Engelsloge n°63

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Engelsloge

Ballettfestwoche

Pina Bauschs Das Frühlingsopfer ist ein bis heute unvergleichliches Ringen mit der Natur

Tödliche Leidenschaft: In Cavalleria rusticana und Pagliacci bringt der Regisseur Francesco Micheli Sizilien und Kalabrien nach Oberbayern

Ja, Mai -Festival

Zehn Tage Illusionen – inspiriert von japanischen Texten und zeitgenössischen Kompositionen Eine

Liebe Leser:innen,

ob die aufgewühlten Zuschauer:innen im Pariser Théâtre des ChampsElysées an jenem 29. Mai 1913 ahnten, dass sie einen historischen Moment miterlebten? Die Uraufführung von Igor Strawinskys Ballett Le Sacre du printemps erregte die Gemüter. Längst gilt das Werk als einer der Meilensteine des 20. Jahrhunderts. Auch das Schaffen der Choreographin Pina Bausch war zu Beginn umstritten. Heute sehen wir ihre Choreographie zu Strawinskys Meisterwerk – bei Bausch unter dem deutschen Titel Das Frühlingsopfer – mit neuem Blick, aber genau das macht das Wesen des Theaters aus: Es versetzt uns in die Lage, unsere eigene Situation durch die Bezugnahme auf das Gestern neu zu verstehen und einordnen zu können. Während der diesjährigen Ballettfestwoche kommt Bauschs epochemachender Tanzklassiker endlich auch nach München. Dass es uns gelungen ist, Bauschs Sacre -Version zusammen mit weiteren wegweisenden Choreographien von Jiří Kylián und Sidi Larbi Cherkaoui auf den Spielplan zu setzen, darf als große Bereicherung für die Tanzstadt München begriffen werden.

Wie sehr Oper und Tanz im Heute verwurzelt sind, zeigt auch das Ja, MaiFestival, das inzwischen bereits zum dritten Mal stattfindet. Zwei Kammeropern – Matsukaze von Toshio Hosokawa und Das Jagdgewehr von Thomas Larcher – bilden den Mittelpunkt. Das Festival ist diesmal mit dem vieldeutigen Begriff „Illusionen“ überschrieben. In Zeiten wachsender Ungewissheiten ein Thema von gesellschaftspolitischer Relevanz und zugleich Basis für intensive künstlerische Auseinandersetzung. Besonders freut mich die Zusammenarbeit mit der international akklamierten bildenden Künstlerin Alicja Kwade, die das Bühnenbild zu Matsukaze schuf.

Das Programm dieses Opern- und Ballettfrühlings wäre jedoch nicht vollständig ohne die große Doppelpremiere von Cavalleria rusticana und Pagliacci – zwei einst durchaus umstrittene Werke, die heute zum Kernbestand des weltweiten Opernrepertoires zählen.

Ich freue mich, Sie bei zahlreichen Vorstellungen willkommen zu heißen.

engelsloge_1-3_SEITE_01-2024_PFADE.pdf 1 01.02.24 17:42

Engelsloge Ausgabe 63 März bis Juni 2025

Ballett

04 BALLETTFESTWOCHE

Das Bayerische Staatsballett zeigt unter anderem ein Meisterwerk von Pina Bausch

Oper

08 WENN TÖNE UNTER DIE

HAUT KRIECHEN

Regisseur Francesco Micheli gibt sein Debüt in München

Steckbrief

10 PIQUE DAME

Spotlight 12 HÖHEPUNKTE IM FRÜHLING

Oper in Zahlen

13 MANON LESCAUT

Oper

14 ILLUSIONEN

Die dritte Ausgabe des Ja, Mai -Festivals im Überblick

Wer bin ich

16 EINE FRAGE DES CHARAKTERS

Gut gefragt

17 TARMO PELTOKOSKI

Das Bayerische Staatsorchester erstmals unter der Leitung des jungen Finnen

18 SPIELPLAN / OPERNRÄTSEL

19 SERVICE / IMPRESSUM

Informationen und Karten zu allen Vorstellungen beim Zentralen Kartenverkauf der Bayerischen Staatstheater,

Serge Dorny

Ballett Im Bann des schlagenden Rhythmus’: die Compagnie des Tanztheaters Wuppertal Pina

KRÄFTE MESSEN MIT DER ERDE

Pina Bauschs

Das Frühlingsopfer ist wuchtig und wunder schön. Die Ballettfestwoche bettet ihre Choreographie in einen dreiteiligen Abend.

Ganz im Norden Deutschlands, westlich von Bremen, liegt der Ort Surwold. Ein Ortsteil heißt Börgermoor. Oben drüber ist das Aschendorfer Obermoor, auch „Wildes Moor“ genannt. Und hier beginnt die neue Produktion des Bayerischen Staatsballetts. „Da gibt es recht genaue Vorgaben von der Pina Bausch Foundation“, erklärt Tim Jablonski, Technischer Leiter des Balletts, denn dort gebe es ganz reinen Torf. „Den versuchen wir herzukriegen, nach Bayern“, sagt er.

Es geht um einen Klassiker der deutschen Tanzgeschichte: Pina Bauschs Das Frühlingsopfer. Es ist ein sehr tänzerisches Stück, das die große Tanzschaffende da auf die ikonische Musik Igor Strawinskys kreiert hat. Im Dezember 1975 wurde es uraufgeführt und begründete schnell Pina Bauschs Ruhm. Archaisch und sehr körperlich wird hier die so komplizierte wie markante Komposition umgesetzt.

Unterstützt wird dieser Eindruck durch das Bühnenbild Rolf Borziks. „Borzik reißt die Bühne bis zu den Brandmauern auf und belegt sie mit einer dicken Torfschicht, die die Schritte der Tänzer schwer macht“, heißt es in der Beschreibung der Bausch Foundation darüber. „Die Bühne ist integraler Bestandteil des Abends, kein Dekor“, sagt Gerburg Stoffel, die das Bühnenbild für die Münchner Vorstellung adaptiert. Im Laufe des Abends zehrt der Widerstand des knöcheltiefen Torfs an den Kräften der Mit wirkenden. Der Torf bleibt immer mehr an der Haut haften, verändert die Körper und den Eindruck dieser Körper. Er macht sie zu einem Teil der Bühne, die gleichzeitig Natur und Kunst ist. Eine große ästhetische Kraft entsteht.

Kraft braucht aber auch ein Theater, um dieses Stück heute umzusetzen. Schon rein körperlich. Acht Kubikmeter Torf werden für die Münchner Aufführung bestellt, berichtet

Esa -Pekka Salonen

Simon McBurney Max im Emelyanychev

F innish Radio Symphony Orchestra, Mahler Chamber Orches tra Christian Gerhaher

12. – 21. April 2025

Neuproduktion

Chowanschtschina MODEST P. MUSSORGSKI

Musikalische Leitung ESA-PEKKA SALONEN

Inszenierung SIMON MCBURNEY

Chorkonzert II: FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY

»Elias« Oratorium für Soli, Chor und Orchester

Leitung MAXIM EMELYANYCHEV

Mit EMILY POGORELC, WIEBKE LEHMKUHL, PENE PATI, CHRISTIAN GERHAHER

Finnish Radio Symphony Orchestra, Mahler Chamber Orchestra, Chor des Bayerischen Rundfunks

osterfestspiele.at 25

Im Zeichen des Tanzes Ballettfestwoche 2025

Jablonski. Gelagert werden sie in Containern und dann bis zur richtigen Konsistenz gewässert. Der Torf darf nicht zu trocken sein, das würde stauben, was sowohl für die Scheinwerfer als auch für die Tänzerinnen und Tänzer problematisch wäre. Zu nass ist aber auch gefährlich, da droht Rutschgefahr.

Das Tanzgefühl verändert sich aber sowieso bei einem so veränderlichen, inkonsistenten und ungewohnten Bühnenboden. „ Das Frühlingsopfer ist ein Stück, an das man sich erinnern wird“, sagt die Tänzerin Elisa Mestres so auch ganz klar. Nach den Sommerferien gab es einen ersten Workshop zum Stück, um den Tänzerinnen und Tänzern Bauschs Bewegungssprache näherzubringen. Mestres war dabei. „Das war ein bisschen ein Schock direkt nach den Ferien“, berichtet sie, man müsse sich an den Tanzstil gewöhnen, sich völlig auf dieses Werk einlassen, das schon sehr intensiv sei: „Man kann diesen Stil nicht nachahmen, man muss ihn verinnerlichen.“ Getanzt auf Torf, das hat Elisa Mestres noch nie. Und das wird auch erst einmal nicht geprobt. Unmöglich ist es, die Böden in den Ballettsälen mit Torf zu bedecken. Genauso die Bühne im Nationaltheater, auf der es ja einen laufenden Betrieb gibt. Der Aufwand, um diese Torfbühne zu bauen, ist groß: An den Bühnenrändern braucht es Gitterroste für die Bühnenarbeiter. Damit die sich ihre Füße abstreifen können und die Erde nicht im ganzen Haus verteilen. Außen herum wird Filz gelegt. Den Boden bedeckt ein 12 x 16 Meter großes Bühnentuch, festgenagelt, ganz

Vom 10. bis zum 16. April 2025 zeigt das Bayerische Staatsballett einmalig und exklusiv den dreiteiligen Abend Wings of Memory mit Sidi Larbi Cherkaouis Faun , Jiří Kyliáns Bella Figura und Pina Bauschs

Das Frühlingsopfer. Unterbrochen wird die Vorstellungsserie für ein besonderes Gastspiel: Lucia Lacarra, frühere Erste Solistin des Bayerischen Staatsballetts, präsentiert am 13. April die erste Arbeit der von ihr und ihrem Partner Matthew Golding im Jahre 2023 gegründeten Compagnie, dem Lucia Lacarra Ballet: das auf Musik von Sergej Rachmaninow und Max Richter choreographierte, abendfüllende Ballett Lost Letters.

straff, so dass keine Stolperkanten entstehen. Dann werden acht Rollcontainer auf die Bühne gefahren, aus denen der Torf ausgekippt wird. Anschließend wird er gewässert. Man sei für den Aufbau im guten Kontakt mit der Bausch Foundation, berichtet Tim Jablonski, die haben da Erfahrungswerte, das Stück wird auf der ganzen Welt gespielt. Eine logistische Herausforderung ist der Torf für das Theater trotzdem. Das Frühlingsopfer ist Teil der dreiteiligen Produktion Wings of Memory. Für die anderen beiden Stücke, Sidi Larbi Cherkaouis Faun und Jiří Kyliáns Bella Figura , muss der Torf entfernt werden. Am nächsten Abend braucht es dann wieder einen neuen Torfboden. Daher wird während der einwöchigen Vorstellungsserie mit zwei Bühnentüchern gearbeitet, so dass immer ein trockenes Tuch parat ist. Und natürlich muss irgendwann auch auf dem originalen Boden geprobt werden. Also vormittags

Auserkorene oder Opfer? Tanz, um die Natur zu zähmen

eine Probe für ein anderes Werk, abends wieder der Erdboden. Dafür wird der komplette Bühnenboden getauscht, so dass der Torf auf der Seitenbühne entspannt zusammengekehrt und getrocknet werden kann.

Angst vor dem Torf hat Tänzerin Elisa Mestres nicht. Das gehöre zum Beruf dazu. Unterschiedliche Bühnenbilder, unterschiedliche Bedingungen und auf der Bühne ist es sowieso noch einmal anders als im Ballettsaal. Immer. Gespannt, wie das wird, ist sie trotzdem.

Nach sechs Vorstellungen ist das Erd-Abenteuer dann vorbei, Das Frühlingsopfer abgespielt. Übrig bleiben – neben der großen Bereicherung für die Tanzstadt München –acht Kubikmeter Torf. „Wir haben eine kleine Dachterrasse bei uns“, sagt Tim Jablonski und schmunzelt. Da werde man zwar sicherlich keine acht Kubikmeter brauchen, aber draußen bei den Werkstätten des Theaters in Poing, da gibt es auch noch Grünflächen.

WINGS OF MEMORY

Do., 10.04.2025 19:30 Uhr PREMIERE (PREISE K)

Fr., 11.04.2025 19:30 Uhr (PREISE I)

Sa., 12.04.2025 17:00 Uhr (PREISE I)

Mo., 14.04.2025 19:30 Uhr (PREISE I)

Di., 15.04.2025 19:30 Uhr (PREISE I)

Mi., 16.04.2025 19:30 Uhr (PREISE I)

Preise K: ab

WENN TÖNE UNTER DIE HAUT KRIECHEN

Francesco Micheli gibt mit den beiden italienischen Kurzopern

Cavalleria rusticana und Pagliacci sein Regiedebüt an der Bayerischen Staatsoper. Pointiert erarbeitet er die Parallelen zur Heimatsuche im Hier und Jetzt.

Cavalleria rusticana und Pagliacci bilden das vielleicht berühmteste Operndoppel in der Geschichte des Musiktheaters. Dabei waren sie gar nicht für eine gemeinsame Aufführung gedacht. Für ihre Komponisten – Pietro Mascagni im Jahr 1890 und Ruggero Leoncavallo zwei Jahre später – handelte es sich um Werke, die unabhängig voneinander für sich stehen konnten, ganz gleich, womit man sie kombinierte. Tatsächlich ist die Kopplung beider Opern inzwischen durch eine lange Tradition gefestigt und hat gute dramaturgische Gründe. Beide Werke erzählen von einem blutigen Ereignis im ländlichen, armen und rückständigen Süden Italiens nach der Schaffung eines einheitlichen italienischen Nationalstaats (wobei diese Einigung die Ungleichheiten zwischen Nord und Süd eher verstärkt als verringert hatte) und sind Tragödien, in denen eine leidenschaftliche Liebe schließlich in Mord mündet. Die Aus -

einandersetzung mit den großen politischen und gesellschaftlichen Themen, die zuvor das Musiktheater eines Giuseppe Verdi geprägt hatten, wird hier zu einem Kampf der Geschlechter: Geschichten von Liebe und Verrat, die bei Menschen von so elementarem Charakter und ungezähmtem Temperament kaum anders als in Messerstechereien enden können.

All das wird erzählt im Wunsch, so nah wie möglich an der Wirklichkeit zu bleiben: Cavalleria rusticana basiert auf der gleichnamigen Kurzgeschichte von Giovanni Verga, dem bedeutendsten Autor des Verismo, der italienischen Spielart des Naturalismus. Zur Geschichte von Pagliacci wurde Leoncavallo, der das Libretto zu seiner Oper selbst verfasst hat, durch ein tatsächliches Verbrechen in Montalto Uffugo (Kalabrien) inspiriert; der Vater des Komponisten, der Richter des Ortes, hatte die Gerichtsver-

Über den Regisseur

Der Regisseur Francesco Micheli stammt aus Bergamo, hat Moderne Literatur studiert und ein Diplom der Schule für Schauspielkunst „Paolo Grassi“ in Mailand erworben. Als Schauspieler, Regisseur, Dramatiker und Lehrer inszenierte er Werke am Teatro La Fenice in Venedig, beim Maggio Musicale in Florenz, in der Arena di Verona, beim Glyndebourne Festival, am Theater an der Wien, am Teatro Massimo in Palermo, am Nationaltheater in Peking und an vielen anderen italienischen und internationalen Institutionen. Von 2012 bis 2017 war er künstlerischer Leiter des Macerata Opera Festivals und von 2014 bis 2024 des Festivals Donizetti Opera in Bergamo. Überall prägte er die Veranstaltungen mit innovativen Projekten, die bei Publikum und Kritikern große Resonanz fanden. Er moderierte mehrere Fernsehsendungen und betreibt seit 2015 auf dem Kanal Rai 1 eine beliebte wöchentliche Kolumne zur Popularisierung der Oper.

handlung geführt. Auch musikalisch schlagen die beiden Werke ein neues Kapitel in der Geschichte des italienischen Musiktheaters auf, im Zeichen einer Suche nach der Wahrhaftigkeit des vokalen Ausdrucks, die sie vom ziselierten Kunstgesang und den artifiziellen Koloraturen früherer Opern abhebt.

Ein weiteres Element, das beide Titel verbindet, spiegelt die aktuellsten Gesellschaftsprobleme unserer Zeit wider. Die Pagliacci (anders als im italienischen Originaltitel, der den Plural verwendet, hat sich im Deutschen der Singular „Der Bajazzo“ durchgesetzt) in Leoncavallos Oper sind einfache Künstler, die von Dorf zu Dorf ziehen, getrieben von wirtschaftlicher Not und in der Hoffnung auf bessere Verhältnisse; sie sind, kurz gesagt, eigentlich Migranten, die ihre alte Heimat verlassen und eine neue noch nicht gefunden haben. Die Auswanderung war im Italien des ausgehenden 19. Jahrhunderts ein großes gesellschaftliches Phänomen. Aufgrund von Armut und demografischem Wachstum sind seit der staatlichen Einigung 1861 bis in die 1970er Jahre schätzungsweise über 31 Millionen Italiener emigriert – die meisten von ihnen stammten aus dem Süden des Landes. Tatsächlich ist eine hohe Zahl italienischer Einwanderer typisch für viele Länder, beispielsweise für die USA, Argentinien (wo vermutlich mindestens die Hälfte der Bevölkerung italienischer Abstammung ist), Frankreich, Belgien, die Schweiz und natürlich Deutschland. Man könnte einwenden, dass die Protagonisten von Cavalleria rusticana im Gegensatz zu Pagliacci einer sehr geschlossenen, traditionellen und repressiven Gemeinschaft angehören. Wie in einem sizilianischen Dorf, wo scheinbar immer alles gleich bleibt und nichts geändert

werden darf. In Wirklichkeit jedoch hat die Moderne auch hier Einzug gehalten: Sowohl in Vergas Erzählung als auch in Mascagnis Oper beginnt Turiddus Entwurzelung aus seiner Gemeinschaft, als der junge Bauer zu den Waffen gerufen wird. Der Militärdienst, der nach der Einigung weit verbreitet war, war für junge Menschen schmerzlich neu. In Italien war die Wehrpflicht zuvor auf kleine Kontingente beschränkt gewesen, in Sizilien gab es sie überhaupt nicht. Dieser Militärdienst dauerte drei Jahre und war für Bauernfamilien, deren einziger Reichtum die Muskelkraft ihrer vielen Kinder war, nicht nur ein Kulturschock, sondern auch eine wirtschaftliche Tragödie.

Hier setzt unsere Neuinszenierung von „CavPag“ (wie die Amerikaner das Operndoppel nennen) an. Es handelt sich um ein Diptychon der Migration, und zwar nicht nur im Wortsinn, sondern mit einer geradezu anthropologischen Bedeutung: dem Drama der Entwurzelung aus der eigenen Gemeinschaft, dem Drama des Exils. Die beiden Werke erzählen die Geschichte eines Mannes, erst Turiddu, dann Canio, der mitten im vergangenen Jahrhundert, im Jahrzehnt zwischen 1960 und 1970, lebt. In unserer Interpretation ist der Schrei „Sie haben Gevatter Turiddu getötet!“, mit dem Cavalleria rusticana endet, nicht buchstäblich, sondern metaphorisch zu verstehen: „Sie“ haben seine Identität zerstört und ihn aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. Turiddu wird seinen Namen ändern, er wird zu Canio, er wird nach Deutschland – genauer gesagt: nach München – auswandern, und hier wird er eine andere Auswanderin treffen, ein türkisches Mädchen namens Nedda. Wie es mit den beiden weitergeht, erfahren Sie in unserer Neuinszenierung.

Alberto Mattioli

Alberto Mattioli arbeitet als Journalist u.a. für La Stampa. Als Opernexperte hat er zahlreiche Programmhefttexte verfasst und Einführungsvorträge gehalten, beispielsweise für die Mailänder Scala und das venezianische Teatro La Fenice, das Teatro San Carlo in Neapel, die Arena von Verona, das Grand Théâtre de Genève und das Opernhaus Zürich. Zudem hat er vier Opernlibretti und acht Bücher geschrieben . Mit der Neuproduktion von Cavalleria rusticana / Pagliacci ist er erstmals als Dramaturg an der Bayerischen Staatsoper tätig.

CAVALLERIA RUSTICANA / PAGLIACCI

Pietro Mascagni / Ruggero Leoncavallo Nationaltheater

Do., 22.05.2025 19:00 Uhr PREMIERE (PREISE T)

So., 25.05.2025 18:00 Uhr (PREISE O)

Do., 29.05.2025 18:00 Uhr (PREISE M)

So., 01.06.2025 18:00 Uhr (PREISE M)

Mi., 04.06.2025 19:00 Uhr (PREISE M)

So., 08.06.2025 18:00 Uhr (PREISE M)

Do., 12.06.2025 19:00Uhr (PREISE M)

Preise T: ab 20€ bis 264€, Preise O: ab 15€ bis 218€, Preise M: ab 14€ bis 193€ Vorverkauf siehe Seite 19

Zum Greifen nah, doch unerreichbar: der Schlüssel zu Liebe und Leben

Pique Dame

PJOTR I. TSCHAIKOWSKI

Oper in drei Akten

Libretto von Modest I. Tschaikowski nach der gleichnamigen Erzählung von Alexander S. Puschkin

Uraufführung am 19. Dezember 1890 im Mariinski-Theater, St. Petersburg

Münchner Erstaufführung am 6. April 1933 im Nationaltheater

DARUM GEHT’S

Hermann, ein fanatischer Spieler, verliebt sich in Lisa. Sie ist Enkelin einer alten Gräfin, die weiß, mit welchen drei magischen Karten man jedes Spiel gewinnt. Das Geheimnis dieser drei Spielkarten zu entschlüsseln, wird für Hermann zur Obsession. Diese treibt ihn in den Wahnsinn und reißt alles in den Abgrund – auch die Liebe. Showdown am Spieltisch.

INSZENIERUNG

Ein packender Thriller über die zerstörerische Wirkung von Spielsucht, Gier und Leidenschaft. Die Regie nimmt das Publikum mit auf eine Tour de force von düstersten Geheimnissen. Wie in einem Film noir zieht es alle Figuren am Ende in ihre eigenen Abgründe.

MUSIK

Tschaikowski zeichnet Seelenlandschaften mit unvergleichlicher musikalischer Tiefe und Farbenpracht. Die Musik dieser in nur 44 Tagen komponierten Oper, deren Text Tschaikowskis Bruder Modest schrieb, schwingt zwischen zarter Liebesmelancholie und finsterster Dramatik; zwischen den ergreifenden Arien der Liebenden und den schicksalhaften Fanfaren des Kartenspiels.

PIQUE DAME

Pjotr I. Tschaikowski Nationaltheater

Sa., 19.04.2025 18:00 Uhr (PREISE K) Di., 22.04.2025 19:00 Uhr (PREISE K) Fr., 25.04.2025 19:00 Uhr (PREISE K) Di., 29.04.2025 19:00 Uhr (PREISE K) Preise K: ab 10€ bis 132€ Vorverkauf

VON SCHWÄNEN, SCHAUM UND SCHÖNHEIT

ANKÜNDIGUNG

Wenn der „Märchenkönig“ vor Verzweiflung mit Schwänen tanzt

2016 war John Neumeiers eindrückliches Ballettdrama zuletzt beim Bayerischen Staatsballett zu sehen, nun kehrt es vom 24. Mai an für vier Vorstellungen auf den Spielplan zurück. Neumeier ließ sich für sein 1976 in Hamburg uraufgeführtes und 2011 erstmals vom Bayerischen Staatsballett getanztes Werk vom Leben und Leiden König Ludwigs II. von Bayern inspirieren. Dessen Biographie verknüpft er mit Motiven aus Schwanensee. Zu erleben sind eine sorgfältige Rekonstruktion des zweiten Akts in der Version von Lew I. Iwanow sowie der Pas de deux des Königs mit dem Schwarzen Schwan.

DAS DING

Vorsicht, zerbrechlich!

In Neumeiers Produktion flüchtet sich der König in die theatralische Wirklichkeit einer Schwanensee -Aufführung. Hier ersehnt er sich Erlösung von seinen existentiellen Qualen. Auch die unvollendeten Mauern des Schlosses Herrenchiemsee finden sich wieder – ein Bild seiner nicht zu stillenden Sehnsucht nach Vollendung und zugleich sein Gefängnis. Das atemberaubende Schlussbild erfasst schließlich die existentiell-tragische Dimension menschlichen Liebesverlangens in seiner ganzen Unerfüllbarkeit.

ILLUSIONEN – WIE SCHWANENSEE

John Neumeier

Sa., 24.05.2025 19:30 Uhr (PREISE K)

Mi., 28.05.2025 19:30 Uhr (PREISE K)

Fr., 30.05.2025 19:30 Uhr (PREISE K)

Sa., 31.05.2025 19:30 Uhr (PREISE K)

Preise K: ab 10€ bis 132€

Libiamo, liabiamo ne’ lieti calici – Lasst uns aus den fröhlichen Gläsern trinken, beginnt Alfredo Germont als Gast auf der Feier von Violetta Valéry zu singen, und die Feiernden stimmen ein. Doch die Musik trügt, die Fröhlichkeit der Feier wechselt alsbald ins Tragische: Die schöne Kurtisane ist todkrank, und die Liebe zwischen ihr und Alfredo Germont eine zeitlich begrenzte. Da nützt auch der beste Champagner nichts. In der Inszenierung von Günter Krämer tanzen die Gläser dennoch und erhalten sogar eine eigene Choreographie. 66 Stück warten vor jeder Vorstellung auf ihren Einsatz. Cin Cin!

LA TRAVIATA

Giuseppe Verdi Nationaltheater

So., 15.06.2025 19:00 Uhr (PREISE L)

Do., 19.06.2025 18:00 Uhr (PREISE L)

So., 22.06.2025 17:00 Uhr (PREISE L)

Preise L: ab 11€ bis 163€ Vorverkauf siehe Seite 19

Nationaltheater

KURZ UND KNAPP

Antonín Dvořáks Oper Rusalka in 11 Worten

SLAWISCHER

VOLKSMYTHOS

WASSERWESEN

UNSTERBLICHKEIT

SEHNSUCHT

AUSBRECHEN

MENSCHENWELT

PRINZ STUMMHEIT

UNTREUE

TODESKUSS

OPER IN ZAHLEN

RUSALKA Antonín Dvořák Nationaltheater

Sa. 07.06.2025 19:00 Uhr (PREISE K)

Di., 10.06.2025 19:00 Uhr (PREISE K)

Fr., 13.06.2025 19:00 Uhr (PREISE K)

Sicherheit oder Zuneigung? Giacomo Puccinis Manon Lescaut kann sich nicht entscheiden. Wir ordnen derweil die Fakten.

Personen waren an der Erstellung des Librettos beteiligt, darunter der Verleger Giulio Ricordi und Komponist Giacomo Puccini selbst.

MANON LESCAUT

Preise K: ab 10€ bis 132€ Vorverkauf siehe Seite 19

Takte lang erzählt das sinfonische Intermezzo musikalisch von der Gefangenschaft Manon Lescauts, im April gesungen von Ermonela Jaho. Des Grieux, gesungen von Yusif Eyvazov, folgt ihr liebestrunken nach Amerika, und die Tragödie nimmt ihren Lauf. Am Pult des Bayerischen Staatsorchesters steht Marco Armiliato.

ikonische Perücken tragen die Sänger:innen des Bayerischen Staatsopernchores im Kostümbild von Andrea Schmitt-Futterer. 23 Maskenbildner:innen sorgen bei jeder Vorstellung dafür, dass sie perfekt sitzen.

Giacomo Puccini Nationaltheater

Do., 17.04.2025 19:00 Uhr (PREISE K)

So., 20.04.2025 18:00 Uhr (PREISE K)

Do., 24.04.2025 19:00 Uhr (PREISE K)

Preise K: ab 10€ bis 132€ Vorverkauf siehe Seite 19

Arien singt Des Grieux in Manon Lescaut. Damit wird die Tenorpartie zur längsten in Puccinis Opernwerken.

sorgte die Premiere dieser verrätselt romantischen Inszenierung von Hans Neuenfels für großen Erfolg und heiße Diskussionen.

Akt: Puccini zitiert mehrmals Richard Wagners Tristan-Akkord und bezeugt damit seine Bewunderung für den Kollegen.

Japanische Sujets, zeitgenössisch vertont: Beim diesjährigen Festival Ja, Mai wandeln die Kammeropern

Das Jagdgewehr und Matsukaze zwischen Wirklichkeit und Illusion.

DAS JAGDGEWEHR

Worum geht’s?

Das Ja, Mai -Festival startet in die dritte Runde: Vom 2. bis 11. Mai stehen besondere Werke des zeitgenössischen Musiktheaters im Fokus. Die diesjährige Ausgabe, bei der sich die Bayerische Staatsoper erneut außerhalb der gewohnten Spielstätte präsentiert, zeigt die Neuinszenierungen von zwei Kammeropern mit japanischem Sujet: Toshio Hosokawas Matsukaze nach einem Nō-Spiel des 15. Jahrhunderts sowie Thomas Larchers Das Jagdgewehr nach der berühmten Novelle von Yasushi Inoue. In beiden Werken ringen die handelnden Figuren damit, die Realität mit ihrer eigenen illusorischen Wirklichkeit in Einklang zu bringen, geben sich Wunschträumen hin oder unterliegen lebensentscheidenden (Selbst-)Täuschungen.

Um Illusionen im engeren und im weiteren Sinne geht es auch im breitgefächerten Begleitprogramm des Festivals: Lesungen, Vorträge, ein Konzert mit traditioneller japanischer Musik sowie eine Filmreihe mit Beiträgen des japanischen Kinos stehen im Zeichen unterschiedlicher Wahrnehmungen (und ihrer Ent-Täuschungen) und laden dazu ein, die eigenen Seh- und Hörgewohnheiten zu hinterfragen. Soireen, Einführungen und Nachgespräche komplettieren das Festivalprogramm.

Ein Dichter schreibt ein Gedicht über einen einsamen Jäger, den er im Gebirge beobachtet hat. Josuke Misugi erkennt sich als dieser Jäger und schickt dem Dichter drei Briefe zu. Drei Abschiedsbriefe an Josuke von drei Frauen, die ihm wichtig sind: von Saiko, seiner Geliebten, die die Lüge nicht mehr erträgt. Von Midori, seiner Ehefrau, die die Lüge längst kannte. Von Shoko, Saikos Tochter und Josukes Nichte, die erkennt, dass sie inmitten von Lügen aufgewachsen ist. Die Kammeroper von Thomas Larcher aus dem Jahr 2018 beruht auf der gleichnamigen Novelle des japanischen Schriftstellers Yasushi Inoue von 1949 – aber die Geschichte einer in sich zusammenstürzenden Familienidylle könnte jederzeit und an jedem Ort spielen.

Wie klingt die Musik?

Der österreichische Komponist Thomas Larcher (geboren 1963) entwickelt seine Klänge für diese Oper aus den Keimzellen von Musik: einem Rhythmus, einem Tonschritt, einer Tonleiter, einem Zusammenklang. Dazu ein Gesang, der mal fast völlig verstummt, mal die Grenzen der menschlichen Stimme in der Höhe und in der Tiefe auslotet. Unter der zerbrechlichen Oberfläche brodelt es und lässt die Verzweiflung spüren, aber auch die kleinen Glücksmomente und die großen Entscheidungen der Figuren. Thomas Larchers Komposition stehen ausgewählte Madrigale von Claudio Monteverdi zur Seite – Musik des 21. Jahrhunderts und Musik der Zeit, als die Gattung Oper erfunden wurde, begegnen einander.

Was ist zu sehen?

Es gibt in dieser Oper nicht nur eine Wahrheit: Regisseurin Ulrike Schwab und Ausstatterin Jule Saworski lassen das Publikum aus immer wieder neuen Perspektiven auf die Einsamkeit der Figuren inmitten des Lärms der Welt schauen. Nichts ist, wie es eben noch schien. Anspielungen an den japanischen Hintergrund des Stoffes kreuzen sich in der besonderen Atmosphäre des Cuvilliés-Theaters mit Elementen aus dem Barocktheater.

MATSUKAZE

Worum geht’s?

Die traumwandlerische Oper Matsukaze, Bearbeitung eines japanischen Nō-Theaterstücks aus dem 15. Jahrhundert von Meister Zeami, erzählt die tragische Geschichte zweier Schwestern, der Salzsammlerinnen Matsukaze und Murasame, die sich in den Edelmann Yukihira verliebten. Eines Tages war dieser in die Stadt gegangen und nie zurückgekehrt. Seitdem warten die Schwestern endlos auf ihn. Selbst nach ihrem Tod bleiben sie Gefangene ihrer Sehnsucht. Als ewige Geister sind sie an einen Strand gebunden, an dem nur eine einzelne Kiefer steht, und sammeln dort immerfort Salz. Hunderte Jahre später scheint ein Mönch ihnen einen Weg zur Erlösung anzubieten. Werden sie endlich loslassen können?

Wie klingt die Musik?

Toshio Hosokawa gilt als wichtiger Botschafter der japa nischen Kultur und Ästhetik sowie als Meister des leisen, un endlich differenzierten und zeitlich gedehnten (Klang-) Raums. Kompositionen wie mit dem Pinsel eines zenbuddhistischen Malers gemalt, changierend zwischen träumerischen Stimmungen und alptraumartigen Ausbrüchen, wobei er die Gesangsstimme als Naturklang begreift – und somit als wichtigstes Bindeglied vom Menschen zur Natur.

Was ist zu sehen?

Der Komponist wollte, wie er selber sagte, mit Matsukaze „ein in unserer Zeit lebendiges Nō-Theater“ erschaffen, wobei er nicht nur das Nō-Stück als solches mit einer neuen Musik in unsere Gegenwart geholt, sondern auch eine neue, unkonventionelle Inszenierungsweise mitgedacht hat. In fast schon zwingender Konsequenz werden das Regieduo Lotte van den Berg und Tobias Staab gemeinsam mit der bildenden Künstlerin Alicja Kwade ein Theater- Erlebnis entwickeln, in dem alle Anwesenden Teil der Aufführung werden. Durch das Auflösen der Grenze zwischen Zuschauerraum und Bühne vereint diese Produktion Künstler:innen, Musiker:innen, das Publikum und sogar den Dirigenten in einer einzigen, gemeinsamen Sphäre, einer großen Gemeinschaft.

DAS JAGDGEWEHR

Thomas Larcher Cuvilliés-Theater

Fr., 02.05.2025 19:30 Uhr PREMIERE (PREISE CF)

So., 04.05.2025 19:30 Uhr (PREISE CEE)

Di., 06.05.2025 19:30 Uhr (PREISE CEE)

Do., 08.05.2025 19:30 Uhr (PREISE CEE)

So., 11.05.2025 19:30 Uhr (PREISE CEE)

Preise CF: ab 8€ bis 65€, Preise CEE: ab 7€ bis 55€ Vorverkauf siehe Seite 19

MATSUKAZE

Toshio Hosokawa Utopia

Sa., 03.05.2025 19:30 Uhr PREMIERE

Mo., 05.05.2025 19:30 Uhr

Mi., 07.05.2025 19:30 Uhr

Fr., 09.05.2025 19:30 Uhr

So., 11.05.2025 19:30 Uhr

Preis: 45€ Vorverkauf siehe Seite 19

EINE FRAGE DES CHARAKTERS Welche Illusionen leben Sie?

Das Musiktheater war schon immer ein Hort der Illusion. Ob Sie sich leicht in schöne Welten träumen können oder die Enttäuschung vorausahnen, verrät unser Test.

bin ein guter Mensch. Start

Lieber ein glücklicher Narr als ein unglücklicher Sokrates!

Alles Glück ist Illusion.

Meine Leidenschaft

trägt mich durchs Leben wie ein Feuerdrache.

Manchmal fahre ich die Krallen aus. Aber ich kämpfe für die richtige Seite der Macht!

In meinem Herzen hausen Gespenster.

süchtig nach Kritik.

Wer glaubt, die Welt retten zu können, ist verloren.

Wer vom Schlimmsten ausgeht, kann nicht enttäuscht werden. Mit dieser Einstellung trotzen Sie jeder Katastrophe –und freuen sich umso mehr, wenn diese sich letztlich als Hirngespinst entpuppt.

Nichts ist, wie es scheint. Diese Weltsicht schärft Ihre Sinne – und spornt Sie an, selbst kunstvolle Täuschungen zu entlarven.

Wahrheit, nichts als die Wahrheit!

... ok, das war gelogen.

Ich hüpfe mal so, mal so durchs Leben .

Alles wird gut.

Spiel

Die Kunst der Verwandlung beherrschen Sie meisterlich. Sie schlüpfen in die Rolle, welche größte Unterhaltung verspricht, manchmal sogar Erkenntnisgewinn. Warum? Weil die Welt ein einziges Theater ist.

Traumtanz

Das Beste ist möglich, daran glauben Sie fest. In Ihrer großzügigen Vision denken Sie nicht nur an das eigene Glück. Wenn es mal schiefgeht, sind Wut und Tränenschauer heftig, aber an Ihrer inneren Glut können Sie (und andere) sich immer aufwärmen.

VORWÄRTSSTREBEN

Tarmo Peltokoski dirigiert

im 5. Akademiekonzert

Musik der Spätromantik und Moderne. Im Interview

verrät der Dirigent, ob er ein glücklicher Mensch ist und was für ihn das

„perfekteste Musikstück“ überhaupt

ist.

Im Weltglücksbericht steht Finnland an erster Stelle. Sie sind Finne. Sind Sie ein glücklicher Mensch? Ich fürchte nein. Ich bin, wie die meisten Finnen, eher melancholisch. Der Hauptgrund bei mir ist die Musik – es steckt so viel Schmerz in ihr. Natürlich kann Musik glücklich machen, aber ich versuche nie, meinen Gemütszustand durch sie zu kontrollieren oder zu verbessern, indem ich zum Beispiel Mozart höre. Aber wir Finnen reden auch nicht viel oder klagen. Wir genießen die Stille, die für uns oft Glück bedeutet.

Was suchen Sie persönlich in Musik?

Auf jeder Probe und in jedem Konzert versuche ich, sie so gut zum Klingen zu bringen wie möglich und dabei die Intentionen der Komponisten zu vermitteln. Als Dirigent versuche ich, die Musiker bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Auf einer metaphysischen Ebene hoffe ich, eine Reflexion, einen Blick auf das Ideal zu vermitteln: Musik ist für mich in erster Linie ein Sehnen und Verlangen, denken Sie beispielsweise an Richard Wagner. Sie ist wie ein Vorwärtsstreben zu einem besseren Ort, einer anderen Welt.

Sie wirken ruhig und reflektiert. Hilft Ihnen das dabei, überschäumende Emphase zu dirigieren, wie sie etwa bei Erich Wolfgang Korngold oder Richard Strauss zu finden ist?

Auf technischer Ebene muss man ruhig bleiben, wenn man ein komplexes Werk wie das Violinkonzert von Korngold dirigiert, das so voll von kleinen, aber wichtigen Details ist. Im Fall von Don Juan, Strauss’ brillantem Virtuosenstück für Orchester, erfordert vieles enormen Energieaufwand, während der wunderbare Mittelteil auch ein Gefühl des Friedens – wenn auch nur ein flüchtiges – mit viel Fantasie verlangt.

Von Ihrer Landsmännin Kaija Saariaho spielen Sie im Akademiekonzert das Orchesterstück Ciel d’hiver, Winterhimmel. Finnen wissen, wie sich eisige Winter anfühlen. Spiegelt sich diese frostige Erfahrung auch in diesem Werk?

Dieses Stück ist tatsächlich eine Neuorchestrierung des zweiten Satzes ihres großartigen Orchesterwerks Orion,

benannt nach dem Sternbild. Wenn man in Finnland im Winter nach oben schaut, spürt man die kosmische Einsamkeit und die grandiose Weite des Weltraums.

Die siebte Symphonie von Jean Sibelius schließt den Abend ab. Er hatte sie ursprünglich „Phantasia Sinfonica“ nennen wollen. Von welchen Fantasien erzählt diese Musik? Sibelius hat stets strikt verneint, dass seine Werke ohne poetische Titel programmatische Assoziationen haben. Dennoch hört man in ihnen immer wieder das Echo von so vielem. Für mich ist sein Œuvre das persönlichste innerhalb der Musikgeschichte – und die Siebte das perfekteste Musikstück, das es gibt. Mit ihr hatte Sibelius alles gesagt, was er sagen wollte. Wir wissen, dass er danach noch jahrelang an einer achten Symphonie arbeitete, sie jedoch letztlich nach langer Agonie in Selbstkritik verbrannte. Und danach für den Rest seines Lebens, über 30 Jahre lang, nichts mehr von Substanz komponierte. Als er am Ende der siebten Symphonie angelangt war, so stelle ich es mir jedenfalls gerne vor, sitzt er, seine Sterblichkeit akzeptierend, in Ruhe und im Herbstwind vor seinem Haus, mit einer Zigarre in der Hand.

Ein schönes Bild. Und in der Tat ein wenig melancholisch. Wahrscheinlich war kein Komponist jemals so wichtig für sein Land und dessen Identität wie Sibelius für Finnland.

Die Fragen stellte Thilo Braun

5. AKADEMIEKONZERT: TARMO PELTOKOSKI

Sa., 26.04.2025 20:00 Uhr (PREISE F)

So., 27.04.2025 17:00 Uhr (PREISE F)

Nationaltheater

Preise F: ab 6€ bis 60€ Vorverkauf siehe Seite 19

SPIELPLAN

MÄRZ 2025

Oper

MI 12 CARMEN Bizet

FR 14 DAS SCHLAUE FÜCHSLEIN (PŘÍHODY LIŠKY BYSTROUŠKY) Janáček

SA 15 CARMEN Bizet

MO 17 KÁŤA KABANOVÁ Janáček

PREMIERE

FR 21 KÁŤA KABANOVÁ Janáček

SO 23 DER ROSENKAVALIER

Strauss

MO 24 KÁŤA KABANOVÁ Janáček

DI 25 DER FLIEGENDE

HOLLÄNDER Wagner

MI 26 DER ROSENKAVALIER

Strauss

DO 27 KÁŤA KABANOVÁ Janáček

FR 28 DER FLIEGENDE

HOLLÄNDER Wagner

SA 29 DER ROSENKAVALIER

Strauss

SO 30 KÁŤA KABANOVÁ Janáček

MO 31 DER FLIEGENDE HOLLÄNDER Wagner

Ballett

SO 16 LE PARC Preljocaj

SA 22 LE PARC Preljocaj

SO 30 FRÜHLINGS-MATINEE DER HEINZ-BOSL-STIFTUNG

Konzert

SA 15 PASSIONSKONZERT

Allerheiligen Hofkirche

SO 16 PORTRÄTKONZERT DES OPERNSTUDIOS

Künstlerhaus

MI 19 1. THEMENKONZERT: ERINNERN UND VERGESSEN

Brainlab AG

FR 21 2. THEMENKONZERT: LUZIDE TRÄUME

Brainlab AG

SA 22 3. THEMENKONZERT:

KRANKHEIT UND MEDIZIN

Brainlab AG

APRIL 2025

Oper

Do 03 MADAMA BUTTERFLY Puccini

FR 04 LA CENERENTOLA Rossini

SA 05 MADAMA BUTTERFLY Puccini

SO 06 LA CENERENTOLA Rossini

DI 08 MADAMA BUTTERFLY Puccini

MI 09 LA CENERENTOLA Rossini

DO 17 MANON LESCAUT Puccini

SA 19 PIQUE DAME Tschaikowski

SO 20 MANON LESCAUT Puccini

DI 22 PIQUE DAME Tschaikowski

DO 24 MANON LESCAUT Puccini

FR 25 PIQUE DAME Tschaikowski

DI 29 PIQUE DAME Tschaikowski

DAS OPERN-RÄTSEL

PREISFRAGE:

Wann wurde Ruggero Leoncavallos Oper Pagliacci uraufgeführt?

Beantworten Sie die Frage und gewinnen Sie mit etwas Glück einen Gutschein der KÄFER Theatergastronomie für sich und Ihre Begleitung im Gesamtwert von 100 Euro.

Genießen Sie in der KÄFER Theatergastronomie bereits vor der Vorstellung ein Glas Champagner mit unseren hausgemachten Canapés. Lassen Sie sich anschließend in der Pause in unserem Käfer Restaurant Ludwig Zwei mit unseren beliebten Klassikern der Operngastronomie verwöhnen und runden Sie diesen musikalischen Abend auch kulinarisch ab. Wir freuen uns sehr auf Sie!

Schicken Sie Ihre Lösung unter Angabe einer Rückrufnummer per E-Mail an: engelsloge@staatsoper.de oder per Post an: Bayerische Staatsoper, engelsloge, Max-Joseph-Platz 2, 80539 München

Einsendeschluss: 12.4.2025. Teilnahme ab 18 Jahre. Der Gewinn wird unter allen richtigen Einsendungen verlost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Barauszahlung des Gewinns ist nicht möglich. Mit der Teilnahme am Gewinnspiel willigen Sie in die Erhebung und Verwendung Ihrer angegebenen Daten ein. Wir erheben, speichern und verarbeiten diese personenbezogenen Daten zur Durchführung und Abwicklung des Gewinnspiels und um Sie im Falle eines Gewinns zu benachrichtigen. Zur Ermittlung des Gewinners können Ihre Daten an den Preisstifter weitergegeben werden. Eine Weitergabe an sonstige Dritte erfolgt nicht. Der Name des Gewinners wird in der darauffolgenden Engelsloge veröffentlicht. Wenn Sie dies nicht möchten, können Sie der Veröffentlichung per E-Mail an engelsloge@staatsoper.de widersprechen. Weiteres zum Datenschutz finden Sie unter staatsoper.de/datenschutz. Bayerische Staatsoper, Max-Joseph-Platz 2, 80539 München; Regiebetrieb des Freistaats Bayern; Vertretungsberechtigte: Staatsintendant Serge Dorny, Geschäftsführender Direktor Dr. Roland Schwab. Wir gratulieren der Gewinnerin unseres letzten Opernrätsels: A. Gustafson-Truxa (Lösung: 2007)

Falls nicht anders angegeben, finden die Veranstaltungen

Ballett

SO 06 FRÜHLINGS-MATINEE DER HEINZ-BOSL-STIFTUNG

DO 10 WINGS OF MEMORY

Kylián, Cherkaoui, Bausch

PREMIERE

FR 11 WINGS OF MEMORY

Kylián, Cherkaoui, Bausch

SA 12 WINGS OF MEMORY

Kylián, Cherkaoui, Bausch

SO 13 GASTSPIEL –

LUCIA LACARRA BALLET: LOST LETTERS Golding

MO 14 WINGS OF MEMORY

Kylián, Cherkaoui, Bausch

DI 15 WINGS OF MEMORY

Kylián, Cherkaoui, Bausch

MI 16 WINGS OF MEMORY

Kylián, Cherkaoui, Bausch

MO 21 LE PARC Preljocaj

MI 30 ONEGIN Cranko

Konzert

SO 06 5. KAMMERKONZERT: HINDEMITH UND BARTÓK

Allerheiligen Hofkirche

SA 26 5. AKADEMIEKONZERT: TARMO PELTOKOSKI

SO 27 5. AKADEMIEKONZERT: TARMO PELTOKOSKI

MAI 2025

Oper

FR 02 DAS JAGDGEWEHR Larcher

Cuvilliés-Theater PREMIERE

SA 03 MATSUKAZE Hosokawa

Utopia PREMIERE

SO 04 DON CARLO Verdi

DAS JAGDGEWEHR Larcher

Cuvilliés-Theater

MO 05 MATSUKAZE Hosokawa

Utopia

Lesung mit Musik: DAS KOPFKISSENBUCH

Allerheiligen Hofkirche

DI 06 DAS JAGDGEWEHR Larcher

Cuvilliés-Theater

MI 07 MATSUKAZE Hosokawa

Utopia

DO 08 DAS JAGDGEWEHR Larcher

Cuvilliés-Theater

FR 09 MATSUKAZE Hosokawa

Utopia

SA 10 DON CARLO Verdi

SO 11 MATSUKAZE Hosokawa

Utopia

DAS JAGDGEWEHR Larcher

Cuvilliés-Theater

MO 12 COSÌ FAN TUTTE Mozart

FR 16 COSÌ FAN TUTTE Mozart

SA 17 DON CARLO Verdi

SO 18 COSÌ FAN TUTTE Mozart

MI 21 COSÌ FAN TUTTE Mozart

DO 22 CAVALLERIA RUSTICANA / PAGLIACCI

Mascagni / Leoncavallo

PREMIERE

SO 25 CAVALLERIA RUSTICANA / PAGLIACCI

Mascagni / Leoncavallo

DO 29 CAVALLERIA RUSTICANA / PAGLIACCI

Mascagni / Leoncavallo

Ballett

SA 03 ONEGIN Cranko

DI 06 ONEGIN Cranko

FR 09 GISELLE Wright

SO 11 GISELLE Wright

MI 14 ONEGIN Cranko

DI 20 ONEGIN Cranko

SA 24 ILLUSIONEN – WIE

SCHWANENSEE Neumeier

MI 28 ILLUSIONEN – WIE

SCHWANENSEE Neumeier

FR 30 ILLUSIONEN – WIE

SCHWANENSEE Neumeier

SA 31 ILLUSIONEN – WIE

SCHWANENSEE Neumeier

Konzert

SO 18 6. KAMMERKONZERT: POLYPHONIE AUS FÜNF

JAHRHUNDERTEN

Allerheiligen Hofkirche

MO 26 UN:ERHÖRT –KAMMERKONZERT DER

HERMANN–LEVI-AKADEMIE

Alte Pinakothek

JUNI 2025

Oper

SO 01 CAVALLERIA RUSTICANA / PAGLIACCI

Mascagni / Leoncavallo

MI 04 CAVALLERIA RUSTICANA / PAGLIACCI

Mascagni / Leoncavallo

SA 07 RUSALKA Dvořák

SO 08 CAVALLERIA RUSTICANA / PAGLIACCI

Mascagni / Leoncavallo

DI 10 RUSALKA Dvořák

DO 12 CAVALLERIA RUSTICANA / PAGLIACCI

Mascagni / Leoncavallo

FR 13 RUSALKA Dvořák

SO 15 LA TRAVIATA Verdi

DO 19 LA TRAVIATA Verdi

SO 22 LA TRAVIATA Verdi

Ballett

FR 06 GISELLE Wright

MO 09 GISELLE Wright

SA 14 LA SYLPHIDE Lacotte

FR 20 ROMEO UND JULIA Cranko

SA 21 ROMEO UND JULIA Cranko

Konzert

MO 02 6. AKADEMIEKONZERT: VLADIMIR JUROWSKI

DI 03 6. AKADEMIEKONZERT: VLADIMIR JUROWSKI

FR 20 PORTRÄTKONZERT DES OPERNSTUDIOS Künstlerhaus

Vorstellungen im Rahmen der Ballettfestwoche

Vorstellungen im Rahmen des Ja, Mai -Festivals

Die nächste Engelsloge erscheint am 27. Mai 2025

INFORMATIONEN UND KARTEN

Informationen und Karten erhalten Sie beim Zentralen Kartenverkauf der Bayerischen Staatstheater, an der Tageskasse der Bayerischen Staatsoper oder auf www.staatsoper.de

Bei Themen rund um den Kartenkauf beantwortet Ihnen gerne das Team des Zentralen Kartenverkaufs alle Fragen: tickets@staatsoper.de T +49.(0)89.21 85 1920 Montag bis Samstag von 10 bis 19 Uhr

WWW.STAATSOPER.DE

Ob neue Veranstaltungen, Besetzungsänderungen, Livestream-Termine, die aktuellsten Podcasts und vieles mehr –auf unserer Website und über den Newsletter bleiben Sie stets bestens informiert.

INNOVATIONSPARTNER

Mit freundlicher Unterstützung

Gesellschaft zur Förderung der Münchner Opernfestspiele e V

IMPRESSUM

Süddeutsche Zeitung GmbH, Hultschiner Straße 8, D – 81677 München, Telefon +49 (0)89.2183 0, Registergericht: AG München HRB 73315, USt-IdNr.: DE 811158310

ANZEIGEN Christine Tolksdorf (verantwortlich) (Anschrift wie oben)

TEXTE (verantwortlich): Süddeutsche Zeitung GmbH: Andreja Ruppert, Bayerische Staatsoper: Eva Bergmann, Annette Baumann (Ballett). Textschluss: 24. Februar 2025

DESIGN, KONZEPT, REALISIERUNG Süddeutsche Zeitung GmbH, in Zusammenarbeit mit: Bayerische Staatsoper und Yvonne Zmarsly

GESTALTUNG Yvonne Zmarsly

DRUCK Firmengruppe APPL, appl druck, Senefelderstr. 3 – 11, 86650 Wemding

ANZEIGENBERATUNG

Bayerische Staatsoper: Victoria Jara-Pfister, Telefon +49 (0)89.2185 1047, victoria.jara-pfister@staatsoper.de

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