OPER
DIVEN U NTER SICH Marina Abramović ist die bedeutendste Performance-Künstlerin unserer Tage und die Uraufführung von 7 Deaths of Maria Callas Ausdruck ihrer Faszination für die Primadonna assoluta des 20. Jahrhunderts.
„D
ie Callas war meine Inspiration. Ich hatte alle Biografien über sie gelesen und mir Filmaufnahmen von ihren Auftritten angesehen. Ich identifizierte mich sehr stark mit ihr. So wie ich war sie Sternzeichen Schütze, so wie ich hatte sie eine schreckliche Mutter gehabt. Wir sehen uns ähnlich. Mir war mehrmals das Herz gebrochen worden, sie ist sogar an gebrochenem Herzen gestorben.“ Diese Sätze schrieb die Performance-Künstlerin Marina Abramović in ihrer 2016 erschienenen Autobiografie Durch Mauern gehen. Es gibt noch viel mehr, was auf die beiden exzentrischen und polarisierenden Ausnahmekünstlerinnen zutrifft – das Zentrale dabei ist: Sowohl Maria Callas (kleines Bild) als auch Marina Abramović (großes Bild) verstehen ihre Kunst als ihr Leben – eine Trennung zwischen Privatperson und Künstlerin kennen sie nicht. Beide suchen nach der Einzigartigkeit und dem Risiko, nach dem Ertasten oder gar Überschreiten der Grenzen, geben immer alles und schaffen mit ihrer Kunst eine Magie, eine ultimative Verzauberung ihres Publikums. „Konnte oder sollte Kunst vom Leben getrennt sein? Mehr und mehr gelangte ich zu der Überzeugung, dass Kunst das Leben sein muss“, so Abramović in ihrem Buch. Marina Abramović plant seit Jahren ein Projekt über Maria Callas. Einen konkreten Anlauf nahm es im Jahr 1991, als sie in das brasilianische Dorf Serra Pelada reiste. Sie war nicht wegen der Goldminen dort, sondern wollte einen Film mit dem Titel
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