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AUTO&SIE Ulrike Lutz

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Kommunikation

Kommunikation

Isabelle Riederer,

ir@awverlag.ch

Einen an der Ampel haben!

Dass die Stadt Zürich am liebsten alle Autos verbannen, verbrennen oder verbieten würde, ist bekannt. Da das aber nicht so einfach ist, werden Autobesitzerinnen und -besitzer in Zürich schikaniert, bis die Rückspiegel traurig von der A-Säule herunterhängen und die Besitzer freiwillig auf ihren fahrbaren

Untersatz verzichten.

Nachdem bereits teilweise klammheimlich über Nacht immer mal wieder Parkplätze aus der blauen Zone verschwinden, hat die

Stadt Zürich jetzt offenbar ein neue Art des Autobashings gefunden. Apropos blaue

Zone: Ich frage mich, wie das funktioniert?

Hat die Stadt Zürich vielleicht so was wie nachtaktive Heinzelmännchen, die zur

Geisterstunde aus den Büschen kommen und still und leise die blauen Markierungen abschleifen?

Aber zurück zum neusten Clou: Ampeln!

Wo immer es geht, werden jetzt neue

Ampeln gepflanzt – ob sinnvoll oder nicht.

Meine neue Hassampel steht seit einigen

Wochen an der Bellerivestrasse – direkt auf Höhe des Strandbads Tiefenbrunnen.

Neulich fuhr ich also auf der Bellerivestrasse Richtung Rapperswil und zack, stand da diese Ampel und leuchtete rot. Fussgänger waren weit und breit keine zu sehen. Nun gut. Nach fünf Minuten Stillstand wurden die ersten Autofahrer nervös und fingen an zu hupen, nach zehn Minuten leuchtete die

Ampel immer noch rot. Das Hupen wurde intensiver und die Autokolonne immer länger.

Nach 20 Minuten rief ich bei der Polizei an.

Die wusste nichts von einer neuen Ampel, gelobte aber, vorbeizuschauen. Irgendwann riss dann auch bei mir der Geduldsfaden und ich fuhr über Rot weiter.

Auf dem Rückweg wollte ich wissen, ob die Ampel jetzt wenigstens funktioniert.

Doch schon von weitem sah ich, sie war rot, und bog kurz vorher rechts ab. Dieses Spiel mach ich nicht nochmal mit.

«IN EINEM CLASSIC CAR ZU FAHREN, IST WIE DIGITAL DETOX»

Seit über zwei Jahren ist Ulrike Lutz Leiterin von Porsche Classic. Wie sie als Quereinsteigerin ihren Platz bei Porsche fand und was sie von Elektro-Nachrüstkits für Oldtimer hält,

erzählt sie im Interview. Interview: Isabelle Riederer

AUTO&Wirtschaft: Frau Lutz, Sie sind Leiterin von Porsche Classic. Wie ist Ihr Werdegang? Ulrike Lutz: Ich bin eine klassische Quereinsteigerin. Ursprünglich habe ich Verwaltungswissenschaften studiert, mein Herz hat aber schon immer für das Werkstatt- und Schlosserhandwerk geschlagen. Das lag sicher auch an meinem Vater und zwei Vettern, die allesamt grosse Autoliebhaber waren. Meine Familie wollte aber, dass ich etwas lerne, was für Frauen zu dieser Zeit üblich war. Wir einigten uns darauf, dass ich dieses Studium absolviere und danach machen kann, was ich wollte, und das tat ich dann auch. Ich habe mein Studium erfolgreich abgeschlossen und steuerte danach direkt auf Porsche zu, um dort meine berufliche Zukunft zu suchen. Zu Beginn noch als klassische Aushilfe, habe ich mich dann über die Jahre weiterentwickelt und in zahlreichen Positionen in verschiedenen Bereichen Erfahrungen gesammelt, bis ich im Januar 2019 die Leitung von Porsche Classic übernehmen durfte.

Sie haben es selber erwähnt, dass Sie in einem autoverrückten Umfeld gross wurden. Ist das auch der Grund für Ihre Autofaszination? Ich glaube, mein Umfeld hatte sicher einen Einfluss darauf, aber es war mir schon in die Wiege gelegt. Schon als kleines Mädchen wünschte ich mir zum Geburtstag lieber einen Bagger oder ein Modellauto als Puppen. Diese Begeisterung für technische Dinge war einfach immer schon da. Ich glaube, das ist auch etwas, dass man einfach hat beziehungsweise was einem die Natur mitgegeben hat. Schon als kleines Mädchen war meine Modellautosammlung für mich wichtiger als alles andere.

Classic Cars üben für viele noch einmal eine ganze andere Faszination aus. Wie ist das bei Ihnen? Ich begeistere mich nicht nur für Klassiker, sondern auch für neue Fahrzeuge. Aber natürlich gilt: Umso älter die Fahrzeuge, umso mehr Erinnerungen verbindet man mit diesen Modellen. Klassische Fahrzeuge sind im Vergleich zu Neufahrzeugen viel unterschiedlicher, es gab früher mehr unterschiedliche Formen und mutigere Farben, als man heute im Strassenverkehr sieht. Vor allem glänzen sie viel mehr, weil früher viel mehr Chrom zum Einsatz kam. Klassiker sind natürlich auch in Bezug auf die Soundkulisse einmalig. Das Interieur hat einen ganz speziellen Geruch. Ich liebe diesen Moment, wenn man bei einem Oldtimer die Türe öffnet, sich reinsetzt und wohlfühlt, das ist ein ganz besonderes Gefühl.

Im Gegensatz zu Neufahrzeugen sind Classic Cars keine Smartphones auf vier Rädern. Fehlt da nicht manchmal etwas? Im Gegenteil, das ist gerade das Schöne an klassischen Fahrzeugen. Natürlich kann man sein Smartphone immer noch mitnehmen, aber man hat nicht diesen Digitalisierungsgrad wie bei Neufahrzeugen. In einem klassischen Auto ist man mit der Maschine allein und lässt das Moderne für einen Moment hinter sich. Wir nennen das auch gern «Digital Detox». Für mich sind es zwei Welten, die sich aber nicht ausschliessen. Kaum jemand würde heutzutage im Alltag auf moderne Assistenzsysteme im Auto verzichten wollen, aber um abzuschalten und aus dieser digitalen Welt zu entfliehen, gibt es nichts Schöneres als mit einem Oldtimer eine Ausfahrt zu machen.

Wie muss man sich einen normalen Arbeitstag der Leiterin von Porsche Classic vorstellen? Es gibt zwei Varianten – vor und seit Corona. Seit Beginn der Pandemie verbringe ich sehr viel mehr Zeit vor meinem Computer und in digitalen Meetings. Aber abgesehen davon ist mein Arbeitsalltag sehr vielfältig, da ein grosser Bereich dahintersteckt. Wir kümmern uns vor allem darum, dass unsere Klassik-Fahrzeuge auch weiterhin fahrbereit bleiben und die Ersatzteile verfügbar sind. Zu unserem Verantwortungsbereich gehören insgesamt mehr als 60’000 Ersatz- und Zubehörteile und die PorscheClassic-Werksrestaurierung. Zudem betreuen wir weltweit alle Porsche Classic-Partner und Porsche-ClassicZentren. Ein wichtiges Anliegen von Porsche Classic ist es ausserdem, Know-how an junge Mechaniker weiterzugeben. Ein weiterer Bestandteil unserer Arbeit sind zudem zahlreiche Events, bei denen der direkte Kontakt zu unseren Kunden und das Einholen von Feedback für uns sehr wichtig sind. So habe ich das grosse Vergnügen, in vielen verschiedenen Themen tief eingebunden zu sein und trotzdem immer wieder am Produkt zu arbeiten und mich mit den Technikern und Mechanikern im Team auszutauschen.

Frauen sind in der Automobilbranche oft noch in der Unterzahl –

Ulrike Lutz, Leiterin Porsche Classic.

vor allem auch in Führungspositionen. Fühlen Sie sich manchmal als eine Art Einhorn? Ich glaube, das nimmt eher mein Umfeld so wahr, als ich selbst. Zudem glaube ich, dass das in technischen Bereichen auch eher so bleiben wird, da sind wir wieder bei dem Thema – was wird einem in die Wiege gelegt und was nicht. Ich war als Kind unter den Mädchen die Ausnahme und so bin ich es jetzt unter den Führungskräften in technischen Bereichen. Zudem bin ich der Meinung, dass, wenn man seinen Job gut macht und das entsprechende Know-how hat, das Geschlecht gar keine Rolle spielen sollte. Ich habe in allen Bereichen, in denen ich bei Porsche tätig war, immer eine sehr offene Welt vorgefunden. Ich glaube, die Entwicklung, die im Bereich Chancengleichheit gerade stattfindet, ist gut und richtig. Es gibt nach wie vor noch einige Hürden, die genommen werden müssen. Deshalb schätze ich es auch sehr, dass ich als Mentorin bei Porsche meine Erfahrungen an junge Menschen weitergeben kann, egal, ob männlich oder weiblich.

Fahren Sie selber auch einen Classic Car? Ich fahre oft mit unseren eigenen klassischen Fahrzeugen. Porsche Classic hat einen beachtlichen Bestand an Erprobungsfahrzeugen. Wir nutzen sie für die Erprobung unserer Ersatzteilneuauflagen. Mustereinbauten und Fahrerprobungen gehören mit zu meinem Verantwortungsbereich, da kann man das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Die letzte Erprobungsfahrt war für unsere neues Infotainmentsystem PCCM und PCCM Plus. Ich persönlich habe im Moment keinen Klassiker, aber ich arbeite daran, dass mein nächstes Fahrzeug mich findet. Auf diesen Moment warte ich. Wie hat Sie denn Ihr letzter Klassiker gefunden? Mein letzter Oldtimer hat mich gefunden, hinter einem Zaun, wo er recht traurig auf einem Hof stand, vor sich hin rostete und offensichtlich nicht geliebt wurde. Da bin ich einfach mal reinspaziert, habe nach dem Besitzer gesucht – und in der Tat hat er ihn mir dann auch verkauft. Es war kein Porsche, aber immerhin ein Fahrzeug aus dem heutigen Volkswagen-Konzern, ein Audi 80 GTE, Baujahr 1978. Mit Begleitung eines Experten habe ich unter anderem an diesem Audi viel selbst repariert, nachgerüstet und restauriert. Umfassend restauriert habe ich ebenfalls unter fachkundiger Begleitung einen anderen Klassiker mit luftgekühltem Heckmotor, einen NSU 1200 C. Immerhin ein paar Parallelen zu meinen heutigen Steckenpferden.

Viele Frauen trauen sich nicht, Classic Cars zu fahren. Woran könnte das liegen und wie könnte man das ändern? Ich habe unter anderem auch einige Zeit als Instruktorin bei der Porsche Sport Driving School gearbeitet und da gab es immer mal wieder «Women Only»-Trainingstage. Was mir dabei aufgefallen ist, unabhängig vom Fahrzeugalter: Manche Frauen haben Berührungsängste mit Autos und das völlig unberechtigt. Aber wenn man sich darum ein bisschen kümmert, ist es unglaublich in welch kurzer Zeit die Damen tolle Fortschritte machen und manch männlichem Teilnehmer davonfahren. Ich glaube, man muss Frauen einfach motivieren, sie ab und zu ein bisschen bei der Hand nehmen und ihnen das Steuer überlassen. Wenn man das geschafft hat, entdecken die Damen die Freude an diesem Thema.

Neue CO2 Vorschriften und die Elektrifizierung verdrängen konventionelle Motoren und damit auch Classic Cars. Glauben Sie, dass es bald keine Oldtimer mehr auf den Strassen gibt? Das hoffe ich nicht, aber das Thema Umwelt und Nachhaltigkeit ist natürlich sehr wichtig und wird bei uns sehr ernst genommen. Deswegen beschäftigt sich Porsche nicht nur mit dem Thema Elektromobilität im Neufahrzeugbereich, sondern sehr intensiv auch mit den sogenannten E-Fuels. Das sind nahezu CO2-neutral hergestellte, synthetische Treibstoffe, mit denen Fahrzeuge mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren betrieben werden könnten. Diese Treibstoffe sind ein wichtiges und richtiges Thema. Mit E-Fuels könnten unsere Kunden etwa ihre klassischen Porsche oder auch unsere modernen Plug-in-Hybrid-Modelle künftig nahezu CO2-neutral fahren. Ein Nachrüstkit zur Umrüstung eines klassischen Porsches mit einem Elektroantrieb wird es in absehbarer Zeit bei Porsche Classic nicht geben. Eine Lösung, die sämtlichen unserer technischen und qualitativen Anforderungen gerecht würde, wäre preislich einfach nicht attraktiv. Dabei spielt auch meine persönliche Meinung, dass man damit einem Klassiker die Seele rauben würde, keine Rolle.

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