Eine Trilogie (Leas Hochzeit – Heftgarn – Simon) von Judith Herzberg, Inszenierung Stephan Kimmig DIE TRÄUME DER ABWESENDEN Die jüdische Autorin Judith Herzberg hat als Kind den Zweiten Weltkrieg in Verstecken überlebt, getrennt von ihren Eltern, die im Konzentrationslager interniert wurden. Sie überlebten, im Gegensatz zum Großteil ihrer Verwandtschaft. In ihrer Tri logie über eine Amsterdamer Familie erzählt sie über drei Jahrzehnte hinweg von den Schrecken, mit dem die Shoah die nächsten Generationen weiterverfolgt. Es geht aber auch sehr humorvoll um den ganz alltäglichen Albtraum, der in jeder Familienfeier lauert, und darum, wie Sorgen und Konflikte auf der Discotanzfläche für kurze Zeit vergessen sind.
Frei nach dem gleichnamigen Roman von Alfred Neumann, Inszenierung Michał Borczuch ES WAREN IHRER SECHS Autor Alfred Neumann ließ sich in seinem Widerstandsroman von 1945 von den Biografien und den Aktionen der Weißen Rose inspirieren. Michał Borczuch macht den Versuch einer Verfilmung des Romans zum Ausgangspunkt seiner Adaption. Während Stationen des Lebens der WiderstandskämpferInnen in Szene gesetzt werden, werden auch die Schwierigkeiten deutlich, die der Versuch in sich birgt, sich in die Geschichte hineinzuversetzen und zwischen Fakt und Fiktion zu unterscheiden. So wird nicht nur unser Blick auf die historischen Ereignisse hinterfragt, sondern auch eine Brücke zu gegenwärtigen Protestbewegungen geschlagen.
Ein dokumentarisches Theaterprojekt über die Opfer des NSU in München von Christine Umpfenbach und Azar Mortazavi, Inszenierung Christine Umpfenbach URTEILE (REVISITED) – NACH DEM PROZESS Das dokumentarische Theaterstück erzählt die Geschichte der NSU-Morde aus der Perspektive von Verwandten, FreundInnen und ArbeitskollegInnen der Opfer. Sie galten jahrelang als Verdächtige in den Ermittlungen, die fälschlich von organisierter Kriminalität im türkischen Milieu als Tathintergrund ausgingen. Jenseits der juristischen Sprache des Prozesses werden nicht nur die Ereignisse neu befragt und aus heutiger Perspektive 20 Jahre später beleuchtet, sondern auch Vorurteile und struktureller Rassismus sichtbar, die eine Aufklärung der Morde über Jahre verhindert haben.
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