Digitale Agenda für den Gebäudesektor

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Digitale Agenda für den

August 2022

Zusammenfassung

Die EU hat die „digitale Dekade“ ausgerufen und dabei den Gebäudesektor als einen der Bereiche mit der geringsten Digitalisierung identifiziert.1 Digitalisierung, Automatisierung und die Erfassung von Messdaten von Gebäuden sind notwendige Voraussetzungen und benötigen entsprechend mehr politische Aufmerksamkeit auf deutscher und europäischer Ebene. Denn sie können einen erheblichen Beitrag zum Erreichen des Klimaschutzziels 2030 und des Ziels Klimaneutralität bis 2045 bei Gebäuden leisten.

Der BDI sieht dafür folgende Handlungserfordernisse:

1. Die Grundlagen für jegliches Handeln sind Transparenz und die damit verbundene Verfügbarkeit von Daten: Beispiele im Gebäudebereich sind u. a. das sektorübergreifende Energiemanagement (im Gebäude), Betriebsoptimierung, das Erfassen von Daten z. B. für die Verbrauchstransparenz oder für die Planung von Sanierungen und Neubauten mittels digitaler Gebäudezwillinge oder BIM. Daher fordert der BDI eine innovative Datenpolitik im Gebäudebereich, um u. a. die Transparenz weiter zu fördern, die Datennutzung zu forcieren sowie um Datenpartnerschaften und freiwillige Open Data Ansätze zu ermöglichen.

2. Zur Entwicklung von innovativen Geschäftsmodellen und Klimaschutz in Gebäuden müssen Eigentümer, Wohnungsverwalter, Projektentwickler oder Dienstleister im Gebäudebereich Zugang zu relevanten Daten haben. Dafür muss das Verhältnis zur europäischen Datenschutzgrundverordnung besser austariert werden. Zugleich darf Deutschland nicht über die Bestimmungen der bestehenden Datenschutzgrundverordnung hinaus regulieren.

1 “Construction: the lowest productivity development from all major sectors in the last 20 years. 70% of construction executives mentioned new production technologies and digitalisation as the drivers of change in the sector.”, Quelle: Europäische Kommission (2021): Mitteilung: 2030 Digital Compass: the European way for the Digital Decade, Link: https://eur lex.europa.eu/legal content/en/TXT/?uri=CELEX%3A52021DC0118

Michael Wolfram | BDI Initiative „Energieeffiziente Gebäude“ | T: +49 30 2028 1704 | m.wolfram@bdi.eu | www.bdi.eu 8.
POSITION | DIGITALPOLITIK | GEBÄUDE
Gebäudesektor Handlungsempfehlungen für die 20. Legislaturperiode

3. Mieter und Vermieter müssen durch eine Informationsoffensive über die Vorteile der Digitalisierung und Gebäudeautomatisierung aufgeklärt werden. Durch die Nutzung von tagesaktuellen Verbrauchswerten können Mieter und Eigentümer zum Beispiel ihren Energieverbrauch optimieren oder Effizienzpotenziale heben und so aktiv zum Klimaschutz beitragen. Dazu sollten sie durch regelmäßige Informationen sowie durch effektivere staatliche Förderprogramme unterstützt werden. Insbesondere die Digitalisierung der Energiewende ist stark von der Kundenakzeptanz abhängig.

4. Die Entwicklung offener Schnittstellen, Standards und Protokolle, wo immer sinnvoll, muss vorangetrieben und so die Interoperabilität von Dienstleistungen ermöglicht werden.

5. Die digitale Infrastruktur im Gebäude muss ausgebaut werden (u. a. mit Sensorik, Aktorik und digitalen Zählern) und die Verbindungen mit digitalen Telekommunikationsinfrastrukturen am Gebäude müssen geschaffen werden.

6. Digitale Lösungen, die vielfach auf der KI basierten Auswertung großer Datenmengen beruhen wie z. B. Condition Monitoring, Predictive Maintenance, Predictive Operating und Smart Building müssen konsequent angewendet und in der Breite implementiert werden. Dazu muss europäisches Recht (EPBD und EED) zügig umgesetzt und das Recht zur Datennutzung angepasst werden.

7. Forschung und Entwicklung müssen vorangetrieben werden, um die Marktführerschaft des Standorts Deutschland zu festigen. Hierfür müssen langfristig verlässliche Rahmenbedingungen geschaffen und Investitionsanreize gesetzt werden.

Digitale Agenda für den Gebäudesektor 2

Inhaltsverzeichnis

Zusammenfassung 1

Politische Handlungsempfehlungen 5

Datenverfügbarkeit gewährleisten......................................................................................................... 5

Cybersicherheit gewährleisten und digitale Geschäftsmodelle ermöglichen 5

Informationsoffensive zur Gebäudeautomatisierung starten 5

Offene Schnittstellen, Standards und Protokoll schaffen, Interoperabilität von Dienstleistungen sicherstellen 5

Digitale Infrastruktur in und um das Gebäude ausbauen 5

Digitale Lösungen konsequent anwenden 5

Forschung und Entwicklung vorantreiben, langfristig verlässliche Rahmenbedingungen und Investitionsanreize setzen 6

Datenverfügbarkeit gewährleisten ....................................................................................................7

Datenschutz weiterentwickeln, Cybersicherheit gewährleisten und digitale Geschäftsmodelle ermöglichen 7

Datenschutz weiterentwickeln 7

Der Gesetzgeber sollte sich zudem für eine einheitliche Auslegungs und Anwendungspraxis der europäischen Datenschutzgrundverordnung sowie praktikable Vorgaben zur Anonymisierung personenbezogener Daten einsetzenCybersicherheit gewährleisten................................................... 8

Informationsoffensive zur Gebäudeautomatisierung starten.........................................................9

Offene Schnittstellen, Standards und Protokolle schaffen, Interoperabilität von Dienstleistungen sicherstellen 10

Digitale Infrastruktur am und um Gebäude ausbauen 10 Giganetze bis in die Häuser und Wohnungen vorantreiben 11

Sichere digitale Infrastrukturen gewährleisten 11

Öffentliche Gebäude digitalisieren und automatisieren 11

Digitale Lösungen konsequent anwenden

12

Smart Readiness Indicator 12

Smart Buildings 13

Energieverbräuche visualisieren

13

Building Information Modeling (BIM) 14

Digitale Agenda für den Gebäudesektor 3
.....................................................................................
.........................................................................................................

Forschung und Entwicklung vorantreiben, langfristig verlässliche Rahmenbedingungen und Investitionsanreize setzen 15

Entwicklung eines politischen Fahrplans für Gebäudedigitalisierung und Gebäudeautomatisierung

Impressum

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Digitale Agenda für den Gebäudesektor 4 Gebäudedatenbank............................................................................................................................. 14
.................................................................................................................
.........................................................................................................................................17

Politische Handlungsempfehlungen

Datenverfügbarkeit gewährleisten

Harmonisierung der deutschen und europäischen Datenerfassung im und am Gebäude.

Cybersicherheit gewährleisten und digitale Geschäftsmodelle ermöglichen

Gewährleistung/Implementierung risikoadäquater Cybersicherheitsanforderungen digitaler Produkte (Hard und Software), die zur Versorgungssicherheit im Bereich Wärme und Stromversorgung beitragen.

▪ Schaffung klar definierter Rahmenbedingungen für den dienstleistungsrelevanten Datenzugriff in Gebäuden.

Einführung der Cybersicherheitsanforderungen nach den Grundlagen des New Legislative Frameworks (NLF) für digitale Produkte im Rahmen des Cyber Resilience Acts.

Informationsoffensive zur Gebäudeautomatisierung starten

▪ Aufnahme von Informationen über Digitalisierung und Automatisierung bei geförderten Energieberatungen und in Sanierungsfahrpläne.

Offene Schnittstellen, Standards und Protokoll schaffen, Interoperabilität von Dienstleistungen sicherstellen

Erarbeitung von Interoperabilitätsstandards in nationalen und internationalen Industrienormungsgremien.

Effektive Nutzung von offenen Schnittstellen, Standards und Protokollen.

Digitale Infrastruktur in und um das Gebäude ausbauen

Konsequente Reduzierung bestehender Ausbauhürden und mutige Nutzung aller Beschleunigungspotenziale für einen möglichst schnellen Ausbau leistungsfähiger Telekommunikationsnetze.

Forcierung eines flächendeckenden Einsatzes von Gebäudeautomation und Energiemanagementsystemen im öffentlichen Gebäudebestand.

Digitale Lösungen konsequent anwenden

Zügige Einführung des Smart Readiness Indicators nach europäischer Vorgabe.

Rechtssicheres Ermöglichen von Smart Buildings und KI Anwendungen (Big Data, intensive Text und Data Mining usw.) im Gebäudebereich.

Visualisierung von unmittelbaren Energieverbräuchen vorantreiben.

Schaffung eines funktionierenden Anreizsystems für die Verwendung von BIM bei Neubauten.

Einführung einer Gebäudedatenbank ohne bürokratische Mehrbelastungen

Digitale Agenda für den Gebäudesektor 5

Forschung und Entwicklung vorantreiben, langfristig verlässliche Rahmenbedingungen und Investitionsanreize setzen

Forschungsförderung für Hard und Software im Gebäudebereich stärken und gezielter gestalten.

Bessere Nutzung bestehender Forschungsprogramme und Ergänzung um eine Zuschussförderung.

Sofortige Entwicklung eines politischen Fahrplans für Gebäudedigitalisierung und Gebäudeautomatisierung.

Digitale Agenda für den Gebäudesektor 6

Datenverfügbarkeit gewährleisten

Daten sind eine immer wichtiger werdende Grundlage für jegliche Anwendungen und Entscheidungen im und um das Gebäude. Smart-Data-Lösungen können z. B. im Zusammenspiel mit Nutzungsdaten, Wetterdaten und Sensordaten erhebliche Effizienzpotenziale heben. Das sektorübergreifende Energiemanagement im Gebäude nutzt Daten aus Produkten verschiedener Domänen (Heizung, Auto, PV etc.), um Energieflüsse im und zum Gebäude zu optimieren und so einen Beitrag zur Energiewende zu leisten. Grundlage für den Erfolg von Smart Data Lösungen ist jedoch die Datenverfügbarkeit, die in Deutschland vielfach aufgrund regulatorischer Vorgaben noch stark eingeschränkt ist bzw. noch nicht ausgeschöpft ist, etwa in einer nationalen Gebäudedatenbank.

Deutschland- und europaweit ist die digitalisierte Datenerfassung im Gebäudebestand weder ausreichend möglich noch harmonisiert dabei gibt es wachsende Datenmengen zum Energieverbrauch der Gebäude und auch zum Verbrauchsverhalten der Nutzerinnen und Nutzer. Dies hemmt das Monitoring der Verbräuche im Gebäude, die Schaffung und Nutzung innovativer Energiedienstleistungen und Geschäftsmodelle und auch die Bündelung von Renovierungsprojekten.2 Auch politische Entscheidungsträger würden von besser verfügbaren Daten im Gebäudebereich profitieren, da so die Effektivität von energetischen Maßnahmen und Förderprogrammen besser messbar wird.

Eine innovative Datenpolitik im Gebäudebereich sollte so gestaltet sein, dass Daten freiwillig geteilt werden können und eine faire Datennutzung gestärkt wird. Nach dem Grundsatz der Vertragsfreiheit müssen Unternehmen, Mieter, Dienstleister und Vermieter frei entscheiden können, mit wem und unter welchen Bedingungen sie selbst erhobene nicht personenbezogene Daten teilen, sei es durch vertragliche Vereinbarungen, durch privatwirtschaftliche Datenpartnerschaften oder durch einen freiwilligen Open Data Ansatz 3 Deshalb muss eine Debatte über einen Datenaustausch angestoßen werden. Eine allgemein verankerte Datenteilungspflicht wird entschieden abgelehnt.

Der BDI fordert

▪ Harmonisierung der deutschen und europäischen Datenerfassung im und am Gebäude.

Datenschutz weiterentwickeln, Cybersicherheit gewährleisten und digitale Geschäftsmodelle ermöglichen

Datenschutz weiterentwickeln

Datenschutz und Datensicherheit sind zentrale Bausteine in einem digitalen Ökosystem. Um das Vertrauen in die digitale Datenverarbeitung zu stärken und die Vorteile der Digitalisierung auf Dauer zu erhalten, ist es essenziell, dass die gemessenen und genutzten Daten vor dem Zugriff Unbefugter sowie vor Verfälschung oder Veränderung geschützt sind. Eine Verfälschung oder Veränderung der

2 Vgl. S. 27, Buildings Performance Institute Europe ASBL (BPIE) (2020): Lessons learned to inform integrated approaches for the renovation and modernisation of the built environment, Final report, ENER/C3/2019 468/03, December 2020

3 BDI (2020): Stellungnahme zur nationalen Datenstrategie der Bundesregierung, S. 3f, https://bdi.eu/media/themenfelder/digitalisierung/publikationen/20200403_Stellungnahme_BDI_Konsultation_der_nationalen_Datenstrategie.pdf

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Daten kann z. B. die Steuerung der Gebäudetechnik unzuverlässig machen, falsche Anreize setzen oder Verhaltensanpassungen zunichtemachen. Insbesondere Anwendungen, die Versorgungssicherheit betreffen wie die Wärme oder Stromversorgung im Gebäude müssen vor unbefugtem Zugriff geschützt bleiben.

Gleichzeitig ist es aber auch bedeutend, dass Dienstleister und Vermieter in einem klar definierten und transparenten Rahmen Zugang zu den Daten haben, um Dienstleistungen rund um das Gebäude anbieten zu können und somit beispielsweise zu CO2 sparendem Verhalten oder der Optimierung von Prozessen beizutragen.

Derzeit kommt das Potenzial intelligenter Technologien für den Klimaschutz häufig noch nicht vollständig zum Tragen, da datenschutzrechtliche Hürden beispielsweise die Steuerungsoptimierung der Gebäudetechnologie verhindern. Der deutsche und der europäische Gesetzgeber sollten Abhilfe schaffen und der Digitalisierung der Energiewende einen Schub verleihen, indem das Verhältnis zum Datenschutzrecht verlässlicher austariert wird Der Gesetzgeber sollte sich zudem für eine einheitliche Auslegungs- und Anwendungspraxis der europäischen Datenschutzgrundverordnung sowie praktikable Vorgaben zur Anonymisierung personenbezogener Daten einsetzen.4

Der BDI fordert

Gewährleistung/Implementierung risikoadäquater Cybersicherheitsanforderungen digitaler Produkte (Hard und Software), die zur Versorgungssicherheit im Bereich Wärme und Stromversorgung beitragen

Der Gesetzgeber sollte sich zudem für eine einheitliche Auslegungs und Anwendungspraxis der europäischen Datenschutzgrundverordnung sowie praktikable Vorgaben zur Anonymisierung personenbezogener Daten einsetzen Cybersicherheit gewährleisten

Der vermehrte Einsatz vernetzter Sensoren und Geräte ermöglicht zum einen die Entwicklung von Wohnungen hin zum Smart Home und von Gebäuden hin zum Smart Building, erhöht jedoch zugleich die Angriffsfläche für Cyberkriminelle. Daher gilt es, sensible personen und nicht personenbezogene Daten, die in der Immobilienwirtschaft generiert werden, vor dem unrechtmäßigen Zugriff durch Dritte durch risikoadäquate Cybersicherheitsmaßnahmen zu schützen. Hersteller und Anwender, Infrastrukturbetreiber und Strafermittlungsbehörden müssen durch geeignete organisatorische und technische Maßnahmen und unter Anwendung des Stands der Technik gemeinsam darauf hinwirken, die Angriffsfläche so gering wie möglich zu halten. Dabei gilt: 100 prozentige Cyberresilienz kann nicht gewährleistet, geschweige denn garantiert werden.

Der BDI begrüßt, dass die Europäische Kommission im September 2022 einen Entwurf für einen Cyber Resilience Act vorschlagen wird, um hierrüber Anforderungen an die Cyberresilienz von digitalen Produkten horizontal einzuführen. Gemeinsam mit DIN und DKE spricht sich der BDI dafür aus, dass solche horizontalen Cybersicherheitsanforderungen auf dem New Legislative Framework (NLF) basieren Ziel muss es sein, grundlegende Anforderungen an die Cyberresilienz für alle für den Europäischen Binnenmarkt bestimmte Produkte zu definieren. Nur so wird Europa langfristig den Schutz

4 BDI (2020): Stellungnahme zur nationalen Datenstrategie der Bundesregierung, S. 7f, Link: https://bdi.eu/media/themenfelder/digitalisierung/publikationen/20200403_Stellungnahme_BDI_Konsultation_der_nationalen_Datenstrategie.pdf

Digitale Agenda für den Gebäudesektor 8

von Daten, vernetzbaren Produkten sowie gesamten Systemen stärken, Potenziale der Digitalisierung nutzen und gleichzeitig die damit verbundenen Risiken proaktiv managen können.5

Weiterhin begrüßt der BDI, dass das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) das im Rahmen des IT Sicherheitsgesetz 2.0 eingeführte IT Sicherheitskennzeichen auf immer mehr Smart Home Produkte ausweitet. Zukünftig sollten Verbraucherinnen und Verbraucher die Möglichkeit haben, direkt beim Kauf von smarten Energiemonitoring-Systemen die Cyberresilienz des Produkts bewerten zu können. Eine Übertragung des aktuell national initiierten IT Sicherheitskennzeichens auf die europäische Ebene (inkl. effizienter Marktaufsicht) wäre hier wünschenswert.6

Der BDI fordert zudem, dass Regulierungen als Rahmenwerk fungieren, innerhalb dessen Unternehmen IT Sicherheit bei der Produktentwicklung beachten, ihre Produkte hinreichend auf Sicherheitslücken überprüfen und Sicherheitsupdates für gemeldete Sicherheitslücken bereitstellen.

Der BDI fordert

Im Rahmen des Cyber Resilience Acts Einführung horizontaler Cybersicherheitsanforderungen nach den Grundlagen des New Legislative Frameworks (NLF) für digitale Produkte

Informationsoffensive zur Gebäudeautomatisierung starten

Nutzerinnen und Nutzern müssen über digitale Anwendungen informiert und von dessen Nutzen überzeugt werden. Die Industrie sollte die Politik darin unterstützen, die Vermieter und Mieter transparent über den Komfortgewinn und den damit einhergehenden Nutzen zu informieren, wie auch über die damit verbundenen potenziellen Auswirkungen und etwaigen Kosten.

Zusätzlich können geförderte Energieberatungen über Energiemanagementsysteme, Automatisierung und Monitoringinstrumente informieren und diese in Sanierungsfahrplänen Anwendung finden. Weiterhin kann im Rahmen der Förderprogramme der KfW und der BAFA eine Energieberatung bei der Anlagenoptimierung unterstützen und als ein Instrument auf die Digitalisierung im Neubau und Bestand hinweisen. Dies sollte mit einer zielgerichteten Förderung unterstützt bzw. die bestehende Förderung ausgebaut werden.

Der BDI fordert

Information über Digitalisierung und Automatisierung bei geförderten Energieberatungen und Aufnahme in Sanierungsfahrpläne.

5 BDI, DIN DKE (2021): Position zur europaweiten Cyberregulierung, https://bdi.eu/publikation/news/europaweite cyberregulierung/

6 BDI (2021): Position zum IT Sicherheitskennzeichen https://bdi.eu/media/publikationen/#/publikation/news/it sicherheitskennzeichen verbraucherschutz cybersicherheit/

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Offene Schnittstellen, Standards und Protokolle schaffen, Interoperabilität von Dienstleistungen sicherstellen

Da Wohngebäude eine sehr lange Nutzungsdauer haben, werden ihre digitalen Ökosysteme7 mittelfristig aus Geräten und Systemen unterschiedlicher Technologien und Lebensdauer zusammengestellt sein. Um die Übertragung von Daten zwischen all diesen verschiedenen Quellen wirtschaftlich und zugleich auch zuverlässig zu machen, werden Schnittstellen benötigt, die Hardware unabhängig funktionieren und auf international anerkannten Standards basieren, sodass die Interoperabilität gewährleistet wird. Dies ist besonders relevant, wenn sich z. B. digitale Dienste auf vielfältige Daten stützen und eine große Datenkommunikation zu diversen Datenquellen außerhalb des Hauses benötigt wird (z. B. Wetterinformationen oder Energiemanagement). Offene Schnittstellen auf Datenebene wie z. B. Web APIs oder Cloud2Cloud Kommunikation sind der sinnvollste Weg, um die notwendige Datenkommunikation zwischen Geräten und digitalen Dienstleistungen und auch zwischen digitalen Dienstleistungen im Internet nutzerfreundlich, wirtschaftlich erfolgreich und kostengünstig zu realisieren.

Nur in diesem Rahmen können langlebige und leistungsfähige Ökosysteme mit hohem Kundennutzen entstehen, deren Lebensdauer weit über die einzelner Technologien hinausgeht. Gleichzeitig eröffnen sich für die Nutzerinnen und Nutzer eines Gebäudes zukünftig zahlreiche digitale Möglichkeiten, um CO2 Emissionen zu monitoren, zu senken und Kosten einzusparen.

Der BDI fordert

Die Erarbeitung von Interoperabilitätsstandards in nationalen und internationalen Industrienormungsgremien.

Eine effektive Nutzung von offenen Schnittstellen, Standards und Protokollen

Digitale Infrastruktur am und um Gebäude ausbauen

Der Ausbau der digitalen Infrastruktur am und um Gebäude muss höchste Priorität genießen, damit Smart Homes8 und Smart Buildings9 umsetzbar sind und ähnlich wie beim Stromnetz von allen Anbietern oder auch Vermietern genutzt werden können. Das Vorhandensein einer leistungsfähigen, vertrauenswürdigen und sicheren digitalen (Gigabit )Infrastruktur ist Grundvoraussetzung für die Implementierung datengetriebener Geschäftsmodelle sowie die Nutzung neuer, digitaler Technologien. Auf

9

7 Ein Digitales Ökosystem ist ein sozio technisches System, in dem Unternehmen und Menschen kooperieren, die zwar unabhängig sind, sich von der Teilnahme aber einen gegenseitigen Vorteil versprechen. Ein Digitales Ökosystem hat in seinem Zentrum eine digitale Plattform, die diese Kooperation über Ökosystem Dienste besonders gut unterstützt. Quelle: Fraunhofer IESE, Link: https://www.iese.fraunhofer.de/de/leistungen/digitale oekosysteme.html#Was sind Digitale oekosysteme (abgerufen am 12.10.2021)

8 Der Begriff "Smart Home" zielt auf das informations und sensortechnisch aufgerüstete, in sich selbst und nach außen vernetztem Zuhause. Verwandte Begriffe sind "Smart Living" und "Intelligent Home". Enge Beziehungen gibt es im Allgemeinen zum Internet der Dinge und im Speziellen zu Smart Metering. Link: https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/smart home 54137/version 384532 (abgerufen am 14.10.2021)

Der Begriff „Smart Building“ bedeutet so viel wie intelligentes Gebäude. Im Gegensatz zum Smart Home, das sich ausschließlich mit einer Wohneinheit beschäftigt, befasst sich das Smart Building mit der Digitalisierung eines gesamten Gebäudes. Link: https://kiwi.ki/lexikon/smart building/ (abgerufen am 14.10.2021)

Digitale Agenda für den Gebäudesektor 10

dem Weg zur Gigabitgesellschaft kommt der 5G Technologie für die Wirtschaft und dem Internet of Things (IoT) für das Gebäude eine Schlüsselrolle zu 10

Giganetze bis in die Häuser und Wohnungen vorantreiben

Der rasche Ausbau einer wettbewerbsfähigen digitalen Infrastruktur ist eine der wichtigsten infrastrukturpolitischen Fragen unserer Zeit. Netze müssen zukünftig in der Lage sein, Datenübertragungen im Gigabitbereich und in Echtzeit zu bewältigen. Ermöglichen werden dies im Festnetz glasfaserbasierte Netze und im Mobilfunk 5G Netze. Sie sind die Voraussetzung für eine moderne Gigabit Gesellschaft und für die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Zukunftsstandorts Deutschland. Das Ziel der Bundesregierung bis zum Jahr 2030 Glasfaser in alle Häuser und Betriebe zu bringen sowie 5G überall dort verfügbar zu machen, wo Menschen leben, arbeiten oder unterwegs sind wird nur dann innerhalb des angestrebten Zeitraums erreicht werden können, wenn konsequent bestehende Ausbauhürden reduziert und mutig alle Beschleunigungspotenziale genutzt werden.11

Sichere digitale Infrastrukturen gewährleisten

Für die deutsche Industrie sind leistungsfähige, sichere, souveräne, vertrauenswürdige und verlässliche digitale Netze von zentraler Bedeutung, um die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie am Standort Deutschland nachhaltig zu stärken. Sicherheit hat oberste Priorität und muss sowohl auf europäischer als auch auf nationaler Ebene umgesetzt werden. Es ist grundsätzlich richtig, ausschließlich „Kritische Komponenten" vertrauenswürdiger Hersteller für den Einsatz in Kritischen Infrastrukturen zuzulassen. Dabei müssen für alle Hersteller, unabhängig von Produkten, Angeboten und Herkunft, europaweit die gleichen produkt und angebotsspezifischen technischen Prüfkriterien, Regeln und Verfahren gelten. Wettbewerb zwischen den Herstellern ist wichtig, um die Innovationsfähigkeit hochzuhalten und um Abhängigkeiten zu verringern.

Öffentliche Gebäude digitalisieren und automatisieren

Die öffentliche Hand verfügt über den größten Gebäudebestand in Deutschland und hat sich mit dem im August 2021 verabschiedeten Energieeffizienzerlass die Aufgabe gestellt, innovative Technologien zu integrieren und die Energieeffizienzmaßnahmen zu monitoren 12 Aufgabe der Politik ist es, Monitoringsysteme für Strom- und Wärmeverbrauch, Gebäudeautomatisierung und Energiemanagementsysteme unter der Voraussetzung, dass es wirtschaftlich sinnvoll und praktisch umsetzbar ist, flächendeckend in öffentlichen Gebäuden einzuführen und so die Vorbildrolle des Bundes zu erfüllen.

10 BDI (2020): Stellungnahme zur nationalen Datenstrategie der Bundesregierung, S. 10f, https://bdi.eu/media/themenfelder/digitalisierung/publikationen/20200403_Stellungnahme_BDI_Konsultation_der_nationalen_Datenstrategie.pdf

11 BDI (2022): Mehr Tempo für den Breitbandausbau. Abrufbar unter https://bdi.eu/publikation/news/mehr tempo fuer den breitbandausbau.

12 Bundesregierung (2021): Energieeffizienzfestlegungen für klimaneutrale Neu / Erweiterungsbauten und Gebäudesanierungen des Bundes: Energieeffizienzfestlegungen für klimaneutrale Neu / Erweiterungsbauten und Gebäudesanierungen des Bundes, S. 1 & 8

Digitale Agenda für den Gebäudesektor 11

Der BDI fordert

Eine konsequente Reduzierung bestehender Ausbauhürden und mutige Nutzung aller Beschleunigungspotenziale für einen möglichst schnellen Ausbau leistungsfähiger Telekommunikationsnetze.

Forcierung eines möglichst flächendeckenden Einsatzes von Gebäudeautomation, Energiemanagementsystemen und Monitoringinstrumenten im öffentlichen Gebäudebestand.

Digitale Lösungen konsequent anwenden

Im Energiesystem der Zukunft ist das Gebäude Nutzer, Erzeuger und Bereitsteller von Systemdienstleistungen zugleich.13

Zur Verwendung intelligenter Technologien sind in der Europäischen Gebäudeenergieeffizienzrichtlinie (EBPD) und in der Energieeffizienzrichtlinie (EED) bereits eine Reihe sinnvoller Vorgaben angelegt, die es nun zügig umzusetzen gilt. Beispiele sind die fortschreitende Gebäudeautomatisierung oder die automatisierte digitale Fernauslesbarkeit von Zählern.

Smart Readiness Indicator

Eine Möglichkeit zur Messung der „Smartness“ der Gebäude stellt die Einführung eines Smart Readiness Indicators (SRI) dar. Dieser kann die Fähigkeit von Gebäuden messen, um Informations und Kommunikationstechnologien sowie elektronische Systeme zur Anpassung des Betriebs der Gebäude an den Bedarf der Bewohnerinnen und Bewohner und des Netzes sowie zur Verbesserung der Gesamtenergieeffizienz und leistung der Gebäude zu nutzen.

Die Einführung des Smart Readiness Indikators für Nichtwohngebäude mit einer Nennleistung für Heizungsanlagen oder Anlagen zur kombinierten Raumheizung und Lüftung von über 290 kW wie von der EU Kommission in der überarbeiten EPBD vorgeschlagen wird vom BDI begrüßt. Die Umsetzung des SRI in Deutschland sollte nach einer gebührenden Prüfung der Ausgestaltung zügig und – wie von der EU-Kommission vorgeschlagen – erfolgen.

Ein Element sollten digitale Werkzeuge sein, die es erlauben, bestehende Systeme, wie z. B. den individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP) oder intelligente Monitoringinstrumente zu gestalten und so die existierenden Maßnahmen für die ambitionierten Klimaziele des Gebäudesektors zu stärken oder sogar weiter auszubauen.

Der BDI fordert

▪ Zügige Einführung des Smart Readiness Indicators nach europäischer Vorgabe.

13 Praktikable Use Cases wurden im Rahmen des SINTEG Programms erfolgreich erprobt. Siehe hierzu auch: WindNODE (2020): WindNODE Jahrbuch 2020 Das Schaufenster für intelligente Energie aus dem Nordosten Deutschlands 2017 2020

Digitale Agenda für den Gebäudesektor 12

Smart Buildings

Optimalerweise können smarte Gebäude hohen Mehrwert für den Nutzer mit einem minimalen ökologischen Fußabdruck kombinieren. Damit Gebäude „smart“ werden, müssen fortlaufend große Datenmengen aus Nutzung und Betrieb des Gebäudes gesammelt und analysiert werden. Mit Hilfe von Gebäudemodellen oder Methoden der Künstlichen Intelligenz können diese Daten effektiv genutzt werden, um durch passgenaue Wartung und Instandhaltung unnötige Unterbrechungen durch Defekte zu verhindern und Kosten zu sparen14 oder die Anlagentechnik vorausschauend so einzusetzen, dass ein optimales Raumklima bei geringstmöglichen CO2 Emissionen realisiert wird 15 Im Hinblick auf die zunehmende Volatilität in den Versorgungsnetzen können smarte Gebäude ihre Pufferwirkung zur Stabilisierung einsetzen. Die Erforschung, Entwicklung, Erprobung und Etablierung innovativer Basistechnologien, Verfahren und Produkte kommt allerdings nicht ohne den Rückgriff auf Big Data, Text and Data Mining und intensive Datennutzung aus. Daher sollte das europäische Urheberrecht im digitalen Binnenmarkt so angepasst werden, dass Text und Data Mining im wirtschaftlichen Kontext umfassend erlaubt und auf eine rechtssichere Grundlage gestellt wird.16 Der BDI fordert, dass bestehende Rechtsunsicherheiten für KI Anwendungen, etwa im Verhältnis zur europäischen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), beseitigt werden.

Zahlreiche deutsche Unternehmen betreiben im B2B Bereich bereits erfolgreiche Industrieplattformen in ihrem jeweiligen Produkt-, Inventar- und Dienstleistungssegment. Diese gute Ausgangsposition im B2B Bereich digitaler Plattformen muss genutzt und ausgebaut werden, um die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu gewährleisten und zu fördern. Gleichzeitig stehen viele Unternehmen im Hinblick auf ihre Fähigkeiten zur Teilhabe an der Datenökonomie noch am Anfang. So gilt es, die Fähigkeiten zur Bewertung und Verarbeitung eigener Datensätze und des Datenaustauschs bis hin zur Etablierung von digitalen Geschäftsmodellen im Gebäudebereich (Data Business) auszubauen.

Der BDI fordert

Die rechtssichere Ermöglichung von Smart Buildings und KI Anwendungen (Big Data, intensive Text und Data Mining) im Gebäudebereich.

Energieverbräuche visualisieren

Zur Digitalisierung gehört auch die Visualisierung der aktuellen Energieverbräuche für die Bewohner. So wird schnell deutlich, in welchem Umfang Energie verbraucht wird. Überhöhte Verbräuche aufgrund einer nicht ausreichend effizienten Gebäudehülle, einer ungeeignete Anlagentechnik oder dem falschen Nutzerverhalten werden zeitnah erkannt und können abgestellt werden.

Automatisches Schließen der Fenster bei aktiver Heizung bzw. Deaktivierung der Heizkörper bei Fensterlüftung ist von zentraler Bedeutung, um Effizienzverluste zu vermeiden und geplante Energieeinsparungen auch tatsächlich zu realisieren. Digitalisierung, Automation und Messungen sind eine zentrale Antwort auf das Problem, dass geplante Energieeinsparungen nach Sanierungen auf Grund falscher Nutzung nicht in vollem Umfang realisiert werden.

14 Predictive Maintenance

15 Predictive Operation

16 BDI (2020): Stellungnahme zur nationalen Datenstrategie der Bundesregierung, S. 8f, https://bdi.eu/media/themenfelder/digitalisierung/publikationen/20200403_Stellungnahme_BDI_Konsultation_der_nationalen_Datenstrategie.pdf

Digitale Agenda für den Gebäudesektor 13

Ebenso wichtig ist automatisierte Lüftung/Nachtauskühlung in Kombination mit automatisiertem Sonnenschutz, um den Energieaufwand für anlagentechnische Kühlung zu vermeiden bzw. zu minimieren. Dieser Aspekt wird mit fortschreitendem Klimawandel und zunehmenden Hitzephasen spürbar an Bedeutung gewinnen. Zudem verbessern nachts automatisch schließende Sonnenschutzsysteme in den kalten Jahreszeiten den Wärmeschutz der Fenster.

Der BDI fordert

Die Visualisierung von Energieverbräuchen soll vorangetrieben werden.

Building Information Modeling (BIM)

Der Einsatz von Building Information Modeling (BIM)17 und Digital Twins (DT)18 hilft dabei, Gebäude, Quartiere und Städte von der Planungs über die Ausführungs und Nutzungsphase bis zum Rückbau effizienter zu gestalten. Bei Neubauten haben sich digitale Planungstools bereits weitgehend durchgesetzt. Durch das BIM Schnittstellenmanagement stehen die Planungsdaten dann für die weitere Nutzung, z. B. im Bereich Facilitymanagement, zur Verfügung und können fortlaufend aktuell gehalten werden. Bei Bestandbauten, die umfangreich saniert werden sollen, ist der Einsatz digitaler Tools schwieriger, da die Basisdaten des Bauwerks, wie verwendete Bauprodukte oder konstruktive Merkmale, nicht in digitaler Form vorliegen und vielfach auch nicht nachträglich ermittelt werden können. Um die effiziente Planung und Nutzung von Bauwerken bis hin zum Rückbau und zur Verbesserung der Kreislaufwirtschaft zu fördern, sollten staatliche Anreize für die Nutzung von BIM im Neubau geschaffen werden. Insbesondere sollten die Hersteller von Bauprodukten dabei unterstützt werden, ihre Produktdaten durch einen entsprechenden BIM Standard für den elektronischen Datenaustausch vorzubereiten und zur Verfügung zu stellen. Bisher sind Open BIM Standards nur für wenige Produktbereiche, wie die TGA oder Umweltproduktdeklarationen, entwickelt.

Der BDI fordert

Die Schaffung eines funktionierenden Anreizsystems für die Verwendung von BIM bei Neubauten.

Gebäudedatenbank

Die EPBD Revision der EU Kommission vom 15.12.2021 sieht die Einführung einer Gebäudedatenbank vor. Der BDI begrüßt die Einführung einer Gebäudedatenbank, um die erforderlichen Daten für die weitere Verwendung und Überwachung in den nationalen Gebäudesanierungsplänen zu sichern. Jedoch darf diese Datenbank keine bürokratischen Mehrbelastungen mit sich bringen.19 Prozesse müssen von Anfang verbessert und danach digitalisiert und automatisiert werden, sodass ein

17

Building Information Modeling (BIM), oder auf Deutsch Gebäudedatenmodellierung, ist eine modellbasierende Planungsmethode. Link: http://www.bimwelt.de/bim/erklaerung/ (abgerufen am 14.10.2021)

18 In diesem Fall die digitale Nachbildung eines Gebäudes.

19 Die Einführung der EPREL Datenbank brachte für die Hersteller bürokratische Mehrbelastungen mit sich

Digitale Agenda für den Gebäudesektor 14

Datensatz ohne großen Aufwand ins System übertragen werden kann. Das System sollte mit möglichst geringem finanziellem und bürokratischem Aufwand umgesetzt werden.

Der BDI fordert

Die Einführung einer Gebäudedatenbank ohne bürokratische Mehrbelastungen.

Forschung und Entwicklung vorantreiben, langfristig verlässliche Rahmenbedingungen und Investitionsanreize setzen

Investitionen in neue Technologien erfordern einen hohen Ressourcenaufwand, deshalb ist es für Unternehmen wichtig, dass sie auf Dauer wirtschaftlich sind. Entsprechend bedeutend ist ein verlässlicher politischer Rahmen, der den Unternehmen Planungs und Rechtssicherheit gibt. Dazu sollte die Politik die Forschungsförderung für Hard- und Software im Gebäudebereich stärker und gezielter fördern, Anreize setzen, bestehende Programme besser zu nutzen, diese um eine Zuschussförderung ergänzen und die rechtlich passenden Rahmenbedingungen dazu schaffen.

Die hochgradige Regulierung im Energie und Gebäudesektor wirkt zunehmend innovationshemmend und sorgt dafür, dass fortschrittlichen Geschäftsmodellen schon von Beginn an einen Riegel vorgeschoben wird. Im Rahmen des Förderprogramms „Schaufenster intelligente Energie Digitale Agenda für die Energiewende“ (SINTEG) wurde erstmalig eine Experimentierklausel eingeführt, welche auch im Gebäudebereich erfolgreich getestet wurde.20 Das Außer Kraft Setzen eines hemmenden Rechtsrahmens ermöglicht zum einen regulatorisches Lernen des Gesetzgebers und fördert zum anderen Freiraum für Energiesysteminnovationen bei Unternehmern. Daher sollten auch weiterhin mithilfe einer Experimentierklausel in der Energieforschung der rechtliche Rahmen von morgen erprobt und die Ergebnisse der Energieforschung schnell in die Praxis implementiert werden.

Ein weiterer wichtiger Baustein für die Entwicklung von Innovationen in Unternehmen sind Pilotprojekte und Reallabore, die es ermöglichen, Produkte oder Dienstleistungen zu testen und somit dabei helfen, die Marktreife festzustellen. Dies sollte aktiv politisch gefördert werden, z. B. im Rahmen der Optimierung der Anlagensteuerung auf Basis von Smart Data Lösungen auf Gebäude und Quartiersebene oder die Vernetzung von Sensoren und Aktoren im Gebäude, die ein integriertes Gebäudemonitoring für Energie, CO2 und weitere Ressourcen zulassen und wiederum Rückschlüsse auf das Potential von Renovierungsmaßnahmen schließen können.

Für optimale Datenwirtschaftsbedingungen gilt es zudem aus Sicht des BDI, die richtigen rechtlichen Rahmenbedingungen zu setzen und parallel unterstützende Technologien zu fördern: KI und Data Science, IIoT mit Edge und Cloud Technologien, Quantentechnologien und kommunikation, Post Quantum Kryptografie, Mikro und Nanoelektronik, 5G Technologien, High Performance Computing und IKT Basistechnologien.

Schaufenster für intelligente Energie aus dem Nordosten
Digitale Agenda für den Gebäudesektor 15
20 Vgl. S 55ff, WindNODE (2020): WindNODE Jahrbuch 2020 Das
Deutschlands 2017 2020

Der BDI fordert

Die Forschungsförderung für Hard und Software im Gebäudebereich sollte gestärkt und gezielter gestaltet werden.

Die bestehenden Forschungsprogramme sollten besser genutzt werden und um eine Zuschussförderung ergänzt werden.

Entwicklung eines politischen Fahrplans für Gebäudedigitalisierung und Gebäudeautomatisierung

Im Gebäudebereich wird durch die zunehmende Sektorkopplung die Koordinierung der verschiedenen Politikbereiche wie Mobilität, Energiewirtschaft und Immobilienwirtschaft immer aufwendiger. Politische Maßnahmen überlappen einander und führen zu Unübersichtlichkeit. Daher sollte die Politik einen kohärenten Ansatz zur Koordinierung digitaler Aktivitäten in Form eines politischen Fahrplans entwickeln. Dieser sollte sich ausschließlich mit Maßnahmen der Gebäudeautomatisierung und Digitalisierung im Gebäudebereich beschäftigen.

Der BDI fordert

Die Entwicklung eines politischen Fahrplans für Gebäudedigitalisierung und Gebäudeautomatisierung.

Digitale Agenda für den Gebäudesektor 16

Impressum

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Digitale Agenda für den Gebäudesektor 17

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