Ballett extra 5

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Ausgabe Nr. 5

BALLETT EXTRA 5 Gelbe Klänge zur BallettFestwoche – Helden heute – Sukhorukova auf der Zielgeraden – Staatsballett in der Reithalle Aktuelles TANZSTADT MÜNCHEN

Gastspiel im Sultanat Oman

Wie klingt Gelb?

Das Kulturreferat der LH Mün­

Das Sultanat Oman, gelegen am

Klingt Gelb tiefer als Blau, höher

chen gibt zusammen mit Veran­

unteren Ende der arabischen Halb­

als Grün? Welche Bilder asso­

staltern der Münchner Tanzszene

insel, besitzt in seiner Hauptstadt

ziieren wir mit Farben und

die Broschüre TANZSTADT MÜN­

Muscat ein wunderbares Opern­

­Klängen?

CHEN heraus, die im Frühjahr

haus. Zum e ­ rsten Mal ist das

Anlässlich der Uraufführung Der

2014 erscheint und auch beim

­B ayerische Staatsballett im April

gelbe Klang nach Wassily Kan­

Bayerischen Staatsballett im Pro­

für 3 Vorstellungen von Romeo

dinskys Konzept um Farbe, Klang

benhaus am Platzl 7 beim Pförtner

und Julia von John Cranko dort­

und Bewegung fragt das Baye­

erhältlich ist. Der informative

hin eingeladen, denn die westliche

rische Staatsballett nach Ihren

Führer durch die Tanzstadt Mün­

Tradition des Handlungsballetts

und Euren Ideen: Wie klingt Gelb?

chen vereinigt Porträts der Frei­

ist inzwischen auch im Orient

Zitate, Zeichnungen, Malereien,

en Szene und die der großen Ensembles, Festivals wie

sehr gefragt, und Shakespeare auch auf Arabisch geliebt.

Eigenkompositionen, Poesie – Künstlerisches, Absurdes,

DANCE und Tanzwerkstatt Europa stehen neben Produ­

So ­werden Lucia Lacarra und Marlon Dino, Katherina

Spielerisches - alle Ideen sind willkommen. Die kreativs­

zenten, Wissenschaftler der LMU neben Multiplikatoren

­Markowskaja und Lukáš S ­ lavický, Ivy Amista und Tigran

ten werden während der BallettFestwoche im National­

und Vermittlern wie Access to dance, Tanz und Schule

Mikayelyan zusammen mit dem Ensemble die berühmte

theater ausgestellt.

oder CAMPUS Staatsballett. Eindrucksvoll, was in den

Veroneser L ­ iebesgeschichte jetzt auch als Ballett in den

Bis zum 20. März freuen wir uns über alle Einsendungen.

letzten 20 Jahren in München gewachsen ist, und hilfreich

Orient tragen.

Per Post oder persönlich an Bayerisches Staatsballett,

für jeden, der sich in München für Tanz in all seinen Fa­

Platzl 7, 80331 München – oder per Email an

cetten interessiert.

ballett@staatsoper.de

Ballett Extra Nr. 5

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Proben mit Katherina Markowskaja und Lukáš ­Slavický, Uraufführung von Aszure Barton, Foto: Wilfried Hösl


Gelbe Klänge, schwarze Reihen, goldene Kugeln

Tanzland Deutschland – Die ersten zwei Premieren

B

Gleichgesinnte und intellektuelle Auseinan­

turale Elemente und Forschungen über die

schwarz („mystisch-phantastisch“) – und in

dersetzung finden.

Mechanik des menschlichen Körpers zu­

bildnerisch überaus eindrucksvollen Kos­

In dieser Spielzeit kommen beim Bay­

sammenfließen, wird geradezu zum Syno­

tümen, farbigen oder metallischen raum­

erischen Staatsballett Konzepte der Moder­

nym für die Moderne. Ivan Liška und seine

plastischen Gebilden aus wattierten Stoff­

ne zur Aufführung, die zwei wesentliche

Frau Colleen Scott tanzten es in der 1977

teilen und starren kaschierten Formen,

Traditionslinien markieren: das Abstrakte

von dem deutschen Tänzer und Choreo­

deren formale und materiale Eigenschaft

aus dem Umfeld des Bauhauses in Weimar

graphen Gerhard Bohner nach Schlemmers

die Aktionen der Tänzer bestimmt. „Das

und Dessau auf der einen, das Expressive

Aufzeichnungen rekonstruierten Fassung

Triadische Ballett wird keine Weltanschau-

des deutschen Ausdruckstanzes auf der an­

mehr als 80 Mal rund um den Erdball –

ung tanzen — es wird vielmehr reine Lust

is fast zum Ende des 19. Jahrhunderts ist

deren Seite. Kandinsky und Schlemmer sind

deutliches Zeichen für den Stellenwert und

am Fabulieren sein, ein Fest in Form und

die Welt des Balletts, wie sie vor allem

zentrale Figuren jener Zeit, Künstler, die

die Attraktivität dieser Choreographie.

Farbe. Denn noch immer ist der Künstler

durch die Werke des in St. Petersburg agie­

einen neuen Weg aus der Malerei hinüber

„Triadisch“, der „Dreiklang“ der Formel­

der Schöpfer schöner Dinge und noch im-

renden französischen Ballettmeisters und

in andere Genres suchen und definieren: Der

emente ist das künstlerische Ordnungsprin­

mer scheint es, dass alle Kunst zwecklos

Choreographen Marius Petipa verkörpert

synästhetische Ansatz bei Wassily Kandins­

zip des Stücks. Jeweils ein bis drei Akteu­

scheint“ schrieb Oskar Schlemmer zur

wird, noch in Ordnung. Wie immer vor gro­

ky, der diesen vor allem zwischen Farben

re auf der Bühne tanzen in 18 Kostümen

Stuttgarter Uraufführung 1922. Die letzte

ßen Umbrüchen zeigen sich hier und da

und Tönen, Malerei und Musik eingelöst

12 Tänze: in drei Abteilungen („Reihen“),

Aufführung zu seinen Lebzeiten kam 1932

erste Risse und Sprünge, die Gegner ma­

sieht. Michael Simon, Regisseur, Bühnen­

deren jeweilige Bühnenfarbe die Stimmung

in Paris auf die Bühne.

chen zunehmend mobil gegen Tutu und

bildner, Lichtdesigner und kreativer Mitar­

der Tänze unterstreicht: zitronengelb („hei­

Spitzenschuh, gegen das traditionelle Frau­

beiter der ersten Stunde großer Choreograp­

ter-burlesk“), rosa („festlich-getragen“),

enbild der Klassik, gegen Affirmation und

hen wie Forsythe und Kylián, interessiert

das Schwelgen in Schönheit. So, wie sich

sich für die Ausweitung dieser Synästhesien

die feudale politische Ordnung in Europa

in das Terrain der Bewegung, des Lichts,

zum Teil in blutigen Kämpfen endgültig

der Projektion und der Musik, die in diesem

auflöst zugunsten bürgerlich-demokratischer

Falle von dem großen Rock-Heroen Frank

Systeme, wird auch die Form des Klassi­

Zappa stammt, der auch für Symphonie-

schen im Ballett fragwürdig, spiegelt sie

Orchester komponierte. Neben Simons Ver­

doch in ihren weißen Akten und ihren Su­

such über den Gelben Klang Kandinskys

jets eben diese prachtvolle überkommene

stehen choreographische Arbeiten von As­

Ordnung wieder, erzählt am liebsten Ge­

zure Barton und Russell Maliphant, die bei­

schichten von Prinzen und Prinzessinnen.

de kreativ mit ihren Teamkollegen vom

Wir heute, mit gehöriger Distanz, können

Lichtdesign, der musikalischen Kompositi­

diese Welt durchaus wieder schätzen.

on und dem Kostüm im Studio während des

Deutschland ist im Ballett des 19.Jahr­

Probenprozesses zusammenarbeiten – weit

hunderts nur Zaungast, aber nicht kreativ

entfernt davon, ihnen etwa eine dienende

an seiner ruhmreichen Geschichte beteiligt.

Funktion zuzuweisen.

Erst mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts

Neben Kandinsky ist es zu Beginn des 20.

und der offiziellen Abkehr von der danse

Jahrhunderts vor allem Oskar Schlemmer,

dʼ école werden in Deutschland unzählige

der einer Seite des jungen zeitgenössischen

Künstler­Innen und Künstlergruppen an der

Tanzes in den 10er und 20er Jahren neue

Revolutionierung des Tanzes, seiner Öffnung

Impulse aus der Mechanik und der Bilden­

hin zu anderen Künsten und der Weiterent­

den Kunst gibt. Sein Triadisches Ballett,

wicklung der Körpersprache arbeiten, in­

1922 in Stuttgart uraufgeführt, in dem mu­

ternationale Künstler, die hier Inspiration,

sikalische Kompositionsprinzipien, skulp­ Ballett Extra Nr. 5

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Text Bettina Wagner-Bergelt Foto Gert Weigelt


Ausstellung

Porträt

Wie klingt Gelb?

Daria Sukhorukova

Eine Ausstellung zur BallettFestwoche

röschen, aus Les Sylphides (Michail

cken musste sie sich nach ihrer Ankunft

Fokine) aber auch sowjetische Klassi­

in München erst einmal gewöhnen. Bei

Ab dem 25. März steht das Nationaltheater

ker wie Die Fontäne von Bachtschis-

den Proben zu Hans van Manens Gro-

rund um den Königssaal im Zeichen von

sarai (Zakharov) oder Die Legende von

ße Fuge beispielsweise galt es, die

Farben und Klängen. Anlässlich der Urauf­

der Liebe (Grigorovich). Dazu kamen

Scham zu überwinden und ihren Kör­

führung Der gelbe Klang zum Auftakt der

zahlreiche Gastspiele auf der ganzen

per in völlig neue Bewegungsqualitäten

Ballettfestwoche, in der sich Choreograph

Welt. Eine Karriere wie aus dem Bil­

zu lenken - der Anblick, den sie im

Michael Simon mit Wassily Kandinskys

derbuch sollte man meinen, aber sie

Spiegel sah, entsprach nicht auf Anhieb

Werk zur abstrakten Malerei auseinander­

hatte auch ihre Schattenseiten. Das

dem Anspruch der ehrgeizigen Tänze­

setzt, hat Ballettdirektor Ivan Liška den

Pensum, das man der jungen Tänzerin

rin an ihre eigene Qualität. Der Spiegel

Münchner Künstler und Fotografen Huber­

auferlegte, war kaum zu bewältigen.

spielt eine wichtige Rolle im Leben

tus Hamm eingeladen, eine Arbeit im Kö­

Pausen gab es keine, und wenn, wurden

einer klassischen Ballerina. Sie unter­

nigssaal zu installieren. Hamms Molded

sie genutzt, um an Details der anste­

liegt seiner ununterbrochenen Kont­

Mirrors – Synchronised bestehen aus hoch­

henden Rollen oder technischen Raffi­

rolle. „Aber auf der Bühne kann man

spiegelnden Edelstahlplatten, an den Seiten

nessen zu arbeiten. „Ein ‚Nein‘ war

sich erst recht nicht verstecken: Abge­

farblich gerahmt, die in ihren Verformungen

unvorstellbar“, erinnert sich Daria, „zu

sehen vom technischen Können wird

zahlreiche Bilder reflektieren. Der Über­

meiner Zeit war das Repertoire am

auch der Charakter einer Tänzerin auf

gang vom Abbild zur Abstraktion in den

Mariinsky Ballett rein klassisch und

der Bühne glasklar, ihr Ausdrucksver­

Reflexionen ist dabei fließend, sie ergeben

wahnsinnig anstrengend. Stücke von

mögen, ihre Fähigkeit zur Hingabe.“

sich durch die Anwesenheit des Betrachters

William Forsythe waren die ersten und

Wenn sie eine neue Rolle tanzen soll,

und seiner Position zum Spiegel. Die ent­

einzigen modernen Ballette […] ich ver­

setzt sie sich gerne erst einmal alleine

stehenden Bilder werden damit zeitlich und

lor über die Jahre hinweg mehr das

mit der Geschichte des Stückes, den

Interesse, hatte keine Lust, immer das­

Emotionen des Charakters, den sie

selbe zu tanzen. Ich wollte mich weiter

darstellen wird, auseinander. „Ich ver­

entwickeln, […] der Druck, unter dem

suche, mich in die emotionale Lage der

ich stand, war letztlich nur noch der

Rolle zu versetzen, sie mit Situationen

Auslöser, der mich veranlasste, mich

aus meinem Leben zu vergleichen. In

nach einer anderen Compagnie umzu­

Mats Eks Giselle zum Beispiel, da ist

sehen.“ Das Leben und ihre Entschluss­

die emotionale Spannung ungeheuer

kraft trieben sie direkt in die Arme des

groß. Ein wahnsinnig aufwühlendes,

Bayerischen Staatsballetts. „Mir gefiel

aber auch sehr beglückendes Ballett

die Homepage in strahlendem Blau auf

für die Tänzer. In Wohin er auch blickt… –

Anhieb“, sagt sie lächelnd. „Als ich

diese Frauen, die sich von ihren Män­

dann das Repertoire sah, war ich über­

nern verabschieden, die in den Krieg

zeugt, das Richtige gefunden zu haben.

ziehen – so habe ich es mir immer er­

So viele weltberühmte Choreographen,

klärt. Das muss durch den Körper rü­

so viele Zeitgenossen – und ein riesiges

berkommen zum Zuschauer, diese Angst,

klassisches Repertoire!“ Nach dem

der Schmerz. Das ist großartig in den

Einreichen ihrer Bewerbungsunterla­

zeitgenössischen Balletten.“ Auf der

gen wurde sie von Direktor Ivan Liška

Bühne muss alles zu 100% sitzen, und

persönlich zum Vortanzen eingeladen,

das tut es nur, wenn es im Studio ge­

wie es bei Solisten üblich ist. Er hatte

nauso intensiv geprobt wurde. „Man

sie bei einem Gastspiel des Mariinsky

befindet sich in jeder Hinsicht in einer

Balletts vorher gesehen und kannte

Life Performance, da kann immer et­

ihre Qualität. „Ich war damals sehr

was schiefgehen, im Studio muss des­

schüchtern und unsicher, was mein

halb alles perfekt sein. Auf der Bühne

Können anbelangt. Ich wäre nie einfach

inspiriert einen dann zusätzlich die

gekommen, um einen Vortanztermin

Musik aus dem Orchestergraben, die

zu erbitten.“ Englisch konnte sie zu

Zuschauer, die man nicht sieht, aber

dieser Zeit kaum, umso glücklicher war

spürt.“ Vor dem Auftritt als Louise im

sie, dass Ivan Liška Russisch spricht.

Nussknacker trägt die orthodoxe Rus­

Nachdem sie ihr Talent im Training und

sin ihre Talismane, kleine Tierchen und

bei einigen Variationen gezeigt hatte,

Figuren, in ihre Sologarderobe neben

wurde ihr der Vertrag vorgelegt. Die

der Bühne im Nationaltheater. Dann

nächste Viertelstunde entschied über

heißt es nur noch, auf Gott vertrauen

ihr weiteres Leben…

und: „Einfach lostanzen, entspannen,

‚verklingen‘, sobald der Saal verlassen ist. Hamm fügt dieser ‚Bilderinszenierung‘ noch eine tatsächliche musikalische Dimension hinzu, in dem er die Platten aus sich selbst heraus zum Klingen bringt. Mit Kandinsky und der Farbe Gelb hat sich auch die Deutsche Meisterschule für Mode beschäftigt. Auf Einladung des Bayerischen Staatsballetts entstanden in einzelnen Kon­ zeptionsschritten prachtvolle, skulpturale Roben aus ungewöhnlichen Stoffen, die ebenfalls – mitsamt ihrer Entstehungsge­ schichte – rund um den Königssaal zu sehen sein werden. Gelbe Gewänder, die sich in Spiegeln brechen, potenzieren, bewegen und Töne hervorrufen – hier können wir den gelben Klang wahrhaftig erforschen und sinnlich erleben. Die Ausstellung soll ergänzt werden durch Ideen, Eingebungen und Inspirationen des Publikums: Wir möchten wissen, wie Gelb in Ihren Ohren klingt. (Teilnahmebedingun­ gen unter aktuelle Meldungen). Die Ausstellung wird bis zum Ende der Ballettfestwoche (13. April) im Nationalthe­ ater zu sehen sein. Bitte beachten Sie, dass der Zugang nur mit einer gültigen Eintritts­ karte für die Vorstellung möglich ist.

Daria Sukhorukova, Erste Solistin, geboren 1982 in St. Petersburg, kam nach der Geburt ihrer Tochter vor einem Jahr zurück auf die Bühne. Strahlender als je zuvor und mit einem zarten Schmelz tanzt sie jetzt die großen Partien, für die sie ihre klassische russische Technik prädestiniert – zum Beispiel Louise in Neumeiers Nuss­ knacker, Inbegriff der Ballerina. Alles begann in einem kleinen Bal­ lettstudio in St. Petersburg. Dort er­ kannte man früh das Talent der jungen Schülerin und förderte sie nach Kräf­ ten. Tänzerin zu werden ist in der rus­ sischen Gesellschaft seit dem 19. Jahr­ hundert ein selbstverständlicher Be­ rufswunsch. Tänzerinnen werden be­ wundert, beneidet und ihre Karrieren von Öffentlichkeit und Kritik begleitet und kommentiert. So wunderte es nie­ manden, dass Daria Sukhorukova bald die nächste Hürde nahm und an der renommierten Waganowa Akademie ihr Studium aufnehmen durfte. Dieses traditionsreiche Institut bildete bis vor kurzem die besten Tänzer der Welt aus – zurzeit ist sein Schicksal unge­ wiss, wie so oft aufgrund unqualifizier­ ter Entscheidungen der verantwortli­ chen Politiker. Nach Abschluss ihres Diploms 2001 wurde Daria direkt vom Mariinsky Bal­ lett übernommen. Der damalige Direk­ tor Makhar Vaziev kam bald auf sie zu, um ihr erste solistische Parts anzuver­ trauen. Sie arbeitete intensiv mit seiner Frau Olga Chenchikova, ebenfalls einer berühmten Ballerina Russlands, die sie für große Partien coachte, und tanzte bald neben ihren Rollen als Gruppen­ tänzerin, Duette, Trios und immer mehr solistische Partien wie die Titelrolle in Romeo und Julia, Variationen aus Dorn-

Ballett Extra Nr. 5

Seit 2007 ist sie Mitglied des En­

genießen!“ Einen Lieblingschoreogra­

sembles und hat seitdem eine ganze

phen hat sie nicht. Es kann jeder sein,

Reihe großer Debüts gefeiert. Ihr Re­

der sich mit ihr auseinandersetzt, ihr

pertoire ist heute so vielfältig, wie sie

Potenzial erkennt und sie herausfor­

es sich immer gewünscht hat. Ihr Münch­

dert.

ner Debüt gab sie freilich noch in ihrem ‚Fach‘, als eine der drei Odalisken in Le Corsaire von Marius Petipa. Denn trotz aller Vorfreude und Ungeduld - an den Umgang mit zeitgenössischen Stü­

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Fortsetzung auf Seite 9


Interview

Glossar

Wenn Maliphant kreiert, kommen auch Mukul, Stevie Stewart und Michael Hulls nach München

Mover

Broken Fall war, wenn man so will, der

Unter einem ‚Mover‘ verstehen wir eine

Probelauf. Das Trio, das Russell Mali­

Tänzerin, die vor allem im zeitgenössi­

phant 2003 für das Royal Ballet / Sylvie

schen Tanz gefordert ist. Zuzanna Zahrad­

Guillem schuf und das im Januar 2012

nikova zum Beispiel. Die meisten moder­

vom Bayerischen Staatsballett übernom­

nen Choreographen suchen Interpreten,

men wurde, erwies sich als so erfolgreich,

die alle zeitgenössischen Stile zu ihrem

dass es im selben Jahr noch Teil des Pro­

eigenen machen können, die das vorgege­

gramms Forever Young wurde. Jetzt folgt

bene choreographische Material physisch

eine Kreation im Rahmen des Abends

weiter bearbeiten und bis an seine Gren­

Der gelbe Klang, der Choreographien von

zen dehnen. Ein ‚Mover‘ lebt die Bewegung

Aszure Barton (Kanada) und Michael Si­

zu 150 Prozent, mit jeder Faser ihres Kör­

mon (nach Kandinsky) zu einer großen

pers stürzt sie sich in die Phrase und gibt

Premiere im Rahmen von TANZLAND

alles. Dabei hat sie eine außergewöhnliche

DEUTSCHLAND verbindet. Dafür ist

­natürliche Dynamik, die der Bewegungs­

der britische Kultchoreograph, der gera­

sequenz höchste Qualität verleiht.

de für sein im vergangenen Jahr entstan­ denes Stück Fallen in London den „Na­ tional Dance Award“ für die beste mo­ derne Choreographie gewonnen hat, wieder in München. Seit November erar­ beitet er mit dem Münchner Ensemble ein neues Stück: kein Werk für eine klei­ ne Besetzung, sondern eine Choreogra­ phie für elf Tänzer. Zum Produktionsteam gehören drei weitere Künstler von der Insel, die ebenfalls für das Besondere bürgen: Da ist einmal der Medienkünst­ ler Mukul, der elektronische Musik kom­

ren Zeitpunkt gebrauchen kann. Ich mag

tionen der Kontaktimprovisation. Es gibt

poniert und bereits mehrfach mit renom­

diese Form der Zusammenarbeit mit den

viele Drehungen, Spiralen und Bewegun­

mierten zeitgenössischen Choreographen

Tänzern sehr, ich möchte ihnen Raum

gen, die tief, also nah am Boden, ausge­

arbeitete, außer mit Russell Maliphant

für einen eigenen Beitrag geben. Denn

führt werden.

etwa mit Akram Khan. Ein Multitalent –

ich bin kein Choreograph, der den Tän­

er erstellt Mixed-media-Installationen

zern minutiös vorschreibt, was sie machen

Wie verlief die Zusammenarbeit mit dem

und schreibt über Mathematik: Im ver­

sollen. Das bedeutet aber nicht, dass in

Komponisten, Mukul Patel?

gangenen Sommer erschien von ihm das

dem neuen Stück improvisiert wird; je­

Es handelt sich nicht um eine bereits

Buch We’ve Got Your Number, in dem er

der Schritt, jede Bewegung ist festgelegt,

bestehende Komposition, sondern er

Jiřì Kylián braucht solche Tänzer, Ri­

Kindern und Jugendlichen die Allgegen­

wie grundsätzlich in meinen Gruppen­

komponiert Stück für Stück, während

chard Siegal, auch Mats Ek oder Nacho

wart von Zahlen und mathematischen

stücken.

ich mit der Choreographie beschäftigt

Duato.

Vorgängen erklärt. Das Licht macht wie

bin. Ein solches Arbeiten war möglich,

immer Michael Hulls, auch er preisge­

Wie haben Sie bislang den Probenprozess

weil die neue Choreographie im Laufe

krönter Lichtdesigner der Londoner Sze­

beim Bayerischen Staatsballett erlebt?

von mehreren Monaten entstanden ist,

ne. Die Kostüme kreiert die Designerin,

Wenn man mit einer etablierten Ballett­

so konnten wir andauernd aufeinander

Modeberaterin und Stylistin Stevie Ste­

compagnie arbeitet, muss man sich an­

reagieren. Wir haben ja schon einige Male

wart, die seit 1984 für den Choreographen

passen, sich gewissermaßen in den regu­

zusammengearbeitet und besitzen von

Michael Clark tätig ist – und für Russell

lären Ablauf einfügen. Anders ist es, wenn

daher eine gewisse Routine bei dieser

Maliphant seit seinem Stück The Rodin

ich mit Tänzern arbeite, die ich mir für

Art von Kollaboration.

Project (2012). Sie kreiert Kostümbilder

ein Projekt ausgewählt habe, oder für

für Film- und Theaterproduktionen, und

ein Ensemble wie die BalletBoyz choreo­

Wie würden Sie die Musik beschreiben?

stattet Tourneen der Popstars Kylie Mi­

graphiere. Dann habe ich die Tänzer die

Sie ist stark von rhythmischen Struktu­

nogue und Britney Spears aus.

ganze Zeit für mich. In München dagegen

ren geprägt. Die Choreographie nimmt

ist der ganze Probenprozess zerstückelt,

darauf natürlich Bezug, doch genauso

Russell Maliphant, wenn Sie mit einem

und gewissermaßen beeinflussen meine

habe ich mich von der Atmosphäre, der

neuen Stück beginnen, wie gehen Sie vor?

Proben auch die Ballette, die gerade auf

Energie der Musik inspirieren lassen.

Bei jedem meiner Stücke orientiere mich

dem Spielplan stehen. Denn bei mir wird

daran, was mir die Tänzer anbieten, und

eine ganz andere Körperlichkeit gefordert

Und in München haben Sie ja auch Un-

ich verwende einiges von dem, was sie

als in rein klassischen Werken wie La

terstützung durch Ihre Frau Dana.

mir bei Improvisationen zeigen. Insbe­

Bayadère, dem Nussknacker oder BIPED

Ja, sie ist seit fast 20 Jahren auch meine

sondere zu Beginn des Probenprozesses

von Cunningham. Die Tänzer müssen

wichtigste künstlerische Mitarbeiterin.

lasse ich die Tänzer viel improvisieren,

schnell umschalten können zwischen den

Sie macht Vorschläge, welche Musik für

indem ich ihnen kleine Aufgaben gebe;

unterschiedlichen Erfordernissen an Mus­

meine Stücke passen könnte, übernimmt

das verläuft alles sehr spielerisch. Wich­

kelkraft, Stil, Ästhetik.

das Filmen bei den Proben und alle mög­

tig für die Arbeit ist, dass diese Impro­

Das Foto zeigt Zuzana Zahradníková in Jiří Kyliáns Gods and Dogs Foto Stephan Joachim

lichen Dinge, die notwendig sind. Und

visationen gefilmt werden; ich sichte

Welche Bewegungen kennzeichnen das

täglich die Mitschnitte und schaue, was

Stück?

mir gefällt, womit ich weiterarbeiten

Ganz allgemein gesprochen, verbinde ich

kann, was ich vielleicht zu einem späte­

das Ballettvokabular mit typischen Ak­

wir sprechen über alles.

Ballett Extra Nr. 5

Text: Klaus Kieser; Foto: Wilfried Hösl

Seite 5

Russel Maliphant mit Mukul, dem Team und Tänzern des Staatsballetts


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Die berĂźhmteste Rolle der Ballettgeschichte. Daria Sukhorukova tanzt Prinzessin Odette; Foto Wilfried HĂśsl


Porträt

HELDEN? Da diese Annäherung an den Helden­ begriff zugegeben sehr weitgehend inter­ pretierbar ist, startete die Marketingabtei­ lung des Bayerischen Staatsballetts im Rahmen der BallettFestwoche 2013 eine Publikumsbefragung zum Thema Helden. Die Marketingaktion beinhaltete die Be­ antwortung der simplen Frage: „Wer ist für Sie ein Held?“. Die Rückläufe waren über­ wältigend und überraschten hinsichtlich ihrer Bandbreite: angefangen bei der Nen­ nung namenhafter Politiker, knallharter Geheimagenten, Kinderbuchfiguren, bis hin zum Partner oder Familienmitglied. Neben all den persönlichen Helden des Alltags gibt es auch ideologische Helden der Zeit­ geschichte. Ist es nicht der Wunsch eines jeden, einmal als Held gesehen zu werden? Wie Prometheus für seine heroischen Taten ge­ feiert und anerkannt zu werden? Um die Komplexität und den Facettenreichtum des Heldentums zu verdeutlichen, hat Terence Kohler in seinem zweieinhalbstündigen Ballettabend Helden die Geschichte aus drei verschiedenen Perspektiven collagiert, der des Helden Prometheus, der des Bru­ ders und derjenigen der Athena Parthenos, was der Inszenierung eine besondere Kom­ plexität gibt. Letztendlich stellt sich Koh­ Ab Ende Februar zeigt das Bayerische

Kontrolle, Gemeinschaft und Isolation.

reichen Abhörskandale wird uns schmerz­

ler auch der alles entscheidenden Frage, ob

Staatsballett wieder „Helden“ im National-

Prometheus, fast schon gleich zu setzen mit

haft vor Augen geführt, dass die scheinba­

es einfacher ist ein Held zu werden als ein

theater und stellt sich damit erneut die

digitalen Pionieren wie Steve Jobs, handelt

re Sicherheit, in der wir uns bewegen,

Held zu bleiben!

Frage, aus welchem Stoff sie gemacht wer-

im Glauben den Menschen zu Selbstbe­

zerbrechlicher ist als vermutet.

den.

stimmtheit und Unabhängigkeit zu verhel­ fen. Doch neben all den Freiheiten und

Dennoch – neue Gefahren bringen neue

Eine grell schillernde Elektrowolke

Möglichkeiten, welche der digitale Fort­

Helden hervor. Julian Assange und Edward

schraubt sich bedrohlich vom Himmel. Mit

schritt mit sich bringt, birgt dieser auch

Snowden wurden beide wegen ihrer Vorrei­

ausgestreckten Armen empfängt er das

nicht zu unterschätzende Gefahren.

terrolle in der digitalen Aufklärung von der

mechanische Himmelskonstrukt. Augen­

Gesellschaft als Helden gefeiert. Von den

blicklich erleuchten seine Hände die Dun­

„How we connect with and disconnect

einen gefeiert, von den Mächtigen geächtet.

kelheit, der Funke springt über. Ehrfurcht,

from each other!“, so fasst der Choreograph

Denn gerade der Widerstand, der den Hel­

Ekstase und Gier blitzen in Prometheus’

seine Inszenierung in einem Satz zusammen

den entgegengebracht wird, lässt diese in

Augen – in seinen Händen hält er den di­

und beschreibt damit eines der Phänomene

hellem Licht erstrahlen und zu neuer Grö­

gitalen Schlüssel zur modernen Welt.

der modernen Gesellschaft. Die Menschheit

ße wachsen.

scheint so vernetzt zu sein, wie noch nie Prometheus, der ehrgeizige Vordenker,

zuvor und dennoch steht das „I“ und nicht

Doch wer definiert Gut und Böse? Aus

das starke Alphatier, bringt den Menschen

das „We“ an erster Stelle im Namen der

welchem Stoff sind Helden gemacht? Im

die Digitalisierung. Die neue Technologie

apple Produkte. Wir haben hunderte von

Laufe der Jahrhunderte hat sich zwar das

verbreitet sich wie ein Feuer und zieht die

digitalen Freunden und kennen meist nicht

Bild der Helden gewandelt, jedoch scheinen

Menschheit in ihren Bann. Anfängliche Fas­

einmal ihre richtigen Namen. Wir schlafen,

die elementaren Attribute des wahren Hel­

zination schlägt schnell um in Besessenheit.

essen, kommunizieren mit ihm – dem schein­

dentums unverändert. Ein Held ist einer,

Unter Prometheus’ Tyrannei halten Miss­

bar besten Freund des Menschen, dem

der ungeachtet aller Konventionen, sich für

gunst und Intrigen in der Gesellschaft Ein­

Smartphone. Damit sind wir 24/7 online

das Gute einsetzt und selbstlos die Grenzen

zug. Was aus dem Guten heraus entstanden

abrufbar und machen uns so selbst zu Skla­

des Möglichen neu definiert.

ist, vergiftet das soziale Leben und führt

ven permanenter Erreichbarkeit.

zu Vereinsamung und Entmenschlichung. Dieses offensichtlich bedingungslose In seiner Ballettproduktion Helden

Vertrauen in die Technologie zeugt fast

inszeniert Terence Kohler mit einer ent­

schon von einer infantilen Naivität unserer

waffnenden Ehrlichkeit und verblüffenden

Gesellschaft. Die zunehmende Bereitschaft

Authentizität eine tänzerische Studie über

der Datenabgabe und -einsicht treibt uns

das menschliche Verhalten. Kohler skizziert

damit leicht in die Arme imperialer Such­

eine digital abhängige Gesellschaft zwischen

maschinen, staatlicher Behörden und Ge­

Text: Louisa Baumgärtel

Fortschritt und Tradition, Freiheit und

heimdienste. Nicht zuletzt durch die zahl­

Foto: Charles Tandy

Ballett Extra Nr. 5

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Was macht eigentlich ...?

Fortsetzung Portrait

Daria Sukhorukova Ihr Leben hat sich in den letzten Jah­

ze und sehr einfühlsam, als er zum ers­

me anderer. Mir gefällt das. Und das

ren verändert. Seit über einem Jahr ist

ten Mal wieder die vertrackten Scènes

will ich auch bleiben.“

Ophélie auf der Welt. So ein Ereignis

de ballet probte. Heute sieht sie selbst­

Daria verlässt eilig den Raum, wir

stellt für eine Tänzerin eine große He­

bewusster und positiver in die Zukunft

haben die Zeit etwas aus den Augen

rausforderung dar. Der Körper ist ihr

als je zuvor. München hat ihr Glück

verloren. Sie muss schnell weiter zur

Kapital. Schwangerschaft und Geburt

gebracht. Daria steht mitten im Leben,

Probe für die Wiederaufnahme von

jedoch beeinträchtigen ihn. Ab dem

ihr Tagesablauf ist streng durchgeplant,

Choreartium (Léonide Massine). Zurück

zweiten Monat ihrer Schwangerschaft

vor allem seit ein Kind Teil ihres Le­

bleibt der Eindruck einer offenen sym­

tanzte sie keine Vorstellung mehr, vier

bens ist. Sie spricht besser Deutsch.

pathischen Frau, die hinter ihrer zu­

Monate nach der Geburt aber fing sie

Sie fühlt sich wohl hier. Sie hat Freun­

rückhaltenden Art die streng erzogene

bereits wieder an zu trainieren. Nach

de in der Compagnie gefunden und

Russin ebenso erkennen lässt, wie die

einem Jahr feierte sie ihr Comeback

versucht, auch die Kontakte außerhalb

liebende Mutter und Ehefrau. Eine gro­

auf der Bühne. Es war ein steiniger

des Ensembles zu pflegen. „Konkurrenz

ße Tänzerin, die auf der Bühne nicht

Weg, die alte Form wieder zu erlan­

gibt es immer in einem Ensemble, aber

nur technisches Können und Ausstrah­

gen – in mehrfacher Hinsicht. Rücken

das gehört dazu, es pusht einen, macht

lung bietet, sondern auch kritische

und Beine waren steif, die Muskeln

einen ehrgeizig, besser als alle anderen

Selbstreflexion. Vergessen werde ich

schwach. Ihre kleine Tochter bei einem

zu sein. Und es gibt auch viel Unter­

auch nicht die Tränen, die ihr in die

Babysitter zurückzulassen schmerzte.

stützung, Wärme und Applaus, wenn

Augen stiegen, als sie begann von ih­

Schon ihre Lehrerin in der Waganowa

man eine große Partie gemeistert hat.“

rem winterlich-romantischen St. Pe­

Akademie hatte die Studenten gemahnt,

Sie steht im Rampenlicht und hält sich

tersburg zu sprechen, das neben Mün­

dass jeder trainingsfreie Tag doppelt

dennoch zurück mit öffentlichen Auf­

chen immer ihre Heimat bleiben wird.

aufgeholt werden müsse. Darias Mann

tritten. „Auf der Bühne ist man in sei­

Cyril Pierre, ebenfalls Erster Solist in

ner eigenen Welt, irgendwie transpa­

München, half ihr sehr bei der Rück­

rent, ein wenig entrückt. Das Leben

kehr. Aber auch der Ballettmeister

einer Tänzerin ist faszinierend. Man

Thomas Mayr war ihr eine große Stüt­

ist eine Projektionsfläche für die Träu­

Alen Bottaini In Viareggio, Italien, geboren, war er 17 Jahre lang Mitglied des Bayerischen Staatsballetts und erlebte als Erster Solist eine erfüllte Tänzerkarriere, in der er alle großen Rollen des klassischen und unzählige des zeitgenössischen Repertoires tanzte. Alen Bottaini verfügte über eine fundierte klassische Technik und eine Ausstrahlung, die ihm hinreißende Virtuosität und lyrische Entrücktheit gleichermaßen erlaubte. Er beeindruckte stets durch eine intensive und vollkommen hingegebene Rollengestaltung, allen voran als Solor in La Bayadère. Der Choreograph Terence Kohler ließ sich wiederholt von Bottaini inspirieren, so in Once Upon An Ever After und in Série noire.

Text: Laura Tomi

Alen Bottaini in Série noire; Foto: Vincent Loermans

Alen Bottainis Leben war auch nach seinem Weggang aus München geprägt von der erfolgreichen Karriere als Principal D ­ ancer. Er gastierte weltweit und arbeitet heute als Ballettmeister, Choreograph und Performer. Zur Freude seiner alten Fans: seit Januar ist Alen Bottaini wieder in München, denn er eröffnete seine eigene Schule, in der er seine Leidenschaft einer neuen Generation von ambitionierten Tänzern weitergibt. —

Ballett Extra Nr. 5

Seite 9


Staatsballett in der Reithalle

3 Fragen an: Burke Brown —

Termine Unsere Highlights

Lichtdesigner für Live Streams:

Aszure Bartons Kreation

La Bayadère / Les Ballets Russes

1

Burke, Sie haben bereits einige Male mit Besondere an der Arbeit mit ihr aus?

graphin in New York. Ihre Stücke entwirft sie immer mit den Tänzern, deshalb darf man niemals fehlen, wenn sie mit ihnen spricht. Ich muss mitbekommen, was im Studio entsteht, damit ich weiß, wie das Licht sein sollte. Ein Konzept im Voraus zu entwerfen, ist unmöglich, denn alles kann sich zu jeder Zeit ändern.

2

architektonischen Charme und den vie­

21. Juni 2014

fach für Kinder- und Jugendprojekte,

BallettFestwoche 2014

für eine Modenschau in Zusammenarbeit

04. – 13. April 2014

mit dem SZ-Magazin und anderes. In

Das ist bereits meine sechste oder siebte sie die originellste und kreativste Choreo­

15. März 2014 /

len verschiedenen Bühnenformen mehr­

Aszure Barton gearbeitet. Was macht das

Kreation für und mit Aszure. Für mich ist

ballett nutzte die Reithalle mit ihrem

diesem Sommer wird die Reithalle von

Der gelbe Klang

Die Reithalle in der Heßstraße, Mün­

Ballett und Oper bespielt. Den Auftakt

4. April Premiere

chen, hat große Zeiten hinter sich. His­

macht am 4. Juni die Premiere des Tri-

5., 27. April 2014,

torische Außenfassade, große Rundbo­

adischen Balletts von ­Oskar Schlemmer

2., 8., 11. und 17. Mai 2014

genfenster, ein offener Dachstuhl – das

in der Rekonstruktion von Gerhard

denkmalgeschützte Gebäude macht Lust

Bohner, die Ivan Liška und Colleen Scott

Das Triadische Ballett

auf mehr. Nach der Restaurierung er­

mit den Tänzern des Staatsballetts II

4. Juni 2014 Premiere

öffnete der Star-Regisseur Peter Stein

einstudieren. (Danach geht die Produk­

5. – 7. Juni 2014

1994 mit Orestie eine Reihe vielfältiger

tion nach Berlin, zum Produktionspart­

Veranstaltungen. Theaterlegende Peter

ner Akademie der Künste und nach

Le Sacre du printemps /

Brook verführte uns mit The Man Who

Stuttgart im Rahmen der Bauhaus Aus­

Das Mädchen und

auf einer spannenden Reise in das

stellung der Staats­galerie.) Am 14. Juli

der Messerwerfer

­menschliche Gehirn. In Ich Feuerbach

folgt mit Mary ­Wigmans Le Sacre du

14. Juni Premiere /

von Tankred Dorst wurde dieser Weg

printemps eine weitere spektakuläre

Wiederaufnahme

Ab dem 04.04. sehen wir das Gesamtkunst­

fortgesetzt, mit einer Geschichte, wel­

Rekonstruktion des Bayerischen Staats­

15. – 19. Juni 2014

werk auf der Bühne. Wie sehr aber wird

che die Psyche des Schauspielers unter

balletts, die mit großer Spannung er­

Ihr Lichtdesign unabhängig von der

die Lupe nimmt. Das Bayerische Staats­

wartet wird.

Goldberg-Variationen / Gods and Dogs

­Choreographie ‚tanzen‘?

18. März 2014 und 5. Juni 2014

Ich weiß es noch nicht. Meine Intention ist, dass mein Licht auf Bates’ Komposition reagiert wie die Tänzer es auch tun werden. Aber, so wie die Choreographie manchmal gegen die natürliche Bewegung arbeitet, um Spannung zu erzeugen, kann auch das

Tipp der Redaktion

Les Ballets Russes 30. Mai 2014 und 8., 21., 22. Juni 2014

Die mobile Staatsopern-App wird zur BallettFestwoche 2014 um den

den Sie für ganz besonders gelungen hal­ ten? Darf man so etwas fragen? Ich bin mir nicht sicher, ob es einen Moment geben wird, der faszinierender sein wird als andere. Ich hoffe, eine Bühnensphäre zu erschaffen, in der Choreographie, ­Kostüm und Musik ineinandergreifen, ein Design zu kreieren, das Aszures Intention hervor­ hebt. Ich hoffe, die Choreographie ‚erschließt sich‘, weil das Bühnendesign ‚genau richtig‘ war und die Kostüme sind ‚genau richtig‘, weil das Lichtdesign ‚schlüssig‘ ist. Wenn die Zuschauer nach Hause gehen, dann will ich, dass sie sich an mein Licht erinnern, weil es stark war und schön.

backstage Bereich Ballett erweitert. Verpassen Sie keine Vorstellung Ihres Lieblingskünstlers mehr und gewinnen Sie mit dem virtuellen Rundgang exklusive Einblicke in Geschichte und Gegenwart des Nationaltheaters – in 360-Grad-Panoramen vom Max-Joseph-Platz über die Säle im Vorderhaus des Nationaltheaters und die Bühne ab April auch hinter die Kulissen des Staatsballetts. In jedem Raum sind Hotspots versteckt, die mit kleinen Videos, Audio-Features, Texten und Fotogalerien vom Theater und seinen Institutionen B ­ ayerisches Staatsballett, Bayerische Staatsoper und Bayerisches Staatsorchester erzählen. Die Staatsopern-App im Überblick: • Virtueller Rundgang durchs Münchner Nationaltheater mit Videos, Audio-Features und Fotogalerien • Spielplan mit Filterfunktionen nach Genres und Monaten, Suchfunktion, Stückinformationen • Kartenkauf direkt über die App • Ihr persönlicher Spielplan gefiltert nach Lieblingskünstlern • Optional Push-Benachrichtigungen zum Vorverkaufsstart oder zum Aufführungstag der von Ihnen ausgewählten Vorstellungen • Videos, Podcasts und Fotogalerien zu vielen Themen • STAATSOPER.TV: Alle Infos zu unseren Live-Streams auf einen Blick

Fragen: Susanne Ullmann

Poster dieser Ausgabe

Gibt es einen Moment in Ihrem Konzept,

• Neuigkeiten aus der Bayerischen Staatsoper, vom Bayerischen Staatsballett und vom Bayerischen Staatsorchester • Service-Bereich mit Führungsterminen, Besetzungsmeldungen, Informationen zum Vorverkauf und Routenplaner Aufgrund der Dateigröße empfehlen wir, die App im WLAN herunterzuladen.

Bayerisches Staatsballett Ballettdirektor Ivan Liška Platzl 7 80331 München Information/Karten T 089 2185 1920 www.staatsballett.de Redaktion Bettina Wagner-Bergelt, Susanne Ullmann Gestaltung Bureau Mirko Borsche Satz, Druck und Herstellung Gotteswinter und Aumaier GmbH

Ballett Extra Nr. 5

Seite 10

Seite 12: Unitxt. Das Ensemble als ‚Schattenwelt‘.

3

Seite 11: Foto Day Kol, Ivy Amista. Filigran trifft Fabrikation, Dachauer Straße.

Nehmen Sie uns doch einfach mit

Seite 6/7: Ein Klassiker. Daria Sukhorukova in Illusionen – wie Schwanensee.

tere Spannungsqualität zu generieren.

Seite 2: Foto Wolfried Hösl, Proben von Russell Maliphant mit Claudia Arraiza

Licht gegen die Musik arbeiten, um eine wei­


Ivy Amista, Fabrikgebäude Dachauer Straße; Foto Day Kol

Ballett Extra Nr. 5

Seite 11


Ballett Extra Nr. 5

Seite 12

Fotografiert von Vorname Nachname Ensemble in Unitxt von Richard Siegal, Foto Wilfried Hรถsl


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