Ein Schatz, ein Vergnügen, eine Herausforderung Wolfgang Amadeus Mozart: Die Klaviertrios
Wo l f g a n g S t ä h r
Als ein Wunderkind von acht Jahren komponierte Mozart seine ersten Klaviertrios und widmete sie der englischen Königin. Klaviertrios? Die sechs Werke (KV 10–15), die damals in London gedruckt wurden, entsprechen durchaus nicht der Vorstellung einer Kammermusik zu dritt oder gar dem Ideal der musikalischen Gleichberechtigung. Davon allerdings war auch nie die Rede – schon der Titel wies den Zyklus als „Six / Sonates / pour le / Clavecin“ aus und fügte den stark relativierenden Besetzungsvorschlag hinzu: „… qui peuvent se jouer avec / L’accompagnement de Violon, ou Flaute / Traversière et d’un Violoncelle“. Zu Deutsch: diese Stücke konnte, wer wollte, mit der „Begleitung“ einer Violine (wahlweise einer Querflöte) und eines Violoncellos musizieren; er konnte sich aber genauso gut allein am Klavier unterhalten. Bezeichnenderweise erschien ebenfalls in London gleichzeitig noch eine zweite Ausgabe, die auf die Mitwirkung eines Cellos von vornherein verzichtete, und diese Druckfassung war offenbar der beliebtere und gängigere Artikel. Egal ob mit oder ohne Cello – es handelt sich so oder so um den typischen Fall der ad libitum begleiteten Klaviersonate, die den Cellisten auf unterge ordnete (bassverstärkende) Dienste beschränkt, während der Geiger gelegentlich zwar in die Selbständigkeit entlassen wird, zumeist aber die Oberstimme des Tasteninstruments verdoppelt, eine Mittelstimme spielt oder ebenfalls den Klavierbass nachzeichnet. Der Weg zum „klassischen“ Klaviertrio war noch weit, und in Mozarts gesammelten Werken markierte er lediglich einen selten begangenen Nebenpfad – kein Vergleich mit den rund 40 Klaviertrios, 7