BDP BLATT 1/ 2019

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Das Magazin des Bund Deutscher Pfadfinder_innen

THEMA: Das A im Wald – Aktivismus im Hambacher Forst Adultismus – Dafür bist du noch zu jung EINBLICK: Einblicke aus den AKs Aktivismus gegen Rechts und Gender*Queer Betzavta Seminar –  Was Schokolade mit Demokratie (er)lernen zu tun hat INTERNATIONAL: Feminismus muss praktisch werden!

BLATT AUSGABE 01 / 2019


B L AT T Editorial Editorial

LIEBE LESER*INNEN

DAS A IM WALD Aktivismus im Hambacher Forst HALTUNG ZEIGEN IN DIGITAL Wie sich politischer Aktivismus durch soziale Medien verändert

Them

JUGENDZENTRUMSKONGRESS Ein Kongress für uns und wie sich das anfühlt

a

4 – 5

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PRÄVENTION SEXUALISIERTER GEWALT Entwicklung eines Schutzkonzeptes gegen sexualisierte Gewalt

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ADULTISMUS Dafür bist du noch zu jung

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KRITISCHE MÄNNLICHKEIT Was ist das und ein Gespräch

30 – 33

FEMINISMUS MUSS PRAKTISCH WERDEN! Lernen von mexikanischen Frauen* im Kampf gegen den Machismo

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EUSKADI HERRIA Lichtblicke im Baskenland

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MITREISEGELEGENHEIT Mit dem BDP unterwegs

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EINBLICKE AUS DEN AKs Aktivismus gegen Rechts und Gender*Queer 6 – 7

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iNblick

PORTRAIT Mirjam von der Bundeszentrale

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BETZAVTA SEMINAR Was Schokolade mit Demokratie (er)lernen zu tun hat

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SINGETREFFEN Singen, tanzen, Sprachen lernen, Theater spielen, lachen

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BLAT T REDAKTIONSTEAM FAQs

wie ihr direkt schon an der Ansprache seht, wollen wir in Zukunft im BLATT konsequent das Gendersternchen benutzen. Das Sternchen hat den Gendergap in der öffentlichen politischen Schreibweise überholt und drückt noch deutlicher aus, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt. Im BDP sind, wie überall, Menschen mit unterschiedlichen Geschlechtsidentitäten aktiv und das soll auch sichtbar sein!

8 – 11

WIE FÜHLEN WIR UNS? Aufeinander achten durch Konsens und Konsent

International

Liebe Leser*innen,

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Dazu passt auch unser Schwerpunktthema der elften Ausgabe, nämlich „Haltung zeigen!“. Wir wollen nämlich jene Bewegungen, Orte und Aktivist*innen in den Vordergrund stellen, die sich aktiv und kreativ für den Klimaschutz einsetzen (S. 4 – 5, 8 – 11), sich in Mexiko gegen Sexismus wehren (S. 18 – 20) oder sich in Deutschland mit kritischer Männlichkeit auseinandersetzen (S. 30 – 33), beim Jugendzentrumskongress die Solidarität stärken (S. 16 – 17) und einen Ort des entspannten und musikalischen Miteinander gestalten (S. 28 – 29). das blatt ist das Verbandsmagazin des Bund

Deutscher Pfadfinder_innen und erscheint ein bis zwei Mal im Jahr. Es dient dem Austausch, der politischen Debatte und der gegenseitigen Information über die BDP-Kinder- und Jugendarbeit in allen Bereichen.

das blatt wird mit Mitteln des Bundesministe-

riums für Frauen, Senioren, Familie und Jugend (bmfsfj) gefördert. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht immer die Meinung der Redaktion wieder. Aus Gründen des Datenschutzes werden nur die Vornamen der Autor*innen angegeben, auf Nachfrage kann der Kontakt für inhaltlichen Austausch hergestellt werden.

herausgeber*in:

BDP Bundesverband

redaktion Carla Weena, Deniz, Esther, Lorenz,

z Spielplat

BLÄT TCHEN

22 – 23

GAWASI GUKUM Ein Blick zurück und nach vorn

34 – 35

TIPPS

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TERMINE, FEEDBACK UND ABO

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POSTKARTE

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Lotti, Manu, Michelle, Simon, Zirka, Mirjam

gestaltung Atelier Hurra kontakt zur redaktion: blatt.bdp.org blatt@bdp.org

weitere exemplare können bestellt werden bei: Bund Deutscher Pfadfinder_innen Bundesverband – BLATT Baumweg 10 60316 Frankfurt am Main fon (069) 431030 mail bundesverband@bdp.org

Auch im BDP ist es wichtig, uns immer wieder (selbst)kritisch zu überlegen, wie wir unsere Räume gestalten, damit sich alle sicher und wohl fühlen können. Der AK Gender*Queer hat deshalb das Thema Prävention sexualisierter Gewalt angestoßen und angeregt, ein bundesweites Schutzkonzept zu erarbeiten (S. 24 – 25). Und auch in Seminaren und Reisen (S. 13 – 15, 34 – 35, 36 – 38) geht es immer wieder darum, uns mit Diskriminierungsformen und unserer Rolle darin auseinanderzusetzen, um uns dagegen positionieren zu können: Haltung zeigen eben. Und der AK Aktivismus gegen Rechts stellt vor, wie die Pläne fürs nächste Jahr aussehen (S. 6). Im letzten Jahr gab es wieder einige Abschiede und Neuzugänge. Wir wollen deshalb hier die Gelegenheit nutzen, uns bei allen ganz doll zu bedanken. Ella Fuchs aus dem LV Berlin hat tolle Aktionen angestoßen und den AK Aktivismus gegen Rechts auf den Weg gebracht und bereichert. Jo Böff vom MTK war mit viel Elan dabei und nimmt jetzt eine neue Herausforderung an. Herbert Swoboda (Swobl) hat sich nach vielen Jahren des Engagements als Vorstand und Geschäftsführer der Wilden Rose verabschiedet. Bişenk Ergin aus der Bundeszentrale hat sich mutig durch die ganzen Abrechnungen gekämpft. Und Torsten Schulte aus der Bundeszentrale hat den Verband mit viel guter Laune, Kompetenz und Motivation bereichert und geprägt und wir wünschen ihm alles, alles Gute auf seinem weiteren Weg. Danke euch allen! Ein großes Hallo und Willkommen geht an alle Neuzugänge, auch wenn sie jetzt schon länger dabei sind: Nora Dilling vom Hulsberg im LV Bremen, Sadeè Quest, Patrick Atzler und Anne Mindt aus dem LV Berlin und Gabriela Mayungu und Laura Seyfang in der Bundeszentrale!!

Liebe Grüße, das BLATT-Team und die BDP Bundeszentrale Editorial

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THEMA

Räumung und Wiederbesetzung im Herbst 2018

DAS A IM WALD Aktivismus im Hambacher Forst Es ist Mitte September 2018 und der Hambacher Forst wird geräumt. Aus ganz Europa fahren in diesen Tagen Menschen zu dem kleinen Wald in der Nähe von Köln. Sie nehmen stundenlange Autofahrten auf sich, teilen die Spritkosten, haben Lohnausfall, verpassen Lernstoff in der Schule oder Uni und gehen das Risiko strafrechtlicher Verfolgung ein. Wie kommt es, dass so viele Menschen all das auf sich nehmen, um sich in diesem kleinen Wald tausenden Polizist*innen entgegenzustellen?

Erproben eines neuen Gesellschaftsmodells Der zweite Grund, der trotz der Bekanntheit des Hambacher Forsts im öffentlichen Diskurs leider kaum Beachtung findet, ist das Erproben eines neuen Gesellschaftsmodells. Die Besetzung im Hambacher Wald gibt es seit 2012, lange bevor er deutschlandweite Bekanntheit erlangte. Hier haben Menschen versucht, sich ein Leben abseits von kapitalistischen Zwängen aufzubauen. In den Baumhäusern zahlt niemand Miete, gekocht wird zusammen, meistens mit geretteten (containerten) Lebensmitteln oder Spenden von Anwohner*innen, die die Besetzung unterstützen. Und natürlich ist hier noch keine Friede-Freude-Eierkuchen-Welt entstanden, denn wo verschiedenste Menschen aus unterschiedlichen Kontexten mit unterschiedlichen Vorstellungen und Idealen zusammenkommen gibt es immer Differenzen. Doch der Grundgedanke war und ist immer schon, dass sich hier alle Menschen frei entfalten können, ohne eine Autorität die ihnen vorschreibt, wie sie zu leben und wer sie zu sein haben. Diesem Traum von Anarchie, also einem Leben ohne Herrschaft, haben sich hier viele Menschen verschrieben. In jahrelanger Arbeit wurden beeindruckende Baumhausdörfer geschaffen. Der Vorwurf, dass hier faule Linksradikale leben, die keine Lust auf Arbeit haben, ist absolut falsch. Der Unterschied zum herkömmlichen Verständnis von Arbeit ist der, dass hier keiner Lohnarbeit nachgegangen wird und somit nicht Profitmaximierung Sinn und Zweck der Arbeit ist, sondern ein Ideal. Und auch für Menschen, die sich ein komplettes Aussteigen aus der Gesellschaft nicht vorstellen können, bietet der Hambacher Wald Möglichkeiten, sich zu entfalten. Es gibt jährliche Skill-SharingCamps, auf denen in Workshops aller Art Wissen geteilt wird. Zu den notwendigen Basics im Wald gehören beispielsweise Kletterund Selbstverteidigungskurse, doch es gibt auch Vorträge zu politischen Themen und Raum für Diskussionen.

Die RWE AG ist ein börsenorientierter Energieversorgungskonzern welcher seit Jahren versucht, den verbliebenen Teil des ehemals 5.500 Hektar großen und seit 12.000 Jahren existierenden Waldes für den Braunkohleabbau zu roden. Dabei dürfen Bäume eigentlich nur von Oktober bis März gefällt werden. Bei der Räumung im September 2018 wurden jedoch für den Einsatz von Hebebühnen und anderem schweren Gerät massive Schäden im Wald verursacht. Während der Räumung des Baumhausdorfes Lorien wurde eine große Lichtung geschlagen, die komplett mit Sand und Kies aufgeschüttet und zerstört wurde. Nachdem die Räumung am fünften Oktober 2018 durch einen Gerichtsbeschluss gestoppt wurde, konnten Aktivist*innen mit der Wiederbesetzung beginnen. Und auch die Lichtung soll mit jungen Bäumen rekultiviert werden. Im Bild erkennt man die Setzlinge, die in Form des Zeichens für Anarchie – ein großes A in einem Kreis – angepflanzt wurden. Dieses Zusammenspiel von Umweltschutz und dem Wunsch nach einem befreiten Leben macht den Hambacher Wald zu einem so einzigartigen Ort, für den viele mutige Menschen sehr viel auf sich nehmen und riskieren In Zeiten, in denen die Gesellschaft einen massiven Rechtsruck erlebt, werden Inseln des Widerstands immer wichtiger, leider aber auch immer bedrohter. Freiräume werden geschlossen, Hausbesetzungen geräumt. Umso wichtiger ist es, dass sich politisch interessierte Menschen engagieren, aktiv werden, die Dinge selber in die Hand nehmen. Ein Leben ohne kapitalistische Zwänge ist möglich, muss aber auch Tag für Tag erkämpft werden. Auch wenn der Weg dorthin beschwerlich ist und manchmal hoffnungslos scheint, zeigt die Besetzung des Hambacher Forsts, dass sich der Einsatz lohnt. Von Simon

Umweltschutz Der erste und wichtigste Grund ist Umweltschutz. Der Hambacher Forst ist zu einem Symbol des Widerstands gegen Braunkohle geworden. Sieben der zehn größten Klimasünder Europas sind deutsche Braunkohlekraftwerke. Immer mehr Menschen erkennen, dass das Festhalten an dieser veralteten Energieversorgung

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Thema

katastrophale Auswirkungen auf die Natur hat. Schüler*innen politisieren sich und zeigen bei den Fridays For Future Demonstrationen (siehe auch Seite 8 – 11) beeindruckendes Durchhaltevermögen. Es ist die Jugend, die die Fehler der letzten Generationen ausbaden müssen wird.

Thema

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EINBLICKE AUS DEN AKS

EINBLICKE AUS DEN AKS

AK AKTIVISMUS GEGEN RECHTS Wie sich politischer Aktivismus durch soziale Medien verändert

WAS GIBT ES NEUES AUS DEM AK GENDER*QUEER? Prävention sexualisierter Gewalt Wie jedes Jahr gibt es ein Thema, auf welches sich der AK Gender*Queer spezialisiert. Dieses Jahr lautet dieses: Prävention sexualisierter Gewalt. Dazu gibt es einen ausführlichen Artikel auf den Seiten 24 und 25, auf den ich an dieser Stelle verweisen möchte.

Von AK Gender*Queer Der Arbeitskreis Aktivismus gegen Rechts entstand vor fast drei Jahren auf Initiative von Jugendlichen, nachdem die AfD ins Berliner Parlament eingezogen ist. Der Schreck war groß, und im BDP war klar, dass wir uns gegen rechte Ideologien und Strukturen in Deutschland positionieren und aktiv werden wollen. Aber wie? Neben Argumentationstrainings gegen die rechte Hetze und der Beschäftigung mit rassismuskritischen Bildungsmaterialien hat der AK ein Statement gegen Rechts geschrieben, das für den gesamten Verband gilt (das Statement findest du auf www.bdp.org/content/ak-aktivismus). Außerdem wurden Sticker entworfen und verteilt. Beim letzten Treffen im März haben wir gemeinsam die Jugendkonferenz Wir geben keine Ruh – Gemeinsam gegen Rechts besucht und uns von den Diskussionen und Workshops inspirieren lassen. Denn es wird immer wichtiger und notwendiger, laut und gemeinsam gegen den Rechtsruck in der Gesellschaft vorzugehen, und jede*r von uns kann und soll sich einbringen! Wir wollen deshalb die Menschen im BDP, die bereits aktivistisch unterwegs sind, unterstützen. Das kann sein, indem wir Kontakte aufbauen zu Gruppen und dann zu Aktionen oder Veranstaltungen von diesen fahren und diese praktisch unterstützen. Oder wir organisieren Workshops zu Themen wie Selbstfürsorge in aktivistischen Kreisen, Organisation von politischem Engagement, kollektive Entscheidungsfindungen etc. Wir finden es nämlich wichtig, eine Balance zu finden zwischen dem wichtigen politischen, ehrenamtlichen Engagement und der Gefahr, sich dabei selbst auszubeuten und zum Schluss total ausgebrannt zu sein. Da wollen wir ansetzen und eine Unterstützung leisten. Gleichzeitig ist es aber auch wichtig, immer wieder über Diskriminierung, Ungleichheit etc. nachzudenken und uns darin fortzubilden. Deshalb laden wir alle ein, immer wieder Bildungsseminare zu besuchen, die sich damit auseinandersetzen. Denn der Aktivismus gegen Rechts beginnt bei uns, indem wir im BDP einen Ort schaffen, wo rechte Hetze, aber auch Rassismus, Sexismus, Homo-, Trans- und Interfeindlichkeit, etc. keinen Raum hat und wir einen Ort schaffen, wo wir Kraft tanken, um dann gestärkt nach außen gehen zu können.

AK Aktivismus gegen Rechts 6

Einblick

Menstruation(-sbox) Im letzten Blatt hat Torsten im Artikel Bei einem Menstruationstässchen Tee schon einen Teaser für die Menstruationsbox geschrieben. Außerdem verdeutlicht der Artikel ziemlich gut, warum und wie wir uns im BDP mit dem Thema Menstruation auseinandersetzen. Mit Solz dürfen wir nun verkünden: Die Box ist noch viel großartiger geworden als wir erwartet hätten! Sie enthält viele selbstgeschriebene Texte rund um das Tabuthema Menstruation, Menstruation aus queerer Perspektive und biologische Vorgänge. Außerdem haben wir ganz unterschiedliche Produkte zusammengetragen und Erklärungen zu diesen geschrieben. Sie lädt zum Stöbern und Diskutieren ein. Worauf ihr euch besonders freuen dürft ist zudem unser selbstgestaltetes Zine. Darin findet ihr viele Collagen, Texte zu und über Menstruation aus verschiedenen Perspektiven und andere Kleinigkeiten, die ihr selbst entdecken dürft. Das Thema Menstruation hat nicht nur gesellschaftlich, sondern auch im AK Gender*Queer immer Präsenz und bleibt aktuell.

INFOBOX: Die Firma Me Luna hat die Menstruationstassen in der Mensis-Box gesponsert, und die Firma bloodmilla hat uns Levantiner Schwämmchen, Binden und Vulva Pads aus Stoff günstiger gegeben. Vielen Dank!

Einblick

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THEMA

HALTUNG ZEIGEN IN DIGITAL Wie sich politischer Aktivismus durch soziale Medien verändert Am 20. August 2018 setzte sich die damals noch 15-jährige Greta Thunberg zum ersten Mal vor das schwedische Parlament und begann mit einem Schulstreik für das Klima. Skolstreijk för Klimatet steht auf ihrem mittlerweile weltberühmten Pappschild.

Wege der Vernetzung

Seitdem ist viel passiert: Mitte März 2019 haben nach Angaben von fridaysforfuture.org mindestens 1,6 Millionen Menschen auf allen 7 Kontinenten und in mehr als 125 Ländern für Klimaschutz gestreikt. Fridays For Future (Freitage für die Zukunft) nennt sich die globale Bewegung, die nach Gretas Vorbild entstanden ist und deren Streiks jeden Freitag stattfinden. Die Mehrzahl der Anwesenden sind junge Menschen, die noch zur Schule oder Universität gehen. Sie fordern die Politiker*innen ihrer Länder auf, Verantwortung für den Klimawandel zu übernehmen und wollen damit verhindern, dass die Erderwärmung über 1,5°C steigt. Denn schon der kleine Unterschied von 1,5°C auf 2°C hätte nach dem Bericht des Weltklimarats IPCC von 2018 immense Auswirkungen auf die Erde, zum Beispiel viel schwerwiegendere Naturkatastrophen.

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Thema

Fridays For Future hat sich rasant vergrößert: In nur wenigen Monaten hat die Bewegung tausende Demonstrant*innen dazugewonnen. Wie ist es möglich, dass sich so schnell so viele Menschen verbünden und sich für ein gemeinsames Ziel einsetzen? – Klar, durch das Internet und soziale Medien. Auch Greta Thunbergs persönlicher Streik hatte sich 2018 vor allem durch soziale Medien verbreitet. Sie selbst hat den Hashtag #FridaysForFuture geprägt, unter dem sich Interessierte informieren und Engagierte vernetzen können. Viel Aufmerksamkeit hat sie außerdem im Dezember 2018 durch ihre Rede auf der Klimakonferenz im polnischen Katowice erlangt – das Video ging „viral“, hat sich also sehr schnell verbreitet. Dort traf sie unter anderem auf Luisa Neubauer, die daraufhin mit einem kleinen Team die deutschen Fridays For Future Demonstrationen organisierte. Auch ich persönlich habe von Greta Thunberg das erste Mal über Instagram erfahren: eine Aktivistin für Klima, Fair Fashion und Nachhaltigkeit hatte die oben erwähnte Rede geteilt. Daraufhin folgte ich Greta Thunberg und teilte wiederum einen Beitrag von ihr in meiner Instagram Story. So oder so ähnlich muss es vielen ergangen sein. Mittlerweile kann man sich ein Leben ohne Netzwerke wie Facebook, Instagram, Twitter und Co. kaum mehr vorstellen. Auch wenn man sie selbst nicht nutzt, so tun es doch viele im Umfeld. Tatsächlich sind diese Portale aber noch gar nicht so alt. Facebook gibt es seit 2004, Twitter seit 2006 und Instagram erst seit 2010. Viel hat sich seitdem in der Kommunikation geändert, so natürlich auch bei der Mobilisierung für politische Aktionen und Bewegungen.

Positive Filterblasen Ein besonderes Merkmal von sozialen Medien ist das schnelle Finden von Gleichgesinnten. Im Falle der sogenannten Filterblasen ist diese Eigenschaft aber eher negativ konnotiert. So zum Beispiel, wenn Menschen, die an Verschwörungstheorien glauben, nur Seiten folgen und angezeigt kriegen, die ähnliche Meinungen vertreten. Politische Bewegungen können davon jedoch profitieren, indem sie zunächst diejenigen erreichen, die sich für das Thema interessieren. Simple und eingängige Botschaften, wie im Falle von Fridays For Future, eignen sich für die Verbreitung in sozialen Medien besonders gut: „Die Klimakrise ist längst eine reale Bedrohung für unsere Zukunft. Wir werden die Leidtragenden des Klimawandels sein und für die Fehler der vorhergehenden Generationen büßen. Deshalb gehen wir auf die Straßen“ (Quelle: https://fridaysforfuture.de). Natürlich gibt es dazu noch eine Masse an Hintergrundinformation, vor allem wissenschaftliche Befunde, wie der Bericht des Weltklimarats IPCC. Aber die Botschaft ist auch verständlich, wenn man diese Quellen nicht kennt. Gerade in Deutschland, wo keine Partei außer der AfD den menschengemachten Klimawandel negiert, macht sie auf den Handlungsbedarf aufmerksam. Denn im Grunde sind sich fast alle einig, dass wir Handeln müssen. Nur wie schnell und mit welchen Mitteln – da gehen die Meinungen weit auseinander.

#Hashtags Im Falle von Fridays For Future war und ist auch der gleichnamige Hashtag ein Mittel zur schnellen Verbreitung und Vernetzung in sozialen Medien. Die wohl bekannteste Bewegung, die durch einen Hashtag bekannt wurde, ist #blacklivesmatter (Schwarze Leben zählen). Die Bewegung entstand 2013 in den USA und setzt sich seitdem weltweit gegen Polizeigewalt und Rassismus ein. Über den Hashtag wurden mehrere Fälle von rassistischer Polizeigewalt öffentlich gemacht und weit verbreitet, zum Teil mit schockierenden Videos. Daraufhin gab es große Demonstrationen in verschiedenen Städten auf der ganzen Welt. Auch #metoo ist eine Bewegung, die 2017 durch den Hashtag entstand. Die Schauspielerin Alyssa Milano twitterte nach dem Bekanntwerden von sexuellen Übergriffen des Hollywood-Regisseurs Harvey Weinsteins, dass jede Frau*, die schon einmal sexuell belästigt wurde, auf ihren Tweet #metoo antworten sollte – um das Ausmaß sichtbar zu machen. Diese Bewegungen haben zum Teil weltweit Wellen geschlagen, denn die Verbreitung geht schnell und ist einfach. Hashtags sind sehr niedrigschwellige Mittel der Solidarisierung und eine Möglichkeit, Haltung zu zeigen. Im Falle von Twitter oder Facebook ist es sogar noch leichter: Der originale Post, der erklärt worum es geht, kann mit nur einem Klick retweetet, geteilt oder geliked werden. Man muss also nicht einmal selber formulieren und kann sich quasi „nur“ anschließen. Thema

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Informationsflut Auf eine Demonstration oder Veranstaltung zu gehen ist dagegen schon eine größere Hürde, die oft nur überwunden wird, wenn sich mindestens zwei Leute zusammenfinden. Auf Facebook ist das Veranstaltungstool deshalb zu einer der wichtigsten Funktionen geworden. Dort kann man neben Zeit, Ort und Infos zur Veranstaltung sehen, wer aus dem Bekanntenkreis auch auf die Veranstaltung geht, bzw. interessiert ist. Jener interessiert-Button ist jedoch auch die Verdeutlichung eines Problems, das mit dem digitalen Wandel entstanden ist. Dadurch, dass wir durch unsere Smartphones quasi immer online sind, ergibt sich eine schier überwältigende Zahl von Eindrücken und Auswahlmöglichkeiten. Die Aufmerksamkeitsspanne wird kürzer und immer öfter ist es unmöglich, sich festzulegen: Statt sich fest zu verabreden, schreibt man lieber spontan jemanden an. So erklärt sich auch der interessiert-Button auf Facebook. Die Hürde, auf Teilnehmen zu klicken ist zu hoch, es könnte ja noch „was Besseres“ passieren.

Wie war das nochmal vor den sozialen Medien? Damit will ich allerdings nicht behaupten, dass früher, in der Zeit vor Internet und sozialen Medien, alles besser war. Vielleicht konnte man sich eher auf Dinge festlegen und fokussieren, andererseits hat sich eine Bewegung nur in ganz seltenen Fällen über Länder- und Staatsgrenzen hinweg verbreitet. Der große Vorteil, den die sozialen Medien von heute bieten, sind die Kosten und die Einfachheit. Ein Profil oder eine Seite anzulegen ist gratis und für die Generation, die damit aufgewachsen ist, auch nicht schwer. Früher war man dagegen auf Mittel angewiesen, die viel Geld und Zeit gekostet haben, wie beispielsweise ellenlange Telefonlisten, Flugblätter, Zeitungsanzeigen, etc.

Von großer Bedeutung war zum anderen auch die Mund-zu-Mund-Propaganda, also einfach jemandem davon zu erzählen. Auch heute ist sie noch aktuell, denn wir glauben InformaDie Kurzlebigkeit von Information im Netz ist ein Problem, das tionen eher von Menschen, die wir besser kennen und denen wir auch politischen Aktivismus betrifft. Durch die Flut an Informa- vertrauen. Allerdings sind die Grenzen von Mund-zu-Mund-Protion kann es schwierig sein, Menschen nach erstem Interesse in paganda und Kommunikation über soziale Netzwerke schwammig. einer Bewegung zu halten. Instagram Stories bleiben beispiels- Wenn ich Freund*innen eine Nachricht mit Infos zu einer Demo weise nur für 24 Stunden erhalten und werden danach gelöscht. schicke, ist das dann auch noch Mund-zu-Mund-Propaganda? Aber auch normale Posts, die bestehen bleiben, verschwinden nach kurzer Zeit hinter den aktuellen Beiträgen im Feed oder Zusätzlich verschwimmt auch das Konzept der „Person, der man werden durch die undurchsichtigen Algorithmen der Portale gar vertraut“. Der sperrige Begriff der Parasozialen Interaktion benicht erst angezeigt. Die Herausforderung für politischen Aktivis- schreibt die Beziehungen zwischen Zuschauer*innen und Medienakteur*innen, zum Beispiel Youtuber*innen. Häufig verhält man mus im Netz besteht also auch darin, sichtbar zu bleiben. sich gegenüber Persönlichkeiten aus dem Netz wie mit Freund*innen oder Bekannten – man baut eine Beziehung zu ihnen auf. Das heißt auch, dass man die Wirkung von sogenannten Influencer*innen, Aktivist*innen und öffentlichen Personen für politische Bewegungen nicht unterschätzen sollte. Greta Thunberg ist hierfür das beste Beispiel. Sie ist nicht nur Aktivistin, sondern auch Identifikationsfigur. Durch ihre regelmäßigen Posts in sozialen Netzwerken gibt sie Einblick in ihren Alltag, beispielsweise, dass sie lieber den Zug nimmt, anstatt zu fliegen. Die Frage ist allerdings, ob die Fridays For Future Demos weiterhin so viel Zulauf bekommen. Einige zweifeln daran, weil die mediale Berichterstattung abnimmt. Ich persönlich bin allerdings zuversichtlich: viele junge Menschen beziehen ihre Informationen sowieso nicht aus den klassischen Medien. Solange keine politische Veränderung stattfindet, wird Fridays For Future nicht aufhören. Von Lotti

INFOBOX: liken:

den „gefällt mir“-Button drücken (z.B. bei Facebook, Instagram)

posten:

einen Beitrag, also einen Post (z.B. ein Photo, ein Text, etc.) mit anderen in einem sozialen Netzwerk teilen

soziale medien:

(siehe dazu auch kritischen Artikel im BLATT 01/15 – Digital-Autonomie): Medien, die dazu dienen, sich untereinander auszutauschen und Inhalte mit ausgewählten Personen oder der Öffentlichkeit zu teilen.

facebook funktionen „teilnehmen“/ „interessiert“:

Bei Facebook kann jede*r eine private oder öffentliche Veranstaltung erstellen. Unter jeder Veranstaltung können andere Nutzer*innen per Klick angeben, ob sie teilnehmen, nicht teilnehmen oder interessiert sind.

hashtag:

Ein Hashtag wird immer durch die Raute # vor dem Begriff markiert. In sozialen Netzwerken dienen sie dazu, bestimmte Wörter zu markieren. Durch Klick auf einen Hashtag oder die Suche danach werden einem Beiträge angezeigt, die ebenfalls mit diesem Hashtag markiert wurden.

tweet:

Ein Begriff, der durch das Portal Twitter geprägt wurde. Er wird anstelle von „Post“ (s.o.) benutzt: „Posten“ ist auf Twitter demnach „tweeten“.

instagram stories:

Beiträge auf Instagram, die nach 24 Stunden automatisch gelöscht werden. Nutzer*innen können alle Stories direkt auf dem Startbildschirm anschauen.

influencer*innen:

(engl. to influence = beeinflussen, prägen) Personen, die aus eigenem Antrieb regelmäßig Inhalte (Text, Bild, Audio, Video) zu einem Thema veröffentlichen. In der Regel haben Influencer*innen eine hohe Reichweite, d.h. viele Menschen sehen die geteilten Beiträge.

algorithmus:

Eine formalisierte Handlungsanweisung, nicht nur für Computer. Wenn dir deine Eltern sagen, dass du immer dann bei ihnen essen kannst, wenn dein Kühlschrank leer ist, ist das bereits ein Algorithmus. 2 + 2 = 4 ist auch einer. Je mehr Handlungsanweisungen nacheinander befolgt werden müssen, desto komplizierter wird der Algorithmus. (Nach Fluter Heft Nr. 68, S.25)

feed:

Der Web-Feed in einem sozialen Netzwerk ist die Oberfläche, auf der dir die Neuigkeiten angezeigt werden. Feed bedeutet im Englischen „Füttern“ – der Web-Feed füttert uns quasi mit Informationen. Allerdings werden meistens nicht die neuesten Beiträge ganz oben angezeigt, sondern von dem Algorithmus (s.o.) der Seite sortiert.

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Thema

Thema

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PORTRAIT

DIE PERSON HINTER DEN MAILS Mirjam von der Bundeszentrale Mirjam, du arbeitest jetzt seit Mai 2018 beim BDP. Das ist ein komplettes Jahr und wir finden es ist Zeit, dich als neues Mitglied im BDP vorzustellen! Einige von uns haben dich schon kennenlernen dürfen, für alle anderen: Tadaaa- hier ein kurzes Interview mit Mirjam.

werment von betroffenen Menschen sehr wichtig. Das versuche ich an verschiedenen Stellen umzusetzen.

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Einblick

Was Schokolade mit Demokratie (er)lernen zu tun hat Demokratie, Teilhabe und Miteinander – diese Begriffe stellen zentrale Inhalte der Betzavta-Methode dar. Dementsprechend ist es nicht verwunderlich, dass wir uns an einem Wochenend-Seminar im Januar 2019 in Frankfurt eingehend mit ihnen beschäftigt haben.

die bundeszentrale ist der knotenpunkt, an dem alles zusammenläuft. welche aufgaben hast du dort?

An erster Stelle steht natürlich die Bildungsarbeit. Ich organisiere und veranstalte Wochenenden für die Arbeitskreise, das Ich hab mich im wissenschaftlichen Bereich viel mit sozialer Un- Vernetzungstreffen Politische Bildung, sowie die Redaktionsgleichheit, Diskriminierung, post- kolonialer Theorie und Fetreffen für das BLATT. Dazu kommen Seminare, die ich selbst minismus auseinandergesetzt, wollte allerdings anbiete. Teilweise greife ich dafür Wünsche von mehr mit Menschen arbeiten. Da war für Menschen aus dem BDP auf und setze diemich klar, dass politische Bildungsarse um. Manchmal lasse ich mich aber beit eine gute Möglichkeit ist, weg auch von Themen leiten, die ich von den Büchern zu kommen aktuell für besonders wichtig und mein Wissen zu teilen halte. Im Herbst biete ich und weiterzugeben. zum Beispiel Seminare zu postkolonialer Theorie welche deiner perund rassismuskritischer sönlichen schwerBildungsarbeit sowie punkte konntest zum Zusammenspiel du bisher in den von Rassismus und bdp tragen? Sexismus an. Lustig fand ich ja, dass die ArDaneben ist es auch beitskreise, die in meine Aufgabe, die der Ausschreibung Homepage zu beauch drin standen, treuen in dem Sinne, ziemlich gut meine dass ich schaue, was Schwerpunkte widerbei den Landesverbänspiegelten. Queer-Feden gerade ansteht und minismus finde ich zum um Menschen somit zu Beispiel super wichtig und vernetzen. Und ich schreiich freue mich sehr, dass es be den Newsletter und ganz im BDP so eine aktive Gruppe, viele andere Mails, über die den AK Gender*Queer gibt. Und mich viele von euch schon kennen. im Kontext von Aktivismus gegen Rechts hab ich auch einiges gemacht, neIn der Bundeszentrale selbst bekomme ich ben persönlichem Engagement auch eine Multidadurch, dass wir zu viert im Büro sitzen, auch plikator*innenqualifizierung gegen Rechts sowie verschiedene viel von den Aufgaben und Arbeitsschwerpunkten der anderen Bildungsformate gegen Rassismus. Kolleg*innen mit. Dadurch entsteht auch eine gemeinsame Arbeitsebene, die ich sehr schätze. Darüber hinaus konnte ich schon ein Betzavta Seminar anbieten (siehe S. 13 – 15) und wir haben ein Zine zu Menstruation erstellt, der bdp für dich in 3 worten? das war sehr empowerned. Gleichzeitig zeigen sich daran auch ein Wertschätzend, solidarisch, (selbst)kritisch wenig meine Schwerpunkte: ich finde den Spagat zwischen einem bewussten, selbstkritischen Umgang mit verschiedenen Formen Danke Mirjam! Wir freuen uns, dich an Bord zu haben und sind von Diskriminierung und gleichzeitig die Stärkung und das Empo- gespannt, was wir gemeinsam noch alles auf die Beine stellen.

wie kam es zu deiner bewerbung beim bdp?

BETZAVTA SEMINAR

Aber was heißt Betzavta eigentlich? So richtig viel konnte sich niemand von uns darunter vorstellen. Es ist hebräisch und heißt ins Deutsche übersetzt Miteinander. Die Methode kommt aus der israelischen Friedensbewegung und soll demokratische Wege der Entscheidungsfindung erlebbar machen und Chancen, aber auch Schwierigkeiten in diesem Prozess aufzeigen. Die Grundannahme, die uns durch das Wochen­ende begleitete, war die Auffassung, dass Konflikte und Meinungsverschiedenheiten am besten mit Kreativität und durch Selbsterfahrung bearbeitet und beigelegt werden können. Dies erfordert jedoch die Fähigkeit, demokratisch handeln sowie respektvoll und wertschätzend miteinander umgehen zu können. Weitere unersetzliche Prinzipien sind Freiheit und Gleichheit in der Gesellschaft. Die Seminare, die auf diesen Grundpfeilern beruhen, stärken die Konfliktbewältigungsfähigkeit der einzelnen Teilnehmer*innen. Gleichzeitig werden sie für unterschiedliche Teilhabechancen und Mitbestimmungsmöglichkeiten verschiedener Menschen(gruppen) sowie speziell Minderheiten und Mehrheiten sensibilisiert. Dies soll innerhalb des Betzavta Seminars mithilfe eines gruppendynamischen Prozesses vermittelt werden, der ergebnisoffen ist und den Teilnehmer*innen ermöglicht, sich an Entscheidungsfindungsprozessen zu beteiligen, unabhängig davon, ob sie sich gerade mit ihren Wünschen, Ansichten und Bedürfnissen in der Mehrheit oder der Minderheit befinden.

Einblicke in das Seminar An dem Wochenende in Frankfurt konnten wir die Aushandlungsprozesse von Betzavta in verschiedenen Übungen spielerisch, aber auch kulinarisch, zum Beispiel beim Schokoladenspiel, austesten und den geschützten Rahmen des Seminars nutzen, um gemeinsam Entscheidungen zu treffen und uns in der Gestaltung unserer Gruppe einzubringen. Während des Seminars haben wir uns beispielsweise mit den eigenen Möglichkeiten auseinandergesetzt, in einer Gruppe oder der Gesellschaft gehört zu werden, mitbestimmen zu dürfen oder repräsentiert zu werden. Andererseits mussten wir uns aber auch damit auseinandersetzen, dass solche Möglichkeiten und Privilegien nicht jeder Person zur Verfügung stehen und auch wir persönlich manchmal bewusst oder unbewusst zu Ausschlüssen beitragen.

Einblick

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(Un-)gerechte Schokolade? Beim Schokoladenspiel beispielsweise ging es um die emotionale Selbsterfahrung des Themas Ungleichheit bzw. (Un-)Gerechtigkeit. Wir Teilnehmer*innen wurden in Gruppen aufgeteilt und jede Gruppe wählte eine Spielfigur. In unserer Gruppe fiel die Wahl auf mich. Wir Spielfiguren wurden unterschiedlich weit vorne auf einem Spielfeld positioniert und das Ziel war es, das Ende des Spielfelds (und somit auch das Feld mit der Schokolade) durch Würfeln zu erreichen. Wer auf einem bestimmten Feld landete, durfte mit Absprache der eigenen Gruppenmitglieder eine neue Regel aufstellen. Schnell wurde mir bewusst, dass die ungleichen Startbedingungen mit ungleicher Machtverteilung einhergehen und meine Gruppe aufgrund der ungünstigen Startposition nur sehr begrenzt an dem Aushandlungsprozess der Regelaufstellung beteiligt sein wird. Dennoch mussten wir uns an diese Regeln halten, ohne an dem Privileg, das mit dieser Machtposition einherging, teilzuhaben. Es war deprimierend und schnell haben sich meine Gruppenmitglieder aus dem Spiel und den Aushandlungsprozessen, auf die wir ja keinen Einfluss ausüben konnten, zurückgezogen. Nach dem Ende des Spiels haben wir unsere Erfahrungen und Gedanken reflektiert und es war sehr interessant, welche unterschiedlichen Motivationen und Emotionen das Spiel bei den einzelnen Teilnehmer*innen ausgelöst hat. Während die Gruppen weiter vorne die Schokolade und dementsprechend auch das Gewinnen im Sinn hatten, lag bei uns eher der Wunsch im Fokus, überhaupt an den Aushandlungs- und Entscheidungsprozessen der Regelgestaltung teilzuhaben. Da die anderen Gruppen sowieso an diesem Prozess beteiligt waren und diese Position wie selbstverständlich inne hatten, zielten ihre Regeln eher darauf ab, einen Vorteil in Bezug auf das Spiel zu erzielen, während wir eher an Regeln interessiert gewesen wären, die auf bessere Teilhabechancen unsererseits abgezielt hätten. In der Auswertung haben wir Empathie, den Umgang mit Macht und Privilegien sowie die Konsequenzen von Entscheidungen vor dem Hintergrund des Erlebten thematisiert.

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Einblick

Wie kritisch hinterfrage ich mich selbst? Obwohl die Situation der ungleichen Machtpositionen des Spiels danach wieder aufgelöst und die Schokolade solidarisch aufgeteilt wurde, hat mich die Thematik noch länger beschäftigt und mich dazu angeregt, das Erlebte auf die Realsituation in der Gesellschaft zu übertragen. Auch in unserer Seminargruppe gab es Unterschiede, was die Möglichkeit der Teilhabechancen sowie dem Gefühl, ob die eigene Meinung in der Gesellschaft gehört wird, angeht. Dieses Hinterfragen der eigenen Position, mitsamt vielleicht bisher nicht wahrgenommener Privilegien oder eben Benachteiligungen, die meistens sehr wohl spürbar sind, war ziemlich intensiv und auch teilweise schmerzhaft. Aus diesem emotionalen Prozess ist aber dank der tollen Betreuung durch unsere Seminarleitung eine sehr produktive Lernsituation entstanden, die mir eine Perspektiverweiterung sowie einen nachhaltigen Lernprozess ermöglicht hat. Die Möglichkeit, mich innerhalb einer wertschätzenden und rücksichtsvollen Gruppe mit meiner eigenen Position und meinem Verhalten kritisch auseinanderzusetzen, hat bei mir den Wunsch nach einer langfristigen Veränderung in meinem Denken und Handeln ausgelöst. Klar verhält sich niemand immer perfekt, allerdings ist ein guter Wille aus meiner Perspektive nicht ausreichend.

Fazit des Wochenendes Der Anspruch auf ein demokratisches, solidarisches Miteinander erfordert von mir persönlich, meine gewohnten Denk- und Handlungsmuster daraufhin kritisch zu hinterfragen, ob ich mit meinem Sprechen, bzw. Verhalten andere Menschen ausschließe, diskriminiere oder verletze. Das ist zwar bestimmt nicht immer einfach, allerdings lohnt es sich mit Sicherheit, sich damit zu beschäftigen und an sich zu arbeiten. Mitgenommen habe ich persönlich neben vielen wertvollen Erfahrungen und ganz persönlichen Lernprozessen, die bei mir angestoßen wurden, das Wissen, dass Demokratie gelernt, geübt und ausprobiert werden muss. Das Wochenende war überaus produktiv und bereichernd, aber auch sehr intensiv und teilweise anstrengend, da gemeinsame Entscheidungen das Ergebnis von langen, manchmal schwerfälligen Aushandlungsprozessen sind und wir alle einzigartig und verschieden sind. Währenddessen ist mir aber auch immer wieder bewusst geworden, wie bereichernd und wichtig Diversität ist und wie wertvoll Vielfalt in Bezug auf Meinungen, persönliche Hintergründe und Vorerfahrungen sind. Diese Beschäftigung mit gelebter Demokratie, Aushandeln und Konsens suchen hat mich sehr gefordert, abschließend kann ich aber festhalten: es lohnt sich!

Von Michelle

Einblick

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EIN BERICHT

JUGENDZENTRUMSKONGRESS Ein Kongress für uns und wie sich das anfühlt

Im April besuchte ich den Jugendzentrumskongress Standing United, den ersten bundesweiten Kongress für linke Räume und Jugendzentren im AJZ Chemnitz. Der Untertitel hat bei mir Erwartungen wachsen lassen: Es steckt einiges an Leidenschaft in dieser Arbeit mit und für junge Menschen, die Räume erkämpfen, um sich frei zu entwickeln. **

Freitag – orientieren, zuhören, klarkommen Der Kongress geht von Freitagnachmittag bis Sonntagnachmittag und die Ambitionen, diese Zeit gut zu füllen, sind groß. Zuerst müssen wir uns erst mal alle kennenlernen: Wie heißt du? In welchem Jugendzentrum bist du aktiv? Und warum machst du das eigentlich? Viele Gedanken, Fragen, Meinungen, Wünsche und konkrete Vorstellungen werden in den Gesprächsrunden geteilt und immer wieder kann ich mich zu dem verbunden fühlen, was gesagt wird. Weitere Punkte die aufkommen sind:

„Was läuft schief und wie geht es besser?“ „Wie seht ihr das?“ „Bei uns läuft das irgendwie ganz anders …“

Samstag – es gibt so viele Workshops zu verpassen! Am Samstag nehme ich am Workshop „Feministische Perspektiven auf und in Jugendzentren“ teil. Unsere Vorstellungsrunde wird automatisch zum Erfahrungsaustausch. Was wünschen wir uns? Vernetzung, Perspektiven, Skillsharing, Empowerment, Strategien, einen Umgang mit dem feministischen Rückzug. Inhaltlich sind wir uns einig, da gibt es also (für den Anfang) wenig Diskussionsbedarf. Darum widmen wir uns dem Praktischen und meine Kleingruppe spricht über Vernetzung und wie wir das eigentlich anstellen wollen. Wir einigen uns darauf, dass wir einen Email-Verteiler für bundesweit relevante Veranstaltungstipps und Informationen einrichten möchten.

Nachmittags setze ich mich in eine neue Runde und lausche einem Vortrag des AZs „Kim Hubert“ in Salzwedel. Sie berichten Diskussionen und Differenzen, aber eine große, gemeinsame von rechtsmotivierten Angriffen auf ihr Haus und auf EinzelperIdee, die die Basis aller dieser Diskussionen bildet. Und die Über- sonen. Während dem Vortrag wird mir deutlich bewusst, dass es nicht nur gut, sondern notwendig ist, Aufarbeitung zu leisten, zeugung, dass wir zusammenhalten wollen. Dinge zu besprechen und zu dokumentieren. Dies ist wichtig, um Worin sich alle einig sind: Dass es richtig ist, wofür wir uns einset- zu verstehen und zu verarbeiten was passiert ist und passieren zen. Und dass es viele gute Gründe dafür gibt, es weiterhin zu tun. kann, sich zu schützen und herauszufinden, was der geeignete Umgang ist. Solidarität muss Praxis werden! Wie? So! – Ideen, Projekte, aus Gleichzeitig kann darüber auch eine Kultur der Solidarität aufFehlern lernen. gebaut werden. Denn ein Angriff auf ein AJZ oder AZ irgendwo ist ein Angriff auf uns alle. Also... was braucht ihr? Was kann ich Uff. So viel zum ersten Abend. Und ich dachte, dass das der Fazit beisteuern? meines Berichts werden wird …

Der Fazit des Vortrags ist emotional und fast ein bisschen kitschig, wie schon am Abend zuvor: Die Solidarität ist da, wir sind stark und wir unterstützen einander. Lasst uns alle einen Teil davon tragen. Mittlerweile hängen überall große Plakate voller Ideen, Feedback und Lesetipps. Nach dem Abendessen versammeln sich alle Teilis des Kongresses in großer Runde zur Asamblea. Wir sind um die 150 Menschen! Der Tag wird rekapituliert und Orgakram abgehandelt. Ambitionen machen sich erneut bemerkbar, das Mikro macht die Runde. Wann, wenn nicht jetzt? Danach steigt eine Party mit DJ*anes und es gibt soviel zu quatschen, dass fast kaum Zeit zum Tanzen bleibt. Ich bin müde, mein Kopf summt, ich gehe schlafen.

Natürlich ist das, was ich an diesem Wochenende erlebt habe nur ein Teil des Geschehens. Es gab noch viele weitere Workshops und Vorträge. Und nur so ganz nebenbei: Das Essen war MEGAlecker! (Veganes Gulasch mit Pilzragout, Kartoffelklößen und Rotkohl, Mousse au Chocolat und Pfannkuchen zum Frühstück, da verfalle ich schon mal der Euphorie...) Auch in den Pausen und während des Essens fanden sich überall auf dem Gelände immer wieder kleine Gesprächsrunden – alle lernten sich kennen, tauschten sich aus und ließen Utopien heranwachsen. Es gab immer wieder was zum Lachen, manchmal auch was zum Weinen, und jede*r trägt auf ihre* eigene Art zur Atmosphäre bei.

Das AJZ hat sich während des ersten(!) Jugendzentrumskongresses in einen lebendigen Bienenstock verwandelt, in dem Geschichten aus Jugendzentren erzählt werden, von denen ich vorher noch nie etwas gehört hatte! Wir sind viele und wir sind überall. Dieses bestärkende Gefühl ist für mich das wichtigste ErAm letzten Tag teilen wir uns in 6 Gruppen auf. Jede Gruppe er- gebnis des Treffens. Natürlich stehen viele Ideen noch in ihren stellt zu einem der folgenden Themen... Startlöchern, aber voller Hoffnung schaue ich auf den nächsten Kongress.

Sonntag – unsere Forderungen

Der Kampf mit den Behörden Der Kampf um die Häuser Der Angriff des Staates Der Angriff der Rechten Unsere Selbstverständnisse (Der nächste Kongress – Planung) … konkrete Forderungen …

nach außen (Presse, Zivilgesellschaft, Behörden, usw.) nach innen (an die Zentren) zur Vernetzung (Abmachungen untereinander, praktische Solidarität, Welche Strukturen braucht es? Was sind die ersten Schritte?) Die Ergebnisse werden auf Plakaten festgehalten und im Saal verteilt. Wir bekommen nun alle die Möglichkeit, bestimmte Dinge hervorzuheben und Vetos und Kommentare einzubringen. Anhand dieser Dokumentation wird im Anschluss an den Kongress eine Pressemitteilung veröffentlicht. Und einige Wochen später soll eine Resolution entstehen.

Von Tabea

STANDING

UNITED Bundeskongress linker Räume & Jugendzentren

Danach machen wir eine räumliche Aufstellung, um ein Bild davon zu bekommen, aus wie vielen Städten die Leute angereist sind und wo sich diese ganzen Jugendzentren innerhalb Deutschlands befinden. Aus allen Himmelsrichtungen sind wir hierhergekommen, um uns zu treffen.

12. — 14. April 2019

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Thema

 AJZ Talschock, Chemnitztalstraße 54, 09114 Chemnitz  standingunitedbundeskongress.wordpress.com  Standing United - Bundeskongress  jzk2019@systemausfall.org

Anmeldungen an ** W arum wir dafür kämpfen? Lies am besten die „Stellungnahme zu jugendpolitischen Freiräumen“, die der BDP Bundesvorstand Ende 2017 veröffentlicht hat (BLATT 1/ 2018 oder auf bdp.org)

AJZ Chemnitz

mit Unterstützung der:

Thema

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INTERNATIONAL

FEMINISMUS MUSS PRAKTISCH WERDEN! Lernen von mexikanischen Frauen* im Kampf gegen den Machismo Im Gespräch über die Situation von Frauen* in Mexiko gibt es einige Standard-Sätze. Sie lauten: „Der Machismo in Mexiko ist aber schon nochmal krasser als jetzt in Deutschland“, „Es gibt ja auch so eine Macho-Kultur“, „Und die vielen Frauen*morde, das ist ja eh der Horror“ und „Da bin ich ja froh, dass das in Deutschland wenigstens nicht ganz so hart ist.“

Alles schon ein bisschen richtig, aber eben alles auch nur ein Teil der Geschichte. Denn in Mexiko ist all das immerhin ein Thema, worüber in Deutschland in weiten Teilen der Gesellschaft kräftig geschwiegen wird. Dass in Deutschland jeden zweiten bis dritten Tag eine Frau* von ihrem Partner ermordet wird (2017, ohne Frauenmorde ohne Partnerbezug), ist wenigen bekannt. In Mexiko sind es neun Frauen pro Tag (2018), die aufgrund ihres Geschlechts getötet werden. „Nos están matando“ – „Man bringt uns um!“ ist eine der üblichen Demoparolen. Was benannt ist, kann man auch bearbeiten.

Fangen wir beim Begriff Machismo an:

Auch der Begriff Feminicidio, im deutschen Feminizid, Niemand hat das Recht, so etwas einer Frau* anzutun! Neben den Betroffenenberichten werden auch viele Denunziationen veröffentlicht. Ein heikles Thema, doch wirksam im hiesigen Kontext. Zum Tag der Toten kleisterten feministische Straßen-Guerilleras* (siehe BLATT 1/2016 den Artikel: Guerilla – Kommunikation – wir machen uns die Welt…) die halbe Stadt mit den Fotos der Todesopfer, aber auch der Gesichter der stadtweit bekannten straffreien Täter voll. Das hatte zwei Effekte: An vielen Orten wurde in den folgenden Tagen über die Bilder und auch die dort dargestellten Männer gesprochen. So umstritten die Methode ist: Doch es ist nicht zu leugnen: Auch wenn die Situation in Deutsch- Kein Mann*, kein Macho möchte Teil dieser Wanderausstelland nicht so rosig ist, wie es durch die fehlende Thematisierung lung sein. Zum anderen lernt man die Gesichter der Täter kennen. erscheint, das Ausmaß der Gewalt gegen Frauen* in Mexiko ist Nicht nur auf der Straße, auch im Internet zirkulieren sie. Und krass. Die breite gesellschaftliche Thematisierung führt aller- trifft man die Originalpersonen dann im echten Leben, auf einer dings dazu, dass die Frauen* – aus allen Schichten – sich in den Demo, auf einer Party, in der Tortilleria, ist man gewappnet. Man letzten Jahren viel stärker vernetzt haben. Das bringt Schutz, Zu- weiß Bescheid und das ist ein gutes Gefühl. sammenhalt und nicht zuletzt ein neues politisches und feministisches Bewusstsein in vielen Bereichen. Ein ganz alltagsprakti- Neben der Gewalt im eignen Haus gibt es auch die unsicheren Straßen. Staatliche Stellen, Reiseführer und viele Männer empfehlen scher und solidarischer Feminismus, von dem ich viel lerne. den Frauen*, nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr alleine auf Dies fängt beispielsweise damit an, dass viele Frauen* ihre Gewal- der Straße zu laufen. Auch auf die Kleidung solle geachtet werden. terfahrungen via facebook teilen – ganz ohne Trigger-Warnung. Wer einen Minirock trägt, sei schließlich selbst schuld. Vor allem Aus der linken Szene Deutschlands kommend ist das vielleicht viele junge Frauen* haben keine Lust mehr, sich derart einschränbefremdlich. Es geht hier um eine Sichtbarmachung dessen, was ken zu lassen. Sie sind es leid, nur tagsüber vollberechtigtes Miteigentlich verschwiegen werden soll. Blaue Flecken die niemand glied des Straßenlebens zu sein, und des nachts das verletzliche sehen soll, werden gezeigt. Mit Würde. Viele dieser Berichte be- Wesen. So entstehen Aktionen, dem entgegen zu wirken. ginnen mit: Mein Name ist Rosalía und das ist meine Geschichte. Und sie enden mit: Ich teile meine Geschichte, damit alle, denen Ähnliches widerfährt, wissen: das ist Unrecht! Niemand wird mir so etwas je wieder antun! ist zwar mittlerweile über den Atlantik nach Europa geschwappt, doch bisher eher in feministischen Kreisen bekannt. In der Tagesschau werden diese Morde an Frauen* als Familien- oder Beziehungsdrama dargestellt. Dabei wird unsichtbar, dass es bei diesen Dramen in der Regel einer Frau* das Leben kostet, aus dem schlichten Grund, weil sie eine Frau* ist; weil sie sich in einer gesellschaftlich zugewiesenen Situation und Rolle befindet, in der sich in aller Regel eben eher Frauen* befinden. Egal in welchem Land.

Im Deutschen gibt es dafür nicht mal ein passendes Wort. Mackertum vielleicht, doch das sind prollige Mantafahrer, oder meine Kampfsportfreunde aus der Antifa, die immer zeigen wie angstfrei sie sind und mich nicht ausreden lassen. Das Konzept Machismo geht weiter: Es benennt das Phänomen, dass ein Großteil der Männer* von klein auf eingebläut bekommt, dass sie sich nehmen können und verhalten können, was und wie sie es wollen. Dass eine Frau* nicht nur körperlich schwächer sei, sondern schlicht weniger wert. Dass Mann sie daher auf der Straße sexistisch anquatschen, im Taxi angrabschen und im eigenen Haus sogar angreifen und umbringen kann: denn sie ist sein. Ja, dieser Machismo ist in Mexiko Teil einer Kultur geworden: Das an vielen Orten sichtbare Männerbild, in Musik, Politik, Filmen oder gar auf der Straße ist oft sehr einseitig. Es ist hart als Mann* davon auszubrechen, also kein Macho zu sein, oder gar queer. Aber diese Kultur, wie viele das Phänomen lapidar abstempeln, ist eben auch nur ein Teil der Geschichte. Das alles kann nur passieren, weil es ermöglicht wird. Von Seiten des Staates und der Justiz herrscht bei Gewalt gegen Frauen* und queere Personen oder den sog. Feminicidios in Mexiko eine 99-prozentige Straffreiheit.

ich will nicht mehr mit Angst leben, … dass sie mir nicht glauben, … wenn ich meine Rechte zu verteidige, … wenn ich alleine in der Straße laufe, … weil ich Nein sage, … sexuell belästigt zu werden, … weil ich anders bin, … wenn ich alleine reise, … weil über meine Gefühle spreche, … anzuklagen und dann institutionelle Gewalt zu erfahren, … weil ich Respekt einfordere, … dass sie mich umbringen. 18

International

International

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THEMA

WIE FÜHLEN WIR UNS? Aufeinander achten durch Konsens und Konsent „Darf ich dich umarmen?“ „Ja, na klar! Warum fragst du?“ „Konsens ist mir wichtig.“ An diesem Ort der Frauenmorde zu überleben ist schon eine Rebellion!

Konsens In einigen Städten schließen sich Frauen Freitag abends zusammen, um gemeinsam durch die Straßen zu ziehen. Zu Fuß oder mit dem Fahrrad machen sie mit Parolen auf das Problem aufmerksam und eignen sich zur gleichen Zeit die Straße an: sie haben Spaß, tanzen zu mitgebrachter Musik, bilden neue Banden und Freundschaften, wenn sie durch abgelegene Stadtteile ziehen, denen der Ruf des Gefährlichen vorauseilt. Als Gruppe sind sie nicht verletzbar.

Frau! Schwester! Wer dich schlägt, liebt dich nicht!

Andere lernen sich zu verteidigen. Feministische Selbstverteidigung ist in Mode. Nicht nur im Internet zirkulieren Videos, wie Frauen ihren Peinigern die Visage eintreten oder Fotos von erschrockenen Machos mit Platzwunden. Es gibt immer mehr Kurse von Frauen* für Frauen*, in denen alltagspraktische Techniken erlernt werden, die gleichzeitig aber auch einen Grundkurs in feministischen Lebens- und Überlebensfragen beinhalten. Es wird als wichtig erachtet, dass es sich nicht um einmalige Trainings handelt, deren Inhalt man in zwei Wochen eh wieder vergessen hat, sondern dass sich eine stabile und untereinander solidarische Gruppe bildet und das Training langfristig die Haltung der Teilnehmerinnen* verbessert: Körperlich aber eben auch mental. Dies ist nur eine kleine Auswahl der Strategien, die Frauen* angesichts der gewaltvollen Situation in Mexiko entwickelt haben. Natürlich gibt es auch hier Widersprüche und Leerstellen. Die Gewalt gegen Frauen* ist beispielsweise so überbordend, dass Gewalt gegen queere Personen nur schwer einen Platz in den Medien findet. Nichtsdestotrotz geben die Aktionen hier Anstoß zum Nachdenken und einige zum Nachahmen: Die Gewalt des Normal-Zustandes sichtbar machen. Dazu zählt auch, den Zusammenschluss mit Menschen zu suchen, die nicht notgedrungen meine politische Sprache sprechen, aber unter den gleichen Machtverhältnissen leben und sich selbst zu verteidigen wissen, schlicht um zu überleben.

Konsens ist ein Begriff, den viele Menschen mittlerweile kennen. Er taucht in unterschiedlichen Kontexten auf, ich beziehe mich in diesem Artikel jedoch speziell auf zwischenmenschliche Handlungen und das Treffen von Absprachen. Wenn wir von konsensuellem Handeln sprechen beschreiben wir eine Handlung, zu der alle Beteiligten ihre Zustimmung gegeben haben. Konsens kann sowohl nonverbal, als auch verbal kommuniziert werden. Da es allerdings schwierig sein kann, die Körpersprache einer anderen Person zu lesen, ist es von Vorteil, einfach nochmal nachzufragen, um Missverständnisse zu vermeiden. „Ist der Stuhl neben dir noch für mich frei?“ oder „Hast du Lust mich zu küssen?“. Durch die Findung eines Konsens schafft ihr es, euch gegenseitig über eure Bedürfnisse aufzuklären und gemeinsam eine Ebene zu teilen, mit der ihr euch beide wohl fühlt.

Und was ist nun Konsent?

Ein Beispiel: Du lernst eine Person kennen, der du gerne näher kommen möchtest. Du fragst sie, ob das okay ist und sie willigt ein. Der Konsens ist gefunden. Du merkst aber auch, dass die Person betrunken ist und möglicherweise gar nicht wirklich Lust dazu hat. Die Betrunkenheit der anderen Person spricht dagegen, eine Handlung einzugehen, die möglicherweise im Nachhinein bereut wird. Es ist in diesem Fall kein Konsent gefunden. Es ist gut und wichtig beide Begriffe zu kennen und darüber nachzudenken. Sie helfen dir dabei, schöne Momente mit Menschen zu teilen, an die sich alle gerne erinnern. Außerdem geben sie dir die Möglichkeit, deine Bedürfnisse zu artikulieren und auf die der anderen Acht zu geben. Das Wichtigste ist, dass ihr aufeinander aufpasst, euch zuhört und auch auf (ablehnende) Körpersprache achtet. Vielleicht klingt das alles ein bisschen viel. Keine Angst, wir lernen das alle und zwar gemeinsam. Nach einem Konsent zu suchen und zu handeln ist nicht immer leicht, aber wenn du es versuchst, wirst du merken, wie schön und aufregend das sein kann!

Wo informieren wir noch darüber? Wenn du noch weitere Infos zum Thema suchst, dann wirst du an Konsent geht noch einen entscheidenden Schritt weiter als Konfolgenden Stellen im BDP fündig: sens. Während ein Konsens gefunden ist, wenn alle Beteiligten Der AK Gender*Queer hat eine „Safer Sex Box“ herausgebracht, für etwas sind, ist ein Konsent erst getroffen, wenn nichts mehr die es in der Bundeszentrale und auf Camps vom BDP gibt. Dort gegen etwas spricht. findest du auch eine Broschüre zum Thema Konsens lernen. Außerdem bearbeitet der AK G*Q 2019 gerade das Themenfeld Prävention sexualisierter Gewalt.

Von Carla

Von Anne

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International

Thema

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Zu welchem Baum gehört dieser Blatt? Auflösung: siehe unten

Blättchen

Für KIDS

Was ist eigentlich ...

Bei politischen Wahlen wird übrigens nicht im Konsens entschieden. Hier entscheidet die Mehrheit der Stimmen, welche Parteien und Politiker*innen gewinnen. Es wäre wohl zu schwierig, mit allen Menschen solange zu diskutieren, bis sich alle einig sind. 22

Spielplatz

N H L

M O E Z J A V S X

Q

B T

F

Wie im letzen Heft hat sich auch dieses Mal die BDP - Lilie wieder im ganzen Heft versteckt. Kannst du sie finden? Wie oft? Auflösung: siehe unten

ist: Die Übersetzung des Geheimtextes "Wer keinen Platz zum Pennen hat und wer bisher noch kein Zimmer fand uns unser Nimmerland" Kommt alle mit, verdammt wir holen z chwar Neons von Haus" r Aus "Unse

Wenn du zum Beispiel in einer Gruppe, deiner Schulklasse oder deinem Verein mit allen darüber diskutierst, welche Regeln ihr euch selbst geben wollt und es euch wichtig ist, dass ihr alle gemeinsam diese Regeln beschließt, entscheidet ihr im Konsens. Du kannst auch zustimmen, wenn du nicht ganz überzeugt von einer Regel bist, aber merkst, dass sie für andere sehr wichtig ist. Dir ist dann wichtiger, dass sie sich wohl fühlen, als dass du dich dagegen stellst. Wenn aber nur eine einzige Person absolut gegen eine bestimmte Regel ist, gibt es für diese Regel eben keinen Konsens und sie gilt nicht für eure Gruppe.

D

Rätsel

Auflösung: Blatt: Zitter-Pappel versteckte Lilien: 7

Ein Konsens ist eine Einigung zwischen zwei oder mehr Menschen, um gerecht und gleichberechtigt miteinander umzugehen. Zum Beispiel wenn es um Berührungen geht, ist eine Zustimmung – also ein Konsens – wichtig. Jeder Mensch und jede Situation ist anders, deshalb kannst du jederzeit nachfragen, wenn du dir unsicher bist: „Darf ich dich jetzt umarmen?“ oder „Wäre es Okay, wenn ich mich auf deinen Schoß setze?“. Wenn dein Gegenüber „Ja“ sagt, fühlt ihr euch beide wohl. Das ist für dich vielleicht schon normal, aber kennst du auch das unangenehme Gefühl, wenn dich jemand ungefragt über den Kopf streichelt oder in die Wange kneift? Es ist dein Recht, „Stopp!“ zu sagen, wenn du nicht berührt werden willst.

M O E Z J A V S X

Spielplatz

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THEMA

Der BDP sollte für uns alle ein sicherer Ort sein. Ein Ort, in dem wir uns frei ausdrücken und entfalten können. Dafür muss der BDP auch ein Schutzraum sein, in dem niemand sexualisierten Übergriffen oder Machtmissbrauch ausgesetzt ist oder diese befürchten muss. Diese Utopie ist oft formuliert worden, das pädagogische Handeln der Teamenden ist darauf ausgerichtet.

PRÄVENTION SEXUALISIERTER GEWALT Entwicklung eines Schutzkonzeptes gegen sexualisierte Gewalt

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Thema

Gleichzeitig geht es auch um die Verhinderung solcher Vorfälle. Die Präventionsarbeit soll helfen, potentiell problematische Strukturen besser als solche zu erkennen und zu verändern. Die Gewissheit, dass sexualisierte Gewalt und Übergriffe in allen Verbänden und somit auch bei uns vorkommt, ist die erste Wahrheit, die angenommen werden muss. Entscheidend ist jedoch, wie wir damit umgehen wollen. Dafür braucht es ein klares, präsentes Leider müssen wir ganz offen feststellen, dass die Realität nicht Konzept. Mittels diesem sollen Teamende sensibilisiert und weiimmer den Ansprüchen genügt. Es gab und gibt sexualisierte tergebildet werden. Das Konzept des offenen Sprechens soll geraGewalt in allen Jugendverbänden, der BDP bildet da leider keine de auch im Verdachtsfall greifen. Die feste Etablierung eines solAusnahme! chen Konzeptes ist hier bereits ein weiterer wichtiger Schritt hin zu einem breiteren Bewusstsein für die Problematik. Dadurch werIm BDP engagieren sich viele unterschiedliche Menschen, die je- den Täterstrategien verhindert oder zumindest in ihrem Ansatz doch alle von der patriarchalen und kapitalistischen Gesellschaft geschwächt. Selbstverständlich müssen auch queere Menschen geprägt und selbstredend niemals frei von Fehlern sind. In dieser und die Diskriminierungsformen und potentiellen Übergriffe, die Gesellschaft vorhandene Macht- und Abhängigkeitsverhältnisse diese im besonderem Maße ausgesetzt sind, von Anfang an mittragen sich somit auch in den BDP, auch wenn wir in unserer ver- gedacht werden. bandlichen Praxis versuchen, diese aufzudecken und aufzulösen. Vor diesem Hintergrund hat der BDP Bundesverband einen Pro- Der AK gender*queer sieht es als seine Aufgabe an, mit dazu beizess gestartet, in dem innerhalb von ein bis zwei Jahren ein um- zutragen, dass der BDP weiter an sich arbeitet, wenn es darum fassendes und an die Praxis angepasstes Schutzkonzept vor geht, ein aufgeklärtes, sicheres und emanzipiertes Umfeld für sexualisierter Gewalt entwickeln werden soll. Dieses Schutzkon- Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zu schaffen. Dies ist zept soll nicht in Schubladen verstauben, sondern präsent sein immer die Motivation und der Hintergrund unserer Arbeit. Nach und aktiv betrieben werden. Der BDP erfüllt natürlich den gesetz- einem tiefen Durchatmen haben wir als AK beschlossen, uns an lichen Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung nach § 8a SGB dieses auch für uns sicherlich nicht einfache Thema zu wagen. VIII, jedoch reichen unserer Meinung nach die bisherigen Schutzkonzepte nicht aus, um unserem emanzipatorischen Selbstver- Die Entwicklung eines solches Konzepts wollen und können ständnis gerecht zu werden. wir als AK gender*queer selbstverständlich nicht allein leisten. Wir sehen hierbei den gesamten Verband mit all seinen unDer Arbeitskreis gender*queer hat sich in den letzten Jahren terschiedlichen Gliederungen in der Pflicht und wünschen uns intensiv mit verschiedensten Diskriminierungsformen befasst. einen konstruktiven gemeinsamen Austausch. Daraus entstand zunächst ein Konsensplakat und -konzept. Der Wunsch war, ein achtsames Miteinander im BDP weiter zu fördern Wir als AK Gender*queer geben gerne den Anstoß und Hilfeund klar sichtbar zu machen. Zudem soll die Haltung des offenen stellung in der gemeinsamen Arbeit am Schutzkonzept. Dabei Sprechens über Sexualität*en stärker gefördert werden. Beglei- holen auch wir uns Unterstützung in Form von Workshops und tet wird dieses Präventionskonzept von der Safer Sex Box, ge- Expert*innen und können dankenswerterweise auch auf bereits rade schließt der AK außerdem die Arbeit an der neuen Mensis vorhandene Konzepte von anderen Verbänden zurückgreifen. Box ab. Dabei haben wir diese Maßnahmen auch immer explizit Dennoch sehen wir die Notwendigkeit, ein eigenes an die Praxis für beispielsweise (gender)queere und/oder trans* und inter* und Strukturen des BDP angepasstes Konzept aufzubauen. Dabei Menschen mitentwickelt. Generell versucht der AK gender*queer ist es uns auch wichtig, queere Menschen und die Diskriminieimmer, für alle Sexualitäten und Geschlechtsidentitäten funk- rungsformen und potentiellen Übergriffe, die diese im besontionierende Methoden und eine Sprache zu finden. Die Lebens- derem Maße ausgesetzt sind, von Anfang an selbstverständlich realitäten abseits von heterosexuell und cisgeschlechtlich sollen mitzudenken. gleichermaßen sichtbar sein sowie respektiert und geachtet werden. All dies ist für uns als AK, aber zweifelsohne auch für den gesamten Verband, eine unbequeme, aber absolut notwendige HerausUnabdingbar für dieses neue Schutzkonzept ist eine feminis- forderung. Gleichzeitig können wir als Einzelne, als jeweilige tische Grundhaltung, die zuallererst Betroffene* schützt und Teams und als gesamter Verband aber auch deutlich daran wachdiskussionslos als glaubwürdig anerkennt. Dazu gehört auch, sen. Deshalb sind wir auch durchaus gespannt auf diesen Prozess sexualisierte Grenzüberschreitungen, egal welcher Form, nicht und freuen uns darauf, ihn alle gemeinsam zu gestalten und dakleinzureden, sondern als Problem zu benennen. Alle Fachorga- bei zu lernen. nisationen legen diese bekennend parteiliche Haltung zu Grunde, daran orientiert sich der BDP ebenfalls. Der Geschäftsführende Ausschuss vom März 2019 hat diese Grundhaltung begrüßt. AufVon Sophie & Torsten bauend darauf soll das Konzept in Zukunft den Umgang im Verdachtsfall regeln und damit auch eine wichtige Hilfestellung für Teamende bieten.

Thema

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THEMA

ADULTISMUS Mach das nicht, das kannst du

Wow! DAS kannst du schon?

Hast du das schon mal gehört?

Dafür bist du noch zu jung

Das verstehst du, wenn du älter bist

noch nicht!

Erwachsene erinnern sich oft gerne an ihre Kindheit. Sie denken dann an Sorglosigkeit, Verantwortungsfreiheit, Sommerwiesen und Marienkäfer. Aber war sie wirklich so?

Sei nicht so trotzig!

Wenn ich genauer an meine Kindheit zurückdenke, dann erinnere urteilen, was richtig und falsch ist und Erwachsene entscheiden, ich mich an ein starkes Gefühl der Machtlosigkeit. Ich erinnere was mit der Welt passiert. Aber warum wird das Thema Adultismus mich daran, wie ich ewig auf meine Eltern warten musste, wäh- nicht als Diskriminierung wahrgenommen? Kleinkinder sind am rend sie sich mit anderen Erwachsenen Anfang ihres Lebens tatsächlich vollkomunterhalten haben. Ich erinnere mich an men abhängig von den Älteren um sie heGroßeltern, Eltern, Bekannte und Fremde, rum. Dadurch erscheint das Machtgefälle die mich statt ernst zu nehmen einfach nur zwischen Kindern und Erwachsenen häufig niedlich fanden. Im Laufe der Jahre wurde als naturgegeben und wir nehmen einfach ich nicht mehr niedlich gefunden, stattan, dass Kinder grundsätzlich unterlegen INTERESSANTE LINKS dessen waren Menschen beeindruckt, wie sind. Kinder werden irgendwann selbst UND PERSONEN: gut ich mich ausdrücken konnte, obwohl erwachsen und stehen dann am anderen ich doch so jung war. Ernst genommen Ende der Hierarchie. Dies ist nach meiner Naiv-kollektiv.org haben sie mich dadurch trotzdem nicht. Vermutung auch der Grund, weshalb es Ich erinnere mich daran, dass ich mir imnoch keine bekannte EmanzipationsbeweManuEla Ritz mer gewünscht habe, mein eigenes Geld gung gegen den Adultismus gibt. zu haben, meinen eigenen Wohnraum, in https://www.newslichter.de/ 2017/10/adultismus-weil-dudem ich nicht von den Entscheidungen juenger-bist-als-ich/ meiner Eltern abhängig war und in dem ich tatsächlich eigenständig sein konnte. Ich erinnere mich, dass, egal was ich zu sagen hatte, Erwachsene am Ende immer Recht hatten. Wenn eine erwachsene Person anwesend war, hatte sie auch immer ein bisschen das Recht mir zu sagen, was ich zu tun Wenn ich mit Erwachsenen darüber rede, wird häufig gesagt, dass hatte, egal, ob ich sie kannte oder nicht. Kinder aber ja auch einfach zu unerfahren seien und Grenzen

INFOBOX:

Aber ist das nicht auch richtig so?

gesetzt bekommen müssten. Ich mache immer wieder die Beobachtung, dass es für Erwachsene gut funktioniert, autoritär und bestimmend zu sein. Kinder werden daran gewöhnt, sich unterzuordnen und sind häufig erst einmal verwirrt, wenn ihnen tatsächlich Freiheit gelassen wird. Zum Beispiel haben wir im BDP Haus am Hulsberg in Bremen vor kurzem ein dreitägiges FerienAdultismus ist eine alltägliche Form der Diskriminierung von Erwachsenen gegenüber Kindern und jungen Menschen. Ent- programm für Kinder angeboten. Eines unserer Ziele war dabei scheidungen, Wünsche, Bedürfnisse, Autonomiebestrebungen möglichst partizipativ zu sein. Die Reaktion der Kinder war erst und Einschätzungen von Kindern werden dabei von Erwachsenen einmal Chaos und zu testen, wann wir ihnen Grenzen setzen würnicht ernst genommen und unterbunden. Sowohl in der Sprache, den. Das ergibt für mich im Nachhinein sehr viel Sinn. Kinder sind als auch in Handlungen und Gesetzen findet eine Abwertung von es gewohnt, Grenzen von Erwachsenen gesetzt zu bekommen. Kindern durch Erwachsene statt. Erwachsen sein gilt als Status Dadurch verlernen sie, auf ihre eigenen Bedürfnisse, Grenzen und Quo. Die Welt ist von und für Erwachsene gebaut. Erwachsene be- Möglichkeiten und die der anderen Kinder zu achten.

Was ist Adultismus?

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Thema

Das ist hier ja wie im Kindergarten!

Das ist einfach so

Sei nicht so trotzig!

Du bist aber frech!

Stell dich nicht so an!

Die bist aber ... für dein Alter

Das ist doch kinderleicht!

Du bist aber erwa­ chsen! Als ich in deinem Alter war...

Dass viele Kinder so sind, wie sie sind, wird zu einem großen Teil von den Erwachsenen um sie herum beeinflusst. Oft verinnerlichen Kinder ihre Erwartungen und Anforderungen und versuchen, ihnen zu entsprechen. Und die Erwartungen, die Erwachsene an Kinder stellen, sind gesellschaftlich geprägt und werden durch Bücher, Wissenschaft und Gespräche unter Eltern vereinheitlicht. Diese reproduzieren Bilder über das Kind, nehmen Kindern die Individualität als Personen und machen aus ihnen unfertige Objekte. Sie gilt es zu erziehen, bis sie den Standards der Gesellschaft entsprechen.

Was bedeutet das für den BDP? Auch im BDP sollten wir uns also fragen, wie wir mit Kindern und jüngeren Menschen um uns herum umgehen. Ein wichtiger Schritt dafür ist die persönliche Selbstreflexion. Als Erwachsene und junge Erwachsene denken wir meistens, dass unsere Pläne und Gedanken wichtiger und besser sind als die von Kindern. Damit ihre Gedanken und Bedürfnisse sich nicht immer hinten anstellen müssen, ist es also sinnvoll, sie in die Planung miteinzubeziehen. Auch sollten wir uns immer die Frage stellen: „Tue ich das gerade aus Bequemlichkeit, oder hat es einen tatsächlichen Sinn?“ Eine gute Anschauung dafür ist meiner Meinung nach ein Beispiel von ManuEla Ritz. Sie sagt: „Natürlich nehme ich ein 3-jähriges Kind an die Hand, wenn ich über eine befahrene Straße gehe. Das mache ich mit meinem erwachsenen Freund nicht, weil ich davon ausgehe, dass seine Blickhöhe und seine Erfahrungen ausreichen, um den Verkehr zu überblicken.“

Iss erst dein Gemüse auf

Komm’ erst einmal in mein Alter!

Dafür bist du noch zu jung

Was sagt man* dann? – Genau: danke!

Auch transparent zu machen, was ich vorhabe und warum ich so entscheiden möchte, ist ein guter Schritt in die richtige Richtung. Auch wenn es in einer Gruppe mal chaotisch ist, lohnt es sich, mehrmals darüber nachzudenken, ob es jetzt wirklich sinnvoll ist, eine Grenze zu setzen. Der BDP schreibt sich außerdem Partizipation auf die Fahne. Lasse ich Kinder abstimmen, ob sie Löwenoder Bärengruppe heißen wollen, oder lasse ich sie tatsächlich entscheiden? Echte Partizipation wäre letzteres. Alle Erwachsenen waren mal von Adultismus betroffen. Als Erwachsene Person ist es also auch sinnvoll zu versuchen, sich zurück an die eigene Kindheit zu erinnern, um das eigene Verhalten heute zu reflektieren. Fragen, die sinnvoll sind sich zu stellen, sind außerdem zum Beispiel: Welche Vorstellungen und Erwartungen habe ich an Kinder? Warum habe ich die? Woher kommen sie? Und was hat das eventuell mit meinen Erfahrungen als Kind zu tun? Als junger Mensch im BDP lohnt es sich immer wieder die Diskriminierung zu benennen, Erwachsene auf ihr Verhalten hinzuweisen und auch im eigenen Umgang mit jüngeren Menschen achtsam zu sein.

Werd’ mal erwa­ chsen!

Wenn du älter bist, wirst du das anders sehen

Was willst du mal werden?

Von Luca

Benimm dich nicht so kindisch

Thema

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EINBLICK

SINGETREFFEN Singen, tanzen, Sprachen lernen, Theater spielen, lachen

Sich treffen und singen … … und tanzen, musizieren, Sprachen kennen lernen, Theater spie- Auf dem Singetreffen gibt es Grundschulkinder, die rumänische len, jonglieren, auf der Wiese liegen, Lagerfeuer machen, lachen Volkstänze lernen, es gibt Rentner*innen, die das erste Mal laut und so vieles mehr! singen und Jamsessions mit Akkordeon, Bongos, Kastanietten, deutschsprachigen, arabischen und russischen Improtexten. Wir Das ist das Singetreffen für mich und etwa 400 andere Menschen, nähern uns Politik über Lieder, lernen andere und uns selbst über die sich einmal im Jahr über Christi Himmelfahrt in Lützensöm- Bewegung und eine angenehme Zwischenmenschlichkeit in gemeinsamer Zeit kennen. mern auf dem Rittergut treffen. Das Singetreffen ist ein gutes Beispiel dafür, was der BDP mit Blick auf interkulturelle Kommunikation alles auf die Beine stellt. Seit mehr als 25 Jahren kommen Menschen aus ganz verschiedenen Teilen der Welt, zum Beispiel aus Polen, der Ukraine, Belarus, Marokko, Tunesien und Frankreich auf dem Singetreffen zusammen. Jede einzelne Person bringt etwas ganz Eigenes mit: Viele Lieder, ein besonderes Instrument, spannende Geschichten aus Historie und Fabel, Percussionspiele, Improvisationskunst, Angebote zur Bewegung…

Das ist super und zugleich super wichtig! Kommunikation findet jedoch auf noch viel mehr Ebenen statt und hat häufig auch sehr viel mit Mut zu tun. Es ist mutig, die eigene Meinung zu sagen, sich einzubringen, auf Menschen zuzugehen und Diskussionen zu führen. Oft kostet das auch ganz viel Energie und ist echt nicht einfach. Im BDP versuchen wir deshalb immer wieder die Hürden zu offener, ehrlicher und herzlicher Kommunikation abzubauen. Im Artikel „Konsens vs. Konsent“ kannst du dir zum Beispiel durchlesen, wie du dich einer Person respektvoll nähern kannst und warum das schön und wichtig ist.

Jedes Jahr webt sich ein neuer Teppich aus alten und neuen Gesichtern und Bekanntschaften. Dieser Teppich ist genauso bunt und dreist wie der BDP. Denn was er tut ist Menschen verbinden, verstricken und Kommunikation dort schaffen, wo sie sonst nicht zustande gekommen wäre.

Der AK Gender*Queer hat auch zwei Boxen erstellt, die Tabuthemen aus der Scham behafteten Ecke rausholen sollen. Es gibt die Safer Sex Box (rund um sicheren, schönen Sex) und die Menstruations-Box (mit vielen Produkten, Aufklärung und einem sehr tollen, selbst erstellten Zine), die viel Spaß beim Durchstöbern Interkulturelle Kommunikation bedeutet mehr als Plena und Se- bringen und zu Diskussionen anregt. minare. Interkulturelle Kommunikation ist ebenso gegenseitiges Spüren und Vermitteln. Es steckt im gemeinsamen Lachen, im ge- Als Ehrenamtliche habe ich selbst die Erfahrung machen können, meinsamen Tanzen, in Blicken und schweigend Situationen teilen. mich gemeinschaftlich einzubringen und erfahre hierfür viel Wertschätzung. Das kommt insbesondere dadurch zustande, dass Das ist etwas, was der BDP uns immer wieder fühlen lässt. wir uns Zeit nehmen, einander zuzuhören. Denn was oft vergesDie Vernetzung von Menschen führt zu einem größeren Verständ- sen wird: Ein wichtiger Bestandteil verbaler Kommunikation ist nis dessen, was uns umgibt. Sie hilft uns zu hinterfragen und zu das Zuhören, Aufnehmen und Verarbeiten. Das ist wahrscheinlich kritisieren und eine Weltsicht zu entwickeln, die Abseits von ge- ein nie endender Prozess und ich bin froh, im BDP viele Menschen sellschaftlichen Normen verankert ist. Es geht hier nicht darum, zu kennen, die bereit sind, gemeinsam diesen Weg zu gehen. sich für den Arbeitsmarkt zurecht zu machen, einem Normbild von Schönheit zu entsprechen, Anerkennung von Fremden zu er- In diesem Sinne: Traut euch, geht aufeinander zu! Kommunihalten und am Ende immer noch unzufrieden zu sein. Gemeinsam kation ist nicht einfach und das wissen wir. Aber Übung macht lernen wir, was uns an Menschen und ihren Erfahrungen begeis- schließlich die Meister*innen. tert. Ich denke, es ist die Einzigartigkeit jeder einzelnen Person und die Fähigkeit, gemeinsam etwas zu erreichen. Von Carla

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Einblick

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THEMA

KRITISCHE MÄNNLICHKEIT

WAS IST KRITISCHE MÄNNLICHKEIT?

Was ist das und ein Gespräch was verstehen wir unter männlichkeit?

Dabei stehen Männer immer unter dem Druck, sich männlich (geBei Männlichkeit geht es nicht darum zu beschreiben oder her- nug) zu verhalten. Dies führt zu ungesundem Verhalten, das als auszufinden, wie alle Männer sind oder sein sollen, sondern zu toxische Männlichkeit bezeichnet wird. Darunter fällt beispielszeigen, wie idealtypische Männlichkeitsbilder aussehen. An die- weise keine Gefühle zuzulassen, keine Schwäche zu zeigen und se Bilder von Männlichkeit sind nämlich (kulturelle und gesell- nicht zu weinen, Gewalt, Selbstgefährdung und Selbstverletzung. schaftliche) Anforderungen und Muster Dieses toxische Verhalten schadet nageknüpft an jene, die als Männer betürlich nicht nur Männern, sondern auch trachtet werden. Solche Anforderungen Frauen, Trans-, Inter* und nicht-binären sind zum Beispiel, dass Männer dauernd Personen. stark, cool und souverän sein sollen, Führungsanspruch und Dominanz zeigen, mutig und risikobereit sind. Aber auch, was ist nun HIER KANNST DU NOCH dass Männer heterosexuell sind. kritische männlichkeit?

INFOBOX: WEITER LESEN:

Kritik bedeutet, das Mögliche gegen das Existierende zu stellen. Dafür müswarum ist es also wichtig, sen erstmal Männlichkeitsbilder, Männhttps://kritmaen.noblogs.org/ sich mit männlichkeit auslichkeitsanforderungen und (toxische) Verhaltensweisen von Männern sichtbar einander zu setzen? http://queertopia.blogsport.de/ gemacht werden: alternative MännlichBereits von klein an wird Kindern einkeitsbilder werden unterstützt, die Regetrichtert, sich ihrem Geschlecht entlevanz der Männlichkeitsanforderungen sprechend zu verhalten. Das soziale/ reduziert und toxisches Verhalten von kulturelle Geschlecht (Gender) steht im Männern aktiv eingedämmt und veränGegensatz zum biologischen Geschlecht und ist sozial konstruiert, das heißt Geschlecht ist etwas ge- dert. Eine machtkritische Perspektive, die feministische Positiomachtes und beinhaltet Erwartungen, die an einen herangetra- nen ernst nimmt, ist dabei zwingend notwendig. gen werden. Es gibt viele verschiedene Geschlechtsidentitäten und mit der zweigeschlechtlichen Kategorisierung Mann/ Frau Die Praxis der kritischen Männlichkeit ist ein individueller Prowird eine Grundlage zur Diskriminierung von Menschen geschaf- zess, der nie abgeschlossen ist. Dieser Prozess beginnt immer bei fen, die nicht in das gesellschaftliche Normbild passen, wie bei- einem selbst und braucht viel Zeit. Es ist aber wichtig, die Privilegien von Männern in dieser Gesellschaft anzuerkennen und spielsweise Trans-, Inter*- und nicht-binären Personen. Verantwortung zu übernehmen. Die Machtposition, in der sich Ich schreibe Mann und Frau kursiv, um zu markieren, dass es sich Männer befinden, muss für mehr Gleichstellung genutzt werden. um Vorstellungen von Menschen handelt, die nicht zwingend Mann oder Frau sind. Es geht also nicht um eine Selbstbeschreibung, sondern um ein Rollenbild, das von außen an uns heranVon Mirjam getragen wird. Wenn es eine Selbstbezeichnung ist wird es nicht kursiv geschrieben. https://kritische-maennlichkeit.de/

Die Erwartungen an Männer sind nicht per se negativ. Problematisch ist aber dass wir lernen, dass Männer sich (immer) so verhalten müssen. Und Männlichkeit funktioniert durch Abgrenzung gegenüber Weiblichkeit und unterdrückten Männlichkeiten, zum Beispiel homosexuellen Männern.

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Thema

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EMOTIONEN UND GEFÜHLE? IST DOCH WAS FÜR FRAUEN! ODER…?

Wir sitzen im Vorgarten einer WG, die Sonne scheint. Obwohl wir uns erst seit einem halben Jahr kennen wird das Gespräch schnell persönlich und wir reden über Dinge, über die wir früher wenig sprachen. Schon gar nicht mit anderen Cis-Männern. Schnell stellen wir fest, dass viele Erfahrungen ähnlich sind. Einige Dinge kamen uns damals selbstverständlich vor und wir haben gar nicht wahrgenommen, dass es auch anders hätte sein können.

In meinen Jugendjahren hatte ich über viele Jahre eine feste in Gruppen treten dann wieder jene Konkurrenzen heraus, die Clique von Freund*innen, in der mein bester Kumpel und ich die nicht vermuten lassen, dass man mit dieser Person eine solch einzigen Jungs waren. Wir haben viel geteilt und erlebt. Gerade vertraute Ebene überhaupt finden könne. Man merkt aber immer, wenn wir zu zweit waren haben wir viel wie wichtig es diesen Freunden und mir ist darüber gesprochen, was uns beschäftigt, darüber zu reden, ich denke auch deshalb, doch über Gefühle und Emotionen ging weil wenige Männer* diese Ebene miteines dabei selten oder nur implizit. Wir haander finden. ben eher beschrieben was wir getan oder und wir... erlebt haben. Wir waren es nicht gewohnt Die Konkurrenzsituation kenne ich voll sind weiße, heterosexuelle, studieüber Emotionen zu sprechen, sie zu beund ganz. Gerade mit meinem besten rende Cis-Männer (also wir idennennen. Das habe ich eher mit Frauen Kumpel. Zu zweit hatten wir eine ganz tifizieren uns mit dem uns bei der getan, meiner damaligen besten Freundin andere Dynamik. Den Sprung zu den Deep Geburt zugewiesenen Geschlecht) zum Beispiel. Sie hörte mir zu, ich hatte Talks schafften wir allerdings selten. Ich und allein dadurch ganz schön pridas Gefühl sie versteht mich, auch wenn denke, dass es Frauen gewohnt sind die vilegiert. Wir schreiben aus dieich mich schwer tat zu sagen was ich fühlemotionale Care-Arbeit, sprich Sorge-Arser Position, die mit struktureller Macht verbunden ist und die wir zu te. Vieles kam nur zur Sprache, weil sie beit, zu übernehmen, weil sie in diese reflektieren versuchen. Vieles in nachfragte. Mittlerweile frage ich mich, Rolle gedrängt werden. Denn Care-Arbeit diesem Artikel wurde schon irgendob mein bester Kumpel meine Probleme bedeutet nicht nur kochen, waschen, putwo geschrieben und wir möchten nicht auch verstanden hätte, da uns als zen. Auch emotionale Care-Arbeit wird keine verallgemeinernde Position heranwachsende Männer wahrscheinlich zumeist von Frauen* übernommen. Das einnehmen. Darum berichten wir ähnliche Gedanken beschäftigten. Emotionale wird dabei meist in die Sphäüberwiegend von uns selbst. Gerare des Privaten verortet, das Rationale in de in feministischen Kreisen werden Bei mir war das etwas anders, ich konnden öffentlichen Raum. Durch die gesellbereits seit vielen Jahrzehnten die Auswirkungen männlicher Sozialite mit meinen männlichen Freunden über schaftliche Verknüpfung von Weiblichkeit sation und des Patriarchats themaGefühle sprechen. Ich habe aber das Geund Emotionalität erscheint es vielen tisiert. Diesen Stimmen sprechen fühl, dass ich der Einzige war, mit dem sie Menschen ganz normal, dass sich Frauen* wir keineswegs Relevanz ab und über ihre Gefühle redeten. Das lag denke eben um genau diese Care-Arbeit kümbefürworten die Kämpfe. Wir finden ich daran, dass ich mich aus dem Konkurmern. es jedoch auch wichtig, dass dierenzkampf, der unter den Jungs in meiner se Diskussion auch unter Männern Klasse geherrscht hat, weitestgehend Sich anderen zu öffnen fällt nicht leicht, und durch Männer stärker geführt wird und sich alle Menschen mit Geraushielt. Wir haben dafür einen Begriff gesellschaftliche Vorstellungen und daschlechterverhältnissen auseinangefunden: Deep Talk. Im Nachhinein spürt raus resultierende Erwartungen spielen dersetzen. Denn die Auswirkungen man, wie gut es tut sich zu offenbaren und eben eine große Rolle. Als Kind war es betreffen alle. Mit der Beschreibung Schwäche zu zeigen, es nimmt viel Druck mir noch vergönnt zu weinen. In der Zeit unserer Erfahrungen versuchen wir, aus alltäglichen Situationen. Es hat sich als heranwachsender Junge sind nur zwei das Alltägliche dieser gesellschaftzum unausgesprochenen Ritual entwiMal die Tränen geflossen, beim Tod meines lichen Ordnung deutlich zu machen. ckelt, sich danach gegenseitig dafür auf Opas und meines Onkels. Ich habe bereits die Schulter zu klopfen, als ‚Belohnung‘ in frühen Jahren gelernt, dass Männer dafür, aus dem emotionalen Versteckspiel herauszukommen zu keinen Schmerz kennen und keine Schwäche zeigen dürfen. Und sein. Diese Gespräche haben aber immer zu zweit stattgefunden, das liegt nicht an der Erziehung meiner Eltern, die nehme ich als

INFOBOX:

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Thema

sehr reflektiert war. Ich vermute auch, dass es vielen Männern ähnlich geht wie mir. Wir lernen, Schmerz zu unterdrücken und andere Ventile zu finden. Wut und Aggression zum Beispiel sind oftmals Ausdruck von darunter liegendem Schmerz oder Trauer. Ab meiner Pubertät machte ich sehr viele emotionale Dinge mit mir selbst aus. Das sagte ich auch öfters. Ich sei eben ein Mensch, der erst einmal alles durchdenken müsse, bis ich damit nach außen trete. Auch das erschien mir normal.

Die gemeinsame Auseinandersetzung mit dieser komplexen und weitreichenden Thematik gibt uns einerseits Kraft und zeigt andererseits, dass dieser Prozess noch lange nicht abgeschlossen ist und es wohl auch nie sein wird. Wir versuchen gesellschaftliche Rollenvorstellungen zu erkennen und für uns zu reflektieren. Dies bedeutet nicht, alles von vorneherein abzulehnen, was wir uns über Männer (und Frauen) eingeprägt haben. Jedoch wollen wir uns einen bewussten Umgang mit diesen Rollenvorstellungen erarbeiten. Ein ganz großer Teil dieses Prozesses ist es Dinge wieder zu verlernen, Ich glaube auch, dass es etwas Selbstzerstörerisches an sich die uns viele Jahre als ganz normal erschienen. So normal, dass ich hat, wenn man Gefühle unterdrückt oder Scham empfindet, nicht einmal darüber nachgedacht habe. Doch hinter allem liegen männliche Ideale nicht zu erfüllen. Das Gefühl, alles mit mir mächtige Strukturen, Gewohnheiten und Vorstellungen, die sich Selbst ausmachen zu müssen, kenne ich sehr gut. Ich denke das nur sehr langsam verändern. Dabei lernen wir uns selbst und unsere kommt von Erwartungshaltungen, die mich in meiner Sozialisati- Gefühle immer besser kennen und das hilft nicht nur uns, sondern on schon lange begleiten. Es steckt tief in einem drin: Sätze wie auch den Menschen in unserem Umfeld. Wir hoffen damit einer herr„sei doch ein Mann“ vom Vater oder von Lehrenden prägen stark. schaftsfreien Gesellschaft ein Stück näher zu kommen. All das trägt sicher dazu bei, dass Männer sich anderen gegenüber verschließen und dadurch auch weniger verletzlich machen. Auf lange Sicht kann dies jedoch sehr schädlich sein. Und ist es nicht viel ‚stärker‘, ‚Schwäche‘ teilen zu können? Stärkt es nicht viel mehr, sich über (gemeinsame) ‚Schwächen‘ auszutauschen und zu merken, dass man(n) damit nicht alleine ist?

Von Manu und Lorenz

Ich denke du könntest Recht haben. Aber wie du gerade angedeutet hast: Schwäche zu zeigen wird selten als Stärke oder als männlich interpretiert. Das kenne ich auch aus meinem Elternhaus. Ich denke alle waren froh, nicht über Gefühle reden zu müssen. Mit meinem Vater spreche ich eher über gemeinsame Interessen, Politik und alles Mögliche, nur über Emotionen eben sehr selten. Ich zeige also in meinem Elternhaus selten Gefühle, obwohl Familie durch ihre Bedingungslosigkeit genau hierfür ein sicherer Ort sein könnte. Auch in der Beziehung zu meinen Eltern spiegeln sich die genannten Geschlechterrollen wieder. Mein Vater ist eine der wichtigsten Personen in meinem Leben. Dennoch schaffen wir es ausgesprochen selten, wirklich zu unseren Gefühlen vorzudringen und einander mitzuteilen. Doch immerhin manchmal kommt es nun dazu. Wir begegnen uns dann abseits der typischen Vater-Sohn Hierarchie. Doch dies hat lange gedauert. Ich habe mit ihm zum Beispiel noch nie wirklich über Sex gesprochen. Dabei hat er doch sicher viele der Erfahrungen, die ich gemacht habe oder mache bereits in ähnlicher Art und Weise erlebt. Schließlich war er auch mal Teenie. Hatte auch irgendwann sein Erstes Mal. Doch wenn überhaupt, dann spreche ich noch am ehesten mit meiner Mutter über meine Gefühlslage und Beziehungen. Eine Frau übernimmt also wieder die emotionale Care-Arbeit. Thema

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SPIELPLATZ

GAWASI GUKUM Ein Rückblick und Blick in die Zukunft

INFOBOX: larp skill-sharing freizeit:

Gawasi Gukum – Überwachen und Strafen war ein Liverollenspiel, das der BDP LV Hessen in Kooperation mit der Stadtgruppe Frankfurt, dem BDP HTK, den Weltspielern, den Waldrittern und der Raumstation vom 2. bis zum 4. November in der Bildungsstätte Alte Schule Anspach durchgeführt hat. Gefördert wurde das Projekt von der Aktion Mensch. Viele assoziieren mit Liverollenspielen entweder langweilige aufgezwungene Rollenspiele aus der Schulzeit, einen Haufen kostümierter Bekloppter, die sich mit Schaumstoffwaffen prügel und so tun, als seien sie Ritter aus dem Mittelalter oder können sich gar nichts darunter vorstellen. Gawasi Gukum hatte einen gänzlich anderen Charakter: die ca. 30 Teilnehmer*innen bekamen im Vorfeld von uns geschriebene Rollen zugeschickt, die sie dann von Freitag Nachmittag bis Samstag Abend spielen mussten. Die Spieler*innen haben sich teilweise zu ihren Rollen passend kostümiert, waren ausgestattet mit einem von der Orga für jede*n eigens erstellten Twitteraccount und auf der Bahnfahrt zur Veranstaltung erhielt jede*r Spieler*in einen Briefumschlag mit Spielgeld, eine persönliche ID und eine Sim-Karte mit allen Kontakten, die der Charakter im Spiel besitzt; diese mussten das Spiel über benutzt werden.

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Spielplatz

06.08. – 11. 08. 2019 im Jugendhof Bessunger Forst in Darmstadt, für Jugendliche und junge Erwachsene von 14 – 27 Jahren. Kosten: 40 – 80 € nach eigenem Ermessen. Anmeldungen finden sich unter www.hessen.bdp.org

gawasi gukum – überwachen und strafen (ein liverollenspiel) 2.0: 06. – 08. 12. 2019 im TagungshausBasa e.V. . Anmeldungen unter www.bdp-htk.de

das gawasi gukum-team

(Alex, Tobias und Jan) dankt nochmals ausdrücklich unseren diversen Helfer*innen in der Küche (Fabs, Elias), bei der Durchführung (Nils), bei der Teilnehmer*innen-Betreuung (Elli), bei dem Entwurf von Logos, Flyern und Plakaten (Alfred), beim Erstellen des Audiowalks (Mo), unseren Kameramenschen (Michael und Lennart) und für diverse schauspielerische und sprecherische Leistungen (Jona, Nina, Ben, Emil, Anna, Fleur, Maxine, Babette, Moritz, Alfred). Außerdem danken wir der Raumstation für den Technikverleih und dem BDP LV Hessen sowie den Waldrittern für die Geduld und die Hilfe bei diversen Fragen. Und danke natürlich an alle Teilnehmenden.

Worum ging es? Das Setting war das Jahr 2018, aber mit einem Strafsystem, in dem Täter*innen gefoltert und gemartert werden. Die beschriebenen Charaktere spiegelten von verschiedenen politischen oder religiösen Strömungen über diverse Hintergrundgeschichten und Erfahrungen einen Ausschnitt aus der Gesellschaft wider, wobei psychologisch viele Charakter den Romanen Dostojewskijs entlehnt waren. Ort des Geschehens war eine philosophische Tagung, in der gleichzeitig ein neues Strafsystem getestet werden sollte, eines, das auf Überwachung, Datensammlung und Disziplinierung beruht. Ausgespielt wurde der Kampf der Charaktere gegeneinander, die diversen Beziehungen der Charaktere untereinander, Dramengeschichten, von Liebe bis Totschlag, Ängsten und Freude. Gawasi Gukum war also keinesfalls ein klassisches Mittelalter-Fantasy Abenteuerrollenspiel, sondern ein in der heutigen Zeit spielendes politisch-philosophisches Bildungsliverollenspiel (auch Edu-Larp genannt). Das Liverollenspiel basierte nämlich auf dem Werk Überwachen und Strafen von Michel Foucault. Darin stellt der französische Philosoph die Machtstrukturen dar, die Subjekte konstituieren. Gleichzeitig geht es aber auch um Widerstand und die Bedeutung von Machtstrukturen für die Gesellschaft.

Spielgeschehen Natürlich passiert beim Spielen eines Liverollenspiels nie alles wie geplant und vielleicht würde das Organisieren und die Durchführung davon auch nur halb soviel Spaß machen, wenn immer alles glatt liefe. Die Teilnehmenden haben einen wunderbaren Plot für uns geschaffen, auch indem sie geplante Elemente eiskalt ignoriert und die Autoritäten ganz in BDP-Tradition abgesetzt haben. Einmal wurde mitten in der Nacht Krawall geschlagen und der Krankenwagen, der von der Orga gespielt wurde, musste gerufen werden. Danke an alle Teilnehmenden fürs Dabeisein und das Füllen der Charaktere und des Spiels mit so viel Wärme, Spannung und Geschichte.

Auswertung Am letzten Seminartag wurde nicht mehr gespielt, sondern das Spiel ausführlich auf zwei Ebenen reflektiert, dies nennt man in der „LARP-Sprache“ Debriefing. In dieser Reflexionsphase sind wir folgenden Fragen nachgegangen: Welche Erfahrungen habt ihr gemacht? Wie fandet ihr den Plot, das Setting, die anderen Spieler*innen? Was fandet ihr doof, was fandet ihr gut? Während der Transferphase werden die im Spiel gemachten Erfahrungen mit den Lerninhalten verknüpft. Also: Was habt ihr in dem Spiel über das Thema Überwachung oder Strafen gelernt? Wie hängen die gewonnenen Erfahrungen mit Foucault zusammen? In welcher Weise haben wir die Theorie Foucaults in das Spiel einfließen lassen?

Was ergibt sich daraus für die Zukunft? Die Weltenspieler im BDP sind eine neue Untergliederung des BDP Hessens in Darmstadt und planen 2019 mehrere Veranstaltungen: Es wird versucht, ein Regelangebot von sogenannten Mini-Larps zur Rechtsextremismusprävention an Schulen anzubieten. Auch das Projekt Ankunft soll erneut durchgeführt werden. Ankunft war ihr Debüt-Liverollenspiel und wurde im Frühjahr 2018 mit nicht-geflüchteten und geflüchteten Jugendlichen in Deutschland zu den Themen Rassismus, Migration, Identität und interkultureller Austausch durchgeführt und gewann den deutschen Liverollenspielpreis - F.R.E.D. - im Bereich Nachwuchsförderung. Außerdem ist eine LARP Skill-Sharing Freizeit geplant, auf der unter anderem ein eigenes Liverollenspiel entwickelt und gespielt werden soll. Gawasi Gukum wird 2019 erneut gespielt, vermutlich in Kooperation mit der Goethe Uni Frankfurt.

Von Jan

Bei Gawasi Gukum waren beinahe ausschließlich Menschen dabei, die noch nie zuvor bei einem Liverollenspiel teilgenommen haben. Wir haben hauptsächlich sehr positives Feedback bekommen, sowohl in Bezug auf die Frage Liverollenspiel als Bildungsmethode, als auch als spaßige, aufregende und neue Freizeitbeschäftigung. Mehrere Menschen kamen auf uns zu mit der Anfrage, selbst einmal mitzuschreiben und etwas Eigenes zu entwerfen. Spielplatz

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INTERNATIONAL

EUSKADI HERRIA Lichtblicke im Baskenland Erinnern und Gedenken. Eine Bildungsreise und Fachkräfteaustausch ins Baskenland 7. – 16. September 2018

Reise nach Bilbao Freitagnachmittag in der Altstadt von Bilbao: enge Gassen, Kopfsteinpflaster und über mir ein azurblauer Himmel mit Wolken. Von einem etwas entfernten Platz schallen die Klänge der Txalaparta, eines baskischen Perkussionsinstruments, herüber. Auf dem Platz haben sich Menschen versammelt und neben den Bildern von zwei Menschen und einem roten Stern werden Reden gehalten. Viele Menschen hören schweigend und nachdenklich den Redebeiträgen zu. Andere gehen mit wütender Miene und abschätzigen Bemerkungen an der Menge vorbei. Für die einen sind die Menschen, über die dort gesprochen wird, nichts anderes als nationalistische Terroristen; für die Teilnehmenden der Veranstaltung sind sie Widerstandskämpfer in antifranquistischer Tradition. Die Veranstaltung zeigt, welch tiefe Risse die baskische Gesellschaft seit langer Zeit teilt. Der Spanienkrieg, die franquistische Diktatur sowie die bewaffneten Auseinandersetzungen der letzten vierzig Jahre haben tiefe Spuren hinterlassen. Wir sind ins Baskenland gekommen, um uns im Rahmen der Bildungsreise einen persönlichen Eindruck von Menschen, Land und Geschichte zu machen und uns mit der Erinnerung an Menschen und Geschichte auseinander zu setzen. Diese Gedanken möchte ich an dieser Stelle mit euch teilen.

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International

Eine lange, endlos erscheinende Reise, die durch das nächtliche Frankreich führt, über fast leere Autobahnen mit Zwischenstopps auf verwaisten Rastplätzen führt uns nach Bilbao. Am frühen Morgen machen wir eine Pause im französischen Teil des Baskenlands: in der Ferne erheben sich die Pyrenäen im Morgenlicht, auf der anderen Seite glitzert die Biskaya. Übermüdet erreichen wir unser Ziel, quartieren uns ein und erholen uns kurz. Eine Woche mit einem spannenden und vollen Programm steht uns bevor. Wir lernen uns und unsere baskischen Partner*innen kennen und stellen uns gedanklich auf die Fragen ein, die uns in der nächsten Woche begleiten: Wie wird Geschichte hier behandelt und vermittelt? Wie werden die Schrecken dieser Zeit verarbeitet? Wie wird der Opfer gedacht? Wie kann sich Erinnerungsarbeit gestalten, wenn es keine Zeitzeug*innen mehr gibt? Welche Rolle spielen die historischen Ereignisse in einem Land, welches über lange Zeit in der näheren Geschichte den bewaffneten Kampf der ETA (Euskadi Ta Askatasuna – deutsch: Baskenland und Freiheit) für die Autonomie des Baskenlands erlebt hat? Welche sozialen und politischen Kämpfe und Auseinandersetzungen spielen heute eine Rolle?

Erste Station: Bilbao Wir beginnen unser Programm mit einem alternativen Stadtrundgang durch Bilbao mit erinnerungspädagogischem Hintergrund. Dabei erfahren wir vieles über die ehemalige Arbeiter*innenstadt, die sozialen Probleme und die gesellschaftlichen Veränderungen der letzten Jahrzehnte. Bilbao war einst eine Arbeiter*innenund Industriestadt, die Lage in der Nähe des Meeres und dem Hafen garantierte eine solide ökonomische Lage. Heute existiert von der ehemaligen Industrie nicht mehr viel. Der internationale Tourismus hat die Stadt für sich entdeckt und unter anderem das bekannte Guggenheim-Museum zieht Menschen aus aller Welt an. Die Gentrifizierung verändert auch hier das Stadtbild und die Zusammensetzung der Einwohner*innen.

Zeitzeug*innen in Gernika Der folgende Tag ist Gernika gewidmet. Die Stadt Gernika ist durch das Bild von Pablo Picasso mit dem Namen Guernica bekannt. Bekannt wurde die Stadt durch den Bombenangriff am 26. April 1937 der Legion Condor, einem Teil der deutschen Luftwaffe. Der Bombenangriff forderte mehrere hundert Tote und führte zur fast vollständigen Vernichtung der Stadt. Nach einer Stadtführung unter historisch-politischen Gesichtspunkten treffen wir mit Zeitzeug*innen und Aktiven aus Gernika zusammen. Ihre Erzählungen sind ergreifend und traurig. Sie berichten auch von dem weitgehenden Desinteresse der jungen Generation an den historischen Ereignissen, sowie an die Erinnerung daran und einem generell schwachen Interesse an politischer Auseinandersetzung. Zurück in Bilbao diskutieren wir mit unseren Partner*innen in einer Herriko, einer selbstverwalteten Bar der abertzalen Linken, über unsere Eindrücke.

Schauplatz erbitterter Kämpfe: Elgeta Elgeta ist ein verschlafener kleiner Ort in den baskischen Bergen. Elgeta war über neun Monate lang Schauplatz und Frontlinie erbitterter Kämpfe zwischen den Franquisten und den Republikanischen Streitkräften. Nach einem Besuch des lokalen Memoria-Museums und Gesprächen mit den Aktiven der Erinnerungsarbeit in Elgeta fahren wir gemeinsam hoch auf das Plateau, auf dem die Kämpfe stattfanden. Neben dem futuristisch anmutenden Ehrenmal für die Gefallenen sind alte Gefechtsstände und Schützengräben von den lokalen Aktivist*innen erhalten worden. Über 80 Jahre nach den Kämpfen finden sie immer wieder alte Patronenhülsen. In Elgeta kämpften auch internationale Brigaden für die Seite der republikanischen Kräfte. Auch hier in Elgeta wird erwähnt, dass die jüngere Generation sich für Geschichte nicht sonderlich interessiert. Interessant war, dass es für die Gedenkstätte eine App gibt, die bei den verschiedenen Stationen des Gedenkraums Informationen zur Verfügung stellt.

Gerechtigkeit und Kapitalismus in Mondragon Ein Besuch der Kooperative in Mondragon steht auf dem Programm. Meine anfänglichen Zweifel, dass eine langweilige Besichtigung voller Selbstbeweihräucherung der Firma bevorsteht, bewahrheiten sich nicht. Im Gegenteil, dank Ander, der uns hier empfängt, entspinnen sich hochinteressante Diskussionen über soziale Gerechtigkeit und Kapitalismus. Wir erfahren sehr viel über das Funktionieren der kooperativen Firma und ihrer Organisation, sowie den Ansprüchen der sozialen Gerechtigkeit, aber auch über die Schwierigkeiten diese, in einer vom Kapitalismus geprägten Welt, umzusetzen. Nach einem langen Tag mit vielen Informationen fahren wir ans Meer. Aber nicht zum Baden, sondern wir besichtigen die Ruine des Atomkraftwerks bei Lemóiz. Diese mit Unkraut überwucherte und mit rostigem Stacheldraht umzäunte Bauruine ist ein Symbol für den erfolgreichen Widerstand gegen eines von der Zentralregierung geplanten Großprojekts. Der Widerstand ging sowohl von der Zivilbevölkerung als auch von der ETA, die Anschläge mit Toten und Verletzten verübten, aus. Ein bizarres Bild, welches sich an dieser Ruine bietet.

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INTERNATIONAL

MITREISEGELEGENHEIT …

Das gallische Dorf im Baskenland Vor den postmodernen Neubauten der Stadt Vitoria-Gasteiz reihen sich auf der grünen Wiese die Mietskasernen des Stadtteils Errekaleor. Diese wurden in den 1950er Jahren erbaut und boten über viele Jahrzehnte Arbeitenden und deren Familien der nahegelegenen Fabriken ein Zuhause. Seit den 1980er Jahren wurden die Fabriken geschlossen, dem Erdboden gleichgemacht und auch Errekaleor erstarb langsam. Einige Bewohner*innen aber blieben. Die Stadtverwaltung wollte mit der Kappung aller sozialen Dienstleistungen wie dem Einstellen der Müllabfuhr eine Vertreibung der Bewohner*innen erreichen. Doch der Plan scheiterte. Schließlich wurde Errekaleor vor mehr als fünf Jahren gemeinsam von jungen politischen Aktivist*innen und den verbliebenen Bewohner*innen wiederbelebt. Die Fassaden erhielten neue farbenfrohe Anstriche in Form von politischen Graffitis, Felder zur Selbstversorgung wurden angelegt und eine neue alternative Infrastruktur geschaffen. Nachdem die Lokalregierung Errekaleor vom öffentlichen Stromnetz kappte beschlossen die Bewohner*innen, sich mit internationaler Unterstützung eine Solaranlage zu bauen und mit Solarenergie selbst zu versorgen. Die Reise ins Baskenland hat unseren Horizont erweitert und uns viel über die spannende und auch schmerzhafte Geschichte dieses Landes erfahren lassen. Wir haben interessante Menschen kennengelernt, aufschlussreiche und kontroverse Gespräche geführt und regen Austausch erlebt. Da noch einige Fragen offen geblieben sind und spannende Themen vertieft werden wollen planen wir in Zukunft weitere Seminare. Großer Dank geht an unsere baskische Partner*innen-Gruppe Kulturverein Baskale!

das projekt wurde unterstützt von: B undesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) Hessische Landeszentrale für politische Bildung Verein der Bundestagsfraktion DIE LINKE e.V. Wir bedanken uns für die Unterstützung!

Von Tobi und Jan

INFOBOX:

Mit dem BDP kannst du in verschiedene Ecken dieser Welt reisen. Auch in den kommenden Monaten bieten die Landesverbände wieder viele Jugendbegegnungen und Studienfahrten an. Eine größere Auswahl gibt es unter www.bdp.org

Die Bedeutung des Begriffs abertzale in abertzale Linke ist eng verknüpft mit der speziellen Ausprägung der baskischen Unabhängigkeitsbewegung als progressive und internationalistische Bewegung. Als solche umfasst sie ein breites Spektrum von Organisationen, wie zum Beispiel politische Parteien, Gewerkschaften und kulturelle Organisationen, sowie bedeutende Teile der Frauen-, Umwelt- und Internationalismusbewegungen, die das gemeinsame Ziel der Befreiung des Baskenlandes haben. So wie Republikanismus eine besondere Bedeutung im irischen Kontext besitzt, kann der Begriff abertzale nicht nur einfach als Unabhängigkeitsbewegung übersetzt werden, ohne seine progressive Bedeutung zu betonen.

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http://www.baskultur.info/reisen/ausfluege/ 184-intxorta-elgeta

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https://www.spiegel.de/spiegel/print/ d-14336958.html http://baskultur.info/

… WANDERTHEATER! THEATER, MUSIK, AKROBATIK, CIRCUSWAGEN 11. bis 17.10.2019 Wir treffen uns in Cuxhaven und wohnen dort in Circuswagen und Zelten. Wir spielen Theater, machen Musik und Akrobatik und sammeln Ideen für Theaterszenen von Klimaschutz über Familienstreitereien bis zu absurden Clownerien. Mit Circuswagen und Fahrrädern gehen wir dann auf Tour, machen kleine Auftritte und nutzen die Zeit für Spaß und Erholung. Ein erfahrenes Team leitet das Projekt und die Proben an und fährt mit der Gruppe auf Tour. Den Alltag (Kochen, Abwasch,…) bewältigen wir als Gruppe gemeinsam.

mehr infos: BDP Niedersachsen

anmeldung: lv.niedersachsen@bdp.org 38

… NACH BOSNIENHERZEGOWINA: GESCHICHTE UND ZUKUNFT 22.6. bis 1.7.2018

… GEDENKSTÄTTENFAHRT NACH POLEN 11. bis 17.10.2019 Wir wollen uns auf ein weniger bekanntes Kapitel der Vernichtung der europäischen Jüd*innen fokussieren, nämlich die Lager der „Aktion Reinhardt“. Wir werden die Stadt Lublin als Ort, an dem die sog. „Aktion Reinhardt“ geplant wurde und das Konzentrations- und zeitweise auch Vernichtungslager Majdanek besuchen. Inhaltlich werden wir uns darüber hinaus mit dem jüdischen Leben vor dem Überfall auf Polen durch die Deutschen und jüdischem Widerstand beschäftigen.

mehr infos: BDP Bremen

e-mail: lv.bremen@bdp.org

Bosnien-Herzegowina ist ein Land ungefähr so groß wie Niedersachsen, hat 3,5 Millionen Einwohner*innen und in den letzten Jahrzehnten ist dort sehr viel passiert. Wir wollen uns mit dieser Geschichte auseinandersetzen und mehr über die sozialen Realitäten erfahren. Wie geht es den Menschen? Wie leben die Familien, die Angehörige verloren haben? Wie überlebt man in Armut? Was denken die jungen Menschen, was sind ihre Zukunftsvorstellungen? Wie war das mit den Partisanen und der deutschen Besatzung im 2. Weltkrieg? Was genau ist in Srebrenica passiert? Was denken die Menschen dazu? Was denken die Menschen zu Jugoslawien? Wir wollen das Land erkunden um zu gucken, ob Jugendaustausche möglich sind und auch Bildungsreisen. Wir werden sehen, wohin Nationalismus führt und wir werden nach Projekten suchen, die trotz allem auf Freiheit, Gleichheit und Solidarität setzen.

mehr infos: LV Mecklenburg Vorpommern

e-mail: lv.mv@bdp.org

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REDAX

BLATT REDAKTIONSEAM

TIPPS

FAQ rund um das BLATT und ihre Akteur*innen

Kultur, Medien, Literatur

WUP – HiHaHo

UNTENRUM FREI muss ich im bdp sein, um mitzumachen? Da das BLATT ein Magazin vom BDP ist, ist es natürlich von Vorteil, wenn du uns kennst. Trotzdem ist es kein Muss, dass du Mitglied bist. Wir hatten schon Besucher*innen bei den Treffen, die uns einfach so unterstützt haben und neugierig waren.

ARE YOU READY FOR RED?

1

„Hi”

2

„Ha”

Person 1

was wollen wir mit dem blatt erreichen?

„Ho”

Uns ist es wichtig, eine Plattform zu schaffen, auf der wir dir vorstellen können, was uns als BDP gerade beschäftigt und was so los ist. Außerdem finden wir es wichtig, dich in politische Diskurse einzubinden und aktuelle Themen sichtbar zu machen. Wir finden es besonders schön, wenn du das BLATT mit einem Lächeln in der Hand hältst :)

was passiert bei den redaxtreffen?

kann ich auch artikel einschicken?

Wir treffen uns ein- bis zweimal im Prozess einer BLATT-Ausgabe persönlich. Auf den Redaxtreffen machen wir uns zuerst Gedanken über Themen, entscheiden wer was schreiben will, manchmal gibt es Workshops mit Referierenden (z.B. zum Thema Layout oder Schreiben). Wir schreiben auch an unseren eigenen Artikeln weiter und machen uns Gedanken über die graphische Gestaltung des BLATTs. Natürlich besprechen wir auch, wo wir mit dem BLATT hinwollen, was gerade gut läuft und was wir uns anders wünschen. Wenn Artikel schon fertig geschrieben sind, bearbeiten wir sie gemeinsam. Wir treffen uns immer in anderen Städten, so können wir außerhalb der kreativen Arbeit am BLATT immer auch andere Städte kennenlernen, gemeinsam kochen, spazieren oder tanzen gehen.

Wenn du eine Idee zu einem Artikel hast, dann melde dich bei uns per Mail an blatt[at]bdp.org. Wir können dir dann sagen, ob sie in das aktuelle Heft passt und gemeinsam können wir besprechen, wie lang er werden soll. Du musst nicht zu unseren Treffen kommen um einen Artikel einzureichen, trotzdem ist es sinnvoll, dass du dich im Vorhinein mit uns absprichst.

wer kann mitmachen?

wer sind wir und wie viele? Wir sind eine fluide Gruppe von Menschen. Mal sind wir nur zu viert, dann wieder zu acht. Natürlich gibt es Menschen, die schon länger dabei sind. Aber da wir uns auch immer über Neuzugänge freuen, lässt sich diese Frage gar nicht so gut beantworten. Auch weil es immer wieder Leute gibt, die nicht in der Redaktion sind und trotzdem Artikel für das BLATT schreiben.

Die BLATT-Redaktion ist grundsätzlich für alle offen, die Lust haben inhaltliche Themen auszuwählen, Artikel zu schreiben, Photos und Graphiken zu machen und vieles mehr. Wenn du dich für das BLATT interessierst und gerne mal in die Redaktion reinschauen willst, bist du herzlich eingeladen zu einem Treffen zu kommen.

wie kann ich die redaktion auf anderen wegen unterstützen?

kann ich auch kommen, wenn ich nicht schreiben möchte?

wie sah unser letztens treffen aus?

Zu einem Redaxtreffen kannst du auch kommen, wenn du einfach neugierig bist, wie wir arbeiten. Wenn du Lust hast zu schreiben ist das natürlich schön. Wenn du aber andere Ideen hast, super. Unsere Arbeit besteht auf jeden Fall aus mehr als nur der Verschriftlichung, deswegen freuen wir uns auch wenn du kommst, obwohl du nicht schreiben willst.

Du kannst uns abonnieren, Feedback geben und anderen Menschen von uns erzählen. Wenn du eine Fahrt planst oder eine andere Veranstaltung, dann kannst du gerne ein paar Magazine mitnehmen und verteilen.

Ende April 2019 trafen wir uns zu fünft in Berlin. Es war das 2. Redaxtreffen zur aktuellen Ausgabe. Themen und Verantwortliche für die Artikel wurden schon beim vorherigen Treffen festgelegt. Die fertigen Texte konnten also bearbeitet werden und an unfertigen Texten wurde weitergearbeitet. Außerdem sammelten wir erste Gedanken zur nächsten Ausgabe.

Vom BLATT Redax-Team 40

Thema Einblick

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„Ho”

Person 2

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Durftest du im Biounterricht rappen? Yoga machen? Und das zum Thema Menstruation? Wahrscheinlich nicht, oder? Die App ready for red macht dies in Schule, Jugendzentrum oder Freund*innenkreis möglich: runterladen und los geht‘s. In den Bereichen Zyklus, Produkte, Gesundheit und Umwelt wird das Thema facettenreich behandelt. Du kannst hören was Männer* über die Mensis wissen und jeweils am Ende eines jeden Levels dein Wissen bei einem Quiz auf die Probe stellen: Wie funktioniert der Zyklus? Was kostet Tampon- und Bindenverbrauch im Leben? Und ersetzt eine Menstruationstasse wirklich 2000 Tampons? Wer die App in der Gruppe nutzt kann in Umfragen z.B. sehen, welche Monatshygieneartikel andere nutzen. Außerdem gibt es viel Raum für persönliche Gedanken und Erfahrungen. Also, es gibt viel Neues zu erfahren, nicht nur für blutige Anfänger*innen. Hier könnt ihr einiges ausprobieren und euch über weitere Zugänge informieren: https://www.ready-for-red.at

Margarete Stokowskis Buch Untenrum Frei bietet einen schonungslos ehrlichen Einblick in das Heranwachsen als Frau. Das Buch zeigt Frauen, dass sie mit den ganzen Schwierigkeiten, die die Gesellschaft für sie bereit hält, nicht alleine sind und dass dahinter strukturelle Ursachen stehen; und es bringt Cis-Männer dazu, sich mit ihren Privilegien auseinander zu setzen. Untenrum frei besteht aus persönlichen, häufig witzigen aber oft auch bedrückenden Erzählungen aus Stokowskis Leben, umrahmt von fundiertem Fachwissen und Hinweisen auf weiterführende Texte zu den jeweiligen Themen. Stokowskis Buch ist durch die leicht verständliche Sprache gut geeignet für Menschen, die sich noch nie mit dem Begriff Feminismus auseinandergesetzt haben. Aber auch für Menschen, die sich schon länger mit dem Thema struktureller Ungerechtigkeit zwischen den Geschlechtern beschäftigen ist es interessant, da es einen in der Form noch nicht geschriebenen Blick auf das Patriarchat wirft.

Wups sind laute, schnelle, energetische Gruppenspiele. HiHaHo ist eines der Klassiker. Als Kreisspiel eignet es sich am Besten für eine Gruppengröße von 5 – 25 Menschen. Alle stellen sich so im Kreis auf, dass sie einander sehen können. Person 1 beginnt, indem sie die Arme über den Kopf streckt und die Hände zusammen nimmt. In einer schnellen Bewegung mit den Armen nach vorn und mit dem Ausruf „Hi“ zeigt sie auf eine Person im Kreis. Diese reißt die Arme über den Kopf (macht also die umgekehrte Bewegung) und ruft laut „Ha“. Die beiden Personen rechts und links daneben rufen „Ho“ und führen mit gefalteten Händen eine diagonale Bewegung auf die Beine der „Ha“-Person durch. Stellt euch vor, dass ihr Schwerter haltet. Die Person, die „Ha“ gerufen hat nutzt ihre Endpose und beginnt als neue Person 1. Wer ein falsches Wort sagt oder sich in der Bewegung vertut scheidet aus.

Margarete Stokowski | Untenrum frei | Rowohlt Verlag | 2016 | 12 € | ISBN 978-3498064396 Spielplatz

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termine Die wichtigsten BDP-Termine für 2019 im Überblick. Mehr auf www.bdp.org

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WAS GEHT?

WANN?

WO?

Workcamp in Agadir Solidarisch Hand in Hand

5. – 15. Juli

Agadir / Marokko

bundesverband.bdp.org toukad@gmx.de

Interkulturelle Grundausbildung Jugendleiter*innen Ausbildung für int. Begegnungen

6. – 13. Juli

Marseille / Frankreich

bundesverband.bdp.org tobias.dreizler@bdp.org

Künstlerischer Grafitti& Streetart Austausch Deutsch - Französisch - Montenegrinische Jugendbegegnung

13. – 20. Juli

Nantes / Frankreich

bundesverband.bdp.org tobias.dreizler@bdp.org marisa.diehl@bdp.org

BDP Bundesweites Sommercamp Spaß, Sonne, Aktivismus

27.Juli – 4. August

Neubrandenburg

bundesverband.bdp.org sommercamp@bdp.org

Deutsch-Französischer Jugendaustausch Vielfältige Angebote zum kennenlernen

27. Juli – 3. August

Marseille

bundesverband.bdp.org jouads78@gmail.com

Wandertheater Theater, Musik, Akrobatik, Circuswagen

28.Juli – 9. August

Cuxhaven und Umgebung

www.bdp-niedersachsen.org lv.niedersachsen@bdp.org

LARP Skillsharing Freizeit Gemeinsames Erarbeiten von Edu LARPS

6. – 11. August

Darmstadt

www.hessen.bdp.org jan.dick@bdp.org

Auf den Spuren von Schwarzem Aktivismus Empowerment-Wochenende für Schwarze Jugendliche

30. August – 1. September

Berlin

bundesverband.bdp.org gabriela.mayungu@bdp.org

Vernetzungstreffen Politische Bildung Gemeinsame Erarbeitung von Themen

6. – 8. September

Niederkaufungen

bundesverband.bdp.org mirjam.tutzer@bdp.org

Utopien / Dystopien einer digitalisierten Zukunft Bildungsseminar

20. – 22. September

Neu - Anspach

bundesverband.bdp.org mirjam.tutzer@bdp.org

BundesDelegiertenVersammlung Mitbestimmung und Planung 2020

27. – 29. September

Lützensommern

bundesverband.bdp.org bundeszentrale@bdp.org

Postkolonialismus und rassismuskritische Bildungsarbeit Bildungsseminar

11. – 13. Oktober

Frankfurt

bundesverband.bdp.org mirjam.tutzer@bdp.org

AK Gender*Queer auf dem queeren Filmfest im Peter Weiß Haus

17. – 20. Oktober

Rostock

www.bdp.org/queer mirjam.tutzer@bdp.org

Fördermittelschulung Abrechnen leicht gemacht

1. – 3. November

Frankfurt

bundesverband.bdp.org laura.seyfang@bdp.org

AK Aktivismus gegen Rechts

8. – 10. November

Irgendwo in Deutschland

bundesverband.bdp.org mirjam.tutzer@bdp.org

Rassismus, Sexismus und Co. Bildungsseminar

15. – 17. November

Frankfurt

bundesverband.bdp.org mirjam.tutzer@bdp.org

Geschäftsführendenausschuss II Haushaltsplanung 2020

22. – 24. November

Rostock

bundesverband.bdp.org charlie.morgenweck@bdp.org

AK Gender*Queer Austausch und Input zu Empowerment

29. November – 1. Dezember

Frankfurt

www.bdp.org/queer mirjam.tutzer@bdp.org

Gawasi Gukum Ein Liverollenspiel

6. – 8. Dezember

Neu - Anspach

www.bdp-htk.de jan.dick@bdp.org

Wi r f i n d e n es s p a n nend , w i g e k om m e d u zu m e n b i st , w BDP as d i ch i n d abei zu t e r e s s i e rt b l e i b e n! A u n d m ot l s o sc h re i w i r packe i v i e rt , b u ns , u n n d i e Ge s d c h i c hte n i ns nä chs t e BLATT

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Freund*in, Interesse, Jugendbegegnung, oder… Wie bist du zum BDP gekommen? Erzähl uns deine Geschichte!

Bund Deutscher Pfadfinder_innen (BDP) Bundesverband BLATT Redaktion Baumweg 10 60316 Frankfurt

Spielplatz

bundesverband@bdp.org | www.bdp.org


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