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Oh, du liebe Sonne … … lad’ doch mein Auto auf!
Mitte 2023 wird das Klimaministerium endgültige Zahlen des Photovoltaik-Marktes 2022 veröffentlichen. Bereits jetzt spricht der Branchenverband Photovoltaic Austria davon, dass im letzten Jahr erstmals neue Anlagen mit einer Spitzenleistung von über 1.000 Megawatt in Österreich hinzugekommen sind. Im Vergleich: 2021 waren es 740 Megawatt Peak, auch das schon ein Riesensprung zu 341 MWp in 2020. Um in die Vor-Krisenzeit einzutauchen: Von 2014 bis 2018 lagen die jährlichen Zuwächse zwischen 152 und 185 MWp, 2013 war mit 263 MWp ein ungewöhnlich starkes Jahr. Summa summarum sind aktuell etwa 4.000 MWp PV-Leistung in ganz Österreich installiert. Weit über 600.000 Haushalte werden durch diese Anlagen mit Sonnenstrom versorgt, sie sparen damit über eine Million Tonnen an CO2 pro Jahr ein. Photovoltaic Austria hat auch Prognosen für die Zukunft parat: 2030 wird eine PV-Leistung von 13 GWp für einen Anteil am Stromverbrauch von 15 Prozent stehen, die knapp drei GWp von 2021 waren nicht einmal fünf Prozent der Stromnachfrage. Noch zehn Jahre weiter heißt es: 2040 deckt die PV-Leistung von 30 GWp etwa 27 Prozent des Stromverbrauchs.
Fördercalls kommen auf jeden Fall
Jeder Hausbesitzer hätte gern ein Stück von diesem Kuchen und vor allem Elektroautobesitzer träumen von der perfekten PV-Anlage. Schließlich war es bei Verbrennern nicht möglich, sich eine eigene Tank- stelle mit selbst gebrautem Sprit in die Garage zu stellen. Auch 2023 wird es wieder Fördercalls geben, um die Neuerrichtung und Erweiterung von Photovoltaikanlagen und die damit verbundene Neuerrichtung von Stromspeichern finanziell zu unterstützen. Die Fördersätze und Termine der Fördercalls – immer abschnittsweise je nach Größe der geplanten Anlage – werden online bekannt gegeben, wenn die entsprechende Verordnung vorliegt, https://pvaustria.at/eag-investzuschuss bietet eine gute Übersicht. Wer gefördert werden will, sollte aber nicht träge sein: Im letzten Jahr gab es immer wieder Berichte, dass die Fördertöpfe schneller leer waren als gedacht und auch die Anmeldung über das Internet nicht immer reibungslos funktioniert hat. Aus dem Klimaministerium hieß es zuletzt, die Mehrwertsteuer auf PV-Anlagen könnte künftig gestrichen werden und ein Budget aus dem Klimaund Energiefonds könnte neben den Förderrunden der Ökostromabwicklungsstelle OeMAG als Puffer dienen.
Mehr als klassische Panels
Dem Menschen ist die Optik schon wichtig, darum werden bei lauter silber-schwarzen Panels auf den Dächern schnell einmal Gegenstimmen laut. Keine Frage, ein großer Teil der künftigen neuen PV-Anlagen wird nach wie vor in gewohnter Manier auf bestehende Dächer montiert. Aber es gibt Alternativen, wie es nicht zuletzt die Italiener in Hinblick auf den Denkmalschutz vormachen. Im Park von Pompeij wurden vor Kurzem die ersten Gebäude mit Solar-Dachziegel im klassischen Terrakotta-Look umgerüstet. Ein kleiner Familienbetrieb stellt die historisch aussehenden Dachziegel her, die oberhalb der eigentlichen Photovoltaikzellen eine Polymermasse, die das Licht durchlässt, aufweisen. Man kann aber auch im eigenen Land bleiben, um ähnliche Lösungen zu finden. Solardachplatten wie von Eternit oder Prefa sind bei Bedarf mit regu- lären Dachplatten zu kombinieren und fallen entsprechend nicht so sehr auf wie eine Aufdach-Anlage. Extraaufbauten oder Unterkonstruktionen sind ebenso unnötig wie das gewohnte Durchdringen der Dachhaut durch Schrauben, Leistungskanäle et cetera. Auch zusätzliche Windgeräusche, vor allem in diesem Bezug empfindliche Personen werden dadurch gestört, fallen weg. Durch eine andere Einstufung bei der Förderung, Indach-Anlagen gelten als innovativer, kann man bei solchen Produkten mehr Geld lukrieren. Aber sie kosten auch mehr. Auch Autohersteller sind schon so weit, ihre Kunden derart mit PV-Anlagen auszurüsten. Na gut, Tesla halt. Für Österreich gibt es derzeit aber noch keinen Marktstart für das schicke „Tesla Solar Roof“.
Über das Dach hinaus
Wer bei PV-Anlagen an die Dächer eines Gebäudes denkt, denkt zu kurz. Die EVN und Partner Ecowind haben auf zwei ehemaligen Schotterteichen bei Grafenwörth (NÖ) schwimmende Versionen dieser nachhaltigen Kraftwerke errichtet. Schon bei der Planung wurde die Natur mitbedacht: Es werden keine landwirtschaftlichen Flächen verschwendet, die Solarmodule redu- zieren die Algenbildung und schließlich ist der Energiehaushalt besser, da die Module automatisch vom Wasser, auf dem sie schwimmen, gekühlt werden. Rund 7.500 Haushalte können mit der Leistung von 24,5 MWp ab der Eröffnung in diesem Frühjahr versorgt werden. Laut EVN handelt es sich um die größte Floating-PV-Anlage Mitteleuropas.
Den eigenen Schwimmteich muss man nun nicht für die PV-Anlage opfern. Wer aber dennoch weg vom Dach denkt, kann auf den bifacialen Solarzaun von Next2Sun setzen, der die Sonnenenergie von beiden Seiten nutzen kann. Die senkrechte Montage macht nicht zuletzt im Winter Sinn, wenn die Sonne tief steht. Aber auch sonst sammelt der Zaun abseits der Spitzenzeiten mehr Energie als herkömmliche Dachsysteme. Also eher dann, wenn der Bedarf höher ist: morgens und abends.
Das Thema Photovoltaik entwickelt sich beständig und mit dem vor allem in Europa eingeschlagenen Kurs Richtung Elektromobilität sowie der letzten Krisenjahre nimmt es derzeit weiter an Fahrt auf. •
Die Kraft der Sonne kann man nicht nur durch PV-anlagen auf dem Dach nutzen, sie können gleich das Dach selbst bilden, etwa bei Prefa oder Tesla. In Italien helfen PV-Terrakotta-Ziegel bei der Pflege eines historischen Ortsbildes. auf dem Wasser werden die Panels auf natürlich Weise von unten gekühlt. abseits der Spitzenzeiten sammelt ein Solarzaun wertvolle Sonnenenergie
Photovoltaik: Aller Anfang ist schwer
Nicht zuletzt aufgrund der hohen Energiepreise boomen private Photovoltaik-Anlagen, electric WOW begleitet das Projekt einer Gemeinschaftsanlage auf dem Dach einer Reihenhaussiedlung.
Wie es um aktuelle Entwicklungen rund um Photovoltaikanlagen aussieht, haben Sie auf den vorangegangenen Seiten erfahren, nun wollen wir aber konkreter werden. Und dabei ein Projekt begleiten, das aktuell in der Reihenhausanlage entsteht, in dem auch der Verfasser dieser Zeilen wohnt. Dass eine PV-Anlage bei einem Einfamilienhaus deutlich überschaubarer ist als eine Gemeinschaftsanlage, ist einleuchtend. Was es bei einem Gemeinschaftsprojekt alles zu beachten gilt, wusste unsere Wohngemeinschaft zum Start allerdings bei Weitem noch nicht.
10 Parteien unter einen hut bringen
Bei insgesamt zehn Parteien galt es zunächst einmal das Interesse an so einem Projekt zu erkunden. Während zwei Drittel sofort begeistert waren, blieben andere noch vorsichtig zurückhaltend bis sehr skeptisch. Die Gründe sind durchaus unterschiedlich, die Frage nach der Wirtschaftlichkeit ist und bleibt aber ein zentraler Punkt. Darüber hinaus unterscheiden sich die Stromverbräuche der einzelnen Häuser deutlich voneinander. Denn während die Mehrheit noch mit Gas heizt und Autos mit Verbrennungsmotor fährt, haben zwei Haushalte bereits E-Autos, einer auch eine Wärmepumpe und einen prognostizierten Stromverbrauch von rund 12.000 kWh jährlich. Vor einem Jahr wurden sieben Cent für die Kilowattstunde aufgerufen, mittlerweile sind es 35 Cent. Was sich bei hohen Verbräuchen entsprechend im Börserl bemerkbar macht. Logisch, dass eine PV-Anlage hier Sinn machen würde. Andere Nachbarn kommen indes mit rund 3.000 kWh aus, womit sich bereits in der Überlegungsphase eine erste Problemstellung auftut. Da die Kosten der Anlage durch zehn geteilt werden sollen, ist eine faire Aufteilung unumgänglich, diskutiert wird eine Ausgleichszahlung in Höhe des jeweils gültigen Einspeisetarifs.
Fragezeichen Energiegemeinschaft
Zunächst ging es aber darum, ein Angebot einzuholen. Um nicht nur zu erfahren, wie die Kostenseite aussieht, sondern auch, von welcher Gesamtleistung der Anlage wir sprechen, wenn das Gemeinschaftsdach optimiert mit Paneelen bestückt wird. Je nachdem, ob auch die Nordseite des Dachs berücksichtigt wird – im Vergleich zur Südseite liegt die Effizienz bei immerhin noch 60 Prozent –, liegen wir zwischen 40 und 50 Kilowatt-Peak (kWp), die Anlage kann rund 40 bis 50.000 kWh pro Jahr erzeugen. Mit der Firma power solution aus Wien haben wir einen Partner gefunden, der uns nicht nur bei der Installation selbst, sondern auch im Hinblick auf eine erneuerbare Energiegemeinschaft (EEG) – hier wird überlegt, einer solchen beizutreten oder eine eigene zu gründen – mit einem Workshop unter die Arme greift. Die Lieferfähigkeit der Paneele ist aktuell übrigens gut, deutlich länger benötigt die Freischaltung durch den Netzbetreiber. Von der Auftragserteilung bis zur Inbetriebnahme liegen derzeit rund sechs Monate. Update in der nächsten electric WOW! •