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Outdoor aktiv
from Park Zeit 2021/1
by Park Igls
Der Berg ruft! Und diesem Ruf folgen immer mehr Menschen. Warum der Bergsport und generell der Sport in der freien Natur nicht nur trendy ist, sondern vor allem auch aus sporttherapeutischer Sicht besonders guttut, erklärt Sportwissenschaftler und Trainingstherapeut Maximilian Stangl vom Gesundheitszentrum Park Igls.
Das Glücksprogramm für Körper und Geist
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Berg- und Bewegungsmensch Maximilian Stangl, dessen Augen bei diesem Thema zu leuchten beginnen, ist davon überzeugt, dass der Mensch von jeglicher Bewegung profitiert – und die Natur diese positiven Effekte noch maximiert. Ganz einfach, weil es in unserer Natur liegt.
WENN WIR UNS BEWEGEN, • wird der Kreislauf angeregt, • machen unsere Muskeln das, wofür sie ausgelegt sind, • und werden unsere Gelenke geschmiert. • Zusätzlich wirkt Bewegung ausgleichend auf den Cocktail an chemischen Botenstoffen, die in unserem Körper und vor allem auch im
Gehirn zirkulieren, • und das hat einen positiven Effekt auf unsere
Stimmung. • Der wiederum wird verstärkt durch das Gefühl, etwas Gutes für sich getan zu haben.
GLÜCKSCOCKTAIL AUS NATUR UND LUFT »An der frischen Luft zu sein, multipliziert die genannten Effekte und wirkt noch darüber hinaus«, erklärt Stangl. Beispielsweise sei durch zahlreiche Studien belegt, dass Bäume und allgemein Pflanzen Botenstoffe in die Luft abgeben, die unser Immunsystem stärken. Oder dass wir gesundheitlichen Nutzen daraus ziehen, uns in vernünftigem Maße der UV-Strahlung der Sonne auszusetzen. »Wer sich nun darin bestärkt fühlt, nur bei Kaiserwetter rauszugehen, den muss ich enttäuschen«, lacht der Bewegungsexperte. »Wer sich regelmäßig aus der Komfortzone des wohltemperierten Wohnzimmers begibt und Hitze, Kälte, Wind, Regen und Schnee hautnah spürt, wird nicht nur widerstandsfähiger, sondern fühlt sich auch lebendiger und glücklicher.«
Damit sich das Glücksgefühl bald einstellt und möglichst von Dauer ist, empfiehlt der Sporttherapeut, die ersten fünf bis zehn Minuten als Aufwärmphase zu betrachten, die Zielbewegung also in gemäßigtem Tempo durchzuführen und die Intensität gemächlich zu steigern, anstatt von Beginn an Vollgas zu geben. »So stellen wir uns sowohl körperlich als auch mental am spezifischsten auf die folgende Belastung ein. Wer sich dazu motivieren kann, soll zu Beginn dieser Aufwärmphase gerne auch ein paar allgemeine Ganzkörperübungen einbauen. Mobilisierende Schwunggymnastik oder sanfte Streck- und Dehnübungen, wie sie aus den Gymnastikeinheiten im Park Igls bekannt sind, eignen sich dafür perfekt«, sagt Stangl. Wichtig sei in jedem Fall, die Intensität der Bewegung – egal ob beim Laufen, Gehen oder Biken – dem aktuellen Trainingsstand anzupassen. Denn wer sich von falschem Ehrgeiz zum Übertreiben verleiten lasse, riskiere ein erhöhtes Unfallrisiko durch sinkende Konzentration und Bewegungspräzision.
TIPPS FÜR EINSTEIGER*INNEN Fast uneingeschränkt zu empfehlen ist nach Maximilian Stangl das Gehen. Das Tempo – ob gemütliches Schlendern, zielstrebiges Marschieren oder sportliches Walken – könne dabei jeder für sich wählen. Ganz gleich, ob Ganztagestour im Gebirge, Nachmittagsrunde durch den Wald oder halbstündiger Spaziergang durchs Dorf, das Bewegungsmuster bleibt dasselbe. »Je nach Gelände und Dauer schulen wir damit Koordination, Balance, Trittsicherheit, Ausdauer und Kraft in einer
Beliebte Touren rund um das Park Igls
Maximilian Stangl verrät uns für jeden Geschmack – und jede Kondition – seine Favoriten:
Gemütliche Touren • Viller Moor • Ullwald • Patscher Rosengarten
Knackigere Touren • Lanser Kopf • Viller Kopf
Für sportlich Ambitionierte Mein heißer Tipp: unser Hausberg Patscherkofel mit der Wallfahrtskirche Heiligwasser oder darüber hinaus!
Für weniger Trittsichere empfiehlt Maximilian Stangl einen Spaziergang auf befestigten Wegen nach Lans.
höchst alltagsrelevanten Form«, erklärt Stangl. Man sollte die Belastungen aber trotzdem nicht unterschätzen. »Falls Gelenksschmerzen oder sonstige Beschwerden auftreten, gilt es, diese zu beachten, die Belastung entsprechend anzupassen und im Zweifelsfall einen unserer Experten im Gesundheitszentrum Park Igls zu konsultieren.«
HÖHERE LAGEN UND GEBIRGSKLIMA Eine besondere Bedeutung kommt beim Outdoorsport der Seehöhe zu: Wie lange der Körper braucht, um sich in den Tiroler Bergen zu akklimatisieren, erklärt der Trainingstherapeut kurz und verständlich: »Die sogenannte Höhenkrankheit, die manche Menschen beim Aufenthalt in großen Höhen trifft, kommt von einer erschwerten Versorgung des Organismus mit Sauerstoff. Das liegt nicht an einem per se verringerten Sauerstoffgehalt der Luft, sondern am mit zunehmender Höhe abnehmenden Luftdruck. Am Mount Everest beispielsweise beträgt der Luftdruck nur noch ein Drittel des Luftdrucks auf Meereshöhe. Das ist auch der Grund, warum Everest-Besteiger ihr Teewasser bereits mit 71 °C zum Sieden bringen«, erklärt Stangl.
Aber auch bei geringeren Höhen mache sich dieser Effekt bereits in Form einer erhöhten Atem- und Herzfrequenz bemerkbar: Der Körper reagiert auf diese geänderten Umstände und produziert vermehrt rote Blutkörperchen, die für den Sauerstofftransport verantwortlich sind. Diesen Effekt nutzen z. B. auch Leistungssportler beim Höhentraining zur Leistungssteigerung, wobei für entsprechende Anpassungen laut Stangl ungefähr eine Woche veranschlagt werden muss. Konkret spürbar werde der verringerte Luftdruck für den Menschen jedoch erst ab circa 2000 Metern – »und das Park Igls liegt auf rund 900 Metern Seehöhe; unsere Gäste müssen sich also keine Sorgen machen, dass sie eine Woche warten müssen, bis sie sich akklimatisiert haben«, unterstreicht der Bewegungsexperte mit einem Augenzwinkern.
BEWEGUNG IN DER NATUR – LIEGT IN UNSERER NATUR »Die natürliche Umwelt ist der Lebensraum, an den wir als Spezies angepasst sind. Sich darin auf vielfältige Weise zu bewegen, war den größten Teil unserer Entwicklungsgeschichte eine Grundvoraussetzung für unser Überleben«, sagt Stangl. »Erst durch die landwirtschaftliche und dann – viel später – durch die industrielle Revolution vor rund zehnMAXIMILIAN STANGL »Jeder Gast, der uns schon einmal bei unseren Walking- und Wanderausflügen begleitet hat, lernt die Touren in der näheren Umgebung kennen – und lieben.«
tausend beziehungsweise hundertfünfzig Jahren – evolutionär gesehen ein Wimpernschlag – wurden wir von der Notwendigkeit, uns zu bewegen, befreit. Unser Körper und seine Bedürfnisse sind aber nach wie vor weitgehend für den Lebensstil eines Jägers und Sammlers ausgelegt« – und damit für ein Leben in Bewegung in der Natur.
Maximilian Stangl
Bachelor of Education, Bachelor of Science, staatlich geprüfter Trainer