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Konzepte: Mit dem Partner durch schwierige Zeiten

Mit dem Partner durch schwierige Zeiten

Das Angebot von Werkstattkonzepten an die Partnerbetriebe muss sich an die Herausforderungen der Zeit anpassen. Wie gehen die Betreiber an die aktuellen Entwicklungen heran?

Von Mag. Bernhard Katzinger und Gerald Weiss

Vorausgeschickt sei unserem Überblick, dass die meisten Konzeptverantwortlichen in der Krise von keinem nennenswerten Wachstum berichten können – andererseits aber auch nicht davon, dass die große Investitionsangst umgeht. Über knapp 100 Partner verfügt das wohl markenstärkste Konzept Bosch Car Service nach wie vor in Österreich. „Dass wir in einigen Gebieten noch nicht vollständig aufgestellt sind, liegt auch daran, dass wir beim Qualitätsanspruch keine Kompromisse eingehen“, so Ing. Helmut Stuphann, MBA, Verkaufsleiter Automotive Aftermarket bei Bosch. „Derzeit suchen wir noch Bosch Car Service-Partner in Graz, Klagenfurt, Spittal an der Drau und im Burgenland.“

Digitale Services im Betrieb und zum Kunden hin

Das Ziel, die Produktivität einer Werkstätte zu erhöhen, gelinge zum Beispiel, wenn mittels Connected Repair einzelne Geräte miteinander kommunizierten. Darüber hinaus steige im Konzept die Bedeutung der Schulungen, aber auch des Marketing, so Stuphann. Endkunden können sich via Online-Buchungs-Portal nicht nur einen Termin aussuchen und buchen, sondern sich auch gleich online ein Preisangebot einholen. Auch bei den Stahlgruber-Konzepten Meisterhaft und BTS TurboExperte verfolgt man laut Ing. Roland Hausstätter, Geschäftsführer von Stahlgruber, „weniger quantitative als vielmehr qualitative langfristige Ausbaupläne. Wir haben mit 209 MeisterhaftPartnern bereits eine sehr gute Flächenabdeckung in Österreich. Das unterstützende Zusatzkonzept BTS TurboExperte verfügt derzeit über 166 Partner.“

Qualität für Kundenzufriedenheit

Hausstätter, der die Vielzahl der existierenden Konzepte mit teils stark unterschiedlicher Qualität bekannt kritisch sieht, betont, dass man Konzeptpartner suche, die „vom Erscheinungsbild und von der Arbeitsqualität die Erwartungen der Fahrzeughalter erfüllen. Kundenzufriedenheit ist das stärkste Potenzial für eine positive Geschäftsentwicklung.“ Die Muttergesellschaft LKQ Europe entwickle derzeit ein umfangreiches Trainingsprogramm (Online- und Präsenztraining), das ab 2022 angeboten werde. Bei Birner beziehen 300 Werkstatt-Partner 4 Konzepte – und das ist laut Konzeptberater und Projektleiter E-Mobilität Matthias Gneist mit leichten Fluktuationen seit Jahren so. Gefragt bleibe die

Mobilitätsgarantie, die als Kundenbindungstool Nr. 1 gelten könne. Beim Marketing fokussieren die Birner-Konzepte mehr und mehr auf Social Media und digitale Kanäle, bei ad Autodienst werde exklusiv noch Plakatwerbung gemacht. Für die SocialKampagnen sei eine eigene Agentur beschäftigt, die Betriebe können zwischen Paketen wählen. „Wir merken, dass viele Werkstätten, beispielsweise nach einem Generationswechsel sich dafür stark interessieren.“ Das Konzept ad Autodienst hat derzeit 122 Partner, Autofit wachse mit seinem modernen Auftritt schnell und halte derzeit bei 52 Betrieben. Auto Mobil Meisterwerkstatt verfügt über 102, Auto Profi Werkstatt 23 Partner.

Derendinger: viel Neues

Die umfassende Umstrukturierung bei SAG Austria (Derendinger) zeigt auf die Werkstattkonzepte keine direkten Auswirkungen, wie CEO Christian Doser uns sagt. Während das Premium-Werkstattkonzept plusService und das Budget-Werkstattkonzept Auto Werkstatt (in der Vergangenheit das meist abgeschlossene Konzept) bleiben, „ist das MediumKonzept Unicar mittlerweile eingestellt. Wir haben im letzten Jahr circa 8 Prozent der Systempartner verloren“, so Doser. Die Konzepte werden nunmehr von Arnold Stiebli betreut, der während der Recherchen zu diesem Beitrag die Arbeit aufgenommen hat. Die Verluste hätten nichts mit den Restrukturierungsmaßnahmen bei SAG Austria zu tun, betont Doser. Ziel sei es, die Entwicklung umzukehren und Visionen bei den Partnern zu erzeugen – eine „Stabilisierung bzw. Neuausrichtung der Firma für die Zukunft! Wir müssen in Zukunft mehr in Aus- und Weiterbildung unserer Werkstätten investieren.“ Brennpunktthemen seien etwa Diagnose, Hybrid oder der Zugang zu OE-relevanten Daten für den freien Aftermarket.

Stärker werden im Internet

Einen Schwerpunkt auf Online-Marketing setzt Point-S-Konzeptbetreuer Jörg Dölicke beim Konzept Automeister, das keine zahlenmäßigen Veränderungen für die abgelaufenen zwölf Monate vermeldet. „Wir sind ganz gut durch die Krise gekommen und wollen unsere Betriebe auch heuer vor Ort bestens unterstützen.“ Den Partnern helfe man stark im Bereich von Google-Kampagnen, für entsprechende Schulungen habe man eine Agentur engagiert. Die in der Krise eingezogene Gepflogenheit, alle zwei, drei Wochen ein digitales Podium zu bestimmten Themen anzubieten, werde man beibehalten, allerdings nicht, um Präsenztagungen zu ersetzen. Diese würden selbstverständlich wieder stattfinden.

In der Krise gefragt

Einen kontinuierlichen Ausbau der Konzeptpartner hat man sich bei ZF Aftermarket zum Ziel gesetzt. „Derzeit haben wir 299 [pro]Tech start und 105 [pro] Tech plus Partner in Österreich. Mit zukünftigen Aktionen wollen wir hier noch deutlich steigern“, so Andreas Henkelmann, Vertriebsmanager Österreich und Schweiz bei ZF Aftermarket. Man werde im Laufe des Jahres für den D-A-CHMarkt Aktionen starten, um mehr potenzielle ZF [pro]Tech start Partner zu erreichen; Genaueres werde zeitnah kommuniziert. „Die thematischen Schwerpunkte haben sich seit 2020 nicht essenziell geändert, wobei wir unsere Trainings den aktuellen Produktneuheiten und das Format – wie bei den meisten Tätigkeiten im Geschäftsfeld – an die Maßnahmen zur Bekämpfung des Corona-Virus angepasst haben“, so Henkelmann. Alle [pro] Tech Partner hätten die Möglichkeit, kostenlos an Online-Webinaren teilzunehmen. „Die wachsenden Herausforderungen für die Werkstätten erfordern einen starken Partner, der nicht nur mit Produkten, sondern auch mit Informationen kompetent unterstützt. Gerade in Krisenzeiten vertrauen die Partner auf die Zuverlässigkeit und Unterstützung von ZF Aftermarket.“

Konzepte der Schmierstoff-Hersteller

Einen niederschwelligen Zugang ermöglichen Werkstattkonzepte der Schmierstoff-Konzerne. Bei Fuchs steht Getriebeöl-Service im Vordergrund: „Neben diversem Werkstätten-Equipment ist unser PremiumATF-Spülgerät das Highlight in unserem Angebot“, erklärt Reinhold Amschl, Vertriebsleiter Automotive bei Fuchs. Bei Castrol setzt man auf Signalisation mit der starken Marke, sowohl direkt am Betrieb wie auch im digitalen Bereich. „Derzeit verfügen wir über 36 Castrol Service-Partner, heuer sollen noch 40 weitere dazukommen“, erklärt Gerd Bernd Lang, Vertriebsleiter bei Castrol-Vertriebspartner Obereder. •

„Allein mit dem Autogeschäft hätten wir unsere heutige Firmengröße nie erreichen können.“

Burkhard L. Ernst

„Wichtig ist, dass die Bundesregierung weiter auf Technologieoffenheit setzt und Verbote von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor kein Thema sind.“

Günther Kerle, Sprecher des Arbeitskreises der Automobilimporteure

„Wir besitzen ja selbst keine Fahrzeuge, sondern machen aus den Stand-Fahrzeugen der Händler mobile Fahrzeuge.“

Mathias R. Albert, ViveLaCar

Mag. Heinz Müller

Impfungs-Jimny

Ja, wir kennen sie alle, die (oft jüngeren) Menschen, die sich bei der Corona-Impfung vorgedrängt haben: Entweder weil sie jemanden kannten, der wiederum einen anderen in der Impfstation kannte. Oder weil ihnen der Hausarzt Asthma attestierte (das sich vermutlich bei vielen durch Schnellheilung wieder gelegt hat). So wie bei den Corona- Impfungen geht es zeitweise auch bei den Suzuki- Händlern zu, wie man im Netz hört. Viele Kunden, die seit einem Jahr auf ihren heiß ersehnten Jimny warten, hoffen jetzt auf Lieferung. Zwar ist es „nur“ ein Zweisitzer, aber das reicht den meisten Jägern und Freizeit-Kraxlern ohnehin. Doch weil anfangs nur 290 Kunden bedient werden können, laufen bei vielen Händlern die Telefone heiß. Ob man denn nicht vorgereiht werden könne? Schade, dass Asthma in diesem Fall nix hilft!

„Sind keine Ökosünder“

Spitzenvertreter der österreichischen Fahrzeugindustrie (Magna Steyr, AVL List, Miba etc.) wehrten sich in einer Pressekonferenz am 12. Mai gegen Pauschalverurteilungen in manchen österreichischen Medien. Auch Georg Knill, Präsident der Industriellenvereinigung (B.), meinte, es sei falsch, die Fahrzeugindustrie pauschal als Klimasünder abzustempeln: „Wir sind keine Bremser, sondern durch unsere Innovationskraft die Treiber bei der Erreichung der Klimaziele.“

Miba trotzt der Krise

Angesichts der Corona-Krise sei es erfreulich, dass die Miba AG/Laakirchen das abgelaufene Geschäftsjahr „nur“ mit einem Minus von 8,8 Prozent abgeschlossen habe, meint Vorstandsvorsitzender F. Peter Mitterbauer. Heuer habe sich das Geschäft deutlich erholt.

Fisker startet bei Magna

Ende 2022 soll die Produktion des Fisker Ocean bei Magna Steyr starten. Das Elektro-SUV könnte auch als neues Papamobil verwendet werden. Derzeit ist dies die ebenfalls in Graz gebaute Mercedes G-Klasse.

„Alternative“ boomen

Der Anteil von benzinbetriebenen Pkws in Österreich lag im April 2021 bei 40,3 Prozent; auf Fahrzeuge mit Dieselmotor entfi elen 27,1 Prozent. Der Anteil von Elektroautos betrug im April bereits 10,8 Prozent. Benzin-Hybride kamen auf 16,1, Diesel-Hybride auf 5,6 Prozent. Laut Angaben der Statistik Austria liegen die Neuzulassungen der alternativ betriebenen Fahrzeuge nicht nur deutlich über jenen im April des Krisenjahres 2020, sondern auch über jenen im April 2019, also noch vor dem Ausbruch der Pandemie. Foto: pixaby

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