BDP BLATT 1 / 2018

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Das Magazin des Bund Deutscher Pfadfinder_innen

THEMA: Der Freiraum – Alles ist möglich, wenn es keine Kontrolle gibt Die Regel – Bei einem Menstruationstässchen Tee EINBLICK: Adieu PLÖNGCITY – Eine geniale Veranstaltung verabschiedet sich INTERNATIONAL: Waterkant meets Micropolis

BLATT AUSGABE 01 / 2018


B L AT T LIEBE LESER_INNEN

JUGENDLICHE FREIRÄUME Alles ist möglich!

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6–7

QUEERE BÜCHER Vorbilder gesucht

10 – 12

FREIRAUM AUF DEM LAND das KuT Gadebusch

20 – 21

MENSTRUATION die Regel-mäßigen Tage

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MENSIS-BOX das Thema Menstruation im BDP

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FREIRAUM IN DER STADT der Rostocker Wagenplatz

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FREIRÄUME JETZT! Stellungnahme des BDP Bundesvorstandes

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THESSALONIKI Waterkant meets Micropolis

14 – 15

MITREISEGELEGENHEIT Mit dem BDP um die Welt VORSTANDSNEWS der Freiraum-Fahrplan PORTRAIT Jasmin vom LV Thüringen PLÖNGCITY Abschied einer genialen Veranstaltung

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BUNT UND DREIST Erinnerungen ans Sommercamp 2017

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BERICHTE AUS DEN AKS Gender*queer & Aktivismus gegen Rechts

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BERICHTE AUS DEN AKS Politische Bildung & BLAT T Redaktion

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KONKALIKONG Liverollenspiel zu Verschwörungstheorien BLÄT TCHEN Was ist ein Freiraum? & Rätsel

4–5 18 – 19

TIPPS

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SOMMERCAMP Bunt und dreist!

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SAMMELKARTEN

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TERMINE, FEEDBACK UND ABO

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Liebe Leser_innen, der Sommer kommt, so kommt das neue BLATT. In unserer zehnten Ausgabe haben wir uns dem diesjährigen Schwerpunktthema „Freiräume“ gewidmet. Wir hatten das Gefühl einmal deutlich machen zu müssen, was uns diese Freiräume bedeuten – sei es auf dem Land oder in der Stadt. Denn nur wenn in der Gesellschaft erkannt wird, welche enorme Bedeutung es für Kinder und Jugendliche hat einen freien Raum zu haben, können diese Freiräume auch geschützt werden. Wir stellen euch daher einige Beispiele vor (S. 6, 18, 20, 26), unsere Forderungen (S. 29) und was der BDP Bundesvorstand in den kommenden Monaten dazu so vorhat (S. 8).

das blatt ist das Verbandsmagazin des Bund Deutscher Pfadfinder_innen und erscheint ein bis zwei Mal im Jahr. Es dient dem Austausch, der politischen Debatte und der gegenseitigen Information über die BDP-Kinder- und Jugendarbeit in allen Bereichen. das blatt wird mit Mitteln des Bundesministeriums für Frauen, Senioren, Familie und Jugend (BMFSFJ) gefördert. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht immer die Meinung der Redaktion wieder. Aus Gründen des Datenschutzes werden nur die Vornamen der Autor_innen angegeben, auf Nachfrage kann der Kontakt für inhaltlichen Austausch hergestellt werden. herausgeber_in:

BDP Bundesverband

redaktion André, Charlie H., Jan,

Manuel, Ruben, Sophie, Tabea, Anne

gestaltung Atelier Hurra kontakt zur redaktion: blatt.bdp.org blatt@bdp.org

weitere exemplare können bestellt werden bei: Bund Deutscher Pfadfinder_innen Bundesverband – BLATT Baumweg 10 60316 Frankfurt am Main FON (069) 431030 MAIL bundesverband@bdp.org

Der BDP selbst ist für viele die sich hier engagieren selbst ja auch ein Freiraum. Die Mitglieder des AK Gender*Queer haben sich während ihrer letzten Treffen beispielsweise den Freiraum genommen, sich mit einem Thema zu beschäftigen, das sonst eher wenig Raum einnimmt: die Menstruation. Dazu einige Einblicke und Pläne auf S. 24 und 25. Auch aus den anderen AKs gibt es einiges zu berichten, zum Beispiel vom AK Aktivismus gegen Rechts (S. 28) und dem AK politische Bildung (ehemals BiRef-Treffen, S. 34). Das Jahr 2017 und das Frühjahr 2018 war für einige Landesverbände und auch die Bundeszentrale von einigen Abschieden und Neuanfängen geprägt. Wir wollen daher an dieser Stelle nochmal ein dickes Dankeschön loswerden. An Kerstin Werner aus dem LV Niedersachsen, die viele Bundestreffen mit unerschütterlicher guter Laune bereicherte. An Katrin Brünjes, die ein kurzes Gastspiel in Ottersberg hatte, dem LV aber erhalten bleibt. An Regula Selbmann, die coole Socke aus dem Bremer Hulsberg die es zu neuen Abenteuern jenseits der Weser zieht. An die Weser gezogen hat es wiederum Mo Witzki aus dem LV Berlin schon vor einem Jahr, somit hier einen verspäteten Abschiedsgruß! Grüße auch an Mohtaram Zaherdoust vom Mädchenladen Spandau, kein leichter Abschied nach so vielen Jahren, vielen Dank für das jahrzehntelange Engagement! Und an Julian Mader, der mutig das Projekt LV Thüringen angegangen ist. Und auch die Bundeszentrale sagt Tschüss an Anne Haas, die abenteuerlustig gen Mexiko auswandert. Wir werden sie sehr vermissen und sagen tausend Dank für ihre tolle und grandiose Arbeit! Wir begrüßen an dieser Stelle auch alle Neuzugänge, hoffen, dass wir uns bald kennenlernen! Ein guten Neustart an Johanna Nolte (Niedersachen), Ella Fuchs (Berlin), Jasmin Dean (Thüringen, siehe S. 13) und Bişenk Ergin und Mirjam Tutzer in der Bundeszentrale!!!

Liebe Grüße, das BLATT-Team und die BDP Bundeszentrale Editorial

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SPIELPLATZ

KONKALIKONG „Antisemitismus in Verschwörungstheorien – Ein Liverollenspiel“

INFOBOX: was ist eigentlich … … struktureller antisemitismus? Wenn Menschen glauben, dass es eine kleine Gruppe Menschen gäbe, die für alles Unglück dieser Welt verantwortlich sei, dieses Unglück sogar gezielt provozierten, dann ist das eine Verschwörungstheorie. Die bekannteste Verschwörungstheorie unserer Zeit ist, dass „die Juden“ die geheime Weltherrschaft inne hätten und alles Geld und Macht an sich reißen wollten. Diese antisemitische Lüge führte im Zweiten Weltkrieg zur Shoah, dem Holocaust. In heutigen Verschwörungstheorien begegnen uns immer wieder „strukturelle“ Ähnlichkeiten aus dieser antisemitischen Argumentation. Beispielsweise wenn von den bösen Bänkern oder der bösen Pharmaindustrie die Rede ist. Obwohl es hier nicht um „die Juden“ geht, weil die Argumentationsstruktur aber die gleiche ist, spricht man hier von strukturellem Antisemitismus. Wenn man mit Menschen diskutiert, die solchen Verschwörungstheorien anhängen, vertreten sie interessanterweise doch auch erstaunlich oft die These, dass hinter allem doch wieder die Jüd*innen oder der Israelische Staat stünden. Daher erscheint der Begriff struktureller Antisemitismus auf den ersten Blick verwirrend, passt am Ende aber meistens überraschend gut. Du willst mehr wissen? marinaweisband.de/ueberstrukturellenantisemitismus/

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Spielplatz

Dies ist der Seminartitel einer Veranstaltung der BDP Stadtgruppe Frankfurt, durchgeführt vom 19. 08. – 20. 08. 2017 im Tagungshaus der Bildungsstätte Alte Schule Anspach. Der Titel mag verwirren: Ein ernstes und in unserer Zeit, gerade in der linken Szene, so wichtiges Thema wie strukturellem Antisemitismus mit einem Spiel verbinden? Und was heißt eigentlich dieses „Liverollenspiel“? Und dann, was ist „Konkalikong“? Jede dieser Fragen haben wir (Tobi, Nils, Jan) uns oft gefragt, während wir unser Seminar konzipiert haben. Konkalikong ist leicht zu klären, das ist Javanisch und bedeutet „Verschwörung“, aber alle anderen Fragen bedürfen ein paar Erklärungen:

liverollenspiel ist eine Form des Rollenspiels, in dem du quasi Live und in Farbe über einen bestimmten Zeitraum in eine vorgeschriebene oder selbst ausgedachte Rolle mit bestimmten Eigenschaften schlüpfst und diese in einer gewissermaßen „virtuellen“ Welt spielt. Virtuell heißt hier, dass sie von der echten Welt verschieden ist, nicht virtuell in dem Sinne eines Computerspiels o.ä. Sozusagen wie damals, als Tina, Tom und Gerda sich verkleideten: Tina war die Prinzessin und befreite Tom den Prinzen, der von dem bösen Krieger Gerda gefangen gehalten wurde. Nur dass man diese (ich nannte sie Einbildungsspiele) meist nicht besonders lange spielte, da die Eltern bald zu Kakao und Kuchen riefen. Aber ein Liverollenspiel ist dem sehr ähnlich nur größer, mit mehr Menschen, über einen längeren Zeitraum und meist mit mehr Aufwand, Technik und Kostümen. Spaß macht es trotzdem! Das Tolle ist, dass man bei Liverollenspielen Spaß hat, in einer geschützten Spielwelt spielt und dabei Dinge erleben und ausprobieren kann, die einem sonst oder so nicht passieren und dabei lernen kann. Und noch viel besser ist, dass unser Gehirn besonders gut lernt, wenn wir dabei Spaß haben. Und nicht nur das: Wir sind auch geneigt besser zu lernen, wenn wir auf besondere Ereignisse treffen, die uns im Gedächtnis bleiben und mit Emotionen verknüpft werden. Auch können wir mit Spaß neue Erlebnisse besser mit bereits existierenden Vorstellungen, Ideen oder anders gesagt Erkenntnissen verknüpfen. Nach einer Theorie, die sich Konstruktivismus nennt, lernen wir hauptsächlich dadurch, dass wir neu Erlebtes mit bereits vorhandenen Strukturen und Vorstellungen in unserem Kopf verbinden. Wichtig ist dabei aber immer, dass es eine Phase gibt – meistens nach dem Spiel – in der gemeinsam die erlebten Erfahrungen ausgetauscht, gebündelt, diskutiert und in dein bereits vorhandenes Wissenssystem eingegliedert werden.


So eine Phase – die Reflexion – gab es natürlich auch bei konkalikong. Samstagmittag reisten die Spieler*innen an und das Spiel begann, als sie vom Bahnhof zu dem Tagungshaus liefen. Alles spielte im hier und jetzt, es gab keine aufwendigen Kostüme. Doch jede*r hatte eine Rolle, die sie jeweils auf eine bestimmte Art (auch schon in der Vorbereitung zu Hause, bevor das Spiel begonnen hatte) vorbereiten musste und über die sie sich mit dem Thema Antisemitismus in Verschwörungstheorien auseinandersetzen musste.

In der Nacht auf Sonntag um Punkt null Uhr war das Spiel dann zu Ende. Es gab eine erste debreafing-Phase, in der alle aus ihren Rollen herausschlüpfen konnten. In einem chaotischen Regen aus Erzählungen über die letzten acht Stunden tauschten sich die Teilnehmer*innen aus, entspannt bei ein wenig Musik und Getränken. Erst am nächsten Tag gab es eine strukturierte Reflexion in der die Teilnehmer*innen unter anderem von den Verschwörungstheorien berichtet haben, die sie in dem Spiel mitbekommen hatten und mit denen sie sich vor dem Spiel beschäftigt hatten. Anschließend wurde gemeinsam darüber diskutiert, inwiefern Antisemitismus in Das Spiel selbst beruhte beinahe nur auf der Stellung der Charak- diesen Verschwörungstheorien vorkommt. tere gegeneinander und nur einem Nichtspielercharakter (kurz: NSC. Diese bekommen über das Spiel hinweg Anweisungen von der Als theoretische Grundlage hatte ich einen Text vorbereitet, den Spielleitung. Somit kann das Spiel ein wenig gesteuert werden.) wir am Ende noch einmal gemeinsam lasen. Spannend für mich war Die Spieler*innen mussten sich während des Rollenspiels verdäch- – und ich denke das zeigt, dass Liverollenspiele sich gut zur Biltigen, anklagen und Meinungen vortäuschen, um nicht in Schub- dungsarbeit eignen – , dass er von den meisten Teilnehmer*innen laden gesteckt zu werden. Sie mussten durch die Stadt laufen, um als überflüssig bezeichnet wurde, weil die Erfahrungen im Spiel als z.B. einen Koffer zu finden der Hinweise enthielt. Am Ende fuhren gemeinsame Diskussions- und Lerngrundlage ausreichten. sie mit Taxis zu einer verlassenen Fabrik, wo sie zwei Gefangene befreiten. Dort gab es mit Kerzen und Leuchtsignalen einen positiven Zum Abschluss möchte ich noch loswerden, dass in dem Spiel selbst Abschluss, als die Rede eines Verschwörungstheoretikers unterbro- noch der ein oder andere Fehler existierte, wodurch das eigentliche chen wurde. So viel zur abenteuerlichen Geschichte. Spiel nicht durchgend so astrein funktioniert hat. Aber insgesamt war Konkalikong für mich und ich denke auch für die Teilnehmer*innen ein Erfolg und definitiv eine tolle Erfahrung. Auch schon zu der ersten Auflage merkte P.schen an: „Es war […] nice“.

Die zweite Veranstaltung aus dieser Reihe, „Gawasi Gukum, überwachen und strafen – ein Liverollenspiel“, wird vom 02. bis zum 04. November 2018 stattfinden. Weitere Informationen dazu finden sich online unter www.bdp-htk.de Von Jan

Spielplatz

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THEMA

ALLES IST MÖGLICH, WENN ES KEINE KONTROLLE GIBT Über das Potenzial von jugendlichen Freiräumen

Jugendliche Freiräume haben einen schweren Stand. Viele Häuser sind sehr schlecht finanziert und immer mehr sehen sich mit klagenden Anwohner_innen oder ähnlichen Problemen konfrontiert. Dieser Artikel möchte aufzeigen, was für ein Potenzial jugendliche Freiräume für die Persönlichkeitsentwicklung von Jugendlichen haben und beleuchten, wie vielfältig sie genutzt werden.

Es begann in der 5. Klasse meiner Schulzeit. An einem Mittwoch nach Schulschluss entdeckten mein Kumpel und ich das örtliche Jugendhaus. Wir waren auf dem Nachhauseweg einen Umweg gefahren. Das Haus war an diesem Tag für alle geöffnet und neben einem Sozialarbeiter waren bereits viele weitere Jugendliche vor Ort. Die meisten kannte ich vom Sehen, sie alle gingen auf meine Schule, allerdings hatte ich nie ein Wort mit ihnen gewechselt. Das sollte sich nun ändern, denn alle Anwesenden wollten Billard spielen. Gemeinsam haben wir dann in bester demokratischer Manier beschlossen, ein Billard-Turnier zu starten in Zweier-Teams, woraus dann später eine Liga entwickelt wurde, mit Mittwochs stattfindenden Spieltagen und selbst erstellten Urkunden nach Saisonende. All dies wurde eigenständig von uns Jugendlichen entschieden, umgesetzt und verwaltet. Eine pädagogische Fachkraft war zwar immer im Haus, allerdings hat sie sich bei Entscheidungsprozessen herausgehalten und uns generell autonom handeln lassen.

Als ich älter wurde bin ich einer Ultragruppierung von Werder Bremen beigetreten und habe fortan meine freie Zeit in Bremen verbracht. Dem Jugendhaus in meinem Heimatdorf kehrte ich den Rücken. Stattdessen traf ich mich nun zwei Mal die Woche mit meiner Bezugsgruppe in uns zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten. Hier war dann keine pädagogische Fachkraft mehr vor Ort und ich lernte, was es heißt in kompletter Eigenverantwortung autonom freie Zeit zu gestalten. Ich lernte, was es heißt, einen Freiraum zu haben. Für mich war diese freie Zeit immer sehr wichtig, denn während der Schulstress immer mehr wurde, der Druck einen Berufsweg einzuschlagen seitens einiger Familienmitglieder stetig stieg, brauchte ich diesen Freiraum dringend als Ausgleich. Sobald ich mich mit meiner Gruppe traf, stand für mich Freizeit an, in der ich tat, was ich tat ohne funktionieren oder mich rechtfertigen zu müssen, losgelöst von Erwartungen anderer Personen.

Freiraum zu haben bedeutet für mich die Möglichkeit, einfach mal Jugendzentren und – häuser sind immer ein Ort für Begegnun- den Stress des Alltags hinter mir zu lassen und abschalten zu köngen mit anderen Jugendlichen und somit ein Ort, an dem Ent- nen. Selber aktiv werden oder stumpf faulenzen, alles ist möglich, scheidungsprozesse anstehen. Hier habe ich bereits in jungen wenn es keine Kontrolle gibt. Hier nerven keine Eltern, hier kontJahren wertvolle Erfahrungen sammeln können und gelernt, rollieren keine Lehrer_innen, hier kann selbstverantwortlich und was es heißt, demokratische Entscheidungen selbstverwaltet in subjektiv die eigene Freizeit ausgelebt werden. Wichtig ist mir Absprache mit anderen Nutzer_innen umzusetzen. Außerdem dabei immer, dass der von uns organisierte Freiraum, ein Ort ist, wurde mir deutlich, wie viel sich in Gruppen organisieren lässt. in dem alle mitmachen und mitbestimmen können und vor allem Darüber habe ich auch eine Menge sozialer Fähigkeiten erworben; respektiert werden. Denn auf eins hatten wir keinen Bock: dass den Umgang mit Gruppenmitgliedern und anderen Gruppen, wie Menschen bei uns diskriminiert werden. Damit dass funktioniert, auch den Umgang mit Problemen und Meinungsverschiedenhei- ist klar, dass bei uns kein Platz ist für Nazis, Rassismus, Sexismus ten. Ich habe feststellen können, dass die freie verbrachte Zeit und Homophobie. im Jugendhaus eine ganz andere ist, als die in der Pause auf dem Schulhof oder die freie Zeit Zuhause. 6

Thema


Für mich bedeuteten Freiräume aber auch immer die Möglichkeit, mich eigenständig mit gesamtgesellschaftlichen und politischen Themen auseinanderzusetzen. Mich in einer Gruppe zu politischen Themen auszutauschen und gemeinsam Positionen zu erarbeiten waren ein großer Teil meiner Jugendzeit und haben mich entscheidend geprägt. Hier kommt hinzu, sich einfach mal ausprobieren zu können durch das Organisieren von Veranstaltungen und verschiedenen Projekten. Ob Konzerte, Vorträge, Filmabende oder Choreographien im Stadion: alles findet auf unkommerzieller Ebene und ohne äußeren Erfolgsdruck statt. Als Gruppe konnten wir in den Räumlichkeiten Veranstaltungen organisieren und lernten somit eigenverantwortlich zu handeln. Es ist ein wunderbares Gefühl, wenn Projekte erfolgreich sind und das Feedback zufriedenstellend ist, was mich immer bestärkt hat noch mehr zu organisieren und umzusetzen. Ohne die verfügbaren Freiräume wäre keines der durchgeführten Projekte zu realisieren gewesen.

Genau diese Freiräume werden von vielen Häusern ermöglicht und unterstützt. Ob diese selbstverwaltet sind oder sich unter Trägerschaft befinden, haben sie das Ziel, Freiräume für autonom gestaltete Freizeit bereitzustellen. Indem sie das tun, wird ihr großes Potenzial für Jugendliche deutlich. Denn Jugendhäuser bieten kostenfrei eine Vielfalt an Möglichkeiten der Freizeitgestaltung an, die anderorts kaum zu realisieren sind. Wo sonst kann man kickern? Wo sonst befindet sich ein Ton- und Aufnahmestudio? Wo sonst lassen sich zu unkommerziellen Zwecken Konzerte, Partys, Vorträge oder Diskussionsveranstaltungen organisieren? Wo sonst lässt es sich autonom zusammenkommen in einer Gruppe? Alternativen gibt es kaum bis gar nicht und ich als aktiver Nutzer von Freiräumen habe das Gefühl, dass Freiräume immer weniger werden. Lasst uns probieren, den Stellenwert und das Potenzial jugendlicher Freiräume hervorzuheben und den Fokus öffentlicher Diskurse genau darauf zu legen. Deswegen müssen wir uns unbedingt für den Erhalt bestehender Freiräume einsetzen und uns dort wo es bisher keine Freiräume gibt, diese erkämpfen. Für mehr jugendliche Freiräume! Von Marvin

Thema

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EINBLICK

DER FREIRAUMFAHRPLAN 2018 Neues vom Vorstand

Den Freiraum nehmen wir uns. Planen und Chillen an der Lahn.

Liebe Bdpler*innen, Freund*innen und Interessierte, wir möchten euch ein bisschen mehr von den Dingen, mit denen wir uns so beschäftigen berichten und können verstehen, dass Stellungnahmen oder der jährliche, ewig lange Vorstandsbericht für einige viel zu öde sind, um sie zu lesen. Die Frage was die Aufgaben und Schwerpunkte der Vorstandsarbeit sind, finden wir inzwischen auch schon ein bisschen ausgelutscht und oft wenig plastisch. Deswegen wollen wir zukünftig ein bisschen häufiger und weniger hochgestochen von Treffen, Sitzungen oder sonstigem Kram, der uns beschäftigt, berichten. Da das Jahresthema des BDPs Freiräume heißt, fokussieren wir uns in diesem Beitrag auf unseren Fahrplan, den wir uns zu diesem Thema überlegt haben.

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Einblick


fahrplan freiräume Wir haben uns Anfang März in Marburg (siehe anbei das Chillen an der Lahn-Foto) getroffen, um unter anderem zu überlegen, was unsere nächsten Schritte diesbezüglich sein könnten. Mit einer warmen Milch mit Honig auf der Fensterbank des Cafés Roter Stern und unter professionell-prüfendem Blick des caféeigenen Kätzchens haben wir einen Fahrplan entworfen, der uns durch die nächsten Wochen führen soll. Wir möchten uns coole Projekte, Kollektive, Häuser, etc. in ganz Deutschland raussuchen, die selbstverwaltet agieren und einen Freiraum für Selbstentfaltung und / oder politische Arbeit darstellen. Ein paar davon möchten wir besuchen und uns mit den Menschen vor Ort unterhalten, um einen Eindruck von dem zu bekommen, was dort abläuft. Unser Interview-Leitfaden umfasst dabei Fragestellungen wie den Ursprung der Einrichtung, z.B. welche Intention, Bedürfnisse, Wünsche dem Projekt vorangegangen sind oder der politische Weg zur Autonomie, wie z.B. die Frage, wie Räumlichkeiten akquiriert oder Berechtigungen erworben wurden. Außerdem interessiert uns, wie die Gruppen strukturiert sind: Wie werden Entscheidungen getroffen? Wie setzt sich die Gruppe in Bezug auf Alter und sonstigen Merkmalen zusammen? Wie wird mit der Problematik von Wissenshierarchien und Machtstrukturen innerhalb der Gruppe umgegangen? Zuletzt möchten wir nach potentiellen Problemen fragen, mit welchen die Gruppen zu kämpfen haben. Populäre Beispiele hierfür können Gentrifizierung1, bürokratische Hürden, aber auch der Mangel an Finanzierung sein.

warum das alles? Nach den ganzen Ausführungen über unsere Pläne und Vorstellungen fragt ihr euch jetzt vielleicht, wozu wir Projekte besuchen und diese ganzen Informationen sammeln wollen. Ziel der ganzen Sache ist, dass wir im Sommer die Besuche und Interviews abgeschlossen haben und in der Lage sind, einen Leitfaden zu erstellen. Dieser soll Informationen enthalten von und über Projekte, die es geschafft haben Freiräume verschiedenster Arten aufzubauen und zu erhalten. Wir wünschen uns damit Menschen, Kollektive, etc. unterstützen zu können, die auf der einen Seite auch ein Projekt o.Ä. an den Start bringen möchten oder sich auf der anderen Seite einen Freiraum erkämpft haben, welcher aber aufgrund von oben genannten Problematiken gefährdet ist. Wir denken, dass ebendiese Menschen vom Erfahrungsschatz, dem Wissen und den Kompetenzen von etablierten Projekten profitieren können und sehen es als unsere Aufgabe, Unterstützung zu leisten. Wir haben in unseren Dunstkreisen selbst Kollektive und Projekte, die aktuell gefährdet sind. Ein Beispiel aus Marburg ist die Kollektivkneipe Havanna Acht, welche seit über 30 Jahren „an Studierende, Arbeitslose und Obdachlose mit das billigste Bier in Marburg“ (jungle world 2018)2 ausschenkt. Sie steht nun vor dem Aus, weil der ganze Block an einen Investor verkauft wurde, der die bisherige Miete mal eben verdoppelt hat. Klar, dass sich mit Glücksspielautomaten, teurem Wein und Shisha rauchen mehr Geld machen lässt als mit der schummrigen Kneipe, die eines der letzten Zentren linker Infrastruktur in Marburg darstellt. Beispiele wie das Havanna Acht zeigen, dass die Gentrifizierung selbst vor lang etablierten Projekten nicht Halt macht und das geht uns ziemlich gegen den Strich!

habt ihr ideen oder anregungen? Falls ihr Lust habt bei der ganzen Sache dabei zu sein, meldet euch gerne bei uns (vorstand@bdp.org)! Wir würden uns freuen, euch mitzunehmen in die Projekte, die wir uns anschauen wollen. Fühlt euch auch herzlich dazu eingeladen coole Ideen und Vorschläge reinzubringen, falls ihr Häuser, Kollektive, etc. kennt, die für einen Besuch in Frage kommen. Gerne könnt ihr uns auch Anregungen zu unserem Interview-Leitfaden schicken, damit wir diesen noch verbessern können. Solidarische Grüße, Michelle, Tabea, Mike und Ruben 1

Aufwertung eines Stadtteils durch dessen Sanierung oder Umbau mit der Folge, dass die dort ansässige Bevölkerung durch wohlhabendere Bevölkerungsschichten verdrängt wird

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Empfehlenswert: „Letzte Zigarre fürs Kollektiv“ von Felix Riedel in der jungle world vom 29.03.2018 https://jungle.world/artikel/2018/13/letzte-zigarre-fuers-kollektiv Einblick

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THEMA

BÜCHERREGALE VOLL UNGESAGTER DINGE Queere Figuren mit Vorbildfunktion in Jugendbüchern gesucht

In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten hat die queere Community viel erreicht. Die Abkürzung LGBTQ+ ist vielen Menschen ein Begriff, einhergehend mit dem Wissen, dass mehr als eine sexuelle Orientierung und mehr als zwei Geschlechter existieren. Die „Ehe für alle“ erlaubt in vielen Ländern, seit 2017 auch endlich in Deutschland, auch nicht-heterosexuellen Paaren das Heiraten. Viele Prominente sprechen offen über ihre sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität, ohne befürchten zu müssen, damit ihrer Karriere zu schaden. Auch in Medien wie Filmen, Serien und Büchern treten häufiger queere Figuren auf, was ebenfalls einen wichtigen Schritt zur Abschaffung der Heteronormativität 1 darstellt. Denn nicht zuletzt können auch fiktive Figuren eine Vorbildfunktion haben und Einfluss auf gesellschaftliche Normen haben. Besonders für Kinder und Jugendliche, die in einem heteronormativen Umfeld aufwachsen, können queere Vorbilder in Medien von großer Bedeutung sein. Sie klären über die Vielfalt sexueller Orientierungen und Geschlechtsidentitäten auf, wenn das private Umfeld es nicht tut, und zeigen queeren jungen Menschen, dass sie nicht alleine sind. Grund genug, am Kinder- und Jugendbuchmarkt 2 einmal beispielhaft zu überprüfen: Wie gut erfüllt dieser bereits seine Aufgabe, queere Themen an seine Zielgruppe zu vermitteln?

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Was die Darstellung anderer sexueller Orientierungen als Heterosexualität angeht, hat sich bei den großen Verlagen des Marktes in den letzten Jahren bereits viel getan. 2017 erhielt „Nur drei Worte“ von Becky Albertalli, ein Roman über einen homosexuellen Jungen, den Deutschen Jugendliteraturpreis der Jugendjury und wird 2018 unter dem Titel „Love, Simon“ auch auf der Kinoleinwand zu sehen sein. Der erfolgreiche amerikanische Autor David Levithan ist bekannt dafür, in seine Jugendbücher starke schwule (Haupt-)Figuren einzubauen, beispielsweise in „Two Boys Kissing“ oder „Will & Will“, das er zusammen mit Bestsellerautor John Green verfasste. Jugendbuchautorin Rainbow Rowell veröffentlichte mit „Aufstieg und Fall des außerordentlichen Simon Snow“ (engl. „Carry On“) einen Fantasyroman mit einem homosexuellen Protagonisten, der beim Publikum außerordentlich gut ankam und von Blogger*innen hochgelobt wurde. Lesbische Beziehungen und die Vielzahl weiterer sexueller Orientierungen dagegen scheinen auf dem hiesigen Markt nicht ganz so populär. Im deutschsprachigen Raum machte beispielsweise Anne Freytag mit ihrem Roman „Den Mund voll ungesagter Dinge“ von sich reden. Auf dem englischsprachigen Buchmarkt lassen sich einige weitere Bücher mit lesbischen, bi- oder auch asexuellen Charakteren finden, doch davon scheinen die meisten bisher keine deutsche Übersetzung erhalten zu haben; zumindest nicht in den großen Publikumsverlagen. Insgesamt gewinnt mensch also den Eindruck, dass die Darstellung sexueller Orientierungen auf dem deutschsprachigen Jugendbuchmarkt mittlerweile zwar über Heterosexualität hinausgeht, jedoch noch lange nicht so vielfältig ist wie das echte Leben.

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Was ist eigentlich… Heteronormativität? Siehe BLATT 1-2016 Seite 15, z.B. unter blatt.bdp.org

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Da es in diesem Artikel vor allem um die Repräsentation queerer Menschen in den „Mainstream-Medien“ gehen soll, widmet er sich den größten Publikumsverlagen, die in den meisten Buchhandlungen im Kinder- und Jugendbuchbereich vertreten sind. Neben diesen gibt es jedoch natürlich noch viele andere, kleinere Verlage und unabhängig publizierende Autor*innen, die sich den betreffenden Themen widmen.

Thema


Mit Blick auf die geschlechtliche Identität sind mittlerweile auch Geschichten über Trans-Menschen Thema einiger Kinder- und Jugendbücher. Für jüngere Leser*innen gibt es beispielsweise „George“ von Alex Gino, das von einem 10-jährigen Trans-Mädchen erzählt, die versucht, ihrem Umfeld ihre Geschlechtsidentität zu offenbaren. Das Buch geht niedrigschwellig und kindgerecht an das Thema heran und eignet sich somit auch für jüngere Altersgruppen. Am Beispiel von George wird auch gezeigt, wie wichtig es für Kinder sein kann, Trans-Vorbilder zu haben, die ihnen zeigen, dass sie nicht alleine sind. Ebenfalls von einem Trans-Mädchen, jedoch eher im Jugendbuchbereich angesiedelt, erzählt „Als ich Amanda wurde“ von Meredith Russo. Der Roman handelt von der 18-jährigen Amanda, die nach ihrem Outing und negativen Reaktionen darauf in eine andere Stadt zieht, um dort von vorne anzufangen. Einerseits behandelt der Roman Themen rund um Transsexualität und zeigt die Schwierigkeiten auf, denen Trans-Menschen auf ihrem Weg begegnen, andererseits ist er auch ein klassisches Jugendbuch über Familie, Freundschaften und Liebe. Beide Romane wurden von Trans-Autor*innen verfasst, die in den Nachworten deutlich machen, wieviel ihnen ihre Geschichten persönlich bedeuten und wie ihre eigenen Erfahrungen in die Romane eingeflossen sind. Dass die Bücher nicht nur über sondern auch von Trans-Menschen verfasst worden sind, verleiht ihnen Authentizität und ist ein guter Schritt in Richtung einer vielfältigen Literaturlandschaft.

Auch in diesem Bereich findet sich ein Großteil der Literatur im englischsprachigen Raum, doch je erfolgreicher Romane mit Trans-Themen dort werden, desto wahrscheinlicher werden sicher auch deutschsprachige Übersetzung in den marktführenden Verlagen. In Sachen Vielfalt gibt es auch hier noch Ausbaumöglichkeiten, beispielsweise in Richtung intersexueller oder genderfluider Hauptfiguren. In einem Interview äußerte Meredith Russo auch den Wunsch, zukünftige Romane würden Trans-Themen und verschiedene sexuelle Orientierungen gleichzeitig behandeln, da nicht zwingend immer nur eines der Themen auf einen Menschen zutrifft. Auf dem deutschsprachigen, vor allem aber dem englischsprachigen Kinder- und Jugendbuchmarkt lassen sich demnach schon einige Romane im LGBTQ+-Bereich finden. Dass das Wissen über und das Interesse an queeren Themen im Verlagswesen jedoch teilweise noch recht lückenhaft ist, bewies ein Besuch auf der Frankfurter Buchmesse 2017. Nach meinen Recherchen im Internet machte ich mich daran, einmal direkt bei den großen Verlagen nachzufragen, die den Buchmarkt für die Zielgruppe am stärksten prägen. Ich erkundigte mich jeweils bei den Mitarbeiter*innen an den Ständen nach Literatur im LGBTQ+-Bereich - und bekam sehr unterschiedliche Reaktionen.

Thema

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Viele Menschen schienen mit der Abkürzung und, auf meine Erklärungen hin, auch mit dem Konzept von Gender noch unsicher, sowohl jüngere als auch ältere Generationen. Nicht selten erhielt ich auch auf genauere Erläuterungen, nach was ich suchte, ein ratloses Schulterzucken. Zwei Mitarbeiterinnen des Loewe- und des Oetinger-Verlags erwiderten auf meine Frage nach der Zukunft von queeren Themen in ihren Verlagen, dass es wohl noch ein paar Jahre brauchen werde, bis diese so richtig auf dem Markt angekommen seien. Der literarischen Auseinandersetzung mit dem Thema schien jedoch keine der Personen, mit denen ich sprach, abgeneigt zu sein, und viele gaben sich sichtlich Mühe, mir meine Frage durch einen Blick in die Verlagsprogramme zu beantworten. Ein sehr ausführliches Gespräch führte ich mit einer Mitarbeiterin von dtv, die mir nicht nur etliche passende Bücher nennen konnte, sondern sie auch alle gelesen und sich mit den Themen auseinandergesetzt zu haben schien. Sie stimmte mir zu, dass queere Themen immer mehr an gesellschaftlicher Relevanz gewinnen, und ging davon aus, dass sie das auch auf dem Buchmarkt tun werden, da queere Romane definitiv Publikum finden würden. Meine Recherchen lassen mich guter Dinge, wenn auch noch nicht vollkommen zufrieden zurück. Auf dem deutschsprachigen Jugendbuchmarkt ist eine Entwicklung zur stärkeren Thematisierung verschiedener Geschlechtsidentäten und sexueller Orientierungen erkennbar, die bisher jedoch noch recht einseitig ist und, auch im Gegensatz zum englischsprachigen Markt, eher schleppend vorangeht. Die Tatsache, dass queere Themen immer mehr im gesellschaftlichen Fokus liegen und somit auch für die Buchindustrie interessant werden, lässt jedoch darauf hoffen, dass sich hier in den nächsten Jahren noch einiges tun wird. Und während die großen Publikumsverlage möglicherweise erst dann reagieren, wenn queere Themen genug Profit versprechen, gibt es für Interessierte abseits des Mainstream bereits jetzt kleinere Verlage und Autor*innen, die sich diesem Bereich widmen. Von Charlie H.

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Thema


EINBLICK

NEUSTART IN THÜRINGEN Im Portrait Jasmin Dean

In Thüringen gibt’s neuen Wind. Seit April 2018 hat Jasmin Dean (Jahrgang 1977) die Geschäftsführung des Landesverbandes übernommen. Das BLATT war neugierig und hat mal nachgefragt.

blatt: wie bist du zum bdp gekommen? Jasmin: Den BDP hab ich schon mit 15 Jahren kennengelernt, als ich in Baden-Württemberg für die BUNDjugend Kinderfreizeiten organisiert habe. Dort haben wir zusammen mit dem BDP den AK Kind & Natur gegründet und gemeinsame Teamer_innenschulungen durchgeführt. Später war ich im Landesjugendvorstand der BUNDjugend und bei der Zeitschrift Kritische Masse. Als ich 2003 nach Berlin gezogen bin, ging dieses Kapitel zu Ende.

was hat dich denn als jugendliche so beschäftigt? und sind diese themen noch aktuell? Zur umweltpolitischen Arbeit haben mich zwei Sachen gebracht. Zum einen kam ich so aus der Tierschutzecke. Und dann hat mich Tschernobyl sehr beeinflusst. Beides ist für mich nach wie vor aktuell. Zum Tierschutz, also, ich lebe ja jetzt auf dem Land auf einer Art Miniaturbauernhof in Oberfranken. Wir halten da auch Hühner. Ich kann überhaupt keine Supermarkteier mehr essen, seitdem ich mehr darüber weiß, welche Bedürfnisse diese Tiere haben, wie viel Platz sie brauchen und wie viele verschiedene Laute sie von sich geben können, wenn sie ihr Sozialverhalten ausleben können… (lacht). In diesem Zusammenhang habe ich mir viele Gedanken über Landwirtschaft gemacht, wie man das eben anders gestalten kann. Naja, und dann habe ich auch früh mit der Antirassismusarbeit angefangen, parallel zu meinem Studium in Tübingen. Dort haben wir z.B. mit der Tübinger Initiative „Kein Mensch ist illegal“

ein Kirchenasyl organisiert. In Berlin hat sich meine Arbeit in diesem Bereich dann etwas verändert. Dort hatte ich einfach mehr Kontakt mit Leuten, die wie ich Rassismus erfahren haben. Da habe ich mich dann mehr mit subtilerem Rassismus beschäftigt, mit Sachen, die ich vorher gar nicht als Rassismus wahrgenommen habe. Das war schon eine Horizonterweiterung. Ich habe angefangen, dazu Veranstaltungen wie das „Empowerment Forum“ zu organisieren, wo sich POC (People of Color) untereinander austauschen konnten. Neben der Betreuung der Move-on-up-Mailingliste für POC mache ich außerdem Bildungsarbeit zu Critical Whiteness und Empowerment. Aber auch Workshops, wo das Thema einfach als Perspektive im Hintergrund mitläuft.

was sind deine pläne für den lv thüringen und was sind deine inhaltlichen schwerpunkte? Naja, erstmal arbeite ich daran wieder mehr Jugendliche und junge Erwachsene zum BDP zu bringen und hoffe dass daraus Ortsgruppen entstehen. Wir wollen Freizeitaktivitäten gestalten und auch politische Themen besprechen. Diesen Sommer planen wir eine Radtour zum Sommercamp nach Hessen. Die inhaltlichen Schwerpunkte stehen noch nicht so fest. Ich selber bin da sehr vielseitig, natürlich habe ich meine persönlichen Schwerpunkte. Aber das ist davon abhängig, was die Jugendlichen beschäftigt. Ich fände es auch cool, wenn sich Leute aus Thüringen zum Thema Queer beispielsweise in den AK Gender*Queer einbringen wollen. Mal sehen was kommt, ich bin gespannt! Wir auch! Danke dir für das Gespräch und einen guten Start im BDP!

Einblick

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INTERNATIONAL

WATERKANT MEETS MICROPOLIS Tagebuchauszüge der Jugendbegegnung nach Thessaloniki 1

Montag, 25.09.2017

Solidarische Grüße aus Saloniki! Die Vorfreude war und ist natürlich ungebrochen, so dass die drängten, versuchte die jüdische Gemeinde noch, diese mittels schlaflose Reise zu ertragen war, auch wenn lange Wartezeiten immenser Summen und dem Überlassen des jüdischen Friedhofs und mangelnde Sitzmöglichkeiten in Flughäfen und Bahnhöfen (die Grabsteine wurden später zum Bau von Kirchen und anderen uns zu zermürben versuchten. Als wir, die Waterkant-Crew aus Gebäuden benutzt; auf dem Gelände steht heute die Universität) dem zum BDP Sachsen gehörenden Dorf der Jugend in Grimma, freizukaufen. Vergeblich! Fast alle registrierten Jüd*innen wurdann den ersten Schritt aus dem Flieger wagten, überkam uns den später mit der Lüge, ins "Israel von Polen" gefahren zu werwortwörtlich ein Gefühl der Wärme, denn endlich durften wir die den, nach Treblinka oder Auschwitz deportiert. 26 Grad Celsius warme Luft schnuppern und hatten die weiteste Nach diesem geschichtlichen Ausflug hatten wir Zeit. Zeit um Strecke hinter uns … über das Gehörte und Gesehene nachzudenken. Aber auch Zeit für einen langen Fußmarsch auf der Suche nach einem veganen Burgerladen. Mittwoch, 27.09.2017

Ein informativer Mittwoch in Thessaloniki Mit unserer griechischen Partnergruppe Micropolis sind wir unterwegs zum Jüdischen Museum in Thessaloniki. Dazu ein viel zu kurzer historischer Abriss: Thessaloniki war lange Zeit eine "jüdische Arbeiter*innenstadt", in der jedoch alle drei "Weltreligionen" ohne größere Konflikte nebeneinander lebten. Weil sie die größte Gruppe in den verschiedenen Kulturen der Stadt ausmachten, sprachen die Einwohner*innen Thessalonikis zum Beispiel auch Ladino, die Sprache der aus Spanien kommenden, "sephardischen" Jüd*innen. Doch schon vor dem Zweiten Weltkrieg änderte sich die Situation in der Stadt. Bei einem großen Feuer im Jahr 1917 wurden viele arbeits- und obdachlos; irgendwie war die Kommunikation und die Solidarität unter den Kulturen doch nicht mehr so gut (weil Neid und so), sodass die bereits 1912 eingesetzte zionistische Bewegung mehr Auftrieb erhielt und sich einige Familien gen Palästina aufmachten, um dort ein neues Zuhause zu finden. Als dann im Zweiten Weltkrieg die Deutschen in Griechenland einmarschierten und die Jüd*innen Thessalonikis zu Zwangsarbeit und Tragen eines Judensterns etc.

Freitag, 29.09.2017

Thessaloniki … …ist eine Stadt, die kaum weiße Wände und freie Stellen übrig hat, was zeigt, dass anscheinend Platz für bunte Vielfalt gegeben wird, oder dieser sich zumindest geholt wird. Mittags trafen wir uns alle in dem sozialen Zentrum Mikropolis – Social Space for Freedom. Hier unterhielten wir uns mit Mizos und Vasilis über diese großartige Einrichtung, in der beide arbeiten und den Großteil ihrer Freizeit verbringen. Das Gespräch mit beiden fand in dem selbstorganisierten Bioladen Sintrofia statt. Der Laden ist täglich geöffnet und die Einnahmen reichen für das Einkommen der dort arbeitenden Personen. Neben Sintrofia gibt es einen Tischtennisclub, ein Kickboxtraining, einen Copyshop, eine linke Bibliothek mit kleinem Bücherladen und das Küchenkollektiv, das eine Gaststätte betreibt, womit quasi das ganze Mikropolis (Miete des Gebäudes, Strom, Wasser, …) inklusive der Löhne der Beschäftigten finanziert wird. In der großen Kneipe finden sehr oft Konzerte statt, in der Regel kostenfrei, wie auch das am späten Abend.

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International

Gefördert durch Mittel aus dem Sonderprogramm Griechenland des BMFSFJ.


Die Aktivisten*innen treffen sich einmal wöchentlich zu einem Plenum, damit Beschlüsse basisdemokratisch getroffen werden können und das Netzwerk der solidarischen Bewegungen einen Treffpunkt hat. Auf einer Tour durch den Komplex stellten wir fest, dass das von außen unscheinbar und klein wirkende Haus, das vollkommen ins Stadtbild eingearbeitet ist, von innen doch größer ist als gedacht. Wir konnten einiges Bestaunen, aber vor allem die immer wieder aufkommenden Parallelen zu unserer heimischen Spitzenfabrik oder zumindest mit dem Wunsch des hier entstehenden Zentrums. Doch besonders schön war die Unterhaltung mit den beiden sehr sympathischen Aktivist*innen.

Samstag, 30.09.2017

Falafelgeschäft unseresVertrauens Um drei treffen wir uns vorm Falafelgeschäft unseres Vertrauens, um gemeinsam zum Mikro Dentro-Kindergarten aufzubrechen (erst stand der Vorschlag im Raum, dorthin zu laufen; wegen der unerwartet hohen Sonneneinstrahlung entschieden wir uns dann doch für Linie 37 und gegen einen einstündigen Marsch).

mittels thematisch geordneten Bereichen / Räumen (praktisches Leben, Musik, Kunst, Mathematik,…) und z.B. Montessori-Materialien, „that they cannot do whatever they want but they can decide whatever they want to do.“ Wenn eine Familie das Geld für die Vorschule nicht aufbringen kann und ein Finanzloch entsteht wird versucht, dieses mit dem Verkauf von selbstgebautem Spielzeug, Schulmaterialien und Spenden auszugleichen. Das Haus ist gemietet, der Garten jedoch besetzt (was die Miete erträglicher mache). Obwohl Hunger und Kälte irgendwann anfangen, an uns zu nagen und einige zum schnellen Aufbruch drängen, gibt es bis zur Verabschiedung immer wieder einzelne Fragen zur politischen Lage oder anderen Themen; eine runde Sache, die sehr inspirierend war! Es wird schon dunkel und wir machen uns auf, um im Apartment Chili sin carne zu kochen.

Sonntag, 01.10.2017

Endlich Strand.

Doch unsere „strändliche“ Ruhe wurde teilweise von einer vorbeikommenden älteren, verwirrten und konservativen Dame gestört mit der sich einige unserer Leute unterhalten mussten. Sie begann nach kurzem Smalltalk auf den Kern ihres Anliegens zu kommen – nämlich der allgemeinen Wertevermittlung! Sie pflegte uns wortwörtlich zu sagen, dass Männer und Frauen keine Freunde sein können, sondern immer darauf aus sind eine BezieIhre Idee für eine anti-autoritäre, libertäre Einrichtung ent- hung mit dem gegenüber anzufangen. Dazu kam, dass sie einen stand 2012 während eines Kinderferienlagers, in dem Eltern den von uns als pervers und rüpelhaft beschrieb (aufgrund des bunWunsch äußerten, ihre Kinder nicht auf dieselbe Schule schicken ten Irokesen-Schnitts) und sie sich nicht erklären konnte, warum zu müssen, die sie selbst besuchten. Es wurde ein erstes Manifest ein hübsches Mädchen mit so jemandem zusammen sein konnte. ausgearbeitet, das grundsätzliche Punkte wie (Anti-)Sexismus, Vermutlich war er reich! Ja das war die Erklärung! Sexualität, Unterrichtsmethodik etc. behandelte. Heute wird Nach diesem kleinen Intermezzo verkrümelte sich die Dame mit in regelmäßig stattfindenden Plena über das weitere Vorgehen ihrem Ehemann und ihrer Freundin und der Tag am Strand neigte gesprochen. Denn die Eltern sollen ihre Kinder nicht nur „par- sich dem Ende. Wie auch langsam langsam unsere Reise. ken“, sondern selbst partizipativ am Vorschulgeschehen beteiligt sein. Zurzeit kommen Kinder aus 14 Familien hierher und lernen Von der Gruppe Waterkant Dort angekommen, erwarten uns die sechs Lehrerinnen* (denn es ist wohl eher so eine Mischung aus Kindergarten und Schule; ich nenne es mal Vorschule). Wir sitzen im Garten und es beginnt ein reger Austausch, denn zuerst wollen sie auch detailliert wissen, wer wir sind und was wir machen.

International

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EINBLICK

ADIEU PLÖNGCITY Eine geniale Veranstaltung verabschiedet sich

„Heute ist Plöngmittwoch!!!“, lese ich am Ende der Mail von Anita aus dem BDP Rheinland-Pfalz. Es ist kurz vor Ostern als ich anfange, den Artikel zu schreiben und denke: „Ja, stimmt! Eigentlich wäre ich jetzt auf der Waldeck und würde den sonnigen, städtischen Feiertag genießen.“ In Gedanken liege ich mit Schlafsack auf der Wiese vor dem Haupthaus, genieße noch eine Leckerei vom Brunch und höre zu, wie jemand aus „Die Känguru-Chroniken“ vorliest. Dieser Gedanke zaubert mir sofort ein Lächeln auf die Lippen – wenn auch zum Teil ein melancholisches…

INFOBOX: was ist eigentlich … … plÖngcitY?

Plöngcity war eine Spielstadt, die 1994 das erste Mal in Form einer 10-tägigen Freizeit für Jugendliche ihre Tore öffnete. Eines der wichtigsten Bestandteile Plöngcities waren die sogenannten PeBs, die „Plöngcity eigenen Betriebe“, in denen die Teilnehmer_innen tagsüber „arbeiteten“. Beliebte PeBs der vergangenen 24 Jahre waren z.B. Video, Café, Naturkunst, Schwarzlichttheater, Body-Percussion, Actionpainting oder Zeitungsredaktion. Mit der stadteigenen Währung „Plöngs“ konnten selbst gemachte Cocktails oder die Tageszeitung gekauft werden. Jeden Abend wurden die Ergebnisse aus den PeBs präsentiert. Ein wichtiger Treffpunkt war das „Parlament“, in dem alle Themen der Stadt und der Bewohner_innen besprochen wurden. Hier wurde debattiert über Fragen zur Nachtruhe, Kaminzimmer 1, Salami-Steuer oder Plöng-Verteilung. Am „Plöngmittwoch“, dem städtischen Feiertag, war Zeit zum Ausschlafen, Musizieren und Spielen. Über die gesamte Zeit stand außerdem ein spannendes, politisches Thema im Vordergrund, zu dem es besondere Einheiten gab, wie zu den Themen Soziale Netzwerke, Faire Kleidung, Identität, Grenzen, Wasser, Gewaltfreie Kommunikation, Menschenrechte, Heimat oder Leistungsdruck. Am Ende der Woche fand eine große Präsentation für Verwandte und Freund_innen statt, bei der gezeigt wurde, was in Plöngcity alles entstanden ist.

Letztes Jahr fand das 24. und letzte Plöngcity statt. 24 Jahre voller Inspiration, Lebensfreude, Hochgenuss, Politik, Kunst, Natur, Ehrenamt und Engagement. Es war besonders und einmalig, was in dieser Zeit entstanden ist und ist deshalb gar nicht so leicht in Worte zu fassen. Denn der Text im Infokasten verrät noch lange nicht, was es heißt, im Plöngcity-Rausch zu sein!

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Raum zum Aufenthalt für immer noch energiegeladene Teilis ab Beginn der Nachtruhe.

Einblick

Viele Teilnehmer_innen kamen immer wieder, haben Freund_ innen mit dem Fieber angesteckt und alle Altersgrenzen ausgereizt, um doch noch ein allerletztes Mal mitfahren zu können. Und irgendwann wurden aus Teilnehmer_innen Teamer_innen. Was für beide Seiten gleichermaßen inspirierend war, war das Gefühl, in eine ganz eigene, besondere Welt einzutauchen. Ich konnte die reale Welt außen vor lassen, aus der Alltags-Rolle aussteigen, mal ganz ich selbst sein. Der Anspruch war immer BDP-Werte wie Toleranz, Wertschätzung und achtsamen Umgang miteinander zu leben. Plötzlich konnte man beobachten, wie viele eine Maske ablegten und die Freiheit genossen, sich selbst auszuprobieren oder eigene Grenzen kennenzulernen.

Der BDP und auch Plöngcity hat immer von den unterschiedlichen Menschen gelebt, die ihre eigene Geschichte und Ideen mitgebracht haben.


Das Gefühl, ein wichtiger Teil der Gruppe zu sein, gehört und respektiert zu werden, hat zu dem Plöngcity-typischen großartigen Gemeinschaftsgefühl und der inspirierenden Atmosphäre beigetragen. Durch viele kleine, aber wichtige Aspekte wurde das spürbar: durch jede abendliche PeB-Präsentation und den wertschätzenden Applaus für jede_n Einzelne_n, durch jede Konsensfindung 2 und durch jedes gruppendynamische Spiel, wie zB Funky Chicken, die Menschliche Maschine oder das Spinnennetzspiel. Bei der großen Präsentation am Schluss des Projekts konnte man förmlich sehen, wie Berge versetzt wurden und wie stolz alle waren ob der Ergebnisse, die zusammen entstanden sind. Strukturell hat sich Plöngcity innerhalb dieser 24 Jahre immer wieder verändert. Die ersten Jahre waren sehr viel deutlicher durch die Stadtstruktur geprägt, es gab ein Arbeitsamt und Arbeitslose, Bürgermeister_innen, Armen-Parlamente und Streiks. Oft gab es mehr verschiedene PeBs als PeB-Tage. In den letzten Plöngcities gab es allerdings nur noch drei klassische PeB-Tage, um mehr Großgruppen-PeBs einzubauen. Da gabs mal einen Kunsttag mit einem Graffiti-Künstler oder einen Kochtag mit Plöngcity-Köchin Maria, bei dem aus geretteten Lebensmitteln ein komplettes Menu zubereitet wurde. Die beiden beliebten PeBs Café und Zeitung wurden zuletzt nicht mehr von Teamer_innen geleitet, sondern liefen selbstverwaltet. Damit wurden vor wenigen Jahren sogar die Plöngs abgeschafft, da sie als Währung praktisch nicht mehr eingesetzt wurden – obwohl sie für viele ein wichtiger Bestandteil Plöngcities hinsichtlich des Stadtcharakters waren.

Aus den Erfahrungen der vergangenen Plöngcities entwickelte Anita mit dem Team immer neue Ideen und Konzepte und besonders in den letzten Jahren wurde Anitas Herzens-Thema Achtsamkeit immer präsenter, so versuchten wir uns auch in Meditationen oder einem Blindenessen. Letztes Jahr war der Tag zu diesem Thema mit buddhistischen Mönchen und Nonnen für alle sehr eindrucksvoll. Hinter all dem stand auch immer die Frage und das Anliegen, etwas davon mit ins "echte" Leben zu nehmen. 24 Jahre wurden Samen gesät, die aufgehen können – und es sind schon unglaublich viele aufgegangen! Damit steigt die Zuversicht, dass diese Veranstaltung in die Welt gewirkt hat! Es war der richtige Zeitpunkt, eine geniale Veranstaltung mit großer Dankbarkeit zu verabschieden. Tausend Dank an die Waldeck für diesen wunderschönen Ort, an Maria für die sensationellen vegetarischen Köstlichkeiten, an die Teilnehmer_innen, die Plöngcity jedes Jahr durch ihre Freude und Ideen einmalig gemacht haben, an die ehrenamtlichen Teamer_innen für ihr Engagement und ihre Energie, an den BDP RLP und ganz besonders an Anita, die „Mama“ von Plöngcity für diese phantastische Kreation, die so viel gegeben hat und immer bleiben wird!! Von Alina

Bereits in den ersten zehn Jahren wurden die politischen Themen stärker in den Vordergrund gestellt. Wir hatten verschiedene Gäste, die uns einen Blick in die Welt gezeigt haben: Menschen aus dem Abschiebeknast Ingelheim, Geflüchtete aus dem Kosovo, Filmdarsteller_innen und -Regisseur_innen, Jugendbands, Theatergruppen und Tanzlehrer_innen. Langsam wurde es inhaltlich anspruchsvoller, was sich auch an der Altersstruktur bemerkbar machte. Das Einstiegsalter von elf Jahren rutschte auf 13 und auch der Betreuungsschlüssel war meistens sehr hoch. In Plöngcity ging es eben immer um Inhalte, es war nie eine Massenveranstaltung.

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Aus dem Lexikon der erklärungsbedürftigen Umgangsformen, Regeln und Verabredungen Plöngcities und Umgebung: Konsensverfahren, das: Um zu Entscheidungen zu kommen, in denen alle Bedürfnisse berücksichtigt sind, ist es gut und wichtig, alle Meinungen zu hören und so lange zu diskutieren bis eine Lösung gefunden ist, mit der alle zufrieden sind. Einblick

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Zu welchem Baum gehört dieser Blatt? Auflösung: siehe unten

Blättchen

Für KIDS

Was ist eigentlich … … ein Freiraum? Alle reden 'sie' von Freiräumen, dass sie wichtig sind und man sie schützen muss, sogar ausbauen sollte. Aber was heißt das? Sind Räume nicht meistens eh „frei“? Und was soll ich dann da machen? Ein Freiraum kann auch ein Park oder ein Platz in einer Stadt sein, an dem ich weiß, hier kommen auch meine Freund_innen vorbei ohne, dass wir uns verabreden müssen und hier können wir zusammen abhängen, ohne dass gleich ein Security-Dienst oder die Polizei kommt und uns sagt, hier dürfe man nicht sitzen.

Ein Freiraum kann ein kleiner Kellerraum mit gemütlichen Sofas, eine Gartenlaube, oder ein eigener Raum in meiner Schule oder im Jugendzentrum sein. Hier kann ich mich mit meinen Freund_innen treffen und selbst entscheiden, ob ich hier meine Hausaufgaben erledige, einen Plan für eine Polit-Aktion in der nächsten Woche schmiede, mich unterhalte, was bastele oder die Wand anstarre – ohne dass eine Lehrer_in, Eltern oder sonstige Leute kommen und mir sagen, ich solle jetzt mal was leisten, mich ordentlich hinsetzen, leise sein. Hier kann ich mit anderen mitgebrachte Süßigkeiten snacken, oder was trinken ohne dafür so viel Geld wie in einem Café auszugeben.

Ein Freiraum ist nicht unbedingt frei von Regeln, aber ich kann diese Regeln, wie der Raum genutzt wird eben mitbestimmen. Dabei und bei so manchen Aktivitäten, die ich in einem Freiraum so umsetzte, kann ich sehr viel lernen. Ganz nebenbei. Wie man diskutiert, wie man sich einigt, wie ich mich selber organisiere. Und ich lerne was über mich. Was ich gerne mag, was mich reizt, welche Bedürfnisse ich habe, und wie ich sie kommuniziere. Alles ganz praktisch, oder? Deswegen findet der BDP Freiräume voll wichtig und setzt sich dafür ein, dass es weiterhin viele gibt.

Spielplatz

Auflösung: Blatt: Esche versteckte Lilien: sechs

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Ein Freiraum kann vieles sein. Das kann die Ecke im Kindergarten sein, in der ich nach Herzenslust im Sand baggern, mit Wasser matschen und dabei laut rumquitschen kann – ohne dass jemand kommt und mir sagt, ich solle das lassen. Zumindest solange ich niemandem dabei wehtue.


: l e i p s k c Verste

Rätsel: Wie im le tzen Heft die BDF Lilie wied hat sich auch die er im gan ses Mal Kannst d zen Heft u sie find v ersteckt. en? Wie o Auflösun ft? g: siehe u nten

1 Wie hieß das Liverollenspiel zum Thema

Verschwörungstheorien, das die Stadtgruppe Frankfurt letztes Jahr durchführte? 2 Wie heißt der Arbeitskreis der sich mit

dem Rechtsruck in Deutschland beschäftigt? AK ____ gegen Rechts. 3 Wie heißt das von Pfadfinder_innen geliebte

Taschenmesser, dass man jetzt wieder bei der Bundeszentrale bestellen kann? 4 Wie lautet die Abkürzung des jährlichen

K

1

V

2

3

O

5 Wo in Frankfurt war Charlie H. letztes Jahr,

B

M

6

6 Welches BDP-Ereignis hatte letztes Jahr

das Motto „Bunt und dreist“? 7 Welches kleine Insekt ist im Sommer

H M 11 12

8 In welchem Landesverband arbeitet

T

9 10

beim zelten besonders nervig und sogar gefährlich?

C

7 8

um nach queeren Kinder- und Jugendbüchern zu suchen?

V

4 5

bundesweiten großen BDP-Treffens mit Haupt- und Ehrenamtlichen?

seit April Jasmin Dean? 9 Zu welchem Thema möchte der AK

Gender*Queer eine neue Box herausgeben?

U

10 Wer wurde auf der Bundesdelegierten-

N

versammlung neu in den Bundesvorstand gewählt? 11 Wie heißt das unabhängige Jugendzentrum

aus Pankow, Berlin, das beim BiRef-Treffen besucht wurde? 12 Welcher Landesverband führt dieses Jahr

ein Sommercamp am Eutersee durch?

Spielplatz

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THEMA

„KOMM ZU UNS. VER(SCH)WENDE DEINE ZEIT!“ KuT Gadebusch – alternative Kultur auf dem Land in Nordwestmecklenburg

Gadebusch. Klingt für viele nach Provinz, leeren Bierdosen hinterm Einkaufsmarkt und einer Bevölkerung, die allesamt jenseits der 50 ist. Nicht ganz. Ein bunt bemaltes Gebäude auf dem Gelände eines ehemaligen Klärwerks gar nicht mal unweit des Stadtkerns lässt Hoffnung aufkommen. Dort befindet sich das KuT, seit zehn Jahren Zuhause des Vereins Kultur und Toleranz e. V., der seit 2011 Mitglied im BDP Mecklenburg-Vorpommern ist. Zwanzig Jahre schon gibt es den Verein in Gadebusch, welcher ab 1997 seinen ersten Sitz in der Nähe des Bahnhofs in einer alten Baracke fand. Engagierte Menschen fanden sich zusammen, wohnten dort, veranstalteten Partys, Konzerte und gesellige Abende. Alternative Kultur auf dem Land. Dass für diese jedoch nicht immer und überall Platz ist erfuhren die Jugendlichen und jungen Erwachsenen erstmals 2004, als ihre Behausung von der Stadt abgerissen wurde um Bauland zu schaffen (welches übrigens erst ab 2016 tatsächlich bebaut wurde…) und sie somit auf der Straße landeten. Das Belagern von öffentlichen Plätzen und die Organisation eines sommerlichen, kleinen Festivals im Nachbarort, als Ersatz für die wegfallenden Konzerte, ließ die Stadt jedoch nicht ganz unbeeindruckt. Somit entschied die Stadtvertretung dem Verein eine neue Vereinsstätte mit zugehörigem Grundstück kostengünstig für die Nutzung zu überlassen. Das Gebäude wurde hergerichtet und Werkstatt, Konzertraum, Tresen und Kinoraum wurden selbstorganisiert aufgebaut. Auch das neue Außengelände bietet viel Platz für Outdoor-Aktivitäten und so manch anderen Quatsch. Beides wird inzwischen schon von der zweiten „KuT-Generation“ genutzt und betrieben. Doch schon lange sind die baulichen Zustände des Gebäudes fragwürdig und jegliche Aktivitäten innerhalb des DDR-Schwarzbaus wurden von der Stadt nur „geduldet“. Ich bin vor einigen Jahren nach Mecklenburg-Vorpommern gezogen, war – und bin es auch heute noch – unglaublich froh, diese kleine Perle der alternativen Kultur in Deutschland gefunden zu haben. Jedoch bringen die vielen Ideen und Vorhaben wenig, wenn es eine Stadt gibt, die zwar großzügig ein momentan ungenutztes Stück Land und zwei baufällige Garagen zur Verfügung stellt, aber immer noch so tut als seien die Mitglieder und Besucher*innen unseres selbstverwalteten Jugendzentrums nur nervige Krachmacher und Drogenkonsumenten. Hinzu kommt der Druck der örtlichen Polizei, die spätestens seit dem G20-Gipfel in Hamburg wohl ganz genau im Auge behält, was in und um das KuT passiert. Nachdem Ende letzten Jahres Anzeigen aufgrund von Ruhestörung und angeblicher Beleidigung (All Cops Are Beautiful!) ins Haus flatterten, heißt es bis jetzt

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Thema


INFOBOX: http://www.kut-gadebusch.party https://www.facebook.com/KuTGDB http://www.sommerschlacht.de

von der Stadt Gadebusch: Keinerlei öffentliche Veranstaltungen mehr im KuT, wobei diese bis zu diesem Zeitpunkt jahrelang offiziell von der Stadt genehmigt wurden. Da fragt man sich mal wieder, wer eigentlich wo an den richtigen und falschen Hebeln sitzt … Auf Nachfrage zu Alternativen wurden dem KuT Mietvorschläge für Konzerträume angeboten, die jedoch in keinster Weise mit unseren Vorstellungen und auch finanziellen Mitteln vereinbar sind, da das komplette Vereinsgeschehen, die Veranstaltungen und Konzerte ehrenamtlich, gemeinschaftlich und unkommerziell durchgeführt werden. Somit hängt der Kultur und Toleranz e.V. (mal wieder) ganz schön in der Luft und keine*r weiß so wirklich wie es weitergeht mit unserem kleinen, immer noch lebendigen und bitter notwendigen Freiraum auf dem Land. Diese Unsicherheit wirkt sich auch auf unsere Struktur und den Nachwuchs aus. Denn natürlich ist es schwierig für etwas zu kämpfen, von dem keine*r weiß, ob und wie lange es Zukunft haben wird. Doch nach einem schönen gemeinsamen Abend, einer gelungenen „Privatparty“ im KuT oder den besten zwei Wochen des Jahres, die wir wieder alle gemeinsam auf unserem Festival, der Sommerschlacht, verbringen werden, erinnert man sich gerne daran, warum es sich lohnt, sich doch für den noch so kleinsten Freiraum den Arsch aufzureißen! Von Teresa

Thema

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TIPPS Kultur, Medien, Literatur

RECLAIM YOUR CITY

DAS GEGENTEIL VON GRAU.

DAS SPIEL GO

Lokale Antworten auf Anonymität matthias coers:

Spiegel deines Charakters Katharina Lampert & Cordula Thym Go ist ein chinesisches Brettspiel für zwei Spieler_innen. Es ist gleichzeitig das älteste Brettspiel, das noch nach den originalen Regel gespielt wird und gilt auch als eines der komplexesten Spiele. Die Kombination unterschiedlicher Züge übersteigt angeblich die Anzahl an Sternen in der Galaxie. Dennoch sind die Regeln verhältnismäßig einfach zu lernen und beschränken sich auf nicht mehr als eine Handvoll. Es werden abwechselnd von eine_r Spieler_in schwarze, von de_r andere_n weiße Steine auf das Brett gelegt. Obwohl die gegenerischen Steine oder Gruppen umkreist und damit vom Brett genommen werden können, ist das Spielziel nicht alle gegenerischen Steine zu fangen, sondern bloß mit den eigenen Steinen mehr Gebiet zu umkreisen, als der_die Gegner_in. Dabei ist es oftmals sogar extrem wichtig, den_die Gegner_in an manchen Stellen “leben zu lassen”. Dieser Aspekt macht Go unheimlich spannend. Go fördert kreatives Denken und Intuition. Man braucht ein “Gefühl für die Steine”. Oft wird behauptet, dass die Art und Weise, wie man im Go spielt, ein Spiegel deines eigenen Charakters sei. http://playgo.to/interactive/german/ 22

Spielplatz

Urbane Protestbewegungen am Beispiel Berlin tobias morawski: Das Buch Reclaim Your City beschreibt die Funktionsweise und Wahrnehmung von urbanem Raum und bringt Beispiele aus Protestbewegungen, Raumaneignung und Raumwahrnehmung. Morawski schafft es, aktuelle Wissenschaftsansätze mit praktischer (aktivistischer) Umsetzung und Realität zu verbinden. Auch wenn sich die Beispiele auf Berlin beschränken sind die Ansätze, gerade wegen der beiden theoretischen ersten Teile, gut auf andere Orte übertragbar. Die Stadt im Allgemeinen wird in den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Kontext eingeordnet und die Veränderung hin zu einer neoliberalen Stadt erläutert. Auf dieser Grundlage beschreibt er dann in Teil drei konkrete Aneignungskämpfe in Berlin und wie sich diese gegen Verdrängungsprozesse zur Wehr setzen. Er bringt Beispiele aus der physischen Raumaneignung wie Hausund Platzbesetzungen, Blockaden oder Open Air Partys, aber auch Demonstrationen oder (politischer) Streetart, Plakataktionen, Kampagnen und andere Formen der symbolischen Raumaneignung in der Stadt. Assoziation A | 2014 | 16,00 EUR | ISBN 978-3862414376 | reclaimyourcity.net

Das Gegenteil von Grau ist ein Dokumentarfilm des Berliner Filmemachers und Soziologen Matthias Coers. Der Film dokumentiert und beleuchtet „unterschiedliche Gruppen, die praktische Utopien und Freiräume leben und für ein solidarisches und ökologisches Miteinander im urbanen Raum kämpfen.“ Dabei liegt der Fokus auf der Ruhr-Region, mit Projekten aus Bochum, Dortmund, Duisburg, Essen oder Oberhausen. Die 20 gezeigten Projekte könnten dabei unterschiedlicher kaum sein. Konkrete Wohnkämpfe in Plattenbausiedlungen und Mieter*inneninitiativen, Urban Gardening und Gemeinschaftsgärten, offene Kunst- und Kulturräume oder Stadtteilläden, Refugees‘ Kitchen oder Fahrradwerkstätten. Die gezeigten und gelebten Utopien sind lokale Antworten auf Anonymität, Leerstand oder Verdrängung in heutigen Städten und machen Mut, selbst zu handeln und aktiv zu werden. Ohne sofort politisch sein zu müssen, zeigt der Film, dass aktive Beteiligung an Stadtleben und -gestaltung möglich und nötig ist, um der fortschreitenden Ökonomisierung und Verdrängung in Städten entgegen zu wirken. Trailer, Hintergründe, aktuelle Termine und Veranstaltungen unter: http://gegenteilgrau.de/ D 2017 | 90 min. | deutsch /OmeU | FSK ab 0 freigegeben


EINBLICK

BUND UND DREIST Erinnerungen ans Sommercamp 2017

Aus den verschiedensten Bundesländern und sogar aus Grichenland tingelten im Juli 2017 zahlreiche Jugendliche und junge Erwachsene zum BDP Bundescamp nach Grimma. Dieses etwas verschnarchte sächsische Kleinstädtchen unweit von Leipzig hat nämlich eine grandiose Attraktion zu bieten: Die Spitzenfabrik. Ein altes Gelände mit Industriecharme, einem Containercafé und zahlreichen Wiesen drumherum die einladen zum Zelten, Sport machen, Workshops oder Lese- und Diskussionskreisen. Mit alledem haben wir unsere Zeit gefüllt und uns einmal mehr in Selbstorganisation geübt. Fazit: Spannend, vielfältig, mehr davon! Danke an alle die da waren und besonders an das grandiose Team!

wer das nächste mal mit dabei sein mÖchte kann sich schon jetzt den termin für nächstes jahr notieren: 27. juli bis 4. august 2019. wir sehn' uns!

Einblick

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THEMA

MENSTRUATION Die Regel-mäßigen Tage mit Monatsblutung

Viele Begriffe, eine Bedeutung: die Regel, die Tage, die Mens, die Monatsblutung, Erdbeerwoche oder auf der roten Welle surfen. Aber was passiert genau an diesen Tagen? Diese Frage stellen sich nicht nur diejenigen, die hin und wieder ihre Tage haben, sondern auch viele andere. Daher mal ein Blick hinter die Kulissen.

Bei dem Vorgang der Menstruation zieht sich die Gebärmutter zusammen, was bei manchen zu Krämpfen und anderen Beschwerden wie z.B. Verdauungsproblemen führen kann. was ist eigentlich … Deshalb gibt es in manchen Gesellschaften … cis? Regelungen um menstruierende Personen zu Cis bezeichnet Personen, deren Geentlasten. In Japan dürfen Frauen seit 1947 schlechtsidentität mit dem bei der pro Monat einen Tag Urlaub nehmen, in InGeburt zugewiesenen Geschlecht übereinstimmt und auch aktuell von donesien seit 1948 zwei Tage und in Taiwan anderen so wahrgenommen wird. In einem Körper mit Gebärmutter macht seit 2013 bis zu drei Tage pro Monat. 2017 Eine Frau, die sich als Frau fühlt, sich regelmäßig eine Eizelle bereit für die wurde in Italien der Entwurf für ein Gesetz in deren Geburtsurkunde weiblich Befruchtung. Dazu wandert sie aus dem vorgelegt, das Unternehmen verpflichten steht und die auf der Straße von Eierstock durch den Eileiter in die Gebärsoll, weibliche Angestellte bei Vorliegen Passant_innen als Frau „erkannt“ mutter und nistet sie sich dort mithilfe einer ärztlichen Bescheinigung bis zu drei wird, ist eine cis-Frau. Ist einer der Gebärmutterschleimhaut, die durch Tage pro Monat unter Lohnfortzahlung freioder mehrere der Punkte nicht so, bezeichnen sich sie Menschen oft Hormone angeregt wird, ein. Da das Ei zustellen. Das ist sehr praktisch und es ist als Trans. ohne Befruchtung nicht mehr gebraucht schade, dass es hier in Deutschland nach wie wird, stößt der Körper es nach ein paar Tavor eher ein großes Tabu ist die eigene Mensgen ab, ebenso die Gebärmutterschleimtruation überhaupt anzusprechen. Allerdings haut. Dieses feine Gemisch verlässt den beziehen sich solche Regelungen nur auf Körper dann durch die Vagina. Damit dincis-Frauen. Nicht alle cis-Frauen bekommen nen alles sauber wird, spült der Körper mit 30 bis 50 Milliliter Blut überhaupt ihre Tage. Doch vor allem gibt es viele Menschen die hinterher. Der Name „Monatsblutung“ ist also etwas missver- ihre Tage bekommen, aber nicht als Frauen wahrgenommen werständlich, da nicht nur Blut, sondern eben auch Schleimpartikel den, oder wahrgenommen werden wollen. Das ist wichtig immer ausgestoßen werden. mitzudenken. Menstruation betrifft zwar viele Frauen*, ist aber Bei einigen Menschen ist der Zyklus meistens gleich, durch die dennoch kein „Frauending“. Hormone kann er aber auch immer unterschiedlich sein: in Bezug darauf wann es mit der Menstruation überhaupt losgeht, wie lanVon Ella ge sie dauert und wie intensiv sie ist.

INFOBOX:

So kann der zeitliche Rahmen sehr unregelmäßig sein. Die Zeit der Blutung kann zwischen zwei bis neun Tagen schwanken, wobei ein ganzer Zyklus 20 bis 35 Tage dauern kann. Ebenso ist das Alter der ersten Menstruation (auch Menarche genannt) sehr unterschiedlich und geht oft mit dem Eintritt in die Pubertät einher. Als früh werden neun (manchmal auch sechs) Jahre gesehen. Es kann aber auch im Alter von 16 Jahren oder später zum ersten Mal vorkommen. Da es eine begrenzte Anzahl von Eizellen gibt, tritt irgendwann auch die Menopause, also letzte Menstruation ein. Und auch hier kann das Alter sehr unterschiedlich sein, von frühzeitigen Wechseljahren wird bei einem Alter von 35 bis 40 Jahren gesprochen. Das kann aber auch so variieren, das manche Menschen erst nach ihrem 60. Geburtstag ihre Menopause haben. Viele haben auch zwischen Menarche und Menopause immer wieder Phasen in denen sie gar keine Periode bekommen. 24

Thema


THEMA

BEI EINEM MENSTRUATIONSTÄSSCHEN TEE 1 Warum der BDP sich mit Menstruation beschäftigen sollte und dies auch tut

Für schätzungsweise 50 Prozent der BDPler_innen gehört Menstruation zum Alltag: üblicherweise alle paar Wochen in unterschiedlichen Stärken und Ausprägungen, mal belastend mal ganz gechillt. Der persönliche Umgang mit der Menstruation ist so unterschiedlich wie Menschen verschieden sind. Wir sollten den individuellen Umgang der Personen damit anerkennen und den offenen Umgang mit Menstruation als Körperfunktionsalltag unterstützen. Deswegen arbeitet der Arbeitskreis (AK) Gender*Queer gerade an einer Mensisbox, so zumindest der Arbeitstitel. Damit soll einerseits Menstruation aus der tabuisierten Ecke heraus geholt werdena, anderseits sollen Menschen die menstruieren mit Informationen und Produkten unterstützt werden. Es sollte auf Camps und Fahrten selbstverständlich sein Tampons und Binden für die Teilnehmer_innen einfach ohne großes Nachfragen zur Verfügung zu stellen. Beim Thema Menstruation gibt es jedoch noch zwei Bereiche für die wir uns als BDP sensibilisieren und bei denen wir gesellschaftspolitisch ansetzten müssen. Einerseits sind die Reaktionen der patriarchalen Gesellschaft auf das Thema Menstruation albern und zutiefst frauenfeindlich. Dies ist der Fall, wenn beispielsweise von Cis-Männern zu hören ist, dass Menstruation ekelig oder unhygienisch sei und sie am liebsten damit nichts zu tun hätten. Damit wird nicht nur Menstruation zum Tabu stilisiert. Im gleichen Atemzug wird ein Bild von Körper, Sexualität und Verhütung gezeichnet, das einem selbstbestimmten und freien Umgang mit dem eigen Körper und dessen Funktionen widerspricht. Diesen Cis-Typen muss einmal bei einem menstruationstässchen Blut der Kopf gewaschen werden, damit sie ihre patriachale Haltung reflektieren und ändern, oder sich verpissen! Andererseits darf das Thema Menstruation aber auch nicht als identitätsstiftendes Merkmal von Weiblichkeit_en stilisiert und überhöht werden. Das Menstruations-Empowerment darf nicht dazu führen, dass eine feministische Gemeinschaft geschaffen wird, die in Konsequenz alle, die nicht menstruieren können, z.B.: Trans-Weiblichkeiten, Weiblichkeiten nach der Menopause oder andere, ausschließt. Seid gespannt auf die in diesem Jahr erscheinende Mensis-Box, die alternative Menstruationsartikel, ganz viele Infos zum Thema und einen Grundstock an Produkten enthalten wird. Ich möchte zum Schluss noch kurz darauf hinweisen, dass ich diesen Text als weißer schwuler Mann geschrieben habe. Mit meiner Positionierung besitze ich bestimmte Privilegien, habe aber auch Diskriminierungen erfahren. Es mag vielleicht irritieren, dass ich einen Text zu Menstruation schreibe, doch es lohnt sich, um seine manchmal menstruierenden Mitmenschen besser zu verstehen. Ich kann nur empfehlen, sich aus der jeweils eigenen Positionierung mit dem Thema Menstruation auseinanderzusetzen. Von Torsten 1

Der Titel ist von folgendem Blog geklaut und gleichzeitig eine Leseempfehlung: https://einblogvonvielen.org/tag/menstruationstasse/ Thema

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THEMA

LEBEN AUF VIER RÄDERN Freiraum auf dem Rostocker Wagenplatz

Seit fast sechs Jahren existiert in Rostock ein Wagenplatz. Hier leben aktuell zehn Menschen in Bauwagen, ohne fließendes Wasser, dafür mit viel Platz. Wir verstehen uns als Freiraum für Kunst, Kultur und politische Bildung und wollen Diskussionen über die Zukunft des Zusammenlebens anstoßen. Wir arbeiten eng mit dem BDP Mecklenburg-Vorpommern zusammen, denn mit unseren Workshops und Vorträgen erreichen wir Jugendliche und junge Leute, darunter viele Studierende und Auszubildende. Für Kinder bieten wir hin und wieder handwerkliche Workshops (Basteln mit Holz, Siebdruck) an. Doch in den Augen der Stadtverwaltung ist unsere Wohnform illegal und damit der Freiraum Wagenplatz bedroht. Seit fünf Jahren setzen wir, Bewohner*innen und Sympatisant*innen des Lebens auf Rädern, uns dafür ein, dauerhaft einen Wagenplatz in Rostock zu ermöglichen.

kollektiver freiraum Jede*r hat ganz individuelle Gründe im Wagen zu wohnen. Die Möglichkeit, den Wagen nach den eigenen Bedürfnissen auszubauen, ist für viele verlockend. Und auch der Raum drum herum wird genutzt: Für Hochbeete, um draußen Filme zu sehen, am Fahrrad zu schrauben, besagte Vorträge und Workshops zu organisieren und, und, und… Einige Bewohner*innen und besonders die Besucher*innen schätzen die Nähe zur Natur und das ökologische Leben ohne Bodenversiegelung. Außerdem ist es angesichts horrender Mietpreise in der Stadt eine relativ günstige Weise zu Wohnen. Für die einen ist es die perfekte Mischung aus privatem Rückzugsraum und Leben in einem gemeinsamen Projekt. Jede Woche treffen wir uns zum Plenum, um Herausforderungen zu besprechen, vom alltäglichen Zusammenleben bis zur Finanzierung von Projekten und Organisation von Veranstaltungen. Wagenleben heißt für uns, einen selbstverwalteten Ort der Begegnung und des Wissensaustauschs zu schaffen. In künstlerischen, handwerklichen, politischen und kulturellen Workshops teilen wir Wissen miteinander und mit anderen. In der Vergangenheit haben wir in Kooperation mit anderen Vereinen 26

Thema


und Initiativen Veranstaltungen zu breiten Themenfeldern angeboten, u.a. zum ökologischen Bauen und Siebdrucken, zu Computersicherheit, über die Menschenrechtslage in Honduras und die finanzielle und soziale Situation in Griechenland.

bürokratische hürden Vor drei Jahren erklärte die Verwaltung unsere Wohnform auf der akuellen Fläche aus bürokratischen Gründen für nicht zulässig. Die Räumung stand vor der Tür. Wir suchten den Kontakt zu lokalen Politiker*innen – mit Erfolg. Das Stadtparlament beschloss, dass wir erst einmal geduldet werden, bis wir auf eine neue, städtische Fläche umziehen. Ein Gelände zu finden, das sich als Wagenplatz eignet, war allerdings gar nicht einfach. Über 20 Flächen haben wir uns angesehen. Auch die Verwaltung der Stadt Rostock schlug uns welche vor. Auf den meisten konnten wir uns einen Wagenplatz nicht vorstellen. Zum Beispiel auf einer Fläche bei einer Straßenbahnwendeschleife, direkt neben einem Neonazi-Laden. Bei einer anderen potenziellen Fläche „begrüßten“ uns Anwohnende mit gelben Holzkreuzen, auf die sie „NEIN! NEIN! NEIN! Kein Wagenplatz in Altbartelsdorf“ schrieben. Schließlich fanden wir allerdings eine geeignete Fläche, direkt gegenüber vom jetzigen Wagenplatz.

die neue fläche Auf dem neuen, städtischen Gelände können wir mit zwanzig Menschen leben. Das Gelände lässt mit 5000 Quadratmetern auch genügend Platz für Infrastruktur und zum kreativen Gestalten. Dort werden wir Anschlüsse für Strom, Wasser und Abwasser haben. Das ist nicht nur angenehm zum Wohnen sondern ermöglicht es auch den Platz für verschiedene andere Projekte und Workshops zu nutzen. Mit etwas Glück werden die Anschlusskosten von der Stadt getragen. Ein Mietvertrag soll die Existenz des Wagenplatzes für dreißig Jahre sichern. Seit etwa drei Jahren verhandeln wir nun mit der Stadt über den Vertrag – eine große Herausforderung für uns und die Verwaltung. Für uns besteht sie darin, nicht die Nerven zu verlieren im Bürokratie-Wirrwarr. Für die Verwaltung darin, mit einer unbekannten Wohnform umzugehen, für die es keine Blaupausen gibt. Das größte Problem in der Auseinandersetzung mit der Verwaltung: Wir wollen einen bezahlbaren Mietpreis. Rostock verlangt als Vermieterin einen unteren vierstelligen Betrag pro Monat. Zum Vergleich: In anderen Städten ist das Wohnen im Wagen sehr viel günstiger, zum Teil zahlen die Bewohner*innen nur einen symbolischen Euro. Mit Öffentlichkeitsarbeit versuchen wir Druck aufzubauen. Wir haben Vorträge über unsere Situation gehalten, Pressearbeit geleistet, Kundgebungen organisiert und als kreative Aktion kleine, selbstgebaute Wagen in der Stadt aufgestellt. Schon vier Jahre haben wir durchgehalten in unserer Auseinandersetzung für einen selbstverwalteten Wagenplatz, hatten unzählige Treffen mit Verwaltung und politischen Vertreter*innen und noch mehr schlaflose Nächte ob der Frage wie es wohl weitergeht. Doch nun scheinen wir auf einem guten Weg zu sein. Ein Umzug noch in diesem Jahr scheint endlich nicht mehr unrealistisch zu sein. Drückt uns die Daumen! Wenn es soweit ist, freuen wir uns, wenn auch ihr bei der ein oder anderen Gelegenheit unseren neuen Freiraum besucht und mit Leben füllt. Von Wagenplatz Rostock Thema

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EINBLICK

LOVE YOURSELF! AK Gender*Queer

Im Februar waren wir endlich mal wieder im Mädchen_kulturhaus in Bremen. Wir hatten schon Sehnsucht nach diesem tollen Ort. Den Samstag über gab es einen Workshop mit der Feministischen Waffelgang zu Body-Positivity (feministischewaffelgang.wordpress.com). Wir tauschten uns aus, über Körpernormen, was uns daran nervt, und übten in Diskussionen und Theaterübungen uns von verinnerlichten gesellschaftlichen Normen frei zu machen. Außerdem arbeiteten wir an unserem neuen Projekt der Mensis-Box, ähnlich unserer Safer Sex Box, mit verschiedenensten Produkten die man bei Menstruation so brauchen könnte. Ein gechillter Umgang mit der Regel hat nämlich auch was mit Selflove zu tun. Aktuell freuen wir uns auf unsere Fahrt zum Trans-Pride nach Brighton, England. Nachdem wir letztes Jahr in Wien waren, ist unser Wunsch nach mehr Vernetzung und Austausch mit queeren Jugendlichen und politischen Gruppen nämlich noch mehr gewachsen. Unser nächstes reguläres Date ist 25. bis 27.10.2018 in Rostock, wiedermal zum queeren Filmfest.

EINBLICK

ANTIFASCHISTISCH UNTERWEGS! AK Aktivismus gegen Rechts

LV Bremen und LV Berlin haben zusammen mit der Bundeszentrale das letzte Treffen des AKs organisiert: für ein ein Wochenende im Januar machten wir das BDP Jugendhaus am Hulsberg in Bremen unsicher. Besonders intensiv tauschten wir uns darüber aus, dass einige BDP Projekte in den letzten Monaten Auseinandersetzungen mit rechten Gruppierungen und der AfD hatten. Das finden wir ziemlich uncool, weshalb wir nun daran arbeiten, wie man sich gegen solcherlei Anfeindungen und Hetze wehren kann. Wiedereinmal mussten wir feststellen: die AfD ist und bleibt eine jugendfeindliche Partei! Für unsere Anliegen, z.B. gemeinsam aber hierarchiefrei und selbstbestimmt Dinge zu organisieren und zu erleben, gibt es in der AfD keinerlei Ansatz. Neben weiteren inhaltlichen Ausarbeitungen mit Blick auf unser nächstes Treffen, haben wir uns aber auch selber fortgebildet, und zwar mit einem Workshop zum Thema modernem Antisemitismus. Hierzu lernten wir die Teamer_innen des AK Antisemitismus aus dem Hulsberg kennen, die verschiedene Bildungsworkshops anbieten. Können wir nur weiterempfehlen! Bei Interese:

http://t1p.de/BDP-WS-Antisemitismus

Unser nächstes Date ist der 13. bis 15.7. in Frankfurt. Plüsch! 28

Einblick


THEMA

JUGENDLICHE FREIRÄUME IN DER STADT UND AUF DEM LAND Stellungnahme des BDP Bundesvorstandes

Das Thema Freiräume für Jugendliche ist in den letzten Jahren mit zunehmender Aufmerksamkeit diskutiert worden. Es sind bereits viele Stellungnahmen und Aussagen zu dem Thema Freiräume in der Jugendarbeit formuliert worden, unter anderem auch im 15. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung von 2017: „Jugendliche und junge Erwachsene brauchen genügend Zeit und Gestaltungsräume, um den steigenden Aufwand bei der Bewältigung von Herausforderungen des Jugendalters betreiben zu können. Hierfür steht der im Bericht in Bezug genommene Grundsatz „Eigenständiger Jugendpolitik“, für mehr Freiräume zu werben (…). Jugendliche sollen heute in kürzerer Zeit mehr lernen und neue Herausforderungen bei fragilen Rahmenbedingungen bewältigen. (…) Jugendliche brauchen aber genügend Zeit für ihre Persönlichkeitsentwicklung – eine ihrer zentralen Entwicklungsaufgaben besteht darin, sich mit ihrer körperlichen und psychosozialen Entwicklung auseinanderzusetzen sowie in der Gemeinschaft mit Gleichaltrigen ihren Platz zu finden. Jugendliche benötigen akzeptierte Auszeiten und mehr Raum, um sich entfalten und um sich ihre Umgebung aneignen und sie mitgestalten zu können.“ (BMFSFJ 2017, S. 28)1. Auch der BDP ist Träger ebendieser Freiräume und sieht es als seine zentrale Aufgabe, diese zu verwirklichen. Der zugesagten Wichtigkeit in solchen Publikationen folgt aber selten eine politische Praxis, die diese Ziele sinnvoll umsetzt. Deswegen, und natürlich weil die BDP Bundesdelegiertenversammlung 2017 das Thema als „Jahresthema 2018“ festgesetzt hat, sehen wir als Bundesvorstand uns in der Position eine Auseinandersetzung mit dem Thema im BDP anzuregen. Um überhaupt über Handlungsmöglichkeiten in Bezug auf Freiräume nachdenken und konkrete Maßnahmen planen zu können, möchten wir uns zunächst näher mit dem Begriff Freiraum im Kontext Kinder- und Jugendarbeit beschäftigen. Zum Ende finden sich unsere konkreten Forderungen.

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Ein Freiraum ist für uns ein Ort, in dem Jugendliche die Möglichkeit zur tatsächlich freien Selbstentwicklung vorfinden. In erster Linie gibt es in einem echten Freiraum kein direktes Eingreifen von außen durch Stadt, Erwachsene oder Institutionen bezüglich der Entscheidungsfindung, inhaltlicher Ausgestaltung oder Organisation. Die Selbstverwaltung dieses Ortes ist außerdem zentraler Bestandteil des Prozesses, da hier die meisten Lernfelder für Jugendliche liegen. Ein Ziel hiervon ist das Erlernen von sozialer Interaktion innerhalb von Gruppen oder das eigenständige Entwickeln von Meinungen und Ansichten. Wir finden, dass das Übernehmen von Verantwortung für einen Raum, Finanzen, Programm, Material o.ä. eine sinnvolle Methode sei. Hierbei kann Selbstwirksamkeit erfahren und so das Vertrauen in eigene Fähigkeiten und Kompetenzen gefestigt werden. Das Erlernen (basis-) demokratischer Entscheidungsprozesse in einem geschützten Raum betrachten wir als essentiell für die Herausforderungen unserer Gesellschaft, die auch im Kinder- und Jugendbericht benannt werden (vgl. BMFSFJ 2017, S. 6). Räume für freie Freizeitgestaltung – und nicht nur Konsum derer – als auch Platz für Diskurse, die von Jugendlichen selbst entwickelt werden, stellen wichtige Orte der Selbstbestimmung dar, in welchen Jugendliche die Probleme des Aufwachsens bewältigen können. Dazu gehört für uns: das Übernehmen von Verantwortung, die Abkopplung vom Elternhaus, das Schmieden von Zukunftswünschen und -plänen und persönliche Selbstfindungsprozesse. In dieser Phase sind soziale Interaktionen mit anderen Jugendlichen sowie das bereits angesprochene Erfahren von Selbstwirksamkeit wichtig, um die Identitätsfindung auf ganz verschiedensten Ebenen zu gewährleisten und zu unterstützen.

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: 15. Kinder- und Jugendbericht. Berlin, 2017. Online abrufbar unter: https://www.bmfsfj.de/blob/115438/d7ed644e1b7fac4f9266191459903c62/ 15-kinder-und-jugendbericht-bundestagsdrucksache-data.pdf. Letzter Zugriff : 18.12.17 Thema

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Gegenwärtig ist der konventionelle Ablauf eines jungen Lebens sehr geradlinig vorgegeben: nach der Schule direkt in die Ausbildung / an die Universität und jede*r, die oder der sich eine Auszeit für Selbst- oder Berufsfindung nimmt, muss diese „Lücke“ im Lebenslauf rechtfertigen. In der „Normbiographie“ ist wenig Spielraum für die oben beschriebenen, unserer Ansicht nach notwendigen, Prozesse. So finden sich viele junge Menschen nach ihrem Schulabschluss in der überfordernden Situation, direkt im Anschluss an den Schulalltag herausfinden zu müssen, was und in welcher Form sie einen Beruf erlernen möchten und das möglichst bereits bis zur nächsten Bewerbungsfrist, da nicht alle Eltern die finanziellen Ressourcen zur Unterstützung einer Selbstfindungsphase der Jugendlichen aufweisen können. Freiräume bieten ihnen an dieser Stelle Erkundungsraum und die Chance die Möglichkeiten, die ihnen offen stehen, wie beispielsweise unterschiedliche Formen des Zusammenlebens, zu entdecken. All das sind keine neuen Erkenntnisse. Doch trotz der Wichtigkeit, Jugendlichen diese Freiräume zu ermöglichen, sieht die Realität leider anders aus. Jugendliche haben immer weniger Räume zur Verfügung, um sich auszuprobieren und das Erwachsenwerden zu „üben“. In erster Linie steht für Jugendliche natürlich das Elternhaus zur Verfügung, welches allerdings in keiner Weise als Freiraum definiert werden kann. Oft versuchen sie diesem zu entfliehen, um mehr eigene Kontrolle über ihr Sein zu bekommen und eine unabhängige Selbstentfaltung zu ermöglichen. Medien wie das Internet und Smartphones sind auch eine Art Freiraum für Jugendliche, in denen sie meist ohne eine Überwachung Selbstdefinition und -inszenierung vornehmen können. Dies zeigt das Bedürfnis nach freien Räumen, vernachlässigt jedoch den direkten Kontakt zu anderen Menschen, welcher in dem Prozess des Erwachsenwerdens eine zentrale Komponente darstellt. Jugendliche, die sich an öffentlichen Plätzen aufhalten um Zeit mit Gleichgesinnten zu verbringen, werden oft als eine Art genereller, teils bedrohlicher Störenfried wahrgenommen. Der Wunsch von Jugendlichen nach Plätzen an denen sie auch laut sein können und die sie nach ihren Bedürfnissen gestalten können, wird trotz der Erkenntnisse des Jugendberichts nicht ernst genommen. Die Aussage, die Jugend von heute könne sich nicht benehmen und mache nur Ärger, ist allzu bekannt. Dieses Verhalten ist allerdings ein Teil des Aufwachsens, dem kein Riegel durch Ausgrenzung und Verbote vorgeschoben werden sollte. Vielmehr sollten die Jugendlichen in diesem Prozess unterstützt werden, indem (Frei)Räume für sie, auch in der Öffentlichkeit, bereitgestellt werden. zwischen spielplätzen und arbeitsplätzen

herrscht eine grosse lücke, welche es zu füllen gilt!

Dies gilt jedoch nicht nur für urbane Räume, sondern auch im ländlichen Bereich sind solche Strukturen dringend notwendig, um Jugendlichen Platz für Selbstfindung und Ausprobieren zu ermöglichen. Natürlich gibt es einige positive Beispiele wie öffentliche Skate-Parks und legale Graffiti-Wände. Wenn diese mit Hilfe und Einbezug der Zielgruppe (!) im Entscheidungsprozess entwickelt werden, können so recht einfach kleine Räume geschaffen werden, an denen zumindest die Möglichkeit zur Gestaltung von Freizeit den angegeben Zielen gerecht wird. 30

Thema


Allerdings stoßen die bisherigen Angebote auf ihre Grenzen, da sie sich auf wenige Freizeitaktivitäten beschränken und überwiegend auf den städtischen Raum begrenzt sind (vgl. Carqueville 2016, S. 109)2. Oft bleiben Jugendlichen nur noch Jugendzentren oder ähnliche Räume, welche aus unserer Erfahrung heraus in vielen Fällen schlecht funktionierende Einrichtungen darstellen. Häufig liegt die Verwaltung bei der Stadt oder Gemeinde und die Betreuung wird von deren Mitarbeiter*innen übernommen. Dem Anspruch, dass die Jugendlichen die Gestaltung von Raum und Inhalt selbst definieren, steht meist die Praxis eines kommunalen Fahrplans gegenüber der festlegt, wie die Räume aussehen (z.B. kein Graffiti) und welches Angebot realisiert wird (Kicker, Billard, ab und zu ein Ausflug zu festgelegten Zielen). Auch Selbstverantwortung der „Besucher*innen“ wird selten verlangt, es wird kein Bezug zum Raum und den Aufgaben, die dieser mit sich bringt, hergestellt. Der Ort, der das Ziel hat, Jugendlichen eine Grundlage zur Entfaltung zu geben, wird zum Ort des Konsums, welchem von außen definierte, normative Regeln zu Grunde liegen. Ebenso richtet sich der pädagogische Auftrag der Mitarbeiter*innen oft weder an die freie Identitätsfindung von beispielsweise Interessen, eigener Sexualität, o.ä., noch an die Teilhabe der Jugendlichen, sondern nur an das Erhalten des „Hausfriedens“ (vgl. Unterkofler 2014, S. 47ff.)3. Ausprobieren, Entwickelung und Selbstfindung wird an dieser Stelle zu „möglichst wenig Probleme und Arbeit haben“. Ein Danke an dieser Stelle an alle Sozialarbeiter*innen, die ihren Auftrag hier weiter fassen und eine grandiose Arbeit leisten. Wir sehen hier dennoch die Not, aber auch eine große Möglichkeit diese Räume wieder in einen Kontext von Selbstverwaltung und freier Gestaltung zu setzen.

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Carqueville, Isabel: Schulwege in den beiden deutschen Staaten. Kinder- und Jugendkulturen zwischen Elternhaus und Schule. Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt, 2016.

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Unterkofler, Ursula: Gewalt als Risiko in der offenen Jugendarbeit. Eine professionstheoretische Analyse. Opladen • Berlin • Toronto: Budrich UniPress Ltd, 2014

Ganz besonders in ländlichen Gegenden sehen wir eine Veränderung als zwingend notwendig an! Hier haben rechte Gruppierungen, allen voran die NPD, gefördert von Staatsgeldern, in den letzten Jahrzehnten eben durch das Anbieten von Räumen und Veranstaltungen für ein festes Standbein gesorgt (vgl. Budler 2009)4. Deren inhaltliches Angebot läuft jedoch unserer plurikulturellen Gesellschaft direkt entgegen. Neben den sonstigen üblichen Angeboten von „Jugendfeuerwehr“ und „Fußballverein“ müssen hier weitere Angebote geschaffen werden, die einen antirassistischen und aufklärenden Anspruch haben. nur in-

dem wir jugendlichen die mÖglichkeit bieten, sich frei zu entwickeln und in einen offenen diskurs zu treten, kÖnnen wir der rechten und anti-emanzipatorischen tendenz entgegen treten. Da es in ländlichen Gegenden we-

niger Angebote von Trägern der freien Kinder- und Jugendarbeit gibt, sehen wir hier besonderen Handlungsbedarf. Räume für Jugendliche sind jedoch auch im städtischen Raum schwer zu akquirieren und werden immer seltener seitens der Stadt unterstützt. Falls doch, bedeutet das für die Jugendlichen oft eine intensive Arbeit über lange Zeit, um ihre Forderungen durchzusetzen.

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Budler, Kai: Hamburg: NPD im Harz will nationales Jugendzentrum mit Geldern aus aufgegebenem Bundesprogramm finanzieren. Publikative.org, 2009. Online abrufbar unter: http://npd-blog.info/?p=2739. Letzter Zugriff : 18.12.17 Thema

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Hier wird erneut der Widerspruch zwischen Anspruch und Wirklichkeit deutlich: das Engagement der Jugendlichen, sich für einen Raum einzusetzen, ihn instand zu halten und mit Inhalten zu füllen, sollte gewertschätzt und unterstützt werden. Meistens werden diese Räume allerdings mit bürokratischen Problemen überhäuft oder gerade in letzter Zeit direkt als eine Bedrohung für die öffentliche Ordnung angesehen. Diese Art von Selbstverwaltung sollte unserer Ansicht nach als etwas gesehen werden, das die Mündigkeit von Jugendlichen fördert sowie einen demokratischen Austausch vorantreibt und somit unsere Gesellschaft verbessert. Indem die Politik diesen Räumen schadet, schadet sie der Demokratie, denn die Entwicklung Jugendlicher ist an das Vorhandensein von Räumen geknüpft! Wir fragen uns auf welchem Wege junge Menschen anderweitig lernen sollen, selbstständig und eigenverantwortlich zu denken und zu handeln. Wir wünschen uns, dass Jugendliche Pluralität und Mitbestimmung selbst erfahren und diese Begriffe nicht nur aus der Literatur oder der Vorlesung kennen.

deshalb fordern wir: › Die praktische und finanzielle Unterstützung von Jugendlichen beim Akquirieren von Räumen in Stadt und Land › Stärkung der Selbstverwaltung und Anerkennung ihres Wertes in der Entwicklung von Jugendlichen › Anerkennung von Freiräumen als wichtiger Bestandteil Jugendpolitischer Arbeit – in der Praxis und nicht nur auf dem Papier! › Mitspracherecht für Jugendliche in der Stadt- und Gemeindepolitik in Bezug auf öffentliche Räume › Mehr Freie Träger für Jugendzentren › Mehr Räume für die freie Jugendarbeit und Beibehaltung bestehender selbstverwalteter Jugendzentren! Anhand aller genannten Beispiele wird deutlich, dass jugendliche Entwicklung an das Vorhandensein von Räumen geknüpft ist. Wir fordern, dass wir dabei unterstützt werden, eine Arbeitsgrundlage für unsere offene Jugendarbeit zu schaffen und zu erhalten. Damit meinen wir das Herabsetzten von bürokratischen Hürden und mehr Akzeptanz und Unterstützung (z.B. in Form von materiellen oder finanziellen Ressourcen) für diese notwendige Form der Jugendhilfe. Wir möchten jungen Menschen nicht beibringen, was sie denken sollen, sondern ihnen beibringen, selbst zu denken, zu entscheiden und zu handeln. Hierfür müssen wir Ihnen Raum bieten, in welchem sie unterstützt und ermutigt werden selber aktiv zu werden, anstatt bloß fremdbestimmte Freizeitangebote zu konsumieren. Euer BDP Bundesvorstand Tabea, Michelle, Mike und Ruben

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Thema


INTERNATIONAL

MITREISEGELEGENHEIT … Mit dem BDP kannst du in verschiedene Ecken dieser Welt reisen. Auch in den kommenden Monaten bieten die Landesverbände wieder viele Jugendbegegnungen und Studienfahrten an. Eine größere Auswahl gibt es unter www.bdp.org

… NACH ITALIEN: SPUREN DER PARTISAN_INNEN 22. bis 30.09.2018 In Norditalien kämpften während des zweiten Weltkrieges Partisan_innen gegen deutsche Nazis und italienische Faschist_innen. Wir wollen uns auf Spurensuche begeben. Gemeinsam mit unserer Partnerorganisation Istoreco aus Regio Emilia, die sich auf diese Art der spannenden Geschichtsarbeit spezialisiert haben, werden wir Zeitzeug_innen kennenlernen, durch schöne Natur zu historischen Stätten wandern und Anknüpfungspunkte an heutige Antifaschismusarbeit erkunden. (Die Jugendbegegnung wird gefördert durch Mittel des Kinder- und Jugendplanes des Bundes.)

… NACH CHILE: SO EIN ZIRKUS!

… NACH RUSSLAND: ABGEDREHTE VIDEOS 22.6. bis 1.7.2018

29.9. bis 12.10.2018 Zirkus braucht Inspiration! Daher fahren wir vom Frankfurter Kinder und Jugendzirkus Zarakali dieses Jahr mit einer Jugendgruppe nach Santiago de Chile um gemeinsam mit den Jugendlichen des Anfiteatros Cortijano die neuesten Artistik- und Zirkus-Tricks der beiden Gruppen zu lernen. Natürlich geht es uns auch um den zirkuspädagogischen und interkulturellen Austausch, sowie die Vertiefung unserer langjährigen Zusammenarbeit. (Die Jugendbegegnung wird gefördert durch Mittel des Kinder- und Jugendplanes des Bundes.)

In der Begegnung "Abgedreht!" Belgorod, Russland, werden wir zusammen mit Jugendlichen aus Deutschland und Russland ein Video über den Austausch entwickeln. Dabei werden wir uns mit allem rund um den Videodreh beschäftigen, verschiedene Aufnahmetechniken kennen lernen und praktisch ausprobieren. Das Projekt wird organisiert von CHANCE BJS gGmbH, in enger Kooperation mit der Hector-Peterson-Schule (HPS) in Berlin-Kreuzberg und der Universität für Kooperation, Wirtschaft und Recht zu Belgorod. (Die Jugendbegegnung wird gefördert durch Mittel des Kinder- und Jugendplanes des Bundes.)

mehr infos:

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BDP MV

BDP Hessen / Zarakali

BDP Berlin / Chance

e-mail:

e-mail:

e-mail:

bdpmv@bdpmv.org

info@zarakali.de

info@chance-berlin.de International

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EINBLICK

SO GEHT'S NICHT WEITER! BIREF GOES POLBI AK Politische Bildung Das BiRef-Treffen war lange Jahre das Treffen für die BDP Bildungsreferent_innen (den BiRefs) um sich gemeinsam auszutauschen und fortzubilden. Themen der letzten Jahre waren Gedenkstättenpädagogik, Geschlechterreflektierte Pädagogik gegen Rechts, Awareness etc. Generell erreichte das Treffen eher Hauptamtliche auf der Landesverbandsebene und nur selten Leute die mehr an der Basis des BDP mit Jugendlichen arbeiten, z.B. Sozialpädagog_innen und -arbeiter_innen aus den Jugendhäusern. Ehrenamtliche fühlten sich oft sowieso nicht eingeladen. In den letzten Jahren wurde der Termin von vielen BiRefs aber gar nicht mehr genutzt. So saßen wir, die diesjährigen Teilnehmer_innen des BiRef-Treffens, diesen April in kleinerer Runde in Berlin beisammen und überlegten, wie es mit der Institution BiRef-Treffen weitergehen kann. Denn eins ist klar: so nicht! Gleichzeitig ist dieses Treffen der einzige Raum im BDP um sich auf Bundesebene mal mit anderen über die eigene Arbeit, Erfahrungen und Fragen auszutauschen. Denn der Geschäftsführende Ausschuss beschäftigt sich selten mit inhaltlichen Fragen, wie „Wie kann das BDP Jahresthema „Freiräume“ auch von pädagogischer Seite aufgegriffen und verbreitet werden?“, oder ähnlichem. Somit haben wir beschlossen: Das BiRef soll in Zukunft geöffnet werden für alle BDP-Hauptamtlichen die mit Jugendlichen arbeiten sowie für „Strukturehrenamtliche“ die pädagogische Aufgaben übernehmen, z.B. als Teamer_innen. Damit der Name nicht mehr so exklusiv aber auch nicht ellenlang ist, haben wir uns schlicht für PolBi-Treffen entschieden, denn darum geht es uns: Politische Bildung sinnvoll gestalten.

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EINBLICK

AUF FREIRAUM-SUCHE IN LEIPZIG BLATT-Redaktionsteam

Über diese Strukturfragen hinaus, haben wir uns aber auch diesmal mit inhaltlichen Fragen beschäftigt. Neben dem Thema Freiräume haben wir nach jugendpolitischen Antworten auf den allgemeinen Rechtsruck und Angriffen der AfD gegen unsere Häuser gesucht. Und nebenbei haben wir ebenjene Häuser auch besucht. Ein Reinschnuppern in das Unabhängige Jugendzentrum JUP in Pankow und das Haus der Jugend Bunte Kuh in Weisensee waren super inspirierend.

Das BLATT Redaktionsteam war im November im hippen Leipzig und ließ sich dort in Sachen Freiräume inspirieren. Wir besuchten verschiedene als Freiräume bezeichnete Orte, Treffpunkte, Polit-Räume, KüFas, öffentliche Plätze und nutzten die Zeit gleichzeitig als einen eigenen Freiraum für uns, zum Schreiben und zum Diskutieren. Einen ausführlicheren Bericht davon gabs in der letzten BLATT-Online Ausgabe.

Seid also gespannt auf das nächste Treffen vom 28. bis 30. Januar 2019. Wer jetzt schon Interesse am Austausch hat und auf den Verteiler möchte, schreibe an bundeszentrale@bdp.org.

Wenn du Lust hast, mal mit uns on tour zu gehen, und Einblick in die Redaktionsarbeit zu bekommen, dann komm zu unserem nächsten Treffen und schreibe an blatt@bdp.org.

Einblick


Kumquat Marmelade

bundesverband.bdp.org/Sammelbox

Ba st el an le it u ng zu r Sa m m el bo x u nt er :

Auf mittlerer Stufe erhitzen und danach auf kleiner Flamme 30-45 min köcheln lassen, regelmäßg umrühren. Bis es gut riecht und dein Bauchgefühl JA! schreit. Die noch heiße Marmelade vorsichtig in sehr saubere Gläser füllen und gut verschließen. Fertig!

Wer sich traut kann noch geriebenen Ingwer dazugeben. Du kannst auch mit einer kleineren Menge Zucker beginnen und zwischendrin probieren und nach Belieben mehr hinzufügen.

ZUBEREITUNG: Die Kumquats in feine Scheiben schneiden und entkernen und zusammen mit dem Zucker und einem kleinen Schuss Wasser in einen Topf geben.

ZUTATEN: Kumquats (von 200g aufwärts alles möglich) pro 100g Kumquats 2-5 EL Rohrohrzucker, ganz nach Geschmack optional: etwas Ingwer

Spielplatz

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Aus diesen kleinen Sternen lassen sich mit Nadel und Faden und ein bisschen Geduld auch tolle Girlanden basteln. Dazu stichst du mit der Nadel seitlich, zwischen zwei Zacken durch den Stern durch und reihst sie so aneinander.

Im Prinzip machst du an einem Ende einen Knoten in das Papier, drückst ihn gleichmäßig platt und wickelst dann denn Streifen immer wieder eng um das entstandene Fünfeck, entlang der Kanten. Am Ende steckst du den letzten Zipfel fest und übst vorsichtig Druck auf die Kanten aus, sodass der Stern sich aufplustert. Es braucht ein bisschen Übung, bleib dran!

Die Papiersterne kannst du in unterschiedlichen Größen aus langen Papierstreifen falten. Üben kannst du mit einem Streifen, der ca. 2 cm breit und 20 – 22 cm lang ist.

Papiersterne falten


TERMINE

Die wichtigsten BDP-Termine für 2018 im Überblick. Mehr auf www.bdp.org

3. – 13. Juli

Marseille / Frankreich

bundesverband.bdp.org tobias.dreizler@bdp.org

AK Aktivismus gegen Rechts Bildungsmaterialien gegen Rechts

13. – 15. Juli

Frankfurt

www.bdp.org/queer mirjam.tutzer@bdp.org

WildwuX-Theaterprojekt Straßentheater und Circuswagentour

10. – 26. August

Ottersberg und Elbe-Weser-Dreieck

www.wildwux.org wildwux@bdp.org

Freiträume Sommercamp des LV Hessen

23. Juli – 3. August

Eutersee im Hesseneck Schöllenbach

www.hessen.bdp.org lv.hessen@bdp.org

Fördermittelschulung Abrechnen leicht gemacht

7. – 9. September

Frankfurt

bundesverband.bdp.org torsten.schulte@bdp.org

Lichtblicke im Baskenland?!? Soziale Kämpfe gestern und heute Bildungs- und Studienfahrt

7. – 16. September

Bilbao / Spanien

bundesverband.bdp.org basis-bildung@bdp.org

Bundesdelegiertenversammlung Mitbestimmung und Planung 2019

21. – 23. September

Chemnitz

bundesverband.bdp.org bundeszentrale@bdp.org

Zzongstedt Jugendkulturstadt für 12- bis 16-Jährige

7. – 13. Oktober

Drübberholz, Landkreis Verden

www.bdp-niedersachsen.org lv.niedersachsen@bdp.org

AK Gender*Queer auf dem queeren Film Fest im Peter Weiß Haus

25. – 28. Oktober

Rostock

www.bdp.org/queer mirjam.tutzer@bdp.org

Gawasi Gukum Liverollenspiel zum Thema „Überwachen und Strafen“

2. – 4. November

Neu-Anspach

www.bdp-htk.de jan.dick@bdp.org

Geschäftsführendenausschuss II Haushalstplanungen 2019

16. – 18. November

Frankfurt

bundesverband.bdp.org charlie.morgenweck@bdp.org

Bundes-Sommercamp jetzt schon in den Kalender eintragen!!

27. Juli – 4. August 2019

Irgendwo in Deutschland

bundesverband.bdp.org bundesverband@bdp.org

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Interkulturelle Grundausbildung Jugendleiter_innen Ausbildung für int. Begegnungen

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