ARTMAPP #23, Frühjahr 2020

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MÄRZ – JUNI 2020 8 ,9 0 € ( D ) 10 ,9 0 € ( A ) 13 ,9 0 S F R artmapp.net

KUNST UND REISEN

im App Store und bei Google Play

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mobil.artmapp.net

GARTENTRÄUME

LICHTKUNST & HELLWEG KONKRET

ENEA FEUERMAN KUBALL LUDUVICO UECKER

AARGAU BASEL DESSAU KARLSRUHE RAVENSBURG SOEST WARTH


GALERIE KORNFELD • BERN © 2020, ProLitteris, Zurich

KENNERSCHAFT UND TRADITION SEIT 1864

JEAN TINGUELY Bleu-Blanc-Noir No. 3 1955 Holz, Metall, Elektromotor 57 × 49,5 × 21 cm Auktion Juni 2020

AUKTIONEN 18. UND 19. JUNI 2020 KUNST DES 19./20. JAHRHUNDERTS UND GEGENWARTSKUNST

Kataloge online und auf Bestellung erhältlich ab Mitte Mai

Galerie Kornfeld Auktionen AG Laupenstrasse 41 Postfach CH-3001 Bern Tel. +41 (0)31 381 46 73 galerie@kornfeld.ch www.kornfeld.ch


EDI TOR I A L #23

KUNSTWELT IN BASEL.

2020

Titelmotiv: Carole A. Feuerman, „The Midpoint“, 2017, Öl auf Kunstharz, 24 kt Gold, 88 cm, Courtesy: Galerie Klose /  die Künstlerin

Reiner Brouwer, Foto: Ortwin Welter

Stockage Bei unserem Thema „Gartenträume“ durfte Luzia Simons nicht fehlen! Die brasilianische Pionierin des Scanogramms fertigt hochaufgelöste Reproduktionen von ­Blumen, vorzugsweise von Tulpen. Die Schönheit dieser Kompositionen, der beginnende Zerfall der Pflanzen werden zu Metaphern für globale Ökonomie, ­Mobilität und interkulturelle Identität.

Luzia Simons, Foto: © Mike Mazoni

2002 lernte ich Luzia Simons während ­ihrer Ausstellung „Sichtvermerke“ in S ­ tuttgart kennen: Collagen aus 100 Einzelporträts von Migranten. Liebe Luzia, Du hast in einer Werkserie die Bedeutung des Reisepasses eines Menschen untersucht. Welche Bedeutung hat für Dich dieses Dokument? Nomadentum ist ein zeitgenössisches Phänomen. Ich gehöre ja selbst dazu, wenn ich mich heute in der ganzen Welt bewege. Der Reisepass ist für mich ein Identitätsparameter, unabhängig von der Geografie des Aufenthaltsortes. Es ist die Passage, die mich interessiert, nicht nur die Paysage. Das Durchqueren der Kulturen ist mein zentrales Thema, sowohl in meinem Leben als auch in meiner Arbeit.

„Stockage“ heißt die Werkserie der ­Tulpenbilder, mit denen Du bekannt geworden bist. Stimmt es, dass Du alles auf den Scanner gelegt hast, was Dir unbekannt war und Du erst in Deutschland kennen­gelernt hast? Ich hatte mich in den 1990er-Jahren mit der Geschichte der Farbe beschäftigt. Der Scanner bot nun eine neue Technologie an, und ich hatte Lust, sie auszuprobieren. Vor allem Tulpen und Rosen habe ich auf die Glasplatte des Scanners gelegt. Mit der Serie „Stockage“ (mit der Erfahrung von 9/2001) stellte ich zunächst die Frage, ob es nicht doch eine Brücke zwischen Okzident und Orient gibt. Das Thema ist dann aber größer geworden, und es ging vor allem um die Transaktion von Kulturen, um den kulturellen Transfer. Bei einem Wettbewerb hast Du Dich mit dem Thema „Garten“ auseinandergesetzt und die unmittelbare Umgebung nach ­sogenanntem „Unkraut“, also wild ­wachsenden, von Gärtnern und Förstern wenig geliebten Pflanzen, abgesucht. Ich mag Nebensächlichkeiten und die im Kunstverein Ettlingen vorrangig praktizierte Form der Zeichnung. Dass ich auch über ein zeichnerisches Œuvre verfüge, ist ja kaum bekannt, genauso wenig wie die Tatsache, dass ich schon immer gern ortsbezogen gearbeitet habe. Das Unkraut schien mir als Metapher tauglich für eine Gleichwertigkeit in der Natur – das Gleichgewicht des Paradieses. Da muss nicht erst kulturell selektiert werden.

Die Art Basel gilt unangefochten als wichtigste Weltmesse des internationalen Kunstmarktes. Über 300 sorgfältig ausgewählte Aussteller der weltweit bedeutendsten Galerien machen die Messe jeweils im Juni zum wichtigsten Museum auf Zeit und bieten Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts. Die Kunstmesse feiert in diesem Jahr ihren 50. Geburtstag. Wer sich das Jubiläumsprogramm nicht entgehen lassen will, sollte die Art Basel 2020 nicht verpassen! Deshalb bieten wir Ihnen ein attraktives Pauschalangebot mit folgenden Leistungen: • • • • • • •

Übernachtung Ticket für die Art Basel Ticket für die Liste - Art fair Ticket für die VOLTA Ticket für die photo basel Das offizielle Buch „Art Basel | Year 50“ BaselCard

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Liebe Leserinnen und Leser, ich wünsche Ihnen viel Spaß auf Ihrer persönlichen ­Entdeckungstour mit ARTMAPP. Reiner Brouwer Herausgeber

BASEL.COM


Sandro Botticelli (Werkstatt), Madonna mit Kind und Engeln (Detail), um 1480/90, Lindenau-Museum Altenburg Mit freundlicher UnterstĂźtzung durch: Die Ausstellung wurde realisiert mit freundlicher UnterstĂźtzung von Frau Ibeth Biermann, Frankfurt a.M.


01.02. – 15.11.2020 Saarlandmuseum – Alte Sammlung Schlossplatz, Saarbrücken

... LORENZETTI, PERUGINO, ... BOT TICELLI Italienische Meister aus dem Lindenau-Museum Altenburg

kulturbesitz.de


Ahlen · Bergkamen · Bönen · Fröndenberg · Lippstadt · Lünen · Schwerte · Soest · Unna

© Hubert Kemper

© Sabine Schirdewahn

Mario Merz

© Mischa Kuball © Andreas M. Kaufmann

Andreas M. Kaufmann

© Sabine Schirdewahn

© Sabine Schirdewahn

© Carl-Jürgen Schroth

Maik und Dirk Löbbert

Mischa Kuball

© Maik und Dirk Löbbert

© Frank Vinken

James Turrell

Tilman Küntzel

Jan van Munster

Christoph Hildebrand

© Florian Holzherr

Thorsten Goldberg

Egill Sæbjörnsson

© Werner J. Hannappel

© Oskar Neubauer

Kazuo Katase

Martin Pfeifle

© Sabine Schirdewahn

molitor & kuzmin

Sebastian Hempel

© Werner J. Hannappel

© Dirk Raulf

© Sabine Schirdewahn

LICHT(KUNST)REGION EUROPAS HELLWEG – ein LICHTWEG

Richard A. Cox

Infos über die 45 Werke unter: www.hellweg-ein-lichtweg.de

Maik und Dirk Löbbert


CENTRE FOR INTERNATIONAL LIGHT ART UNNA

NEON DELIGHT

ZENTRUM FÜR INTERNATIONALE LICHTKUNST UNNA

14.03.2020— 16.08.2020

Tracey Emin (GB) Jeppe Hein (DK) Brigitte Kowanz (AT) Mario Merz (IT) François Morellet (FR) Jan van Munster (NL) Maurizio Nannucci (IT)

Bruce Nauman (US) Bruno Peinado (FR) Anselm Reyle (DE) Bernardi Roig (ES) Keith Sonnier (US) Olivia Steele (US) Giny Vos (NL)

WWW.LICHTKUNST-UNNA.DE

LINDENPLATZ 1 – 59423 UNNA


Inhalt

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(auszugsweise)

ARTM APP Frühjahr 2020

Sigrun Krauß, Geschäftsführerin von „HELLWEG – ein LICHTWEG“, Foto: Thomas Wardenga

Kulturregion Hellweg

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HELLWEG – EIN LICHT WEG Sigrun Krauß über die Kulturprojekte – von Katja Behrens

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ZEN TRU M FÜ R IN TER NATIONALE LICHTKU NST U N NA Direktor John Jaspers – von Katja Behrens

30

NU MMER 21 Museum Haus Opherdicke wird RuhrKunstMuseum – von Katja Behrens

40

SOEST: MU T TERSTADT DER HANSE Hier regieren Romanik und Gotik – von Michael Römling

48

HELLWEG KONKRET II: BLICK ZU RÜCK U ND VOR AUS Über die Magie von Form und Farbe: Gespräch mit Burkhard Leismann und Carl-Jürgen Schroth – von Kim Behm

60

Karlsruhe

Enzo Enea, Foto: Martin Rütschi / Enea Baummuseum

U NESCO TITEL FÜ R K ARLSRUHE City of Media Arts – von Chris Gerbing

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Gar tenträume

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DAS NETZWERK „GARTEN TR ÄU ME“ 50 historische Parkanlagen in Sachsen-Anhalt – von Carsten Probst

88

VON SCHWETZINGEN BIS K ASSEL Barocke Pracht und Ideallandschaften – von Chris Gerbing

104

Industrie & Naturparadiese in Duisburg und Völklingen – von Chris Gerbing

112

DU RCH KU NST FL ANIEREN Insel Hombroich und Fondation Kubach-Wilmsen – von Chris Gerbing

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ARBEITE U ND BETE Am Bodensee, eine Gartenlandschaft mit Tradition – von Siegmund Kopitzki

119

KU NST U N TER BAU MKRONEN Enzo Eneas Baummuseum in Jona, Kanton Sankt Gallen – von Alice Henkes

124

Por trät „DYS(U)TOPIA“ Ein Lichtweg mit Mischa Kuball – von Katja Behrens NAT U R U ND L ANDSCHAF T, GARTEN U ND TR ÄU ME Roseline Luduvico und Luzia Simons – von Katja Behrens Mischa Kuball, 2017, Foto: © Daniel Biskup

32 130


ART BODENSEE Messe für zeitgenössische Kunst Dornbirn

Angelika Schreiber, Direktorin Deutsches Hutmuseum Lindenberg im Allgäu, Foto: Florian Trykowski

Zwischen Lindau und Ravensburg TR AU ML ANDSCHAF T Kunst-Kultur-Tourismus am Bodensee und Allgäu – von Babette Caesar

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Juli 03 – 05 2020

Ausstellungen SALVADOR DALÍ im Arp Museum Bahnhof Rolandseck, Remagen – von Ella Malzew

170

ZAUBER PR INZ Wolfgang Gurlitt im Kulturspeicher Würzburg – von Marc Peschke

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GÜ N THER U ECKER ZU M 90. GEBU RTSTAG Ausstellungen in Schwerin und Rostock – von Jan-Peter Schröder

174

FR ANZ R ADZIWILL zum 125. Geburtstag im Landesmuseum Oldenburg – von Gerd Presler

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COLL AGE , COLL AGE Sabine Hertig und John Heartfield – von Carsten Probst

180

KÜ NSTLER PA ARE IM MUSEU M EDUARD SPÖRRI Albert Siegenthaler und Gillian White – von Adam J. Finn

184

APPETIZER

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MEDIEN TIPPS

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AMREI ON TOU R

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TER MINE

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IMPRESSU M

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Amrei Heyne

artbodensee.info, facebook.com/artbodensee instagram.com/art_bodensee




Hummer-Telefon, rot | Salvador Dalí | 1938 © Fundació Gala-Salvador Dalí / VG Bild-Kunst, Bonn 2020

Bahnhof Rolandseck

SALVADOR DALÍ UND HANS ARP DIE GEBURT DER ERINNERUNG 16. Februar – 16. August 2020

Partner GESTALTUNG

HOCHSCHULE MAINZ UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

Förderer


Gefördert durch

Tickets inkl. VRS-Fahrausweis über

www.maxernstmuseum.lvr.de Binia Bill, Max Ernst bei der Arbeit am Wandgemälde für die Corso-Bar (Ausschnitt), Zürich 1934, © VG Bild-Kunst, Bonn 2020




Robert Klemmer, Laufender Klemmer (Detail), 1970, Sammlung Ph. Konzett, Wien Š Estate Robert Klemmer


John Heartfield, Krieg und Leichen – Die letzte Hoffnung der Reichen, 1932 (JH 1953) © The Heartfield Community of Heirs / VG Bild-Kunst, Bonn 2020

John heartfield fotografie plus dynamit 21.3.–21.6.20

Akademie der Künste Pariser Platz 4 10117 Berlin www.adk.de/heartfield

Die Akademie der Künste wird gefördert durch

Ausstellung gefördert durch die

Veranstaltungsprogramm gefördert durch die

Medienpartner


Reisen Sie zu den Orten des Bauhauses und der Moderne Wie Architektur unser Verständnis von Leben, Arbeiten, ­L ernen und Wohnen nachhaltig geprägt hat, zeigt die Grand Tour der Moderne. Anhand herausragender Orte des Bau­ hauses und der Moderne von 1900 bis 2000 führt sie durch 100 Jahre Baugeschichte: Die Auswahl zeigt, dass die Mo­ derne keineswegs ein Phänomen der Städte war. Auch fernab

der Wirkungsstätten in Weimar, Dessau und Berlin in der ­ eripherie hat das Neue Bauen seine Spuren hinterlassen: in P Rheinland-Pfalz mit dem Weingut Kreutzenberger in ­K indenheim, in der Siedlung Loheland, im hessischen Kün­ zell bei Fulda wie auch in Sachsen mit den Häusern Schminke und Rabe in Löbau und Zwenkau.


Somit verbindet die Grand Tour der Moderne den ­A spekt der Architekturvermittlung mit der sinnlichen Er­f ahrung des Reisens und der Freude an der Entdeckung und dem Verste­ hen von Geschichte und Gegenwart. Einige Orte wurden zu Routenempfehlungen verbunden, die mit der Bahn, dem Auto oder dem Fahrrad erfahren werden können. Das „Bau­ haus entdecken“, die „ Avantgarde erkunden“ und das „Bauhaus im Westen besuchen“: Diese drei Tourenempfeh­ lungen führen zu den Anfängen des Bauhauses in Weimar

und dessen herausragenden Zeugnissen in Dessau-Roßlau bis hin zu den markanten Siedlungsbauten in Berlin. Sie machen die Zeugnisse des Bauhauses in Nordrhein-Westfalen und mit ihnen die Spuren Mies van der Rohes in Krefeld erlebbar und stellen unter dem Motto „Die moderne Großstadt neu ­gedacht“ die Siedlungen Weißenhof in Stuttgart und Dam­ merstock in Karlsruhe vor. w w w . g ra n d t o u rd e r m o d e r n e . d e

ARTM APP  FRÜH JAHR 2020

Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung, Berlin, Foto: Hintz


LICHT KUNST HELLWEG KONKRET Eine Region als of fener S ­ chauraum für zeitgenössische L­ ichtkunst und Konkrete Kunst nach 1945: Ahlen . Arnsberg . Bad Sassendor f . Bergkamen . Bönen . ­F röndenberg . Hamm . Lippstadt . Lünen . Schwer te . Soest . Unna www. hellweg reg ion . de www. hellweg-konk re t . de www. hellweg- e in-licht weg. de

Mario Merz (1925–2003), „Fibonacci-Reihe“, 2001, Schornstein der ehem. Lindenbrauerei Unna, Foto: Werner J. Hannappel, © VG Bild-Kunst, Bonn 2020 Der italienische Künstler Mario Merz hat am Schornstein der ehemaligen Lindenbrauerei, dem Wahrzeichen des Zentrums für Internationale Lichtkunst e. V. Unna, eine Neon-Zahlenfolge installiert, mit der er auf den mittelalterlichen italienischen Mathematiker und Philosophen Fibonacci verweist.


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Egill Sæbjörnsson, „Kaskade“, permanente Lichtkunstinstallation auf der Außenfassade des Kunstmuseums Ahlen, Foto: © Hubert Kemper

Lichtreisen und Lichtspaziergänge, erleuchtete, helle, licht ­bespielte und bespielbare Räume, weithin sichtbare Land­ marken aus Licht. Dunkle Orte, an denen Morde geschehen (zumindest fiktional), diverse Gastspieltheater und ein Kin­ dertheaterfestival (mit realen Aufführungen), Kunstmuseen, Kulturzentren, ein Jazzfest und ein Celloherbst, der auf den Klassiksommer folgt, ein großartiger Parcours entlang Kon­ kreter Kunst. Die Region lebt, daran besteht keine Zweifel. Als die jüngste Kulturregion in NRW ist dieser Teil des Landes, die Hellweg-Region, mit den Kreisen Soest und Unna sowie den Städten Hamm, Ahlen und Drensteinfurt lange Zeit übersehen worden; das Rheinland mit seinem ­a lteingesessenen Personal und den alteingesessenen In­ stitutionen dominiert die Außenwahrnehmung. Essen, Duisburg, ­B ochum und das Ruhrgebiet mit seinen vielen ­g roßen Städten und großen Häusern ist spätestens seit dem Projekt der E ­ uropäischen Kulturhauptstadt RUHR 2010 auf

der Kulturlandkarte NRWs ebenfalls eine feste Größe. Münster ist alt an kulturellen Traditionen, hat eine Akademie, die „Skulptur Projekte“, Picasso und Lackkunst und verschie­ dene andere Museen und Kunstorte .... Jetzt also ein Transitraum und Knotenpunkt, eine „Kreuzung und Durchgangsstation entlang von Ruhr, Lippe und Hellweg, einer der ältesten Heer- und Handelsstraßen Europas – der sich zu einem lebendigen Kulturraum ­ent­w ickelt hat“. Ein Raum, der sich weiterentwickeln wird, denn auch kulturelle Bildung hat hierzulande einen hohen ­Stellenwert, das zeigen nicht zuletzt die sehr aktiven Jugend­ kunstschulen und das mehrfach preisgekrönte HELIOS Theater in Hamm. K ATJA BEH REN S

www. hellweg reg ion . de

linke Seite: Keith Sonnier, „Tunnel of Tears“ für Unna, Foto: Frank Vinken – Zentrum für Internationale Lichtkunst Unna © VG Bild-Kunst, Bonn 2020

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Kulturregion Hellweg


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Sigrun Krauß über die Kulturprojekte

HELLWEG – ein LICHTWEG

Sigrun Krauß, Geschäftsführerin von „HELLWEG – ein LICHTWEG“,

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Foto: Thomas Wardenga

In der Region Westfalen, im östlichen Ruhrgebiet, gibt es Dutzende Hellwege. Sie führen kreuz und quer durchs Revier, verlaufen durch Städte und Gemeinden, knüpfen Ortsteile zusammen oder trennen sie. Seit 2002 ist die Hellweg-Region nun durch ein stetig wachsendes Kulturprojekt zusätzlich vernetzt, in welchem das Licht die zentrale Rolle spielt: „HELLWEG – ein LICHTWEG“ heißt der Zusammenschluss lichtkünstlerischer Arbeiten, zu dem jedes Jahr neue Werke der Lichtkunst hinzukommen. Internationale Künstlerinnen und Künstler realisieren entlang der Hellweg-Route einzelne Werke, die als Lichtzeichen und Leuchttürme, illuminierte Industriedenkmäler ebenso wie einzelne Lichter in Dunkel­ zonen zu Landmarken der Region werden. Zusammen mit dem Zentrum für Internationale Lichtkunst Unna sind die Städte und Gemeinden von Lünen und Schwerte im Westen des Ruhrgebiets bis Lippstadt im Osten Ankerpunkte des Kunstweges. Ahlen, Bergkamen, Bönen, Fröndenberg, Hamm, Soest sind einige der beteiligten Orte auf der Licht­ kunst-Landkarte. Inzwischen verbinden 45 leuchtende Landmarken das Hellweg-Wegenetz zu einem einzigartigen Lichtkunstparcours. „H EL LW ECH “ (mittelniederdeutsch) bedeutet schließlich „lichter Weg“, das bezieht sich auf die Königs- und Heerstraßen, die im Hochmittelalter „in der Breite einer Speerlanze (circa drei Meter) von Bewuchs freigehalten ­werden mussten“. Diese historischen Wege mit Licht zu mar­ kieren, erscheint also auf jeden Fall sinnvoll. Das Konzept funktioniert trotz (finanziell) mitunter schwieriger Bedingungen weiterhin und trägt erfolgreich dazu bei, NRW und insbesondere die Region als eine öffent­ liche Plattform für Lichtkunst zu etablieren. Katja Behrens sprach für ARTMAPP mit Sigrun Krauß, Geschäftsführerin des Projekts.

rechte Seite: Kazuo Katase, „Helle Kammer“, 2012, Landschaftspark, Rohrmeisterei-Plateau, Schwerte, Foto: Werner J. Hannappel


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ARTMAPP: Frau Krauß, Sie sind seit Beginn an den Projekten beteiligt gewesen. Welches ­Konzept steht dahinter? Sigrun Krauß: Im Rahmen der Internationalen Bauaus­ stellung Emscher Park – IBA – wurden bereits in den 1990er-Jahren Werke der Lichtkunst für öffentliche Stadtund Landschaftsräume in Nordrhein-Westfalen konzipiert. Im Rückgriff auf die „1.000 Feuer“, die einst die Industrie­ region zwischen Ruhr und Emscher erhellten, sollten „Leuchttürme“ und Licht-Landmarken der Nacht im Ruhr­ gebiet ein verändertes Gepräge geben, der Region Wegweiser sein. Was mit den „Licht-Landmarken“ als Abschluss der langjährigen IBA-Arbeit auf hohem künstlerischem Niveau begann, hat sich seit 2002 im östlichen Teil Nordrhein-­ West fa lens, in der Kult ur reg ion Hellweg , mit dem Lichtkunstprojekt „HELLWEG – ein LICHT WEG“ fort­ geset zt und wird seitdem mit der Installation neuer Lichtkunstobjekte stetig erweitert.

ARTMAPP: Welches sind Ihrer Meinung nach unübersehbare Höhepunkte des Lichtwegs? SK: Inzwischen findet sich eine Vielzahl unterschiedlichster Kunstwerke von international renommierten Künstlerin­ nen und Künstlern entlang des Hellwegs: Installationen von ­R osemarie Trockel, Mischa Kuball, Mario Merz oder auch von Jan van Munster, der gerade den Deutschen Lichtkunst­ preis bekommen hat. James Turrells Skyspace „Third Breath (2005/2009)“ bietet ein farbenprächtiges Lichtspiel und ist weltweit einzigartig, da er auch eine Camera Obscura besitzt. Und Egill Sæbjörnssons wasserfallartig am Kunstmuseum Ahlen herabströmende Lichtinstallation „Kaskade“ entfaltet eine ganz eigene Magie, strahlt in die Landschaft, in die un­ mittelbare wie auch die entfernte Umgebung. Mischa Kuball markiert mit seinem weithin sichtbaren „Yellow Marker“ den hohen Förderturm der stillgelegten Zeche Königsborn III/IV in Bönen und erinnert mit der grazilen Geometrie an


25 linke Seite: Christoph Hildebrand, „Arche“, 2003, Lippstadt, Mattenklodsteg, Foto: © Sabine Schirdewahn

ARTMAPP: Frau Krauß, wer kuratiert und ­koordiniert die Arbeiten und Lichtkunstprojekte? die ­einstige Größe der Region. Mario Merz beschriftet den Schornstein der Lindenbrauerei in Unna mit der Fibonacci-­ Reihe. Und kürzlich erst wurden Sebastian Hempels „Schilfrohre“ am Marinehafen in Lippstadt eingeweiht, eine poetische Installation, bei der sich die 18 leuchtenden Schilf­ rohre sanft im Wasser bewegen und spiegeln. ARTMAPP: Und haben die Künstler die Orte ihrer Interventionen selbst ausgesucht? SK: Die Herangehensweise ist von Mal zu Mal unterschied­ lich und sehr komplex. Wenn beispielsweise ein Ort mittels künstlerischer Intervention in einen anderen Sinnzusam­ menhang überführt werden soll, erfolgt nach Begehung und Sichtung durch die Partner zusammen mit dem Kurator eine beschränkte oder offene Ausschreibung auf diesen Ort hin und eine Jury entscheidet unter Vorsitz des Kurators über die Auswahl. Grundlage sind die auf den Ort zugeschnittenen Entwürfe der einzelnen KünstlerInnen, die dann auf ihre Machbarkeit und technische Umsetzung hin geprüft werden.

SK: Die Arbeiten wurden seit Beginn des Projektes vom künstlerischen Leiter Matthias Wagner K kuratiert, mit Aus­ nahme des „Yellow Markers“ von Mischa Kuball, der bereits als Licht-Landmarke aus der IBA hervorgegangen war. Die Idee der Lichtpromenade Lippstadt hatte der Künstler Dirk Raulf, der gebürtig aus Lippstadt stammt und heute in Köln lebt. Er kuratiert auch deren Lichtkunstwerke und sucht die KünstlerInnen aus. Die Brücken in Hamm entstanden im Zuge eines Städtebauprojekts. Für die Zukunft sind wir im Gespräch mit einem neuen Kurator, dessen Namen wir hier aber noch nicht nennen können. Koordiniert werden die Ar­ beiten von mir als geschäftsführender Vorständin des Vereins „HELLWEG – ein LICHTWEG“ gemeinsam mit den Städten. ARTMAPP: Was macht der Lichtweg mit der ­gesamten Region? SK: „HELLWEG – ein LICHTWEG“ ist eine erweiterbare, in Entwicklung befindliche (Kunst-)Route, ein gemeinsames räumlich definiertes Projekt der Region, getragen von einem starken Netzwerk aus den Städten und Einrichtungen der Ge­ gend. Für den Kunstweg gelten hohe Qualitätskriterien, die durch Kuratoren gewährleistet werden, mit Werken, spezi­ fisch für die Umgebung oder den Raum geschaffen, an meist ungewöhnlichen, reizvollen Orten. „HELLW EG – ein LICHTWEG“ ist damit Identitätsfaktor für die Umgebung und für die Region und deren Bevölkerung. Der Weg ist damit einzigartig in NRW und international ein attraktives Kunstund Tourismusziel.

Matthias Wagner K, ehemaliger künstlerischer Leiter des Projekts „HELLWEG – ein LICHT WEG“ (2002–2019), Direktor Museum An­g ewandte Kunst, Frankfurt am Main, Foto: © Sabine Schirdewahn

A R TM A P P   F R Ü H J A H R 2 0 2 0 — H E L LW E G W E S T FA L E N

www. hellweg- e in-licht weg. de


Eiszeit Safari

Eine Erlebnis-Ausstellung 1. Dezember 2019 bis 5. Juli 2020

Gustav-Lübcke-Museum Neue Bahnhofstr. 9, 59065 Hamm Telefon: 0 23 81 / 17 - 57 14 www.museum-hamm.de Herausgeber: Stadt Hamm, Der Oberbürgermeister, Gustav-Lübcke-Museum Reiss-Engelhorn-Museen, Mannheim Foto: Holger Neumann

Gefördert durch:

KUNST IM MAXIMILIANPARK HAMM Hans Blossey 10.5.-1.11.2020

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„Mord am Hellweg X“ ist ein Projekt der Kulturregion Hellweg.

JUBILÄUMSAUSGABE!

Europas größtes internationales Krimifestival

19. Sep. – 14. Nov. 2020 Der Vorverkauf läuft!

200 Veranstaltungen, 400 Künstler, internationale Stars! Bereits zugesagt haben Ben Aaronovitch, Jussi Adler-Olsen, Bernhard Aichner, Simon Beckett, Gianrico Carofiglio, Arne Dahl, Garry Disher, Sebastian Fitzek, Sara Gran, Andreas Gruber, Nicci French, Petra Hammesfahr, Elisabeth Herrmann, Jens Henrik Jensen, Volker Kutscher, Håkan Nesser, Gisa Pauly, Melanie Raabe, Klaus-Peter Wolf u. v. m.

Tickets und Infos: www.mordamhellweg.de • i-Punkt der Stadt Unna: 02303 103 777 • Westfälisches Literaturbüro: 02303 96 38 50

Hauptveranstalter

Hauptförderer/Medienpartner (Stand 01/20)


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„Mord am Hellweg“ Neben dem Lichtweg gibt es auch das in zweijährigem Turnus stattfindende Krimifestival „Mord am Hellweg“. Die diesjäh­ rige Ausgabe fällt noch umfangreicher aus als bisher, denn es feiert seine zehnte Ausgabe: 2002 als Biennale gegründet, startet das Festival ab dem 19. September 2020 mit mehr als 200 Lesungen und 400 Mitwirkenden an über 100 verschie­ denen, teilweise außergewöhnlichen Veranstaltungsorten. Katja Behrens hat ein bisschen gründlicher ermittelt, sie sprach für ARTMAPP mit Sigrun Krauß (Kreisstadt Unna, Bereichsleiterin Kultur), die mit Herbert Knorr (Westfäli­ sches Literaturbüro in Unna) das Krimifestival 2002 aus der Taufe gehoben hat. ARTMAPP: Frau Krauß, können Sie bitte kurz erläutern, was es mit „Mord am Hellweg“ auf sich hat? Sigrun Krauß: „Mord am Hellweg“ ist Europas größtes inter­ nationales Krimifestival. Die Biennale, die wir seit 2002 veranstalten, wird in Deutschland heute in einem Atemzug mit anderen Großfestivals wie dem „internationalen litera­ turfestival berlin“ oder der „lit.COLOGNE“ genannt. Seit 2002 konnten die Besucherzahlen pro Veranstaltungszyklus

von 5.000 auf fast 30.000 Personen beinahe versechsfacht werden. Nach den überwältigenden Erfolgen der letzten Jahre soll der Veranstaltungszyklus im Herbst 2020 erneut zwei Monate lang vom 19. September bis 14. November über die Bühne gehen. Mit der zehnten Auflage wird zugleich das Jubi­ läum dieses Festivals gefeiert. ARTMAPP: „Mord am Hellweg“ gehört auch zu dem Netzwerk, das die Region als Kulturregion zusammenbindet. Mord als verbindendes Element? SK: Nein, die verbindenden Element sind die Literatur, die ungewöhnlichen Orte und deren literarische Inszenierung. Es ist − trotz aller bundesweiten und internationalen Aus­ strahlung − bewusst in der Region verankert und von Beginn an von der regionalen Einbindung her entwickelt worden. Ein wichtiger verbindender Bestandteil des Gesamtprojek­ tes ist seit Beginn auch die Krimianthologie „Mord am Hellweg“, eine Zusammenstellung exklusiver Auftrags­ geschichten. Dieser K rimiband ist bereits neun Mal erschienen und ungewöhnlich erfolgreich. Das Besondere daran ist, dass nur die besten KrimiautorInnen zur Betei­ ligung eingeladen werden. Zum Jubiläum sind – wie im


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Schauspieler Axel Milberg und Henning Mankell bei der Pressekonferenz anlässlich der Verleihung des „Europäischen Preises für Kriminalliteratur“ 2009, Foto: © Horschler Kommunikation

ARTMAPP: Es scheint, dass „Mord am Hellweg“ inzwischen zum größten internationalen ­K rimifestival Europas geworden ist. Wie erklären Sie sich diesen Erfolg? SK: Bisher waren mehr als 1.600 AutorInnen und Künstler­ Innen, darunter regionale, deutsche wie internationale Stars, am Hellweg zu Gast. Auch 2020 sollen wieder eine Vielzahl von nationalen wie internationalen SpitzenautorInnen und zahlreiche weitere KünstlerInnen (MusikerInnen, aber auch ­bekannte ModeratorInnen und SchauspielerInnen als Vortra­ gende) an etwa 100 verschiedenen Schauplätzen links und rechts von Ruhr und Hellweg präsentiert werden. „Mord am Hellweg“ ist gleichzeitig bekannt dafür, spannende New­ comer und mögliche Stars von morgen zu präsentieren. Zudem hat „Mord am Hellweg“ mit seinem 2008/09

erstmals vergebenen „Europäischen Preis für Kriminallitera­ tur“, gestiftet von der Sparkasse UnnaKamen, einen neuen Akzent gesetzt. 2009 wurde der Preis unter großer medialer Aufmerksamkeit an Henning Mankell verliehen, weitere PreisträgerInnen waren Håkan Nesser (2010/11), Fred Vargas (2012/13) und Jussi Adler-Olsen (2014/15), Sebastian Fitzek (2016/17) sowie Simon Beckett und Arne Dahl (2018/19). Der Preis ist mit 11.111 Euro dotiert und soll die literarische Bedeu­ tung des Krimigenres in Europa stärken. Die Auszeichnung ehrt AutorInnen, der sich mit ihrem Wirken um die zeitge­ mäße Rezeption und Weiterentwicklung des europäischen Krimis verdient gemacht haben. ARTMAPP: Wie hat alles angefangen? „Mord am Hellweg“ hatte einen „Vorläufer“. 1999 haben wir, Herbert Knorr und ich, das Projekt „Stimmengewirr. Litera­ turstop. Hellweg“ mit Autoren aus 22 Ländern durchgeführt. Der Grundgedanke war, eine Region, die zudem im Wandel begriffen ist, zum Schauplatz von Literatur zu machen. Kultu­ ren und Sprachen, die auf Handelswegen in die Region kamen, haben diese Gegend mitgeprägt. Die großen Handelsrouten kreuzen diese Region. Viele Menschen reisen hier durch, sind hiergeblieben, haben sich hier verwurzelt und mit ihrer Kul­ tur die Region bereichert. Die Landesstelle Unna-Massen ist noch heute die erste Station für Asylsuchende, Aussiedler etc. in einem neuen Lebensabschnitt.

linke Seite: Joe Bausch, Auftaktgala „Circus Criminale“, „Mord am Hellweg“, 2018, Foto: © gk-Medienproduktion

w w w . m o rd a m h e l l w e g . d e

A R TM A P P   F R Ü H J A H R 2 0 2 0 — H E L LW E G W E S T FA L E N

Kulturhauptstadtjahr 2010 – erneut auch internationale ­ utorInnen zum Mitmachen aufgefordert. Der zehnte Band A der Hellweg-Anthologie mit Kurzkrimis wird im Kölner EMONS Verlag (Label GRAFIT) aufgelegt.


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Platons Höhlengleichnis wäre ohne Licht (und Schatten!) nicht denkbar, Licht als Quelle des Wahren und Guten, von Erkenntnis und Erleuchtung, als Gegenbild des Dunklen und Bösen, hat die Menschen seit jeher angezogen. Licht, ­f rüher noch in Form von Feuer, markierte den Ort, an dem man sich versammelte, wärmte, wohlfühlte. Und auch als Mittel der Kunst hat das Licht eine sehr lange Geschichte. Schon für die Kirchenfenster und Goldgründe des christlichen Mittelalters spielte Licht eine wichtige Rolle − für die Gläubigen im ­K irchenschiff ebenso wie für die Buchmalereien und Ikonen, die von den Wahrheiten einer überirdischen Welt künden. Das Licht und der Schöpfer konnten sogar eins sein. Das modellierende Licht in den Gemälden der ­Frührenaissance erschuf dann naturalistisch wirkende Land­ schaften und einen greif baren Bildraum, seit dem Barock dramatisiert es die Inszenierungen von Malerei, Skulptur und Architektur. Immer wieder verzaubert und berührt das Licht in der Malerei, steigert die Wirkung, mildert den Schrecken. Als technisches wird das Licht der Moderne zum Leitmotiv des Futurismus, es verlässt mit dem Theater die Leinwand und mit Fotografie und Film wird das Licht noch einmal zum Gestalter. Und schlussendlich kann es als Laser in der Medizin gar Leben retten. 2015 hatte die UNESCO zum „Internationa­ len Jahr des Lichts“ erklärt. Keine Frage, Licht wird wichtiger. Das Zentrum für Internationale Lichtkunst Unna ist die auch weltweit bekannteste Lichtmarke der Hellweg-­ Region. Auf der Kunstlandkarte NRWs ist Unna wegen des ZIL heute eine feste Größe, bekannt weit über die Landes- und Bundesgrenzen hinaus. Internationale KünstlerInnen sind mit ihren Lichtwerken hier vertreten. Das können figürliche Licht- und Schattenarbeiten sein wie Christian Boltanskis „Totentanz“ von 2002 und Re­ becca Horns „Lotusschatten“ (2006) oder auch Objekte (Björn Dahlem); das können Schrift-, Zeichen- und Zahlen­ arbeiten sein (wie etwa von Joseph Kosuth, Keith Sonnier, Brigitte Kowanz, Mario Merz und Jan van Munster), die mit dem Licht auf eine konzeptuelle Weise spielen. Oder aber Lichterscheinungen und konkret-minimalistische Licht­ phänomene wie bei James Turrell, Mischa Kuball, François Morellet ..., die ganze Lichträume erschaffen.

Im Museum finden im Rahmen der Dauerpräsentation und der großen Wechselausstellungen viele öffentliche Führun­ gen, Konzerte, Lesungen und andere Veranstaltungen statt. Von Mai bis Oktober etwa gibt es Sonderöffnungen, um in James Turrells Skyspace „Third Breath (2005/2009)“ mit ei­ nem farbenprächtigen Lichtspiel den Zauber der Dämmerung zu erleben. Es gibt Licht-Graffiti-Workshops, in denen die ­Teilnehmer mit Licht malen und die Ergebnisse mittels Lang­ zeitbelichtung auf Film gebannt werden. Überhaupt wird der Bildungsauftrag des Museums sehr ernst genommen, was sich wesentlich auch im Programm des Hauses niederschlägt. ARTMAPP wollte von Museumsdirektor John Jaspers wissen, warum das Zentrum für Internationale Lichtkunst Unna etwas Besonderes sei: „Zuerst einmal ist das Gebäude des Museums ein Industriedenkmal, der Bau selbst ist eine ­E rinnerung an frühere Zeiten und Funktionen. Seit 2001 ist es jetzt ein Zentrum für Lichtkunst, hat also eine völlig neue Ausrichtung bekommen. In Unna sind die KünstlerInnen eingeladen, ihre Lichtkunstinstallationen direkt vor und für den Ort zu schaffen. Insgesamt besitzt das Museum bislang 22 Exponate der Lichtkunst, 13 große Räume und weitere kleinere Lichtkunstobjekte. Im Jahr werden zudem zwei gro­ ße Wechselausstellungen ausgerichtet. Bis zum heutigen Tag ist das Zentrum für Internationale Lichtkunst Unna das einzige Lichtkunstmuseum weltweit, obschon das Interesse inzwischen immer größer wird – in China und Taiwan etwa verfolgt man aufmerksam unsere ­A rbeit. Bestimmt wird es in den nächsten Jahren Museumsneugründungen für Licht­ kunst geben, da bin ich ganz sicher. Die Lichtkunst ist inzwischen als Kunstform weitgehend ­a kzeptiert, nur gele­ gentlich gibt es noch Erklärungsbedarf. Das nächste große Projekt des Zentrums für Interna­t ionale Lichtkunst Unna ist die Ausstellung ‚Neon Delight‘ (13. März bis 16. August), die sich dem Neonlicht annimmt. Schließlich ist es dieses, das am häufigsten Verwendung in der Lichtkunst findet. Der ­r epräsentative Überblick wird eine G ­ eschichte des Neon­ lichts von seinen Anfängen in den 1960er-Jahren bis heute anschaulich werden lassen.“ K ATJA BEH REN S

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linke Seite: Museumsdirektor John Jaspers in der Installation von Joseph Kosuth „Die Signatur des Wortes“, © VG Bild-Kunst, Bonn 2020, Foto: Frank Vinken

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Zentrum für Internationale Lichtkunst Unna


Graz, Wolfsburg, Unna, „HELLWEG – ein LICHT WEG“ mit Mischa Kuball

DYS(U)TOPIA Mischa Kuball, „DYS(U)TOPIA“, 2017, Gruppenausstellung vom 30. April bis 2. Mai 2020 auf dem Festival „Klanglicht“ in der Grazer Innenstadt © VG Bild-Kunst, Bonn 2020


unüberlegte Verschwendung, betrachten seine politischen Implikationen und einen möglichen Missbrauch des hellen Mediums. Die ­sogenannte „weiße Folter“ ist da nur ein be­ sonders perfides Beispiel von Misshandlung durch zu viel und dauerhaftes Licht. Und haben nicht die Lichtdome, mit denen Albert Speer 1936 die Abschlussfeierlichkeiten der Olympischen Spiele in Berlin und den Reichsparteitag in Nürnberg in Szene setzte, eine frühe, gruselig imposante Verwendung von Licht beschworen? Die Folterpraktiken der CIA und anderer Regi­ me, sie alle zeigen eine dunkle Kehrseite des hellen Mediums. Für ARTMAPP hat Katja Behrens mit dem Konzept­ künstler Mischa Kuball über seinen für die Ausstellung in Wolfsburg geplanten Beitrag gesprochen.

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Im Kunstmuseum Wolfsburg wird sich die Ausstellung „Macht! Licht!“ vom 16. Mai bis 13. September 2020 mit den weniger hellen Aspekten des Lichts befassen. Gemeinhin gilt Licht als etwas Positives, nicht nur schützt es in der dunklen Jahreszeit vor Vitamin-D-Mangel und Depres­ sionen, auch als Metapher für Auf klärung und Vernunft begleitet es die Menschheit seit jeher: als Licht der Erkennt­ nis und als ­optisches Phänomen, als physikalisches Rätsel und als viel b ­ esungenes, in seinem allabendlichen Ver­ schwinden romantisch verklärtes Großereignis. Die künstlerischen Positionen der Wolfsburger Gruppenschau ref lektieren nun auf verschiedenste Weise die negativen Bedeutungen und Effekte, die Licht haben kann, sie kritisieren seine kühle Künstlichkeit und die



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Mischa Kuball, „space speech speed“, 1998, Installation, Zentrum für Internationale Lichtkunst Unna, Foto: © Frank Vinken, Unna

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© VG Bild-Kunst, Bonn 2020


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ARTMAPP: Im vergangenen Jahr ist die viel ­besprochene begehbare Licht- und Klanginstal­ lation der Ausstellung „res.o.nant“ im Jüdischen Museum in Berlin zu Ende gegangen. Es war ein großer Erfolg, mit dieser Arbeit in Licht und Klang die Räume der jüdischen Geschichte und Existenz in Deutschland auszuleuchten. Ein Beitrag zur Verständigung. Die Wolfsburger Gruppen­ ausstellung versammelt nun Arbeiten, welche eher die destruktiven Seiten des Lichts betrachten. Wie passt das zusammen? Mischa Kuball: Man könnte fast sagen, nahtlos! Der fast zwei­ jährige Prozess im Falle Berlins von der Einladung im Sommer 2017 über die Eröffnung im November 2017 lief bis zum Sep­ tember 2019. Er beschreibt eben zugleich eine lebendige Debatte um die Rolle des dortigen Jüdischen Museums. Das Projekt „res.o.nant“, das auch immer die Frage nach der Rolle des Museums im öffentlichen Raum stellte, befand sich somit direkt im öffentlichen Diskurs. Das Einbeziehen von fast 250 MusikerInnen und das „fingerzeigende rotierende Licht“ in den von Libeskind geschaffenen 2 4 Meter hohen Voids − ­L eerräumen, buchstäblich „gefüllt“ mit der Abwesenheit jüdischen Lebens − hat eine Spannung erzeugt, die immer noch anhält. Dann im Herbst 2018 konfrontierten wir die Menschen in Berlin-Kreuzberg mit der Prosa von Paul Celan. Sein Text „Oranienstraße 1“ (seinem Freund Carl von Ossietz­ ky gewidmet, der das Konzentrationslager nicht überlebte) wurde statt mit ortsüblicher Graffiti mit sinnergänzenden Texten versehen; man darf die Kräfte des öffentlichen Rau­ mes nicht unterschätzen … Aktuell stellen wir mit Gregor Lersch, dem Kurator des Projektes, die Publikation von „res.o.nant“ in verschiedenen Formaten vor, mit Beiträgen ­u nter anderem von Horst Bredekamp, Alena J. Williams, Richard Sennett und Alexander Kluge. Das sei vorausge­ schickt, wenn wir über „politisches Licht“ sprechen − es muss also hier von einem Licht ausgegangen werden, das eine Ge­ schichte transportiert. Ein Licht, das nicht primär „destruktiv“ ist, aber die Enttäuschung der nicht eingelösten Moderne, des nicht eintreten wollenden Humanismus in sich trägt.

ARTMAPP: Ein Sattelschlepper samt gerüstarti­ gem Auf bau mit einer krakeligen Neonschrift, die sich verändert: von „DYS(U)TOPIA“ zu „DYS TOPIA“ und „(U)TOPIA“ ... Was steckt dahinter? MK: Als die Kuratoren Andreas Beitin und Holger Broeker mich auf das Projekt ansprachen, wurde schnell klar, dass eine von mir bereits existierende Idee ihren kuratorischen Gedan­ ken aufnehmen und das Konzept der Ausstellung „Macht! Licht!“ in den öffentlichen Raum verlängern könnte: „DYS(U)TOPIA / (UN)FINISHED“. Diese Intervention war 2017 für das Projekt „Urban Ruhr Lights“ mit Urbane Künste Ruhr ­entwickelt worden − erst wurden die beiden Wechsel­ lichtschriftzüge an unterschiedlichen Gebäuden temporär fixiert, dann mit einem LKW mobil in die Stadt geschickt … Das sorgte für Irritation. Ähnliches ist auch für Wolfsburg ­g eplant. Und eine Vernetzung in die Region mit Braun­ schweig und Hannover ist beabsichtigt, ebenso eine verbindende Intervention nach Berlin. Hier wurde in den 1930er-Jahren das Licht von der Nazipropaganda in einem bis dato nicht gekannten Ausmaß ideologisch verbogen! „DYS(U)TOPIA / (UN)FINISHED“ fragt uns, in welcher Welt wir leben − oder leben wollen …


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Mischa Kuball, 2017, Foto: © Daniel Biskup

ARTMAPP: Die Lichtkunstwerke, die im Zentrum für Internationale Lichtkunst in Unna zu sehen sind und die beiden Arbeiten der „Lichtroute Hell­ weg“, was verbindet sie?

MK: Nein, das steht alles noch nicht fest, aber das ist typisch für so ein umfassendes Projekt. Es ist ja auch die erste themen­ bezogene Ausstellung des neuen Direktors. Die „Lichtkäfige“ sind eher eine Behauptung von Raum auf dem Museumsvor­ platz, der in Wolfsburg (wie auch in Marl!) zugleich der Rathausvorplatz ist, eine Agora, eine Arena. Hier also wird es verhandelt werden!

ARTMAPP: Wie unterscheidet sich die künstleri­ sche Arbeit an den „guten“ Lichtwerken von der an den „fiesen“ Lichtwerken? Gibt es einen Unterschied? MK: „Gut“ und „schlecht“ sind für mich keine relevanten Ka­ tegorien − „notwendig“ und „nicht notwendig“ schon eher. „Fieses Licht“, so betitelte ich mein erstes Projekt in Wolfsburg 2012 aus der Reihe „public preposition“, die 2009 startete. Da­ mals sendeten wir Morsezeichen aus Licht von der Städtischen Galerie in den öffentlichen Stadtraum. Für 2020 planen wir nun mit „DYS(U)TOPIA / (UN)FINISHED“ einen echten Eingriff in den Verkehrsraum der Stadt. www. mischak uball. com www. public-pre posit ion . ne t

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ARTMAPP: Die Zeichnungen und Skizzen zu der Arbeit legen nahe, auch die mittels Schriftzeichen beleuchteten Zwischenräume als Teil der Arbeit zu betrachten. Soll es tatsächlich die beiden metalle­ nen Käfige geben? Als Schutz vor Vandalismus? Als Bild eines Lichtkäfigs, der einen gefangen hält? Der weithin sichtbare Käfig unseres Lebens? ­Unserer Zukunft?

MK: In Unna finden sich zwei Themenkomplexe in der ­ auerausstellung der Sammlung: „space speech speed“ (drei D Spiegelkugeln schleudern die drei Begriffe in den Keller der ehemaligen Lindenbrauerei) und „mies_mies“ (eine mehrtei­ lige Leuchtkastenserie über den Repräsentationspavillon von Ludwig Mies van der Rohe in Barcelona von 1929). Alle Werke eint die Frage an den Betrachter: Wo stehst du, was ist dein Verhältnis zur Gegenwart und der Geschichte? – Sie stellen sich im institutionellen wie im öffentlichen Raum, sie stellen sich permanent neu. Ich bin nicht wirklich an einer Antwort interessiert, aber an neuen Methoden der Fragestellung. Das bezieht sich ebenso auf die „Yellow Marker“ in Kamp-Lintfort und Bönen, eine Ost-West-Achse. Sie bilden auch eine Klam­ mer der Lichtrouten: Das Feuer von Kohle und Stahl ist nun durch das Licht der Kunst ersetzt. Aber manchmal hält nicht einmal das: Kürzlich wurde Westpol, eine Kohledoppel­ mischanlage, in Kamp-Lintfort abgetragen.


Anselm Reyle, Modell: Untitled, Visualisierung: Studio Anselm Reyle

Lichtparcours 2020 13. Juni bis 9. Oktober in Braunschweig Im Zentrum des Lichtparcours 2020 wird – auch als Remi­ niszenz an den ersten Parcours 2000 – die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Wasserlauf der Oker und sei­ nen 2 4 Brücken stehen. Die charakteristische Topografie der von historischen Wasserläufen umgebenen Innenstadt ist auch für den 5 . Lichtparcours Ausgangspunkt unter­ schiedlicher ­P ositionen. 15 Arbeiten, skulpturale wie filmische, sind ortspezifisch von internationalen Künstle­ rinnen und Künstlern entwickelt worden.

Verschiedene Veranstaltungsangebote wie Workshops, ­K onzerte, Führungen ergänzen das Programm der vier­ monatigen Ausstellung. Ob zu Fuß, auf dem Rad oder über den Wasserweg – der städtische Raum wird zu einem künst­ lerischen Narrativ. Kraftvolle, farbintensive, abstrakte Gebilde konterkarieren den in Städten von Werbung durch­ drungenen öffentlichen Raum (so z.B. bei Anselm Reyle und Brigitte Kowanz). Und während einige Künstlerinnen und Künstler mit der Kraft der bildhaften, aber auch wortgebun­ denen Poesie auf derzeitige veränderungsreiche Zeiten ref lektieren (z.B. Tim Etchells, Martin Groß, Lotte Lindner & Till Steinbrenner), finden andere ebenso poetische und aufwühlende Bilder für die anstehenden klimatischen und gesellschaftlichen Veränderungen (z.B. Benjamin Berg­ mann, FORT & Anna Jandt, Bjørn Melhus). Dass es dabei auch um unser menschliches Sein geht, welchem wir nicht entrinnen können, um Rollen und Funktionen, die wir als Individuum in der Gesellschaft einnehmen, ist beim ­Rundgang durch die gesamte Stadt immer wieder präsent. Einerseits ungreif bar und sich ständig in Bewegung haltend entzieht sich diese spiegelnde Lichterwelt der körperlichen Erfahrung, andererseits öffnet das Spiel der Lichtelemente auf der Wasseroberfläche räumliche Parallelwelten. Beteiligte Künstlerinnen und Künstler: Nevin Aladağ, ­B enjamin Bergmann, Tim Etchells, FORT & Anna Jandt, Martin Groß, Sven-Julien Kanclerski, Brigitte Kowanz, Lotte Lindner & Till Steinbrenner, Bjørn Melhus, Anselm Reyle, Paul Schwer, Julian Turner, Andreas Harrer und Florian Pfaffenberger, Johannes Wohnseifer, Joseph Zehrer, Institut für Architekturbezogene Kunst der TU Braunschweig Ve ra n s t a l t e r : S t a d t B ra u n s c h w e i g , Dezer nat f ür Kult ur und Wissenschaf t We i t e r e I n f o r m a t i o n e n u n t e r : www. licht parcours . de

Lotte Lindner & Till Steinbrenner, Entwurf: EKSTASE, Visualisierung: Lotte Lindner & Till Steinbrenner, © VG Bild-Kunst, Bonn 2020


Museum Wilhelm Morgner mit RAUM SCHROTH www.museum-wilhelm-morgner.de 59494 Soest | Thomästraße 1 | Telefon 02921 1031131 Öffnungszeiten: Di., Mi. + Fr. 13 bis 17 Uhr Do. 13 bis 19 Uhr | Sa. + So. 11 bis 17 Uhr Wilhelm Morgner – Ausnahmetalent und herausragender Künstler des Expressionismus – das Museum zeigt in einer Dauerausstellung das malerische und zeichnerische Werk. Soest als Kunststadt – viele namhafte zumeist deutsche Künstler haben in Soest ausgestellt: Rohlfs, Nolde, Modersohn, Nölken, Molzahn, E. Viegener, Albers, Chargesheimer, Drebusch, Deppe, Gonschior, Kaiser, Schumacher, Thieler, Uecker, Winter. Zudem präsentiert die Stadt ein vielfältiges Programm an Wechselausstellungen.

www.skk-soest.de Telefon 02921 14177 Der Umbau des Gebäudes wurde gefördert von: Abbildungen: Museum Wilhelm Morgner, Foto: Gero Sliwa; Wilhelm Morgner: Der Holzarbeiter u. Astrale Komposition IV, Foto: Thomas Drebusch; Jean d´ímbleval: Cubus, Foto: Christoph Meinschäfer; Jean-François Dubreuil: Liberation #3507, Foto Sebastian Kempa; Spencer Finch: Afternoon Light, Foto: Ulli Sowa; Jo Kuhn: 161113, Foto: Ulli Sowa; Winston Roeth: Green Totem, Foto: Winston Roeth

Wir zeigen im RAUM SCHROTH in regelmäßigem Turnus Wechselausstellung internationaler konkreter und konzeptueller Kunst aus der SAMMLUNG SCHROTH sowie weiterer aktueller Positionen.


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Museum Haus Opherdicke, Foto: Detlef Podehl

Museum Haus Opherdicke in Holz wickede

Nummer 21 Im Kre i s Unna, am Ăśstliche n R and des R uhrgebie t s und de r Hellweg-R eg ion g ibt es neben dem Zent r um f Ăźr Inter nat ionale Lichtk unst Unna e ine n we ite re n Schat z zu e ntdecke n .


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Damals hatten sich die Museen der Region zusammengetan, es entstanden viele partizipative und gemeinschaftsfördern­ de Initiativen und Projekte, großartige Leuchtturmevents ebenso wie lokal verwurzelte Bündnisse. Zum zehnjährigen Jubiläum 2020 wird das Netzwerk nun noch einmal größer. Seit dem 1. Januar 2020 gehört auch Haus Opherdicke in die ­illustre Runde der RuhrKunstMuseen. Heute finden in Haus Opherdicke nicht nur Aus­ stellungen, Fest ivals und Facht ag ungen auf hohem künstlerischen und wissenschaftlichen Niveau statt (z.B. das Krimifestival „Mord am Hellweg“ und die Tagung „Zur ­Ä sthetik des Kriminalromans“, siehe den Artikel in diesem Heft). Leane Schäfer, Sprecherin der RuhrKunstMuseen sagt über die Aufnahme des 21. Museums in das Netzwerk: „Haus Opherdicke hat sich vor allem durch die Auseinandersetzung mit der klassischen Moderne in den vergangenen Jahren einen Namen gemacht. Das Museum in einem der schönsten his­ torischen Bauwerke der Region ist nicht nur eine ideale Ergänzung für das Programm der RuhrKunstMuseen, ­s ondern bildet mit seiner malerischen Lage im östlichen Ruhrgebiet auch ein Tor zum Sauerland.“ Und auch Stefanie Kettler, Leiterin des Kulturbereichs beim Kreis ist gemeinsam mit Kreisdirektor und Kulturdezer­ nent Mike-Sebastian Janke stolz, dass Haus Opherdicke nun auch offiziell zu den RuhrKunstMuseen gehört. „Das Museum hat sich durch die kuratorische und ­i nhaltliche Arbeit in den letzten Jahren auf der kulturellen Landkarte einen Platz erobert. Dies wird nun durch die Auf­ nahme in das Netzwerk der RuhrKunstMuseen honoriert.“ Das nämlich stärke nicht nur die regionale Verbunden­ heit, auch wird ein vermehrter Austausch zwischen den Museen angestoßen, ist das Kuratorenteam Sally Müller und Direktor Arne Reimann überzeugt: „Die inhaltliche Arbeit sowie der wissenschaftliche Austausch, gemeinsame Projek­ te und Kooperationen der RuhrKunstMuseen ermöglichen es dem Museum Haus Opherdicke, seine Position in dieser über­ regional wahrgenommenen Museumslandschaft weiter zu festigen und auszubauen.“ K ATJA BEH REN S

1 4 . März bis 16. August 2020 N a c h N o rd e n – D e u t s c h e K ü n s t l e r i n n e n u n d K ü n s t l e r im skandinavischen Ex il We r k e a u s d e r S a m m l u n g M e m o r i a T h o m a s B . S c h u m a n n und von Ann Böt tcher M u s e u m H a u s O p h e rd i c k e , H o l z w i c k e d e www. r uhrk unst museen. com

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In idyllischer Lage auf dem Haarstrang über dem Ruhrtal liegt das kleine Wasserschlösschen Haus Opherdicke in Holz­ wickede, ehemals ein Adelsgut aus dem 12. Jahrhundert, dann im 17. Jahrhundert ein Herrensitz ist es seit 2011 ein Museum. Nachdem das Haus sich mit monografischen Werkschauen zu Conrad Felixmüller, Käthe Kollwitz, August Wilhelm ­D ressler und anderen einen Namen gemacht hat, fand im ­vergangenen Bauhausjubiläumsjahr 2019 „Die Neue Frau – Künstlerinnen der Avantgarde“ großen Anklang. Die anschließende, ebenfalls äußerst erfolgreiche Ausstellung „Wundersam Wirklich – Magischer und Neo-Realismus aus den Niederlanden“ mit Bildern des niederländischen Neo­ realismus der Zwischenkriegsjahre aus der Sammlung des Museums Arnhem ist gerade zu Ende gegangen und bestätigt noch einmal die Bedeutsamkeit, die das Haus mit seinen gut 300 m 2 Ausstellungsf läche als Museum inzwischen hat. ­Jährlich kommen etwa 20.000 Besucher. Kein Zweifel: Es gibt einen neuen Stern auf der Kunstlandkarte der Region. Ende 2019 nämlich wurde Haus Opherdicke in das Netzwerk der RuhrKunstMuseen aufgenommen, als 21. Mit­ glied ist es nun Teil jenes umfassenden Verbundes aus Museen und Kunstorten, die zur Europäischen Kulturhauptstadt RUHR 2010 das Revier für einen langen Moment noch einmal strahlen ließen. Von Hamm und Hagen bis nach Marl, Bottrop, Oberhausen und Duisburg und darüber hinaus. Der Zusammenschluss geht zurück auf eine Initiative der Kul­ turstiftung des Bundes, die von 2002 an versucht hat, den rasanten Bevölkerungsschwund in der Region seit dem ­Mauerfall zu dokumentieren, zu analysieren und den Wand­ lungsprozess der Region durch Kultur zu stärken und durch dauerhafte Kulturangebote über 2010 hinaus zu etablieren. Damit konnte sie im Ruhrgebiet anschließen an die damals schon 13 Jahre erfolgreiche IBA, die Internationale Bau­ ausstellung Emscherpark. Die Emscher-Region, eine durch Kokereien, Chemieanlagen und Kraftwerke weitgehend ­zerrüttete Landschaft, sollte als Park wiedererstehen. Nach dem Rückzug der Schwerindustrie hatte man 1989 mit dem IBA-Projekt begonnen, die Landschaft zu renaturieren und die Kathedralen der Industriekultur zu retten. Das war, von heute aus betrachtet, die Vorbereitung der RUHR 2010, der Europäischen Kulturhauptstadt, die ihre Zentrale in Essen hatte, im Ganzen aber mehr als 50 Städte und Gemeinden zusammenfasste.


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Hellweg-Region Hamm und Ahlen

Glaselefant im Maximilianpark, Hamm, in Szene gesetzt von Lichtkünstler Wolfgang Flammersfeld, „Herbstleuchten“, 2015, Foto: Thorsten Hübner

VO N K ATJA BEH REN S

J E N S E I T S VO N KO H L E U N D S TA H L

Mit dem Ende des Nachkriegsbooms in Westeuropa hatte ­spätestens ab den 1970er-Jahren die Deindustrialisierung auch dem ehemals prosperierenden Ruhrgebiet und seinen Indust r iea nlagen zugeset zt . Die Schrumpfung (oder ­A bwanderung) der industriellen Sektoren, vor allem der Schwerindustrie, machte den wirtschaftlichen Struktur­ wandel und eine Neuorientierung not wendig. Viele Industriearbeiter und Bergleute hatten ihre Arbeitsplätze ver­ loren, man musste neue Wege gehen. Der Entschluss der Stadt Hamm, das brachliegende Gelände der Zeche Maximilian wieder nutzbar zu machen, mündete Anfang der 1980er-Jahre zunächst in der Idee, eine Landesgartenschau auszurichten. Die Natur hatte da schon begonnen, sich wuchernd das Areal der stillgelegten Zeche zurückzuerobern. Von April bis ­S eptember 1984 öffnete dann in Hamm die erste Landes­ gartenschau Nordrhein-Westfalens. Ein einzigartiger Park war auf dem 22 Hektar großen Gelände entstanden, als Maxi­ milianpark Hamm zeugt er noch heute von dem erfolgreichen Konzept, Kunst und Landschaftsbau, Restaurierung und ­w uchernde Natur zu einem einzigartigen Erlebnispark mit ­einer stolzen Geschichte zu kombinieren.

Mit seinen insgesamt sechs Kilometern Wegelänge, 20.000 Quadratmetern Wiesen- und Rasenfläche, den 5.000 Qua­ drat metern Wasserf läche samt Font änenteich, dem ­Naturteich mit 3.000 Quadratmetern und 6.500 Quadrat­ metern Spielf läche ist das zärtlich „Maxipark“ genannte Gelände längst ein von Jung und Alt geschätztes und viel ­b esuchtes Wochenendziel mit natur- und erlebnispäda­ gogischen Angeboten, zahlreichen Ausstellungen und Veranstaltungen. Die Kombination von Natur und Industrie klappt in diesem Fall sehr gut und findet über die Stadt­ grenzen hinaus großen Anklang. Ein absoluter Höhepunkt ist das 450 Quadratmeter große Schmetterlingshaus, das größte tropische Schmetterlingshaus in ganz NRW, in dem die 80 Schmetterlingsarten frei umherfliegen. Es ist vom 29. Februar bis 8. Oktober 2020 geöffnet und man legt allergrößten Wert darauf, die Be­d ingungen des internationalen Artenschutz­ abkommens (C.I.T.E.S.) einzuhalten. Das Wahrzeichen des Parks, der große Glaselefant von Künstler Horst Rellecke (entstanden 1984 zur LGS) bietet heute als Ausstellungsort und begehbare Plastik einen ­w underbaren Panoramablick und ist für Events sogar zu ­mieten. Und er ist Teil von „HELLWEG − ein LICHTWEG“. www. ma x imilianpark. de


MA MMU TS, MU MIEN U N D MADON N EN

www. museum-hamm. de www. r uhrk unst museen. com

Adam Barker-Mill, 2019, Eröffnung der Ausstellung „Adam Barker-Mill – ­R etrospektive“, 24.11.2019 bis 16.02.2020, Foto: © Kunstmuseum Ahlen Mit Beginn der Ausstellung hatte Barker-Mills die eigens für Ahlen g ­ estaltete Außenskulptur „Colour Cube“ an der Grenze des Museums­p latzes ­e ingeweiht. Als permanente Installation erweitert dieses Lichtkunstwerk den Beitrag Ahlens zur europaweit einzigartigen Lichtkunstregion „HELLWEG – ein LICHT WEG“.

DA S M U S E U M A L S L I C H T S K U L P T U R

Das 1993 privat gegründete und Dank der Theodor F. Leifeld-­Stiftung in seiner Arbeit auch in Zukunft gesicher­ te Ku nst museu m A hlen ist in einem ein zig a r t igen Gebäude­e nsemble dreier Architekturepochen zu Hause. Schwerpunkte seiner Sammlung sind die frühe Moderne so­ wie die regionale konstruktive und konkrete Kunst nach 1945. In den Wechselausstellungen folgt das Kunstmuseum seinem Stifter in dem Anliegen, „einer breiten Öffentlich­ keit verschiedenartige Zugänge zur Kunst zu ermöglichen“. Die museumspädagogische Arbeit ist daher ein wichtiger Part ebenso wie diverse kulturelle Veranstaltungen, der Skulpturengarten und die eindrucksvollen, weithin sicht­ baren Lichtkunstinstallationen. Vom 8. März bis zum 24. Mai zeigt das Kunstmuseum Ahlen nun eine große Ausstellung mit rund 100 Werken von Jobst Tilmann. „Anfang ohne Ende“ heißt die Personalschau, die dem Wirken des Malers durch alle Phasen seines Schaffens nachspürt. Das führt von den frühen tektonischen und stabil gebauten Steinbruchbildern bis zu den starkfarbigen impulsi­ ven Malereien, die sein Œuvre bis heute prägen. 8. März bis 2 4 . Mai 2020 Jobst Tilmann. Anfang ohne Ende Kunst museum Ahlen www. k unst museum-ahlen. de

Foto: © Heinz Feussner / Gustav-Lübcke-Museum, Hamm

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Mit seiner Sammlung ägyptischer Kunst ist das Gustav-­ Lübcke-Museum in Hamm ein wirklicher Geheimtipp. Das finden wohl auch die gut 30.000 Besucher jährlich. In ganz Nordrhein-Westfalen findet sich keine derart umfangreiche Sammlung altägyptischer Kunst: K leinplastiken und Mumien­porträts, Schmuck und Amulette, sogar zwei Mu­ miensärge werden präsentiert. Daneben gibt es eine ebenfalls sehr s­ ehenswerte archäologische Abteilung, die sich etwa steinzeitlichen Speerspitzen oder Bienenwachs als Klebstoff widmet. Der Namensgeber des Museums, der in Hamm gebo­ rene Kaufmann und Kunstliebhaber Gustav Lübcke, war sehr umfänglich interessiert. Er hatte 1916/17 seine Sammlung − „Artefakte der Stein- , Bronze- und Eisenzeit, altägyptische Grabbeigaben, antike Keramik, gotische Madonnen, fränki­ sche Glaswaren und neuzeitliches Mobiliar“ − der Stadt überlassen und mit dieser Schenkung den Grundstein des Museums gelegt. Kunsthandwerkliche Gegenstände aus allen Epochen sind einer der Sammlungsschwerpunkte. So gliedert sich das Museum in fünf Abteilungen mit fünf Daueraus­ stellungen. Von Beginn an gehört das Haus in Hamm zu den RuhrKunstMuseen. Die Schau „Kunst des 20. Jahrhunderts“ zum Beispiel zeigt neben Kunst des Deutschen Informel vor allem expres­ sionistische Werke mit Arbeiten der Soester Künstler Wilhelm Morgner und Eberhard Viegener. Das helle Haus mit seiner elegant geschwungenen Fassade zur Bahnhofstraße hin w ­ urde wie das Kunstmuseum Bochum und das Louisiana Museum for Modern Art im dänischen Humlebæk vom ­r enommierten Architekturbüro Jørgen Bo und Vilhelm Wohlert entworfen. 2015 feierte es nach umfänglichen Reno­ vierungsarbeiten seine Neueröffnung. Seither wurde auch das Ausstellungsprogramm wieder aufgenommen zusammen mit vielen museumspädagogi­ schen Aktivitäten für alle Altersgruppen. Bis zum 5. Juli 2020 lädt die Erlebnisausstellung „Eis­ zeit Safari“ zu Entdeckungen der eiszeitlichen Tierwelt ein, vom 15. März bis 18. Oktober führt dann die Kabinettausstel­ lung „Bewegte Formen – Spur und Geflecht“ zur informellen Kunst und ab 21. Juni begleitet die Ausstellung „Fotogra­f ieren verboten! Die Gerichtszeichnung“ die Feierlichkeiten des 200-Jahr-Jubiläums des Oberlandesgerichts Hamm.



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Christoph Dahlhausen – Kunst für die „Schlüter-WorkBox“ in Iserlohn

„Trapezium 1884“ − ein Titel, der so schlicht wie verrätselt klingt. Christoph Dahlhausen (* 1960) hat ihn für seine ortspezifische Arbeit am Neubau des Schulungszentrums „Schlüter-WorkBox“ gewählt. Die Arbeit an sich ist denkbar einfach: auf abschüssigem Terrain ist eine Edelstahlschiene, die ein Trapez mit abgerundeten Ecken bildet, in den Boden eingelassen. Darauf stehen in unterschiedlichen Abständen und Breiten acht orangefarbene Acrylglasscheiben. Zwei von ihnen folgen der Kurvatur der Edelstahlschiene, die anderen sind gerade. Diese Acrylglasscheiben sind unterschiedlich hoch und auch wieder nicht, denn ihre Oberkante liegt immer bei 188,4 Meter über Normalnull. 188,4 Meter über Normal­ null liegt der höchste Punkt des Geländes und damit auch der Metallschienen im Boden. Etwa hier wächst eine orangene Scheibe gewissermaßen aus dem Boden. Lässt man das ­Komma weg, dann bleibt 1884: das Jahr, in dem auf der inter­ nationalen Meridian-Konferenz in Washington D. C. ein weltweit gültiger Nullmeridian auf den Ort Greenwich bei London festgelegt wurde. Jene fiktive Linie also, von der ­ausgehend die Längengrade fortan normiert waren. Eine Ver­ einheitlichung, die den internationalen Handel und Verkehr grundlegend vereinfacht hat.

linke Seite: Trapezium 1884, Detail,

Trapezium 1884, Detail, Hintergrund: WorkBox,

Foto: Schlüter-Systems KG

Foto: Christoph Dahlhausen

© Christoph Dahlhausen / VG Bild-Kunst, Bonn 2020

© Christoph Dahlhausen / VG Bild-Kunst, Bonn 2020

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Licht – Farbe – Raum


46 Im Ganzen kann man „Trapezium 1884“ nur aus der Vogel­ perspektive erfassen. Dann ergibt sich eine Bildkomposition, in der vorgegebene Elemente und Kunst miteinander ver­ schmelzen. Ein breiter Weg mit zahlreichen Stufen sowie eine sanft geschwungene Rampe führen vom Parkplatz zur tiefer gelegenen „WorkBox“. Im gedachten Bild sind das helle ge­ schwungene Bahnen. Die umgebenden Rasenflächen werden in der Aufsicht zu grünen Farbfeldern. Über alldem verläuft als grafisches Element die Edelstahlschiene von „­ Trapezium 1884“. Und je nach Sonnenstand und Lichtintensität sind zu­ dem orangefarbene Linien und Farbfelder zu erkennen. Da die Vogelperspektive im Alltag schwierig ­einzunehmen ist, bleibt dem interessierten Besucher nur, die Arbeit Stück für Stück zu entdecken. Man muss sich in und durch „Trapezium 1884“ ­bewegen, damit sich aus vielen Eindrücken das Gesamtbild zusammenset zt; ein Vorgang, der der menschlichen ­Wahrnehmung entspricht. Intuitiv wird eine harmonische Gesamtkomposition erfasst, in der die alles verbindende Höhe von 188, 4 Metern über Normalnull wie eine Art General­bass die einzelnen Elemente zusammenhält.

Trapezium 1884, Ausdehnung ca. 40 x 22 m, Foto: Immergrün Garten- und Landschaftsbau © Christoph Dahlhausen / VG Bild-Kunst, Bonn 2020


Trapezium 1884, Detail, runde Platte rechts: 3 x 3,5 m, Foto: Christoph Dahlhausen

Christoph Dahlhausen hat mit „Trapezium 1884“ eine Arbeit entwickelt, die nur an diesem Ort und nur für dieses Unter­ nehmen entstehen konnte. Schlüter-Systems ist weltweit führend in Systemlösungen für die Verlegung von Fliesen und Natursteinen, ein familiengeführtes Unternehmen mit mehreren internationalen Standorten. Bis heute ist die Schlüter-­S chiene – eine Abschlussschiene mit charakte­ ristischer trapezförmiger Stanzung, die 1975 auf den Markt gebracht wurde – das weltweit bekannte Markenzeichen von Schlüter-Systems. Erfunden hat sie der Unternehmens­ gründer Werner Schlüter, als er vor der Herausforderung stand, eine komplizierte Fliese in einem Badezimmer mit ­v ielen Türen zu verlegen. Dies war die Keimzelle des Unter­ nehmens. Genau darum, also innovative Ansätze für Problemlösungen zu finden, geht es auch in der 2016 zum 50-jährigen Firmenjubiläum eröffneten „WorkBox“. Ebenso steht „Trapezium 1884“ mit seiner so elegant wie präzise über Wege, Stufen und Bänke hinweg verlaufenden Edelstahl­ schiene sinnbildhaft für das Überwinden von Hindernissen.

Dahlhausen wählte das Trapez als Grundform: ein abstraktes Zeichen, das zugleich für Schlüter-Systems steht. Mittels der Acrylglasscheiben verband er es mit der Unter­nehmensfarbe Orange, die wiederum unter malerischen Gesichtspunkten einen starken Kontrast zum Grün der ­R asenf lächen bildet. Die intensiv orangefarbigen Schatten verändern sich je nach Standort, Lichteinfall und -intensität. Sie definieren Raum und machen die Betrachter zum Teil des Werkes. Jeder kann hier f lanieren und verweilen, dem Licht und der Farbe zu­ sehen – „Trapezium 1884“ ist ö ­ ffentlich zugänglich. Es zeigt auch die Quintessenz von Dahlhausens künstlerischem Werk, denn Licht, Farbe und Raum sind die Themen, die er seit Jahrzehnten auslotet − sei es in großen Installationen oder im kleinen Format. Und immer verbindet er technische ­P räzision mit poetischen Momenten, die nur in der direkten Anschauung wirklich erlebbar sind. KIM BEHM

S c h l ü t e r- S y s t e m s KG , I s e r l o h n w w w . s c h l u e t e r. d e

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© Christoph Dahlhausen / VG Bild-Kunst, Bonn 2020


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Soest: Mutterstadt der Hanse Soest ist rund 400 Jahre älter als fast alle mitteleuropäischen Städte und blieb bis ins späte Mittelalter eine der großen und bedeutenden Städte Deutschlands. Die Stadt war Gründungsmitglied der Hanse, ihre Bedeutung und ihren Reichtum verdankte sie dem Handel ent­ lang des Hellweges. Noch heute warten in der Stadt viele Highlights aus dieser Zeit auf den Besucher, z.B. der noch zu zwei Dritteln erhaltene mittelalter­ liche Stadtwall, auf dem man die Stadt umrunden kann. Europaweit bieten nur Lucca in der Toskana und das westfälische Soest eine baumbestandene und gleichzeitig begehbare Wallanlage. Weltweit einmalig ist das Grünsandstein-Ensemble der Alt­ stadt. Neben den 600 Fachwerkhäusern prägen vor allem die Mauern und Kirchen aus diesem Material die malerische Kulisse der 50.000 Einwohnerstadt. Auch die kulturhistorisch bedeutendsten Kirchen­ bauten Patroklidom und St. Maria zur Wiese wurden aus diesem Stein gebaut. Der mächtige Turm des Patroklidoms gilt als der schönste ­romanische Turm Deutschlands und ist baugeschichtlich von euro­ päischem Rang. Die spätgotische Hallenkirche St. Maria zur Wiese aus dem Jahr 1313 ist kulturhistorisch die kleine Schwester des Kölner Doms mit einer der ganz wenigen ständigen Dombaustellen in Deutschland. Im Innern befindet sich eine Kuriosität, das berühmte „Westfälische Abendmahl“: Es zeigt Jesus beim Abendmahl mit ­seinen Jüngern. Aufgetischt wird hier allerdings Bier, Schinken und Pumpernickel, die Soester Schwarzbrot-Spezialität. Soest war ein bedeutendes Motiv des Im- und Expressionis­ mus, „noch ganz eine mittelalterliche Stadt, ein herrliches Nest“, wie Christian Rohlfs 1904 begeistert schrieb. In den 10er- und 20er-Jah­ ren des 20. Jahrhunderts beherbergte die Stadt eine Künstlerkolonie. Ihr bedeutendstes Mitglied war Wilhelm Morgner. Eberhard V ­ iegener und Arnold Topp waren weitere Mitglieder der Gruppe. Zu der hei­mi­ schen Künstlergruppe gesellten sich oft berühmte Künstler wie Otto Modersohn (1865 in Soest geboren), Karl Schmidt-Rotluff und ­Christian Rohlfs. www. wms-soest. de

Foto: Gero Sliwa, Stadt Soest



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In Soest regieren Romanik und Gotik

Sechs auf einen Streich Wer sich Soest von der Autobahn her nähert, dem bietet sich von den letzten Ausläufern des Haarstrangs aus, dem Höhenzug am Südrand der westfälischen Bucht, das Un­ ver wechselbare dieser Stadt dar: die Silhouetten der Kirchtürme, die gewissermaßen die Oberlängen ihres ­Namenszugs am Horizont darstellen. Charakteristisch ist auch die Farbe: Soester Grünsandstein ist das typische Bau­ material der näheren Umgebung. Neben den grünen Kirchen trifft man beim Bummel durch die Stadt auch ­i mmer wieder auf grüne Häuser und grüne Mauern.

Kurz nach dem Ende des Zubringers bietet sich den Ankom­ menden schon der Blick auf die imposanteste dieser Mauern: die um 1180 entstandene Stadtbefestigung, die mit ihrem 3.800 Meter langen Ring eine der 20 größten historischen Altstädte Deutschlands umschließt. Heute sind immerhin noch zwei Drittel der Mauer erhalten, allerdings nur noch ­einer von wahrscheinlich 36 Wehrtürmen und eines von einst zehn Stadttoren.


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Blick durch die Pollhofstraße – eine der für diesen Teil der Altstadt typischen Fachwerkgassen – auf die Paulikirche

linke Seite: Der Patroklidom – eigentlich eine Stiftskirche aus dem 10. Jahrhundert – mit dem zugehörigen Kreuzgang; links der romanische Glockenturm aus der Zeit um 1200, im Hintergrund die Petrikirche

Alle Fotos: © Michael Römling

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Rund 700 Jahre lang war Soest hier zu Ende. Offenbar ­h aben die mittelalterlichen Stadtväter großzügig geplant, denn bis heute sind beträchtliche Teile der Altstadt un­ bebaut, was für Abwechslung im Stadtbild sorgt und Spaziergängern einen besonderen Reiz bietet: Dicht von Fachwerkhäusern bestandene Gassen wechseln sich mit Gärten, Parks und renaturierten Wasserläufen ab, und hin­ ter jeder Ecke kann sich eine neue und überraschende Perspektive auf die Kirchtürme auftun.

Über radspeichenartig ins Zentrum führende Straßen – ty­ pisch für gewachsene Gewerbestädte dieser Zeit – erreicht man das Herz von Soest: Das Ensemble aus Rathaus, St.-­ Patrokli-Dom und Petrikirche, der ersten schon zur Zeit der Sachsenmission Karls des Großen um 800 gegründeten Pfarrkirche. Um 1180, also genau in der Phase des Stadtmau­ erbaus, reichte diese Kirche für die wachsende Gemeinde endgültig nicht mehr aus, sodass man aus einer Pfarrei auf ­einen Schlag sechs machte. Um die neuen Gemeinden zu versorgen, entstanden kurz darauf die meisten Soester Kir­ chen, wie sie noch heute erhalten sind. Denn nach dem Ende der goldenen Zeiten des Hansehandels war kein Geld mehr da, um sie dem Zeitgeschmack anzupassen; während an an­ deren Orten die ehrwürdige mittelalterliche Bausubstanz überbaut und zugekleistert wurde, dominieren in Soest bis heute Romanik und Gotik.


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Allerheiligenkirmes – 1338 wurde dieses Stadtfest erstmals in einem Rechnungsbuch erwähnt. Das Besondere an diesem fünftägigen Spektakel ist der Veranstaltungsort: Statt auf einer Festwiese drehen sich Karussells mitten in der Altstadt vor der Kulisse aus Kirchen und Fachwerkhäusern. Feiertaugliche Gäste sind gern gesehen, immerhin liegt die Besucherzahl bei weit über einer Million.


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Das Südportal der Petrikirche schmückt ein Relief mit dem Martyrium des Apostels Johannes; am Rand des Geschehens ein bärtiger Engel.

Das Osthofentor aus dem 16. Jahrhundert ist das letzte noch erhaltene von zehn Stadttoren der Umwallung aus der Zeit um 1180.

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Die Altstadt ist als Gesamtensemble eine echte Sehenswür­ digkeit für sich. Das Netz der Straßen und Gassen innerhalb des Wallrings summiert sich auf etwa 25 Kilometer und selbst die meisten Einheimischen kommen irgendwann in eine Gas­ se, die sie noch nie betreten haben – vor allem in den zwischen den Ausfallstraßen gelegenen, weitgehend geschäftefreien Wohngebieten der südlichen und westlichen Altstadt. Überhaupt haben die Jahrhunderte ihre Spuren in der Bausubstanz der Stadt insgesamt alles andere als gleichmäßig hinterlassen. Oder anders gesagt: Konjunkturschübe und ­K atastrophen haben jeweils auf ihre Weise zu einer völlig un­ proportionalen Verteilung der Architektur auf einzelne Epochen beigetragen. Aus dem vor Wohlstand fast platzen­ den Hochmittelalter ist in mehr oder weniger unverfälschter Form gerade mal ein Haus erhalten, was im Vergleich zu den meisten anderen Städten schon viel ist, aus den mageren ­Zeiten der frühneuzeitlichen Kriege dagegen Hunderte. Der Renaissance fehlte es in Soest eher an Ideen als an Geld; kurz darauf war beides nicht mehr da, sodass das Barock in Soest fast schon architektonisches Niemandsland darstellt. Der Klassizismus plätscherte vor sich hin, der Jugendstil trieb ein paar Blüten und die Moderne ließ sich lange bitten, bis mit Bruno Paul ein Ausnahmearchitekt plötzlich gleich drei ­herausragende Villen hinterlässt. Der Zweite Weltkrieg ver­ wüstete wahllos, was hinterher in Auswahl wiederaufgebaut wurde. Seitdem legen sich die neueren Stilrichtungen vor ­a llem bei den Wohnbauten wie Fragmente von Jahresringen um die immer weiter ins Feld wachsende Stadt.


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Im Bild vereint: Die Söhne des Bürgermeisters Klepping – rechts die beiden zum Zeitpunkt des Auftrags (um 1525) noch lebenden Söhne, links davon die schon verstorbenen, geisterhaft durchsichtig und mit Kreuz. (Detail des Klepping-Altars in der Petrikirche)

Soest ist reich an Sehenswürdigkeiten und es gibt eine ganze Reihe von Stadtführern, die sie aufzählen. Als Ergänzung und Anregung seien hier nur einige Besonderheiten genannt, die vielleicht nicht auf den ersten Blick auffallen, die man aber im Hinterkopf behalten kann, um bei einem Besuch in der Stadt kleine Aha-Momente zu erleben, wenn man sie entdeckt: Die bekannteste dieser Besonderheiten ist das so benannte „West­ fälische Abendmahl“, ein Glasfenster in der Wiesenkirche, auf dem Jesus und die Jünger statt Brot und Wein eine eher unbiblische Auswahl westfälischer Spezialitäten (Schweins­ kopf, Schinken, Bier und Schnaps) genießen. Kaum bekannt dagegen ist ein Kapitell am Nordportal des St.-Patrokli-Doms, das nachweislich im Rom der Kaiserzeit entstand und von

dem niemand weiß, wie es nach Soest gekommen ist. Direkt nebenan, auf einem Relief über dem Südportal der Petrikirche, findet sich der möglicherweise einzige bärtige Engel des Mit­ telalters. Und wer die Kirche betritt, kann am sogenannten Klepping-Altar aus den 1520er-Jahren eine ganze Reihe von Lektionen lernen: wie wohlhabende Stifter kurz vor der ­R eformation bemüht waren, sich und ihre Familien (ein­ schließlich der hier als durchsichtige Gespenster dargestellten verstorbenen Kinder) ins Himmelreich einzukaufen, wie die Produzenten solcher Altäre durch Rationalisierung ihre ­G ewinne zu maximieren versuchten (nämlich indem sie in Fließbandproduktion hergestellte Schnitzfiguren nach dem Baukastensystem zusammensetzten und dabei manchmal


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Das „Westfälische Abendmahl“ in der Wiesenkirche: eine unbiblische Schlemmerei mit regionalen Spezialitäten wie Bier, Schinken, Schweinskopf und Schnaps; im Vordergrund rechts vom Schweinskopf

versehentlich einzelne Figuren doppelt einbauten) und wie man es vor einem halben Jahrtausend mit dem Urheberrecht hielt (indem man die Passionsgeschichte einfach aus Stichen von Albrecht Dürer abmalte). All das und noch einiges mehr lässt sich auf einem Gang durch die Soester Altstadt erkunden – wenn man genau hinschaut. Denn das Schöne an diesen in mehr als tausend Jahren gewachsenen Orten ist ja, dass im Schatten der allseits bekannten Sehenswürdigkeiten zahllose solcher kleinen Spu­ ren hinterlassen sind, die die große Geschichte wegzuspülen vergessen hat. MICHAEL RÖMLING

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der Apostel Judas mit dem Geldbeutel in der Hand


Soest

Mittelalter zum Leben erweckt Rund ums Jahr setzt die Stadt ihre Geschichte in Szene: I­ m ­Januar / Februar zum Beispiel werden im Rahmen der Ver­ anstaltung „Winterstrahlen“ die Highlights der Stadt in besonderes Licht getaucht. Jedes zweite Jahr am ersten Au­ gustwochenende lebt die Geschichte buchstäblich wieder auf. Die „Soester Fehde“ ist eine der Top 5 Reenactment-Ver­ anstaltungen in Europa. Rund 900 Mittelalterfans in authentischer Kleidung und Rüstung reisen dann aus zwölf Nationen an, lagern drei Tage in der Gräfte und erstürmen mit mittelalterlichen Waffen und Kanonen die Stadtmauer. Anfang September wird die Ernte der Soester Börde, deren Böden zu den fruchtbarsten in Deutschland gehören, mit ­einem Bauernmarkt gefeiert.

Die fünfte Jahreszeit ist die „Allerheiligenkirmes“, die seit mehr als 680 Jahren stattfindet und die größte Innenstadt­ kirmes Europas ist. Der besondere Reiz ist, dass die Besucher in den Karussells dicht an den alten Fachwerkhäusern und Kirchen „vorbeifliegen“. Das Jahr schließt mit dem Weihnachtsmarkt , einem ­„ Geheimtipp“, der mittlerweile aber schon über 600.000 internationale Besucher in die mittelalterliche Kulisse lockt und schon vom Spiegel, dem Focus und dem WDR als schönster Weihnachtsmarkt NRWs genannt wurde. www. wms-soest. de

Fotos: Gero Sliwa, Stadt Soest


Kalender

J A N UA R / F E B R UA R S o e s t e r W i n t e r s t ra h l e n …………………………………………… MÄRZ Soester Kneipenfest ival …………………………………………… MAI B ö rd e t a g …………………………………………… JUNI W i p p e n i n d e n G ro ß e n Te i c h ( M a l e f i k a n t e n w e rd e n z u r „ S t ra f e“ i n d e n G ro ß e n Te i c h g e w i p p t , m i t t e l a l t e r l i c h e Tra d i t i o n) …………………………………………… JULI Winzer mark t …………………………………………… AU G U S T (nur jedes 2 . Jahr) Soester Fehde …………………………………………… SE P T E M BE R B ö rd e b a u e r n m a r k t …………………………………………… OK T OBE R P ro B i e r B a r …………………………………………… N OV E M B E R A l l e r h e i l i g e n k i r m e s

DE Z E M BE R S o e s t e r We i h n a c h t s m a r k t …………………………………………… H E I L IGA BE N D Glor ia Singen

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( g rö ß t e A l t s t a d t k i r m e s E u ro p a s) ……………………………………………


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Mit Blick auf den historischen Vreithof,

HOP IN SOEST Stay & Eat

*

von Nina C zayka

Foto: © Restaurant FachWerk

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© DECK 8_ansichtsweise

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pil g rim h a us.d e


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Hellweg Konkret II: Blick zurück nach vorn

Über die Magie von Form und Farbe

Richard Alan Cox, „Lichtbogen“, 2011, Foto: Richard Alan Cox © VG Bild-Kunst, Bonn 2020 Standpunkt des Lichtbogens ist ein Knotenpunkt in der Gräfte, e­ in Durchbruch in der historischen, die Altstadt umfassenden Wall­ anlage der Stadt Soest: Eingang und Ausgang, eine Schwellensituation als Verbindungsportal zwischen Altstadt und Neusiedlung.

2020 und 2021 steht die Kulturregion Hellweg bereits zum zweiten Mal im Zeichen der konkreten und konstruktiven Kunst. Kunstrichtungen also, die sich auf autonome geo­ metrische Farb- und Formelemente beschränken und die bisweilen auf mathematischen Gesetzmäßigkeiten basieren. Sie sind nicht auf gegenständliche Anregungen zurück­ zuführen, sondern ihre Ausgangspunkte sind elementare bildnerische Mittel wie Linie, Farbe, Form, Fläche, Volumen und Raum. Damit hören die Gemeinsamkeiten auch schon auf, denn der in den 1920er-Jahren von Theo van Doesburg

g­ eprägte Begriff „konkrete Kunst“ ist weitaus weniger ­eindeutig, als es zunächst scheint. Er steht für eine histori­ sche Kunstrichtung der Vorkriegsavantgarde, gilt aber glei­c hermaßen für eine nur formal ähnliche Richtung der Nachkriegsjahrzehnte. Und im allgemeinen Sprachgebrauch können ihm mittlerweile fast alle abstrakt-geometrischen Strömungen bis in die Gegenwart hinein zugeordnet wer­ den. Die Bandbreite und Vielfalt dessen, was die Besucher bei „Hellweg Konkret II“ erwartet, deutet sich bereits bei diesen Überlegungen an.


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Das Konzept, konkrete Kunst als historische Richtung und als sich wandelnde und damit aktuelle Idee gleichermaßen in den Fokus zu rücken, wird bei „Hellweg Konkret II: Blick zurück nach vorn − Über die Magie von Form und Farbe“ erneut auf­ gegriffen. Den Auftakt machen 2020 Soest und Unna, 2021 folgen Ausstellungen in Hamm, Ahlen, Bad Sassendorf und Arnsberg. Schon der Untertitel des Projektes verweist darauf, dass diese Kunst nicht nur analytisch und rational ist, sondern dass sie in erster Linie auch ein sinnliches Erlebnis ist, auf das es sich freilich einzulassen gilt.

Jan van Munster, „Brainwave“, 2018, Foto: Carl-Jürgen Schroth © VG Bild-Kunst, Bonn 2020 Der Künstler hat sich mit der Fassade des denkmalgeschützten Gebäudes des Museums Wilhelm Morgner mit R AUM SCHROTH auseinandergesetzt und ist nach etlichen gedanklichen Simulationen zu der beeindruckenden Arbeit gelangt.

A R TM A P P   F R Ü H J A H R 2 0 2 0 — H E L LW E G W E S T FA L E N

In der Hellweg-Region ebenso wie im angrenzenden Ruhrge­ biet waren in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg nicht nur zahlreiche konkret arbeitende Künstler tätig, son­ dern konkrete Kunst wurde hier auch privat und ­institutionell stark gesammelt. Eine deutschlandweit einzigartige Konzen­ tration auf diese Kunstrichtungen, die im 21. Jahrhundert gleichwohl in Vergessenheit zu geraten droht. Sie sei zu ver­ kopft, zu intellektuell, zu mathematisch, so lauten bis heute verbreitete Vorurteile gegenüber der konkreten Kunst, für die sich ein breites Publikum noch immer schwer gewinnen lässt. Entsprechend ging es in der ersten Ausgabe von „Hellweg Konkret“ zunächst darum, sich auf Spuren­suche zu begeben. Es galt zusammenzutragen, welche Künstler in der Region ge­ arbeitet haben oder noch arbeiten und wo sich ihre Werke befinden. Die Ergebnisse dieser ­Recherche wurden 2014 bis 2016 in sechs Ausstellungen in Soest, Unna, Hamm, Ahlen und Arnsberg mit Ausstellungen zu K. G. Schmidt, Carlernst Kürten, Erich Lütkenhaus, ­G erhard Weber und Gordon F. Turner präsentiert. Allerdings war von Anfang an klar, dass ein solches Projekt nur dann nachhaltig sein würde, wenn die Arbeiten auch wissenschaftlich aufgearbeitet sowie publiziert und nicht zuletzt die regionalen Künstler innerhalb der inter­ nationalen konkret-­konstruktiven Kunst verortet werden. Schon bei „Hellweg Konkret I“ spielte daher der Kontext von den unmittelbaren Weggefährten der Künstler bis zur inter­ nationalen Gegenwartskunst eine zentrale Rolle.


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„DIALOGE“ ist die Ausstellung im RAUM SCHROTH im Museum Wilhelm Morgner in Soest überschrieben, und sie ist ganz der Farbe gewidmet. Dem in der Region tätigen Jo Kuhn (* 1935) werden Philippe Chitarrini (* 1966) aus Frank­ reich, András Gál (* 1968) aus Ungarn und Callum Innes (* 1962) aus Großbritannien zur Seite gestellt. Farbe ist das, worum es in der Malerei geht, wenn sie vom Inhalt befreit ist. Sie erreicht die Betrachter ganz unmittelbar auf emotionaler Ebene, und darin gleicht das Erleben von Farbkompositionen jenem von Musik. Die Konsistenz der Farbe, die Art des Farb­ auftrags, das Aufeinandertreffen und die Anordnung zweier Farben auf der Bildfläche – all das sind künstlerische Entschei­ dungen, die die unendlichen Variationen der Farbmalerei ausmachen. Jo Kuhns Malerei ist ein um 1960 beginnender ex­ perimenteller malerischer Prozess innerhalb dessen er die Formen immer weiter reduzierte. „Das Pigment ist der Reso­ nanzboden des Lichtes“, schrieb Kuhn zu seinen Arbeiten, und es geht ihm dabei vor allem um die emotionalen Aus­ drucksmöglichkeiten von Farbe.

Carl-Jürgen Schroth,

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Foto: Sebastian Kempa

Carl-Jürgen Schroth bereitet mit seinem Ausstellungsraum nicht nur die Bühne für die Dialoge zwischen und mit diesen Werken der Farbmalerei, er ist auch maßgeblich an der Reali­ sierung des Projektes „Hellweg Konkret“ beteiligt. Wenn man über Kunst in der Hellweg-Region spricht, fällt früher oder später sein Name. Carl-Jürgen Schroth ist unermüdlicher Anreger, Ideengeber, Förderer. Und er lässt nicht locker: Ein gutes Projekt navigiert er auch über politische Hürden zum Ziel. Seine umfangreiche Sammlung internationaler (im ­weitesten Sinne) konstruktiv-konkreter und konzeptueller Kunst erzählt vom Kunstliebhaber und -kenner Carl-Jürgen Schroth, denn sie ist wie jede gute Sammlung auch ein Porträt des Sammlers. Diese Sammlung immer wieder öffentlich zu ­präsentieren und auch selbst durch die Ausstellungen zu ­f ühren, war schon früh sein Anliegen. Anfangs geschah das im eigenen Wohnzimmer und an wechselnden Orten, seit Mai 2016 im RAUM SCHROTH, der eigenständiger Teil des Museums Wilhelm Morgner in Soest ist. Darüber hinaus ­f ördert Schroth mit seiner Stiftung Konzeptuelle Kunst ­konkrete Kunst und Kunstprojekte der Region, beispiels­ weise „Hellweg Konkret“.


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Skulptur, die Formen wurden organischer, dem gleich­ zeitigen Informel in der Malerei verwandt. Ab Mitte der 1960er-Jahre schließlich beschränkte er sich auf stereometri­ sche Körper wie Kugel, Zylinder, Stab, Ring und Scheibe. Immer wieder spielte er Anordnungen dieser Grundformen durch, um Raum, Zeit und Bewegung erfahrbar zu machen. „Räumliche Konstellationen“ nannte er das. Die zahlreichen Skulpturen von ihm ebenso wie jene von Carlernst Kürten, die im öffentlichen Raum auch in der Hellweg-Region stehen, machen die Arbeiten der beiden Künstler zu vertrauten Be­ gleitern im Alltag, wenngleich ihre Namen noch immer Wenigen vertraut sind.

Ernst Hermanns, „Zwei gegeneinander verschobene Halbkugeln“, 1977, Moderne Galerie, Museum Quadrat, Bottrop, Foto: Wikimedia Commons

Auch die zweite Ausstellung im Rahmen von „Hellweg Kon­ kret II“ setzt auf einen Dialog: Die Carlernst Kürten-Stiftung in Unna zeigt schwerpunktmäßig Skulpturen von Ernst ­H ermanns (1914−2000) – zusammen mit Skulpturen von Carlernst Kürten (1921−2000), in dessen Wohn- und Atelier­ haus die Stiftung untergebracht ist. Ernst Hermanns zählte 1948 zu den Mitbegründern der Gruppe „junger westen“ in Recklinghausen. Neben Aus­ tausch und gemeinsamen Ausstellungen wollten diese Künstler den Anschluss an die Moderne wiederfinden und zugleich eine eigene, der industriell geprägten Region des Ruhrgebietes entsprechende künstlerische Ausdrucksform finden. Ernst Hermanns’ Formensprache war zunächst noch an einer von Alberto Giacometti und Henry Moore geprägten Figuration orientiert. 1950 entstand seine erste abstrakte

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Carlernst Kürten-Stiftung in der Alte Heide-Schule, Unna, Foto: Miriam Schroth

Auch die Carlernst Kürten-Stiftung hat sich die Vermittlung von konstruktiver und konkreter Kunst auf die Fahnen ge­ schrieben. Sie widmet sich der Pflege und Aufarbeitung des Werkes von Kürten, der zu den bekanntesten konkreten Künstlern der Hellweg-Region gehört. Darüber hinaus zeigt sie ein ambitioniertes Ausstellungsprogramm konkret-kons­ truktiver Positionen, mit einem Fokus auf zeitgenössischer Kunst, sodass Vergangenheit und Gegenwart in lebendigem Austausch verbunden bleiben. Künstlerischer Leiter der ­Carlernst Kürten-Stiftung ist seit 2018 Burkhard Leismann. Er ist kein Unbekannter in der Region: Leismann war 1993 Grün­ dungsdirektor des Kunstmuseums Ahlen, das bereits bei „Hellweg Konkret I“ beteiligt war und 2021 mit einer Ausstel­ lung des Schweizer Künstlers Beat Zoderer (* 1955) erneut dabei sein wird. Burkhard Leismann hat indes die ­Direktion des Ahlener Museums an Stephan Trescher über­geben. In der Carlernst Kürten-Stiftung steht ihm als wissenschaftliche Mitarbeiterin Juliane Rogge zur Seite, die ebenso für die Stif­ tung Konzeptuelle Kunst in Soest tätig ist. Dass in der Hellweg-Region derartige Großprojekte statt­f inden können, „Hellweg Konkret II“ ist mit acht Aus­ stellungen an sechs Orten ein durchaus beacht­l iches Zusammenspiel von Institutionen, mag auch an der guten Vernetzung aller Akteure liegen. So kann es gelingen, künst­ lerische Tradit ionen lebendig zu halten und f ür das ­P ublikum ein ebenso abwechslungs- wie lehrreiches Ange­ bot zu machen, das in erster Linie die Freude an der Kunst vermittelt. „Hellweg Konkret II“ wird vom Ministerium für Kultur und Wissenschaften des Landes Nordrhein-West­ falen gefördert. KIM BEHM

Burkhard Leismann, künstlerischer Leiter der C ­ arlernst Kürten-Stiftung, Foto: Dierk Hartleb

1 1 . J u l i b i s 2 7. S e p t e m b e r 2 0 2 0 Hellweg Konk re t I I: DI A LOGE J o K u h n , P h i l i p p e C h i t a r r i n i , A n d rá s G á l , C a l l u m I n n e s St if t ung Kon zept uelle Kunst | R AU M SC H RO T H i m M u s e u m W i l h e l m M o r g n e r, S o e s t w w w . s a m m l u n g s c h ro t h . o r g www. skk-soest . de 20. September 2020 bis 10. Januar 202 1 Hellweg Konk re t I I: Er n st He r mann s Carler nst Kür ten-St if t ung in der Alte Heide-Schule, Unna www. unna. de


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Hotspots: Konkrete Kunst­ Auf den Spuren der konkreten Kunst reisen: In einer ele­ganten Schleife von Reutlingen via Zürich ins bayerische Ingolstadt. So schallt der süddeutsche und Schweizer Dreiklang der ­konkreten Kunst. Folgen Sie uns in drei Kunsthäuser, die Sie unbedingt gesehen haben müssen! MARC PESCHKE

M U S E U M H AU S KO N S T R U K T I V, Z Ü R I C H

Das 1987 eröffnete Museum Haus Konstruktiv ist eines der schönsten Museen der Schweiz. Es befindet sich im Herzen von Zürich in einem wunderbaren Industriebau, dem zwi­ schen 1929 und 1932 errichteten ehemaligen ewz-Unterwerk Selnau. Träger ist die Stiftung für konstruktive, konkrete und konzeptuelle Kunst. Die Institution pflegt als einzige in der Schweiz das Erbe der konstruktiv-konkreten Kunst. Arbeiten der „Zürcher Konkreten“ Max Bill, Camille Graeser, Richard Paul Lohse oder Verena Loewensberg werden hier genauso ­gezeigt wie thematische Wechselausstellungen – das Weiter­ wirken der historischen Positionen in die Gegenwart. Als permanente Sammlungspräsentation kann die Raumarbeit „The Rockefeller Dining Room“ (1963/64) von Fritz Glarner besichtigt werden. Parallel zu den Ausstel­ lungen finden regelmäßig Künstlergespräche, Vorträge und Workshops statt. Das Museum verfügt zudem über eine Fachbibliothek, einen Museumsshop und ein hervorragen­ des Café. Bis zum 10. Mai werden die Ausstellungen „Otto Piene. Die Sonne kommt näher“ und „Brigitte Kowanz. Lost under the Surface“ gezeigt.

Ausstellungsansicht „An Ort und Stelle. Fotografie des Gegenwärtigen“, Foto: © Kunstmuseum Reutlingen / Konkret

S T I F T U N G F Ü R KO N K R E T E K U N S T, R E U T L I N G E N

Die Wandel-Hallen in Reutlingen sind ein Hotspot der ­z eitgenössischen Kunst: Auf insgesamt rund 3.000 Qua­ dratmetern präsentiert dort die renommierte Stiftung für konkrete Kunst ihre hochkarätige Sammlung und drei ­weitere Institutionen zeigen internationale Wechselausstel­ lungen: der Kunstverein, das Kunstmuseum Reutlingen / Galerie und das Kunstmuseum Reutlingen / Konkret. Von der Stiftung und aus dem Privatbesitz des Stif­ tervorstandes Manfred Wandel hatte die Stadt 2017 eine umfangreiche Auswahl von Kunstwerken als Schenkung übernommen: serielle und teilweise eigens für die Ar­ chitektur der Wandel-Hallen erschaffene Werkgruppen von bedeutenden Vertretern der konkreten Kunst. Sie sind das Rückgrat des von Holger Kube Ventura profilierten Kunst­m useums Reutlingen / Konkret, der mit seinem ­t hemenorientierten Programm zeigt, wie überraschend „konkret“ Kunst heute sein kann – aktuell mit der Ausstel­ lung „An Ort und Stelle. Fotografie des Gegenwärtigen“.

Wolfram Ullrich, „Midi“, 2013, Acryl auf Stahl, © Wolfram Ullrich, Ausstellung im Museum für Konkrete Kunst, Ingolstadt, Foto: Hubert P. Klotzeck

„Wo die Konkrete Kunst eintritt, zieht die Schwermut mit ­ihren grauen Koffern voll schwarzer Seufzer fort.“ Hans Arps Diktum aus dem Jahr 1944 ist der Leitgedanke des Museum für Konkrete Kunst in Ingolstadt, das sich als internationales Kommunikationszentrum für Belange der konkreten und konstruktiven Kunst sowie des Designs versteht. Op-Art, ­k inetische Kunst, Computerkunst und Conceptual Art sind ebenfalls Teil des Ausstellungsprogramms. Zudem ist das Museum eine Art Think Tank für zeit­ genössische Themen und Phänomene, eine Plattform für vielfältige kulturelle Erfahrungen. Entstanden ist das Muse­ um aus der Erwerbung der Sammlung Gomringer durch die Stadt im Jahr 1981. Das Haus wurde schließlich 1992 in der ehemaligen Kaserne in der Tränktorstraße eröffnet. Derzeit wird an einem Umbau gearbeitet, der im Jahr 2022 fertigge­ stellt sein soll. Dann wird das Museum in einer historischen Gießereihalle residieren. Bis dahin sind weiter Wechselaus­ stellungen zu sehen, etwa die Schau „Mind the Gap! Zwischen bekannten und neuen Räumen“ ab 10. Mai.

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M U S E U M F Ü R KO N K R E T E K U N S T, I N G O L S TA D T


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Die Hellweg - Region in West falen

Weltoffen und heimatverbunden Die Hellweg-R eg ion bie te t e ine Viel zahl von k ult urelle n und k ult urgeschichtliche n G ehe imt ipps. S a b i n e L e i ß e , L e i t e r i n d e r S t a b s s t e l l e P l a n u n g u n d M o b i l i t ä t i m K r e i s U n n a , s t e l l t e i n i g e d a v o n v o r. D a s I n t e r v i e w f ü r A R T M A P P f ü h r t e R e i n e r B ro u w e r.

ARTMAPP: Der Kreis Unna ist der Hellweg-­ Region zuzuordnen, die nach Osten hin noch den Kreis Soest sowie die Städte Ahlen und Hamm umfasst und mit Hamm den östlichsten Pol der Metropole Ruhr bildet. Was macht die Region so einzigartig für Besucher? Sabine Leiße: Die Lage im Schnittpunkt zwischen Ruhrgebiet, Sauerland, Münsterland und westfälischer Bördelandschaft lässt den Kreis mit einem vielseitigen Angebot für Besucher aufwarten. Ehemalige Industriestätten, beeindruckende ­Ausstellungen moderner und zeitgenössischer Kunst, inter­ nationale Lichtkunst und außergewöhnliche Veranstaltungen stehen ebenso auf dem Programm wie historische Altstädte und malerisch schöne Landschaften zwischen Ruhr und ­L ippe. Besonders toll: Viele Orte und Sehenswürdigkeiten können erwandert werden oder sind per Rad zu erreichen − kulturell angehaucht auf der „Route der Industriekultur“ per Rad, historisch verpf lichtet auf der „Römer-Lippe-Route“ und der „Westfälischen Salzroute“ oder naturnah auf dem ­E rlebnisradweg Lüner Lippeaue, auf dem Seseke- und Emscher-­Weg und dem „RuhrtalRadweg“. ARTMAPP: Mit den beiden erfolgreichen Projekten „Mord am Hellweg“ und „HELLWEG − ein LICHT­ WEG“ (Letzteres insbesondere mit dem Zentrum für Internationale Lichtkunst Unna) – hat die ­Region zwei kulturelle Highlights mit über­ regionaler Ausstrahlung. Welche Empfehlung geben Sie uns, was sich zu entdecken lohnt?

Die Schachtanlage „Minister Achenbach“ in Lünen entwickelte sich zum Technologiezentrum LÜNTEC. Eine künstlerische Schöpfung von ­S tardesigner Luigi Colani, das „Colani-Ufo“, ist heute dessen weithin sichtbares Wahrzeichen. Foto: Kreis Unna

SL: Neben den beiden genannten stehen für mich die Ausstel­ lungsorte Haus Opherdicke in Holzwickede und das Schloss Cappenberg in Selm an erster Stelle. Beide Häuser sind für ihre Ausstellungen moderner und zeitgenössischer Kunst weit über die Region hinaus bekannt. Schloss Cappenberg zählt zu den bedeutendsten Beispielen westfälischer Klosterbaukunst des Barocks. Im Mittelflügel des Schlosses hat der Kreis Unna in den vergangenen Jahren wechselnde, teilweise deutsch­ landweit einmalige und beachtete Ausstellungen gezeigt. Aufgrund umfangreicher Sanierungsarbeiten am Schloss ist dies zurzeit leider nicht möglich. Aber in der Stiftskirche vor dem Schloss finden Konzerte wie die Vespermusik und ­Ausstellungen statt. Die Parkanlage und die angrenzenden Wälder machen Schloss Cappenberg zu einem beliebten Aus­ flugs- und Naherholungsziel.


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Sagenhafte Aussicht in 148 Meter Höhe vom Plateau der begrünten

Selm, Schloss Cappenberg, Rückansicht, Foto: Atelier Klaus Mischke

­B ergehalde „Großes Holz“ in Bergkamen, Foto: Klemens Kordt

SL: Dass Haus Opherdicke in den Kreis der RuhrKunstMuse­ en aufgenommen wurde, unterstreicht seine herausragende Bedeutung als Ausstellungsort. Darüber hinaus hat es aber noch mehr zu bieten. Es ist Austragungsort vieler Veran­ staltungen − darunter klassische Konzerte, Folk und Jazz oder auch die ruhrgebietsweite „ExtraSchicht − Nacht der Indus­ triekultur“. Und Haus Opherdicke zählt zu den schönsten Baudenkmälern der Region. Die Grundmauern des kreis­ eigenen Gutes gehen auf das 12. Jahrhundert zurück. Damit erschöpft sich das Angebot an attraktiven Ausflugszielen und Events in der Region aber noch lange nicht. Unbedingt ans Herz legen möchte ich Ihnen hier noch: Wenn im Frühjahr der „ungeraden Jahre“ die City Unnas in einem südländischen Lichtermeer erleuchtet und aromatische Düfte in der Luft ­liegen, feiert die Stadt fünf Tage „Un(n)a Festa Italiana“, was es so nördlich der Alpen nur einmal gibt. Das „Kinofest Lünen | Festival für deutsche Filme“ gilt heute als ein geschätzter Treffpunkt der Filmbranche. Filmschaffende stellen ihre ­A rbeiten dem Publikum vor und tauschen sich in ungezwun­ gener Atmosphäre aus.

SL: Natürlich! Insbesondere die Industriekultur hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Publikumsmagneten ­entwickelt. Auf Spurensuche nach den Zeugnissen der indus­ triellen Vergangenheit seien die Entdeckertouren der „Route der Industriekultur“ des Ruhrgebiets empfohlen. So spürt die Route „Sole, Dampf und Kohle“ den Grundlagen der wirt­ schaftlichen Entwicklung im östlichen Ruhrgebiet im Verlauf der letzten 200 Jahre nach: www.route-industriekultur.ruhr. ARTMAPP: Liebe Frau Leiße – vielen Dank für das Gespräch!

Sabine Leiße, Foto: Kreis Unna

ARTM APP  FRÜH JAHR 2020 — APPETIZER SPECIAL

ARTMAPP: Den RuhrKunstMuseen tritt dieses Jahr mit dem Haus Opherdicke in Holzwickede ein neues, inzwischen 21. Museum dem Verbund bei.

ARTMAPP: Als Besucher vergisst man schnell, dass in dieser ausgesprochen reizvollen Landschaft bis vor Kurzem noch Kohle gefördert wurde und das schwarze Gold eine maßgebliche Rolle im Alltag der Menschen spielte. Kann man sich auch darüber ein Bild machen und Orte der Industriekultur besichtigen?


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Appetizer R e i se t ipps z u K un s t und K ult ur von Bet t ina Götz tour ist @ar t mapp. net

Darmstadt

Edward Hopper, „Cape Cod Morning“, 1950, Öl auf Leinwand, 86,7 x 102,3 cm,

American Art Museum, Gene Young © Heirs of Josephine Hopper / 2020, ProLitteris, Zürich

Museen,

und mehr

Edward ­H opper

Freude,

der anderen

­s chöner

Art Dass Stadtführungen auch

Bodensee

­G ärten Basel

Sightseeing

­G öt ter funken

­S mithsonian American Art Museum, Gift of the Sara Roby Foundation, Foto: Smithsonian

Bonn

höchst unterhaltsam und mit 2020 i s t B e e t h ove n J u b i l ä u m s -

ü b e r ra s c h e n d e n I n h a l t e n

j a h r. B i s 17. D ez e m b e r, d e m

g e s p i c k t s e i n kö n n e n, z e i g e n

Ta u f t a g L u d w i g va n B e e t ­

d i e To u re n vo n Ea t t h e Wo r l d,

h ove n s 17 70, w i rd i n s e i n e r

bei der ein Stadt vier tel nicht

G e b u r t s s t a d t B o n n s ow i e i n

n u r e n t d e c k t, s o n d e r n

d e r g e s a m t e n Re g i o n g e f e i e r t.

e r s c h m e c k t w i rd . S o g i b t e s

E i n e i n z i g a r t i g e s P ro g ra m m ­

z . B . a u f d e m d re i s t ü n d i g e n

a n g e b o t b i e t e t M us i k l i e b ­

S p a z i e rg a n g d u rc h D a r m s t a d t

D u rc h d i e ve r s c hwe n d e r i s c h

h a b e r n u n d ku l t u r i n t e re s s i e r t e n

a n s i e b e n ku l i n a r i s c h e n

schönen Gärten des ehema­

Menschen jeden Alters eine

­S t a t i o n e n – d a r u n t e r e i n

l i g e n Ka r t ä us e r k l os t e r s

b u n t e V i e l f a l t a n Ve ra n s t a l ­

­S p ez i a l g e s c h ä f t f ü r Tr ü f f e l,

­I t t i n g e n o d e r d u rc h d i e

t u n g e n: vo n f u l m i n a n t e n

e i n e h e s s i s c h e S p ez i a l i t ä t i n

Seine Landschaf ten sind

­r o m a n t i s c h e Pa r ka n l a g e d e s

­K l a s s i k- Ko n z e r t e n b i s z u

einem der ältesten Gebäude

­l e g e n d ä r, d i e Fa r b e n kü h l,

N a p o l e o n m us e u m s S c h l os s

­A us s t e l l u n g e n, T h e a t e r­

und ein Café mit einer

­s e i n e M a l e re i i ko n i s c h .

A re n e n b e rg f l a n i e re n, i m D e u t -

p ro d u k t i o n e n, B ü rg e r f e s t e n

­„ s p ez i e l l e n“ B o h n e – re i c h l i c h

Ed wa rd H o p p e r (1882–1967 )

s c h e n H u t m us e u m L i n d e n b e rg

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Zus ä t z l i c h h a t d i e

e a t - t h e -wo r l d .c o m

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b o n n - re g i o n .d e

Bonn: Beethoven-Denkmal © Michael Sondermann /

b o d e n s e e.e u

Bundesstadt Bonn


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Hannover Sun & Sea

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Lindau: Löwe und Hafeneinfahrt © Hari Pulko | Lindau Tourismus

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71

Wernigerode Bunte Stadt am Harz Jedermann, © Tourismus Salzburg

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Varel Dangast Franz

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STEINSKULPTURENMUSEUM Saison-Eröffnung: 11. April 2020 Ausstellungseröffnung: 10. Mai 2020 Museumsfest: 30. August 2020 Heilquelle 1 55583 Bad Münster am Stein-Ebernburg Tel. 06708/2385 info@fondation-kubach-wilmsen.de www.fondation-kubach-wilmsen.de Öffnungszeiten: 11. April bis 11. Oktober 2020 Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 14 bis 17 Uhr


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5. August bis 13. September 2020 Schloss Karlsruhe www.schlosslichtspiele.info

Eintritt frei!

Karlsruhe


Nach dem grandiosen Erfolg der vergangenen fünf Jahre mit über 1,7 Millionen Besucherinnen und Besuchern wird auch im Sommer 2020 der Schlossplatz im Herzen von Karlsruhe wieder zum Treffpunkt für Medienkunstliebhaber.

Karlsruhe. Er wählt aus einer Vielzahl von Einreichungen herausragende Projection Mappings aus. Als spektakuläres Seh- und Klangerlebnis können die Projektionen nach Einbruch der Dunkelheit auf der gesamten 170 m langen barocken Schlossfassade erlebt werden.

Die aufwendigen Projektionen und Videomappings von international renommierten Medienkünstlerinnen und Medienkünstlern sowie Künstlergruppen locken allabendlich bei freiem Eintritt tausende Menschen vor das Schloss.

Erleben Sie gemeinsam mit uns eines der größten digitalen Medienkunstwerke Europas. Wir freuen uns auf Sie!

Kurator der Schlosslichtspiele ist Peter Weibel, Vorstand des ZKM | Zentrum für Kunst und Medien

Schlosslichtspiele 2019 © Photo: ARTIS-Uli Deck

Maxin10sity, „Our only blue One“, Schlosslichtspiele 2019, © Photo: Jürgen Rösner

Maxin10sity, „Our only blue One“, Schlosslichtspiele 2019, © Photo: ARTIS-Uli Deck


76 UNESCO Titel für Karlsruhe

City of Media Arts Als „erste und einzige Stadt in Deutschland bekennt sich Karls­r uhe zur Medienkunst“, betonte unlängst Christiane Riedel, Geschäftsführerin des ZKM | Zentrum für Kunst und Medien – und das nicht erst seit Herbst 2019, als die UNESCO der Fächerstadt als erster deutscher Stadt den Titel einer „City of Media Arts“ verlieh. Die Verbindung von IT, Wissenschaft, Forschung und Kunst reicht weit in die Vergangenheit und ist sicher auch angelegt in dem Umstand, dass sich an Deutsch­ lands erster technischer Universität, dem heutigen KIT, die erste Fakultät für Informatik in Europa befand. K ­ arlsruhe kann auch als eine der Wiegen der modernen Telekommu­ nikation gelten, denn hier entdeckte Heinrich Hertz die Wirkungsweise elektromagnetischer Wellen, die Grundlage der personenunabhängigen Übertragung von ­Informationen über weite Distanzen sind, und von Karlsruhe wurde die erste E-Mail 1992 versendet. Weil schon in den 1980er-Jahren, als der Begriff ­„ Al­g orithmus“ vielen Menschen noch nicht geläufig war, die Veränderungen der neuen Medien in Karlsruhe greif bar ­w aren, wurde 1989 das ZKM gegründet, das heute weltweit zu den renommiertesten Kulturinstitutionen in diesem Bereich zählt. Dass jenseits dieses Nukleus der Medien­ kunst in Karlsruhe noch weit mehr passiert, macht allein der S ­ chulterschluss der Stadtverwaltung mit rund 40 Insti­ tutionen deutlich, die sich − aus Kultur, Kreativwirtschaft, ­F orschung, Wissenschaft und der digitalen Open-­SourceSzene kommend − 2018 erfolgreich um den Titel „UNESCO City of Media Arts“ beworben hatten. Deren weltumspan­ nendes Netzwerk von Austin (USA) über Linz (Österreich) und Sapporo (Japan) bis Tel Aviv (Israel) wurde 2019 mit ­K arlsruhe und Viborg (Dänemark) um zwei weitere „Creative Cities“ mit dem Schwerpunkt Medienkunst auf insgesamt elf erweitert. Für die Fächerstadt ist diese Auszeichnung Ver­ pf lichtung, die Kooperationen zu vertiefen, bestehende Vernetzungen zu intensivieren und neue zu erschließen – in der Stadt wie darüber hinaus. Die „Seasons of Media Art“ ­sollen ab 2020 im jährlichen Turnus Medienkunst in der Stadt präsentieren, die speziell auf den öffentlichen Zugang von ­Daten fokussiert und die Entwicklung der „Smart City“ the­ matisiert. Dabei geht es auch darum, Medienkunst als Teil einer neuen Stadtarchitektur und der nachhaltigen Stadtent­ wicklung zu fördern, um langfristig zur Etablierung einer „Digitally Connected City“ beizutragen, bei der die digitale Selbstbestimmung der Bürgerschaft im Vordergrund steht. Die „Seasons of Media Art“ verstehen sich insofern als Fort­ setzung der Ausstellung „Open Codes“, die annähernd zwei Jahre lang partizipative Konzepte der Teilhabe an digitaler ­Bildung erfolgreich erprobt hat.

Deutlich wird bei Installationen, wie jener von Rainer Kehres, die der Karlsruher Künstler anlässlich der Verleihung des ­U NESCO-Titels geschaffen hat, wie eng Lichtkunst und neue Medien miteinander zusammenhängen. „Kaskade“, so der ­T itel seiner aus 99 Globen bestehende Lichtinstallation, ist durch eine entsprechende Programmierung ein leuchtendes Kunstwerk in permanentem (nächtlichem) Wandel. Weiter geht’s mit Lichtkunst auf dem ehemaligen Schlachthof-Areal: „Schwein gehabt“ ist die Veranstaltung betitelt, in deren Rah­ men Mitte Mai die Gewinner eines Lichtkunstwettbewerbs ihre Kunstwerke präsentieren werden. Und natürlich dürfen auch in diesem Sommer die SCHLOSSLICHTSPIELE nicht fehlen, die die Barockfassade des Karlsruher Schlosses fünf Wochen lang bei freiem Eintritt in eine Projektionsf läche ganz besonderer Art verwandeln. In den kommenden Jahren werden in Karlsruhe zudem lokale Medienkunstprojekte verstärkt gefördert, die sich den As­pekten von Nachhaltigkeit und einer digital vernetzten ­G esellschaft widmen, wie dies bereits bei der Entwicklung ­eines 3D-Druckers zur Produktion künstlerischer Keramik der Fall war. Fabian Schmid brachte noch als Studierender im Fach­bereich Produktdesign an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe den keramischen 3D-Druck in die Majolika. Er wurde in enger Zusammenarbeit mit der Manufaktur ­wei­terentwickelt und steht nun für alle jene Entwürfe zur Verfügung, die mit herkömmlichen Mitteln nicht zu reali­ sieren wären. Aber auch die Kinemathek, die Tanzszene der Fächerstadt, das Staatstheater und die Kreativwirtschaft wer­ den an der Umsetzung zahlreicher weiterer Projekte beteiligt sein, um die Auszeichnung als „Creative City of Media Arts“ zukünftig mit immer neuem Leben zu füllen. CHRIS GERBING

1 6 . / 1 7. M a i 2 0 2 0 L i c h t k u n s t f e s t i v a l „ S c h w e i n g e h a b t 2 0 2 0“ www. c it yof mediaar ts. de 5 . August bis 13. September 2020 www. schlosslichtspiele. info www. majolika-karlsr uhe. de


Vase, 3D-Keramik-Druck, Foto: Anne Kup, © Majolika Karlsruhe

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Rainer Kehres Lichtbrücken aus Lampen und Globen Der Karlsruher Künstler Rainer Kehres, bekannt geworden mit einem Lampenvorhang, den er zur Ausstellung „Licht­ k unst aus Kunst licht“ 20 05 /0 6 im Z K M K a rlsr uhe zusammen mit seinem zeitweiligen Partner Sebastian Hungerer realisierte, gibt mit seiner aktuellen Arbeit ­„ Kaskade“ aus 99 Globen, die seit Dezember 2019 den

Balkonraum des Rathauses ausfüllen, dem Titel „UNESCO City of Media Arts“ ein künstlerisches Gesicht. Kehres, der ursprünglich aus der Musik kommt, ist zwischenzeitlich ein weltweit gefragter Lichtkünstler. Chris Gerbing traf ihn für ARTMAPP zum Gespräch.


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ARTMAPP: Wie bist du zur Lichtkunst, zu deinen Lampeninstallationen gekommen?

ARTMAPP: Was war das Besondere an dieser „Chorus“ betitelten Installation und wie ging es dann weiter? RK: In der Nachbarschaft des Museums in St. Louis stand eine Kirche, die kurz zuvor abgebrannt war. Es handelt sich um eine Problemgegend der Stadt, weshalb niemand damit rech­ nete, dass ein Kunstwerk dort überhaupt Bestand haben könnte. Das Gegenteil war der Fall: Die angeblich „schweren Jungs“ des Viertels erwiesen sich als eine große Unterstüt­ zung und haben „Chorus“ als neuen Treffpunkt gehütet wie ihren Augapfel. Zumal alle dafür benötigten 289 Lampen, die der Ruine ein leuchtendes Dach geben sollten, durch die Ein­ wohner von St. Louis im Zuge eines Spendenaufrufs und den sichtbar wachsenden Installationsauf bau zusammenkamen. Die Geschichten der Spender zu jeder Lampe dokumentierten

Rainer Kehres, „Chorus“, (Eine Arbeit, die 2008 in St. Louis auf Einladung des Pulitzer Museum dort realisiert wurde. Eine Kirchenruine am Rande eines Problemviertels, die durch Brand unbenutzbar geworden war, erhielt so (temporär) ein leuchtendes Dach, Foto: Rainer Kehres

wir und stellten sie als eine Art mitwachsenden Katalog suk­ zessive online. So hat sich die Arbeit mit den Menschen vor Ort als ein wesentlicher Bestandteil meiner Lichtinstallatio­ nen entwickelt. Darauf folgten Einladungen verschiedener Länder bis nach Japan, die weitere Aspekte für meine Arbeit eröffneten und zu der 2015 realisierten Installation „Seiden­ straße“ führten, einem leuchtenden Bogen aus 49 Globen über dem Wasserbecken vor dem Badischen Staatstheater, ­anlässlich des 300-jährigen Stadtgeburtstags Karlsruhes. Aus Wien kam daraufhin der Auftrag, für das Jubiläum „180 Jahre ÖBB“ den neuen Hauptbahnhof zu bespielen, über dessen Portal dann die „Seidenstraße“ schwebte und sich in der 40 Meter langen Glasfassade gespiegelt hat. ARTMAPP: Globen prägen seit einiger Zeit dein Werk. Wie kam es dazu? Und welche Rolle spielt dabei die „Kaskade“ am Karlsruher Rathaus? RK: Aus meiner Palette an Lampenschirmen haben sich gera­ de die Leuchtgloben als Medium mit ausgesprochen grenzüberschreitender und völkerverbindender Symbolkraft erwiesen, die vielfältige Assoziationen wecken und Brücken schlagen. Anfang des Jahres zog die „Seidenstraße“ nach Mumbai, wo sie die ZKM-Ausstellung „Open Codes“ im dor­ tigen Goethe-Institut mit dem Gelände des Kala Ghoda Arts Festivals verband. Für die jüngste Arbeit „Kaskade“ am Karls­ ruher Rathaus wurden 99 einzeln ansteuerbare Globen flächig und in einem der Weinbrenner-Architektur angemes­ senen strengen Raster angeordnet. Sie stammen übrigens auch aus Privathaushalten der Bevölkerung und sind in Alter, Machart, Größe und Länderherkunft verschieden. Ihre An­ zahl entspricht dem Wikipedia-Eintrag Karlsruhes in 99 Sprachen und fungiert im Zusammenspiel als „globaler“ Me­ dienscreen, auf dem im Viertelstundentakt Lichtspiele zu sehen sind. Anlassbezogene Texte sind darauf ebenso zu lesen wie Glückwünsche zur Ernennung Karlsruhes zur „UNESCO City of Media Arts“.

linke Seite: Rainer Kehres vor seiner Lampeninstallation, Japan, 2013, Foto: Rainer Kehres

www. commonlights. com

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R ainer Kehres: Für die Solokonzerte auf sechs- und zwölfsaitigen Gitarren – egal ob in Clubs, Hallen oder Open Air – stellte sich zunehmend die Frage des Lichts im Raum. Einmal erträumte ich mir die Atmosphäre meiner eigenen vier Wände auf der Bühne. Darüber hinaus wollte ich eine allgemeine Atmosphäre schaffen, die Bühne und Zuhö­ rerraum verbindet. Mir schwebte ein Lagerfeuer oder Sternenhimmel aus Lampenschirmen vor, die einen in eine andere Welt versetzen. So fing ich mit etwa zwei Dutzend Lampenschirmen an zu experimentieren, ob die Übertragung des Zuhauses in den öffentlichen Raum überhaupt funktio­ niert und ein universeller Raum aus Alltagsikonen, wie sie jeder kennt, daraus entstehen kann. Schon im Ansatz hat sich dann gezeigt, dass dies die Musik potenziell konnotieren und visuell übersetzen kann. Das hat mich darin bestärkt, weiter damit zu experimentieren, und die Installationen bekamen zunehmend einen skulpturalen Eigencharakter. In den ­A nfangsjahren des ZKM im Hallenbau A habe ich meine Licht­e xperimente unter dem Dach fortgeführt; dort ent­ deckte mich Götz Adriani, der damalige Leiter des Museums für Neue Kunst (heute: Lichthof 1+2) und engagierte mich für eine seiner ersten Ausstellungen. Als Peter Weibel die Aus­ stellung „Lichtkunst aus Kunstlicht“ kuratierte, konnte ich im Foyer den Lampenvorhang „Space Invaders“ mit Sebastian realisieren. Der Katalog zur Ausstellung bewirkte dann ­weltweite Aufmerksamkeit, der 2008 eine Einladung des ­P ulitzer-Museums in St. Louis/USA zur Ausstellung „The Light Project“ über Dan ­F lavin folgte. Gefragt waren vier ­ortspezifische Lichtinstallationen im Außenraum der Aus­ stellung. Die dazu Eingeladenen waren alle international renommierte Künstler, wir dagegen die Newcomer-Fraktion. So ist diese Erstpräsentation in den USA nicht zuletzt der Ent­ deckerfreude Emily Pulitzers zu verdanken, und natürlich Peter Weibel und dem weltweiten Ruf des ZKM.


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Werke aus der VNG - Kunstsammlung bei der EnBW

Die Neuen Leipziger kommen!

Tim Eitel, „Fenster“, 1999, Eitempera, Collage auf Transparentpapier, 47 x 67 cm © VG Bild-Kunst, Bonn 2020

Der Kulturaustausch innerhalb der Bundesrepublik Deutsch­ land bleibt auch nach 30 Jahren Wiedervereinigung eine lohnende Aufgabe. Vor allem die Kunstproduktion in den neuen Bundesländern ist in Westdeutschland mit wenigen Ausnahmen weitgehend noch immer unbekannt. Mit der Ausstellung „Die Neuen Leipziger kommen!“ möchte nun die EnBW Energie Baden-Württemberg AG dazu beitragen, die­ ses Manko auszugleichen. Der Energiekonzern besitzt die Mehrheit an der VNG AG (Verbundnetz Gas) in Leipzig. Im Jahr 1990 hat der Gashandelskonzern begonnen, Kunstschaf­ fende in seiner Region zu unterstützen, und hat damit den Grundstein für eine inzwischen mehr als 180 Werke umfas­ sende, einzigartige Kunstsammlung gelegt.

Leipzig war und ist nicht nur eine Messe- und Bücherstadt. Es ist auch ein Zentrum der Malerei. Schon in den ersten Jahr­ zehnten nach dem Zweiten Weltkrieg spielte die Stadt eine wichtige Rolle in der Kunstproduktion der DDR. Bedeutende Maler wie Werner Tübke (1929-2004), Wolfgang Mattheuer (1927-2004) und Bernhard Heisig (1925-2011) waren hier an­ sässig und ließen die „Leipziger Schule“ zu einem festen Begriff bei Museen und Sammlern werden. Nach dem Fall der Mauer machte eine zweite Generation von Absolventinnen und Absolventen der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst von sich reden. Für sie war schon bald die Bezeich­ nung „Neue Leipziger Schule“ im Umlauf.


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Petra Ottkowski, „Quadrate I“, 2001, Acryl auf Leinwand, 150 x 150 cm

Zentrale Gestalt als Lehrer war neben den schon genannten ­ä lteren Protagonisten der Maler Arno Rink (1940-2017). Die überwiegende Anzahl der nun bei der EnBW präsentierten Künstlerinnen und Künstler – die EnBW zeigt eine Auswahl von rund 30 Werken – haben bei ihm studiert. Selbstverständ­ lich gehören dazu Bilder von längst vertraut klingenden Namen wie Tim Eitel (* 1971), Michael Triegel (*1968) oder Neo Rauch (*1960). Letzterer lehrt seit 2005 selbst als Profes­ sor an der Leipziger Kunsthochschule. Aber auch bisher noch wenig bekannte Vertreter der „Neuen Leipziger Schule“, wie Katrin Heichel (*1972), Rosa Loy (*1958), Petra Ottkowski (*1967) oder Sebastian Rug (*1974), gilt es zu entdecken. Ein

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© VG Bild-Kunst, Bonn 2020


82 Teil der Exponate ist unmittelbar nach der deutschen Wieder­ vereinigung oder in den darauffolgenden Jahren entstanden. Diese Werke kann man deshalb auch als besondere Zeugnisse eines historischen Um- und Aufbruchs betrachten. Dabei be­ eindruckt die Bandbreite der kreativen Positionen: das ganze Spektrum von figürlich bis abstrakt ist vertreten. Kunst der „Neuen Leipziger Schule“ hat in den letzten Jahren national wie international große Aufmerksamkeit und Anerkennung erfahren. Ausstellungen in Europa und den USA haben die Bedeutung der neuen Malergeneration her­ vortreten lassen. Der Mut, in Zeiten von Umbruch und Veränderung, Neues zu suchen und zu erproben, sich aufzu­ machen und schöpferische Kräfte freizusetzen, ist spannend und beeindruckend zugleich. Die Entscheidung der VNG, diese Sammlung aufzubauen, verdient sowohl aus damaliger wie heutiger Sicht Beifall und Respekt.

Matthias Weischer, „Landschaft I“, 1999, Öl und Eitempera auf Karton, 75 x 100 cm © VG Bild-Kunst, Bonn 2020


83 In der VNG-Kunstsammlung nimmt das Gemälde „Herbst ’89“ von Werner Tübke (1929–2004) eine besondere Stellung ein. Der 60jährige Maler hat es 1990 fertig gestellt. Er ver­ arbeitet darin die Ereignisse der sog. „Wende“ im Herbst 1989. Man blickt auf einen Platz, umgeben von einer gewaltigen Mauer, die an einer Stelle aufgebrochen ist. An dieser Bresche staut sich eine große Menschenmenge. Der überwiegende Teil drängt durch die schmale Öffnung hindurch und strömt auf den Betrachter zu. Auf der Mauerkrone stehen und knien ­geflügelte Wesen und verteilen aus großen Schalen eine Art Goldregen über dem Geschehen. Rechts liegen zerborstene Steinplatten, am Bildrand vorne eine umgestürzte Denk­ malsbüste. Die Menschen sind merkwürdig gekleidet, sie stecken in einer für Tübke typischen Mischung aus zeitgenös­ sischer und mittelalterlicher Tracht. In der dicht gedrängten, geradezu amorphen Masse erblickt man Menschen bei den

unterschiedlichsten Handlungen und Tätigkeiten, im Hinter­ grund erkennt man die Rotorblätter eines Hubschraubers, Fahnen werden geschwenkt. Eine ambivalente Stimmung kennzeichnet die Situation: Sie schwankt zwischen Angst und Hoffnung, Ernst und Freude, Panik und Tanz. Das Ganze hat etwas Beklemmendes und trägt groteske Züge. Dem Maler gelingt ein Historienbild, in dem das Er­ eignis mit einer Vision verschmilzt . Er schaut auf die unmittelbare Vergangenheit und öffnet zugleich den Blick nach vorne in die (ungewisse) Zukunft. So verstanden bildet Tübkes „Herbst ’89“ gleichsam den historischen wie ideellen Kern und Ausgangspunkt der VNG-Kunstsammlung. J O H A N N E S B R Ü M M E R , Kurator bei der EnBW

6. März bis 28 . Apr il 2020, EnBW Kon zer nsitz Durlacher Allee 93, 76131 Karlsr uhe 4 . Mai bis 18. Juni 2020, EnBW Cit y S c h e l m e n w a s e n s t r. 1 5 , 7 0 5 6 7 S t u t t g a r t j e w e i l s m o n t a g s b i s f r e i t a g s (a n We r k t a g e n) 1 0 b i s 1 8 U h r, E i n t r i t t f r e i !

Werner Tübke, „Herbst ’89“, 1990, Mischtechnik auf Holz, 59,5 x 75,5 cm © VG Bild-Kunst, Bonn 2020

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www. enbw. com


Herzlich willkommen in Hessens Gartenparadiesen Osteinscher Niederwald im UNESCO-Welterbe Rüdesheim

Staatspark Hanau-Wilhelmsbad

Schloss und Schlossgarten Wiesbaden-Biebrich

Schloss und Schlossgarten Weilburg

Staatspark Fürstenlager Bensheim-Auerbach

UNESCO-Welterbe Kloster Lorsch ehem. Benediktinerabtei Seligenstadt

Prinz-Georg-Garten Darmstadt Schloss und Schlosspark Bad Homburg v.d. Höhe

Mehr Kulturerbe auf www.schloesser-hessen.de



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GAR TEN TRÄU ME


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Leidenschaft für Schönheit Schon seit der Antike ist der Garten auch Objekt der Ge­­ staltung. Ob englischer Landschaftsgarten oder klare Gliederung durch Blickachsen im Barock – diese Art Park sollte nicht nur Ertragszwecken dienen, sondern zugleich ästhetische ­B e­dürfnisse befriedigen. Skulpturen, Wasser­ spiele, Pavillons und Kleinarchitekturen aller Art, aber ebenso seltene P ­ f lanzen und Tiermenagerien wurden so ­a rrangiert, dass sie in ihrer Abfolge das Auge immer wieder neu anregen und zum ­Lustwandeln einladen. Dass gerade die im Barock nach dem Vorbild von Versailles angelegten, streng geometrischen ­G ärten, aber auch die etwas später ent­ stehenden „begehbaren Landschaftsgemälde“ orientiert am englischen Stourhead bis heute um Touristen konkurrieren, wird an der beeindruckenden ­A nzahl von 50 historischen Parks allein in Sachsen-Anhalt deutlich. Im Gartenreich ­Dessau-Wörlitz jährt sich 2020 zum 20. Mal die Aufnahme in den UNESCO-Weltkulturerbe­status; dort befindet sich übri­ gens der schlafende Hermaphrodit, ein Zwitterwesen, das der Mythologie nach aus der festen Umarmung einer ­verliebten Nymphe entstand. Aber auch in anderen Regionen Deutsch­ lands, in der Schweiz und Österreich gibt es Parks, die einen Besuch lohnen. Ihre Historie und die damit verbundene Viel­ falt der Schwerpunkte ist beeindruckend. Sie reicht vom Weg­t räumen in vergangene Jahrhunderte bis zum ­D ialog zwischen historischen und neuen, durch Skulpturen entstan­ dene Blickachsen, wie sie in Bad Homburg anzu­t reffen sind, bis hin zur Industriekultur unserer Tage: Der Landschaftspark Duisburg-Nord etwa ist eine besondere Großstadtoase auf dem Areal eines stillgelegten Hüttenwerks, in dem seit seiner Einrichtung vor 25 Jahren zudem die Lichtkunst eine wichtige Rolle spielt.

„Hermaphrodit“, am Wallwitzsee im Dessauer Georgium, aus dem Bildband „Leidenschaft für Schönheit. Gartenträume in Sachsen-Anhalt“, Foto: © Verlag Janos Stekovics

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CHRIS GERBING


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Das Netzwerk „Gartenträume“ mit seinen 50 historischen Parkanlagen in Sachsen-Anhalt

Villa Hamilton auf der Insel Stein im Wörlitzer See, Foto: Janos Stekovics Mit den Wörlitzer Anlagen (UNESCO-Weltkulturerbe), dem künstlerischen Höhepunkt des Gartenreiches „Dessau-Wörlitz“, entstand ein Gesamtkunstwerk, das Gartengestaltung und Architektur in bisher nicht gekannter Harmonie vereinigte.


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Schloss im Wörlitzer Park, Foto: Janos Stekovics Das Schloss, das 1771/72 nach Plänen des Architekten Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff errichtet wurde, war das erste klassizistische Landhaus Deutschlands.

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Nur wenige Gehminuten sind es vom Bahnhof Dessau-­ Roßlau zum Landschaftspark Georgium, durch den man in weitläufigen Wanderungen bis hinunter ans Elbufer bei ­Dessau gelangen kann. Die Wege mäandern über Wiesen und durch Gehölze, über kleine Brücken und an künstlichen ­R uinen entlang, mit immer neuen Sichtachsen auf das ­Georgium, dem von Friedrich-Wilhelm von Erdmannsdorff errichteten Landhaus des Prinzen Johann Georg von Anhalt-­ Dessau aus dem 18. Jahrhundert, dem heutigen Sitz der Anhaltischen Gemäldegalerie (Wiedereröffnung nach Sanie­ rung des Schlosses voraussichtlich erst Ende 2020). Vorüber an weiteren kleineren Bauten wie dem ehe­ maligen Gästehaus mit der Staatlichen Grafiksammlung, einem Ionischen Tempel, Triumphbögen, dem sogenann­ ten Viereckteich sowie zahlreichen Skulpturen weitet sich schließlich der Blick auf eine Flusslandschaft. Hier zieht die träge dahinströmende Elbe eine markante Schleife durch die Auen und lädt dazu ein, dem Spiel aus Wolken, Wind, und Wellen lange zuzusehen.

Die Verschmelzung inszenierter Natur, wirtschaft­l icher ­N ut zung und bildungsbürgerlicher Lustbarkeit sind ­c harakteristisch für das Naturtheater der großen klassizis­ tischen Landschaftsparks. Viele von ihnen im Gartenreich Dessau-­Wörlitz, aber längst nicht alle, wurden seinerzeit ganz im Geist der Auf klärung als Gegenschöpfungen zu den formstrengen französischen Lust- und Landschafts­gärten der Barockzeit verstanden. Sie überformten diese nach englischen Vorbildern mit nachträglichen, teilweise stilfremden Staf­ fage­b auten aus anderen Kulturen, etwa der Pagode, dem Teehaus und in Form der „chinesischen“ Innen­ausstattung des ­Barockschlosses Oranienbaum. Den Wörlitzer Schlosspark ließ Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt durch Johann Friedrich Eyserbeck zwischen 1769 und 1773 zum wohl spektakulärsten Zeugnis dieser Zeit ausbauen, mit zahlreichen Architekturen Erd­ mannsdorffs, dessen Wörlitzer Schloss als Gründungsbau des Klassizismus in Preußen gilt. Die Wanderungen führen an obligatorischen Ruinen und Grotten vorbei, aber auch an singulären Attraktionen wie dem Floragarten oder der künst­ lichen Insel Stein mit der Villa Hamilton und dem „Wörlitzer Vesuv“. Bei Kahntouren auf dem Wörlitzer See begegnet man im Ufergehölz den intim platzierten Skulpturen der „Knie­ enden Venus“ oder der „Muschelsucherin“.


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Cranach, Lucas d. J. (1515–1586) und Werkstatt, Fragment einer floral bemalten Holzbalkendecke aus Schloss Pretzsch, Holz, farbig gefasst, um 1574, Salus gGmbH, Kinder- und Jugendheim Schloss Pretzsch, Foto: Henrik Bollmann © Schloss und Schlosspark Pretzsch (Elbe) Ausstellung bis 3. Mai 2020, „Leidenschaft für Schönheit – Gartenträume in Sachsen-Anhalt“, Schloß Wernigerode

kommen noch die Ergebnisse kursächsischer Erbteilungen wie Sachsen-­N aumburg und die territorialen Reichs­ grafschaften, zu denen neben Mansfeld oder Blankenburg Das Gartenreich mit seinen jährlich über eine Million Besu­ auch Stolberg-Wernige­rode gehört. Da ließe sich noch viel chern, das nunmehr seine 20-jährige Ernennung zum mehr aufzählen.“ UNESCO-Weltkulturerbe feiert, gehört heute zwar zu den In einer seit Dezember zu sehenden Sonderausstellung unangefochtenen Touristenattraktionen in Sachsen-Anhalt. im Museum Schloß Wernigerode, die Christian Juranek kura­ Das Netzwerk „Gartenträume“ versammelt jedoch unter tiert hat, lässt sich der ganze Facettenreichtum dieser Anlagen ­s einen 50 historischen Parkanlagen zahlreiche weitaus bestaunen. Mit originalen Plänen, Fotografien und Gemälden, ­weniger bekannte Perlen, die einen Besuch ebenso lohnen. historischen Werkzeugen und sogar Dufteindrücken sowie „Sachsen-Anhalt ist mit rund 1.000 historischen Garten­ einem Bildband dokumentiert sie faszinierende Mikrokos­ denkmälern das Bundesland der größten Fülle an historischen men aus Natur und Geschichte, die bis heute schon aufgrund Parkdenkmälern“, erklärt Christian Juranek, Kunsthis­ fehlender Finanzmittel noch nicht vollständig denkmal­ toriker und Direktor des Museums Schloß Wernigerode. pf legerisch erschlossen sind. „Nicht immer ist unser „ Diese Vielfa lt result iert aus der höchst komplexen Vorhaben, zu jedem Garten drei historische Objekte zu Territorial­g eschichte. Allein das historische Land Anhalt ­r echerchieren, auf gleiche Weise gelungen,“ sagt Juranek, bestand aus den vier Teilländern Anhalt-Dessau, Anhalt-­ „aber mitunter sind nun sehr kostbare und noch nie prä­ Zerbst, A ­ nhalt-Bernburg und A nhalt-Köthen. Hinzu sentierte Originalquellen in der Ausstellung zu sehen.“

Dornstein aus der Gradieranlage in Bad Dürrenberg, Reisig, um 1950, Stadt Bad Dürrenberg, Foto: Henrik Bollmann © Kurpark Bad Schmiedeberg Ausstellung bis 3. Mai 2020, „Leidenschaft für Schönheit – ­ Gartenträume in Sachsen-Anhalt“, Schloß Wernigerode Bei der Solegewinnung wird das salzhaltige Wasser langsam über die aufgeschichtete Reisighecke geleitet (diese bildet das eigentliche Gradierwerk). Dabei verdunstet das Wasser, an der Oberfläche bleibt Salz zurück. Durch das Herabtropfen der Sole bildet sich gleichermaßen durch Verunreinigungen der so genannte Dornstein.


Schloß und Schlossgärten Wernigerode, Foto: Janos Stekovics Die blühenden Terrassen wurden ab 1870 als Architekturgärten angelegt und ermöglichen einmalige Blicke auf den Harz.

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Lรถwenbrunngen der Roseburg, Ballenstedt Rieder, Foto: Janos Stekovics Die Roseburg wurde 1907 vom Architekten Bernhard Sehring im Stil einer mittelalterlichen Burganlage erbaut.


Ein Besuch der Ausstellung lohnt übrigens schon ­wegen des Ortes selbst, der nicht nur aufgrund seiner ex­ponierten Lage auf dem Schlossberg zu den markantesten Stätten des Netz­ werks „Gartenträume“ gehört. Das ehemals barocke Schloss dient seit 1930 als Museum und ist heute ein pittoreskes Zeug­ nis des Historismus im 19. Jahrhundert. Der historische Höhengarten mit der großen Freiterrasse, der u ­ rsprünglich aus dem 16. und 17. Jahrhundert stammende Lustgarten und der mittelalterliche fürst­liche Tiergarten wurden ebenfalls im 19. Jahrhundert als Landschaftsparks gestaltet. Rund 50 Kilometer entfernt finden sich zwei weitere bemerkenswerte Zeugnisse für die Gartenkunst in der ­H arzregion. Das Kleinod des von Peter Joseph Lenné Ende des 18. Jahrhunderts gestalteten Schlossparks Ballenstedt ge­ hört zu den schönsten Anlagen dieser Art in Sachsen-Anhalt. Lenné setzte weniger auf spektakuläre Schaueffekte wie der Wörlitzer Park, er fokussierte vielmehr auf die optisch über­ aus reizvolle Organisation der Naturflächen und bedeutende plastische Werke, etwa die von Lenné selbst entworfene ­D rachenfontäne, die als Teil der großen Wasserachse mit fünf Wasserbassins zu den immer wieder fotografierten Ob­ jekten des Parks gehört. Auch der eindrucksvolle guss­eiserne Löwe von Johann Gottfried Schadow, dem Schöpfer der Quadriga auf dem Brandenburger Tor, ist ein markanter Blickfang. Demgegenüber wirkt die nahe Parkanlage der „Rose­ burg“, ­etwas außerhalb des Ballenstedter Ortsteils Rieder gelegen, buchstäblich wie eine Theaterkulisse. Bauherr des 1907 ­e rrichteten, privaten „Märchenschlosses“ war der ­T heaterarchitekt Bernhard Sehring, der sich unter anderem mit den Bauten für das Stadttheater in Cottbus und das ­T heater des Westens in Berlin einen Namen gemacht hatte. Das als mittelalterliche Burg stilisierte Privatdomizil sollte vor ­a llem seine reiche Kunstsammlung aufnehmen. Von Sehrings Sammelleidenschaft zeugt ebenso der später mit einem Aussichtsturm an das Anwesen angegliederte, reich dekorierte Park, dessen Kleinstbauten und Ausstattungs­ elemente den historisierenden Stilpluralismus jener Jahre repräsentieren − ebenso entlang der eindrucksvollen 100 Meter langen Wasserachse. Ein weiterer Schwerpunkt der Gartenträume Sach­ sen-Anhalt liegt in der Magdeburger Börde. Die heutige Landeshauptstadt verfügt bereits mit dem Herrenkrugpark, dem BuGa-Gelände des Elbauenparks und dem Stadtpark Rotehorn samt dem kleinen Klosterbergegarten am gegen­ überliegenden Alt­stadtufer über gleich vier auf je eigene Weise historisch bedeutende Stadtgärten, entstanden ­z wischen dem 18. und 21. Jahrhundert. Gerade der Kloster­ bergegarten verdient b ­ esondere Beachtung, obgleich er heute nur noch etwa zu ­einem Drittel seiner ursprünglichen Größe ­erhalten ist, denn er ist der erste Volksgarten im deutschspra­ chigen Raum überhaupt – eine Pioniertat Peter Joseph Lennés, der ab 1825 auf dem Gelände des zerstörten Klosters Berge ein

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Amtsgarten, Halle (Saale), an der Burg Giebichenstein auf dem Römerberg über der Saale, Foto: Janos Stekovics Der Amtsgarten zählt zu den ältesten Gartenanlagen im Stadtgebiet Halle. Seine Entstehung reicht bis in die Barockzeit zurück.

Modell für v ­ iele folgende Gestaltungen von Stadtgärten er­ schuf. Kennzeichnend für die Parkgestaltung ist der lebhafte Wechsel von Wiesen- und Wasserflächen mit verschiedenen Baumbeständen, die über sanft geschwungene Wege verbun­ den sind. Als Veranstaltungsort fungiert ein (in diesem Fall von Karl ­Friedrich Schinkel erbautes) Gemeinschaftshaus. Vis à vis liegen am heutigen westlichen Parkrand die Gruson-­ Gewächshäuser. Sie bergen ein bedeutende historische Pflanzensammlung und wurden nach starken Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg nach und nach wieder aufgebaut. Für die Geschichte der Botanik noch bedeutender ist der Landschaftsgarten von Schloss Harbke bei Helmstedt aus dem 18. Jahrhundert. In der „harbkeschen wilden Baumzucht“ wurden zum ersten Mal in Deutschland frem­ de, vor allem nordamerikanische Gehölze systematisch kultiviert. ­Aus­stellungskurator Christian Juranek: „Große Teile der e­ uropäischen Gärten haben ihre exotischen Alt­ bäume aus Harbke bezogen. Außerdem steht hier – und nicht in Weimar, wie man denken könnte – der älteste ­erhaltene Gingko-Baum dieser Art Deutschlands.“

Als seiner historischen Bedeutung nach weit mehr als nur ein Park muss auch der einstige Dichtergarten Johann Friedrich Reichardts unterhalb der Burg Giebichenstein in Halle an der Saale gelten. Der Kapellmeister Friedrichs II. ließ das Gelände Ende des 18. Jahrhunderts nach dem Vorbild des Wörlitzer Parks mit weiträumigen Wiesenflächen, einem Gemüse- und einem Berggarten umgestalten. Wegen seiner illustren Gäste wie Goethe, Novalis, Jean Paul, von Arnim und Brentano galt Reichardts Garten als „Herberge der Romantik“ und „Giebi­ chensteiner Dichterparadies“. Hausmusik in volksliedhaftem Ton mit Texten traditioneller bzw. hoher deutscher Dicht­ kunst in geselliger Runde, wie sie von Reichardt mit seiner Familie in diesem Garten gepflegt wurde, inspirierte nicht ­z uletzt Achim von Arnims und Clemens Brentanos volks­ tümliche Liedersammlung „Des Knaben Wunderhorn“. Hieran erinnern im heutigen Bürgerpark verschiedene ­Texttafeln im Eingangsbereich und eine bilder- und anek­ dotenreiche Publikation von Simone Trieder. CARSTEN PROBST

w w w . s c h l o s s - w e r n i g e ro d e . d e w w w . g a r t e n t ra e u m e - s a c h s e n - a n h a l t . d e


rechte Seite: Elbauenpark, Magdeburg, mit Jahrtausendturm und Skulptur von Reiner Seeliger, Foto: Janos Stekovics Der Elbauenpark wurde zur 25. Bundesgartenschau 1999 eröffnet.

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Walter Libuda – Drei-Tage-Viertel Weg zum Hohen Ufer 36 18347 Ostseebad Ahrenshoop Tel. 038220 66790 kunstmuseum-ahrenshoop.de

Malerei, Zeichnung, Objekt Abbildung: Walter Libuda, Nicht vorn, nicht hinten I 2010-2019, Öl auf Leinwand, 130 x 100 cm

21. März bis 30. August 2020 Öffnungszeiten bis 31.3. Di bis So, 10 bis 17 Uhr ab 1.4. täglich 11 bis 18 Uhr ab 1.6. Do bis 20 Uhr


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Kulturpartner

Huldigung an Hafez | 22.03. – 19.04.2020

Kunsthalle Rostock

Hamburger Straße 40, D-18069 Rostock kunsthallerostock.de

Abb.: Ausschnitt aus Günther Uecker, Motiv 36 aus Huldigung an Hafez (Detail), 2015, Sanddruck, Terragrafie, Foto: Graffiti Siebdruck, Reutlingen, © VG Bild-Kunst, Bonn 2020

Günther Uecker


Schloss Ludwigslust, Foto: Jörn Lehmann / Staatliche Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen M-V

Paläste und Gärten in Mecklenburg-Vorpommern Mecklenburg Vorpommern ist bekannt für seine weiten Land­ schaften, langen Ostseestrände und vielfältigen Kunst- und Kulturangebote. Wie keine zweite Region in Europa ist das Land zwischen Elbe und Oder auch durch eine einzigartige Schlösserlandschaft geprägt. Ob verspielte Herrenhäuser in unberührter Landschaft, riesige Schlösser oder romantische Gärten und Parkanlagen – die Vielfalt der mehr als 1.000 bis heute erhaltenen Ensembles ist atemberaubend. Vor allem die

großen, ehemals fürstlichen Anwesen mit ihren faszinieren­ den Architekturen und prachtvollen Parks, den spannenden Kunstausstellungen und unterhaltsamen Kulturveran­ staltungen verwandeln einen Besuch im „Land zum Leben“ zu etwas ganz Besonderem. Im Herzen des Landes steht ein wahres Märchen­ schloss: ­M alerisch gelegen auf einer Insel in einem der größten Seen Deutschlands thront das Schweriner Schloss. Schloss Schwerin besitzt als Herrschaftssitz eine bis ins 10. Jahr­h undert zurückreichende Geschichte. Vor über 150 Jahren – mitten in der romantischen Epoche – entstand aus dem b ­ estehenden Renaissancebau die Ausbildung der ­m onumentalen Residenz mit märchenhaften Türmen, ­vergoldeten Spitzen und einem verspielten Schlossgarten.

S C H L O S S L U DW I G S L U S T

Schloss Ludwigslust, Foto: Thomas Grunder / Staatliche Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen M-V

Offenkundig von Versailles inspiriertes Kleinod spätbarocker Baukunst und des aufkommenden Klassizismus. Der in den Jahren 1772 bis 1776 anstelle eines älteren Jagdschlosses er­ baute Palast diente den Herzögen Friedrich und Friedrich Franz I. von Mecklenburg-Schwerin als Hauptresidenz. Der erst ­kürzlich nach umfassender Restaurierung wiederöffnete Ostflügel mit Goldenem Saal, Audienzzimmer der Herzöge, Bildergalerie, Privatgemächern und Gäste­apparte­ments


­beherbergt kunsthandwerkliche Objekte des 18. und frühen 19. Jahrhunderts, die herzogliche Uhrensammlung, zahl­ reiche Gemälde von Hofmalern sowie die erst vor wenigen Jahren r­ estaurierten großformatigen Menagerie-­Bilder von Jean-Baptiste Oudry. Nach der Abdankung des Mecklenbur­ ger Großherzogs Friedrich Franz IV. war Schloss Ludwigslust ab 1920 wieder Wohnsitz der herzoglichen Familie. Bewohnt war es bis 1945, wobei ein Teil des Westflügels bereits seit 1920 als Museum genutzt wurde. Das Schloss ­bildet den Mittel­ punkt einer spätbarocken Stadtanlage zusammen mit der ehemaligen Hof kirche und einem von Peter Joseph Lenné entworfenen englischen Landschaftspark.

Schlosspark Bothmer, Foto: Helmut Strauß

SCHLOSS SCHW ER IN

G A R T E N TAG E M E C K L E N B U RG -VO R P O M M E R N

Chambord lässt grüßen! Der herrschaftliche Bau im Stil des romantischen Historismus würde an der Loire nicht aus dem Rahmen fallen und lässt sein französisches Vorbild klar ­erkennen. Das vieltürmige, sorgfältig restaurierte Herzogs­ schloss auf einer Insel am Südende des Schweriner Sees entstand Mitte des 19. Jahrhunderts durch Um- und Neubau einer älteren Schlossanlage unter Leitung von Georg Adolf Demmler und Friedrich August Stüler. Unter den Grund­ mauern befinden sich Reste einer slawischen Stammesburg. Der Westflügel des fürstlichen Schlosses wurde 1947/48 für das Mecklenburger Landesparlament umgebaut. Heute gilt der Palast als schönster Landtag Deutschlands. Feudale Pracht ­bietet dem Besucher bis heute das Schlossmuseum. Besichtigt ­w erden können auf zwei Etagen die Wohn- und Gesell­ schaftsräume des Großherzogs und seiner Gemahlin einschließlich einer Ahnengalerie aller Mecklenburger Her­ zöge. Ausgestattet sind die Prunkgemächer mit ausgewählten Skulpturen und Gemälden vom 17. bis zum 19. Jahrhundert und Mobiliar aus der Zeit des Historismus. Zu sehen sind auch historische Waffen und kostbare Porzellane. Besonders prachtvoll ist der imposante Thronsaal.

Die staatlichen Gärten Mecklenburg-Vorpommerns sind herausragende Beispiele europäischer Gartenbaukunst. Mit den Gartentagen präsentieren sich jedes Jahr Schlossgärten mit besonderen Attraktionen. Am 28. Juni 2020 erwartet die Besucherinnen und Besucher des Gartentages im Schlossparks Bothmer ein spannendes Programm rund um besondere Pf lanzen und Kräuter, die Entwicklung verschiedener Gartenstile oder die Geschichte der Parks. Neben Musik der „MeckProms on Tour” der Mecklenburgischen Staatskapelle Schwerin und kulinarischen Köstlichkeiten lokaler Gastronomen werden Führungen durch den Schlosspark und die einzigartige Festonallee geboten. Am 6. Juni 2020 bietet der Gartentag im Schlossgar­ ten Mirow Gelegenheit, ein buntes Programm zu erleben.

Mehr Infor mat ionen unter :

Schloss Schwerin, Foto: Thomas Grunder / Staatliche Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen M-V

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A Kulturerbe-Festival der Schlösser und gärten in Vorpommern

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Sonntag | 21. Juni 2020 | 10-17 Uhr

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Willkommen zur MittsommerRemise 2020 Ziehen Sie mit uns von gut zu gut und lassen Sie sich in ihre regionenspezifische gutshauskultur entführen. Klassische Klänge auf einer insel mit Herrenhauskulisse. Abendsonne beim Spaziergang durch den englischen Park. gespräche mit gutshausbesitzern am Lagerfeuer. Begeisterung bei einer Führung durch antik gestaltete räume. Wildschweinessen inmitten des Duftes alter rosen. Und vieles mehr erleben Sie, wenn wir die kürzeste Nacht zum längsten Tag machen.

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Tickets ab 8,00 euro für die Pommerschen Häuser erhalten Sie an ausgewählten Touristen-informationen des Landes Mecklenburg Vorpommern, über die Agentur Sphinx eT (große goldstraße 7, 18055 rostock), über das internet oder abends an den teilnehmenden gutshäusern.


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Schirmherr Günther Uecker

„Fünf Positionen der Gegenwart in MecklenburgVorpommern“ Ausstellung in der Kunstsammlung Neubrandenburg vom 14. Juni bis 30. August 2020

Cindy Schmiedichen

Claudia Heinicke

Reinhard Buch

Eröffnung und Preisverleihung: Sonntag, den 14. Juni 2020 · 11 Uhr Vorgeschlagen für den Kunstpreis sind: Reinhard Buch, Christian Frosch, Claudia Heinicke, Peter Klitta und Cindy Schmiedichen

Christian Frosch

Peter Klitta

© Fotografien: Roman März (4); Eddie Bonesire (Buch); © VG Bild-Kunst, Bonn 2020 (Buch; Klitta)

KUNSTSAMMLUNG NEUBRANDENBURG Große Wollweberstraße 24 · 17033 Neubrandenburg Tel. 0395 555-1290 · www.kunstsammlung-neubrandenburg.de Öffnungszeiten: Mi. – So. 10 – 17 Uhr


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Barocke Pracht und Ideallandschaften in modernen Zeiten VON CHRIS GERBING

GA RT E N PFORT E R HEI N-N ECK A R

Die barocken Fürsten orientierten sich nicht nur, was die An­ lage ihrer Schlösser betraf, am übermächtigen Vorbild Versailles. Auch in punkto Gartengestaltung galt der dortige Park lange als wirkmächtiges Ideal. Die Geometrie solcher Gärten und damit die gebändigte Natur waren Sinnbild für das Selbstverständnis des jeweiligen Herrschers, denn sie drückten Macht und Wohlstand aus. Ab 1750 löste der eng­ lische Landschaftsgarten den Barockgarten ab, der im bewussten Kontrast zu diesem natürliche Blickachsen und Ausblicke betonte, eine ideale, scheinbar unberührte Natur in den Vordergrund rückte, die als begehbares Landschafts­ gemälde ein Gesamtkunstwerk darstellte. Zumeist sind es Mischformen, die in Deutschland über die Jahrhunderte

erhalten geblieben sind, denn die Pflege eines Barockgartens stellt hohe Ansprüche – aber auch die Fürsten selbst gingen mit der Zeit und erweiterten oder modifizierten ihre ­u rsprünglich barocken Anlagen im Stil englischer Land­ schaftsarchitektur. Ausgehend von der Metropolregion Rhein-Neckar, in der sich sieben Städte – Bensheim, Laden­ burg, Lorsch, Mannheim, Schwetzingen, Weinheim und Worms – zur „Gartenpforte“ zusammengeschlossen haben, führt unsere kleine „Reise“ zu Kleinoden der Gartenbaukunst von dort bis Kassel. w w w . k u l t u r- r h e i n - n e c k a r. d e


105 SCHLOSS SCH W E T ZI NGE N

Die Städte, die sich zur „Gartenpforte“ zusammenge­ schlossen haben, führen dieses Jahr erstmals die Vielfalt ausgewählter Gärten und Parks in Nordbaden und Süd­ hessen vor Augen. Darunter befinden sich sowohl der „Chinesische Garten“ im Mannheimer Luisengarten als auch der an den Schlosspark Weinheim angrenzende „Exo­ tenwald“, in dem 18 Waldregionen zu einem Lehrwald zusammengeführt ­worden sind, und der Kräutergarten auf dem Areal des UNESCO-Weltkulturerbes Kloster Lorsch. Dazu gehört ebenfalls das barocke Garten-Schmuckstück Schwetzingen, das, nach den Wünschen des in Mannheim ­r esidierenden Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz im 18. Jahrhundert entstanden, zu den Meisterwerken europä­ ischer Gartenkunst zählt. Das Jagdschloss wurde unter seiner Regentschaft zur Sommer­residenz erweitert, der Gar­ ten zunächst ebenso mit Blumenrabatten, Heckenzonen und Wasserspielen, die in einen der ersten englischen Land­ schaftsgärten in Deutschland übergehen. Dieser wird auch als „Garten der Vernunft“ tituliert, denn neben einem römi­ scher Architektur nachempfundenen Wasserkastell und einem Arboretum (einer Sammlung exotischer Gehölze) ­befinden sich hier verschiedene Tempel – im Sinne aufkläre­ rischen Denkens wird die Vernunft gefeiert.

Noch ganz den geometrischen Prinzipien des Barocks ver­ pf lichtet ist der Schlossgarten in Weikersheim, dessen Anlage bereits 1708 von Graf Carl Ludwig von Hohenlohe-­ Weikersheim initiiert wurde. Der prächtige Garten war ihm Erweiterung des Schlosses ins Grüne; dort befinden sich bis heute zahlreiche Originalskulpturen aus der Zeit der Anlage des Parks, die allegorisch die gräfliche Herrschaft darstellen und unter anderem auf die antike Götter- und S ­ agenwelt an­ spielen. Ein Kuriosum des Weikersheimer Schlossgartens sind die Zwergskulpturen als einziges v ­ ollständig erhaltenes Ensemble eines barocken Zwergengartens. Höhepunkt des Parks ist die Orangerie, die in den 1990er-Jahren ebenso wie­ derhergestellt wurde wie der g­ esamte Garten. Sie spiegelt sich effektvoll im großen Wasserbassin, das ihn beschließt.

www. schloss-schwet zingen . de

www. schloss-weikersheim . de

linke Seite: Das Perspektiv mit dem „Ende der Welt“ von Arnim Weischer, 1997, Garten von Schloss Schwetzingen, Foto: © Staatliche Schlösser und Garten Baden-Württemberg

Schloss und Schlossgarten Weikersheim, Foto: © Staatliche Schlösser und Garten Baden-Württemberg, Günther Bayerl

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W EIK ER SHEIMER SCHLOSSGA RT E N


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B A D H O M B U RG E R L A N D S C H A F T S PA R K

Wasser ist eines der wichtigen Elemente sowohl barocker als auch dem Englischen Garten verpflichteter Gartenbaukunst. So auch in Bad Homburg, dessen Landgrafen innerhalb von 200 Jahren vom barocken Schlossgarten ausgehend – den sie ab 17 70 nach englischem Vorbild zum Landschaftsgarten ­u mbauen ließen – ein etwa 385 Hektar umfassendes Areal aus insgesamt 14 Einzelanlagen zu Parks durchgestalteten. ­Ausgangspunkt ist der inzwischen deutlich verkleinerte Schlossgarten mit sich den Hang hinabschlängelnden ­Wegen, einem Teich und exotischen Gehölzen, wie der 1820

gepf lanzten Libanonzeder. Aus dem Burggarten als Relikt der mittelalterlichen Burganlage unterhalb des „Weißen Turms“ – heute das Wahrzeichen Bad Homburgs – ging der Schlosspark hervor. Dieser ist alle zwei Jahre Teil der Skulp­ turen-Biennale „Blickachsen“. Ausgehend davon legte ­L andgraf ­Friedrich V. eine knapp 8 Kilometer lange Achse an, die die Gartenanlagen miteinander verband und die ­zwischenzeitlich in Teilen wieder erfahrbar ist, nachdem das Interesse an ihr mit dem Aussterben des Landgrafenhauses ab 1866 verlorenging. www. bad-homburg. de

Landgrafenschloss im Schlosspark Bad Homburg, Foto: © Taunus Touristik Service


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U N E S C O -W E LT K U LT U R E R B E B E RG PA R K W I L H E L M S H Ö H E K A S S E L

Ein Element, um mithilfe von Blickachsen spannungsvolle Dialoge zu eröffnen, waren gerade in den englischen Parks ­diverse Architekturen, die reizvoll eingebettet beispielsweise das Mittelalter, aber auch die Antike zitierten. Dies finden wir sowohl in Ludwigsburg, wie in Schwetzingen und Bad ­Homburg, aber auch im Bergpark Wilhelmshöhe in Kassel, der als größter seiner Art in Europa gilt und seit 2013 zu den UNESCO-Welterbestätten gehört. Zwischen 1700 und 1717 realisierte Giovanni Francesco Guerniero im Auftrag des Landgrafen Karl von Hessen-Kassel die 250 Meter lange

­ askadenanlage, deren Wasserspiele bis heute nur durch K ­n atürlichen Druck funktionieren. An ihrem oberen Ende ­befindet sich Kassels Wahrzeichen, die Herkulesstatue, von deren pyramidalem Unterbau aus man einen hervorragenden Blick über Kassel und den gesamten Bergpark hat. Beim ­Flanieren stößt man auf die scheinbar mittelalterliche Löwen­ burg, aber auch auf die Orangerie und die preisgekrönte „Roseninsel“ unterhalb von Schloss Wilhelmshöhe, in dem sich heute die Antikensammlung und die Galerie Alter ­Meister befinden.

Fontäne am Oktogon, Wasserspiele im Bergpark Wilhelmshöhe, Foto: Michael Wiedemann © Museumslandschaft Hessen Kassel

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www. museum-kassel. de


Fulda: Auf Entdeckungstour in Hessens schönster Barockstadt

Dom St. Salvator, Foto: © Christian Tech / Tourismus und Kongressmanagement der Stadt Fulda

Prächtige Bau- und Kunstdenkmäler bedeutender Architek­ ten künden im Barockviertel der einstigen Residenzstadt vom Ruhm und von der Pracht der Fuldaer Fürstäbte und Fürst­ bischöfe, die im 18. Jahrhundert weltliche und geistliche Macht vereinten.

D E R D I E N T Z E N H O F E R- D O M A L S BA ROCK E S GE SA M T K U NS T W E R K

GE N USS I M GRÜ N E N: SCHLOSSGA RT E N, O R A N G E R I E U N D F L O R AVA S E

Der angrenzende Schlossgarten wurde ab den 1720er-Jahren nach den Plänen von Maximilian von Welsch angelegt. Er ­entwarf auch die Orangerie, die den Rahmen für fürstliche Sommerfeste bot. Der Apollosaal mit einem Spiegelgewölbe und dem Deckenfresko des Hofmalers Emanuel Wohlhaupter ist heute Frühstücksraum und Café des Hotels Maritim. Auf der geschwungenen Treppe zur Orangerieterrasse zieht die imposante Floravase, eine 6,8 Meter große Skulptur aus Stein, alle Blicke auf sich.

Das bekannteste Wahrzeichen Fuldas ist der Dom St. Salva­ tor. Seit der Erhebung der Fürstabtei zum Fürstbistum Fulda 1752 ist der Sakralbau Bischofs- und Kathedralkirche. Als ­Johann Dientzenhofer zwischen 1704 und 1712 das Gottes­ Mit den günstigen Wochenend-Pauschalen des Tourismus haus im Stil des italienischen Barocks als kreuzförmige und Kongressmanagement Fulda können Sie ganz entspannt dreischiffige P ­ feilerbasilika erbaute, integrierte er Teile des die barocke Domstadt entdecken, kulturelle Highlights Vorgängerbaus – darunter die hohen Türme der Ratgar-­ ­erleben und vieles mehr. Basilika, die bis in das 11. Jahrhundert der größte Sakralbau Darüber hinaus verwandelt sich ­F ulda während der nördlich der Alpen war. Der Innenraum des Doms ist weiß Sommermonate zum Hotspot für Musical-Liebhaber. Der ­gefasst und vereint in der Formensprache des 18. Jahrhunderts „Musical-Sommer“ 2020 steht im Zeichen eines welt­ Schönheiten aus Malerei, Skulptur und Architektur zu einem bekannten englischen S ­ agenhelden: Robin Hood. Das sakralen Gesamtkunstwerk. Das Grab des heiligen Bonifatius Musical von Chris de Burgh und Dennis Martin feiert am in der West-Krypta ist bis heute Ziel von Wallfahrern. 19. Juni Welturaufführung. Hierzu werden attraktive ­Musical-Arrangements mit Ticket, Hotel und Stadt­f ührung angeboten. H Ö F I S C H E P R AC H T I M S TA D T S C H L O S S ARTM APP  FRÜH JAHR 2020

M I T S E I N E N H I S T O R I S C H E N R ÄU M E N To u r i s m u s u n d K o n g r e s s m a n a g e m e n t F u l d a

Das äußere Erscheinungsbild des barocken Stadtschlosses trägt ebenfalls die Handschrift Johann Dientzenhofers. Er ge­ staltete im Auftrag von Fürstabt Schleifras die Schlossanlage ab 1706 zur barocken Vierflügelanlage mit zwei Seitenflügeln und Ehrenhof um. In den Historischen Räumen des Stadt­ schlosses, heute Sitz der Stadtverwaltung, wird die höfische Wohnkultur des 18. Jahrhunderts lebendig.

Palai s But tlar Bonifat iusplat z 1, 36037 Fulda T 0661 102-181 4 w w w . t o u r i s m u s -f u l d a . d e w w w . m u s i c a l s o m m e r-f u l d a . d e


Die Sonderausstellung „Klein. Intim. Kostbar. Porträt­ miniaturen europäischer Herrscherfamilien“ zeigt zudem vom 20. Juni bis 11. Oktober große Kunst im kleinen Format im ehe­maligen Badehaus des Schlosses. Zum Schloss gehören auch ein weitläufiger, englischer Landschaftspark und das ­Restaurant-Café „Die Fasanerie“. Ein abwechslungsreiches Veranstaltungsprogramm rundet das Angebot ab. Zwei High­ lights sind dabei das Fürstliche Gartenfest und FEINWERK. Das Fürstliche Gartenfest findet 2020 vom 21. bis 24. Mai statt. Das Motto lautet „Fit aus dem Garten“. Es geht um Bewegung im Garten, wohltuende Gärten sowie um Heil­ kräuter und Gesundes aus dem Garten. Rund 170 nationale und internationale Aussteller zeigen eine außergewöhnliche Pf lanzenvielfalt, hochwertige Gartenmöbel und -geräte, ­feines Kunsthandwerk, schicke Mode und Accessoires sowie erlesene Kulinarik. Ergänzt wird das Angebot durch ein viel­ seitiges Rahmenprogramm aus Kunst, Musik, Fachvorträgen, Führungen und Kinderaktionen. www. gar tenfest. de Blick in die Porzellansammlung, Foto: Christian Tech / Kulturstiftung des Hauses Hessen

S C H L O S S FA S A N E R I E

Ein Muss für Barockliebhaber ist ein Besuch von Schloss ­Fasanerie in Eichenzell. Die ehemalige Sommerresidenz der Fuldaer Fürstbischöfe gilt als Hessens schönstes Barock­ schloss und beherbergt heute ein beeindruckendes Museum fürstlicher Wohnkultur des 18. und 19. Jahrhunderts. Bei einer klassischen Schlossführung können Besucher sich von prachtvollen historischen Räumen und erlesenen Kunst­ schätzen, einer exquisiten Sammlung von Möbeln und Kunstwerken verzaubern lassen. Prinz oder Prinzessin beglei­ ten Kinder außerdem bei spannenden Märchenführungen.

Das Fürstliche Gartenfest, Foto: Christian Tech / Hessische Hausstiftung

Dinge, die man sonst nicht findet – echt fein ausgesucht –, gibt es bei FEINWERK, dem Markt für echte Dinge. Rund 120 Aussteller präsentieren vom 4. bis 6. September 2020 junges Design, feines Handwerk und raffinierte kulinarische Spezia­ litäten rund um Schloss Fasanerie bei Fulda. Drei Tage lang sorgt Live-Musik für gute Laune, und wer selbst aktiv werden will, kann sich in Workshops ausprobieren. Außerdem gibt es Führungen durch Hessens schönstes Barockschloss. www. fe inwe rk-mark t . de

Schloss Fa saner ie 361 2 4 Eichen zell, T 0661- 9 4 860 w w w . s c h l o s s -f a s a n e r i e . d e


Jürgen Goertz – Großskulpturen 1974 bis 2020 Der allegorische Blick 19 . März bis 25 . Ok tober 2020 Schloss Heidelberg

Der „Musengaul“ von Jürgen Goertz wird im Schlossgarten von Schloss Heidelberg aufgestellt: Die 6,5 Meter hohe Pferdeskulptur, eigentlich vor dem Badischen Staatstheater Karlsruhe zuhause, braucht wegen Bauarbeiten einen Interims-Standort. Foto: © Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg,

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Stefan Tritsch

Der „Musengaul“ trabte als Erster in den Schlossgarten: Schon im Herbst 2019 bezog die eindrucksvolle Großskulptur ihre aktuelle Position auf der Scheffelterrasse des Heidelber­ ger Schlosses und machte alle neugierig. Wegen Bauarbeiten hatte die metallene Pferdefigur des Bildhauers Jürgen Goertz aus dem Jahr 1974 von ihrem Standort am Staatstheater Karls­ ruhe verlegt werden müssen. Dort ist er längst ein Teil des Stadtbilds – wie so viele der großen Skulpturen, die Jürgen Goertz in seinem enormen Oeuvre geschaffen hat. Und er steht damit für eine ganz typische Geschichte: Denn bei sei­ ner Aufstellung vor dem Karlsruher Theaterbau waren die Wogen noch hochgegangen. Nachdem die Diskussion abge­ ebbt war, hatte der anfangs umstrittene „Musengaul“ einen festen Platz im allgemeinen Bewusstsein eingenommen. Dass die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg dem Künstler nun, ein Jahr nach seinem 80. Geburtstag, eine große Ausstellung auf den Terrassen des Heidelberger Schlos­ ses widmen – das führt zwei monumentale Werkkonzepte zusammen: die oft mehrere Meter hohen Metallarbeiten von Jürgen Goertz vor der Kulisse der berühmtesten Schlossruine der Welt mit weit über einer Million Besuchern im Jahr. Geboren im heutigen Polen und aufgewachsen im Wendland, lebt und arbeitet Jürgen Goertz seit 1963, seit dem Studium an der Karlsruher Kunstakademie, im Südwesten. In den Jahren 1971 und 1972 erhielt er einen Lehrauftrag an dieser Akademie; die erste Ausstellung seiner Werke fand 1974 im Badischen Kunstverein Karlsruhe statt. Er residiert heute, seit

2004 mit dem Professorentitel Honoris causa für seine ­ erdienste um die Kultur des Landes Baden-Württemberg V ausgezeichnet, auf dem Schlossgelände in Angelbachtal-­ Eichtersheim. Sein Atelier ist die ehemalige barocke Schlosskapelle. Schlosspark und Umgebung sind ein großes Freilichtmuseum seiner Werke. Und seine Arbeiten sind kaum mehr aus dem öffentlichen Raum wegzudenken. Für die Staatlichen Schlösser und Gärten ist die Zusammen­a rbeit mit einem zeitgenössischen Künstler kein Novum. Die eindrucksvollen Ensembles, die von der Schlösser­verwaltung des Landes betreut werden, bieten oft den Rahmen für Kunst der Gegenwart – eine Wechselbezie­ hung voller Spannung und von hohem ästhetischem Reiz. Zuletzt waren im Sommer 2019 Robert Schads stählerne Landschaftszeichen vor vielen Monumenten im Süden des Landes zu sehen. Goertz‘ monumentale Mischwesen, die an den fantastischen Realismus erinnern, in den nicht weniger monumentalen Mauern von Schloss Heidelberg – das ver­ spricht ein Schauerlebnis. 23 Skulpturen sind von März bis Oktober zu sehen. Schloss Heidelberg und die kurpfälzische Geschichte beschäftigen den Wahl-Kurpfälzer immer wieder. Im Schloss zeugen einige Reliefs im Gläsernen Saalbau von dieser künstlerischen Auseinandersetzung. Die Ausstellung im Schlossgarten zeigt Arbeiten aus den Jahren 1974 bis in die aktuelle Gegenwart. Die Exponate und ihre Standorte im Ge­ lände hat der Künstler selbst bestimmt. Leihgaben stammen aus seinem eigenen Besitz, aber auch aus dem der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe. Einige Skulpturen entstanden unmit­ telbar für die Schau. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog. Eine Ausstellung der Staatlichen Schlösser und Gärten ­ aden-Württemberg mit besonderer Förderung B durch das Amt Mannheim / Heidelberg von Vermögen und Bau Baden-Württemberg und der Eschbach GmbH, Bad Schönborn, in Partnerschaft mit der Stadt Heidelberg. Veranstaltungen, Führungen und mehr Informa­ tionen zum Schloss Heidelberg und 61 weiteren Denkmälern der ­Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg unter www.schloesser-und-gaerten.de.

Blick auf Schloss Heidelberg und die Gärten, Foto: Achim Mende © Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg


Andy Warhol, Neuschwanstein, 1987, Seriegraphie © 2019 The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc. / Licensed by Artists Rights Society (ARS), New York

Sight Seeing Die Welt als Attraktion 8. Februar bis 14. Juni 2020 Kunsthalle Emden

info +49 (0) 49 21 97 50-50 kunsthalle@kunsthalle-emden.de www.kunsthalle-emden.de Hinter dem Rahmen 13, D-26721 Emden

Audioguide deutsch/nederlands Führungen · Museumsshop Henri‘s Café & Restaurant Malschule · Raumvermietung Die Kunsthalle wird gefördert von

Öffnungszeiten Di bis Fr 10 bis 17 Uhr Sa, So/Feiertage 11 bis 17 Uhr Jeder erste Di/Monat 10 bis 21 Uhr (Langer Kunstabend)

Die Ausstellung wird gefördert von

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112 „Naturparadiese“ in Duisburg und Völklingen

Industriedenkmäler

Die Montanindustrie ist seit dem 19. Jahrhundert an Rhein, Saar und Ruhr landschaftsprägend. Allerdings sind die meis­ ten der Zechen inzwischen stillgelegt, erinnern mit ihren Großkulissen aus Hochöfen, Fördertürmen, Lastenaufzügen und Abluftschächten an ein in Deutschland nahezu ab­ geschlossenes Kapitel Industriegeschichte. Dass diese Orte bis heute eine Faszination ausüben, zeigt sich an der „Route der Industriekultur“, die auf insgesamt 400 Kilometern über 30 Industriedenkmäler erschließt und als solche Teil der ­„ Europäischen Route der Industriekultur“ ist. Sowohl das UNESCO-Weltkulturerbe Völklinger Hütte, als auch der Landschaftspark Duisburg-Nord sind darin enthalten; Letzt­ genannter zählt laut „The Guardian“ zu den zehn besten Stadtparks der Welt. Beide Parks zeigen auch, wie unter­ schiedlich mit dem Industrieerbe umgegangen wird, wie anders die Wahrnehmung des Denkmals dadurch sein kann,

wenngleich sich beide in den vergangenen Jahren auch als Eventlocation unter anderem für Theater, Film, Performance oder Kunstausstellungen einen Namen gemacht haben. Im „Paradies“ der Völklinger Hütte trifft Industriekul­ tur auf Natur und Kunst; in insgesamt zwölf Gartenräumen gehen sie einen Dialog der besonderen Art miteinander ein. In der ehemaligen Kokerei, wo sich zuvor 25 Jahre lang die Natur ungestört hatte entfalten können, wurde anlässlich des zehn­ ten Geburtstags des dort ansässigen „Zentrums für Kunst und Industriekultur“ im Jahr 2009 mit Unterstützung der ­L andschaftsarchitektin Catherina Gräfin Bernadotte ein ­a bwechslungsreicher Landschaftsgarten auf rund 33.000 Quadratmetern Fläche erschlossen. Wo früher Koks auf etwa 1.200 Grad erhitzt wurde, wachsen heute Birken, blühen Schmetterlingsf lieder und Sonnenblumen, und im ehe­ maligen Teerbecken haben sich Fische angesiedelt. Neue


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linke Seite: Hochofen 5, Landschaftspark Duisburg Nord, Abend, Seitenansicht, 2014, Foto: © Tuxyso / Wikimedia Commons / CC-BY-SA-3.0 rechts: „Das Paradies“ im Weltkulturerbe Völklinger Hütte, Koksbatterien, Foto: © Weltkulturerbe Völklinger Hütte/

Blickachsen ergeben sich beim Flanieren durch die verschie­ denen Gartenräume, aus der Gluthölle wurde ein Paradies. Das Künstlerduo Eva & Adele haben sich ebenso dauerhaft dort verewigt wie etliche renommierte Urban-Art-Künstler, die damit das Paradies auch künstlerisch erfahrbar machen. Das „Paradies“ bildet so einen besonderen Teil des weltweit einzigen vollständig erhaltenen Eisenwerks aus der Blütezeit der Industrialisierung. Anders dagegen der Landschaftspark Duisburg-Nord, der im Rahmen der „Internationalen Bauausstellung“ (IBA) Emscher Park in den 1990er-Jahren entstand. Vergleichbar mit Völklingen hat sich auch in Duisburg auf dem Areal des Hüttenwerks eine artenreiche Flora und Fauna entwickelt, es gibt einen Hochseilparcours, einen alpinen Klettergarten und im stillgelegten Gasometer befindet sich Europas größtes

künstliches Tauchsportzentrum mit einer abwechslungs­ reichen Unterwasserwelt. Ein besonderes Highlight ist aber nur nachts erlebbar: Seit Dezember 199 6 taucht die Lichtinstal­lation des britischen Designkünstlers Jonathan Park das Hüttenwerk in Rot, Grün und Blau. Die Farben sollen an die Funktion der Anlagenteile erinnern: Rot steht für Feuer und Hitze, Grün für Gas und Blau für Wasser. So wird Indus­ triegeschichte täglich ab Einbruch der Dunkelheit bis ein Uhr nachts auf besondere Art und Weise erfahrbar. CHRIS GERBING

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Karl Heinrich Veith


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Neuss und Bad Kreuznach Durch Kunst flanieren

Erwin Heerich, „Turm“, begehbare Skulptur (1987-1989), 10 x 10 x 10 m, Beton, Abbruchklinker, Glas Stahl, Marmor Foto: © Bildarchiv Foto Marburg / Tomas Riehle

M USE U M I NSE L HOM BROICH

Das Motto des Museums lautet „Kunst parallel zur Natur“ in Künstlergärten – also die Positionierung von Kunstwerken Anlehnung an einen Ausspruch von Paul Cézanne. Zehn ­eines oder mehrerer Künstler in der Natur – erfreut sich seit ­b egehbare, teils rein skulptural aufgefasste, teils als Aus­ ­etlichen Jahren großer Beliebtheit. Es scheint, als wäre die Verbindung von Kunst und Natur, respektive von bildhau­ stellungsraum genutzte Pavillons, die nach Entwürfen des Bildhauers und Zeichners Erwin Heering errichtet wurden, erischen Werken in einer mehr oder minder gestal­t eten bilden die Keimzelle des in der Erftniederung befindlichen Landschaft, auch heute noch ein probates Mittel, den außergewöhnlichen Museumsparks, der vom Landschafts­ ­U nbilden des Alltags zu entrinnen, und das in einer die architekten Bernhard Korte gestaltet wurde. Er realisierte auf ­F antasie anregenden, das Auge durch neue Blickwinkel dem Areal eines längst aufgegebenen Parks aus dem 19. Jahr­ ­stimulierenden Art und Weise. Diese Idee verfolgten bereits barock-geometrische Parks sowie die englischen Landschafts­ hundert eine Ideallandschaft, zu der durch sukzessive Ankäufe inzwischen auch eine ehemalige NATO-Rake­ten­ gärten, und wie im 18. Jahrhundert sollten auch heute die station als Lebens- und Arbeitsraum für Künstler sowie das Besucher Zeit und Muße mitbringen, um sich auf diesen ­D ialog zwischen Landschaft und Kultur einzulassen. Ange­ „KirkebyFeld“ mit weiteren fünf Bauten gehören. Hier ­werden Per Kirkebys Arbeiten und die Ausstellungen des Feld-­ sichts der Vielzahl von durch Kunst bereicherter Gärten mit Hauses − Museum für populäre Druckgrafik präsentiert. In den unterschiedlichsten Schwerpunkten und Themen hat den Pavillons der Insel Hombroich lässt sich der Raum an sich ARTMAPP eine kleine Auswahl getroffen. Wir stellen im als künstlerisches Moment erleben, aber auch archäo­logische ­Folgenden mit dem Museum Insel Hombroich in der Erftaue Artefakte, Kunst- und Kulturobjekte aus über 2.000 Jahren bei Neuss und mit dem Steinskulpturenpark der Fondation Kubach-Wilmsen im nordpfälzischen Bad Münster am Stein-­ sowie Gemälde, Skulpturen und Gebrauchsgegen­stände aus verschiedenen Kulturen und Zeiten bis heute. Ein Schwer­ Ebernburg bei Bad Kreuznach zwei sehr unterschied­l iche Konzepte vor. Beiden gemeinsam ist, dass die dort befind­ punkt liegt auf dem Dialog der Objekte, wobei die Exponate weder chronologisch noch nach Stil­richtungen geordnet sind. lichen Museumsgebäude von dem renommierten ­japanischen Vielmehr wurde der Dialog zwischen Asien und Europa, Architekten Tadao Ando stammen. ­z wischen Tradition und Moderne mit Werken namhafter Künstler wie Jean Arp, A ­ lexander Calder, Paul Cézanne, ­A natol Herzfeld, Yves Klein, Norbert Kricke, Kurt Schwitters


115 und vielen weiteren inszeniert. G ­ otthard Graubner, Erwin Heerich und Anatol Herzfeld, die eng mit der Entstehungs­ geschichte des Museums verbunden waren, erhielten auf dem Areal eigene Ateliers. Das Museum Insel Hombroich gehört zur Stiftung ­I nsel Hombroich, die ein wechselndes Programm auf der ­R aketenstation Hombroich und im Kirkeby-Feld anbietet. Der Kulturraum Hombroich wird durch die Partner Langen Foundation mit ihrer Präsentation zeitgenössischer Kunst im von Tadao Ando 2004 erbauten Museum und die Skulpturen­ halle des Bildhauers Thomas Schütte erweitert.

ST EINSKU LP T U R EN MUSEU M D E R F O N DAT I O N K U B AC H -W I L M S E N

CHRIS GERBING

M u s e u m I n s e l H o m b ro i c h , N e u s s w w w . i n s e l h o m b ro i c h . d e Ste in sk ulpt ure nmu se um Fondat ion Kubach-Wilm se n, B ad Kre u z nach www.fondat ion-k ubach-wilmsen. de

Anna Kubach-Wilmsen, „Buchturm“, Foto: Fondation Kubach-Wilmsen © VG Bild-Kunst, Bonn 2020

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65 Steinskulpturen des Bildhauerpaars Anna Maria Kubach-­ Wilmsen und ihres 2007 verstorbenen Ehemanns Wolfgang Kubach waren Grundstock für das weltweit einzige Stein­ skulpturenmuseum, das sich in der idyllischen Landschaft des Nahetals unweit von Bad Kreuznach befindet. Das Künst­ lerpaar, das seit 1968 zusammenarbeitete und international auf Bildhauersymposien und in Ausstellungen reüssierte, gründete 1998 die nach ihnen benannte Fondation Kubach-­ Wilmsen und stiftete rund 1,5 Hektar Land, um darauf ein Steinskulpturenmuseum mit Steinskulpturenpark zu reali­ sieren. Das Künstlerpaar konnte Tadao Ando für den Bau des Museums gewinnen, dessen Kern eine aus dem 18. Jahr­ hundert stammende Fachwerkscheune ist, die von zwei Museumshöfen umgeben wird. Durch die Öffnungen in den Wänden der Höfe und der Scheune selbst sind Ein- und Aus­ blicke in die Natur möglich, sodass sich Sichtbezüge zwischen Architektur, Skulptur und Landschaft ergeben. Seit 2010 ­existiert der inmitten von verlassenen Weinbergen liegende Steinskulpturenpark, mit dem das Künstlerpaar dem Betrach­ ter den Bezug von Erde und Stein auf andere Weise zugänglich machen möchte. Seit 1976 prägen die „Steinbücher“ in unter­ schiedlichsten Ausprägungen und Materialien – mit Steinen aus allen fünf Kontinenten – das Werk der beiden Bildhauer, für die sich Kulturgeschichte und die Jahrmillionen alte ­E ntstehungsgeschichte der Erde in Form ihrer steinernen ­Bücherstapel und Buchinstallationen manifestiert. Die direk­ te Nachbarschaft zum Rotenfels – der höchsten Steilwand zwischen Nordsee und Alpen – stellt eine passende Hinter­ grundfolie für den musealen Landschaftspark und die Kunstwerke dar, die zudem eine fast 40-jährige Hommage an den Stein sind. Die Idee eines „Museums in der Landschaft“ wird mit Steinen aus aller Welt, die das Künstlerpaar für seine Arbeiten verwendet hat, in Bezug gesetzt.


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Café-Restaurant in der Villa Merian mit Blick in den Englischen Garten, © Christoph Merian Stiftung, Kathrin Schulthess

Merian Gärten Basel Ein magischer Ort der Schönheit Die Merian Gärten sind reicher botanischer Garten, histori­ sche Parkanlage und liebevoll gestalteter Erholungsraum zugleich. Am Rand der Stadt Basel liegt dieses versteckte ­Juwel eingebettet in urbanen Entwicklungsraum. Es lockt mit seiner einzigartigen botanischen Vielfalt, tausenden von Pflanzenarten und eindrücklichen Sammlungen. Egal zu welcher Jahreszeit und bei welchem Wetter, in den Merian Gärten gibt es immer blühende Schönheiten zu entdecken. Dahinter steht ein engagiertes Gartenteam, das sein Metier kennt und mit liebevoller Pf lege die Magie des ­Ortes immer wieder aufs Neue herstellt – komplett nach den Grundsätzen der biologischen Bewirtschaftung. Über 18 Hektar erstreckt sich die Anlage. Wer sich die Zeit nimmt, entdeckt darin eine unerwartete Vielfalt – das Rhododendrontal etwa, den Englischen Garten, unter Natur­ schutz stehende Trockenwiesen, Nutzgärten mit seltenem Gemüse, über 200 verschiedene Sorten Clematis oder die ­europaweit größte Irissammlung mit rund 1500 historischen Iris-Sorten. Die Anlage geht aus dem jahrhundertealten Gutshof des Stifters Christoph Merian hervor. Doch die heutigen ­Merian Gärten verdanken ihren Reichtum auch anderen Men­ schen, die mit ihrem Schaffen im Lauf der Jahrhunderte in der historischen Parkanlage ihre Spuren hinterlassen haben. Die

Prominentesten unter ihnen sind Melchior Berri als Architekt, Gräfin Zeppelin als Pf lanzenliebhaberin und -sammlerin oder Ernst Beyeler als Kunsthändler und Aussteller. Auch ­i hretwegen ist in den Merian Gärten ein spannendes Stück Basler Natur-, Kultur- und Siedlungsgeschichte erhalten ge­ blieben: beeindruckende Architektur, denkmalgeschützte Gebäudeensembles und Gartenanlagen sowie verschiedene Kunstwerke. Auf den sonnigen Flussterrassen im Birstal mit Ausbli­ cken bis in den Jura und zum Schwarzwald fühlt man sich in den Merian Gärten weit weg von der urbanen Hektik. Hier rückt der Alltag in den Hintergrund und man wähnt sich fast in einer anderen Welt. Und dabei sind die Gärten näher als man denkt: man erreicht sie in wenigen Minuten vom Stadt­ zentrum aus. Die Merian Gärten sind ein unerwarteter Rückzugsort, der Gartenliebhaber, Spaziergänger oder Ruhe­ suchende mit der Schönheit und dem Reichtum unserer Natur immer wieder verzaubert. Mer ian Gär ten Vo rd e r B r ü g l i n g e n 5 CH-405 2 Basel mer iangär ten. ch basel. com


119 Am Bodensee – eine Gar tenlandschaf t mit Tradition

Arbeite und bete

M a n c h e r e d e n v o m „ S c h w ä b i s c h e n M e e r“ , wenn sie den B ­ odensee meinen. Die Hiesigen, weise, nehmen es lächelnd hin. S i e s e l b s t r e d e n n u r v o m „ S e e“ .

Kräutergarten, Insel Reichenau, Foto: Helmuth Scham

VO N SIEGMU N D KOPITZKI

WA L A H F R I D S T R A B O U N D DA S K R ÄU T E RG Ä R T L E I N AU F D E R I N S E L R E I C H E N AU

Die Insel Reichenau, seit dem Jahr 2000 mit seinem Kloster auf der UNESCO-Liste des Welterbes verzeichnet, ist zwar keine offizielle Etappe des Bodensee-Radwegs, aber in­ offiziell eine der attraktivsten Stationen. Gemüseinsel wird die Reichenau oft genannt. Und das zu Recht. Etwa 60 Er­ zeugerbetriebe gibt es hier, 500 Gewächshäuser werden bewirtschaftet, selbst aus dem Weltall kann diese „Glaskunst“ bei Licht wahrgenommen werden. Dass hier Gemüse und Obst, aber auch Wein an­ gebaut wird, kommt nicht von ungefähr. Im klösterlichen ­K räutergarten des Reichenauer Dichters, Botanikers und ­B enediktiners Walahfrid Strabo (808/809–849) soll der ­Gemüseanbau auf der Insel seinen Ursprung haben. In einem Lehrgedicht beschrieb Strabo (um 840) in 44 lateinischen ­Hexametern zwei Dutzend Heilpflanzen; dazu zählte er nicht nur Kräuter, sondern auch Speise- und Zierpflanzen (Kürbis, Lilie, Rose). Das „Buch über Kultur der Gärten“ („Liber de ­c ultura hortorum“) gilt nicht nur als eines der bedeutendsten botanischen Werke des Mittelalters, sondern als das erste deutsche Gartenbuch überhaupt.

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Der Bodensee liegt umgeben von Bergen – zumindest an den Ufern Österreichs und der Schweiz. Aufgrund der Lage und der üppigen Wasseroberfläche (536 Quadratkilometer) ist das Klima recht mild. Die letzte „Seegfrörne“ war – 1963. Die Umweltbewussten unter den Hiesigen, und das sind nicht wenige, sind stolz auf die Naturschutzgebiete am See. Die verschiedensten Blühpf lanzen wachsen hier wild und viele Vogelarten finden im Schilf ruhige Brutplätze. Nicht umsonst hat hier die Vogelwarte des Max-Planck-Ins­ tituts für Ornithologie ihren Sitz. Aber auch Gartenfreunde finden ihr Vollglück. Private Gärten öffnen im Frühjahr eben­ so ihre Tore wie historische Parks – und das Ziel muss nicht immer die Blumeninsel Mainau sein. Wer möchte, kann diese Biotope mit dem Fahrrad erkunden, die Wege sind perfekt ausgebaut. Einmal um den See, das sind 260 Kilometer – auf dem E-Bike ein Klacks. Wem das alles nicht genügt: Am 23. April eröffnet in Überlingen die Landesgartenschau 2020 ihre Pforten. Es ist die erste am See überhaupt. Ganz Überlingen, so heißt es, wird zum Garten. Ja, dann …


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Hans Georg Bulla A L L E N S B AC H E R B L I C K R eichenau, R iesenf isch i m G n a d e n w a s s e r. In den ver moosten Rücken g ra b e n s i c h d i e M ö n c h e e i n , K rä u t e r g a r t e n , K l o s t e r m a u e r n . Führ t einen weißen Mond an langer Leine über sich. F ä h r t n i c h t i n d e n H i m m e l a u f, hängt selber fest in diesen Gr ünden. aus „Die Reichenau im Gedicht“, Eggingen 2013

Nach Strabos Vorstellungen war ein Klostergarten einfach und übersichtlich gestaltet. Er wurde als Viereck angelegt und durch Hauptwege kreuzförmig unterteilt. Die einzelnen ­Beete waren etwa ein Meter breit und wurden mit Hölzern eingefasst. In der Mitte des Gartens wuchs meistens ein Baum. Strabos Kräutergarten nördlich des Reichenauer Münsters wurde dem Original nachempfunden neu angelegt und ist für Besucher geöffnet. Nach der benediktinischen Grundregel „Bete und ­a rbeite“ („Ora et labora“) schildert Strabo, der zu den be­ deutendsten Dichtern der karolingischen Renaissance gehört, die zu verrichtenden, mitunter mühsamen Arbei­ ten im ­Garten, zugleich aber auch den kontemplativen Teil der Regel: die Ruhe und Freude an der Beschäftigung mit der Natur und den Pf lanzen.

HER MA N N HESSE A LS GÄ RT N ER

Nicht unwahrscheinlich, dass ein späterer Nachbar Strabos, nämlich Hermann Hesse, den „Hortulus“ kannte. Der Schriftsteller verstand sich zeit seines Lebens auch als Gärtner. Begonnen hatte diese Leidenschaft auf der Halbinsel Höri in Gaienhofen, einem abgelegenen Dorf in Sichtweite der ­Reichenau. Der zivilisationsmüde Hesse wollte hier Anfang des 20. Jahrhunderts mit seiner Frau Maria „Mia“ Bernoulli, einer Fotografin, in einem Bauernhaus seinen Traum vom ­L eben auf dem Lande verwirklichen. Gaienhofen war aber auch die erste Zuflucht seiner jungen Ehe und die erste legiti­ me Werkstatt seines Berufs. Am See entstanden bedeutende Werke, darunter der Roman „Gertrud“ (1910). Der Erfolg als Schriftsteller ermöglichte Hesse 1907 den Bau einer Land­ hausvilla im Stil der Lebensreform. Garten inklusive.

Dabei überließ er nichts dem Zufall. Gemäß seiner Skizzen verband er Elemente des populären Reformgartens mit denen des traditionellen Bauerngartens. Blumenalleen – über 100 Dahlien soll Hesse zur Blüte verholfen haben, er liebte aber auch den Duft der Rosen – wechselten sich mit Nutzbereichen ab, die der Familie frisches Obst und Gemüse bescherten – Hesse war Vegetarier. Eine persönliche Note ­verlieh er dem Kiesplatz vor dem Haus: Sieben Kastanien ­sollten ihn an den Festplatz in Calw erinnern, seinem G ­ eburtsort. Später pach­ tete er ein Stück Land dazu und pflanzte Obstbäume. Doch schon fünf Jahre nach dem Einzug ins neue Heim gab Hesse Gaienhofen – und später auch die Ehe mit Mia – auf und zog zunächst nach Bern. Haus und Garten sahen in der Folge unterschiedliche Bewohner. Dass das mittlerweile denkmalgeschützte Gebäude nicht abgerissen wurde, ver­ dankt sich der Initiative von Bernd und Eva Eberwein. Das Paar kaufte das völlig verwilderte Areal 2003, sanierte das Haus und legte nach den Skizzen von Hesse den Garten neu an. Als Gründerin des Hesse-Fördervereins ist es Eva Eber­ wein wichtig, die überlieferten Traditionen und Werte, das Wissen und Werk des Schriftstellers weiterzugeben. In dem Buch „Der Garten von Hermann Hesse“ (2016) hat sie ihre Geschichte „von der Wiederentdeckung einer verlorenen Welt“ aufgeschrieben. Haus und Garten im Hermann-­HesseWeg 2 können nach Voranmeldung besichtigt werden. Noch viele Jahre später in Montagnola im Tessin, wo er nach einigen Um- und Irrwegen mit seiner dritten Frau Ninon seinen Altersruhesitz fand (und dort auch zum Maler wurde), war die Gartenarbeit für Hesse eine willkommene „Zuflucht aus der Welt des Papiers“. Beim Jäten und Pflanzen, also ab­ seits des Schreibtischs, konnte er seine Fantasiefäden spinnen. Bei dieser Arbeit, die ihn nicht nur froh machte – einmal nannte er sich „Sklave meines Gartens“ –, soll ihm die Idee für den Roman „Das Glasperlenspiel“ (1943) gekommen sein, der ihm den Literaturnobelpreis einbrachte.


Pavillion, Foto: Arenenberger Gartenwelt

6 0 0 J A H R E G A R T E N K U LT U R AU F D E M A R E N E N B E RG

Die ehemalige „First Lady“ Frankreichs baute die Anlage aus und richtete die prächtigen Salons stilsicher ein. Die edle Aus­ stattung konnte weitestgehend in unsere Zeit gerettet werden. Unter Hortense entstand auch ein weitläufiger Landschafts­ park rund um das Schlossgut. Unter anderem war der Gartenfürst Hermann von Pückler-Muskau involviert. Wobei der Grundstein für den Garten schon im 14. Jahrhundert ge­ legt wurde – ein sogenannter Lustgarten ist überliefert. Bis 2008 waren Teile der Anlage überwuchert und verschüttet und wurden nach und nach wieder freigelegt. Die Rekonstruktion eines Patriziergartens verweist jetzt auf die Wurzeln der Anlage und erinnert an die Zeit, als der Ort noch Narrenberg hieß und an Stelle des Schlosses ein landwirtschaftliches Gut stand – seit gut 100 Jahren werden im benachbarten kantonalen Bildungs- und Beratungszent­ rum Landwirte ausgebildet. Neben dem mittelalterlichen Patriziergarten und dem Landschaftspark nach englischem Vorbild mit Elementen aus Barock und Renaissance stehen hier auch Felder und Gärten offen, auf denen moderner Kräu­ ter- und Gemüseanbau betrieben wird.

Bodenseegärten, BBZ Arenenberg, Foto: Arenenberger Gartenwelt

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Die Reichenau vor der Nase, die Welt fast ein wenig zu ­F üßen – das Schloss A renenberg im t hurg auischen Weindorf Salenstein auf der Schweizer Seite des Untersees erlaubt eine sensationelle Aussicht auf den westlichen Bo­ densee. Das Schloss wurde im 16. Jahrhundert erbaut. Seine berühmtesten Bewohner kamen vor 200 Jahren hierher: Hor­ tense de Beauharnais, Stieftochter und Erbin von Napoleon I., und ihr Sohn Louis – später als Napoleon III. bekannt, der letz­ te Kaiser Frankreichs – wählten den Arenenberg als Exilsitz. Das angeblich schönste Schloss am See liegt auf dem Radweg, aber der Anstieg auf den Berg fordert selbst E-Bike-Fahrer.


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Kartause Ittingen, Foto: Helmut Scham

Romantischer Blütenzauber in der Kartause Ittingen Hotel, Restaurant und Museen In der Kartause Ittingen im Kanton Thurgau, etwas abseits vom Bodensee und dem offiziellen Radweg gelegen, wird die Rose gefeiert. Im Frühsommer verwandeln Tausende Rosen­ stöcke in mehr als 250 meist historischen Sorten die Kartause in einen romantischen Blütenzauber. Eine besondere Sorte davon ist die „Rosa Sancta“. Schon im 4. Jahrhundert, so heißt es, wurde diese „heilige Rose“ mit ihren silbrig-rosafarbenen Blüten und goldbelegten Staubgefäßen in Abessinien ange­ pf lanzt. Es wird vermutet, dass sie womöglich schon die Gräber der vorchristlichen Ägypter geschmückt hat. Später entwickelte sich die Rose dann zum bekannten Symbol der Muttergottes. Die frühere Besitzerfamilie Fehr verkaufte das ehe­ malige Kartäuserkloster 1977 an die neu gegründete „Stiftung Kartause Ittingen“. Die Stiftung betreibt hier seither ein ­Kultur- und Bildungszentrum und ein landwirtschaftliches Gut, das zu den größten Betrieben seiner Art im Thurgau ­gehört. Neben klassischer Landwirtschaft wird weiterhin

Wein angebaut. Zwei Hopfengärten liefern außerdem den Rohstoff für das Ittinger Amber Bier, das heute in Chur ­g ebraut wird und zum Heinekenkonzern gehört. In der ­K äserei wird die Milch von den e­ igenen Kühen zu verschie­ denen Käse­s orten verarbeitet. Die Produkte können im Klosterladen erworben werden. Das Diktum „ora et labora“ – „bete und arbeite“ − galt auch für die Kartäuser, deren Orden im 11. Jahrhundert ge­ gründet worden war. Die Handarbeit sollte wie bei den Benediktinern als Ausgleich zur Meditation und Buße dienen. Sie wurde als e­ igene Form der Andacht und der Demutsübung verstanden. Insbesondere das Thymianbeet galt als genuiner Ort der Selbstfindung und der Kon­templation. Wie die Mön­ che ihre Gärten genau organisiert und bepf lanzt haben, ist allerdings nicht dokumentiert. Der heutige Mustergarten in der Kartause ist daher wie ein Heilkräutergarten nach dem Vorbild des großen Reichenauer Gärtners Walahfrid Strabo angelegt. Gut 50 verschiedene, zum Teil seltene Wald- und


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Wildpflanzen zieren das Gärtchen vor einer Mönchsklause. Im Klosterladen werden bis zu 130 Kräuter angeboten. Auch der Küchengarten vermittelt die Vielfalt von Küchenkräutern und alten ausdauernden G ­ emüsesorten, wie sie von den ­K artäusern wohl täglich in der Küche verwendet wurden. Wie damals wachsen im Klosterhof Obstbäume – als Symbol der Auferstehung. Der Gang in diese Gärten, überhaupt durch die Kloster­ anlage, gleicht einem Schritt zurück auf der Zeitachse. Der Zauber des Orts wird schließlich durch die Kunst zu einem eindrück­lichen Gesamterlebnis. Das Kunstmuseum Thurgau ist zusammen mit dem Ittinger Museum e­ benfalls hier unter­ gebracht. Regelmäßige Wechselausstellungen – teilweise in den ehemaligen Klosterkellern – ziehen Publikum selbst aus der Kunstmetropole Zürich an. Unter den Künstlern sind ­sowohl regionale Größen wie der Berlinger „Naive“ Adolf

Kartause Ittingen, Foto: Ivo Scholz

SIEGMU N D KOPITZKI

Hotel Kar tause It t ingen Klosterkirche im Ittinger Museum, Foto: Ittinger Museum

www. kar tause. ch Kunst mu seum Thurgau / It t inger Mu seum www. k unst museum. ch

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Diedrich, aber auch internationale Koryphäen wie Joseph Kosuth oder Jenny Holzer. Von ihr finden sich im Priorats­ garten drei mit eingravierten Texten ­versehene Steinbänke. Auf dem Areal des ehemaligen Klosters stehen neben Bäumen noch weitere künstlerische Interven­t ionen und dies so ­selbstverständlich, als wären sie für dieses mittelalterliche Ambiente geschaffen worden. Wanderer oder Radfahrer, kommst du in die Kartause ­Ittingen, dann ­e rwarten dich nicht nur ein bedeutendes ­Kulturdenkmal, traumhafte und duftende Gärten, großartige Konzerte – die „Ittinger Pfingstkonzerte“ haben sich in der Welt der Musik schon längst einen Platz erobert –, auch für dein leibliches Wohl ist gesorgt. Das Restaurant verwöhnt seine Gäste mit lokalen, saisonalen und frisch zubereiteten Gerichten. Wer länger ­verweilt, erlebt im Hotel der Kartause die Stille und den Atem der Natur. Das Hotel wurde 2019 mit dem Spezialpreis der Landesgruppe Icomos Suisse und Part­ nern als „Historisches Hotel des Jahres“ ausgezeichnet. Damit honorierte die Jury das Bestreben der Stiftung Kartause ­Ittingen, das Erbe der Klosteranlage zu wahren und den ein­ zigartigen Ort nach denkmalpflegerischen Grundsätzen zu erhalten und zu be­leben. Zu Recht.


Enzo Eneas Baummuseum in Jona, Kanton Sankt Gallen

Kunst unter Baumkronen Im B aummu se um des L and schaf t sarchitek te n En zo Enea t re te n Kun st und Nat ur in e ine n inte n sive n Dialog.


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Sylvie Fleury, „Mushrooms“, Foto: © Martin Rütschi / Enea Baummuseum


Jaume Plensa, „Lou“, Foto: Martin Rütschi / Enea Baummuseum, @ VG Bild-Kunst, Bonn 2020

Kunst und Gärten ergänzen einander ideal. Beide eignen sich, um über das Leben, das Wesen des Menschen und sein ­Verhältnis zur Natur zu ref lektieren. Eine ganz besondere ­Verbindung gehen Natur und Kunst im Baummuseum in der Nähe des Zürich-Obersees in Rapperswil-Jona ein. Auf einer Fläche von 75.000 Quadratmetern begegnen sich beein­ druckende Bäume aus unserer Klimazone und faszinierende Werke von zeitgenössischen Kunstschaffenden. Gärten können, wenn sie gut angelegt werden, bereits für sich genommen Kunstwerke sein. Auf das Baummuseum des ­i nternational renommierten Schweizer Landschafts­ architekten Enzo Enea trifft das in besonderem Maße zu. Der Landschaftsarchitekt aus Rapperswil hat aus der auf Garten­ dekoration spezialisierten Firma seines Vaters ein kreatives Unternehmen gemacht, das Gärten für Prominente wie Tina Turner oder Prinz Charles anlegt, aber auch großflächige Park­ anlagen in aller Welt plant. ­Besonders am Herzen liegen Enzo Enea die Bäume im Baummuseum. Er hat sie alle von diversen Baustellen gerettet und sie so vor dem Fällen bewahrt. Jetzt gedeihen sie direkt neben dem Hauptsitz und erfreuen auf ­v iele Jahre die Mitarbeitenden sowie zahlreiche Besucher.

Ein guter Teil dieser Sammlung – rund 50 Bäume – ­bildet den Kern des Baummuseums. Einige dieser Baumspezia­ litäten sind über 100 Jahre alt. Zahlreiche weitere Bäume, Sträucher, Pf lanzen stehen in dem Park, der das Baum­ museum ­u mschließt. Auf der gesamten Anlage wachsen über 3.000 exklusive Gehölze.


127 S C H I L L E R N D E P I L Z E , S C H W E B E N D E S C H AT T E N

Das Baummuseum wurde vor zehn Jahren eröffnet. Seit 2013 werden in der Parkanlage auch Plastiken und Skulpturen ­i nternational bekannter zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler gezeigt. So kann man auf den gepf legten Rasen­f lächen zwischen Baumspezialitäten und Bänken ver­ führerisch und geheimnisvoll schillernde Riesenpilze der Schweizer Künstlerin Sylvie Fleury sehen oder beschwingte Skulpturen aus Granit und Marmor des US-amerikanischen Künstlers Richard Erdman. Die aus Nordirland stammende Künstlerin Claire Morgan berührt mit ihren anspruchsvol­ len und sehr ästhetischen Installationen ernsthafte Themen

wie die Verschmutzung der Umwelt und das Artensterben. Kerim Seiler hat im Baummuseum eine kleine farbenfrohe Cabane mit dem Schriftzug „Ne travaillez jamais“ (Arbeiten Sie niemals) installiert. Die Hütte des Schweizer Künstlers ­erscheint als Rückzugsort aus der überfordernden Arbeitswelt und verweist damit auf die traditionelle Be­deutung von ­Garten- und Naturräumen als Gegenwelten zu Arbeit und Gesellschaft. Ein Gedanke, der auch in den ­„ Shades“ von Nigel Hall anklingt. Die großen und dennoch sehr leicht wir­ kenden Bronzearbeiten sind in der Begegnung mit der Natur und dem Licht entstanden. Der britische Künstler, ein passio­ nierter Spaziergänger, verweist mit diesen Arbeiten auf das Sehen und Denken, das sich in der Bewegung des Gehens ab­ spult. Kunst und Natur sind hier tatsächlich in einem sehr engen Dialog miteinander. ALICE HENKES

www. enea. ch Enzo Enea,Foto: Joël Hunn / Enea Baummuseum

I N D I A N S U M M E R BY E N E A O U T S I D E I N AU F D E R K U N S T 2 0 Z Ü R I C H

Die Ungeduld wird belohnt. Nach 5 Jahren voller Vorfreude ist es soweit, die Kunst 20 Zürich findet in der neu renovierten Halle 550 in Zürich Oerlikon statt. Die urbane Fabrikhalle mit dem besonderen Charme konnte aus Sicherheitsgründen in den letzten drei Jahren nur noch zur Hälfte bespielt werden. Wegen dem undichten Dach und weiteren Alterserschei­ nungen mussten grosse Teile der Halle gesperrt werden, weswegen nur noch rund 30 ausgewählte Galerien Platz fan­ den. Dem Qualitätsanspruch und dem besonderen Erlebnis tat dies keinen Abbruch. Ab 2020 werden an der Kunst 20 ­Zürich wieder rund 70 Galerien, ein Sektor mit ausgewählten Designklassikern sowie eine Plattform für Buchverlage ­präsentiert. Zusammen mit einem interessanten Rahmen­ programm, Podien, Führungen und einer Installation mit Enzo Enea, stehen 5 Tagen intensiven Eintauchen in die Welt der Kunst, nichts mehr im Wege. www. k unst zuer ich. ch

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29 . Ok tober bis 1. November



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Rosilene Luduvico & Luzia Simons

Natur und Landschaft, Garten und Träume Der italienische Lyriker und Humanist Francesco Petrarca hatte am 26. April 1336 zusammen mit seinem Bruder und zwei Freunden „lediglich aus Verlangen“, also nur zum ­e igenen Vergnügen, den Mont Ventoux in den proven­ zalischen Voralpen bestiegen. Den „windigen Berg“ bis zum Gipfel zu erklimmen und über diese Wanderung (die Blickachsen, die neuen Perspektiven, die eigene Bewusst­ seinserweiterung und die körperliche Anstrengung) Zeugnis abzulegen, sollte tatsächlich sehr nachhaltig wirken: Fortan nämlich durften allein Neugier und „interesseloses Wohl­ gefallen“ (wie Kant dies in Bezug auf den Begriff des Schönen später nennen s­ ollte) das Naturerleben leiten. Petrarcas Be­ richt seiner Besteigung des Mont Ventoux gilt als die erste überlieferte Darstellung einer freiwilligen Bergbesteigung.

Die betrachtende Zuwendung hat aus der Natur die Land­ schaft gemacht. Denn erst die Entfernung von der Natur ermöglichte überhaupt den Blick auf diese. Das bukolische Ar­ kadien, die elysischen Gefilde, das Paradiesgärtlein – all das sind glückverheißende utopische Orte und uralte Mensch­ heitsträume. Baum, Quelle, Berg, Wiesen, Hirte und Herde, Blumen und Früchte sind das Repertoire dieser Plätze. Die liebliche Idylle überhöht die Wirklichkeit und verheißt ein von Sorgen und Nöten freies Leben. Was der Mensch auch je von der Natur erwartet, sie scheint die Verheißung des glück­ lichen Lebens schlechthin zu sein.

Rosilene Luduvico, „Todos os passaros para TM“ (Ausschnitt), 2009, Öl auf Kreidegrund auf Leinwand, 210 x 620 cm, Courtesy: Galerie Zink


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Die wunderbar heilsame Wirkung von Natur, die Nahrung, die sie ist, der Trost, den sie spendet, all die guten Eigen­ schaften und Emotionen, die sie freisetzt, stehen außer Frage. Und dass die Menschen immer schon das Bedürfnis verspürt h ­ aben, darauf in Wort und Bild hinzuweisen, sie zu loben und zu preisen, ist verständlich. Sie war ein zen­ traler Teil des D ­ aseins und der Daseinssorge. Zuweilen ist sie freilich auch bedrohlich. Der Schritt aus der Mühsal des Alltags ist zugleich der Schritt hinaus und hin zur Natur. Und sucht man nicht im ­f eiertäglichen Gefühl beim Lustwandeln im Museum ganz ähnlich wie im Park eine Überhöhung des banalen Alltags? Kein Wunder, dass auch oder vielleicht sogar vor allem die Künstlerinnen und Künstler irgendwann die ­Natur ins Spiel brachten. Die Tradition der künstlerischen Auseinander­s etzung mit Natur und ihrer domestizierten Cousine, der Landschaft, reicht so weit zurück wie über­ haupt jegliches Menschenwerk. In den Höhlenmalereien waren es die gejagten und zu jagenden Tiere, die magisch be­ schworen und im Bild gebannt wurden. Die kleine Welt des täglichen Hungers verschmolz in diesen Wandzeichnungen

mit dem Zauberglauben an das unbegreif lich immaterielle Vermögen des Bildes. Die Idee des Schöpfergottes und des Schöpferkünstlers fließen oftmals ineinander. Wie aber gehe ich um mit der ernüchternden Gewiss­ heit, dass neben der liebevollen auch die pragmatische, gewinnorientierte, hedonistische, gar gewalttätige Zuwen­ dung zur Natur schlechterdings gar nie aufgehört hat? Dass gerade heute die selbstverständlichste Weise, mit Natur um­ zugehen, ihre Ausbeutung ist? Warum kann der Mensch nicht aufhören, sich an ihr zu vergreifen? Auch heute noch beschäftigt sich die Kunst mit der ­Natur, ihrem Zauber und ihrer Verletzlichkeit. ARTMAPP stellt zwei Künstlerinnen vor, die − beide in Brasilien geboren − einen gänzlich unterschiedlichen Blick auf die Natur haben. Oder zumindest in ihren Bildern auf ­unterschiedliche Spielarten von Natur verweisen.

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Luzia Simons, „Stockage 150“, 2015, Light Jet Print, auf Büttenpapier gedruckt, 137,8 x 220,8 cm, © VG Bild-Kunst, Bonn 2020


Rosilene Luduvico Die Flüchtigkeit des Lebens I Die große Bildtafel „Todos os passaros para TM“ ist mit ihren 210 x 620 Zentimetern ein Riesenwerk – und doch kommt es leicht und spielerisch daher, schwebend fast. Die dürren Äst­ chen, die kleinen bunten Vögel, fliegende Federn und Blätter, kleine Farbschlieren ... Das Ephemere, Vergängliche, Verblas­ sende fasziniert die Künstlerin seit jeher. Ihre Arbeiten sind intensiv, als würden Naturelemente in ihnen wirken: Da weht ein Wind, das Wasser rinnt, die Luft flirrt im Sonnenlicht.

Rosilene Luduvico (* 1969) malt und zeichnet mit Öl auf pastellfarbenem Kreidegrund, malt in Freskotechnik auf die Wand. Zart und schön und kaum festzuhalten scheinen die Gestalten und vor allem die Farbfelder auf der Bild- oder Wandf läche zu schweben wie Luftspiegelungen einer Fata Morgana oder die blassen Erinnerungen an längst Vergan­ genes. Blüten und kahle Ästchen, schlafende Frauen, Melancholie und kleine Tiere. Farbverdünner hilft ihr, die


lichten Stimmungen ihrer Malerei zu dieser je besonderen ­ tmosphäre von absoluter Ruhe zu verdichten. Als würde ein A Nebel alles einhüllen und nie mehr loslassen wollen. Dann wieder glüht die Farbe, leuchtet, heizt den ganzen Raum auf. Bunte Samenkapseln, im Rund auf die Wand geklebt, er­ zählen vom Anbeginn des Lebens, vom Sich-Entfalten, vom Wachsen und auch davon, wie alles wieder vergeht.

Die Bilder der in Brasilien geborenen und aufgewachsenen, heute in Düsseldorf lebenden Künstlerin handeln mitunter auch von einsamen kargen Landschaften, in denen man sich verlieren kann, beschreiben Gegenden, in denen große kahle Felsen aufragen oder einzelne dürre Bäume um ihr Leben kämpfen. Von den kleinen Blüten und Zweigen geht ein leises

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Rosilene Luduvico, „Todos os passaros para TM“, 2009, Öl auf Kreidegrund auf Leinwand, 210 x 620 cm, Courtesy: Galerie Zink


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Rosilene Luduvico, Foto: BENJAKON

Raunen durch die fragmentierte Natur, als würden sie ein Geheimnis hüten. Der Klang der Bilder wickelt einen sachte ein, und ehe man sichs versieht, haben diese leichten, zarten ­Kompositionen ihre gar nicht so zarte Sogwirkung entfaltet. Die fragilen Momente der Schönheit entziehen sich sanft und bestimmt zugleich. Die Menschenbildnisse sind ­Porträts, wirkliche Menschen also … und doch bleiben sie in ihrer ­a bstrahierenden Vagheit immer ein wenig entrückt. Die pflanzliche und tierische Natur jedenfalls scheint leben­ diger zu sein. Vom 20. Januar bis 15. März stellt Rosilene Luduvico ­g emeinsam mit dem Keramikkünstler Johannes Nagel in der Galerie Zink in Waldkirchen aus. Alabaster heißt die ­A us­s tellung und spielt so schon im Titel sowohl auf die ­Ma­terialqualitäten des mineralischen weißlichen Gipses der Skulpturen Nagels an als auch auf die anschaulich-ästhetische Wirkung des Materials, mit dem Rosilene Luduvico ihre ­Bilder grundiert und das allenthalben durchscheint. An dieser Stelle setzt der Dialog der Objekte mit den Bildern an: Auch sie erscheinen warm, leicht, verletzlich, weich und durch­ scheinend. Vergänglich. Wie das Leben. Die Natur.


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Luzia Simons, Foto: Pedro Fredo

Ganz anders die farbstarken, zum Teil gar übervollen Bilder der Künstlerin Luzia Simons (* 1953), die in ihrer barocken Pracht jedem niederländischen Stillleben Konkurrenz ma­ chen könnten. Da blühen prunkvolle Blumen in den sattesten Farben vor dunklem Bildgrund, hängen die reifen Früchte, da dehnen sich Fülle und Überfluss … Wahrhaftig ein Augen­ schmaus, ein feierliches Sich-Hingeben an die Farb- und Formgewalt der Natur, einer Natur freilich, die längst domes­ tiziert ist und sich im Leben der Menschen und auf den Bildern Luzia Simons in ihrem langsamen Sterben in Szene setzt. Eine machtvolle Natur läuft zu Höchstform auf. ­K leines Getier krabbelt durch die Gräser, manches Blatt ­beginnt langsam schon zu modern, die Ränder wellen sich in einem letzten Auf begehren. Ja, Stillleben sind immer auch Vanitas, Bilder der Vergänglichkeit und Mahnung an die ­M enschen. Manche von ihnen sehen allerdings aus, als ­w ürden die Pflanzen aufgereiht daliegen, um katalogisiert zu

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Luzia Simons Die Flüchtigkeit des Lebens II


136 werden, als sollten die Blumen in einen geordneten Zusam­ menhang gebracht werden, archiviert und systematisiert. Ein Versuch, sie mit der Ordnung ein bisschen zu zügeln und zu lenken? Ein Ansatz, sich von der leidenschaftlichen Sinn­ lichkeit der Pflanzen nicht gänzlich hinreißen zu lassen? Oder doch eher eine Erinnerung daran, dass Blumen, in dem Fall Tulpen, schon im 17. Jahrhundert ein Spekulati­ onsobjekt waren, was schon seinerzeit zu geopolitischen Zerwürf­n issen in einer sich damals bereits langsam globali­ sierenden Welt führte. Mit ihren Tulpenbildern ist Simons bekannt ge­ worden, jenen Bildern also, die einen kulturhistorischen sozialen ­H intergrund des scheinbar so harmlosen Genres

Luzia Simons, Ausstellung „Segmentos“, Pinacoteca do Estado de São Paulo, 2013, Foto: Leonardo Crescenti, © VG Bild-Kunst, Bonn 2020


137 Blumenstillleben in sich tragen. Die intensiven Scano­ gramme sind ein digitales Zwitterwesen aus Malerei und Fotografie und vielleicht gerade deswegen scheinen sie trotz ihrer greif baren Opulenz so unfassbar. Wie bei Hinter­ glasmalereien muss die Künstlerin auch bei diesen Tafeln gewissermaßen von der anderen Seite her, nämlich von hin­ ten nach vorne arbeiten. Die heute in Berlin lebende Künstlerin scheint mit ­ihren Bildern lautstark auf die Fülle und barocke Ergriffenheit niederländischer und flämischer Meister zu antworten. Ein nachhallendes Echo.

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K ATJA BEH REN S


M asin Idriss präsentier t Carole A . Feuerman

art and furniture

Carole A. Feuerman und Masin Idriss

Carole A. Feuerman gilt neben Duane Hanson und John De Andrea als Pionierin im Bereich hyperrealistische Skulptur. Bereits seit den 1970er-Jahren beschäftigt sie sich mit Motiven der Schwimmerin: „Schwimmen und Wasser haben mich schon immer fasziniert, weshalb diese Thematik zur Inspira­ tionsquelle meiner Arbeit wurde.“ Feuermans Skulpturen werden aus Resin geformt, einem Kunstharz, das größtmög­ liche Detailgenauigkeit in der Reproduktion ermöglicht. Masin Idriss ist Designer und Innenarchitekt. Das ­Generieren unkonventioneller Ideen im Einrichten von R ­ äumen aller Art ist seine Profession. Neben seiner auftragsbezogenen Arbeit sucht Idriss immer wieder nach neuen Ansätzen, ­Möbel und Räume frei zu interpretieren. Aus dieser Intention entwickel­ te er das Konzept „art and furniture“.


Premiere von art and furniture in einer von Masin Idriss und der Galerie Klose während der documenta 14 betriebenen Galerie

Brooke: Anrichte in Swimming Pool Anmutung

Idriss bringt gegenständliche Kunst in einen direkten Bezug mit funktionalen Möbeln, wobei das jeweilige Exponat im­ mer im Vordergrund steht. Das Möbel versteht sich als Bühne, die Skulptur, die Plastik oder das Bild in Szene zu ­setzen. Aus der Synthese von Kunst und Gebrauchsgegenstand entsteht damit ein neuer Kontext, der unsere Klassifizierung, das ist Kunst und das Einrichtung, auflöst und etwas Neues schafft.

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„Im Kunstbereich werden Skulpturen fast ausschließlich auf Sockeln präsentiert, die keinen Bezug zum Exponat haben und ebenso wenig in den Dialog mit dem Raum treten. In ­Galerien oder Museen mag das funktionieren, in Geschäfts­ räumen aber nur bedingt und in Wohnungen gar nicht mehr. Wir aber wollen Kunst in privat und geschäftlich genutzten Räumen genauso gut aussehen lassen wie in den Galerien.


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Balance: Hinterleuchtete Eckkommode mit vier Schubladen

Anstatt auf einem weißen Sockel zu sitzen meditiert die ­F igur „Balance“ auf richtigem Sand, was sie noch realisti­ scher ­w irken lässt. Ihrer Aura entsprechend positioniert sie Idriss auf einer sandfarbenen, hinterleuchteten Wäsche­ kommode. Die Figur Quan wird auf einem kupferfarben gehaltenen Whiskeyschrank in strahlendes Licht getaucht und das M ­ ädchen Joell wirkt im Wasser stehend und an

Joell: Lowboard für Bad, Sauna oder Spa

Quan: Beleuchteter, säulenförmiger Whiskeyschrank

einer Meeresmuschel lauschend, der Welt auf phanatsie­ volle Weise für einen Moment lang entrückt . Mit der Galerie Klose aus ­E ssen hat Idriss sein Konzept zum ersten Mal parallel zur ­documenta 14 in einer privat und temporär eingerichteten ­G alerie präsentiert. „Mich hat ‚art and ­f urniture‘ sofort begeistert,“ sagt Peter Klose, der selbst aus der Innenarchitektur kommt.


@ Werner Maschmann Raumhohe Wohnwand, abgestimmt auf figurative Ölmalerei der Hamburger Schuhdesignerin Nina Binné

Produziert werden die Projekte von den Kasseler Möbelwerk­ stätten Baum & Söhne, mit denen Idriss seit 20 Jahren zusammenarbeitet. „Die Idee für eine Inszenierung ist das eine, die perfekte, handwerkliche Umsetzung der Entwürfe das andere. Das Team von Frank Baum zählt zu den besten Schreinereien der Region, was sich in der Qualität aller ‚art and furniture‘ Möbel und Einbauten spiegelt“, so Idriss.

www. masin-idr iss. com

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Carole A. Feuerman, die weltweit präsentiert, hat dem Kon­ zept ebenfalls sofort zugestimmt und fünf Skulpturen nach Kassel geschickt. Die Besucher waren erstaunt und angetan von der neuen Art, figürliche Kunst zu präsentieren. Laura Schreiber, verantwortlich für das Management von „art and furniture“, resümiert nach den 100 Tagen Galeriebetrieb: „Wir werden das Konzept weiter ausbauen, weil es in der Prä­ sentation von Kunst ein Novum darstellt und wir schon jetzt aus den unterschiedlichsten Bereichen Anfragen erhalten, Kunst oder auch andere Objekte in ähnlicher Weise zu insze­ nieren.“ So entstand beispielsweise eine auf die Malerei der Schuhdesignern Nina Binné zugeschnittene Wohnwand oder eine Küche, die ein vier Meter langes Strandbild des Foto­ grafen Rafael Neff zum Freiluft-Kochplatz werden lässt.


142 Galerie Klose, Essen

Figuration Eine Galerie für internationale zeitgenössische Kunst (mit Künstlern aus Amerika, China, Südkorea, Israel, Spanien, Deutschland und der Mongolei), die seit mehr als 25 Jahren schwerpunktmäßig und ausdrücklich auf Gegenständlich­ keit setzt, ist heutzutage wohl ein besonderer Fall. 1992 wurde die Galerie Klose in Essen gegründet. Seither sind ­Galerieinhaber Peter Klose und seine Frau Monika in ihrem Programm der ­F iguration in Malerei, Skulptur und Plastik weitgehend (und nur mit wenigen Ausnahmen) treu geblie­ ben. Sie präsentieren die Galeriekünstler auf diversen Messen und Kunstevents, knüpfen Kontakte zu Industrie und anderen Großkunden ­sowie zu privaten Sammlern. In­ zwischen reichen die Be­z iehungen der Galerie bis nach

Südkorea und so stellen die Galeriekünstler regelmäßig in der O’s Gallery in Jeonbuk, Südkorea, aus; ebenso wie auch koreanische Künstler Ausstellungen in Essen haben. Die KIAF in Seoul ist eine Kunstmesse, auf der die Galerie Klose seit 2007 regelmäßig vertreten ist − sowohl mit den schon etablierten als auch mit jungen Künstlern. Die Entwicklung des Profils der von ihnen vertretenen Künstler ist dem Galeristenpaar ebenso wichtig wie die ­öffentliche Wahrnehmung ihrer Kunst. So finden jährlich etwa sieben bis acht Einzel- oder Gruppenausstellungen statt, mit denen über die Eigenständigkeit, Unverwechselbarkeit, das künst­lerische Vermögen, Innovationskraft und interna­ tionales Standing der einzelnen Positionen entschieden wird.

Stand Galerie Klose, art KARLSRUHE 2020,

Max Uhlig, „Studie Doppelbildnis Neumann“, 2007,

Foto: © Galerie Klose

Öl auf Leinwand, 120 x 140 cm © VG Bild-Kunst, Bonn 2020


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Monika und Peter Klose, im Vordergrund Carole A. Feuerman, „Mini Serena“, mit Swarowski Kristallen, Foto: Reiner Brouwer

Und auch der Maler und Grafiker Max Uhlig ist ein Schwer­ gewicht der figurativen Nachkriegskunst in Deutschland. In Dresden und Berlin ausgebildet, mit vielen Preisen und ­Verdienstorden geschmückt, war der mit expressivem Gestus malende und zeichnende Künstler unter anderem Professor in Dresden und hat ein umfangreiches, vor allem grafisches ­Œuvre geschaffen. Darüber hinaus hat er die Kirchenfenster der Johanniskirche in Magdeburg nicht nur gestaltet, sondern eigenhändig gemalt: 13 Gotische Fenster, die jeweils eine Höhe von 12,5 Metern haben. Kwang Sung Park, ein koreanischer Maler, dem sein Malereistudium in Seoul nicht genügte, der daraufhin nach Paris zog und dort zwölf Jahre lebte, dort auch Kunst und ­parallel Philosophie studierte, arbeitet seit über 20 Jahren ­exklusiv mit der Galerie zusammen. „Haben und Sein“ ist der Titel einer jeden Arbeit des Künstlers: „to have and to be“, „avoir et être“ − meditative ­Bilder, in denen sich Orient und Okzident vermischen und die jeden in ihren Bann schlagen. K ATJA BEH REN S

G a l e r i e K l o s e
 R ü t t e n s c h e i d e r S t ra ß e 2 2 1 , 4 5 1 3 1 E s s e n
 www. galer ie-klose. de

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Zur Galerie gehören neben anderen etwa auch der in Los ­ ngeles lebende Künstler Justin Bower, welcher mitt­ A lerweile weltweite Anerkennung für seinen „Disrupted Realism“ e­ rhält. Themen seiner Werke sind der Mensch im Zeitalter der Digitalisierung und die Frage nach realer und digitaler Identität. Der deutsche Bildhauer Jörg W. Schirmer ist ebenso ­einer der wichtigsten Künstler der Galerie. Er hat die Bronze ins 21. Jahrhundert geholt, bemalt, beschleift und poliert seine Bronzegüsse in nie gesehener Art und Weise − mit gran­ diosem Ergebnis. Carole A. Feuerman hat schon an zahlreichen inter­ nationalen Ausstellungen teilgenommen und ist mit ihren oft über­lebensgroßen Skulpturen an vielen öffentlichen Orten präsent. Ihre Arbeit wird in den nächsten Monaten in der ­M useumslandschaft Hessen Kassel im Rahmen der Ausstellung „Kassel ... mit allen Wassern gewaschen“ zu sehen sein.


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Margaret Marquardt, Installation „Flowing Lights“, Foto: Andrea Scavini

Zu M argaret M arquardts Installation „Flowing Lights“ in Rietheim -Weilheim

Das Licht ist ein Maler

Transformation, Veränderung und die Flüchtigkeit unseres Seins – um diese kardinalen Themen kreist, nach eigener ­Aussage, das Werk der Schweizer Malerin, Grafikerin und ­I nstallationskünstlerin Margaret Marquardt. Streng ge­ nommen muss diese Themenpalette um das Stichwort „Transzendenz“ ergänzt werden. Denn Marquardt arbeitet auch mit Licht, mit Neonröhren. Vor etlichen Jahren formte die Künstlerin für eine ­p rivate Stiftung im ländlichen Straßendorf Bulzingen ­( Baden-Württemberg) ein filigranes Objekt, das sich auf ­zauberhafte Art in das von Günther Hermann Architekten ­errichtete Gebäude einfügt. Im Fokus des Lichts der Wand­ installation stehen hier – im Unterschied etwa zu den „Ur“-Plastiken von Dan Flavin – Körper und Raum. Mit ausge­ suchten Farben und einer kontrollierten Choreografie schuf Marquardt ein abstraktes Bild, das mit seinen Lichtlinien und Schatten auf die Architektur abstrahlt und zu einem Dialog anstiftet, besser: zu einem ästhetischen Diskurs. So geht Kunst am Bau!

Nun hat sich Margaret Marquardt einmal mehr aus dem ­klassischen Rahmen – dem Tafelbild – hinausbegeben und ein lumineszentes Wunderwerk für ein international agierendes Unternehmen in Rietheim-Weilheim ( bei ­Tuttlingen) ­geschaffen, das zu den führenden Herstellern von mechatro­ nischen Schalt- und Bediensystemen gehört. „­ Flowing Lights“ nennt die Künstlerin ihre drei in hohen, nebeneinander­ gestellten Glaskuben installierte Schöpfungen, die – nicht zufällig – vor dem neuen Entwicklungs- und Innova­t ions­ zentrum des Unternehmens im Zentrum der Gemeinde stehen. Hightech trifft hier auf technikunterstützte Ästhetik. Marquardt hat ein wirkmächtiges Lichtballett mon­ tiert: mit Farben, die das endorphine System der Betrachter anregen (und bisweilen verwirren). Der Kreis oder das aus dem Kreis gebildete Segment und Geraden sind dabei die be­ stimmenden geometrischen Formen. Der Kreis besitzt ­v iele Bedeutungen. Das weiß die Künstlerin, sie setzt ihn b ­ ewusst ein. Der Kreis ist Symbol für die Einheit, für das A ­ bsolute,


Die Aufgabe der Künstlerin war es, mittels einer Lichtskulp­ tur in dem Neubau einen Akzent zu setzen. Auftrag erfüllt! Das Ausrufezeichen „Flowing Lights“, das sich je nach Blick­ punkt des Betrachters verändert, nimmt die horizontalen und vertikalen Elemente der Fassade spielerisch auf. Ebenso die Ref lexionen in den Fenstern, die durch die verspiegelte ­I nnenseite in den Kuben verstärkt werden. Und: Das „Trip­ tychon“ steht auf einem schwarzen Granitsockel (Nero Assoluto), der seinerseits eine starke Spiegelf läche für die Leuchtröhren bildet. Die intensivste Eigendynamik, einen Rausch der ­Farben, entwickelt „Flowing Lights“ in der Dunkelheit. Der Raum wird leicht. Das Licht – ist ein Maler. SIEGMU N D KOPITZKI

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Vollkommene, ja Göttliche. Ebenso steht er für den Himmel und das All-Eine. Als unendliche Linie ist er Symbol der Un­ endlichkeit und, in der Gestalt einer Schlange, die sich in den Schwanz beißt, Symbol der Wiederkehr. In der Magie gilt der Kreis als Zeichen des Schutzes gegen böse Geister. Im übertra­ genen Sinn wird dem Ring und dem kreisrunden Amulett eine schützende Funktion zugesprochen usw. Das Trotzdem­ schöne an Marquardts „Flowing Lights“: Es gibt zwar diese Sub(kon)texte, aber keine Pflicht, das Kunstwerk so zu verste­ hen. Lichtkunst wie diese kann und darf als ­Stimulation der Sinne gedacht und gelebt werden. Im Idealfall – und das ist hier der Fall – öffnet sie neue Wahrnehmungs­r äume. Wenn das nichts ist …


alle alleBilder: Bilder:©©Helmut HelmutScham Scham

Zu Gast beim Kaiser D

er er Arenenberg Arenenberg betört betört mit mit seiner seiner majestätischen majestätischen Lage Lage über über dem dem Untersee Untersee und bietet einen faszinierenden Einblick in die Historie. Ein und bietet einen faszinierenden Einblick in die Historie. Ein Großteil Großteil des des Napoleonmuseums Napoleonmuseums ist ist im im Palais Palais untergebracht, untergebracht, in in dessen dessen RepräsentationsräuRepräsentationsräumen men schon schon die die kaiserliche kaiserliche Familie Familie ihre ihre Gäste Gäste empfi empfing. ng. Heute Heute übernachten übernachten die die Gäste Gäste in in neuen neuen Hotelzimmern Hotelzimmern im im historischen historischen Haupthaus. Haupthaus.

Dank Dank moderner moderner Infrastruktur Infrastruktur ist ist der der Arenenberg Arenenberg gut gut geeignet geeignet zur zur DurchfühDurchführung von Anlässen aller Art. Im grossen Festsaal, welcher einem immensen rung von Anlässen aller Art. Im grossen Festsaal, welcher einem immensen Wintergarten Wintergarten gleich gleich in in die die bestehenden bestehenden Aussenmauern Aussenmauern integriert integriert wurde, wurde, lässt lässt es sich hervorragend feiern. Als Rahmenprogramm anerbieten sich es sich hervorragend feiern. Als Rahmenprogramm anerbieten sich eine eine DeDegustation gustation im im historischen historischen Weinkeller, Weinkeller, Kulinarik-Kurse Kulinarik-Kurse oder oder geführte geführte RundgänRundgänge ge in in der der weitläufi weitläufigen gen Anlage. Anlage. Die Die Nutzgärten Nutzgärten sind sind ein ein wichtiger wichtiger Lieferant Lieferant für für die die Gastronomie, Gastronomie, welche welche auf auf regionale regionale Gerichte Gerichte spezialisiert spezialisiert ist. ist. Gute, Gute, saubere saubere und und faire faire Produkte Produkte werden werden verarbeitet, verarbeitet, am am liebsten liebsten aus aus der der direkten direkten Nachbarschaft Nachbarschaft oder oder vom vom eigenen eigenen Gutshof. Gutshof. In In den den Rebbergen Rebbergen rings rings ums ums Schloss reifen die Trauben, aus denen im Keller gehaltvolle Weine gekeltert Schloss reifen die Trauben, aus denen im Keller gehaltvolle Weine gekeltert werden. werden. Ein Ein Geheimtipp Geheimtipp zum zum Schluss: Schluss: Heiraten Heiraten kann kann man man in in der der charmanten, charmanten, kleinen Kapelle vor Ort mit anschliessendem Apéro auf der Schlossterrasse. kleinen Kapelle vor Ort mit anschliessendem Apéro auf der Schlossterrasse. XX XX Thurgau Thurgau

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Eine Eine Landschaft Landschaft wie wie ein ein Kunstwerk Kunstwerk bietet bietet sich sich dem dem Besucher, Besucher, wenn wenn er auf den geschichtsträchtigen Arenenberg kommt. Am 9. Mai er auf den geschichtsträchtigen Arenenberg kommt. Am 9. Mai 1906 1906 schenkte schenkte Kaiserin Kaiserin Eugenie Eugenie – – Gattin Gattin von von Napoleon Napoleon III, III, letzter letzter Kaiser Kaiser von von Frankreich Frankreich – – das das gesamte gesamte Besitztum Besitztum dem dem Kanton Kanton Thurgau. Thurgau.


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„Schlafen unterm Sternenhimmel“ ist ein neues Konzept von Thurgau Tourismus mit durchsichtigen, möblierten Kugelzelten vom französischen Designer Pierre Stéphane Dumas. Am Arenenberg steht eine „Bubble“ zwischen Schafstall und Kaiserschloss umringt von Reben und Wiesen. Buchbar ist das Angebot ab einer Übernachtung: www.himmelbett.cloud.

Arenenberger Gartenwelt

Die Arenenberger Gartenwelt fasst die Historischen Gärten mit Landschaftspark und mittelalterlichem Patriziergarten und die Schulgärten des Bildungszentrums zu einem gemeinsamen Erlebnis zusammen. Ein halbstündiger, frei zugänglicher Rundweg mit 24 interessanten Stationen vermittelt interessantes Wissen und bietet fantastische Ausblicke. Nicht nur für Gartenfans zu empfehlen!

D A CH I Thurgau XX



18. April bis 28. Juni 2020

Freitag 14 bis 18 Uhr Sa So Feiertage 10 bis 18 Uhr www.Schloss-Achberg.de

©2020: www.d-werk.com | Bildausschnitt: Waterloo-Brücke bei durchbrechender Sonne | 1926 | Privatbesitz


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Toni Schneiders, „4x2 im Lindenhof “, Lindau, Oktober 1952, Foto: © Ulrike Schneiders

Toni Schneiders-Retrospektive Schaut her! Am 17. September 1949 haben sechs gleichgesinnte westdeut­ sche Fotografen die legendäre avantgardistische Gruppe „fotoform“ ins Leben gerufen. Der 1920 in Urbar bei Koblenz geborene Toni Schneiders war neben Otto Steinert (1915– 1978), Peter Keetman (1916–2005), Siegfried Lauterwasser (1913−2000), Wolfgang Reisewitz (1917–2012) und Ludwig Windstosser (1921–1983) einer von ihnen. Er hätte am 13. Mai 2020 seinen 100. Geburtstag gefeiert. Nun widmet ihm das Kunstmuseum Singen in Kooperation mit der Stiftung F. C. Gundlach in Hamburg eine groß angelegte Retrospektive. Rund 200 Arbeiten geben einen umfassenden Überblick über sein Schaffen, mit dem er maßgeblichen Anteil an der Erneu­ erung der Fotografie in Deutschland nach 1945 hatte. Der Fotografie den Mut zur Gestaltung zurückzugeben, mit dem Konservatismus zu brechen und etwas Neues überzeugend darzubieten, so lautete einst das Credo, wie es beispielsweise Freund und Kollege Peter Keetman 1949 formulierte. Viele von Schneiders Menschen- und Reisebildern, seinen Abstrak­ tionen sind zu fotografischen Ikonen geworden und haben sich unter dem Begriff „subjektive Fotografie“ ins kollektive Bildgedächtnis eingegraben.

Der gebürtige Rheinländer hatte nach seiner Fotografen­ lehre in Koblenz und seiner Zeit als Kriegsberichterstatter im Zweiten Weltkrieg 1948 ein Fotostudio in Meersburg am ­Bodensee gegründet. Nach kurzem Aufenthalt in Hamburg im Werbe­atelier Mannsfeld richtete er sich 1952 im Lindauer Stadtteil Bad Schachen ein, von wo aus er zu seinen Reisen durch Europa, nach Afrika, Japan und Südostasien auf brach und am 4. August 2006 in Lindau verstarb. Der Maler Andreas Scholz aus Wangen im Allgäu, selbst ­gebürtiger Rheinländer, ist seit Jahren den Sommer über im Bad Schachener Lindenhofpark künstlerisch tätig. Er hat sich seit Anfang 2000 mit Toni Schneiders und dessen Frau Inge­ borg dort oft ü ­ ber die Kunst unterhalten. Babette Ceasar traf Andreas Scholz für ­A RTMAPP zum Gespräch.

rechte Seite: Andreas Scholz im Lindenhofpark am Bodensee, Foto: Irina Leist


151 ARTMAPP: Herr Scholz, wie kam es zu Ihrer ersten Begegnung mit Toni Schneiders? Andreas Scholz: Toni Schneiders begegnete ich im Sommer im Lindenhofpark in Bad Schachen. Ich malte die Lindenallee und bemerkte, dass mir jemand zuschaute. Er war mit seiner Frau in den Park gekommen. Sie wohnten 300 Meter oberhalb vom Park entfernt. Er lobte meine Tätigkeit in einer Form, die mir zeigte, dass ich es hier mit einem Künstler zu tun hatte. Seine Frau erzählte mir am nächsten Tag, wer er war. Ich ­studierte daraufhin sein Werk und war sogleich sein Fan. ARTMAPP: Gab es dabei Berührungspunkte ­zwischen Ihrer Malerei und seiner Fotografie?

„V i e l e L ä n d e r h a b e i c h b i s h e r b e r e i s t – a b e r e b e n s o g e r n kehre ich wiede r zu me ine r Familie und an de n B ode n see zur ück – den ich immer wieder in Bilder n zu schilder n ­v e r s u c h e , a l s D a n k d a f ü r, d a s s i c h h i e r l e b e n d a r f.“ TONI SCHNEIDERS

www. tonischneiders. de

S c h a u t h e r ! To n i S c h n e i d e r s R e t ro s p e k t i v e I n K o o p e ra t i o n m i t d e r S t i f t u n g F . C . G u n d l a c h ,

AS: Ja, er hatte im Oktober 1952 ein Foto von der Wiese im Lindenhofpark gemacht, welche ich im Sommer gemalt habe. Von genau dem gleichen Standort aus!

Hamburg 1 9 . F e b r u a r b i s 7. J u n i 2 0 2 0 K u n s t f o y e r d e r B a y e r i s c h e n Ve r s i c h e r u n g s k a m m e r,

ARTMAPP: Sie haben erzählt, dass Sie viele ­L ebensgeschichten über Toni und Ingeborg gehört haben?

München 2 1. Juni bis 13. September 2020 Kunst museum Singen kunst museum-singen. de Juni bis August 2020 To n i S c h n e i d e r s & P e t e r K e e t m a n I E i n e F r e u n d s c h a f t S t ä d t i s c h e G a l e r i e I n d e r B a d s t u b e , Wa n g e n i m A l l g ä u www. galer ie-wangen. de

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AS: Ja, nur so viel, sie sagte mir einmal im Park (nachdem Toni von uns gegangen ist), Toni ist immer bei mir! Es muss eine große Liebe bis zum Ende gewesen sein.


TRAUM­ LANDSCHAFT Kunst-Kultur-Tourismus am Bodensee und im Allgäu Der Bodensee mit seinen Anrainern Schweiz und Vorarlberg auf der einen Seite – die Allgäuer Alpen auf der anderen. ­Diese Region im F ­ reistaat Bayern und das angrenzende württembergische Allgäu g­ ehören mit zu den beliebtesten Touristenzielen Deutschlands. Jahr für Jahr kommen ­Besucherinnen und Besucher, Familien mit Kindern, die die Nähe zu den Bergen und zum Wasser schätzen. An abwechs­ lungsreichen Freizeitmöglichkeiten mit vielen k ­ ultu­rellen Einrichtungen mangelt es hier nicht. Darunter befinden sich zahlreiche Museen sowie Galerien mit s­ tändigen Samm­ lungen und temporären Sonder­ausstellungen. Das Angebot reicht von heimat­lichem Kulturgut und V ­ olkskundlichem über die verschiedensten Spezialmuseen hin zu Kunst der klassischen Moderne und Zeitgenössischem. BABETTE CAESAR


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Andreas Scholz, „Bodensee Lindenhofpark“, 90 x 120 cm, Öl auf Leinwand Ein „Gartentraum“: der Lindenhofpark in Lindau am Bodensee

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mit dem Blick nach Voralberg, Österreich


Innenhof Schloss Isny, Engelsfigur, Foto: Gregor Lengler

Wir (ver)führen Sie nach Isny, Wangen, Schloss Achberg im Landkreis Ravensburg, in das Deutsche Hutmuseum Lindenberg im Allgäu und nach Lindau am Bodensee.

ZUSA M M EN G ES TEL LT VO N BA B E T TE C A ESA R


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Isny und Wangen liegen 15 Kilometer voneinander entfernt im württembergischen Allgäu. Beide Städte blicken auf eine jahrhundertealte Geschichte zurück und laden ihre Gäste zu faszinierenden Altstadtrundgängen ein. In Isny zu einem Besuch des Schlosses, das heute die Kunsthalle im Schloss mit dem Werk des Isnyer Künstlers Friedrich Hechelmann beherbergt. Seit 2010 präsentiert in der ehemaligen Remise die Städtische Galerie im Schloss zeitgenössisches künstle­ risches Schaffen. Demnächst wird ein neu konzipiertes Städtisches Museum seine Arbeit in den Räumlichkeiten aufnehmen, so dass das Schloss als zentrale Institution im Isnyer Kulturbetrieb inhaltlich neu ausgerichtet und zu­ kunftsfähig gemacht wird. Die Städtischen Museen in der Eselmühle mit mittelalterlicher Badstube und Städtischer Galerie „In der Badstube“ dominieren die Unterstadt. Von Grund auf neu konzipiert ist das Museumsdepot. Gefördert durch die LEADER Steuerungsgruppe der Regionalent­ wicklung Württembergisches Allgäu e. V., Kißlegg, ist es als Schaudepot im frisch sanierten Geschwister-Titscher-Haus im Wangener Ortsteil Primisweiler eingerichtet.

Städtische Museen Wangen im Allgäu: Vom rauschenden Mühlrad über die Stadtmauer bis zum Gewölbe der mittelalterlichen Badestube führt der Weg, auf dem es sechs Museen

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mit spannenden Themen zu entdecken gilt. Foto: © Stadtarchiv Wangen


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Landschaftlich idyllisch zwischen Wangen und Lindau gele­ gen, präsentiert sich das barocke Schloss Achberg, das einst Deutschordensschloss war. Hier erfreuen sich seit 25 Jahren Kunst- und Kulturinteressierte von April bis Oktober an ­g roßen überregionalen Ausstellungen. Zum Jubiläum „25 Jahre Kulturarbeit“ hält die Saison 2020 zwei hochkarätige Schauen bereit. Mit rund 100 Gemälden, Pastellen, Zeich­ nungen und Druckgrafiken aus dem Stadtmuseum Berlin und privaten Sammlungen gestaltet der deutsche Impressionist Lesser Ury (1861–1931) den Auftakt mit „Stadt Land Licht“. Weltberühmt sind seine Stimmungsbilder – seien es die dunklen regen­n assen Straßen Berlins, die leuchtenden ­holländischen Landschaften, die Menschen in Kaffeehäusern oder die Flaneure im Berliner Tiergarten. „Berliner Zimmer“ titelt die zweite Ausstellung, die zeitgenössische Positionen von zwölf international erfolgreichen Künstlerinnen und Künstlern versammelt, die alle aus Oberschwaben stammen. Was Schloss Achberg als Kulturbetrieb des Landkreises ­R avensburg seinen Gästen auch diesen Sommer bietet, ist eine reiche Palette an Führungen, Workshops, Konzerten und Lesungen. Im Schlosscafé der Allgäuer Landfrauen lassen sich regionale Spezialitäten genießen, geplant ist außerdem ein ­Jubiläumsfest unter dem Motto „Kultur in allen Ecken“.

Schloss Achberg mit Amtshaus, Foto: Anja Koehler

N ICH T ZU E I N TÖN IG, A B E R AU C H N I C H T Z U A N S T R E N G E N D

Der multioptionale Gast von heute vermische gern ver­schiedene Urlaubsarten und Motive, so der „Ausblick“ der Oberschwaben Tourismus GmbH (OTG) 2018 für den ­L andkreis Ravensburg: nicht zu eintönig, aber auch nicht zu anstrengend. Urlaubsarten, die in dieses Schema passen, seien auf dem Wachstumspfad und Regionen, die unterschiedliche Themen bedienen können, weiter auf Erfolgskurs. Die viel­f ältige Region Oberschwaben-Allgäu als Gesundheits-, Wellness-, Rad-, Kultur- und Genussregion habe mit der Fort­ setzung der gewählten Angebotsthemen weiterhin gute Chancen. Touristiker und Kulturschaffende stärker zu vernetzen, lautet eine Devise, um mehr Austausch und damit mehr Verständnis füreinander zu gewinnen. Das fördere die Zusammenarbeit und die Transparenz, um Kulturtourismus als Erfolgsfaktor für die Entwicklung einer gesamten Region auf den Weg zu bringen.


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Das „Humpis-Quartier“, das kulturhistorische und stadt­ geschichtliche Museum der Stadt Ravensburg, ist seit seiner Neugestaltung und Wiedereröffnung 2009 zum Publi­ kumsmagneten avanciert. 60 Räume in sieben Häusern gelten als eines der am besten erhaltenen spätmittel­ alterlichen ­Wohnquartiere in Süddeutschland. Bis ins 11. Jahrhundert ­z urückreichend präsentiert sich die Dauer­ ausstellung ­„ Ravensburger Lebenswelten“. Hinzu kommen ein G ­ eschichtslabor, Kabinett- und Sonderausstellungen. ­D irekt gegenüber in der Marktstraße liegen das Wirt­ schaftsmuseum, das „Museum Ravensburger“ und das Kunstmuseum, in dem zeitgenössische Kunst mit den ­Werken der Sammlung S ­ elinka einen spannenden Dialog führt. Dies schätzen die ­R avensburger ebenso wie die ­Besucher von auswärts.

Wie lassen sich nun die Synergieeffekte zwischen Kunst und Tourismus verstärken? Um dieser Frage nach­zugehen hatte der Bildungs- und Kulturausschuss 2014 beschlossen, eine vom Kulturamt entwickelte „Kulturkonzeption Ravens­ burg“, in Zusammenarbeit mit der Zeppelin Universität Friedrichshafen, in Auftrag zu geben. Ziel des U ­ nterfangens war es, sich einen Überblick zu verschaffen, wie es um ­A ngebot und Nachfrage steht und was sich wie innovativer gestalten ließe. Von Interesse sei es laut Studie, kreative Wege zu finden, die Wirksamkeit der Kulturlandschaft, der einzelnen Städte und der Region zu erhöhen. Als wichtige Leitlinien angesehen werden die Vernetzung von Ehrenamt und städtischem ­Kulturbetrieb, das Entwickeln von Stra­ tegien unter dem ­Motto „Bewährtes fördern und fordern“ und „Neues fördern“, die Belebung von Stadtteilen und das Schaffen neuer Räume, beispielsweise ein „ Haus der ­K ünste“. Vorläufiges Fazit: Mit Ravensburg als Zentrum Oberschwabens verpf lichte Urbanität zur Kultur. Schließ­ lich ist sie herausragender Standortfaktor, den es zu schätzen und zu fördern gilt. Nicht mehr und nicht weniger.

Innenhof des Museums Humpis-Quartier in Ravensburg, Foto: Jehle & Will, © Stadt Ravensburg


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Angelika Schreiber, Direktorin Deutsches Hutmuseum Lindenberg im Allgäu, Foto: Florian Trykowski

Ortswechsel. Das Deutsche Hutmuseum in Lindenberg im Westallgäu blickt mit Beginn der ehemals größten Hutfabrik Ottmar Reich auf „300 Jahre Hutgeschichte(n) zum Anfassen und Aufsetzten“ zurück. Hut ab! Dass Museumsleiterin An­ gela Schreiber es dennoch „ein sehr junges Haus“ nennt, hat mit dem repräsentativen Neubau am Museumsplatz vor fünf Jahren zu tun. Dieser tritt als „Kulturfabrik“ auf, die neben dem Hutmuseum die Tourist-Information, den Veranstal­ tungssaal Kulturboden, einen Ausstellungsraum und für das leibliche Wohl das Kesselhaus unter einem Dach beheimatet. „Das ergibt eine wirklich gute Synergie“, bekräftigt Schreiber die funktionierende Kommunikation zwischen den beiden Einrichtungen. Vom „Unique Selling Point“ spricht sie, was so viel heißt wie, dass das Museum die Geschichten zu einzel­ nen Objekten oder Themengruppen aufbereitet und Kathrin Felle, Leiterin der hiesigen Tourist-Information, diese nach außen hin vermarktet. Gerichtet an Besucherinnen und Besu­ cher aller Altersklassen. „Wir sind ein touristisches Gebiet, wenn auch kein Hotspot“, betont Schreiber und meint damit die Region Allgäu bis hinauf nach Füssen. So trete das Hut­ museum stets im Verbund mit dem Stadtmarketing auf.

Wer sind unsere Besucher und wie können wir sie noch mehr für diese einmalige Museumslandschaft interessieren, das waren die Fragen, die zur Gründung des „Museumsnetz­ werkes Allgäu“ geführt haben. Angeschoben haben es Petra Weber vom Stadtmuseum Kauf beuren, Maike Sieler vom ­A rchäologischen Park Kempten und Angela Schreiber vom Lindenberger Hutmuseum. Insgesamt 17 hauptamtlich ­geführte Institutionen aller Richtungen von Lindenberg bis Füssen und Lindau bis Memmingen haben sich erfolgreich bei dem Pilotprojekt „Museum & Tourismus“ beworben. Dieses Netzwerk gilt als Kooperationsprojekt der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern und der Bayern Tourismus Marketing GmbH. Unterstützt wird es vom bayerischen Wirtschaftsministerium mit Marketingmitteln für die kom­ menden fünf Jahre. Das Allgäuer Netzwerk hat sich für diesen Zeitraum das Motto „Allgäuer Museen für Familien“ gewählt, um seine touristischen Potenziale hinsichtlich dieser Ziel­ gruppe zu verbessern und zu stärken. Was spricht Familien an, wo muss man was platzieren, um Familien für einen guten kulturellen Ort in schöner Landschaft vermehrt zu interessie­ ren? Es seien vor allem Geschichten, die Museumsstücke erzählen und die einen Museumsbesuch spannend machen. Jedes der 17 Häuser habe die Aufgabe, attraktive Angebote für Familien aufzubereiten und diese in die entsprechenden Mar­ ketingkanäle zu leiten. Man wolle das Netzwerk sichtbar machen mittels Facebook, einer gemeinsamen Homepage und Wanderausstellungen zu einzelnen Themen wie altes Handwerk, Mode oder Industriekultur. In einer ersten kleinen Schau präsentiert sich das Netz­ werk von März bis Ende Mai 2020 im Münchner Infopoint Museen & Schlösser in Bayern. Dass es künftig auch Koopera­ tionen mit Bereichen der bildenden Kunst geben wird, zeigt die geplante Sonderausstellung „HutARTIG“. Mit dieser In­ tervention beschreitet Schreiber einen neuen Weg zwischen Kunst und Hut.


159 Alexander Warmbrunn, Geschäftsführer von Lindau Tourismus und Leiter des Kulturamtes, Foto: © Kulturamt Lindau

Von Lindenberg kommend hinunter zum Bodensee eröffnet sich ein grandioser Blick auf die Inselstadt Lindau mit ihrer markanten Hafeneinfahrt. Ihr vorgelagert ist die „Bayerische Riviera“, die mit ihren kunstvollen Gärten und Villenarchi­ tekturen zu den schönsten Uferabschnitten der Region gehört. Lohnenswert ist der Besuch des Lindenhofparks mit der Villa Lindenhof „all’italiana“ von 1840, in der sich seit 1980 das Museum „friedens räume“ befindet. „Die Insel selbst ist ein ständig wachsender Besucher­ magnet. Hier hat sich die Lindau Tourismus und Kongress GmbH in den vergangenen Jahren intensiv dafür eingesetzt, den Bereich Tourismus nachhaltig weiterzuentwickeln. Das habe unter anderem zum Ergebnis, dass Lindau heute als ­vergleichsweise kleine Stadt mit rund 26.000 Einwohnern das Angebot einer Großstadt bereithalte. Touristisch als auch kulturell warte man mit einem eigenen Stadttheater, hoch­ karätigen Kunstausstellungen, einem eigenen Tagungs- und Kongresszentrum auf und verzeichne über eine Million ­Ü bernachtungen.“ Das sagt Alexander Warmbrunn in seiner

Doppelfunktion als einer der beiden Geschäftsführer von Lindau Tourismus und Leiter des Kulturamtes. Ihm gehe es beim Marketing von Kunst und Kultur vor allem darum, ­qualitativ hochwertige Angebote zu schaffen, die für alle ­z ugänglich seien. Warmbrunn ist überzeugt, dass gute ­K ulturarbeit für eine Stadt imagebildend und identitäts­ stiftend zugleich wirke. So hätten die Sonderausstellungen zur ­m odernen Kunst in den vergangenen Jahren rund 700.000 Besucher in das Stadtmuseum am Marktplatz und in das Kunstmuseum am Inselbahnhof (seit 2019) gelockt. Auf N ­ amen wie Pablo Picasso, Marc Chagall, Joan Miró, Paul Klee oder Friedensreich Hundertwasser, die an sich schon viel ­A ufmerksamkeit erzeugten, würde man sich aber nicht allein verlassen. Mehr noch gehe es darum, Lebens­g eschichten ­d ieser international arrivierten Künst­ ler im Kontext ihrer Zeit zu präsentieren, sodass auch spannende Sozialthemen dabei auf kämen. Vom 4 . April bis 27. September reisen dieses Jahr ­ausgewählte Werke des Worpsweder Künstlerpaares Paula Modersohn-Becker und Otto Modersohn nach Lindau. ­L eihgaben der Bremer Paula-Modersohn-Stiftung, der ­O tto-Modersohn-Stiftung in Fischerhude sowie aus nam­ haften Museen und Sammlungen behandeln unter dem Titel „Paula & Otto – Kunst und Liebe im Auf bruch“ die künstlerischen und menschlichen Seiten dieser beiden ­herausragenden Vertreter der klassischen Moderne. Und mit Paula Modersohn-Becker zeigt das Lindauer Museum auch erstmals eine Frau als Protagonistin der Moderne. BABETTE CAESAR

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Lindau Luftaufnahme, Insel, Foto: Hari Pulko | Lindau Tourismus


21. Juni bis 13. September 2020 Kunstmuseum Singen Ekkehardstraße 10, 78224 Singen kunstmuseum-singen.de In Kooperation mit der Stiftung F.C. Gundlach, Hamburg

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Franz Marc, Die Blauen Fohlen, 1913, Öl auf Leinwand, Kunsthalle Emden Foto: Elke Walford, Fotowerkstatt Hamburger Kunsthalle

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Sophie Calle, La Dernière Image (Aveugle au divan), 2010 (Detail), © Sophie Calle / VG bild-Kunst, bonn 2020 / Courtesy Perrotin

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© Von der Heydt-Museum, Wuppertal

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© Otto-Modersohn-Museum, Fischerhude

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(Un) endliche Ressourcen? Kßnstlerische Positionen seit 1980 07/03 –13/09/2020


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In 80 Bäumen um die Welt Jonathan Drori I l l u s t ra t i o n e n : L u c i l l e C l e r c

Bäume sind standhafte Begleiter der Menschheit. Von Indiens heiligem Banyanbaum bis zur wohlriechenden Zeder des ­L ibanon sind sie für uns Heiligtum und Inspirationsquelle ­zugleich – und sie liefern uns die Rohstoffe für viele unserer Produkte: von Aspirin bis Ahornsirup. An 80 Bäumen aus ­aller Welt zeigt der Botaniker Jonathan Drori, welch wichtige Rolle die Bäume in allen Bereichen des menschlichen Lebens spielen. Zu den Stationen der Reise um die Welt gehören die Linden des Berliner Boulevards Unter den Linden, die ver­ liebte Deutsche und hungrige Bienen gleichermaßen berauschen, die Prachtstraßen im London des 19. Jahrhun­ derts, die mit australischem Eukalyptusholz gepf lastert waren oder die Rot­holzwälder von Kalifornien, wo das Ge­ heimnis der hoch aufragenden Bäume in den Eigenschaften der kleinsten Wassertropfen gefunden werden kann. „ Ein wunderschön illust r ier tes Geschenkbuch, das die Geschichten von 80 Bäumen a u s d e r g a n z e n We l t e r z ä h l t .“ „ D i e s p e z i e l l f ü r d a s B u c h a n g e f e r t i g t e n I l l u s t ra t i o n e n sind botanisch genau und gleich zeit ig i n s p i r i e r e n d u n d f a n t a s i e v o l l .“ „ I n t e r e s s a n t e u n d ü b e r ra s c h e n d e F a k t e n ü b e r b e k a n n t e u n d w e n i g e r b e k a n n t e B ä u m e .“

Jonathan Drori ist Kurator von The Woodland Trust und The Eden Project, Botschafter für den W WF und war für neun Jahre Verwalter der Royal Botanic Gardens in Kew. Als BBC-Direktor und Produktionsleiter war er verantwortlich für mehr als fünfzig Wissenschaftssendungen der BBC und anschließend Programmleiter bei BBC Online. Lucille Clerc ist Grafikerin, die nach Abschluss ihres ­ Studiums in Paris nach London zog, um für einen MA in Kommuni­kationsdesign am Central Saint Martin’s College of Art and Design zu studieren. Seitdem arbeitet sie in der Kultur- und Kreativwirtschaft für internationale Kunden, von Kultur­institutionen bis hin zu Textildesignern, Musikern und Architekten.

In 80 Bäumen um die Welt Jonathan Drori Illustrationen: Lucille Clerc

Laurence King Verlag GmbH 256 S. Zahlreiche farbige Illustrationen 15 x 23 cm Hardcover mit Schutzumschlag EUR 24,00 ISBN 978-3-96244-016-9 Dt.

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Ü B E R D I E AU T O R E N


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Accentus Music Medium: DVD Laufzeit: 183 Min. Tonformat: Stereo / Dolby Digital 5.1 / DTS 5.1 Bild: 16:9 (NTSC) EUR 29,99 EAN 4260234831924 Sprache: Engl. Untertitel: Dt., Engl., Franz., Japanisch, Koreanisch

Charles Ives. Universe, Incomplete & ­D okumentation „The Unanswered Ives“ Regisseur: Christoph Marthaler Künstler: Bochumer Symphoniker, Titus Engel (Dirigent) — Inspiriert von den Gedanken und Skizzen von Charles Ives haben Regisseur Christoph Marthaler, Dirigent ­Titus Engel und Bühnenbildnerin Anna Viebrock ihre ganz individuelle Sichtweise auf die Universe ­Symphony als Bühnenproduktion der Ruhrtriennale 2018 inszeniert. E­ rgänzt wird die Produktion auf DVD durch den Dokumentarfilm „The Unanswered Ives“, der den Z ­ uschauer in die Heimatstadt des ­ Kompo­n isten führt und einen Mann p ­ räsentiert, der seiner Zeit voraus war.

Beethoven-Bilder Was Kunst- und Musikgeschichte (sich) zu erzählen haben Werner Busch, Martin Geck — Beethoven-Bildnisse gibt es seit über 200 Jahren, und jenseits des omnipräsenten Titanenhauptes gibt es eine Vielfalt von Gestaltungen in gezeichneter, gemalter und plastischer Form, die viel über ihre jeweilige Zeit und über unsere Zugänge zu Beethovens Musik zu erkennen geben. Eine originelle Perspektive auf 200 Jahre ­Kulturgeschichte eröffnet dieses Gespräch zwischen ­e inem Musik- und einem Kunsthistoriker beim Betrachten ­d iverser Kunstwerke.

Deutscher Kunstverlag 424 S. 741 Farbabb. 22,5 x 32 cm Halbleineneinband EUR 98,00 ISBN 978-3-422-98064-8 Dt.

J.B. Metzler 183 S. 77 Farbabb. und 13 S/W-Abb. 24 x 16 cm Hardcover EUR 29,99 (D) / EUR 30,83 (A) / CHF 26,50 ISBN 978-3-476-04971-1 Dt.

DIE KUNST DER INTERPRETATION Rubens und die Druckgraphik Hans Jakob Meier — Peter Paul Rubens führte die Bildmedien Kupferstich und Holzschnitt zu einer koloristischen Qualität, die es in der Druckgrafik bis dahin nicht gegeben hatte. Die unter ihm geschaffenen druckgrafischen Interpretationen von ­M alerei markieren einen Wendepunkt für den Bilddruck. Im Buch werden die Schritte druckgrafischer Produktion nach Rubens´ Gemälden analysiert: darunter ­H olzschnitte, Kupferstiche, Ölskizzen, Gemälde, ­Zeichnungen, modelli und korrigierte Probedrucke.


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Lippstadt – Bilder einer Stadt Sandra Püttmann, Helga Wissing — Von Luft und Liebe kann man ja angeblich nicht leben – von Licht und Wasser dagegen ziemlich gut, wie die ­s trahlende und spritzige Stadt an der Lippe gern beweist. Sandra Püttmann hat für diesen Bildband die Lippstädter Wasserläufe befahren, bei Tag und bei Nacht die Gassen durchstreift und dabei den Bewohnern einer selbstbewussten, sportlichen, ideenreichen und ­feierfreudigen Stadt über die Schulter gelinst.

VERLAG JANOS STEKOVICS 272 S. 471 Farbfotografien und eine Karte 24 x 30 cm Gebunden Halbleinen EUR 35,00 ISBN 978-3-89923-424-4

Tertulla-Verlag 144 S. 30 x 22 cm Hardcover, Querformat EUR 29,80 ISBN 978-3-9815602-6-8 Dt.

Nur für Personal Stefan Bircheneder — Mit „Nur für Personal“ erscheint ein großformatiger ­B ildband mit dem Schwerpunkt auf Gemälden und ­O bjekten der letzten Jahre des deutschen Malers Stefan Bircheneder. Textbeiträge von Anabel Roque Rodriguez und Dorothee Baer-Bogenschütz

Gudberg Nerger 120 S. 29 x 29 cm Hardcover EUR 24,90 ISBN 978-3-945772-59-1 Dt.

„Stefan Bircheneder taucht ein in die Welt von gestern und zeigt elegisch nachdenklich und mit feinem Sinn für die ­s oziale Dimension, was blieb von der Hochzeit der ­Fabriken: Brachen.“ – Dorothee Baer-Bogenschütz

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Leidenschaft für Schönheit Gartenträume in Sachsen-Anhalt Hrsg.: Christian Juranek — Im heutigen Sachsen-Anhalt sorgte territoriale Zersplitterung für eine Reihe kultureller Zentralorte. Die präsentieren sich mit markanten Gebäuden und prächtigen Gärten, deren ­Entstehung bis ins 16. Jahrhundert reicht. Die Landes­ gestaltung des Fürsten Franz von Anhalt-Dessau ist nur ein Beispiel dieser 50 Gesamtkunstwerke. Die Gartenträume laden ein zu Reisen durch die Jahrhunderte, auf denen ­kulturelle Entwicklungen sinnlich erlebbar werden.


166 Soest – Bilder einer Stadt Michael Römling — Den Titel einer Hauptstadt Westfalens führt Soest nur in aller Heimlichkeit – ein bisschen zu Unrecht, denn mit ihren mehr als 500 denkmalgeschützten Gebäuden ist sie längst nicht nur bei Einheimischen und Eingeweihten als eine der schönsten Städte in Deutschland bekannt. In diesem Buch zeigt Soest eine Auswahl dessen, was man auf verschlungenen Rundgängen durch die Gassen der Altstadt, aber auch jenseits der grünen Mauern ­e ntdecken kann.

Kerber Verlag Gefördert durch die Stiftung Kunstfonds mit Mitteln der VG Bild-Kunst, Bonn 160 S. 146 Farbabb. und 8 S/W-Abb. 22 x 30 cm Hardcover EUR 40,00 ISBN 978-3-7356-0485-9 Dt./Engl.

Tertulla-Verlag 160 S. 30 x 22 cm Hardcover, Querformat EUR 29,80 ISBN 978-3-9810710-3-0 Dt.

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Raum-Zeichnungen / Room-Drawings Christine Rusche Hrsg.: Marta Herford Texte: Roland Nachtigäller, Ludwig Seyfarth, Arne Reimann, Anne Schloen — Christine Rusche komponiert raumgreifende Wandmalereien als komplexes Wechselspiel von vorgestelltem und realem Raum. Mit ihrer kraftvollen Bildsprache wird die Architektur in einen neuen Assoziations- und Erfahrungsraum transformiert. Die erste Monografie vermittelt einen umfassenden Einblick in ihre Arbeit und dokumentiert die temporären Raum-­ Zeichnungen aus Ausstellungen, als auch dauerhaft ­installierte Wandmalereien sowie Papierarbeiten und ­O bjekte aus begleitenden Werkgruppen.

Während ich schlief Christoph Fischer Hrsg.: Anette Gehrig — Seit 2007 skizziert und notiert der Luzerner Künstler, Zeichner und Illustrator Christoph Fischer seine Träume. „Während ich schlief“ versammelt 51 dieser skurrilen Geschichten als ausgearbeitete Bleistiftzeichnungen. Ohne sie durch Analyse oder Interpretation zu ­e ntzaubern, schaut Fischer auf seine nächtlichen ­A benteuer und bettet sie in kurze Texte ein. Christoph Merian Verlag 192 S. 50 S/W- und 50 Farbabb. 22,5 x 32 cm Broschiert EUR 38 / CHF 39 ISBN 978-3-85616-919-0 Dt.


23. Februar

➝ 29. Mai 2020

HELMUT LORTZ Doppelausstellung zum hundertsten Geburtstag des Bildhauers, Malers, Zeichners, Grafikers, Texters, Fotografen, Buchgestalters, Hochschullehrers und Kunstpreisträgers Erzählende Linie. Zeichnungen und Druckgrafik um 1950

Ein Saustall als Atelier. Der Beginn der Darmstädter Kunstgeschichte nach 1945

Kunst Archiv Darmstadt e.V. Kasinostraße 3, 64293 Darmstadt Di, Mi, Fr 10 -13 Uhr, Do 10 -18 Uhr www.kunstarchivdarmstadt.de


21.03.2020 – 16.08.2020 FRANZ GERTSCH DIE SIEBZIGER Franz Gertsch, «Irène», 1980 Acryl auf ungrundierter Baumwolle / acrylic on unprimed cotton 257 × 391 cm Olbricht Collection. © Franz Gertsch

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Museum Franz Gertsch Platanenstrasse 3, CH - 3400 Burgdorf T + 41 (0)34 421 40 20 Di – Fr 10 –18 Uhr | Sa / So 10 –17 Uhr www. museum - franzgertsch.ch

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16. 5. – 16. 8. 2020 Julian Charrière Towards No Earthly Pole *Aargauer Kunsthaus Aargauerplatz CH–5001 Aarau Di – So 10 –17 Uhr Do 10 – 20 Uhr www.aargauerkunsthaus.ch

Julian Charrière Towards No Earthly Pole, 2019 © 2020, Pro Litteris, Zürich


BEGE Galerien Armin Göhringer

James Francis Gill The Return 6. März bis 25. April 2020

Thomas Baumgärtel Bananensprayer 8. Mai bis 4. Juli 2020

Stehende Arbeit: O.T. Holz geschwärzt, Eisen, 2019, 200 x 65 x 8 cm Wandarbeit: O.T. Holz geschwärzt, Bütten, 2018, 118 x 60 x 3 cm

TITEL

MM Pink

GRÖSSE

60 x 45 cm

JAHR

2019

Internationaler Museumstag 17. Mai 2020 Dan Pyle – Frank Teufel Zeichnung – Skulptur 26. September bis 7. November 2020 Thomas Röthel Neue Arbeiten in der Galerie und am Donauufer 27. November 2020 bis 16. Januar 2021

TITEL

MM Blue

GRÖSSE

60 x 45 cm

JAHR

2019

TITEL

MM Green

GRÖSSE

60 x 45 cm

JAHR

2019

TECHNIK

Serigrafie auf Büttenpapier

EDITION

150 + 10 EA + 1 PP

TITEL

MM Brown

GRÖSSE

60 x 45 cm

JAHR VERKAUFSPREIS INKL. MwSt.

TECHNIK

Serigrafie auf Büttenpapier

EDITION

150 + 10 EA + 1 PP

TITEL

MM Silver

GRÖSSE

60 x 45 cm

VERKAUFSPREIS INKL. MwSt. JAHR

TECHNIK

Serigrafie auf Büttenpapier

EDITION

150 + 10 EA + 5 PP

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1.300,00 € (ab 21. September 2019) 2019 1.600,00 € (ab 01. November 2019)

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1.300,00 € (ab 21. September 2019) 1.600,00 € (ab 01. November 2019)

21. Sep. 2019 - 31. Okt. 2019 Subskriptionspreis und ab 1. November regulärer Verkaufspreis.

21. Sep. 2019 - 31. Okt. 2019 Subskriptionspreis und ab 1. November regulärer Verkaufspreis.

21. Sep. 2019 - 31. Okt. 2019 Subskriptionspreis und ab 1. November regulärer Verkaufspreis.

TECHNIK

Serigrafie auf Büttenpapier

EDITION

150 + 10 EA + 1 PP

TITEL

MM White

GRÖSSE

60 x 45 cm

JAHR VERKAUFSPREIS INKL. MwSt.

TECHNIK

Serigrafie auf Büttenpapier

EDITION

150 + 10 EA + 4 PP

TITEL

MM Apricot

GRÖSSE

60 x 45 cm

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TECHNIK

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EDITION

150 + 10 EA + 3 PP

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21. Sep. 2019 - 31. Okt. 2019 Subskriptionspreis und ab 1. November regulärer Verkaufspreis.

TECHNIK

Serigrafie auf Büttenpapier

EDITION

150 + 10 EA + 5 PP

TITEL

MM Grey

GRÖSSE

60 x 45 cm

JAHR VERKAUFSPREIS INKL. MwSt.

TECHNIK

Serigrafie auf Büttenpapier

EDITION

150 + 10 EA

TITEL

MM Yellow

GRÖSSE

60 x 45 cm

JAHR VERKAUFSPREIS INKL. MwSt.

TECHNIK

Serigrafie auf Büttenpapier

EDITION

150 + 10 EA + 3 PP

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1.300,00 € (ab 21. September 2019) 2019 1.600,00 € (ab 01. November 2019)

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21. Sep. 2019 - 31. Okt. 2019 Subskriptionspreis und ab 1. November regulärer Verkaufspreis.

21. Sep. 2019 - 31. Okt. 2019 Subskriptionspreis und ab 1. November regulärer Verkaufspreis.

21. Sep. 2019 - 31. Okt. 2019 Subskriptionspreis und ab 1. November regulärer Verkaufspreis.

in Vorbereitung für 2021 Fabian Gattermann TITEL

MM Red

BEGE Galerien Ulm 89073 Ulm Tel +49 (0) 179 . 483 41 88 www.bege-galerien.de

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Arp Museum Bahnhof Rolandseck

In einem der schönsten Kunstmuseen im Rheinland, dem Arp Museum Bahnhof Rolandseck, wird bis zum 16. August 2020 die große Schau „Salvador Dalí und Hans Arp. Die ­Geburt der Erinnerung“ gezeigt. Hochkarätige Leihgaben aus großen Museen und bedeutenden privaten Sammlungen in Europa, den USA und Japan offenbaren bisher unbeachtete Parallelen zwischen diesen beiden Protagonisten der Mo­ derne. Ein Themenbereich widmet sich dabei anlässlich des großen Beethoven-Jubiläums der Verbindung zwischen dem wohl bekanntesten Surrealisten Dalí und dem herausragen­ den Komponisten. Wie Ludwig van Beethoven zählt Salvador Dalí zu den radikalsten Künstlern seiner Zeit – exzentrisch, genial, sich immer wieder neu erfindend. Zahlreiche Bezüge zeugen von Dalís Faszination für das musikalische Genie. Ein visueller Eindruck aus seiner Jugendzeit ließ Dalí zeitlebens nicht mehr los. So erschien ihm das Haupt Ludwig van Beethovens als Gewitterwolke. Hierzu fertigte er 1940 die Tuschezeichnung „Beethovens Schädel“ (1939−1941) an, die als Illustration für die Erstausgabe seiner Autobiografie „The Secret Life of ­Salvador Dalí“ (1942) bestimmt war.

Was hat Dalí an Beethoven fasziniert? Sein Lieblingskompo­ nist war er nicht. Wenn er selbst klassische Musik für seine Werke aussuchte, hat er Richard Wagner gewählt. In Beetho­ ven sah er wohl vor allem die Personifikation des G ­ enies, das Zukunft erfindet – also eine Art Seelenverwandten. Der 250. Geburtstag Beethovens bot somit einen willkommenen An­ lass, als erstes Museum von der Fundació Gala-Salvador Dalí die Arbeit „Beethovens Kopf “ (1973) als Leihgabe zu erhalten. Diese expressive Zeichnung wurde ­mithilfe eines echten Tin­ tenfisches angefertigt, der seine ­T inte auf dem Papier verspritzte. Nie zuvor hat dieses außer­gewöhnliche Porträt seinen Platz verlassen, den Dalí dafür auserwählt hat. Nun darf es bis zum Finale des „Beethovenfestes“ am 22. März 2020 in Rolandseck das Publikum begeistern. Musikalisch bringt die Kooperation des Arp Museums Bahnhof Rolandseck mit der rheinland-pfälzischen Villa ­Musica in einer eigenen Konzertreihe das Erbe der beiden Jahrhundertkünstler zum Klingen. Dabei werden neben ­bekannten Kompositionen Beethovens auch neu entstandene Werke des spanischen Musikers Pedro Halffter zu Gehör ­gebracht. Dessen Großonkel Ernesto Halffter war wiederum ein enger Freund Dalís. Die Konzertreihe startet am 20. März mit der „Großen Fuge“ und wird am 1. Juni mit Julian Rachlin, Sarah McElravy und den jungen Streichern der Villa Musica fortgesetzt. Zum Finale der Reihe wird am 16. August unter der Leitung von ­Pedro Halffter Beethovens Neunte zu hören sein. Weitere Konzerte und Veranstaltungen zur Ausstellung finden Sie ­unter www.arpmuseum.org. ELLA MALZEW

linke Seite: Salvador Dalí, „Kopf von Beethoven“, 1973 © Fundació Gala-Salvador Dalí, Figueres/ VG Bild-Kunst, Bonn 2020

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Salvador Dalí und 250 Jahre Ludwig van Beethoven


172 Eine Schau im Kulturspeicher Würzburg

Wolfgang Gurlitt – Zauberprinz

Wolfgang Gurlitt im Arbeitszimmer seiner Galerie in der Potsdamer Straße, Berlin, um 1925, Foto: Privatarchiv

Es gibt immer gute Gründe, Würzburg zu besuchen. In die­ sem Jahr aber noch einen Grund mehr: 2020 jährt sich die Grundsteinlegung der Residenz zum 300. Mal. Das feiert man vom 18. bis 24. Mai mit einer Jubiläumswoche. Doch auch ab­ seits des Jubiläums ist Würzburg eine Reise wert: Das Museum für Franken auf der Festung, das Museum am Dom oder das Martin von Wagner Museum im UNESCO-Welt­ kulturerbe-Bau der barocken Residenz sind lohnende Ziele. Und natürlich das Museum im Kulturspeicher, das über eine großartige Sammlung Konkreter Kunst verfügt – und immer wieder große Wechselausstellungen präsentiert. Wer war Wolfgang Gurlitt? Kuratorin Elisabeth ­Nowak-Thaller vom Lentos Kunstmuseum in Linz hat diese Frage ins Zentrum der Ausstellung „Wolfgang Gurlitt – ­Z auberprinz“ gestellt, die nun im Kulturspeicher in Würzburg zu sehen ist. In Linz war das Thema von besonderer Brisanz, denn der 1888 als Sohn des Gründers der Galerie Fritz Gurlitt geborene Berliner Kunsthändler und Sammler mit ­jüdischen Wurzeln baute seit 1946 ebenda die Neue Galerie der Stadt auf, die er als späterer österreichischer Staatsbürger bis 1956 leitete – die Vorgängerinstitution des Lentos, das die 1952/53 erworbene Sammlung Gurlitt bis heute verwaltet.

Nun werden Gurlitts Leben und Sammlung auch in Würz­ burg ausgebreitet – ein Leben für die Kunst: als Kunsthändler, Verleger, Ausstellungsmacher und Freund vieler Künst­ lerinnen und Künstler. „Bei uns wird das Ganze in stark abgewandelter Form präsentiert“, verrät die Würzburger ­Kuratorin Henrike Holsing. „So legen wir einen stärkeren Schwerpunkt auf unsere eigene Sammlung und zeigen, an­ ders als in Linz, auch einen Querschnitt von Gurlitts eigener Sammlung, die heute im Lentos auf bewahrt wird: Ein Aus­ wahl mit Werken von Künstlern wie Caspar David Friedrich, Lovis Corinth, Oskar Kokoschka, Alfred Kubin oder Max ­L iebermann ist zu sehen. Dabei werden auch die Ergebnisse der Linzer Provenienzforschung mit Restitutionen von Wer­ ken Gustav Klimts, Egon Schieles oder Wilhelm Trübners dokumentiert. Der Titel ‚Zauberprinz‘ geht auf Kokoschkas Porträtlithografie zurück, die in unserem Bestand ist.“ Gurlitts Wirken ist höchst umstritten, wie auch der vorzügliche, im Hirmer-Verlag erschienene Katalog be­ schreibt. Seit 1999 hat die Stadt Linz 13 Werke aus jüdischem Besitz aus der Gurlitt-Sammlung restituiert. Seine Geschäfte mit beschlagnahmter NS-Raub- und Beutekunst machen Wolfgang Gurlitt – Cousin Hildebrand Gurlitts, der als ­H aupteinkäufer für das geplante „Führermuseum“ in Linz maßgeblich am nationalsozialistischen Kunstraub beteiligt war und durch den „Schwabinger Kunstfund“ des Jahres 2012 bekannt wurde – zu einer schwierigen, aber deswegen nicht


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Lovis Corinth, Porträt Wolfgang Gurlitt, 1917, Öl auf Leinwand, 113 x 90,5 cm,

weniger faszinierenden Person. Er förderte jüdische Künst­ lerinnen und Künstler und verhalf ihnen zur Flucht – etwa seiner Geliebten Lilly Agoston, für die er eine Scheinheirat mit einem Dänen arrangierte. Wer also war Wolfgang Gurlitt? Als „Vierteljude“ Op­ fer, aber zugleich Täter, Verkäufer beschlagnahmter Werke „entarteter“ Kunst und enteigneter Arbeiten aus jüdischem Besitz. Ein Mann mit guten Kontakten zum NS-System. Als Kunsthändler visionär: Er zeigt Lovis Corinth, Henri Matisse oder Max Slevogt als einer der Ersten. In Würzburg wird seine Künstlerförderung in jungen Jahren exemplarisch anhand der Werke von Jeanne Mammen und Max Pechstein dargestellt. Als Unternehmer aber auch ein Flop: Immer wieder geriet Gurlitt in finanzielle Schwierigkeiten und musste 1932 einen Offenbarungseid leisten – was ihn nicht davon abhielt, weiter Geschäfte zu machen. Die Würzburger Station der Schau nimmt die Verbin­ dung Gurlitts zur eigenen Stadt in den Blick, wo er sich nach seiner Ausbombung in Berlin im Jahr 1944 niederließ – bis auch Würzburg am 16. März 1945 zerstört wurde. Hier lernte Gurlitt Heiner Dikreiter kennen, den damaligen Direktor der Würzburger Städtischen Sammlung, wie Henrike Holsing

feststellt: „Beide Namen sind in den letzten Jahren auch im Zuge der Provenienzforschung am Museum im Kulturspei­ cher zunehmend in Erscheinung getreten; zwei der vier als NS-verfolgungsbedingt entzogen identifizierte Kunstwerke aus der Würzburger städtischen Sammlung wurden während der NS-Zeit in Wolfgang Gurlitts Berliner Galerie erworben; auch andere Gurlitt-Erwerbungen sind verdächtig.“ Das Museum im Kulturspeicher Würzburg zeigt die Ausstellung somit in adaptierter Form, wobei ein besonderer Akzent auf den Ankäufen der Stadt Würzburg bei Wolfgang Gurlitt liegt. Unter anderem erwarb Dikreiter bei ihm Arbei­ ten von Wilhelm Leibl, Ferdinand von Rayski oder Max Slevogt. Etwa 120 Kunstwerke im Würzburger Kulturspei­ cher stammen aus Ankäufen von Gurlitt. MARC PESCHKE

Bis 3. Mai 2020 Wo l f g a n g G u r l i t t – Z a u b e r p r i n z w w w . k u l t u r s p e i c h e r. d e

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LENTOS Kunstmuseum Linz


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Schwerin und Rostock feiern seinen 90. Gebur tstag

GĂźnther Uecker


Haltung statt Hype: Günther Uecker gehört zu den deut­ schen Nachkriegskünstlern, deren Werk ungeachtet aller Moden immer wieder weltweit Aufmerksamkeit findet. ­Weniger b ­ ekannt als seine Nagelbilder ist die Tatsache, dass früheste biografische Wurzeln seiner im Wortsinn zeit­ genössischen Kunst in einem bis heute abgesperrten Gebiet zu verorten sind – in Mecklenburg, an der Ostsee, auf der Halbinsel Wustrow. Hier, inmitten eines Flugzeug- und ­R aketentestgeländes der Nazis, saß er als Kind unter einem mit Decken verhangenen Tisch und zeichnete, und wenn sein Vater ihn dabei erwischte, setzte es Prügel. Hier vernagelte er als Vierzehnjähriger kurzerhand Fenster und Türen des ­Elternhauses, um Mutter und Schwestern vor russischen Sol­ daten zu schützen. Hier musste er im Sommer 1945 mit zwei anderen Jungs über hundert verweste Leichen verscharren, die nach der Versenkung der „Cap Arcona“ auf Wustrow an­ gespült worden waren. Diese Erinnerungen haben Uecker nie losgelassen. „In meinen Fußspuren am Strand kann ich die Geschichte meines Lebens lesen“, hat er einmal gesagt. Auch wenn er 1953 enttäuscht die DDR verließ und nach Düsseldorf ging – mit Mecklenburg ist er immer verbunden geblieben. Deshalb wird der 90. Geburtstag des Künstlers, der am 13. März 1930 in Wendorf bei Wismar geboren wurde, im ­Nordosten gleich mehrfach begangen. Den Auftakt gibt das Museum der Landeshauptstadt Schwerin. „Wir feiern Günther Uecker, „Weißer Schrei“, 1991, ­Uecker mit einer Ausstellung, die ihn als zentralen Künstler Staatliches Museum Schwerin der Nachkriegsavantgarde in den unterschiedlichsten Fa­ cetten vorstellt“, erklärt Pirko Kristin Zinnow, Direktorin © VG Bild-Kunst, Bonn 2020 der S ­ taatlichen Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen Mecklenburg-Vorpommern. zerstören“, erklärt er. Durch herunterhängende Fäden wird „Dafür stellen wir unseren gesamten Bestand an der Stuhl transformiert ebenso wie Ueckers nagelbewehrtes ­Uecker-Werken aus – insgesamt 30 Arbeiten, die das Museum als Eigentum oder Dauerleihgaben hütet“, ergänzt Kurator Tischobjekt „Tor der Austreibung“, eine große Skulptur in Gerhard Graulich. Dazu kommen überarbeitete Wustrow-­ Linz. Schwerin zeigt den Prototyp dazu, eine vorbereitende kleinere Arbeit Ueckers. Bilder des Fotografen Rolf Schroeter aus dem Besitz der „Ganz wichtig“ ist dem Schweriner Kurator noch ein Mecklenburgischen Landesbibliothek. Wir wollen Uecker weiteres Exponat: „Das große Nagelrelief ‚Weißes Feld‘ [1979, als Künstler unseres Bundeslandes zeigen.“ Schwerin verfügt dank des Ankaufs einer Privat­ Nägel, Leinwand auf Holz, 155 x 155 cm] wurde uns 2016 von sammlung seit 2013 über ein repräsentatives Werkkonvolut einem privaten Sammler geschenkt“, erzählt er. „Das Bild steht exemplarisch für Ueckers Nagelstrukturen, die im mit 14 Skulpturen, Installationen und Reliefs von Günther ­Kontext der Weiterentwicklung der Gruppe ZERO stehen.“ Uecker, das alle wesentlichen Aspekte seines Schaffens ­w iderspiegelt. Dazu gehören Hauptwerke wie der „Elek­ Ergänzt wird die Sammlung durch sehenswerte Leihgaben. trische Garten“ (1966), in dem ein riesiger Nagel hinter „Dadurch, dass wir uns in den letzten Jahren immer um Zaungitter unter Hochspannungsblitzen knattert, oder die ­Uecker gekümmert haben, sind Leute auf uns zugekommen, sagt Graulich erfreut über die positive Resonanz. So kann in „Sandspirale“ aus dem Jahr 1970, eine vier mal vier Meter ­g roße kinetische Arbeit, die ihre Oberflächengestalt durch Schwerin etwa das Bild „Weißer Schrei“ (2 40 x 210 cm) ge­ zeigt werden, dessen Titel auf Edvard Munch anspielt, oder die Bewegung der Sandkörner unter einem kreisenden ­Rechen ständig verändert. Gerhard Graulich setzt dieses Ob­ eine verstörende Arbeit namens „Brückenschlag“ (1987) – ein fotografiertes Wohnungsinterieur, auf dem der Künstler mit jekt der Betrachtung in Beziehung zum Zen-Buddhismus. Den „Fadenstuhl“ aus dem Jahr 1969 sieht der Kunstwissen­ Nägeln und verschmierten schwarzen Fingerabdrücken schaftler als „weiche“ Alternative zu den weithin bekannten ­plastisch machte, „was der Mensch dem Menschen antut“ – ein Thema, das ihn schon immer umgetrieben hat. Nagelreliefs. „Auch Fäden können verbinden, allerdings nicht

linke Seite: Günther Uecker, „Fadenstuhl“, 1969, Staatliches Museum Schwerin, © VG Bild-Kunst, Bonn 2020

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Günther Uecker beim Signieren, Foto: Ivo Faber

In diesem Zusammenhang sieht Gerhard Graulich auch die sechs Wustrower Tafeln aus der Landesbibliothek, von U ­ ecker benagelte und bemalte Interieurs der ehemaligen russischen Kasernen auf der Insel seiner Kindheit. „Sie verdeutlichen, was Krieg bedeutet, was es bedeutet, wenn Gewalt sich einge­ nistet hat in bestimmten Strukturen“, sagt er und zitiert ein Credo des Künstlers: „Kunst kann den Menschen nicht retten, aber mit den Mitteln der Kunst ist ein Dialog möglich, der zu bewahrendem Handeln der Menschen aufruft.“ Was die Intention betrifft, ist wohl genau dies die Klammer zwischen dem Schweriner Museum, wo der Bogen von der ZERO-Zeit bis in die 1990er-Jahre geschlagen wird, und der Rostocker Kunsthalle, die Ueckers berührenden Lich­ tenhagen-Zyklus „Der geschundene Mensch“ schon 2016 ausgestellt hat. In diesem Frühjahr fokussiert die Kunsthalle mit der Schau „Huldigung an Hafez“ die Auseinandersetzung des Künstlers mit der Poesie des persischen Dichters (1315−1390): eine Reihe von 42 druckgrafischen Arbeiten aus dem Jahr 2015. „Ich habe die Sachen damals im Iran gesehen“, sagt Kunsthallenchef Uwe Neumann, „der Zyklus passt perfekt in unser Haus und unsere Zeit. Uecker ist der interkulturelle Austausch überaus wichtig, wie übrigens schon Goethe, den die Beschäftigung mit Hafez zu seinem ‚West-östlichen Di­ wan‘ angeregt hatte. Und die aktuellen politischen Bezüge sind ja offensichtlich. Im Iran wurde die Schau übrigens in sie­ ben Städten gezeigt – ergänzt jeweils durch einen iranischen Künstler, der sich seinerseits mit der Thematik auseinander­ gesetzt hatte. In Rostock präsentieren wir jetzt zu Uecker alle sieben persischen Positionen zusammen.“ „Der geschundene Mensch“, jene konzeptuell-sinnli­ che Z ­ usammenstellung „befriedeter Gerätschaften“, mit der Günther Uecker 1992/93 in seiner Art auf die gewaltsamen

fremdenfeindlichen Ausschreitungen in Rostock-Lichten­ hagen reagiert hatte, befindet sich nach 60 Stationen in über 40 Ländern übrigens als Dauerleihgabe im Depot der Kunst­ halle und ist seit Jahren Gegenstand großer Pläne. „Für diese Werkgruppe wollen wir einen Uecker-Kasten bauen“, erklärt Neumann. „Ein unterirdisches Gebäude – mit Zugang von der Kunsthalle aus. Die Pläne liegen vor, jetzt müssen die ­Stadtvertreter in der Bürgerschaft entscheiden, ob das Geld dafür zur Verfügung gestellt wird.“ Die denkmalgeschütz­ te ­K unsthalle aus dem Jahr 1969, der erste und einzige Museums­n eubau der DDR, wird ab September ohnehin ­komplett saniert, und da liegt es nahe, den Anbau gleich einzubeziehen. Der favorisierte Architektenentwurf sieht ­einen 500 bis 700 Quadratmeter großen Kasten mit ebenerdi­ gem, begehbarem Dach und großen Oberlichtern vor. „Mit so einem Raum für den Zyklus ‚Der geschundene Mensch‘, aber auch für Sonderausstellungen mit Uecker und anderen Posi­ tionen, würden wir in der zeitgenössischen Kunst in andere Dimensionen vorstoßen“, ist Uwe Neumann überzeugt. „Dieser Zyklus muss in Rostock einfach dauerhaft gezeigt werden. Ich persönlich finde, dass die Auseinandersetzung dieses bedeutenden Künstlers mit Lichtenhagen die Erinne­ rungskultur in der Stadt ungemein bereichert.“ 40 Kilometer westlich von Rostock, im Ostseebad ­Rerik, ist Günther Uecker schon seit sieben Jahren ständig mit Arbeiten präsent, die allerdings besser zu hören als zu sehen sind. Für die mittelalterliche Backsteinkirche des Ortes, in dem er zur Schule gegangen ist, hat er zwei neue Glocken ­gestiftet und gestaltet. Eine trägt sogar einen umlaufenden Nagelfries, und der Guss konnte finanziert werden, weil ­Uecker eigens dafür eine Spirale genagelt und zur Versteige­ rung ins Berliner Auktionshaus Villa Grisebach gebracht hatte. Mit dem Erlös von 340.000 Euro konnte die Gemeinde


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Günther Uecker, „Motiv 03 aus Huldigung an Hafez“, 2015, Sanddruck, Terragrafie auf Römerturm Bütten Antikweiß 360 g, l. u. nummeriert, r. u. Uecker 015, 70,00 x 100,00 cm, 70 arabisch, 30 römisch, 10 persisch nummerierte Exemplare zzgl. e.a., Foto: Ivo Faber, © VG Bild-Kunst, Bonn 2020

Ab 13. März 2020 „Uecker in Rer ik “ Heimat museum Rerik www. re r ik. de 2 2 . März bis 19. Apr il 2020 „ G ü n t h e r U e c k e r − H u l d i g u n g a n H a f e z“ Kunsthalle Rostock w w w . k u n s t h a l l e ro s t o c k . d e

2 7. M ä r z b i s 3 0 . M a i 2 0 2 0 „ Das Buch Hiob. A r b e i t e n v o n G ü n t h e r U e c k e r u n d U d o R a t h k e“ G ra p h i s c h e B l ä t t e r v o n G ü n t h e r U e c k e r u n d ­Z e i c h ­n u n g e n v o n U d o R a t h k e t r e t e n i n e i n e n ­k ü n s t l e r i s c h e n D i a l o g z u e i n e m b i b l i s c h e n Te x t , d e r m i t B l i c k a u f d a s We l t g e s c h e h e n s e i n e ­i m m e r w ä h r e n d e A k t u a l i t ä t t ä g l i c h b e w a h r h e i t e t .

JAN-PETER SCHRÖDER

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ihren langgehegten Wunsch verwirklichen, das im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzene Geläut zu ersetzen. Zur Glocken­ weihe zu Ostern 2013 war der Künstler selbstverständlich anwesend. „Pro­fessor Uecker ist ja Ehrenbürger, er kommt re­ gelmäßig her, besucht auch gern den Gottesdienst“, erzählt Thomas Köhler, Leiter des kleinen Reriker Heimatmuseums. Dort dokumentiert in diesem Frühjahr eine Fotoausstellung die lebenslange Verbundenheit des Künstlers mit dem Bade­ ort am Eingang zur Halbinsel Wustrow. Der Schweriner Kurator Gerhard Graulich, findet es „wunderbar“, dass Uecker im Jubiläumsjahr so präsent ist in Mecklenburg. „Uecker hat eine unglaublich positive Aus­ strahlung, nimmt einen mit in seine Gedankenwelt“, erklärt er. „Da ist einerseits die Auseinandersetzung mit ästhetischen Fragen, auf der anderen Seite spielt seine politische wache Haltung immer eine große Rolle. Er reagiert auf Zeitgesche­ hen und überführt es in eine neue künstlerische Sprache. Uecker zeigt eigentlich, dass beide Seiten zusammengehören. Das macht ihn so besonders.“


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Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg zum 125. Gebur tstag von Franz Radziwill

Am Anfang Seit Eröffnung des Museums im Jahre 1921 haben sich die ­ irektoren in schöner Einmütigkeit bemüht, Werke des D ­M alers Franz Radziwill (1895−1983) für die festlichen Aus­ stellungsräume im Schloss und im Prinzenpalais zu erwerben. Das gelang trotz schmerzlicher Verluste in den Jahren zwi­ schen 1933 und 1945: „Das Landesmuseum ist seit seiner Eröffnung mit Franz Radziwill verbunden und verfügt über die weltweit größte Sammlung von Werken des Künstlers.“ Der jetzige Direktor des Hauses Rainer Stamm kann somit aus dem Vollen schöpfen, wenn er am 21. März 2020 eine Ausstellung eröffnet, die zum 125. Geburtstag des ­„ famosen, prächtigen Kerls“ – so kennzeichnete Karl

Schmidt-Rottluff den jüngeren Kollegen – 125 Werke zeigt: Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen, druckgrafische Kost­ barkeiten und bemalte Postkarten. Glücksfall: Vor wenigen Tagen gelangte ein Geschenk aus Privatbesitz ins Haus, das einen nachhaltigen Akzent ­setzen kann: Das Gemälde „Der Torf kanal in Bremen mit Brücke“ von 1915 trägt die Werknummer eins. Es ist „das ­f rüheste erhaltene Gemälde“. Festgehalten ist ein Park in der Nähe von Radziwills Elternhaus, dem „Paradies meiner ­Jugend“. Das Geschenk führt weit zurück: Es „markiert den Ausgangspunkt des künstlerischen Schaffens Radziwills und verdeutlicht, wie sich sein Stil im Laufe der Jahre entwickelte“.


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linke Seite: Franz Radziwill, „Der Torfkanal in Bremen mit Brücke“, 1915 rechts: Franz Radziwill, „Stehendes Paar im Café“, 1919/20

Hinzu kommt eine Überraschung. Ursprünglich trug auch die Rückseite der Malpappe ein vollgültiges Werk: das ­G emälde „Stehendes Paar im Café“ (1919/20, 66,5 x 47 cm, WVZ-Nr. 13). Vor Jahren wurden beide Seiten getrennt. Ein waghalsiges Unternahmen, das gelang. Inzwischen sind ­beide Malpappen im Sinne Radziwills gerahmt und „wieder­ vereint“. Sie w ­ erden im P rinzenpalais nebeneinander hängen. Eine w ­ illkommene und – kennt man die Hinter­ gründe – sehr sinnvolle Zusammenführung. Das früheste Werk des Malers leuchtet in Radziwills schöpferische Anfänge. 1915 war er gerade 20 Jahre alt, hatte eine Maurerlehre durchlaufen, um Architektur studieren zu können. Abends besuchte er die Kunstgewerbeschule in ­B remen, zeichnete. Im nahen Worpswede traf er Otto ­Modersohn, Heinrich Vogeler und Bernhard Hoetger. Wert­ volle Begegnungen. Und bevor ihn der Krieg nach Russland schickte, malte er dieses frische, unbekümmerte Bild. Ein f limmerndes Schauspiel im Licht. Es steckt bereits viel ­E igenes und auch Eigenwilliges in den raschen Zügen des Pinsels, im Duktus der Farbaufträge, im Miteinander fester und aufgelöster Flächen. Überwunden ist jede Form des ­„ Abmalens“, der bloßen Wiedergabe des Gesehenen. Das ­Gemälde lebt aus anderen Gesetzen. Es sind jene, die im Maler selbst ruhten. Als er 1918 aus den Wirren des Krieges zurück­ kehrt, weiß er, was er tun muss: „Ich will Maler werden.“ Und ebenjene Kraft, die sich 1915 in diesem Erstlingswerk artiku­ lierte, wird ihn in die Mitte des Expressionismus führen, in die Nähe Karl Schmidt-Rottluffs und Erich Heckels. Ihre ­k räftige Farbigkeit und ins Monumentale hineinreichende Formgebung ­ermutigten ihn. Und so malt er „unbefangen, frei von Hemmungen“. Für Rosa Schapire, die bedeutende Hamburger Kunsthistorikerin, war er ein „Sonntagskind“. Und schon bald hingen in ihrer kleinen Wohnung Werke Radziwills neben denen von Schmidt-Rottluff – einträglich.

Zeugnis des Fortschreitens ist vor allem auch die ehemalige „Rückseite“, auf 1919/20 datiert: „Stehendes Paar im Café“. Rainer Stamm: „Nahezu unverbunden und nur mit geringfü­ gigen Überlagerungen stehen die einfach zu entschlüsselnden Elemente der Komposition nebeneinander: die beiden Fi­ guren, die das Paar am Tisch bilden, der Tisch mit den zwei Kaffeetassen darauf, der Fensterblick auf eine Landschaft mit Haus und Passanten. Andere Bildelemente, etwa die weitere, nur in groben Zügen angedeutete kleine Figur zwischen dem Paar und dem Fenster oder die Strichzeichnung eines Hundes, deren Ausmalung wie vergessen erscheint, wirken hin­ zugefügt wie traumhafte Ergänzungen“. Auffällig: Franz Radziwill wird ein Leben lang Werke schaffen, in denen ein nahes, fast stilllebenhaft-friedliches Sujet den Vordergrund besetzt. Dann aber öffnet sich ein Fensterblick, der in alle ­Weiten führt. Seine magische Wirklichkeit atmet nahe ­Vertrautheit – und ferne Bedrohung aus den Tiefen des kos­ misch Unvertrauten. Schon hier. GERD PRESLER

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Beide Arbeiten © VG Bild-Kunst, Bonn 2020


180 Carsten Probst über Ausstellungen von Sabine Her tig und John Hear t field

Collage, Collage SA BI N E H E RT IG S TA D T G A L E R I E S A A R B R Ü C K E N

Auf den ersten Blick könnte man bei den Collagen von Sabine Hertig (* 1982) denken, jemand habe die strudelnden Panora­ men eines Albrecht Altdorfer, in denen Heere, Städte und Himmelskräfte wie Naturgewalten aufeinanderprallen, durch ein durchgeknalltes digitales Sampling-Programm ge­ jagt und dann noch einige der kühn zusammengewürfelten Stadtansichten aus der „Schedelschen Weltchronik“ und Pie­ ter Bruegels apokalyptische Wimmelbilder dazugegeben, abgeschmeckt mit einigen Filmstills von Andrej Tarkowski. Aber zum einen ist bei Sabine Hertig nichts gesampelt, son­ dern vielmehr sorgsam analog mit Scheren geschnippelt und mit Leim zusammengefügt und somit das Resultat einer spür­ baren handwerklichen Anstrengung; zum anderen scheint das Bildmaterial, das sie für ihre Arbeiten verwendet, viel ak­ tueller zu sein: „aus den konventionellen Printmedien ebenso wie aus den sozialen Netzwerken“. Der Strudel- und Wim­ melbildcharakter ihrer Schöpfungen aber, wo sich gemorphte Landschaft und amorphe Architekturen gegenseitig gute Nacht sagen und sich Ornament und Entropie in virtuosen Arabesken mit- und ineinander drehen und verschäumen, lockt noch mit denselben kalkulierten Reizen und Qualitäten wie ihre frühneuzeitlichen Vorläufer. Ihr scheinbarer Wahn­ sinn ist souverän geplant, ihre expressive Wucht wirkt mehr wie Spiel denn Drang; in ihrer künstlerischen Haltung steckt, wenn man so will, mehr Escher als Ensor. Gerade das kalkuliert Langsame ihrer handwerk­ lichen Entstehung aber macht Hertigs Collagen zugleich sehr ­m itteilsam. Bei genauerer Betrachtung zeigen sich die Stru­ del und Panoramen zusammengesetzt aus zahllosen kleinen ­S zenen und surrealen Einf ällen, die die dystopischen ­A n­mu­t ungen (Müll, Krieg, zerstörte Städte) als Traum­ sequenzen entrücken. Die großformatige „Landscape 16“, die von Ferne wie die Sickergrube eines aufgegebenen ­r ussischen ­Braunkohletagebaus anmutet, erweist sich von Nahem als Ansammlung fotografischer Hand- und Körper­ st udien, die auch einem a natomischen Musterbuch entstammen könnten. Ähnlich wie in Christopher Nolans Science-Fiction-Thriller „Inception“ wechseln dramatisch unvereinbare Perspektiven einander ab und zwingen den Betrachter, sich zunächst einmal mit seiner eigenen opti­ schen Wahrnehmung zu beschäftigen.

Sabine Hertig, UNTITLED, 2010, 40,5 x 17 cm, Analoge Collage auf Papier © Sabine Hertig


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Sabine Hertig, Atelieransicht „Landscape 16“, 2019, 245 x 480 cm, dreiteilig, Analoge Collage auf Holz

Derart auf sich selbst zurückgeworfen, ist er für Hertig auch kaum der Adressat für die Vermittlung politischer oder kon­ zeptueller Botschaften, anders als es etwa bei ihren bekannten Kolleginnen Josephine Meckseper, Wangechi Mutu oder Tschabalala Self der Fall ist. Bei diesen lässt sich die Collage noch als Teil einer Ästhetik des Widerstands erahnen, in der Tradition der famosen Hannah Höch und Raoul Hausmann, eines John Heartfield, Kurt Schwitters, Richard Hamilton oder einer Annegret Soltau. Hertig aber versteht ihre Collagen offenkundig weitaus weniger als Anti-Medium, denn als Teil der anderen großen Collagetradition: als Erforschung des Un­ bewussten und des irrlichternden Spiels zwischen Bild und Realität in mitunter eigentümlicher Fortsetzung des Symbo­ lismus. Diese Tradition findet man bei Pablo Picasso und Max Ernst, bei Man Ray oder Robert Rauschenbergs „Combine Paintings“ bis zu Beate Gütschows pittoresken Experimenten

mit digitalen Fotogrammetrien. Die politische Collage à la Heartfield zelebriert die Brüche und den demonstrativen ­Zerfall des traditionellen Tafelbildes; die surreale Collage hin­ gegen gibt sich formal traditionell und lockt den Betrachter in die innere Verwirrung seiner Erwartung an die Perspektive und Ordnung der Welt. Max Ernst fotografierte seine zu­ sammengefügten Bilder noch einmal ab, um die Oberfläche möglichst einheitlich und die Bilder möglichst unpersönlich wirken zu lassen, wie von einer Kraft jenseits des Ausdrucks zusammengefügt. Ganz so hermetisch geht Sabine Hertig in ihrem Werk nicht vor. Ihre aktuelle Arbeit für das „Manifest der Künstlerischen Forschung“ (2020, www.diaphanes.net) lässt v iel k la f fendes Weiß zw ischen den ein zelnen ­Bildschnipseln. Doch das tut ihrer Beschwörung der ver­ meintlichen ästhetischen Urgewalt des Unbewussten ­keinen Abbruch. 26. Juni bis 4 . Ok tober 2020 Sabine Her tig – BR E A K UP! www. stadtgaler ie-saarbr ücken. de

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© Sabine Hertig


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JOH N-H E A RT F I E L D -R E T ROSPE K T I V E

Vier blutige Henkersbeile, zu einem Hakenkreuz zusam­ mengef lochten; die Friedenstaube, von einem Bajonett aufgespießt; Hitler, „der Goldmünzen verschluckt und Blech redet“ oder den Hitlergruß mit der nach hinten geöffneten Hand zeigt, um Geldbündel des Großkapitals in Empfang zu nehmen; oder: „Krieg und Leichen – die letzte Hoffnung der Reichen“, der berühmte Bluthund von 1932 mit Zylinder auf dem Kopf und Reichsorden über den Leichenbergen auf dem Schlachtfeld − das Motiv, das auch das Plakat zur großen ­B erliner John-Heartfield-Retrospektive ziert. Viele Heart­ field-Collagen aus der Zeit der Weimarer Republik sind mittlerweile zu zeitlos verwendeten Bildformeln geworden, vor allem durch die 68er, die sie für ihre Publikationen und Aufrufe verwendeten, nicht zuletzt aber auch durch bekannte Nachfolger wie Klaus Staeck, der das Prinzip der politischen Fotomontage für die Zeit des Kalten Krieges adaptierte. Heartfield (1891−1968) hatte das Prinzip der Foto­ montage in den 1920er-Jahren im Vergleich mit anderen dadaistischen Künstler*innen zu einer Art Alleinstellungs­ merkmal seiner Arbeit erhoben, während Hannah Höch, Raoul Hausmann, George Grosz oder Kurt Schwitters mehr auf Kombinationen aus Typografie, Zeitungsausschnitten, Alltagsgegenständen und zeichnerischen Eingriffen setzten. Für Heartfield aber, den überzeugten Kommunisten, war die Collage nicht nur eine Antikunst zur Kritik bürgerlicher ­Kultur, sondern ein Mittel im politischen Kampf, der ihn während der NS-Zeit ins Exil nach Prag und anschließend nach Großbritannien trieb. Als er 1950 dann in das aus seiner Sicht bessere Deutschland, die DDR, zurückkehrte, galt er dort wegen ­s einer Flucht zu den britischen Systemfeinden freilich ­zunächst ­jahrelang als suspekt, seine Bildsprache als formalis­ tisch. Schließlich wurde er aber doch noch in die Akademie der Künste der DDR aufgenommen, der er testamentarisch nach seinem Tod sein Archiv vermachte, und mit dem ­Nationalpreis der DDR II. Klasse gewürdigt. Die Retrospektive in der Berliner Akademie der ­Künste präsentiert ihn nun in Zeiten des erstarkenden Rechtsradika­ lismus wie einen Zeitgenossen und als einen nach wie vor aktuellen Nestor moderner politischer Werbung und Auf­ klärung, dessen Einfluss heute in Memes und politischen Gifs der sozialen Netzwerke fortwirkt. 2 1. März bis 2 1. Juni 2020 J o h n H e a r t f i e l d – F o t o g ra f i e p l u s D y n a m i t www. adk. de/ hear t f ield

John Heartfield, „Benütze Foto als Waffe!“ (Selbstporträt mit Polizeipräsident Zörgiebel), 1929, Fotomontage © The Heartfield Community of Heirs / VG Bild-Kunst, Bonn 2020 Akademie der Künste, Berlin

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A K A DE M I E DE R K Ü NS T E BE R L I N


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Albert Siegenthaler / Gillian White, 1975, Kapelle aus Bronze

Museum Eduard Spörri, Wet tingen

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Künstlerpaare Große Namen des Schweizer Kunstschaffens konnte das ­Museum Eduard Spörri im schweizerischen Wettingen mit Gillian White und Albert Siegenthaler gewinnen. Groß, ja ­g igantisch sind denn auch ihre plastischen Arbeiten im ­öffentlichen Raum. Aber wie schafft es ein relativ unbekann­ tes und junges Kunstmuseum mit kleiner Ausstellungsfläche, diesen Größen gerecht zu werden? Nun − mit Miniaturen und Modellen! Mit gleich zwei Ausstellungsreihen, „Künstlerpaare“ und „freidimensional“, kündigt das Museum eine neue Ära an: neue Gesichter, neues Konzept, neues Erscheinungsbild. Eingebettet ins kantonale Themenjahr #Zeitsprungindustrie öffnet das Haus seine Pforten für zeitgenössische Kunst. ARTMAPP-Autor Adam J. Finn sprach mit der Künstlerin Gillian White und dem neuen Kurator Marc Philip Seidel.

ARTMAPP: Ich freue mich sehr über das ­persön­liche Interview mit Ihnen beiden. Die Ausstellung „Künstlerpaare“ wurde eben ­eröffnet. Gillian White, Sie haben vor Kurzem aufgehört, im Atelier tätig zu sein. Nun werden Ihre Werke mit Objekten Ihres Mannes Albert Siegenthaler in Wettingen gezeigt … Gillian White: Oh ja. (lacht) Ich freue mich sehr! Und ich bin auch sehr glücklich, dass die Arbeiten von Albert hier aus­ gestellt werden. ARTMAPP: Was bedeutet für Sie diese gemeinsa­ me Ausstellung „Künstlerpaare“? GW: Albert und ich wir haben sehr viel miteinander gear­ beitet. Wir hatten eine Art Gemeinschaft. Aber trotzdem war es uns wichtig, immer eigenständig aufzutreten.


185 ARTMAPP: Sehen Sie Ihre Arbeiten nun, so gemeinsam ausgestellt, mit anderen Augen? GW: Ich bin verblüfft. Die Endprodukte haben eine Ver­ wandtschaft, und das sehe ich nun in der Ausstellung umso deutlicher. Ich habe das nie wirklich wahrgenommen. Denn Albert war Albert, ich bin ich. Doch meine späteren Skulp­ turen haben eine direkte Verbindung zu seinen Werken. Das sieht man deutlich. Und trotzdem: Die Arbeiten sind nicht gleich. Es ist eine schöne Erkenntnis. Marc Philip Seidel: Gerade diesen Dialog zweier Menschen, die eine enge private Beziehung pflegen und sich künstlerisch doch eigenständig bewegen, empfinde ich als besonders reiz­ voll. Der Titel „Künstlerpaare“ beinhaltet beides: Dialog versus Individualität, Poesie versus Formstrenge, Humor und Ernsthaftigkeit. GW: Als Künstlerpaar hat trotzdem jeder für sich gearbeitet. Ich dachte nicht die ganze Zeit an Albert. Jetzt kann ich zu­ rückblicken auf eine gemeinsame Schaffenszeit. Denn „ich“ war eigentlich zwei Personen: Frau Siegenthaler und die Künstlerin Gillian White. So habe ich ernsthaft daran ge­ arbeitet, eine eigene Welt ohne Albert zu schaffen, mich künstlerisch von ihm wegzubewegen – vor allem nach seinem Tod. Bis heute wissen noch immer wenige Leute, dass wir ver­ heiratet waren. Ich habe also unsere Beziehung nie zur Schau gestellt. Man stelle sich vor: Ich war aus England, Albert von hier − da musste ich meinen Platz erkämpfen. Und ich habe ihn als Gillian White erkämpft, aus eigener Kraft, und nicht als Anhängsel meines Künstlergatten. Das war damals als Frau sehr schwer. Aber ich habe es, glaube ich, ganz gut hin­ gekriegt, oder? (lacht)

GW: Ja, ohne dass die finalen Werke da sind, zeigen die ­M odelle, dass noch etwas Größeres existiert. Bei diesen Skulpturen wird bereits für das Modell die ganze Denkarbeit zu Beginn des Schaffensprozesses abverlangt. Die künstleri­ sche Arbeit ist mit dem finalen Modell also bereits erledigt. Danach geht alles sehr schnell und man muss nur noch ­bemüht sein, sauber zusammenzuschweißen. Bei der ­Malerei ist das anders und jeder Pinselstrich ist intellektuelle Arbeit, bis zum Schluss. ARTMAPP: Ich bedanke mich für das Gespräch. Möchten Sie noch etwas anmerken? GW: Oh, ja, ich habe die Zusammenarbeit mit Marc Philip Seidel wirklich genossen und ich freue mich auf die gelungene Ausstellung! MPS: Ganz meinerseits. Es ist für mich eine besondere Ehre, als neuer Kurator Arbeiten von dir, Gillian, und Albert aus­ stellen zu dürfen. Es war eine wunderbar vertrauensvolle und schöne gemeinschaftliche Arbeit. Danke!

Bis 29. November 2020 Kün stle r paare M u s e u m E d u a rd S p ö r r i , We t t i n g e n w w w . e d u a rd s p o e r r i . c h

ARTMAPP: Und wie fühlt es sich nun an, Ihre Arbeiten hier in Wettingen vereint zu sehen? GW: Nach so vielen Jahren können wir als Ehepaar ausstellen. Es schließt sich ein Kreis, und das ist großartig. Zudem ist es schön zu sehen, dass sich einige Arbeiten doch aufeinander beziehen, ohne dass wir dies bewusst gesteuert hätten. ARTMAPP: Herr Seidel, Sie haben bewusst ­Modelle und Miniaturen ausgewählt … Gillian White und Albert Siegenthaler sind jedoch für großformatige Plastiken bekannt. MPS: Die kleinformatigen Arbeiten haben etwas Magisches. Sie entstehen ja vor den großen Plastiken. Insofern empfinde ich diese als Essenz der Arbeiten. Der schöpferische Prozess ist wunderschön nachvollziehbar. Wir zeigen in den Muse­ umsräumen Arbeiten, die teils noch nie zuvor zu sehen waren. Das ist ein besonderes Highlight!

Gillian White, Foto: © Brigitt Lattmann


186 Museum Burghalde, Dépendence Seifi, Lenzburg, Kanton Aargau

Saubere Sache Wie sehr Reinlichkeit und Reinheit unseren Alltag bestim­ men, zeigt sich beispielhaft an den geflügelten Worten „Mit allen Wassern gewaschen sein“, „eine weiße Weste haben“ und „seine Hände in Unschuld waschen“. Das Museum Burg­ halde im schweizerischen Lenzburg widmet sich ab März in einer Sonderausstellung ganz der Sauberkeit. Die Ausstellung findet dabei quasi an einem ehemaligen Ort des sauberen ­G eschehens, in der alten Seifenfabrik Lenzburg statt – einer der letzten Zeugen der Lenzburger Industrialisierung.

D U F T E S AC H E

„Die Mehrdeutigkeit des Reinigens interessierte uns selbst so sehr, dass wir eine ganze Seifenproduktion in Gang gebracht haben … Na, schon neugierig?“, war in der Ankündigung zur Sonderausstellung zu lesen. Selbst neugierig geworden, reise ich kurzerhand ins Museum Burghalde in Lenzburg und will dem auf den Grund gehen. Eine dufte Sache, diese „Saubere Sache“, schießt es durch meinen Kopf, als ich in den Büroräumen des Museums empfangen werde. Köstliche Duftnoten – Rose, Lavendel und eine zitronig-frische Komponente – erfüllen die Räumlich­ keiten. Christine von Arx, Projektleiterin der Ausstellung, und Marc Philip Seidel, neuer Museumsleiter und Kurator von „Saubere Sache“, begrüßen mich herzlich und verraten die ol­ faktorische Quelle: „Handgesiedet, hautschonend und 100 % biologisch“, erklärt Christine von Arx strahlend. „Wir woll­ ten die alte Seifen­f abrik wiederbeleben − mit einer eigenen Naturseife. Die sollte so lecker sein, wie ein Stück Kuchen.“ Seidel lacht. W ­ elches Werbeprodukt für eine Kulturge­ schichtsausstellung könnte denn überzeugender sein als eine eigene Seife, denke ich mir. Ich bin begeistert. „E schöns Stück Lenzburg“ steht selbstbewusst auf der Geschenkschachtel − hergestellt aus Graskarton. Die Passion der beiden für ihre Tätigkeit ist förmlich spürbar. Seidel und von Arx berichten über die Ausstellung und entführen mich in die faszinierende Welt der Seifen und Düfte. Ikonenhafte Industrieplakate von Persil, Sunlight, Steinfels, Wolff & Co. schmücken eine ganze Ausstellungs­ wand; „Wäscht weisser“ titelt das Ausstellungsfenster mit herausragenden Druckerzeugnissen im Format F4 der letzten 125 Jahre. In Kooperation mit dem Swiss Nanoscience Institu­ te und der Universität Basel hat das Museum Burghalde für die kleinen und großen Besucher gar ein Seifenlabor einge­ richtet. Die physikalischen Aspekte von Sauberkeit können

Olympische Götterseife, Etikett einer Seifenschachtel, Ausstellung „SaubereSache“, Foto: © MBL


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Plakatmotiv „Ready FOR TAKE OFF“, Foto: © MBL

L E N Z B U RG S B L Ü T E

O P E R AT I O N F E U E RVO G E L

Aber wie kommt man in Lenzburg überhaupt auf die Idee zu einer kulturhistorischen Ausstellung über Seife, will ich ­w issen. Nun, dazu muss man das kleine Städtchen Lenzburg im Seetal etwas genauer unter die Lupe nehmen und ein ­wenig tiefer in die Geschichte eintauchen: Firmen von Welt­ ruf ­w urden hier im 19. Jahrhundert gegründet: Hero Conserven (1886), die Seilerwarenfabrik Mammut (1862), die Hämmerli Waffenfabrik (1863), deren Sportwaffen mehr­ mals Olympiagold erzielten, und der Spielzeug- und K inderwagenhersteller Wisa Gloria (1882). Künstler­ persönlichkeiten wie der Schriftsteller Frank Wedekind (1862−1918) und seine Schwester, die königliche Kammer­ s ä nger i n E r i k a Wedek i nd (1 8 6 8 − 1 9 4 4), sow ie der Reformpädagoge Heinrich Pestalozzi (1746−1827) sind mit Stadt und Region Lenzburg in Verbindung zu ­bringen. Im 18. und 19. Jahrhundert gelangt das Städtchen nicht zuletzt durch die Familien Hünerwadel und Ringier zu B ­ edeutung. Die Indienne-Textildruckerei und das Verlags­g eschäft ­machen Lenzburg international bekannt. Ein weiterer Spröss­ ling des letztgenannten Familienclans ­g ründete 1857 die Savonnerie de Lenzbourg, eine Fabrik für Medizinalseifen.

Nahezu 130 Jahre lang erlebte diese Seifenfabrik Hochs und Tiefs, passte sich der Entwicklung an und wählte schließ­ lich mit dem „königlichem“ Scheuerpulver R E X und Toi­lettenseifen eine rentable Marktnische, bis schließlich die Fabrikgebäude 1983 wegen des Umzugs in einer epi­ schen Sprengaktion namens „Operation Feuervogel“ dem Erd­boden gleichgemacht wurden – bis auf zwei Ökonomie­ gebäude, die nun als Ausstellungsräume des städtischen Museums Burghalde dienen. Ich verabschiede mich von den beiden Gastgebern und flaniere mit einem reich beladenen Rucksack durch die zauberhafte Rathausgasse in Richtung Bahnhof. Da erblicke ich auf einem Werbeplakat den Titel „Glenzburg“. Eine hu­ moristische Illustration zeigt das Stadtwappen − eine blaue Kugel, die vom vielen Putzen in wahrem Goldglanz erstrahlt. Eine tolle Sache, sauber durchdacht! PIT DE KJIKER

26. März 2020 bis Ende März 202 1 Saube re Sache www. mu seumburghalde. ch

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dort gründlich untersucht werden. Im angegliederten Ikonen­ museum geht es schließlich um die sakralen und formalen Aspekte von Reinheit – nämlich in der Gegenüberstellung der russischen Heiligenbilder und den Industriestahlplastiken des Schweizer Künstlers James Licini (* 1939). Nebst dem spannungsvollen Ausstellungsreigen findet ein abwechse­ lungsreiches Rahmenprogramm statt, unter anderem ein Seifenkistenrennen. Zwei Prachtstücke stehen in den Aus­ stellungsräumen: „Ivory Red“ und „LESA STAR“ heißen die beiden Rennautos aus Holz. (Anm.: Letzterer Name steht für „Lenzburg Space Agency“, eine Raumfahrt­organisation, die zum Raumfahrtjubiläum am 1. April gegründet wurde.)


31.03.2020

BARBARA HUSAR´S WINGS OF CHANGE BARBARA HUSAR`S WINGS OF CHANGE VERNISSAGE: 31.03.20, 19 Uhr / AUSSTELLUNG BIS 03.05.20 Öffnungszeiten: Mittwoch – Donnerstag – Freitag immer 16 Uhr – 19 Uhr , sowie jederzeit auf Anfrage. VENET-HAUS GALERIE, Bahnhofstraße 41, D-89231 Neu-Ulm www.galerie-im-venet-haus.de



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Amrei on Tour A m r e i H e y n e i s t K u n s t b e ra t e r i n ( S t u t t g a r t / M ü n c h e n) und ber ichtet sehr persönlich vom Suchen und Finden der Kunst.

Willkommen in 2020! Alles? Gut?

„Sommergäste“ (Regie Joe -Hill Gibbins) im Münchner Residenztheater könnte das Stück

Was passiert da gerade? Sind wir eine

zur Lage sein; alle Energie ist verpufft, man

­F antasy- Realsatire -Saga? Klimakriege wüten,

erholt sich vom Scheitern und feiert, dass es

Viren mutieren. Rasant global. Wir sehen zu,

nichts zu feiern gibt, so lange es noch was

übermüdet, fasziniert. Autistic Disco! Sale −

gibt. Gen Finale passiert doch noch eine

Sale − Sale! We shall overcome? Wo ist die

­g ewaltige Ansage der Warwara Michailowna

Liebe? Im Theater? Im Kino? Im Museum?

(Brigitte Hobmeier), die Auftrag sei:

„Parasite“, das südkoreanische Meisterwerk

­H inzusehen! Aufzustehen!

von Bong Joon-ho, ist Drama, Krimi, Komödie

Im (großen) kleinen theater Kammerspiele

und überzeichnet eine längst existierende

Landshut ist „Medea“ eine rauschhafte

­R ealität unserer interkontinentalen Zwei­

­T heater- Kunst- Performance (Regie Sven

klassengesellschaft. A must-see!

­G runert), die antike Tragödie erzählend und

Fotos: © Amrei Heyne

große F­ ragen des Privaten wie Gesellschaft­ lichen aufzeigend. In Münchens Espace Louis Vuitton fand mit „Coming of Age“ eine ziemlich coole Foto ­ ausstellung statt (Virgil Abloh kuratierte), die mehr bot als den Blick auf Jungs und Mode. Wie herrlich doch das Rheinland ist und wie geballt die Möglichkeiten da, gute Kunst zu sehen! Entspannte Atmosphäre, mutige Kunst, internationale Galerien und Gäste auf der Art Düsseldorf! Bei Julia Stoschek traf man sich zum Frühstück und um Fotos und Filme zu sehen − Lutz ­B acher, Barbara Hammer, Carolee Schneemann and many more. Ich träume: One night in Niederkassel! Mit „Parallax Symmetry“ im K21 in Düsseldorf zeigte Carsten Nicolai Beeindruckendes: in Kunst und Wissenschaft. Die Mid- Career-Show (höchstens) spielte mit allen Sinnen, unvor­ stellbaren Gegensätzen und machte selbst radioaktive Prozesse hörbar! „Jetzt! Junge Malerei in Deutschland“ im Kunstmuseum Bonn, im Museum Gunzenhauser in Chemnitz, im Museum Wiesbaden und nun bis 17. Mai in den Deichtorhallen Hamburg ist eine sehenswerte Ausstellung, die einen wirk­ lichen Eindruck zur Lage der Malerei bietet. Eine Auseinandersetzung (auch in den Feuilletons), die hinterfragt. Das ist wunderbar! Eine Schau für die ganze Familie. Man sieht deutlich, was bleiben wird, so finde ich. Einige Künstler arbeiten längst international − einige.

Carsten Nicolai @ K21 Düsseldorf, © VG Bild-Kunst, Bonn 2020


191 „Bitteschön Dankeschön – Eine Retrospektive“ − Martin Kippenberger in der Bonner Bundeskunsthalle! Was für ein Kosmos! Was für ein Kraftakt, dieses Künstler-(Darsteller-)Leben! Vom Menschen Martin K. sprechen im Video die Wegbereiterinnen Barbara Grässlin und Gisela Capitain. Wild at heart! Die Mailänder Fondazione Prada zeigt Kippenberger bis 27. Juli in „K“ − die legendäre Arbeit „The Happy End of Kafka’s Amerika“. „Link in Bio. Kunst nach den sozialen Medien“ − eine herausragende, kurzweilige, großartige Ausstellung um Produktion und Rezeption mit Exponaten, die fordern − Museum der bildenden Künste Leipzig, kuratiert von Anika Meier (bis 15. März)! Mit Adam Bartholl, Arvida ­B yström, Viktoria Bintschok, Anna K. E., ­F lorian Meisenberg, Andy Kassier … Go! See! − Gratulation an Henrike Naumann zum LVZ- Kunstpreis; ihre Installation rock ebenda!

Aram Bartholl @ MdbK Leipzig

„Im Rücken die alte Ordnung (he she they ­w alked)“ von Natascha Sadr Haghighian (bis 15. März) lädt in der Galerie für zeitgenössische Kunst in Leipzig ein zum Nachspüren und Neuentdecken ohne Biennale -Hype (Memo Deutscher Pavillon 2019). Eine stille, politische, kraftvolle, unbequeme Notwendigkeit! Die G2 Kunsthalle in Leipzig zeigt zu ihrem Fünfjährigen eine Neo - Rauch-Ausstellung (bis 10. Mai) mit Arbeiten ab 1993, die ­b egeistern! Ein Besuch der Sammlung ­H ildebrand mit Fokus auf junger Leipziger ­M alerei lohnt immer! In „Fluss, stromauf wärts“, einer Uraufführung

Bundeskunsthalle Bonn

am Schauspiel Leipzig (Regie Gordon Kämmerer), feiert das Publikum eine Part y und hat

Marie Rathscheck @ „Fluss, stromaufwärts“, Schauspiel Leipzig

Mühe, dem klugen Text von Alexandra Pâzgu über Migration und Identität in Konferenz, ­V ideo und Varieté zu folgen. In „Netzwerkerinnen der Moderne“ begeht 19. April) 100 Jahre Frauenkunststudium! ­C orinna Steimel kuratierte diese Klasse -­ Frauen-Schau! Anna McCarthys „Bloodless Boutique“ im Deutschen Fleischermuseum Böblingen (bis 29. März) ist sowieso sehenswert! Interessieren wir uns wieder! Für alles und ­j eden! Einmischen und hinhören! Seien Sie mutig und genießen Sie Ihren Frühling! Auf die Liebe! Jetzt erst recht.

Anna McCarthy

Machen Sie doch, was Sie wollen!

@ Deutsches Fleischermuseum Boeblingen © VG Bild-Kunst, Bonn 2020

Florian Kuhlmann @ MdbK Leipzig

amrei_on_tour@artmapp.net

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man in der Städtischen Galerie Böblingen (bis


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Ahlen

Aschaf fenburg

Bern

Jobst Tilmann Anfang ohne Ende Bis 24.5.2020 Kunstmuseum Ahlen

Tim Otto Roth – Logische Phantasien Bis 14.6.2020 Kunsthalle Jesuitenkirche

Auktionen 18. und 19. Juni 2020 Kunst des 19./20. Jahrhunderts und Gegenwartskunst Galerie Kornfeld Auktionen

Rund 150 Werke von Jobst Tilmann geben Einblick in ein stringentes und gleichzeitig vielseitiges Œuvre. Der Künstler, der zu Anfang von der Motivwelt unterirdischer Steinbrüche inspiriert wurde, entwickelte in den 1990er-Jahren autonome Bildsysteme, in denen er die Tektonik einer klaren Ordnung mit der Organik natürlicher Bewegungen verknüpft. Bereits hier zeigt sich eine besondere Balance zwischen Stabilität und Vitalität, die sich im Zusammenspiel von Kontrolle und Abweichung, ab Mitte der 2000er-Jahre im ­D ialog von Chaos und Ordnung vollzieht. Der Künstler reagiert auf impulsive Abläufe mit ordnenden Ein­ griffen. Durch Übermalen und Abgrenzen werden ­Z onen ausgeblendet und fokussiert. Wie auf Landoder Seekarten bilden sich visuelle Ortschaften und kleine Inseln. In seiner aktuellen Malerei ereignen sich Evolutionsprozesse, aus denen Jobst Tilmann seit 2011 auch reale Objekte entstehen lässt. Nach dem Studium der Freien Kunst in Hannover arbeitete Jobst Tilmann von 1982 bis 2002 sowohl im französischen St. Restitut als auch in Deutschland. Heute lebt und arbeitet er im westfälischen Wiedenbrück. ☞ Kunstmuseum Ahlen Mi–Fr 14–18 Uhr, Sa/So/Feiertag 11–18 Uhr Museumsplatz 1, 59227 Ahlen T +49 (0) 2382 91830 kunstmuseum-ahlen.de

Inspiriert vom Werk Christian Schads verwandelt der Konzeptkünstler und Schattenforscher Tim Otto Roth die Kunsthalle Jesuitenkirche auf der Basis von Nachbarschaftsregeln in ein Gesamtkunstwerk: Er denkt die „Schadographien“ neu und lässt in den Gewölben 3D-Schatten der Kunstfigur Scarbo zum gleichnamigen dritten Satz des Klavierwerks „Gaspard de la Nuit“ von Maurice Ravel tanzen. Ein in Indien nach traditioneller Handarbeit produziertes Knüpfwerk aus roter Wolle und weißer Baumwolle verdeutlicht wie sich ein Muster anhand eines einfachen Algorithmus im Prozess des Knüpfens selbst generieren kann. Ein begehbares Ornament durchzieht den Raum, in dem die Wasserorgel „aura calculata“ einen ­m ikro­t onalen Klangteppich webt und dabei ganz ohne ­D irigent lediglich dadurch spielt, dass die Pfeifen auf die Aktivität ihrer Nachbarn reagieren. Mit diesen und weiteren Installationen verleiht der Künstler dem Kalkül eine ganz eigene Ästhetik. ☞ Kunsthalle Jesuitenkirche Di 14–20 Uhr, Mi–So 10–17 Uhr Pfaffengasse 26, 63739 Aschaffenburg T +49 (0) 6021 38674500 museen-aschaffenburg.de

Zu den Höhepunkten der zweitägigen Auktionsreihe der Galerie Kornfeld in Bern, die traditionell parallel zur Kunstmesse ART Basel am 18. und 19. Juni 2020 stattfindet, zählen Arbeiten der Klassischen Moderne, der Gegenwartskunst und der Schweizer Kunst. Das bedeutende Gemälde von Marc Chagall, „La Fête au village“, wird mit einer Schätzung von CHF zwei Millionen aufgerufen. Mehrere wichtige Aquarelle von Paul Klee, zwei Gemälde von Ernst Ludwig Kirchner, eine seltene Kohlezeichnung von Henri Matisse aus dem Jahre 1944 oder eine besondere Steinskulptur von Hans Arp sind etwa bei der Moderne zu erwähnen. In der Gegenwartskunst sind namentlich Werke von Eduardo Chillida Serge Poliakoff, Gerhard Richter, Jean Tinguely und Günther Uecker zu nennen. ­M ehrere Gemälde von Albert Anker, Ferdinand Hodler und Cuno Amiet runden im Bereich der „Schweizer Kunst“ das Auktionsangebot ab. ☞ Galerie Kornfeld Auktionen AG Laupenstraße 41, CH-3001 Bern T +41 (0) 31 3814673 kornfeld.ch

Paul Klee, „Bauerngarten in Person“, 1933, Aquarell auf Japan, Jobst Tilmann, „Zone 2“, 2019, Acryl auf Leinwand, 220 x 190 cm © VG Bild-Kunst, Bonn 2020

62,5 x 48,3 cm, Unterlagekarton, Cat. rais., Bd. 6, Nr. 6078 Tim Otto Roth, „Logische Phantasien“, 2019, Foto: Stefan Stark PhotoProduction © Museen der Stadt Aschaf fenburg/ Tim Otto Roth


Düsseldorf

Eb erdingen- Nussdor f

Engen

SICHTWEISEN Die neue Sammlung Fotografie Bis 17.5.2020 KUNSTPAL AST

Gegenwart | Erinnerung Stiftungspreis Fotokunst 2020 29.3. – 20.12.2020 KUNSTWERK – Sammlung Klein

Hölle & Paradies Der deutsche Expressionismus um 1918 Bis 5.7.2020 Städtisches Museum Engen

Erstmals widmet sich eine Ausstellung in Düsseldorf der Geschichte der Fotografie seit den Anfängen und fächert die große Vielfalt des Mediums auf. Möglich wird dies dank des Ankaufs von über 3.000 Fotogra­ fien aus der Bestandssammlung der Galerie Kicken im Dezember 2018. In der Ausstellung treten Ikonen der Avantgarden von Man Ray bis Bernd und Hilla Becher neben überraschende, weniger bekannte fotogra­ fische Positionen, das Einzelbild neben die Serie. ­A nstatt eines chronologischen Rundgangs bietet die Ausstellung thematische Zugänge zur neuen Sammlung. Sie legt die Vielfalt der Fotografie anhand ­v erschiedener inhaltlicher Grundthemen offen: Licht, Neugier, Mensch, Dinge, Ordnung, Alltag, Zeugnis, Raum. Innerhalb der acht Ausstellungskapitel werden Werke unterschiedlicher Epochen einander gegengestellt, Verbindungslinien und Differenzen aufgezeigt. Die ausgestellten Werke verweisen auf vielfältige Weise auf das, was heute selbstverständlich als künstlerische Fotografie gefeiert wird. Endlich kann eine historische Lücke geschlossen werden, die viel zu lange den Status von Fotografie in der Stadt ­D üsseldorf geprägt hat. Kuratorin: Linda Conze ☞ Di–So 11–18 Uhr, Do 11–21 Uhr Ehrenhof 4–5, 40479 Düsseldorf T +49 (0) 211 56642100 kunstpalast.de

„Gegenwart | Erinnerung“: Zwei Begriffe, die einander gegenüberstehen, einerseits verweisend auf das ­z eitliche Jetzt, andererseits auf das menschliche ­V ermögen, Fakten, Wahrnehmungen und Gefühle aus dem Speicher des Gedächtnisses abzurufen. ­G leichwohl beinhaltet der Akt des Erinnerns den ­A spekt der Zeitlichkeit, indem er das Vergangene mit dem Gegenwärtigen verbindet. Die beiden Begriffe bilden den inhaltlichen Rahmen für den Stiftungspreis Fotokunst der Alison und Peter Klein Stiftung, der in diesem Jahr zum fünften Mal vergeben wird. Die Hängung #22 im KUNSTWERK präsentiert hierzu Werke von zehn Künstlerinnen und Künstlern, die von einer Jury für den Preis nominiert worden sind. Sie nehmen auf den Titel des ­S tiftungs­p reises Bezug, indem sie Orte als Räume subjektiven oder kollektiven Erinnerns ausweisen, deren ­identitätsstiftende Funktion in unterschied­ licher ­z eitlicher Dimension reflektieren sowie ­ü berkommene ­V orstellungen zur Fotografie als ­E rinnerungsmedium hinterfragen. ☞ KUNSTWERK – Sammlung Klein Mi–Fr/So 11–17 Uhr Siemensstraße 40, 71735 Eberdingen-Nussdorf T +49 (0) 7042 3769566 sammlung-klein.de

Mit „Hölle und Paradies“ zeigt das Städtische ­M useum Engen ein Jahrzehnt deutscher Kunst­ geschichte, das von tiefgreifenden Umbrüchen ­g ezeichnet war. In den charismatischen Räumen des ehemaligen Klosters St. Wolfgang werden über 100 Kunstwerke von 30 Künstlern gezeigt, unter ihnen so bekannte wie Otto Dix, Ludwig Meidner oder Conrad Felixmüller. Es ist die Zeit der gesellschaftlichen ­E xtreme: zwischen Hunger und Verheißung, ­R evolution und Reaktion, Zukunftsängsten und ­h ochgespannten Idealen. In der Euphorie des ­N euanfangs der Weimarer Republik sind die ­H offnungen groß, den neuen Menschen in einer ­f reiheitlichen Gesellschaft hervorzubringen. Die Kunst soll universal sein: der große Aufbruch der Gegenwart, Erlebnis und Zukunftsvision – von der „Hölle“ des Krieges ins „Paradies“ einer friedlichen, vergeistigten Menschheit. ☞ Städtisches Museum Engen Di–Fr 14–17 Uhr, Sa–So/Feiertag 11–18 Uhr Klostergasse 19, 78234 Engen T +49 (0) 7733 501400, 502211 www.engen.de

TERMINE FÜR ENTDECKER

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Man Ray (1890–1976), „Les Larmes“, 1933 (Abzug 1990 von Pierre Gassmann), Silbergelatineabzug, 20,8 x 28,9 cm, © Man Ray Trust, Paris; VG Bild-Kunst, Bonn 2020

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Curt Lahs, „Hlg. Sebastian“, Aquarell, 1918, Foto: Bernhard Strauss


hät z e s r it pol eons

Schmuckmuseum Pforzheim

Museum im Schafstall in Neuenstadt a. K.

15.3.2020 – 17.5.2020

s ert bibis äng2019 verl 19. 10. 20 6.20 14.0 01. 03. 2020

Mittwoch und Sonntag 10.00–17.00 Uhr | Eintritt: € 5,- / ermäßigt € 3,- | www.museum-im-schafstall.de

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Skulptur Wolfgang Thiel

Sc au de Ze Na

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Ehrensäbel mit markgräflich-badischem Wappen, Paris, Anfang 19. Jh., Badisches Landesmuseum Karls ruhe, Foto Thomas Goldschmidt | gestaltung: L2M3.com

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Fischerhude

Heilbronn

Kaiserslautern

Otto Modersohn und Louise Modersohn-Breling Die Reisen nach Franken 1916 – 1927 24.5. – 26.7.2020 OTTO MODERSOHN MUSEUM

Vom Blauen Reiter zu den Jungen Wilden. Expressive Malerei aus einer unbekannten Privatsammlung Bis 28.6.2020 Kunsthalle Vogelmann

Julia Steiner – Am Saum des Raumes Bis 19.7.2020 Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern (mpk)

Die Reisen der Modersohns nach Franken fallen in eine Zeit der künstlerischen Wandlung. Otto Modersohns Malerei und das Gefüge seiner Bilder verändern sich. Otto Modersohn reagiert auf zeitgenössische Entwicklungen, ohne seine künstlerische Herkunft zu verleugnen. Entscheidend für ihn ist die malerische Durchdringung des „Stoffes“. Mit seiner Frau Louise Modersohn-Breling führt er einen intensiven Dialog über die Bedingungen der Malerei. Das Künstlerehepaar reiste 1916, während des Ersten Weltkrieges, erstmals nach Franken. Es folgen in den 1920er-­ Jahren weitere Reisen nach Iphofen und Sulzfeld, 1922 und 1924 wiederum nach Wertheim. In den darauffolgenden Jahren 1925, 1926 und 1927 sind die Besuche Würzburgs nur Station auf den Reisen ins Allgäu. Es entstehen in der Auseinandersetzung mit einer „ungewohnten“ Landschaft farbkräftige und formstarke Bilder. ☞ OTTO MODERSOHN MUSEUM Täglich 10–18 Uhr In der Bredenau 95, 28870 Fischerhude T +49 (0) 4293 328 modersohn-museum.de

Die expressionistische Malerei des 20. Jahrhunderts steht im Fokus einer unbekannten Privatsammlung, die in Heilbronn erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Die mit großer Leidenschaft aufgebaute Kollektion gewährt einen persönlichen Blick auf Entwicklungen der deutschen Malerei und spannt den Bogen vom frühen Expressionismus, über Werke der Künstlergruppen „Die Brücke“ und „Der Blaue Reiter“, bis zum figurativen Expressionismus. Sie versammelt Arbeiten von Schlüsselfiguren wie Lovis Corinth, Alexej von Jawlensky, Max Liebermann, Paula ­M odersohn-Becker, Gabriele Münter, Max Pechstein und Karl Schmidt-Rottluff. Anschließend wird die hochkarätige Privatsammlung für zehn Jahre die ­B estände der Museen bereichern. Wie sich die expressive Malerei seit den 1980er-­ Jahren weiterentwickelt hat, zeigen die Werke der zweiten Sammlergeneration der Familie, darunter Bilder der sogenannten „Jungen Wilden“ Elvira Bach und Helmut Middendorf, aber auch Positionen wie Ruth Baumgarte und Sighard Gille. ☞ Städtische Museen Heilbronn Kunsthalle Vogelmann Di/Mi/Fr 11–17 Uhr, Do 11–19 Uhr, Sa/So/Feiertag (außer montags) 11–17 Uhr Allee 28, 74072 Heilbronn T +49 (0) 7131 564420 museen.heilbronn.de

Textilien haben einen Saum. Die umgeschlagene ­G ewebekante verhindert ein Ausfransen. Aber hat auch der Raum einen Saum? Er hat: Die Künstlerin Julia Steiner buchstabiert Raumwahrnehmung und Raumerfahrung eindringlich. Sie trennt die Säume der Museumsräume auf und nimmt schon allein aufgrund der Größe ihrer Werke zugleich die Zeit ins Visier. Ihre Arbeiten können nicht mit einem Blick erfasst werden, sondern fordern vom Betrachter ein, sich zu bewegen. Zeichnungen, direkt auf Wand und Decke gesetzt, sowie skulpturale, auf den Raum bezogene Setzungen lassen uns die Orientierungsparameter Raum und Zeit bewusst werden. Erinnerungen, ­K örpergefühl und Sehen wirken dabei zusammen. Der Raum füllt sich mit einem vielschichtigen Erleben. Julia Steiner, 1982 in Büren zum Hof in der Schweiz geboren, erhält in unserem Hause ihre erste insti­ tutionelle Ausstellung außerhalb der Schweiz. ☞ Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern Di 11–20 Uhr, Mi–So 10–17 Uhr Museumsplatz 1, 67657 Kaiserslautern T +49 (0) 631 3647-201 mpk.de

TERMINE FÜR ENTDECKER

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Julia Steiner, „Out of Horizon“, 2012, Otto Modersohn (1865–1943),

Ø 6 m, H 3 m, Cantonale Thun, Courtesy the artist

„Sommerabend am Main mit Blick auf Wertheim“, 1924,

and Galerie Urs Meile, Beijing-Lucerne, Foto: David Aebi, Bern

Privatsammlung Wertheim

Alexej von Jawlensky, „Landschaft mit Pfahl“ (Straße in Murnau), 1908,

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Foto: © Frank Kleinbach, Städtische Museen Heilbronn


Die Neuen Leipziger kommen » Werke aus der VNG-Kunstsammlung bei der EnBW Ausstellung: 6. März bis 28. April 2020 EnBW-Konzernsitz, Durlacher Allee 93 76131 Karlsruhe 4. Mai bis 18. Juni 2020 EnBW City, Schelmenwasenstr. 15 70567 Stuttgart jeweils montags bis freitags (an Werktagen) geöffnet von 10:00 bis 18:00 Uhr Eintritt frei! www.enbw.com

© Katrin Heichel: VG Bild-Kunst, Bonn 2020


Leipzig

Nordhorn

herman de vries – parts of a whole Bis 3. Mai 2020 Josef Paul Kleihues – Geometrie und Poesie 30 Jahre Kunst im Kleihues-Bau 28.3.2020 – 7.3.2021 Roland Wesner – Die Regenbogenfalle 16.5. – 13.9.2020 Museum im Kleihues-Bau, Kornwestheim

6UL. Lust und Begehren in Kunst und Design 29.4. – 27.9.2020 GRASSI Museum für Angewandte Kunst, Leipzig

Favorites Marie Athenstaedt, Dave Bopp, Amelie Hüneke, Marius Wezorke 22.3. – 15.8.2020 gopea-Kunstraum Burg Bentheim

Im postmodernen Ausstellungshaus des Kleihues-Baus in Kornwestheim treten faszinierende Ausstellungen in einen spannenden Dialog. Die Jubiläumsschau zum Architekten Josef Paul Kleihues widmet sich neben dem Entwurf für die verschiedensten Museen und Galerien auch den unterschiedlichsten von Josef Paul Kleihues gestalteten Designobjekte. Höchst beein­d ruckend ist auch der rege Austausch mit zeit­g enössischen Künstlern wie Markus Lüpertz und G­ eorg Baselitz, der in der Ausstellung genauer ­b eleuchtet wird. In der Ausstellung „parts of a whole“ von herman de vries wird die künstlerische Erforschung der Flora durch mythologisch anmutende Objets trouvés, ­b otanisch wertvolle Pflanzen sowie die einzigartige Farbgebung von Erdproben aus der ganzen Welt vermittelt. Die Arbeiten des Ludwigsburger Malers Roland ­W esner vereinen die teils märchenhaft symbolischen Züge des Regenbogens mit der beklemmend ­w irkenden Energie schwarzer Flächen. ☞ Museum im Kleihues-Bau Fr–So 11–18 Uhr Stuttgarter Straße 93, 70806 Kornwestheim museen-kornwestheim.de

Architekturdetail des Museums im Kleihues-Bau, Kornwestheim, Foto: Büro Kleihues

Lust, Begehren und Erotik gehören zu den stärksten Gefühlen des Menschen. Ihnen liegt eine innere Kraft zugrunde, die uns von Natur aus zu eigen ist und als Trieb wahrgenommen wird. Wie bestimmend diese Energie ist, wie sie unsere (wie auch immer geartete) sexuelle Orientierung prägt und unsere Fantasien und Wünsche bestimmt – darüber haben Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, Philosophen und Philo­ sophinnen wie Künstler und Künstlerinnen seit ­J ahrhunderten nachgedacht. In der Welt der Kunst, in Mode und Design zeigen sich verschiedene Spielarten von Eros und Sexus jenseits festgefahrener Klischees in unterschiedlichen Ausprägungen. Die Ausstellung illustriert die spannende Vielfalt ­e rotischer und sexueller Themen mit Werken aus den letzten 30 Jahren. Sie stellt zudem die Frage, ­inwieweit aktuelle gesellschaftliche Debatten um biologische und soziale Geschlechterrollen, ­M achtstrukturen und sexuelle Gewalt oder die ­z unehmende Enttabuisierung sexueller Praktiken ­E ingang in die Gestaltungen von Künstler/-innen, ­M odemacher/-innen und Designer/-innen gefunden haben. ☞ GRASSI Museum für Angewandte Kunst Di–So/Feiertag 10–18 Uhr Johannisplatz 5–11, 04103 Leipzig grassimak.de

Mit „Favorites“ startet das Ausstellungsprogramm des neuen gopea-Kunstraums in der Burg Bentheim, in dessen Mittelpunkt die Förderung junger Malerei steht. Gezeigt werden Arbeiten von vier Künstlern und Künstlerinnen, die mit ihren unterschiedlichen Bildauffassungen ein weites Spektrum aktueller ungegenständlicher Malerei repräsentieren. Den mit kräftigen Lackfarben auf Aluminiumplatten gefertigten Bildern des ersten gopea-Förderpreisträgers Dave Bopp, die mit ihren zerfließenden Formen eine beinahe psychedelische Anmutung besitzen, stehen die farbstarken, mit Öl auf Leinwand gemalten „kosmischen“ Farb­ wolken von Marie Athenstaedt gegenüber. Sanfte Farbigkeit, geometrische Grundformen und strenge Symmetrie finden in den Gemälden von ­A melie Hüneke zu suggestiven Kompositionen ­z usammen, während Marius Wezorke mit seinen ­s pröden und kraftvollen Bildern grundlegende Fragen nach der Materialität der Malerei und der Fragilität von Bildkonzepten stellt. ☞ gopea-Kunstraum im ehemaligen Marstall der Burg Bentheim Mo–So 10–18 Uhr Schloßstraße, 48455 Bad Bentheim T+49 (0) 5921 8010200 gopea-kunstraum.de

Birgit Dieker, „he she hit“, Foto: Jürgen Baumann

Dave Bopp, „Obulu“, 2016, 280 x 200 cm,

© VG Bild-Kunst, Bonn 2020

Acrylharzlack auf Aluminium Verbundplatte, © Dave Bopp

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Kornwestheim

TERMINE FÜR ENTDECKER

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Ausstellungen in der Galerie: 29. Februar – 11. April 2020 TATJANA SCHÜLKE Plastiken | Reliefs | Collagen HARALD GNADE still work on paradise| Malerei 15. Mai 2020 – 4. Juli 2020 MATTHIAS GARFF LARS THEUERKAUFF EDEN – Skulptur | Objekte | Malerei Bundesweite Ausstellungen: 1. März 2020 – 1. Juni 2020 VOLKER MÄRZ „Die heilige Haut ab … und ein Affe hält die Welt an.“ Installation aus Skulptur, Malerei, Fotografie, Filme, eigenen Texten und Musik. KUNSTSTATION KLEINSASSEN An der Milseburg 2, 36145 Hofbieber www.kunststation-kleinsassen.de 1. März 2020 – 5. April 2020 HOLGER BIERMANN DANIEL SCHLEMME JENS WOHLRAB Malerei | Fotografie | Installation Kurator: Werner Schmidt OBERKIRCH, Altes Rathaus – Heimat und Grimmelshausenmuseum Hauptstraße 32 , 77704 Oberkirch www.oberkirch.de

Tatjana Schülke | growing down | 2020 | Holz, Polystyrol, Acryl, Pigment, Aluminium | 50 x 55 x 55 cm

30. Mai 2020 – 23. August 2020 MARION EICHMANN – FOLLOW M.E. Museum Galerie Stihl ERÖFFNUNG 29. Mai 2020 Installation | Papierschnitte Größte Museumsausstellung der Künstlerin mit allen Installationen! www.galerie-stihl-waiblingen.de

Marion Eichmann | Kopf MRGB | Papierschnitte, Grafitistift | 2018 | 70 x 50 cm

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Nordhorn

Oberhausen

Of fenburg

Nezaket Ekici & Shahar Marcus – TBQ Bis 10.5.2020 Städtische Galerie Nordhorn

Fotografin unter Musikern LINDA McCARTNEY – The Sixties and more Bis 3.5.2020 LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen

Chang Min & Eun Hui Lee 25.4. – 20.9.2020 Städtische Galerie Offenburg

Nezaket Ekici und Shahar Marcus machen seit 2012 gemeinsame Performances. Die Begegnungen darin können partnerschaftlich oder auch konfrontativ sein, aber sie funktionieren immer auf der Basis eines ­D ialoges, bei dem die Körper als ein Medium des ­H andelns und der Kommunikation eingesetzt werden. Beide Künstler wenden sich in ihrer Arbeit gesellschaftlichen, politischen und religiösen Themen zu. Während Shahar Marcus jüdisch aufgewachsen ist, stammt Nezaket Ekici aus einer muslimischen Familie und ist seit ihrer Heirat mit einem deutschen ­K atholiken ebenso mit dem Christentum verbunden. So stehen ihre Performances sinnbildlich für ­k ulturelle Differenzen, die jedoch nicht unbedingt trennend wirken, sondern in der Wahrnehmung des jeweils anderen auch bereichernd sind und Grenzen überwinden können. In der Städtischen Galerie ­N ordhorn werden sie erstmals in Deutschland ihr 2017 begonnenes Projekt, die dreiteilige ­V ideoinstallation „TBQ“ vorstellen. ☞ Städtische Galerie Nordhorn Di–Fr 14–17 Uhr, Sa 14–18 Uhr, So 11–18 Uhr Vechteaue 2, 48529 Nordhorn T +49 (0) 5921 971100 staedtische-galerie.nordhorn.de

Als die Amerikanerin Linda Eastman Mitte der 1960er-Jahre zu fotografieren beginnt, gerät sie ­u nmittelbar in die Szene des Rock ’n’ Rolls. Eine Presseeinladung öffnet ihr die Türen zu einer Promotionparty der Rolling Stones auf der SS Sea Panther auf dem Hudson River. Hier beginnt ihre ­u ngewöhnliche Karriere. „Es waren die Zeiten, als Jimi Hendrix aus heiterem Himmel in mein Apartment geschneit kam und ich mit Jim Morrison in Chinatown zum Essen ging. Einmal kaufte ich mit Janis Joplin Erdnussbutter für ein mitternächtliches Festmahl, ein andermal kurvte ich mit Jackson Brown mit der U-Bahn durch die Stadt.“ Außerdem trifft sie die ­B eatles und damit ihren späteren Ehemann Paul. Die Ausstellung zeigt mit den Fotos aus den Sixties eindringliche Momente dieser intensiven musikalischen Ära. Ergänzt wird ihr Schaffen durch die ­„ Roadworks“ und die experimentellen „Sunprints“. Eine eigenständige Präsentation von Plattencovern mit ihren besonderen Gestaltungen bietet einen ­e rgänzenden Einblick in die Zeit von „Sex, Drugs and Rock ’n’ Roll“. ☞ LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen Di–Sa 11–18 Uhr Konrad-Adenauer-Allee 46, 46049 Oberhausen T +49 (0) 208 4124911 ludwiggalerie.de

1976 und 1975 in Südkorea geboren, lebt das ­K ünstlerpaar nach einem ersten Kunststudium in ­S eoul seit 2003 in Deutschland. Sie haben an der Nürnberger Akademie Kunst studiert und waren ­M eisterschüler von Ralph Fleck. Seit 2010 stellen sie als freischaffende Künstler international aus. Figurative Themen dominieren bei beiden Künstlern. Chang Min Lee malt großflächig mit dickem Farb­ auftrag. Wilde Tiere, üppige Natur und kuriose ­S zenen prägen die starkfarbigen Gemälde. Die Lebewesen treffen an exotischen Orten aufeinander, in fröhlich-ironischen, aber auch in geheimnis­ vollen ­S ituationen. Im Zentrum der zeichnerisch ­a ngelegten, sehr feinen Malerei von Eun Hui Lee ­s tehen Erleb­n isse des Alltags und der häuslichen ­U mgebung. ­N eben der Brezel auf dem Teller liegen Essstäbchen, zwei Gummibärchen neigen sich als Paar zueinander – verschiedene Traditionen und skurrile Einfälle verknüpfen sich. Der Betrachter erhält eine neue Sicht auf die Dinge und kann mit seiner ­P hantasie in surreale ­W elten reisen. ☞ Städtische Galerie Offenburg Di– Fr 13–17 Uhr, Sa/So/Feiertag 11–17 Uhr Amand-Goegg-Str.2, 77654 Offenburg T +49 (0) 781 822040 galerie-offenburg.de

TERMINE FÜR ENTDECKER

199

Chang Min Lee, „Träumer“ 2018, 110 x 130 cm

Foto: Günes Hüseyinkulu

„Paul McCartney“, Courtesy Sammlung Reichelt und Brockmann © Paul McCartney / Fotografin Linda McCartney

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Nezaket Ekici und Shahar Marcus, „Sea Of Life”, 2018,


2020

29–01

OCTOBER-NOVEMBER

26th International Contemporary Art Fair | Halle 550 | Zurich-Oerlikon Thu 4pm–8pm|Fri 12pm–8pm|Sat Sun 11am–7pm|www.kunstzuerich.ch


Plüschow

Ravensburg

Regensburg

Present Perfect Continuous 30 Jahre Mecklenburgisches Künstlerhaus Schloss Plüschow Werke aus der eigenen Sammlung 17.5. – 28.6.2020 Eröffnung 16.5.2020, 17 Uhr Mecklenburgisches Künstlerhaus Schloss Plüschow

SOPHIE CALLE WAS BLEIBT Bis 7.6.2020 Kunstmuseum Ravensburg

„Vom Kumor in der Hunst“ III. Karikaturenausstellung des KuGVR Bis 29.3.2020 Kunst.Preis 2020 für Menschen mit geistiger Behinderung in Niederbayern und der Oberpfalz 25.4. – 24.5.2020 „Aus der Natur zur Kunst“ Skulptur – Plastik – Zeichnung, unter diesem Titel zeigt der KuGV in seinen Räumen ­A usschnitte aus den freien Arbeiten von Bildhauer Alfred Böschl 20.06. – 19.7.2020 Kunst- und Gewerbeverein Regensburg e. V.

Viele Künstlerinnen und Künstler haben die Förderung in Form von Stipendien und Beteiligung an Kunst­ projekten in den letzten 30 Jahren genossen. Eine Vielzahl von Ihnen haben künstlerische Arbeiten für die Kunstsammlung des Künstlerhauses im Schloss Plüschow hinterlassen. Aus diesem reichhaltigen Pool wird aus dem Anlass des Jubiläums eine Ausstellung zusammengestellt, welche die Vielfalt der internationalen künstlerischen Handschriften dokumentiert. Christoph Tannert, Direktor des Künstlerhauses ­B ethanien in Berlin, der in der Nachwendezeit die Anfänge des Künstlerhauses aktiv mitbegleitet hat und die erste legendäre Ausstellung 1992 „Ortszeit“ eröffnet hat, wird die Festrede halten. Grußwort wird für das Land Mecklenburg-Vorpommern die Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes MV Bettina Martin übernehmen. Ein besonderes Konzert mit dem Jazzensemble MIG 3G mit den Musikern Theo Jörgensmann, Hagen S­ tüdemann und Sascha Sauerborn wird ein ­H öhepunkt des Eröffnungsprogramms sein. ☞ Mecklenburgisches Künstlerhaus Schloss Plüschow Plüschow, Am Schlosspark 8, 23936 Uphal T +49 (0) 3841 6174-0 plueschow.de

Sophie Calle (*1953) zählt zu den profiliertesten Künstlerpersönlichkeiten der Gegenwart. Die Einzel­ ausstellung „WAS BLEIBT“ zeigt mit sechs Werkserien nach fünfzehn Jahren eine der umfangreichsten ­W erkschauen der französischen Konzeptkünstlerin in Deutschland. Anhand von existentiellen Themen wie Blindheit, familiären Beziehungen, Liebe, Verlust, Trauer und Geschichtskultur rücken die verschiedenen Werkgruppen das Abwesende und dessen Weiterleben in der Erinnerung in den Mittelpunkt. Dabei thematisieren ihre präzise inszenierten Gegenüberstellungen von Fotografie und Text sowohl das eigene Leben als auch das der Anderen und machen weder vor der ­p ersönlichen noch vor der fremden Intimsphäre halt. ­A usgehend von gesellschaftlichen Beobachtungen, autobiografischen Fragestellungen, Recherchen und Interviews entsteht ein Netzwerk gesammelter und inszenierter Spuren, das den inneren Bildern und Assoziationen eine unausweichliche Präsenz verleiht. ☞ Kunstmuseum Ravensburg Di–So 11–18 Uhr, Do 11–19 Uhr Burgstraße 9, 88212 Ravensburg T +49 (0) 751 82 810 kunstmuseum-ravensburg.de

Als einer der ältesten Kunstvereine Deutschlands – gegründet 1838 – versteht sich der Kunst- und ­G ewerbeverein Regensburg heute als Stätte der ­V ermittlung aktueller Entwicklungen der bildenden und angewandten Kunst in ihren vielfältigen ­A usprägungen. Das Ausstellungsprogramm (ca. sechs bis acht Ausstellungen pro Jahr) zeigt dahingehend ein klares Profil und setzt neue, kreative Akzente. Die großzügigen Ausstellungsräume befinden sich im vereinseigenen Gebäude an der Ludwigstraße, ­inmitten der Regensburger Altstadt. In den vier ­R äumen werden Einzel- und Gruppenausstellungen mit nationalen und internationalen Künstlern gezeigt. Zudem werden regelmäßig Formate wie die ­J ahresschau, die einen Querschnitt regionalen ­K unstschaffens hervorhebt, oder der Kunstpreis für Menschen mit Behinderung gezeigt. ☞ Kunst- und Gewerbeverein Regensburg e. V. Di–So 12–18 Uhr Ludwigstr. 6, 93047 Regensburg T +49 (0) 941 58160 kunst-und-gewerbeverein.de

TERMINE FÜR ENTDECKER

201

Sophie Calle, „La Dernière Image (Aveugle au divan)“, 2010, Courtesy Perrotin, © Sophie Calle / VG Bild-Kunst, Bonn 2020

Außenansicht Kunst- und Gewerbeverein Regensburg e. V., Foto: Wolfram Schmidt

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Johannes Müller, 1992, o.T., Gouache/Acryl, 52 x 52 cm


202

Saarbrücken aufgeblättert – ausgebreitet: Künstlerbücher 4.4. – 9.8.2020 Saarlandmuseum – Moderne Galerie Ein Samteinband für das Buch zum Dandy Dorian Gray, Gullivers Geschichte als Comic-Buch mit ­a ufstellbaren und nach Gusto arrangierbaren ­F lach­f iguren, aufklappbare Buchseiten, die nach ­m ehrmaligem Entfalten Dimensionen von bis zu zwei Quadratmetern erreichen: All das und vieles mehr eröffnen Künstlerbücher dem neugierigen Betrachter. Künstlerbücher nehmen eine Nische zwischen ­M useum und Bibliothek ein. Seit den 1960er-Jahren haben sich Bildende Künstler, häufig im Zusammenwirken mit Literaten, vermehrt dieses Medium als Ausdrucksmittel erobert. Sie zielen auf eine Demo­ kratisierung von Kunst jenseits der etablierten Kultur­ institutionen, sind erschwinglich für ein breiteres Publikum. So stammt auch, neben einzelnen Werken aus dem Bestand des Saarlandmuseums, die Mehrzahl der ausgestellten Bücher aus einer Privat­ sammlung. Gezeigt werden Arbeiten von Jim Dine, Georg Baselitz, Mimmo Paladino, Pierre Alechinsky, David Hockney, Alfred Hrdlicka, Antoni Tàpies u. a. ☞ Saarlandmuseum – Moderne Galerie Di–So 10–18 Uhr, Mi 10–20 Uhr Bismarckstraße 11–15, 66111 Saarbrücken T +49 (0) 681 9964-234 modernegalerie.org

“dieses Museum muss man gesehen haben, es ist ein Gesamtkunstwerk” (Besucherstimme)

Museum Stangenberg Merck Helene-Christaller-Weg 13 64342 Seeheim-Jugenheim Tel. 06257 - 90 53 61 www.museum-jugenheim.de facebook: Museum Stangenberg Merck

Ti e f e n b a c h Ludwig Gebhard – Malerei 17.5. – 4.10.2020 Museum Ludwig Gebhard In der „Alten Schule“ in Tiefenbach ist ein Museum mit Arbeiten Ludwig Gebhards (1933–2007) eingerichtet. Der in Tiefenbach geborene Künstler zählte vor allem mit seinen farbigen Linolschnitten zu den führenden Druckgrafikern der zeitgenössischen Kunst. Durch seine innovative Bild- und Formensprache ­e rlangte er internationale Anerkennung, seine Werke sind in zahlreichen öffentlichen Sammlungen präsent. Die Schausammlung des Museums zeigt Handzeichnungen, Gemälde, Farblinolschnitte, Radierungen und Plastiken Gebhards sowie textile Arbeiten nach ­s einen Entwürfen. Die Wechselausstellung 2020 ­p räsentiert aus Anlass des 20-jährigen Bestehens des Museums einen umfangreichen Überblick über die Malerei Ludwig Gebhards aus verschiedenen Werkphasen: kubistische Abstraktionen, konkrete Bildmotive, Stillleben und Blumenbilder. Am 2019 eröffneten Skulpturenweg sind 13 Eisen- und Stahl-Plastiken Gebhards aus den 1980er-Jahren entlang des Weges von der Ortsmitte Tiefenbachs zum Museum zu sehen. Der Skulpturenweg ist ­g anzjährig zugänglich. ☞ Museum Ludwig Gebhard Erster So im Monat 14–16 Uhr und n. V. Hauptstraße 23, 93464 Tiefenbach T +49 (0) 9673 9221-0 tiefenbach-opf.de

geöffnet: Mi - Fr: 15 - 19 Uhr Sa / So / FT: 11 - 18 Uhr

Konrad Schmid/Ingo Cesaaro, „Den Himmel teilen“, 2000, Holzschnitt auf Japan Bunkoshi, Graphische Sammlung des Fachs Kunstgeschichte der Universität Trier © Konrad Schmid/Ingo Cesaaro

Ludwig Gebhard, „Mai“, 1962, Foto: Ludwig Gebhard


Wal d enb u ch

Winterthur

Zw i c ka u

Daniel Hausig. Dynamic Light Bis 19.4.2020 Museum Ritter, Waldenbuch

Federn – wärmen, verführen, fliegen Bis 1.6.2020 Gewerbemuseum Winterthur/Schweiz

KUNSTSAMMLUNGEN ZWICKAU Max-Pechstein-Museum

Bei Daniel Hausig kommt die Farbe nicht aus der Tube, sondern aus der Steckdose. Für seine minimalistischen Farblichtobjekte verwendet er innovative Technologien wie digitale LEDs und zeitbasierte ­L ichtsteuerungen. Dabei bleibt das Licht seiner ­O bjekte und Skulpturen nicht statisch, sondern ist ausge­s prochen dynamisch. Es verändert sich fort­ während nach einer vorab vom Künstler festgelegten Licht­r egie. Durch die Abstrahlung wird auch der ­U mraum in verschiedene Farbstimmungen getaucht und der Betrachter in ein sinnliches Farbenspiel ­g ehüllt. Das Licht ist auch das Thema von Daniel ­H ausigs ­F otografien. ­H äufig sind sie auf Reisen oder auf nächtlichen Streifzügen entstanden: Mal bilden sie Hotelzimmer ab, mal Abrisshäuser oder ­I ndustrie­b rachen; in wieder anderen schwingt das Thema des verlorenen Para­d ieses mit. Markantes Merkmal der Foto-Arbeiten ist eine ­g eradezu surreal wirkende Lichtlinie, die sich durch das Bildgeschehen schlängelt. ☞ Museum Ritter Di–So 11–18 Uhr Alfred-Ritter-Straße 27, 71111 Waldenbuch T +49 (0) 7157-53511-0 museum-ritter.de

Wer sich in eine wärmende Daunenjacke kuschelt oder in einem Federbett versinkt und unter der leichten Decke wohlig einschläft, weiß: Federn sind ein Glanzstück der Natur, so alltäglich wie staunenswert. Tausende Federn bedecken die Körper der Vögel, ­K onturfedern, Daunen, Borstenfedern und viele ­a ndere, hochspezialisiert, je nach ihrer Funktion im Vogelkleid. Federn wärmen und kühlen, halten ­t rocken, schmücken und tarnen. Gleichzeitig ist ­g erade die Schwungfeder ein aerodynamisches Meister­w erk, das den Vögeln etwas ermöglicht, ­w ovon wir Menschen seit Jahrtausenden träumen: das Fliegen. Die Schau verneigt sich vor dem höchst komplexen Gebilde aus Keratin und bietet einen ­P arcours durch seine verführerische Schönheit und Formenvielfalt. Sie beleuchtet die geniale ­M ultifunktionalität der Federn, ihren kultur­ geschichtlichen ­G ebrauch sowie die aktuelle ­B edeutung im Design, in der Kunst und der Popkultur. Zudem wirft sie einen kritischen Blick auf das ­V erhältnis zwischen Mensch und Tier. ☞ Gewerbemuseum Winterthur Di/Mi/Fr–So 10–17 Uhr, Do 10–20 Uhr Kirchplatz 14, CH-8400 Winterthur T +41 (0) 52 2675136 gewerbemuseum.ch

„Wände her für Max Pechstein“ (Max Raphael, 1913). Bekannt wurde Max Pechstein (1881–1955) als ­M itglied der 1905 in Dresden gegründeten Künstlergruppe „Brücke“ durch seine farbintensiven Gemälde mit Darstellungen von Mensch und Natur. Die stilistische Bandbreite seines künstlerischen Schaffens reicht jedoch weit über die bedeutenden Werke aus der „Brücke“-Zeit hinaus. Entsprechend sind im Max-Pechstein-Museum Arbeiten aus sieben Jahrzehnten zu sehen. Die Auswahl spannt den Bogen von dem frühesten erhaltenen, 1896 entstandenen Gemälde „Geierwally“ des jugendlichen Pechstein bis zu Gemälden aus ­s einen letzten Lebens- und Schaffensjahren. Die Dauerausstellung beinhaltet neben Landschaften und Stillleben zudem die weniger bekannten ­d ekorativen Werke wie Glasbilder und Mosaike. ☞ KUNSTSAMMLUNGEN ZWICKAU Max-Pechstein-Museum Di–So/Feiertag 13–18 Uhr geschlossen Karfreitag Lessingstraße 1, 08058 Zwickau kunstsammlungen-zwickau.de

TERMINE FÜR ENTDECKER

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Max Pechstein, „Abend im Hafen von Leba“, 1951, KUNSTSAMMLUNGEN ZWICK AU Max-Pechstein-Museum © 2020 Pechstein Hamburg/ Tökendorf

Daniel Hausig, „Seitenlicht VI“, 2017, Foto: Daniel Hausig

Foto: Ali Mahdavi, © Betony Vernon

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IMPRESSUM

Bethmann Design GmbH & Co. KG ARTMAPP MAGAZIN

AUTOREN DIESER AUSGABE

23. Ausgabe – 9. Jahrgang – März 2020

Kim Behm, Katja Behrens, Babette Caesar,

Verlag ARTMAPP GmbH

Adam J. Finn, Prof. Dr. Chris Gerbing,

DRUCK

Pfizerstraße 11, 70184 Stuttgart

Bettina Götz M. A., Alice Henkes, Amrei Heyne,

NEEF + STUMME premium printing

HRB 760200 Amtsgericht Stuttgart

Siegmund Kopitzki, Marc Peschke,

Schillerstraße 2, 29378 Wittingen

USt.-IdNr. DE284814593

Prof. Dr. Dr. Gerd Presler, Carsten Probst,

Geschäftsführung: Silvia Brouwer, Reiner Brouwer

Michael Römling, Jan-Peter Schröder,

VERTRIEB

Dr. Marc Philip Seidel

IPS Pressevertrieb GmbH

HERAUSGEBER

bethmann-design.de

Carl-Zeiss-Str. 5, 53340 Meckenheim

Reiner Brouwer, r.brouwer@artmapp.net

TEXTREVISION

M +49 (0) 171 170 69 23

Katrin Günther, Berlin, katrin_guenther@gmx.net

ABO

KUNST – Buch, Text, Netz

abo@artmapp.net

VERTRIEBSLEITUNG MITARBEITER DIESER AUSGABE

Einzelheftversand 11 EUR / 16 EUR (EU und Schweiz)

T +49 (0) 711 161 224 15

Mark Brouwer, Nina Czayka, Ute Lauterjung

Weitere Informationen unter artmapp.net

REDAKTION

DATENBANKVERWALTUNG DER APP

Am 13. Juli erscheint die nächste Ausgabe

Bettina Götz M. A., b.goetz@artmapp.net

Michael Lauterjung, app@artmapp.net

ARTMAPP Sommer 2020.

ANZEIGEN

DESIGNKONZEPT

ISSN 2195-1594

Nina Czayka, n.czayka@artmapp.net

Design – Chris Steurer, csteurer.com

artmapp.net, mobil.artmapp.net,

T +49 (0) 40 63 74 52 36

facebook.com/ARTMAPP, instagram.com/artmapp_on_tour

Der ARTMAPP- Gesamtauflage liegt ein Beikleber „Entdecken Sie Orte des Bauhauses und der Moderne!“ der Bauhaus Kooperation Berlin Dessau Weimar gGmbH auf Seite 17 bei. Sollte diese Beilage nicht vorhanden sein oder Sie weitere Exemplare wünschen, senden Sie uns bitte eine E- Mail: mail@artmapp.net.

ARTM APP  FRÜH JAHR 2020 — IMPRESSUM

25 EUR (D) / 43 EUR (EU und Schweiz)

Silvia Brouwer, s.brouwer@artmapp.net



MUSEUM

Abb. Ausschnitt aus: Otto Ehrich | Winterabend bei Ascona | 1949 | Sammlung Memoria Thomas B. Schumann | Foto: Thomas Kersten

HAUS OPHERDICKE

NACH NORDEN 08.03. – 09.08.2020 Deutsche Künstlerinnen und Künstler im skandinavischen Exil Werke aus der Sammlung Memoria Thomas B. Schumann und von Ann Böttcher (SE)

MUSEUM HAUS OPHERDICKE KREIS UNNA Dorfstraße 29 59439 Holzwickede Di – So 10.30 – 17.30 Uhr kreis-unna.de/haus-opherdicke


PICASSO CHAGALL JAWLENSKY

Meisterwerke der Sammlung Im Obersteg

bis 24.05.2020 kunstmuseumbasel.ch

Alexej von Jawlensky Abstrakter Kopf: Mysterium, 1925, Stiftung Im Obersteg, Depositum im Kunstmuseum Basel


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