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Toyota GR Supra 2.0

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Motorsportteile

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PROMITEST TOYOTA GR SUPRA 2.0

Vier gewinnt

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Seit knapp einem Jahr ist der Toyota Supra auch mit einem Vierzylinder-Motor erhältlich. Passt das kleine Triebwerk zur Charakteristik des japanischen

Sportcoupés oder braucht es den Sechszylinder. Ein Fahrbricht mit dem Einstiegsmodell bringt Licht ins Dunkel.

Gelb steht für Licht, Wärme und Lebensfreude – so gesehen hätte man keine passendere Farbe für den Toyota GR Supra auswählen können. Denn auch die im Vorjahr eingeführte fünfte Generation des 1986 erstmals als eigenständigen Modells vermarkteten Sportcoupés macht Lust auf mehr. Das liegt nicht nur an der schnittigen Optik mit der langen Motorhaube, dem kompakten Heck und der breiten Spur, sondern auch am „Double-Bubble“-Dach, einer Hommage an den legendären Toyota 2000GT. Gut aussehen ist das eine, gut abliefern das andere.

TOYOTA ODER BMW?

Also rein ins Vergnügen. Kleine Fensterflächen, eine breite Mittelkonsole und ein wuchtiges Armaturenbrett mit darauf stehendem Infotainment-Bildschirm unterstreichen den Charakter des sportiven Zweisitzers. Der Wohlfühlfaktor ist hoch. Verständlich, abgesehen von den für Toyota typischen Instrumenten mit dem kultigen Mix aus Digital und Analog, stammen die Bedienelemente ebenso wie die Fahrzeugplattform von BMW – alles also bekannt und bewährt. Damit ist der

neue Supra vielleicht der am besten zu bedienende Toyota – intuitiv, schnell und zielführend. Fragt sich nur, ob das auch auf das Fahrverhalten zutrifft. Vor allem, wenn unter dem auffälligen Blechkleid nicht der aus dem Topmodell BMW Z4 M40i entlehnte 340 PS starke Turbo-Benziner mit sechs Zylindern und 500 Newtonmetern Drehmoment steckt, sondern der ebenfalls aus München stammende 2,0-LiterVierzylinder.

Das aus diversen 30i-Modellen von BMW bekannte Aggregat leistet 255 PS und 400 Newtonmeter und passt prima zur schmucken Fahrmaschine und verkörpert das Motto der bayrischen Motorenwerke „Aus Freude am Fahren“ in unerwarteter Klarheit. Die Gasannahme ist nahezu verzögerungsfrei, wird spontan und trotz des Twinscroll-Turboladers schon von unten heraus kräftig umgesetzt. Kleine Randnotiz: Subjektiv klingt der Vierzylinder im Toyota etwas rauer als im BMW, was das Gesamtpaket aber nur positiv unterstreicht. Auch in Sachen Kraftentfaltung und Fahrbarkeit harmoniert der Vierzylinder mit dem GR Supra und bringt Emotionen, Effizienz und Sportlichkeit gelungen unter einen Hut. So viel für den geschmeidigeren Sechszylinder sprechen mag, für den reinen Spaß am Fahren genügt die Einsteigervariante.

SCHALTEN ODER SCHALTEN LASSEN

Das mag am vom großen Bruder übernommenen ZF-Achtgang-Automatikgetriebe und dem elektronisches Sperrdifferenzial für die Kraftverteilung zwischen den Hinterrädern liegen. Keine Frage, die japanischen Ingenieure haben bei der Abstimmung von Antrieb, Getriebe und Fahrwerk, ganze Arbeit geleistet. Kleines Manko, selbst kuppeln und schalten ist nicht. Einzige Alternative zur Automatik mit den Modi „Normal“ und „Sport“: Man zappt sich mittels den gut in der Hand liegenden Schaltpaddeln höchst selbst durch die Fahrstufen. In nur 5,2 Sekunden stürmt der neue Supra mit kleinem Motor auf 100 km/h. Anders ausgedrückt: Der Respektabstand auf den knapp 80 PS stärkeren Sechszylinder beträgt lediglich 0,9 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit wird mit 250 km/h angegeben.

Schon auf den ersten Metern wird klar, Toyota serviert mit der neuen Einstiegsmotorisierung keine Magerkost. Ein Grund für die überzeugende Leistung ist sicherlich der Gewichtsverlust von rund 100 Kilogramm zum wuchtigeren Bruder. Der Gewichtsvorteil kommt

Der Zufall wollte es, dass wir auf der Teststrecke, Manfred Stohl trafen. Was lag also näher, als neben unseren Fahreindrücken, den Einschätzungen des Profis zu lauschen.

besonders auf kurvigem Geläuf zum Tragen. Der Vierzylinder-Supra wirkt spürbar agiler und ausbalancierter. Ein Blick unter die Motorhaube zeigt: Der bayerischen Vierzylinder baut deutlich kompakter und braucht dadurch weniger Platz, was besonders die Vorderachse entlastet. Zudem ist das Triebwerk etwas weiter hinten platziert, was die Gewichtsverteilung des Gesamtfahrzeuges positiv beeinflusst. Die daraus resultierende Fahrdynamik ist womöglich nicht jedermanns Geschmack. Die massive Zunahme an Leichtfüßigkeit an der Vorderachse sorgt nämlich nicht nur für eine tolle Balance und für einen überaus hohen Grip-Level, sondern auch für eine gewisse Nervosität, die in einem sehr direkten Einlenkverhalten gipfelt. Manch einer oder einem dürfte es erst einmal schwerer fallen, den bei Magna Steyr in Graz gefertigten Toyota bei zügigem Richtungswechsel optimal zu positionieren.

Manfred Stohl über den Toyota GR Supra 2.0

„V orneweg muss ich sagen, das Auto ist ein echter Blickfang – so sollte ein Sportcoupé aussehen. Aber nicht nur auf den ersten Blick kann der Toyota GR Supra überzeugen. Ob groß oder klein, man findet schnell eine gute Sitzposition – auch wenn es einige Tage her ist, seit ich so tief in einem Auto saß. Man muss nicht lange suchen und findet sich auf Anhieb zurecht. Die Bedienung ist einfach und gut. Auch das Handling ist top und das Fahrverhalten in allen Bereichen sicher. Was mir besonders gut gefällt, ist die Möglichkeit, dass man, die passende Piste vorausgesetzt, nacheinander die sicherheitsrelevanten Fahrassistenten rausnehmen und sich damit Schritt für Schritt an den Grenzbereich von Mensch und Maschine herantasten kann. Man muss nur länger auf den Knopf drücken, um nach der Antriebsschlupfregelung (ASR) auch die „Vehicle Stability Control“ (VCS) genannte Traktionskontrolle auszuschalten. Nun lässt es sich auch mit dem „kleinen“, aber putzmunteren Supra herrlich driften. Interessieren würde mich nun nur noch der direkte Vergleich mit dem Sechszylinder.“

Mix aus Analogem und Digitalem, die Orientierung ist easy

RENNSTRECKE ODER CAMPINGURLAUB

Auf der anderen Seite muss man schon ordentlich ackern, um dieses Auto aus der Reserve zu locken. Doch derlei Fahr-Exzesse sind im Alltagsbetrieb ebenso weit weg wie der vierzehntägige Campingurlaub mit dem kleinen Sportmobil. Genau das ist das Tolle am kleinen GR Supra: Er positioniert sich klar und macht einem nichts vor. Er federt straff, aber für ein Sportcoupé nicht zu hart. Er erfordert eine gewisse Aufmerksamkeit und will mit beiden Händen am Steuer dirigiert werden. So geht Fahrspaß. Müsste man einen Kritikpunkt suchen, findet man ihn wohl am ehesten beim variablen Verbrauch.

Dabei lässt sich mit der gelben Flunder auch entspannt in den Sonnenuntergang reiten. Schließlich bietet das Premium-Ausstattungspaket unter anderem elektrisch verstellbare Ledersitze, ein Head-up-Display und ein JBLSoundsystem. Spätestens dann spielt die Zylinderanzahl des Motors eine untergeordnete Rolle. Oder anders gesagt: Vier gewinnt.

Reiner Kuhn Bilder: Daniel Fessl Motor, Antrieb, Bereifung

R4-Turbobenziner, 1.998 ccm, DOHC 16V, 190 kW/258 PS bei 5.000 – 6.000U/min, 400 Nm bei 1.550-4.400 U/min, Leisutungsgewicht 5,7 kg/PS, 8-GangAutomatik, Heckantrieb; Wendekreis 10,4 m, Bereifung vorne 255/40 R18, hinten 275/40 R1

Innengeräusch(dB) 0 (Start/Stopp) bei 100 km/h (D-Pos.) 70 bei 130 km/h (D-Pos.) 73

Maße, Gewichte, Ladevolumen

LxBxH (mm) 4.379/1.854/1.292 Leergewicht (kg) 1.395 Zul. Ges. Gew. (kg) 1.710 Ladevolumen (l) 250 Tankinhalt (l) 52

Beschleunigung, Spitze, Elastizität

0-80 km/h (s) 4,0 0-100 km/h (s) 5,2 Spitze (km/h) 250 60-100 km/h (D-Pos.) 1,9 80-120 km/h (D-Pos.) 2,3 Verbrauch (l/100 km) Normverbrauch WLTP 7,4-7,5 Testverbrauch 8,4 - 9,4 CO2 Emission (g/km) 168-170

Preis und Ausstattung

Toyota GR Supra 2.0 € 55.900,–, ABS mit BA, ASR, adaptives Fahrwerk AVS, aktives Differenzial, Start/Stopp, Airbagsystem, Kollisonswarner, Stauassistent, Spurhalte-/Spurwechselassistent, Berganfahrassistent, Verkehrsschilderkennung, Rückfahrkamera, Navigations-/ Audiosystem, AUX, USB, Bluetooth, 2 Zonen-Klimaautomatik, LED-Licht, 18 Zoll-LM-Schmiedefelgen, Keyless Start

Extras

Metallic-Lack € 472,50, Granturismo Paket (u. a. Ledersitze, Head-Up-Display, JBL Soundsystem) € 2.482,Plus: Design, Performance, Preis/Leistung Minus: Sicht nach hinten

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