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Hyundai Staria und VW T7

Hyundai Staria und VW T7 Captain Future trifft Captain Kirk

Es ist ein Aufeinandertreffen zweier Generationen. Der brandneue Hyundai Staria, ob seiner Optik zurecht „Captain Future“ einerseits, und der VW T7, siebente Generation und somit „Captain Kirk“ unter den Vielzweck-Kleintransportern. Ein Konzeptvergleich, der auf der Hand liegt und doch einige Überraschungen parat hält.

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Um die geschichtliche Komponente etwas besser greifbar zu machen: als der erste VW-Bus, der sogenannte „T1“, im Jahre 1950 im Volkswagenwerk Wolfsburg in Serienfertigung ging, sollten noch 17 Jahre vergehen, ehe in Korea die „Hyundai Motor Company“ gegründet wurde. Erst weitere 30 Jahre später lief dann mit dem Hyundai Starex/H1 der erste vergleichbare Kleintransporter vom Band. Ein nicht gerade bescheidener Erfahrungsvorsprung für VW, deren kontinuierliche Weiterentwicklung den Kleintransporter mit dem „T“ im Namen zum Platzhirsch seines Segments machen. Ist also Kirk, der alte Haudegen, von vornherein der klare Gewinner unseres Konzeptvergleichs? Ganz so eindeutig geht die Sache nicht aus, so viel sei vorweggenommen. Wobei wir uns hier nicht mit der Besprechung des jeweiligen Designs aufhalten wollen, überhaupt, nachdem der Staria in diesem Punkt gegenüber dem T7 trotz dessen kräftigen, für VW-Verhältnisse fast mutigen Facelift, in einer anderen Galaxi unterwegs ist. Innen und Raum

Modern und dennoch vertraut. Der neue VW T7 bietet bekanntes VW-Feeling. Kein Wunder, wurde doch nicht nur die GolfBodengruppe, sondern auch das Cockpit in großen Teilen aus dem Konzernkollegen übernommen. Manche Details überraschen aber dennoch, etwa der leicht unpraktische (weil hinter dem Lenkrad versteckte) Wählhebel für die Fahrstufen, zwischen dem volldigitalen Instrumentendisplay und dem zentralen Touchscreen für Navigation & Co. Wer kein Freund des nicht besonders feinfühligen Spurhalteassistenten ist, wird – wie bereits im Golf – leider auch im T7 durch TouchscreenDrückerei abgelenkt, um denselben zu deaktivieren. Erfreulich hingegen, dass am Lenkrad wieder herkömmliche Knöpfe zu finden sind, welche die Bedienung enorm erleichtern.

”Der Hyundai Staria wird nicht nur in der Außenansicht der Bezeichnung „Captain Future“ gerecht.“

Die wirklich guten „ergoComfort“ Sitze für Fahrer und Beifahrer kosten Aufpreis, ebenso wie deren Lederbezug und viele andere Ausstattungsdetails, die das Autoleben angenehmer machen – ein bisschen viel des Guten, klettert doch der Testwagenpreis in schwindelerregende Höhen. Jetzt wird so mancher einwenden, dass man beispielsweise auf das „Harman Kardon“ Soundsystem oder das Panoramaglasdach gut und gerne verzichten kann. Das stimmt, und im Falle des Glasdaches würden wir sogar dringend dazu raten: dieses ist nämlich nicht durch eine Rollo beschattbar und im Sommer wohl fast gemeingefährlich. Aber abgedunkelte Scheiben ab der B-Säule oder eine elektrische Heckklappe sollten bei einem Basispreis von € 70.127,91 dann doch inkludiert sein.

Das Platzangebot ist wie erwartet gut, auch die Variabilität der Einzelsitze (die Dreierbank im Heck gibt’s nicht mehr), welche zudem deutlich leichter wurden, gefällt. Toll ist die über die ganze Innenraumlänge verschiebbare, höhenverstellbare Multifunktions-Mittelkonsole, die neben Ablagen und Becherhaltern auch klappbare Tischchen enthält, allerdings ebenfalls aufpreispflichtig ist. Gänzlich andere Eindrücke sammelt man im Hyundai Staria, der als „Captain Future“ seinem Namen nicht nur in der Außenansicht gerecht wird. Auch im Innenraum überzeugt er mit moderner Coolness sowie mit seiner überkompletten, gänzlich aufpreisfreien Premium-Ausstattung. Als einzige Extras finden sich Lackierung („Shimmering Silver Metallic“) und „Designpaket Brass“ (Farbakzente für Felgen, Außenspiegel, Kühlergrill und Türgriffe) für exakt € 1.000,- extra.

Die Fahrstufen werden per gut sichtbaren Tasten gewechselt, der mittige Touchscreen ist gut ablesbar, wenngleich die Bedienung „dank“ Touch-Funktion aber etwas Geschick und lange Arme erfordert. Am Lenkrad auch hier herkömmliche Knöpfe, inklusive dem Taster für den (ebenfalls wenig feinfühligen) Spurhalteassistenten. Ein wirklich tolles, nützliches Gimmick und Sicherheits-Plus sind die Abbiege-Kameras in den Außenspiegeln, deren Bild je nach Blinker-Betätigung links oder rechts im Instrumentendisplay eingeblendet wird.

Datencheck Hyundai Staria

Motor, Antrieb

Vierzylinder-Turbo-Diesel, 2.199 ccm, 130 kW/177 PS bei 3.800 U/min, 430 Nm bei 1.500-2.500 U/min, 8-Stufen-Automatikgetriebe, Allradantrieb

Maße, Gewichte und Ladevolumen

LxBxH (mm) 5.253/1.997/1.990 Leer Gew./Zul. Ges. Gew. (kg) 2.438/3.030 Anhängelast ungebr./gebr. (kg) 750/1.500 Ladevolumen (l) 431 Tankinhalt (l) 75

Beschleunigung, Spitze, Elastizität

0-100 km/h (s) Spitze (km/h) 60-100 km/h (s) 80-120 km/h (s) 13,2 180 8,2 9,9

Verbrauch (l/100 km) Normverbrauch WLTP

8,5-8,9 Testverbrauch 10,0 CO2-Emission (g/km) 222-232 (WLTP)

Preis

€ 69.490,-

Plus:

Ausstattung, Platz, Optik, Preis

Minus:

Leistung, Zentraldisplay schwer zu erreichen

”Der VW T7 fährt sich knackiger, mit weniger Wankbewegung, auch der Antritt gelingt souveräner.“

Das Platzangebot: fürstlich! Absolutes Highlight sind die Captain-Chairs in der zweiten Reihe, die inklusive ausfahrbarer Fußstützen sowie mit Sitzheizung und Belüftung (beides übrigens auch auf den Vordersitzen) wahrlich königliches (Mit-) Reisen ermöglichen. Hier eine DreierBank in der dritten Reihe, die ausgebaut werden kann. Der Restkofferraum ist ähnlich groß wie im VW, allerdings war der T7 „nur“ die kurze Variante.

Fahren und Fühlen

Im Fahrbetrieb spielt der VW T7 seine Erfahrung aus. Er fährt sich knackiger, mit weniger Wankbewegung, auch der Antritt gelingt mit den 204 PS aus dem 2,0 Liter Turbobenziner souveräner. Geschmälert wird der gute Eindruck aber leider von den deutlichen Antriebseinflüssen auf die Vorderräder und dem äußerst unharmonisch agierenden 7-Gang DSG-Getriebe sowie durch den – erwartbar – verhältnismäßig hohen Verbrauch von gut 11 Litern. Klar, es gibt einen Hybriden, dennoch werden viele Kunden auf den Diesel warten.

Ein solcher bewegt dagegen den Hyundai Staria, wenngleich 177 PS mit den stolzen 2.438 Kilogramm Leergewicht eine schwere Aufgabe zu lösen haben. Der Vortrieb ist dank Diesel-Drehmomentwelle im Alltag aber ausreichend, Überholmanöver auf der Landstraße geraten allerdings zur nervenaufreibenden Aktion. Die 8-GangWandlerautomatik schaltet sanft und unauffällig, der Verbrauch pendelt sich bei zehn Litern ein. Ebenfalls dem Gewicht geschuldet ist die größere Seitenneigung, das Fahrverhalten bleibt dennoch immer sicher, vor allem auch dank dem Allradantrieb, welcher im Hyundai Staria Testwagenpreis von € 70.490,- ebenfalls inkludiert ist.

Der VW T7 schlägt in der von uns getesteten Ausstattung hingegen mit stolzen € 96.896,31 zu Buche. Das ist, gelinde gesagt, wie Captain Kirk in seinen Filmauftritten: mutig. Ja, der VW ist bis ins Detail durchdacht und äußerst hochwertig. So viel schlechter schlägt sich Hyundais Captain Future allerdings nicht, um den enormen Preisunterschied gänzlich zu rechtfertigen. Und dann zieht bei der Zielgruppe wohl auch noch der im Staria verbaute Dieselmotor sowie dessen größeres Platzangebot. mw

Datencheck VW T7

Motor, Antrieb

Vierzylinder-Turbo-Benziner, 1.984 ccm, 150 kW/204 PS bei 5.000-6.500 U/min, 320 Nm bei 1.600-4.300 U/min, 7-Stufen-DSG, Frontantrieb

Maße, Gewichte und Ladevolumen

LxBxH (mm) 4.973/1.941/1.903 Leer Gew./Zul. Ges. Gew. (kg) 2.002/2.850 Anhängelast ungebr./gebr. (kg) 750/2.000 Ladevolumen (l) 469 Tankinhalt (l) 60

Beschleunigung, Spitze, Elastizität

0-100 km/h (s) Spitze (km/h) 60-100 km/h (s) 80-120 km/h (s) 9,4 200 4,8 5,5

Verbrauch (l/100 km)

Normverbrauch WLTP Testverbrauch CO2-Emission (g/km)

Preis

8,8 11,0 175 (WLTP)

€ 70.127,91-

Plus:

Optik, Fahrwerk, Leistung

Minus:

Getriebe, Preis

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