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ONLINE-AUSGABE 02/2017

Liebe Leser_innen,

IMPRESSUM DAS BLATT ist das Verbandsmagazin des Bund Deutscher Pfadfinder_innen und erscheint zwei Mal im Jahr. Es dient dem Austasuch, der politischen Debatte und der gegenseitigen Information über die BDP-Kinder- und Jugendarbeit in allen Bereichen. HERAUSGEBER_IN: BDP Bundesverband

Freiräume, freie Räume, freie Träume - dieses Thema wird uns 2018 begleiten. Damit ihr, liebste Leser_innen, in den verschneiten Wintertagen schonmal darüber sinnen könnt, was der BDP unter diesem Thema versteht und was ihr nächstes Jahr unter diesem Thema so unternehmen wollt, habt ihr hier die neueste kleine BLATT Online-Ausgabe. Darin findet ihr das Statement des Bundesvorstandes zum Thema, der sich in den letzten Wochen intensiv mit der Frage auseinander gesetzt hat und welche Forderungen hier zu stellen sind. Auch das BLATT Redax-Team hat sich einige Gedanken dazu gemacht, und ganz praktisch versucht einige Freiräume in freier Wildbahn zu erkunden. Diese Ausgabe ist somit eine kleine Inspirationsgrundlage. Im nächsten Heft 1 2018, der zehnten Ausgabe des BLATTs, geht es weiter mit dem Thema Freiräume. Ihr seid herzlich eingeladen, etwas dazu beizutragen. Termin des nächsten Treffens, sowie viele weitere Verbandstermine findet ihr auf der Rückseite. Und nun viel Spaß beim Schmökern! Euer BLATT-Redax-Team

KONTAKT ZUR REDAKTION / ABOBESTELLUNG blatt.bdp.org blatt@bdp.org Bund Deutscher Pfadfinder_innen Bundesverband – BLATT Baumweg 10 60316 Frankfurt am Main fon (069) 431030 mail bundesverband@bdp.org Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht immer die Meinung der Redaktion wider.

INHALT THEMA FREIRÄUME Stellungnahme des Bundesvorstandes EINBLICK REDAX TREFFEN In Leipzig und in unseren Köpfen AK GENDER*QUEER Empowert durch Rostock TERMINE

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THEMA

JUGENDLICHE FREIRÄUME IN DER STADT UND AUF DEM LAND Stellungnahme des BDP Bundesvorstandes Das Thema Freiräume für Jugendliche ist in den letzten Jahren mit zunehmender Aufmerksamkeit diskutiert worden. Es sind bereits viele Stellungnahmen und Aussagen zu dem Thema Freiräume in der Jugendarbeit formuliert worden, unter anderem auch im 15. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung von 2017: „Jugendliche und junge Erwachsene brauchen genügend Zeit und Gestaltungsräume, um den steigenden Aufwand bei der Bewältigung von Herausforderungen des Jugendalters betreiben zu können. Hierfür steht der im Bericht in Bezug genommene Grundsatz „Eigenständiger Jugendpolitik“, für mehr Freiräume zu werben (...). Jugendliche sollen heute in kürzerer Zeit mehr lernen und neue Herausforderungen bei fragilen Rahmenbedingungen bewältigen. (...) Jugendliche brauchen aber genügend Zeit für ihre Persönlichkeitsentwicklung – eine ihrer zentralen Entwicklungsaufgaben besteht darin, sich mit ihrer körperlichen und psychosozialen Entwicklung auseinanderzusetzen sowie in der Gemeinschaft mit Gleichaltrigen ihren Platz zu finden. Jugendliche benötigen akzeptierte Auszeiten und mehr Raum, um sich entfalten und um sich ihre Umgebung aneignen und sie mitgestalten zu können.“ (BMFSFJ 2017, S. 28)1 Auch der BDP ist Träger ebendieser Freiräume und sieht es als seine zentrale Aufgabe diese zu verwirklichen. Der zugesagten Wichtigkeit in solchen Publikationen folgt aber selten eine politische Praxis, die diese Ziele sinnvoll umsetzt. Deswegen, und natürlich weil die BDP Bundesdelegiertenversammlung 2017 das Thema als „Jahresthema 2018“ festgesetzt hat, sehen wir als Bundesvorstand uns in der Position eine Auseinandersetzung mit dem Thema im BDP anzuregen. Um überhaupt über Handlungsmöglichkeiten in Bezug auf Freiräume nachzudenken und konkrete Maßnahmen planen zu können, möchten wir uns zunächst näher mit dem Begriff Freiraum im Kontext der Kinder- und Jugendarbeit beschäftigen. Zum Ende finden sich unsere konkreten Forderungen.

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Ein Freiraum ist für uns ein Ort, in dem Jugendliche die Möglichkeit zur tatsächlich freien Selbstentwicklung vorfinden. In erster Linie gibt es in einem echten Freiraum kein direktes Eingreifen von außen durch Stadt, Erwachsene oder Institutionen bezüglich der Entscheidungsfindung, inhaltlicher Ausgestaltung oder Organisation. Die Selbstverwaltung dieses Ortes ist außerdem zentraler Bestandteil des Prozesses, da hier die meisten Lernfelder für Jugendliche liegen. Ein Ziel hiervon ist das Erlernen von sozialer Interaktion innerhalb von Gruppen oder das eigenständige Entwickeln von Meinungen und Ansichten. Wir finden, dass das Übernehmen von Verantwortung für einen Raum, Finanzen, Programm, Material o.ä. eine sinnvolle Methode sein. Hierbei kann Selbstwirksamkeit erfahren und so das Vertrauen in eigene Fähigkeiten und Kompetenzen gefestigt werden. Das Erlernen (basis-)demokratischer Entscheidungsprozesse in einem geschützten Raum betrachten wir als essentiell für die Herausforderungen unserer Gesellschaft, die auch im Kinder- und Jugendbericht benannt werden (vgl. BMFSFJ 2017, S. 6). Räume für freie Freizeitgestaltung – und nicht nur Konsum derer – als auch Platz für Diskurse, die von Jugendlichen selbst entwickelt werden, stellen wichtige Orte der Selbstbestimmung dar, in welchen Jugendliche die Probleme des Aufwachsens bewältigen können. Dazu gehört für uns: das Übernehmen von Verantwortung, die Abkopplung vom Elternhaus, das Schmieden von Zukunftswünschen und -plänen und persönliche Selbstfindungsprozesse. In dieser Phase sind soziale Interaktionen mit anderen Jugendlichen sowie das bereits angesprochene Erfahren von Selbstwirksamkeit wichtig, um die Identitätsfindung auf ganz verschiedensten Ebenen zu gewährleisten und zu unterstützen. Gegenwärtig ist der konventionelle Ablauf eines jungen Le-


bens sehr geradlinig vorgegeben: nach der Schule direkt in die Ausbildung/ an die Universität und jede*r, die oder der sich eine Auszeit für Selbst- oder Berufsfindung nimmt, muss diese „Lücke“ im Lebenslauf rechtfertigen. In der „Normbiographie“ ist wenig Spielraum für die oben beschriebenen, unserer Ansicht nach notwendigen, Prozesse. So finden sich viele junge Menschen nach ihrem Schulabschluss in der überfordernden Situation, direkt im Anschluss an den Schulalltag herausfinden zu müssen, was und in welcher Form sie einen Beruf erlernen möchten und das möglichst bereits bis zur nächsten Bewerbungsfrist, da nicht alle Eltern die finanziellen Ressourcen zur Unterstützung einer Selbstfindungsphase der Jugendlichen aufweisen können. Freiräume bieten ihnen an dieser Stelle Erkundungsraum und die Chance die Möglichkeiten, die ihnen offen stehen, wie beispielsweise unterschiedliche Formen des Zusammenlebens, zu entdecken. All das sind keine neuen Erkenntnisse. Doch trotz der Wichtigkeit Jugendlichen diese Freiräume zu ermöglichen, sieht die Realität leider anders aus. Jugendliche haben immer wenige Räume zur Verfügung, um sich auszuprobieren und das Erwachsenwerden zu „üben“. In erster Linie steht für Ju-

gendliche natürlich das Elternhaus zur Verfügung, welches allerdings in keiner Weise als Freiraum definiert werden kann. Oft versuchen sie diesem zu entfliehen, um mehr eigene Kontrolle über ihr Sein zu bekommen und eine unabhängige Selbstentfaltung zu ermöglichen. Medien wie das Internet und Smartphones sind auch eine Art Freiraum für Jugendliche, in denen sie meist ohne Überwachung eine eigene Selbstdefinition und -inszenierung vornehmen können. Dies zeigt das Bedürfnis nach freien Räumen, vernachlässigt jedoch den direkten Kontakt zu anderen Menschen, welcher in dem Prozess des Erwachsenwerdens eine zentrale Komponente darstellt. Jugendliche, die sich an öffentlichen Plätzen aufhalten um Zeit mit Gleichgesinnten zu verbringen, werden oft als eine Art genereller, teils bedrohlicher Störenfried wahrgenommen. Der Wunsch von Jugendlichen nach Plätzen an denen sie auch laut sein können und die sie nach ihren Bedürfnissen gestalten können, wird trotz der Erkenntnisse des Jugendberichts nicht ernst genommen. Die Aussage die Jugend von heute könne sich nicht benehmen und mache nur Ärger, ist allzu bekannt. Dieses Verhalten ist allerdings ein Teil des Aufwach-

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sens, dem kein Riegel durch Ausgrenzung und Verbote vorgeschoben werden sollte. Vielmehr sollten die Jugendlichen in diesem Prozess unterstützt werden, indem (Frei) Räume für sie, auch in der Öffentlichkeit, bereitgestellt werden. Zwischen Spielplätzen und Arbeitsplätzen herrscht eine große Lücke, welche es zu füllen gilt! Dies gilt jedoch nicht nur für urbane Räume, sondern auch im ländlichen Bereich sind solche Strukturen dringend notwendig, um Jugendlichen Platz für Selbstfindung und Ausprobieren zu ermöglichen. Natürlich gibt es einige positive Beispiele wie öffentliche Skate-Parks und legale Graffiti-Wände. Wenn diese mit Hilfe und Einbezug der Zielgruppe (!) im Entscheidungsprozess entwickelt werden, können so recht einfach kleine Räume geschaffen werden, an denen zumindest die Möglichkeit zur Gestaltung von Freizeit den angegeben Zielen gerecht wird. Allerdings stoßen die bisherigen Angebote an ihre Grenzen, da sie sich auf wenige Freizeitaktivitäten beschränken und überwiegend auf den städtischen Raum begrenzt sind (vgl. Carqueville 2016, S. 109)2. Oft bleiben Jugendlichen nur noch Jugendzentren oder ähnliche Räume, welche aus unserer Erfahrung heraus in vielen Fällen schlecht funktionierende Einrichtungen darstellen. Häufig liegt die Verwaltung bei der Stadt oder Gemeinde und die Betreuung wird von deren Mitarbeiter*innen übernommen. Dem Anspruch, dass die Jugendlichen die Gestaltung von Raum und Inhalt selbst definieren, steht meist die Praxis eines kommunalen Fahrplans gegenüber der festlegt, wie die Räume aussehen (z.B. kein Graffiti) und welches Angebot realisiert wird (Kicker, Billard, ab und zu ein Ausflug zu festgelegten Zielen). Auch Selbstverantwortung der 1.

„Besucher*innen“ wird selten verlangt, es wird kein Bezug zum Raum und den Aufgaben die dieser mit sich bringt hergestellt. Der Ort, der das Ziel hat, Jugendlichen eine Grundlage zur Entfaltung zu geben, wird zum Ort des Konsums, welchem von außen definierte, normative Regeln zu Grunde liegen. Ebenso richtet sich der pädagogische Auftrag der Mitarbeiter*innen oft weder an die freie Identitätsfindung von beispielsweise Interessen, eigener Sexualität, o.ä., noch an die Teilhabe der Jugendlichen, sondern nur an das Erhalten des „Hausfriedens“ (vgl. Unterkofler 2014, S. 47ff.)3. Ausprobieren, Entwickelung und Selbstfindung wird an dieser Stelle zu „möglichst wenig Probleme und Arbeit haben“. Ein Danke an dieser Stelle an alle Sozialarbeiter*innen, die ihren Auftrag hier weiter fassen und eine grandiose Arbeit leisten. Wir sehen hier dennoch die Not, aber auch eine große Möglichkeit diese Räume wieder in einen Kontext von Selbstverwaltung und freier Gestaltung zu setzen. Ganz besonders in ländlichen Gegenden sehen wir eine Veränderung als zwingend notwendig an! Hier haben rechte Gruppierungen, allen voran die NPD, gefördert von Staatsgeldern, in den letzten Jahrzehnten eben durch das Anbieten von Räumen und Veranstaltungen für ein festes Standbein gesorgt (vgl. Budler 2009)4. Deren inhaltliches Angebot läuft jedoch unserer plurikulturellen Gesellschaft direkt entgegen. Neben den sonstigen üblichen Angeboten von „Jugendfeuerwehr“ und „Fußballverein“ müssen hier weitere Angebote geschaffen werden, die einen an-

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2017): 15. Kinder- und Jugendbericht. Berlin. Online: https://www.bmfsfj.de/ blob/115438/d7ed644e1b7fac4f9266191459903c62/15-kinder-und-jugendbericht-bundestagsdrucksache-data.pdf. Letzter Zugriff: 18.12.17 2. Carqueville, Isabel (2016): Schulwege in den beiden deutschen Staaten. Kinder- und Jugendkulturen zwischen Elternhaus und Schule. Bad Heilbrunn. 3. Unterkofler, Ursula (2014): Gewalt als Risiko in der offenen Jugendarbeit. Eine professionstheoretische Analyse. Opladen/Berlin/Toronto. 4. Budler, Kai (2009): Hamburg: NPD im Harz will nationales Jugendzentrum mit Geldern aus aufgegebenem Bundesprogramm finanzieren. Publikative. org. Online: http://npd-blog.info/?p=2739. Letzter Zugriff: 18.12.17

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DER BDP BUNDESVERBAND FORDERT

tirassistischen und aufklärenden Anspruch haben. Nur indem wir Jugendlichen die Möglichkeit bieten sich FREI zu entwickeln und in einen offenen Diskurs zu treten, können wir der rechten und anti-emanzipatorischen Tendenz entgegen treten. Da es in ländlichen Gegenden weniger Angebote von Trägern der freien Kinder- und Jugendarbeit gibt, sehen wir hier besonderen Handlungsbedarf. Räume für Jugendliche sind jedoch auch im städtischen Raum schwer zu akquirieren und werden immer seltener von seitens der Stadt unterstützt. Falls doch, bedeutet das für die Jugendlichen oft eine intensive Arbeit über lange Zeit um ihre Forderungen durchzusetzen. Hier wird erneut der Widerspruch zwischen Anspruch und Wirklichkeit deutlich: das Engagement der Jugendlichen, sich für einen Raum einzusetzen, ihn instand zu halten und mit Inhalten zu füllen, sollte gewertgeschätzt und unterstützt werden. Meistens werden diese Räume allerdings mit bürokratischen Problemen überhäuft oder gerade in letzter Zeit direkt als eine Bedrohung für die öffentliche Ordnung angesehen. Diese Art von Selbstverwaltung sollte unserer Ansicht nach als etwas gesehen werden, das die Mündigkeit von Jugendlichen fördert sowie einen demokratischen Austausch vorantreibt und somit unsere Gesellschaft verbessert. Indem die Politik diesen Räumen schadet, schadet sie der Demokratie, denn die Entwicklung Jugendlicher ist an das Vorhandensein von Räumen geknüpft! Wir fragen uns auf welchem Wege junge Menschen anderweitig lernen sollen, selbstständig und eigenverantwortlich zu denken und zu handeln. Wir wünschen uns, dass Jugendliche Pluralität und Mitbestimmung selbst erfahren und diese Begriffe nicht nur aus der Literatur oder der Vorlesung kennen. Deshalb:

• Die praktische und finanzielle Unterstützung von Jugendlichen beim Akquirieren von Räumen in Stadt und Land! • Stärkung der Selbstverwaltung und Anerkennung ihres Wertes in der Entwicklung von Jugendlichen! • Anerkennung von Freiräumen als wichtiger Bestandteil Jugendpolitischer Arbeit – in der Praxis und nicht nur auf dem Papier! • Mitspracherecht für Jugendliche in der Stadt- und Gemeindepolitik in Bezug auf öffentliche Räume! • Mehr Freie Träger für Jugendzentren! • Mehr Räume für die freie Jugendarbeit und Beibehaltung bestehender selbstverwalteter Jugendzentren! Anhand aller genannten Beispiele wird deutlich, dass jugendliche Entwicklung an das Vorhandensein von Räumen geknüpft ist. Wir fordern, dass wir dabei unterstützt werden, eine Arbeitsgrundlage für unsere offene Jugendarbeit zu schaffen und zu erhalten. Damit meinen wir das Herabsetzten von bürokratischen Hürden und mehr Akzeptanz und Unterstützung (z.B. in Form von materiellen oder finanziellen Ressourcen) für diese notwendige Form der Jugendhilfe. Wir möchten jungen Menschen nicht beibringen, was sie denken sollen, sondern ihnen beibringen, selbst zu denken, zu entscheiden und zu handeln. Hierfür müssen wir Ihnen Raum bieten, in welchem sie unterstützt und ermutigt werden selber aktiv zu werden, anstatt bloß fremdbestimmte Freizeitangebote zu konsumieren. Euer BDP Bundesvorstand Tabea, Michelle, Mike und Ruben

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EINBLICK

IN LEIPZIG UND IN UNSEREN KÖPFEN Auf der Suche nach Freiräumen beim BLATT Redax-Treffen im November. Am letzten Wochenende des Novembers traf sich das BLATT RedaxTeam in Leipzig. Beim dritten Treffen in diesem Jahr entschieden wir uns, wegen zu geringer Vorkenntnisse und einigen kurzfristigen Absagen gegen eine externe Referentin, die uns eigentlich beibringen sollte wie man Video-Blogs macht. Stattdessen wollten wir uns voll und ganz dem frisch auf der BDV beschlossenen Schwerpunkt jugendpolitischer Freiräume widmen. Mehr darüber könnt ihr bereits jetzt im Vorstandsbeitrag lesen, aber vor allem auch in unserer nächsten Print-Ausgabe im nächsten Frühjahr. Die Idee mit der Video-Ausgabe ist allerdings noch nicht komplett begraben, nur passt sie gerade nicht in unsere Vorstellungen. Zurück zum BLATT-Treffen. Nach unserer Ankunft am Freitag-Abend in einem schönen Hostel in Leipzigs buntem Stadtteil Lindenau gingen wir sofort raus in das angrenzende Viertel Plagwitz um uns einen ersten Eindruck des Leipziger Westens zu machen. Wir, das waren dieses Mal Clara, Ruben, Anne, André, Jan, Anselm, Manuel und Mike. In der bekannten Karl-Heine-Straße aßen wir lecker vegan zu Abend, saßen gemütlich in einer alternativen Kneipe und diskutierten über Freiräume, Gewalt, Jugendarbeit, Sprache oder Ungleichheiten. Übliche BDP-Themen eben :-). Nach einer für einige etwas kürzeren Nacht machten wir uns Samstagfrüh an die Planung der kommenden Print-Ausgabe für das Frühjahr 2018. Da es bis dahin ja noch etwas hin ist, diskutierten wir erst einmal recht offen über das Thema Freiraum, im urbanen wir im ländlichen Raum. Anschließend planten wir noch unsere restliche Zeit in Leipzig und formulierten (Interview-)Fragen für unsere bevorstehende „Feldarbeit“ in Leipziger Freiräumen. Mittags hatten wir dann zu unseren ersten „Termin“, ein Interview in einem Freiraum um die Ecke. Dieser bestand aus Büro,

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Veranstaltungsraum, Leseecke, Lagerräumen für Demo- und Mobimaterial, einem linken Klamottenladen samt syrischer Änderungsschneiderei und einer kleinen Küche. Wir ließen uns die einzelnen Abläufe und Funktionen erklären und durch die Räume führen, bevor wir noch eine gute Stunde ein Interview führten und unseren Gegenüber mit Fragen überhäuften. Neben ganz Grundsätzlichem wie „Was bedeutet für dich ein Freiraum?“ ging es auch um die politische Landschaft Leipzigs bzw. Sachsens oder die Beziehung zu Polizei oder Parteien in der politischen Arbeit. Anschließend erkundeten wir, ausgerüstet mit Kameras, unseren Fragen und neuem Wissen die Stadtteile Lindenau und Plagwitz bei Tag und kamen dort auch bei einigen Hausprojekten und anderen offenen Räumen vorbei. Gerade der Leipziger Westen ist jedoch zunehmend von Gentrifizierung betroffen, viele Immobilien wurden oder werden saniert, die Mieten steigen und von den ursprünglichen alternativen oder einheimischen Pionierbewohner*innen können wenige dort bleiben. Abends ging es dann weiter zu einer KüfA (Küche für Alle) in ein kleines Ladenlokal-ähnliches linkes Projekt. Wir schmausten wieder vorzüglich vegan gegen Spende und fragten die Köch*innen wie sie diesen Raum wahrnehmen, nutzen und was die Zukunft bringen könnte. Viele solcher Orte sind ständig von Verdrängung bedroht und müssen, trotz ihrer zumeist antikapitalistischen Gesinnung, auf Spendengelder hoffen und aktiv Werbung für die Erhaltung ihrer kleinen Inseln im großen Meer der Immobiliengesellschaften, Investor*innen und Stadtplaner*innen machen. Mit vollem Magen machten wir uns auf den Rückweg und konnten uns dank einiger neuer WUPs (Warm-Up Spiele) die einsetzende Müdigkeit und Kälte vom Leibe halten.


EINBLICK

EMPOWERT DURCH ROSTOCK Der AK Gender*Queer beim Queeren Filmfest

Der Abend ging für einige bei einem schönen psychedelic-rock Konzert und einer berüchtigten Hausparty in einer großen Hausgemeinschaft im Leipziger Osten weiter, andere mussten dem langen und intensiven Tag jedoch Tribut zollen und fuhren zurück in unsere Herberge. Am Sonntag versuchten wir dann schließlich unsere Gedanken und Eindrücke zu ordnen und daraus Artikel bzw. erst einmal Artikelideen zu basteln und diese soweit aufzuteilen und voneinander abzugrenzen, dass wir in der Zeit bis zum nächsten Treffen daran arbeiten und schreiben können. Einzelne mussten Mittags dann leider schon die Heimreise antreten, der Rest verbrachte jedoch den Nachmittag noch auf den Straßen von Connewitz, ein bekanntes linkes Viertel im Leipziger Süden. Dort wurden einige Straßeninterviews geführt. Es ging erneut um Freiräume, dem Bewusstsein dieser in den Köpfen der Menschen oder auch von Hürden, die dafür sorgen das manche Freiraum-Orte nicht aufgesucht werden. Schließlich ging es nach einem sehr ereignis- und lehrreichen Wochenende für alle irgendwann zum Bahnhof. Mit im Gepäck fand sich ein großer Haufen neuer Eindrücke und viele Ideen für die kommende BLATT-Ausgabe. Diese könnt ihr dann entweder selbst lesen oder aber ihr habt Lust noch selbst aktiv zu werden und mitzumachen! Wir freuen uns über jeden von euch! :-)

Der Arbeitskreis Gender*Queer im BDP hat das Filmfest mit der tollen Eule besucht! Moment mal, was um alles in der Welt mag das bedeuten? Richtig. Wir haben unser letztes Treffen in Rostock zum zweiten Mal auf das Wochenende des Queer Filmfest gelegt. Stattgefunden hat das ganze im Peter Weiß Haus, wo auch der BDP Landesverband Mecklenburg-Vorpommern zuhause ist. Fast schon traditionell haben wir Workshoparbeit mit Filmvergnügen verbunden. Ich möchte zuerst von den Filmen berichten. Das Team des Queer Film Fests hat auch dieses Jahr eine großartige Auswahl an Filmen auf die Leinwand gebracht. Der wohl am aufwändigsten produzierte und am prominentesten besetzte Film war „Mein wunderbares Westberlin“, der die schwule Szene in Westberlin über die Jahrzehnte von der Nachkriegszeit bis hin zur Wende porträtiert. In dem Film von Jochen Hick werden Archivaufnahmen des schwulen Lebens durch prominente Akteur*innen und Aktivist*innen wie Rosa von Praunheim, Romy Haag und Patsy l’Amour laLove eingeordnet. Ein weiterer Film setzte sich mit der Beziehungsgeschichte eines Trans*Jungen auseinander, der seine Liebe zu seiner Freundin durch Musik ausdrückt. Besonders interessant für uns war, dass man in den Filmen oft auch die Probleme und Kämpfe junger Menschen wiederfinden konnte. Während der Workshopzeit unseres Wohenendes setzten wir uns sehr intensiv mit queeren Identitäten auseinander und unseren Umgang damit. Identitäten also, die von der Norm des Erwarteten abweichen, beispielsweise wie sich Menschen auf dem Feld von sexueller Orientierung oder Geschlechtsidentität einordnen. Die beiden Referent*innen von den beiden Workshop-Kollektiven queer_topia* und life‘s a beach haben uns mit sehr spannendem Input und passenden Methoden durch die einen kleinen Selbstreflektionsprozess geleitet. Anhand von Biographiearbeit und einigen Übungen gingen wir sehr empowert, ob unserer individuellen Lebenswege aus dem Workshop und dem Wochenende. Als Themen, die wir in nächster Zeit bearbeiten wollen, haben wir uns Masturbation, Menstruation und Body-Positivity herausgesucht. Wenn du also Lust hast, dich mit diesen Themen zu beschäftigen, komm zum nächsten Treffen des AK Gender*Queer! Von Ruben

Liebe Grüße, das BLATT-Redax Team!

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Die wichtigsten Termine für Anfang 2018 Mehr auf www.bdp.org

WAS GEHT?

WANN?

WO?

KONTAKT?

AK Aktivismus Das „Weiter geht’s!“-Treffen im Jugendhaus am Hulsberg

19. bis 21. Januar

Bremen

bundesverband.bdp.org ella.fuchs@bdp.org

Offenes Vorstandstreffen Bundesvorstand Der Start in 2018

19. bis 21. Januar

Bremen

bundesverband.bdp.org bundesvorstand@bdp.org

BDP Wohlfühl-Tage Das Entspannungsangebot des LV Rheinland-Pfalz

3. bis 4. Februar

Rheinland bdp-rlp.de Pfalz landesbuero@bdp-rlp.de

AK Gender*Queer Body-Positivity und (queere) Menstruation im MKH

23. bis 35. Februar

Bremen

www.bdp.org/queer anne.haas@bdp.org

Interkulturelle Grundausbildung Jugendleiter_innen-Ausbildung für int. Begegnungen

10. bis 17. März

Hamburg

bundesverband.bdp.org tobias.dreizler@bdp.org

BLATT Redax-Treffen Schreiben, schreiben, schreiben... zum Thema Freiräume

9. bis 11. März

Münster

Blatt.bdp.org blatt@bdp.org

Geschäftsführendenausschuss I Mittelverteilung International und Austausch der LVs

16. bis 18. März

Frankfurt

bundesverband.bdp.org charlie.morgenweck@bdp.org

Kochen für Gruppen Seminar des LV BaWü

16. bis 18. März

Bempflin- bawue.bdp.org gen info@bawue.bdp.org

Juleica-Schulung Aus- und Fortbildung des LV Bremen / NDS

19. bis 25. März

Drübberholz

bdp-niedersachsen.org lv.niedersachsen@bdp.org

Making my voice heard Jugendaustausch mit Israel mit dem LV Berlin

1. bis 8. April

Herzliya / Israel

bundesverband.bdp.org lv.berlin@bdp.org

BDP Fachtreffen Bildung und Soziale Arbeit „Welchen Freiräume meinen diese Jugendlichen da?“

9. bis 11. April

Berlin

bundesverband.bdp.org anne.haas@bdp.org

Interkulturelle Grundausbildung – in Frankreich Jugendleiter_innen-Ausbildung für int. Begegnungen

3. bis 13. Juli

Marseille /F

bundesverband.bdp.org tobias.dreizler@bdp.org

Freitraum Sommercamp des LV Hessen

22. Juli bis 3. August

Eutersee hessen.bdp.org Odenwald lv.hessen@bdp.org

Segelfreizeit mit dem Kulturkonsum Kids ab 13 J. mit LV Thüringen und Ortsgruppe Hütten

30. Juli bis 5. August

Ostsee

kultur-konsum.jimdo.com bdp-huetten@web.de


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