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aktuell] Co-Living
Autor: Tobias Siegel, Consultant bei der PKF hospitality group
Co-Living – die neue Immobiliengeneration
Mit der andauernden Urbanisierung, der einhergehenden Wohnungsknappheit speziell in Ballungsräumen sowie durch den veränderten Lebensstil insbesondere der jungen Generationen X und Z (mehr Flexibilität, weniger Gebundenheit an einen bestimmten Wohnort) konnte sich Co-Living in den vergangenen Jahren immer mehr auf dem Immobilienmarkt integrieren. Co-Living kann als Mischkonzept aus Hotel und festem Wohnsitz für unterschiedliche Zielgruppen definiert werden. Der Fokus dieser Konzepte liegt hierbei auf der attraktiven Gestaltung der öffentlichen Bereiche. Digitale Nomaden und Young Professionals, die ortsunabhängig arbeiten können, verweilen in der Regel für einige Monate in einer bestimmten Stadt, bevor sie weiterziehen und von einem anderen Ort aus arbeiten. Zudem sind die Konzepte gut geeignet für Berufstätige, die für einige Monate, beispielsweise für eine Projektarbeit, bleiben oder neu in die Stadt gezogen sind und das Co-Living-Konzept als (temporären) Wohnsitz nutzen. Maklergebühren, Kosten für die Einrichtung sowie die oft große Herausforderung, schnell bezahlbaren Wohnraum zu finden, fallen in diesem Fall weg.
Die Größe der voll möblierten Co-Living-Einheiten zur Einzelnutzung liegt in der Regel zwischen 17 und 40 Quadratmetern. Daher ist es von Bedeutung, die Studios so effizient wie möglich zu gestalten und einzurichten, wobei die Endnutzer bei der Gestaltung selbstverständlich stets im Fokus stehen sollten. Natürliches Tageslicht mit möglichst großen Fenstern und helle Farben der Möbel helfen hierbei, die Studios optisch zu vergrößern. Die Maße der Arbeitsflächen standardisierter Kitchenettes betragen in der Regel circa 1,60 mal 0,6 Meter. Kitchenettes bestehen meist aus zwei Herdplatten, einer Mikrowelle, einem Kühlschrank und Stauraum. Während Gemeinschaftsküchen zwar eine gute Alternative darstellen, sind Kitchenettes in den Einheiten für die Bewohner wichtig, um – insbesondere während Langzeitaufenthalten – ein gewisses Maß an Flexibilität und Unabhängigkeit zu wahren. Gemeinschaftsküchen sind daher oft vielmehr als Ergänzung der individuellen Kitchenettes zu verstehen.
Während Betten einerseits eine gewisse Größe (meist Queen-Size) und Komfort gewährleisten müssen, nehmen diese in den kleinen Einheiten viel Platz in Anspruch. Zoku, ein Aparthotel/Co-LivingBetreiber aus den Niederlanden, hat hierzu eine effektive Lösung gefunden und die Position des Bettes in die Höhe verlagert. Die Treppe, welche zum Bett führt, kann eingefahren werden, um zusätzlich Platz zu sparen. Zudem ist das Bett sichtgeschützt, wodurch gewissermaßen ein separates Schlafzimmer entsteht und zusätzlich Privatsphäre gewährleistet werden kann. Eine Deckenhöhe von Minimum 2,60 Metern ist hierbei Voraussetzung.
Eine weitere Möglichkeit, limitierten Platz effizient zu nutzen, wurde in den Einheiten von Stay KooooK realisiert. Das Konzept fällt zwar unter die Rubrik der Serviced Apartments, die Größe und Ausstattung der Studios ist jedoch mit jenen der Co-Living-Einheiten vergleichbar. Mithilfe einer mobilen Wand kann die Größe des Schlaf- bzw. Küchenbereiches individuell und je nach aktuellem Bedarf angepasst werden. Bei der Ausgestaltung der Einheiten sollte natürlich ebenfalls auf ausreichend Stauraum geachtet werden. Dieser ist vorranging unter dem Bett bzw. unter der Decke und auf Schränken vorgesehen. Viele Co-Living-Konzepte bieten zudem die Möglichkeit, Stauraum im Keller anzumieten. Mit einer Größe zwischen 3 und 4 Quadratmetern (inklusive Toilette, Waschbecken und Walk-in-Dusche) sind Badezimmer äußerst kompakt gehalten. Aufgrund des oft schlauchartigen Layouts der Einheiten gibt es in den Badezimmern meist kein Tageslicht, wodurch ein entsprechendes Belüftungssystem essenziell ist.
Zudem ist die attraktive Gestaltung der öffentlichen Bereiche –welche in der Regel 15 bis 20 Prozent der Bruttogeschossfläche ausmachen – entscheidend für den Erfolg von Co-Living-Konzepten. Die Idee hinter Co-Living ist, dass sich Bewohner größtenteils in den Gemeinschaftsbereichen aufhalten. Co-Working, Dachterrassen, Fitnessstudios, Gemeinschaftsküchen, kleine Kinos und Veranstaltungsräume sind nur einige Beispiele hierfür. Für eine regelmäßige Bespielung der Flächen ist es daher wichtig, dass Bewohner untereinander – beispielsweise mit einer App – im Austausch sind, um sich für gemeinsame Aktivitäten verabreden zu können. Veranstaltungen, wie beispielsweise Yogakurse oder Vorlesungen, können über diese App kommuniziert werden und den Bewohnern die Möglichkeit geben, sich zu registrieren. Die App verhilft außerdem insbesondere neuen Bewohnern, andere Menschen mit gleichen Interessen leichter kennenzulernen.
Da Co-Living bereits durch das Teilen unterschiedlicher Ressourcen (z. B. Waschmaschinen, Haushaltsgeräte etc.) einen Fokus auf Nachhaltigkeit legt, spielt das Thema natürlich auch in Planung und im Bau eine entscheidende Rolle. Dies kann ebenfalls durch die geschickte Integration von Technologien unterstützt werden. So wurden beispielsweise während einer Testphase in den Duschen des The Social Hubs (ehemals The Student Hotel) kleine Displays, welche die Wassertemperatur und den allgemeinen Energie- und Wasserverbrauch anzeigen, installiert. Zudem ist auf dem Display ein Eisbär auf Polareis zu sehen, welches jedoch mit anhaltender Duschdauer schmilzt. Durch diesen spielerischen Effekt gelang es, den Warmwasserverbrauch in den Einheiten um 17 Prozent zu verringern.
Die Kombination aus Technologien und Nachhaltigkeit, eine attraktive Gestaltung der öffentlichen Bereiche und eine effiziente Planung und Einrichtung der Studios sind somit elementare Bestandteile erfolgreicher Co-Living-Konzepte.
Als Teil der PKF hospitality group beschäftigt sich PKF livingexperts seit Jahren intensiv mit Serviced-Living-Konzepten (u. a. Co-Living, Student Accommodation, Senior Living etc.). Hierzu veranstaltet die PKF hospitality group am 12. Juni 2023 in Wien das 196+ spotlight serviced living, bei welchem Themen wie die Architektur, Design und Digitalisierung im Fokus stehen werden. Zudem findet vom 16. bis 17. April 2023 das 196+ forum Milan – Italiens BenchmarkVeranstaltung für das Thema Architektur und Design in der Hospitality – statt.
Das 196+ forum Milan ist eine internationale Netzwerkplattform, auf der Branchenteilnehmer zusammenkommen und Ideen austauschen. Es umfasst eine ganztägige Konferenz mit Expertendiskussionen, interaktiven Formaten und Networking-Möglichkeiten.