Marktbericht Aktuelle Baumarktentwicklungen, Genehmigungs- und Fertigstellungsprognose April 2023
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© by Heinze GmbH, April 2023
Inhalt Allgemeine Wirtschaftsentwicklung .......................................................................................................... 4 Internationale Konjunktur ........................................................................................................................ 4 Deutsche Konjunktur ................................................................................................................................. 9 Entwicklung der Baukonjunktur ................................................................................................................ 16 Bauvolumensrechnung, Übersicht ....................................................................................................... 16 Rahmenbedingungen, allgemein ......................................................................................................... 17 Entwicklung des Baugewerbes: HOCHBAU ....................................................................................... 19 Wohnbau ......................................................................................................................................................... 21 Zusammenfassung Wohnbau ................................................................................................................ 21 Rahmenbedingungen .............................................................................................................................. 22 Wohnungsbau ........................................................................................................................................... 22 Entwicklung des Baugewerbes im Wohnbau .................................................................................... 27 Neubau - Eigenheime .............................................................................................................................. 29 Neubau - Mehrfamilienhäuser .............................................................................................................. 35 Sonstige Wohnungen im Wohnungsbestand und im Nichtwohnbau ....................................... 41 Wohnungsbau insgesamt ....................................................................................................................... 43 Bauvolumen – Wohnbau ........................................................................................................................ 46 Nichtwohnbau ............................................................................................................................................... 48 Zusammenfassung Nichtwohnbau ...................................................................................................... 48 Rahmenbedingungen, Nichtwohnbau ................................................................................................ 49 Auftragseingänge des Baugewerbes im Nichtwohnbau ................................................................ 50 Neubau – Industrielle Betriebsgebäude ............................................................................................. 54 Neubau – Wohnähnliche Betriebsgebäude ....................................................................................... 60 Neubau – Landwirtschaftliche Betriebsgebäude.............................................................................. 67 Neubau Nichtwohnbau insgesamt ...................................................................................................... 71 Bauvolumen – Nichtwohnbau ............................................................................................................... 73 Tiefbau ............................................................................................................................................................. 76 Baugewerbe................................................................................................................................................ 76 Bauvolumen - Tiefbau ............................................................................................................................. 79 Gesamtüberblick ........................................................................................................................................... 81 Abkürzungsverzeichnis ................................................................................................................................ 85
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Internationale Konjunktur
Allgemeine Wirtschaftsentwicklung Internationale Konjunktur Krisenzeit Angesichts der aktuellen Bankenkrise fühlt man sich ein wenig an das Jahr 2008 erinnert, nur dass es zudem noch den Ukrainekrieg, die Energiekrise und die DeGlobalisierung als Herausforderung der Weltwirtschaft gibt. Ökonom Rogoff fügt dem noch hinzu, dass wir eine Welt betreten haben, in der sowohl die Inflation als auch die Realzinsen deutlich höher als in den Jahren 2012-2021 sind. Nicht zuletzt fällt mit China der Wachstumsmotor der Weltwirtschaft zunehmend aus. Angesichts dieser Situation grenzt es fast schon an ein Wunder, dass eine Finanzkrise bisher ausblieb und nach derzeitigem Stand des Wissens der Bankensektor aktuell etwas rumpelt, aber eine systemische Krise voraussichtlich abgewendet werden kann.
der Regulierung des Finanzsektors ist es schwierig, mit der Kontrolle nicht das Wachstum abzuwürgen. Verantwortungsvoll handelnde Akteure wären natürlich auch eine Lösung, aber daran glaubt eigentlich keiner. Preisauftrieb weicht langsam Die Inflation geht weltweit nur langsam zurück. Dank sinkender Rohstoffpreise hat sich der Auftrieb deutlich abgeschwächt. Da Erzeuger- und Großhandelspreise erst mit Zeitverzug auf die Verbraucherpreise durchschlagen und zunehmender Lohndruck die Abwälzungsmöglichkeiten verringert, bleibt der zugrunde liegende Preisauftrieb vorerst hoch. Erst gegen Ende des Prognosezeitraums werden sich die Inflationsraten wieder den Zielmarken annähern.
Weltwirtschaft im Überblick
Inflation der Welt im Überblick
Veränderungsraten des realen BIP zum Vorjahr in Prozent
2023 0,8
2024 U.S.A
1,0
5,2
China
5,2
0,8
Lateinamerika
1,4
5,3
Asien
5,6
3,4
Afrika
3,6
1,0
EU
1,8
1,2
Welthandel
2,7
2,5 2,5
WELT
3,2
0
1
2
3
4
5
6
IfW, Institut für Weltwirtschaft, 14.03.2023
Veränderungsraten der Verbraucherpreise zum Vorjahr in Prozent
2023 4,4
2024 U.S.A
2,8
China
2,7
17,2
Lateinamerika
16,6
3,6
Asien
3,3
13,8
Afrika
12,2
6,2
EU
2,9
4,6 Fortgeschritt. Länder
2,7
7,6
5,9
WELT
0 0
1 5 2 10 3
415 5 20 6
2,8
IfW, Institut für Weltwirtschaft, 14.03.2023
Rogoff zeigt sich von der aktuellen Situation auch nicht sonderlich überrascht, denn die Zocker mit der kriminellen Energie sind von dem regulierten Bereich des Bankensektors in den nicht regulierten Bereich abgewandert. Wie zuvor haben sie Milliarden kassiert und lassen die Zeche jetzt den Steuerzahler zahlen. Eine weitere Regulierungswelle steht wohl an, doch bei © by Heinze GmbH, April 2023
Rohstoffpreise auf dem Rückzug „Der HWWI-Rohstoffpreisindex fiel im Februar erneut zweistellig. Er gab um 10,2 % nach, nachdem er bereits im Januar um 19,7 % gesunken war und lag damit 20,7 % unter dem Wert von Februar 2022. Wie im Januar waren insbesondere sinkende Preise für Energierohstoffe Ursache 4
Internationale Konjunktur für das Fallen des Gesamtindex. Der Index für Energierohstoffe sank um -12,3 %. Der Index für Industrierohstoffe sank lediglich um -0,3 %, während der Index für Nahrungs- und Genussmittel wie im Vormonat leicht (+2,5 %) anstieg.“ (HWWI) Obwohl die Preise für Energie, Industriemetalle und Kunststoffe zuletzt gesunken sind, kann man sich nicht darauf verlassen, dass es so bleibt. In der aktuellen geopolitischen, finanzpolitischen und wirtschaftlichen Lage sind weitere Schocks nicht auszuschließen. Auch führt der Preisrückgang nicht zu kurzfristigen Entlastungen der Industrie, da Mittelständler überwiegend langfristige Lieferverträge haben. Zur Konjunkturampel Das farbliche Bild der Konjunkturampel hatte sich bereits von 2022 auf 2023 aufgehellt. Vorausgesetzt, die Bankenkrise bleibt beherrschbar und neue Schocks bleiben aus, ist 2024 mit einer neutralen Wirtschaftslage zwischen Rezession und Aufschwung zu rechnen. Ampel der Baukonjunktur im ökonomischen Umfeld 2023/2024 Heinze Marktforschung - März 2023 Einfluss auf den BINNENMARKT: Einfluss auf den BINNENMARKT: Weltwirtschaft, nominal 2024 Weltwirtschaft, real 2023 2024 Rohstoffpreise o Welthandel o Wechselkurse o Export + Zinsen Import o -
o
Einfluss auf den BAUMARKT: Binnenkonjunktur, nominal Erzeugerpreise o Verbraucherpreise Kapitalzinsen o | | -
Einfluss auf den BAUMARKT: Binnnekonjunktur, real Investitionen o Staatsverbrauch + Privater Verbrauch -| -
o
o + o | o
BAUKONJUNKTUR NACH SEKTOREN BAUVOLUMEN
-
+
WOHNUNGSBAU
-
+
WIRTSCHAFTSBAU
-
+
OEFFENTL. BAU
-
+
o
-
o
o
Baupreise Hypothekenzinsen Förderung + + Mieten + ++ Nominal, Finanzierung Einfluss auf den BAUMARKT:
Wohnungsbau + Wirtschaftsbau + Öffentlicher Bau + Kapazität / Baustoffe o Real, Bedarf und Kapazität Einfluss auf den BAUMARKT:
Einfluss: ++ = stark positiv; + = positiv; o = neutral; - = negativ; -- = stark negativ.
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Der Außenhandel entwickelt sich moderat positiv und die Staatsausgaben wirken stabilisierend. Bei den Verbrauchern wird 2024 langsam eine Gewöhnung an die neuen Verhältnisse einsetzen. Ab 2024 wird auch mit einem Abklingen der inflationären Tendenzen gerechnet, was die langfristigen Zinsen unter Druck setzen wird. Alles in allem wirken die Rahmenbedingungen 2024 nicht sonderlich förderlich für die bauwirtschaftliche Nachfrage, aber sie behindern sie auch nicht mehr so stark wie im Jahr 2023. Sofern frei werdende Kapazitäten nicht durch Insolvenzen gelöscht werden, dürften sich auch die Probleme in der Bauausführung zurückbilden. Grenznachfrager werden bei der gegebenen Preis- und Zinshöhe nicht zurückkehren, aber zahlungskräftige Kunden dürften schon in der 2. Jahreshälfte 2023 wieder Kaufabsichten aktivieren, sofern sie nicht durch Schocks erneut entmutigt werden. USA – kommt der Abschwung? Die US-Wirtschaft wuchs im IV. Quartal 2022 um +2,9 %. Das nährte den Optimismus, dass trotz kräftiger Zinserhöhungen doch eine weiche Landung möglich sei. Auch zu Beginn des Jahres 2023 zeigen sich die Frühindikatoren eher robust. Privater Verbrauch und Einzelhandelsumsätze stiegen. Ein Rückgang bei den Auftragseingängen signalisierte jedoch, dass die industrielle Aktivität im Laufe des Jahres nachlassen wird. Die Schwäche des Wohnungsbaus setzt sich weiter fort und auch die Unternehmensinvestitionen zeigen erste Anzeichen einer Abschwächung. Das IfW geht von einer deutlichen Abschwächung in den Jahren 2023/24 aus. Die Arbeitslosigkeit steigt, aber bleibt unter fünf Prozent, der Wohnungsbau wird 2023 noch zweistellig zurückgehen, bevor er 5
Internationale Konjunktur 2024 stagniert. Insgesamt wird die amerikanische Volkswirtschaft in den kommenden zwei Jahren um etwa einen Prozentpunkt real wachsen. Asien Das Ende der chinesischen Null-COVIDPolitik wird der Weltwirtschaft kurzfristig Rückenwind geben. Insbesondere beim privaten Verbrauch wird es Nachholeffekte geben, die jedoch auch die Inflation antreiben. Bisher basierte das chinesische Wachstumsmodell auf dem Aufbau der Infrastruktur (Bürotürme, Straßen, Brücken). Das ist jedoch ausgereizt und eine kreative Wirtschaft ist mit Kontrolle und Unterdrückung kaum zu realisieren. Zudem sinkt das Arbeitskräftepotenzial in China bis 2040 um etwa 200 Mio. Arbeitskräfte. Ausgewählte Länder Asiens Veränderungsraten des realen BIP zum Vorjahr in Prozent
2023 5,0
2024 Indonesien
5,4
3,7
Thailand
3,6
5,0
Philippinen
6,0
4,4
Malaysia
4,9
5,2
China
5,2
5,9
Indien
6,9
5,3
Asien
5,6
0
1
2
3
4
5
6
IfW, Institut für Weltwirtschaft, 14.03.2023
Die ostasiatischen Schwellenländer bleiben relativ stabil auf einem Wachstumskurs zwischen vier und fünf Prozent. Obwohl Indien immer noch das höchste Wachstum im asiatischen Raum aufweist, hat es sich deutlich abgeschwächt. Preiserhöhungen drängten den privaten Konsum zurück und die Leitzinserhöhung von 4,0 % auf 6,5 % wirkte ebenso bremsend. Im Prognosezeitraum wird die gesamtwirtschaftliche Produktion jedoch wieder deutlich an Dynamik zulegen. Lateinamerika Nachdem die lateinamerikanische Wirtschaft in Jahr 2022 noch um +3,6 % wuchs, wird sie im Prognosezeitraum mit ca. einem Prozent nur knapp über der Stagnation liegen. Lateinamerika und insbesondere Brasilien könnte 2023 durch wachsende Rohstoffnachfrage stärker wachsen, wenn es sich nicht so sehr selbst im Wege stünde. Atmosphärisch fühlt sich die Ablösung von Bolsonaro durch Lula sehr gut an, doch die Postenvergabe nach der Amtsübernahme signalisiert eher einen Rückfall in alte Muster als einen wirklichen Neubeginn. Lateinamerikanische Schwellenländer Veränderungsraten des realen BIP zum Vorjahr in Prozent
2023
Japan
0,7
Nach kurzfristigem starken Preisanstieg hat die japanische Notenbank (BoJ) Ende 2022 überraschend einen strikteren Zinskurs eingeschlagen, um kurz darauf zu versichern, dass sie weiterhin bei ihrer expansiven Ausrichtung der Geldpolitik bleiben wird. Die Inflationsrate liegt 2022 bei +2,5 %, 2023 bei +2,7 % und wird sich 2024 auf +1,9 % abschwächen. Das Wachstum geht von 2022 (+1,0 %) in 2023 etwas zurück (+0,7 %) und wird 2024 (+1,6 %) wieder deutlicher zulegen.
© by Heinze GmbH, April 2023
2024 Brasilien
1,4
1,2
Mexiko
1,4
-0,1
Argentinien
0,0
1,4
Kolumbien
2,2
-0,7
Chile
1,4
2,0
Peru
2,4
0,8
Lateinamerika
1,4
0
1
2
3
4
IfW, Institut für Weltwirtschaft, 14.03.2023
Afrika Die Wachstumsprognose für den afrikanischen Kontinent ist weitgehend konstant. Mit einer prognostizierten Wachstumsrate von gut drei Prozent bleibt SubsaharaAfrika im internationalen Vergleich eine Wachstumsregion. 6
Internationale Konjunktur deren Wachstum bei etwa drei Prozent liegen wird.
Ausgewählte Länder Afrikas Veränderungsraten des realen BIP zum Vorjahr in Prozent
2023
2024
0
1
2
3
4
5
6
4,8
Ägypten
5,0
Osteuropäische - EU Mitgliedsländer
3,0
Algerien
2,2
Veränderungsraten des realen BIP zum Vorjahr in Prozent
3,0
Nigeria
3,2
2023
5,0
Äthiopien
6,0
-0,2
Polen
3,7
1,2
Südafrika
1,6
0,0
Tschechien
2,6
3,4
Afrika
3,6
0,1
Ungarn
2,9
3,4
Rumänien
3,9
1,1
Litauen
2,5
2,6
Bulgarien
3,7 2,9
IfW, Institut für Weltwirtschaft, 14.03.2023
Russland Die Wachstumszahlen weisen für Russland eine Stagnation aus. Wachstumszahlen in einer Kriegswirtschaft verschleiern jedoch den tatsächlichen Zustand der Wirtschaft. Die privaten Konsumausgaben sind um -7,5 % zurückgegangen. Die Sanktionen beginnen zunehmend zu wirken und werden die Finanzreserven deutlich schmälern. Die Exportverbote für Maschinen, Halbleiter und andere Hochtechnologie können durch China und die Türkei nur bedingt ersetzt werden. Die Autoproduktion ist weitgehend zusammengebrochen. Die Arbeitslosigkeit dürfte fast 5 Mio. Menschen treffen. Langfristig ist die Abwanderung ausgebildeter junger Menschen ein schwerer Schaden für die russische Wirtschaft. Rüstungsgüter erhöhen die Produktion, aber führen auf dem Markt zu keinen verfügbaren Produkten. Das gilt für alle in den Ukrainekrieg involvierten Volkswirtschaften, aber für die russische Wirtschaft in erheblich größerem Umfang. Russische Manager erwarten erst für 2025-2027 eine Erholung und die Wirtschaft wird erst im Jahr 2035 das Niveau des Jahres 2020 erreichen.
2024
0,4
Lettland
-1,8
Estland
2,9
0,9
Beitrittsländer
3,3
0
1
2
3
4
5
6
IfW, Institut für Weltwirtschaft, 14.03.2023
Euro-Länder Im Jahr 2023 verhält es sich ähnlich mit den Ländern des Euroraums. Ihr Wachstum liegt mit +1,1 % etwas höher, dafür fällt die Belebung im Jahr 2024 mit +1,6 % deutlich geringer aus. EURO - Länder Veränderungsraten des realen BIP zum Vorjahr in Prozent
2023
2024
0,7
Deutschland
1,5
0,9
Frankreich
1,6
0,6
Italien
0,8
1,6
Spanien
2,1
1,9
Niederlande
1,7
1,0
Belgien
1,5
0,9
Österreich
1,4
4,6
Irland
4,0
0,1
Finnland
1,3
1,4
Portugal
1,6
2,9
Griechenland
2,4
2,1
Luxemburg
2,4
1,5
Slowenien
2,8
1,1
EUROLAND
1,6
0
1
2
3
4
5
IfW, Institut für Weltwirtschaft, 14.03.2023
Osteuropa Die osteuropäischen Länder werden 2023 von der Wirtschaftskrise stark getroffen. Im Durchschnitt beträgt das wirtschaftliche Wachstum weniger als einem Prozent. Für 2024 wird eine deutliche Erholung erwartet, © by Heinze GmbH, April 2023
7
Internationale Konjunktur Bankenkrise
Zinsen
Noch Anfang März sah die amerikanische FED einen Inflationsdruck, der höher sei als bei der letzten Ausschusssitzung. Das deutete zumindest nicht auf eine geringere Anhebung der Leitzinsen hin. Mit der Pleite der Silicon Valley Bank und der Signature Bank muss man sich gegebenenfalls an die neue Realität anpassen. Experten sprechen von der Finanzdominanz, die immer dann eintritt, wenn die Gefahr einer Finanzkrise die Strategie der Geldpolitik einschränkt. Somit erwartet man, dass die FED eine Zinspause einlegen wird. Amerikanische Institute hatten sich im Rekordtempo Geld bei der FED geliehen. Die zusätzliche Liquidität für die Banken betrug mit 153 Mrd. Dollar mehr als im Rekordjahr 2008 (111 Mrd.). Dagegen wird die EZB als Beispiel dafür hingestellt, dass sich eine Notenbank nicht der Finanzdominanz unterwirft, sondern den geplanten Zinserhöhungsschritt (+0,5 %) durchzieht. Das verkennt jedoch, dass sich die Notenbanken aktuell in unterschiedlichen Situationen befinden. So verzichtete auch die EZB-Präsidentin Lagarde darauf, sich auf weitere Zinserhöhungen festzulegen. Bisher hieß es immer, dass man die Zinsen weiter deutlich in einem gleichmäßigen Tempo anheben wird.
Bei den anstehenden Entscheidungen der Notenbanken wird sich mehr Zurückhaltung einstellen. Andererseits zeigt sich auch, dass die Inflation der Ausgangspunkt aller Übel ist, sodass eine Kehrtwende an der Front ausgeschlossen ist. Die langfristigen Zinsen stiegen in Erwartung des Erreichens des Zinshöhepunktes im Jahr 2023 ohnehin schon etwas langsamer. Sie werden sich somit in der Tendenz nicht sehr verändern. Euro-Kurs Der Eurokurs bewegt sich aktuell zwischen 1,05 und 1,10 $/€ und hat sich damit vom letzten Quartal um etwa 0,03 Punkte erhöht. Da sich wirtschaftliche Aktivität und Zinsentwicklung im Euro- und Dollarraum weitgehend gleichgerichtet entwickeln, dürfte sich der Eurokurs auch weiterhin in und um diesen Korridor bewegen.
Entgegen der weltweiten Zinserhöhungsralley hat die erste Zentralbank Asiens (Vietnam) ihre Leitzinsen von +4,5 % auf +3,5 % gesenkt. Das mag für den deutschen Immobilienmarkt keine besondere Bedeutung haben, es ist aber ein weiteres Zeichen dafür, dass die Notenbanken zunehmend in einem Bermudadreieck zwischen Geldwertstabilität, Wachstum und Finanzstabilität operieren müssen.
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8
Wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland
Deutsche Konjunktur Außenhandel - best year ever! Deutschlands Exporteure haben im Jahr 2022 ein Rekordergebnis erzielt. Mit 1.564 Mrd. Euro wurde noch nie ein so hoher Wert an Waren ins Ausland geliefert. Das Ende der Globalisierung scheint nicht stattzufinden. Der Schein trügt jedoch, die nominale Zuwachsrate wäre ohne Preissteigerung nicht erreichbar gewesen. Hinzu kommt, dass die letzten Monate kaum noch Wachstum aufweisen. Dennoch dürfte das Jahr 2022 auch real ein gutes Jahr für die Exportwirtschaft gewesen sein. Nach der konjunkturellen Abkühlung im Winterhalbjahr wird im 2. Halbjahr wieder mit steigenden Exporten gerechnet. Dazu dürfte die Erholung im Euroraum sowie der Schwellenländer beitragen. Für das laufende Jahr 2023 rechnet das IfW mit einem ähnlichen Ergebnis wie 2022 (+0,5 %). Für 2024 geht man wieder von deutlichen Zuwächsen in Höhe von +3,5 % aus. Eine ähnliche Dynamik erwartet man für die Importe. Sie werden angesichts des
schwachen Winterhalbjahrs 2023 noch um -0,2 % sinken. Im Jahr 2024 legen sie hingegen um +4,0 % zu. Die Importpreise fielen im IV. Quartal 2022 um -2,9 %. Dazu trugen vor allem sinkende Preise für Öl und Erdgas bei. Die Importpreise liegen damit nur noch knapp über dem Vorkriegsniveau. Als Reaktion auf die sinkenden Kosten sind auch die Exportpreise zurückgegangen. Insgesamt fallen die Exportpreise jedoch langsamer als die Importpreise, sodass sich das Austauschverhältnis (Terms-of-Trade) deutlich verbessert. Exporterwartungen „Die Stimmung unter den deutschen Exporteuren hat sich etwas aufgehellt. Die ifo Exporterwartungen sind im März auf plus 4,0 Punkte gestiegen, von plus 3,5 Punkten im Februar. Der Exportnachfrage fehlt noch etwas der Schwung. Die globale Konjunktur entwickelt sich eher verhalten.“ (C. Fuest, ifo).
Exporte und Exporterwartungen
Export- und Importklima
Exporte real in Prozent (linke Skala); Saldo der Erwartungen
Export- und Importklima, (Veränderung der Indexpunkte) real in Prozent;
60
Exporte
Exporterwartungen
2
40
1
20
0
0
-1
-20
-2
-40
-3
-60
-4
Exportklima Importklima 1/19 7/19 1/20 7/20 1/21 7/21 1/22 7/22 1/23 7/23
1/19 7/19 1/20 7/20 1/21 7/21 1/22 7/22 1/23 7/23
Saldo der Erwartung über die Exporte aus „zunehmend“ und „abnehmend“ ist auf der Nulllinie ausgewogen. Ex- und Importklima: der deutschen Wettbewerbssituation im Verhältnis zu der in Liefer- bzw. Abnehmerländern Quelle: ifo-Institut
© by Heinze GmbH, April 2023
9
Wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland Geschäftsklima Ifo-Institut „Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich gebessert. Der ifo Geschäftsklimaindex ist im März auf 93,3 Punkte gestiegen, nach 91,1 Punkten im Februar. Dies ist der fünfte Anstieg in Folge. Treiber ifo-Geschäftsentwicklung der gewerblichen Wirtschaft
der Aufwärtsentwicklung waren vor allem die Erwartungen der Unternehmen. Aber auch die laufenden Geschäfte beurteilten die Firmen etwas besser. Trotz der Turbulenzen bei einigen internationalen Banken stabilisiert sich die deutsche Konjunktur.“ (C. Fuest, ifo) ifo-Geschäftsentwicklung der Branchen der gewerblichen Wirtschaft
40
30
20
10
0
-10
-20
-30
Klima
-40
Lage
-60 01/21
07/21
01/22
Insgesamt Verarbeit. Gew. Einzelhandel
-50
Erwartung
07/22
01/23
07/23
-70 2101
2107
2201
Bauhauptgewerbe Großhandel 2207
2301
2307
Quelle: ifo-Institut, Konjunkturtest
Geschäftsklima Ifo-Institut: Branchen „Im Verarbeitenden Gewerbe ist der Index deutlich gestiegen. Die Unternehmen waren merklich zufriedener mit der aktuellen Geschäftslage. Zudem ist der Pessimismus bei den Erwartungen nahezu verschwunden. Insbesondere in Schlüsselbranchen wie Autoindustrie, Chemie, Elektroindustrie und Maschinenbau verbesserte sich die Stimmung deutlich. Im Dienstleistungssektor hat sich die Aufwärtsbewegung des Geschäftsklimas fortgesetzt. Die laufenden Geschäfte entwickelten sich deutlich besser. Mehr Dienstleister erwarten steigende Umsätze. Im Handel ist der Index leicht gestiegen. Die Erholung der vergangenen Monate hat sich verlangsamt. Die Indices zu den Erwartungen und zur Geschäftslage legten beide etwas zu. Im Einzelhandel zeigte sich
jedoch kaum Bewegung. Dort sind weiterhin viele Unternehmen pessimistisch für die kommenden Monate. Im Bauhauptgewerbe hat sich das Geschäftsklima verbessert. Dies war auf weniger pessimistische Erwartungen zurückzuführen. Die Baufirmen bewerteten ihre aktuelle Geschäftslage jedoch etwas schlechter.“ (C. Fuest, ifo) Ifo-Geschäftsentwicklung der Bauwirtschaft 50 30 10 -10
-30
Lage
Klima
-50
Erwartung
-70 01/21
07/21
01/22
07/22
01/23
07/23
Quelle: ifo-Institut, Konjunkturtest
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10
Wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland ZEW-Konjunkturerwartungen „Die ZEW-Konjunkturerwartungen gehen in der aktuellen Umfrage vom März 2023 spürbar zurück. Sie liegen mit 13,0 Punkten um 15,1 Punkte unterhalb des Vormonatswertes. Die Finanzmärkte stehen stark unter Druck. Diese aktuell hohe Unsicherheit Aktuelle Lage
schlägt sich auch in den ZEW-Konjunkturerwartungen nieder. Die Einschätzung zur Ertragsentwicklung der Banken verschlechtert sich ganz erheblich. Auch die Einschätzungen zum Bereich Versicherungswirtschaft gehen deutlich zurück“ (ZEW-Präsident Wambach). Erwartung
50
100 80
25
60
0
40 20
-25
0
-50
-20 -40
-75
-60 -100
-80
Jan 20 Jul 20 Jan 21 Jul 21 Jan 22 Jul 22 Jan 23 Jul 23
Jan 20 Jul 20 Jan 21 Jul 21 Jan 22 Jul 22 Jan 23 Jul 23
Quelle: ZEW
Volumenindex des Auftragseingangs im Verarbeitenden Gewerbe Obwohl die Auftragseingänge im Jahr 2022 um mehr als 10 % zurückgingen, ist die Produktion etwa stabil geblieben. Dadurch wurden die hohen Auftragsbestände kaum abgebaut. Die Auftragsbestände lagen zum
Jahreswechsel noch um 30 % oberhalb ihres Niveaus vom Ende 2019. Die Auftragseingänge haben sich in den letzten Monaten wieder stabilisiert. Das ist auf eine robuste Auslandskonjunktur zurückzuführen. Somit ist man optimistisch, dass sie im Verlaufe des Jahres 2023 wieder anziehen.
Volumenindex des Auftragseingangs im Verarbeitenden Gewerbe (2015=100) 2005 – 2023
2021 – 2023
130
140
120
130
120
110
110
100
100
90
90
80
80
70 60 2005
70 60
2010
2015
2020
Kalender- und saisonbereinigt
2021
2022
Kalender- und saisonbereinigt
2023 Monatswert
Quelle: Statistisches Bundesamt
© by Heinze GmbH, April 2023
11
Wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland während sie 2024 etwas schwächer wachsen als die privaten Konsumausgaben. Das IWH weicht am stärksten von den übrigen Prognosen ab. Große Unterschiede gibt es bei den Investitionen, die im Wesentlichen auf einer Einschätzung unterschiedlicher Entwicklungen der Bauinvestitionen basieren. Insbesondere das ifo-Institut ist für die Entwicklung im Jahr 2024 deutlich optimistischer als die anderen Institute. Das Bruttoinlandsprodukt wird im Jahr 2023 weitgehend auf Vorjahresniveau verharren, während es 2024 nach den Prognosen Zuwächse von gut einem Prozent aufweisen wird.
Prognose zur Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung Die folgende Darstellung der Verwendung des Inlandsproduktes in realen Werten zeigt zunächst die Prognose des IfW für die Jahre 2022 und die Prognosen für 2023/24. Dem folgen Vergleiche für die Prognosen 2023 und 2024 verschiedener Institute. Für den privaten Verbrauch geht man im Jahr 2023 von einem Rückgang von weniger als einem Prozent aus, dem 2024 ein Zuwachs von knapp zwei Prozent folgen wird. Die Staatsausgaben bleiben 2023 etwa auf den Vorjahreswerten mit leichten Zuwächsen,
Prognose des IfW vom 15.03.2023 für Deutschland Private
6,0
Staat
2022
4,3
2023
Investitionen
Ausrüstungen
2024
Bauten
4,4 3,3
4,0
1,8
2,0
1,2
0,6
1,3
Exporte
1,8 0,5
0,5
0,0 -0,5
BIP
4,0
1,7
0,4
-4,0
1,4
-0,2
-0,5
-1,1
-2,0
Importe
3,5
2,9
2,1
1,7
6,0
-4,1
-6,0
Quelle: IfW vom 15.03.2023
Prognosevergleich für 2023 Private 3,0
Staat
IfW
Ifo
SVR
Investitionen
IWH
0,6
0,0 -1,0
-0,5
0,5
0,0
Bauten
0,9 0,0
-0,8 -0,9
-1,1 -1,1 -0,9
-2,0
0,5
0,1
-0,1
Exporte
Importe
BIP
2,2
2,1
2,0 1,0
Ausrüstungen
-0,5
1,0
0,7
0,6
-0,5
-0,7
1,0 0,1
0,5
0,2 -0,1
-0,2
-0,1
-3,0 -3,4
-4,0
-4,1
-5,0
-3,7
Prognosevergleich für 2024 Private 5,0
IfW
4,0
Staat
Ifo
SVR
Investitionen
Ausrüstungen
Bauten
Exporte
IWH
3,7
3,4
Importe
BIP
4,7
4,4 4,5
3,5
4,0
3,9
3,2
3,0
3,0
2,0 1,0
1,8
1,6
1,2 1,2
1,3
1,7
1,1 1,2 0,3
1,7
1,4
1,2 0,4
0,2
1,7
1,3
1,5
0,0 0,1 0,1
0,0 -1,0 -2,0
-0,5 -1,4
Quelle: IfW (Institut für Weltwirtschaft) vom 15.03.2023; ifo (Ifo-Institut) vom 15.03.2023; SVR (Sachverständigenrat) vom 22.03.2023; IWH (Leibnitz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle) vom 14.03.2023
© by Heinze GmbH, April 2023
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Wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland
Produktion – Lichtblicke Aufgrund der zuvor dargestellten Entwicklung der Auftragseingänge und weil sich die Lieferengpässe weiter zurückbilden, wird mit einem spürbaren Anstieg der Produktion im Verarbeitenden Gewerbe gerechnet. Das I. Quartal verlief sogar besser als erwartet. Für das Jahr 2023 rechnet man mit einem Zuwachs der Bruttowertschöpfung im Verarbeitenden Gewerbe in Höhe von +2,8 % und weiteren Zuwächsen im kommenden Jahr in Höhe von +2,0 %. Eine höhere Dynamik wäre möglich, aber wird vor allem durch den massiven Fachkräftemangel ausgebremst. Ausrüstungsinvestitionen Das IfW weist darauf hin, dass die Ausrüstungsinvestitionen auch von den Bauinvestitionen abhängen, da Anlageinvestitionen oft mit Bauvorhaben verbunden sind. Dennoch bleiben sie weitgehend stabil. Sie legten im Jahr 2022 um +3,3 % zu, schwächen sich 2023 etwas ab (+2,1 %) und wachsen 2024 wieder deutlicher (+4,4 %). Ein Teil des Anstiegs im Jahr 2024 geht auch auf die höheren öffentlichen Ausgaben für Rüstungsgüter zurück. Gebremst werden die Ausrüstungsinvestitionen durch geringere Investitionen energieintensiver Branchen. Bauinvestitionen Der Rückgang der Bauinvestitionen geht vor allem auf die Entwicklung im Wohnungsbau zurück. Sinkende Realeinkommen, steigende Material- und Finanzierungskosten verringern trotz hohem Wohnraumbedarf die Investitionsanreize. Freie Kapazitäten und steigende Energiepreise dürften jedoch vermehrt zu energetischen Sanierungen führen. Dadurch stieg die Produktion im Ausbaugewerbe im © by Heinze GmbH, April 2023
Januar um +15 % im Vergleich zum Vormonat an. Auch die Erhöhung der linearen Abschreibung dürfte den Wohnungsneubau stabilisieren. Die Investitionen im Wirtschaftsbau gingen im Jahr 2022 um -1,0 % zurück und bewegen sich bis 2024 auf ein geringes Wachstum (+0,2 %) hin. Bezüglich der Nachfrage nach Bauleistungen sind die Bauinvestitionen nur eingeschränkt nutzbar (siehe auch Abschnitt Bauvolumen). Sie enthalten keine Baumaßnahmen, die nicht zivil nutzbar sind (Militär). Andererseits enthalten sie Hoch- und Tiefbauausgaben. Im Wohnungsbau enthalten sie nur investive Maßnahmen und keine konsumtiven Ausgaben für Verschönerung.
Staatlicher Verbrauch Der expansive Kurs der Finanzpolitik wird sich 2023 leicht reduzieren. Die Energiepreisbremsen werden sich angesichts der stark gesunkenen Großhandelspreise weniger stark im Staatsbudget bemerkbar machen als geplant. Zugleich entfallen Maßnahmen des Jahres 2022 (Energiepreispauschale, Tankrabatt, Dezemberabschlag, Unterstützung von Energieunternehmen). Diese Entwicklung wird sich 2024 weiter fortsetzen. Das ist hauptsächlich eine Folge des Auslaufens verschiedener Unterstützungsmaßnahmen. Der Rückgang des Staatsverbrauchs ist somit vor allem eine Folge nachlassender Krisen und nicht Ausdruck von Sparmaßnahmen. Außerdem werden 2024 die Tarifeckwerte der Einkommensteuer deutlich angehoben, was zu Mindereinnahmen in Höhe von 13 Mrd. € führen wird. Privater Verbrauch Die Verbraucherstimmung zeigte nach dem HDE-Konsumbarometer im März 2023 mit 93,2 Punkten den höchsten Stand seit März des Vorjahres an. Das ist umso bemerkenswerter, weil die hohe Inflationsrate zu einem Rückgang der Reallöhne im Jahr
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Wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland 2022 um -3,1 % führte. Wichtiger Stabilisator der guten Verbraucherstimmung dürfte die stabile Arbeitsmarktlage sein. Auch dürften Stabilisierungsmaßnahmen der Regierung gegriffen haben, da Anträge auf Stundungen von Kreditraten oder Darlehensaussetzungen oder eine signifikant höhere Nutzung von Dispokrediten ausblieben. Auch im laufenden Jahr dürfte sich der Kaufkraftverlust von -1,8 % fortsetzen. Erst in 2024 ist wieder mit einem Zuwachs des realen Einkommens zu rechnen. Somit belastet die Entwicklung des Realeinkommens im laufenden Jahr den privaten Konsum (-0,5 %) und belebt ihn im Jahr 2024 (+1,8 %).
Arbeitslosenquote in %
Arbeitsmarkt Der Arbeitsmarkt entwickelt sich weiterhin sehr stabil. Aufgrund der Integration ukrainischer Flüchtlinge erreichte die Erwerbstätigkeit im Januar 2023 einen Höchststand von 45,5 Mio. Personen. Auch für die kommenden Monate wird mit einem starken Beschäftigungswachstum und abnehmender Arbeitslosigkeit gerechnet. Das Beschäftigungsbarometer ist gefallen, liegt aber dennoch per saldo für die meisten Sektoren im positiven Bereich. Die Zahl der offenen Stellen lag Ende 2022 auf einem neuen Allzeithoch in Höhe von 1,98 Mio. offenen Stellen. Die Arbeitslosenquote bildet sich wieder langsam zurück und wird für 2024 bei 5,2 % erwartet.
Arbeitslose und Erwerbstätige in 1.000
10,0
3.500
9,0
46.500 46.000
3.000
45.500
8,0 2.500
45.000
7,0
44.500
2.000
6,0
1.500
5,0 4,0 2018
2019
2020
2021
2022
2023
Arbeitslosigkeit
44.000
Erwerbstätigkeit
43.500
1.000
43.000
2017
2018
2019
2020
2021
2022
2023
Neue BL, DE, Frühere BL Quelle: Bundesagentur für Arbeit
Ifo-Beschäftigungsbarometer im März leicht gestiegen
„Insbesondere bei den Dienstleistern werden neue Mitarbeiter gesucht.“
„Die Unternehmen sind wieder bereit, mehr Personal einzustellen. Das ifo Beschäftigungsbarometer stieg im März auf 99,9 Punkte, nach 99,4 Punkten im Februar. „Der Arbeitsmarkt zeigt sich sehr robust“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo Umfragen. © by Heinze GmbH, April 2023
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Wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland Ifo-Beschäftigungsbarometer nach Sektoren 30 20 10
0 -10 -20
-30 -40 2018
2019
2020
2021
2022
2023
Verarbeitung
Bau
Handel
Dienstleistung
Quelle: ifo-Institut, Beschäftigungsbarometer
Inflation Die Kerninflationsrate wird sich im 1. Halbjahr 2023 nicht wesentlich abschwächen. Es wird erwartet, dass im Juli 2023 der Höhepunkt der Entwicklung der Kerninflation erreicht ist und diese danach langsam zurückgeht. Die Kerninflationsrate schließt die Preise für Energie und Lebensmittel aus der Berechnung aus, da diese in stärkerem Maße Schwankungen unterworfen sind, deren Ursachen nicht unbedingt innerhalb der betrachteten Volkswirtschaft zu finden sind.
Die Kerninflationsrate hat sich als hartnäckig erwiesen und insofern hatten sich die Märkte auch schon daran angepasst, dass die Zinsen länger auf hohem Niveau bleiben. Wie bereits zuvor erwartet, stehen die Notenbanken nun mit der eingetretenen Bankenkrise vor einer neuen Herausforderung. Damit könnten die Zinsen in den nächsten Monaten geringer steigen, als es die Inflationsbekämpfung erfordert hätte. Der Blick auf die Lohnentwicklung ist nach neueren Untersuchungen nicht die einzige Erklärung für eine Verstetigung der hohen Preise. Es gibt Anzeichen darauf, dass die Preismacht der Unternehmen dazu beiträgt, dass die Inflation trotz sinkender Energiepreise nur langsam zurückgeht. Eine Untersuchung des ifo-Instituts ergab, dass vor allem Unternehmen im Handel, © by Heinze GmbH, April 2023
Gastgewerbe und Verkehr sowie im Bausektor die Lage im vergangenen Jahr genutzt haben, um ihre Gewinne kräftig zu steigern. Die richtige Erklärung der Inflation ist eine Voraussetzung für ihre erfolgreiche Bekämpfung. Die Notenbanken sollten der Wettbewerbspolitik somit eine größere Aufmerksamkeit schenken. Die Kernrate der Inflation wird im Jahr 2023 mit +5,4 % noch über der des Jahres 2022 (+4,9 %) liegen. Erst für das Jahr 2024 wird davon ausgegangen, dass sie mit +2,5 % deutlich darunter liegt, aber immer noch über dem langfristigen Durchschnitt von +1,3 %. BIP Die Herausforderungen für die Wirtschaft sind derzeit enorm und durch die Bankenkrise nicht gerade weniger geworden. Dennoch erwarten die Institute ein Wachstum, das etwa auf dem konjunkturell positiv verlaufenden Vorjahr liegt. Das begründet sich einerseits auf dem robusten Arbeitsmarkt, darauf, dass Angebotslücken wieder besser geschlossen werden können, die Preisentwicklung zumindest perspektivisch abwärtsgerichtet ist und die Geldpolitik trotz der Schmerzen, die sie bereitet, wieder glaubwürdiger geworden ist. Auch hat sich die deutsche Wirtschaft als resilient erwiesen, indem sie sich erfolgreich trotz Energiekrise behauptet hat. Die gelungene Krisenbewältigung kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Deutschland mit relativ geringem Wachstum im Vergleich zu anderen G20-Staaten zunehmend zurückfällt.
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