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Umfrage: Trübe Zeiten – wie über die Runden kommen?
Keine speziellen Maßnahmen
„Die Fahrzeuganlieferungen funktionieren bei uns nicht so schlecht, gewisse Sonderausstattungen sind derzeit allerdings nicht verfügbar“, sagt Michael Schmidt, Geschäftsführer Höglinger Denzel/Linz. Wenn sich die Situation nicht drastisch ändere, seien aus heutiger Sicht keine speziellen Maßnahmen im Betrieb geplant. „Es könnte immer besser gehen, aber wir sind zufrieden, derzeit besonders mit dem Werkstattgeschäft, das ausgesprochen gut läuft.“ Man habe die Kunden darüber aufklären können, was man könne und was nicht: „Wir verkaufen die Autos derzeit so, wie Sie sie bauen lassen können, der Großteil der Kunden akzeptiert das auch.“
Michael Schmidt
Werkstatt gut ausgelastet
„Was die Werkstatt in unseren Betrieben betrifft, habe ich punkto Auslastung in den kommenden Monaten keine Bedenken, da wir im Karosseriebereich noch bis zum Frühjahr 2022 massive Hagelschäden, die im heurigen Sommer Anton Reiser durch heftige Unwetter in unserer Region entstanden, aufzuarbeiten haben“, so Anton Reiser, Geschäftsführer Autohaus Reiser/Straßwalchen. „Unsere Gruppe hat derzeit viele Autos mit 5 Jahres-Garantie auf der Straße, das hilft uns jetzt weiter. Im Verkauf werden wir Kurzarbeit in Anspruch nehmen und angedacht ist, danach zu schauen, in welcher Menge die Ware von den Werken kommt.“
„Zweite Schiene hilft uns!“
Bernhard Plasounig
Oldtimer sorgen für Auslastung
„Unsere Strategie ist folgende: Wir sind Handwerker, die bestimmte Sachen können, dazu zählt das Löten, was uns bei der Instandsetzung verschiedener Kühler hilft, wir können auch drehen und fräsen und wir haben dadurch seit vielen Jahren eine Schiene, mit der wir Kunden, die historische Fahrzeuge oder Youngtimer besitzen, Restaurierungsarbeiten anbieten“, sagt Bernhard Plasounig, Inhaber W. Plasounig/Villach. „Wenn wir merken, dass die Auslastung zurückgeht, können wir uns verstärkt der Oldtimerrestaurierung widmen und haben so genug zu tun. Wir haben glücklicherweise Kunden, die mehrere solcher Fahrzeuge besitzen und die froh sind, wenn wir diese herrichten.“
Bernhard Plasounig
Trübe Zeiten: Wie über die Runden kommen?
Mangelnde Verfügbarkeit, leere Gebrauchtwagenplätze, verunsicherte Kunden: Branchenexperten rechnen mit wachsendem Druck, dem der Automobilhandel standhalten muss. Sind die Betriebe für noch härtere
Zeiten gerüstet? Von Dieter Scheuch
Es wird sich halbwegs ausgehen
„Wir haben – so wie die meisten anderen Händlerkollegen – deutlich weniger Umsatz als vor der Corona-Pandemie, erklärt Ing. Wolfgang Rötzer, Geschäftsführer Autohaus Dosenberger/Innsbruck. „Das hängt überwiegend mit der Verfügbarkeit der Ware zusammen, weil die Kaufabschlüsse heuer relativ gut gelaufen sind. Bei uns wird sich das Jahr 2021 halbwegs ausgehen, wir haben derzeit im Verkauf auch keine Kurzarbeit beantragt, sondern bauen Urlaube ab. Wenn sich die Situation normalisiert, könnten wir im Februar starten, da laut Prognose sehr, sehr viele rückständige Lieferungen kommen und damit verschiebt sich, was wir eigentlich die letzten Monate verloren haben, ins 1. Quartal 2022.“
Ing. Wolfgang Rötzer
Es wird noch schwieriger
„Die mangelnde Verfügbarkeit der Ware ist ein Problem, wir haben einen kleinen Vorlauf und Lagerfahrzeuge, ich rechne damit, dass es ab dem 2. Quartal 2022 noch schwieriger wird“, sagt Nadja Malin-Potzinger, Geschäftsführerin Autohaus Malin/Sulz. Wie sich die Situation weiter entwickle, sei derzeit extrem schwer abzuschätzen. „Das betrifft vor allem den Verkauf, wobei wir – je nach Lage – auch die Möglichkeit haben, staatliche Unterstützungen wie Kurzarbeit in Anspruch zu nehmen.“ Im Gegensatz dazu laufe der Kundendienst nach wie vor sehr gut: „Die Werkstatt ist voll, und auch für die kommenden Monate sieht es aus heutiger Sicht zufriedenstellend aus.“
Nadja MalinPotzinger
Zeichen der Solidarität vonnöten
„Die momentane Lage im Automobilhandel wird dramatisch“, warnt Mag. Franz Schönthaler, Sprecher des FCA-Händlerverbands und Geschäftsführer Autohaus Schönthaler/Pernitz. „Es sei denn, die Hersteller – die derzeit noch nicht wirklich darauf reagieren – finden einen Ausweg. Es wird notwendig sein, die Mitarbeiter im Verkauf in Kurzarbeit zu schicken, da je nach Marke 2022 und auch 2023 sehr wenige Autos kommen werden. Für die Autohandelsbetriebe, die in Österreich zum Großteil Familienunternehmen sind, wird es in den kommenden Monaten sehr eng. Es wären jetzt – neben schönen Worten – starke Zeichen der Solidarität von Wirtschaft und Politik gegenüber dem Autohandel vonnöten.“
Franz Schönthaler
„Wir werden im Kundendienst im 1. Quartal 2022 massive Auslastungsprobleme haben.“
Bernhard Kalcher
„Im kommenden Quartal wird’s eng.“
Franz Schönthaler
Helfen uns am freien Markt
„In Summe werden die kommenden Monate sicher herausfordernd“, sagt Marko Fischer, Landesinnungsmeister-Stv. der Wiener Fahrzeugtechnik, Landesgremialobmann-Stv. des Wiener Fahrzeughandels und Geschäftsfüh- Marko Fischer rer Fischerauto/Wien. „Denn wenn die Fahrzeuge, die wir bestellt haben, nicht kommen sollten, ist das nicht nur für uns, sondern auch für unsere Mitarbeiter sehr schwierig.“ Fahrzeuge würden verkauft, man wisse, aber oft nicht, wann diese geliefert werden. Daher sei es schwer zu planen. „Derzeit helfen wir uns am freien Markt auch mit dem Ankauf von GW, allerdings sind diese zurzeit nicht billig, aber sie bringen Auslastung für die Werkstatt und gleichzeitig zusätzlich Nebengeschäfte wie Finanzierung und Versicherung.
Marko Fischer
Michael Schmidt
1. Quartal 2022 wird kritisch
Jeder Betrieb müsse überlegen, welche Möglichkeiten es gebe, sich helfen zu lassen, unterstreicht Bernhard Kalcher, Obmann des Verbandes Österreichischer Kraftfahrzeugbetriebe (VÖK) und Geschäftsführer Autohaus Kalcher/Fehring Bernhard und Südost Automobil-Vertrieb/Fehring. BeKalcher sonders kritisch würden die Monate Jänner, Februar und März 2022. „Wir werden im Kundendienst in den ersten Monaten des Jahres massive Auslastungsprobleme haben, vor allem in der Karosserie und in den Lackierereien, und wir werden im Neuwagen-Verkauf kaum wissen, was wir tun sollen, weil wir keine Ware haben. Darüber hinaus ist auch das Verlangen der Kunden, neue Ware zu kaufen, gestört. Wir haben auch keine Gebrauchtwagen als Ertragsbringer.“
„Mit einer Entspannung rechne ich frühestens im Herbst.“
Roland Zsoldos
Kundendienst wichtiger denn je
„Im Augenblick läuft das Geschäft, vor allem im Verkauf, nicht besonders gut, das omnipräsente Thema – mangelnde Verfügbarkeit der Ware – ist die Ursache dafür“, berichtet Roland Zsoldos, Autohaus Zsoldos/Neusiedl am See. Es sei in Zeiten wie diesen sehr schwer, an Gebrauchtwagen zu kommen, auch im Ausland seien diese derzeit kaum verfügbar. Zsoldos rechnet mit einer Entspannung der momentanen Lage „frühestes im Herbst“. Hingegen passe die Auslastung der Werkstatt. „Ich gehe davon aus, dass wir in den kommenden Monaten, auch getragen durch den Kundendienst, ohne einschneidende Anpassungen über die Runden kommen werden.“
Roland Zsoldos
100 Jahre Bosch Car Service
Gestartet 1921 in Hamburg, ist das Bosch Car Service Netzwerk heute das älteste markenübergreifende Full-Service-Werkstattkonzept weltweit. Unter dem bekannten Bosch Service Logo warten und reparieren heute mehr als 15.000 Betriebe rund um den Globus jährlich rund 50 Millionen Autos, mehr als 90.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben täglich gut 1 Million Kundenkontakte. Als die Bosch Dienste 1921 starteten, waren Autos mechanische Wunder – und Werkstattmitarbeiter in erster Linie Handwerker: Für Diagnose und Reparatur genügten ihnen das Werkzeug, ihr Wissen und ihre geschulten Sinne wie Auge oder Nase. 2021 benötigt der Kfz-Mechatroniker all das weiterhin – aber ebenso elektronisches und digitales Know-how. Neue Antriebsvarianten erweitern das Dienstleistungs-Portfolio. Der Schraubenschlüssel von einst wird in den Reparaturbetrieben ergänzt durch digitale, miteinander kommunizierende Analyseinstrumente, Datenauswertung mittels künstlicher Intelligenz sowie in naher Zukunft auch Augmented-Reality-Lösungen. „Für uns sind die technologische Weiterentwicklung in den Partner-Betrieben sowie die kontinuierliche Qualifizierung ihrer Mitarbeitenden der Schlüssel für Zukunftsfähigkeit und Kundenzufriedenheit“, sagt Dan Bronkal, Leiter Werkstattkonzepte Europa Mitte von Bosch Automotive Aftermarket.
KMU: Umsatzzuwächse
In der jüngsten Creditreform-KMU-Umfrage berichteten 40,1 Prozent der Befragten über Umsatzzuwächse und 14,1 Prozent über Umsatzeinbußen.
Turmstrom in Wels
Die Doppler Gruppe erweiterte ihr Energiekonzept und eröffnete in Wels (in der Salzburger Straße 146) die erste Turmstrom-Tankstelle in Oberösterreich.
E-Förderungen: Bitte warten
Privatpersonen, die ein Elektroauto kaufen, erhalten auch 2022 eine Förderung in der Höhe von 5.000 Euro: Dieses Geld wird vom Umweltministerium und den Autoimporteuren gemeinsam im Verhältnis 50:50 aufgebracht. Für die betrieblich genutzten Fahrzeuge gibt es noch keine Lösung für das Jahr 2022: Hier handle es sich um 2 unterschiedliche Fördertöpfe mit unterschiedlich hohen Summen, heißt es im Umweltministerium. Es gebe Gespräche mit den Automobilimporteuren, eine Lösung noch vor Ablauf der derzeitigen Förder-Phase vor Februar 2022 sei möglich. ZF stärkt sein Geschäft mit Automobilsoftware durch eine fünfprozentige Beteiligung an dem Software-Unternehmen Apex.AI. Neben der finanziellen Beteiligung wird ZF auch eigene SoftwareLösungen auf Basis des MetaBetriebssystems Apex.OS entwickeln. Apex.OS kann in allen Fahrzeugtypen wie Pkws oder Nfz unabhängig von deren Automatisierungsgrad eingesetzt werden.