draiflessen.com) und immer mit Führung. ☞ Draiflessen Collection Mi–So 11–17 Uhr, jeden 1. Do im Monat 11–21 Uhr Georgstraße 18, 49497 Mettingen T +49 (0) 5452 9168-0 www.draiflessen.com
Das Werk des ghanaischen Künstlers El Anatsui hat die Sprache der zeitgenössischen Skulptur erweitert und ist geprägt von der Überzeugung, dass überall auf der Welt große Kunst entstehen kann. 2015 w urde Anatsui dafür mit dem Goldenen Löwen der Biennale von Venedig geehrt. Das Haus der Kunst widmet ihm jetzt seine bislang größte Überblicksausstellung. Sie zeigt alle Medien, in denen Anatsui in seiner bislang fünfzigjährigen Karriere gearbeitet hat - von den Holzskulpturen, Wandreliefs und Keramikskulpturen aus frühen Schaffensp erioden bis zu den ambitionierten Wand arbeiten aus gefundenen Materialien wie Kronkorken und Flaschenverschlüssen der letzten zwei Jahr zehnte. Trotz ihrer enormen Größe vermitteln diese Arbeiten Leichtigkeit und Transparenz und beein drucken durch ihre schillernden Farben und ihre p hysische Präsenz. E igens für das Haus der Kunst entwickelte Anatsui mehrere neue Skulpturen und eine Arbeit für die S üdfassade, die auf die monu mentale Architektur des Gebäudes eingehen. ☞ Haus der Kunst Prinzregentenstr. 1, 80538 München T +49 (0) 89 21127113 www.hausderkunst.de
2019 jährt sich die Gründung des Bauhauses zum 100. Mal. Die Kunstvilla nimmt das Jubiläum zum Anlass, Werke der Nürnberger Künstlerinnen und Künstler zu präsentieren, die an der bekanntesten deutschen Kunsthochschule zwischen 1919 und 1933 studiert haben, darunter der Bildhauer Willy Bloss (1906-1946), die Textildesignerin Bella Ullmann B roner (1905-1993) sowie die Architekten Josef Frör (1908-1979) und Rudolf Ortner (1912-1997). Die Ausstellung richtet ihren Fokus auf den Einfluss, den ihr Studium am Bauhaus auf ihr Schaffen und ihren weiteren Lebensweg genommen hat und zeigt rund 100 Werke aus den Bereichen Architektur, Skulptur, Malerei, Zeichnung und Design. Ein großer Teil der Exponate, darunter Teppichentwürfe von Bella U llmann Broner, wird erstmals öffentlich präsentiert. Daneben werden Persönlichkeiten wie Georg Gustav Wieszner, Ludwig Grote, Curt Heigl und Eva Eyquem vorgestellt, die die Rezeption des Bauhauses in N ürnberg vor und nach dem Zweiten Weltkrieg e ntschieden geprägt haben. ☞ Kunstvilla im KunstKulturQuartier Di–So 10–18 Uhr, Mi 10–20 Uhr Blumenstraße 17, 90402 Nürnberg T +49 (0) 911 23115893 www.kunstvilla.org
TERMINE FÜR ENTDECKER
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El Anatsui, „Gravit y and Grace”, 2010, Sammlung des Künstlers, Nsukka, Nigeria Courtesy: Jack Shainman Gallery, New York
Rembrandt Harmensz. van Rijn, „Joseph, seine Träume erzählend“, 1638, Draiflessen Collection (Liberna)
Bella Ullmann Broner, „Komposition der Grundformen“, 1931 (Detail) Foto: Kunst villa / © Bauhaus Archiv Dessau, Inv. 3243/15
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Foto: Stephan Kube
Bella Figura » Figurative Kunst aus der Sammlung der Oberschwäbischen Elektrizitätswerke (OEW) Ausstellung: 5. April bis 23. Mai 2019, EnBW Konzernsitz, Durlacher Allee 93, 76131 Karlsruhe 27. Mai bis 17. Juli 2019, EnBW City, Schelmenwasenstr. 15, 70567 Stuttgart Eintritt frei! Jeweils montags bis freitags (an Werktagen) 10:00 bis 18:00 Uhr www.enbw.com
© Horst Antes: VG Bild-Kunst, 2019
Oberhausen
Of fenburg
Penzb erg
BRITISH POP ART – Meisterwerke m assenhaft aus der Sammlung Heinz Beck. Special Guest: Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band Bis 12.5.2019 LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen
Ralph Fleck. Malerei 16.3. - 9.6.2019 Städtische Galerie Offenburg Kunstverein Offenburg-Mittelbaden e.V.
Stadt – Land – Werner Berg Wahlheimat Expressionismus 16.3. – 23.6.2019 Museum Penzberg — Sammlung Campendonk
Stadtbilder, Landschaften und Stillleben mit breitem Pinselstrich aus Farbmassen auf großformatige L einwände getürmt – das ist Ralph Flecks kraftvolle Malerei. Die Städtische Galerie Offenburg und der Kunstverein Offenburg-Mittelbaden e.V. präsentieren die leuchtend vibrierenden Bilder des Künstlers in einer großen One-Man-Show. Ob Seegischt, nebelumwobene Alpenberge oder ein Bücherregal: Fleck widmet sich mit beeindruckender motivischer Vielfalt dem faszinierenden Wechselspiel von abstrakt und gegenständlich. In seinem Werk untersucht er Farbe und Licht und weist dabei u ngewöhnliche Perspektiven auf. Er scheint mit der bekannten Sehgewohnheit des B etrachters zu spielen, diese gar umzukehren: Was aus der Ferne wie malerischer Realismus wirkt, wird beim Näherkommen nicht etwa detaillierter e rkennbar, sondern zerfließt zu einem bunten F arbenmeer aus pastosen Pinselstrichen. ☞ Städtische Galerie Offenburg / Kunstverein Offenburg-Mittelbaden e.V. Di–Fr 13–17 Uhr, Sa/So/Feiertag 11–17 Uhr Amand-Goegg-Straße 2, 77654 Offenburg T +49 (0) 781 822040 www.galerie-offenburg.de
Mit 115 Werken aus Kärnten wird das packende Werk Werner Bergs (1904–1981) erlebbar: seine Nähe zur klassischen Moderne und zum Expressionismus, aber auch seine eigenständige Entwicklung. Arbeiten von Emil Nolde, Max Beckmann, Edvard Munch, Alfred Kubin und Oskar Kokoschka zeigen die Vernetzung des Wahl-Österreichers auf. Zudem ist Werner Bergs Leben typisch für das kriegsgebeutelte 20. Jahrhun dert – hier sind Parallelen zu Heinrich Campendonk zu entdecken. In drei Stockwerken ist die Schau chro nologisch und thematisch gegliedert, sie entspricht auch einem Gang durch die Jahreszeiten. Begriffe wie Heimat, Alltag, bäuerliches Leben und Freundschaf ten, Grundfragen der Existenz und ihrer Fragilität werden fokussiert. Ein soziokultureller Ansatz füttert das Konzept der Kuratorinnen Anne Funck, Friederike Breier, Museumsleiterin Freia Oliv und Harald Schei chers, Kurator des Werner Berg Museums Bleiburg und Enkel Bergs. Mit im Angebot: zwei neue Buchpu blikationen plus üppiges Begleitprogramm. ☞ Museum Penzberg – Sammlung Campendonk Di–So 10–17 Uhr Am Museum 1 (ehemalige Karlstraße 61), 82377 Penzberg T +49 (0) 8856 813480 www.museum-penzberg.de
England gilt als Wiege der Pop Art und hat im S winging London der 1950er- bis 1970er-Jahre eine ganz eigene Bildsprache hervorgebracht. Bisher ha ben sich nur wenige Ausstellungen in Deutschland mit britischer Pop Art beschäftigt. In der LUDWIGGALERIE verdeutlichen nun über 150 Meisterwerke aus der Sammlung Heinz Beck die Entstehung und Wirkung dieser besonderen Kunstrichtung. Mit Bildthemen wie Werbung, Autos oder Frauen spiegeln Richard H amilton, David Hockney & Co. das Lebensgefühl der damaligen Zeit wider. Auch die Musik spielt eine z entrale Rolle. Diesem Sonderphänomen geht die Schau in einem eigenen Raum nach. Hier wird u. a. dem Plattencover des Beatles-Albums Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band – gestaltet durch Peter B lake und Jann Haworth – besondere Aufmerk samkeit gewidmet. Zudem präsentiert die LUDWIG GALERIE erstmals einen eigens entwickelten S ound-Walk zur Ausstellung und ermöglicht so den Besuchern ein akustisches Eintauchen in die Zeit. ☞ LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen Di–So 11–18 Uhr Konrad-Adenauer-Allee 46, 46049 Oberhausen T +49 (0) 208 41249 28 www.ludwiggalerie.de
TERMINE FÜR ENTDECKER
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Werner Berg, „Liebe“, 1932 © Bildrecht, Wien
Ralph Fleck, „Stadtbild 11/ VIII Athen”, 2015, 200 x 200 cm
Gerald Laing, „Sandra”, 1968 © 2019 The Estate of Gerald Laing
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Foto: B. Strauss
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Pforzheim
Reutlingen
Offene Horizonte Schätze zu Humboldts Reisewegen 13.4. – 8.9.2019 Eröffnung 12.4.2019, 19 Uhr Ausstellung im Dialog: Expedition | Berufskolleg für Design, Schmuck und Gerät 13.4. – 23.6.2019 Eröffnung 12.4.2019, 19 Uhr Schmuckmuseum Pforzheim
Birte Horn am Stück oder geschnitten 23.5. – 2.8.2019 TTR Technologiepark Tübingen-Reutlingen
„Offene Horizonte“ entwirft ein ganzheitliches Bild von Alexander von Humboldt, der vor 250 Jahren in Berlin geboren wurde und als eines der letzten Uni versalgenies gilt. Zwei große Expeditionen führten ihn nach Südamerika und Russland. Anhand von Tex ten, Bildern, Messinstrumenten, vielfältigen Artefak ten und Schmuckstücken von seinen Reisewegen und Lebensorten widmet sich die Schau einem Forscher, dessen von den Idealen der Aufklärung geprägtes Weltbild nach wie vor fasziniert. Im Fokus stehen weniger die einzelnen Objekte und Schmuckstücke an sich. Vielmehr geht es um den Zeitgeist und eine neue Dimension des Forschens, die Persönlichkeit Alexander von Humboldts und sein umfassendes Werk, die anhand von Beispielen aus der damaligen Zeit beleuchtet werden. Das abwechslungsreiche Veranstaltungsprogramm umfasst szenische Lesungen, einen Vortrag von Prof. Dr. Oliver Lubrich und ein Symposion am Inter nationalen Museumstag. Zur Eröffnung wird der H umboldt-Kenner Prof. Dr. Ottmar Ette sprechen. ☞ Schmuckmuseum Pforzheim Di–So/Feiertag 10–17 Uhr Jahnstraße 42, 75173 Pforzheim T +49 (0) 7231 392126 www.schmuckmuseum.de
Die 1972 in Düsseldorf geborene Malerin Birte Horn hat über Jahre hinweg im Gebiet des Braunkohletage baus des nordrhein-westfälischen Garzweilers verlas sene Gebäude fotografisch dokumentiert. Das mit Formen-, Farben- und Erinnerungsfetzen kontaminier te Repertoire von Geisterorten setzt sie anschließend als malerische Kompositionen um. Diese entstehen nicht nur auf einem zusammenhängenden Darstel lungsgrund, sondern werden ebenso auch bruchstück haft miteinander kompiliert. Einzelne Fragmente sind aus den Gemälden herausgeschnitten und fein säuber lich auf unbearbeitete Leinwände oder aber andere Arbeiten der Künstlerin appliziert. Malerei aus Male rei erscheint wieder in Malerei hinein verpflanzt. An den Nahtstellen zwischen dem einst Wirklichen einerseits und dem als möglich Denkbaren anderer seits fusionieren in diesen komplexen Überlagerun gen Vergangenheit und Gegenwärtiges unauflösbar. ☞ TTR Technologiepark Tübingen-Reutlingen Mo–Fr 9–16 Uhr Gerhard-Kindler-Straße 13, 72770 Reutlingen T +49 (0) 7121 9097990 www.ttr-gmbh.de
Museum Stangenberg Merck i m H aus aufde r H öh e H el e ne -C h ri stal l e r-W e g 13 64 3 4 2 Se e h e i m -Juge nh e i m Te l .0625 7 - 90 5 3 61 w w w .m use um -juge nh e i m .de face bo o k: M use um Stange nbe rg M e rck geöffnet: Mi - Fr: 15 - 19 Uhr Sa / So / FT: 11 - 18 Uhr
Birte Horn, „stück_45“, 2018, Öl auf Leinwand, 28 x 28 cm © VG Bild-Kunst, Bonn 2019
Armschmuck, Südamerika, Foto: Schmuckmuseum Pforzheim
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Stuttgart
Waib ling en
Zingst
HEAVEN IN CLOUDS – Peter Granser 29.3. – 22.6.2019 Galerie Stöckle Hauser Stuttgart Kubus. Sparda Kunstpreis 22.3. – 22.6.2019 Kunstmuseum Stuttgart
La Bohème. Toulouse-Lautrec und die Meister von Montmartre Bis 22.4.2019 Aufgeblüht und abgelichtet: Blumen in der Fotografie 11.5. – 25.8.2019 Galerie Stihl Waiblingen
Umweltfotofestival „horizonte zingst“ 25.5. – 30.6.2019
Rot leuchtend strahlt dem Betrachter die Neonschrift HEAVEN IN CLOUDS entgegen. HEAVEN IN CLOUDS ist der Titel der Arbeit von Peter Granser, in der er sich mit dem gegenwärtigen U rbanisierungsprozess auseinandersetzt und dessen Auswirkungen auf Mensch und Natur mit präzisem Blick einfängt. HEAVEN IN CLOUDS heißt auch ein modernes c hinesisches Wohnviertel für gutsituierte Bewohner und klingt wie ein Versprechen für den Aufbruch in eine schöne, paradiesische Zukunft. HEAVEN IN CLOUDS wird parallel in der Galerie S töckle Hauser und im Kunstmuseum Stuttgart im Rahmen des Kubus. Sparda Kunstpreis zu sehen sein. Während im Kunstmuseum der Fokus auf der F otografie liegt, stehen in der Galerie Stoeckle H auser die Videoarbeiten im Mittelpunkt. Zusätzlich zu den Fotografie- und Videoarbeiten wird das 4-teilige, von Jonas Beuchert gestaltete Buch, das Ende März 2019 bei Edition Taube erscheint, vorgestellt. ☞ Galerie Stöckle Hauser Do/Fr 14–18 Uhr, Sa 12–16 Uhr Senefelderstr.3, 70178 Stuttgart T +49 (0) 711 50626111 stoecklehauser.com www.kunstmuseum-stuttgart.de
Die Ausstellung widmet sich der Blütezeit der fran zösischen Plakatkunst um 1900 und stellt deren w ichtigste Vertreter vor. Im Fokus stehen dabei die ausdrucksstarken Arbeiten Henri de Toulouse-Lautrecs, dessen Plakatwerk vollständig zu sehen ist. T oulouse-Lautrec stellte sein Schaffen wiederholt in den Dienst der Werbung und setzte die Attraktionen und die Stars des Pariser Nachtlebens in Szene. E rgänzend werden weitere Künstler wie Pierre B onnard oder Alfons Mucha gezeigt, die sich eben falls des noch jungen Mediums „Plakat“ annahmen und sich teils sogar darauf spezialisierten. Die ästhe tisch hochwertigen Werbeentwürfe für Varietés, B ühnengrößen, Fahrräder oder Kakao begeisterten Kunstkritiker und Sammler gleichermaßen, so dass die Plakate jenseits des eigentlichen, kommerziellen Zwecks in den Rang einer eigenen Kunstform auf stiegen. Rund 100 Hauptwerke mit bis heute b eliebten Motiven zeigen die überraschend facetten reiche und eindrückliche Verbindung von Kunst und Massenwerbung um 1900. ☞ Galerie Stihl Waiblingen Di–So 11–18 Uhr, Do 11–20 Uhr Weingärtner Vorstadt 12, 71332 Waiblingen T +49 (0) 7151 50011686 www.galerie-stihl-waiblingen.de
Sehenswerte Ausstellungen, faszinierende Multivisi onsshows, lehrreiche Fotoworkshops und die vielen Möglichkeiten menschlicher Begegnungen machen die besondere Mischung dieses Festivals aus. Inhaltlich gibt es drei Schwerpunkte: Die Probleme des Klimawandels, die Gefahr durch die Plastikver müllung der Meere und die Schutzbedürftigkeit der Artenvielfalt. Als Gastland wird dieses Jahr die Schweiz das Um weltfotofestival bereichern. Großartige künstlerische Fotografie zeigt: Beat Presser. Der Fotograf repräsen tiert die Schweizer Fotoszene. Die Bilder gewähren einen intensiven Einblick in aussagekräftige Szeneri en. Schwarzweiß-Fotografien von Landschaften wech seln sich ab mit Portraits aus aller Welt. Beat Presser ist ein vielseitiger Universalist und moderner Ge schichtenerzähler. Über die Jahre hat er sich mit vie len fotografischen und filmischen Aufgaben auseinan dergesetzt: von der experimentellen Fotografie zur Architektur, der Mode zum Portrait, der Werbung zur Landschaftsfotografien. ☞ www.horizonte-zingst.de
TERMINE FÜR ENTDECKER
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„Einmal um die Welt“ – © Beat Presser
Green Book - HEAVEN IN CLOUDS
Jules Chéret, „Théâtre national de l’Opéra. Carnaval“, 1892, Lithografie, Musée d’Ixelles, Brüssel, Foto: © Musée d’Ixelles-Bruxelles / Courtesy: Institut für Kulturaustausch, Tübingen 2018
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Foto: Peter Granser
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HERAUSGEBER
Mark Brouwer, Nina Czayka, Carmen Jäger,
abo@artmapp.net
Reiner Brouwer, r.brouwer@artmapp.net
Martina Krechtler, Ute Lauterjung
25 EUR (D) / 43 EUR (EU und Schweiz)
M +49 (0) 171 170 69 23 Silvia Brouwer
Einzelheftversand 11 EUR / 16 EUR (EU und Schweiz) DATENBANKVERWALTUNG DER APP
Weitere Informationen unter artmapp.net
Michael Lauterjung, app@artmapp.net REDAKTION Bettina Götz, b.goetz@artmapp.net
Am 12. Juli erscheint die nächste Ausgabe ANZEIGENLEITUNG
ARTMAPP Sommer 2019.
Martina Krechtler, m.krechtler@artmapp.net AUTOREN DIESER AUSGABE
T +49 (0) 621 87 55 79 65
Thomas Apel, Katja Behrens, Kim Behm, Nicole
ISSN 2195-1594 artmapp.net, mobil.artmapp.net,
Büsing & Heiko Klaas, Dr. Andrea Dippel, Babette
DESIGNKONZEPT
facebook.com/ARTMAPP,
Caesar, Dr. Markus Döbele, Meike Gatermann,
Design – Chris Steurer, csteurer.com
instagram.com/artmapp_on_tour
Der ARTMAPP- Gesamtauflage liegen jeweils ein Beikleber der Bauhaus Kooperation Berlin Dessau Weimar gGmbH, der Museen der Stadt Aschaffenburg und der T ourismus Region Wertheim GmbH, sowie eine Beilage der Bayern Tourismus Marketing GmbH München bei. Sollten diese Beilagen nicht vorhanden sein oder Sie weitere Exemplare wünschen, senden Sie uns bitte eine E- Mail an mail@artmapp.net.
A R T M A P P F R Ü H J A H R 2 019 — I M P R E S S U M
T +49 (0) 711 161 224 15
Das Bauhaus kommt aus Weimar
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Markt 10 | 99423 Weimar Tel + 49 (0) 36 43 | 745-0
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