MCBW DESIGN SCHAU! Magazin

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DESIGN SCHAU! Das Magazin

STREETGUIDE Neun Tage Design pur: Alle Events vom 3. bis 11. März 2018 in unserer Beilage. Weitere Informationen auch unter www.mcbw.de 155 EVENTS Ausstellungen, Vernissagen, Aktionen,

Workshops, Kreatives für Kinder, Designmarkt, Führungen & mehr

EXKLUSIVE EINBLICKE Lernen Sie die Macher und Gestalter unserer Welt von morgen kennen

ZAUBERWORT ZWISCHENNUTZUNG Kreative Konzepte gegen Platzprobleme

WERKSVIERTEL MITTE Das Knödelquartier im steten Wandel

SELBST GESTALTEN

Hightech-Tools & Know-how für alle

SO LIEBEN SIE MÜNCHEN

Kreative Köpfe über Lieblingsorte TRANSFORMATIONEN Das Zentrum der MCBW im Isarforum: Ausstellung, Präsentationen, Diskussionen

DESIGN SPIRIT Kreative

Start-ups, Maker Space und Fab Lab auf der IHM

COVERMOTIV Hochseilkunst mit Bodenhaftung: Konstantin Grcics ChairOne meets Olympia


©2017 Steelcase Inc. Alle Rechte vorbehalten. Die hierin enthaltenen Handelsmarken sind Eigentum der Steelcase Inc. oder ihrer jeweiligen Besitzer.

Die Zukunft der Arbeit ist kreativ Steelcase und Microsoft arbeiten zusammen, um zu erforschen, wie Arbeitsplätze die kreative Leistung noch erfolgreicher fördern können. Dabei wurden sogenannte Creative Spaces entwickelt – ein integriertes Ökosystem aus Raum- und Technologielösungen für die vielfältigen Arten der kreativen Arbeit. Ziel ist es, Unternehmen zu helfen, den Wandel hin zu mehr kreativer Arbeit zu beschleunigen. Erfahren Sie mehr unter www.steelcase.de/kreativitat.


EDITORIAL

Liebe Leserin, lieber Leser, zum siebten Mal steht München im Frühjahr ganz im Zeichen des Designs – mit 155 Events, Ausstellungen, Aktionen und Aktivitäten über die ganze Stadt verteilt. Da schau her, hier gibt’s herausragendes Design: Das will die DESIGN SCHAU! im Rahmen der Munich Creative Business Week MCBW Ihnen vermitteln, einen Vorgeschmack darauf soll das Magazin geben, das Sie gerade in Händen Nina Shell halten. Chefredakteurin Design und München – das sind zwei untrennbar miteinander verbunDESIGN SCHAU! Das Magazin dene Größen, schließlich rangiert die bayerische Landeshauptstadt bayern design europaweit und international auf den vorderen Plätzen, was das kreative Potenzial in wirtschaftlicher Hinsicht anbelangt. Entsprechend haben wir in dieser Ausgabe auch Macher der Münchner Gestalterszene aus den unterschiedlichsten Bereichen gebeten, uns ihre in ihrem Münchner Alltag liebsten und für sie persönlich inspirierenden Orte zu nennen. Beteiligt haben sich Designer, Architekten, Künstler, Medienschaffende, Modemacher und viele mehr – das Ergebnis ist eine bunte Mischung, die auch zeigt, warum gerade Kreative sich in dieser Stadt so wohlfühlen und an welchen Orten sie schöpferische Kraft tanken. Vielleicht ist auch einer Ihrer Lieblingsorte dabei – und Sie bekommen Lust, die Ideengeber beim einen oder anderen Event der DESIGN SCHAU! persönlich kennenzulernen. Ebenfalls stellen wir Ihnen einige der vielfältigen Programmpunkte genauer vor, die im Zeitraum vom 3. bis 11. März 2018 in ganz München an vielen Orten stattfinden, weitere Informationen dazu finden Sie in Kurzform zum Herausnehmen im beiliegenden STREETGUIDE und unter mcbw.de/ design-schau.

MÜNCHEN = DESIGN?!

Wir, das Team von bayern design als Macher der DESIGN SCHAU! wünschen Ihnen als Designafficionados, dass sie bei vielen der angebotenen Events inspirierende Momente erleben. In diesem Sinne: Lassen Sie uns die Zukunft gemeinsam gestalten, dem Wandel Raum geben und neugierig bleiben auf die Zukunft im Zeichen der Transformation!

Fotocredit: crikri – Christian Krinninger

Anregende Lektüre wünscht Hier ist die Kreativität

Nina Shell Chefredakteurin

zu Hause: Sie finden die für Münchner Kreative inspirierenden Orte auf den gelb hinterlegten

Sie sind vom Fach und wollen sich noch vertiefter mit dem Thema beschäftigen? Dann finden Sie unter mcbw.de/create­business zum MCBW Programmbereich CREATE BUSINESS! ein breites Angebot an Konferenzen, Workshops, Podiums­ diskussionen, Vorträgen etc.

Seiten unter der Rubrik „Kreative Lieblingsorte“.


INHALT

6 – 20

PRODUKTDESIGN Die Welt wandelt sich 6 Goldene Zeiten für den Tisch 12 Ich wohne für mein Leben gern. Und zwar täglich 15 Digitale Zukunft – vernetztes Leben? 16 Originale unter sich 18 Design der nächsten Generation 20

22 – 28

AUGMENTED & VIRTUAL REALITY

32

MODE

38 – 42

DESIGN FÜR ALLE

Design geht über die äußerliche Form­ und Farb­ gestaltung eines Objektes hinaus. Seite 6

Virtuell planen, bauen, gestalten und einrichten 22 Die neue Dimension des Druckens 28

Münchner Modepreis 32

Universal Design –  neun Tage Gestaltung für alle! 38 Social Design Labs. Designing Futures 41 Kreatives für Kids 42

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44 – 50

DESIGN & HANDWERK

54 – 62

ZWISCHENNUTZUNG

Selbst gestalten – Hightech-Tools und Know-how für alle 44 Design und Handwerk – da geht was … sogar immer mehr! 50

Zauberwort: Zwischennutzung 54 Das magische Rauschen der MS Utting 62

DESIGN SCHAU! 2018

IHM 2018 – Handwerk. Die nächste Generation. Wir zeigen, was kommt. Seite 50


RUBRIK

2 x PAGE Digital gratis testen! Ohne Verpflichtung: Das Angebot endet automatisch nach der zweiten Ausgabe! Und so funktioniert es: Einfach das »MCBW2018«Special in den Warenkorb legen, noch im Warenkorb den Gutschein-Code* eingeben und dann den Bestellvorgang abschließen. ↗  shop.page-online.de/

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Das Hotelgewerbe hat erkannt: Zimmer, die höchste Design­ ansprüche erfüllen, lassen sich besser vermieten Seite 114

INHALT

66 – 77

ARCHITEKTUR

82

STREET­ART

90 – 104

Die Kultivierung des Übergangs – das Werksviertel im steten Wandel 66 Never Demolish! im AIT-ArchitekturSalon München 77

Das Werksviertel hinter dem Ostbahnhof ist Münchens spannendste Baustelle Seite 66

Alles so schön bunt hier! 82

KOMMUNIKATION Sinnliche Algorithmen 90 Miesbach verbindet Lifestyle mit oberbayerischen Traditionen 95 Nicht bloß Deko – Allround-Genie Folie 96

Farbenfrohe Bilder statt kahler Haus­ wände: Künstler erobern die Stadt auf leisen Sohlen Seite 82

Welches Wasser darf nicht untergehen? 102 Influencer – nicht ansteckend. Sollte es aber sein 104

106 114 – 124 128 – 132

MOBILITÄT Schöne neue Welt der Mobilität – die Verkehrswende kommt! 106

INTERIOR DESIGN

Im beigelegten STREETGUIDE zur DESIGN SCHAU! finden Sie alle Events chronologisch sortiert mit entsprechendem Code zu weiter­ führenden Informationen auf der Webseite mcbw.de.

Stylish schlafen ist der Hit 114 Licht fürs dunkle Mittelalter 124

MUSEUM & AUSSTELLUNG Biotopia – das Museum der Zukunft 128 BIOTOPIA Learning Lab im Botanischen Garten 132

STREETGUIDE

Impressum 136

3 – 11 MAR 2018

Neun Tage Design pur: alle Veranstaltungen der DESIGN SCHAU! www.mcbw.de #designschau

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DESIGN SCHAU! 2018

10.01.18 16:15


RUBRIK

D I R K H I NZ / P H OTOC A SE . D E

YEAH!

MÃœNC HEN GEMEINSAM MIT FREUNDEN ERLEBEN KOMM ZU UNS IN DEN CLUB & WERDE JETZT MUCBOOK MEMBER! SHOP.MUCBOOK.DE

SAV E T H E DAT E

B LO G G E R M A R K E T 0 3 . 0 3 . 2 018 IM LOV E L AC E B LO G G E R M A R K E T. D E

DA S D R E I D I M E N S I O N A L E S TA DT M AGA Z I N BLOG + MAGAZIN + CLUB W W W. M U C B O O K . D E / M E M B E R

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PRODUKT­ DESIGN

DIE WELT WANDELT SICH. 6

DESIGN SCHAU! 2018


PRODUKTDESIGN

WAS HAT DESIGN DAMIT ZU TUN?

Fotocredit: Moritz Attenberger/VAUDE, gridxkin

Ideenreiches Design macht aus einem unförmigen Goldklum­ pen einen eleganten Ohrring. Durchdachtes Design macht aus einem Bretterhaufen ein Bücherregal, das nicht nur chic aussieht, sondern auch hält, was es halten soll. Ausgefallenes Design macht aus einem Stück Blech eine Autokarosserie, die nicht nur windschnittig ist, sondern beim Käufer den Impuls auslöst, das Auto unbedingt haben zu wollen. So weit, so ein­ fach zu erklären. Nach landläufiger Auffassung macht die Arbeit eines Desi­ gners die Dinge schöner, gefallen sie nicht, sind sie nicht gut designed. Aber was zeichnet ein Kleid eigentlich aus, so dass es zur Designermode wird und keine Standardware bleibt? Was macht aus einem einfachen Stuhl einen Designerstuhl? Zum einen natürlich die Zuordnung zu einem der so genannten Autorendesigner. Ein Stuhl des Münchner Entwerfers Kons­ tantin Grcic wird immer ein Designerstuhl sein und kein ein­ faches Möbel. Der Zusatz „Design“ ist aber auch ein Marketinginstru­ ment, um Standardprodukte qualitativ aufzuwerten – Desig­ n­ermöbel, Designerschmuck, Designerleuchten. Aber gibt es überhaupt einen Gegenstand, der nicht gestaltet wurde? Ist eine Deckenleuchte vorstellbar, die nicht gestaltet wurde? Ist

das dann die nackte Glühlampe an der Decke? Aber noch nicht einmal die wurde nicht gestaltet. Ende des 19. Jahrhunderts gründete Frederik Philips im niederländischen Eindhoven das Unternehmen Philips & Co. und tüftelte an der ersten Glühlampe in der bis heute bekann­ ten Form. Diese Gestaltung überzeugt bis heute, Firmen wie zum Beispiel Osram oder der Münchner Designer Ingo Mau­ rer haben diese Grundform für aktuelle Leuchtenkollektio­ nen wiederbelebt – bzw. erst gar nicht Abschied genommen von der Form. Überhaupt ist die Glühlampe ein gutes Beispiel dafür, dass es Technik ohne Gestaltung nicht gibt. Das elek­ trische Licht konnte seinen weltumspannenden Siegeszug erst dann antreten, als ein Gestalter die richtige Form für diese Technologie gefunden hatte. Strom alleine beleuchtet keine einzige Hütte. Aber Design geht über die äußerliche Form- und Farb­ gestaltung eines Objektes hinaus. Der Designer setzt sich mit der Funktion eines Objektes und dessen Interaktion mit dem Benutzer auseinander. Funktion, Bedienbarkeit, Lebensdauer und Ökobi l a n z e i nes Produktes hängen u. a. davon ab. So werden zum Bei­ spiel bis zu 80 Pro­ zent des Energie­ verbrauchs eines Produktes – wäh­ rend der Produk­ tion, in der späteren Benutzung und der Entsorgung – in der Design­phase fest­ gelegt. Und längst hat sich Design von einer pri­ TEXTILE ZUKUNFT Oben: gridxkin zeigt ein mär ausführenden Disziplin ­völlig neues Druckver­fahren, zum „Content-Management“ das individuelle Textilien mit gewandelt. einer Vielzahl neuer Funktionen Design ist heute zu dem großen versieht. Links: Die Green Shape Impulsgeber für die Gestaltung Core Collection von VAUDE von Lebensarten, Arbeitswel­ zeigt, was im Bereich nach­­ ten und Kommunikationsfor­ hal­tiger Outdoor-Aus­rüs­tung men geworden. Wie müssen möglich ist. unsere Städte in Zukunft ausse­ hen? Mit welchen­Rohstoffen 7


PRODUKTDESIGN

können wir unsere Produkte herstellen, wenn die bisherigen endlich sind? Wie sehen neue Geschäftsmodelle aus, wenn die Digitalisierung alte Modelle und damit Arbeitsplätze über­ flüssig macht? Unsere Gesellschaft steht vor großen globa­ len Herausforderungen, die bis hin zum Klimawandel und der Bekämpfung von Fluchtursachen reichen. Wir benötigen Veränderungsprozesse in einer nie dagewesenen Komplexi­ tät und Geschwindigkeit – und Design gestaltet und begleitet den Wandel. Unternehmen müssen sich Transformationsprozessen stellen, alte Strukturen und Konzepte müssen sich wan­ deln. Warum kaufen Unternehmensberatungen ganze Desi­ gnagenturen, wie zum Beispiel McKinsey die Agenturen Lunar und Veryday? Sie entwerfen mithilfe von Designern und deren Methoden, zum Beispiel dem sogenannten Design Thinking, umfassende Geschäftsprozesse und gelangen

zu völlig neuen Ergebnissen. Die intelligente Gestaltung von Serviceleistungen und Prozessen rangiert gleichauf mit gegenständlichen Produkten. Das MCBW FORUM 2018 im Isarforum am Deutschen Museum zeigt unter dem Titel DESIGN SCHAU! TRANSFOR­ MATION. mit aktuellen, innovativen, zukunftsweisenden, konzeptionellen, futuristischen Produkten und Konzepten sowie auf Veranstaltungen, was die Transformation durch Design für Menschen, Technologien und Märkte bedeutet. Das MCBW FORUM ist der zentrale Treff punkt der Munich Crea­ tive Business Week für Designinteressierte und das Fachpub­ likum. Die Ausstellung, Vorträge und Podiumsdiskussionen laden ein, tief in das Thema Design einzutauchen. � Sabine Unger Leitung Munich Creative Business Week

MCBW FORUM Museumsinsel/ Ludwigsbrücke 80538 München 8

Öffnungszeiten Täglich 10 bis 22 Uhr Sonntag, 4. März ab 13 Uhr Sonntag, 11. März bis 18 Uhr

DESIGN SCHAU! 2018

Fotocredit: EESY, DLR, Microsoft

LEBEN UND ARBEITEN Rechts oben: Das Sur face Studio von Microsoft unter­ stützt kreative Prozesse. links: Der Medizinroboter von DLR unterstützt den Chirurgen. Rechts unten: Das moio. care System unterstützt Pflegende bei ihren täglichen Aufgaben.


Die Türkenstraße Egal ob auf den Beinen, mit dem Auto, dem

paar Bäume! Wo sonst wird derart lässig in

Rad oder (am liebsten) mit meiner 67er

der zweiten Reihe geparkt, kommen einem

Vespa durch die Türkenstraße: Ach, das

Fahrräder mit großen Kinderkisten mitten

ist einfach herrlich, auch mitten in der

auf der Straße entgegen? Es ist fast so, als

Nacht. Die pralle Vielfalt gepaart mit einem,

würde jegliche Aufregung oder gar Be­

obwohl ich die Formulierung eigentlich

schwerde durch die Anmut dieser schönen

nicht mag, nun, südländischen Flair. Der

Straße erstickt, besonders bei strahlendem

sogenannte „Strukturwandel“ hat natürlich

Sonnenschein. Könnte es sein, dass sich

auch hier nicht haltgemacht, aber diese

sogar Münchner hier einfach besser fühlen?

Straße ist immer noch genau das, was ich

Ja, ich freue mich, dass es die Türkenstraße

unter gewachsener, lebendiger Urbanität

gibt. Wie schade nur, denke ich manchmal,

verstehe. Geschäfte aller Art, Museums­

dass an der Georgenstraße schon wieder

quartier, Galerien, Bars, Schule, Bio, Bücher,

alles zu Ende ist. Was das alles mit Design

Suckfüll, Kino, Design, Polizei, Eiscreme,

zu tun hat? Keine Ahnung, dies möge der

Architekturgalerie. Dazu Döner, Mojito,

geneigte Leser bitte selbst herausfinden.

KREATIVE LIEBLINGSORTE

GERD PFARRÉ LICHTDESIGNER, PFARRÉ LIGHTING DESIGN

Katzenclub, Elektro, Cafés, Akademie, Hüte und Schmuck, und es gibt auch noch ein

AXEL MEISE, OCCHIO

Für mich ist einer der interessantesten Plätze in München derzeit das Brienner Quartier rund um unseren neuen Flagship-Store. Ein lebendiger Ort mit hochkarätigen Einrichtungs- und Modeläden sowie tollen Gastrokonzepten wie dem KOI, dem Rocca Riviera oder aber dem traditionsreichen Café Luitpold. Am liebsten fahre ich mit meinem E-Bike von unserem Hauptsitz am Wiener Platz quer durch den Hofgarten. Ich würde sagen, wir sind im Herzen von München angekommen. brienner-quartier.de

BRIENNER QUARTIER 9


DA, DA, DA GIBT’S DESIGN

10 Uhr Da, da, da gibt’s Design – cherryblossom design zum Anfassen Aktion Event-Code 1291

DESIGN SCHAU! 2018

3 MAR Shelf aware Ausstellung Event-Code 1172

Fotocredit: Vitsoe_Frankie Moughton

Ein Schmuckstück zu ent­ werfen oder zu tragen er­ fordert ein gewisses Maß an Selbstbewusstsein. Studen­ ten und Mitarbeiter des BA Jewellery Design am Central Saint Martins werden sich mit diesem Gefühl anhand einer Ausstellung ihrer neu­ esten Arbeiten auf Regalen im Vitsœ-Shop München aus­ einandersetzen.

farbig leuchtendes Kunst­ harz, klare Farbkontraste er­ gänzen präzise Schnitte. Die enge Verbindung von Design und handwerklichem Kön­ nen sind die Voraussetzung für die Entstehung jedes ein­ zelnen Produktes.

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9 MAR 17 Uhr Shelf aware –  Vernissage Vernissage/ Finissage Event-Code 1260

CHERRYBLOSSOM DESIGN – zum Anfassen und Anprobieren Besuchen Sie das Atelier von cherryblossom in der Nähe des Deutschen Museums und entdecken Sie die unge­ wöhnliche Kombina­tion von Schmuck & Bademode der Designerinnen Bettina und Suzanne Weinert. Schlichte Linien in Sterlingsilber und 18 Karat Gold umrahmen

SCHMUCK –  eine Frage des Selbstbewusstseins

MAGAZIN – AUSGEWÄHLT GUTE PRODUKTE

MAGAZIN bietet eine qua­ litätsvolle Auswahl an Pro­ dukten für die Einrichtung und die persönliche Aus­ stattung – gut gestaltete und hochwertig produzierte Pro­ dukte. Unsere Aufgabe sehen wir in einer zuverlässigen Vo­ rauswahl – Angelhaken statt Schleppnetz sozusagen. Und viele Produkte in unserem Sortiment gibt es nur bei uns. Im Rahmen der MCBW zeigen wir im MAGAZIN-­ Laden in den Fünf Höfen unsere aktuelle Kollektion von M-Produkten – besonde­ re Möbel mit Charakter und hohem Gebrauchswert, die MAGAZIN in Zusammenar­ beit mit Designern selbst ent­ wickelt und produziert. Am Mittwoch, 7. März 2018, lädt M AGA ZIN ein zu einem

Abend mit Autor Frank Berz­ bach, bekannt u. a. für sein Buch FORM­BEWUSSTSEIN. Mit handfesten Inspirati­ onen und subtilem Humor hält er ein Plädoyer für ge­ lingenden Konsum und regt zum bewussten Umgang mit den Dingen, uns selbst und anderen an.

53 7 MAR 19:30 Uhr MAGAZIN liest … Vortrag Event-Code 1338 Fotocredit: (l.) cherryblossom  (r.) Michael Tewes

PRODUKTDESIGN


450 JAHRE FAMILIENTRADITION IN GLAS: DIE FREIHERRN VON POSCHINGER We r d i e F r e i h e r r v o n Poschinger Glasmanufaktur in Frauenau im Bayerischen Wald besucht, taucht ein in eine Handwerkstradition von viereinhalb Jahrhunder­ ten und erlebt die Herstel­ lung mundgeblasener und handgefertigter Gläser haut­ nah. Kombiniert mit haus­ eigenen Innovationen und Werkzeugkonstruktionen wird bei Poschinger ein ur­ altes Kunsthandwerk prak­ tiziert, dessen Vollendung in der Kreation exklusivster Kristallglasobjekte liegt. Seit 1568 produziert die Familie in mittlerweile 15. Genera­tion mundgeblasene, handgefer­ tigte und handveredelte Glä­ ser für Kunden in aller Welt. Zu Weltruhm des Namens de­ rer von Poschinger trugen vor allem die Gläser aus dem Klas­ sizismus und Jugendstil bei.

14 3 MAR Tobias Grau München Ausstellung Event-Code 1346

Auch heute noch entwerfen Europas renommierteste De­ signer Gläser und Glasobjekte, um sie bei Poschinger realisie­ ren zu lassen. Das Frauenau­ er Glashüttengut ist das letz­ te original erhaltene seiner Art. Anlass genug, das 450. Jubiläum 2018 ausgiebig und das ganze Jahr hindurch zu feiern – während der DESIGN SCHAU! auch in München, in der Galerie Karl Pfefferle.

26 3 MAR Glasmanufaktur trifft Design Ausstellung Event-Code 1331

Der Tobias- Grau-Shop in München präsentiert in der Ludwigstraße 10 Leuchten für den vielseitigen Einsatz im Wohn- und Büro­b ereich sowie für Hotels und Res­ taurants und den öffentli­ chen Bereich, wie die Leuch­ te „FALLING WATER“, die das Licht wie Wassertropfen nach unten fallen lässt und für eine blendfreie, inten­ sive Beleuchtung sorgt. Au­ ßenleuchten und Schalter ergänzen das Programm. Das Shopteam freut sich auf designinteressierte Besu­ cher während der DESIGN SCHAU!

LICHT INS DUNKEL!

Cédric Ragot: SHAKING UP THE CODES

Virtuos verband der fran­ zösische Produktgestalter Cédric Ragot Dynamik und Stillstand zu Objekten, die die Grenzen von Material und Plastizität ausloten und neue ästhetische Konzepte erschaffen. So erinnern bei­ spielsweise die Vasen Squall und Blown an einen Wirbel­ sturm oder Wasserstrudel, dessen Urkraft in die Un­ vergänglichkeit von Porzel­ lan gegossen ist. Zur MCBW zeigt der Porzellanhersteller Rosenthal eine faszinierende Werkschau des 2015 verstor­ benen Franzosen, die neben ikonischen Arbeiten und Neuheiten auch den gestal­ terischen Prozess sowie die Verbindung von modernen

PRODUKTDESIGN

3-D-Techniken und überlie­ fertem Handwerk in den Mit­ telpunkt stellt. Ein After Work Cocktail Event lädt zu Net­ working und Austausch ein.

12 3 MAR Cédric Ragot: Shaking up the codes Ausstellung Event-Code 1339 8 MAR, 17:30 Uhr Cédric Ragot: After Work Event Vernissage/Finissage Event-Code 1340

15 3 MAR DEsigned in Bavaria Ausstellung Event-Code 1258

FAKTEN, FAKTOREN UND FAKE Fakt ist, der Designstandort Deutschland steht für hervor­ ragende Erfolge auf internationaler Ebene, und Design aus Bay­ ern ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und Innovationstreiber. Die strategische Herangehensweise im Industriedesign fördert mit agilen und maßgeschneiderten Prozessen die Fähigkeit von Unternehmen, mit neuen Herausforderungen umzuge­ hen. Diese Faktoren präsentiert beispielhaft die Werkschau DE­­signed in Bavaria und verdeutlicht die Kompetenzen der VDID-Designer und -Designerinnen. Im politischen, sozialen, realen wie virtuellen Leben stehen wir zunehmend vor der Wahl zwischen alternativen Fakten. Welche Auswirkungen hat diese Verschiebung der Realität auf die Arbeit im Design, und wie reagieren Gestalter auf diese Entwicklung? Wie gehen sie mit ihrer Verantwortung im Sinne des VDID Codex für Indus­ triedesign um? Zur Eröffnung von DEsigned in Bavaria steht die Frage nach der politischen Dimension im Design. Auch das 7. Designerfrühstück zum Abschluss der Werkschau eröffnet die Diskussion „FAKEtime – Umgang mit alternativen Wahr­ heiten“ und stellt der Realität den Umgang mit ihr gegenüber. 11


Fotocredit: Luca De Santis

PRODUKTDESIGN

EXTRA ORDINARY METAL

GOLDENE ZEITEN für den Tisch 59 8 MAR Extra Ordinary Metal – Goldene Zeiten für den Tisch Ausstellung & Aktion Event-Code 1148

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Eine faszinierende Interaktion zwi­ schen Licht und Ober­fläche, eine Serie luxuriöser Eyecatcher – zur DESIGN SCHAU! im Rahmen der MCBW prä­ sentiert Alessi die „Extra Ordinary Me­ tal“-Kollektion und bringt durch ihre eindrucksvolle, schimmernde Optik zeitlose Eleganz auf den Tisch. Carlo Alberto Gasparini, Neffe von Al­ berto Alessi, gibt als Projektleiter Ein­ blick in das traditionsreiche, jedoch neu inter­pretierte Herstellungsverfahren:

DESIGN SCHAU! 2018

Alessi ist bekannt für hochwertige Edelstahlprodukte. Warum besteht diese Kollektion aus Messing? Messing ist eines der ersten Metalle, mit denen Alessi in den 1930er-Jahren gearbeitet hat. Dank seiner Formbarkeit bietet Messing die Möglichkeit, mit geometrischen Oberflä­ chenstrukturen zu experimentieren. Inspiriert von der etrus­ kischen Granulation, die zu den ältesten und faszinierendsten Goldschmiedetechniken gehört, haben wir diese antike Hand­ werkskunst für die industrielle Herstellung interpretiert. Was ist das Besondere bei der Herstellung? Bei der Granulation handelt es sich um ein raffiniertes Ver­ fahren, in dem winzige Gold- oder Silberkügelchen auf Metall aufgebracht werden. Die besondere Schönheit beruht auf dem dreidimensionalen Oberflächenmuster, dessen Optik sich je nach Lichteinfall verändert. Wir empfinden diese Herstellung mithilfe einer Kaltprägung des Messings nach. Was ist typisch Alessi an der „Extra Ordinary Metal“Kollektion? Wir versuchen immer ein wenig „extra ordinary“ – also außer­gewöhnlich – zu sein. Das bedeutet, dass Forschen und Experimentieren zu den Grundlagen unserer Arbeit gehört. Bei der Entwicklung dieser Kollektion mussten wir viele tech­ nische Herausforderungen meistern, angefangen von der Herstellung der aus Stahl bestehenden Gussform mit mehr als 48.000 winzigen Halbkügelchen. Für uns war es wieder einmal eine gute Möglichkeit, die Grenzen des Machbaren auszuloten.


RUBRIK

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WAKE UP AND SMELL THE CREATIVITY! Wenn die Kreativität einen

maxi mum Ein Ort, den niemand zu kennen scheint, und noch dazu ganz schön weit weg von München. Irgendwie aber NILS HOLGER MOORMANN, auch ganz DESIGNER UND DESIGNVERLEGER nah, denn zum einen begann Heiner Friedrich seine ersten eindrucksvollen Schritte als Galerist in den 1960er-Jahren in der bayerischen Landeshauptstadt. Zum anderen ist seine Sammlung in Traunreut nicht nur aufgrund ihrer respektablen Größe, sondern wegen ihrer großartigen Bedeutung unerwartet, aber klar auf Augenhöhe zum Münchner Kunstbetrieb. Also, es hilft nichts – ab in die Provinz, um Großartiges von Warhol und Baselitz über Knoebel bis De Maria, Flavin und Chamberlain in einer überwältigenden Vielzahl von Werken zu entdecken! dasmaximum.com 14

DESIGN SCHAU! 2018

nichts Besseres als einen guten Kaffee. Und den besten Kaffee in ganz München EFRAT FRIEDLAND,

DESIGNERIN MATERIALSCOUT

gibt’s bei Emilo. Eine in der Stadt beheimatete Rösterei, die ihr ganzes Herz in die braunen Bohnen steckt. Den

Kaffee gibt’s in mehreren Cafés und Shops, aber ihr eigenes (und einziges) Kaffeehaus ist im Glocken­ bachviertel. Toni und sein Team heißen Sie mit einem Lächeln willkommen, spätestens nach dem dritten Besuch sind Sie Stammkunde – und bekommen den Kaffee genau so, wie Sie ihn am liebsten mögen. Und die Kuchen, die Toni backt, zeugen vom kreativsten Einsatz von Butter, den ich je gekostet habe. Cheers!

emilo.de

… bei Emilo Industriedesigner, die noch an die Vorzüge des analogen Entwerfens glauben, brau­ chen Pappe, und wer Pappe braucht, kommt an Pappen Römer nicht vorbei. Der 1911 gegründete Familienbetrieb CHRISTOPH BÖNINGER,

AUERBERG

befindet sich in einem Hinterhof in Nymphenburg (Bothmerstr. 11–13). Hier eröffnet sich ein Universum der Pappen: Graupappen, Wellpappen, Holzpappen und vieles mehr inspiriert jeden Designer, die Tastatur zur Seite zu schieben und

Pappen Römer

zum Schneidemesse und zur Heißklebepistole zu greifen. Jeder Entwurf kann so nur besser werden. friedrich-roemer.de

Fotocredit: l.: Julia Rotter

das

kleinen Kick braucht, gibt’s

Fotocredit: Gisela Schenker

KREATIVE LIEBLINGSORTE


PRODUKTDESIGN

„ ICH WOHNE FÜR MEIN LEBEN GERN. UND ZWAR TÄGLICH.“ Christine Kröncke

Wohnen ist viel mehr als ein Dach über dem Kopf. Mehr denn je ist es ein Ausdruck von Lebensgefühl. Eine besondere Art, sich seine eigene Umgebung zu schaffen. Wohnwelten sind wie unterschiedliche Charaktere keine stilistische Monokul­ tur, sondern das Miteinander verschiedenster Einflüsse. Der Mix entscheidet. Aber nach welchem Rezept? Um in Zeiten der großen Anzahl unterschiedlichster Geschmacksrichtungen, Produkte und Trends die besondere Vielfalt zu genießen und sich deutlich von Beliebigkeit abzugrenzen, bedarf es einer guten Entscheidung. Christine Kröncke Möbel sind vor allem eins: Bekenntnisse zum Stil. Urban, zeitlos und von verschie­ densten Designeinrichtungen inspiriert, mit einer eigenen Handschrift. Sie entstehen grundsätzlich mit Blick auf einen Gesamtentwurf, der die Qualitäten des Produktes genauso in den Fokus stellt wie den Menschen und seine Ansprüche an Harmonie und Besonderheit.

50 7 MAR 17 Uhr Vom Briefing zum Produkt Vortrag Event-Code 1163 DIE FARBE DES WOHLFÜHLENS Der Mensch ist kein monochromes Wesen. Von Natur aus ver­ langt es ihn nach Farben. Sie entscheiden über unser Wohlge­ fühl beim Wohnen genauso wie bei der Einrichtung. Gelun­ gene Kombinationen und das Spiel mit Kontrasten schaffen eine Atmosphäre, in der sich Mensch und Möbel bestens auf­ gehoben fühlen. Seit 1974 entwickelt Christine Kröncke Interiordesign im Premiumbereich der Einrichtungsbranche – Möbel, Leuchten und Einrichtungssysteme als geschlossene Kollektion. Dabei liegt der Anspruch auf höchster Qualität und Design sowie in einer fast ausschließlich in Deutschland erfolgenden Ferti­ gung der Möbelstücke. Das Team setzt sich aus individuellen Persönlichkeiten zusammen, die durch ihr synergetisches Schaffen dem Unternehmen eine unverwechselbare Hand­ schrift verleihen. 15


PRODUKTDESIGN

DIGITALE ZUKUNFT  Vernetztes Leben?

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DESIGN SCHAU! 2018

Wir sind umgeben von Wan­ del. Wir bedienen heute Smartphones, Maschinen, Regelsysteme per Touch­ screen oder über Sprache und Gesten. Wir begeben uns über Virtual und Augmented Reality in eine dreidimensi­ onale Parallelwirklichkeit und vernetzen Produkte di­ gital über das Internet der Dinge. Technologisch ken­ 18 nen wir heute keine Grenzen mehr – aber für eine mensch­ 3 MAR 16:30 Uhr liche Interaktion müssen wir Wasser – ein digitales diese Technologie sinnvoll Element? einsetzen. Die Überlegun­ Vortrag gen dazu beginnen im Design Event-Code 1347 neuartiger Produkte, womit wir als Designer mehr und mehr Zukunftsgestalter werden. Heute und in Zukunft de­ signen wir nicht mehr einzelne Produkte, sondern gestalten ganze Systeme. Und diese sind wiederum in ein einziges Sys­ tem integriert, das da heißt „unser Leben“. Und Leben ist nur möglich mit Wasser und Licht. Mit der Technologie sind wir auf dem Weg zu ei­ ner Verschmelzung der digitalen und physischen Welt – „physical goes digital, digital goes physical“. Nicht nur wird es möglich, die reale physische Welt um digitale Mög­ lichkeiten zu ergänzen. Umgekehrt ergänzen physische, smarte Dinge das Digitale und ermög lichen so eine natürliche, bekannte Inter­ aktion mit digitalen Produkten. Wo sehen wir inmitten der smarten Trends unsere Rolle als Designer? In der Moral. Es ist die Verantwortung für die Dinge, die wir in die Welt setzen. Es ist ein Design, das den Menschen die Kon­ trolle in einer undurchsich­ tigen Umgebung bewahrt. Es ist die integrierte Gestal­ tung, passend zum Kontext, den Menschen und ihren Aktivitäten. Und bei all den Zukunfts visionen stellen wir uns die Frage: Können wir über­ haupt noch ein nicht vernetztes Leben führen?


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PRODUKTDESIGN

ORIGINALE UNTER SICH DER SHOWROOM IM KUNSTAREAL: bestes Design in bester Münchner Lage.

Es gibt Mobiliar, das in erster Linie einen Zweck erfüllt. Und es gibt Mobiliar, zu dem man geneigt ist, eine ganz persön­ liche Beziehung aufzubauen, es wie einen guten Freund in sein Leben einzubauen und dieses mit ihm zu teilen. Dieses Potenzial liegt bereits in der Wiege der Entstehung jedes ein­ zelnen Stücks – als Resultat einer besonderen Beziehung zwi­ schen Hersteller und Gestalter. So entstehen Originale, die gleichzeitig sehr speziell und besonders zeitlos sind. Wie die Originale von Vitra. Die teils lebenslangen Beziehungen, die der Schweizer Möbelhersteller zu den Gestaltern seiner Möbel pflegt, kann man im übertragenen Sinne nicht nur sehen, sondern regelrecht fühlen. Die Ergebnisse der Zusammenarbeit mit Design-Ikonen wie Ray und Charles Eames, Verner Pan­ ton, Jean Prouvé oder auch den Brüdern Ronan und Erwan Bouroullec bringen in fruchtbarem Miteinander immer wieder Möbel hervor, die das Zeug zum unverfälschbaren Original haben. Dieser langjährigen Historie ist eine sehenswerte Aus­ stellung gewidmet, die während der DESIGN SCHAU! im Rahmen der Munich Creative Business Week 2018 im Showroom von KOTON im Kunstareal zu sehen ist. Seit Abschluss seines Mathematik- und Architekturstudiums widmet sich der Inhaber Ewgenij Naum Koton in erster Linie eben jenen Originalen, im Vintagebereich mit Schwer­ punkt auf der amerikanischen Nachkriegsmoderne, ver­ treten durch beispielweise Ray & Charles Eames, George Nelson, Eero Saarinen oder Florence Knoll. Seit über zehn Jahren ist er auch versierter Fachhändler für Vitra, Knoll International und Louis Poulsen. Ein Spezialist also, der interessierten Besuchern der Ausstellung „Das Original kommt von Vitra“ noch weitere Einblicke in die zeitlosen Klassiker der Designgeschichte vermitteln kann.

22 3 MAR Das Original kommt von Vitra Ausstellung Event-Code 1319 5 MAR, 16 Uhr Das Original: DESIGN TALK & OPEN HOUSE BEI KOTON Aktion Event-Code 1320

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DESIGN SCHAU! 2018


CULTURE OF LIGHT

Licht ist wesentlicher Be­ standteil unseres Lebens. Gutes Licht fasziniert und schenkt uns positive Energie. Licht beeinflusst unser Wohl­ befinden, schafft Atmosphä­ re, gibt die Stimmung in ei­ nem Raum an. Die Vision von Occhio ist es, den Menschen zum Lichtgestalter seines Le­ bensraums zu machen. Dabei ist es entscheidend, wie mit Licht umgegangen wird: Wo wird die Lichtquelle im Raum platziert, welche Funktion soll

das Licht haben? Soll eher eine kühle Arbeitsatmos­phäre ge­ schaffen werden oder eine warme Stimmung für ein ge­ mütliches Beisammensitzen? Am 8 März 2018 erfahren­ Besucher des Occhio store Brienner Quartier im Rah­ men der MBCW mehr über die Gestaltung mit Licht von Hei­ di Lindner, Leiterin Lichtpla­ nung bei Occhio. Gleichzeitig können sie den neuen Occhio store mitten im Herzen Mün­ chens entdecken. Dort eröff­ net sich auf über 300 Qua­ dratmetern eine interaktive Marken- und Erlebniswelt, in der nicht nur die einzigartigen Leuchtensysteme umfassend präsentiert, sondern auch deren innovativen Funktionen und Anwendungsmöglichkei­ ten erlebbar gemacht werden. 58 8 MAR 18 Uhr culture of light Vortrag Event-Code 1350

Der Midnightbazar veran­ staltet zur DESIGN SCHAU! im Rahmen der MCBW einen Markt rund um das Thema Design. Beim „All Good Things“Markt erwartet Euch ein Pot­ pourri aus Design, Kunst, Vin­ tage, Selfmade, Mode und Lifestyleprodukten. Über 100

Aussteller präsentieren ihre kreativen und ideenreichen Unikate. Ob gehäkelt oder genäht, recycelt und up­­cycelt, gemalt oder fotografiert, designt oder gebastelt, hier ist von allem und für jeden etwas dabei. Abgeschmeckt wird

GENTIANA ALBA – Tradition und Design

Für die „Urstube“ der 1923 er­ bauten, denkmalgeschützten Falkenhütte der Alpenver­ einssektion Oberland wurde eine Leuchte entwickelt, die den einfachen handwerkli­ chen Gestaltungsprinzipien dieser Berg­hütte im Karwen­ del folgt. Die sinnvolle Ein­ bindung der neuen Beleuch­ tung in den Bestand forderte eine zeitgemäße Weiterent­ wicklung des Designs und des Materials. Anhand von Materialstudien, Modellen und Prototypen aus Porzel­ lan präsentieren das Archi­

tekturbüro Rainer Schmid, die Designer von STUDIO­ FAUBEL und die Porzellan Manufaktur Nymphenburg im A lpinen Museum des DAV in München den beson­ deren Gestaltungsprozess dieser Leuchte.

17 3 MAR Gentiana Alba – Tradition und Design Ausstellung Event-Code 1285

PRODUKTDESIGN

ALL GOOD THINGS –  DESIGN MARKT

Exklusives handgefertig­ tes­ Design aus München: edition van Treeck ist eine Kollek tion hochwer tiger funk­tionaler Objekte aus ver­ edeltem Glas. Sie sind das Er­ gebnis der Zusammenarbeit inter­nationaler Designer mit

das Ganze mit einem bunten Rahmenprogramm aus Live­ musik, Workshops, Aktions­ kunst und mehreren Street­ food-Küchen, die feinste Leckereien bereithalten. Also: Kommt vorbei und bummelt bei guter Musik, einen coolen oder heißen Drink in der Hand, durch die Stände und holt euch „All Good Things“! Wenn Du Außergewöhn­ liches designst, upcyclest, kreierst, zimmerst, fotogra­ fierst, malst, bastelst, hand­ arbeitest, dann bewirb Dich bei uns, mit Kostproben Dei­ ner Arbeiten – per E-Mail an: info@midnightbazar.de

27 3 und 4 MAR All Good Things – Design & DIY Markt Ausstellung Event-Code 1405 den Münchner Werkstätten Gustav van Treeck. Seit 1887 entstehen in den ­Werkstätten angewandte Glas- & Mo­­­saik­­­­­­ kunstwerke im Auftrag von Künstlern, Designern, Ar­ chitekten und Bauherren. Für die edition van Treeck ent werfen Desig ner w ie Sebastian Herkner, Karim Rashid oder Sacha Walckhoff Tische, Leuchten und Acces­ soires in der Tradition der Handwerkskunst. editionvantreeck.com

DESIGN IN LOVE

36 3 MAR edition van Treeck – design in love with glass Ausstellung Event-Code 1164

with glass

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PRODUKTDESIGN

DESIGN DER NÄCHSTEN GENERATION DESIGN SCHAU! sprach mit Gerhard Nüssler, der den Siemens Home Appliances Design Award ins Leben gerufen hat.

Gerhard Nüssler Head of Global Design Siemens Hausgeräte

Die MCBW 2018 steht unter dem Leitgedanken „Design transforms“. Inwiefern erkennen Sie darin Siemens ­Hausgeräte wieder? Die zunehmende Digitalisierung und Vernetzung stellt Designer vor völlig neue Herausforderungen. Gerade im Bereich Hausgeräte sind Produktdesign und User Interface heute mehr denn je auf den Dialog mit dem Anwender aus­ gerichtet. Es gilt, intelligente Technologien mit innovativem Design zu verbinden – für die moderne Küche von morgen. Im Rahmen der MCBW 2018 werden Sie zum zweiten Mal den Siemens Home Appliances Design Award vergeben. Warum haben Sie den Preis ins Leben gerufen? Wir wollten einen Nachwuchspreis schaffen, der es jungen Produkt- und Interaktionsdesignern an einem konkreten Pro­ jekt ermöglicht, zusammenzuarbeiten und innovative Kon­ zepte für die Hausgeräte der Zukunft zu entwickeln. Es ging uns darum, in engen Austausch mit kreativen Talenten zu gehen und unsere Kompetenz in der Produktgestaltung durch gezielte Impulse weiterzugeben. Was ist Ihnen vom ersten Design Award besonders in Erinnerung geblieben? Ich war beeindruckt von den Ideen der Kandidaten. Mitzu­ erleben, wie sie an das Thema herangehen und welche Erwar­ tungen eine Generation an die Hausgeräte von morgen stellt, die selbst noch nicht zu den aktiven Käufern gehört, war sehr spannend. Die Ideen der Studenten in Kombination mit der Erfahrung und Weitsicht unserer Designer haben inspirie­ rende Diskussionen ergeben, die definitiv für beide Seiten sehr wertvoll waren. Worauf dürfen sich die Gewinner der diesjährigen Preisverleihung freuen? Im Rahmen einer Abendveranstaltung werden die aus­ gewählten Arbeiten im Haus der Kunst vorgestellt, und eine Expertenjury prämiert die drei Gewinnerteams, die sich auf ein Preisgeld von insgesamt 30.000 Euro freuen dürfen. Die Preisträger haben außerdem die Möglichkeit, an einem Men­ toring-Programm teilzunehmen: Zwölf Monate lang werden meine Kollegen und ich durch regelmäßiges Feedback und kreativen Input die nächste Generation in ihrer beruflichen und kreativen Laufbahn begleiten – und ihr dabei hoffentlich auch neue Karriereperspektiven eröffnen. 20

DESIGN SCHAU! 2018

„Konzept SchwaebischGmuend_Team Instruments“ – Platz 1 im Jahr 2016: Menschen, die ein an­sprech­en­des Kocherlebnis wünschen, wollen auch in der Zukunft ihre Nahrung mithilfe von inno­va­tiven und im Design minimalis­ti­schen Pro­duk­­­ten zubereiten. Hier setzt das Konzept „instruments.“ an. Es ist eine Symbiose aus Arbeits­­platte mit kabellosen Zuberei­ tungs­werkzeugen, die komplett recyclebar und auf ihre Funktion redu­ziert sind. Damit ist das Produkt nicht nur fortschritt­lich, sondern auch verantwor ­tungs­­ bewusst. Auf der Arbeits­fläche ver­schmilzt Interak­tions- mit Produkt­gestaltung. Die ein­fache und zeitlose Be­die­nung, ver­bunden mit einer nutzen­orien­ tierten Objektsprache, ist für den Kunden mit Sinn für Ge­stal­tung

konzipiert. Das Spek­trum der Werkzeuge lässt sich je nach kulturellem Hinter­grund beliebig erweitern und indi­vi­duali­sieren. Effizienz wird groß­geschrieben: Nahrung lässt sich perfekt portio­nieren – Abfälle gehören der Ver­gangen­heit an.

39 5 MAR 18 Uhr Siemens Home Appliances Design Award 2018 Preisverleihung Event-Code 1162


RUBRIK

Eames Lounge Chair: der Klassiker jetzt auch in Amerikanischem Kirschbaum Neu: Der Eames Lounge Chair in Amerikanischem Kirschbaum und Polsterkissen in Leder Natural.

Lounge Chair & Ottoman

KOTON

Design: Charles & Ray Eames

Barer Straße 38 80333 München 089 954 40 404 Di - Fr 11.00 h - 19.00 h Sa 11.00 h - 15.00 h

www.koton.de 21


AUGMENTED & VIRTUAL REALITY

VIRTUELL PLANEN, BAUEN, GESTALTEN UND EINRICHTEN Virtual – Augmented – oder doch eher Mixed Reality? Wo liegen Nutzen und Machbarkeit für Architektur, Design und Real Estate?

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DESIGN SCHAU! 2018

Wer bei virtueller Erlebbarkeit nur an Gaming denkt, irrt sich. Mittlerweile sind die virtuellen Welten sowie 360°-Fotos und -Videos im Design und Architekturbereich, aber auch in vielen kon­ sumnahen Bereichen wie Reisen, Fashion, Möbel und sogar in der Bildung angekommen. Namhafte Marken erobern ihre Kunden durch virtuelle In­ szenierungen. Auch der Nicht-Digital-Affine stol­ pert regelmäßig in den Medien über die Themen Virtual Reality (VR), Augmented Reality (AR) sowie Mixed Reality (MR). Doch was steckt genau dahin­ ter und worin liegen ihre Unterschiede?


Fotocredit: LOOK Bildagentur der Fotografen

AUGMENTED & VIRTUAL REALITY

MIT VIRTUAL REALITY IN EINE ANDERE WELT ABTAUCHEN Virtual Reality ist ein Ausflug in eine nicht reale, computer­ basierte Umgebung, die als dreidimensional begehbare Welt gestaltet ist. Die interaktive Echtheit des Umfelds vermittelt dem Nutzer das Gefühl, Teil dieser digitalen Welt zu sein – quasi live dabei zu sein. Wie wäre es z. B. mit einem Hub­ schrauberflug über die Serengeti? Auch ein Live-Shopping in Dubai’s größter Einkaufsmall ist mit dieser Technologie spielend leicht möglich und das, ohne sich auch nur von der Wohnzimmercouch bewegen zu müssen. Was jedoch noch etwas Entwicklung benötigt und sich umständlich in der Handhabung zeigt, sind die dafür nötigen VR-Brillen. Diese erinnern sehr stark an die Anfangszeiten der Handys, die bei ihrer Einführung riesige schwere „Knochen“ waren.

VIRTUELLER Bei den derzeit noch sehr behä­ AUSFLUG IN big wirkenden VR-Brillen gibt es DREIMINSIONALE zwei unterschiedliche Modelle: BEGEHBARE Jene, die mit einem Computer WELTEN verbunden werden müssen, um sowohl das Bild­signal zu emp­ fangen und dem Betrachter über die Brille die Inhalte anzeigen zu können als auch das Bewegtbild auf dessen „Moves“ anzupas­ sen. Und es gibt die einfachere, gleichwohl günstigere Variante, bei der ein Smartphone als Display dient und in Pappkarton-ba­ sierte Modelle eingelegt wird. Doch nicht nur zum Entertaining sind diese neuen Welten eine Bereicherung. Auch in der For­ schung und Entwicklung sowie im Prototyping werden sie mittlerweile täglich genutzt.

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Fotocredit: LOOK Bildagentur der Fotografen

AUGMENTED & VIRTUAL REALITY

AUGMENTED REALITY ERFÄHRT IMMENSEN BOOM AR bezeichnet eine computerunterstützte Wahrnehmung bzw. Darstellung, welche die reale Welt um virtuelle Aspek­ te erweitert (augmented) und meist mithilfe mobiler Endge­ räte genutzt wird. Die Verbindung zur analogen Umgebung bleibt bestehen – das ist im Wesentlichen auch der Unter­ schied zu VR. Um AR anwenden zu können, benötigt man u. a. eine Kamera, eine Software für Inhalte sowie ein Display zur Darstellung. Mit einer entsprechenden App werden Smart­ phone oder Tablet zum Werkzeug für die Verschmelzung digitaler und realer Welten.

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DESIGN SCHAU! 2018

Auch bei AR gilt der Gaming-Bereich als Mutter virtuel­ ler W ­ elten wie jüngst am Beispiel des Pokémon-Go-Spiels ­er­sichtlich. Virtuelle Spielfiguren wurden in die reale Um­ gebung inte­g riert und hypnotisierten weltweit Millionen von Menschen. Das Potenzial dieser Technologie ist in den letzten Jahren deutlich gewachsen und schließt kaum mehr einen Bereich in Industrie, Medizin, Wirtschaft und Politik aus. Die Visuali­ sierung ist leicht umsetzbar, verständlich und kann sowohl mit als auch ohne Brille genutzt werden.


AUGMENTED & VIRTUAL REALITY

Gerade in der Produkt- und Designentwicklung ist die 3DVisualisierung von Produkten, Materialien und Oberflächen ein hilfreiches Tool, wenn man keine schweren Musterkof­ fer oder Prototypen herum tragen möchte, ganz abgesehen von der Effi­ ERWEITERUNG DER zienz. Lange Zeit ließ jedoch die Qua­ VORSTELLUNG IN lität der Darstellung zu wünschen DER PHANTASIE – übrig. Auch hier sind nun deutliche OHNE DEN Fortschritte in der Detailwiederga­ KRAFTAUFWAND be von 3D-Modellen festzustellen. REALEN Dem Kunden können jetzt präzise MÖBELRÜCKENS ... CAD-Details, echtheitsgetreue Dar­ stellung der Oberflächen, Lichteffekte, Skalierung der Modell­ größen, Darstellung von Partikel-Animation wie etwa Dampf oder Rauch, Explosionsansichten, Texteinblendungen prä­ sentiert werden.

MIXED REALITY IST DAS DACH DER VIRTUELLEN UND REALEN WELT Genau betrachtet und vom wissenschaftlichen Standpunkt her ist Mixed Reality der Überbegriff für die Anwendung der realen Umwelt in Kombination mit Augmented Reality und Virtual Reality. Die größte Lawine wurde hierbei seitens des (Innen-)Archi­ tektur- und Immobilienbereichs in Gang gesetzt. Die Vorstel­ lungskraft, sich in leeren Räumen Farbe, Inneneinrichtung oder Beleuchtung zu vergegenwärtigen, ist bei den meisten Menschen etwas dürftig. Doch gerade bei großen Investitio­ nen wie Haus(um)bau oder Sanierung möchten die Bauherren möglichst genau wissen, wie der Grundriss optimal geplant werden muss oder wo was am besten unterzubringen ist. Er­ leichterung schaffen verschiedenste 3D-Planungsprogramme und -Apps. Sie stellen Möbelstücke und Einrichtungsgegen­ stände zur Verfügung, mit denen man in der Lage ist, Möbel zu platzieren sowie verschiedene Stellmöglichkeiten durch­

zuprobieren – quasi eine fotorealistische Entscheidungs­ hilfe. Das Grundprinzip solcher Planungshilfen ist denkbar einfach: Per Drag & Drop das gewünschte Möbelstück in den Raum ziehen, drehen und positionieren – fertig! Selbst das Verschieben von Wänden, Lichteinfall, Farbauswahl und der Ausblick kann der Kunde in Echtzeit verändern. Die genannten virtuellen Welten befinden sich erst am An­ fang ihrer Umsetzung für Industrie, Wirtschaft und Konsumen­ ten. Ihre Nutzung verspricht jedoch ein enormes Wachstum­ spotenzial, wie eine Vielzahl von aktuellen Studien beweist. Sie führen einstimmig auf, dass im Vergleich zum Vorjahr eine deutliche Zunahme der Investorengelder verbucht wer­ den konnte. Diesen Vorteil wussten VR/AR-Start-ups für sich zu nutzen und sammelten, einer Marktanalyse von Digi-Capital zufolge, bislang rund 2,5 Milliarden US-Dollar ein. Man kann sagen: Die Etablierung eines neuen Wirtschaftszweigs hat be­ gonnen! �  Kelly Kelch/Christiane Lesch, ARQDE 43

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18 Uhr Was VR/AR Industrieanwendungen von Computerspielen ­lernen können Vortrag Event-Code 1249

15:30 Uhr Führungen durch die Ausstellung DESIGN SCHAU! TRANSFORMATIONEN. Atelier-/Studioführung Event-Code 1381

Claudius-Keller-Str. 7 81669 München Organiser Mediadesign Hochschule

MCBW FORUM Museumsinsel/­ Ludwigsbrücke 80538 München Organiser bayern design GmbH 25


AUGMENTED & VIRTUAL REALITY

„EIN GESPRÄCH SETZT VORAUS, DASS DER ANDERE RECHT HABEN KÖNNTE.“ Hans-Georg Gadamer

un/bubbled ist das Workshop­ format für Perspektivwech­ sel. Wir haben un/bubbled ins Leben gerufen, weil wir glauben, dass es noch andere Formate braucht als Podiums­ diskussionen und Talkshows, um sich den wichtigen The­ men zu stellen. un/bubbled Sessions finden in regelmäßigen Abständen statt, greifen diese Themen auf und beleuchten sie aus verschiedensten Perspekti­ ven – auch außerhalb der eige­ nen Komfortzone. Jeder kann

„COMMON GROUND” EINE AUSSTELLUNG DER MASTERSTUDIERENDEN DER FAKULTÄT FÜR DESIGN

„Was kümmert mich die Nach­ welt? Hat sich die Nachwelt je um mich gekümmert?“ Diese sarkastische Frage for­ mulierte einst der Komiker Groucho Marx. Heute besteht gesellschaftlicher Konsens, dass wir eine lebenswerte Zu­ kunft aktiv gestalten müssen, dass wir einem beschleunig­ 26

DESIGN SCHAU! 2018

Teil der un/bubbled Commu­ nity werden und an unseren Sessions teilnehmen. #amatterofperspective Let’s pop our bubbles! unbubbled.me

33 8 MAR 19:30 Uhr un/bubbled Public Burst Podiumsdiskussion Event-Code 1323 ten Konsum und der irrever­ siblen Übernutzung globa­ ler Ressourcen Herr werden müssen. Diese Herausforde­ rung haben die Studieren­ den des Masterstudiengangs „Advanced Design“ angenom­ men. Unter dem Thema „co­ operation.commoning.coop“ analysieren sie neue Formen kollaborativen Arbeitens, Or­ ganisierens und Produzie­ rens. Im Rahmen der MCBW präsentieren sie mit der Aus­ stellung „Commonground“ ihre Projektergebnisse aus zwei Semestern intensiver Auseinandersetzung mit dem Thema und zeigen Alternati­ ven transformativer Lebens­ weisen auf.

29 3 MAR Commonground Ausstellung Event-Code 1242

DIE WELT IM WANDEL Die Ausstellung VICIS // ALWAYS CHANGE A RUNNING SYSTEM befasst sich mit dem Vakuum, das durch Wandel entsteht, bevor er greifbar wird: zwischen Angst vor Verände­ rung, Neugier auf das Neue und Hoffnung auf bessere Zeiten. Die Kuratorin Alexandra Klatt bringt dazu internatio­ nale und nationale Designer und Objekte zusammen, die sich mit neuen Technologien, Arbeits­ und Lebenswelten auseinandersetzen. Der Besucher entdeckt nicht nur zeitgenössisches De­ sign sondern auch zeitgenössische Designprozesse, die dazu auffordern, die neuen Herausforderungen zu erkennen und die Weichen rechtzeitig zu stellen. Zu entdecken gilt es neben Designobjekten, Algorithmen für 25 Nachbarschaften, 3D­Technik für 2D­Objekte, Stoff, der aus dem Meer 3 MAR wächst, auch das Gebäude der Aus­ VICIS//ALWAYS CHANGE A RUNNING stellung, den Hochbunker am Viktu­ SYSTEM alienmarkt. Auf 400 Quadratmetern Ausstellung zeigen Designer und Changemaker Event-Code 1357 wie Takeshi Miyakawa, Merav Perez, 18 Uhr Takuya Koyama, Srđa Popović und VERNISSAGE VICIS andere ihre Beiträge zum Wandel aus Vernissage/Finissage Event-Code 1358 verschiedenen Perspektiven.


KREATIVE LIEBLINGSORTE

die Maximiliansanlagen entlang rechts schlendern auf und neben dem Wil­ helm­Hausenstein­Weg; am Joseph­Ruederer­Brunnen vorbei zum Hang, von dem der

Fotocredit: Brigitte Aiblinger

Blick (beim Yoga besonders schön) unter den hohen

SABINE RESCH, STUDIENLEITERIN FÜR MODE JOURNALISMUS /  MEDIENKOMMUNIKATION, AMD AKADEMIE MODE & DESIGN MÜNCHEN

Bäumen über die Königswiese auf die Brunnthal­Villen verweist, ehe der Pfad zum charmanten Bogenhausener Friedhof führt. Wieder zurück unten entlang bis vor zum

Yoga, radln, spazieren,

Friedensengel, um entweder

joggen oder einfach nur sitzen,

(ins Museums­Café) der

nachdenken und entspannen –

Villa Stuck oder ins Prinze

all das bei Schnee oder Sonne

zu gehen (Schwimmen oder

– und selbst wenn’s regnerisch

Eislaufen, je nach Jahreszeit).

ist, strahlt dieser Weg einen

Und wenn’s gar so regnet (oder

besonderen München­Charme

auch nicht) ins Müllersche

aus: Vom Friedensengel

Volksbad – erst schwimmen,

am rechten Isarhochufer

danach Sauna. Herrlich!

FRIEDENSENGEL & BOGENHAUSEN Das neue Maxim Kino in Neuhausen birgt einen tollen kleinen roten Saal im Keller, der mit Sitzsäcken sein Übriges tut, um sich wohnzimmerlich königlich zu Hause zu fühlen. Aber nach der Show gibt es gleich nebenan

München hat viel zu bieten: Wer offen und neugierig die Dinge wahrnimmt, die um ihn herum passieren, findet an jeder Straßenecke neue Ideen. Ich liebe es, mich treiben und inspirieren zu lassen.

Ideen finden

CHRISTIAN ALEXANDER BECK, HEAD OF DESIGN – CREATIVE DIRECTOR ETIENNE AIGNER AG & JURYMITGLIED MÜNCHNER MODEPREIS 2018

einfach nur genießen

Paulas „Neuhausener Treff“. Ein Beisl DOROTHEE MAIER, MEIEREI INNENARCHITEKTUR /  DESIGN

würde der Österreicher sagen, der

NATHALIE LAUREEN SCHENKEL, GEWINNERIN MÜNCHNER MODEPREIS UND PUBLIKUMSPREIS 2016

Bayer meint damit eine Boazn. Mit Charme und Herz geführt von der Seele des Hauses: der Paula. Für alle designaffinen Menschen ist das ein

Fotocredit: ANDREAS HOERNISCH

herrlicher Ort um runter zu kommen, sich mal wieder auf Null zu setzen. Mit Glück gibt es coolen Sound beim „Boaznfunk“, zu dem alle Hippster – dem gefliesten Tresen zum Trotz – gerne hingehen, um auch Holzvertäfelungen vergnügt zu ertragen.

Richtig festgelegte Orte sind es nicht, die mich im Alltag inspirieren, sondern vielmehr das bewusste Entdecken von neuen Ecken in der Stadt. Also einfach mal zu Fuß und ohne direktes Ziel die kleinen

DAS NEUE

MAXIM KINO

Neues Maxim Kino:

verwinkelten Straßen im Glockenbachvier­

neues­maxim.de

tel oder das Franzosenviertel in Haidhausen

Neuhauser Treff:

erkunden, sich in einem kleinen Café

facebook.com/

niederlassen und das ruhige Münchner

BOAZNFUNK

Stadtleben genießen. 27


AUGMENTED & VIRTUAL REALITY

DIE NEUE

DIMEN d MIT AUGMENTED REALITY PAPIER ZUM LEBEN ERWECKEN

Das Thema Digitalisierung ist allgegenwärtig. Es gibt keinen Bereich in Wirtschaft und Gesellschaft, der nicht unmittel­ bar betroffen ist, der durch den Einsatz von neuen Technolo­ gien, durch künstliche Intelligenz oder virtuelle Realitäten nicht revolutioniert oder zumindest evolutioniert wird. Dies gilt auch und insbesondere im Bereich der Medien. Analoge Foto­grafie gehört heutzutage nicht einmal mehr zu den schüt­ zenswerten Spezies, sie ist ausgestorben. Die Langspielplatte erlebt zwar gerade eine erstaunliche Renaissance, analoger Musikgenuss wird über den Status der Liebhaberei aber de­ finitiv nicht mehr hinauskommen. Auch am klassischen Druck von Zeitschriften, Katalogen oder Werbemitteln geht Digitalisierung nicht spurlos vorbei. Doch erfolgreiche Unternehmen erkennen eher die Chancen

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DESIGN SCHAU! 2018


b SION AUGMENTED & VIRTUAL REALITY

DES DRUCKENS

als die Risiken. Dies stellt Europas führender Druckdienst­ leister Mohn Media schon seit Jahren unter Beweis. Die Pro­ duktionsleistung und der Kundenstamm des Unternehmens aus Gütersloh wachsen Jahr für Jahr, und das hat einen ganz einfachen Grund: Die Drucker aus Ostwestfalen haben schon sehr früh erkannt, dass Druck und Digitalisierung keine Ge­ gensätze sein müssen, sondern sich gegenseitig befruchten und ergänzen können. Ein Beispiel für eine zukunftsweisende Symbiose zwi­ schen Druckprodukt und digitaler Kundenansprache trägt den vielversprechenden Titel „Amazing Magazine“. Rein technisch gesprochen geht es dabei um die Einbindung von AR-Markern in Bücher, Magazine oder Kataloge. Fragt man ­Julian Schagen, der das entsprechende Projekt bei Mohn

­ edia verantwortet, dann hört sich das Ganze allerdings viel M emotionaler an: „Wir erwecken mit Augmented Reality Papier zum Leben. Mit 3D-Objekten, 360°-Ansichten, Videos und in­ teraktiven Schaltflächen verlängern wir die Botschaften un­ serer Auftraggeber aus deren Druckprodukten in die digitale Welt und machen sie für den Leser erlebbar. So erschaffen wir nicht nur komplette Markenwelten, sondern auch Printerleb­ nisse in einer neuen Dimension.“ Die genutzte Augmented-Reality-Technologie ist nach Aus­ sage von Schagen mittlerweile so ausgereift, dass eine direkte Verbindung zwischen gedruckten Inhalten und der weiten digitalen Welt problemlos möglich ist. Die Auftraggeber von Mohn Media können also das Beste aus beiden Welten bekom­ men, das haptische Erlebnis eines Druckproduktes, ergänzt 29


c Fotocredit: ANDREAS TERHECHTE

AUGMENTED & VIRTUAL REALITY

um originelle Video­ und Audioinhalte, Minigames oder maßgeschneiderte Produktinformationen. Anzeigen können um Gamification­Anwendun­ gen ergänzt, Kataloge zu digitalen Kaufh äusern erweitert und Schulbücher mit 3D­Animationen aufgewertet werden. Um die dritte Dimension, genauer gesagt um 3D­Scanning, geht es bei VIME (Virtual Media), ei­ nem weiteren zukunftsweisenden Projekt „made bei Mohn Media“. Mithilfe von ebenso leistungs­ fähigen wie bezahlbaren Scannern können Perso­ nen oder Objekte heute sehr präzise digital erfasst werden, was vielfältige Einsatzoptionen möglich macht. So kann sich ein Kunde beispielsweise in der Filiale eines Modehändlers einscannen las­ sen und anschließend mit seinem virtuellen Ich jederzeit im Onlineshop Kleidung anprobieren und direkt die wirklich passende Größe fi nden. Eine Win­win­Situation für beide Seiten, denn beim Kunden steigt die Zufriedenheit, während beim Versandhändler die Retourenquote sinkt. Ein weiteres interessantes Anwendungsfeld für 3D­Scanning ist der Onlinehandel mit Mö­ beln oder Designgegenständen, denn die dreidi­ 30

DESIGN SCHAU! 2018

mensionale Digitalisierung ermöglicht hochwer­ tige Simulationen von Tiefe, Material und Farbe. Jedes noch so kleine Detail wird sichtbar und kann aus allen Perspektiven betrachtet werden. Die potenziellen Käufer können mittels Augmen­ ted Reality interaktiv in die Produktwelt eintau­ chen, sich ein Urteil auf Basis wirklichkeitsge­ treuer Größen, Formen und Texturen bilden oder das Sofa der Begierde mit anderen Stoffen bezie­ hen. Die möglichen Einsatzfelder sind ebenso vielfältig wie die Vorteile für den Onlinehänd­ ler, denn dieser spart die zum Teil immensen Kosten für eine hochwertige Produktfotografie und bietet seiner Zielgruppe begeisternde Visua­ lisierungen, die die Grenzen zwischen Virtualität und Realität immer mehr verschwinden lassen.


KREATIVE LIEBLINGSORTE

ARCHITEKTUR RUBRIK

Als echtes Nordkind liegt meine größte Inspiration im Blick auf die Weite. Wenn dann noch die passende Umgebung mit einem guten Tee oder Essen KELLY KELCH, ARQDE MAGAZINE und spannenden Menschen ergänzt wird, dann kommen die Ideen von ganz allein. So geht es mir im Café Vorhoelzer auf dem Dach der Technischen Universität für Architektur. Mit moderner Innenarchitektur und einem Panoramablick über ie Grenzen Münchens hinaus lässt es sich leben, genießen und kreativ arbeiten. vf.ar.tum.de

Café Vorhoelzer Comic Company und Bergwolf Schon als kleiner Junge war ich vollkommen verrückt nach Comics. Egal wo mich Reisen heute hinverschla­ gen, ich versuche immer, die lokalen Comic­Shops auszukundschaften. PROF. PETER NAUMANN, INDUSTRIE- UND FAHRZEUGDESIGNER

Zum Glück gibt es auch in

lauensteine r.de

München solch ein kleines Paradies. Die Comic­Compa­ ny in der Fraunhoferstraße 21 ist einer meiner Lieb­

lingsspots in München. Vom Inhaber, der auch Peter heißt, bekommt man tolle Tipps zum Schmökern. comic-company.com Extra-Tipp: Gleich mit den neuen Comics zum Bergwolf laufen und sich Münchens beste Curry­

E inma l pr o b ier t, sc hon ver f ühr t. schon

wurst in der Fraunhoferstraße 17 schmecken lassen. 31


Fotocredit: Catherina Hess

MODE

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DESIGN SCHAU! 2018


MODE

MÜNCHNER MODEPREIS: 4 bis 3 MAR Publikumspreis: Ausstellung der Kollektionen und Online-Voting Ausstellung Event-Code 1180

46 11 MAR 14:30 Uhr Vorstellung der GewinnerKollektionen auf der „Handwerk & Design“ Aktion Event-Code 1181

Mitvoten & gewinnen! Der Münchner Modepreis der Landeshauptstadt München geht 2018 in die zweite Runde. Nominiert sind neun Absolventinnen und Absolventen der Münchner Ausbildungsinstitute AMD Akademie Mode & Design, Deutsche Meisterschule für Mode/ Designschule München und Mediadesign Hoch­ schule (MD.H). Die Endauswahl trifft eine unab­ hängige Fachjury bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern namhafter Modeunternehmen, De­ signern und Designerinnen, Fachjournalisten und Modeexperten. Der Preis wird am 9. März 2018 von Bürgermeister Josef Schmid feierlich vergeben. Auch das Urteil der Öffentlichkeit ist gefragt: Im Rahmen eines Publikumspreises werden die Kollektionen der nominierten Nachwuchsdesi­ gnerinnen und -designer vom 14. Februar bis 3. März 2018 in ausgewählten Geschäften der Münchner In­ nenstadt präsentiert. Hirmer, Hofstatt, Hut Breiter, Karstadt am Bahnhofsplatz, Kaufhof am Stachus,

Kaut Bullinger, Konen, Lodenfrey und Oberpollin­ ger geben dem Modenachwuchs damit eine öffent­ lichkeitswirksame Plattform. Während des Ausstellungszeitraums können Modeinteressierte online auf muenchen.de/mode­ preis2018 unter den fünfteiligen Kollektionen ih­ ren Favoriten wählen. Mit ein wenig Glück besteht die Chance, einen Citygutschein im Wert von 1.000 Euro sowie Freikarten für die Münchner Kammer­ spiele zu gewinnen. Das Mitmachen lohnt sich aber in jedem Fall, denn jeder Voting-Teilnehmer erhält Eintrittskarten zur „Handwerk & Design“ im Rahmen der Internationalen Handwerksmesse. Dort kann man die Modepreisgewinner und ihre Kollektionen am 11. März 2018 um 14:30 Uhr live bei einer Modenschau auf der Bühne erleben.

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MODE

Fashion –

MADE IN HUNGARY

Budapest wirkt heutzutage ir­ gendwie ganz anders, als man es in Erinnerung hat. Jung, hip und verdammt cool. Es gibt sowohl Eleganz als auch Underground – und das alles in Bewegung. Die Bedeutung der Kreativ­ industrie wächst in der gan­ zen Welt, aber wie sieht es mit der ungarischen Mode aus? Das Spektrum der Desi­g ner hat sich erweitert. Ungarn

präsentiert sich immer inten­ siver an den internationalen Fashion-Märkten. Gemäß un­ serem Vorhaben, ungarische Mode auf die internationale Fashion-­A genda zu bringen, öffnet vom 5. – 10. März 2018 im Tal in München der #Meet­ theDesigners Hungarian Popup-Store und stellt die Mode von jungen ungarischen Designern vor.

OPEN HOUSE: DEUTSCHE MEISTERSCHULE FÜR MODE DESIGNSCHULE MÜNCHEN

„DESIGN SCHAU!“ ist an un­ serer Schule ein immerwäh­ rendes Prinzip. Mode wird gemacht, um die ständig neuen Interpretationen des permanenten Wachsens und Wandelns in unserer Kul­ tur darzustellen. Wir zeigen bei der MCBW Kreationen aus der Kooperation mit der ­Firma Leonard Kurz, die sich

37 5 MAR #Meet the Designers – ungarische Modeschöpfer stellen sich vor Ausstellung Event-Code 1388

29 FEB – 1 APR 2018 Eröffnung 28 FEB 2018, 19 Uhr Ein Projekt von Stefan Lenhart, in Kooperation mit Elisabeth von Samsonow. Mit Stefan Lenhart, Elisabeth von Samsonow, Michael Sailstorfer, Stefanie Ullmann, Claudia Wieser, Martin Wöhrl und Erwin Wurm. Mit seinem Ausstellungskonzept „New Forms of Beauty“ verbindet der Münch­ ner Künstler Stefan Lenhart die Idee des rein künstlerischen Werkes mit funkti­ onalen Elementen. Zu seinem Ausstel­ lungsprojekt hat er sechs weitere Künst­ lerinnen und Künstler aus München, DESIGN SCHAU! 2018

6 2 und 3 MAR 10 Uhr bonus18 Aktion Event-Code 1186

19 Uhr, Eröffnung Vernissage/Finissage Event-Code 1389

NEW FORMS OF BEAUTY – Neue Formen der Gestaltung zwischen Kunst und Funktion

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mit Veredelung von Ober­ flächen aller Art beschäf­ tigt. Unter dem Arbeitstitel: ­„Create Minimalism! – Frei­ willige Einfachheit, weniger ist ein reicheres Leben!“ be­ reitet seit Jahresbeginn un­ sere Abteilung Kommunika­ tionsdesign einen Workshop vor, dessen Ergebnisse prä­ sentiert werden. Wir geben am 2. und 3. März 2018 in un­ serem Haus einen Einblick in unser Spektrum an Aus- und Weiterbildung in die Kreativ­ bereiche Mode und Kommu­ nikationsdesign.

Wien und Berlin eingeladen. So wird für die Betrachtung eines Bildes die dazu perfekt geeignete Sitzmöglichkeit entworfen oder für eine bildhauerische Arbeit das passende Interieur. Freie und angewandte Kunst stellen sich auf eine Ebene. Die technischen Möglichkeiten des 21. Jahrhunderts, wie die Digitali­ sierung, lassen diese Thematik neu be­ werten. Die Verwendung von Möbeln in der Kunst und die damit verbundene Einbe­ ziehung des Betrachters unmittelbarer in das Werk haben eine lange Tradition.

Nicht zuletzt haben die Subkultur­ szenen der Kunst und des Designs seit den 80er Jahren eine Verbindung aus beidem vorgeführt, indem sie die seit der Moderne geltende Trennung von Kunst und Funktionalität bewusst negierten. Eben in diesen „Zwischenräumen“, wenn Dinge ihre Eindeutigkeit über­ schreiten, lässt sich ein produktives Po­ tenzial sehen. Der in München lehrende Philosoph Pravu Mazumdar bezeichnet dieses Prinzip der Irritation vertrauter Kategorien als „Macht der Zwischenräu­ me“. „Die Weisheit der Zwischenräume“, so schreibt er, „bringt dem Denken den Übergang bei, den es auszuhalten, zu beherrschen und zu bewohnen gilt.“ Gerade in diesem lustvollen Wettstreit zwischen Bild, Form und Funktion ent­ steht der Raum für einen spannungs­ vollen Dialog und neue Formen.

5 29 FEB – 1 APR 2018 New Forms of Beauty Ausstellung Event-Code 1314

6 MAR 19 Uhr New Forms of Beauty Podiumsdiskussion Event-Code 1315


I like, I do MODE HAT FLAIR

DAS NEUE MODEMAGAZIN. AUFREGEND. SELBSTBEWUSST. ELEGANT. JETZT NEU. AM KIOSK!

FLAIR FASHION FORWARD 35


KREATIVE LIEBLINGSORTE

CEBO

CHRISTIANE ARP, CHEFREDAKTEURIN VOGUE DEUTSCHLAND & JURYMITGLIED MÜNCHNER MODEPREIS 2018

Geheim und Tipp: CEBO – Fusion Kitchen im Lehel. Erstens liegt das Cebo etwas versteckt in einer Seitenstraße nahe dem Isartor. Da diese Straße einem heute zugeschütteten Bach folgt und somit überraschend u-förmig um die Ecke vom Isartor wieder zurück zum Altstadtring führt, ist es leider nicht so einfach zu finden. Also einmal 180 Grad um die Ecke

„Mein persönlicher Lieblingsort ist die Karlstraße 23, der Sitz der VOGUE-Redaktion. Meine Redaktion ist der Ort, an dem die Eindrücke und Inspirationen, die mein Team und ich weltweit in Ateliers, bei Modeschauen und auf Reisen sammeln, kreative Realität werden. Und so wird mein Lieblingsort letztlich sogar für alle zugänglich: in Magazinform, jeden Monat am Kiosk.“ vogue.de

Karlstraße

23

herum in die Kanalstrasse 15 oder Google fragen. Zweitens konzentriert sich das CEBO auf das, was notwendig ist. Einfach, ehrlich, frisch – von Freunden für Freunde. Das Lokal besteht nur aus vier bis fünf Tischen, ein paar schlichten Bänken und Hockern und einem Tresen, hinter dem sich die zwei Hauptakteure Arin Stähli und Lei Bao um die Gäste kümmern. Der eine kommt aus der Schweiz und der andere aus China, beide treffen sich in London, um schließlich in München ein Lokal zu eröffnen. Irgendwie cool und relaxed, wie sie zurückhaltend freundlich und aufmerksam ohne viele Worte auskommen. So ähnlich beschreiben sie sich: Das CEBO ist wie ein junges Paar, welches weit und viel in der Welt gereist ist, vieles von der Welt gesehen und erlebt hat, aber immer noch auf der Suche nach neuen Geschmäckern und Abenteuern ist, wo immer sich diese finden lassen. Dementsprechend die Speisen: ein Mix aus peruanischer, asiatischer und europäischer Küche. Super frisch, fein und raffiniert, geschmacklich ein Erlebnis. Nur drei, vier Gerichte stehen auf der Tafel, und auf Nachfrage und seit geraumer Zeit gibt es auch ein Dessert. Mein Favorit gerade: das Tunfisch-Ceviche STEFAN BRODBECK, DESIGNER

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DESIGN SCHAU! 2018

mit Süßkartoffelpüree und Mango-Tigermilch. Wow, köstlich! cebo-muenchen.com

Fotocredit: Peter Rigaud Photography GmbH

im Lehel


Vini e Panini

KREATIVE LIEBLINGSORTE

Kreativ zu sein bedeutet, sich mit Menschen zu treffen und über Design, Handwerk und die vielen schönen Objekte zu reden, die es auf der Welt so gibt. Das macht dann irgendwann auch hungrig,

EVA PLODER, WORLD OF EVE

und der beste Ort für mich, um Genuss und Arbeit zu verbinden, ist das Vini

e Panini in Schwabing. Es ist mein Lieblingsplatz seit vielen Jahren, und einige wunderbare Begegnungen haben sich bei einer köstlichen Pasta und einem Glas Wein ergeben. Aber auch viele Freundschaften sind dabei entstanden und halten schon fast ein Leben

Im schönen Herzen von Moosach befindet sich die historische Unholzer TrachKONSTANTIN LANDURIS, tenfabrik, die KONSTANTIN ich mit meiner LANDURIS STUDIO Künstlergruppe super+ zu einem Atelierhaus mit 50 Ateliers umgebaut habe. Hier im Garten, bei der alten Villa, steht unter hohen Bäumen das Poolhaus versteckt – mein Designstudio. Eine Poolleiter mitten im Atelier führt in das Schwimmbecken hinab, in dem ich Material und Prototypen verstaut habe. Neben Küche und Dusche steht die Tür offen zum Garten. Um die Mitarbeiter nicht zu stören, geht man zum Telefonieren in den Garten oder hält ein Schwätzchen mit dem ein oder anderen vorbeispazierenden Künstler. superplusstudio.de

Fotocredit: Juri Gott schall

Fotocredit: Birgit Bittermann

lang. viniepanini.com

Das Atelier im Poolhaus

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Ansprechende Elemente, die funktional die Bedürfnisse aller bedienen

DESIGN FÜR ALLE

UNIVERSAL DESIGN – NEUN TAGE GESTALTUNG FÜR ALLE! 38

DESIGN SCHAU! 2018


DINGE UND PROJEKTE, DIE UNS ALLE ANGEHEN, DIE SICH DURCH IHRE GENERATIONENÜBER­ GREIFENDE, BREITE, EINFACHE UND INTUITIVE NUTZBARKEIT AUSZEICHNEN – DAS UMSCHREIBT DAS PRINZIP UNIVERSAL DESIGN.

Bereits zum 7. Mal widmen sich diesem Thema Ausstel­ lung und etliche Aktivitäten im Oskar von Miller Forum zur DESIGN SCHAU! im Rah­ men der MCBW. Premiere feiert heuer der japanische IAUD Award, das asiatische Pendant zur Uni­ versal Design Competition: Erstmals werden die Gewin­ ner in München ausgezeich­ net, eingeladen vom Institut für Universal Design unter der Leitung von CEO Thomas Bade, der auch Jurymitglied des ja­ panischen Awards ist. In Japan vermittelt das Patronat der kaiserlichen Hoheit Prinzessin Yōko of Mikasa dem Universal Design einen hohen Stellenwert! Ausgezeichnet ebenfalls die Ausstellung der Gewinner des IIID Award, die außerplanmäßig nach Riga, Seoul, Brindisi etc. einen Zwischenstopp zur DESIGN SCHAU! in München einlegt. In einem Special Display werden die Projekte aus 20 Ländern und vier Kontinenten gezeigt. Ein Highlight jedes Jahr die Verleihung des Awards, den die Consumer Jury vergibt: Engagierte Jugendliche, Erwach­ sene aller Altersstufen und Menschen mit einer Behinderung (insgesamt rund 100 Personen) bringen ihre Universal Design Expertise hier als Juroren ein. Viele weitere Aktivitäten rund ums Thema bieten span­ nende Einblicke für Designinteressierte und das Fachpub­ likum. Einfach vorbeikommen, Überraschungen und jede Menge Inspiration sind garantiert!

DESIGN FÜR ALLE

20 3 MAR Universal Design: Ausstellung, Diskurs, Statements, Aktionen Locationpartner: Oskar von Miller Forum Ausstellung Event-Code 1305

46 9 MAR Handwerk meets Universal Design Ausstellung Event-Code 1308

11 Uhr UNIVERSAL DESIGN Expert & Consumer Jury Session Aktion Event-Code 1307 IIID Awards Exhibition Ausstellung Event-Code 1310 5 MAR oursuperstore award Ausstellung Event-Code 1311 11 MAR 15 Uhr Zuckerkuchen und Design Aktion Event-Code 1306

Kleine Details, die den großen Unterschied machen …

Die flexibel einsetz­ baren Badelemente von burgbad erfüllen jeden Gestaltungswunsch.

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KREATIVE LIEBLINGSORTE

Mein Konzept des ehemaligen Ruffini´s Pop-Up Store habe ich mittlerweile nach Haidhausen verlagert und um die eigenen Atelierräume erweitert. Der Fokus STEPHANIE KAHNAU TEXTILDESIGNERIN, des „HIER“-Sortiments HIER – STUDIO AND liegt dabei weiterhin STORE FOR LOCAL DESIGN auf lokalem Design aus verschiedenen Bereichen wie z. B. Mode, Accessoires, Beautyprodukte, Bücher und Pflanzen. Verstärkung bekomme ich von Katherina Kopp, die dort ihren Showroom KLEINE FEINE LEUTE präsentiert, eine kuratierte Auswahl an kindgerechter Bekleidung für Kinder von 2 bis 10 Jahren, sowie von Petra Wöhrmann, die sich auf Grafikdesign und Lettering spezialisiert hat. stephaniekahnau.de 40

DESIGN SCHAU! 2018

HIER. KLEINE FEINE LEUTE


SOCIAL DESIGN LABS. DESIGNING FUTURES. 62 8 MAR 19 Uhr Social Design Elevation Days: The Opening Konferenz Event-Code 1332 9 – 11 MAR 10 Uhr Social Design Elevation Days: Tag 2 – 4 Konferenz Event-Code 1333 – 1335

Wie man auf der DESIGN SCHAU! im Rahmen der MCBW an vielen Stellen erleben kann, ist Design nicht nur die Gestaltung von Gegenständen, son­ dern vielmehr ein Gestaltungspro­ zess. Im Social Design ist dieser Pro­ zess noch sehr viel wichtiger, denn hier werden Menschen und Nutzer­ gruppen systematisch eingebunden und es wird durchgehend partizipa­ tiv gearbeitet. Die Hans Sauer Stiftung­ beschäftigt sich schon länger mit die­ sem Themenfeld, und in diesem Jahr insbesondere mit „Social Labs“.

DESIGN FÜR ALLE

Labs gelten a ls vielversprechen­ der Lösungsan­ satz für Heraus­ forderungen und Zukunftsfragen, die in herkömm­ lichen Strukturen und Organisatio­ nen nicht gelöst werden können. In Labs werden e i ne F ü l le von Me t h o de n u n d Werkzeugen zur Anwendung gebracht, um Kreativität anzuregen, Dialoge zu ermöglichen und Kollaboration und Partizipation zu verwirk­ lichen. Disziplinäre und sektorale Grenzen und Strukturen werden in Labs – zumindest zeitweise – aufgelöst zugunsten partizi­pativer, bereichsübergreifender und experimenteller Formen des Arbeitens und Gestaltens. Zahlreiche Akteure haben Labs zur Entwicklung neuer Lö­ sungen für sich entdeckt: Unternehmen, Hochschulen, staat­ liche Institutionen und mehr und mehr auch soziale und ge­ meinnützige Initiativen und Organisationen. So sind in den vergangenen Jahren in zahlreichen europäischen Ländern auch Labs und labartige Strukturen entstanden, die mit durch­ aus unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen gemeinwohl­ orientierte Aufgaben bearbeiten, sogenannte „Social Labs“. Die Hans Sauer Stiftung hat mit dem Hans Sauer Award 2018 „Social Labs. Designing Futures“ eine ge­ nauere Betrachtung dieser Strukturen vorgenommen und beispielhafte Labs aus Europa während der MCBW zu den „Social Design Eleva­ tion Days“ nach München eingeladen. So soll es zu ei­ nem Austausch von Erfah­ rungen kommen, Methoden sollen diskutiert und getestet werden und ein grenzüber­ greifendes Netzwerk soll entstehen. Interes­sierte sind herzlich eingeladen, zwi­ schen dem 8. und 11. März in das Impact Hub zu kommen und Teil dieser „Lab Days“ zu werden.

Weiterführende Informationen zum Programm: hanssauerstiftung.de 41


DESIGN FÜR ALLE

KREATIVES FÜR KIDS 11

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3 – 11 MAR 10 Uhr Kinderkunsthaus München Veranstaltung für Kinder Event-Code 1184

9 MAR 15:30 Uhr little ART e. V. & World of Eve gestalten & präsentieren Workshop Event-Code 1321

Die Kinder von heute sind die Gestalter von morgen – ent­ sprechend früh sollten ihre kreativen Fähigkeiten geweckt – und geübt – werden. Neben den vielen Ausstellungen, die teils auch zum Mitmachen und –denken anregen, sind im Programm der DESIGN SCHAU! auch einige Veranstaltungen speziell für junge Besucher zu finden.

So lädt das MIXT Kinderkunsthaus in neuer Location wie gewohnt in die offene Werkstatt und das Medienlabor ein. Konzipiert für 2- bis 14-Jährige kann hier mit Freunden oder Familie nach Herzenslust gestaltet werden. Welch wunderbare neue Dinge aus Müll entstehen kön­ nen – das können Kinder von acht bis zwölf Jahren im Kre­ ativworkshop von Elena Janker (Little Arts) und Eva Ploder (World of Eve) im Künstlerhaus erfahren – unter der Leitung von Elena Janker und den inspirierenden internationalen Up­ cycling-Objekten von World of Eve wird die neue Generation von Designern herangebildet. Upcycling Design at its best! Im Ameli Concept Store wird’s dann eher flauschig – „Ein­ gefädelt – Textilwerkstatt für Kids“ lädt kleine Forscher zum Experimentieren ein. Stricknadel gegen Strickmaschine ist das Motto, die Ergebnisse, selbst gemachte Beanies und Kis­ sen aus Naturfasern, dürfen selbstverständlich mitgenom­ men werden! Das Kreativcafé von COKREA ist in jeder Hinsicht vielseitig: Hier wird mit LEGO gebaut, gestaltet und designed, Mode entworfen und ebenso werden mit einfachen Mitteln CollagePostkarten entworfen und Steine bemalt. Ein Klassiker im Programm zum Ausklang der Design­ woche ist mittlerweile „Zuckerkuchen und Design“ im Oskar von Miller Forum, veranstaltet von Universal Design. Ne­ ben dem leckeren Original Hamburger Zuckerkuchen vom Münchner Café Niki gibt’s hier die Möglichkeit, aktiv pfiffige Lösungen zum Thema „Design für alle“ zu entwickeln.

60 10 MAR 11 Uhr Eingefädelt – Textilwerkstatt für Kids Workshop Event-Code 1326

68 11 MAR 12 Uhr COKREA Kreativcafé Veranstaltung für Kinder Event-Code 1265

20 11 MAR 15 Uhr Zuckerkuchen und Design Aktion Event-Code 1306 42

DESIGN SCHAU! 2018


The classic in a new light USM Haller erschließt revolutionäre Dimensionen integraler Beleuchtung: kabellos, dimmbar, energieeffizient. Eine wahre Innovation – lassen Sie sich inspirieren!

www.usm.com

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Fotocredit: UnternehmerTUM MakerSpace/Patrick Ranz

DESIGN & HANDWERK

SELBST GESTALTEN Hightech-Tools und Know-how für alle

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DESIGN SCHAU! 2018


DESIGN & HANDWERK

MAKERSPACE GARCHING: Im modernsten Maschinenpark weit und breit lassen sich Prototypen und Kleinserien in höchster Präzision aus allen erdenklichen Materialien herstellen. Perfekt für Tüftler, Erfinder, Ingenieure

OFFENE WERKSTÄTTEN, MAKER SPACES, FABLABS BREITEN SICH AUS – AUCH IN MÜNCHEN

Wie schön, wenn die Henne-Ei-Frage so knapp zu beantworten ist: „Das ers­ te FabLab wurde von Neil Gershenfeld am Massachusetts Institute of Tech­ nology (MIT) im Jahre 2002 initiiert und begründete die weltweit schnell wachsende Maker-Bewegung.“ So Wi­ kipedia. So einfach? Gut, heute kann man die „Fabrication Laboratories“ dieser Welt, die die „Fab Charter“ der „International FabLab Association“ akzeptieren, kaum mehr zählen. Deren Leitlinien beinhalten etwa das Gebot, Erfindungen einzelner zu fördern, indem Werkzeuge (für digitale Fertigung)­ öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein Hintergedanke: Selbstermächtigung. Die Entwicklung neuer Produkte – Stich­ wort „Internet der Dinge“ – soll ja nicht ausschließlich der In­ dustrie überlassen werden. Das gilt freilich auch für Entwick­

lungs- und Schwellenländer. Gerade dort sind Erfindergeist, unorthodoxe oder provisorische und zugleich raffinierte Lö­ sungen gefragt und – einzelfallartig – oft weit verbreitet. Aber die Möglichkeiten, mittels FabLab-typischer Maschinen wie 3D-Drucker, Laser-Cutter, CNC-Maschinen oder Tiefzieh-Pres­ sen und Fräsen Prototypen für eine Serienfertigung zu erzeu­ gen, sind begrenzt. Das soll sich ändern. Was freilich auch für vermeintlich hochentwickelte reiche Länder gilt. Dort ärgern sich viele darüber, dass die Lebenszeit von Pro­ dukten vom Hersteller mittels Sollbruchstellen und Verfalls­ daten vorbestimmt wird, dass die Reparatur von Geräten oft nicht möglich ist oder dass keine Ersatzteile lieferbar sind. Die kann man sich dann in einer offenen Werkstatt selbst herstel­ len – meistens ist das aber nicht ganz so einfach wie gedacht. Deshalb helfen dort Fachberater mit.

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DESIGN & HANDWERK

Rechts: Das HEi – Blick in die Holzwerkstatt

DIE ERSTE OFFENE WERKSTATT

Mitte: Traditionelles Handwerk Buchbinden Unten: Schrottschweißen in der Metallwerkstatt

So etwa im HEi, dem „Haus der Eigenarbeit“ in Haidhausen. Das, schon 1987 gegründet, viel älter ist als jedes hippe FabLab. Damals war die Idee, öffentliche Werkstätten für interessierte Heimwerker und haptisch aktive Systemkritiker zugänglich zu machen, revolutionär. Entsprang aber auch einer konsum­ kritischen Haltung, die neben Pflege und Reparatur von Pro­ dukten auch Upcycling und Umnutzung propagierte. Kreativ aus vorgefundenen Materialien etwas Neues herstellen, alten ausgemusterten Dingen ein zweites uner­ wartetes Leben einhauchen: So protestierte man gegen eine indus­trielle Logik, die Dinge im Produktions- (und Verkaufs-) prozess extrem aufwertet, um sie anschließend vom „Verbrau­ cher“ so abwerten zu lassen, dass sie sich in Müll verwandeln. Und dann verbrannt werden. Protest auch gegen industrielle Produkte, bei denen Nachbau, Umbau, Reparatur nicht mög­ lich sind – auch weil das produktspezifische Know-how ge­ heim oder monopolisiert ist. Dagegen kämpfen auch in den Niederlanden erfundene und inzwischen global verbreitete „Repair-Café“ an, in denen technikkundige Freiwillige unbrauchbare Geräte aller Art un­ tersuchen und mit Kniffs und Tricks – idealerweise – wieder funktionstüchtig machen. Denen sind eben 22,8 kg umwelt­ schädigenden, giftigen Elektroschrotts pro Kopf und Jahr (in Deutschland) auch zu viel.

SOZIALE ASPEKTE

Unterschiedliche Formen von offenen Werkstätten – von Open-Hardware- bis Do-it-yourself-Bewegung – überlappen 46

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Fotocredit: UnternehmerTUM/Bert Willer

DESIGN & HANDWERK

MACHEN MACHT SPASS. Rechts: Junge Studenten beim gemeinsamen Erfinden im MakerSpace

und ergänzen sich. Man hilft sich gegenseitig. Der soziale As­ pekt ist wichtig. Die „Maker-Bewegung“ wird von Messen, Fes­ tivals und Events wie Hackathons begleitet. Auf der „Make Munich“ versammeln sich etwa Techniknerds, Designer, Künstler, Handwerker, Start-ups, Profis und Laien. Sie prä­ sentieren ihre Projekte und Ideen ohne Scheu und Angst vor Ideenklau auf Messeständen, in Vorträgen oder Workshops. Selbermachen findet eben nicht mehr (nur) im Hobbykel­ ler eines Einfamilienhauses statt, sondern in öffentlich ge­ nutzten Räumen, in einer Gemeinschaft. In der sich Tüftler zusammenfinden, die auch bereitwillig – so steht’s in der Fab-Charta – andere an ihren Fähigkeiten teilhaben lassen, ihre Fertigkeiten teilen. Zum Wohle der Menschheit und des Planeten. Sharing, auch von Wissen, steht hoch im Kurs. Geis­ tige Eigentumsrechte an Konstruktionen und Verfahren, die in einem FabLab entwickelt wurden, können zwar geschützt werden, müssen aber anderen für den persönlichen Gebrauch zugänglich bleiben. Wenn intensive kommerzielle Aktivitäten entstehen, sollten diese eher außerhalb eines zertifizierten FabLabs weiter betrieben werden. Nicht entwickelt werden dürfen übrigens Waffen oder Teile dafür und Dinge, die andere verletzen. Macht Sinn, oder?

WAS GIBT ES AN DER ISAR?

In München haben sich inzwischen zahlreiche „offene Werk­ stätten“ etabliert, die unterschiedliche Zielgruppen anspre­ chen. Der Platzhirsch HEi (Wörthstraße) offeriert neben sei­ nen klassischen Werkstätten – etwa für Holz, Metall, Papier, Keramik, Textil, Schmuck oder Polster – nun auch eine „HEi-

Tec-Werkstatt“, in der die üblichen modernen Maschinen zu finden sind. Das „MachWerk“ (Schulstraße) richtet sich an Künstler, Kreative, Handwerker (die etwa kein Atelier haben) – und ist dementsprechend ausgestattet. Angeboten werden un­ terschiedlichste Kurse und Workshops, Kunstprojekte und Ausstellungen oder auch Teambuilding. Im FabLab „erfindergarden“ (Oefelestraße) will man Kinder und Jugendliche fördern, damit sie nicht als „unkreative“ Nut­ zer von Smartphones, Laptops und Computerspielen durchs Leben marschieren, sondern Technologie verstehen. Spiele­ rischer Umgang mit Code, Elektronik, 3D-Drucker, Lasercut­ ter und Fräse gehört zum Lehrmittel-Repertoire. Die Kinder sollen daraus ihren eigenen Kreativitätsbaukasten formen, ihre eigene Welt erfinden – und so zu originellen Erwachse­ nen werden. Als Münchens „frischester Makerspace“ begreift sich das „Munich Maker Lab“ im Kreativzentrum (Dachauer S ­ traße). Kombiniert werden Do-it-yourself-, Hacker- und Maker-­ Culture. Wer Fahrräder reparieren will oder Siebdrucke ma­ chen, ist gut in der „WerkBox 3“ im Werksviertel aufgehoben. Ein Vorteil: Mitglieder können die 400 qm große ehemalige Industriehalle 24/7 (rund um die Uhr) nutzen. Lärm stört dort – jedenfalls im Moment noch – keinen. Soziale Projekte: willkommen! Ansonsten betreiben sozial orientierte, fortschrittliche Ge­ nossenschaften wie „Wagnis“ oder „Wogeno“ diverse offene Werkstätten in ihren Wohnanlagen. Schließlich begreifen sie diese Form des aktiven, gemeinschaftlichen Austauschs als lohnende Investition in unsere Demokratie, die bislang beste,­ 47


Fotocredit: J. Goetz

freieste Form gesellschaftlichen Zusammenlebens. Ganz spe­ ziell: die Krippe „Werkstattkinder“ in Neuhausen. Die 1- bis 6-Jährigen (!) dürfen mit Neugier und Gestaltungskraft ihren Interessen entsprechend forschen. Eine ganze Werkstatt voller Materialien wie Farbe, Papier, Holz, Knöpfe, Wolle, Stoff laden dazu ein, sich auszudrücken, zu tüfteln und zu experimentie­ ren – neben den normalen Kinder-Gruppenräumen. Bestimmt nicht die schlechteste „Erziehung“. Bitte mehr davon!

INNOVATIV BIS UNTER DIE DACHSPITZE

So innovativ wie einst das HEi erscheint heute die 2015 ge­ gründete „UnternehmerTUM MakerSpace GmbH“ in Garching, eine 1.500 qm große Werkstatt für Start-ups, Gründer und an­ dere. Der europaweit einzigartige Hightech-Maschinenpark kostete 1,5 Mio €. Neben 3D-Druckern, Laserschneidern und -gra­vierern, konventionellen und CNC-Fräsmaschinen finden sich etwa auch Wasserstrahl-Schneidemaschinen oder die EOS-­Lasersinter-Technologie, mit der man – das Einfachste – aus Sand Salatschüsseln formen kann. Daneben wirken zum Beispiel die konventionellen ­Metall-, Schweiß-, T ­ extil- und Elektronikwerkstätten sowie ­Schreinerei, Spritzlackiererei und Pulverbeschichtung gera­ dezu ­altbacken. 48

DESIGN SCHAU! 2018

MEHRERE TAUSEND Auch etablierte Firmen kommen EURO TEURE hierher. Ihnen bietet man einen In­ 3D-DRUCKER IM novationsinkubator, der die Umset­ FABLAB MÜNCHEN zung einer Idee zum Konzept und zur Kleinserienfertigung deutlich ­beschleunigt. Kein Zufall. Schließlich wurde „UnternehmerTUM“, dessen Unterabteilung der MakerSpace ist, 2002 von Susanne Klatten, geb. Quandt, gegründet. Strategisches Kalkül inbegriffen. FabLabs sind auch Orte der Begegnung, des Lernens. Mit Win-win-Situationen für alle. Für kreative Erfinder, für in­ dustrielle Produzenten, für junge Studenten, die sich nicht nur ­gegenseitig über die Schulter schauen, sondern im viel beschworenen „War for Talents“ vielleicht sogar die Seiten wechseln können. Und so entstehen dann plötzlich Produkte, die ewig ­halten, zukunftsfähig konzipiert sind. Und gar keine Repara­turen mehr benötigen, weil sie sich ständig selbst warten und pflegen. Zukunftsmusik? Wiki weiß spätestens 2023 genau ­Bescheid. �  Joachim Goetz


KREATIVE LIEBLINGSORTE

Die Glassammlung Theresienthal umfasst die einzigartige Produktpalette der weltberühmten Glasmanufaktur Theresienthal, die im Jahre 1836 von König Ludwig I. zum Hoflieferanten ernannt wurde. Zu sehen sind unter anderem die virtuos gestalteten MATTHIAS GANGKOFNER KÜNSTLER & DESIGNER

Tafelaufsätze für die großen Weltausstellungen, aber auch das Glas und die Pokale für die Prunktafel des Zaren, des Französischen Hofes, der

Hohenzollern wie auch das Tafelglas König Ludwigs II. Die Zusammenarbeit mit namhaften Designern einer jeden Epoche ist bis heute Tradition. Die Sammlung wurde vom damaligen Besitzer der Manufaktur, Max Gangkofner, in den 1970er

PINA KOTHEK DER MODERNE

WERKSTATT

von werksta :münchen

Mayersche Hofkunstanstalt

Jahren zusammengetragen und im Poschinger-Schlösschen am Rande des Firmengeländes eingerichtet. Das Museum wird heute von seinen Enkeln, Randolf und Verena Ditz, als Privatmuseum betrieben und liebevoll erhalten. Auch eine anschließende Besichtigung der Glashütte ist sehr zu empfehlen. theresienthaler-glasmuseum.de ADRIAN RUNHOF & JOHNNY TALBOT, MODEDESIGNER UND JURYMITGLIEDER MÜNCHNER MODEPREIS 2018

DIE GLASSAMMLUNG

THERESIENTHAL

Wir haben einige Lieblingsorte in München: Die Pinakothek der Moderne inspiriert uns immer wieder, oder die Werkstatt von werkstatt: münchen – und nicht zu vergessen: die Mayersche Hofkunstanstalt. Sie stand Pate für unsere Pre/Fall Collection. Die Intensivität eines konstruktivistischen Fenstermonuments war Impulsgeber für signalfarbene Looks aus Seidenduchesse mit Perl- und Cut-out-Stickereien. mayersche-hofkunst.de 49


DESIGN & HANDWERK

Fotocredit: Tina Stimmeder

DESIGN UND HANDWERK – DA GEHT WAS … SOGAR IMMER MEHR! EXEMPLA Die Sonderschau EXEMPLA der IHM widmet sich 2018 anlässlich des Europäischen Kulturerbejahres dem Thema „Handwerk und das kulturelle Erbe“. Die Beiträge beziehen sich auf Leistungen des Handwerks in der Erhaltung und Pflege von Denkmälern des Welterbes, des Immateriellen Kulturerbes wie auch die Erhaltung und Fortführung bestimmter Handwerkstechniken und -traditionen.

46 7 MAR EXEMPLA 2018 Ausstellung Event-Code 1297

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DESIGN SCHAU! 2018


DESIGN & HANDWERK

TALENTE Junge Gestalter zeigen, was neu, spannend und ganz und gar nicht unmöglich ist. Mit experimentellen Handwerkstechniken, neuen Materialien und einer unverstellten Sicht auf das Wesentliche bringen sie neue Impulse für Gestaltung und Technik. Die besten Arbeiten der internationalen Nachwuchstalente erhalten den renommierten TALENTE-Preis. 46

Fotocredit: ©Eva Jünger_2017

TALENTE 2018 Ausstellung Event-Code 1300

Die Zukunft in Sachen Design und Handwerk fest im Blick hat das Motto der Internationalen Handwerksmesse (IHM) im März 2018: „Handwerk. Die nächste Generation. Wir zeigen, was kommt“. Ausstellungen und Sonderflächen versetzen ei­ nen ins Staunen, wenn sprühende Kreativität auf digitale Raf­ finesse und Umsetzung trifft. Besonders junge Unternehmen sind entsprechenden Innovationen gestalterisch auf der Spur.

DESIGN SPIRIT – ARBEITSWELTEN UND PRODUKTE VON MORGEN

Im Eingang West der Messe München führt der Weg direkt auf die Sonderfläche „Design Spirit“. In Kooperation mit der Mu­ nich Creative Business Week MCBW bietet die IHM hier ein echtes Highlight und ein Design-Eldorado, das zum Staunen, Shoppen und Informieren einlädt. Zu sehen sind junge Label, die exzellentes Design mit handwerklicher Qualität verbinden und sich dadurch neue Marktchancen eröffnen. Digitalisierung in Entwurf und Fertigung, ergänzt durch Online-Kommuni­ kation und Vertrieb, zeigen die unternehmerischen Prozesse der Zukunft. Wie die Umsetzung von Gestaltung bereits heu­ te in der Praxis aussehen kann, präsentieren der Garchinger ­MakerSpace und das FabLab. Sie laden den Besucher auch gleich zum Mitmachen ein. Ob am 3D-Drucker oder Lasercutter – hier kann man sich selbst als Designer versuchen und Einblicke in neue Techniken gewinnen. Ein paar Schritte weiter locken wie­ der junge Unternehmen mit Produkten für den smarten, kom­ fortablen Gebrauch. Unternehmen, die mit preisgekrönten Pro­ dukten die Brücke schlagen zwischen hochwertigem Handwerk und bemerkenswertem Design. Und wer möchte nicht mit tol­ len variablen Möbel-Konfiguratoren eigene Raumlandschaften gestalten oder Flip-Flops tragen, die selbst für Outdoor-Sport tauglich sind? Und schließlich eröffnet die exemplarisch ausge­ stattete Büro- und Kommunikationsfläche Einblicke in das, was zukünftig mehr und mehr die klassische Werkstatt ergänzen und neue Arbeitsperspektiven im Handwerk begleiten wird.

SCHMUCK Internationale Ausstellung mit Weltruf und Wegbegleiter der Entwicklungen im zeitgenössischen Schmuck. Junge Goldschmiede und international bekannte Schmuckgestalter zeigen ihre neuesten Arbeiten und verweisen auf die künstlerische und handwerkliche Innovationskraft dieser Disziplin. Herausragende Arbeiten werden mit dem Herbert-Hofmann-Preis ausgezeichnet.

46 7 MAR SCHMUCK 2018 Ausstellung Event-Code 1299

MEISTER DER MODERNE Meister der Moderne – zeitgenössische Werke des Kunsthandwerks und der angewandten Kunst von internationalem Rang. Weltweit werden die besten Gestalter zur dieser Sonderschau geladen. Sie ist eine Schatzkammer der IHM und zeigt Arbeiten aus Glas, Holz, Keramik, Metall, Schmuck.

46 7 MAR MEISTER DER MODERNE 2018 Ausstellung Event-Code 1298

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Als ich das erste Mal an einem heißen Sommertag

PATOLLI.

DIE MÜNCHNER KAFFEEBAR

das Gelände der WiedeFabrik betreten habe, hatte ich das Gefühl, wie Alice im Wunderland einen magischen Ort in einer BIANCA ARTOPÉ, BILDENDE KÜNSTLERIN

anderen Welt gefunden zu haben. Ein großartig verwildertes, verwunschenes, altes

Industriegelände, dessen Fabrikhallen zu Künstlerateliers umgebaut wurden. Auch im Winter hat es seinen ganz eigenen Charme, wenn man mit einem Glühwein in der Hand durch den Schnee von Atelier

Bei Stahl denkt man ja eher an Kälte als an Wärme. Alles Vorurteile. Wie wir bewiesen haben. Und zwar mitten MARGIT SPITZBART in München. In der SPITZBART TREPPEN Kaffeebar Patolli. Auf kuschligen 25 Quadratmetern haben wir alles aus Stahl geplant und gebaut. Den Balkon, die Faltwerktreppe, das Regal. Unbehandelt und authentisch. Klein und fein. Intimität und Anspruch konnten anspruchsvoll um- und in Szene gesetzt werden. Kaum eröffnet, erhielt die Kaffeebar schon Kult-Status. Dies auch wegen des Ambientes aus Stahl von Spitzbart. Aber nicht nur. Der Kaffee ist exzellent, die Lage in der Sendlinger Straße exklusiv. Am besten, Sie lassen sich selbst einmal darauf ein. Auf einen Hauch von Ursprünglichkeit. Auf einen Espresso, einen Drink, einen schönen Moment. PATOLLI. DIE MÜNCHNER KAFFEEBAR. Sendlinger Straße 62. patolli.net

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DESIGN SCHAU! 2018

zu Atelier stapft. wiede-fabrik.de

GELÄNDE DER WIEDE-FABRIK Einen Geheimtipp preiszugeben macht ihn natürlich weniger geheim. Aber schöne Orte gibt es in München viele, von denen es sich zu erzählen lohnt. Einer dieser Orte ist der alte Südfriedhof, BASTIAN MÜLLER, DESIGNER

der zu jeder Jahreszeit ein ruhiges Stück München ist. Die hohen Mauern lassen den Lärm der Straßen draußen. Beste Voraussetzungen für eine kleine Pause in einer lebendigen Stadt.

Alter Südfriedhof

Daniel Sommer www.danielsommer.de

KREATIVE LIEBLINGSORTE


Fotocredit: LOOK Bildagentur der Fotografen

Stay tuned for 2018 ↗ Sport ↗ Failure ↗ Mexico ↗ Weather ↗ Embodiment ↗ Borders

Die Sonne lacht, der Himmel strahlt weiß-blau, der Schnee knirscht – es ist so weit: Der Kanal am Nymphenburger Schloss friert zu. Glühwein, Tee und Eierpunsch dampfen aus DR. PETRA HÖLSCHER, OBERKONSERVATORIN DIE NEUE SAMMLUNG – THE DESIGN MUSEUM MÜNCHEN

den Bechern, Kinder laufen Schlittschuh, Tänzer ziehen ihre Pirouetten. Ufos am Stiel flitzen übers blanke Eis. Früher aus Holz mit Eisenreif, wegen der Rotation, sind

Eisstöcke heute Hightechinstrumente aus Edelstahl von knapp 4 kg. Laufplatten aus Gummi sorgen für die Geschwindigkeit, Kork am Stil für einen angenehmen Griff. eisstockbahnen.de

Kanal am Nymphenburger Schloss

Design Magazine Established 1957

form.de


Fotocredit: J.Goetz

ZWISCHEN­ NUTZUNG

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DESIGN SCHAU! 2018


ZWISCHENNUTZUNG

Lässt sich dem wachsenden Platzproblem einer aus allen Nähten platzenden Stadt mit experimenteller Raumnutzung begegnen? München versucht es. Mit Engagement und Fantasie. 55


ZWISCHENNUTZUNG

Fotocredit: J.Goetz

Das ehemalige Café Forum beim Gärtnerplatz verwandelt sich für ein Jahr ins 404 – Page not found, installiert einen Freifunkrouter und wird zum Treffpunkt und Workspace mit Veranstaltungen zur Netzpolitik.

WAS TUN, WENN MAN KEINEN PLATZ FINDET, UM IDEEN UND PROJEKTE ZU VERWIRKLICHEN? INTENSIVERE NUTZUNG VORHANDENER RÄUME UND FLÄCHEN SCHLAGEN DIE EXPERTEN VOR.

Ein Zauberwort der Stunde lautet Zwischennutzung. Im Fokus stehen leer stehende Immobilien (oder Brachen), deren Eigentümer etwa noch nicht wissen, was sie mit ih­ ren unbeweglichen Schätzen dereinst tun sollen – oder lan­ ge für Planung und Genehmi­ gung benötigen. Da kommen die – meist agilen, unterneh­ mungshungrigen Zwischennutzer gerade recht. Sie können sich ausprobieren und Projekte zu günstigen Konditionen umsetzen. Das Grundprinzip dieser Methode lautet nämlich: „Güns­ tiger Raum gegen befristete Nutzung“. Was der Eigentümer davon hat? Den Schutz der Immobilie vor Zerfall, auch vor Beschädigung oder Zerstörung durch Vandalismus. Beson­ ders aktiv dabei ist die Kultur- und Kreativszene, die – Aus­ nahmen bestätigen die Regel – meist voller großer Ideen, aber notorisch klamm ist. Auf dem angespannten, hochpreisigen Münchner Immobilienmarkt kein Wunder.

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DESIGN SCHAU! 2018

Die Kreativwirtschaft könnte jedoch ein Aushängeschild für die Stadt sein. Rund 30 000 Kreative und Kulturschaffende er­ wirtschaften trotz aller Hemmnisse über 20 Milliarden Euro pro Jahr und bringen München dabei unter die Top 10 in Eu­ ropa. Aber man nimmt das kaum wahr. So gründete die Stadtverwaltung 2014 ein Kompetenzteam Kultur- und Kreativwirtschaft unter Leitung von Jürgen En­ ninger. Das inzwischen 10-köpfigeTeam berät als referats­ übergreifende One-Stop-Anlaufstelle Kreative aller Couleur, die bezahlbaren Raum brauchen. Zum Leben, Arbeiten, Aus­ stellen. Dank guter interner Vernetzung können immer öfter umfangreiche Zwischennutzungen ermöglicht werden. Beispiel By Prinzip. Eine Handvoll Architekten bekam für ihr Plattformkonzept das alte Café Forum am U-Bahn-­ Eingang der Münchner Freiheit. Sie laden – jeweils zu ­e inem bestimmten Thema – internationale Architekten und unterschiedliche Kreative dazu ein, einen Beitrag zum ­a rchitektonischen und kulturellen Diskurs Münchens zu leisten. In ihrem eigenhändig und -willig umgestalteten Raum ­finden publikumswirksame Aktionen, Ausstellungen, Kon­ zerte, Lesungen statt. Café und Buchshop laden ab 11 Uhr bei


ZWISCHENNUTZUNG

bezahlbarem Kaffee ein – bei schönem Wetter draußen auf den selbst gebastelten Sperrholzstühlen in der Sonne. Auch die ausrangierte MS Utting vom Ammersee erhielt ihren neuen Platz auf einer – sicherlich für längere Zeit – zwi­ schengenutzten Eisenbahnbrücke nahe der Großmarkthalle (siehe auch Seite 62 f.). Und für diverse Start-ups konnten Räume im Kreativzen­ trum in der Dachauer Straße gewonnen werden. Zwischennutzung reizt aber auch andere Player. Der Inte­ rior-Club Westwing, der internationale Designernovitäten blitzschnell übers Internet anbietet, hat etwa kürzlich einen Pop-up-Store eröffnet, in dem man zumindest eine Zeit lang die angebotenen Designerstücke auch mal im Original be­ trachten kann. Die Präsenz in der Stadt – und sei es nur für kurze Zeit – hilft natürlich bei der Markenbildung. Ähnlich denkt wohl auch Aldi. Der Discounter eröffnete ein Pop-up-Restaurant im Innenhof der Alten Akademie an der Fußgängerzone Kaufinger Straße. Dort werden günstige Menüs angeboten, gekocht von einem Küchenteam aus der Region aus frischen Zutaten des Discountersortiments. Sogar Green City mischt mit. Eine mit Kastanienbäumen bewachsene 2.000 Quadratmeter große Grünfläche wurde –

bis zur endgültigen Umgestaltung und Aufwertung – zur Ge­ meinschaftsfläche „Giesinger Grünspitz“. Und erhielt einen Gemeinschaftsgarten, Sitzgelegenheiten und Spielgeräte aus recyceltem Material. Kulturevents und Installationen lokaler Künstler ließen einen neuartigen sozialen Begegnungsraum entstehen. Betont soziale, gesellschaftliche Ansprüche leiten auch den Kreisjugendring, der in einer verlassenen ­Stadtbibliothek im Westend das Kösk initiierte. Auf 100 traumhaft hellen ­Quadratmetern folgt im 14-tägigen Rhythmus Ausstellung auf Ausstellung, finden Workshops statt. Ein Chor singt, eine Fotogruppe entwickelt Bilder im Labor. Draußen vor der Tür und unter hohen Bäumen interpretiert eine Gartengruppe das grüne Ideal neu. Auch hier erhielt ein städtischer Platz mit Blumen, Kräutern, Gemüse und Vogelfutterstationen eine neue Fassung, die nicht zuletzt das Motto des grünen Mani­ fests veranschaulicht: Die Stadt ist unser Garten. Klar, dass Städtebauer und Stadtverwaltung Zwischennut­ zung inzwischen auch als Instrument der Stadtentwicklung begreifen. Plötzlich können markante, längere Zeit leer ste­ hende Bauten in der Innenstadt ihre Tore wieder öffnen. Ob­ wohl man ihre spätere Bestimmung längst noch nicht kennt. 57


ZWISCHENNUTZUNG

Der ehemalige Kongresssaal auf der Museumsinsel wurde etwa zum Isarforum und kann nun für Partys, Events, Vor­ träge, Ausstellungen, Konzerte gemietet werden. Hier schlägt auch zur Munich Creative Business Week mit dem MCBW ­FORUM das kreative Herz besonders intensiv (siehe auch ­Seite 6). Ergänzend zur 700 qm großen flexiblen Eventfläche kommen ein Musikclub, ein Restaurant mit Terrasse zur Isar und ein Kioskcafé dazu. Die Firma Location Broker gewann die Ausschreibung mit diesem Nutzungskonzept, weil es nicht nur an die Tradition des Gebäudes als Eventlokal anknüpft, sondern auch auf die Vitalisierung des umliegenden Areals abzielt. Die einstige Königlich Bayerische Filialbank in der Kardinal-Faul­haberStraße 1 – jetzt: The Lovelace – wurde ebenfalls geöffnet, und zwar mit einem Nutzungsmix aus Hotel, Gastronomie, Aus­ stellungsflächen, Musik, Kino, Lesungen – was vor allem das kreative (Sub-)Kultur-Publikum anzieht. Wenn auch nur für die sehr überschaubare Zeit bis Ende 2019.

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DESIGN SCHAU! 2018

Erfunden haben das The Lovelace Elisabeth Kieser, Michi Kern und Cambis Shareg. Sie trauten sich, ihr smartes Kon­ zept in diesem historischen Haus anzurühren, das in der Mit­te einen riesigen Innenhof hat. Investitionen von etwa einer Million Euro flossen in das Pop-up-Paradies, das rund um die Uhr bespielt wird. Von Akteuren, die Party machen, laut Musik hören und debattieren – oder aber in Ruhe schla­ fen wollen, weil sie am nächsten Tag in einem wichtigen ­Businessmeeting ­Bella Figura machen müssen. Gut, das kriegt man hin. Und wer da übernachtet, weiß ja, dass er sich in einer umtriebi­gen Meltingpot-Institution eingemietet hat. Die ihm natürlich auch was bietet: etwa einen On-Demand-Zeitungs­ drucker, der jede gewünschte Zeitung der Welt auf Knopf­ druck ausspuckt. Im Kioskcafé kooperiert man übrigens mit Tyler Brûlé.


ZWISCHENNUTZUNG

Das Isarforum am Deutschen Museum verwandelte sich vom einstigen Kongresssaal zur Eventlocation. Während der DESIGN SCHAU! findet darin das MCBW FORUM statt.

Fotocredit: Magerstaedt

Fotocredit: J.Goetz

Das Café im Forum an der U-Bahn Münchner Freiheit wurde zum By Prinzip, einer Plattform für Architekten, die sich mit der Entwicklung Münchens auseinandersetzen.

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Fotocredit: Lisa Miletic

ZWISCHENNUTZUNG

Der Name The Lovelace? Bezieht sich natürlich nicht auf die Pornoqueen Linda, die durch den erfolgreichsten Hard­ corestreifen aller Zeiten „Deep Throat“ (1972) zum Weltstar ­w urde, sondern auf Ada Countess of Lovelace, Tochter von Lord B ­ yron. Die 1815 geborene britische Mathematikerin, die ihren Vater im Alter von einem Monat das letzte Mal sah, hat als weiblicher, aber erster Programmierer der Welt „nur“ den Algorithmus auf dem Gewissen. In Minimalismus übt sich das Interimscafé 404 Page not found, das im alten Cafe Forum an der Corneliusstraße Platz genommen hat. Man setzt mitten im Gärtnerplatzviertel auf sehr moderate Getränkepreise und hat dafür dem geerbten Charme eines Seniorenheims noch ein paar Perserteppiche und Flohmarktmöbel angedeihen lassen – für das Intermezzo von einem Jahr als Workspace, Café, Bar, Debattierclub und Veranstaltungsraum. Ziel: die Öffentlichkeit für die Probleme des Internetzeitalters zu sensibilisieren. Klingt alles verlockend. Aber Zwischennutzung hat auch Schattenseiten. So schafft man, jedenfalls im Handel, die Ver­

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DESIGN SCHAU! 2018

bindung einer Marke mit einem angestammten Ort – etwa Beck am Rathauseck – und die daraus resultierende Kunden­ bindung nicht wirklich. Manch viel bewunderter „Zwischenlösung“ wie etwa dem Kulturprojekt „Puerto Giesing“, das 2010 im ehemaligen Her­ tie in der Tegernseer Landstraße die Münchner Szene ein knappes Jahr lang betörte, trauert man heute noch nach. In­ zwischen zeugt von den Rave- und Kaufhauspartys, dem Ort für Kunst, Mode und kulturellen Veranstaltungen immerhin noch die Nerd Nite, die sporadisch an verschiedenen Orten �  Benno v. Hohenstein stattfindet.


Fotocredit: Thomas Kiewning

Fotocredit: Steve Herud

RUBRIK

Beste Innenstadtlage, prächtige historische Architektur, großartige Innenräume – das ist The Lovelace, mit einem Nutzungsmix aus Hotel, Gastro, Musik, Kino, Ausstellungsflächen. Geöffnet: 24/7 – vorerst aber nur bis Ende 2019.

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Fotocredit: obenplus®

ZWISCHENNUTZUNG

DAS MAGISCHE RAUSCHEN DER MS UTTING Der Architekt Tobias Müller über seinen kreativen Lieblingsort 62

DESIGN SCHAU! 2018


ZWISCHENNUTZUNG

Fotocredit: Pavlo Kochan®

Ein Schiff wird kommen: die Brücke als Sehnsuchtsort der Zwischennutzungsszene. Mittlerweile hermetisch mit Stacheldraht abgeriegelt, dient dieser über allen Befürchtungen der Anrainer schwebende ehemalige Ausflugsdampfer als Projektionsfläche für das kreative, subversive München.

Als Architekt und Initiator der obenplus® – Architektursamm­ lung für vertikale Verdichtung interessieren mich besonders die Orte in der Stadt, welche unbekannte Perspektiven und Blickwinkel eröffnen und das sind meistens die Dächer und Dachlandschaften der urbanen Räume. Überall in München wird von Dachausbau und Dachauf­ stockung gesprochen, um neuen Wohnraum zu schaffen. Ge­ macht wird leider viel zu wenig. Aber kulturell erfährt Mün­ chen momentan eine ganz besondere Aufstockung! Derzeit ist der für mich interessanteste Ort in München die Aufstockung der ausrangierten MS Utting auf eine alten Eisenbahnbrücke in Sendling. Der ausrangierte Ausflugsdampfer vom Ammersee fällt schon mal architektonisch aus dem Münchener Bebauungs­ plan und ist ein absoluter Fremdkörper im Stadtbild. Gerade deshalb hat dieser neue Ort eine neue Symbolhaftigkeit für München, weil dessen Schaffung viel Mut und Ausdauer ab­ verlangt und derartige Projekte in München noch nicht statt­ gefunden haben. Anfang 2016 sollte das Schiff auf der alten Eisenbahn­ brücke am alten Schlachthof der Öffentlichkeit zugänglich ge­ macht werden. Ende 2017 wurde dort immer noch geschliffen, stabilisiert und es wurden baubehördliche Auflagen erledigt. Bei der Baustellenbesichtigung auf dem Dach der MS Ut­ ting stellte man jedoch schnell fest, dass man dort in einer

anderen Welt angekommen ist. Eingebettet zwischen Heiz­ türmen, Industriehallen, Wohnungsbau und grüner Indus­ triebrache bietet das Dach des Schiffes die ersehnten neuen Perspektiven. Das magische Rauschen der Blätter im Wind von den hohen Bäumen des direkt angrenzenden Industrie­ geländes geben dem/der Besucher*in das Gefühl, die Stadt ver­lassen zu haben – mitten in der Stadt in die See zu stechen. Zu verdanken hat München diese kulturelle Bereicherung dem Verein WANNDA, welcher mit der Stadt München erst­ mals eine auf ein paar Jahre befristete Nutzung vereinbart hat, aber wir wissen ja alle: Nur was provisorisch ist, hält ewig! Und so bleiben hoffentlich auch dieser besondere Ort und die damit verbundene Dachlandschaft nach der Eröff­ nung der Stadt München für mehrere Jahre erhalten. Mehr vom Kulturschiff MS Utting gibt es auf: obenplus.de/portfolio/ms-utting-muenchen

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KREATIVE LIEBLINGSORTE

LOVE LACE Hotel

Der KRETA GRILL in Schwabing-West. Ein griechisches Restaurant als ein Ort der Inspiration? Ja, genau. Für mich DORIS HARTWICH, INHABERIN HARTWICH & JURYMITGLIED MÜNCHNER MODEPREIS 2018

„München ist jung. Und

einer Fülle unkonventio-

München traut sich was zu.

neller Ideen. Zum Beispiel

Bestes Beispiel ist das neue

der vertikale Garten – ein

Lovelace-Hotel im Herzen

Designhingucker. Ein

der Stadt. Da wird quasi

Platz voller Gegensätze,

über Nacht ein denkmal-

die, richtig ausgelotet,

geschütztes Bankgebäude

das Salz in der Suppe sind.“

zu einem Pop-up-Hotel mit

thelovelace.com

NATHALIE SCHWARZ, DESIGNSTRATEGIN UND KONZEPTIONERIN, ZIBERT + FRIENDS

ist es ein Ort des Loslassens, des Zusammenrückens und der Herzlichkeit. Jeder kennt den Moment, in dem man verbissen versucht, eine perfekte Arbeit abzuliefern. Dieser Ort erinnert mich daran, was Perfektion wirklich bedeutet: Authentizität & Leidenschaft kombiniert mit einer großen Prise Improvisation.

kreta-grill-muenchen.de

KRETA GRILL

Wirtshaus in Asbach Je nach Lust und Laune öffnet die Familie Fleischmann ihr Wirtshaus in Asbach nahe Petershausen. Über die raren Termine informiert die Wirtin persönlich via E-Mail. Man muss schon auf dem Verteiler sein, um einen der begehrten Plätze zu bekommen. Maximal zwei Gerichte und eine entsprechende Anzahl an Vor- und Nachspeisen stehen zur Auswahl. Das verringert zwar die Qual der Wahl, macht die Entscheidung aber meist nicht leichter. Und die heimelige Gaststube verlässt man immer mit dem warmen Gefühl, gerade einen schönen Abend bei Freunden verbracht zu haben. wirtshaus-asbach.de

MICHAEL HEINTSCHEL, DESIGNER, HEINTSCHEL MARKEN GMBH

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DESIGN SCHAU! 2018


nurus.com


ARCHITEKTUR

„Container Collective“ und – hinten in Orange – die umgebaute ehemalige Kartoffelfabrik, jetzt WERK3

Die Kulti­vierung DES ÜBERGANGS 66

DESIGN SCHAU! 2018


Fotocredit: Copyright Ivana Bilz, 2017

ARCHITEKTUR

DAS NEU-ALTE WERKSVIERTEL HINTER DEM OSTBAHNHOF IST MÜNCHENS SPANNENDSTE BAU­ STELLE – UND SOLL SEIN FORTSCHRITTLICHSTES VIERTEL WERDEN.

Vor 50 Jahren hätte man nicht allzu lange gefackelt. Abreißen, Bauschutt wegschaffen, neues Quartier erschaffen! So lautete die Devise, wenn Politik und Architektur Großes vorhatten, groß bauen wollten. Die Erfahrungen mit Neuper­ lach, Hasenbergl und ähnlichen Siedlungen aus der Retorte stimmten jedoch nicht nur Archi­ tekten nachdenklich. Auch manche Bauherrn. Für das ehemalige Industrieareal hinter dem Münchner Ostbahnhof, das Werksviertel, wird das offenbar zum Glücks­

fall. Hier haben sich – unter beherzter Führung des Pfanni-Er­ ben Werner Eckart und seiner Firma OTEC – knapp zehn Ei­ gentümer zusammengetan. Um einmal alles ganz anders zu machen. Ein experimentelles Beispiel zeitgenössischer Stad­ tentwicklung zu wagen. Gegen Gentrifizierung zu agieren. Der Stadt zu zeigen, dass es auch anders geht. Ein bisschen vielleicht wie im New Yorker Meatpacking District. Die Voraussetzungen sind denkbar günstig. Das Areal, ­auf dem einst Pfanni, Optimol, Zündapp, Konen oder Rhode & Schwarz produzierten, ist innenstadtnah, hervorragend an den öffentlichen Nahverkehr, den Fernverkehr auf Straße und Schiene, ja sogar den Flugverkehr angebunden. Nach dem Um­ zug der produzierenden Betriebe wurde es zu Europas größter 67


Fotocredit: Steidle Architekten

ARCHITEKTUR

Wohnhochhäuser werden wieder chic: „Alpina Rock“ am neuen Zentralpark von Steidle Architekten soll 50 Meter hoch werden.

Party-Zone. Erst KunstParkOst, dann Kultfabrik und zahlrei­ che, teils legendäre Clubs. Das ist urbane Vergangenheit, die in Teilen noch besteht – und das auch weiterhin soll. Ein wesentliches Prinzip der neuen städtebaulichen ­Strategie. Weder Menschen noch Unternehmen noch Bauten werden vertrieben. Johannes Ernst, der Architekt (und Partner bei Steidle Archi­ tekten) sagt dazu sinngemäß: Alles was da ist, ist prima. Aber es wird sich ändern und Neues wird zugelassen. Die beste­ hende Bausubstanz wird aktiviert durch Sanierung und Wei­ terbau. Was das heißt, lässt sich schon heute an dem orangefar­ benen WERK3 ablesen. Das alte Industriegebäude hat nach umfassender Renovierung ein neues Outfit erhalten und mit Loft- und Galeriebüros, mit einer Marketingagentur, mit der Kunsthalle WhiteBOX, Künstlerateliers, einigen Läden und Gastrobetrieben in der Zugangsebene komplett sein Gesicht verändert. Und aufs begrünte Dach, wo eine Bar mit Pool, Blick über München und auf die Alpen ist, hat man jetzt noch fünf Schafe aufgetrieben (im Aufzug). Ähnlich ambitioniert wird sich das ehemalige Kartoffel­ silo verwandeln. Statisch „ertüchtigt“ und aufgestockt wird es mit 80 Metern das höchste Gebäude des neuen Quartiers werden, das bald auch den neuen Konzertsaal beherbergen wird. Im alten Silo bleiben darf die dort schon länger ansässi­ ge Kletterhalle „Heavens Gate“, die jetzt eine dreijährige Um­ bauphase überstehen muss. Dafür kommt anschließend ein zusätzlicher, die Attraktivität steigernder Freibereich hinzu. 68

DESIGN SCHAU! 2018

Außerdem werden nach der ungewöhnlichen Metamorpho­ se ein Hostel mit 500 – günstigen – Betten, ein 200 qm großer Ballsaal und ein Adina Full-Service Hotel mit Studios und Appartements Platz finden. Der soziale Mix im Haus wird ge­ wünscht und ist geplant – weil er den Charme des Viertels unterstreicht. Das urbanistische Prinzip nennt sich hier: ­„ Akzeptanz bestehender und Hinzufügen neuer Nutzungen“. Dabei soll das Neue, das hinzukommt, zum Konzept pas­ sen, das Alte ergänzen, es verbessern – so ist das vorgesehen. So sind etwa Kindertagesstätten und eine Grundschule auf dem Areal geplant. Schließlich soll ja neben 7.500 Arbeits­ plätzen auch neuer Wohnraum für etwa 3.000 Bewohner entstehen. Diese Wohngebäude werden – geschützt vor Ver­ anstaltungs-, Bahn- und Straßenlärm – im Zentrum des Ge­ biets rund um einen noch zu schaffenden zentralen Park entstehen. Ruhe, Kontakte, Freizeitbereiche, individuelle Rückzugsräume und soziales Miteinander finden sich dann in der grünen Mitte. Gleichzeitig soll man das neue Viertel nicht als isolierte Schlafstätte, sondern als Lebensraum erleben. Etwa aus ei­ nem 50 Meter hohen, direkt am Park liegenden Wohnhoch­ haus namens „Alpina Rock“. Auch die lokale Nahversorgung wird garantiert. Das briti­ sche Büro Chapman Taylor entwarf dafür ein „Plaza“. Super­ markt, Discounter, Drogerie, Kleinhandel sowie Angebote für Freizeit und Sport wie eine Boulderhalle, ein Fitnessstudio und Physiotherapie-Einrichtungen werden dort ihre Heimat finden. Ohne Hotels gehts aber auch da nicht: Ein Moxy mit


ARCHITEKTUR

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Die Zeichnung zeigt eine Übersicht über das Werksviertel, das von Frieden-, Rosenheimer-, Anzingerund Aschheimer-/Ampfingstraße begrenzt wird. Bauten zum Wohnen (grün), zum Leben (rot) und zum Arbeiten (gelb) mischen sich mit den Bestandsbauten (weiß) auf dem 39 Hektar großen Gebiet. Dort sollen ca. 7.500 neue Arbeitsplätze entstehen, 1.200 Wohnungen für 3.000 Bewohner und ein 2 Hektar großer Zentralpark.

WIR ZEIGEN IHNEN DIE WICHTIGSTEN PROJEKTE: 1 Das Wohnhochhaus „Alpina Rock“ ist in der Planungsphase

7 WERK12 für Sport und Wellness, Eröffnung 2019

2 Zentralpark mit „Plaza“ (Planungsphase)

8 TonHalle, Bestand, wird umgebaut

3 Das neue Konzerthaus (Planungsphase)

9 Die zur Musical Bühne umgebaute Kartoffelhalle heißt jetzt WERK7

4 Das zum 80 Meter hohen Hotelhochhaus umgebaute Kartoffelsilo, WERK4, ist im Bau 5 WERK17, ein Gebäude für Hotel und Handel soll 2019 eröffnet werden 6 Die umgebaute Kartoffenfabrik, jetzt WERK3, wurde 2016/17 bezogen

10 Mit der spektakulären Medienbrücke startete das ambitionierte Projekt 11 Das Bürogebäude „Atlas“ wird entkernt und umgebaut 12 Das Bürohochhaus „HighriseOne“ wird demnächst eröffnet 69


Fotocredit: (l.) Werksviertel/Steidle Architekten (r.) Reiß & Co/Steidle Architekten

ARCHITEKTUR

Aus dem Kartoffelsilo von Pfanni wird mit 80 Metern das höchste Gebäude des Viertels. Die Kletterhalle bleibt bestehen, dazu kommen Hotels, Ballsaal und eine riesige Terrasse.

150 Betten wird die neue Generation von Reisenden anspre­ chen, die einerseits ein trendiges Ambiente, andererseits ein unschlagbares Preis­Leistungs­Verhältnis schätzt. 72 kom­ fortable Zimmer bietet ein „Residence Inn by Marriott“ Lang­ zeitgästen. Langweilig wird es ihnen bestimmt nicht werden. Da­ für sorgen schon die Veranstaltungsräume für Tanz, The­ ater, Kino, Kunst, die am Wochenende 5.000 Feiergäste ins „Werksviertel Mitte“ locken sollen – wie einst zu Zeiten von KunstParkOst. Denn Tonhalle, Nachtkantine, Kletterhalle oder Technikum dürfen – umgebaut und angepasst – eben­ falls bleiben. Die Verantwortlichen haben sich ja die Ent­ stehung echter „Heimat“ vorgenommen: Kulturelle Vielfalt, Gaumenfreude, Gastfreundschaft mit Sport und Shopping sollen einen urbanistischen Hotspot erzeugen. Dort wo jetzt schon im Container Collective aus mehrgeschossig zusam­ mengeschraubten alten Schiffscontainern eine quirlige kre­ ative Start­up­ und Gründer­Atmosphäre herrscht. Auch das: alles Absicht. Die Macher nennen das Kultivierung des Übergangs durch permanente Nutzung. Man will ohne Hektik – dafür aber mit­ hilfe eines Quartiersmanagements – den Stadtteil schrittwei­ se entwickeln und ihn ständig vital halten. Denn Urbanität ist nicht Beton – sondern Leben und Metamorphose. Und so ist es vielleicht ganz gut, wenn erst in 20 Jahren alles fer­ tig ist. Um sich danach auch wieder ständig zu verändern. S Joachim Goetz 70

DESIGN SCHAU! 2018

Das exklusive, ebenfalls von Steidle Architekten geplante Bürohochhaus „Highrise One“ verblüfft bei Nacht mit einer künstlerischen Illumination an der Rosenheimer Straße.


ARCHITEKTUR

Fotocredit: (l.) Ochs Schmidhuber Architekten  (r.) Chapman Taylor Architekten

Fotocredit: (l.) MVRDV/Werksviertel  (r.) Hild und K/Werksviertel

Mit WERK12 planen die avantgardistischen niederländischen Architekten MVRDV ein ziemlich transparentes Mehrzweckgebäude mit fünf Geschossen, die von den Nutzern individuell gestaltbar sind.

Einzelhandel, Gastronomie und ein 300-Betten-Hotel befinden sich hinter der exquisit gestalteten Fassade aus eingefärbtem Beton und großformatigen Ziegeln von WERK17, entworfen von den Architekten Hild und K.

Das Bürohochhaus „Atlas“ wurde von Ochs Schmidhuber Architekten entworfen, hat 14 Geschosse, Alpenblick und trägt eine Kugel auf dem Dach – wie der Titan Atlas in der griechischen Mythologie die Weltkugel.

Die Plaza mit Supermarkt, Discounter, Drogerie, Kleinhandel und Hotels wurde vom britischen Büro Chapman Taylor entworfen. Bouldern, Physio und Fitness finden dort auch noch ihr Plätzchen.

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ARCHITEKTUR

STATT INSEL: LIEBER WERKSVIERTEL!

Werner Eckart Pfanni-Erbe und Geschäftsführer der Firma OTEC

Herr Eckart, was ist Ihre Vision für das neue Werksviertel? Wir wollen ein lebendiges, urbanes Viertel für München er­ richten, in dem Menschen jeden Alters, mit jedem Geldbeutel und jedem Geschmack Lebensfreude empfinden – egal, ob sie hier wohnen, arbeiten oder ihre Freizeit verbringen. Wie wollen Sie das umsetzen? Im ersten Schritt war es uns wichtig, den historischen In­ dustriebestand in das Viertel zu integrieren. Obwohl vieles im Werksviertel neu ist, fühlt es sich für die Mieter und Besu­ cher nicht so an. Es ist ein Ort, der aller Transformation zum Trotz eine Geschichte hat und diese auch erzählt. Im zweiten Schritt versuchen wir, im Werksviertel das öffentliche Leben mit dem Privatleben zu verzahnen. In den Bürogebäuden wird nicht nur gearbeitet. Es gibt dort auch viel Leben, mit Cafés, Passagen, Loggien und Balkonen. Besonders wichtig ist uns, nicht nur auf den kommerziellen Nutzen zu schauen und jeden Quadratmeter auszunutzen. Sonst würden ja immer wieder die gleichen Gebäude entstehen, die nicht besonders gemütlich sind. Wie sieht diese unkommerzielle Nutzung aus? Wir bieten bildenden Künstlern und Musikern im Werks­ viertel subventionierte Ateliers und Räume. Mit der white­ BOX haben wir ein eigenes Kulturprojekt, das eine Plattform für junge zeitgenössische Künstler aus aller Welt ist. Immer wieder gibt es kostenlose Kulturangebote sowie Konzerte in der TonHalle oder im Technikum und später auch im neuen Konzertsaal. Die Kunst findet im Werksviertel aber nicht nur hinter verschlossener Tür statt, sondern ist überall im Viertel sichtbar.

Wie ist Ihre Strategie zur Vereinigung so unterschiedlicher Nutzungen wie Arbeiten, Wohnen, Freizeit, Hotels und Clubs? Wir suchen die Mieter sehr sorgfältig aus und arbeiten möglichst nur mit eigentümergeführten Unternehmen zu­ sammen oder mit solchen, die unsere Vision teilen. Die von Ihnen angesprochenen Nutzungen widersprechen sich übri­ gens nicht und schließen sich auch nicht gegenseitig aus. Im Gegenteil: Jede ist für sich ein belebendes Element des Werks­ viertels. Wichtig ist die Vielfalt des Angebots. Sie finden im Werksviertel einfache Imbissangebote und Cafés für Schüler und Studenten. Exquisite Bars und später gibt es freilich auch gehobenere Restaurants. Das Werksviertel soll ja keine Filter­ blase sein, in der man immer nur das Gleiche erlebt oder den gleichen Leuten begegnet. Wieso schaffen Sie es persönlich, Umbruch und Tradition so gut zusammenzubringen? In der Geschichte meiner Familie gab es viele Umbrüche: vom Postkutschenunternehmen, der Restauration, der Ho­ tellerie, der Brauerei, der Landwirtschaft bis hin zur Konser­ venfabrik und eben Pfanni mit der Kartoffelveredelung. Bei allem, was wir unternommen haben, wollten wir immer un­ seren Familiengrundsätzen treu bleiben und redlich handeln. Wir sind eine Unternehmerfamilie, keine Geldverdienerfa­ milie. Wenn wir mehr Geld verdienen, freuen wir uns und können noch mehr tun – und zwar auch für Menschen, die in ihrem Leben mehr verdient hätten, als ihnen zuteil wur­ de. Mir ist auch wichtig: Was man ohne Liebe macht, kann man gleich sein lassen! Ich werde ja oft gefragt, warum ich den Grund nicht verkaufe und auf eine Insel ziehe: Was soll ich denn auf einer blöden Insel? So ein lebendiges Stück Stadt wie das Werksviertel ist doch viel spannender. Vielen Dank für das Gespräch!

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DESIGN SCHAU! 2018

Fotocredit: Ivana Bilz

DESIGN SCHAU! sprach mit Werner Eckart, der mit seiner Firma OTEC das Werksviertel Mitte umgestaltet.


KREATIVE LIEBLINGSORTE

WEST PARK

Fotocredit: Alessandra Schellnegger

JÜRGEN ENNINGER, LEITUNG KOMPETENZTEAM KULTUR- UND KREATIVWIRTSCHAFT LANDESHAUPTSTADT MÜNCHEN

Als großen Asienfan

zu lassen. Im westlichen

Münchens ist einer

treibt es mich immer

Teil des Westparks kann

der führenden Clubs

wieder in den Westpark.

man sehr schnell in eine

weltweit und wurde

Dort, zwischen Tempeln

andere Welt abtauchen.

unter anderem mit dem

und Pagoden, finde ich

Nepal, China, Thailand

renommierten Spiel-

Zeit, Dinge zu reflektie-

und Japan haben dort

stättenprogrammpreis

ren, Münchnerinnen und

für die IGA gebaut. Ein

ausgezeichnet. Ein Muss

Münchnern beim Tai-Chi

Ort zum Runterkommen.

für die Freundinnen und

im Park zuzusehen oder

Und um abends aufzuwa-

Freunde der improvisier-

aber mich von den asiati-

chen, geht’s dann in die

ten Musik.

schen Festen inspirieren

Unterfahrt! Der Jazzclub

unterfahrt.de

Künstlervilla MONACENSIA Mein Ort der Inspiration und Faszination ist die Künstlervilla Monacensia in Bogenhausen. Das Herz des Gebäudes wird CHRISTIANE LESCH, über ein altes hohes APRIORI PR grünes Holztor erreicht, das Einblick in die als das literarische Gedächtnis von München bezeichnete Bibliothek gewährt. Im Sommer lädt der Garten oder die Terrasse des Café Mon zum Entspannen bei einem Buch oder zu anregenden Gesprächen mit den Gästen aus der Künstlerszene ein. monacensia.net

Das SchaufensterDefile in der Galerie von Schirmer/Mosel, Kleider Maria Grefe, Fotos Peter Feldmann, war sehr charmant, low key, heiter. Wie Mode im Leben, gelebt, sein kann. schirmer-mosel.de

PROF. BARBARA VINKEN, DEUTSCHE LITERATURWISSENSCHAFTLERIN & JURYMITGLIED MÜNCHNER MODEPREIS 2018

Galerie Schirmer/Mosel

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ARCHITEKTUR

SITZFELDT

setzt auf Vertrauen Wie entstehen gute Produk­ te innerhalb eines Unterneh­ mens? Wie können sie online optimal kommuniziert wer­ den? Mit diesen Fragen zu Designentwicklung einer­ seits und zu Bildsprache/ Fotografie andererseits be­ schäftigt sich der Sofaher­ steller Sitzfeldt immer wie­ der. Sein Credo: Erfolgreiche Zusammenarbeit benötigt eine freundschaftliche und vertrauensvolle Basis mit Designern und Fotografen. Sitzfeldt wurde 2011 von Menschen gegründet, die sich gut kennen: den Geschwistern Anna und Clemens Deyerling und beider Freund Julius Martini. Alle teilen dieselben unternehmerischen Werte und Produktansprüche – das Berliner Online-Unterneh­ men wächst kontinuierlich. Im Münchner Showroom im Werksviertel ist während der Munich Creative Busi­

ness Week die Installation neuer Produkte zu sehen – und eine Podiumsdiskussi­ on zum Thema Gestaltung/ Design in Unternehmen: Die Sitzfeldt-Gründer, ihr Art Di­ rektor Steffen Kehrle sowie Fotograf Manfred Jarisch tauschen Erfahrungen aus – im Dialog mit den Gästen.

52 7 MAR 19 Uhr Unternehmen & Design: Was macht eine erfolgreiche Zusammenarbeit aus? Podiumsdiskussion Event-Code 1372

DAS WERKSVIERTEL Transformation eines Stadtquartiers Das Werksviertel ist Münchens derzeit spannendstes Stadtentwicklungspro­ jekt. In raschen Schritten wandelt sich das ehemalige Industrieareal derzeit zu einem einzigartigen Kreativquartier. Das Besondere dabei: Der Großteil der alten Industriegebäude wurde erhal­ ten, kernsaniert und neuen Funktionen zugeführt. Loft-Büros, Live-Bühnen, junge Gastronomie, Künstlerateliers und subventionierte Räume für Startups und Sozialprojekte gibt es auf dem Gelände bereits. In den nächsten Jah­ ren kommen Hotels, Jugendherberge, Wohnungen, Kindertagesstätten, eine Grundschule und Münchens neues Kon­ zerthaus hinzu. Leben, Arbeiten, Unter­

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DESIGN SCHAU! 2018

haltung … das Werksviertel will all das zu einer neuen urbanen Vielfalt und zu einem bisher in München nicht gekann­ ten gesellschaftlichen Miteinander ver­ mischen. Führung durch das neue Werksvier­ tel, Vorstellung der urbanen Vision, ­A rchitektur und Historie des Viertels.

49 7 MAR 15 Uhr Werksviertel Mitte Geländeführung Architekturführung Event-Code 1385


ARCHITEKTUR

PENTHOUSE IN DER ­HAMBURGER ELBPHILHARMONIE Innovatives 3D-Design made in München ­ rückner Architekten ge­ B prüft und für die Fertigung freigegeben . Die Module werden anhand des Modells passgenau hergestellt und auf Personenaufzugsgröße gepackt. Schotten & Hansen zeigt in dieser Ausstellung mit Modellen und Filmen, wie dieses ungewöhnliche Bauvorhaben entsteht. Schotten & Hansen wurde mit dem Innenausbau einer exklusiven Wohnung in der Elbphilharmonie beauftragt. Innovativ für die Baubranche ist das digitale Design. Der Entwurf von Dipl.-Ing. Irena­ Richter wurde von Brückner­ A rchitek ten in 3D -Daten umgewandelt. Alle Gewer­ ke wurden in 3D geplant, in das Modell eingefügt, von

13 3 MAR Penthouse in der Hamburger Elbphilharmonie – Innovatives 3D-Design Ausstellung Event-Code 1341

FUTURO 50 I 50 2018 feiert das FUTURO-Haus des finnischen Architek­ ten Matti Suuronen seinen 50. Geburtstag. Anlass und Ausgangspunkt für ein span­ nenden Kooperationsprojekt des Lehrstuhls für Industrial Design, Technische Universi­ tät München mit der Neuen Sammlung – The Design Mu­ seum, Pinakothek der Mo­ derne. Das futuristische Konzept eines multifunktionalen und transportablen Hauses war 1968 seiner Zeit weit voraus; die Einsatzmöglichkeiten waren vielfältig. Aber wel­ che Anforderungen, Benut­ zungs- und Transportmög­ lichkeiten, gesellschaftliche Entwicklungen und Herstel­ lungsverfahren werden in 50 Jahren relevant sein? Dies hinterfragt und vi­ sualisiert die Ausstellung FUTURO 50 I 50 in der Pina­

MÜNCHEN WEITER­ DENKEN: NEUPERLACH 2040 UTOPIE

RESPONSIVE DESIGN

In 23 Jahren treiben wir ur­ ban gardening ins Extreme! Der Verkehr wird sich nur noch in der Luft abspielen! Wir wohnen und leben in modularen Wohnungen, die durch 3D-Drucker-Wände jederzeit vergrößert oder verkleinert werden können! Klingt utopisch? Diese und andere Visio­ nen zeigen Masterstudie­ rende der TU München für den Mü nch ner Stadt teil Neu­perlach. Auf Grundlage eines filmischen und foto­ grafischen Fundus großer Stadtutopien haben sie in kurzen Animationsfilmen unterschiedliche Szenarien für eine Nachverdichtung Neuperlachs im Jahr 2040 erschaffen.

In interdisziplinären „Hacka­ thons“ wird in Äthiopien mit internationalen Designern, Architekten, Modedesignern und Studierenden die Kultur des Webens untersucht, um sie in den unterschiedlichen Disziplinen zu neuen Anwen­ dungen zu bringen. Durch das Experimentieren mit Webtechniken und Materia­ lien werden die Bereiche in­ haltlich ‚verwoben‘ und ein neues RESPONSIVE DESIGN entsteht. Es werden innovative Ant­ worten zu Design und Funk­ tion wie auch Nachhaltigkeit und Digitalisierungsprozes­ sen erarbeitet. Trendbegrif­ fe wie „Wearable Techno­ logies“, „Smart Materials“, „Digital Living“ werden kri­

Die Veranstaltung findet im Rahmen der Ausstellung „München weiterden ken – 125 Jahre Stadtentwick­ lung“ des Referats für Stadt­ planung und Bauordnung statt. Die Ausstelllung in der Rathausgalerie, Marien­ platz 8, ist von 11. Januar bis 8. März 2018 täglich von 11 bis 19 Uhr geöffnet. Mehr Infos unter muenchen.de/weiterdenken 45 6 MAR 19 Uhr München weiterdenken: Neuperlach 2040 Utopie Podiumsdiskussion Event-Code 1204

kothek der Moderne. Sie zeigt visionäre Szenarien und Nut­ zungskonzepte, die kontex­ tualisieren, wie ein ­FUTURO Haus im Jahr 2068 aussehen­ könnte. Vorstellung der Ent­ würfe: Ernst-von-­SiemensAuditorium, Pinakothek der Moderne: 6. März 2018 um 18 Uhr. Laufzeit der ­Aus­stellung: 3. – 18. März

1 3 MAR Futuro 50 | 50 Ausstellung Event-Code 1356

tisch untersucht und ihre Anwendbar­keit für gewebte Materialien wird geprüft. Das Spektrum reicht von Gegenständen des täglichen Bedarfs über Bauteile und Möbel zu Designobjekten, Mode und Kunst. Neben Po­ diumsdiskussionen und Aus­ stellungen in Europa wird RESPONSIVE DESIGN auch auf der „Design Week Addis Ababa“ vorgestellt. 25 10 MAR 17 Uhr Responsive Design Podiumsdiskussion Event-Code 1328 75


Die Stumme Leiter In jedem „besseren“ Einrichtungsgeschäft stehen sie – die Stummen Diener, jene prätentiösen und unförmigen Kleiderständer. Dabei tut es die klassische Sprossenleiter genauso gut. Das war unser Ansporn, eine Leiter so wenig wie möglich zu ändern und dennoch alle Erwartungen an einen Stummen Diener zu erfüllen. Unsere Stumme Leiter ist übrigens auch als Tritthocker hervorragend geeignet. 76

DESIGN SCHAU! 2018

www.auerberg.eu


NEVER DEMOLISH!

ARCHITEKTUR

im AIT-ArchitekturSalon München

In Zeiten von Wohnungsknappheit und steigenden Mieten stellt sich die Frage, wie erschwinglicher und guter Wohn­ raum in den urbanen Zentren geschaffen werden kann. Dass der Bedarf für günstigen und guten Wohnraum für alle Ge­ nerationen, von Studenten über junge Familien und Singles bis zu hin zu Rentnern, da ist, kann nicht geleugnet werden. Neubaukomplexe sprießen vielerorts in Form von Luxus­ wohnungen aus dem Boden, Bestandsimmobilien werden kostenintensiv saniert und aufgewertet. Doch wie ist es mög­ lich, trotz der beschränkten Bedingungen im kostengünsti­ gen Wohnungsbau neue und ungewöhnliche Raumkonzepte zu realisieren? Dass dies möglich und umsetzbar ist und dafür nicht zwangsläufig neue Wohnsiedlungen gebaut werden müs­ sen, zeigt die Ausstellung „Never demolish!“, die zur DESIGN SCHAU! im AIT-ArchitekturSalon gezeigt wird. Die Ausstel­ lung, kuratiert von Ilka und Andreas Ruby, zeigt die Trans­ formation von 530 Wohneinheiten in drei Hochhäusern in Bordeaux, gestaltet durch die französischen Architektur­ büros Lacaton & Vassal, Frédéric Druot und Christophe Hutin. In den 1960er und 1970er Jahren wurden weltweit große Wohnkomplexe gebaut, um den hohen Bedarf an Wohnraum aufzufangen. Heute gelten die meisten dieser Siedlungen als überholt und reif für den Abriss. Die Hochhäuser in Bordeaux sind ein hervorragendes Beispiel dafür, dass durch eine sen­ sible Renovierung und räumliche Erweiterung der Lebens­ standard der Bewohner erheblich gesteigert werden kann und eine Fortführung eines modernen Wohnungsbaus, der sozial verträglichen ist, möglich ist.

Gezeigt werden 1 : 1-Darstellungen der Wohnungen mit Möbeln und Objekten. Großformatige Bilder im Hintergrund geben einen Einblick in die Wohneinheiten und vermitteln dem ­Besucher das Gefühl, in der Wohnung zu stehen. Dazu lädt der AIT-ArchitekturSalon, begleitend zur Aus­ stellung, zum Symposium „Bezahlbar besser wohnen. Trans­ formation im urbanen Kontext“ ein, ein Thema, das gerade in München mit seinen stetig steigenden Mieten und seiner Wohnungsknappheit brisant und aktuell ist. Internationale Architekten zeigen aktuelle Projekte und diskutieren darü­ ber, wie für die Zukunft besserer und bezahlbarer Wohnraum ­geschaffen werden kann.

8 3 MAR Never demolish! Ausstellung Event-Code 1286 6 MAR 19:30 Uhr Vernissage Never demolish! Vernissage/Finissage Event-Code 1287 77


PERFEKTE LIAISON VON TRADITION UND MODERNE

Seit mehr als 175 Jahren zählt das Hotel Bayerischer Hof zu den führenden deut­ sc hen Häuser n . Fa m i l ie Volkhardt führt das Hotel in vierter Generation. Seit 1992 hat I­ nnegrit Volkhardt zahlreiche architektonische Projekte initiiert: 2005 Blue Spa (Andrée Putman), 2014 Dachgarten (Jouin Manku) und POLAR BAR (hansand­ franz) sowie in 2009 Atelier und Garden und fünf Jahre später die astor@CINEMA

DIE ARBEITSWELT VON HEUTE – UND MORGEN!

Die Berater, Architekten und Corporate Real Estate Mana­ ger von conceptsued und Mo­ dal M realisieren seit knapp 15 Jahren weltweit Büros der Zukunft für Mieter und Ei­ gentümer von Gewerbeimmo­ bilien. Wie aber sollten diese gestaltet sein, damit sich die Mitarbeiter wohlfühlen, kre­ ativ, produktiv und harmo­ nisch miteinander arbeiten und zugleich selbst entfalten können? Die seit Anfang 2018 unter der Marke CSMM fir­ mierenden Spezialisten für Bürokonzeption machen es am Beispiel ihres eigenen Hub 78

DESIGN SCHAU! 2018

LOUNGE (Axel Vervoordt). Für die Neugestaltung der multifunktionalen Veran­ staltungslocation Palaishal­ le sowie den Umbau des „Südund Nordflügels“, bei dem 28 Zimmer und eine mehr als 350 qm² große Luxussuite entstanden, konnte Innegrit Volkhardt erneut Axel Ver­ voordt gewinnen. Die Palais­ halle wurde im November 2016 eröffnet, während die neuen Zimmer und Suiten im Dezember 2017 fertiggestellt wurden.

40 5 MAR 19 Uhr Artist Talk und Führung Architekturführung Event-Code 1410

ERLEBE STAHL! Treppen und metal interior zum Anfassen

spitzbart treppen® haben ihre Leidenschaft zur Cor­ porate Identity gemacht: pu­ ren, unbehandelten Stahl. Als Treppe, Tisch oder Regal fertigen die Macher aus Fran­ ken begehbare Kunst und in­ novative Raumlösungen mit Wow-Effekt. Ob aus Stahl, in Kombination mit Glas und Holz, mit Akzenten aus Fell, Leder oder echter Kunst: Jedes Treppen- und Interi­ or-Werk ist ein Unikat. Stark im Ausdruck und sanft in der Erscheinung. Gefertigt im mehrfach ausgezeichneten „cut it!“-Prinzip und konst­ ruiert aus einem Stück Blech, verkörpern die Heavy-Metal-­ Designs sinnbildlich den

Trend zu „Weniger ist mehr“. Und zur Nachhaltigkeit. Während der MCBW prä­ sentiert spitzbart treppen® bei seinem ersten OpenHouse -Event 2018 völlig neue, skulpturale Wohnlö­ sungen – auf der Basis kom­ plexer Technik in seiner ei­ genen, klaren Designsprache. Kunstvoll und nachhaltig. Zum Anfassen, Erleben und Kaufen.

& Home Offices im Münchner Werksviertel vor. Es ist konzi­ piert als Ort der Begegnung, des informellen Wissens­ transfers und der Kreativität – die Grundlagen für Innovati­ on. Auf knapp 700 m 2 finden sich Gemeinsschafts-, Bera­ tungsflächen, Rückzugsorte und Lounges. Maßgefertigte, nachhaltige Möbel werden mit Designer-Stücken kom­ biniert, ebenso digitale mit bewährten analogen Arbeits­ mitteln. Sie möchten mehr über die aktuellen Trends moderner ­Bürowelten erfahren? Besu­ chen Sie uns im Werk 3. Dis­ kutieren Sie mit uns und gestalten Sie eine Bürowelt nach Ihren Wünschen. 51 7 MAR, 17 Uhr Erleben Sie NEUE ARBEITSWELTEN bei CSMM: CREATIVE APERITIVO Atelier-/Studioführung Event-Code 1396

30 4 MAR 11 Uhr open house bei spitzbart Atelier-/Studioführung Event-Code 1211

Fotocredit: Benjamin Antony Monn

ARCHITEKTUR


RUBRIK

culture of light Lichtqualität bedeutet Lebensqualität. Erleben Sie im Occhio Store, wie Sie zum Lichtgestalter Ihres Lebensraumes werden können. Donnerstag, 8. März 2018, 18–22 Uhr, Kurzvorträge zur vollen Stunde. Brienner Str. 13 | 80336 München occhiostore.de /briennerquartier 79


KREATIVE LIEBLINGSORTE

Meine neue Lieblingsbar ist seit einigen Wochen die Frank Weinbar in der Residenz­ straße. Candy Calligaro und

MICHAEL RESS, GESCHÄFTSFÜHRER SCHÖNBUCH

FRANK WEINBAR

Ihr Mann Felix Duttenhofer,

Aperitif­Kreationen. Das Essen ist natürlich ebenfalls

die vielen Münchnern noch

lecker und gezielt mit ausgesuchten, regionalen

aus dem Stereo Café bekannt

Produkten zubereitet. Bei der Innengestaltung gefällt

sind, haben vor Kurzem diese

mir, dass der Raum nicht zu groß und daher sehr

Mischung aus Café, Bar und

intim ist. Besonders gerne sitze ich entweder an der

Restaurant in der Residenz

imposanten Bar, aus Muschelkalk gestaltet, an der

eröffnet. Da sie von morgens

man mit vielen interessanten Menschen in Kontakt

um 8.30 Uhr bis nachts um 1 Uhr geöffnet hat, geh ich

kommt, oder an einem der beiden kleinen Tische in

da zu ganz unterschiedlichen Zeiten hin: Am Morgen

den tiefen Fensternischen. Von dort aus kann man das

für mein Lieblingsfrühstück, zum Business Lunch,

Treiben auf der Residenzstraße beobachten. Schön,

zu einem Espresso am Nachmittag, am Abend mit

dass auch bei der Gestaltung viel Wert auf einen

Freunden oder am allerliebsten nach der Oper, meiner

regionalen Bezug gelegt wurde und so eine interessan­

großen Leidenschaft. Das gastronomische Angebot,

te Mischung deutscher Designmarken entstand, unter

wie der Name schon verrät, hat seinen Schwerpunkt

anderem auch Interior­Accessoires von Schönbuch.

bei Weinen aus Franken. Und da ich ein großer

Und schon jetzt freue ich mich auf die ersten warmen

Liebhaber von Frankenweinen bin und auch selbst in

Sonnenstrahlen, wenn dann die große Terrasse im

Franken geboren und aufgewachsen bin, find ich dies

historischen Kaiserhof der Residenz hinzukommt.

natürlich doppelt gut. Und Frankenweine gibt es nicht

Almächt! frank-weinbar.de

PRACHT IST ... laut Duden: „Substantiv, feminin – durch großen Aufwand erreichte, starke, strahlende Wirkung, die auf diese Weise voll zur Entfaltung kommt.“ Pracht ist auch, wenn ein Züricher Architekt, maskulin, eine Friseurwerkstatt in der Maxvorstadt ganzheitlich neu gestaltet – vom Konzept bis ins kleinste Detail. Qualität und Handwerkskunst prägen Architektur und Friseurbetrieb auf allen Ebenen. Der Umbau der hohen Räume zu einer Manufaktur für das Friseurhandwerk im denkmalgeschützten Gebäude von 1889 zeugt von Respekt gegenüber der Bausubstanz und ihren Erbauern. Die neuen Einbauten legen sich sensibel als sichtbare und zugleich kunstvoll gestaltete Schicht auf die freigelegten Wände des Altbaus. Hochwertige, zeitlose und natürliche, aber zugleich robuste und einfache Materialien wie Beton, Holz, Kupfer, Schwarzstahl und Filz bestimmen den harmonischen Charakter des architektonischen Raums. 80

DESIGN SCHAU! 2018

Die Qualität und Nachhaltigkeit der verwendeten Materialien, die in höchstem Detaillierungsgrad handwerklich umgesetzt sind, finden ihre Fortführung in den im Friseurbetrieb verwendeten Produkten. Die Kunst des Friseurhandwerks beherrscht dann auch das zum gelebten Raum perfekt passende, charmante, feminine Team bis ins Detail des liebevoll servierten Cappuccinos und Ingwerwassers – und das ebenso nachhaltig und qualitätsvoll wie die Architektur – von der Eröffnung bis heute. Pracht ist ... ... mein sensationell starker, strahlender Friseur in der Augustenstraße 37! prachtist.de

Fotocredit: Florian Holzherr

nur pur, sondern auch als Basis für außergewöhnliche

PROF. MEIKE WEBER, ARCHITEKTIN

MEIN FRISEUR IN DER AUGUSTENSTR. 37


RUBRIK

UPM PAPEr

YoUr smart choIcE

Wir glauben an Papier – jetzt und auch in Zukunft. Unser breites Angebot an Druckpapieren ist einzigartig, ebenso die hervorragende Umweltleistung und der exzellente Service rund um das Thema Papier. Mit unseren Produkten erreicht Ihre Botschaft Ihre Leser. Um das Papier für Sie zu produzieren, benötigen wir weniger Wasser und Energie als je zuvor und sind damit führend in Sachen Nachhaltigkeit. Profitieren Sie von unserer Leidenschaft für Papier. www.upmpaper.de 81


STREET-ART

Okuda San Miguel schickte von Sendling aus eine „Botschaft der Freiheit“ in seine spanische Heimat. Während er sein erstes „mural“ in München schuf, fand in Madrid die ChristopherStreet-Parade statt. Also provoziert er mit zwei küssenden Frauen, eine davon verschleiert.

ALLES SO SCHÖN BUNT HIER!

„Die Stadt ist so steril. Da haben wir viel Arbeit vor uns.“ dach­ ten der heute 49-jährige Niederländer Niels Shoe Meulman und seine Sprayer-Kollegen in den 80er Jahren über Mün­ chen. Und fingen blutjung und voller Enthusiasmus an, il­ legal und immer in Angst vor Polizeistreifen nächtelang S-Bahn-Züge zu besprühen. Das waren noch Zeiten! Die einer konservativen politi­ schen Wende eben – mit dem frisch ins Amt gewählten Re­ agan, Thatcher und Kohl – und Franz Josef Strauß in Bayern. Denn angefangen haben die heute vielfach in Museen und Ga­ lerien gefeierten Street-Artisten als Rebellen, die ihre System­ kritik teils provokativ an „unschuldigen“ S-Bahn-Waggons und grauen Wänden austobten. Die besaßen zwar anderntags ein frisches farbenfrohes Aussehen. Das freilich missfiel aber vor allem den Eigentümern. Was sich bis heute kaum geändert hat. Vieles andere in dieser Sache schon! So sind etwa die einstigen Outlaws salonfähig geworden. In mehrfacher Hinsicht. Sie müssen sich nicht mehr – um sich vor Strafverfolgung zu schützen – hinter ihren Kürzeln verbergen. Loomit heißt heute auch Matthias Köhler und Won ABC Markus Müller, ganz einfach. Zusammen haben die ­beiden Münchner Sprayer-Legenden erst kürzlich eine

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DESIGN SCHAU! 2018

Fotocredit: Pat Art Lab/RAWplace

Farbenfrohe Bilder statt kahler Hauswände: Künstler erobern die Stadt auf leisen Sohlen


STREET-ART

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STREET­ART

Fotocredit: Pat Art Lab/RAWplace (2)

Metamorphose einer Fassade: SatOne und Axel Void haben ihre Motive abgestimmt. In „Harmony“ – wie man lesen kann – entwickelten sich zwei Explosionen auf den Fassadenhälften: eine farbige und ein Atompilz.

Rechte Seite: Aline Brugel installiert Schwarz­Weiß­ Bilder an Häusern. Die lustigen Menschen wirken darauf, als ob sie in Mauernischen gestopft wurden.

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DESIGN SCHAU! 2018

Fotocredit: ISART/Die Färberei

Die erste ISART unter der Brudermühlbrücke fand schon in den 90er Jahren statt . Die Freiluftgalerie wechselt jährlich ihr Gesicht. Daran sind bis zu 15 renommierte Münchner Sprayer beteiligt, die in entspannter Atmosphäre ihre Vision von Kunst im öffentlichen Raum umsetzen – und sich dabei zuschauen und fotografieren lassen.


Fotocredit: B. V. Hohenstein

STREET­ART

23 Meter hohe Brandmauer an der Bayerstraße 69 im Auftrag von TZ, Sparkasse und der Färberei mit einem haushohen Graffito­Denkmal für den Hitler­Attentäter Georg Elser ge­ staltet. Street­Art­Künstler müssen also nicht mehr subversiv im Untergrund sprayen. Sie erhalten Auft räge von namhaften Firmen, die dadurch als Kunstmäzene und Sponsoren auftre­ ten. Das Ergebnis lassen sie werbewirksam von aller Öffent­ lichkeit bewundern. Gutes Beispiel: Im letzten Sommer sponserte die nicht ganz unbekannte Immobilienfirma Patrizia AG mit ihrem „Pat Art Lab“ ein „SCALE – Urban Wall­Art“ genanntes Happening von 15 teils weltbekannten Street­Art­Künstlern, die auf dem ehemaligen Siemens­Gelände in Obersendling neun Fassa­ den von leerstehenden Bürogebäuden gestalteten – in unter­ schiedlichsten Stilen. Dabei waren etwa Aryz und Okuda San Miguel aus Spanien, Sainer aus Polen, das französisch­öster­ reichische Paar jana & js, Axel Void aus Berlin, DAIM aus Ham­ burg, oder SatOne, Loomit und die Stone Age Kids. Auch der Organisator Daniel Man, der 2014 sein „Eis, Eis­ baby­Projekt“ vor dem Lenbachhaus realisieren durfte, malte mit. Die wohl berühmtesten Teilnehmer waren aber die bra­ silianischen Zwillingsbrüder „Os Gêmeos“, die sich in ihrem ersten Leben als Breakdancer übten. Sich dann aber – da ihnen das Geld für Sprühdosen abging – mit Pinseln, Fassadenfar­ ben und Tapetenrollern ab 1987 ihren inzwischen weltweit bewunderten Graffitis widmeten. Dieser frühe Mangel prägt natürlich bis heute ihren unnachahmlich malerischen Stil, der nicht allein die Tate Modern in London zierte.

„DIE STADT IST SO STERIL. DA HABEN WIR VIEL ARBEIT VOR UNS.“ Niels Shoe Meulman

Schön an dieser internationalen Leistungsschau der Wand­ künstler­Szene ist, dass sie im Freien stattfindet und man die Werke mit genügend Abstand von den knapp 20 Meter hohen Wänden betrachten kann. Nicht so schön: München wird dieses Freilichtmuseum wohl bald wieder verlieren – auf dem Gelände werden dem­ nächst (leider dringend benötigte) Wohnungen entstehen. Aber dennoch darf sich die Street­Art­Szene über München nicht beschweren. Im letzten Jahr erinnerte in der Kleinen Olympiahalle die riesige Ausstellung „Magic City“ in einem speziellen Kapitel an die Anfänge der europäischen Sprayer­Kunst, die ja 1970 in München ihren Anfang nahm. Man rätselte, wer die Urheber der bunten Pracht damals waren. Parallel dazu entwickelte sich in New York die Street Art, die dann nach London und Berlin ausstrahlte – und in Form der „East Side Gallery“ auf der Berliner Mauer schließlich unter Denkmalschutz gestellt wurde. 85


STREET-ART

Rechts oben: Wie sich Geschichte­ wiederholt. Die brennende Streichholzschachtel von NoName im Westend wurde inzwischen mit hellblauer Farbe groß­flächig „beschmiert“.

Darunter der benachbarte, bislang verschonte Specht von Ericailcane. Großes Bild gegenüber: Die un­ übertroffene malerische Klasse der brasilianischen Weltstars Os Gêmeos. Das Bild der Zwillinge erinnert an die Anfänge der europäischen Graffitikunst in München, als S-Bahn-Waggons nächtens besprüht wurden.

Heute gibt es in München zahlreiche Orte, an denen es Spray­ ern offiziell erlaubt ist, sich gegenseitig zu übertreffen und sie ihre Werke ständig übermalen dürfen. Etwa mit dem von der „Färberei“ initiierten ISART-Projekt an der Brudermühlbrü­ cke oder an den Viehhof-Mauern im Glockenbachviertel und an der Donnersberger Brücke. Für dauerhafte(re) Präsenz von „Murals“, wie die Wand­ bilder in der Szene genannt werden, sorgt der gemeinnützi­ ge Kunstverein „Positive-Propaganda“. Mithilfe meist städti­ scher Institutionen werden Hauswände organisiert, die von bekannten internationalen Street-Art-Künstlern mit teils verschlüsselten gesellschaftskritischen Inhalten bemalt werden. In Kooperation mit Amnesty International Mün­ chen zum Thema „Hände hoch für Waffenkontrolle!“ schuf der Berliner KRIPOE an der Dachauer Straße ein Wandbild aus lauter emporgestreckten Fäusten. Ericailcane – auf Italienisch ergibt das sogar einen Sinn – packte in ein Bild mit einem Specht seinen Kommentar zur fortschreitenden Entsolidarisierung unserer Gesellschaft. Während sich der Politaktivist NoName von einer auf dem Boden gefundenen Streichholzschachtel mit der Aufschrift „Sturm“ zu einem Eyecatcher in der Westendstraße inspirie­ ren ließ. 86

DESIGN SCHAU! 2018

Fotocredit: B. v. Hohenstein

Street-Art in der Stadt: Oben: Münchens größtes Wand­ bild beim MUCA wurde von Said Dokins geschaffen.

Mit dem MUCA hat München seit Kurzem auch ein Urban-Art-­ Museum in der Hotterstraße nahe dem Marienplatz. Das Haus zeigt nicht nur wechselnde Ausstellungen, sondern auch sei­ nen Anspruch: mit Münchens größtem Wandgemälde im In­ nenhof, gemalt vom Mexikaner Said Dokins. Fröhlich widmen sich auch andere Institutionen der Urban Art. Die Galerie Kronsbein etwa vertritt den weltberühmten, immer noch anonymen Schablonensprayer Banksy oder die brasilianischen Zwillinge „Os Gêmeos“. Die whiteBOX im Werksviertel gibt auch stilleren Formen der Kunst auf der Straße eine Chance. Etwa der Französin Aline Brugel mit ih­ rem Projekt „CORPS IN SITU IN CITY“. Es zeigt teils lebens­ große, in der ganzen Stadt verteilte Bilder von Menschen in Schachteln, die scheinbar in die Mauern eingelassen sind. Ganz so steril, wie in den 70erJahren von Meulman kons­ tatiert, ist München nicht mehr. Oder doch? �  Joachim Goetz


Fotocredit: Pat Art Lab/RAWplace

STREET-ART

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KREATIV

Ein unerwarteter erfrischender, aber auch inspirierender

QUARTIER

Ort in München ist MUCA – das Museum of Urban and Contemporary Art, das man eigentlich eher in Berlin oder Metropolen wie ROMAN GEBHARD, DESIGNER FLUID DESIGN GMBH

NYC oder L. A. erwarten

Fotocredit: Helena Heilig

KREATIVE LIEBLINGSORTE

würde. Versteckt mitten im Zentrum nahe dem

Marienplatz hinter der Hofstatt, findet man in einem alten Umspannwerk, das nun renoviert den idealen Backdrop bildet für die internationalen Exponate und wechselnden Ausstellungen zum Thema Urban Art. Gleich im selben Gebäude findet man auch das Restaurant Mural, das durch wirklich leckere und kreative Küche mexikanisch angehaucht zusätzlich kulinarisch inspiriert. muca.eu

MUCA

STEPHAN DOESINGER, DESIGNER STYLIAMO

Zu Fuß

im Dschungel der Stadt In München sollte man öfter mal zu Fuß gehen,

das Smartphone in der Tasche lassen und den Kopf nach oben heben. Dann entdeckt man wunderbar gestaltete Fassaden aus den Nachkriegsjahren, auf denen sich Giraffen, Schlangen und Herden anderer Geschöpfe tummeln. Besonders mag ich jenen Hund an einem Haus in der Liebergesellstraße am Englischen Garten, der aus einem Kinderbuch stammen könnte, das man braucht, um die Nacht der schrecklichen Erinnerungen vergessen zu machen. Bei manchen Fassaden muss man dann unweigerlich an die Menschen und die Gebäude denken, die zuvor an derselben Stelle standen. Dann streift man im Vorbeigehen mit der Hand über die Wand, die Finger werden zu einer Plattennadel – und dann – hört man den Dschungel der Stadt!

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DESIGN SCHAU! 2018

Fotocredit: Raphael Just

Besonders für mich ist das Kreativquartier an der Dachauer Straße: Eine kleine inspirierende Insel, die noch nicht gänzlich der Münchner Stadtpolitur unterzogen wurde. Zwischen bemalten Hauswänden trifft man auf freischaffende Künstler, experimentelle Musiker, Lebensmittelfairteiler und grüßende Kinder. CHRISTIAN ZANZOTTI, DESIGNER


STREET-ART

BEYOND ASIA / JENSEITS VON ASIEN

KAUF LOKAL – Hirmer kann München

Im Rahmen der MCBW werden erstmalig Designer des asiatischen ANBD-Netzwerks in München prä­ sentiert. Die Ausstellung zeigt unterschiedliche neue Positionen aus Korea, Japan, Taiwan, China und weiteren Mitgliedsländern des Verbands. Bis zu 150 verschiedene Arbeiten geben Einblick in die zeitgenössische asiatische Gestaltungswelt – auch »jenseits von Asien«.

Nach dem großen Erfolg der sympathischen Ak­ tion KAUF LOKAL wird das Hirmer Stammhaus in der Kaufingerstraße auch 2018 für einen Monat die zweite Heimat für Münchner Macher aus Mode, Handwerk, Genuss und Lifestyle sein. Über 40 Mar­ ken präsentieren vom 5. Februar bis einschließlich 3. März 2018 ihre Produkte und laden die Besucher mit Special Editions und Tastings zum Probieren und Entdecken ein. In einer Zeit, in der die In­ nenstädte zusehends von großen Handelsketten vereinheitlicht werden, setzt diese gemeinsame Aktion mit ihrer Vielfalt interessanter Münchner Labels einen wohltuenden Gegentrend.

7 3 – 11 MAR Asian Network beyond Design Ausstellung Event-Code 1399

3 3 MAR 9:30 Uhr KAUF LOKAL – HIRMER KANN MÜNCHEN Aktion Event-Code 1272

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KOMMUNI­ KATION

Sinnliche ALGORITHMEN Über neue Schriften für analoge und digitale An­wendungen. ­Veronika Burian von TypeTogether im Gespräch mit Boris Kochan. Boris Kochan: Ich stelle mir vor, ich würde gerne ein Magazin machen und brauche geeignete Schriften dafür. Wodurch zeichnet sich eine Schrift für ein Magazin aus? Und warum wende ich mich dafür an Veronika Burian und deine Schriftenfirma TypeTogether? Veronika Burian: Erst einmal musst du dir selber ein paar Fragen stellen: Was ist das für ein Magazin, und für wen ist das gemacht? Ist es ein Wirtschaftsmagazin oder ein Lifestyle-Guide? Welche thematische Ausrichtung hat es, wer sind die Zielgruppen, was ist der Inhalt der Zeitschrift? Davon hängen dann die visuelle Atmosphäre und die Funktionalität der Schrift ab. Für ein Lifestyle-Magazin etwa sollte man nicht unbedingt eine universale, langweilige Schrift nehmen. Boris Kochan: Du meinst, die Helvetica wäre dafür nicht so geeignet? 90

DESIGN SCHAU! 2018


KOMMUNIKATION

Veronika Burian: Die Helvetica wäre viel zu sachlich. Schriften funktionieren auf einer sehr emotionalen Ebene. Wobei sich kaum ein Leser mit Schrift beschäftigt oder gar deren Wirkung einschätzen kann. Jedoch: Sobald du eine Zeitschrift öffnest, gleicht das Unterbewusstsein Erfahrungen ab und gibt Signale, ob du eine Fachzeitschrift in der Hand hast oder eher eine Studentenzeitung. Im Gegensatz zu vielen anderen kommunikativen Aufgaben ist es für die meisten Magazine notwendig, gleich über eine ganze typografische Palette zu verfügen: Mit nur einem Schriftschnitt kommt man da nicht aus. Es braucht mindestens eine Schrift für den Bodytext, auch Grund-, Lauf- oder Fließtext genannt, weiter eine für Überschriften und schließlich so etwas wie eine Auszeichnungsschrift. Boris Kochan: Was ist eine Auszeichnungsschrift? Veronika Burian: Das sind Schriften zum Beispiel für die Seitenzahlen oder für den Namen des Autors, manchmal auch für Bildunterschriften. Sie bilden eine Art zweiter oder dritter Textebene und müssen entsprechend multifunktional sein. Das Emotionale hingegen wird zuallererst über die Schrift der Headlines angesprochen. Und zu deiner eingehenden Frage, warum gerade wir bei TypeTogether für solche Publikationen die Richtigen sind: Editorial Design braucht die vorher beschriebene Vielfältigkeit und damit die Kompatibilität verschiedener Schriften beziehungsweise schon als Grundlage große Schrift­ familien. Das ist unsere Spezialität – und wir sind im Bereich von Zeitungen, Zeitschriften und Büchern – zumindest qualitativer – Marktführer. Boris Kochan: Sollte ich nun jedoch ein schwieriger Kunde mit sehr eigenen Vorstellungen sein, was passiert dann? Veronika Burian: Dann gibt es eben Modifizierungen. Das hängt aber ein bisschen mit deinem Budget zusammen … Boris Kochan: Nun gibt es ja auch Schriftschmieden, die sich auf Modemagazine spezialisiert haben. Da gibt es dann zum Beispiel eine ganz haardünne Schrift, die über eine ganze Seite gezogen wird … Veronika Burian: Das ist sehr typisch für Mode. Wir haben eher klassisch angefangen. Eine unserer ersten Schriften war die KARMINA: entworfen speziell für die Zeitungsgestaltung, für ungestrichenes, raues Papier in eher schlechter Qualität. Mit großen Binnenräumen zum Beispiel beim o oder p und starken Serifen, ausdrucksstark und sehr gut leserlich auch in sehr kleinen Schrifttypen. Mit der Zeit haben wir dann auch zunehmend Titelschriften konzipiert. Eine unserer Schriftfamilien, die FINO, wird sehr gerne von der Modebranche genutzt: großer Kontrast mit Art-déco-Zitaten und dabei sehr schmal laufend.

Boris Kochan: Wir haben bisher ausschließlich über Print geredet oder? Wie sieht es denn aus mit der digitalen Seite der Typografie? Veronika Burian: Von der konzeptionellen Seite eine Schrift zu entwickeln ist das sehr ähnlich. Es gibt sogar einige Herausforderungen, die vergleichbar sind: Was beim Zeitungsdruck Schriften mit großen Punzen – also den Binnenräumen– notwendig macht, spielt genauso eine Rolle auf dem Bildschirm, nämlich Anwendungen von schwarzen oder dunklen Texten auf hellem Grund. Die Helligkeit des Screens überstrahlt die Buchstaben leicht, und diese braucht entsprechend offene Räume. Was aber in digitalen Anwendungen sehr anders ist, sind die technischen Rahmenbedingungen. Zum Beispiel gibt es jetzt Variable Fonts …

Also sprac

Boris Kochan: Was bitte ist ein Variable Font?

Veronika Burian: Üblicherweise besteht eine Schrift­ familie aus einzelnen Schriftschnitten – also von „Ultra-Thin“ bis „Ultra-Black“ mit vielleicht zehn Schnitten. Dazu noch eine „Condensed“ und eine breit laufende. So kommen schnell mal 80 oder gar 100 Schnitte zusammen. Variable Fonts sind so gemacht, dass du eigentlich nur einen Schnitt hast, eine Art inneren Schriftkern. Und dieser Kern kann sich in alle möglichen Richtungen verändern. Das ist eine mathematische Formel, ein Algorithmus. Und wenn

Die Schrift Literata hat Type Together für Googles eBookApp entwickelt: herausragende Leserlichkeit plus große eigenständige Visualit: Einfach das große K anschauen ...

Анна Каренин

To Kill A

Cincuenta so

Η Δημοκρα

Till Eu 91


KOMMUNIKATION

NICOLE

KIDMAN by

KATIE RICH

ng ago that NICOLE KIDMAN was signed on for a WOODY ALLEN movie project ng in Europe, and then bailed at the last minute leaving Kate Winslet to take her Spannende Kontraste zwischen ganz dünnen und kräftigeren Strichstärken, dabei sehr klassisch und modern zugleich: die Schrift FINO, besonders gern von Modemagazinen verwendet

du diesen Kern definiert hast, kannst du innerhalb des vorgegebenen Rahmens die Schrift in jeder beliebigen Art einfach mit ein paar Reglern oder Slidern am Bildschirm modifizieren, bis sie dir gefällt, und das wird dann automatisch generiert. Boris Kochan: Wenn ich das richtig verstanden habe, ist das mal wieder so eine typisch technisch getriebene Innovation, bei der jetzt zu Beginn noch niemand wirklich durchdrungen hat, was man damit alles machen kann? Veronika Burian: Es ist wirklich noch sehr jung. Die Technik wurde erst 2016 in Warschau auf der Konferenz der Schriftentwickler, der ATypI, veröffentlicht. Bisher weiß noch niemand, wie man es vermarktet. Welchen Preis man für eine derart entwickelte Schrift verlangen kann. Das ist sehr abstrakt. Bei der nächsten Schrift, die wir veröffentlichen, werden wir den Variable Font erst einmal gratis dazu geben. Wer das ganze Paket kauft, bekommt den Variable Font kostenfrei mit dazu. Boris Kochan: Wie macht ihr das eigentlich alles? Ihr seid ja keine Riesenfirma … Veronika Burian: José Scaglione, mein Geschäftspartner, und ich haben TypeTogether 2006 gegründet. Damals war ich noch bei Dalton Maag – einer englischen Schriftenschmiede, später bin ich in die USA gezogen. Damals wie heute arbeitet José in Argentinien, ich bin mittlerweile in Spanien. Wir haben kein repräsentatives Gebäude, geschweige den ein Büro: Wir sind ein virtuelles Studio. Inzwischen sind wir acht Leute, die auf der ganzen Welt verteilt arbeiten.

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DESIGN SCHAU! 2018

Boris Kochan: Wie arbeitet ihr zusammen? Veronika Burian: Am Anfang waren es wirklich nur José und ich. Wir waren beide für alles zuständig und teilten uns je nach Projekt und Verfügbarkeit. Mit der Zeit reichte das nicht mehr aus, und wir holten uns Hilfe. Bis heute managen wir die Firma und gestalten unsere Schriften zusammen. Inzwischen haben wir allerdings eine strukturiertere Rollenverteilung und einen klaren Projektverlauf mit mehreren Stadien und Aufgaben. Das Team kommuniziert hauptsächlich online mithilfe von speziellen Softwareanwendungen, und es gibt alle zwei Wochen ein Video­meeting oder je nach Bedarf eines im kleineren Kreis. Mit José rede ich fast täglich über VOIP. Heute ist unsere Arbeitsweise nichts Ungewöhnliches mehr, aber vor elf Jahren war es für viele unvorstellbar, Schriften im Team über die ganze Welt verteilt zu entwerfen. Boris Kochan: Du hast ja ursprünglich Industriedesign studiert. Ziehst du daraus heute Ressourcen, die dir beim Type Design helfen? Veronika Burian: Ich glaube schon. Schrift ist, zumindest für mich, nichts Abgehobenes, ist nicht „arty-farty“, sondern hat wirklich eine ganz klare Funktion. Ähnlich wie im Industriedesign geht es bei Schrift auch um die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine beziehungsweise Mensch und Objekt. Der Unterschied: Bei Schrift geht es um Informationsübermittlung statt um die Handhabung eines Produktes. Boris Kochan: Du siehst dich also nicht als Schriftkünstlerin?


KOMMUNIKATION

Veronika Burian: Meine Schriften sollen genutzt werden. Sie sollen nicht als Kunstwerk bewundert werden, sie sind dazu da, gelesen zu werden. Sie sollen dem Leser helfen … Boris Kochan: Das klingt sehr trocken, technisch. Gibt es keinen ästhetisch-sinnlichen Bezug zur Schrift? Hast du einen Lieblingsbuchstaben? Veronika Burian: Das „K“. Im Deutschen wird es viel benutzt, in anderen Sprachen, wie dem Englischen, kommt es wiederum so gut wie gar nicht vor. Dieser Buchstabe eignet sich besonders, damit zu experimentieren. Vor allem im kursiven Schnitt kannst du sehr expressiv sein. Es gibt ein paar Buchstaben, da können Schriftentwerfer ihre Kreativität austoben. Bei einem kleinen „i“ – was willst du da machen? Das kleine „Scheisserle“, da kannst du vielleicht noch ein Pünktchen darauf machen, aber nicht wirklich viel mehr. Das „S“ mag ich auch noch recht gern. Das ist sehr sinnlich.

Boris Kochan: Noch eine letzte und persönliche Frage: Du hast eine ganz besondere Beziehung zu München? Veronika Burian: Ja, natürlich! Ich bin nach der Flucht aus Prag mit meinen Eltern hierhergekommen und aufgewachsen. Ich habe hier meine Schulzeit verlebt und ein sehr klares und sehr inniges Verhältnis zu München. Insofern freue ich mich auch ganz besonders, dass wir als TypeTogether die Münchner Designwoche MCBW mit unseren Schriften für dieses Magazin unterstützen können …

Die heraus­ragende Kompetenz von ­TypeTogether für Editorial Design nutzt auch das ­DESIGN SCHAU! Magazin: Herzlichen Dank an Veronika Burian und José Scaglione, dass sie den Magazingestaltern ihre gesamte Schriften­bibliothek zur Ver­fügung gestellt haben.

kkkkkkkk Boris Kochan: Du hast also doch ein sinnliches Verhältnis …

Veronika Burian: Ja, sicher, ich gestalte ja Formen. Formgebung ist ein fundamentaler Bestandteil des Schriftentwurfs! Da geht es schließlich um schöne und sinnliche Kurven, und mit der Zeit entwickelt man ein Gefühl dafür und ein Auge. So wie ein Musiker ein Ohr, ein Gehör entwickelt. Und wenn die Kurve nicht stimmt, dann fühlt sich das an wie ein Dorn im Auge. Portada, Karmina und Abril – dreimal kleines, kursives k: Sinnlich beschwingt, aufrecht dynamisch mit Stechschritt oder opulent traditionell

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KREATIVE LIEBLINGSORTE

„Cornern“ im Westend SEBASTIAN DOPPELHAMMER, ARCHITEKT, CO.MOD ARCHITEKTEN

Mein kleiner Lieblings-„Geheimtipp“ ist das „Cornern“ im Westend! Und zwar im Speziellen an der Kreuzung Park-/ Schwanthalerstraße. Hier trifft sich die kreative Szene aus dem Westend im Sommer fast täglich auf ein Eis aus dem Punto Gelato (Eisdiele), einen Aperitif im Café Marais (Café im französischen Stil, alle Einrichtungsgegenstände können erworben werden)

bzw. Marais Soir (tolle französische, mediterrane Küche), ein kühles Augustiner auf dem Gehweg, vor dem Secondhandladen Herrenabteilung/ Damenabteilung oder auf der Bierbank vor unserem Architekturbüro. Hier ist immer was los, und man erfährt den neuesten Klatsch & Tratsch aus dem Viertel. Westend, wir lieben dich!

Alles

Wurscht!

In Schwabing am Nikolaiplatz, nahe dem Englischen Garten, steht ein kleines PROF. MICHAEL LANZ, DESIGNER & MANAGING PARTNER DESIGNAFFAIRS GMBH

Häuschen, das es in sich hat, denn hier verbirgt sich hinter dem eher unscheinbaren Imbissschild die wahrscheinlich coolste Wurstbude Deutschlands. Und hier gibt es nicht nur hervorragende Würste in allen Variationen, „Alles Wurscht“ ist auch eine super Partylocation, denn die „Bude“ bietet weit mehr Platz, als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Mit seinem romantischen Gastgarten, dem „Gesellschaftsraum“ im hinteren Teil und dem hier schon einige Leute unter, sodass sich die Location sowohl für private Feste als auch kleinere Firmenevents hervorragend eignet. Unbedingt mal hingehen! alles-wurscht.com

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DESIGN SCHAU! 2018

Fotocredit: Alles Wurscht

eigentlichen Gastraum vorn bringt man


KOMMUNIKATION

MIESBACH VERBINDET LIFESTYLE

mit oberbayerischen Traditionen Im südlich von München gelege­ nen Landkreis Miesbach entwi­ ckeln Architekten, Kreative und Unternehmer zukunftsweisen­ de Projekte. Vor der Kulisse der Berge und Seen. Und jenseits der gängigen Klischees. Für Mathias Leidgschwend­ ner ist sein Heimatort Hausham die ideale Umgebung, um kreativ zu arbeiten. Dort publiziert der Art Director, Fotograf und Grafi­ ker das Kunst­ und Modemaga­ zin Fasson, das mit dem German Design Award 2017 ausgezeich­ net wurde. Auch die Modedesignerin und Bundessiegerin für Damenmaß­ schneiderei, Katharina Probst, entwirft, wo sie aufgewachsen ist. In ihrem Valleyer Atelier kre­ iert sie mit ihrem Label Unikäthe unter anderem hochwertige, res­

sourcenschonende Mode, indem sie „alten“ Kleidungsstücken eine neue Form verleiht. Es ist unbestreitbar: Der Land­ kreis hat viele kreative Köpfe und Macher hervorgebracht. Und mit seiner Strahlkraft zieht er auch andere von überall her an. So wie Diplom­Designer Ma­ ximilian Kolb. Lange arbeitete er in München und Dubai. Seit 2016 fi ndet er mit seinem Unterneh­ men MaxMillion unkonventio­ nelle Produktdesign­Lösungen für BMW, Lacoste oder Red Bull in seiner Werkstatt in Miesbach. Der Landkreis bietet mit sei­ ner Natur und der lebendigen Kultur, wonach Designer und Kreative suchen: Raum für inno­ vatives Schaffen. In Zukunft sol­ len noch mehr Orte entstehen, an denen innovative Menschen

gemeinsam Neues auf die Beine stellen können. Denn sie sind es, die mit ihren frischen Impulsen wesentlich zum Erfolg unserer Region beitragen. Einen Einblick in die Fülle des kreativen Poten­ tials bieten Veranstaltungen im Landkreis und ebenso im MCBW FORUM.

18 6 MAR 17 Uhr MCBW meets Miesbach #CreativeTeaTime Podiumsdiskussion Event-Code 1200

66 10 MAR 19 Uhr MCBWmeetsMB #Burning4Design Aktion Event-Code 1201

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KOMMUNIKATION

NICHT BLOSS DEKO

Kaum zu glauben, was man mit Folien alles machen kann – ­Material mit Wow-Effekt.

Ins Auge stechen zunächst die ästhetischen Möglichkeiten, die dekorativen Aspekte. Metallisierte Prägefolien vom in Bayern ansässigen Weltmarktführer KURZ sind ein Blick­ fang, der den Betrachter in Bann zieht. Die Folien wechseln unter verschiedenen Blickwinkeln die Farbe, etwa von ei­ nem kühlen Smaragdgrün hin zu einem kräftigen Violett. Geschickt auf einer Verpackung appliziert, zeigen sich sogar beide Farben gleichzeitig. Damit lassen sich hochwertige Er­ zeugnisse – Parfum, Schmuck, Uhren – attraktiv und ange­ messen verpacken. Die stehen in vielen Regalen und fallen auf – das ist der Plan. Effektvolle Eyecatcher versperren manchmal aber auch den Blick auf andere Kostbarkeiten. Auf die schier unzähligen Möglichkeiten nämlich, die KURZ nicht nur mit seinen deko­ rativen, sondern auch mit seinen funktionellen Beschichtun­ gen bietet. Die technischen Errungenschaften ermöglichen nicht nur trendig attraktives Oberflächendesign, sondern auch metallisierte, pigmentierte und holografische Präge­ folien für Verpackungen oder Printprodukte. Das Unternehmen entwickelt und produziert auch auf Trä­ gerfolien applizierte Funktionsschichten. Dazu zählen etwa Oberflächenfinishes für Elektronikgeräte oder Automobiltei­ le, Schutz- und Dekorlacke für Möbel oder Haushaltsgeräte. Daneben können auch Echtheitskennzeichen für Markenar­ tikel appliziert werden – was deren Fälschungssicherheit er­ höht. Auf diese Technik verlassen sich über 80 Länder überall auf der Welt. Denn seit 30 Jahren ist KURZ global führender Anbieter von Sicherheitsfolien und Folientechnologie für Banknoten, die so gegen Fälschungen gesichert und optisch aufgewertet werden. Verwendet wird dafür die geschützte KINEGRAM-Technologie der schweizerischen Tochterfirma OVD Kinegram. 96

DESIGN SCHAU! 2018

Verpackungsdesign in Höchstform: Sowohl die optischen als auch die haptischen Sinne werden mit Folie und Prägetechnik angesprochen.


KOMMUNIKATION Flächen, die einem ­entgegenkommen: Durch die Spatial-FXTechnologie erscheinen zweidimensionale ­Flächen dreidimensional.

Glänzende Labels: Sowohl auf Papier- und Kunststoffetiketten als auch direkt auf Glas aufgetragene Folien versetzen die Produkte optisch in eine andere Dimension.

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KOMMUNIKATION Praktisch und ansprechend: Alle Funktionen lassen sich über das Touchdisplay bedienen.

Durchleuchten: Mit KURZ-Folie dekorierte und hinterleuchtete Bauteile für das Auto-Interieur. Oft mit Touchsensoren ausgestattet, kann etwa die Helligkeit oder Farbe eingestellt werden. Ganz sicher: Für jeden Geldschein gibt es eigens ausge­tüftelte Sicher­ heitsmerkmale zum Kopierschutz. Und dies in ansprechender Ästhetik.

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DESIGN SCHAU! 2018


KOMMUNIKATION Ästhetik beim Sporttreiben: Metallic- und Schimmerlook unterstreichen Kraft und Geschwindigkeit.

Nicht mehr wegzudenken: In jedem Bereich der Mode­ industrie sind in­zwischen Folien zu finden. Metallic hat sich als lang­fristiger Trend durchgesetzt.

Nicht nur auf dem Geldmarkt ist man sicherheitstechnisch aktiv. Zum Schutz von Dokumenten wie Pass, Personalaus­ weis oder Führerschein stellt man Hochsicherheitsfolien her. Als Innovationsführer konzentriert sich die Entwick­ lungsarbeit heute auf die Integration digitaler und physischer Sicherheitstechnologien oder die Echtheitserkennung mittels Smartphone. Wie sich Haushaltsgeräte in Designerstücke verwandeln lassen, zeigt KURZ mit neuartig hinterleuchteten Oberflä­ chendesigns, die etwa Designerkühlschränken noch mehr den Charakter von Möbeln. Küchen werden ja immer öfter in Wohnräume integriert. Spritzgießteile werden schön und sogar smart, wenn anspruchsvolle Designs und Touchsen­ sorik mittels applizierter Folien ins Kunststoffteil integriert werden. Wichtig wird dies beim Autoinnenraum oder auf Ge­ rätefronten. Mechanische Tasten werden dort immer öfter durch Touchscreens ersetzt, und zudem setzt man auf den Bedienfeldern gerne spielerische Lichtakzente. Mit die schönste Veredelung gelingt jedoch im Textil­ bereich. Denn metallische Folien sind aus der Mode kaum mehr wegzudenken. Sie werden auf vorbehandelte Textilien, Kunst- und sogar Echtleder appliziert. Die außergewöhnli­ chen Effekte gelingen durch Kombination hochmoderner Fo­ lientechnologie und widerstandsfähigem Bindemittel. Beim Bedrucken von Textilien mit Transferpressen wird das Lack­ paket mit Hitze und Druck von der Trägerfolie abgelöst. Der hitzeempfindliche Kleber geht sofort eine feste Verbindung

mit dem vorbehandelten Stoff oder Kunstleder ein. Der Kunst­ griff: Die Folie haftet nur dort auf dem Stoff, wo der Kleber vorgedruckt ist. Was dabei herauskommt, wenn Avantgardisten und Krea­ tive der Deutschen Meisterschule für Mode/Designschule München mit den exquisiten Textilfolien von Kurz arbeiten, lässt sich während der DESIGN SCHAU! anschaulich bewun­ dern. Und später im Juli auch auf den großen Modenschau­ en, die die Deutsche Meisterschule jährlich veranstaltet. �  Fabienne Burkhardt

6 3 MAR 10 Uhr bonus18 Aktion Event-Code 1186 99


RUBRIK KREATIVE LIEBLINGSORTE

Dieses Restaurant mit und dem besten Patissier Deutschlands Christian Hümbs spielt in einer anderen Liga. Das gemeinsame Ziel – der dritte Stern – wurde JOSEF THALER, STERNTHALER

KLAUS­MARIA EINWANGER, FOTOGRAF

im Herbst 2017 erreicht. Ist das eher abschreckend – nein gar nicht. Das super-

Morgens um 8 Uhr tref-

Ritual, vor der Arbeit

schöne Ambiente, der fantastische Wohlfühlservice

fen wir uns immer zum

ein lockerer Plausch …

geben einem das Gefühl, genau am richtigen Platz zu

Café im Le Copain in der

Ansonsten liebe ich

sein. Für mich ein abendfüllendes Vergnügen, das

Hofstatt, seit Jahren ein

die Hirmer Tagesbar,

ich unbedingt empfehlen kann – ich freue mich jetzt

Ritual, dabei sind der

ein echtes Juwel. Und

schon auf den nächsten Besuch! bayerischerhof.de

Optiker vom Rathaus,

mittags geht’s in Wolf‘s

der Chef von Hirmer,

Brotzeitladen, billig

die Geschäftsführerin

und gut, leider stehen

vom SOS Kinderdorf,

mittags die Leute bis auf

ein Falkner und ein

die Straße … lohnt sich

Wirt von der Tagesbar

aber!

bzw. auch immer wieder wechselnde Besetzung. Hier geht es eher um das

Le Copain

Das Atelier im Bayerischen Hof!

BIERGARTEN. AUGUSTINER, HIRSCHGARTEN, AUMEISTER

ANNE BERGNER, DESIGNERIN, BERATERIN IN MÜNCHEN + PROFESSORIN FÜR INTEGRIERTES PRODUKTDESIGN IN COBURG

Als geborene Münchnerin

lange sitzen bleiben, wie man mag. Auch im Winter

sind für mich Biergärten

treibt es die hartnäckigen Münchner beim kleinsten

eine Institution, die bei mir

wärmenden Sonnenstrahl raus auf die Bierbänke. Ich

„Instant-Heimatgefühle“

mag die großen, traditionsreichen Biergärten wie den

auslöst. Sie sind wirklich

Augustiner, den Hirschgarten oder den Aumeister.

„demokratische“ Orte, an

Besonders gern sitze ich aber auch im Biergarten des

denen man auf der Bierbank zusammenrückt, alle

Hofbräukellers am Wiener Platz. Als Kind bin ich um

an der gleichen Schlange fürs Bier anstehen und

die Ecke in die Schule gegangen, und unser Sport-

jeder sein Essen selbst mitbringen kann. Früher

platz grenzte an die damals noch aktive Brauerei.

war das schlichte Notwendigkeit, heute trägt diese

Den lauwarmen Maischeduft, der unsere sportlichen

Großzügigkeit der Wirtsleute zur entspannten und

Versuche begleitete, habe ich immer noch in der Nase,

toleranten Atmosphäre in den Biergärten bei. Auch

wenn ich mich dort im Biergarten mal wieder den

was die Verweildauer angeht, denn hier kann man so

ganzen Abend „verbock“.

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DESIGN SCHAU! 2018

Fotocredit: (r.) martin erd

Küchenchef Jan Hartwig


RUBRIK

Mohn Media

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KOMMUNIKATION

WELCHES WASSER DARF NICHT UNTERGEHEN?

WELTPREMIERE VON DREI NEUEN UND INNOVATIVEN WASSERKONZEPTEN AUF DER MCBW 2018.

Welche Konzepte nach der MCBW nicht unter­ gehen dürfen, entscheidet das Publikum der Veranstaltung – durch Verkosten und Voten der Konzepte. Wasser ist in aller Munde. Trinkwasser ist längst vom einfachen Durstlöscher in der westlichen Welt zum Kulturgut avanciert. Das Spektrum der angebotenen Mineralwasser ist unübersehbar geworden. Die aktuelle Trinkkultur reicht von der preisgetriebenen Nichtwert­ schätzung des billigen Discountwassers bis zum Lifestylewasser, das durch gesteigerte Rationalität und Kultiviertheit dem Wert des Produkts „Wasser“ huldigt. Braucht es da wirklich noch weitere Wasser? Der Markenexperte und Innovationsberater Michael Heintschel hat drei beachtenswerte WasserStart-ups für uns ausfindig gemacht, die mit radikal neuen Angeboten den Wassermarkt bereichern wollen. Ihre disruptiven Ansätze grün­ den auf den Quellen menschlicher Urbedürfnisse und neuesten wis­ senschaftlichen Erkenntnissen – und schwimmen deshalb wohltuend gegen den Strom der etablierten Wassermarken. Auf der MCBW 2018 werden die drei innovativen Wasserkonzepte erstmals der Weltöffentlichkeit präsentiert. Im Pool steht zur Auswahl: ein Wasserkonzept, das durch seine einzigartige Story der Entstehung im Segment der Luxuswasser sicher ganz oben mitschwimmen wird. Als zweites ein Wasser, das gespeicherte Klanginformationen an die Zellen im Körper weitergibt und sie dadurch zum Schwingen bringt. Und schließlich ein Wasser, das wie ein Mahnmal verdeutlicht, wie bedroht das wertvolle Nass auf unserem blauen Planeten ist – und einen bestenfalls zum Tun veranlasst. Alle Besucher sind zum kostenfreien Probieren der Wasser eingela­ den: im Forum der MCBW – und an all den „Wasserstellen“, an denen die Flaschen mit dem Aktionslogo „Wie ist das Wasser?“ auftauchen. Zur De­ gustation und Selbstsuggestion – und um zu voten, wie unverzichtbar oder überflüssig das eine oder andere der drei Trinkwasserkonzepte ist.

Alle Informationen zu den Wasser­konzepten und Möglichkeiten zum Voten unter: wie-ist-das-wasser.de. Der Markenexperte und Innovationsberater Michael Heintschel fischt aus dem Pool innovativer Wasserkonzepte drei zur Auswahl für das Publikum der MCBW 2018.

Zur Degustation, Selbstsuggestion und um zu voten: Drei innovative Wasserkonzepte werden auf der MCBW 2018 erstmals aus der Taufe gehoben. 102

DESIGN SCHAU! 2018


3–11 MAR 2018

CREATE BUSINESS! Neun Tage Workshops, Vorträge, Konferenzen Das MCBW Programm für Professionals www.mcbw.de/create-business 103


KOMMUNIKATION

INFLUENCER – NICHT ANSTECKEND Sollte es aber sein.

Als eigentlichen Vater aller Influencer kann man den Münchner Herrmann Schülein sehen, der in den 1940-er Jahren der bis dato eher unbekannten US-Biermarke Rheingold durch den Einsatz von Prominenten in der Werbung zu ungeahntem Erfolg verhalf. Aber nicht nur prominente Testimonials, auch die unbekannten netten „Mädchen von nebenan“ beeinflussten den Bierverkauf immens: Diese wurden beim spektakulär populären „Miss Rheingold“ Wettbewerb, bis 1968 ausgetragen, jährlich gekürt, hier die Gewinnerin von 1956, Hillie Merritt Mahoney (links) mit einem Gast.

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DESIGN SCHAU! 2018


KOMMUNIKATION

Es gibt da ein Wort, das lässt keinen gleichgültig: „Influencer“ – probieren Sie es mal aus! Sie ernten Augendrehen, demonstra­ tive Gleichgültigkeit oder sogar Zähnefletschen. Warum das so ist, liegt nicht daran, dass es die Gesprächspartner mit einer Infektionskrankheit verwechseln. Laut Wikipedia beschreibt der Begriff eine Person, „die auf­ grund ihrer starken Präsenz und ihres hohen Ansehens in einem oder mehreren sozialen Netzwerken eines kommerzia­ lisierten Internets für Werbung und Vermarktung infrage kommt“. Also eigentlich gar nicht so was Neues. Promis aus Sport und Unterhaltung fahren seit Jahrzehnten vor laufen­ den Kameras mit Kleinwagen rum oder kauen begeistert klei­ ne bunte Schaumgummitiere. Im Bereich Mode und Design gehören Testimonials zum guten Geschäft. Zu verlockend ist der psychologische Effekt, Leistungen der vertrauten Person auf die eigenen Produkte zu transferieren. So entwickelte sich in den vergangenen 50 Jahren eine ganze Reihe von Medien­ marken, die sich über diese Werbeanzeigen oder auch Foto­ strecken im Graubereich der Schleichwerbung finanzierten. Gerade in Fluren dieser Magazine findet man übrigens die lautesten Zähnefletscher, wenn das „I-Wort“ fällt. Hinter dem Begriff des Influencer-Marketings versteckt sich nichts Geringeres als eine Befreiungsbewegung: die Emanzipation des Testimonials. Dank Facebook, Instagram und Youtube müssen Werbende nicht mehr über Bande spie­ len. Warum sollte ein Unternehmen zur Einführung einer neuen Designlinie noch Mediabudget in die Schaltung ganz­ seitiger Anzeigen pumpen? Viel zielgruppenspezifischer – und noch dazu mit belegbarer Reichweite – kann es Werbung in den sozialen Netzwerken platzieren: Auf dem Facebook-, Youtube- oder Instagram-Kanal eines Bloggers, Models oder Sportlers kann es seine Botschaft in Wort, Bild und Video un­ terbringen und ersetzt damit Printanzeige, Radiowerbung und TV-Spot. Influencer sind die Medienmarken der Zukunft. Aber wie steht die Medienstadt München in dem Bereich eigent­ lich da? Um es gleich zu sagen: nicht gut! Die Seite www. influencerwiki.de hat eine Rangliste der digitalen Drahtzie­ her auf Basis ihrer Follower und Interaktionen erstellt. Dem­ nach laufen in München nicht viele Strippen zusammen – au­ ßer beim FC Bayern. Der Sportverein findet sich mit seinen Social-Media-Accounts auf Platz 4 der deutschen Influen­ cer-Accounts – gleich hinter den hibbeligen Zwillingen Lisa und Lena. Einen Platz dahinter steht bereits der Name Manuel Neuer. Der Torhüter sammelt auf Instagram im Durchschnitt 334.118 Likes pro Foto. Erst auf Platz 13 findet man mit Jérôme Boateng (4,8 Millionen Insta-Abonnenten) den nächsten Münchner. Einen Platz vor Thomas Müller, der sich mit sei­ nem Account „esmuellert“ immerhin über 4,7 Millionen Follo­ wer freuen darf. Der erste Nichtsportler aus München findet sich auf Platz 31: Elyas M’Barek mit 2,2 Millionen Followern auf Instagram. Und dann kommt noch Lena Gercke auf Platz 41 – bekanntlich auch wieder mit FC-Bayern-Verdrahtung. Wo ist die Mode? Wo ist die Musik? Wo ist das Design? Wo sind die Blogger? München, so oft als Stadt der Schönen und Reichen be­ zeichnet, hat diesen Titel im Netz längst an Köln und Ham­ burg abgegeben, wo die großen Youtube-Stars und BeautyBlogger sitzen. Mit Blick auf die Historie ist der Zustand be­ sonders ärgerlich. Schließlich haben wir jüngst in der Bieraus­ stellung im Jüdischen Museum gelernt, dass der Münchner Hermann Schülein als Erfinder des Influencer-Marketings

Ganz schön mächtig – Blogger beeinflussen nachhaltig und überzeugend.

33 3 MAR 10 Uhr Blogger Market Aktion Event-Code 1386

gilt. In den 1940er-Jahren machte der langjährige General­ direktor der Löwenbräu AG die bis dahin unbedeutende New Yorker Bierfirma Rheingold nach seiner Emigration in die USA zu einem gefragten In-Drink. Sein Erfolgsrezept: In seinen TV-Spots prosteten Stars wie Louis Armstrong, Ella Fitzgerald oder John Wayne den Zuschauern zu. John Wayne hat bei Face­book heute 2,5 Millionen Fans – mehr als der er­ folgreichste Münchner Schauspieler. Die Facebook-Seite von Elyas M’Barek zählt lediglich 2,4 Millionen Fans. Es ist in München also höchste Zeit für die vereinte Ein­ flussnahme: Im Rahmen der MCBW veranstaltet das Stadtblog MUCBOOK ein Bloggerfestival für die bessere Vernetzung der digitalen Boheme. Am Samstag, den 3. März 2018, sind Blogger, Podcaster, Youtuber, Marketingprofis und Interessierte aus den elf Bereichen der Kreativwirtschaft zum 2. MÜNCHNER BLOGGER MARKET eingeladen. Das Pop-up-Hotel The Lovelace bietet tagsüber auf allen Ebenen Workshops, Vor­ träge und Best-Practice-Beispiele, bevor am Abend die große „MCBW Opening by MUCBOOK“-Party zum Feiern einlädt. �  Marco Eisenack

Marco Eisenack, DiplomJournalist, Blogger und Gründer des Blogs und Printmagazins MUCBOOK und Geschäftsführer des Medienhaus München, in dem auch die Medien SLOW DOWN und GRÜN & GLORIA erscheinen. Zugleich gibt Eisenack das Magazin HIMBEER und das Onlineportal MÜNCHEN MIT KIND für Eltern heraus. 105


MOBILITÄT

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DESIGN SCHAU! 2018


MOBILITÄT

Auf den Eisenstreben der Hackerbrücke wartet man hoch über dem Asphalt offensichtlich auf die Verkehrswende: Wenn auf der für Autos gesperrten Brücke nur noch saubere Fahrräder, E­Bikes und langsame E­Roller fahren und darunter S­Bahnen oder ICEs. Bleibt dies eine Illusion?

SCHÖNE NEUE WELT DER MOBILITÄT –

Fotocredit: LOOK Bildagentur der Fotografen

die Verkehrswende kommt! Rezepte gegen den Verkehrsinfarkt gibt es in Massen. Und jeder weiß wie‘s geht. Aber passiert in München auch etwas? Das Richtige?

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MOBILITÄT

MÜNCHEN IN PROZENT Bis 2030 wird die Stadt 25 % mehr Einwohner zählen. 30 % des Autoverkehrs in der Innenstadt ist „Parkplatzsuchverkehr“. Sollen wir nun frohlocken? Kurz vor Weihnachten schenkte den Münchnern die ganze betroffene bayerische Politik einen „Verkehrspakt Großraum München“ – um die Situation in der Metropolregion zu verbessern. Und will dabei „aufs Tempo drücken“. Gut, wenn irgendwo beim Verkehr noch einer aufs Tempo drücken kann. Auf den innerstädtischen Straßen ist das ja nicht mehr möglich. Immobile Schleichzeuge sorgen in der verstopften City nicht für Mobilität – sondern für gif­ tige, dicke Luft . Als ob das nicht reicht, so ist doch der lange beschworene Verkehrsinfarkt längst da – zumindest für die Autos. Und auf den ÖNV und teilweise sogar schon auf gewis­ se Rad­ und Gehwege greift er langsam aber sicher über. Die Aggressionen zwischen Fußgängern und Radfahrern, zwi­ schen Auto­ und Radfahrern sind ja ein sicheres Indiz dafür. Nach jüngsten Prognosen soll die Einwohnerzahl Mün­ chens bis 2030 um weitere 400.000 Menschen wachsen, gut 25 Prozent plus! Was das heißt, weiß jeder einigermaßen In­ formierte: „Weiter so“ führt unweigerlich ins Chaos. Denn der begrenzende Faktor des Bevölkerungswachstums ist der Verkehr. Wohnhäuser können mitwachsen und schier grenzenlos hoch in den Himmel hinein gebaut werden. Aber die Flächen für den Verkehr sind in München auf die – ver­ gleichsweise – engen Straßenflächen begrenzt. Mitwachsen: Fehlanzeige. Dennoch wissen unsere Verkehrsexperten ziemlich genau, wie man das ganze Problem entschärfen kann: Der öffentli­ cher Nahverkehr muss besser ausgebaut werden. Die zwei­ te S­Bahn­Stammstrecke – höchst umstritten und dennoch längst überfällig – ist im Bau. Wenn sie in zehn Jahren fertig ist, wird sie möglicherweise schon wieder zu knapp bemessen sein. Und in der Zwischenzeit sorgt sie mit ihren ausgedehn­ ten oberirdischen Baustellen auch nicht gerade für eine Ver­ flüssigung des Verkehrs. Immerhin: ein erster Schritt. Über weitere Straßenbahnlinien – etwa in der Fürstenrieder Straße oder durch den Englischen Garten – wird stadtpolitisch heftig gestritten. Unsere heiligen Bleche müssen weniger werden – und sauberer. Am besten elektromobil – oder mit Brennstoffzel­ len­Technik. Das Problem: Es gibt in der Stadt viel zu wenig Ladestationen. Und die wenigen, die öffentlich in der Stadt anzufahren wären, sind dann von schmutzigen Petro­Fossi­ 108

DESIGN SCHAU! 2018

25 %

>10.000 30 %

lien häufig als Parkplatz zweckentfremdet. Weil eben auch zu wenig Parkflächen vorhanden sind. 30 Prozent des innerstäd­ tischen Autoverkehrs – und damit viel Umweltverschmut­ zung genau da, wo sie am schlimmsten ist – gehen auf Kosten des Parkplatzsuchverkehrs. Ein Unding. Dazu kommt noch: Menschen sollen auf eigene Autos verzichten. Carsharing und Mitfahren soll attraktiv gemacht werden. Mit neuen Konzep­ ten, neuen Technologien, neuen Dienstleistungen. Den Umstieg auf den ÖNV will man den Autofahrern mit besseren Vernetzungen und Anschlüssen für den „letzten Ki­ lometer“ zum Ziel schmackhaft machen. Gemeint ist: Von der U­Bahn­Haltestelle bis zum Ziel soll man auch ein ­ bereitste­ hendes, auszuleihendes ­ Fahrrad, ein E­Bike, einen Motorrol­ ler, ein Taxi nehmen. Die müssen aus Gründen sauberer Luft natürlich mit Muskel­ oder Elektrokraft betrieben werden. Auf diesem Sektor übertrumpfen sich nun die Anbieter ge­ genseitig. Green City bietet etwa 50 Elektroroller zum Mieten per Smartphone­App an. Die Bahn (Call a Bike) und die MVG verleihen auf gleiche Weise in der inneren Stadt ca. 3.000 Fahrräder.

In München gibt es mehr als 10.000 Leihfahrräder von regionalen und überregionalen Anbietern – Tendenz weiter steigend ...


MOBILITÄT

Fotocredit: PARK(ing)DAY: Maximilian Schmid; Linkshaender e.V. / GreenCity: Michaila Kuehnemann; Kerstin Stuiber

Menschen erobern sich ihre Stadt zurück: Sie machen Picknick und Party auf Rollrasen.

Der jährliche „PARK(ing) Day“ von Green City zeigt, wie die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum gesteigert werden kann. Wie Parkplätze begrünt, bespielt, bespaßt werden können.

Die Verkehrswende kommt langsam, ist auf den ersten Blick gewöhnungsbedürftig – aber erfrischend vital. Am PARK(ing) Day gibt es mehr Platz für Grün und Natur, für Freu(n)de und Feste im Freien.

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Überall verfügbar – aber nicht akzeptiert: Die über 7.000 gelben Fahrräder des chinesischen Billiganbieters O-Bike

Eine lebenswerte Stadt mit sauberer Luft schaffen bedeutet auch (befreienden) Verzicht: Carsharing statt eigenes Auto. Oder Ausleihen von elektrisch betriebenen kleinen Fahrzeugen zum Lastentransport. Nun hat der Konkurrent O-Bike aus Singapur 7.000 gelbe Velos mit dünnen Reifen und ohne Gangschaltung auf Münchens Gehwegen abgestellt – auch in den Außenbezirken. Kaum ei­ ner fährt mit ihnen, vielleicht weil die Bewegungsprofile der Nutzer aufgezeichnet werden. Angeblich nur anonym und zu statistischen Zwecken. Sagt man. Aber Politiker meinen, gegen Tausende sinnlos rumstehende Räder in der Stadt kön­ ne man nicht vorgehen. Aber Lust auf „Rent a Bike“ oder gar auf die dringend nötige Verkehrswende machen verstopfte Gehwege, umgeschmissene, auf den Kopf gestellte oder zu bizarren Panzersperren aufgetürmte Billigradl made in Chi­ na auch nicht. Auf die Verkehrswende muss man – wie (nicht nur) der Lei­ ter des Kompetenzzentrums Urbane Mobilität bei BMW, Carl Friedrich Eckhardt, sagt – die Menschen mitnehmen und dort abholen, wo sie sind. Man muss Anreize für eine neue Mobili­ tät schaffen. Mit Verzichtspredigten lockt man keinen Hund hinterm Ofen vor. Man muss positive Leitbilder erarbeiten – und diese kommunizieren. Partizipation ist wichtig, denn Mobilität geht in den Wohnquartieren los. So können Bürger etwa sehen, dass sie durch ein verändertes Mobilitätsverhal­ ten ihr Viertel lebenswerter gestalten können. Wo weniger Autos geparkt werden, können „Parklets“ (aufgelöste, frei ge­ wordene Einzelparkplätze) etwa in Blumenwiesen umgewan­ delt werden. Oder Autospuren in Radwege. 110

DESIGN SCHAU! 2018

Das hat aber auch Tücken. Schöne neue breite Radwege, wie eine Autospur auf gut befahrenen Straßen malerisch abge­ trennt, werden nicht selten vom Lieferverkehr kurzfristig fürs Parken in zweiter Reihe missbraucht. So verkehrt sich, was gut gemeint war, ins Gegenteil: Muss ein Radfahrer auf die Autospur überwechseln, wird das fast immer richtig ge­ fährlich. Über mangelhafte Radwege und -führungen könnte man jedoch ein Buch schreiben. Geschenkt. Der selbst verliehe­ ne Titel „Radlhauptstadt München“ jedenfalls: zum Totla­ chen! Was Radverkehr angeht – und auch sonst! –, lohnt viel­ leicht auch mal der intensive Blick über den Tellerrand: nach ­Münster, nach Kopenhagen, nach Amsterdam. In Sachen Innenstadt sind nun schon die einst „autogerech­ ten“ Städte Madrid oder Stuttgart weiter. Stuttgart lässt KFZs bald nur noch in die zentralen Parkhäuser mit ihren 12.000 Parkplätzen fahren. 150 oberirdische Stellplätze, um die bis aufs Messer gekämpft wurde, entfallen. Ersatzlos. Madrid sperrt Autos – egal ob Wasserstoff, Elektro, Gas, Diesel, Ben­ zin – aus seiner Mitte radikal aus. All das für lebenswerte Zen­ tren mit sauberer Luft, wasserspeienden Brunnen und saftig grünen Bäumen – statt nicht vorhandene Parkplätze suchen­ der Blechlawinen wie in Münchens engsten Innenstadtstra­ ßen. Langsam, so scheint es und so hofft man, begreift nun auch die Schöne an der Isar.

Fotocredit: Pavlo Kochan

MOBILITÄT


Zum Ausleihen: E-Roller „Emmy“ – der legendären „Schwalbe“ nachempfunden.

Fotovermerk: Green City, UPS, Green City

Das E-Lastenrad namens Sigi lässt sich unter freie-lastenradler.de kostenfrei ausleihen. UPS liefert Pakete in München bald auch mit E-Lasträdern aus.

Pilotprojekt aus den USA: Paketlieferung per E-Bike-Laster

Das experimentelle Pilot- und Forschungsprojekt „City2sha­ re“ verwandelt etwa einen weit außerhalb des Altstadtrings liegenden, bislang kaum wahrgenommenen Kidler- und Ze­ nettiplatz in Mobilitätsstationen mit Leihrädern, E-Ladesäu­ len, Carsharing. Plus bessere Aufenthalts- und Wohnum­ feldqualität. Außerdem dort: von Künstlern gestaltete UPS Container – als Basis für schlecht bezahlte Paketzusteller, die für den letzten Meter zum Kunden elektrisch unterstützte Cargo Cruiser, Lastenräder und Sackkarren nutzen. So redu­ ziert man in München Emissionen, Staus und Lärm. Auch die Bevölkerung soll Ähnliches mal ausprobieren: statt Feinstaub schleudernder SUVs das Lastenrad „Sigi“ (Neupreis: 1800 €) für den Kinder- oder Bierkistentransport zur Isarparty benutzen. Gratis natürlich. Auch positiv: ein E-Trike. Das elektrisch unterstützte Drei­ rad der MVG wurde gemeinsam mit der TU entwickelt und kann in der Fußgängerzone von denen benutzt werden, die an Gleichgewichtsstörungen leiden oder wenig Kraft in den Beinen haben. So wird München beim Verkehr zumindest die Weltstadt mit Herz. Und wenn – wie vom Stadtrat beschlos­ sen – die 500 E-Ladestationen bis 2020 tatsächlich entstehen, sogar die Weltstadt mit Strom. �  Joachim Goetz


Das Deutsche Verkehrsmuseum Mein Tipp für langweilige Nachmittage oder inspirationslose Morgen: das Deutsche Verkehrsmuseum auf der Theresienhöhe. Entgegen der erwartbaren Aufreihung peinlich vulgärer MICHAEL GELDMACHER, DESIGNER

PS-Boliden findet man dort auch sympathische Stiefkinder der verkehrstechnischen

Evolution und eine wirklich inspirierende Sammlung sehr eigenwilliger Fahrradentwicklungen. Mein liebstes Exponat ist jedoch ein Bergschuh. Denn es ist mein Bergschuh! Ich hatte ihn gebraucht gekauft für 40 DM irgendwann in den 90ern für meine erste Hochtour. Seitdem leistet er mir treue Dienste, wann immer ich steigeisenfeste Schuhe brauche. Und wenn ich auf einer Hütte im alpinen Schaulaufen neuesten Equipments mitleidige Blicke ernte, freue ich mich immer insgeheim; denn zwar sind sie nicht mit Carbonfaser verstärkt, noch dreilagig mit Goretex wassergedichtet. Aber wer meiner Bergkameraden kann schon von sich sagen, mit Museumsstücken an den Füßen unterwegs zu sein?

Direkt neben unserem Studio liegt der Bavariapark – eine denkmalgeschützte Parkanlage, die erst seit 1999 wieder der Öffentlichkeit zugänglich und selbst vielen Münchnern noch gar nicht so bekannt ist. Ein wunderschöner Ort mit riesigen alten Bäumen und einer eingewachsenen Wiese, perfekt um mittags zu entspannen oder im angrenzenden Biergarten einzukehren. Abends geht es dann quer über die Theresienwiese in die Bar Gabányi, eine der besten Bars in München. An heißen Tagen lohnt sich ein Sprung ins Moorwasser im Münchner Süden, bevor auf der Terrasse des Waldhauses am Deininger Weiher geschlemmt wird: bei Leberknödelsuppe und einem sensationellen Blick auf eine idyllische BERND EIGENSTETTER, MANAGING DIRECTOR, Landschaft. PHOENIX DESIGN

deutsches-museum.de/verkehrszentrum

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der BAVARIAPARK

Fotocredit: René Müller

KREATIVE LIEBLINGSORTE


Wann immer ich es schaffe, besuche ich den Schlosspark Nymphenburg, und zwar den hinteren, westlich gelegenen Teil. Er kommt wie ein verwunschener Ort längst vergangener Zeit daher. Da setze ich mich unter die Sommerlinde am Badenburger See und blicke auf den Apollotempel gegenüber. entlang, der scheinbar einer Faunfigur entspringt. Viele wunderbare Plätze sind in dem eingewachsenen Gartenkunstwerk zu entdecken – zu jeder Jahreszeit. Für mich einer der schönsten und kontemplativsten Orte dieser Stadt, wenn nicht gar weltweit.

Schlosspark

Nymphenburg

ALEXANDRA PRETSCHNER, IXDS STUDIO DIRECTOR MUNICH

Biergarten am Viktualienmarkt Einer meiner Lieblingsplätze in München ist rund um den Biergarten am Viktua-

lienmarkt. Für mich ein typisches Abbild des alten Münchens und – wie ich finde – mit seinem ureigenen Münchener Charme. Im Halbschatten der Kastanien sitzend, Zeitung lesend die Menschen beobachtend: ob Touristen, die alteingesessenen Standbetreiber, Einwohner, die einkaufen, Geschäftsleute, die rasch über den Platz hasten. Am besten flaniert man dann noch selbst über den Markt und nimmt einen vorzüglichen Kaffee in der Kaffeerösterei, einen frisch gepressten Saft oder einen Fischsnack mit Weißwein. Ein sehr analoger Quell der Freude und Entspannung! biergarten-viktualienmarkt.com

Fotocredit: LOOK Bildagentur der Fotografen

Fotocredit: Regina Recht

Oder spaziere am Bach

KATJA ZUKIC, GESCHÄFTSFÜHRERIN DER GLAS- UND MOSAIKWERKSTÄTTEN GUSTAV VAN TREECK UND KURATORIN DER EDITION VAN TREECK – DESIGN IN LOVE WITH GLASS.

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INTERIOR DESIGN

Beyond by Geisel mit Blick aufs Münchner Glockenspiel

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INTERIOR­ DESIGN

Fotocredit: Beyond by Geisel

STYLISH SCHLAFEN IST DER HIT. Das Hotelgewerbe hat erkannt: Zimmer, die höchste Designansprüche erfüllen, lassen sich besser vermieten. Besonders in München.

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Fotocredit: Motel One/Nadine Rupp / Ruppografie

INTERIOR­ DESIGN

Gut, es gibt spektakulärere Übernachtungen. Diogenes, der griechische Philosoph, schlief im Fass – das inspirierte auch schon so manchen Hotelbetreiber. Und im peruanischen ­Cuzcotal nächtigen Besucher in einer Skylodge genannten Glasröhre, die in einer steilen Felswand hängt – was man dann auch mögen und aushalten muss. Dennoch dürfte München in Sachen Hotels mit Anspruch momentan vieles in den Schatten stellen. Die hippen, schicken Bleiben für eine oder mehrere Näch­ te schießen in der Stadt wie Pilze aus dem Boden. Jede Hotel­ kette, die was auf sich hält, hat inzwischen einen design­ orientierten Ableger. Leonardo präsentiert Nyx – demnächst wird auch eines in München eröffnen. Hyatt setzt mit der Andaz-Linie – auch diese bald in München vertreten – eben­ falls auf jugendlichen, frechen Chic in kräftigen Farben und ungewöhnlichen Formen. Ist klar: Die Generation Y, die bei Google, Apple und Face­ book ihre Telefonate am Kicker oder auf der Designercouch erledigt, will auf Geschäftsreisen auch nicht den gestalteri­ schen Mief ihrer Urgroßeltern um sich haben. Da passt sich 116

DESIGN SCHAU! 2018

die Hotellerie einfach an. Der Wandel in der Bürowelt wider­ spiegelt sich halt auch in den Hotelkonzepten. München erlebt einen Boom beim Neubau von Hotels, Boar­ ding-Häusern und auch anderen Formen des (längerfristi­ gen) Wohnens auf Zeit. Das Bahnhofsviertel hat inzwischen die höchste Hoteldichte in ganz Europa, und die Stadt selbst mit 84.000 Stück mehr Hotelbetten als Manhattan. Manch einer hält das schon für eine Blase und warnt vor Chaos auf dem Markt. Man könnte fast meinen, Hotels wollten zur Alternative für die immer unbezahlbareren Wohnungen in der bayeri­ schen Landeshauptstadt werden. Für manche, die geschäft­ lich nur ein, zwei Nächte pro Woche – oder befristet für eine kürzere Zeit – in München weilen, kann sich das freilich an­ bieten. Vorteil: Man kann sich den Ort viel besser aussuchen als bei einer Mietwohnung. Man muss nichts investieren, ist ungebunden und kann sich dennoch ein individuell gestal­ tetes Zimmer nehmen. Denn auf einzigartige Gestaltung seiner nächsten Umgebung will man nicht einmal mehr auf Reisen verzichten.


INTERIOR­ DESIGN

MOTEL ONE Das gestalterische Motto lautet „Laptop und Lederhose“. Die Digitalisierung hat die Hotelästhetik erreicht.

Es stellt sich zwar die Frage, ob man das in einer Stadt wie München überhaupt richtig genießen kann. Da ja weder Ge­ schäftsreisende noch Touristen hierher zum Stubenhocken und Schlafen kommen. Aber Zimmer nach Schema F lassen sich einfach nicht so gut an den Mann bringen. Kreativität und individuelle Gestaltung sind im Trend. Und: Die unterschiedlichen Konzepte der Hotelbetreiber lassen die Wünsche danach Wirklichkeit werden. In den Bold-Hotels soll sich der Gast wie bei Freunden ­f ühlen. Man bietet ein stylishes Zuhause auf Zeit – auch für längerfristige Aufenthalte. Die Zimmer sind bis ins Detail durchgestaltet und überlegt – bis hin zur Fußbodenheizung im Bad. Nicht Extravaganz, nicht Exklusivität sind bei Bold ge­ fragt, sondern Sinnlichkeit, deren Umsetzung von Freunden, Querdenkern, Kreativen unterstützt wurde. Etwa vom StreetArt-Künstler Patrick Hartl, der im Bold in der Lindwurm­ straße den Durchgang zum Innenhof mit seinen „Calligraffiti“ künstlerisch veredelte.

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Das Soulmade in Garching besticht mit wohnlicher Behaglichkeit ganz in Holz.

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Fotocredit: Soulmade Garching/Maximilian Sydow/Conny Mirbach

INTERIOR­ DESIGN


Fotocredit: 25hours Hotels/Markus Kehl

INTERIOR­ DESIGN

Das neue 25hours Hotel in München heißt The Royal Bavarian und wurde von OSA Ochs Schmidhuber A ­ rchitekten geplant. Die Innenausstattung von Andrea Kraft-Hammerschall und Armin Fischer hat den denkmalgeschützten Bau aufgefrischt.

Einen ganz anderen Weg beschritt man in Garching mit dem Soulmade, einem Hotel ganz aus Holz: ein gesunder, nach­haltiger Bau, bei dem sogar der Innenhof als „Barefoot Pocket Park“ gestaltet wurde – um sich beim Barfußlaufen über Isarkiesel nicht zuletzt selbst zu spüren. Das Herzstück: ein 300 qm großer Living Room mit offener Kücheninsel, Kaffee­m aschine – und einer Wohlfühlatmosphäre, in die Hotelier Thomas Schlereth seine ganzen Flohmarktschät­ ze, viele ­Bücher, bequeme Sofa- und Sitzlandschaften sowie Ohrensessel oder schnelles WLAN einbrachte. Jeder soll hier seinen Platz finden zum Frühstücken, Arbeiten, Lesen oder Sich-in-den-Augenblick-vertiefen. Ruby Hotels verfolgt – auch mit dem neuen Ruby Lil­ ly am Stiglmaier­platz – seine sogenannte „Lean Luxury“-­ Philosophie: Im ­Zentrum der Stadt werden Topdesign und eine hochwertige Ausstattung zum unerwartet schlanken Preis angeboten. Wie geht das? Der Luxus wird auf kleiner Fläche untergebracht, auf Unwesentliches wie Roomservice und Minibar verzichtet - und hinter den Kulissen konsequent automatisiert.

Musik, Individualität und lokaler Bezug sind wichtig. So spie­ len etwa lokale Bands und DJs. Beim neuen 25hours Hotel spricht der Namen Bände: The Royal Bavarian wurde vor Kurzem gegenüber dem Haupt­ bahnhof im alten Telegrafenamt eröffnet. Mieten lassen sich „Dienstbotenkammer“, „Herrschaftszimmer“ oder „Adelsge­ mach“. Nostalgische Emaille-Abfalleimer, bayerische Volks­ kunst oder charakteristische Bauernmöbel setzen sich in komisch-kitschigen Kontrast zu WLAN, Flachbildschirmen oder Bluetooth-Lautsprechern. Das humorig-königliche Am­ biente vervollständigen der goldbetresste Empfangstresen, Vorhänge, Tapeten und Teppiche mit blauen Rosen oder di­ verse schnörkelige Kronleuchter. Dem Thema „Laptop und Lederhose“ verschreibt sich das neueste Motel One, vor Kurzem in Schwabing-Nord eröffnet. Die Cloud One Bar wartet nicht nur mit digital anmutenden, an Schaltplatinen erinnernden Raumteilern und Leuchten auf, sondern auch mit Stickereien oder Trachtenflair und – im 12. Stock mit Außenterrasse – einem atemberaubendem Aus­ blick auf München und die Alpen. Wenn man diese denn sieht. 119


Fotocredit: Ruby Lilly/Gregor Hofbauer

INTERIOR­ DESIGN

Ebenfalls mit einem Eyecatcher verwöhnt Beyond by Geisel, direkt am Marienplatz, seine exklusiven Gäste. In den oberen beiden Geschossen des neuen Hugendubel-Hauses befinden sich rund um ein zweigeschossiges Wohnzimmer mit raumho­ hen edlen Holzregalen 19 exquisite Suiten: viele davon mit Bade­ wannenblick aufs gegenüberliegende Glockenspiel im Rat­haus­ turm. Was freilich seinen Preis hat. �  Fabienne Burkhardt

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Das Ruby Lilly verbindet mitten in der Stadt „Lean Luxury“-Philosophie mit einem unerwartet schlanken Preis – und immer mit Musik!


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INTERIOR­ DESIGN

Es lässt sich so viel aus ihnen machen – mit gestalterischem Gespür, gutem Willen und ein wenig Zuneigung. Aber Be­ standsimmobilien im schutzwürdigen Denkmalalter gelten bei vielen Investoren und Bauherren als eher sperrige seni­ le Objekte – die viel Pflege benötigen, keinen Profit verspre­ chen. Man darf ihnen nicht wehtun, sie nicht (um)gestalten, wie man will. Äußerliche Veränderung nahezu unmöglich, Modernisierung problematisch, Renovierung teuer. Weil er überall mitredet, der gute Onkel Denkmalschutz. Aber hat er nicht Recht? Wenigstens teilweise? Denkmalschutz wurde ja nicht erfunden, um Bauherren abzuschrecken. Denkmäler sind gebaute Identität, die gerade in Zeiten des rasanten – nicht nur baulichen – Wandels das Bedürfnis nach Selbstvergewisserung befriedigen, Bodenhaf­ tung und Erdung ermöglichen. Gäbe es keinen Schutz für bedeuten­ de alte Gebäude, sähe München wahr­ scheinlich schon lange nicht mehr aus wie München. Sondern wie ein Vorort von Manhattan oder Hongkong. Weil viele alte (oder auch gar nicht so alte) Häuser einfach weggerissen werden würden. Was nicht nur dem K ­ ulturerbe, sondern wahrscheinlich auch dem Tou­ rismus erheblichen Schaden zufügen würde, wenn nur noch Glockenspiel und Alter Peter da sind. Gut, über die architektonisch-ästhe­ tischen Qualitäten von Arabellahaus oder Kaufhof am Marienplatz lässt sich natürlich trefflich streiten. Aber sie sind stadtbildprägend – schon allein deshalb, weil man sie ständig anschauen darf. Wenn man solche Bauten – wie es jetzt für das Arabellahaus beschlossene Sa­ che ist – wegmacht, verändert sich der gewohnte, tägliche Blick auf München für viele Bürger. Das verunsichert, und weckt beim einen oder anderen sogar Zukunftsängste. Ganz schlimm: Ereignisse wie in der Giesinger Grasstraße. Dort fiel kürzlich das 1840 gebaute Uhrmacherhäuschen der Gier eines Immobilien-Investors zum Opfer. Ohne Angst vor Strafe ließ er das eingetragene Denkmal, das sich noch zwischen mehrgeschossigen Wohnbauten behauptete, in einer Nacht- und Nebelaktion unerlaubt abbrechen. Mit Plan. Wahrscheinlich um freiwillig lächerliche 250. 000 Euro (Höchst-)Strafe zu bezahlen. Mit dem anschließenden Bau von Luxuswohnungen wäre schließlich ein Mehrfaches da­ von als Gewinn zu erzielen. Eigentümer eines Baudenkmals haben, jedenfalls nach dem Bayerischen Denkmalschutzgesetz, allerdings die Pflicht, ihren Besitz „instand zu halten, instand zu setzen, sachgemäß zu behandeln und vor Gefährdung zu schützen, soweit ihnen das zuzumuten ist“. Manch einer sieht das aber auch als Herausforderung, die mit Bravour zu meistern wäre. Es gibt – nicht nur vereinzelt – Besitzer und Nutzer von solchen Immobilien, die nicht nur das Beste aus der Situation machen, sondern sogar was Über­ zeugendes. Etwas Sehenswertes – was gut zu gebrauchen ist.

Auch so lassen sich Gewinne erwirtschaften … Besonders Gastrobetriebe scheuen sich offenbar nicht da­ vor, ihre Gäste und Kunden in denkmalgeschützte Bauten ein­ zuladen. Freilich nicht, ohne das innenräumliche Ambiente zuvor ihren Vorstellungen und funktionellen Erfordernissen anzupassen. Beispiel „Ampere“ im Muffatwerk am Müllerschen Volks­ bad, einst das erste innerstädtische E-Werk. Das von M ­ arkus Benesch Creates entworfene Redesign beschert dieser Loca­ tion für kleine, feine Konzerte, für Poetry Slams, Parties und Clubbing nun eine neue Wandgestaltung, Inneneinrichtung und ein Lichtkonzept mit optischen Amplituden und Fre­ quenzausschlägen. Kraftvoll farbig – was man bei reduzier­ ter Helligkeit nicht ganz so kräftig wahrnimmt, wie die B ­ ilder

Licht fürs dunkle Mittelalter Wie man Innenräume von Denkmalbauten mit modernen Mitteln in echte Schmuckstücke verwandelt.

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vorgeben. Aber sehr ästhetisch. Die Gestaltung erinnert – auch – an die frühere Nutzung als kombiniertes Dampf- und Wasserkraftwerk. So lebt die Vergangenheit in der heutigen Gestaltung fort. Das hätte man viel schlechter machen kön­ nen. Mit der farbigen Pixelstruktur, die sich zu ständig neuen Gebilden formiert, wird auch der Hauch des „digital Imper­ fekten“ vermittelt. Für ein anderes Publikum – eines, das Sterneküche schätzt, serviert kriegt und bezahlt – wurde das Restaurant „Museum“ im Bayerischen Nationalmuseum umgebaut. Der Architekt Gabriel von Seidl, der Lenbachhaus, Künstlerhaus, Ruffini­ haus, Rondell am Stachus oder Villa Kaulbach schuf, gilt als Münchens Stararchitekt der Zeit um 1900. In einem seiner Meisterwerke wagten nun die Architekten Daniel Hildmann und Daniela Wilke mit ihrem Partner Martin Atzinger et­ was Besonderes. Eine elegante Wohlfühl-Atmosphäre, dem


Fotocredit: Ampere /Muffatwerk (4)

INTERIOR­ DESIGN

Club „Ampere“ im denkmal­ geschützten Muffatwerk: Die auf Amplituden, Frequenzen und Pixeln basierende Gestaltung im Innern nimmt nicht nur Bezug auf die Musik im Club, sondern auch auf Digitali­ sierung und Historie des Bauwerks. Das Muffatwerk war Münchens ­erstes innerstädtisches E-Werk.

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Fotocredit: Katholische Akademie in Bayern

INTERIOR­ DESIGN

SCHLOSS „SURESNES“ IM PARK DER KATHOLISCHEN AKADEMIE Das als Gästehaus genutzte kleine Barock-Schlösschen liegt versteckt mitten in Schwabing und wurde kürzlich innen denkmalgerecht und nach modernen Standards umgebaut. Zu besichtigen: Am Tag des offenen Denkmals.

speziellen Ort verpflichtet, sollte entstehen. Zurückhal­ tend und doch edel. Ein Ort der Ruhe im ummauerten Hof des Museums. Deshalb findet sich etwa kein einziges Bild an der Wand. Laut ist da gar nichts. Die Aufmerksamkeit richtet sich auf die beeindruckende Illumination, die nicht zuletzt mit den kupferglänzenden Leuchtkörpern von Tom Dixon besticht. Die Helligkeit lässt sich stufenlos verschiedenen Situationen anpassen. Und die Küche lässt nichts zu wün­ schen übrig. Auch das „Cotidiano“ in der „Neuen Maxburg“, die von Sep Ruf in den 1950er-Jahren gebaut wurde, folgt dem Konzept des Wohlfühlens in einer ruhigen Großstadt-Oase. In diesen vergleichsweise lichtdurchfluteten Räumen im Innenhof des Quartiers an der Pacellistraße wählte man etwa riesige Leuchten aus natürlichem Korbgeflecht. Dazu kommen Ti­ sche und Wandverkleidungen aus uraltem Holz, das aus ei­ nem historischen Tegernseer Bauernhaus stammt. So schaffte man hier den Bezug zur Historie und die Rückbesinnung auf die eigenen Wurzeln. Ein selbst für gebürtige Münchner nahezu unbekanntes Denkmal findet sich in Schwabing. Nur durch eine Garten­ mauer von der Schwabinger Vergnügungsmeile Occam- und Feilitzschstraße getrennt steht ein Schloss mit dem Namen Suresnes. Es dient der Katholischen Akademie seit Jahrzehn­ ten als Gästehaus und wurde nun aufwändig renoviert. Das barocke Schlösschen ließ sich ein bayerischer Kabinetts­ 126

DESIGN SCHAU! 2018

sekretär von Johann Baptist Gunetzrhainer zwischen 1715 und 1718 erbauen. Architektonisches Vorbild war das Chateau des Suresnes bei Paris. Großen Wert legt die Akademie auf die Feststellung, dass man selbst uralte Gebäude für heuti­ ge Ansprüche fit machen kann. Deshalb hat sie auf dem glei­ chen Gelände auch den (mehrmals umgebauten) ältesten ­Schwabinger Viereckhof erhalten, der ursprünglich aus dem 13. Jahrhundert stammt. Ganz so alt ist der Derzbachhof an der Forstenrieder Allee zwar nicht. Aber er ist der älteste unverändert erhalte­ ne Bauernhof auf Münchner Gemarkung – und zerfällt seit Jahrzehnten. Das hat nun ein Ende. Stefan Höglmaier von Euroboden will den Hof mit dem Architekten Peter Haimerl sanieren. Der hat schon das uralte Schusterbauerhaus in AltRiem zu einem sehenswerten Objekt gemacht. Charme und Charakter des Altbaus sollen erhalten bleiben, Wohnungen entstehen und womöglich ein Stadtteil-Treff mit Café in der alten Scheune. Gastronomie, so scheint es jedenfalls, macht sich offen­ sichtlich in alten Häusern richtig gut. �  Benno v. Hohenstein


INTERIOR­ DESIGN

Fotocredit: BNM/Edith-Haberland-Wagner Stiftung (5)

BAYERISCHES NATIONALMUSEUM Entstanden ist ein kontemplativer Ort der Ruhe mit einem ausge­ klügelten Lichtkonzept. So soll die Vertiefung der Eindrücke aus dem vorangegangenen Museumsbesuch unterstützt werden.

RESTAURANT MUSEUM Auf 165 stilvoll eingerichteten Quadratmetern, die mehr als vier Meter hoch sind, entstand eine Perle für Liebhaber anspruchsvoller Gastlichkeit. Dafür garantiert auch der Küchenchef Reimer Röbel, der zuvor in der Residenz Heinz Winkler in Aschau und in der Schwarzwaldstube in Baiersbronn wirkte.

Die Gäste werden nicht nur im großzügigen Gewölbe, sondern auch auf den begrünten Außenterrassen im Rosengarten des Museums bewirtet.

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MUSEUM & AUS­ STELLUNG

DAS MUSEUM DER ZUKUNFT Für das geplante staatliche Naturkundemuseum „Biotopia“ wird neu gebaut – direkt ans Schloss Nymphenburg.

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DESIGN SCHAU! 2018


Fotocredit: Staab Architekten, Berlin

MUSEUM & AUSSTELLUNG

Ein Naturkundemuseum der Superlative soll es werden, das neue bayerische Museum Biotopia. Nicht der verstaubte Braunbär Bruno, den Ministerpräsident Stoiber einst an der Rotwand abschießen und anschließend ausstopfen ließ, soll (wie bisher) das Paradestück des aufgefrischten und umgetauf­ ten Museum Mensch und Natur sein. Das seit gut 25 Jahren existierende und von 200.000 Besu­ chern pro Jahr geradezu umschwärmte Museum – beheima­ tet im Schloss Nymphenburg – wird total umgekrempelt und nebst frischem, andersartigem Konzept auch digital auf­ frisiert. Biotopia wird als offene Diskussions- und Kommunika­ tionsplattform geplant. Offene Labore laden zum Experimen­ tieren ein. Außerdem sollen sich Kinder besonders heimisch fühlen – ein eigenes Kindermuseum richtet sich gezielt an Kinder bis acht Jahre. Im Ökosystem-Observatorium taucht man in die aktuelle Forschung oder in lokale und globale

Ökosysteme ein – mittels Virtual-Reality-Erlebnissen und Live­medien. Im Mittelpunkt stehen Verhaltensweisen sowie Naturund Lebensprozesse, die der Mensch mit Tieren, Pflanzen und anderen Organismen gemeinsam hat. »Essen«, »Schla­ fen«, »Fortbewegen« oder »Fortpflanzen« sind etwa Themen der Dauerausstellung. Diskutiert werden auch die Zusammenhänge zwischen Menschen und anderen Lebewesen. So wird ökologisches, systemisches Denken gefördert. Soweit alles bestens! Nur der Standort des Gebäudes macht Probleme. Denn statt 2.500 sollen nun 7.000 qm die ­Besucher verzücken. Dafür benötigt man einen Neubau – der ans Schloss andockt! Den Wettbewerb dafür gewann 2014 der ­Berliner Architekt Volker Staab, in Bayern nicht unbekannt. Er baute schon das Neue Museum in Nürnberg, den zurückhaltenden Anbau ans Maximilianeum in München, das Richard W ­ agner 129


MUSEUM & AUSSTELLUNG

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Fotocredit: Museum Biotopia

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Situationsplan des Museums Biotopia am Rand der Schlossanlage in Nymphenburg 1   B iotopia – neu geplantes Naturkundemuseum Bayern (blau) 2   Haupteingang Schloss Nymphenburg 3   Schlosspark Nymphenburg 4   Botanischer Garten

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DESIGN SCHAU! 2018

Museum in Bayreuth oder das Museum der bayerischen ­Könige in Hohenschwangau. Aber sein Entwurf fürs Biotopia hat‘s in sich - direkt am bayerischen Architekturheiligtum Schloss Nymphenburg. Ein in die Jahre gekommener 60er-Jahre-Riegel wird abgeris­ sen, in dem bislang eine nun umgezogene Fakultät der LMU zu Hause war. Doch am Staabentwurf, nördlicher Abschluss des Schloss­ ensembles, scheiden sich die Geister. Befürworter erkennen eine „behutsame Anlehnung“ an das historische Ensemble und schätzen an dem Neubau, dass er „gleichzeitig als moderner Museumsbau zu erkennen“ ist. Er greife den „historisch vorgesehenen Höhensprung“ zwi­ schen den einzelnen Schlossgebäuden auf und übernehme die äußeren Abmessungen, die First- und Traufkanten des Vorgängerbaus. Die Gliederung und Farbigkeit der histori­ schen Nebengebäude werde aufgenommen und in eine „zeit­ gemäße, mit dem Schlossensemble harmonierende Fassade“ übersetzt. Weitere Vorteile: Großzügige Verglasungen im Innenhof lassen die Museumsnutzung außen sichtbar werden. Das Foyer darf sogar ohne Eintritt besucht werden. Außerdem ermöglichen die beiden neuen Torbögen an den Schmalsei­ ten des Museumshofs, an dem der Hauptzugang liegt, einen direkten, bislang nicht möglichen Durchgang zum Botani­


Fotocredit: taab Architekten, Berlin

MUSEUM & AUSSTELLUNG

Fotocredit: Museum Biotopia

So soll das neue Museum werden: Im neuen Gebäude – hier von Norden aus betrachtet – sollen die Besucher staunend experimen­ tieren, diskutieren. Und so Erkenntnisse sammeln.

schen Garten auf der Seite des Schlossparks – der damit besser erschlossen wird. Und ein Café hat im Hof auch noch Platz. Die Kritiker - darunter Altstadtfreunde, Münchner Forum, einige Denkmalschützer - beruhigt das nicht ganz. Sie bemän­ geln, dass die 300 Jahre alte strenge Symmetrie des Fassaden­ prospekts unterbrochen wird - und damit die Gesamtwirkung von Europas größtem Schlossensemble stört. Sie meinen: Bio­ topia erhält nicht wie behauptet einen Anbau ans Schloss, sondern einen Schlosstrakt. Der sich völlig vom Rest abhebt. Was nicht ganz von der Hand zu weisen ist. Nun kann man einwenden: Nymphenburg ist ja mitnich­ ten eine handstreichartige Schöpfung aus einem Guss. Der letzte Zubau wurde - ja genau! - 1989 fertig und schloss den Marstallhof. Freilich hielt man sich an die originalen Pläne von Joseph Effner. Dieser hatte vor 300 Jahren eine totale Ver­ änderung der bestehenden Fassaden nach französischem Vor­ bild durchgeführt und das für Nymphenburg entwickelt, was man heute einen „Masterplan“ nennt. Die Geschichte jenes europaweit wohl ausgedehntesten Schlosses, das mit seiner Nord-Süd-Achse von 632 Metern Länge selbst Versailles in den Schatten stellt, ist trotzdem voller Veränderungen. Seit dem Baubeginn 1664 waren zwi­ schenzeitlich zahllose Architekten beteiligt. Sogar der legen­ däre Leo von Klenze ließ 1826 einige Giebel entfernen und stattdessen am Hauptbau eine Attika anbringen.

Man gewinnt den Eindruck: Jeder baute am Schloss so herum wie er‘s grad schön fand. Immer schön in Rahmen des „herr­ schenden“ Geschmacks. So gesehen muss man sich eigentlich nicht aufregen, wenn nun eine etwas modernere Formensprache am oder im Schloss Einzug halten will. Abgesehen davon, dass die ba­ rocke Schlossfassade den digitalen Ansprüchen und Funk­ tionen eines Naturkundemuseums für das 21. Jahrhundert vielleicht nicht gerade dienlich ist. Auch fragt man sich, ob für ein zeitgenössisches Museum, das von einer demokra­ tisch gewählten Regierung in einer aufgeklärten Gesellschaft gebaut wird, ein Fassadenkleid aus absolutistischen Zeiten wirklich taugt. Selbst wenn es noch so schön ist. Gut. Fragen darf man sich freilich, ob es besonders sensibel ist, solch ein Gebäude einfach mal so an ein viel bewunder­ tes, jährlich von Millionen Besuchern bewundertes Schloss anzudocken. Aber das fragte man Ieoh Ming Pei auch, als er seine gläser­ ne Pyramide vor den Louvre pflanzte. Und heute kann man sich Paris kaum mehr ohne vorstellen. Ähnlich wie München und sein Neues Lenbachhaus. Fos­ ter höhlte das Denkmal Gabriel von Seidls aus und machte ­etwas erstaunlich Funktionelles daraus. Das wird mit Bio­ topia hoffentlich auch gelingen. �  Joachim Goetz 131


MUSEUM & AUSSTELLUNG

BIOTOPIA LEARNING LAB

Fotocredit: Konstantin Landuris Studio

im Botan­ischen Garten

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DESIGN SCHAU! 2018


MUSEUM & AUSSTELLUNG

DAS VON KONSTANTIN LANDURIS ENTWORFENE BIOTOPIA LEARNING LAB VERMITTELT EINEN ERSTEN, SEHR KLEINEN, REALISTISCHEN VORGESCHMACK AUF DAS NEUE MUSEUM BIOTOPIA.

„Kein Tag ohne Museum!“ lau­ tet der Leitspruch von Biotopia während der Bauphase und nach der Schließung des alten Museums Mensch und Natur. Wie aber machen? Man ließ sich ein Biotopia Learning Lab einfallen und vom Münchner Designer Konstantin Landuris für ein be­ stehendes Gebäude im benachbarten Botanischen Garten entwerfen. Dort sollen während der Bauzeit auf etwa 350 qm Programme für Schulklassen, Veranstaltungen und kleine Ausstellungen durchgeführt werden. Der Sponsor BayWa Stiftung hat eine hübsche Summe für das Labor bereitgestellt – und legt besonderen Wert darauf, die Themen Ernährung und Umwelt gerade jüngeren Besuchern nahezubringen. So ist auch eine höhenverstellbare Küche an Bord, die ebenso von Erwachsenen fürs Catering benutzt werden kann. Mit Ernährungskompass, spielerischem Akti­ onsbuch oder integriertem Spiel sollen unsere lieben Kleinen etwa an die Welt von Karotte, Tomate und Spinat herange­ führt werden. Landuris hat für das Learning Lab ein multifunktionelles, flexibles Museumsambiente entworfen. Dank einer ­mobilen Zwischenwand und vielen anderen mobilen Elementen lässt sich der eigentlich knapp bemessene Raum für alle möglichen

Das Biotopia Learning Lab soll ein Multi­ funktionsraum für Ausstellungen, Filmvorführungen, Diskussionsrunden inklusive Küche werden.

Zwecke nutzen. Ein modulares Ausstellungssystem aus ver­ schiedenen runden Displays erlaubt es dem Besucher, unter­ schiedliche Perspektiven wahrzunehmen. Etwa die eines In­ sektes oder eines Vogels. Schließlich soll man staunen, hören und fühlen – sowie neugierig und auch selbst aktiv werden. Atmosphärisch reagiert der Entwurf zum einen auf die runde Form und die grüne Farbe des Biotopia-Logos, zum anderen auf den Standort Bayern. So wird für Möbel und eine kleine Zuschauertribüne mit integrierten Bücher- und Audiostationen die Verwendung heimischer Hölzer vorge­ schlagen. Das bildet einen angenehmen Kontrast zur tech­ nischen Laborsituation und den virtuellen Realitäten auf den Monitoren. Die schwungvolle Lichtskulptur über dem Ausstellungsbereich folgt übrigens den von Lothar Schiffler fotografisch kunstvoll festgehaltenen Flugschleifen eines ­Vogelschwarms.

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KREATIVE LIEBLINGSORTE

Die goldene Bar Mit ihren hohen Decken, den vergoldeten Wänden und dem einmalig stilvollen Interieur gehört Die goldene Bar im Haus der Kunst zu meinen absoluten Lieb-

Joseph Beuys im Lenbachhaus 1979 wurde in München leidenschaftlich in der Öffentlichkeit über Joseph Beuys und den Wert von zeitgenössiBETTINA UND SUZANNE WEINERT, scher Kunst diskutiert. CHERRYBLOSSOM Die einzigartige Sammlung seiner plastisch bildhauerischen Arbeiten erhielt das Lenbachhaus 2013 in einer Schenkung und ist auf jeden Fall einen Besuch wert. lenbachhaus.de

lingsadressen in München. GERHARD NÜSSLER, HEAD OF GLOBAL DESIGN SIEMENS HAUSGERÄTE

Besonders zu empfehlen ist der Zitronen-Ingwer-Tee nach einem ausgedehnten Museumsbesuch oder einem

gemütlichen Spaziergang im Englischen Garten. Eine besondere Leidenschaft habe ich natürlich auch deswegen für das Haus der Kunst, weil es erneut die Verleihung unseres Siemens Home Appliances Design Award beherbergen wird. goldenebar.de

OLIVER HOLY, GESCHÄFTSFÜHRER UND INHABER CLASSICON

ESPACE LOUIS VUITTON 134

DESIGN SCHAU! 2018

Lenbachhaus Nicht groß und trotz des riesigen FlagshipStores oft übersehen ist der Kunstraum Espace Louis Vuitton. Hier finden sich immer interessante Ausstellungen zeitgenössischer Kunst, die unter der künstlerischen Leitung der Fondation organisiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Aktuell – bis Ende März – zeigt die Ausstellung „Christian Boltanski. Animitas. Selected Works.“, neuere Werke des französischen Künstlers. Christian Boltanski hat mit seinen Arbeiten die französische Nachkriegskunst so stark beeinflusst, dass er heute als einer der bekanntesten und wichtigsten bildenden Künstler Frankreichs angesehen wird. de.louisvuitton.com


MUSEUM & AUSSTELLUNG

JABLONEC ’68

Ausstellung anlässlich des 50. Jahrestages des 1. Internationalen Schmuck-Symposiums

Fotocredit: Adolf Vrhel

Was hat der Prager Frühling von 1968 mit Autorenschmuck zu tun? Man könnte meinen nicht sehr viel. Doch das Gegenteil ist der Fall. Alexander Dubčeks Idee eines Sozialismus mit menschli­ chem Antlitz schuf in der dama­ ligen Tschechoslowakei für kurze Zeit ungeahnte Freiheiten. Jab­ lonec nad Nisou, eine kleine, fast vergessene Stadt in Nordböhmen, sah ihre Chance. Einst berühmt für ihren Modeschmuck hatten die Jablonecer Bijouteriewaren nach dem Zweiten Weltkrieg ihre internationale Strahlkraft verlo­ ren. Lösungen erhoffte man sich von Künstlern, die man aus ganz HERMANN JÜNGER Halsschmuck, gefertigt auf dem 1. Silberschmuck-Symposium Jablonec nad Nisou 1968

Fotocredit: Die Neue Sammlung (A. Laurenzo)

JAPANISCHE PLAKATE: IKKO TANAKA – FACES Die Traditionen Japans, amerikanischer Jazz und das Bauhaus inspirierten Ikko Tanaka (1930–2002), bis heute einer der einflussreichsten japanischen Grafik­ designer. Die Präsentation widmet sich dem Motiv des Gesichts im Plakatschaf­ fen dieses Vermittlers zwischen japani­ scher Kultur und dem Westen. Wie in einer Schönheitengalerie passieren die Gesichter Revue: in geometrischer Abs­ traktion, kalligrafischer Expressivität oder gebannt durch Fotografie, zeichen­ haft, verfremdet, als undurchdringli­ che Maske, surreal, verspielt ... Mit sub­ limer Verführung oder theatralischer Anmache wollen sie die Aufmerksam­ keit des Betrachters gewinnen, sei es für No-Theateraufführungen, sei es für Ausstellungen, Kommunikationsunter­ nehmen oder den Modedesigner Issey Miyake. Kühne Abstraktion und Balance des Gegensätzlichen, ausdrucksstark, ele­ gant und kraftvoll – so könnte man den Stil von Ikko Tanaka skizzieren. Ivan Chermayeff, sein amerikanischer Kolle­ ge, nannte ihn „distiller of visual truth“.

Die Brücke zur Gegenwart wird mit ak­ tuellem japanischem Grafikdesign ge­ schlagen, ausgewählt durch die Japan Graphic Designers Association JAGDA.

The 200th Anniversary of Sharaku 1794–1994, 1995

Euro­pa zu einem Symposium ein­ lud. Es wurde das weltweit erste Gipfel­treffen von Schmuckkünst­ lern aus West- und Osteuropa. Aus Anlass des 50. Jahrestages des 1. Internationalen Schmuck-Sympo­ siums werden nun erstmals diese 70 Arbeiten von 1968 in einer von der Neuen Sammlung konzipier­ ten Ausstellung gezeigt. Kleine Kunstwerke, die damals die Welt des Schmucks revolutionierten und bis heute nichts von ihrer Ak­ tualität verloren haben. 1 10 MAR, 10 Uhr Jablonec ’68 1. Internationales SilberschmuckSymposium Ausstellung Event-Code 1233

2 3 MAR, 10–18 Uhr Japanische Plakate: Ikko Tanaka – Faces Ausstellung Event-Code 1232

Issey Miyake – Pleats Please, 1990

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Veranstalter der MCBW ist die ­bayern design GmbH, die zur Aufgabe hat, Designstrategien von Unternehmen nachhaltig zu steigern. Die Bedeutung der Kreativwirtschaft in Bayern soll herausgestellt werden, um den Freistaat als international anerkannten Standort für Innovation und Gestaltung zu positionieren. Dabei spielt die Vernetzung von regionalen und internationalen Partnern eine entscheidende Rolle. Gefördert werden die Programme der bayern design GmbH vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie. Die MCBW wird zusätzlich durch die Landeshauptstadt München gefördert, Gründungspartner der MCBW ist die iF International Forum Design GmbH. Die BMW Group, Steelcase sowie Microsoft unterstützen die MCBW maßgeblich. Regionalpartner ist der Landkreis Miesbach. Die BMW Group ist Partner: Designfaszination in den schönsten Locations Münchens, unter anderem in der BMW Welt, im BMW Museum und bei BMW Lenbachplatz. Die nächste Ausgabe erscheint Ende Januar 2019.

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