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E-Mobilty am Polarkreis
Cupra on Ice
Motorjournalisten zählen von November bis April zu den eher unwillkommenen Gästen in Lappland. Das gilt insbesondere für die riesigen, dünn besiedelten Gebiete in der Nähe der zahlreich verstreuten Testzentren für neue Autos aus ganz Europa. Zu dieser Jahreszeit pflegen dort nämlich Automobil-Ingenieure ihre (geheimen) Neukonstruktionen härtesten Wintertests für deren Serienanwendung auszusetzen.
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Anders war das Ende Februar, Anfang März nahe dem Polarkreis. Cupra, der sportliche Ableger der spanischen VWTochterfirma Seat, hatte nach Rovaniemi in Nordfinnland geladen, um dem batterieelektrischen Cupra Born und dem bärenstarken Crossover-SUV Formentor VZ5 auf Eis und Schnee die Sporen zu geben. Wie würde der junge Cupra-Stromer Born mit arktischen Temperaturen fertig werden, und wären die 390 Pferdestärken (287 kW) des SUV nicht doch etwas zu viel, auf spiegelglatten Fahrbahnen? Diesen Fragen durfte eine Handvoll Journalisten auf dem Rovaniemi Driving Center, ein paar Kilometer nördlich der lappländischen Hauptstadt, sowie auf zugeschneiten Seitenstraßen ringsum nachgehen.
Als Basislager hatten die Cupra-Gastgeber die mitten im Wald gelegene, 17 Hektar große und streng abgeschirmte Anlage gewählt. Dort bieten verschiedene Strecken optimale Rahmenbedingungen, um die (Winter-)Talente von Autos auszuprobieren – sowohl deren Balance bei Schnee oder ihre Wendigkeit auf spiegelglattem Eis. Daher genießt das Rovaniemi Driving Center nicht nur bei Kraftfahrzeug-Entwicklern, sondern auch bei Rallye-Profis einen sehr guten Ruf als Testparcours.
Längst hat der Klimawandel den Polarkreis erreicht – in den ersten Märztagen herrschten rund um Rovaniemi statt der sonst üblichen 20 bis 30 Grad minus Temperaturen nur knapp unter dem Nullpunkt. Elektrik und Batterie des Cupra Born standen daher vor keinerlei Problemen und zeigten ähnliche Eigenschaften in punkto Reichweite (um die 250 Kilometer) wie bei winterlichen, österreichischen Verhältnissen. Dennoch waren die meisten Tester neben der wärmenden Klimaanlage auch für das beheizte Lenkrad im Wagen dankbar.
Alltag Schneefahrbahn im Cupra Born
Was in mittleren Breitengraden – mit Ausnahme von ein paar Alpenstrecken – kaum mehr möglich ist, nämlich das Fahren auf schneebedeckten Sträßchen abseits geräumter Wege, gehört im finnischen Norden noch immer zum Alltag. Hier machen sich der niedrige Schwerpunkt im Cupra Born und seine sehr ausgewogene Gewichtsverteilung von 50:50 zwischen vorne und hinten positiv bemerkbar.
Die Vorteile des Hinterradantriebs sowie die Fähigkeiten des elektronischen Systems zeigten sich beim Testen der Traktion bei Unter- und Übersteuern besonders deutlich. Im flott gefahrenen Slalom neigt der Hecktriebler zum Übersteuern, was zum Ausbrechen des Hecks führt. Und genau das ist beim forschen Ritt durch eng gestellte Pylonen gewünscht. Dass so etwas nicht zum Dreher führt und nach etwas Übung einigermaßen beherrschbar bleibt, ist eben dem niedrigen Schwerpunkt und der guten Gewichtsverteilung zu verdanken. Chapeau dem Cupra Born unter Bedingungen, bei denen der Slogan „Ski und Rodel gut“ ins Schwarze trifft.
Cupra Formentor VZ5, ein Wintermärchen
390 Pferde auf regennasser Straße zu zügeln gehört nicht zu den einfachsten Tätigkeiten am Steuer eines Fahrzeugs. Wie stellt sich so etwas erst bei schneebedeckter Fahrbahn dar? Um das zu erfahren, hatten die Organisatoren für den Ritt mit dem Cupra Formentor VZ5 einen etwa 40 Kilometer langen Rundkurs durch finnische Wälder ausgesucht, auf dem tiefster Winter herrschte.
Dem Formentor VZ5 mit Fünfzylindermotor, Allradantrieb, progressiver Lenkung und schnell schaltendem Getriebe schien das regelrecht zu begeistern, und so kam bei den Menschen hinter seinem Lenkrad ebenfalls sehr schnell sehr große Fahrfreude auf. In zügig gefahrenen Kurven auf glattem Untergrund bricht das Heck gewollt und kontrolliert aus, was daran liegt, dass ein sogenannter Torque-Splitter auf der Hinterachse die Kraft des Motors elektrohydraulisch über zwei unabhängige Kupplungen variabel an die beiden Hinterräder verteilt. Wie die Cupra-Fachleute weiter ausführen, bedeutet dies, dass das Drehmoment während der Kurvenfahrt zwischen dem linken und dem rechten Hinterrad umgelagert werden kann, was den VZ5 (noch) wendiger macht. Für noch größeren Fahrspaß bauen die Cupra-Leute einen gesondert zuschaltbaren Drift-Modus ein. In diesem Modus wird das elektronische Stabilitätsprogramm ESC (Electronic Stability Control), das im Normalbetrieb einzelne Räder gezielt abbremst, um ein Untersteuern oder Übersteuern des Fahrzeugs zu verhindern, komplett ausgeschaltet. Nun ermöglicht der Torque-Splitter, die volle Kraft auf ein Hinterrad zu konzentrieren, um das Auto quer in eine Kurve zu schicken. Wohlgemerkt: Der Drift-Modus ist allein für pures Vergnügen und Fahrspaß auf abgesperrter Fahrbahn gedacht! In Finnland sorgte er auf vereister Slalomstrecke jedenfalls dafür, dass sich die gestandenen Männer hinter dem Lenkrad eine Zeitlang wie kleine Jungs fühlten und mit dem „Cupra on the Rocks“ auch genauso benahmen.
hak