Geselle und Meister Musik von Pierre Boulez
Paul Gr iff iths
Die erste Hälfte des heutigen Konzerts lässt drei Jahrzehnte an uns vorüberziehen, von Pierre Boulez’ explosiven Anfängen als Komponist bis zu seiner künstlerischen Reife – von dem Augenblick unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg, als er davon überzeugt war, dass Schönbergs Serialismus den Weg nach vorn weisen würde, bis zu einer Zeit, in der kreisende Harmonien, die nur im Geiste seriell waren, eine labyrinthische, eher spiralförmig als pfeilgerade verlaufende Zukunft entwarfen. Wir beginnen am Anfang. Zu der Zeit, als er seine Sonatine für Flöte und Klavier schrieb, war Boulez gerade einmal 20 Jahre alt und stand am Beginn seiner Karriere. Obwohl im Jahr zuvor bereits ein Werk von ihm im Rundfunk gesendet worden war (Trois Psalmodies für Klavier) und obwohl er später seine in der Zwischenzeit geschriebenen Notations wieder hervorholen sollte, blieb diese Sonatine jahrzehntelang sein Opus 1 und verlangt geradezu danach, als gewaltsames Hervorbrechen einer neuen musikalischen Persönlichkeit interpretiert zu werden. Wo sie sich auf die Vergangenheit bezieht, tut sie dies nur, um zu widersprechen. Ihre Ausdrucksmittel sind im Wesentlichen die eines eleganten französischen Klassizismus, von dem sich Boulez so weit wie möglich distanziert. Und obwohl die einsätzige Form von Schönbergs Erster Kammersymphonie
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