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Miteinander statt nebeneinander

Text Anne Hampel, Foto zvg

Ein weltweit einzigartiger Ort der Begegnung verschiedener religiöser Gemeinschaften und der Öffentlichkeit wurde mit dem Haus der Religionen – Dialog der Kulturen realisiert. Seit 2014 bietet das Haus am Europaplatz Hindus, Muslimen, Christen, Aleviten und Buddhisten eigene würdevolle Räumlichkeiten für ihre Zeremonien. Juden, Bahá’í und Sikhs beteiligen sich inhaltlich am Programm.

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Es ist ein Dienstagmorgen, 9 Uhr. Im Haus riecht es köstlich nach gedünsteten Gewürzen. Hindupriester Sasikumar Tharmalingam bereitet gemeinsam mit dem Küchenteam das ayurvedische Mittagessen vor. Etwa um diese Zeit kommt Rabbiner Michael Kohn von der jüdischen Gemeinde vorbei, um den Herd einzuschalten – ein Ritual, mit dem er den Kochprozess nach jüdischen Ernährungsvorschriften überwacht. Im Frühjahr 2018 haben die beiden Geistlichen gemeinsam ein Konzept erarbeitet, wie das Restaurant Vanakam im Haus der Religionen – Dialog der Kulturen als erstes Restaurant in Bern koscheres Essen anbieten kann.

Voneinander und miteinander lernen

Ein Ort des Dialogs, der Integration, der Kultur und der Bildung soll das Haus sein – ein partizipatives Labor des Zusammenarbeitens und der Entwicklung. «Wir möchten Vorbild für das Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen und Religionen sein und üben dies im Alltag. Durch die tägliche Zusammenarbeit sind wir am Puls aktueller Fragen, welche die Menschen verschiedener Religionen und Kulturen in unserer Gesellschaft beschäftigen», sagt David Leutwyler, ehemaliger Geschäftsführer des Hauses.

Dergâh, Kirche, Moschee, Tempel und Buddhistisches Zentrum sind verbunden durch einen offenen Bereich des Dialogs, der sich zwischen den Gebetsräumen der einzelnen Religionen befindet und einen neutralen Gesprächsraum bietet. Der Dialogbereich mit dem Restaurant ist somit das Herzstück des Hauses.

Seit der Eröffnung im Jahr 2014 entwickelt sich der bereits bestehende interkulturelle und interreligiöse Dialog weiter, der Respekt, Toleranz und Akzeptanz auf allen Seiten voraussetzt. Diverse Integrations- und Kulturprogramme sowie Führungen durch das Haus ermöglichen es der breiten Bevölkerung, Teil des Friedensprojektes zu werden.

Hier finden Ausstellungen, Vorträge und Diskussionsrunden, Lesungen und Filmabende statt. Neben dem ayurvedischen Mittagstisch gibt es Kaffee und Kuchen, ein Abendbistro sowie einen internationalen Brunch am Samstag. Im Elterncafé spielen Kinder verschiedenster Herkunft, im Atelier wird kreativ gearbeitet, in Seminarräumen werden Workshops und Kurse zu Bildungs- und Gesundheitsthemen angeboten.

Toleranz, Anerkennung und Gleichberechtigung

Das Haus ist als Verein organisiert, finanziert aus Mitgliederbeiträgen und Spenden, Beiträgen der öffentlichen Hand, von Stiftungen und anderen Geldgebern. Neben dem Engagement der Mitarbeitenden ist der unermüdliche Einsatz freiwilliger Helfer/innen ein wichtiger Aspekt bei der Bewältigung des mitunter auch turbulenten Alltags im Haus.

In einer Studie hat die Berner Fachhochschule unter anderem die Motive untersucht, weshalb sich aktive Menschen und ganze Religionsgemeinschaften auf dieses Projekt Haus der Religionen eingelassen haben. Dabei wurden zwei Motive immer wieder genannt: Anerkennung und Gleichberechtigung.

Zum Beispiel für Religionsgemeinschaften, die in ihren Heimatländern nicht toleriert und hier gleichberechtigt behandelt werden, oder Religionsgemeinschaften, die sich im schweizerischen Kontext reformieren und trotzdem Anerkennung erfahren. Gleichberechtigung aber auch für Migrantinnen und Migranten, die in der Öffentlichkeit selten gehört werden, im Haus der Religionen aber auf Augenhöhe mit anderen Religionsvertretern, mit Kulturschaffenden oder Politikern ins Gespräch kommen.

Ziel ist also mehr als nur das friedliche Nebeneinander: Als Labor des Zusammenlebens sind alle Interessierten – auch Menschen, die sich selbst nicht religiös verorten – eingeladen, über die Grenzen von Religionen, Sprachen und Kulturen hinweg miteinander ins Gespräch zu kommen und vor allem im Gespräch zu bleiben. HAUS DER RELIGIONEN

So·li·da·ri·tät

Das Zusammengehörigkeitsgefühl und das Eintreten füreinander.

Gassenarbeit Bern

Aufsuchende und stationäre Sozialarbeit für Menschen aus dem Lebensraum Gasse. www.gassenarbeit-bern.ch Spenden: Kirchliche Gassenarbeit Bern Speichergasse 8, 3011 Bern Postkonto 30-30602-2 (Vermerk Verein)

Sleeper und Gassenküche Bern

Notschlafstelle und Gassenküche www.sleeper.ch

Spenden:

Notschlafstelle und Gassenküche Neubrückstrasse 19, 3012 Bern Postkonto 30-335257-8

Stiftung gegen Gewalt an Frauen und Kindern Bern

Frauenhäuser, Präventions- und Informationsarbeit www.stiftung-gegen-gewalt.ch

Spenden:

Berner Kantonalbank, 3001 Bern Konto 30-106-9 | Clearing-Nr. 790

IBAN CH04 0079 0016 8752 3110 8

Die Hotline hilft rund um die Uhr bei Gewalt in der Familie. Ein Projekt der drei Frauenhäuser des Kantons Bern.

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