engelsloge n°59

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Bayerische Staatsoper

Eine Anzeigensonderveröffentlichung in der Süddeutschen Zeitung

Engelsloge

Tanz ohne Grenzen: Das Bayerische Staatsballett lädt zur Ballettfestwoche Jahrhundertwerk: Warum Giacomo Puccinis Tosca wegweisend ist Oper als Dialog: Die ukrainische Regisseurin Tamara Trunova inszeniert die Premiere des Opernstudios der Bayerischen Staatsoper Ausgabe 59, März bis Juni 2024


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Editorial / Inhalt

FOTO: JULIAN BAUMANN; TITELSEITE: FOTO: TANJA KERNWEISS

Liebe Leser:innen, auf dem Cover dieser Ausgabe sehen Sie ein Motiv, mit dem das Bayerische Staatsballett das aktuelle Spielzeitthema der Bayerischen Staatsoper aufgreift: „Ein Brunnen, der in den Himmel schaut“, womit der portugiesische Schriftsteller Fernando Pessoa im übertragenen Sinn uns Menschen als zwischen zwei Polen wandelnde Wesen meinte. Zwischen Licht und Schatten, Hilflosigkeit und Hoffen liegen das Elend und die Größe des Menschseins. Die Münchner Fotografin Tanja Kernweiß suchte gemeinsam mit unseren Tänzer:innen mehrere Brunnen und die Isar auf, wovon das Stadtbild unserer Kulturmetropole München seinen besonderen Charme erhält. In der Ballettfestwoche kulminiert die Mannigfaltigkeit des Tanztheaters, wo die Überwindung der Schwerkraft und die dafür nötige Bodenhaftung jene beiden von Pessoa beschriebenen Gegensätze des Menschseins versinnbildlichen. Die choreographischen Ansätze sind dabei so vielfältig wie die Musik. Bei Duato / Skeels / Eyal treffen Kreationen der Israelin Sharon Eyal, des Kanadiers Andrew Skeels und des Spaniers Nacho Duato auf die Musik dreier zeitgenössischer Komponisten: Karl Jenkins, Antoine Seychal und Ori Lichtik. Neben dem Bayerischen Staatsballett erobert die belgische Compagnie Peeping Tom die Bühne des Nationaltheaters mit dem ebenfalls dreiteiligen Triptych. Am 20. Mai feiert die Neuinszenierung von Giacomo Puccinis VerismoMeisterwerk Tosca Premiere: in der Deutung Kornél Mundruczós, dem Münchner Publikum durch seine Lohengrin-Inszenierung bekannt, und unter dem Dirigat des Stammgasts Andrea Battistoni. Besonders freuen wir uns auf die anstehende Doppelpremiere der beiden Opern Lucrezia / Der Mond von Ottorino Respighi und Carl Orff aus den 1930er-Jahren. Die ukrainische Regisseurin Tamara Trunova und die Dirigentin Ustina Dubitsky widmen sich gemeinsam mit unserem Opernstudio den beiden Werken. Das alles erhält seinen Wert aber erst durch unser Publikum: Für Sie öffnen wir jeden Abend unsere Tore, und auf Sie freuen wir uns in der Zukunft! Serge Dorny

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01.02.24

17:42

Engelsloge Ausgabe 59 März bis Juni 2024

Ballett 04 BEK ANNTSCHAFT MIT DEM INNEREN TIER Bei der Ballettfestwoche wird es „Gaga“ Oper 06 AUF DER ÜBERHOLSPUR IN DIE MODERNE Giacomo Puccinis Tosca als wegweisendes Werk Steckbrief 08 PARSIFAL Spotlight 10 HÖHEPUNKTE IM FRÜHLING

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Oper in Zahlen DIE NASE

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SPIELPLAN

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OPERNRÄTSEL

Oper 13 WELTEN BAUEN Tamara Trunova inszeniert die Neuproduktion des Opernstudios Service 14 SERVICE / IMPRESSUM

Informationen und Karten zu allen Vorstellungen beim Zentralen Kartenverkauf der Bayerischen Staatstheater, an der Tageskasse der Bayerischen Staatsoper oder auf www.staatsoper.de Siehe Seite 14


Ballett Die Kunst ein Kraftakt: Sharon Eyal arbeitet zum zweiten Mal mit dem Bayerischen Staatsballett. Mit Bedroom Folk feierte sie im Dezember 2020 Premiere in München.

BEKANNTSCHAFT MIT DEM INNEREN TIER

Das Bayerische Staatsballett zeigt als Premiere der Ballett­festwoche 2024 im Rahmen eines Dreiteilers das ­Ensemblestück Autodance von Sharon Eyal. Es ist nach Bedroom Folk das zweite Werk der israelischen Choreographin, das die Compagnie einstudiert. Die Solistin Elvina Ibraimova spricht über die zugrundeliegende ­ ­Bewegungsmethode mit dem ungewöhnlichen Namen „Gaga“, über Dreieinigkeit im Tanz und wie es sich anfühlt, warmes Wasser zu tanzen.

Erinnern Sie sich, wann Sie das erste Mal ein Werk von Sharon Eyal gesehen haben? Wie hat das auf Sie gewirkt? Das erste, das ich von Sharon Eyal gesehen habe, war ­Bedroom Folk. Wir hatten es 2020 / 21 beim Bayerischen Staatsballett einstudiert. Als ich erfahren habe, dass wir ein Stück von ihr bringen, habe ich mir ihre Werke online

angeschaut – das war während eines Corona-Lockdowns. Ihr Stil hat mich unglaublich berührt. Er war so völlig anders, als alles, was ich bis dahin gesehen hatte. Die Bewegungen sind erstmal nicht so offensichtlich, es beginnt mit ganz kleinen Details, einer Kopf-, oder einer Handbewegung; aber die Intensität, die Energie, die sich entwickelt, ist einfach unglaublich. Am Ende grenzt es an Wahnsinn. Auch, weil es physisch so unglaublich herausfordernd ist. Was ist das Besondere an Eyals Stil? Ihre künstlerische Handschrift basiert auf dem Stil und der Arbeitsweise von Ohad Naharin, einem bekannten isra­elischen Choreographen, bei dem sie viele Jahre getanzt und der eine eigene Methode entwickelt hat. Er nennt sie „Gaga“. In erster Linie geht es dabei um Gefühle und um das eigene Körperbewusstsein: Wie wir uns mit dieser oder jener Bewegung fühlen, und nicht, wie sie „von außen“ aussieht. Deshalb gibt es in den Studios von Naharin auch keine Spiegel. Sharons Assistentin sagte ­ ­immer: „Ihr müsst die Bewegungen spüren. Und dabei versuchen, über die Grenzen dieser Bewegung zu gehen.“ Im klassischen Tanz hat ja alles eine konkrete Form. Die Füße, die Finger – alles hat ein bestimmtes, festgelegtes Aussehen. Das kontrolliert man im Spiegel. Und das blockiert einen in gewisser Weise. Bei „Gaga“ ist das Gegenteil der Fall: Der Körper kennt keine Grenzen mehr. Es kommt alles zusammen: deine Art und Weise zu denken, deine Imagination, deine Seele, das Physische und dein Körperbewusstsein.

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FOTO: MARIE-LAURE BRIANE

Unheimlich zart und zugleich hart sei die Tanztechnik „Gaga“, erzählt Elvina Ibraimova, Solistin des Bayerischen Staatsballetts. Die israelische Choreographin Sharon Eyal nutzt die Technik in ihrem neuen Stück Autodance.


FOTO: NICHOLAS MACK AY

Sie haben im Sommer 2023 mit Ohad Naharin Im klassischen Ballett wird oft bis vier bzw. und seinen Assistenten einen „Gaga“-Workacht gezählt. Bei Eyal kann es 13 sein. Oder 15. shop gemacht. Diese Methode hat auch Sharon Oder etwas ganz anderes. Wenn man mit Eyal Eyals Arbeitsweise geprägt. Wie muss man sich ein Stück einstudiert, bekommt man erstmal diese Arbeit vorstellen? beigebracht, wann, wo und wie gezählt werden Die Arbeit ist einerseits sehr physisch, anderer­ muss. Das ist wie ein Computerprogramm, das seits aber auch mental sehr fordernd. Naharins abläuft, wir lernen das quasi auswendig. Deswegen hatten wir auch so viele Proben. Bei Tanzsprache ist eine zeitgenössische, wir haben Bedroom Folk brauchten wir mehrere Proben, zeitgenössisch getanzt. Aber zuerst ging es nur um die Zählweise zu lernen! immer um das Gefühl. Darum, sich selbst und die Energie der anderen um sich herum zu spüren. Bei „Gaga“ gibt es keine Technik im eigentHaben Sie eine Lieblingsbewegung? Etwas, Vom Bolschoi-Theater in lichen Sinne, aber eine spezielle Körper­ Moskau kam sie vor sechs das Eyal für Sie als Tänzerin besonders macht? sprache. Das Konzept, das Naharin entworfen Jahren nach München: Was ich in Bedroom Folk sehr mag, ist das fast Elvina Ibraimova. hat, nennt er „Holy Trinity“. Dabei geht es um durchgehende Tanzen auf niedriger halber die Verbindung dreier Kräfte, aus denen sich eine BeweSpitze. Das gibt eine ganz andere Körperspannung, als gung zusammensetzt: Die erste Kraft ist die, die wir bewenn man normal mit beiden Füßen auf dem Boden steht. wusst einsetzen. Wir bestimmen willentlich, was wir tun Diese Körperhaltung ist charakteristisch für Eyal. Außerdem mag ich dieses Gefühl, das sich im Laufe einer Chound wie wir diese Bewegung ausführen. Die zweite Kraft ist reographie in einem einstellt: Du machst die Bekanntein innerer Impuls, der unmittelbar aus dem Körper kommt, schaft mit deinem inneren Tier. So hat es Eyals Assistentin wie zum Beispiel ein Schluckauf. Die dritte Kraft kommt von immer genannt. Du machst quasi Bekanntschaft mit dir außen. Das kann ein anderer Mensch sein, eine Naturgewalt, irgend­was, das wir nicht selbst beeinflussen können, selbst. Ich bin sehr gespannt, wie das bei Autodance sein aber da ist. Also das, was wir aus dem Partnering im Conwird. temporary Dance kennen. Aus diesen drei Kräften kann sich ein Tanz, eine Choreographie zusammensetzen. Sie sind auch in Nacho Duatos White Darkness besetzt. Wie unterscheiden sich diese beiden Tanzsprachen? Sharon Eyals Stil ist extrem physisch. Wo kommt die Die Stile sind sehr verschieden. Bei Eyal musst du alles ­Energie her? geben, physisch wie emotional. Eyal ist unglaublich anstrengend. Bedroom Folk beginnt zwar langsam, mit ganz Im Grunde genommen ist die Energie immer da. Das ist kleinen Bewegungen. Aber im Laufe des Stückes baut sich eine mentale Geschichte. Entscheidend ist, was und wie die Choreographie auf, wird immer kraftvoller, am Ende wir denken. Wir können im bloßen Stehen und ohne uns zu explodierst du fast. Duato ist anders. Physisch auch unbewegen im Inneren eine Energie entwickeln. Die Energie glaublich anspruchsvoll, mit vielen Pirouetten, Sprüngen, beginnt also im Kopf. Wenn man darauf achtet, kann man von Anfang bis Ende. Aber auf einem anderen Level. Für auch die Energie der Menschen spüren, die mit einem im Duato brauchst du eine klassische Grundlage. Eyal kann Raum sind. Das zu lernen, war für mich eine tolle Erfahrung. auch von zeitgenössischen Tänzern getanzt werden. Im „Gaga“-Workshop haben wir viel mit Imagination gearbeiSharon Eyal arbeitet oft mit der Musik des DJs Ori Lichtik tet, wir haben Bewegungen „koloriert“. Eine Aufgabe war, zusammen, dessen Sounds eng mit der Choreographie uns vorzustellen, wie sich warmes Wasser auf der Haut verwoben sind. Welche Rolle spielt aus Ihrer Sicht die Musik anfühlt. Dann sollten wir die Bewegung so aussehen lasin Eyals Werken? sen, als würden wir dieses Gefühl gerade empfinden. Und Ich würde sagen, die Musik ist neben der mentalen Einstellung entscheidend. Denn sie trägt viel zu der Spandas ist, was die Bewegung, auch eine ganz einfache, intenung bei, die sich in den Körpern aufbaut. Lichtiks elektroressant macht – und Eyals Stil so speziell. nische Musik ist wie ein Herzschlag, wie ein innerer Impuls, Das Gespräch führte Annette Baumann. der dich antreibt. Sharons Compagnie trägt übrigens den Titel „Lev“, was im Hebräischen so viel wie „Herz“ heißt. DUATO / SKEELS / EYAL Ein Herzschlag kann etwas sehr zartes, zerbrechliches Nacho Duato, Andrew Skeels, Sharon Eyal Nationaltheater haben, ist auf der anderen Seite aber auch unheimlich Fr., 12.04.2024 19:30 Uhr PREMIERE (PREISE H)* stark. So wie Sharons Tanz. Die elektronische Musik von Ori Lichtik ist rhythmisch sehr komplex. Wie schaffen Sie es als Tänzer:innen, trotzdem synchron zu sein? Wir zählen. Und zwar die ganze Zeit. Und dauernd anders.

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So., Sa., Do., Mi., Sa., Mi.,

14.04.2024 19:30 Uhr 04.05.2024 19:30 Uhr 09.05.2024 18:00 Uhr 05.06.2024 19:30 Uhr 08.06.2024 19:30 Uhr 10.07.2024 19:30 Uhr

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* Im Rahmen der Ballettfestwoche Vorverkauf siehe Seite 14

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Oper

AUF DER ÜBERHOLSPUR ZUR MODERNE

Giacomo Puccini begeisterte sich für schnittige Autos und neueste Technik.

Ist Tosca ein Werk des 19. oder des 20. Jahrhunderts? Geplant war die Uraufführung von Puccinis fünfter Oper für den Dezember 1899. Wegen damals nicht unüblicher Verzögerungen kam sie aber erst am 14. Januar 1900 in Rom heraus, rechnerisch immer noch im 19. Jahrhundert. Doch die runde Jahreszahl und die ungewohnten Anfangsziffern verleihen schon dem letzten Jahr eines Jahrhunderts die Aura des Neuen. Ohne jeden Zweifel gehört Puccini zur Moderne. Immerhin entstand die zweite Hälftes seines Schaffens im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts. Das passt auch zum Lebensgefühl des Sprosses einer Organistenfamilie aus der toskanischen Provinz: Für technische Neuerungen war er immer aufgeschlossen. Mit den Einnahmen aus seinen Opern kaufte er nicht weniger als 13 Automobile; mit dem ersten gehörte er 1901 zu den damals nicht einmal rund eintausend Autobesitzern in Italien. Zur Vogeljagd auf dem See vor seiner Villa bei Viareggio fuhr er mit Motorbooten. 1923 erwarb er ein Weltrekordmodell mit 59,4 km/h Höchstgeschwindigkeit. Kein Wunder also, dass Technik bisweilen sogar in seine Musik hineinklingt. Im Vorspiel zu Il tabarro ist eine Schiffssirene zu hören,

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später zum Dialog zweier Nebenfiguren sogar eine Autohupe. Ein halbes Jahrhundert vor der Prägung dieses Begriffs setzte Puccini den „soundscape“ von Paris in Szene. Auch als Komponist war er immer neugierig auf die neuesten Entwicklungen. Von Puccini und dessen einziger Begegnung mit Arnold Schönberg am 1. April 1924 in Florenz berichtete Alfredo Casella: „Kein anderer war […] so völlig genau über die moderne Musikbewegung orientiert. Er kannte und studierte jedes neue Werk gründlich. […] Er kam eigens von Lucca herüber, um diesem Konzert beizuwohnen, und […] ich hatte die Ehre, ihn Schönberg vorzustellen. Es war in der Tat ein seltsames Schauspiel, diese beiden Künstler einander […] gegenüberstehen zu sehen, beide so diametral verschieden und beide dennoch so voll der Ehrfurcht und Bewunderung füreinander.“ Etwas von dieser Offenheit der sogenannten „Wiener Schule“ für eine Musik fi ndet sich in einem Bericht Anton Weberns. Ausgerechnet der radikalste Schönberg-Schüler schrieb im März 1918 seinem Lehrer über Puccinis Western-Oper La fanciulla del West: „Eine Partitur von durchaus ganz originellem Klang. Prunkvoll. Jeder Takt überraschend. Ganz besondere Klänge. Keine Spur von Kitsch! Und ich habe

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FOTO: MIDJOURNEY/Y VONNE ZMARSLY

Giacomo Puccini war ein Technikfan. Auch in seiner Musik spielt er mit neuen Errungenschaften. Seine Oper Tosca bricht mit harmonischer Konvention und hinterlässt das Publikum bis heute angeregt.


den Eindruck aus erster Hand. Ich muß sagen, daß es mir sehr gefallen hat.“ Ist das alles wirklich überraschend? Nur wer dem Irrglauben anhängt, Puccini hätte den leichten Erfolg beim breiten Publikum gesucht, kann die avantgardistischen Züge in seinen Partituren überhören. Dabei war Puccini einer der skrupulösesten Komponisten der Operngeschichte. Er feilte jahrelang an seinen Werken und ließ diese auch nach der Uraufführung nicht ruhen, immer auf der Suche nach weiteren Möglichkeiten zur Schärfung. So gibt es von Madama Butterfly keine endgültige Fassung wie – immerhin – von Tosca. Finden sich aber auch in Tosca Berührungspunkte zur Moderne? Schon in den ersten drei Akkorden bricht Puccini mit der Tradition: Die Folge von B-Dur, As-Dur und E-Dur ergibt in keinem tonalen System einen Sinn, sie steht für die destruktive Brutalität Scarpias. Diesen Strategien entspricht eine desillusionierte Figurenzeichnung, die man nur als nihilistisch bezeichnen kann. Puccinis Librettisten hatten für Cavaradossis Abschied vom Leben einen Monolog vorgesehen, in dem sich dieser an seine künstlerischen Ambitionen zurückerinnert hätte. In Victorien Sardous Sprechdrama war diese Tendenz vorgezeichnet mit der Fokussierung auf zwei Künstlerpersönlichkeiten, eine Opernsängerin und einen Maler. Im ersten Vers von Toscas „Vissi d’arte, vissi d’amore“ und in Cavaradossis „Recondita armonia“ finden sich noch fahle Echos vom Glauben zweier Figuren an ihre künstlerische Mission.

Doch am Ende wollte Puccini nur „Verzweiflung“, nicht einmal die Andeutung transzendentaler Gedanken. So ver warf er eine Version mit den Versen „Der Tod ist eine Morgendämmerung. Liebe ist Versprechen ewiger Zukunft“. In Puccinis Fassung bleibt Cavaradossi nur noch das Elend düsterster Depression – mit den offenbar vom Komponisten selbst beigesteuerten Worten „Muoio disperato“ („Ich sterbe verzweifelt“). In einer desillusionierten Moderne gibt es keinen Halt in der Religion mehr, die Vorstellung eines Seelenheils im Jenseits ist zur Illusion zerstoben. Das Einzige, was einem „Voltairianer“ wie Cavaradossi bleibt, ist die letzte Erinnerung an die „süßen Küsse“ Toscas, an die Wonnen physischer Liebe – von Puccini in eine anrührende, unendlich melancholische, in sich kreisende Melodie der Klarinette übersetzt. Anselm Gerhard

TOSCA Giacomo Puccini Mo., Do., So., Do., So., Mi., Sa.,

Nationaltheater

20.05.2024 18:00 Uhr PREMIERE (PREISE S) 23.05.2024 19:00 Uhr (PREISE O) 26.05.2024, Mi., 29.05.2024, Sa., 01.06.2024, Mo., 03.06.2024 und 06.06.2024 jeweils 19:00 Uhr (PREISE M) 09.06.2024 18:00 Uhr (PREISE M) 24.07.2024 und Di., 30.07.2024 jeweils 19:00 Uhr (PREISE S) * 27.07.2024 19:00 Uhr (PREISE S) * * Im Rahmen der Oper für alle, live auf staatsoper.tv

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Steckbrief

Parsifal RICHARD WAGNER Ein Bühnenweihfestspiel in drei Aufzügen — Dichtung vom Komponisten — Uraufführung am 26. Juli 1882 im Festspielhaus Bayreuth — Münchner Erstaufführung am 22. Mai 1914 im Prinzregententheater — Premiere der Neuinszenierung am 28. Juni 2018 im Nationaltheater

Raue Andacht: Georg Baselitz überzeugt auch als Bühnenkünstler mit starken Expressionen.

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DARUM GEHT’S „Durch Mitleid wissend“ muss derjenige sein, der die Gralsgesellschaft erlösen kann, ihr den heiligen Speer zurückbringen und Amfortas’ Wunde heilen soll. Wer ist dieser Erlöser? Es ist Parsifal, „der reine Tor“. Beim Kuss der Verführerin Kundry empfi ndet er nicht Lust, sondern Mitleid. INSZENIERUNG Ein außerordentlicher Opernabend! Richard Wagners Musik triff t in dieser Produktion auf die Bildwelten des Malers und Bildhauers Georg Baselitz. Er schuf das Bühnenbild für Parsifal – und stellt das Bühnenweihfestspiel auf den Kopf. MUSIK Richard Wagners letztes Werk fasziniert mit sphärischen Klangwelten, transzendenter Schönheit, oratorienhaften Chören und einer andächtigen Aura. Ein heilig hehrstes Wunder!

PARSIFAL Richard Wagner So., Do., So., Mi., Sa., Di.,

31.03.2024 16:00 Uhr 04.04.2024 17:00 Uhr 07.04.2024 16:00 Uhr 10.04.2024 17:00 Uhr 20.07.2024 17:00 Uhr 23.07.2024 17:00 Uhr

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FOTO: WILFRIED HÖSL

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Spotlight

MYTHOS, ALBTRAUM, WIDERHALL

Bilderreich und sinnlich: Triptych der belgischen Compagnie Peeping Tom Mit dem dreiteiligen Tanztheaterstück Triptych stellt sich im Rahmen der Ballettfestwoche 2024 erstmals die gefeierte belgische Compagnie Peeping Tom auf der Bühne des Nationaltheaters vor. In der Aufführung wechseln Szenarien ab, in denen sich Albtraum und Wirklichkeit auf fast beklemmende Art und Weise ineinander verschränken. Die Darsteller:innen erforschen dabei spielerisch Möglichkeiten und Grenzen des Körperlichen und verwandeln Alltagsbewegungen in Tanzsprache. Das hyperrealistische Bühnenbild setzt sich aus drei Filmsets zusammen, in denen die Figuren mit unterschiedlichen Realitäten konfrontiert werden. Stets präsent: das Gefühl einer düsteren Vorahnung. Das Filmische prägt auch die Klang- und Geräuschkulisse. Ein fallendes Glas, zuschlagende Türen, ein klopfendes Herz oder knarrende und schleifende Geräusche erschaffen akustisch einen Rahmen des Unheimlichen. Es sind diese bilderreichen und sinnlichen Welten, für die Peeping Tom bekannt geworden ist und die einen faszinierenden Sog aus alten und neuen Mitteln des Theaters entstehen lassen. GASTSPIEL – PEEPING TOM: TRIPTYCH Gabriela Carrizo, Franck Chartier Di., Mi.,

16.04.2024 20:00 Uhr 17.04.2024 20:00 Uhr

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DAS DING Sagenhafte Sachen bringt Regisseur Romeo Castellucci zur Wagner-Oper Tannhäuser auf die Bühne Vielleicht sind es die Funken der Liebe, die die Bogenschützinnen im Venusberg mit Pfeil und Bogen fliegen lassen. Mit Amors Werkzeug und gleichzeitig dem Jahrhunderte alten Jagdinstrument eröffnet Romeo Castellucci während der Ouvertüre seine Inszenierung von Richard Wagners Tannhäuser.. Die mythologische Bildsprache des italienischen Regisseurs lässt Raum für Interpretation – aber auch ohne Entschlüsselung der Motive bleibt die sinnliche Ästhetik nachhallend eindrucksvoll.

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05.05.2024 17:00 Uhr 12.05.2024 17:00 Uhr 15.05.2024 17:00 Uhr 19.05.2024 17:00 Uhr 21.07.2024 17:00 Uhr 25.07.2024 17:00 Uhr 28.07.2024 17:00 Uhr

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FOTOS: VIRGINIA ROTA (Peeping Tom), ), WILFRIED HÖSL (Tannhäuser)

ANKÜNDIGUNG


Spotlight / Oper in Zahlen

DAS ZITAT Vladimir Jurowski und Emanuel Ax gestalten gemeinsam das 6. Akademiekonzert. Auf dem Programm: Beethoven und Schumann „Man kann mit Sicherheit sagen, dass die Musik der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts als eine Periode in die Geschichte der Kunst eingehen wird, die spätere Generationen als die Schumann’sche bezeichnen werden. Die Musik Schumanns, die organisch an das Werk Beethovens anknüpft und sich gleichzeitig entschieden davon löst, eröffnet uns eine ganze Welt neuer musikalischer Formen, reißt Saiten an, die seine großen Vorgänger noch nicht berührt haben. In ihr finden wir den Widerhall geheimnisvoller Prozesse unseres Seelenlebens, jener Zweifel, Depressionen und Aufblicke zum Ideal, die das Herz des heutigen ­Menschen bewegen. Die Geschichte hat für Schumann noch nicht begonnen; erst in fernerer Zukunft wird eine objektive kritische Beurteilung seiner schöpferischen ­ Tätig­keit ­möglich sein.“ Pjotr I. Tschaikowski, Dezember 1871

OPER IN ZAHLEN Dmitri Schostakowitschs Oper Die Nase wird in München zur Handarbeit der Extraklasse.

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Stunden dauert die Herstellung einer solchen Nase für das Personal der Schneiderei.

70

6. AKADEMIEKONZERT: VLADIMIR JUROWSKI, EMANUEL AX Nationaltheater Mo., 27.05.2024 20:00 Uhr Di., 28.05.2024 19:00 Uhr

Etwa 150 Nasen wurden für Solist:innen, den gesamten Chor und die Statisterie in der Inszenierung von Kirill Serebrennikov angefertigt.

Jahre war Dmitri Schostakowitsch alt, als er seinen Opernerstling Die Nase komponierte.

Über 70 solistische Rollen gibt es in Die Nase. Sie werden an der Bayerischen Staatsoper von insgesamt 27 Solist:innen und Sänger:innen aus dem Bayerischen Staatsopernchor übernommen.

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KURZ UND KNAPP Vincenzo Bellinis Norma in 10 Worten

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Nationaltheater

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11.05.2024 14.05.2024 17.05.2024 21.05.2024

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Nationaltheater (PREISE I) (PREISE I) (PREISE I) (PREISE I) Vorverkauf siehe Seite 14

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Spielplan März bis Juni 2024 / Opernrätsel

SPIELPLAN MÄRZ 2024 OPER SO 10 DI 12 MI 13 FR 15 SA 16 SO 17 MI 20 FR 22 SA 23 MO 25 SA 30 SO 31

DIE PASSAGIERIN Weinberg PREMIERE FIDELIO Beethoven DIE PASSAGIERIN Weinberg FIDELIO Beethoven DIE PASSAGIERIN Weinberg FIDELIO Beethoven FIDELIO Beethoven DIE PASSAGIERIN Weinberg FIDELIO Beethoven DIE PASSAGIERIN Weinberg IL TRITTICO Puccini PARSIFAL Wagner

BALLETT MI 6 ALICE IM WUNDERLAND Wheeldon FR 8 ALICE IM WUNDERLAND Wheeldon SA 9 ALICE IM WUNDERLAND Wheeldon MO 11 ALICE IM WUNDERLAND Wheeldon DO 21 SCHMETTERLING León, Lightfoot SO 24 EINFÜHRUNGSMATINEE ZU DDUATO / SKEELS / EYAL SO 24 SCHMETTERLING León, Lightfoot DO 28 SCHMETTERLING León, Lightfoot KONZERT MO 18 4. AKADEMIEKONZERT: VLADIMIR JUROWSKI DI 19 4. AKADEMIEKONZERT: VLADIMIR JUROWSKI

SA 27 COSÌ FAN TUTTE Mozart SO 28 AIDA Verdi SO 28 LUCREZIA / DER MOND Respighi / Orff Cuvilliés-Theater DI 30 COSÌ FAN TUTTE Mozart DI 30 LUCREZIA / DER MOND Respighi / Orff Cuvilliés-Theater

SO 19 MO 20 DI 21 DO 23 SO 26 MI 29 DO 30

BALLETT FR 12 DUATO / SKEELS / EYAL Duato, Skeels, Eyal PREMIERE SA 13 ONEGIN Cranko SO 14 FRÜHLINGS-MATINEE DER HEINZ-BOSL-STIFTUNG SO 14 DUATO / SKEELS / EYAL Duato, Skeels, Eyal DI 16 GASTSPIEL – PEEPING TOM: TRIPTYCH Carrizo, Chartier MI 17 GASTSPIEL – PEEPING TOM: TRIPTYCH Carrizo, Chartier DO 18 TSCHAIKOWSKI-OUVERTÜREN Ratmansky FR 19 LE PARC Preljocaj SA 20 LA BAYADÈRE Bart, Petipa SO 28 FRÜHLINGS-MATINEE DER HEINZ-BOSL-STIFTUNG

BALLETT SA 4 DUATO / SKEELS / EYAL Duato, Skeels, Eyal DO 9 DUATO / SKEELS / EYAL Duato, Skeels, Eyal SA 18 ROMEO UND JULIA Cranko FR 24 ROMEO UND JULIA Cranko SA 25 ROMEO UND JULIA Cranko SO 26 BALLETT EXTRA: LA BAYADÈRE

KONZERT SO 21 5. KAMMERKONZERT: DIE KONTRABÄSSE SPIELEN AUF Allerheiligen Hofkirche MO 22 5. AKADEMIEKONZERT: JOANA MALLWITZ DI 23 5. AKADEMIEKONZERT: JOANA MALLWITZ

OPER SA 1 SO 2 MO 3

MAI 2024 APRIL 2024 OPER MO 1 DO 4 SA 6 SO 7 MO 8 MI 10 SO 21 MI 24

IL TRITTICO Puccini PARSIFAL Wagner IL TRITTICO Puccini PARSIFAL Wagner IL TRITTICO Puccini PARSIFAL Wagner AIDA Verdi LUCREZIA / DER MOND Respighi / Orff Cuvilliés-Theater PREMIERE DO 25 AIDA Verdi FR 26 LUCREZIA / DER MOND Respighi / Orff Cuvilliés-Theater

OPER DO 2 DO 2 SA 4 SO 5 DO 9 SA 11 SO 12 DI 14 MI 15 FR 17

COSÌ FAN TUTTE Mozart LUCREZIA / DER MOND Respighi / Orff Cuvilliés-Theater LUCREZIA / DER MOND Respighi / Orff Cuvilliés-Theater TANNHÄUSER Wagner EINFÜHRUNGSMATINEE ZU TOSCA DIE NASE (NOS) Schostakowitsch TANNHÄUSER Wagner DIE NASE (NOS) Schostakowitsch TANNHÄUSER Wagner DIE NASE (NOS) Schostakowitsch

Vorstellungen im Rahmen der Ballettfestwoche 2024

TANNHÄUSER Wagner TOSCA Puccini PREMIERE DIE NASE (NOS) Schostakowitsch TOSCA Puccini TOSCA Puccini TOSCA Puccini NORMA Bellini

KONZERT FR 24 PORTRÄT DES OPERNSTUDIOS Künstlerhaus MO 27 6. AKADEMIEKONZERT: VLADIMIR JUROWSKI DI 28 6. AKADEMIEKONZERT: VLADIMIR JUROWSKI

JUNI 2024 TOSCA Puccini NORMA Bellini TOSCA Puccini

KONZERT MO 3 UN:ERHÖRT – KAMMERKONZERT DER HERMANN-LEVI-AKADEMIEKONZERT Alte Pinakothek

Die nächste Engelsloge erscheint am 4. Juni 2024.

Der schriftliche Vorverkauf für die Münchner Opernfestspiele vom 28.6. bis 31.7. hat bereits begonnen. Der Restkartenverkauf online, telefonisch und am Schalter beginnt am 23.3. Weitere Informationen unter www.staatsoper.de/festspiele

DAS OPERN-RÄTSEL PREISFRAGE:

In welchem Alter komponierte Dmitri Schostakowitsch seine Oper Die Nase? Beantworten Sie die Frage und gewinnen Sie mit etwas Glück ein exklusives Dinner für zwei Personen im Restaurant Brenner in der Maximilianstraße an einem Tag Ihrer Wahl.

Schicken Sie Ihre Lösung unter Angabe einer Rückrufnummer per E-Mail an: opernraetsel@sz-tickets.de oder per Post an: Süddeutsche Zeitung Tickets, Stichwort: OPERNRÄTSEL, Hultschiner Straße 8, 81677 München Einsendeschluss: 05.04.2024. Wir verwenden Ihre Daten nur zur Abwicklung dieses Gewinnspiels und zur Ermittlung der Gewinner. Zur Zustellung des Gewinns können Ihre Daten an die Staatsoper sowie an den Preisstifter weitergegeben werden. Eine Weitergabe an sonstige Dritte erfolgt nicht. Wir veröffentlichen Ihre Daten in der darauffolgenden Engelsloge. Wenn Sie dies nicht möchten, können Sie der Veröffentlichung per E-Mail an opernraetsel@sz-tickets.de widersprechen. Weiteres zum Datenschutz finden Sie unter sz.de/datenschutz. Der Gewinn wird unter allen richtigen Einsendungen verlost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Barauszahlung des Gewinns ist nicht möglich. Anschrift: Süddeutsche Zeitung GmbH, Hultschiner Str. 8, 81677 München; Sitz der Gesellschaft: München; Registergericht: Amtsgericht München, HRB 73315; Geschäftsführer: Dr. Karl Ulrich, Dr. Christian Wegner. Wir gratulieren dem Gewinner unseres letzten Opernrätsels. (Lösung: Im Jahr 1874)

© K&W GMBH & CO. KG

Erleben Sie einen besonderen Abend im Restaurant Brenner. Starten Sie mit einem Glas Champagner und wählen Sie zwischen einem U.S. Prime T-Bone Steak aus Nebraska oder einer Atlantik Seezunge vom Grill mit ausgewählten Beilagen. Genießen Sie dazu Weiß- oder Rotwein. Zum Abschluss erwartet Sie ein Überraschungsdessert. Wir freuen uns auf Sie!


Oper

WELTEN BAUEN Auf den ersten Blick haben Ottorino Respighis Lucrezia und Carl Orffs Der Mond wenig gemeinsam. Tamara Trunova aber zeigt Parallelen auf, die tief ins menschliche Wesen vordringen. Im Rahmen der Opernstudio-Produktion arbeiVerbindung: das Thema des Defizits, des Manten Sie erstmalig an der Bayeri­schen Staatsoper. gels an etwas, des unbefriedigten Bedürfnisses, In der Ukraine sind Sie vorrangig als Schauspieldas sich bei den Menschen abhängig von ihrer regisseurin aktiv, haben dort in den vergangenen Erziehung, ihrem kulturellen Umfeld und erworbenen Traumata unterschiedlich herausbildet. Jahren aber auch drei Opern inszeniert. Was fasziniert Sie an diesem Genre? Es kann sich um das Bedürfnis handeln, das Im Rahmen dieser drei Inszenierungen wurde ich ­öffentliche Gut im Sinne des Wohlergehens aller tatsächlich mit dem Opernvirus infiziert. Die Arzu vermehren und zu bereichern. Oder um das beit an einer Oper ist immer eine HerausfordeBedürfnis, jemandem etwas wegzunehmen. Dierung. In meinen Augen ist sie die komplexeste se Idee verbindet die beiden Opern. In Lucrezia und anspruchsvollste Kunstform überhaupt. Sie beraubt der Mensch den Menschen, und in Der Hausdebüt: Die ukrai­ ist weit von der Realität entfernt. In ihr sterben Mond beraubten die Menschen eine ganze Welt. nische Regisseurin und Dramatikerin Verwundete nicht, sondern beginnen zu singen. Natürlich interpretiere ich das auch auf Grund­ Tamara Trunova Die Oper zielt direkt aufs Herz. Oder auf die Seele, lage der Umstände, unter denen ich jetzt lebe, in wenn es sie denn gibt. Mich fasziniert es, einen kreativen Bezug auf all die Verbrechen, die ungestraft bleiben, in Prozess in die Wege zu leiten, in dem alle Kom­ponenten zu ­Bezug darauf, wenn das Leben von Millionen von Menschen unaufdringlichen, bewussten Akteuren wer­ den, die unabzum Spielball politischer Machenschaften wird. dingbar sind und sich gegenseitig ergänzen. Hilft die Figur der Lucrezia die Welt von heute zu verstehen? Sie sind nicht nur Regisseurin, sondern auch Drama­tikerin. Ich verstehe Lucrezia, aber die Welt verstehe ich nicht. Gibt es etwas, das Sie als Schwerpunkt Ihrer künstleriHätte Lucrezia weitergelebt, hätte sie ihre eigene Identität schen Arbeit beschreiben würden? verloren und wäre zu einem Objekt, einem Instrument, einem Verbrechen der Sünde geworden, zur Legitimation Heute steht der Krieg zwischen Russland und der Ukraine der Straflosigkeit und der Tyrannei. Lucrezias Selbstmord im Mittelpunkt meines regieführenden und menschlichen ist der Beweis für ihre Unschuld. Denn heute, wie auch vor Ausdrucks. Ich verstehe meine Regiearbeit als einen Dialog, 100 Jahren, werden Frauen häufig – von wenigen Ausnahder über die Mauern der Theater hinausgeht, aber direkt men abgesehen – nach wie vor von der Gesellschaft als das prägt, worüber ich in den Theatern spreche. In diesen selbst schuldig an der Gewalt, die ihnen angetan wird, anzehn Jahren des Krieges – seit der Annexion der Krim 2014 – habe ich viel über ihn geschrieben und ihn in meinen gesehen. Der Selbstmord von Lucrezia ist das Gericht, I­nszenierungen thematisiert. das sie selbst initiiert – ihr Den Haag. Die Tat einer Frau, die andere dazu ermutigt, für sich selbst einzustehen. Das Wie haben Sie als ukrainische Künstlerin die Zeit seit dem Verbrechen als Wendepunkt, der schließlich zur Gründung eines neuen politischen Systems führt. Es handelt russischen Überfall erlebt? sich nicht um die Tat eines Opfers, sondern um die Geburt Nach der vollständigen Invasion habe ich ein Jahr mit meiner Tochter außerhalb der Ukraine verbracht. Ich war aus einer Heldin, die mit ihrer Entscheidung eine qualitativ der Ferne in die Angelegenheiten meines Heimattheaters neue Seite der Geschichte aufschlägt und zeigt, inwieweit in Kiew, das Left Bank Theatre, eingebunden und konnte das politische Handeln einer Frau die Welt der Männer im Ausland vier Projekte realisieren. ­beeinflussen kann.

FOTOS: ALEXANDRA ZHELIEZNOVA

Das Gespräch führte Laura Schmidt.

In München inszenieren Sie nun einen Doppelabend, der neben Carl Orffs Der Mond Ottorino Respighis Lucrezia umfasst. Wie gehen Sie damit um? Zu Beginn meiner Arbeit empfand ich diese beiden Opern als völlig unverbunden und weit voneinander entfernt. Später, als ich mich eingehender mit der Handlung, den historischen Umständen und dem Entstehungskontext der Werke beschäftigte, entdeckte ich eine offensichtliche thematische

Engelsloge

LUCREZIA / DER MOND

Ottorino Respighi / Carl Orff Mi., Fr., Sa.,

Cuvilliés-Theater

24.04.2024 19:30 Uhr PREMIERE (PREISE CF) 26.04.2024, So., 28.04.2024, Di., 30.04.2024, Do., 02.05.2024 und 04.05.2024 jeweils 19:30 Uhr (PREISE CEE)

Preise CEE: ab 14,00 € bis 55,00 €, Preise CF: ab 15,00 € bis 65,00 €

Vorverkauf siehe Seite 14

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Wer bin ich Service / Impressum

INFORMATIONEN UND KARTEN

Nationaltheater

Informationen und Karten erhalten Sie beim Zentralen Kartenverkauf der Bayerischen Staatstheater, an der Tageskasse der Bayerischen Staatsoper oder auf www.staatsoper.de

Sollten Sie individuelle Fragen haben, steht Ihnen unsere Besucher:innenkommunikation zur Verfügung: besucher@staatsoper.de T +49.(0)89.21 85 1025 Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr Bei Themen rund um den Kartenkauf beantwortet Ihnen gerne das Team des Zentralen Kartenverkaufs alle Fragen: tickets@staatsoper.de T +49.(0)89.21 85 1920 Montag bis Samstag von 10 bis 19 Uhr

WWW.STAATSOPER.DE Ob neue Veranstaltungen, Besetzungsänderungen, Livestream-Termine, die aktuellsten Podcasts und vieles mehr – auf unserer Website und über den Newsletter bleiben Sie stets bestens informiert.

Stehplätze Rollstuhlplätze

I

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A

30,–

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B

34,–

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45,–

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H

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I

100,–

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K

132,–

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L

163,–

142,–

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M

193,–

168,–

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O

218,–

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S

243,–

213,–

183,–

143,–

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T

264,–

230,–

190,–

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U

293,–

263,–

228,–

183,–

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69,–

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V

343,–

313,–

272,–

213,–

104,–

69,–

28,–

20,–

Bitte beachten Sie beim Kauf Ihrer Karten, dass die Sicht aus den seitlichen Rängen leicht bis stark eingeschränkt sein kann. Die Unterteilung in einzelne Preis kategorien erfolgt nach der Qualität und Sichtlinie der Plätze. Bei den Akademiekonzerten und Liederabenden gilt teilweise eine geänderte Einteilung der Preiskategorien.

IMPRESSUM

ILLUSTRATION: DANIEL STOLLE

Süddeutsche Zeitung GmbH, Hultschiner Straße 8, D – 81677 München, Telefon +49 (0)89.2183 0, Registergericht: AG München HRB 73315, USt-IdNr.: DE 811158310 TEXTE (verantwortlich): Süddeutsche Zeitung GmbH: Andreja Ruppert, Bayerische Staatsoper: Eva Bergmann, Annette Baumann (Ballett). Textschluss: 19. Februar 2024 DESIGN, KONZEPT, REALISIERUNG Süddeutsche Zeitung GmbH, in Zusammenarbeit mit: Bayerische Staatsoper und Yvonne Zmarsly GESTALTUNG Yvonne Zmarsly DRUCK Firmengruppe APPL, appl druck, Senefelderstr. 3 – 11, 86650 Wemding ANZEIGEN Benjamin Haben (verantwortlich), Christine Tolksdorf ANZEIGENBERATUNG Bayerische Staatsoper: Lena Schreiber, Telefon +49 (0)89.2185 1047, lena.schreiber@staatsoper.de

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Engelsloge


BRENNER PRE OPERA DINNER Starten Sie beschwingt in den Abend mit dem brenner Pre Opera Dinner. Ab sofort bieten wir dieses charmante Konzept für Sie an. nach Wahl 0,1l Spumante oder Wein Tagesgericht vom Grill wahlweise kl. Tiramisu oder Espresso - 25€ Ankunft 17:30 -18:30 Uhr Der Tisch ist bis 19:30 Uhr für Sie reserviert. BRENNER BRENNER_RESTAURANT

Maximilianstraße 15, 80539 München



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