Freundekreis Peutinger Gymnasium Mitteilungsheft 1_2012

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59. Jahrgang Nr. 1

März 2012

MITTEI LUNGEN PER ASPERA AD ASTRA

F R E UND E S K R E I S P EU T IN G E R - G Y M NAS I UM Augsburg e.V.

53. Jahrgang Nr. 1

86150 Augsburg, Mai 2006

Liebe Mitglieder des Freundeskreises, wir hoffen, einige von Ihnen haben unser „Mitteilungsblatt“ schon vermisst! Hier kommt es mit etwas Verspätung, wir hoffen, Sie lesen es trotzdem mit Freude und Interesse . Wer sich ehrenamtlich engagiert, tut dies meist nicht nur in einem Bereich und so wurde das Zeitkontingent für die „Mitglieder der Redaktion“ zu knapp. Um in Zukunft genügend interessante Beiträge zu bekommen, haben wir einen „strengen“ Entschluss gefasst: Für Projekte an der Schule gibt es erst eine finanzielle Unterstützung vom Freundeskreis, wenn wir auch einen kleinen Artikel darüber für unser Heft bekommen …

der richtigen Dame konnte den gesellschaftlichen Aufstieg ermöglichen und wurde in einer Art Familienchronik oft sehr kunstvoll dargestellt. Beim Schulfest am 27.07.2011 unterstützen wir verschiedene Aktivitäten und warben bei neuen Eltern und LehrerInnen für unseren Freundeskreis. Zu unserer großen Freude konnten wir dabei Herrn Böhrer, den langjährigen Hausmeister, unserer Schule als neues Mitglied gewinnen. Lieber Herr Böhrer, wir heißen Sie herzlich willkommen!

Hier ein kurzer Bericht über die Aktivitäten des Freundeskreises:

Am 28.09.2011 trafen wir uns im tim (Textilmuseum) siehe Bericht Thomas Felsenstein.

Unser Veranstaltungskalender im zweiten Halbjahr 2011 kann sich sehen lassen: Am 14.06.2011 gab es eine sehr interessante Führung durch die Ausstellung „Bücherpracht und Bürgermacht“ im Maximilianmuseum. Es war beeindruckend, wie damals Augsburger Familien und „Geschlechter“ unter anderem durch wertvoll und aufwändig gestaltete Bücher versucht haben, zur besseren Gesellschaft zu gehören und ihre vornehme Herkunft zu bezeugen. Eine geschickte Heirat mit

Im neuen Schuljahr berichtete Thomas Felsenstein am 17.10.2011 in der Mensa über „Jakobus in Schwaben“. Er hatte gemeinsam mit Ursula Maidl und Werner Altmann eine Ausstellung zum Jakobskult in Bayerisch-Schwaben zusammengestellt und präsentierte sie an diesem Abend dem Freundeskreis. Er erzählte sehr anschaulich und mit entsprechendem Bildmaterial über den Jakobspilgerweg nach Santiago de Compostela, über unterschiedliche Pilgerrouten und die Be-

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deutung Augsburgs für diese Wege sowie über die zahlreichen „Jakobskirchen“ in Schwaben.

hard Winter hält schon immer einen losen Kontakt zu seiner Schule und einzelnen Lehrern. Er hat 1974 im PG Abitur gemacht und ist „Altbürgermeister“ von Markt Schwaben. Er schreibt Gedichte, die er in einem kleinen Band veröffentlicht hat und uns freundlicherweise zugeschickt hat. Wir stellen ihn mit einer Kostprobe aus seinem neuen Gedichtband in diesem Heft vor.

Am 25.10.2011 hatten wir unsere Beiratssitzung, in der über neue Aktivitäten des Freundeskreises diskutiert und abgestimmt wurde. Am 30.11.2011 hielt unser Mitglied Wolfgang Bockhold eine Vortrag zum Thema: „China – fremde Weltmacht“(siehe Extra-Bericht). Wir freuen Der Freundeskreis hat im vergangenen uns immer sehr, wenn sich Leute aus unse- Jahr wieder einige Projekte in der Schule rem Freundeskreis für uns alle engagieren, unterstützt. Eine gemeinsame Initiative vielen Dank! aus Eltern, Schulleitung, LehrerInnen und SchülerInnen namens „ICU“, gesprochen „I Am 13.12.2011 durften wir wieder see you“, beschäftigt sich mit dem Thema mal mit der bewährten Führerin Frau „Mobbing“ an unserer Schule. Es geht in Diefenthaler in Erinnerung an Kindertage erster Linie darum, derartige Fälle an der schwelgen. Sie entführte uns in „Kleine Schule zu verhindern, aber auch, eine Welten“, eine zauberhafte Spielzeugausgemeinsame Handlungsanleitung zu erarstellung, die seit langer Zeit mal wieder in beiten, nach dem Motto „Was tun, wenn es den Weihnachtstagen im Maximilianmuse- passiert ist!“ Für interessierte LehrerInnen um gezeigt wurde. Gleich im Anschluss da- gab es am 14./15.07.2011 eine mehrstünran konnte man noch in der Heilig-Kreuzdige Fortbildung zu dem Thema mit StD Kirche dem Weihnachtskonzert lauschen, Claus Strunz, dem Staatlichen Schulpsydas wieder einmal deutlich gemacht hat, chologen und Koordinator für Schwaben, mit wie viel Freude und Engagement die die der Freundeskreis finanziell unterstützt MusiklehrerInnen und die SchülerInnen hat. am Peutinger musizieren. Es war ein wunderschöner Abend, vielen Dank an alle Ebenfalls Unterstützung gab es für Beteiligten. (Siehe Zeitungsbericht) zwei Theaterprojekte von Frau Schüssler und Frau Garreis. (siehe eigener Artikel) Ganz besonders heißen wir unsere neuen Mitglieder willkommen. Herr BernIhre Ulli Hellmann


Aus dem Schularchiv

Der alte Haupteingang bis 1963 Nach der Zerstörung des Westflügels an der Blauen Kappe, diente die Seitentür im Ostflügel als Haupteingang der Schule. Diese war auch recht repräsentativ gestaltet, wurde sie doch durch den in Stein gehauenen Juvenal-Spruch: MENS.SANA. IN.CORPORE.SANO. geschmückt. Als im Januar 1963 der Erweiterungsbau des Ostflügels fertig gestellt war, verschwanden Türe und Spruch für immer. Seine ehemalige Lage ist heute nur noch zu erahnen: Da, wo es aus der neuen Pausenhalle hinauf in den alten Trakt geht, war er wohl einmal, der alte Haupteingang. Übrigens: Der heutige Haupteingang wird auch durch einen Spruch geziert. Er ist allerdings nicht lateinisch, nicht in Stein gehauen und viel weniger ehrfurchtgebietend: „Puschel, ich liebe dich!“ Thomas Felsenstein

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China – Fremde Weltmacht?

Wolfgang Bockhold wurde nach dem Abitur 1964 Berufssoldat und hat es bei der Bundeswehr bis zum Oberstleutnant gebracht. Danach studierte er Ostasienwissenschaften und Jura an der LMU in München mit mehrjährigen Auslandssemestern in Japan und China. Es folgte eine Karriere als Bundesbeamter v.a. im Auswärtigen Amt, wo er u.a. als Botschaftsrat in Tokio und Peking tätig war und dort auch als Experte für die Mongolei, Nordkorea und die Philippinen eingesetzt wurde. Wolfgang Bockhold ist Buchautor, Karatekämpfer (1. Dan), spielt die klassische japanische Bambusflöte Shakuhachi, spricht zahlreiche Sprachen und betätigt sich in unzähligen Organisationen. Seit 01.01.2008 ist er im Ruhestand.

Im Westen betrachtet man sehr oft mit Unverständnis Reaktionen des Ostens, bzw. beurteilt potenzielle Veränderungen einer Lage nach westlicher Logik. Dass dies sehr oft, wenn nicht meist, zu Fehlbeurteilungen führt, sehen wir z.B. in den meist in westlichen Medien zum Ausdruck kommenden Mutmaßungen etwa zu Reaktionen Nordkoreas auf Sanktionen der westlichen Staatengemeinschaft. Zum Verständnis der sicherheitspolitisch relevanten Lage in ASIEN, mit CHINA als Fokus unseres Interesses erscheint es mir daher wichtig, zunächst einige grundlegende Unterschiede unseres Denkens zu betrachten und offenzulegen. Im Westen sind wir es gewohnt, alle Erscheinungsformen dieser Welt mit der uns

eigenen Logik zu betrachten, die sich für uns daraus ergebenden Wertungen erscheinen uns, insbesondere nachdem sie durch die junge Nation der USA nahezu eine fast religiös anmutende Überhöhung erfahren haben, als absolut. Wir übersehen dabei sehr leicht, dass, bei aller Gleichheit der Werte, das Denken in Europa sich auch von dem in den USA aufgrund des verschiedenen historischen Hintergrundes, sich doch sehr oft unterscheidet. Um das allen Aspekten und Komponenten politischen Handelns zugrundeliegende Denk- und Verhaltensgerüst in der asiatischen Region zu verstehen, ist das Verständnis des, den Orientierungsfokus Asiens bildenden chinesischen Denkmodells und der chinesischen Bedingungen und Gegebenheiten essentielle Voraussetzung.


China – Fremde Weltmacht? Obwohl uns Kontakte mit Asiaten, d.h. nicht nur mit Chinesen, aufgrund der zu beobachtenden scheinbaren Gleichheit von Umgangsformen und verwendeten sprachlichen Begriffen, suggerieren, dass auch das Denken einer – von uns als selbstverständlich vorausgesetzten – Gleichheit unterliegt, ahnen wir, etwa bei Betrachten der uns rätselhaften Reaktionen in Nordkorea auf „Avancen“ der westlichen Verhandlungsführer, aber auch bei Aufgreifen von Menschenrechtsfragen durch westliche Delegationen in China, dass dem nicht so ist. Die völlig andersartige Entwicklung in Asien, mit China als Ursprungsort der kulturellen Entwicklung, lässt sich am Beispiel der Schrift verdeutlichen. In China standen schon sehr früh leichte Schriftträger wie Bambus und Papier zur Verfügung, die es ermöglichten, die Bildsymbole weiter zu verwenden, es entfiel damit die Notwendigkeit, diese Symbolschrift in hohem Masse zu abstrahieren. Die weitere Entwicklung der Bildsymbole zu Ideogrammen, d.h. die Zusammensetzung der Schriftzeichen aus mehreren bildlichen Elementen eignete sich vorzüglich dazu, zum einen die Komplexität eines Sachverhaltes in einer Art „Gesamtschau“ wiederzugeben, zum anderen Vieldeutigkeit und Mehrdimensionalität poetisch und sehr oft verschlüsselt zum Ausdruck zu bringen. Während die westliche Logik durch Abstraktion auf das Wesentliche reduzierte, die Gesellschaft damit den Menschen als Einzelwesen in den Mittelpunkt stellte, bewahrte das chinesische Denken das Gesamtbild aller Kräfte im natürlichen Umfeld, die Sicht des realen Kontextes; die Gesellschaft stärkte weiterhin das seit den Anfängen der Hygrokulturen bestehende und auch durch Sprache und Schrift ausgedrückte Ideal des harmonischen Zusammenwirkens aller Menschen in einer Gemeinschaft. Das Wesen einer Hygrokultur kennzeichnet das Zusammenwirken aller Kräfte der jeweiligen Gemeinschaft zur

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Kontrolle der Wasserkraft, etwa um Überschwemmungen wie vor allem im alten China zu bändigen und wie in allen Regionen Asiens den Nassreisanbau zu bewerkstelligen. Diese Gemeinsamkeiten und der seit alter Zeit durchgeführte Austausch von Delegationen und Studienreisen bewirkten eine ständige Orientierung am Zentrum der sich aus diesen Gegebenheiten der Gesellschaft entwickelnden Kultur, China wurde daher schon seit der frühesten Zeit zum Zentrum asiatischer Kultur, mit der Schrift wurden auch die geistigen Grundlagen dieser Gesellschaft je nach Gebrauchswert für die Nutzer übernommen. So sehen wir noch heute den Konfuzianismus, der die Grundlagen der „harmonischen Gesellschaft“ nach asiatischer Sicht darstellt, als bestimmend für die meisten Völker Asiens an, andere Wertvorstellungen, wie etwa Buddhismus (der eigentlich aus Indien stammt) wurden aus der chinesischen Praxis übernommen und in verschiedenen Schulrichtungen weiterentwickelt. Die Vorstellungen des Daoismus sind in Praktiken volkstümlicher Medizin bis heute überall in Asien lebendig. Grundlage des chinesischen Selbstverständnisses ist vor allem die Geschichte. Nehmen wir einmal als Voraussetzung jeglicher kulturell bedeutsamer Entwicklung das Bestehen von (belegbaren) Gemeinwesensstrukturen so können wir zumindest von ca 4000 Jahren chinesischer Geschichte ausgehen. Wesentlich dabei ist die kontinuierliche Entwicklung von einem zentralen Ausgangsort, der im Bereich des Huang He zu sehen ist. Dort trafen mehrere Kulturen verschiedener Entwicklungsstufen aufeinander, die sich vermischten, dabei gegenseitig befruchteten um schließlich mit gesteigerter Stärke bzw. Attraktivität gegenüber benachbarten Volksstämmen ihren Einfluss immer weiter auszudehnen. Einmal abgesehen von Perioden kriegerischer Auseinandersetzung zwischen Führern, die ihre Machtambitionen in wechselnden Koalitionen zu realisieren


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China – Fremde Weltmacht? versuchten, verlief die Ausweitung des chinesischen Einflussgebietes im wesentlichen friedlich unter Nutzung besagter kultureller Attraktivität, der Demonstration von Stärke (auch militärischer Macht) sowie dem zweckgerechten Einsatz politischer Mittel (etwa Heiraten auf Führungsebene) und wirtschaftlicher Mittel (wie Handelsbeziehungen).

„Staatsbürger“ in unserem Sinne, sondern als Teil einer chinesischen Zivilisation.

Das chinesische Selbstbewusstsein, gepaart mit dem Wissen, dass China schon seit frühester Zeit nicht nur zahlreiches entdeckt sondern auch grundlegende Erkenntnisse gewonnen und in philosophischer Form tradiert hat, ist auch der Grund für eine Die daraus resultierende Weltsicht ist Denkweise, die den Anspruch erhebt, im China als „Reich der Mitte“, ein Land, das Westen als allgemeingültig betrachtete gewohnt war, mit allen Außenkontakten Begriffe in China ebenfalls, und zwar dem als Wertschätzung genießendes Machtzenchinesischen Geiste gemäß für chinesische trum umzugehen, zumindest aber diese Verhältnisse originär entwickelt zu haben. als geneigter Gastgeber wahrzunehmen. Die uns vertrauten Begriffe „Demokratie“ Eine solche Sicht ist eher rezeptiver Natur. etwa, sogar „Menschenrechte“ erscheinen Wir sehen somit ein Gemeinwesen, das hier mit chinesisch interpretiertem Inhalt, unter Wahrung und Bewahrung der „Mitte“, der, fast selbstverständlich auch für alle asiaund damit seiner Stabilität und Sicherheit tischen Gesellschaftsstrukturen, wenn nicht immer mehr Völker und Regionen an sich für die Welt, insbesondere die Dritte Welt, gebunden hat, bis bei jetzt 56 Völkern ein anwendbar ist und in der Tat von Ländern Staatsgebilde erreicht war, das gerade noch in Regionen wie AFRIKA explizit als passenbeherrschbar war und noch ist, das bei allen des Modell akzeptiert wird. Am Beispiel des Tendenzen des Auseinanderdriftens unter Begriffs „Menschenrechte“ werden grundAnwendung von politischen, sicherheitspoli- sätzliche Unterschiede im Denken deutlich tischen, wirtschaftlichen und ideologischen sichtbar. Im Westen hatte sich aus dem GeMitteln im beherrschbaren Gleichgewicht danken des Naturrechts, dessen Wurzeln bis gehalten werden kann und in den Augen in die Antike zurückreichen, das Element der der, auf Machterhaltung erpichten Führung Gleichheit entwickelt. Daraus ließen sich die auch muss. Die innenpolitisch zu sehende Aspekte Würde, Freiheit und Autonomie des Forderung, jegliches Unruhepotenzial einer Einzelnen ableiten. Man gelangte zu einer strikten Kontrolle zu unterwerfen erscheint Definition der Menschenrechte als unverdabei konsequent. Dabei ist es folgerichletzliche und unveräußerliche Grundrechte tig und auch historisch bedingt, dass der jedes einzelnen Menschen, die ihm, unabEinflussbereich dieses chinesischen Machthängig von staatlicher Anerkennung allein gefüges und das damit verbundene Denken aufgrund seiner Menschenwürde zustehen. weit über seine Grenzen ausstrahlt. Wie wir Dies folgt in der christlich-abendländischen gerade in der heutigen Zeit erkennen, ist Tradition dem Umstand, dass jeder Mensch das Selbstbewusstsein Chinas und die Sicht als Abbild Gottes betrachtet wird. Die Chinas seiner Stellung als altes und neues Gefahr bei einer solchen, religiös fundierten Machtzentrum der Region, sogar der Welt Anschauung ist der, wie bei jeder Religion in großem Masse erstarkt. Dieses Selbstbevon Intoleranz geprägte Versuch, den Rest wusstsein gründet sich auf dem Bewusstsein der Welt mit der von diesem Menschenbild der im Einflussbereich Chinas, d. h. der chine- geprägten Individualethik zu überziehen. sischen Kultur Lebenden: sie empfinden Dieser Gedanke der „Universalität der westlisich nicht als Bürger eines wie auch immer chen Menschenrechtskonzeption“ wird daher administrierten Nationalstaates, nicht als auch in, auf anderen geistigen Fundamenten


China – Fremde Weltmacht? aufbauenden Gesellschaften, wie etwa in China als „Menschenrechtsimperialismus“ aufgefasst. Die Sicht im Osten ist in der Tat anders. In einer konfuzianisch geprägten Gesellschaft, in der die Stellung jedes Einzelnen vom Ziel der Verwirklichung der Harmonie in der Gemeinschaft bestimmt wird, bleibt der Gedanke, jedem Einzelnen ein Optimum an Freiheit zuzugestehen, unverständlich. Vorrang haben somit die kollektiven vor den individuellen Rechten, wobei dem Wohlergehen des Einzelnen in der Gemeinschaft durchaus Rechnung getragen wird. Die konfuzianische Ordnung etwa bedingt gegenseitige Hingabe: gute und gerechte Herrschaft ist dem Volkswohl verpflichtet, Loyalität bedingt Fürsorge, bei Mangel ist kollektiver Widerstand gerechtfertigt. Recht im Sinne der Durchsetzung von Einzelinteressen gegenüber dem Staat wie auch Abwehr von Übergriffen des Staates gegen einen Einzelnen ist dem chinesischen Rechtsdenken unbekannt. In einer solchen Ordnung ist Herstellung von Harmonie oberstes Gebot, Konflikte werden durch Aushandeln von Kompromissen beigelegt. Unsere Auffassung von „Freiheit des Einzelnen“ werden in China als Chaos aufgefasst, Russland nach dem Abfall vom sozialistischen System gilt als abschreckendes Beispiel, Erscheinungen wie Demonstrationen, Kriminalität, Prostitution, Drogenkonsum werden als Begleiterscheinungen des westlichen Systems aufgefasst und gelten nach wie vor als dekadent, auch wenn sie als negative Begleiterscheinungen von marktwirtschaftlichen Reformen mittlerweile selbst in China auftreten. Anspruch und Ziel ist es, in jedem Fall, bei jeder Entwicklung, das chinesische geistige und gesellschaftliche Fundament zu wahren bzw. wiederherzustellen. Dass auch Begriffe wie „Kommunismus“ oder „Sozialismus“ nicht wie im europäischen Ursprungsland aufgefasst werden sondern,

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wie wir besonders in der heutigen Zeit erkennen können, sich mit sehr eigenartigem Inhalt, nämlich der „besonderen chinesischen Charakteristik“ darbieten, ist sehr wohl offensichtlich. Die „chinesischen Eigenheiten“, die Anpassung der Inhalte an die chinesischen Gegebenheiten sehen wir von Anfang an in der Entwicklung dieser Ideologie. Hu Jintao, das neue Staatsoberhaupt Chinas, arbeitet bereits an einer Weiterführung dieser ständigen Anpassung an den Fluss der Zeit. Ausgehend von der Erkenntnis, dass das rein auf Betonung der urkommunistischen Lehren ausgerichtete geistige Fundament Chinas für niemanden mehr, vor allem nicht mehr für die Jugend attraktiv ist, im Gegenteil mehr und mehr die Flucht in andere Vorstellungswelten sichtbar wird, um den Mangel an moralischen Werten, der im Rahmen der Partei nicht mehr zu finden ist, auszugleichen, versucht man nun in der Führung, diesen Mangel durch gezielten Einsatz von in der Gesellschaft bereits vorhandenen geistigen Strömungen wettzumachen. Als erstes ist hier der Patriotismus zu nennen, basierend auf dem Gedanken „zurück zu den Quellen“, die Förderung des Bewusstseins der alten, den Rest der Welt befruchtenden chinesischen Kultur. Die Höherwertung dieser Kultur birgt allerdings die Gefahr des Nationalismus in sich, wie sich bereits in einigen Fällen gezeigt hat. Als zweites ist die Anerkennung und Aufnahme in die Staatsideologie von den alten Religionen Buddhismus, Daoismus, sogar des Christentums und natürlich die nun auch offizielle Propagierung der konfuzianischen Lehren zu nennen. All dies ist im eben genannten Rahmen zu sehen, d.h. als Würdigung der chinesischen Geschichte und des Umstandes, dass alles in dieser Gesellschaft seinen Platz finden kann, wie die 55 Minderheiten mit ihren Besonderheiten der Tradition, wenn sie nur das Ziel der Staatserhaltung anerkennen und sich hierfür einsetzen. Wolfgang Bockhold


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Aus der Mitgliederdatei

Wir gratulieren herzlichst zum runden Geburtstag und wünschen alles Gute. Januar 2012

80 Jahre 85 Jahre

Februar 2012 70 Jahre 75 Jahre 85 Jahre März 2012 60 Jahre 70 Jahre 80 Jahre

Werner Tuffentsammer Helmut Burghart Rainer Silbe Mandfred Schmidt Dr. Günter Glatt EugenSchwarz Werner Gaim Wolfgang Leeb Jürgen Flinner Dr. Hubert Setzer Rudolf Huber

April 2012

60 Jahre

Dr. Andreas Hellmann

Mai 2012

70 Jahre 75 Jahre 80 Jahre

Karl-Heinz Schöner Helmut Würffel Eugen Leis

Juni 2012 60 Jahre 70 Jahre 75 Jahre

Ursula Hellmann Dr. Herbert Dorn Anton Mayr Jochen Arendt Rudolf Maier

Juli 2012 60 Jahre 70 Jahre 75 Jahre

Kurt Idrizovic Dr. Rudolf Feile Dr. Siegfried Steinle Gerda Martin

August 2012 65 Jahre 70 Jahre 95 Jahre

Ginette Bachert Hans Schlechtendahl Hans-Dieter Miller Josef Schneider

September 2012

Prof. Dr. Hans Frei Erhard Wawak Leonhard Färber

75 Jahre 80 Jahre 85 Jahre


Aus der Mitgliederdatei

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Oktober 2012

70 Jahre

Horst Buschmann

November 2012

75 Jahre

Inge Wagner

Dezember 2012

60 Jahre 65 Jahre 70 Jahre 75 Jahre

Helmut Petrauschke Dr. Franz-Dieter Wittmann Bernd Fink Dr. Dietmar Habermeier

Wir trauern um unsere verstorbenen Studienfreunde und Mitglieder und werden ihnen stets ein ehrendes Gedenken bewahren.

Gernot Hergenrรถder

Berta Goller

Kurt Imhof

Oskar Viola


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Erinnerungen an ehemalige Lehrer Frau Anneliese Weber berichtet über Ihren Schwiegervater: Studienprofessor Matthias Weber (1875 –1947)

Matthias Weber unterrichtete Deutsch am ehemaligen Realgymnasium, das auch seine sechs Söhne besuchten. So kam es, dass in einem Jahr, alle seine Söhne gleichzeitig auf der Schule besuchten: „Wohin man auch schaut – dort steht immer ein Weber“, hieß es in dieser Zeit. Jeder Sohn bekam vom Vater im Unterricht immer eine Note schlechter, damit man ihm nicht nachsagen konnte, er bevorzuge sie. Überliefert hat sich seine häufige Frage im Unterricht: „Wie viele Söhne habe ich? 4, 5, 6? – ich weiß es gar nicht mehr.“ Man sagte auch, er war kein Empiriker, der aus den Erfahrungen seines Lebens lernte, er wollte es jedes Mal genau wissen.


Erinnerungen an ehemalige Lehrer

Webers erste Frau starb nach der Geburt des dritten Sohnes. Darauf holte der jetzt alleinstehende Vater die Schwester der Verstorbenen aus dem Kloster, damit die Kinder versorgt sind. Doch nach kurzer Zeit heirateten die beiden und bekamen noch drei weitere Söhne. Die Kinder wurden sehr streng nach dem Glauben erzogen. Alle waren fromme Messdiener, aber auch richtige Lausbuben. Die Mutter war aber streng, sodass sie immer wieder auch Tatzen mit dem „spanischen Röhrl“ zu spüren bekamen. Im Kloster hatte die Mutter nähen gelernt und dann für alle 6 Kinder die Kleidung genäht. Weil ihr Friseurbesuche zu teuer waren, besorgte sie sich eine Haarschneide-Maschine und „ritze-ratze“ kam einer nach dem anderen dran. Die Familie lebte im Fuggerhaus mit Blick auf den Herkulesbrunnen. Die Wohnung war so groß, dass die Kinder mit dem Fahrrad ins Bett fahren konnten. Jeden Sonntag spazierte die Familie gemeinsam durch die Maximilianstrasse. Die Buben, alle gleich angezogen, gingen in Zweier-Reihen voraus, dahinter die Eltern. Die Webers stammten ursprünglich aus Südtirol und waren sehr geschäftstüchtig. Auch Matthias Weber konnte zweimal die Mitgift für seine Frauen kassieren. Zu damaliger Zeit wurde dieses Vermögen von den Ehemännern verwaltet. Frau Annelise Weber war mit Paul Ruprecht Weber verheiratet, dem jüngsten Sohn des Studienprofessors. Er wurde 1914 geboren, war Leiter der Berufsausbildung bei der Industrieund Handelskammer für Schwaben und starb 1986. Auch die älteren Brüder waren erfolgreich im Berufsleben. Engelbert Weber leitete die Dombuchbuchhandlung in Regensburg, Franz Weber war Oberamtmann im Zollamt, Erwin Weber arbeitete als Abnahmeingenieur beim TÜV und Ernst Weber war Bankdirektor. Alfred Weber ist im Krieg bei Stalingrad gefallen.

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Bernhard Winter Was bringt das ö? Das Ohr zum Hören, den Strom zum Strömen, den Ton zum Tönen, dem Los Erlösung, dem Sohn Versöhnung, dem o die Krönung, dem Kreis das Ziel: des Königs Spiel. Was bringt das ü? Den Mund zum Küssen, den Sturm zum Stürmen, den Turm zum Türmen, dem Schluss die Schlüssel, dem Zug die Zügel, dem u die Flügel, dem Bogen Ziel: der Fürstin Spiel. Bernhard Winter, geboren 1954 in Augsburg, ist verheiratet und Vater von drei Kindern. Sein beruflicher Weg führte ihn über die Kinderpsychiatrie und ein therapeutisches Heim für Jugendliche zur Katholischen Jugendfürsorge München und von hier ab 2002 zum Amt des Bürgermeisters von Markt Schwaben. Nach neun Jahren entschied sich Bernhard Winter noch einmal für neue Aufgaben: In einer psychotherapeutischen Praxis und als Mitarbeiter in der Behindertenhilfe will er Menschen in schwierigen Lebenssituationen Unterstützung geben. Bernhard Winter kümmert sich seit 1992 um die Dialogreihe „Schwabener Sonntagsbegegnungen“, bei der es im Kern darum geht, Gegensätze in Berührung zu bringen; 2010 hat er die Initiative „JA. Bündnis für Zusammenhalt“ gegründet. Auf der Suche nach dem roten Faden – auf seinem eigenen Weg und im Leben anderer – entstand der Gedichtband „Warum der Fuchs der Apfelbaum?“.


„Reiz und Scham“ – eine Ausstellung des Augsburger Textilmuseums Stefanie Funk und Maria Schimunek, Schülerinnen der 11. Klasse am PG, haben ihr Handwerk von der Pike auf gelernt. Als Teilnehmerinnen am Wahlkurs „Schüler führen Schüler“ im letzten Schuljahr haben sie Konzepte erarbeitet, wie man Besucher eine Ausstellung am besten nahe bringt, und dies dann auch in zahlreichen Führungen durch die Landesausstellung 2010 „Bayern-Italien“ erfolgreich umgesetzt. Das hat sie so begeistert, dass sie sich sofort bei der Nachfolgeausstellung „Reiz und Scham“ im Textilmuseum als Führerinnen zu Verfügung stellten, sich in vielen Stunden in das Thema und das Konzept der Schau einarbeiteten und auf diese Weise zu Expertinnen für „Kleider, Körper & Dessous“ wurden. Der Freundeskreis wollte sich die Gelegenheit natürlich nicht entgehen lassen, von Peutinger-Schülerinnen durch eine so interessante Ausstellung geführt zu werden. Und so präsentierten Maria und Stefanie am 28.09.2011 20 Teilnehmern in rund zwei Stunden, wie sich in den letzten 150 Jahren das modische Spiel vom Zeigen und Verbergen, also zwischen dem, was man bei Ober- und Unterkleidung als reizvoll, gerade noch akzeptabel oder als anstößig empfunden hat, veränderte. Das erwies sich nicht nur als höchst interessant und amüsant, wir alle staunten auch, wie selbstverständlich hier über die Geschichte der Männerunterhose oder der Präsentation des Damenpos (Bert Brecht: „Unsere Frauen haben Gefühle, aber keinen Hintern“), über die sexuelle Doppelmoral oder die zahlreichen UnterwäscheReformbewegungen geplaudert wurde. Die Führung endete im nachgebauten Verkaufsraum des (bis heute bestehenden) „Korsetthaus Anita“, wo man erfuhr, wie wichtig es ist, dass die perfekt geschulte Verkäuferin mit einem Blick erfassen kann, welche Art von „formender Wäsche“ die eben eingetretene Kundin benötigt.

Thomas Felsenstein

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Theaterprojekt zur Sprachförderung

Dank der finanziellen Unterstützung des Freundeskreises konnten auch im letzten Schuljahr Kinder mit Migrationshintergrund am Peutinger-Gymnasium in besonderer Weise gefördert werden. Dies geschah durch einen Theaterworkshop von insgesamt 10 Unterrichtsstunden, der von Frau Nora Schüssler, der Leiterin der Theatergruppe „Panoptikum“ der Universität Augsburg, angeboten wurde. Neben Improvisation und Szenischem Spiel beinhaltete er auch Stimmtraining und Körperarbeit. Theaterspielen lässt die Spielenden nicht nur sich eine andere Welt erschließen, sondern fördert auch wichtige Schlüsselkompetenzen wie Lesekompetenz und Sozialkompetenz. Eine große Zahl von Fünft- und Sechstklässlern nahm das Angebot begeistert an, obwohl die Förderstunden nachmittags und in den letzten Wochen des Schuljahres stattfanden. Die Resonanz war durchweg positiv. Das Mercator-Projekt „Auf Augenhöhe“, das vom Lehrstuhl Didaktik der deutschen Sprache der Universität Augsburg organisiert wurde und sich an unserer Schule sehr bewährt hatte, konnte aufgrund auslaufender Fördermittel nicht fortgesetzt werden. Ziel dieses Projektes war es, Schülerinnen und Schüler im schriftsprachlichen Bereich zu fördern, um Defizite auszugleichen und Chancengleichheit zu gewährleisten. Ich möchte mich auch im Namen der Schulleiter und der Schülerinnen und Schüler, die an dem Theaterworkshop teilnehmen durften, ganz herzlich für die hilfreiche Unterstützung des Freundeskreises bedanken. Anke Garreis


Aus der Presse

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Aus der Presse


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Das Schuljubiläum rückt näher

Am ersten Oktober 2014 wird unsere Schule 150 Jahre alt. Sie heißt zwar nicht mehr „Königliches Realgymnasium“ und viele der ursprünglichen Gebäudeteile haben den Krieg nicht überlebt. Wir sind aber immer noch an den „Realien“ orientiert, also an Mathematik, Naturwissenschaften und den modernen Fremdsprachen, und befinden uns immer noch am ursprünglichen Ort. Grob gerechnet wurden hier in diesen 150 Jahren mehr als 10.000 junge Menschen zum Abitur geführt, für sicher die doppelte Anzahl war diese Schule zumindest eine wichtige Station, die ihr Leben entscheidend geprägt hat. Grund genug, mit Stolz auf die lange Geschichte zurückzublicken.

nationalen Schule Integration mit großem Erfolg und mit großer Selbstverständlichkeit praktiziert wird. Es bedeutet aber auch, der Schule die Möglichkeiten zu schaffen, diese Arbeit in Zukunft erfolgreich fortsetzen zu können. Dazu gehört ein angemessener Bauunterhalt, eine sinnvolle Ausstattung mit Lehrund Lernmitteln sowie die Herstellung eines positiven Lernumfelds mit passenden Klassengrößen und Arbeitsverhältnissen, die den erhöhten Anforderungen an Lehrer, Schüler und Schulleitung gerecht werden. Feiern allein genügt also nicht.

Natürlich wird es einen zentralen Festakt geben, der – so hoffen wir – im GolWir wollen das Jubiläum aber auch denen Saal stattfinden kann. Daneben soll nutzen, um unserer Schule die Zukunft in es aber auch viele kleinere und größere einer sich radikal ändernden Bildungsland- Veranstaltungen geben, die unsere Schule schaft zu sichern. Das bedeutet zum einen, ins Licht der Öffentlichkeit rücken und auf die Leistungen hinzuweisen, die hier ihre Leistungen verdeutlichen können. Tag für Tag unter schwierigen BedingunHierfür werden noch Ideen gesucht. Wer gen erbracht werden: Dass es hier gelingt, also etwas beitragen kann oder wer gute auch Kindern, die vor einigen Jahren noch Ideen hat – bitte melden Sie sich per mail keine Chance gehabt hätten, ein Gymnaoder Brief. Der Freundeskreis wird alles an sium zu besuchen, eine höhere Bildung die Jubiläums-Arbeitsgruppe der Schule zukommen zu lassen. Dass in dieser multi- weiterleiten. Thomas Felsenstein


Aus der Presse

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Neue Mitglieder

Der Freundeskreis heißt unsere neuen Mitglieder herzlich willkommen.

Helmut Böhrer

Martin Hansen

Bernhard Winter

Neue Termine Herzliche Einladung zu den folgenden Veranstaltungen: Mittwoch, 21. März 2012: Jahreshauptversammlung im Thorbräu-Stüble, Wertachbrucker-Tor 9 18:00 Uhr Essen und Getränke 19:00 Uhr Film „Das Peutinger-Gymnasium seit 1945“ (Thomas Felsenstein) 19:30 Uhr offizielle Mitgliederversammlung mit Wahlen Dienstag, 27. März 2012: Führung durch die Ausstellung „Johann Georg Bergmüller – ein Meister des Augsburger Barock“ im Schaezlerpalais, Maximilianstraße, Treffpunkt 17.45 Uhr am Eingang

Impressum Herausgeber: Freundeskreis Peutinger-Gymnasium Augsburg e.V. Geschäftsstelle: Renate Koelle, Schlossanger 8, 86179 Augsburg, Tel. 08 21/8 64 49 ViSdP.: Ursula Hellmann, Erste Vorsitzende Online: www.freundeskreis-peutinger.de, freundeskreis-pg@web.de Bankverbindung: Augusta Bank e.G. Raiffeisen Volksbank (720 900 00) Ktnr. 601 863 7

Gestaltung: Druck:

Stadtsparkasse Augsburg (720 500 00) Ktnr. 041 327 8 Axel Bellmann Hajek Gerhard Offsetdruck Grafik, Augsburg


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