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Rainer Rappmann und Erhard Witzel, 2021, Foto: Annette Rappmann
D ie S a m m le r R a i ne r R appm a n n u nd E rh a r d W it z el i m G e s pr äc h
Ein Woodstock der Ideen Sabine Heilig: Über Joseph Beuys trafen sich Eure Lebenswege. Wie seid ihr mit ihm in Kontakt gekommen? Nicht nur im Norden der Republik, sondern auch in Süddeutschland wird 2021 der 100. Geburtstag von Joseph Beuys gebührend gefeiert. Sabine Heilig, die Kuratorin der Ulmer Ausstellung „Ein Woodstock der Ideen – Joseph Beuys, Achberg und der deutsche Süden“, und zwei Leihgeber der Schau − Autor, Verleger und Begründer des Achberger Beuys-Archivs Rainer Rappmann sowie Galerist und Kunstsammler Erhard Witzel − trafen sich zu einem Gespräch im Achberger Humboldt-Haus.
Erhard Witzel: Das ist beinahe eine Lebensgeschichte. Ich hatte Ende der 1970er-Jahre als Industriemanager die Idee, mein Hobby zum Beruf zu machen und eine Galerie zu eröffnen. Unheimlich kreativ war das nicht, denn ich hatte nur den Blick auf bekannte Namen, die zu der Zeit als Künstler renommiert waren und die immer wieder in den Gazetten standen. Ich selbst habe zu diesem Zeitpunkt bereits seit über zehn Jahren Kunst gesammelt – unter anderem Georg Baselitz, Jörg Immendorf, Penck und auch Joseph Beuys. Seine Person hat mich schon immer elektrisiert, doch als ich die Galerie 1981 eröffnete, habe ich zunächst eher den merkantilen Aspekt gesehen und versucht, mich selbstständig zu machen. Ich wollte erfolgreich sein und Geld verdienen, denn es war nun meine einzige Einkommensquelle. Persönlich kennengelernt habe ich Beuys dann 1977 bei der „documenta 6“. Ich habe ihn bei der „Honigpumpe“ erlebt und dort dann angesprochen.