Echos und Nachklänge Werke von Janaček, Brahms und Kareem Roustom
Ker stin Schüssler-Bach
Klingende Naturphilosophie: Janáčeks Concertino Was für ein merkwürdiger Beginn: Ganz allein spielt das Klavier in stampfenden Vierteln ein tonleiterartiges Motiv, das durch die Einfügung chromatischer Schritte aber doch nicht simpel klingt. Eine Achtelschleife, dann ein Quintfall. Das Ganze dreimal störrisch wiederholt, nur vom Horn unterbrochen, das die Achtelschleife wie einen fernen Ruf aufnimmt. Dieser hartnäckige Anlauf wird fortgesetzt, bis sich die Motivik endlich in einem lyrischen Feld auflöst. Leoš Janáček, der große Individualist aus Mähren, gibt seinem 1925 entstandenen Concertino eine höchst eigenwillige Färbung. Das Klavier steht im Mittelpunkt, doch jeder Satz stellt ihm eine andere Instrumentenkombination zur Seite. Typisch für Janáček sind die kurzgliedrigen Motive, die der Sprache abgelauscht scheinen. Seine lebenslange Bemühung um die exakte rhythmische und melodische Wiedergabe der tschechischen Sprache gipfelte in seinen Opern. Janáček notierte auf seinen Spaziergängen aber auch den Gesang der Vögel, das Schlagen der Wellen, das Rauschen des Windes: für ihn war dies die „Musik des Lebens“, und sie floss in seine Werke ein als Stimme der Natur. Nur ein Jahr vor dem Concertino erlebte seine Oper Das schlaue Füchslein ihre Uraufführung – eine pantheistische Feier des göttlichen Funkens in allen Lebewesen. Diese naturphilosophischen Gedanken führte Janáček im Concertino fort, und obwohl seine Erläuterungen nicht als Hinweis auf Programmmusik missverstanden werden sollten, sind sie in ihrer Plastizität doch zum hörenden Verfolgen dieses Stücks hilfreich (das ursprünglich als Klavierkonzert konzi5