Belcea Quartet - Beethoven: Die Streichquartette

Page 11

Wege und Wegmarken Beethovens Streichquartette

Michael Kube

Die Streichquartette Ludwig van Beethovens stellen innerhalb der Gattungsgeschichte einen zentralen Markstein dar – in zweierlei Hinsicht: Sie markieren zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Weiterentwicklung der bis dahin von Haydn und Mozart dominierten Gattung und zogen so die Zeitgenossen in ihren Bann; zugleich übten sie nachhaltigen Einfluss auf die weitere Entwicklung der Kammermusik in den folgenden Jahrzehnten aus und entfalteten vielfach erst im 20. Jahrhundert ihre Wirkung. Beethoven, der mit der Komposition und Herausgabe seiner ersten Quartett-Sammlung (op. 18) sichtlich zögerte und sich entgegen einem weit verbreiteten Usus mit drei als op. 1 veröffentlichten Klaviertrios der breiten ­musikalischen Öffentlichkeit präsentierte, war sich im Alter von knapp 30 Jahren des binnen kürzester Zeit zur Norm avancierten hohen Anspruchs an Satztechnik und Ausdruck eines Streichquartetts vollauf bewusst. Dem Verlangen nach ästhetisch herausragenden Werken kam er charakteristischerweise zunächst mit Kompositionen nach, die unüberhörbar bei den beiden großen Meistern des Genres anknüpfen, während er im Klaviertrio und in der Klaviersonate schon längst Neuland betreten hatte. Beethoven war damit Teil einer Entwicklung und zugleich eines Aufschwungs, den die junge Gattung Streichquartett um 1800 in verschiedene Richtungen nahm. Diese betreffen zunächst den Aufführungsort, der nicht mehr ausschließlich

11


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.