MAX JOSEPH Nr. 3 2013/14 "Weil ich doch muss"

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Max Joseph

Bayerische staatsoper 1943 1963 2013

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Weil ich Doch muss

D: 6,00 Euro A: 6,20 Euro CH: 8,00 CHF

Aus Disziplin wird Freiheit – die Sopranistin Barbara Hannigan im Interview An Bord des Dampfers „Große Oper“ – die turbulente Entstehungsgeschichte von Bernd Alois Zimmermanns Die Soldaten Keine andere Wahl – Strafgefangene reflektieren ihr Tun

Rubrikentitel 1


Das Magazin der Bayerischen Staatsoper

Bayerische staatsoper

Max Joseph 3 2013 – 2014


Editorial „Der Angeklagte hat gesagt, dass er nicht anders kann. Das heißt also, dass er mor­ den muss.“ Mit diesen Worten umreißt der Staatsanwalt in Fritz Langs Film M – Eine Stadt sucht einen Mörder von 1931 die Ausgangslage im Prozess um den geheim­ nisvollen Täter, der die Stadt über Wochen in Atem gehalten hat. Die angemessene Strafe für den Mörder ist für den Staatsanwalt so klar wie für die aufgebrachte ­Öffentlichkeit: Wenn der Mörder morden muss, dann muss er „weg“. Für den Straf­ verteidiger ist das Gegenteil der Fall: „Gerade der Faktor Zwang spricht meinen Mandanten frei!“ Die strafrechtliche Diskussion aus dem Film – damals alles andere als ent­ schieden – ist heute glücklicherweise geklärt. Viel weniger klar ist dagegen, wie wir mit den vielfachen Zwängen umgehen wollen, die uns auferlegt sind. Sie beschäftigen uns in dieser Ausgabe von MAX JOSEPH als eine weitere Facette des Spielzeit­ themas „Wie man wird, was man ist“. Man könne von Schicksal reden, schreibt Julya Rabinowich in ihrem Essay, bei vielen der scheinbar unveränderlichen Bedingungen, die das Leben bestimmen. Aber wie im Fall von Antigone, deren Geschichte der Autorin als Referenz dient, lohnt sich fast immer ein zweiter Blick: Selbst das vermeintlich Unausweichliche lässt oft Möglichkeiten zur Veränderung bestehen. Sind es oft die äußeren Umstände unseres Handelns, die wir als „Schicksal“ bezeichnen, so kommt das „Müssen“ in der heutigen Gesellschaft vielfach auch von innen. Was aus den Übungen in Selbstdisziplin werden kann, wenn man sich all ihren Zwängen aussetzt, zeigt Jochen Schmidt in seinem Beitrag Mein idealer Tagesablauf. Wird das Müssen im Alltag schon für gewöhnlich nicht infrage gestellt, so gilt das umso mehr für den Bereich des Militärs, der ohne „Müssen“ gar nicht denkbar wäre. Dass sich aber auch hier viel verändert hat, seit etwa Jakob Michael Reinhold Lenz sein Drama Die Soldaten – die Vorlage zur Oper von Bernd Alois Zimmermann – geschrieben hat, zeigt der Militärsoziologe Jens Warburg. Über das Schicksal von ­Marie, der Hauptfigur des Werks, gibt die Sopranistin Barbara Hannigan im Ge­ spräch mit Michael Struck-Schloen Auskunft; sie wird die Partie in Andreas Kriegen­ burgs Neuinszenierung singen. Einen besonderen Blick auf die Idee der Vorbestimmtheit bieten schließlich die Bilder des Fotografen Martin Fengel. Er führt uns die biologische Seite des menschlichen „Müssens“ vor Augen – jene Seite also, die der Mensch nach Freud nur als eine der „großen Kränkungen“ seiner Geschichte wahrnehmen kann. Eine facettenreiche Sammlung. An ihr wird deutlich, was auch Fritz Lang mit M – Eine Stadt sucht einen Mörder zum Ausdruck bringen wollte: „Weil ich doch muss“ ist nicht nur eine bequeme Begründung für unser Tun, sondern fordert mit sei­ ner provozierenden Infragestellung unserer Handlungsfreiheit zum Nachdenken auf.

Nikolaus Bachler Staatsintendant









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„Es ist die Zeitlosigkeit von Maries Schicksal, die auch Zimmermann darin sieht. Wenn ich Marie singe, muss etwas in ­ ihr sein, mit dem ich mich heute vollkommen identifizieren kann: Das ist ihr unausweichliches Schicksal. Sie muss sterben, sie muss diesen Leidensweg für uns gehen – eine Christusfigur, wenn Sie so wollen.“


Barbara Hannigan

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„Nur wenn ich das höchste Niveau der technischen Beherrschung erreiche, kann ich mich befreien, dann können all ­ die mysteriösen Dinge passieren, welche die Kunst ausmachen. Wenn ich aber gefesselt bin durch Schwächen und technische Mängel, kann ich meine Qualitäten nicht ausspielen.“

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