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Fahrzeugrückgabe
from aboutFLEET 02/2021
Im Endspurt auf die Kosten achten!
Oft machen Einkäufer und Fuhrparkverantwortliche den Fehler, zwar bei der Anschaffung auf jeden Franken zu achten, aber die Rückgabe ausser Acht zu lassen. Dabei lassen sich vor allem im letzten Drittel der Fahrzeugnutzung schon Vorkehrungen treffen, die richtig Geld sparen.
Ganz besonders in Krisenzeiten. Text: Michael Hetzmannseder / Interview: Rafael Künzle
Eine der wichtigen Aufgaben eines Flottenverantwortlichen ist, den Firmenfuhrpark mit möglichst geringem Kostenaufwand zu steuern. Aufgrund der vielen Möglichkeiten und Einflussfaktoren wie Car-Policy, Finanzierungs- oder Kaufvarianten, Eigenverwaltung oder Fuhrparkmanagement, Eigenwartung, Fremdwartung oder Wartungsvertrag, die alle einen grossen Einfluss auf die Kosten haben, gibt es keinen für alle Fuhrparkkonstellationen gültigen Kostensicherungsprozess. Wenn die Entscheidungen über Car-Policy, Finanzierung, Finanzierungspartner, Fuhrparkmanagement, Wartung etc. gefallen sind, sind auch die Kosten vertraglich vereinbart und damit relativ klar vorgegeben. Den Kostenaufwand kann man in diesen vertraglich vereinbarten Rahmenbedingungen der Laufzeit kaum ändern. Erst wenn Neuanschaffungen oder Auftragsvergaben an Dienstleister anstehen oder Sondereffekte entstehen, kann man über Kosten verhandeln.
Im letzten Drittel gehts ums Geld
Es gibt aber eine Phase der Fahrzeugnutzung, in der der Fuhrparkleiter fast unabhängig von den eingangs erwähnten Faktoren Einfluss auf die Kosten nehmen kann. Des Weiteren kann er in dieser Phase die Vorarbeit für eine reibungslose Fahrzeugrückabwicklung ohne ungeplante Zusatzkosten leisten. Gemeint ist das letzte Drittel der Fahrzeugnutzung, mindestens aber die letzten sechs Monate der geplanten Nutzungsdauer. Im Vertrieb wird diese Phase auch die sogenannte Wiedermotorisierungsphase genannt.
«Es gibt eine Phase der Fahrzeugnutzung, in der der Fuhrparkleiter fast unabhängig Einfluss auf die Kosten nehmen kann.»
Das ist jene Zeit, in der sich der Händler beziehungsweise Verkäufer in der Regel noch intensiver um den Kunden kümmert, da er ja ein Anschlussgeschäft anstrebt. Und genau da hat der Fuhrparkleiter Möglichkeiten, auf die Kosten Einfluss zu nehmen. Denken Sie dabei an einige Entwicklungen, die sich in einem Fuhrpark fast zwangsläufig ergeben. Gegen Ende der Laufzeit entstehen durch verschiedene Einflüsse kleinere oder auch grössere Unterschiede der tatsächlichen Kilometerleistung zur vereinbarten Leistung.
Dadurch ergeben sich auch unterschiedliche noch zu erwartende Serviceaufwendungen bis zum Ende der Laufzeit. Zudem könnte auch ein zusätzlicher Aufwand für Sommer-/ Winterreifen entstehen, der in Relation zur erwartenden Restlaufleistung des Fahrzeugs unwirtschaftlich wäre. Das ist insofern wichtig, da bei der Fahrzeugrückgabe Mehrkilometer, fällige Services oder verschlissene Reifen praktisch immer zu Abschlägen beim Rückkaufwert führen, Minderkilometer, gerade erst durchgeführte Services oder neuwertige Reifen aber nicht in gleichem Masse zu einer Erhöhung des Restwerts führen.
Grosses Einsparungspotenzial
Und genau hier liegt der Schlüssel zur Kosteneinsparung. Wenn der Fuhrparkleiter in dieser Phase das Recht hat, etwa die Monteurbusse untereinander zu tauschen, können dadurch recht einfach Kilometerleistungen nivelliert werden, zusätzliche Servicekosten eingespart und auch Zusatzkosten für neue Reifen verhindert werden. Sollte das nicht möglich sein, kann man Fahrzeuge, in die vor dem Ende der geplanten Nutzungsdauer viel investiert wurde, herauskaufen und weiter nutzen. Diese Möglichkeiten bieten sich vornehmlich dann, wenn eine Car-Policy für vergleichbare Mitarbeiterpositionen vergleichbare Fahrzeuge vorgibt beziehungsweise dies die Vereinbarungen mit dem Finanzierer und dem Fuhrparkmanager zulassen.
Eine weitere Variante, Kosten zu sparen oder sich vor unangenehmen Überraschungen bei der Fahrzeugrückgabe zu schützen, ist, das Fahrzeug vor Ablauf der Nutzphase einem Vorabcheck beim Händler zu unterziehen. Dadurch wird rechtzeitig erkannt, ob es zu unerwarteten Abschlägen beim Restwert kommen wird. Hier ergibt sich Kosteneinsparungspotenzial einfach dadurch, dass man Kleinstschäden unter der Selbstbehaltsgrenze der Kaskoversicherung zum Beispiel mit Smartrepair-Methoden oder über einen Sammelauftrag in einem freien Lackierzentrum kostengünstig reparieren kann.
Mitunter empfiehlt es sich, je nach Finanzierungsmodell, beschädigte Fahrzeuge an
Mitarbeiter weiterzugeben oder sogar frei zu verkaufen. Auch da ergeben sich Mehrerlöse im Vergleich zur Rückgabe beim Händler. Nicht zu vergessen ist auch die Tatsache, dass sich der Händler und der Verkäufer im Hinblick auf ein Folgegeschäft im Rahmen ihrer Möglichkeiten kulanter verhalten werden als ohne Folgegeschäft.
Mehr Homeoffice – weniger Fahrten
Jetzt noch ein paar Worte zu den Folgen der Corona-Krise. Abgesehen von den unmittelbaren Einflüssen in der Lockdown-Phase hat die Krise auch die gesamte Arbeitswelt schon nachhaltig verändert.
• Man hat gelernt, dass nicht alle Präsenzmeetings in der Firma oder beim Kunden stattfinden müssen. • In einigen Fachbereichen können Mitarbeiter sogar die überwiegende Zeit vom
Homeoffice aus arbeiten. • Manche Supportleistungen bei Kunden, die früher persönlich erledigt wurden, erfolgen jetzt online. • Angebotspräsentationen finden ebenfalls teilweise schon virtuell statt. • Das alles hat Einfluss auf die Kilometerleistung der Fahrzeuge und auch auf den Serviceaufwand. Durch den geringeren Verkehr sinkt in der Regel auch das ohnehin schon rückläufige Schadenaufkommen. Und hier ergeben sich Einsparungspotenziale, die indirekt mit dem Auto zu tun haben.
«Nutzen Sie auch die Car-Policy, um direkten Einfluss auf die Rückgabekosten zu nehmen und mehr Flexibilität zu bekommen.»
Denken Sie etwa daran, dass Sie mangels freier Parkplätze Dauerparkplätze im Bürogebäude angemietet haben. Auch hier wird sich der Bedarf wegen Homeoffice und Co. reduzieren.
Verhandeln Sie mit Ihren Partnern
Verhandeln Sie mit Ihren Leasinggebern wegen Minderkilometern über eine Reduktion der Rate, eine Erhöhung des Restwertes oder auch über eine Verlängerung der Laufzeit. Sprechen Sie wegen eines besseren Schadenverlaufs mit Ihren Versicherungen über die anteilige Rückzahlung bereits bezahlter Prämien. Oder Sie treffen – wenn nicht schon vorhanden – eine Bonusregelung für Prämienüberschüsse bei positivem Schadenverlauf. Wenn Sie während des Lockdowns Fahrzeuge stillgelegt haben, sollten Sie mit der Versicherung über eine verringerte Prämie (Ruheprämie) verhandelt haben oder jetzt im Zuge dieser Verhandlungen den Ball neu aufnehmen. Letzten Endes ist jetzt auch der Zeitpunkt gekommen, die Car-Policy an diese Veränderungen anzupassen. Das geht vom Nivellieren unterschiedlicher Kilometerstände im letzten Drittel der Nutzungsdauer über das Ausverhandeln neuer Kilometer-Untergrenzen für die Berechtigung zum personenbezogenen Dienstwagen bis hin zum Aufbau eines Fahrzeugpools für Gelegenheitsfahrer. Dieser Pool kann zum Beispiel auch mit Fahrzeugen gespeist werden, die aus genannten Gründen obsolet wurden. Wie Sie sehen, sind die Anforderungen an einen Fuhrparkleiter deutlich komplexer, als oft angenommen wird; eine Tatsache, die sich in vielen Betrieben noch nicht herumgesprochen hat.
Nachgefragt
Gilbert Walther, Head of Fleet Services & Aftermarket Networks, Arval Schweiz
Worauf sollten Flottenverantwortliche achten, damit die Fahrzeugrückgabe nach Leasingende reibungslos klappt?
Die wichtigste Komponente der Vorbereitung beginnt bereits ab dem ersten Tag der Nutzung. Ein Full-Service-Leasing dauert in der Regel mehrere Jahre, und die Fahrzeuge legen in dieser Zeit viele Kilometer zurück. Deshalb ist es sehr wichtig, dass man die Nutzer darauf hinweist, von Anfang an stets sorgfältig mit den Fahrzeugen umzugehen. Schäden sollten rasch, gleich nachdem diese entstanden sind, fachmännisch repariert werden. Die kontinuierliche Instandstellung der Schäden am Fahrzeug erhält einerseits die Sorgfalt des Fahrers sowie die Wertigkeit des Fahrzeugs selbst. Steht die Rückgabe kurz bevor, so empfiehlt es sich immer zu prüfen, ob Reserveschlüssel, Zweitbereifung und mit dem Fahrzeug erworbenes Zubehör auffindbar sind.
Welche Aspekte führen am häufigsten zu Uneinigkeiten bei der Fahrzeugrückgabe?
Falls es zu Uneinigkeiten kommt, dann handelt es sich dabei meist um verschiedene Betrachtungsweisen zu den akzeptablen oder nicht akzeptablen Schäden. In einigen Fällen können auch die damit verbundenen Kosten einen Diskussionspunkt darstellen.
Wie lassen sich solche Konflikte vermeiden?
Kosten bei der Fahrzeugrückgabe sind ein viel diskutiertes Thema und wohl auch einer der Gründe, weshalb sich einige Fahrzeugbesitzer bisher noch nicht für ein Leasing entschieden haben. Der wichtigste Punkt ist hier, von Anfang an volle Transparenz und Verständnis für beide Seiten zu schaffen. Es ist von hoher Wichtigkeit, dass die Rückgabebestimmungen der Leasinggesellschaft bereits bei Vertragsabschluss genau geprüft werden. In den meisten Fällen liegt ein sogenannter Return-Guide (Rückgabeleitfaden) vor. Dieser beschreibt exakt die akzeptablen und nicht akzeptablen Schäden, meist auch mit Fotos illustriert. Kennt man diesen Return-Guide, kann man als Flottenverantwortlicher bereits während der Laufzeit achtgeben, dass solche Schäden laufend repariert werden. Die Leasingfirma hingegen sollte von Anfang an darüber orientiert sein, welchen Einsatzzweck ein Fahrzeug hat. So können Massnahmen ergriffen werden, um zusätzliche Schäden zu vermeiden.
Wird bei Fahrzeugen mit kürzeren Laufzeiten bei der Rückgabe genauer hingeschaut als bei solchen mit langjährigen Verträgen?
Nein. Jedes Fahrzeug wird völlig unabhängig von Alter oder Kilometerstand immer exakt und mittels desselben Ablaufs inspiziert. Den Unterschied macht allerdings die Einstufung der Schäden. Bei einem neueren Fahrzeug mit nur wenigen Kilometern wird ein Schaden weniger stark abgeschrieben als bei einem älteren Fahrzeug mit vielen Kilometern. Ein Nutzfahrzeug darf in der Regel auch Kratzer aufweisen in der Ladezone. Wie man auf diese Unterschiede in der Bewertung und Abschreibung kommt? Die Leasinggesellschaft möchte keinen Gewinn mit abgerechneten Schadenkosten bei der Rückgabe erzielen, sondern lediglich den Wertverlust durch die vorhandenen Schäden decken. Denn es liegt in der Natur der Sache, dass der Käufer eines Gebrauchtwagens preisliche Abstriche macht bei Beschädigungen. Dies natürlich auch unter Berücksichtigung von Alter und Laufleistung.
Gibt es auch Alternativen, anstatt die Fahrzeuge nach Leasingende einfach zurückzugeben?
Ja. Die Fahrzeuge können meist auch zu interessanten Konditionen durch den Kunden erworben werden. Kauft der Kunde sein Fahrzeug gleich selbst, so kennt er sein Fahrzeug bereits bestens und trifft nicht auf unliebsame Überraschungen.
Fahrzeugrückgabe: Damit am Ende keine böse Überraschung wartet
«Alles, was einen Anfang hat, hat auch ein Ende, und meistens hat das, was ein Ende hat, auch eine Fortsetzung» – ein Sprichwort, das perfekt zur Rückgabe von Leasingfahrzeugen passt. Denn nicht selten führt das Ende, respektive die Fahrzeugrückgabe, zu einer ungewollten Fortsetzung in Form von Streitigkeiten zwischen den Vertragsparteien. Text: Rafael Künzle
Wenn der Leasingvertrag eines Fuhrparks ausläuft, fangen die Differenzen zwischen den einzelnen Vertragsparteien erst an. aboutFLEET hat einige Tipps zur reibungslosen Fahrzeugrückgabe zusammengestellt nach dem Credo: «Ende gut, alles gut.»
Gut vorbereitet sein
Eine seriöse Vorbereitung auf die Fahrzeugrückgabe spart Zeit und Nerven. Dazu zählt, den Zustand der Flottenfahrzeuge anhand von Fotos ausführlich zu dokumentieren. Dies empfiehlt sich insbesondere für kleinere Mängel, welche oft zu Diskussionen führen.
Denn längst nicht jede Gebrauchsspur ist auch ein Schaden. Deshalb lohnt es sich, den Zustand der Fahrzeuge generell und besonders mögliche Konfliktpotenziale bildlich zu dokumentieren und schriftlich zu rapportieren. Zudem helfen die Schadenkataloge der Leasinggesellschaften bei den meisten Fragen. Sie listen auf, was bei einer normalen Nutzung alles passieren kann und darf. Im Zweifelsfall liegt die Beweislast bei der Leasinggesellschaft. Tipp: Die Rückgabe ganzer Fahrzeugflotten sollte nicht im Alleingang erfolgen. Es empfiehlt sich, einen Zeugen mitzunehmen.
Regelmässig hegen und pflegen
Bereits vor dem Ablauf der Leasingfrist können Unternehmen einiges dafür tun, damit kein Ende mit Schrecken lauert. Entsprechend empfiehlt sich eine regelmässige Pflege des Fuhrparks, das Einhalten von Inspektionsterminen oder der rechtzeitige Austausch von Verschleissteilen. Dadurch kann eine übermässige Abnutzung verhindert werden, die zu Folgeschäden führt und den Wert der Fahrzeuge übermässig reduziert. Dies gilt übrigens auch für die Reifen: Sollte das Profil zum Ende des Leasings ohnehin nicht mehr den Anforderungen für die Rückgabe entsprechen, empfiehlt sich ein frühzeitiger Austausch. Damit fahren Unternehmen nicht nur finanziell besser, sondern auch sicherer.
Kleine Schäden vor der Rückgabe beheben
Bei kleineren Schäden, welche keinen Komplettaustausch von Fahrzeugteilen erfordern, lohnt es sich, diese vor der Rückgabe instand setzen zu lassen. Dank Smartrepair gibt es heute vielfältige Möglichkeiten, kleine Schäden an Blech- und Kunststoffteilen kostengünstig, professionell und schnell ausbessern zu lassen – ohne teuren Austausch ganzer Karosserieteile. Hinweis: Unternehmen sollten sich stets vorab informieren, ob die geplante SmartrepairInstandsetzung auch den Anforderungen des Leasinggebers entspricht.
Gründliche Aufbereitung lohnt sich
Der erste Eindruck zählt, dies gilt auch bei der Rückgabe von Leasingfahrzeugen. Denn bei einem stark verschmutzten oder ungepflegten Auto schauen die Gutachter vielleicht genauer hin. Werden die Flottenfahrzeuge hingegen in einem gepflegten und sauberen Zustand abgegeben, lässt dies den Gutachter auf einen sorgfältigen Umgang mit den Firmenfahrzeugen schliessen. Die Annahme, dass auch der technische Zustand entsprechend erfreulich ist, liegt in diesem Fall nahe. Kleinere Unzulänglichkeiten werden bei einem erstklassigen Allgemeinzustand zudem eher akzeptiert. Dabei müssen die Mitarbeitenden nicht unbedingt selbst zu Staubsauger und Poliertuch greifen. Oft lohnt es sich, den Wagen von Profis in Form bringen zu lassen. Gut zu wissen: Die Kosten für eine professionelle Aufbereitung sind meist nicht allzu hoch (rund 300 Franken), was sich am Ende ausbezahlen dürfte.
Protokoll sorgfältig prüfen
Nach der Inspektion gilt es, verschiedene Formulare/Protokolle zu unterzeichnen. Lassen Sie sich nicht hetzen, dieses ohne sorgfältige Prüfung zu unterzeichnen. Achten Sie darauf, dass das Formular vollständig ausgefüllt ist und mögliche Schäden darin genau bezeichnet sind. Ein seriöser Provider wird damit einverstanden sein, wenn Sie diese wichtigen Unterlagen vor der Unterzeichnung im Unternehmen in aller Ruhe prüfen möchten. Sollte man Sie drängen, direkt vor Ort zu unterschreiben, ist äusserste Vorsicht geboten. Auch auf mündliche Absprachen sollte man sich nicht verlassen. Verlangen Sie, alle Punkte schriftlich festzuhalten, und eine Kopie aller Unterlagen.
Gebrauchsspur oder Schaden?
Was wird bei der Fahrzeugrückgabe von den Leasinggesellschaften als Gebrauchsspur akzeptiert, und was wird als kostenpflichtiger Schaden taxiert? Wir haben den Return-Guide (Rückgabeleitfaden) von Arval unter die Lupe genommen.
Beulen
Kleine Beulen gelten als Gebrauchsspuren. Gebrauchsspuren sind Beschädigungen, die beim normalen Gebrauch des Fahrzeugs auftreten und mit dessen Kilometerstand und Alter in Verbindung stehen. Derartige Beschädigungen sind akzeptabel, sofern ihr Durchmesser nicht über 1 cm hinausgeht, die Lackierung nicht beschädigt wurde, keine Wölbung entstanden ist und je Karosserieteil nicht mehr als eine Beule vorhanden ist. Nummernschilder dürfen nicht beschädigt oder verbogen sein.
Kratzer und Lackschäden an der Karosserie
Oberflächliche Kratzer, die durch die Anwendung von Autopolitur behoben werden können und nicht länger als 3 cm und breiter als 1 mm sind und zu keiner Beschädigung der Grundierung führen, sind akzeptabel. Nicht akzeptabel hingegen sind alle Kratzer, welche länger als 3 cm und breiter als 1 mm sind sowie mit Beschädigung der Grundierung. Hagelschäden, Löcher in der Karosserie sowie fehlende oder abgebrochene Teile sind ebenfalls nicht akzeptabel.
Rost & Ätzstellen
Rostspuren, die nicht durch Schäden verursacht wurden, sind akzeptabel. Inakzeptabel hingegen sind Rostspuren, welche aus einem nicht reparierten Schadenfall hervorgehen. Vogelkot kann Lackschäden verursachen, wenn er nicht rechtzeitig durch Polieren beseitigt wird. Lackschäden in Form von Ätzstellen durch Vogelkot oder andere Flüssigkeiten sind nicht akzeptabel.
Steinschlagschäden
Steinschlag kann Fahrzeuge vorne an der Karosserie, an der Motorhaube, am Kühlergrill, an der Stossstange oder an der Schürze beschädigen. Bis zu zehn feine Steinschläge pro Bauteil ohne Beschädigung der Grundierung gelten als akzeptabel. Bei Nutzfahrzeugen kann auch die Vorderseite des Dachs beschädigt werden.
Stossfänger und Kunststoffteile
Leichter Lackabrieb am Stossfänger sowie Beeinträchtigungen, die nicht auspoliert werden können, werden bis zu einer Länge von 10 cm akzeptiert, solange sie den Grundwerkstoff nicht verletzen und die optische Erscheinung nicht negativ beeinflussen. Auf Zierleisten sowie Türgriffen und Stossfängern werden bis zu drei feine Kratzer akzeptiert. Kratzer mit mehr als 2 cm Länge werden nicht akzeptiert.
Rückspiegel
Nicht akzeptabel sind tiefe Kratzer, die länger als 2 cm sind oder wenn das Spiegelgehäuse gerissen oder das Spiegelglas zerbrochen ist. Feine Kratzer, die nicht länger als 2 cm sind und auspoliert werden können, sind akzeptabel.
Beleuchtungseinheiten & Verglasung
Schäden an einer Beleuchtungseinheit sind akzeptabel, sofern keine Teile der Einheit fehlen, keine Teile zerbrochen sind oder Risse aufweisen und keine Kratzer an der Beleuchtungseinheit bestehen. Akzeptabel sind Schäden, welche durch die offizielle MFK-Prüfung nicht beanstandet würden. Kratzer an Heck und Seitenfenstern sowie der Frontscheibe sind nicht akzeptabel. Geringfügige Steinschlagspuren auf der Frontscheibe, welche nicht im Sichtbereich sind und unter 2 mm, sind deshalb akzeptabel.
Felgen/Radkappen
Felgen und Radkappen dürfen am äussersten Rand feine Kratzer aufweisen, sofern diese insgesamt nicht über eine Grösse von 10 cm hinausgehen. Die Felgen und Radkappen müssen vollständig sein und dürfen nicht deformiert sein. Fehlende Radkappen sind nicht akzeptabel.
Einstiegsbereich
Bis zu drei feine Kratzer ohne Beschädigung der Grundierung im Türfalz werden akzeptiert. Beulen sowie tiefe Kratzer mit Beschädigung der Grundierung werden nicht akzeptiert.
Kofferraum
Bis zu drei oberflächliche Kratzer unter 2 cm Länge auf dem Ladekantenschutz, die durch normale Benutzung entstehen, sind akzeptabel. Zerrissener oder stark verschmutzter Kofferraumteppich, welcher nicht durch einfache Reinigung gereinigt werden kann, sowie Schäden an Tür oder Kofferraumdichtungen sind nicht akzeptabel.
Innenraum
Leichte und einfach zu reinigende Flecken auf den Sitzen, die mit normalen Reinigungsmitteln entfernt werden können, sind akzeptabel. Durch Verschleiss entstandene Abriebstellen am Sitzpolster sind wenn, dann nur am Fahrersitz akzeptabel. Risse, Brandflecken und Löcher in den Sitzen sind nicht akzeptabel. Der Fahrzeughimmel darf keine Flecken oder Schäden aufweisen. Risse und Löcher und tiefe Kratzer von mehr als 2 cm in den 02/2021Türverkleidungen und am Armaturenbrett oder Lenkrad sind nicht akzeptabel. Fussmatten dürfen Abnutzungen aufweisen und sind akzeptiert. Fahrzeugbodenteppiche hingegen dürfen keine Schäden aufweisen. aboutFLEET
Den Schadenexperten über die Schulter geschaut
Was passiert mit den Flottenfahrzeugen, wenn das Leasing beendet ist? Wer entscheidet, was eine Gebrauchsspur oder ein Schaden ist, und wie geht eine Schadenexpertise im Detail vonstatten? aboutFLEET durfte den Spezialisten der Galliker Transport AG beim Besuch des neuen Car Expert Center über die Schultern blicken.
Text: Rafael Künzle
Rund 7000 bis 8000 Leasingfahrzeuge durchlaufen nach Ablauf ihrer Vertragslaufzeit jährlich den Rücknahmeprozess bei der Galliker Transport AG – Tendenz steigend. Die Fahrzeuge erreichen den Firmensitz in Altishofen auf dem Rücken eines LKW, wo sie im neu erstellten Remarketing Kompetenz Center der Abteilung Car Logistic empfangen und genau unter die Lupe genommen werden. Eine erste Bestandesaufnahme findet aber bereits vor dem Verlad beim Händler oder am Firmenstandort statt. «Unsere Chauffeure erstellen mittels Galliker-App das kundendefinierte Rücknahmeprotokoll und erfassen per Foto offensichtliche Schäden. Das erstellte Protokoll wird anschliessend von beiden Parteien unterzeichnet und direkt per E-Mail an einen gewünschten Verteiler versandt», erläutert Franz Tschopp, Leiter Verkauf Service AG, der uns zusammen mit Daniel Guerreiro, Key-Account-Manager, empfängt. Zum einen sind die Mitarbeitenden dadurch bei der Fahrzeugankunft bereits über den generellen Zustand des Fahrzeugs informiert, da sämtliche Daten umgehend digital übermittelt werden. Andererseits habe man im Zweifelsfall einen bildlichen Beweis. Das gemeinsam erstellte Rücknahmeprotokoll schafft für alle im Prozess involvierten Parteien Transparenz und Sicherheit.
Das neue Car Expert Center
Nach der Ankunft auf dem Firmenareal gehts für die Fahrzeuge erst mal durch die Waschstrasse, ehe sie ins sogenannte Vordepot, ein gedecktes Car-Parking mit über 1000 Plätzen, rollen. Um nicht die Übersicht zu verlieren, sind sämtliche Fahrzeuge zu diesem Zeitpunkt
bereits elektronisch im System der Galliker Transport AG erfasst. Bevor die zur Bewertung eingeplanten Leasingrückläufer ins neue Car Expert Center überbracht werden, wird mittels Unterbodenscanner der Zustand des Unterbodens sowie die Reifenprofiltiefen festgehalten – eine von vielen Eigenkonstruktionen des innovativen Innerschweizer Familienunternehmens, das mittlerweile in der dritten Generation geführt wird.
Kein Schaden bleibt ungesehen
Im kürzlich fertiggestellten Car Expert Center werden die Fahrzeuge als Erstes «neutralisiert». Das heisst: Allfällige Beschriftungen sowie externe Geräte wie Telematiksysteme werden fachmännisch ausgebaut. Inneneinrichtungen werden nach dem Ausbau retabliert, gereinigt und bis zum Einbau in ein Neufahrzeug zwischengelagert. Dieser Retablierungsprozess schafft einen grossen Mehrwert für Flottenkunden. Anschliessend erfolgt die eigentliche Schadenexpertise.
Dank modernster Lichttechnik (ebenfalls eine Galliker-Entwicklung) sowie technischen Hilfsmitteln (Massstab, Pfeile, Dellensegel etc.) können sämtliche Schäden transparent und aussagekräftig aufgenommen werden. Diese werden von den Schadenexperten (meist ehemalige Lackierer oder Spengler) je nach Schadenart (Dellen, Kratzer, Steinschläge etc.) mit unterschiedlichen Symbolen versehen sowie per Tablet oder Smartphone abgelichtet und in den Bewertungssystemen gespeichert. Zum Schluss steht ein Fotoshooting an. Die Occasionen werden auf dem Drehteller im hauseigenen Fotostudio fotografiert.
Bevor der Schadenrapport dem jeweiligen Leasingunternehmen digital zur Verfügung gestellt wird, werden sämtliche Befunde und Fahrzeugdaten in der Administration nochmals penibel gegengescheckt. Nach Abschluss des Rücknahmeprozesses werden die Fahrzeuge bis zum Wiederverkauf zwischengelagert.
Rund 15’000 Rückläufer pro Jahr
Ehe die Fahrzeuge den zweiten Lebenszyklus antreten, können die Fahrzeuge im Service Center repariert werden. Auch eine technische und optische Endkundenaufbereitung kann in Auftrag gegeben werden. Zu den 7000 bis 8000 jährlichen Leasingrückläufern kommen nochmals rund 8000 Gebrauchtwagen hinzu. Zudem bereitet die Galliker Transport AG im Car Center bis zu 30’000 Neuwagen pro Jahr endkundenfertig auf.