FAHRZEUGEINRICHTUNGEN
Ladungssicherung – darauf kommt es an Schwere Unfälle durch mangelhafte Ladungssicherung könnten oft verhindert werden – mit der richtigen Ausrüstung und etwas Grundwissen. Text: Rafael Künzle
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eim Beladen eines Fahrzeugs gilt grundsätzlich, dass die Ladung weder kippen noch verrutschen oder im schlimmsten Fall gar herabfallen kann. Dabei sollte der Schwerpunkt der Ladung in der Längsmittelebene des Fahrzeugs liegen und zudem so niedrig wie möglich gehalten werden. Ein Augenmerk gilt auch dem zulässigen Gesamtgewicht und den zulässigen Lasten der Achsen. Ladungssicherung ist nicht nur in sicherheitstechnischer Hinsicht wichtig, sie ist auch obligatorisch. Dabei spielt eine Vielzahl an Vorschriften und Gesetzen eine Rolle. SVG Art. 30 Abs. 2 besagt beispielsweise, dass «Fahrzeuge nicht überladen werden dürfen. Die Ladung ist so anzubringen, dass sie niemanden gefährdet oder belästigt und nicht herunterfallen kann. Überhängende Ladungen sind bei Tag und Nacht auffällig zu kennzeichnen.» Belangt werden können je nach Umstand neben dem Fahrer auch die Verantwortlichen im Unternehmen. So muss der Transporteur für die Ladung ein geeignetes Fahrzeug und Sicherungsmittel zur Verfügung stellen. Der Fahrzeuglenker ist wiederum für die korrekte Beladung und Sicherung der Güter verantwortlich. Sicherungsvarianten – Formschluss Eine Möglichkeit der Ladungssicherung besteht darin, dass die Güter, die transportiert werden sollen, so viel Platz einnehmen, dass der gesamte Laderaum vollkommen ausgenutzt wird. Es sollen keine Lücken oder Ecken frei bleiben, der Laderaum soll ausgefüllt sein. So kann nichts verrutschen und die Ladung ist gesichert. Falls notwendig kann zusätzlich mit Schlingen und Gurten gesichert werden. Kraftschluss Eine zweite Möglichkeit die Transportgüter zu sichern, ist die Ladungssicherung durch Kraftschluss. Die Ladung soll bei dieser Variante auf den Boden gepresst werden. Dies geschieht durch die Vorspannung der Gurte. Insgesamt wird dadurch die Haftreibung zwischen Ladung und Fahrzeugboden vergrössert. Die Anzahl der dafür benötigten Gurte kann anhand einer Formel schnell berechnet werden. Niederzurren Das Niederzurren ist die am häufigsten vorkommende Sicherungsart. Darunter
versteht man das kraftschlüssige Pressen der Ladung auf die Ladefläche durch die Zurrmittel. Somit wird die «Mikroverzahnung» zwischen Ladung und Ladefläche erhöht, welche auch mit einer Erhöhung der Reibung einhergeht! Diese grosse Reibungskraft hält somit die Ladung auf der beladenen Fläche fest. Beim Niederzurren wird das Zurrmittel direkt über die Ladung gespannt und auf beiden Seiten der Ladung an der Ladefläche eingehängt. Zusätzlich werden die Zurrgurte meistens mit einem Spannelement wie etwa einer Ratsche auf einer Seite der Ladung angespannt. Somit wird auf die Ladung eine Kraft ausgeübt, die als Vorspannkraft bezeichnet wird. Diese über die Zurrmittel ausgeübte Kraft sichert die Haftung der Ladung auf der Ladefläche und verhindert das Verrutschen. Direktzurren Eine weitere Methode der Ladungssicherung stellt das Direktzurren dar. Sie unterscheidet sich von der Sicherungsart des Niederzurrens, da hierbei die Vorspannkraft keine Rolle spielt und es sich um eine formschlüssige Sicherung handelt. Die Ladung wird gesichert, indem die Zurrmittel seitlich der Ladung leicht angespannt werden. Sie greifen an den Zurrpunkten an der Ladung an und setzen an den Zurrpunkten auf der Ladefläche ab. Die Ladung wird in Position gehalten und die Wirkung der von diesen Zurrmitteln ausgehenden Kraft macht sich
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erst dann bemerkbar, wenn das Ladungsgut sich bewegt. Diagonalzurren Für das Diagonalzurren benötigt man Zurrgurte oder Spanngurte mit Ratsche, rutschhemmende Unterlagen wie Antirutschmatten, Kantenschützer, um die Kanten und Ecken der Ladung zu schützen. sowie eine optimale Kraftübertragung der Vorspannkraft. Es gibt drei Techniken des Diagonalzurrens. Schrägzurren Beim Schrägzurren werden vier Zurrgurte in Quer- und Längsrichtung vom Ladegut aus zum Fahrzeugboden gespannt, wobei ein vertikaler Winkel zwischen Ladefläche und Sicherungsgurt von 90° entsteht (Zurrwinkel α). Beim Schrägzurren wird in alle Richtungen gesichert, sodass auftretende Massenkräfte über die Zurrmittel auf die Ladefläche übertragen werden. Kopflashing Kopflashing wird bei der Ladungssicherung angewendet, wenn das Ladegut nicht an der Stirnwand beziehungsweise Rückwand des Fahrzeugs positioniert werden kann. Beim Kopflashing wird eine Rundschlinge um die vorderen oder hinteren Oberkanten der Ladung gelegt und mit jeweils einem Zurrmittel verbunden, welches auf der Gegenseite mit einem Anschlagpunkt auf dem Fahrzeugboden verbunden wird. Alternativ kann jeweils ein Kantenaufsatz auf die beiden oberen