VBI_03_04_2012

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BERATENDE INGENIEURE FACHMAGAZIN FÜR PLANEN UND BAUEN

BRÜCKENBAUPREIS I GEBÄUDETECHNIK I FLUGHAFEN BERLIN

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baden | IDEEN RUND UMS BAD |

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EDITORIAL

In dieser Ausgabe

Große Ereignisse ...

Ines Bronowski, Chefredakteurin

... werfen ihre Schatten voraus. Das alljährliche Großereignis des Verbandslebens schlechthin ist der VBI-Bundeskongress. In diesem Jahr findet dieser am 27./28. September in Köln statt. Sofern noch nicht geschehen, sollten Sie dieses Datum unbedingt vormerken und an die Hotelreservierung denken. Die Formulare zur Buchung zum Sonderpreis liegen dieser BI-Ausgabe bei. Mit den Vorstandswahlen am zweiten Kongresstag stehen wichtige verbandspolitische Entscheidungen auf der Tagesordnung. Der Vorsitzende des Wahlausschusses Bernhard Spitthöver, der zugleich den gastgebenden VBI-Landesverband NRW leitet, informiert im Interview (S. 6) über den Stand der Wahlvorbereitungen. Bereits Geschichte ist dagegen die Preisverleihung im Wettbewerb um den Deutschen Brückenbaupreis 2012. Inzwischen zum vierten Mal feierten in Dresden mehr als 1.000 – exakt waren es diesmal laut Anmeldeliste 1.230 – Ingenieure und Gäste aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft die schönsten und innovativsten Brückenkonstruktionen, die in den vergangenen drei Jahren in Deutschland gebaut wurden. Die Preisskulpur, die sich prima in triumphaler Geste gen Himmel bzw. Saaldecke strecken lässt, wie am 12. März in Dresden schön zu erleben, geht an den oder die Ingenieure, deren kreativ-konstruktives Know-how in den ausgezeichneten Bauwerken gebaute Realität geworden ist. In der Kategorie Fuß- und Radwegbrücken freute sich Frank Ehrlicher, der verantwortliche Projektleiter bei Schüßler-Plan für die „Blaue Welle“ in Flöha, mit besagter Geste über den Deutschen Brückenbaupreis (mehr zur Preisverleihung und den ausgezeichneten Brücken siehe S. 18 ff). Mit ihm stand Gregor Gebert auf der Bühne, der als Abteilungsleiter Brückenbau bei Schüßler-Plan in Berlin mit zum Team für die ausgezeichnete Brücke gehörte. Fast auf den Tag genau vor 15 Jahren gab es für die beiden schon einmal einen Preis, Blumen und Applaus – am 13. März 1997. Wie jedes Jahr am Geburtstag Karl Friedrich Schinkels feierte der Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin AIV damals sein Schinkelfest mit der Auszeichnung der Preis-

träger im gleichnamigen Wettbewerb für junge Ingenieure und Architekten. Ehrlicher und Gebert wurden mit zwei weiteren jungen Kollegen aus gemeinsamen Studententagen mit einem Schinkelpreis in der Kategorie Konstruktiver Ingenieurbau ausgezeichnet und für ihren „exzellenten Wettbewerbsbeitrag“ mit einem Sonderlob bedacht – nachzulesen in BI 5/1997, S. 40. Ihr Wettbewerbsbeitrag war gemäß der vom Schinkelkomitee ausgelobten jeweils fiktiven, aber an reale Berlin-Brandenburger Bauaufgaben angelehnten Aufgabenstellung der Entwurf eines Flugzeughangars für den Flughafen Berlin-Schönefeld. Dem bescheinigte die Jury damals außerordentliche Eleganz und Leichtigkeit. Äußerst geschickt seien konstruktive Belange und Gestaltung aufeinander abgestimmt. In dieser Ausgabe, und so schließt sich der Kreis, berichten wir neben dem Deutschen Brückenbaupreis wiederum vom Schinkelpreis am 13. März und vom Flughafen Berlin-Schönefeld. Zwar blieb der seinerzeit ausgezeichnete Hangarentwurf von Ehrlicher, Gebert und Co. für diesen Standort Fiktion, aber gebaut wurde in Schönefeld vor den Toren der Hauptstadt in großem Stil. Dort entstand in den vergangenen Jahren auf einer der größten Baustellen Europas der neue Hauptstadtflughafen Berlin-Brandenburg, dessen Eröffnung demnächst bevorsteht. In einer einzigen Nacht soll der komplette Flugbetrieb vom jetzigen Flughafen Tegel im Norden nach Schönefeld im Süden Berlins verlegt werden – eine logistische Meisterleistung par excellenz, die da gelingen soll. Vor dem Hintergrund dieses großen Ereignisses nicht nur für Berlin und Umgebung stellt BI das Großprojekt ab S.38 in drei Beiträgen unter verschiedenen Gesichtspunkten vor. Und dann wäre da noch das nur scheinbar noch ferne Jahr 2020. Dann dürfen in Europa nur noch Gebäude gebaut werden, deren Energieverbrauch nahe Null liegt. Über den Weg dahin, Energieeffizienz, Kosten und Konzeptionen schreibt Dr. Dieter Thiel ab S. 24. Außerdem stellen Günther Liersch und Robert Rotzsche (S. 28) das innovative Wärmeund Kälteversorgunsgkonzept für einen Institutsneubau in Freiburg vor.

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12.12.2008

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Wörterbuch der Haustechnik Deutsch - Englisch Englisch - Deutsch Ausgabe 1 1. Auflage 2007, ca. 680 Seiten, ISBN 978-3-88382-085-9, 39,80 €, zzgl. Versandkosten Krammer Verlag Düsseldorf AG. KRAMMER VERLAG DÜSSELDORF AG

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INHALT

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EDITORIAL Große Ereignisse... Ines Bronowski NAMEN UND NACHRICHTEN

6 VBI-Vorstandswahlen – Interview mit Bernhard Spitthöver 8 VBI-Konjunkturumfrage – Ingenieurleistungen stark nachgefragt 11 Außenwirtschaftstag – Politik mit Baubranche im Gespräch 18 Deutscher Brückenbaupreis 2012 – Ingenieurbaukunst vom Feinsten Ines Bronowski

Foto: Dt. Brückenbaupreis/T.George

Beilagenhinweis: Dieser Ausgabe liegen Faxformulare des Maritim und des Mauritius Hotels zur Zimmerreservierung für den VBI-Bundeskongress am 27./28. September in Köln bei. Außerdem finden Sie im Heft den aktuellen Unita-Brief.

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WORAN ARBEITEN SIE GERADE?

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GEBÄUDETECHNIK Der Weg zum Nearly Zero Energy Building – Die Technik bringt`s Dieter Thiel

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Neubau Fraunhofer-ISE in Freiburg – Heizen mit einer Kältemaschine Günther Liersch, Robert Rotzsche

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Bolschoi-Theater, Oper Florenz – Mit schwingendem Holz und anderen akustischen Finessen Doris Rasch

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Sparkasse Nürnberg – Moderne Elektrotechnik Thomas Lappe, Karl-Heinz Kraft

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Terminalgebäude – Innovation in Stahl und Glas Thomas Fackler

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Planerische Herausforderungen bis zum Schluss Neithard Müller, Barbara Olfe-Kräutlein

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BERUF UND RECHT ABC des Baurechts Honoraranpassung infolge Änderung der anrechenbaren Kosten Eva Reininghaus

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Urteile Berufung auf Mindestsatzunterschreitung und Treu und Glauben Reinhard Voppel

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PRODUKTE UND PROJEKTE

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TIPPS UND TERMINE

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IMPRESSUM

BRÜCKENBAUPREIS I GEBÄUDETECHNIK I FLUGHAFEN BERLIN

Zum Titelbild: Nächtliche Ruhe vor dem Endspurt: Die Terminalvorfahrt des neuen Berlin-Brandenburger Flughafens. Foto: Berliner Flughäfen/Marion Schmieding, Alexander Obst

FLUGHAFEN BERLIN Vor dem ersten Start Christian Brensing

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NAMEN UND NACHRICHTEN

Im Interview

Die VBI-Mitglieder haben die Wahl Der VBI wählt turnusgemäß am 28. September 2012 in Köln einen neuen Bundesvorstand sowie weitere Gremien. Die Wahlen werden satzungsgemäß durch den Wahlausschuss vorbereitet und durchgeführt. BI sprach mit Bernhard Spitthöver, VBI-Landesverbandschef in Nordrhein-Westfalen, der den Wahlausschuss leitet, über die Wahlvorbereitungen.

Was macht der Wahlausschuss und wie setzt er sich zusammen? Der Wahlausschuss wurde bereits im vergangenen Jahr vom Verbandsrat bestimmt. Im Verbandsrat arbei Spitthöver ten der Bundesvorstand und die Vertreter der Landesverbände zusammen. Daher verwundert es auch nicht, dass sich die Mitglieder des Wahlschusses aus den Landesverbänden rekrutieren. Dem Ausschuss gehören Stefan Zachmann, Bühl, Helmut Ulbrich, Pirna, Klaus Reichenberger, Eckernförde, Rainer Hassmann, Potsdam, Gert Karner, München, Uwe Pinck, Hamburg, Prof. Horst Bellmer, Bremen, und ich an. Die Mitglieder decken die Regionen Deutschlands also ganz gut ab und repräsentieren darüber hinaus das vielfältige fachliche Spektrum im VBI. Welche Aufgaben hat der Wahlschuss? Der Wahlausschuss schlägt Kandidaten für die im September zu wählenden drei Gremien vor, das sind der Rechnungsprüfungsausschuss, der Mitgliedschaftsauschuss und der acht Mitglieder umfassende Bundesvorstand. Darüber hinaus kann er einen oder mehrere Kandidaten für ein Amt in bestimmter Reihenfolge vor-

schlagen. Dabei hat er alle vorliegenden Kandidatenvorschläge zu berücksichtigen. Wer kann darüber hinaus Kandidaten für die Vorstandswahlen vorschlagen? Alle Stimmberechtigten können Kandidatenvorschläge aus dem Mitgliederkreis beim Wahlausschuss einreichen. Stimmberechtigt sind alle persönlichen Vertreter der VBI-Mitgliedsunternehmen und die Altmitglieder. Der Wahlausschuss kann die Vorschläge nur berücksichtigen, wenn sie sechs Wochen vor dem Verbandstag schriftlich mit Unterschrift von jeweils fünf stimmberechtigten Personen in der Bundesgeschäftsstelle eingegangen sind. Der letzte Termin für die Einreichung ist also der 17. August. Stehen schon Kandidaten für die Wahlen zum Bundesvorstand fest? Wie groß ist die Konkurrenz, ist hier Wettbewerb gewünscht? Wir begrüßen Wettbewerb ausdrücklich! Der Wahlausschuss wird für die zu besetzenden Gremien wie immer Wahlvorschläge unterbreiten. Letztendlich wird jedoch jedes Mitglied auf der Mitgliederversammlung seinen Kandidaten wählen. Bisher sind für die acht Bundesvorstandspositionen 12 Kandidaten nominiert worden. Darunter sind zahlreiche der amtierenden Vorstandsmitglieder. Jeder persönliche Vertreter, der sich zur Wahl in den Bundesvor-

VBI-Bundeskongress 2012

Bitte Hotelreservierung vornehmen „Die Energiewende erfolgreich gestalten“ heißt das Thema des VBI-Bundeskongresses 2012 am 27./28. September in Köln, der am ersten Tag mit der öffentlichen Vortragsveranstaltung beginnt. Am zweiten Kongresstag findet der VBI-Verbandstag statt, dessen Höhepunkt die Wahl eines neuen VBI-Bundesvorstandes sein wird (siehe In-

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terview). Gefeiert wird am Abend des 27. September hoch über Köln – in der 28. Etage des Triangle-Hochhauses. Parallel zum Verbandstag gibt es wieder ein attraktives Rahmenprogramm für Begleitpersonen. Eine Tour führt ins Museum Ludwig und den Rheinauhafen, die zweite in das Kunstmuseum des Erzbistums Köln „Kolum-

stand stellt, macht sein aktives Engagement für den Verband deutlich. Darin ist in keiner Art und Weise Kritik an der Politik des derzeitigen Bundesvorstandes zu sehen. Kritische Stimmen behaupten, die Vorstandswahlen wären bereits entschieden, das Vorstandsteam gebildet und „Neulinge“ hätten keine Chance? Das ist nicht richtig. Vielleicht ist durch die Wahlen 2009 dieser Eindruck entstanden. Damals konnte der Wahlausschuss nur acht Kandidaten für den Vorstand präsentieren. Hintergrund war vor drei Jahren, dass wir nach der Fusion mit dem VUBIC zum 1.1. 2009 einen breiten Konsens für die Kandidaten herstellen wollten. Dies drückte sich auch darin aus, dass wir den VUBIC-Kollegen drei Plätze im Bundesvorstand anboten. In diesem Jahr ist wieder alles offen und wir ermuntern alle VBI-Mitglieder, dem Wahlausschuss Kandidaten zu benennen. Wie verfährt der Wahlausschuss, wenn Kandidaten vorgeschlagen werden? Wir laden alle Kandidaten zu einem persönlichen Gespräch ein, um uns einen Eindruck zu verschaffen und um herauszufinden, welche Aufgabe oder welches Amt sie im Vorstand anstreben. Mit Kenntnis der Persönlichkeiten und den jeweiligen Stärken der Kandidaten werden wir Teamvorschläge entwickeln. Die Betonung liegt aber auf dem Wort Vorschläge. Die Entscheidung, wer den Verband in den kommenden drei Jahren führen soll, obliegt allein der Mitgliederversammlung am 28. September in Köln. Ich lade Sie jetzt schon herzlich dazu ein! Denn der jetzige wie der künftige Vorstand hat unsere Unterstützung durch eine breite Teilnahme verdient! Das Gespräch führte Volker Zappe.

ba“ und danach in die „archäologische Zone“ – zu Mikwe und Prätorium. Tagungsort ist das Maritim Hotel am Heumarkt. Dort haben wir für Sie ein ZimmerKontingent zum Sonderpreis reserviert. Ein weiteres kleines Kontingent gibt es im Mauritius-Hotel in der Altstadt. Bitte nutzen Sie die dieser Ausgabe beiliegenden Hotelreservierungsformulare für Ihre Zimmerbestellung.


NAMEN UND NACHRICHTEN

KURZ GESAGT

DIN 4108-2

Ingenieure legen Einspruch ein Berliner Ingenieure haben den im Oktober vorgelegten Entwurf zur neuen DIN 4108-2, einem wichtigen Teil der sogenannten Wärmeschutznorm, geprüft, nachgerechnet und Einspruch eingelegt. Und zwar gerade noch rechtzeitig, wie Wolfgang Häcker, geschäftsführender Gesellschafter der HEG Beratende Ingenieure GmbH sagt. Denn die normalerweise geltende Einspruchsfrist von 16 Wochen hat der zuständige Normausschuss im Falle der DIN-4108-2Überarbeitung auf 8 Wochen verkürzt. Das ist aus wichtigem Grund durchaus üblich, im hier verhandelten Fall sei dieser „wichtige Grund“ vor allem das Bundesbauministerium, wie Häcker berichtet. Dort mache man Druck, um mit Blick auf die anstehende EnEV 2012 die Anforderungen an den baulichen Wärmeschutz drastisch zu verschärfen. Soweit so gut. Was den Berliner Bauingenieur aber ärgert, ist der dazu gewählte Weg eines neuen Berechnungsverfahrens zum sommerlichen Wärmeschutz bei Wohngebäuden. Damit hat Häckers Mitarbeiter Christoph Bukowski Wärmeschutznachweise typischer Wohnungsbauprojekte des Büros nachgerechnet und festgestellt, dass die Ergebnisse des neuen Berechnungsverfahrens unbrauchbar sind. Danach müsste jeder etwas großzügiger verglaste Raum, etwa durch eine Terassentür, rein rechnerisch im Sommer gekühlt werden. Das ist praxisfern, verteuere den Wohnungsbau und sei keinem Bauherren erklärbar, geschweige denn energiesparend im Dienste des Klimaschutzes, schimpft Häcker. Dies und das unsinnige Berechnungsverfahren veranlassten HEG dazu, den WärmeschutzFachmann des Hauses, Christoph Bukowski, nach München zur Einspruchssitzung zu schicken. Der vertrat dort die Anwenderseite beinahe allein. „Kritik von dieser Seite“, so Bukowskis Eindruck, „kam für die Verantwortlichen und das an einer zügigen Verabschiedung des Weißdrucks interessierte BMVS wohl ziemlich unerwartet.“ Ihren Einspruch gegen die Norm begründeten die HEG-Ingenieure anhand ihrer Vergleichsberechnungen wie folgt: „... Nach dem Verfahren laut Entwurf DIN 4108-2 10.2011 ist bei grundflächenbezogenen Fensteranteilen ab ca. 30 % Sonnenschutzglas plus zusätzlicher

Verschattungseinrichtung erforderlich! Bei einem in der Baupraxis nicht unüblichem grundflächenbezogenen Fensteranteil von über 50 % ist der Nachweis trotz Kombination von Sonnenschutzglas und Sonnenschutzvorrichtung nicht mehr zu erbringen. Ab dieser Größenordnung müssten entweder aufwändige Simulationsberechnungen aufgestellt werden oder technische Kühlung vorgesehen werden.“ Während die Simulationsberechnungen die Planungskosten für den Wärmeschutz alltäglicher Wohnungs- und Gewerbebauten in schwerlich vermittelbare Höhen treiben würden, ohne das hier deren Ergebnisse abgeschätzt werden könnten, würde der nur auf unreflektierter Normerfüllung beruhende Einsatz von Kühlanlagen den Sinn der Wärmeschutznorm in ihr Gegenteil verdrehen. Dagegen, so argumentieren die HEG-Ingenieure, bringe das Verfahren nach der gültigen DIN 4108-2 07.2003 Ergebnisse die über einen breiten Anwendungsbereich praxisgerecht seien. „Generell“, sagt Häcker, „sollten Normen nur ein Gerüst sein, einige wichtige Eckdaten definieren und das nicht alle drei Jahre neu. Die praktische Umsetzung in den konkreten Projekten ist dann Sache der ingenieurmäßigen Planung. Dafür sind wir Ingenieure da. Wir haften ja dann auch für unsere Ergebnisse.“ Normen im Stile wissenschaftlicher Aufsätze, die neue Rechenverfahren einführen und erläutern, seien weder anwenderfreundlich noch nachhaltig, ist der HEG-Chef überzeugt: „Eine Norm ist kein Fachbuch!“ Die überbordenden Regelungsversuche der neuen Eurocodes zur Tragwerksplanung, mit denen die Baufachleute ab Sommer endgültig und konfrontiert werden, haben die Aufmerksamkeit der praktisch planenden Ingenieure geschärft. Darum begrüßt man bei HEG auch ausdrücklich die Initiative PraxisRegelnBau des VBI und hofft, dass der Einspruch auch andere Kollegen anregt, sich Gehör zu verschaffen und nicht alles den Funktionären zu überantworten. Jetzt warten Häcker und Bukowski auf das Ergebnis ihres Einspruchs zum Normentwurf DIN 4108-2 10.2011. Bis Anfang März lag noch keine Rückmeldung aus München vor. IBO

n Dipl.-Ing. Peter Simchen wurde Ende Januar zum neuen VBI-Landesverbandsvorsitzenden in Sachsen gewählt. Außerdem gehören dem neuen Landesvorstand Dipl.Ing. Jeffrey Seeck, Dr.-Ing. Jürgen Wummel, Dipl.-Ing. Thomas Georgi, Dipl.-Ing. Ulrich Ament, Dipl.-Ing. Claus Petraschk und Dipl.Ing. Sven Scholz an. Simchens Vorgänger Helmut Ulbrich, der nicht wieder kandidiert hatte, wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt. n Ebenfalls gewählt wurde in Bremen. Die Landesversammlung bestimmte Ende Februar erwartungsgemäß Dr.-Ing. Manfred Arend zum neuen Vorsitzenden des Landesverbandes. Er tritt die Nachfolge von Prof. Horst Bellmer an, der nicht mehr kandidierte. n In Schleswig-Holstein ist der alte auch der neue Landesvorsitzende: Klaus Reichenberger wurde ebenso wie sein Stellvertreter Dr.-Ing. Andreas Petersen im Amt bestätigt. Weitere Vorstandsmitglieder sind Dr.Ing. Kurt Andresen, Dipl.-Ing. Ulf Cornils, Dipl.-Ing. Alexander Hohmann und Dr.-Ing. Christoph Lehners. n VBI-Vizepräsident Jörg Thiele ist seit Mitte Januar im Fachbeirat Außenwirtschaft von Germany Trade and Invest (gtai) vertreten. Seine Berufung erfolgte durch das Präsidium des Bundesverbandes Freier Berufe (BFB). n Jürgen Marc Volm, Senior-Projektpartner bei Drees & Sommer, Schweiz, übernimmt zum Sommersemester die Professur für internationales Projektmanagement und Projektentwicklung an der Hochschule für Technik (HfT) Stuttgart. Volm leitet das Drees & Sommer-Büro in Basel seit vergangenem Jahr. Mit dem Lehrauftrag kehrt er an die Hochschule zurück, an der er studiert hat. n Roger Istel ist seit Januar im Darmstädter Büro von Krebs und Kiefer als Prüfingenieur und geschäftsführender Gesellschafter tätig. Im Dezember 2011 hatte er vom Land Hessen die Anerkennung zum Prüfingenieur für Baustatik, Fachrichtung Metallbau, erhalten.

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NAMEN UND NACHRICHTEN

VBI-Konjunkturumfrage

Ingenieurleistungen stark nachgefragt Der VBI hat Mitte März die Auswertung der Konjunkturumfrage 2012 vorgelegt. Danach beurteilen 60 % der teilnehmenden Büros ihre wirtschaftliche Situation als gut oder sehr gut und auch die Auftragslage der meisten Ingenieurbüros ist gut. Die Umsatzrendite allerdings ist nach wie vor unzureichend. Gesamtwirtschaftliche Lage Ingesamt haben sich in diesem Jahr 828 Mitglieder an der VBI-Konjunkturumfrage beteiligt – eine enorme Steigerung gegenüber 2011! Allen teilnehmenden Büros sei dafür gedankt, denn die Umfrage gewinnt durch diese gute Beteiligung natürlich an Aussagekraft. Laut Auswertung bezeichnen 11 % der VBIMitglieder (Vorjahr 9 %) ihre wirtschaftliche Lage als sehr gut, 49 % als gut (2011: 40 %). Damit steht die Mehrzahl der Büros deutlich besser da als vor Jahresfrist. 26 % vergeben noch ein „befriedigend“, 8 % ein „ausreichend“, lediglich 3 % bewerten ihre Lage als mangelhaft oder ungenügend. Auch der Auftragsbestand stellt sich positiv dar: 53 % beurteilen ihre Auftragslage mit sehr gut oder gut (Vorjahr: 46 %, 2010: 39 %), 27 % verzeichnen noch einen befriedigenden, 9 % einen ausreichenden Bestand. Im Vergleich der Einschätzung der wirtschaftlichen Situation der vergangenen Jahre zeigt der Trend eindeutig nach oben. Das ist vor dem Hintergrund der Finanzkrise und den Unsicherheiten auf den internationalen Märkten erstaunlich und erfreulich zugleich. Gute Zahlen für 2011 Die Bilanz des Jahres 2011 zeigt, dass das Jahr für viele VBI-Mitgliedsbüros deutlich besser

verlaufen ist, als zu Jahresbeginn erkennbar war: 46 % (Vorjahr 42 %) konnten ihren Umsatz steigern und 16 % erzielten gleichbleibende Umsätze im Vergleich zum Vorjahr. 32 % Prozent der Umfrageteilnehmer verzeichneten wie 2010 einen Umsatzrückgang. Allerdings wirken sich diese guten Umsatzergebnisse der überwiegenden Mehrheit der Mitglieder immer noch zu wenig auf die Umsatzrenditen aus. Wie im Vorjahr verzeichneten nur 29 % einen Anstieg der Renditen, 20 % mussten einen Rückgang hinnehmen. Bei 44 % blieben die Umsatzrenditen auf niedrigem Niveau. Dies belegt erneut, dass die 2009 erfolgte Erhöhung der Ingenieurhonorare kaum eine wirtschaftliche Entlastung für die Ingenieurbüros gebracht hat. Konkret nach der HOAI gefragt, antworteten 56 % der Unternehmen, dass sich die Erhöhung gar nicht auf das Geschäftsergebnis ausgewirkt habe. Nur 4 % sprechen von einer spürbaren Auswirkung, 32 % antworteten, dass sich die Honorarerhöhung „mäßig“ ausgewirkt habe. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass immerhin 15 % der Unternehmen angeben, dass die Änderungen in der HOAI 2009 zur Verschärfung des Wettbewerbs beigetragen hätten – die novellierte Honorarordnung also zu Verschlechterungen geführt habe.

Anzahl der antwortenden Unternehmen nach Mitarbeiterzahl

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Positive Erwartungen für 2012 Die Umsatzerwartung für 2012 ist vergleichbar der Situation 2011: 20 % der VBI-Mitglieder erwarten einen Umsatzanstieg, 56 % gehen von Stabilität aus. 20 % befürchten einen Umsatzrückgang (Vorjahr: 21 %). „Die Branche zeichnet sich seit einigen Jahren durch eine erstaunliche Stabilität aus. Wirtschafts- und Finanzkrise sowie die Unsicherheiten durch die Eurodiskussion scheinen den unabhängigen Planungsbüros nicht wirklich etwas auszumachen. Maßnahmen wie solides Wirtschaften durch Kostenanpassung, aber auch Sicherung qualifizierten Personals für die Unternehmen zahlen sich offenbar aus“, kommentiert Sabine von Berchem, kommissarische VBI-Hauptgeschäftsführerin, die aktuellen Umfrageergebnisse. „Allerdings dürfen wir nicht die Augen davor verschließen, dass viele Ingenieurbüros aufgrund geringer Umsatzrenditen und zu geringer Eigenkapitalausstattung im internationalen Vergleich weiter hinterherhinken. Daher wird unser Weg zu einem gesunden Wirtschaftszweig noch weit und beschwerlich sein“. Der VBI fordere das Wirtschaftsministerium daher auf, die Grundlagen für eine realistische Bewertung von Ingenieurleistungen zu legen und in eine neue verbindliche Honorarordnung einfließen zu lassen. Personalsituation Das höhere Umsatzvolumen hat in den Büros unmittelbar zu Personalzuwachs geführt. 327 Unternehmen (32 %) haben 2011 insgesamt 1.581 hoch qualifizierte Stellen geschaffen, 52 % hielten ihren Personalstamm. Lediglich 12 % mussten Personal abbauen. 2012 wollen 28 % der Unternehmen Mitarbeiter einstellen, 12 % planen Personalabbau. Die Personalbeschaffung bleibt vor dem Hintergrund der „Ingenieurlücke“ schwierig. 68 % der VBI-Mitgliedsunternehmen geben an, vakante Ingenieurstellen nicht schnell und qualifiziert besetzen zu können. Eine Besserung der Situation ist nicht in Sicht. Auch spielt für 16 % (Vorjahr nur 9 %) das Problem der Personalabwerbung eine zunehmende Rolle. Wettbewerb weiterhin mit Hindernissen Der VBI fragte auch nach Ursachen für mögliche Wettbewerbsverschärfungen. Hier nannten 60 % Preisverfall für Ingenieurleistungen


NAMEN UND NACHRICHTEN

Auftragsbestand 2009-2012

Entwicklung der Umsatzrendite

einen Teil ihrer Umsätze. Bei 25 % davon liegt dieser aber nur zwischen 1 und 10 % des Gesamtumsatzes.

Wirtschaftliche Situation 2009-2012

als Grund, 28 % ein Überangebot an Ingenieurdienstleitern. Für 21 % tragen Eigenplanungen der öffentlichen Hand und für 16 % die Konkurrenz durch scheinprivatisierte, in der Regel mehrwertsteuerbefreite Unternehmen zur Verschärfung des Wettbewerbs bei. Die Kreditaufnahme dagegen ist kaum ein Problem: Hier sehen sich nur 4 % beeinträchtigt. Immerhin 21 % der Umfrageteilnehmer haben 2011 keine Verschärfung des Wettbewerbs festgestellt. Zur Wettbewerbssituation zählt natürlich auch die Zahlungsmoral: Hier verzeichneten 15 %

bei den öffentlichen und 10 % bei den privaten Auftraggebern neuerlich eine Verschlechterung. Auftraggeberstruktur Viele Ingenieurbüros sind weiter vorwiegend auf dem Inlandsmarkt tätig. Hier spielen die Kommunen mit 33 %, Bund und Länder gemeinsam mit 16 % als Hauptauftraggeber die tragenden Rollen. 17 % der Unternehmen sehen den gewerblichen Bereich, 18 % die Industrie als Hauptauftraggeber. Im Auslandgeschäft erzielen 36 % der Büros

Teilnehmerstruktur Das Verhältnis von großen zu mittleren und kleinen VBI-Büros unter den Umfrageteilnehmern entspricht etwa der Mitgliederstruktur. Damit gibt die Umfrage eine gutes Bild über die Situation innerhalb des VBI. Mit 29 % stellten Unternehmen mit überwiegender Tätigkeit im Konstruktiven Ingenieurbau die größte Teilnehmergruppe, gefolgt von Wasserwirtschaft (13 %), Technische Ausrüstung (12 %) , Verkehr (8 %) und multidisziplinär tätigen Unternehmen (6 %). Die meisten Teilnehmer hatte die Umfrage im Landesverband RheinlandPfalz mit 44 %. Schlusslicht war in diesem Jahr Hamburg mit nur 21 %. Die Gesamtteilnahmequote lag bei 37,7 % – das ist im Vergleich zum Vorjahr Spitze. VZA Unter www.vbi.de/Downloadcenter haben wir für Sie die Ergebnisse der VBI-Konjukturumfrage 2012 mit allen Zahlen und farbigen Grafiken zusammengefasst.

ILF Beratende Ingenieure

Zuschlag für Solarpark in Dubai Die ILF Beratende Ingenieure GmbH hat den Wettbewerrb für die Planung eines im Endausbau 1.000 MW großen Solarparks in Dubai gewonnen. Wie Dubais Energie- und Wasserversorgungsbehörde (Dubai Electricity and Water Authority) bekannt gab, setzten sich die Münchner Ingenieure mit ihrer Niederlassung in Abu Dhabi erfolgreich gegen große internationale Konkurrenz durch. Das gesamte Solarprojekt, der Mohammed bin

Rashid Al Maktoum Solar Park wird circa 2,4 Mrd. Euro kosten und sich auf einer Fläche von 48 km² erstrecken. Die Endkapazität von 1.000 MW soll bis zum Jahr 2030 erreicht werden. Damit können die Vereinigten Arabischen Emirate mindestens 5 % ihres Energieverbrauches abgedecken. Im ersten Schritt wird ein 10-MW-Photovoltaikkraftwerk realisiert, das 2013 ans Netz gehen soll. „Wir werden das Projekt von der Studie des gesamten 1.000-MW-Parks über die

Ausschreibungsplanung und Bauaufsicht bis hin zur Inbetriebnahme und Abnahme des 10-MW-Photovoltaik-Kraftwerks betreuen“, erklärte Bernhard Lässer, ILF-Geschäftsführer in München. Aufgrund der internationalen Erfahrung der ILF-Ingenieure sei er sehr zuversichtlich, dass das Unternehmen das Projekt mit Erfolg abschließen werde. „Das eröffnet uns sehr gute Chancen für weitere anspruchsvolle Aufträge“, so Lässer.

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NAMEN UND NACHRICHTEN

Europäischer Baukongress

Plädoyer für die Marktwirtschaft So viel Markt wie möglich, so wenig Regulierung wie nötig. Diese Position vertrat VBI-Präsident Dr. Volker Cornelius auf dem „Europäischen Bau Congress“ am 22. Februar in Berlin. Vor dem Hintergrund der erstmaligen Vergabe eines europäischen Infrastrukturprojekts an ein chinesisches Staatsunternehmen zu absoluten Dumpingpreisen diskutierte Cornelius mit Thomas Schleicher, Vizepräsident der FIEC, den Wirtschaftswissenschaftlern Prof. Dr. Rolf. J. Langhammer vom Kieler Weltwirtschaftsinstitut und Prof. Dr. Rudolf Hickel, Direktor des Instituts für Arbeit und Wirtschaft der Uni Bremen, Prof. Thomas Bauer, Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie und Frank Schmidt-Hullmann für die IG Bau die Frage „Europa – offener Baumarkt?“. Veranstalter des Kongresses im Rahmen der Bautec waren der Verband der Europäischen Bauwirtschaft FIEC und die RKW Rationalisierungsgemeinschaft „Bauwesen“. Wie Cornelius plädierte Prof. Langhammer für offene Märkte und das Vertrauen auf Innova-

tionskraft und europäische Qualitätsstandards als letztlich langfristig entscheidende Wettbewerbsargumente. Er erinnerte daran, dass vor 20 Jahren die Textilindustrie die gleichen Diskussionen um Dumpingpreise und Billiglöhne erlebt habe, wie sie jetzt die Bauwirtschaft erschüttern. Inzwischen, so Langhammer, sei Deutschland Weltmarktführer bei HightechProdukten wie technischen Textilien, aber eben nicht bei T-Shirts. Ebenso zeigte sich Cornelius überzeugt, dass deutsche Ingenieure auch in Zukunft bei Planung und Management großer Bauvorhaben in Europa wettbewerbsfähig seien. „Wo in Europa gibt es denn Bedarf für den Standard, den chinesische Firmen bauen?“, fragte Cornelius. Das 90 km lange polnische Autobahnprojekt wird jedenfalls nicht wie geplant zur FußballEM im Juni fertig sein, nicht von dem chinesischen Konzern, der 70 % unter Budgetschätzung angeboten hatte, fertig realisiert und am Ende weit teuerer als im Budget zunächst kalkuliert. IBO

VBI-Präsident Cornelius auf dem „Europäischen Bau Congress 2012“ Foto: Dirk Heckmann

Schinkelpreis

VBI vergibt Kooperationspreis

Renate Kaula, Vorsitzende des VBI-Fördervereins, mit dem ausgezeichneten Team.

Der 157. Schinkelwettbewerb ist entschieden. Die Preisträger des diesmal zum Thema „Ideale Realitäten – Potsdam“ ausgelobten interdisziplinären Nachwuchswettstreits des Architekten- und Ingenieurvereins Berlin (AIV) wur-

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de wie immer an Schinkels Geburtstag, dem 13. März, feierlich ausgezeichnet. Der VBI-Förderverein engagierte sich wie gewohnt mit dem Förderpreis in der Kategorie „Kooperation Konstruktiver Ingenieurbau/

Architektur“. Die Preisträger sind Rico Wittke, Ole Brügmann, Krischan Hubert sowie Sören Janson, Salzwedel, HCU Hamburg. In ihrem Entwurf haben sie das Areal südlich des Bahndamms durch neue Grünflächen gestaltet, eine spektakuläre Fuß- und Radwegbrücke an der Landspitze zur Vorderkappe vorgeschlagen und ein neues Gästehaus für die Stadt Potsdam entworfen. „Gestalterisch verbinden sie die expressive Formsprache Landschaft, Gebäude und Brücke“, lobt die Jury. Außerdem sei die Ausarbeitung der Pläne von sehr hoher Qualität, sowohl in Bezug auf Lesbarkeit des räumlichen und des konstruktiven Konzeptes, als auch in der Detailausarbeitung der Konstruktion. Dotiert ist der Förderpreis mit 2.000 Euro. Schinkelpreise (mit 2.500 € dotiert) vergab die Jury in den Wettbewerbssparten Städtebau und Landschaftsarchitektur. Zudem gab es zahlreiche Sonderpreise, darunter in den Sparten Eisenbahnbau und Straßenbau, sowie zwei Anerkennungen in der Kategorie Architektur.


NAMEN UND NACHRICHTEN

Vertreter der veranstaltenden Verbände und Organisationen mit Außenminister Westerwelle, für den VBI dabei Dr. Bernd Kordes (3. v. l.)

Außenwirtschaftstag

Politik mit Planer- und Baubranche im Gespräch Das Interesse war groß, ebenso die Erwartungen, mit denen viele der rund 430 Teilnehmer zum Außenwirtschaftstag der Baubranche am 9. Februar nach Berlin gekommen waren. Immerhin ware es das erste Mal, das sich international erfahrene Unternehmer und Freiberufler aus den Bereichen Architektur, Ingenieurleistungen und Bauausführung mit Außenpolitikern und Diplomatie zu einem solchen Erfahrungs- und Meinungsautausch im Auswärtigen Amt trafen. Systematisch strukturiert und durchweg ergebnisorientiert moderiert von Dr. Thomas Welter, Hauptgeschäftsführer des Bundes Deutscher Architekten BDA, bot die Veranstaltung zugleich Raum und Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen und Gespräche am Rande zu führen, entsprechend der zugrundeliegenden Idee eines Netzwerktreffens. Nicht zuletzt waren die auch zur Abschlussdiskussion noch gut gefüllten Reihen im Weltsaals des Außenamtes Indiz dafür, dass die vom Außenministerium in Kooperation mit BDA und Bundesarchitektenkammer, den Hauptverbänden der Deutschen Bauindustrie und des Baugewerbes, dem Netzwerk Architekturexport NAX und dem VBI organisierte Veranstaltung hielt, was das Programm versprochen hatte. Ministeriale Standpunkte Gastgeber Bundesaußenminister Guido Westerwelle betonte in seinem Grußwort, dass sich die deutsche Außenpolitik ausdrücklich auch

zur Wahrnehmung deutscher Wirtschaftsinteressen bekenne. Anders als in früheren Jahren sei Außenwirtschaftsförderung heute Kernbestandteil deutscher Außenpolitik. „Außenhandelskammern, Verwaltungen, Botschaften, Bauministerium und vor allem das Auswärtige Amt – alle haben klare Weisung, Unternehmern zu helfen, ihnen die Türen zu öffnen, Zugänge zu ermöglichen“, so der Außenminister. Das sei auch eines der zentralen Anliegen des am Vortag dieser Veranstaltung vorgestellten ressortübergreifenden außenpolitischen Konzepts der Bundesregierung „Globalisierung gestalten – Partnerschaften ausbauen – Verantwortung tragen“. Staatssekretär Jan Mücke aus dem BMVBS unterstrich, dass sein Haus den Export von Planungs- und Bauleistungen wie schon in der Vergangenheit auch künftig unterstützen werde. Als Beispiele nannte er die regelmäßige Beteiligung an den Architekturbiennalen in Venedig und Sao Paulo. Neu sei die Zusammenarbeit mit den Goethe-Instituten, die künftig im Rahmen ihres Kulturexportauftrages auch die deutsche Baukultur stärker thematisieren sollen, so Mücke. Außerdem verstehe sich das BMVBS als Auftraggeber von derzeit rund 1,2 Mrd. Euro Bauvolumen im Ausland als wichtiger Türöffner für deutsche Architekten und Ingenieure in den jeweiligen Regionen. Immerhin bewirtschafte der Bund weltweit 1.500 Immobilien.

Bestandsanalyse zu Hürden und Hemmnissen Dass die neue Rolle der Wirtschaftsförderung in der deutschen Außenpolitik Wirkung zeige, bestätigte die folgenden Auftaktdiskussion zu Problemen und Hindernissen für deutsche Planer und Baufirmen im Auslandsgeschäft. Die Teilnehmer bestätigten unisono, dass sich die politische Flankierung ihrer Exportaktivitäten in den zurückliegenden Jahren verbessert habe. Hier sei ein Wandel spürbar, konstatierte Dr. Bernd Kordes, der als Vorsitzender des Auslandsausschusses den VBI vertrat. Besonders die deutschen Botschaften seien hilfreich, wenn man sie anspreche. Als eines der wichtigsten Hemmnisse für deutsche Planer auf internationalen Märkten bezeichnete er die Kleinteiligkeit deutscher Architektur- und Ingenieurbüros. Damit hätten es deutsche Architekten und Ingenieuren schwer, im Wettbewerb mit den großen Planungsunternehmen aus dem angelsächsischen Raum Einfluss zu gewinnen, um Richtlinien und Standards zu definieren. Als spezifische Hürde sprach Kordes zudem die GIZ an, die als öffentliche Institution größter Wettbewerber deutscher Ingenieurbüros in der Entwicklungszusammenarbeit sei. Diese Konkurrenz im eigenen Land hätten Ingenieurunternehmen anderer Länder nicht. Der VBI vertrete daher den Standpunkt, die effizienter arbeitenden Planungsbüros könnten deutlich mehr Auftragsvolumen von der GIZ übernehmen. Das würde den Büros auf diesen Märkten den Eintritt erleichtern. Einig war sich die Runde zudem, dass es den Planern aus Deutschland an polititischer Unterstützung dabei fehle, die besonderen Stärken der deutschen Planungskultur effektiver zu vermarkten. Beispiel hierfür sei das Missverhältnis zwischen dem deutschen Knowhow beim energieeffizienten und nachhaltigen Bauen und dessen internationaler Vermarktung über das viel zu spät eingeführte und viel zu komplexe Gütesiegel der Deut-

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NAMEN UND NACHRICHTEN

Dr. Kordes während der Auftaktdiskussion

schen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen DGNB. Die Nase vorn hätten hier andere, die zwar nicht besser, aber schneller am Markt waren z. B. das amerikanische LEED. Vertieft wurde der Erfahrungs- und Meinungsaustausch in fünf Regionalworkshops zu den Märkten Mittlerer Osten und Nordafrike (MENA), Mittel-/Osteuropa (MOE), Sub-Sahara/Afrika, Südostasien sowie zu China und Indien, jeweils geleitet von Vertretern des Außenministeriums. Daran schloss sich eine Runde thematischer Workshops zu Infrastruktur und Ingenieurleistungsexport, zum Gesundheitswesen, zum Nachhaltigen Bauen, zum Geschäftsfeld Megacities sowie zu Akquise und Konsortialbildung an, bevor die Schlussrunde zu fassen versuchte, was in den einzelnen Themenfeldern diskutiert wurde. Lessons learned Unter dieser Überschrift trugen am Ende die Moderatoren der thematischen Workshops zusammen, wo Defizite beim grenzüberschreitenden Planen und Bauen gesehen werden und wo verstärkt politische Flankierung gefragt ist. Mehrfach angesprochen wurde da z. B. die nach wie vor ausgeprägte Produkt- und Industrieorientierung der deutschen Außenwirtschaftsförderung. Hier sei Umdenken, mehr Information und Kommunikation zwischen den Akteuren, also Botschaftspersonal und Ministeriumsvertretern einerseits und den Verbänden der Branche andererseits, notwendig. Der Außenwirtschaftstag habe dazu einen wichtiger Beitrag geleistet.

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Die generell und mehrfach im Verlaufe des Tages geäußerte Kritik an der mangelnden Berücksichtigung von Planern bei Delegationsreisen, wiesen sowohl Dr. Volker Berresheim, Leiter des Referats Außenwirtschaftsförderung im Auswärtigen Amt, als auch sein BMVBS-Kollege, Dr. Peter Reuss, als unberechtigt zurück. Das Auditorium war sich allerdings einig, dass hier Gesprächsbedarf bestehe. Des Weiteren kristallisierte sich als Wunsch an die Politik heraus, daran mitzuwirken, deutsche Planungs- und Bauqualität mit den ge-

Jörg Thiele in der Schlussrunde Fotos: Till Budde

rade international hoch geschätzten Eigenschaften wie deutscher Gründlich- und Pünktlichkeit, Korrekt- und Haltbarkeit als Marke ähnlich des Gütezeichens „made in Germany“ zu etablieren. Dem Dienstleistungsexport im Gesundheitswesen fehle ein solches Gütezeichen unterstrich auch VBI-Vizepräsident Jörg Thiele, der den Workshop Gesundheitswesen moderiert hatte. Trotz erheblichen Qualitätsvorsprungs in Sachen Planung, Bau und Krankenhausbetrieb gebe es bislang nur vereinzelt erfolgreiche Exportansätze, meist über Wettbewerbsgewinne. Aber für das Gesamtpaket aus Planen, Bauen und Betreiben von „einem Stück Krankenhaus“ fehle die Erfahrung. Hier wäre ein Label „Deutsches Krankenhaus“ als Messlatte hilfreich. Außerdem bekräftigte Thiele die auch in anderen Workshops formulierte Forderung nach Finanzierungshilfen für den Planungsexport. So könnten entsprechend strukturierte Fonds die Büros bei der Vorfinanzierung von Machbarkeitsstudien und Projektentwicklungsphasen wirksam unterstützen. Auch die immer wieder auftretenden Probleme mit Bürgschaften im Bereich Planen und Beraten seien eine wichtige, nur gemeinsam von Branche und Politik zu lösende Aufgabe. Ausblick Die Agenda für die Fortsetzung des mit dem ersten Außenwirtschaftstag begonnenen kontinuierlichen Austauschs mit Ministerien und Diplomatie werde nun erarbeitet, fasste BDAChef Welter zusammen. Gegenseitige Information und verbesserte Kommunikation seien beiderseitige Aufgaben. „Wir, die Branchenvertreter, müssen lernen, die Klaviatur der diplomatischen und politischen Unterstützung besser zu nutzen“, resümierte er den Auftrag an die tragenden Institutionen der Veranstaltung. IBO


Wir stellen aus!

Gratulation

Karl Morgen wurde 60 Am 19. März feierte Dr.-Ing. Karl Morgen, geschäftsführender Gesellschafter und Seniorpartner im Ingenieurunternehmen WTM Engineers in Hamburg, seinen 60. Geburtstag. In Isny im Allgäu in Baden-Württemberg aufgewachsen, begann sein beruflicher Werdegang 1972 mit dem Studium des Bauingenieurwesens an der Technischen Hochschule Fridericiana zu Karlsruhe, das er 1977 „Mit Auszeichnung“ abschloss. Für die herausragenden Leistungen in seiner Diplom-Hauptprüfung erhielt er gleich zwei Auszeichnungen, die „Tulla-Medaille“ sowie den „Bilfinger und Berger Preis“. Von 1979–83 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Baustatik der Universität (TH) Karlsruhe, wo er 1983 wiederum „Mit Auszeichnung“ promovierte. Es folgten berufliche Stationen im Ingenieurbüro Harrer in Karlsruhe und als Bauleiter bei der Hamburger Niederlassung von Dyckerhoff & Widmann sowie ein mehrmonatiger Aufenthalt als Mitarbeiter bei Lockwood Greene, Architects and Engineers, in New York. 1986 trat Morgen in das renommierte Hamburger Büro Windels Timm ein und wurde 1988 Partner des nunmehrigen Büros Windels Timm Morgen Partnerschaft. Zwei Jahre später erwarb er die Anerkennung als Prüfingenieur für die Fachrichtungen Stahlbau, Massivbau und Holzbau, 1995 wurde er auch vom Eisenbahn-Bundesamt (EBA) als Prüfingenieur anerkannt. Seit 2006 ist er nun Seniorpartner und Leitfigur der WTM Engineers, die heute mit Standorten in Hamburg, Berlin und München über 250 Mitarbeiter beschäftigt. Die Liste der Projekte, die Dr. Morgen fachlich und konzeptionell geprägt hat, umfasst alle Tätigkeitsfelder der WTM Engineers – von Projekten der Tragwerksplanung über Projekte im Industriebau bis zu großen Infrastrukturplanungen wie aktuell der Tunnelvariante für die Fehmarnbelt-Querung. Neben den Herausforderungen als Ingenieur hat sich Morgen in vielfältiger Weise auch ehrenamtlich in berufsständischen Organisationen engagiert. Besonders hervorzuheben ist sein langjähriger Einsatz für eine praxisgerechte Normung. Als einer der treibenden Kräfte für anwenderfreundliche Bemessungsregeln im konstruktiven Ingenieurbau hat Karl Morgen maßgebend dazu beigetragen, die Praxisinitiative Normung (PIN) ins Leben zu rufen und damit die finanzielle und organisatorische Basis für eine professionelle Mitarbeit des VBI im Verein PraxisRegelnBau e.V. (PRB), DIN und CEN zu gewährleisten. Ulrich Jäppelt

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NAMEN UND NACHRICHTEN

Bürojubiläum

Seminare

50 Jahre Böger+Jäckle

Nachfolge im Ing.-Büro

Die Böger+Jäckle Beratende Ingenieure GmbH in Henstedt-Ulzburg feierte kürzlich ihr 50-jähriges Bestehen. Das von Hajo Böger und Hermann Jäckle in Ulzburg am nördlichen Rand von Hamburg gegründete Büro entwickelte sich aus kleinen Anfängen zu einem der größten unabhängigen Ingenieurbüros in Schleswig-Holstein. Das mit der Planung von Bauwerken für die öffentliche Infrastruktur – Brücken, Tunnel – und für den Küstenschutz befasste Ingenieurunternehmen beschäftigt inzwischen 80 Mitarbeiter. Seit Anfang der 90er Jahre führen Klaus Domröse und Harald-Peter Hartmann die Geschäfte. Als unabhängige Planer, Bauleiter oder als Prüfingenieure haben die Ingenieure in den letzten Jahrzehnten an fast allen großen verkehrsplanerischen und raumordnenden Bauprojekten in Schleswig-Holstein mitgewirkt, beispielsweise an der Gablenzbrücke in Kiel, an der westlichen Elbquerung und am Rück- und Neubau der Störbrücke in Itzehoe. Zurzeit arbeitet das Büro bei den großen Küstenschutzmaßnahmen an der Unterelbe und in Dahme an der Ostsee mit. Aus Anlass des Jubiläums haben Böger+Jäckle eine Chronik herausgegeben, in der die Verkehrsentwicklung des Landes am Beispiel der Geschichte des Büros beschrieben und kommentiert wird. Autor ist der langjährige Mitarbeiter Wolf-Dietrich Karras. Das Büchlein kann auf der Böger+Jäckle-Website kostenfrei heruntergeladen werden: www.boeger-jaeckle.de.

Der Kooperationsverbund Unternehmensübergaben beginnt am 18. April in Berlin mit seinen diesjährigen Seminaren zum Thema „Nachfolge im Plaungsbüro“ in insgesamt fünf deutschen Städten. Die Stationen sind außerdem Hamburg (10. Mai), Frankfurt/Main (12. Juni), Stuttgart (2. Oktober) und Nürnberg (7. November). Qualifizierte und mit Planungsbüros erfahrene Referenten vermitteln im Rahmen der Seminare das für die erfolgreiche Übergabe benötigte Grundlagenwissen: Wie plane ich systematisch? Zu welchem Zeitpunkt gehe ich das Thema am besten an? Worauf ist besonders zu achten? Wie bewertet man ein Planungsbüro? Wie gelingt die Finanzierung? Bei allen Themen werden die unterschiedlichen Sichtweisen von Verkäufer und Käufer berücksichtigt. Der Kooperationsverbund Unternehmensübergaben, getragen von VBI und dem Bund Deutscher Unternehmensberater BDU, bietet die kostengünstige Halbtagsseminar-Reihe bereits seit 2006 erfolgreich an. Teilnehmer sind Inhaber von Ingenieur- und Architekturbüros und deren mögliche Nachfolger. Der VBI bietet darüber hinaus ein weiteres Tool zur Nachfolgesuche an: Die VBI-Datenbank, mit der der Kontakt zwischen Inhabern und potenziellen Nachfolgern vermittelt wird. Alle Informationen unter www.vbi.de/Infopool/Nachfolge im Ingenieurbüro.

Haben allen Grund zur Freude: die Mitarbeiter sowie die Geschaftsführer von Böger + Jäckle, Harald P. Hartmann (1. Reihe, 4. v. l.) und Klaus Domröse (1. Reihe, 5. v. l.)

Elektromobilität

Drees & Sommer koordiniert Konsortium Im Rahmen der von der Bundesregierung ausgeschriebenen „Schaufenster für Elektromobilität“ sind deutschlandweit 23 Bewerbungen beim Bundeswirtschaftsministerium eingegangen. Darunter auch das Konzept des Konsortiums Nordkorridor, das Nordfriesland, Flensburg, Hamburg, Schwerin und Berlin über eine Länge von fast 500 km Länge verbindet. Konsortialführer des von mehr als 50 Partnern aus Wirtschaft, Forschung und Gebietskörperschaften gebildeten Konsortiums ist Drees & Sommer. „Mit

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langjähriger Erfahrung im Projektmanagement für Infrastrukturvorhaben sehen wir die Schaufenster für Elektromobilität als einen Meilenstein, um mehr E-Power auf die Straße zu bringen. Insbesondere die nördlichen Regionen mit ihren umfangreichen Ressourcen an grüner Windkraftenergie können hier Pionierarbeit leisten“, so Phillip Goltermann, Geschäftsführer von Drees & Sommer in Hamburg. In den sogenannten Schaufenstern soll das System Elektromobilität für potenzielle Nutzer

und Öffentlichkeit erfahrbar gemacht werden. Die Schaufenster sollen dabei gleichzeitig Erforschungs- und Erprobungsraum sowie Qualifikationszentrum sein. Im Herbst 2012 soll die finale Förderentscheidung getroffen werden, so dass mit der Aufnahme der Projekte im Winter 2012 gerechnet wird. Die Förderung ist für eine Laufzeit von drei Jahren vorgesehen, in dieser Zeit sollen die Weichen für den ökonomischen, ökologischen und funktionalen Einsatz – kurz the blue way – von Elektrofahrzeugen gestellt werden.


NAMEN UND NACHRICHTEN

20 Jahre IBL

„Bahnhof des Jahres“ zum Jubiläum Mit 150 Gästen feierte das Ingenieurbüro Lambrecht Beratende Ingenieure VBI am 1. März sein 20-jähriges Bestehen: Dipl.-Ing. Eckhard Lambrecht gründete das Büro 1992 in Magdeburg. Als neuer Hauptsitz wurde eine alte Werfthalle im Wissenschaftshafen umgestaltet. Auch mit Blick auf diesen Standort würdigte der ehemalige Vorsitzende der Verkehrsministerkonferenz, Minster a. D. Dr. Karl-Heinz Daehre, in seiner Festrede die Zusammenarbeit von IBL mit diversen Forschungseinrichtungen als „richtigen Schritt im Sinne einer Zusammenführung von Wissenschaft und Industrie“. 2010 erfolgte die Gründung der IBL-Niederlassung Hannover, um Aufträge der Eisenbahngesellschaften in Westdeutschland ortsnäher betreuen und zusätzliche Fachkräfte gewin-

nen zu können. Der Tätigkeitsschwerpunkt liegt P. Frießleben, Vizepräsident Architektenkammer Sachsen-Anhalt, P. Heise, GF Architektenkammer, heute in der Generalplanung von EisenbahnE. Lambrecht, IBL-Geschäftsführer, Infrastruktur, Werkstätten und IndustriebauJ. Herrmann, Ingenieurkammer-Präsident, ten. Ein vorgezogenes „Jubiläumsgeschenk“ erDr. Daehre, Minister a.D., hielt das Büro von der Allianz pro Schiene: der Dr. Scheidemann, Beigeordneter des Bahnhof Halberstadt, für dessen Umbau und Magdeburger OB und Sanierung IBL als Generalplaner mit verantDr. Grubert, VBI-Landesvorsitzender (v. l.) bei wortlich zeichnet, wurde im Oktober als „Bahnder Jubiläumsfeier. hof des Jahres 2011" ausgezeichnet.

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NAMEN UND NACHRICHTEN

Meinungsaustausch

Staatssekretär zu Gast bei Dönges Die Gesprächsteilnehmer (v. l.): Ehmann, Matiasch, Spaltner, Peter, Braun, Dönges und Meyer.

Foto: Gießener Anzeiger

Bürojubiläum

20 Jahre Geoconsult

Zu einem Meinunsgaustausch in Sachen Berufsbildung und Ingenieurnachwuchs war Dr. Helge Braun (CDU), Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Ende Februar zu Gast im VBIMitgliedsbüro Dönges Beratende Ingenieure im hessischen Biebertal. Zur Gesprächsrunde begrüßte Alexander Dönges außerdem die CDU-Lokalpolitiker Werner Spaltner, Dietmar Matiasch und Reinhard Peter, außerdem Christiane Meyer, im Büro Dönges zuständig für Personal, und Oliver Ehmann, Vorsitzender des Regionalkreises Mittelhessen „Die Familienunternehmer“. Dönges, der das 1973 von seinem Vater gegründete Ingenieurunternehmen seit einigen Jahren leitet, informierte den Besuch aus Ber-

lin über Leistungsspektrum und aktuelle Projekte, die die 70 Mitarbeiter und zwei Azubis derzeit bearbeiten. Zudem werden einige Studenten betreut. Wie Dönges berichtete, würde das Büro mit Niederlassungen in Frankfurt, München, Kaiserslautern und Thessaloniki, gern expandieren. Da es aber zurzeit schwer sei, geeignete Fachkräfte zu bekommen, ist das nicht möglich. Staatssekretär Braun verwies auf den Start einer Kampagne, die mehr Frauen für ein Ingenieurstudium begeistern soll. Erste Erfolge seien zu verzeichnen. Außerdem sprach Dönges die mit den neuen Studienabschlüssen Bachelor und Master eingeläutete Abschaffung des Titels „Diplomingenieur“ an. „Das schadet unserem Berufsstand“, sagte Dönges im Namen des VBI.

Planungsgruppe VA

Neuer Standort in Franken Die Planungsgruppe VA expandiert weiter und eröffnete Anfang Februar in Nürnberg eine neue Geschäftsstelle. Das Ingenieurunternehmen für technische Gebäudeausrüstung hat seinen Hauptsitz in Hannover und bereits Standorte in Magdeburg und Frankfurt a. M. mit insgesamt über 60 Mitarbeitern. „Unser Team in Nürnberg wird sich intensiv mit der Planung innovativer und technisch anspruchsvoller Gebäude befassen. Schwerpunkte werden vor allem im Bereich von Gesundheitsimmobilien, Schwimmbädern sowie Versammlungs- und Sportstätten liegen“, erklärt Markus Heiß, der neue Partner des Hannoveraner Unternehmens und Geschäftsführer des Büros in Nürnberg.

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Das VBI-Sachverständigenbüro Geoconsult Holger David, Sachverständiger für Altlasten, Geotechnik, Hydrogeologie und Gebäudeschadstoffbewertung, feierte am 1. April sein 20-jähriges Firmenjubiläum. 1992 zunächst als GbR mit zwei Gesellschaftern in Bochum gegründet, trennten sich zum Jahreswechsel 2007/2008 Holger David und sein Geschäftspartner. David und seine Mitarbeiter zogen mit der Geoconsult an den heutigen Standort in Bochum-Ehrenfeld. Das Büro ist heute als Gutachter und Planer tätig. Arbeitsgebiete sind Altlastenbewertung, geotechnische Untersuchungen und Baugrundbewertung sowie hydrogeologische Fragestellungen. Außerdem werden Gebäudeschadstofferkundungen sowohl vor dem Hintergrund eines Gebäudeabbruches, als auch einer Erhaltungssanierung durchgeführt.

Umfirmierung

WSP Deutschland AG Seit dem 1. Januar 2012 firmiert die WSP CBP Consulting Engineers AG unter neuem Namen: Das Planungs- und Beratungsunternehmen für die Baubranche heißt jetzt WSP Deutschland AG. Mit der Umfirmierung geht eine neue Struktur einher: Die als GmbHs organisierten Gesellschaften für die Geschäftsbereiche Projektmanagement, Generalplanung, Technische Ausrüstung, Tragwerksplanung, Baumanagement und Umwelt sowie die Servicegesellschaft wurden mit der bisherigen Holding verschmolzen und damit alle Kompetenzen unter einem Dach gebündelt. Schon seit 2007 gehört die Ingenieurgesellschaft zur globalen WSP Gruppe und verbindet seither internationale Expertise mit Präsenz vor Ort an zehn Standorten in Deutschland.


Light+Building 2012

Das Gebäude als Kraftwerk Gebäude verbrauchen etwa 40 % der Gesamtenergiemenge. Entsprechend wichtig ist ihre Rolle bei der Energiewende. Welche Möglichkeiten und Chancen intelligente und vernetzte Gebäude bieten, zeigt die Light+Building, weltgrößte Messe für Licht und Gebäudetechnik vom 15. bis 20. April in Frankfurt. Mehr als 2.100 Aussteller präsentieren ihre Weltneuheiten für Licht, Elektrotechnik, Haus- und Gebäudeautomation sowie Software für das Bauwesen. Die Sonderschau „Das Gebäude als Kraftwerk im Smart Grid“ zeigt, wie das vernetzte Gebäude dezentral Energie erzeugt, speichert, verteilt und nutzt. Geplant und umgesetzt wurde diese Sonderschau im Auftrag der Messe Frankfurt durch das VBI-Mitgliedsbüro Canzler Ingenieure Frankfurt am Main/Mülheim an der Ruhr. Canzler berät und entwickelt Konzepte für transparente und wirtschaftliche Zukunftsimmobilien. Im Rahmen der Messe-Sonderschau sind – zum Teil im Live-Betrieb – Systeminstallationen mit am Markt erhältlichen Produkten beziehungsweise Komponenten zu sehen. Dazu zählen Photovoltaik, Windkraft, Kraftwärmekopplung, Brennstoffzellen- und Speichertechnik, verschiedenste Speicher, Wandler, Zähler, Schalt- und Schutzbausteine, Installationstechniken sowie ihre Vernetzung und Integration einschließlich Visualisierungen und Bediengeräten. Software errechnet und steuert, wann Verbrauchsgeräte Aufgaben am günstigsten erledigen und wohin erzeugte Energie geleitet oder verkauft wird.

Verkehrsprojekte

Infrastrukturbeschleunigungsprogramm Im Februar beschloss der Bundestagshaushaltausschuss mit dem „Infrastrukturbeschleunigungsprogramm“ die kurz zuvor von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer vorgelegte Projektliste der in den kommenden zwei Jahren umzusetzenden Verkehrsprojekte. Ramsauer präsentierte die Liste nachdem sein Verkehrsetat um eine Milliarde Euro aufgestockt worden war. Davon sind 600 Mio. für den Fernstraßenbau und 300 Mio. für den Bau der fünften Schleuse am Nord-Ostsee-Kanal vorgesehen, die 100 Mio. Euro für den Schienenverkehr sollen vor allem in Bahnhofsmodernisierungen investiert werden.

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NAMEN UND NACHRICHTEN

Deutscher Brückenbaupreis 2012

Ingenieurbaukunst vom Feinsten von Ines Bronowski

Der Wettbewerb Der Applaus galt aber auch den vier für den Deutschen Brückenbaupreis 2012 nominierten Bauwerken in den beiden Wettbewerbskategorien „Straßen- und Eisenbahnbrücken“ sowie „Fuß- und Radwegbrücken“. Das waren bei den großen, den Straßen- und Bahnbrücken, die Niederrheinbrücke Wesel, die mit ihrem 130 m hohen Pylon zum neuen Wahrzeichen der Stadt und der flachen Landschaft ringsum wurde, und die Sandauer Brücke im sachsen-anhaltinischen Havelberg, der die Jury Eleganz bis ins kleinste Detail bescheinigte. Als verantwortliche Ingenieure der Rheinbrücke stellte der Moderator des Abends, der TV-Journalist Dieter Moor, Gregor Gebert, Schüßler-Plan, und Hans Löckmann vom Landesbetrieb Straßenbau NRW vor, als „Väter“ der Sandauer Brücke Peter Poitzsch, VIC Brücken und Ingenieurbau GmbH, sowie Henry Ripke, Architekt aus Berlin. In der Kategorie Fuß- und Radwegbrücken waren neben dem Preisträgerbauwerk die im Emscher Landschaftspark federleicht über den Rhein-Herne-Kanal schwingende integrale Hängebrücke von Dipl.-Ing. Andreas Keil, Büro Schlaich Bergermann und Partner, sowie die filigrane Hängebrücke über den Urftsee im Nationalpark Eifel von Dipl.-Ing. Lorenz Cornelissen vom gleichnamigen Ingenieurbüro nominiert. Alle sechs Brücken sind Bauwerke, in denen sich Ästhetik und konstruktive Kreativität mit Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit verbinden – „Ingenieubaukunst vom Feinsten“, wie BIngK-Präsident Dr. Jens Karstedt sagte. Sie sind signifikante Beispiele des maßgeblichen Beitrags der Ingenieure zur Baukultur in Deutsch-

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land. Diesen Beitrag stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken – mit diesem Anliegen sind Bundesingenieurkammer (BIngK) und VBI 2006 angetreten, als sie den Deutschen Brückenbaupreis gemeinsam aus der Taufe hoben. Die Taufpaten von damals, das Bundesbau- und Verkehrsministerium sowie die Deutsche Bahn AG als Hauptsponsor, haben den Wettbewerb zur Würdigung herausragender Ingenieurleistungen von der Premiere bis zur nunmehr vierten Preisverleihung hilfreich begleitet. Die Bundesregierung werde den Wettbewerb um den Deutschen Brückenbaupreis auch weiterhin fördern, wie Jan Mücke, Parlamentarischer Staatssekretär im BMVS, in Dresden versicherte. Er freue sich sehr über das Engagement der

Deutschen Bahn AG und bedankte sich dafür ausdrücklich. Mücke verwies in seinem Grußwort zudem auf die gesellschaftliche Dimension kreativer Ingenieurkunst: „Wir sind in der Welt führend bei Ingenieurleistungen, Ingenieure haben Deutschland groß gemacht“. Ganz in dieser Tradition stehend, seien die nominierten Brücken technische und gestalterische Meisterleistungen, lobte der Staatssekretär. Die Festveranstaltung Zuvor hatte der neue Rektor der gastgebenden TU Dresden, Prof. Dr. Hans Müller-Steinhagen, auf die Menschen, Länder und Regionen verbindende Rolle von Brücken hingewiesen. Er


würdigte zudem die einmalige Erfolgsgeschichte, die dem vom aktuellen BrückenbaupreisJuryvorsitzenden Prof. Dr. Jürgen Stritzke begründeten und im vergangenen Jahr von Prof. Dr. Manfred Curbach übernommenen Dresdner Brückenbausymposium geglückt sei. Die vor 22 Jahren mit weniger als 20 Teilnehmern gestartete regionale Fachveranstaltung vesammele inzwischen regelmäßig mehr als 1.000 Fachleute und ziehe zunehmend auch internationale Gäste nach Dresden. Mit der seit 2006 alle zwei Jahre am Vorabend des Symposiums stattfindenden Verleihung des Deutschen Brückenbaupreises bekam die Fachveranstaltung zusätzlichen Glanz und Strahlkraft auch über die Fachwelt hinaus, dem Wettbewerb bescherte dies von Anfang an einen vollen Saal mit regelmäßig mehr als 1.000 Gästen. Diese warteten auch diesmal gespannt auf das Ergebnis, das bis zum Abend der Preisverleihung streng gehütetes Geheimnis von Auslobern und Jury war. In deren Namen versicherte Prof. Stritzke, dass die Jury zwar lange debattiert und gestritten habe, „Streitäxte, Hellebarden und Lanzen“ dabei aber nicht zum Einsatz kamen. Vielmehr habe sich die Jury immer von der Frage leiten lassen, „ist diese Brücke ein ganzheitlich gelungenes Bauwerk. Die dafür als Wertungsmaßstab dienenden sechs Kriterien waren: Gestaltung, Konstruktion, Funktion, Innovation, Wirtschaftlichkeit, Pla Blick in das voll besetzte Audimax der TU Dresden

VBI-Vizepräsident Thiele applaudiert den Preisträgern St. Sonnabend und L. Krontal (v. l.)

Preisträger F. Ehrlicher mit BIngK-Präsident Dr. Karstedt

nungs- und Bauverfahren sowie Nachhaltigkeit. Am Ende fielen die Entscheidungen in einer Kategorie einstimmmig, in der zweiten zwar nicht einstimmig, aber mit sechs Ja-, zwei Nein-Stimmen und einer Enthaltung eindeutig. Dass die „diesjährigen Entscheidungen der Jury vielleicht die bisher schwierigsten“ in der Geschichte des Deutschen Brückenbaupreises waren, wertetet Stritzke als Zeichen der hervorragenden Qualität der Brücken und des hohen Stellenwertes des Brückenbaupreises. Die Preisträger Bevor VBI-Vizepräsident Jörg Thiele dann den ersten roten Umschlag mit dem Wettbewerbsergebnis in der Kategorie Straßen- und Eisenbahnbrücken öffnete, folgte die Vorstellung der nominierten Bauwerke, der „Superstars des Abends“, wie Moderator Moor die Filmpor-

träts ankündigte. „Jede dieser drei Brücken ist ein Wahrzeichen moderner Ingenieurbaukunst. Sie faszinieren und überzeugen mit ihrer Eleganz und perfekten Abstimmung auf ihre Umgebung“, sagte Thiele, während er Umschlag und Laudatio zur Hand nahm. Er sei genauso gespannt wie die Nominierten auf das Ergebnis, das er dann in die gespannte Stille im Saal hinein verkündete. Unter dem Beifall des Auditoriums überreichte er Ludolf Krontal und Stephan Sonnabend den Deutschen Brückenbaupreis 2012 in der Kategorie Straßen- und Eisenbahnbrücken. Im Siegerinterview lobte Krontal die bei der Planung der Scherkondetalbrücke erlebte Aufbruchstimmung bei seinen Kollegen der Bahn. Stephan Sonnabend freute sich über den nun preisgekrönten Nachweis, dass diese Brücke baubar ist, denn für ihn als Ausführungspla-

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NAMEN UND NACHRICHTEN

Die Auslober BIngK-Präsident Karstedt und VBI-Vize Thiele mit Moderator Moor

ner bestand die größte Herausforderung bei diesem Projekt darin, entgegen mancher Befürchtung, dass dieses Bauwerk doch gar nicht baubar sei, diese Brücke zu realisieren. Als BIngK-Präsident Dr.-Jens Karstedt mit dem zweiten roten Umschlag für die Kategorie Fußund Radwegbrücken ans Rednerpult trat, kehrte erneut Ruhe im Hörsaalrund ein. Die Überraschung war perfekt als Karstedt die „Blaue Welle“, Flöha, als Preisträgerbauwerk vorstell-

Grußwort BMVBS-Staatssekretär Mücke

te und Frank Ehrlicher als maßgeblich verantwortlichen Ingenieur für dieses Bauwerk auf die Bühne bat. Der strahlende Sieger erzählte von der identitätsstiftenden Wirkung „seiner“ Brücke. Dafür stehe einerseits der schnelle gefundene Spitznamen „Blaue Welle“, aber auch die Mitwirkung einiger Schulklassen an praktischen Schwingungsuntersuchungen. Diese zeigten, so Ehrlicher, dass die Konstruktion auch ohne

zusätzliche Schwingungstilger gebrauchstauglich sein werde. Das Schlusswort ... hatte gewissermaßen schon traditionell die Deutsche Bahn AG als Hauptsponsor des Wettbewerbs und mit rund 27.000 Brücken im Bestand einer der wichtigsten Akteure in Sachen Brückenbaukultur im Lande. Artur Stempel, Konzernbevollmächtigter der DB AG für den

Die Scherkondetalbrücke Ein ästhetisch überzeugendes, innovatives Bauwerk und ein Meilenstein des modernen Eisenbahnbrückenbaus für den Hochgeschwindigkeitsverkehr, befand die Jury. Als erste semi-integrale Brücke der Deutschen Bahn AG setze das Bauwerk sowohl in gestalterischer als auch statisch-konstruktiver Hinsicht Maßstäbe. Die nahezu fugen- und lagerlose Konstruktion ermöglichte ein wirtschaftliches und nachhaltiges Bauwerk, das sich zudem wunderbar in die Landschaft einfügt. Die im Vergleich zu vielen älteren Bahnbrücken leicht und elegant wirkende Brücke ist Prototyp einer neuen Generation von Bahnbrücken. Damit sei die 576,5 m lange Brücke über das Tal der Scherkonde im Weimarer Land auch im internationalen Maßstab ein hervorragendes Aushängeschild innovativer deutscher Ingenieurbaukunst, urteilte die Jury.

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NAMEN UND NACHRICHTEN

Alle Preisträger und Nominierten mit den beteiligten Teams, Jurymitgliedern und Gästen

Freistaat Sachsen, zeigte sich stolz darauf, dass „unsere Brücke“ gewonnen hat. Er bestätigte, dass bei der Bahn einiger Mut erforderlich gewesen sei, das semi-integrale Konzept der Brücke zu realisieren. Er dankte allen beteiligten Ingenieurbüros und Baufirmen dafür, dieses Bauwerk in guter Zusammenarbeit auch mit dem Eisenbahnbundesamt sowohl „in-time als auch in-budget“ verwirklicht zu haben. Mit dem Preis für die Scherkondetalbrücke sah er zu-

gleich das Wirken des vor einigen Jahren ins Leben gerufenen Brückenbeirats der DB AG auf das Erfreulichste gewürdigt, dessen Leitmotiv „Schöne Brücken zu überschaubaren Kosten“ als wegweisend bestätigt. Damit endete der offizielle Teil der Festveranstaltung zur Verleihung des Deutschen Brückenbaupreises 2012. Doch nach dem Fest ist vor der Neuauslobung – auf dem 23. Dresdner Brückenbausymposium am 11. März 2013

Fotos: Dt. Brückenbaupreis/T. George

werden VBI und BIngk den Deutschen Brückenbaupreis erneut ausloben. Die Jurybegründungen zu den Siegern und den nominierten Bauwerken sowie weitere Informationen zum Wettbewerb: www.brückenbaupreis.de. Autorin: Ines Bronowski, Redaktion BI

Die „Blaue Welle“ Die Jury verleiht der 110 m langen Brücke in Flöha den Deutschen Brückenbaupreis 2012, weil mit ihr eine anspruchsvolle Aufgabe in einem schwierigen städtebaulichen Umfeld hervorragend gelöst wurde. Das sförmig gekrümmte Bauwerk, das den Bahnhofsbereich mit einem Naherholungsgebiet verbindet, beeindruckt durch seine ganzheitlich gelungene Gestaltung. Das robuste und wartungsarme dreifeldrige Tragwerk wurde konsequent durchgestaltet und tadellos errichtet. Die asymetrisch angeordneten Vouten an den Außenradien der Bögen verleihen der Brücke ihr markantes fließendes Erscheinungsbild und machen sie zur „perfekten Blauen Welle“. Das Bauwerk und seine Farbgebung prägen den neuen Bahnhofsbereich Flöhas, werten ihn gestalterisch auf, ohne ihn zu dominieren, lobt die Jury.

BERATENDE INGENIEURE 3/4 n 2012

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WORAN ARBEITEN SIE GERADE?

Dorsch International Consultants GmbH, www. Dorsch.de

Wir arbeiten ...

... am kreuzungsfreien Ausbau des Mittleren Rings, München

Der seit August 2009 laufende kreuzungsfreie Ausbau im Abschnitt Südwest des Mittleren Rings, dazu gehört u. a. der verkehrsreiche Anschluss zur A 95, dauert bis 2015. Während der gesamten Bauzeit muss der Verkehr auf zwei jeweils dreistreifigen Fahrbahnen um das in teils offener Bauweise, teils Deckbauweise erstellte Tunnelbauwerk herumgeführt werden. Dafür ist die Münchner Ingenieurgesellschaft Dorsch verantwortlich, die in diesem Bereich auch mit der Tunnel-, Brücken- und Straßenplanung betraut ist. Auch die Planung der provisorischen Verlegung von Rad- und Gehwegen sowie Zufahrten zu den verschiedenen Anwesen obliegt den Dorsch-Ingenieuren. Die fünf Hauptphasen und zahlreichen Zwischenphasen der provisorischen Verkehrsführungen wurden während der Bauzeit mehrmals auf Grund einer geänderten Herstellung bzw. Baufolge umgeplant. „Es ist verblüffend, wie es denen gelingt, den Verkehr allen Widrigkeiten zum Trotz relativ flüssig zu halten. Irre, wie reibungslos das läuft...“, zitierte die Süddeutsche Zeitung ADAC-Pressesprecher Axel Arnold, der selbst jeden Morgen die Baustelle passieren muss. 쮿

Bild: Dorsch

Ingenieurgesellschaft Dr. Siekmann + Partner mbH, Thür, www.siekmann-ingenieure.de

…an der planerischen Umsetzung der semizentralen Klärschlammbehandlung auf der Kläranlage Selters Vor dem Hintergrund endlicher Ressourcen und tendenziell steigender Energiepreise haben die Verbandsgemeinden Selters, Dierdorf und Wirges sowie der Zweckverband Abwassergruppe Holzbach die Zentralisierung ihrer Abwasser- und Klärschlammbehandlung beschlossen. Umfangreiche Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen führten zu folgendem Ergebnis: Die Kläranlage Selters wird durch den An-

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schluss weiterer Ortsgemeinden von derzeit 8.500 EW auf eine Ausbaugröße von 11.500 EW erweitert. Durch Umstellung der Verfahrenstechnik wird neben der neuen Faulungsanlage nur der Neubau eines Vorklärbeckens sowie eines Zwischenhebewerks erforderlich. Durch Reduzierung des Schlammalters von derzeit mehr als 25 auf ca. 12–15 Tage ergeben sich in der biologischen Anlagenstufe ausreichend Kapazitäten für die Mitbehandlung des Abwassers weiterer Ortslagen. Die von der Dr. Siekmann + Partner mbH neu entwickelte zweistufige Kompaktfaulung (s. Abb.) wird für eine Ausbaugröße von 34.700 EW ausgeführt, so dass auch die Schlämme verschiedener Nachbarkläranlagen (Holzbachtal, Herschbach, Isenburg und Maischeid) mitbehandelt werden können. Zur energetischen Optimierung werden auch diese Anlagen bei

der Abwasserreinigung auf ein niedrigeres Schlammalter umgestellt. Die Schlämme werden jeweils maschinell voreingedickt und zur Kläranlage Selters transportiert. Durch die Zentralisierung der Klärschlammbehandlung gelingt es, auch die anfallenden Schlämme kleinerer Kläranlagen einer Schlammfaulung zuzuführen und Energie in Form von Klärgas zu generieren. Dafür hat die Ingenieurgesellschaft Dr. Siekmann + Partner ein ökonomisches Behältersystem entwickelt, das durch einfache Bauwerkskubatur und kompakte Anordnung kostengünstig funktioniert. Durch Aufteilung des Gesamtvolumens auf mehrere Reaktoren werden gleichzeitig die verfahrenstechnischen Vorteile der mehrstufigen Abbaukinetik genutzt und ein höherer Gasertrag erreicht. Baubeginn war 2011, die Inbetriebnahme ist für 2013 geplant. 쮿


WORAN ARBEITEN SIE GERADE?

Grontmij GmbH, Bremen, www.grontmij.de

... an einer neuen Abhitzekesselanlage für das GuD-Kraftwerk Erfurt-Ost Die Grontmij GmbH ist von der SWE Energie GmbH mit der Planung für eine neue Gasturbinen-Abhitzekesselanlage für das GuD-Kraftwerk Erfurt-Ost beauftragt worden. Mit dem Neubau der Anlage wird sich der FernwärmeAnteil bei der Versorgung der Thüringer Hauptstadt, der in Kraft-Wärme-Kopplung erzeugt wird, deutlich erhöhen. Dadurch soll sich die Emissionsbilanz an Luftschadstoffen, besonders im innerstädtischen Bereich, verbessern. Die Ingenieure von Grontmij sind verantwortlich für die Planung und Genehmigung der neuen Anlage, für Ausschreibung und Vergabe, die Überwachung der Errichtung und die Inbetriebnahme. Die neue Gasturbinen-Abhitzekesselanlage wird eine elektrische Leistung von ca. 32 MW aufweisen. Zusätzlich ist die Errichtung eines Wärmespeichers mit einem Volu-

men von ca. 7.000 m3 vorgesehen. Die Herausforderung des Vorhabens liegt in der Kürze der Zeit bis zur Projektrealisierung: Das Projekt wurde im September 2011 begonnen und soll in 2014 abgeschlossen sein.

Auf dem Foto von der Vertragsunterzeichnung vertreten Geschäftsführer Dr. Bernhard Poos (Mitte), Volker Grotefeld, Bereichsleiter Energie (r.), sowie Dr. Walter Westphal (l) die Grontmij GmbH. 쮿

Spiekermann AG Consulting Engineers, www.spiekermann.de

... an der Erneuerung der Systeme zur Grundwasserableitung einer Altdeponie im Landkreis Anhalt-Bitterfeld Die MDSE Mitteldeutsche Sanierungs- und Entsorgungsgesellschaft mbH Bitterfeld-Wolfen lässt derzeit auf ihrer Altdeponie Freiheit III im Landkreis Anhalt-Bitterfeld die hydraulischen Systeme zur Grundwasserabsenkung grundlegend erneuern. Zurzeit werden ca. 2,7 Mio. m3

Grundwasser gehoben und durch ein bestehendes Leitungssystem in die Vorflut Mulde abgeleitet. Wichtige Voraussetzung dafür ist die Sanierung der teilweise siebzig Jahre alten Rohre, die zur Ableitung genutzt werden. Ziel ist es, den Deponiefuß auch künftig trocken zu hal-

ten und das Herauslösen von Schadstoffen beim Durchströmen von Grundwasser zu verhindern. Unterstützt wird dieser Effekt durch die Errichtung einer Oberflächenabdeckung, die das Versickern von Niederschlagswasser in den Deponiekörper verhindert. Die von der MDSE beauftragte Ingenieurgesellschaft Spiekermann setzt bei der Sanierung der Freispiegelwasserleitungen aus Beton (DN 900) auf das Swage-Lining-Verfahren. Dabei wird ein Polyethylen-Rohr (PE-Rohr) durch ein konisches Gesenk in die vorhandene Leitung eingezogen. Während der Zugentlastung presst sich das Rohr gegen die Innenwand der zu sanierenden Rohrleitung, der komplette Rohrdurchmesser wird bestmöglich ausgenutzt. Außerdem ist kein offener Rohrgraben wie bei anderen Maßnahmen erforderlich. Nach zwei Monaten Bauvorbereitung wurde im Herbst 2011 innerhalb von zwei Tagen bereits ein 600 m langer Rohrstrang eingezogen, 2012 folgen weitere 1.400 m. 쮿

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GEBÄUDETECHNIK

Nearly Zero Energy Building

Der Weg zum NZEB – Die Technik bringt`s von Dieter Thiel

Zieldefinition Um es vorweg zu sagen: Keiner der europäischen Staaten hat bisher verbindlich das Ziel „Niedrigstenergiehaus“ klar definiert [1]. Bislang halten sich alle Staaten unisono diesbezüglich sehr bedeckt. Allerdings verdichten sich momentan die Quellen, die die Zielgrößen in Deutschland 2020 mit einem Primärenergieverbrauch von 40 bis 60 kWh/(m²a) prognostizieren. Allerdings ist nicht ganz sicher, ob der bisherige Bewertungsmaßstab „Primärenergiebedarf“ die charakterisierende Größe bleiben soll, oder der „Endenergiebedarf“ – also das, was der Nutzer letztendlich auch bezahlt – sie zukünftig ablösen wird. Getrieben wird diese Diskussion im Wesentlichen durch die Vielzahl versorgerspezifischer Primärenergiefaktoren bei der Fernwärme. Der Verband der Fernwärmeversorger AGFW hat aktuell 48 unterschiedliche Werte, meist im Bereich fp = 0 bis 0,4 (Pauschalwert 0,7), veröffentlicht. Im Nachweisverfahren bedeutet das: Fernwärme mit fp = 0 wird zum Innovationskiller. Hat ein Gebäude einen Fernwärmeanschluss, dann spielt die Energieeffizienz der anderen Verbraucher (fast) keine Rolle mehr? Das kann nicht sein. Wie in anderen Ländern auch, muss ein einheitlicher Wert her. Ist-Zustand Wo liegen im Augenblick die durchschnittlichen Energieverbräuche? Hierzu lassen sich Benchmarks unterschiedlicher Quellen heranziehen, insbesondere die der Arge-Benchmark [2] oder die Angaben in den Vereinfachungen zur EnEV [3]. Auch Schmidt Reuter führt eine hausinterne Benchmarkdatei aus mittlerweile 270 unterschiedlichen Gebäuden, überwie-

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gend aus dem Verwaltungsbereich. In allen Fällen handelt es sich um Verbrauchs-, nicht um Bedarfswerte gemäß DIN V 18599. Wie zu erwarten, gibt es zum Teil erhebliche Ausreißer. Insgesamt korrelieren die Mittelwerte aus der Schmidt-Reuter-Datei aber sehr gut

mit denen aus der Vereinfachung. Sie liegen im Bereich Wärme um 100 kWh/(m² BGFa) und bei Strom in der Größenordnung von 30 kWh/(m²BGFa). Interessant ist auch der Vergleich bei Gebäuden, für die zusätzlich zur Verbrauchsdaten-

Energiebenchmark Endenergie Wärme

Energiebenchmark Endenergie Strom


GEBÄUDETECHNIK

analyse Bedarfsausweise erstellt wurden. Beide Werte weichen zum Teil erheblich voneinander ab. Die rechnerisch ermittelten Wärmebedarfswerte liegen immer über den tatsächlichen Verbrauchswerten, im Mittel um rund 30 %. Beim Strom dagegen ist für die überwiegende Zahl der Gebäude der Bedarfswert niedriger als der Verbrauch, im Durchschnitt um knapp 50 %. Im Bereich Wärme könnte die Abweichung durch zu konservative Rechenansätze begründet sein, beim Strom ist der Hauptgrund sicherlich die Tatsache, dass beim berechneten Bedarf die nutzerspezifischen Verbräuche für PCs etc. nicht berücksichtigt werden. Das Quantifizieren von Maßnahmenempfehlungen oder Investitionsentscheidungen auf Basis von Berechnungen nach DIN V 18599 kann so zu einer erheblichen Fehleinschätzung führen, es sei denn, es besteht die Möglichkeit Bedarfsberechnungen durch Verbrauchswerte zu normieren. Für die zukünftige Arbeit macht diese Erkenntnis deutlich, wie wichtig eine sorgfältige Berechnung ist, um das Fehlerpotenzial so gering wie möglich zu halten. Verbrauchsstruktur Messtechnisch wird die Verbrauchsstruktur in Gebäuden nur in den wenigsten Ausnahmefällen detailliert erfasst und ausgewertet. Anders als bei den Benchmarkwerten stützen sich die folgenden Aussagen weniger auf Messungen als vielmehr auf eine Vielzahl von Simulationsberechnungen. Sie zeigen, dass das Thema Wärme, das im Objektbereich nur die Hälfte des End- und ungefähr 40 % des Primärenergiebedarfes ausmacht, eher eine untergeordnete Rolle spielt. Das Optimierungspotenzial liegt eindeutig im Bereich Strom. Reduzierungspotenzial Die Wärmestandards der EnEV 2009 liegen bereits auf einem so hohen Level, dass in Verbindung mit der stromlastigen Verbrauchsstruktur die Effektivität baulicher Maßnahmen stark begrenzt ist. Bauliche Maßnahmen beschränken sich auf: • stärkere Dämmungen im Bereich Wand und Dach mit U ≤ 0,2 W(m² K) und eine • höhere Dämmqualität im Bereich der Fenster mit UW ≤ 0,9 W/(m² K). Weitaus größere Möglichkeiten bieten technische Maßnahmen:

Vergleich Bedarf und Verbrauch (Wärme)

Vergleich Bedarf und Verbrauch (Strom)

Verbrauchsstruktur Bürogebäude (Endenergie)

Verbrauchsstruktur Bürogebäude (Primärenergie)

• effektivere Wärmerückgewinnungssysteme mit Wirkungsgraden η ≥ 75 % • effektivere Ventilatoren und Kanalnetze entsprechend der Klasse SFP < 2 • Nutzung der freien Kühlung durch Umweltenergie (Grundwasser, Geothermie) oder PCMSpeichersysteme, die antizyklisch zum Bedarf nachts geladen werden können

• nutzungs- und bedarfsabhängige Beleuchtung. In Tabelle 1 (S.26) ist die Wirksamkeit unterschiedlichster Maßnahmen im baulichen und technischen Bereich dargestellt. Vergleichsgrundlage ist eine Gebäudeausführung „Ist-Zustand 2009“. Aufgezeigt wird in der Variante „Optimierung 2020“ das Potenzial bekannter Lösungen, wie erhöhter Wärmedämmung, Geo-

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CO2-Minderungskosten

GEBÄUDETECHNIK

Tabelle 1: Energieeffizienz baulicher und technischer Maßnahmen zur Erreichung eines NZEB-Standards in Bürogebäuden

thermie, nutzungsabhängige Beleuchtung und die Verwendung von LED-Arbeitsplatzleuchten. Additiv dazu ist die Effektivität aktiver Maßnahmen wie Photovoltaik und Eigenenergieerzeugung durch ein BHKW dargestellt („Optimierung 2020 plus Eigenerzeugung“). Deutlich wird, dass der Ist-Zustand 2009 mit knapp 145 kWh/(m²NGF a) noch weit vom Ziel entfernt ist. Auch unter Ausschöpfung aller bekannten Möglichkeiten, wird der angestrebte Standard Qp ≤ 60 kWh/(m²NGF a) verfehlt. Immerhin liegt eine Halbierung des Primärenergiebedarfes auf 72 kWh/a im Bereich des Möglichen. Zusätzlichen Spielraum im einstelligen Bereich nach unten böten evtl. noch die Transmissionswärmeverluste. Fazit Ohne aktive Eigenenergieproduktion im Gebäude, z. B. durch die Nutzung von Photovoltaik oder BHKWs wird das Ziel nicht erreichbar. Der Einsatz von Photovoltaik im überschaubaren Rahmen (Ansatz: 0,05 m²PV-Fläche/(m²NGF)) entsprechend 6 WP/(m²NGF) reduziert den Primärenergiebedarf bereits um rund 12 kWh/(m²NGF a), ein erdgasbetriebenes BHKW (Leistung ca. 0,0014 kWel/m²NGF) um rund 7 kWh/(m²NGF a). Der BHKW-Betrieb böte zudem noch die Möglichkeit, durch den Betrieb mit Biogas die Primärenergieersparnis auf rund 26 kWh/(m²NGF a) zu steigern. Nur durch Einsatz dieser aktiven Maßnahmen ist das Nearly-Zero-Energy-Building-Ziel erreichbar.

CO2-Minderungskosten

Kosten für die Energie-Reduzierung Abbildungen: Schmidet Reuter Integrale Planung und Beratung

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Was kosten die Maßnahmen, wie groß ist das CO2-Minderungspotenzial? Letztlich muss jede Maßnahme wirtschaftlich vertretbar und budgetkonform realisierbar sein. Wichtig ist dazu eine klar nachvollziehbare und überschaubare Bewertungsmethode der finanziellen Aufwendungen für: • Energieeinsparung und • CO2-Minderung. Zum Thema CO2-Minderungskosten gibt es eine Reihe von Ansätzen wie z. B. [4], der sehr umfangreich und komplex ist, möglicherweise ein Grund, warum er bisher noch keine breite Anwendung gefunden hat. Die folgende Betrachtung beruht auf einem einfachen Ansatz, in dem der Mehraufwand für die Erstinvestition in Relation gesetzt wird zu der über den Lebenszyklus (LC) eingesparten Energie- und CO2-


GEBÄUDETECHNIK

Tabelle 2: Reduzierungspotenziale und Kosten für CO2-Minderung und Energieeinsparung

Menge. (LC technisch 15 Jahre, LC baulich 30 Jahre). Es werden folgende, für die Bewertung wichtige Kennzahlen definiert: • jährliche CO2 Minderung • jährliche Energieeinsparung • Mehrkosten für die CO2-Minderung • Mehrkosten für eingesparte Energiemenge Bei den Kenngrößen handelt es sich immer um Differenzangaben, die in Relation zu folgender Standardausstattung gebildet werden. • Standard Baulich: Zweifach-Verglasung, 2 cm Wärmedämmung der Wand, 12 cm Wärmedämmung des Daches. • Standard Technisch: Gas-Brennwertkessel, Kompressionskältemaschine, Leuchtstofflampe T5 Die in Tabelle 2 dargestellten Ergebnisse zeigen, dass die größten Reduzierungspotenziale sowohl für CO2 als auch für Energie bei der Technik liegen. Wichtiger für die Wirtschaftlichkeit ist die Erkenntnis, dass die CO2-Minderungskosten im Bereich Technik, die der baulichen Maßnahmen teilweise erheblich, zum Teil bis um den Faktor 6, unterschreiten. Dies sind im wesentlichen Pelletkessel (39,- Δ€/(ΔtCO2 LC)), BHKW

(72,- Δ€/(ΔtCO2 LC)), PV (166,- Δ€/(ΔtCO2 LC)) und die LED Beleuchtung (10,70 Δ€/(LC ΔtCO2)). Die CO2-Minderungskosten für die günstigste bauliche Verbesserung durch die 3-fach-Verglasung liegt mit (350,- Δ€/(ΔtCO2 LC) deutlich darüber, die anderen baulichen Maßnahmen sind noch teurer. Anders sieht das Bild bei den Energieeinsparkosten aus, also bei dem, was letztendlich der Endkunde weniger bezahlen muss. Bei der Betrachtung wurden die durchschnittlichen Energiepreise für Strom und Gas, Preisstand 2012, zugrunde gelegt und auf Basis der EurostatStatistik für die vergangenen Jahre mit einer durchschnittlichen jährlichen Energiepreissteigerung von 6,4 % die Prognosewerte für 2020 errechnet. Unter diesem Aspekt sind Geothermiesysteme mit Heiz- und Kühlfunktion langfristig gesehen die günstigsten Maßnahmen (0,042 Δ€/(ΔkWh LC)), gleiches gilt für Photovoltaikanlagen (0,095 Δ€/(ΔkWh LC)). Wärmedämmmaßnahmen im Wandbereich, die über den EnEV-2009-Standard hinausgehen, sind im Vergleich um den Faktor 3 teurer (0,128 Δ€/(ΔkWh LC)).

Fazit Die vorliegende Ausarbeitung zeigt, dass es nur durch verbesserte Dämm- und Technikstandards nicht möglich ist, den voraussichtlichen Primärenergiestandard von „Nearly Zero Energy Buildings“ mit 40 bis 60 kWh/(m²NGF a) zu erreichen. Die Wirksamkeit baulicher Maßnahmen ist praktisch am Ende ihrer Möglichkeiten angekommen. Die Minderungskosten für Energieverbrauch und CO2-Ausstoß liegen um ein Mehrfaches über denen von Technikmaßnahmen. Bei Dachdämmung betragen sie rund 0,19 €/kWh, im Vergleich dazu bewegen sie sich bei einer Goethermieanlage um 0,05 €/kWh und bei einem BHKW um 0,07 €/kWh. Ähnlich verhält es sich bei den CO2-Minderungskosten. Der Schlüssel zum NZEB liegt damit nahezu ausschließlich in der Technik. Sie bietet die Möglichkeit, einerseits deutlich preisgünstiger die Umwelt zu entlasten und den Verbrauch zu verringern sowie anderseits durch aktive Maßnahmen in Form von Eigenenergieerzeugung den Primärenergieaufwand auf die Zielgröße zu reduzieren. Autor: Dr. Dieter Thiel, Leiter Angewandte Forschung und Entwicklung der Ingenieurgesellschaft Schmidt Reuter Integrale Planung und Beratung, Köln Literatur [1] Kostenoptimale Wege zum Niedrigstenergiegebäude, Bundesinstitut für Bau-, Stadtund Raumforschung, Bonn, September 2011. [2] Benchmarks für die Energieeffizienz von Nichtwohngebäuden, Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Berlin, BBSR-Online, Publikation Nr. 09/2009. [3] Bekanntmachung der Regeln für Energieverbrauchskennwerte und der Vergleichswerte im Nichtwohngebäudebestand, Berlin, Juli 2009. [4] Kosten und Potenziale der Vermeidung von Treibhausgasemissionen in Deutschland, Eine Studie von McKinsey & Company, Inc., erstellt im Auftrag von „BDI initiativ – Wirtschaft für Klimaschutz“, Sektorperspektive Gebäude, 2007.

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GEBÄUDETECHNIK

Neubau Fraunhofer-ISE in Freiburg

Heizen mit einer Kältemaschine von Günther Liersch und Robert Rotzsche

In dem ISE-Neubau werden u. a. eine SputterAnlage für Beschichtungsverfahren und Interferenzlithographieräume für Laserbeschichtung untergebracht. Vier Vollgeschosse und ein Untergeschoss mit insgesamt 4.800 m² Bruttogeschossfläche und 2.400 m² Nutzfläche stehen dem Fraunhofer-Institut nach der Fertigstellung zur Verfügung. Einem Teilbereich ist im zweiten Untergeschoss ein tiefer liegender Kaltwasserspeicher mit angeschlossenem Technikkanal untergeschoben. Der Rohbau soll jetzt im Frühjahr 2012, der Ausbau und die Technische Ausrüstung bis Oktober 2012 abgeschlossen sein. Für November 2012 ist der Einzug der Nutzer geplant. Energieversorgungskonzepte und Wirtschaftlichkeitsbetrachtung Der hohe Kühlwasserbedarf aufgrund zahlreicher wärmeintensiver Prozesse sowie die Anforderung nach erhöhter Versorgungssicherheit und die Deckung von Lastschwankungen sollen mit einer hohen Energieeffizienz realisiert werden. Weitere Anforderungen sind FlePerspektive Neubau Institutsgebäude R Abbildung: Brechensbauer Weinhart + Partner Architekten

xibilität und Erweiterbarkeit aufgrund des starken Wachstums des Instituts in den vergangenen Jahren. Ziel hierbei ist nicht etwa, überdimensionierte Anlagentechnik im Vorgriff auf künftiges Wachstum einzusetzen, sondern vielmehr die Anlagentechnik so auszulegen, dass eine Anpassung an eine veränderte Bedarfssituation ohne grundsätzliche Konzeptänderungen möglich ist. Um ein für das Gebäude sowohl aus anlagentechnischer als auch aus wirtschaftlicher Sicht optimales Energieversorgungskonzept zu entwickeln, wurden verschiedene Varianten hinsichtlich ihrer Energieeffizienz sowie ihrer Investitions- und Betriebskosten miteinander verglichen. Basierend auf Vergleichsdaten von bereits auf dem Campus existierenden Laborgebäuden und basierend auf Leistungsangaben für die Kühlung von thermischen Prozessen wurde eine Abschätzung des zu erwartenden Energiebedarfs für die Wärme- und Kälteversorgung vorgenommen. Die Daten wurden ausgewertet und Lastgänge für den Kälte- und Wärmebedarf in Abhängigkeit der Außentemperaturen entwickelt.

Insbesondere thermische Prozesse wie Aufdampfanlagen, Öfen und die Sputter-Anlage haben einen hohen Kühlenergiebedarf. Als Lösung boten sich daher Systemvarianten mit Wärme-Verschiebungsmöglichkeiten an, weg von den Prozessen hin zu Nutzern in thermisch nicht belasteten Zonen des Gebäudes. Aufbauend auf der Bedarfsermittlung wurden gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut verschiedene Versorgungsvarianten entwickelt: Variante 0: Kompressionskälte + Fernwärme (Standard-Versorgung) Variante 1: Wärmepumpe + Kaltwasserspeicher Variante 2: Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung (Blockheizkraftwerk + zweistufige Absorptionskältemaschine + Kaltwasserspeicher) Für diese drei Varianten wurden jeweils die Investitionskosten, die betriebs- und verbrauchsgebundenen Kosten ermittelt und mittels einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung nach VDI 2067 – Wirtschaftlichkeit gebäudetechnischer Anlagen – verglichen. Dabei wurden die günstigsten Jahresgesamtkosten für die Wärme- und Kälteerzeugung mittels Wärmepumpe in Kombination mit einem Kaltwasserspeicher (Variante 1) ermittelt. Die schematische Abbildung (Prinzip Wärme- und Kälteversorgung) zeigt die wesentlichen Komponenten dieser Varian-


GEBÄUDETECHNIK

Vorteile hinsichtlich der energetischen, betriebstechnischen, ökologischen und wirtschaftlichen Verhältnisse im Kälteversorgungssystem, da ein wesentlicher Anteil der Kühlenergie nicht unmittelbar zum Bedarfszeitpunkt erzeugt werden muss.

Prinzip Wärme- und Kälteversorgung

te und die Funktionen der Wärme-Kälte-Verschiebung. Die größtmögliche energetische Nutzung des Systems wird durch die Einbindung in ein zukünftiges Nahwärme- und Nahkältenetz auf dem Campusgelände erreicht. Planung der Energieversorgung Heizung/Kälte Aufbauend auf dem Energiekonzept wurde die Wärme- und Kälteversorgung mittels einer hocheffizienten Kältemaschine (500 kW Leistung) mit Wärmepumpenfunktion in Kombination mit einem gebäudeintegrierten thermischen Energiespeicher (500 m³ Wasservolumen) planerisch umgesetzt. Mit dieser Technik besteht die Möglichkeit der

Jahresdauerlinie Wärme- und Kältebedarf

Abbildung: Obermeyer

Wärme-Kälteverschiebung. Dabei nimmt die Kältemaschine/Wärmepumpe als zentrales Element die im Institutsbetrieb anfallende Abwärme auf und stellt sie den Nutzern auf höherem Temperaturniveau als Heizwärme zur Verfügung. Gleichzeitig wird Nutzkälte „erzeugt“ und den thermischen Prozessen zugeführt. Im Heizfall wird Wärme auf einem Temperaturniveau von ca. 45 °C zur Versorgung von statischen Heizflächen und Heizregistern der Lüftungsgeräte erzeugt. „Wärmequelle“ ist dabei der Wasserspeicher auf einem Temperaturniveau von ca. 22 °C/16 °C. Gleichzeitig werden hieraus statische Kühlflächen, Lüftungsanlagen und Prozesstechnik mit Kälte versorgt. Die kurzfristige Kaltwasserspeicherung bietet

Abbildung: Obermeyer

Funktionale Hauptkomponenten des Systems Kältemaschine mit Wärmerückgewinnung (Wärmepumpenbetrieb) Zwei magnetgelagerte Turboverdichter ermöglichen eine Effizienzsteigerung gegenüber Maschinen mit klassischen Verdichter-Technologien. Durch gute Regelbarkeit beim Anlauf und im Teillastbereich wird eine höhere Elektroenergieeffizienz erreicht. Die Magnetlagerung reduziert die Reibungsverluste deutlich und ermöglicht einen ölfreien Betrieb. Bei der Maschine kommen zwei Kondensatoren (Nutz- und Verlustkondensator) zum Einsatz. Bei Wärmeanforderung im Gebäude kann die gesamte Wärmeenergie aus der Kühlung und die elektrische Energie der Verdichter über den Nutzkondensator in das Heizungsnetz eingespeist werden. Wird wenig bzw. gar keine Wärme angefordert kann die bei der Kälteerzeugung entstehende Wärme vom Verlustkondensator über einen hybriden Trockenrückkühler gekühlt werden. Je nach Option ist der gleichzeitige Betrieb beider Kondensatoren möglich.

Freie Kühlung mit einem Hybrid-Rückkühler Die Gesamtleistung des hybriden Trockenrückkühlers beträgt 566 kW. Dieser dient zur Rückkühlung des erzeugten Kühlwassers durch Umgebungsluft und zusätzlich durch Verdunstung. Bei Außentemperaturen unter 15 °C wird die Wärme in einem geschlossenen Kreislauf über einen Lamellenwärmetauscher mittels Zwangskonvektion an die Umgebungsluft übertragen (Trockenkühlung). Bei höheren Lufttemperaturen wird die Oberfläche der Lamellenwärmetauscher zusätzlich mit Wasser benetzt. Die Wärme wird dann teils konvektiv, teils in latenter Form an die Umgebungsluft abgegeben. Bei niedrigen Außentemperaturen, aber auch bei höheren Temperaturen und niedrigen Feuchtkugeltemperaturen wird der Rückkühler zur Kälteerzeugung mittels freier Kühlung eingesetzt und trägt somit zur Energieeffizienz des Systems bei.

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GEBÄUDETECHNIK

PROJEKTBETEILIGTE Bauherr Fraunhofer Gesellschaft (FhG) Abteilung Bauangelegenheiten und Liegenschaften, München Nutzer Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE, Freiburg Objektplanung Gebäude Brechensbauer Weinhart + Partner Architekten, München HLS-Planung + Bauüberwachung (HLS) Obermeyer Planen + Beraten GmbH Abteilung Energie- und Gebäudetechnik, München Elektroplanung + Bauüberwachung (ELT) Krebser und Freyler Planungsbüro GmbH für Technische Gebäudeausrüstung, Teningen

Investitionskosten der Versorgungsvarianten

Jahreskosten der Versorgungsvarianten

Rohbau

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Abbildung: Fraunhofer-Gesellschaft

Gebäudeintegrierter thermischer Energiespeicher Im zweiten Untergeschoss des Gebäudes wird ein druckloser Hochtemperatur-Kaltwasserspeicher mit einem Wasserinhalt von 500 m³ als Betonspeicher ausgeführt. Dieser fungiert als Pendelspeicher und gleicht dabei die unterschiedlichen Massenströme der Kälteerzeugerund Kälteverbraucherseite aus. Zur Vermeidung von Tauwasseranfall an der äußeren Oberfläche des Kaltwasserspeichers ist eine 100 mm dicke XPS-Schaumdämmung vorgesehen. Die Innenoberfläche des Betonspeichers wird mit einer mineralischen Kunststoffbeschichtung hydraulisch abgedichtet und mit einer Diffusionssperre ausgestattet.


GEBÄUDETECHNIK

Schnitt Neubau R

Zur Herstellung einer thermischen Schichtung im Kaltwasserspeicher kommt ein Be- und Entladesystem in Form linearer Diffusoren zum Einsatz. Das aus vier Be- und Entladekassetten mit innenliegenden Edelstahlrohren bestehende System sorgt für eine turbulenzarme Einbringung des Kühlwassers. Ein wichtiger Aspekt bei den geringen Temperaturdifferenzen in dem drucklosen Speicher ist dessen hydraulische Einbindung in das Kälteversorgungssystem des Gebäudes. Die Anbindung an die Kälteerzeugerseite erfolgte direkt, ohne Systemtrennung. Die Kälteverbraucher wurden über einen hocheffizienten GegenstromPlatten-Wärmetauscher mit geringer Grädigkeit und einem der Speicherhöhe angepassten Druckverlust angeschlossen.

Abbildung: Brechensbauer Weinhart + Partner Architekten

optimalen Funktion des Gesamtsystems. Das Monitoring-System eröffnet die Möglichkeit, alle Komponenten im besten Arbeitsbereich zu betreiben und bei Abweichungen von Sollwerten gegebenenfalls Einfluss zu nehmen. Zusammenfassung Diese Kombination von Wärme- und Kälteerzeugung ist eine wirtschaftliche und nachhaltige Technologie, die bei entsprechender Auslegung eine optimale Versorgungssicherheit unter minimalem Einsatz von Primärenergie gewährleistet. Aufgrund der Größe des Kaltwasser-Pufferspeichers besteht die Möglichkeit der Erweiterung zur Versorgung weiterer Käl-

Kaltwasserspeicher im Bau

teverbraucher. Bei Bedarf kann die zentrale Kälteerzeugung modular an eine neue Bedarfssituation angepasst werden. Durch die Möglichkeit der freien Kühlung und die zukünftige Einbindung in ein Nahwärme- und -kältenetz ist eine optimale Versorgungssicherheit für den Forschungsbetrieb gegeben. Autoren: Dr.-Ing. Günther Liersch, Institutsleiter, Dipl.-Ing. Robert Rotzsche, Projektleiter, Institut für Gebäude- und Energieeffizienz OBERMEYER Planen + Beraten GmbH

Abbildung: Obermeyer

Monitoring Für eine einfache Bewertung des Energieverbrauchs des Gebäudes ist eine eindeutige Zuordnung zu den „Energiedienstleistungen“ (Nutzenergie wie z. B. Raumheizung, Kühlung etc.) notwendig. Dies wird im Neubau des Institutsgebäudes über ein Monitoring-System realisiert. Dabei werden die Energiemengen über Wärme- und Kältemengenzähler und die vorhandene Energiemenge im Kaltwasserspeicher über horizontale Fühler erfasst. Die benötigten Wassermengen für die Nachspeisung des Heizungs- und Kältenetzes sowie für das Zusatzwasser des Rückkühlers werden zusätzlich gemessen. Der Einfluss der Regelung auf die Wärme- und Kälteerzeugung wird oftmals unterschätzt, sie hat aber einen ganz wesentlichen Anteil an der

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BAU- UND RAUMAKUSTIK

Hauptportal des Moskauer Bolschoi-Theater

Bolschoi-Theater, Moskau / Neue Oper, Florenz

Mit schwingendem Fichtenholz und anderen akustischen Finessen von Doris Rasch über die Jahrzehnte hinweg durch Abnutzung und Verschleiß, Ausbesserungen und Umbauten verloren gegangen. Beide Vorhaben, die technische und bauliche Modernisierung und auch die historische und klangliche Rekonstruktion, stellten die akustische Planung vor große Herausforderungen. „Als ich nach sechs Jahren intensivster Arbeit

Müller-BBM ist international führend in der akustischen Beratung beim Bau von Konzertund Opernhäusern. Die Ingenieurgesellschaft hat aber auch große Erfahrung in der Restaurierung historischer Theater. Unter den bisherigen Projekten finden sich so klangvolle Namen wie das Teatro „La Fenice“ in Venedig oder das „Teatro di San Carlo“ in Neapel, das älteste Opernhaus Europas. Das Bolschoi-Theater stellte Projektleiter Jürgen Reinhold jedoch vor ganz besondere Aufgaben. Die gesamte Statik des 150 Jahre alten

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BERATENDE INGENIEURE 3/4 n 2012

Gebäudes musste stabilisiert werden, denn das Theater war bei seiner Schließung 2005 an manchen Stellen bereits einsturzgefährdet. Das historische Gebäude mit Ausnahme des Theatersaals und der historischen Säle wurde nahezu komplett entkernt, um sechs neue Untergeschosse erweitert und auf neue Fundamente gestellt. Der Theatersaal sollte wieder in der Pracht des 19. Jahrhunderts erstrahlen – und die Orchester, Chöre und Solisten sollten wieder so klar und brillant zu hören sein wie damals. Denn der ursprüngliche Klang war


BAU- UND RAUMAKUSTIK

nach der ersten Probe die strahlenden Gesichter und die riesige Freude der Sänger und Musiker gesehen habe, war das ein wunderbarer Moment“, resümiert Reinhold. Zurück zu alter klanglicher Brillanz In enger Zusammenarbeit mit den Restauratoren und mit großer Rücksicht auf das historischarchitektonische Vorbild konnten die Fachleute von Müller-BBM im großen Theatersaal die ursprünglich hervorragende Akustik nicht nur wieder herstellen, sondern weiter optimieren. Augenfällig sind zwei akustisch wirksame Maßnahmen: der steilere Anstieg der Parkettzone und die Vergrößerung des zuvor knapp bemessenen Orchestergrabens. Die größere Neigung des Parketts verbessert die Sicht des Publikums auf die Bühne und erleichtert die Schallausbreitung. Der neue Orchestergraben indes lässt sich zum einen durch moderne Bühnentechnik in Grundfläche und Tiefe ändern und an unterschiedliche Orchestergrößen für eine optimale Akustik anpassen. Zum anderen wurde hier, nach historischem Vorbild, wieder die sogenannte Cassa Acustica unter dem Holzboden des Grabens eingebaut. Ihr halbtonnenförmiger Resonanzkörper bündelt, wie einst, den Klang des Orchesters, speziell der tiefen Instrumente. Ersetzt wurde auch die im 20. Jahrhundert eingezogene Betonbodenplatte unter der Parkettzone. Eine reine Holzkonstruktion, die durch den Klang des Orchesters zu spürbaren Schwingungen angeregt wird, lässt das akustische Erlebnis unmittelbarer erscheinen. Weitere akustische Optimierungen sind in die veredelten und vergoldeten Oberflächen des Saales integriert. Die Klänge der Instrumente und Stimmen werden von den Holzoberflächen

reflektiert und sorgen so für die akustische Umhüllung des Zuschauers. Stoffvorhänge und Sitzpolster absorbieren den Schall im erforderlichen Maße. Alle Materialien – von den hölzernen Wandverkleidungen bis zur Polsterung der Saalbestuhlung – wurden zunächst in den Prüfständen von Müller-BBM in Planegg bei München auf ihre akustischen Eigenschaften untersucht. So konnten jeweils die optimalen Materialien bestimmt werden. Außerdem prägt das Zusammenspiel der so ausgewählten Materialien den akustischen Charakter des Theaters und trägt zur ursprünglichen klanglichen Brillanz bei. Orchesterintendant Alexander Shanin zeigt sich von der neuen Akustik begeistert. „Alle waren skeptisch, wie der Saal nach der Rekonstruktion klingen würde. Aber als das Orchester nach dieser langen Zeit das erste Mal zu spielen begann, war der Klang brillant, klar und präzise.“ Neuer Saal im Untergrund Unter dem Theatervorplatz entstand zusätzlich ein neuer Veranstaltungssaal, der BeethovenSaal. Durch einen hölzernen Fußboden aus höhenverstellbaren Podien kann dieser unterirdische Raum als Orchesterprobensaal, als Kammerkonzertsaal oder als Foyer für das historische Theater genutzt werden. Müller-BBM hat für die damit einhergehenden unterschiedli-

chen klanglichen Anforderungen detaillierte und flexible akustische Konzepte entwickelt. Die höhenverstellbaren Podien, mobile Trennwände und Vorhänge optimieren das Volumen und die Oberflächen und passen damit die Akustik des Saals an die jeweilige Nutzung an. Vorfahrt für den guten Klang Die Lage des Konzertsaals unter dem Vorplatz und das neue, tiefere Fundament des Hauptgebäudes brachten eine bislang unbedeutende akustische Störquelle näher an das Theater: die Moskauer Metro. Zwei Linien der Metro in unmittelbarer Nähe des Theaters leiten Schwingungen in die Fundamente des Gebäudes ein, die dort hörbar werden. Am stärksten davon betroffen ist der neue Konzertsaal, der in nur 40 m Entfernung vom Tunnel der Samoskworezkaja Linie liegt Auf Basis zahlreicher erschütterungstechnischer Messungen vor und nach der neuen Fundamentierung hat Müller-BBM sowohl für den his-

Puppenkiste: Im Müller-BBM-Hallraum zur Ermittlung akustischer Eigenschaften ersetzen sie das Publikum. Balkone und Ränge im restaurierten Bolschoi-Theater Auch Materialien und Strukturen der restaurierten Logenbrüstungen verbessern die Akustik.

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BAU- UND RAUMAKUSTIK

Neue Oper in Florenz Auditorium des Neubaus in Florenz

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torischen Theatersaal als auch für den Konzertsaal eine Reihe akustischer Maßnahmen zum Schutz vor den Vibrationen der Metro erarbeitet, die für die Theatergäste unsichtbar bleiben. Schwere, elastisch gelagerte Mauern, speziell abgehängte Deckenkonstruktionen und schwimmende Bodenaufbauten trennen den neuen Konzertsaal, aber auch den historischen Theatersaal, von erschütterungsbedingten Geräuschen der Metro. Im November 2011 wurde der letzte Teil dieser ErschütterungsschutzMaßnahmen, eine elastische Befestigung der Metro-Gleise, realisiert.

So komplex die Audio- und videotechnische Ausrüstung ist, so bedienerfreundlich ist sie gestaltet. Auch die Künstler selbst können Musikoder Videoaufnahmen zu Probezwecken oder Aufführungen innerhalb des zentralen Servers leicht finden und abspielen. Dabei sind alle Anlagen für Beschallung und Videoprojektionen auf die Architektur des Theaters abgestimmt. Insgesamt 400 km Kabel wurden verplant. Ohne den Charakter des Theaters mit fliegenden Leitungen zu beeinträchtigen, können sich Rundfunkanstalten und Produktionshäuser aus der ganzen Welt anschließen.

High-tech im Moskauer Prunkbau Im Zuge der Restaurierung wurde das Haus nicht nur mit modernster Bühnentechnik, sondern auch vollständig mit einer neuen, hochmodernen Audio- und Videotechnik ausgerüstet. Auf Knopfdruck können zentral gesteuert sämtliche Bild- und Tonproduktionen am gewünschten Ort aufgezeichnet oder wiedergegeben werden. Neben dem historischen Theatersaal versorgt das von Müller-BBM geplante System fünf historische Veranstaltungssäle, drei Ballettprobebühnen und eine auch für Veranstaltungen genutzte große Probebühne über dem Zuschauersaal sowie den neuen unterirdischen Konzert- und Probensaal.

Wohlklang auch in Florenz Schon kurz nach der wohlklingenden BolschoiWiedereröffnung hatten die Experten von Müller-BBM erneut Grund, in Abendgarderobe einen Projektabschluss zu feiern: am 21. Dezember 2011 im Nuovo Teatro dell' Opera di Firenze. Das neue Florentiner Opernhaus gehört zum „Parco della musica e della cultura“, der als abschließender Höhepunkt der Feiern zu Italiens 150. Jahrestag eröffnet wurde. Für ein gutes Klangerlebnis in dem avantgardistisch anmutenden Saal des modernen Veranstaltungskomplexes zogen die Akustiker der Müller-BBM alle Register. Noch hat der Ort, der etwas außerhalb des his-

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Jürgen Reinhold, Projektleiter und Prokurist der Müller-BBM GmbH, Planegg bei München Fotos: Müller-BBM


torischen Stadtzentrums von Florenz liegt, den Charakter einer Baustelle. Der große Saal mit 1.800 Sitzplätzen, der in erster Linie als Opernsaal dienen wird und für diese Nutzung nun auch die bestmöglichen akustischen Voraussetzungen mitbringt, ist fertig gestellt. Dabei stellte Architekt Paolo Desideri vom Studio ABDR die Münchener Raumakustiker vor eine besondere Herausforderung: „Die Architekten haben eine sehr moderne Interpretation des historischen Rangtheaters in Hufeisenform gewählt“, beschreibt Chef-Akustiker Jürgen Reinhold die Raumsituation, die ihn und seine Kollegen von Müller-BBM in Florenz beschäftigte: „Diese Form des Saales hat unser akustisches Konzept maßgeblich geprägt.“ So elegant die Erscheinung des Opernsaales ist, der wie eine Ellipse wirkt, so eng war der vermeintliche Spielraum, den die geometrische Architektur den Akustikern ließ. Doch Reinhold und Kollegen fanden eine ausgeklügelte Lösung: „Eine Besonderheit des Theatersaales ist, dass seine visuelle Raumform nicht dem akustisch wirksamen Raum entspricht“, verrät Reinhold. „Wir haben raumseitig ein akustisch vollständig transparentes feines Netz geplant.“ Dahinter verbirgt sich die altbewährte Rechteckform, die den Raumabschluss bildet. Hinter dem Netz sind die akustisch wirksamen Ele-

mente und Oberflächenstrukturen vor den Blicken der Zuschauer versteckt. Zu diesen akustisch wirksamen Elementen und Oberflächenstrukturen gehören beispielsweise Diffusoren zur Schallstreuung mittlerer und hoher Frequenzen oder horizontale Lamellen, die in Verbindung mit den vertikalen Wänden Reflexionen ins Publikum lenken. Die Rundungen des Saales bleiben damit optisch erhalten, doch der Klang verhält sich wie in der akustisch bewährten Rechteckform eines Konzertsaales. Akustik nach bester historischer Tradition Auch bei diesem Projekt setzte Reinhold, wie zuvor schon im Moskauer Bolschoi Theater und Venedigs Teatro „La Fenice“ außerdem auf das schwingfähige Material Holz: „Wir haben eine Konstruktionsweise aus den Opernhäusern des 18. und 19. Jahrhunderts aufgegriffen, die in den vergangenen Jahrzehnten etwas in Vergessenheit geraten war“, erklärt Reinhold. „Sämtliche Zuhörerplätze werden von einer reinen Holzkonstruktion getragen. Die Tragbalken aus Holz sind mit einer 45 mm dicken Holzplatte aus Fichtenholz abgedeckt, die wiederum das Eichenparkett aufnimmt.“ Der neue Kulturkomplex wird die neue Heimat der Maggio Musicale Fiorentino und soll Platz für 5.000 Gäste in drei parallel nutzba-

ren Veranstaltungsbereichen bieten: dem hier vorgestellten Opernsaal mit 1.800 Plätzen, einem Konzertsaal mit 1.000 Plätzen und der sogenannten Cavea, einem Open-Air-Auditorium auf dem Dach über dem Opernsaal für 2.200 Zuschauer. Ein weiterer Aufgabenbereich der Akustiker: „Für den parallelen Spielund Probenbetrieb ist es sehr wichtig, eine optimale akustische Trennung zwischen den drei Bereichen herzustellen“, berichtet Jürgen Reinhold. Für die benötigte Schalldämmung sorgt die weite räumliche Trennung von Opern- und Konzertsaal sowie eine Akustikfuge zwischen beiden Gebäudekomplexen. Damit der Opernsaal auch andere Veranstaltungsformen erlaubt, haben die Ingenieure ebenfalls Vorsorge getroffen. So verbergen sich in Hohlräumen Stoffvorhänge, die bei Bedarf hinter dem Netz heruntergelassen werden können. Das verkürzt die Nachhallzeit und ermöglicht Musikdarbietungen aus dem Rock- und Pop-Bereich. Die feierliche Eröffnung aber klang ganz klassisch, Zubin Mehta dirigierte im hochmodernen Ambiente und einer der besten Tradition verpflichteten Akustik. Autorin: Doris Rasch, Freie Journalistin, Hamburg

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GEBÄUDETECHNIK

Geplante Ansicht Neubaufassade

Sparkasse Nürnberg

Moderne Elektrotechnik von Karl-Heinz Kraft und Thomas Lappe

Dabei wird die für die Nürnberger Innenstadt bedeutende Fassade des Sparkassenbaus an der Marienstraße aus den sechziger Jahren erhalten. Gleichzeitig schafft der Erweiterungsbau zum Innenhof gestalterisch neue, funktionale und räumliche Qualitäten, mit dem teilweise begrünten Innenhof gewinnen die Architekten neuen Außenraum. Das gesamte Gebäude erhält eine zeitgemäße Identität, die sich harmonisch in das Stadtbild einfügt. Analog einem Reißverschluss werden die beiden Bauteile barrierefrei miteinander verwoben, es entstehen unterschiedlichste Raumsequenzen, interessante Querbezüge und Orte der Kommunikation.

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Zum Gebäude gehören auch eine Tiefgarage sowie ein Seminar-/Schulungszentrum. Tenor der gesamten Sanierung war energetische Nachhaltigkeit; Energieeffizienz auch das Ziel der Elektroplanung. Wichtig: Im Bestand an der Marienstraße, der zu 50 % abgerissen und neu aufgebaut wird, befindet sich im 1. Untergeschoss eine 20-kVTrafostation mit Niederspannungshauptverteilung. Diese Station musste während der gesamten Bauzeit in Betrieb bleiben, da von dieser Station weitere Gebäude im Stadtgebiet Nürnberg versorgt werden. Um wichtige Verbraucher bei einem Ausfall des öffentlichen Netzes weiter mit Strom ver-

sorgen zu können, ist vorgesehen, dass vorhandene Notstromaggregat auszubauen und im 3. UG wieder einzubauen. Anschließend, so die Planung der Dess+Falk-Ingenieure, werden folgende Verbraucher im Fall der Fälle über die Netzersatzanlage mit Strom versorgt: die Sprinkleranlage, Einbruchmeldeanlage, Telefonanlage, die Evakuierungsschaltung der Aufzüge, die Sicherheitsbeleuchtung, Zugangskontrolle und Videoanlage. Im Untergeschoss entlang der Decken sind nun Kabelrinnen für die Versorgungsleitungen bis zu den jeweiligen Steigschächten verlegt. In diesen sind Steigleitern bis zu den jeweiligen Elektrounterverteilern vorgesehen. Innerhalb


GEBÄUDETECHNIK

der Büroflächen des Altbaubereichs erfolgt die Leitungsführung für die Beleuchtung sowie die Einzelraumregelung der Büros in Kabelrinnen in den Zwischendecken. Im entstehenden Neubau sind keine abgehängten Decken geplant. Stattdessen wurden Leerrohre in die Decken eingelegt. Für die Stromversorgung sowie die Daten- und Telefonverkabelung erfolgt die Verlegung im Bereich des Hohlraumbodens. Die Arbeitsplätze in den Büros werden über Unterflurtanks im Hohlraumboden versorgt. Das Gebäude erhält eine Blitzschutzanlage der Klasse 1. Der innere Blitzschutz erfolgt mit Blitzstromableitern in der Niederspannungshauptverteilung sowie an allen Leitungen, die in das Gebäude eingeführt werden. In den Unterverteilungen sind Überspannungsleiter vorgesehen.

Gebäude führen, sowie die Türen zu den jeweiligen Nutzungseinheiten erhalten berührungslose Kartenleser. Zur Übertragung von Daten und Sprache in dem Sparkassen-Gebäude ist ein neutrales, strukturiertes Leitungsnetz der Kategorie 7 vorgesehen. Im Serverraum ist ein LWL-Verteiler vorgesehen, von dem aus die Datenetagenverteiler versorgt werden. Diese befinden sich in jeder Nutzungseinheit gemeinsam mit der Elektrounterverteilung in einem abschließbaren Wandschrank. Die Etagenverteiler sind über Lichtwellenleiter sternförmig mit dem Serverraum verbunden. Zeitgemäße Architektur

Je Arbeitsplatz sind zwei Doppelanschlussdosen im Bodentank des Hohlraumbodens vorgesehen. Schlussendlich – aber nicht zuletzt – wird eine Videoüberwachung eingerichtet, um Tiefgarageneinfahrt, die Treppenhäuser im EG sowie die Eingänge des Gebäudes zu überwachen. Autoren: Karl-Heinz Kraft, Dess+Falk Dr. Thomas Lappe, Lappe Kommunikation, Nürnberg

Künftige Empfangssituation Abbildungen: Allmann Sattler Wappner

Einzelraumregelung Für die Einzelraumregelung in den Büros plante Dess+Falk ein Installationsbussystem. Zur Bedienung findet sich in jedem Büro an der Zugangstür zum Flur das Raumbediengerät, mit dem jeder Mitarbeiter Eingriffsmöglichkeiten in folgende Funktionen hat: präsenz- und tageslichtabhängige Regelung der Beleuchtung, Steuerung des Sonnenschutzes und Einstellung des Heiz- und Kühlbetriebes. Über entsprechende Kontakte wird beim Öffnen der Fenster automatisch der Heiz- oder Kühlbetrieb im jeweiligen Raum unterbrochen. Die Beleuchtung in den Fluren, Treppenhäusern, Sozialbereichen und im Tiefgaragenbereich wird ebenfalls über ein Installationsbussystem gesteuert. Das Bussystem wird auf die GLT aufgeschaltet. Die tagslichtabhängige Beleuchtung ist nach EN 12464, Teil 1 ausgelegt. Alle Leuchten sind mit elektronischen Vorschaltgeräten (EVGs) ausgestattet. Die Sicherheitsbeleuchtung wiederum wird gemäß Arbeitsstättenrichtlinie für ein Verwaltungsgebäude errichtet, d. h. mit auch im Notfall beleuchteter Kennzeichnung der Fluchtwege. Die Stromversorgung der Sicherheitsbeleuchtung durch das Notstromaggregat wird über das Ersatzstromnetz gewährleistet. Zugangskontrolle und Datennetz Für das Gebäude ist eine Zugangskontrolle vorgesehen. Sämtliche Zugangstüren, die in das

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Flughafen Berlin-Brandenburg „Willy Brandt“

Vor dem ersten Start von Christian Brensing

Die Vorgeschichte Schon kurz nach dem Mauerfall im Dezember 1989 werden erste Stimmen laut, dass Berlin einen neuen Großflughafen benötigt. Demzufolge sollen die drei bisherigen Flughäfen Tempelhof, Tegel und Schönefeld geschlossen werden. Im folgenden Jahrzehnt findet eine groß angelegte Debatte um den geeignetesten Standort statt, insgesamt werden 102 Standorte geprüft! Schönefeld-Süd, Jüterbog-Ost und

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Sperenberg kommen schließlich in die Endauswahl. Im Mai 1996 beschließen die Regierungschefs der Länder Berlin, Brandenburg und der Bund den Bau des neuen Hauptstadtflughafens in Schönefeld, eine heute hoch umstrittene Entscheidung. Auf Grund politischen Drucks aus Bonn fällt die Wahl aber auf den hauptstadtnächsten Standort. Zudem möchte die Politik den Flughafenbau mit privaten Geldern bestreiten und

leitet ein entsprechendes Vergabeverfahren ein, das chaotisch verläuft. Zuletzt beschuldigen sich im August 1999 die übrig gebliebenen Kontrahenten, Hochtief und IVG Holding AG, gegenseitig des Betrugs. Verfahrensfehler der Projektplanungsgesellschaft Schönefeld (PPS) bei der Vergabe führen schließlich zu deren Rücknahme, mit einem erstaunlichen Resultat: Im November 2000 einigen sich die Kontrahenten Hochtief und IVG darauf, den Flug-


FLUGHAFEN BERLIN

Ansicht Airportcity Plaza Abbildung: gmp Architekten, JSK International, Visualisierung: Björn Rolle

raum die Baukosten von den „gedeckelten“ 1,8 Mrd. auf inzwischen 2,4 Mrd. Euro, der finale Kassensturz wird nach der Inbetriebnahme am 3. Juni folgen.

Baustelle Terminal Foto: BerlinerFlughäfen, Alexander Obst/ Marion Schmieding

hafen von nun an gemeinsam zu bauen! Doch die Privatisierung wird 2003 erfolglos abgebrochen und das Projekt landet wieder bei Bund und Ländern. Im September 2006 war es dann soweit, die Jahre der Irrungen und Wirrungen um Grundstücksfehlkäufe, fehlerhafte Vergabeverfahren, gescheiterte Privatisierungen und der juristischen Auseinandersetzungen hatten ein Ende, mit dem offiziellen ersten Spatenstich begann der Bau des größten europäischen Flughafen-Neubaus nach den Entwürfen von gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner und JSK international. Der erste Spatenstich für den Terminalneubau folgte im Juli 2008. Nach Baubeginn Auf 1.470 ha, einer Fläche so groß wie 2.000 Fußballfelder, rollen nach der Umsiedlung von Diepensee, der Teilumsiedlung von Selchow und anschließenden archäologischen Untersuchungen die Bagger und anderes Baugerät.

Der Flughafen scheint endgültig in die Spur gesetzt bis die Insolvenz des Generalunternehmers für Haustechnik sowie die EU-Verordnung zur vollständigen Detektion von Flüssigkeiten im Handgebäck, die Erweiterungsmaßnahmen und erhebliche Umbauten im Terminalerforderlich machte, erneute Verzögerungen nach sich zogen. Das Eröffnungsdatum wurde von Oktober 2011 auf Juni 2012 verschoben. Die vorerst letzten, allerdings weiter andauernden Querelen beginnen im September 2010 als die Deutsche Flugsicherung (DFS) die gültigen Anund Abflugrouten bekannt gibt, mit dem Resultat, dass deutlich mehr Anwohner von Fluglärm betroffen sein werden als zuvor. Im Oktober 2010 lehnt außerdem das Leipziger Bundesverwaltungsgericht das von den Flughafengegnern geforderte Nachtflugverbot ab. Dann erbost im Januar 2012 die vom Bundesverkerhsministerium hinausgezögerte Veröffentlichung des Fluglärmgutachtens des Umweltbundesamts zusätzlich die Gemüter… Währenddessen erhöhen sich über diesen Zeit-

Das Konzept Im Vergleich zu dieser Chronik nehmen sich die technischen Planungen des Bauwerks regelrecht harmonisch und zielgerichtet aus. Das internationale VOF-Verfahren unter zuletzt fünf Teilnehmern Ende 2004 entscheidet gmp von Gerkan, Marg und Partner – in Arbeitsgemeinschaft mit JSK – für sich. Auf Grund des gescheiterten Privatisierungsverfahren, in dem gmp Hochtief unterstützte und JSK die IVG, und der späteren Allianz der früheren Kontrahenten Hochtief und IVG entsteht die ARGE der beteiligten Architekten. Gmp erhält die technische Federführung (Objektplanung) und IVG die kaufmännische (Generalplanung), wobei die Entwurfs- und Genehmigungsplanung gemeinsam von beiden Büros erbracht wird. Ebenfalls gemeinsam organisieren die beiden Generalplaner die Ausschreibung und Vergabe der Ingenieurleistungen. Allein am Terminal – bestehend aus Haupt-Pier (Länge 715 m) mit 16 Fluggastbrücken sowie Nord- und Süd-Pier (jeweils 350 m lang) – nehmen mehr als 140 Planerbüros inklusive Architekten, Tragwerksplanern, Technischer Gebäudeausrüstung und weiterer Fachplaner teil. Die architektonischen wie ingenieurtechnischen Planungen beginnen Anfang 2005. Wie beim Flughafen Berlin-Tegel, der 1974 eröffnete und ebenfalls von den damals noch sehr jungen Architekten Meinhard von Gerkan und Volkwin Marg geplant wurde, spricht man

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FLUGHAFEN BERLIN

BER-Baustelle Vorfahrtsebene Foto: BerlinerFlughäfen, Alexander

Grafik Flughafenanbindung Abbildung: DB AG

Obst/Marion Schmieding

beim neuen Hauptstadtflughafen hinsichtlich seines grundlegenden Konzepts von einem „Flughafen der kurzen Wege“. Das zentrale, sechsgeschossige Terminalgebäude liegt zwischen den parallel angelegten Start- und Landebahnen, was als Midfield-Konzept bezeichnet wird. Dort sind nach dem „One-Roof-Konzept“ alle wesentlichen Funktionen des Flughafens in einem Gebäude vereint. Alle Reisenden, die von der Landseite mit Bahn, Bus oder PKW anreisen, durchlaufen dort den Check-in, die Sicherheitskontrollen und den als „Marktplatz“ bezeichneten zollfreien Einkaufs- und Gastronomiebereich. Diese Non-Aviation-Flächen stellen für heutige Flughäfen eine beträchtliche Einnahmequelle dar. Der neue Hauptstadtflughafen bietet davon auf allen

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Ebenen 9.000 m² mit über 150 Verkaufseinheiten Platz. Außerdem gilt das Bauwerk auch als „Flughafen der neuen Generation: kostengünstig, funktional, weltoffen mit moderner Architektur und besten Verkehrsanbindungen“. Seine architektonische Identität schöpft das Bauwerk aus seiner inhärenten Funktionalität, die auf einem von gmp über Jahrzehnte perfektionierten gestalterischen Architekturkanon beruht. Neben den hinlänglich bekannten theoretischen Abhandlungen Meinhard von Gerkans zu seiner Architektur, basierend auf Logik, Funktionalität, Modularität und seiner bis ins Kleinste ausgearbeiteten architektonischen Entsprechung zeichnet sich der Bau durch einige besondere Details aus.


FLUGHAFEN BERLIN

Verkehrsknotenpunkt BER Abbildung: DB AG

Architektur und Bauprogramm Die fast 500 m lange Vorfahrt am Terminal wird auf der Abflugebene auf beiden Seiten des Haupt-Piers von je 300 m langen und 11 m hohen Kolonnaden flankiert. Zentral und in der Symmetrieachse gelegen, schwebt dazwischen die 200 m x 240 m und circa 4 m starke zweischalige Dachscheibe. Die Stahlkonstruktion mit einem Gewicht von rund 10.000 t – zum Vergleich der Eiffelturm wiegt 7.000 t – ruht auf 30 m hohen Pendelstützen. Sie überdacht die Vorfahrt, den Check-in-Bereich und den „Marktplatz“ bis hin zum Abflugbereich des Piergebäudes. Als Außenfassade fungieren aus der Distanz kaum wahrnehmbare, vorgespannte gläserne Seilbinderfassaden. Dies, Kolonnaden, Dach und Glasfassade sehen die Architekten als formale Homage an die regionale Baukunst – von den Arkaden Sanssoucis über die der Alten Nationalgalerie bis zum Stahl-undGlas-Tempel der Neuzeit in Form der Neuen Nationalgalerie Mies van der Rohes. Die Kapazität des neuen Flughafens ist zum Zeitpunkt der Eröffnung auf 27 Mio. Passagiere im Jahr ausgelegt. Allerdings wird diese schon zum jetzigen Zeitpunkt voll ausgeschöpft. Erweiterungen auf bis zu 45 Mio. Passagiere pro Jahr bei circa 360.000 Flugbewegungen können mit weiteren „Midfield Terminals“ realisiert werden. Zusätzlich zu den neuen Flughafenbauten einschließlich zweier Feuerwachen und eines eigenen Blockheizkraftwerks erbaute man eine komplett neue Landebahn und verlängerte zugleich eine vorhandene Landebahn des damaligen DDR-Flughafens Schönefeld um 600 m. Darüber hinaus entstanden die autarke „Airport City“ und der „Business Park Berlin“. Die 16 ha große Airport City vereint direkt vor dem Terminal um eine zentrale Plaza Hotels, Konferenzzentren, Parkhäuser und alles, was Reisende heute als zusätzliche Serviceeinrichtungen in Flughafennähe erwarten. Der am NordOstrand des Flughafenareals gelegene „Business Park Berlin“ offeriert auf 109 ha gewerbliche Flächen und gilt als größter Gewerbepark der Hauptstadt.

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FLUGHAFEN BERLIN

Die Tragwerksplanung Als eines der größten Infrastrukturprojekte Europas zeichnet sich der neue Großflughafen durch eine Vielzahl ingenieurtechnischer Besonderheiten aus. Einige davon seien hier kurz vorgestellt. Die Ingenieurbüros Schlaich Bergermann und Partner (sbp) sowie Schüßler-Plan erbringen in einer ARGE alle tragwerksplanerischen Leistungen für den Terminal, die Piers (Haupt, Nord und Süd) und die Pavillons, die ab 2013 nördlich und südlich des Terminals mit Abmessungen von 87,5 und 37,5 m auf Grund zusätzlicher Sicherheitskontrollen benötigt werden. Sbp zeichnet dabei für den Stahlbau, z. B. der Dächer und Fassaden, Schüßler-Plan dagegen für den Stahlbeton verantwortlich. Zu erwäh-

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nen ist auch die von Schüßler-Plan geplante kombinierte Pfahl-Plattengründung (KPP), bei der auch die Geothermie eine wichtige Rolle spielt, denn die bis zu 40 m langen Pfähle, die 35 m tief im Grundwasser stehen, werden zugleich als „Energiepfähle“ genutzt. Dabei wirken die in die Betonpfähle eingebauten Heizungsleitungen wie riesige Wärmetauscher. So wird im Winter die relative Wärme und im Sommer die relative Kälte des Grundwassers als regenerative Energiequelle angezapft. Der Tiefbahnhof Fahrgastschätzungen gehen davon aus, dass jeder zweite Reisende mit der S-Bahn, Regional- und Fernbahn an- und abreisen wird. Dementsprechend wichtig ist das Konzept der

öffentlichen Nah- und Fernverkehrsverbindungen zum neuen Großflughafen. Direkt von der 212 m x 125 m großen Terminalhalle gelangt der Fluggast zu den drei Bahnsteigen des unterirdischen Bahnhofs. Von insgesamt sechs Gleisen stehen zwei für die S-Bahn (152 m) und vier für die Fernbahn (405 m) zur Verfügung. 472 Säulen aus poliertem Beton tragen die direkt darüber liegende Gepäcksortierhalle und die wieder darüber liegende Eingangshalle. Damit wird der neue Hauptstadtairport der erste Flughafen in Deutschland sein mit unmittelbarem ICE-Anschluss unter dem Terminal. Die Gleise verlaufen auf dem Flughafenbereich komplett unsichtbar in einem circa 3 km langen, oberflächennahen Tunnelbau-


FLUGHAFEN BERLIN

Probebetrieb in der Gepäcksortierhalle Foto: Christian Brensing Terminalvorfahrt Foto: BerlinerFlughäfen, Alexander Obst/Marion Schmieding

den Gleisanlagen von 15 km Länge (Fernbahn) und 8 km für die S-Bahn verbaut. Die Fernund Nahverkehrszüge aus Berlin-Mitte verkehren zunächst entweder östlich über die „Görlitzer Bahn“ oder westlich über die „Anhalter Bahn“ bis die sogenannte Dresdner Bahn fertig gestellt sein wird, was dann die Fahrzeit vom Berliner Hauptbahnhof von 30 auf 20 Minuten verkürzen wird.

werk. Der in offener Bauweise erstellte Tiefbahnhof ruht auf einer Pfahl-Plattengründung mit 236 Pfählen. West- und Ostanbindungen sind als offene Trogbauwerke entstanden, für die in einigen Bereichen aus ökologischen Gründen eine Grundwasserabsenkung nicht möglich war. Dort erfolgte ein Unterwasseraushub der Baugrube, die Unterwasserbetonsohle wurde mit Hilfe von Tauchern eingebaut. Die nach dem Prinzip der Weißen Wanne als geschlossene Rahmenbauwerke ohne äußere Abdichtung erstellten Tunnelabschnitte entstanden im Pilgerschrittverfahren mit innen liegenden Fugenbändern zwischen den Bauteilen. Seit Übergabe der unterirdischen Bahnanlagen an die Deutsche Bahn im Juni 2010 wur-

Gepäcksortierhalle Ähnlich verborgen, jedoch für die Öffentlichkeit aus Sicherheitsgründen komplett gesperrt, erstreckt sich über fast die gesamte Breite des Terminals die 20.000 m² große Gepäcksortierhalle. Dort installierte die niederländische Firma Vanderlande Industries zwei komplett voneinander unabhängige Anlagen, nach Abflug und Ankunft getrennt. Das stählerne Monstrum umfasst nach 22-monatiger Bauzeit 9 km Fördertechnik und 17.000 m² Stahlbau. Bis zu 15.000 Gepäckstücke in der Stunde laufen hier auf zwei Ebenen – die Zwischenebene hat ca. 16.000 m² – über Förderbänder und durch Sortiermaschinen. Die technischen Höhepunkte sind 118 Check-Ins, 24 Make-up-Karusselle, 8 Ankunftskarusselle, 18 X-Ray-Maschinen sowie je 2 Kippschalensorter und automatische Frühgepäckspeicher.

Jedes einzelne Gepäckstück durchläuft auf seiner Reise vom Check-in- Schalter zum Flugzeug eine dreistufige Sicherheitskontrolle. Ein wochenlanges Gepäckchaos wie bei der Eröffnung von Terminal 5 in London-Heathrow im März 2008 – 28.000 Koffer suchten ihre Besitzer – möchte die Flughafengesellschaft unter allen Umständen ausschließen. Dafür läuft bereits seit November 2011 der Testbetrieb. Massenhaft stapelten sich dafür Testgepäckstücke – 10.000 Koffer und 3.000 Gepäckwannen – in der Sortierhalle. Oben an den Schaltern standen von Januar bis Mai 2012 anfänglich pro Übungseinheit 200 Komparsen Schlange. Sie gaben Gepäck auf und nahmen es nach einer Ehrenrunde über das Rollfeld als ankommende Passagiere wieder in Empfang. Nach den wöchentlichen zwei Testtagen folgte die Analyse und Fehlerbehebung. Unzählige erdenkliche Varianten werden mit bis zu 2.000 Komparsen durchgespielt. Bis an die Grenze der Belastbarkeit wurden die Bänder bestückt, damit am 3. Juni buchstäblich alles wie am Schnürchen läuft. Ausblick Die Aussichten für den neuen Hauptstadtflughafen BER scheinen glänzend. Er wird als Wachstumsmotor und Beschäftigungsgarant – bis zu 40.000 neue Arbeitsplätze werden da versprochen – für die gesamte Region gepriesen. Nach Frankfurt/Main und München geht mit BER die dritte Drehscheibe des deutschen Luftverkehrs an den Start. Im Nachbarland Polen verzichtete man sogar auf den Bau eines Großflughafens, Städte wie Stettin, Posen und Breslau liegen im Einzugsbereich des Berliner Neubaus. Wie auch immer, die Nacht vom 2. auf den 3. Juni wird die Nacht der Nächte für das Megaprojekt sein. Dann hebt am Abend das letzte Flugzeug in Berlin-Tegel ab, über Nacht werden alle Einrichtungsgegenstände von Tegel nach Schönefeld gefahren, wo sie hoffentlich am Morgen des 3. Juni im dann einzigen Berliner Flughafen problemlos wieder in Betrieb gehen, wenn es dort erstmals heißen wird „Ready for take off!“. Autor: Christian Brensing CBE-enterprises, Berlin

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FLUGHAFEN BERLIN

Städtebauliches Konzept des neuen Flughafens in Berlin-Schönefeld Abbildung: gmp, JSK/ Visualisierung: Björn Rolle

Terminalgebäude

Innovation in Stahl und Glas von Thomas Fackler

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In Verbindung mit den komplexen funktionalen und wirtschaftlichen Anforderungen, die ein solches Infrastrukturprojekt an alle beteiligten Planer stellt, ist das Arbeiten in interdisziplinären Teams unumgänglich. Die erfolgreiche Umsetzung dieser Zusammenarbeit wird nachfolgend am Beispiel des Fluggastterminals und seines innnovativen Dachtragwerks erläutert.

entwurf und die Konstruktion kombiniert mit einem partnerschaftlichen Dialog zwischen Architekt und Ingenieur war die Basis für eine erfolgreiche Planung und Ausführung. Dabei eröffneten sich Synergien, die im Zuge der Bauüberwachung nur durch eine enge und partnerschaftliche Kooperation mit den ausführenden Firmen auch tatsächlich realisiert werden konnten.

Einführung Für das neue Fluggastterminal – das funktionale Herzstück und die architektonische Visitenkarte des zukünftigen internationalen Flughafens – forderte der Bauherr von Beginn an einen transparenten und interdisziplinären Planungsprozess in einer Hand. Nach europaweiter Ausschreibung wurde die pgbbi mit der Generalplanungsleistung insbesondere Architektur, Tragwerksplanung und Technischer Gebäudeausrüstung beauftragt. Ein ganzheitlicher Ansatz für den Tragwerks-

Architektur und Tragkonzept Das Fluggastterminal des neuen Flughafens Berlin-Brandenburg bündelt als zentrales Gebäude alle wesentlichen Abflugprozesse unter einem Dach. Das funktionale und städtebauliche Konzept des Flughafens beruht auf einer nahezu in OstWest-Richtung verlaufenden Hauptachse und dazu orthogonal anschließenden Nebenachsen. Diese binden in der Symmetrieachse des Flugastterminals die Sekundärgebäude mit ihren jeweiligen Funktionen sowie Hauptwege-

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beziehungen zusammen. Dies findet Fortsetzung in der architektonischen Erscheinung des Terminalgebäudes, dessen Hülle durch eine Dachscheibe, umlaufend angeordnete transparente raumhohe Fassaden und das im Westen anschließende Piergebäude gebildet wird. Die Dachscheibe nimmt dieses Ordnungsprinzip durch in Haupt- und Nebenachsrichtung angeordnete Oberlichter auf, die das ca. 240 m x 200 m überdeckende, flächige Dach gliedern. Die zweischalige Dachscheibe mit ihren verglasten Oberlichtern und den dazwischen liegenden, opak eingefassten Dachkassetten sowie der nach innen abschließenden durchscheinenden Membranunterdecke kann so lichttechnisch in Szene gesetzt werden. Die hohen Glasfassaden mit minimierten Tragkonstruktionen unterstreichen den Eindruck der schwebenden Dachscheibe. Das Dachtragwerk überbaut den Vorfahrtbereich, die Check-in-Bereiche sowie den zentralen Marktplatz bis hin zum Abflugbereich im Piergebäude. Dabei geht die Terminalhalle mit einer lichten Höhe von ca. 20 m im westlichen Teil des Terminals in einen aus mehreren Nutzungsebenen bestehenden, eingestellten Stahlbetonbaukörper über, der flughafennahe Funktionen wie Sicherheitskontrollen, Büros und Lounges, Konferenzbereiche sowie Restaurants aufnimmt. Dieser Stahlbetonriegel innerhalb der Terminalhalle grenzt die landseitige Abflughalle von den luftseitigen Funktionen räumlich ab. Dieser Abschluss wird durch die Innenfassade oberhalb und seitlich des Stahlbetonriegels zum Dach hin fortgesetzt. Westlich des Marktplatzes schließt das Piergebäude luftseitig den Terminal ab. Es erstreckt sich mit seinen Fluggastbrücken in Nord-Süd-Richtung beidseitig über die Terminalhalle hinaus (Bild Seite 45 oben). Das Dachtragwerk des Fluggastterminals ist ein ebener Trägerrost mit einer Gesamtbauhöhe von ca. 4 m, der in einem Raster von 43,75 m durch Pendelstützen getragen und über dem eingestellten Stahlbetonbaukörper durch zwei Festpunkte horizontal ausgesteift wird. Er ruht auf der angrenzenden Massivbaukonstruktion des eingestellten Stahlbetonkörpers, des Piergebäudes sowie der Untergeschosse. Entspre-


FLUGHAFEN BERLIN

Blick auf die Vorfahrt und den Check-In-Bereich der Abflughalle, Vertikalschnitt des Terminals in Ost-West-Richtung Abbildung: gmp, JSK / Visualisierung: Björn Rolle

chend der Tragfunktionen einzelner Bauteile gliedert sich das Dachtragwerk in eine Primär-, eine Sekundär- und eine Tertiärstruktur (Bild rechts). An das Dachtragwerk schließen die Außenfassaden und die Innenfassade an, die als transparente Glasfassaden ausgebildet sind (Bilder Seite 46). Entwurf des Dachtragwerks Das architektonische Konzept der orthogonalen Lichtbänder erforderte eine belichtungstechnische Trennung zwischen den Oberlichtern und dem Dachinnenraum. Die Anordnung der TGA-Trassen, RGV-Bühnen und eines den Dachraum erschließenden Catwalks war entlang der Dachträger für den hinterleuchteten Dachraum schlicht und zurückhaltend zu realisieren. Weiterhin waren in der Untergurtebene und entlang des Steges der Dachträger die Membranunterdecken des Terminaldaches anzuschließen (Bild S. 47 oben rechts ). Der in den Oberlichtern sichtbare Dachträgersteg sollte die modulare Ordnung der Dachscheibe aufnehmen und sich ohne eine zusätzliche Blechverkleidung in die Architektur einfügen. Das Tragwerkkonzept der Terminalhalle stellte damit an die Dachträger – die paar-

weise angeordneten Primärträger – folgende Anforderungen: - Abtrag der Vertikallasten über 43,75 m, - Aufnahme der aus Temperaturzwängungen der hochgradig statisch unbestimmten Dachscheibe resultierenden Normalkräfte, - verformungsarme Aufnahme der gegen die Dachträger aufgebrachten Vorspannung der Seilbinderfassade, - verformungsarme Aufnahme der Vorspannung der Membranunterdecke senkrecht zur Trägerebene, - Realisierung einer hohen Anschlussflexibilität für die TGA und die Membranunterdecke. In einer ersten Planungsphase wurden verschiedene Trägervarianten als Vollwandträger und als Fachwerkträger gegenübergestellt. Der Vollwandträger führte auf Grund der hohen Schubbeanspruchungen und Normalbeanspruchungen der Trägerstege trotz einer Anordnung von Quersteifen im Abstand von 6,25 m und von drei eingeschweißten Längssteifen zu einer Stegblechdicke von 15 mm. Diese Stegkonstruktion erlaubte nur eine Ausnutzbarkeit des Materials auf Schub von ca. 45 %. Unter Einbeziehung der aufgeschweißten Trapezblechrippen – der Stegaussteifung – ergab sich ein Gewicht des Dachträgersteges von 0,65 to/m. Die-

Tertiärtragwerk

Sekundärtragwerk

Primärtragwerk

Tertiärtragwerk

Hierarchie des Dachtragwerks Abbildung: schlaich bergermann und partner

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PROJEKTBETEILIGTE

Bauherr: Flughafen Berlin Brandenburg GmbH Generalplaner pgbbi: Planungsgemeinschaft Flughafen Berlin-Brandenburg-International Architektur gmp Architekten, JSK International Tragwerksplanung schlaich bergermann und partner, Schüßler-Plan Ingenieurgesellschaft Prüfingenieur Ingenieurbüro Dr. Zauft+Partner, Potsdam Ausführung Dach Firma Eiffel Deutschland, Hannover Ausführung Fassaden Firma Seele, Gersthofen

ser schwere Dachträger war nicht nur in statischer und wirtschaftlicher Hinsicht problematisch, sondern offenbarte auch konstruktive Nachteile, wie zum Beispiel im Anschluss zur Membranunterdecke. Außerdem bewirkte der massive Stegquerschnitt im Durchdringungsbereich der Gebäudehülle beträchtliche Wärmebrücken, die einen hohen Dämmaufwand erfordert hätten. Auch das Erscheinungsbild des Terminals war insbesondere durch die Stegsteifen teilweise beeinträchtigt, so dass im Bereich der Kapitelle einseitig eine zusätzliche Blechverkleidung der Stege erforderlich geworden wäre. Schlussendlich waren hier auch die Belange der Herstellung durch das hohe Trägergewicht nachteilig beeinflusst. Weitere Lösungsansätze – z. B. Doppelsteg- oder Fachwerksysteme – wurden in einer Variantenstudie sowohl statisch-konstruktiv als auch gestalterisch mittels Visualisierungen untersucht und führten zu den folgenden Zielgrößen für eine Trägeroptimierung: - blickdichter Vollwandsteg zur Vermeidung von Blechverkleidungen, - Minimierung des Aufwands an Stegsteifen, - Minimierung der Zwangnormalbeanspru chung des Steges, - Reduktion der Stahltonnage aus wirtschaftlichen und bauphysikalischen Gründen. Diese Zielgrößen und die Anwendung der Prinzipien des Strukturleichtbaus führten zu einer Faltwerklösung für die Dachträgerstege. Diese orthotropen Trägerstege – in ihrer Ausführung

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Gliederung der Terminalfassaden Abbildung: schlaich bergermann und partner

als gekantete Trapezblechstege – wirken selbststabilisierend und entziehen sich durch dehnungslose Verformungen vollständig der dachträgerparallelen Normalbeanspruchung. Das Entfallen der aufgeschweißten Stegsteifen und eine deutliche Reduktion der Stegblechdicke auf 6 bzw.8 mm führte zu einer signifkanten Steigerung der Tragwerkseffizienz. Diese drückt sich in einer hohen Ausnutzbarkeit des Materials auf Schub von ca. 86 % und dem damit verbundenen, deutlich reduzierten Gewicht des Steges von 0,3 to/m aus. Für den Entwurf des Fluggastterminals bedeutete dies eine Veränderung der Stegansicht in den Oberlichtern. Das Hinterfragen der Entwurfsanforderungen und Tragwerk der vorgespannten Seilbinderfassade die Überprüfung der Erscheinung Abbildung: schlaich bergermann und partner des neuen Dachträgersteges durch Visualisierungen unter verschiedenen Belichtungssituationen ermöglichten die Enttinuierlichen und effizienten Abtrag der Horiwicklung einer Trapezblechgeometrie, die die zontalkräfte aus der Membranunterdecke. Die Anforderungen des modular strukturierten Geerheblich reduzierte Dehnsteifigkeit der Dachbäudeentwurfs und des Tragwerks erfüllten träger verringert die Zwangsbeanspruchungen (Bild 47 rechts unten). in der Dachscheibe, die Beanspruchungen aus Darüber hinaus eröffnen sich durch die Faltden horizontalen Windlasten werden im auswerkstruktur des Trapezblechsteges zusätzligesteiften Trägerrost des Daches nun gleichche Synergieeffekte im Tragwerk des Terminalmäßig und effizient zwischen Primär- und Sedaches. Die hohe Biegesteifigkeit des Steges kundärtragwerk verteilt. entlang der Trägerhöhe ermöglicht einen kon-


FEM-Modell eines Trapezblechträgers Abbildung: schlaich bergermann und partner

Bemessungskonzept für die Dachträger Stahlträger mit trapezförmig profilierten Stegen finden vorrangig im Hochbau für Hallentragwerke Anwendung (Bild oben). In Deutschland ist die Berechnung und Bemessung dieser Leichtbauträger bisher in der DASt-Richtlinie 015 „Träger mit schlanken Stegen“ geregelt. Die Anwendung dieser Bauart für die Dachträger des neuen Flughafens Berlin-Brandenburg geht jedoch über die bisherigen baupraktischen Erfahrungen und den geregelten Anwendungsbereich der DASt-Richtlinie 015 deutlich hinaus. Die geometrischen Einschränkungen, wie die Begrenzung der Trägerhöhe auf 3.500 mm, und die Einschränkungen der Faltungsgeometrie stellten eine Anwendung der DASt-Richtlinie als Nachweisgrundlage in Frage. Dabei erweist sich insbesondere die rechnerisch ansetzbare Grenzquerkraft der Stege als sehr konservativ. Darüber hinaus existierten bis dahin keine Nachweiskonzepte und Erfahrungen für die planmäßige Einleitung von Linienlasten senkrecht zur Stegebene. Im Zuge des Planungsprozesses wurden deshalb numerische Parameterstudien an einer Faltwerkmodellierung aus Schalenelementen zur Überprüfung der Tragfähigkeit und des Einflusses der anzuschließenden horizontalen Membrankräfte durchgeführt. Im Ergebnis wurde ein eigenes Bemessungskonzept für die Dachträger entwickelt, das

Dachträgerstege h= 3940 mm

durch Prof. Dr.-Ing. habil. Hartmut Pasternak fachtechnisch geprüft wurde. Es stützt sich auf das Nachweisformat für Trapezstegträger der DIN EN 1993-1-5, Anhang D. Dieses Vorgehen war mit einem hohen Berechnungsaufwand verbunden. Jedoch nur so konnte eine abgesicherte Grundlage für die statische und konstruktive Auslegung der Dachträger geschaffen werden, die gegenüber dem bestehenden Bemessungskonzept der DASt-Richtlinie 015 eine weitere Einsparung für die Dachträgerstege von ca. 20 % ermöglichte (siehe Tabelle). Zusammenfassung Die Chancen einer offenen, interdisziplinären und damit interagierenden Zusammenarbeit von Architekten und Ingenieuren wurden am Beispiel des neuen Flughafens Berlin Brandenburg (BER) verdeutlicht. Ein hohes Maß an Identifikation und Motivation aller Projektbeteiligten ermöglicht dabei ein Erschließen von Synergieeffekten, wie sie exemplarisch für die weitgespannten Dachträger mit Trapezblechstegen dargestellt wurden. Autor: Dipl.-Ing. Thomas Fackler, Erweiterte Geschäftsleitung, schlaich bergermann und partner, Stuttgart

ebener

Trapezblechsteg

Trapezblechsteg

Vollwandsteg

nach DASt-Rili.

nach DIN EN

Gegenüberstellung verschiedener Dachträger-Varianten Tabelle: schlaich bergermann und partner

Visualisierung der Tag- und Nachtillumination

Visualisierung des Dachträgers mit Trapezblechstegen Abbildungen: gmp

Literatur [1] Pasternak H., Hannebauer D.: Träger mit profilierten Stegen, Stahlbaukalender 2004, Verlag Ernst & Sohn, Berlin, pp. 450-492. [2] Weissbach M.: Entwerfen und Konstruieren hybrider Bogenbrücken aus Stahl und Beton, Bauwerk Verlag, Berlin, 2006. [3] Gregull T., Arnold M.: Besonderheiten der Werkstattplanung im Stahlbau am Beispiel des Großprojektes BBI-Terminaldach, Stahlbau 79 (2010), Verlag Ernst & Sohn, Berlin, pp. 754760.

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FLUGHAFEN BERLIN Ein Meilenstein: Die Südbahn wurde 2011 fertiggestellt. Foto: Günter Wicker / Ligatur/ Berliner Flughäfen

Neubau Hauptstadtairport

Planerische Herausforderung bis zum Schluss von Neithard Müller und Barbara Olfe-Kräutlein

Besonderheiten vor der Planfeststellung Was machte das Projekt nun zu einer ganz besonderen Herausforderung? Diese Frage lässt sich aus der Perspektive der Hyder Consulting GmbH Deutschland auf ganz unterschiedlichen Ebenen beantworten. Hyder Consulting wirkte von 1997 an in unterschiedlichen Teilprojekten an Vorbereitung, Planung und Bau des Flughafens mit. Schon ganz am Anfang, bei der Vorbereitung des Planfeststellungsantrags, spielten einige Besonderheiten zusammen. Eine erste Besonderheit war der eingangs sehr hohe Termindruck für alle beteiligten Planer: Innerhalb von nur zwei Jahren sollten die Antragsunterlagen fertig werden, um das beschleunigte Genehmigungsverfahren nutzen zu können, das das Verkehrswegebeschleunigungsgesetz nach der damals ersten Verlängerung nur bis zum 31.12.1999 einräumen sollte. Die grundlegenden Besonderheiten im Vorfeld der Planfeststellung sind unabhängig vom besonderen Zeitdruck jedoch in der Natur des Planfeststellungsverfahrens verankert. Der Arbeitsprozess der Planer muss einerseits eine detaillierte, verlässliche, abgeschlossene und hieb- und stichfeste Planung als Basis für die

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Planfeststellung herstellen. Diese Planung muss aber andererseits möglichst viel Spielraum lassen, um nach der Planfeststellung maximale Flexibilität für die unvermeidlichen Anpassungen zu bieten. Außerdem war eine Privatisierung des Projekts in Erwägung gezogen worden, wofür flexibles Planen ebenfalls wesentlich war. Zudem umfasst die Planfeststellung wegen deren Konzentrations- und Bündelungswirkung verschiedene Gebiete des Planungsrechts, die eine unterschiedliche Planungstiefe erforderlich machen. Der Planer muss also schon sehr frühzeitig erkennen, welche Aspekte grundsätzlich, aber noch nicht detailliert festgelegt werden müssen. Die grobe Festlegung darf dabei keine Unklarheiten lassen für Bereiche, die bis ins Detail durchgeplant werden müssen, um zum Beispiel grundstücksscharf festzulegen, welche Fläche in Anspruch genommen werden muss. Nur für den Hochbau ist nach der Planfeststellung noch eine gesonderte Baugenehmigung erforderlich. Planen auf kleiner Datenbasis Im gesamten Vorbereitungsprozess der Planfeststellungsunterlage war der Ausgang des Ge-


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Mehr als 1,3 Mio m² Betonflächen für startende, landende und parkende Flugzeuge entstanden. Fotos: Berliner Flughäfen, Marion Schmieding/ Es war einmal: Großbaustelle BER

nehmigungsprozesses offen. Daher mussten mit sparsamen Budgets die Kosten im Vorfeld der Planfeststellung möglichst gering gehalten werden. Dies wirkt sich auf die Arbeitsweise der Planer aus und stellt für diese eine große Herausforderung dar. Ein Beispiel: Hyder Consulting erstellte innerhalb von nur sieben Monaten die kompletten Planfeststellungsunterlagen für den wasserwirtschaftlichen Bereich, also für Trinkwasserversorgung, Abwasserentsorgung und für die Niederschlagswasserentsorgung einschließlich der Behandlung der enteisungsmittelhaltigen Abflüsse und der zur Ableitung notwendigen Gewässerausbaumaßnahmen. Außerdem wurde die zur Beurteilung der Auswirkungen des Projektes auf den regionalen Wasserhaushalt notwendige geohydrologische Modellierung vorgenommen. Aufgrund der wasserrechtlichen Bestimmungen und der schwierigen örtlichen Bedingungen mit einem nur sehr schwach geneigten Gelände und geringen Ableitungsmöglichkeiten in die bestehenden Oberflächengewässer mussten Möglichkeiten entwickelt werden, um auf dem Flughafengelände auch große Niederschlagswassermengen zu behandeln und zu versickern. In das Entwässerungskonzept inte-

grierte Hyder Consulting hierfür unter anderem eine Versickerungsmulde, die mit ihrer schieren Größe von 2 km Länge und 30 m Breite schon für sich genommen eine Besonderheit darstellt. Die Planung für diese Mulde erfolgte auf der Basis von nur zehn Rammkernsondierungen. Es gelang, trotz dieser schmalen Datenbasis mit der Versickerungsmulde das außergewöhnlich nachhaltige und technisch innovative Entwässerungskonzept zu vervollständigen und letztlich die Grundlagen für signifikante Investitionskosten in Millionenhöhe zu schaffen und zu verantworten.

Alexander Obst/.

Wie bei jedem komplexen Großprojekt galt es auch in der Planung für BER, unterschiedlichste Interessen, Anliegen und Bedenken gegeneinander abzuwägen. Öffentliche Diskurse um verschiedene Auswirkungen des Flughafens auf seine Umgebung begleiteten den Planungsprozess von Anfang an und mit der Diskussion der Flugrouten nun auch bis zum Schluss. Für die Beteiligten bedeutet dies, dass sich in den Planungsergebnissen Aspekte wie Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit ebenso wie die Anliegen der verschiedenen Interessengruppen wiederfinden müssen. Mit ökologischen Lösungen wie für das Entwässerungssystem

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Blick auf die 400 m lange und 60 m breite Terminalvorfahrt Foto: Berliner Flughäfen, Marion

oder mit der Minimierung des Flächenumgriffs tragen auch Planer hierzu bei.

Schmieding/Alexander Obst

Versickerungsmulde im Superlativ Foto: Hyder Consulting GmbH Deutschland

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Flexibel auf Änderungen reagieren Ein iterativer Planungsprozess über einen sehr langen Zeitraum hinweg muss immer wieder unter neuen Vorzeichen betrachtet werden und forderte die Beteiligten mit umfassenden Änderungen immer wieder neu heraus: Flexibilität ist gefragt, Veränderung ist Normalität. Auch hierfür ein Beispiel:

Hyder Consulting wurde 2009 in Arbeitsgemeinschaft mit Generalplanerleistungen für den Nordbereich des Flughafengeländes beauftragt. Hier sollten die Funktionsbereiche für die Einrichtungen des Auswärtigen Amtes und der Flugbereitschaft des Bundesverteidigungsministeriums mit entsprechenden Flugzeugwartungsanlagen neu geplant werden. Dabei handelte es sich aber nicht nur um eine umfangreiche Neuplanung, sondern auch um eine Umplanung der Anlagen im Nordbereich und


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für die Flugzeugwartung um eine Anpassung der Konzeption für die westlichen Hochbauflächen und für den Midfieldbereich . Diese Umplanung erforderte wiederum die Beantragung einer Änderung der Planfeststellung – die 21. von bis dato 22 Planänderungen. Unzählige Schnittstellen, anspruchsvolle Logistik Die Herausforderungen der Projektarbeit am BER waren für jeden Planungsbereich auf der technischen Ebene naturgemäß sehr unterschiedlich. Für die Entwässerung wurden bereits die schwierigen Gegebenheiten des Geländes und seiner Umgebung erläutert. Einige Aspekte beeinflussten jedoch beinahe alle Beteiligten. Für alle Teilprojekte, bei denen der Baustoff Beton eine Rolle spielt, musste zum Beispiel berücksichtigt werden, dass ein speziell für den Bau des Flughafens errichtetes Betonmischwerk zu nutzen war. Damit wurde eine der Auflagen des Planfeststellungsbeschlusses erfüllt, die die Beeinträchtigungen der Umgebung infolge des Zulieferverkehrs minimieren sollte. Eine der größten Herausforderungen für alle Beteiligten war und ist die Schnittstellenabstimmung. Die an sich schon hohe Komplexität eines Flughafenprojekts wurde hier nochmals verstärkt durch die Anpassung des ur-

sprünglichen Zeitplans für die Realisierung des Terminals, denn die zunächst vorgesehene Vergabe an einen Generalunternehmer wäre nur mit Budgetüberschreitungen möglich gewesen. Außerdem erforderten veränderte EU-Sicherheitsvorschriften grundsätzliche Änderungen der Planung zu einem Zeitpunkt als längst mit der Bauausführung begonnen worden war. Chance auch für Mittelständler Der Ausbau des neuen Flughafens war für die Hauptstadt und Umgebung ein wichtiger Entwicklungsschritt. Für regionale Unternehmen der vielen beteiligten Fachbereiche stellten Planungs- und Bauaufgaben eine große Chance dar, zumal in der Vergabe explizit regionale und mittelständische Bieter vorrangig berücksichtigt werden sollten. Die Hyder Consulting GmbH Deutschland ist auch hierfür ein gutes Beispiel. Das Unternehmen konnte über die Jahre hinweg allein und in Arbeitsgemeinschaften Beauftragungen ganz unterschiedlicher Größenordnung gewinnen und umsetzen – von einer Ummarkierung auf Flugbetriebsflächen für die ILA, ein Honorarvolumen von vielleicht tausend Euro, bis hin zur Generalplanung für die Luftseitigen Flächenbauwerke in der Arbeitsgemeinschaft ABBC mit Baukosten von fast einer halben Milliarde Euro.

Ca. 3,4 Mio. t Beton wurden zentral vor Ort hergestellt. Foto: Berliner Flughäfen, Marion Schmieding/Alexander Obst

Ambitioniertes Tempo bis zum Schluss Mit der Eröffnung des neuen Flughafens im Juni geht für viele der an Planung und Bau Beteiligten ein erfolgreicher beruflicher Abschnitt seinem Ende zu. Das Ergebnis stellt einen Meilenstein in der Entwicklung der Region BerlinBrandenburg dar. Mit dem sich abzeichnenden weiteren Kapazitätsbedarf bleibt BER aber auch nach der Inbetriebnahme ein spannendes Tätigkeitsfeld für die Branche. Fast auf den Tag genau 16 Jahre nach den ersten Skizzen und dem Konsensbeschluss am 28. Mai 1996 wird nun am 3. Juni 2012 der neue BER vollständig in Betrieb gehen und den gesamten Flugverkehr der Hauptstadtregion, für den früher drei Flughäfen genutzt wurden, abwickeln. Für ein Projekt dieser Größe und Komplexität ist das ein beachtliches Tempo. Autoren: Dr.-Ing. Neithard Müller, Prokurist, Business Direktor Utilities/Airport Barbara Olfe-Kräutlein (M.A.), Leiterin Unternehmenskommunikation, Hyder Consulting GmbH Deutschland

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BERUF UND RECHT

ABC des Baurechts

Honoraranpassung infolge Änderung der anrechenbaren Kosten von Rechtsanwältin Eva Reininghaus Die seit 2009 geltende HOAI stellt für die Honorarberechnung der Architekten- und Ingenieurleistungen auf die Kostenberechnung als maßgebliche Grundlage zur Ermittlung der anrechenbaren Kosten ab. Hintergrund ist die Abkopplung des Honorars von einer im Verlauf der Projektrealisierung eintretenden Kostenveränderung, insbesondere einer Kostensteigerung. Ferner sieht § 7 Abs. 1 HOAI vor, dass sich das Honorar nach der schriftlichen Vereinbarung der Vertragsparteien bei Auftragserteilung richtet. Für derartige verbindliche Honorarvereinbarungen begründet § 7 Abs. 5 HOAI eine Öffnungsklausel. Nach dieser Vorschrift müssen die Parteien die dem Honorar zugrunde liegende Vereinbarung anpassen, wenn sich der beauftragte Leistungsumfang auf Veranlassung des Auftraggebers mit der Folge von Änderungen der anrechenbaren Kosten ändert. Diese Regelung wirft verschiedene bislang ungeklärte Fragen auf. Der Wortlaut von § 7 Abs. 5 HOAI legt nahe, dass eine Honoraranpassung an eine Änderung des Umfangs der beauftragten Leistungen geknüpft ist, beispielsweise an die Übertragung weiterer Leistungen einer zuvor teilweise beauftragten Leistungsphase oder an die Beauftragung von Besonderen Leistungen. Zwischen einer Änderung des beauftragten Leistungsumfangs und einer Änderung der anrechenbaren Kosten besteht jedoch nicht zwangsläufig ein Zusammenhang. Überträgt der Auftraggeber dem Architekten/Ingenieur beispielsweise nachträglich weitere Leistungen einer zuvor teilweise beauftragten Leistungsphase, hat dies gerade keine Relevanz für die anrechenbaren Kosten – für diesen Fall kann sich nach den Grundsätzen der nachträglichen Leistungserweiterung ein zusätzlicher Honoraranspruch ergeben. In der Literatur wird daher die Auffassung vertreten, eine Änderung im Sinne von § 7 Abs. 5 HOAI, die eine Honoraranpassung zur Folge hat, sei bezogen auf die abschließende Entwurfsplanung zu ermitteln, weil die Kostenberechnung in der Entwurfsplanung den Bezugspunkt für die Ermittlung der anrechenbaren Kosten bilde. Nach dieser Auffassung löst eine nach Abschluss der Entwurfsplanung vorgenommene

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Änderung des Objekts oder der Planung wie beispielsweise eine Erweiterung oder Reduzierung des Objekts einen Honoraranpassungsanspruch aus. Änderungen im laufenden Planungsprozess vor Abschluss der Entwurfsplanung würden demgegenüber nicht unter § 7 Abs. 5 HOAI fallen, sondern könnten gemäß § 10 HOAI zu einem zusätzlichen Honoraranspruch führen, wenn mehrere Vorentwurfs- oder Entwurfsplanungen nach grundsätzlich verschiedenen Anforderungen anzufertigen sind. Ob diese Ansicht der Intention des Verordnungsgebers entspricht, ist indes unklar, zumal § 4 HOAI die anrechenbaren Kosten ohne Bezug zur Entwurfsplanung definiert. Sofern es maßgeblich auf die Kostenberechnung in der Entwurfsplanung ankäme, stellt sich ferner die Problematik eines Honoraranpassungsanspruchs bei einer ursprünglich fehlerhaften Kostenberechnung (z. B. Kostenansatz einer Kostengruppe zu niedrig angesetzt) und wie dieser Fehler im Rahmen der Fortschreibung der Kostenberechnung aufgrund der später eingetretenen Änderung zu behandeln wäre. Die Änderung der anrechenbaren Kosten muss auf „Veranlassung des Auftraggebers“ vorgenommen werden. Die Parallele zu § 2 VOB/B, die dem ausführenden Unternehmer einen zusätzlichen Vergütungsanspruch für auf Anordnung des Auftraggebers auszuführende Nachtragsleistungen zuerkennt, drängt sich auf. Allerdings sind Nachträge der ausführenden Unternehmen nicht zwangsläufig mit Änderungen gleichzusetzen, die zu einer Honoraranpassung führen. Sofern es für die Honoraranpassung auf eine Änderung gegenüber der Entwurfsplanung ankommen sollte, hätten Nachtragsleistungen der bauausführenden Firmen, die auf Ausführungsdetails oder einer fehlerhaften Ausschreibung beruhen und folglich keinen Bezug zur Entwurfsplanung haben, keine Relevanz für einen Honoraranpassungsanspruch. Unter den Voraussetzungen des § 7 Abs. 5 HOAI kann entweder der Architekt/Ingenieur oder aber der Auftraggeber einen Honoraranpassungsanspruch geltend machen. Sofern

der Architekt/Ingenieur eine Kostenerhöhung bei den anrechenbaren Kosten und damit ein gestiegenes Honorar in Anspruch nehmen will, muss er dem Auftraggeber die Kostenänderung detailliert darlegen. Dabei hat er die Kostenansätze der ursprünglichen Kostenberechnung sowie die infolge der Änderung fortgeschriebenen Kostenansätze darzulegen. Macht demgegenüber der Auftraggeber eine Verringerung des Honorars geltend, weil die anrechenbaren Kosten infolge der Änderung gesunken sind, obliegt es ihm, die Voraussetzungen des § 7 Abs. 5 HOAI darzulegen. Auf Basis der neu berechneten – erhöhten oder verringerten – anrechenbaren Kosten müssen die Vertragsparteien sodann eine Vereinbarung über das geänderte Honorar treffen. § 7 Abs. 5 HOAI sieht insoweit den Abschluss einer schriftlichen Honorarvereinbarung vor. Die Einhaltung der Schriftform bedeutet dabei, dass eine von beiden Parteien unterzeichnete Vertragsurkunde anzufertigen ist. Da eine Honoraranpassung jedoch nicht an der Verweigerungshaltung eines Vertragspartners scheitern soll, stellt das Schriftformerfordernis keine Anspruchsvoraussetzung dar. Weigert sich der Auftraggeber, mit dem Architekten/Ingenieur eine Vereinbarung über die Honorarberechnung auf Grundlage gestiegener anrechenbarer Kosten zu treffen, kann der Architekt/Ingenieur in seiner Schlussrechnung gleichwohl das höhere Honorar ausweisen und den Honoraranspruch erforderlichenfalls gerichtlich geltend machen. Knapp drei Jahre nach Inkrafttreten der HOAI 2009 stehen die ersten obergerichtlichen Entscheidungen zu den neuen Honorarregelungen noch aus. Es bleibt abzuwarten, wie die Gerichte die vorstehend aufgeführten Fragestellungen entscheiden und auf welche Weise sie dabei die Regelung des § 7 Abs. 5 HOAI in die Gesamtsystematik des Preisrechts einbinden. Autorin: Dr. Eva Reininghaus, Fachanwältin für Bau- und Architektenrecht, TSP Theißen Stollhoff und Partner Rechtsanwaltsgesellschaft, Berlin


BERUF UND RECHT

Urteile

Zulässige Mindestsatzunterschreitung bei laufender Geschäftsbeziehung? von Rechtsanwalt Reinhard Voppel

Urteil vom 27. 10. 2011 – VII ZR 163/10 – Im vorangegangenen Heft (BI 1-2/2012, S. 46) ist die vorgenannte Entscheidung des BGH hinsichtlich der Frage der Mindestsatzunterschreitung besprochen worden. Der BGH ist zu dem Ergebnis gekommen, dass allein eine ständige Geschäftsbeziehung (siebzehn Aufträge eines Planers an einen Subplaner in etwa drei Jahren) nicht ausreiche, um eine Mindestsatzunterschreitung ausnahmsweise zu rechtfertigen. Da die Vorinstanz die Honorarklage des Planers gegen seinen Auftraggeber mit dieser Begründung abgewiesen hatte, hob der BGH die Entscheidung auf und verwies den Rechtsstreit zur erneuten Verhandlung und Entscheidung an das Oberlandesgericht zurück. Er hat dem Gericht Hinweise zur weiteren Sachbehandlung mit auf den Weg gegeben, die sich auf die – folgerichtig – bislang nicht behandelte Frage beziehen, ob sich der Kläger bei festgestellter unzulässiger Mindestsatzunterschreitrung auf diesen Tatbestand berufen kann oder daran möglicherweise unter Berücksichtigung der Grundsätze von Treu und Glauben gehindert ist. Allerdings gibt die HOAI als zwingende preisrechtliche Regelung vor, dass eine Vereinbarung, mit der eine unzulässige Mindestsatzunterschreitung getroffen wird, unwirksam ist. An die Stelle der unwirksamen Honorarvereinbarung tritt ein nach den Vorgaben der HOAI berechnetes Mindestsatzhonorar. Der Auftragnehmer hat also von Gesetzes wegen Anspruch auf das Mindestsatzhonorar. In ständiger Rechtsprechung geht der BGH allerdings davon aus, dass sich der Planer, der eine den Mindestsatz unterschreitende Pauschalhonorarvereinbarung abschließt, widersprüchlich verhält, wenn er nachträglich den Mindestsatz geltend macht. Ein Verstoß gegen Treu und Glauben, der die Berufung auf den Mindestsatz ausschließt, liegt dann vor, wenn der Auftraggeber auf die mindestsatzunterschreitende Honorarvereinbarung vertraut hat und vertrauen durfte, er sich derart auf die Wirksamkeit der Vereinbarung eingerichtet hat, dass ihm die Zahlung des Differenzbetrages zum Mindest-

satzhonorar nicht zugemutet werden kann. Bei Auftraggebern, die mit Bauaufgaben und auch mit der HOAI vertraut sind – so wie im vorliegenden Fall der Auftraggeber als selbst der HOAI unterworfener Planer –, wird häufig angenommen, dass die Treuwidrigkeit schon daran scheitert, dass der Auftraggeber nicht auf die Wirksamkeit der Honorarvereinbarung vertrauen durfte, weil ihm bekannt ist, dass der Mindestsatz nur in Ausnahmefällen unterschritten werden darf. Das ist nach Ansicht des BGH aber nicht zwingend. Vielmehr kann das Vertrauen in die Honorarvereinbarung dann schutzwürdig sein, wenn der Auftraggeber aufgrund einer vertretbaren Rechtsauffassung infolge eines Rechtsirrtums davon ausgeht, die Vereinbarung sei wirksam. Dies muss im Einzelfall geprüft werden, wird aber wohl auch nur ausnahmsweise angenommen werden können. Als weiteren Fall nennt der BGH den Umstand, dass der Auftraggeber in vertretbarer Weise von Umständen ausgegangen sei, die eine Mindestsatzunterschreitung ausschlössen, weil er etwa annahm, der Auftrag umfasse nicht alle Grundleistungen, so dass das Honorar nach § 8 Abs. 2 HOAI zu kürzen sei. Diese Auffassung erscheint allerdings problematisch, weil dann, wenn tatsächlich mehr Leistungen erforderlich sind und entgegengenommen und verwendet werden, über das ursprünglich vereinbarte Honorar hinaus ein zusätzlicher Anspruch auf Vergütung entsteht, dem sich der Auftraggeber grundsätzlich nicht entziehen kann. Allenfalls könnte man eine Hinweispflicht des Auftragnehmers annehmen, die aber jedenfalls im Zusammenhang mit der Frage von Treu und Glauben keine Rolle spielt. Die Berufung auf den Mindestsatz kann dem Auftragnehmer auch dann untersagt sein, wenn er durch sein Verhalten ein besonderes Vertrauen beim Auftraggeber dahingehend erweckt hat, dass er sich an die mindestsatzunterschreitende Vereinbarung halten werde. Dafür reicht allein die Tatsache, dass der Planer zum Vertragsabschluss unterhalb der Mindestsätze bereit ist, nicht aus. Wenn der Planer aber in ei-

ner ständigen Geschäftsbeziehung in einer Vielzahl von Verträgen mindestsatzunterschreitende Vereinbarungen trifft und ihm bei verständiger Sichtweise nicht verborgen bleiben kann, dass der Auftraggeber sich aufgrund dieser Praxis seinerseits bei Abschluss von Verträgen mit seinem Auftraggeber auf die Einhaltung der Vereinbarung verlässt, begründet er ein Vertrauen beim Auftraggeber, das ihn daran hindert, sich nachträglich von der Vereinbarung loszusagen und nunmehr doch den Mindestsatz zu fordern. Als weiterer Punkt ist in den Fällen von Treu und Glauben immer zu berücksichtigen, dass eine Nachforderung nur dann treuwidrig sein kann, wenn der Auftraggeber sein Vertrauen in den Bestand der mindetssatzunterschreitenden Vereinbarung auch ausgeübt, d. h. sich auf den Bestand eingerichtet hat. Ein solches Einrichten ist typischerweise gegeben, wenn etwa der Auftraggeber den Kaufpreis oder die Miethöhe für die zu errichtenden Wohnungen unter Berücksichtigung des Planerhonorars kalkuliert hat und die Wohnungen bereits verkauft oder vermietet hat, so dass er die nachträgliche Honorarerhöhung nicht mehr umlegen kann. Im vorliegenden Fall weist der BGH darauf hin, dass sich die Unzumutbarkeit der Nachforderung auch darauf stützen könne, dass der Auftraggeber seine wirtschaftlichen Dispositionen auf die Vielzahl von Fällen, in denen ein mindestsatzunterschreitendes Honorar vereinbart worden ist, aufgebaut hat: Wenn der Auftraggeber jetzt damit rechnen muss, dass schlagartig in allen Fällen die Differenz zum Mindestsatzhonorar nachgefordert wird, kann er dadurch wirtschaftlich unzumutbar hart getroffen werden: Die nachträgliche Geltendmachung des Mindestsatzes stellt dann eine besondere Härte für den Auftraggeber dar, die es als unzumutbar erscheinen lässt, den Auftragnehmer mit seiner Nachforderung durchdringen zu lassen.

Autor: Dr. Reinhard Voppel, Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht, Rae Osenbrück Bubert Kirsten Voppel, Köln

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PRODUKTE UND PROJEKTE

Viessmann

Brennwertkessel für große Gebäude . Die hocheffizienten Vitocrossal 200 und 300 Gas-Brennwertkessel von Viessmann standen bisher mit Leistungen von 26 bis 978 kW zur Verfügung. Der jetzt in den Markt eingeführte Vitocrossal 300 Typ CR3B erweitert das Leistungsangebot deutlich nach oben. Mit Wärmeleistungen von 787 bis 1.400 Kilowatt eignet sich der neue Kessel besonders für den Einsatz in großen Mehrfamilienhäusern, Gewerbe- und Industriebetrieben sowie öffentlichen Gebäuden und Nahwärmenetzen. Für einen hohen Brennwertnutzen sorgt der bewährte Inox-Crossal-Wärmetauscher aus Edelstahl rostfrei. Durch die gezielte intensive Verwirbelung der Heizgase an der Heizfläche wird eine besonders wirksame Wärmeübertragung erreicht. Das ermöglicht die hohen Kondensationsraten des Vitocrossal 300 und einen Norm-Nutzungsgrad von bis zu 98 % (bezogen auf den Brennwert Hs). Die glatte Edelstahlheizfläche lässt das anfallende Kondenswasser ungehindert nach unten abfließen. Dadurch entsteht ein Selbstreinigungseffekt, der Ablagerungen auf der Oberfläche verhindert, die hohe Brennwertnutzung auf Dauer sicherstellt und den Wartungsaufwand verringert. Ein zweiter Rücklaufstutzen am Vitocrossal 300 erlaubt die Aufteilung der Heizkreisrückläufe in einen Hochtemperatur- und einen Niedertemperaturkreis. So müssen Heizkreise mit unterschiedlichen Systemtemperatu-

ren nicht am Brennwertkessel zusammengeführt werden. Durch den separaten Anschluss des Niedertemperaturkreises ist stets ein maximaler Brennwertnutzen möglich. Wie die anderen Viessmann-Wärmeerzeuger bis 2.000 kW Leistung verfügt auch der neue Vitocrossal 300 über die innovative Vitotronic Regelung. Die Menüs sind selbsterklärend, das große Display zeigt alle Informationen im Klartext an, Heizkurven und Betriebszeiten werden als übersichtliche Grafiken dargestellt. Für den Betrieb des Vitocrossal 300 in Mehrkesselanlagen mit bis zu vier Heizkesseln ist

Vitocrossal-Brennwertkessel mit Leistungen bis 1.400 kW Foto: Viessmann

die Vitotronic 300-K-Regelung als Zubehör verfügbar. Der standardisierte LON-Bus ermöglicht die Integration in Gebäudemanagement-Systeme. Über Internet TeleControl mit Vitocom 300 und Vitodata 300 ist zudem die Fernüberwachung und Fernparametrierung der Heizungsanlage möglich. www.viessmann.de

Alpha-InnoTec

Effiziente Großwärmepumpen Mit den neu entwickelten Geräten der Baugröße I stellt Alpha-InnoTec die nächste Generation seiner Professionell-Serie vor. Die Sole/Wasser-Wärmepumpen erreichen einen COP von 4,8 und sind in Leistungsgrößen von 37 bis 69 kW erhältlich. Durch Kaskadierung lässt sich die Leistung vervielfachen. Wenn höhere Vorlauftemperaturen erforderlich sind, können die ProfessionellGeräte mit der Zusatzbezeichnung „H“ Heizwasser mit bis zu 70 °C zur Verfügung stellen. Die kompakten Abmessungen erleich-

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BERATENDE INGENIEURE 3/4 n 2012

tern zudem die Installation, die Wärmepumpen lassen sich problemlos durch Standardtüren transportieren. Die neue SWP ist konsequent auf Effizienz und eine geringe Geräuschentwicklung ausgelegt. Die ohnehin geräuscharmen Komponenten werden durch das komplett schallentkoppelte Gehäuse noch leiser. So schafft die SWP 371 einen Wert von 39 dB(A) und selbst die größere SWP 691 wird nicht lauter als 44 dB(A). Diese Serie eignet sich daher nicht nur für Sporthallen und Industrieanlagen, son-

dern auch für Bürogebäude und Hotels. Wie alle Wärmepumpen von Alpha-InnoTec ist die neue SWP-Serie AlphaWeb-fähig, d. h. ihr Status kann über eine DSL-Verbindung kontrolliert und die Regelung eingestellt werden. Dies ermöglicht Fernwartung und in vielen Fällen eine schnellere Fehlerbehebung ohne aufwändige Anfahrt. Zusätzlich kann die Regelung der SWP-Wärmepumpen via BACnet in die Gebäude-Leittechnik integriert werden. www.alpha-innotec.de


PRODUKTE UND PROJEKTE

Rümker Gruppe

LEDs sparen „tierisch viel“ Energie

Der neue TroxTaschenfilter mit NanoWave®-Medium Foto: Trox

TROX

Die Innovation in der Filtertechnik Die Senkung von Betriebskosten durch hohe Energieeffizienz und verlängerte Standzeiten ist eines der wichtigsten Entwicklungsziele in der Trox-Filtertechnologie. Jetzt setzt das Unternehmen mit NanoWave® ein neues mehrlagiges Filtermedium mit einer gewellten Feinstfaserschicht ein, um diesen Zielen noch näher zu kommen. Trox-Taschenfilter mit NanoWave®-Medium sparen Energiekosten und reduzieren die CO2-Emissionen durch eine sehr niedrige Anfangsdruckdifferenz, die während des Betriebs nur geringfügig ansteigt. Die besonders große Staubspeicherfähigkeit ermöglicht längere Standzeiten, wodurch die Wartungskosten deutlich reduziert werden. Die Verbesserung der Luftqualität durch einen hohen Wirkungsgrad und beste Hygieneeigenschaften sind weitere Ziele der TroxIngenieure. Die Taschenfilter mit NanoWave®-Medium erzielen einen Wirkungsgrad, der dem von hochwertigen Glasfaserfiltern entspricht. Der trapezförmige Zuschnitt der Taschenfilter sowie die hohe Steifigkeit des Filtermaterials sorgen für bessere Strömungsbedingungen. Die Filter bleiben auch dann in Form, wenn kein Volumenstrom anliegt. Sie berühren nicht den Boden des Filtergehäuses und können so kein Kondenswasser aufnehmen. Das sorgt für mehr Hygiene. www.trox.de

Allein durch den Wechsel seiner Leuchtmittel in den Tierunterkünften spart der Osnabrücker Zoo künftig 70.000 kWh Strom pro Jahr. Die Energiekosten sollen dadurch um jährlich rund 10.000 Euro sinken, zugleich entstehen 45 t weniger CO2. Klima- und Umweltschutz sind naturgemäß Schwerpunktthemen eines modernen Tierparks. Der Osnabrücker Zoo hat deswegen ein umfassendes Energiesparkonzept geplant, zumal die Lampen in vielen Tierhäusern – zumeist konventionelle Leuchtstoffröhren – zwölf Stunden oder mehr pro Tag in Betrieb sind. Eine Wirtschaftlichkeits-Berechnung zeigte, dass sich diese Stromfresser ohne Leistungsund Qualitätsverlust durch sparsame Alternativen ersetzen lassen. „Als beste Lösung, um langfristig Energie und Kosten zu sparen und zugleich der Vorbildfunktion des Zoos gerecht zu werden, erwies sich die Umstellung auf LEDs“, führt Frank Hanneken vom Ingenieur-

büro für technische Gebäudeausrüstung aus Wachtum aus, der mit der Elektroplanung beauftragt wurde. So sollen in einem ersten Schritt 500 Leuchtmittel durch LEDs ersetzt werden. Ihr besonderer Vorteil: Gegenüber herkömmlichen Glühbirnen und Leuchtstoffröhren benötigen sie 60 bis 90 % weniger Energie bei gleicher Lichtausbeute. Dafür investiert der Tierpark rund 35.000 Euro. Für die Amortisation ist neben der direkten Stromeinsparung auch der deutlich geringere Aufwand für die Instandhaltung ausschlaggebend. Denn die LEDs halten laut Hersteller etwa sechs bis acht Mal so lange wie herkömmliche Leuchtstoffröhren. www.ruemker-gruppe.de

Zoo Osnabrück setzt künftig auf LEDs Foto: Rümker Gruppe

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PRODUKTE UND PROJEKTE

Dunkelstrahler beheizter Hangar

Schwank

Herausforderung Hangar-Heizung Das Zentrum der deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie liegt im bayrischen Oberpfaffenhofen. Genauer auf dem Gelände des dortigen Sonderflughafens. Betreiber des Sonderflughafens ist die EDMO Flugbetrieb GmbH, eine Tochter des EADS-Konzerns. Errichtet 1936 als Werksflughafen der Dornier-Werke, dient der Flughafen bei München heute insbesondere der Forschung, Erprobung, Produktion und Wartung von Flugzeugen, Hubschraubern und Satellitensystemen. Am Forschungsstandort der DLR (DeutschesZentrum für Luft- und Raumfahrt e.V.) wird u. a. die Beteiligung an

Weltraummissionen geplant, Klimaforschung betrieben und der Ausbau von Navigationssystemen erforscht. Rund 2.400 Mitarbeiter arbeiten hier. Neben modernen Bürokomplexen findet man noch Gebäude und Hangars aus den 30er Jahren auf dem Areal mit den entsprechenden Arbeitsbedingungen. Beispielsweise in den Hallen der 328 Support Services GmbH, die Flugzeuge wie die Dornier 328 wartet. Als 2009 Heiz- und Wartungskosten exorbitant gestiegen waren, die veraltete wassergeführte Heizung zunehmend Probleme verursachte und die Mitarbeiter in den 12 und 17 m hohen Hangars über Kälte, Zugluft, Lärm und luftbedingte Staubablagerungen auf den hochempfindlichen Bauteilen klagten, sah sich die EADS-Tochter in der Pflicht, gemeinsam mit dem Mieter Abhilfe zu schaffen. Beraten durch ein namhaftes Ingenieurbüro wurde ein Pflichtenheft erarbeitet, das die Anforderungen an einen neue Heizung definierte. In erster Linie sollten eine gleichmäßige Temperaturverteilung, ein wirtschaftlicher sowie ein staub- und zugfreier Betrieb erreicht werden. Damit war die Ausschreibung quasi maßgeschneidert für eine Infrarotheizung. Zum Einsatz kamen schließlich 25 Hochleistungs-Dunkelstrahler des deutschen Herstellers Schwank. 915 kW Heizleistung reichen heute aus, um die 6.000 m² Hangarfläche zügig auf Temperatur zu bringen. Eine intelli Infrarotstrahler für staubfreie Arbeitsumgebung Fotos: Schwank

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gente, mehrstufige Gerätesteuerung wurde in die bestehende Gebäudeleittechnik eingebunden. Sechs Regelkreise passen dabei die Raumtemperatur mittels Außentemperaturfühler dem tatsächlichen Temperaturbedarf der Halle an. Eine integrierte Einschaltoptimierung ermittelt fortwährend den idealen Einschaltzeitpunkt der Heizung. Hallenheizungsspezialist Schwank kennt die Herausforderungen bei dieser Art der Beheizung. Neben Hangars auf den Airports Hannover, Atlanta, Gatwick, Toronto oder dem Luftwaffenstützpunkt Unterschleißheim hat das Unternehmen bereits etliche Hallen der US-Air-Force und der kanadischen Luftwaffe beheizt. Sigrid Merz, Leiterin der Projektgruppe bei der Schwank-Gruppe: „Neben den enormen Raumhöhen, die üblicherweise zwischen 12 und 20 m liegen, gelten für Hangars besondere Planungsparameter. Die strengsten Richtlinien, und diese bilden gleichzeitig unseren Planungsstandard für alle Airports ab, gibt die US-Air-Force vor. Berücksichtigt werden darin Ausfallsicherheit, Explosionsschutz, Temperaturverlauf, maximale Luftbewegung sowie Geräuschentwicklung und Notfallplan.“ Je nach Anwendung plant die Ingenieurin auch Hellstrahler mit in das Heizkonzept ein. Die leistungsfähigen Geräte punkten besonders in hohen Hangars und an Stellplätzen, an denen Flugzeuge häufig ein und aus fahren. „Deren gespeicherte Kälte wirkt wie ein überdimensionaler Eisklotz, den man in den Hangar fährt“, weiß Merz. www.schwank.de


PRODUKTE UND PROJEKTE

Honeywell

Allianz optimiert Heizungsanlage In Unterföhring, nordöstlich von München, hat die Hauptverwaltung der Allianz Deutschland AG mit rund 6.000 Mitarbeitern ihren Sitz. Beim Bau des Gebäudes 2004 wurden Produkte des Haustechnikspezialisten Honeywell in großer Stückzahl verbaut: Neben Druckminderern und Drosselventilen sind rund 200 Kombi-3-Plus-Ventile im Einsatz. Die Armaturen-Kombination aus Strangregulierventil Kombi-3-Plus BLAU und Messventil Kombi-3-Plus ROT ist die ideale Lösung, um den Wasserkreislauf in Heizungsanlagen abzugleichen. Sind die Druckverhältnisse in Balance, werden alle angeschlossenen Heizkörper gleichmäßig versorgt und Strömungsgeräusche in den Rohrleitungen vermieden. Um die Heizungsanlage zu optimieren und die Druckverhältnisse auszugleichen, rüstet die Haustechnik-Abteilung der Allianz seit 2007 nun die Kombi-3-Plus-Regulierventile nach und nach mit Membranreglern zu automatischen Differenzdruckreglern auf. Über die Membrankammern des Reglers werden die einzelnen Versorgungsstränge automa-

tisch abgeglichen und sorgen damit für einen konstanten Differenzdruck an allen Entnahmestellen auf den voreingestellten Wert. Der gewünschte Differenzdruck kann auf 0,3 bis 0,6 bar eingestellt werden. Die Anlage muss für die Nachüstung nicht entleert werden. 2012 soll das Projekt abgeschlossen werden. Durch den Einsatz der Membranregler wird der Energieverbrauch des Allianz-Gebäudes nachträglich optimiert. „Die Hauptverwaltung der Allianz zeigt, dass auch ein späterer hydraulischer Abgleich der Heizungsanlage pro-

Allianz-Zentrale in Unterföhring

blemlos bewerkstelligt werden kann. Jeder Heizkörper wird nun genau mit der Wärmemenge versorgt, die nötig ist, um die gewünschte Raumtemperatur zu erreichen. Dadurch kann die Allianz ihre Energie- und Betriebskosten senken. Und auch die Mitarbeiter profitieren von angenehm warmen Büroräumen“, erklärt Boris Krstevski, der für Honeywell das Projekt betreut. www.honeywell-haustechnik.de

Valentin Software

Neue PV*SOL®-Version PV*SOL® Expert, das dynamische Simulationsprogramm mit 3D-Visualisierung und detaillierter Verschattungsanalyse von PV-Systemen des Berliner Unternehmens Valentin Software steht seit März in Version 5.5 mit erweiterten Features bereit. Mit dem neuen 3D-Objekt „Freifläche“ können nun auch Freiflächen-Fotovoltaik-Anlagen (mit bis zu 2.000 Modulen) in der 3D-Visualisierung von PV*SOL® Expert 5.5 abgebildet werden. Somit ist neben der differenzierten Verschattungsanalyse von aufgeständerten PV-Anlagen auf Gebäuden, die mit Version 5.0 eingeführt wurde, jetzt auch die entsprechende Verschattungsanalyse bei Freiflächenanlagen möglich. Eine „Freifläche“ kann aber auch dazu genutzt werden, mehrere 3D-Objekte gemeinsam auszurichten. So können auf einer Freifläche zum Beispiel 3D-Objekte wie Bäume, Gebäude und Erker, drehbare und nicht drehbare Mauern, runde Schornsteine, alle Arten von Sperrflä-

chen sowie Randstände und Revisionsgänge platziert bzw. angepasst werden. Auch die aktuell eingeführte Leistungsabregelung bei Kleinanlagen und Blindleistungsbereitstellung (Cos Phi) kann mit der neuen Version PV*SOL® Expert 5.5 in der Simulation und Ertragsprognose berücksichtigt werden. PV*SOL® verfügt in allen Varianten über eine umfangreiche und gut gepflegte Modul- und

Screenshot Freiflächen Verschattungsanalyse

Wechselrichterdatenbank mit inzwischen fast 10.000 Modulen und rund 2.100 Wechselrichtern, die eine automatische Updatefunktion ständig aktualisiert und erweitert. Kostenfreie Demos sowie weiterführende Informationen zur gesamten Softwarepalette und ein Onlineshop stehen im Internet bereit. www.valentin.de.

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PRODUKTE UND PROJEKTE

Schollglas

Wärmedämmgläser im LEED-Platin-Hochhaus Bei der Planung der neuen Konzernzentrale der Deutschen Börse AG in Eschborn haben Architekten und Ingenieure die erforderlichen Kriterien für die Platin-Auszeichnung des LEEDNachhaltigkeitsstandards „Leadership in Energy and Environmental Design“ deutlich übertroffen. „The Cube“, wie der Bau genannt wird, basiert auf zwei Gebäudeteilen mit L-förmigem Grundriss, die ein Atrium umschließen – das Herzstück und die Kommunikationszentrale des Gebäudes. Brücken, Treppen und Stege durchqueren den 83 m hohen Raum und ermöglichen Begegnung und Bewegung. Über haushohe, gläserne Einschnitte an den Nahtstellen der beiden Bürobaukörper wird die offene Eingangshalle mit natürlichem Licht durchflutet. Gleichzeitig sorgen die zum Atrium orientierten, vollflächig verglasten Innenfassaden für ein Maximum an Tageslicht in den angrenzenden Büroräumen. Ob in der Atriumfassade, als Dachverglasung über dem Atrium oder in den Kastenfenstern – in allen Bereichen sind rund 8.000 m² mo-

dernste Wärmedämmgläser von Schollglas maßgeblich an der guten Wärmebilanz des Gebäudes beteiligt. Den hinterlüfteten Kastenfenstern aus farbbeschichtetem Aluminium mit einer Tiefe von 37 cm sind außen 7.000 m² GEWE-safe® -Verbundsicherheitsglas als Prallscheibe vorgeschaltet. Dadurch sind die mit integrierter Tageslichtlenkung ausgestatteten Lamellenraffstore im Zwischenraum optimal geschützt. Den Abschluss zum Innenraum bildet ein farbbeschichtetes Aluminiumfensterelement mit einer Verglasung aus GEWE-therm® safe. Hier garantiert die Verglasung einen hohen Wärmeschutz bei gleichzeitig farbneutraler Durchsicht. Für ein ausbalanciertes Klima im Innenraum ist bei Glasflächen nicht nur der Wärmeschutz, sondern im Sommer insbesondere auch der Schutz vor Überhitzung wichtig. Da an der Atriumfassade keine Verschattungselemente vorgesehen sind, ermöglicht hier GEWE-therm® sun mit neutraler Sonnenschutzbeschichtung einen lichtdurchfluteten Raum ohne unerwünschte Aufheizung durch die Sonnenstrah-

Wärmedämmglas prägt die Fassade der Deutschen Börse AG

len. Auch dem Hitzeeintrag über das Atriumdach wirkt eine spezielle Sonnenschutzbeschichtung entgegen. Bei Sonnenschutzglas kommt heutzutage meist das Prinzip der Reflexion zur Anwendung: Eine hauchdünne, metallene Beschichtung reflektiert die auf die Glasscheibe auftreffende Sonnenstrahlung. Diese Beschichtung aus Edelmetallen oder Metalloxiden ist auf der Außenscheibe zum Scheibenzwischenraum hin angeordnet. GEWE-therm® sun ist ein hoch selektives Sonnenschutzglas, das g-Werte von bis zu kleiner 20 % erzielen kann. Außerdem muss in Eschborn das Atriumdach zu Reinigungszwecken begehbar sein. Hierfür wird der Nachweis einer hohen Resttragfähigkeit gefordert, den GEWE-safe® ebenfalls erfüllt. www.schollglas.com

Innenansicht des Green Buildings in Eschborn Fotos:Schollglas/ Jean-Luc Valentin

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PRODUKTE UND PROJEKTE

Minimax

KURZ GESAGT

Brandschutz im „Dortmunder U“ Wo einst Bier gebraut wurde, hat nun ein Kultur- und Kreativzentrum sein Domizil, das internationale Anerkennung genießt. Den Mittelpunkt des rund 15.000 m² großen Zentrums bildet der sogenannte 70 m hohe U-Turm, der seinen Namen der Dortmunder Union-Brauerei verdankt, die bis 1994 dort ihren Stammsitz hatte. Das Firmenzeichen auf der Dachkrone gilt noch heute als Wahrzeichen der Stadt. Minimax hat für den kompletten Brandschutz des unter Denkmalschutz stehenden Bauwerks gesorgt. Die Lösung bietet zuverlässige Brandsicherheit und fügt sich diskret in das Gesamtbild ein. Der U-Turm umfasst sieben Geschosse, die im Frontbereich durchbrochen sind, so dass eine offene „Kunst-Vertikale“ im Inneren die Dimensionen des Gebäudes offenbart und den Zugang zu den einzelnen Ebenen freigibt. Für optimalen Brandschutz sorgt eine Minimax-Sprinkleranlage. Diese erkennt, meldet und löscht Feuer selbsttätig und bietet damit Schutz rund um die Uhr. Ein Netz von Rohrleitungen mit rund 3.000 Sprinklern durchzieht den U-Turm. Im Brandfall werden die Sprinkler selektiv ausgelöst, das heißt, es tritt

nur dort Löschwasser aus, wo es tatsächlich zur Brandbekämpfung benötigt wird. Im vierten und fünften Geschoss, wo sich die Ausstellungsräumlichkeiten befinden, ist ein besonderer Brandschutz erforderlich: Hier ist für die doppelte Sicherheit eine vorgesteuerte Sprinkleranlage installiert. Bestehend aus einer Kombination von Brandmelde- und Sprinkleranlage werden mit diesem speziellen Anlagentyp Wasserschäden, beispielsweise aufgrund einer unbeabsichtigten Beschädigung eines Sprinklers, vermieden. Bevor das Löschwasser austritt, muss zusätzlich die Brandmeldeanlage ansprechen. In den öffentlichen Bereichen des Kunstzentrums punkten Minimax-Undercover-Sprinkler, die optimale Lösung, um die Anlagentechnik harmonisch und unauffällig in das architektonische Bild einzufügen. Der deckenbündige Einbau und die Wahl eines auf die Räume abgestimmten Oberflächenfinishs lassen keine Wünsche offen. Am Ende überzeugt eine perfekte und zudem brandsichere Gesamtoptik. www.minimax.de Außenansicht Dortmunder U Foto: Minimax

n Seit Februar ergänzt ein neuartiges, digitales Produkt das Dienstleistungsangebot des Schalungs- und Gerüstanbieters PERI: Im Online Portal myPERI können Kunden umfassende technische Informationen sowie spezifische Projektdaten ihrer Peri-Baustellen rund um die Uhr abrufen. Ganz besonderen Nutzen für die Bauausführung haben dabei projektbezogene Reports, die den Unternehmen detaillierten Einblick in Materialbestände und -flüsse ihrer Baustellen erlauben. www.peri.de n Das Jahr 2012 bringt zahlreiche neue Vorgaben für die Planung von Trinkwasser-Installationen. Das dafür notwendige Wissen vermittelt Viega im Rahmen aktueller Fachsymposien. Dabei stehen sowohl die novellierte Trinkwasserverordnung als auch die DIN EN 806 sowie die nationalen Ergänzungsnormen, die künftig die Planungspraxis maßgeblich beeinflussen werden, im Mittelpunkt. Die Fachplanertagungen unter dem Titel „Viega SYMPH2Osium 2012“ starten im Mai in Darmstadt und enden nach 12 Stationen Ende Juni in Stuttgart. www.viega.de n Seit Jahresbeginn ist die durchgängige Lösung für AVA und Kostenplanung California.pro der Münchener G&W Software Entwicklung GmbH auch in englischer Sprache erhältlich. Zur Zielgruppe gehören zum einen international tätige Architektur- und Ingenieurbüros. Zum anderen ist die Lösung maßgeschneidert für Bauabteilungen von länderübergreifend agierenden Unternehmen und Organisationen, die für Bau und Unterhalt von Gebäuden, Anlagen, Straßen und Versorgungsnetzen im Inoder Ausland verantwortlich sind. In Abhängigkeit von der Ländereinstellung des Betriebssystems schlägt California.pro bei der Installation automatisch die englische oder deutsche Sprache vor. www.gw-software.de

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PRODUKTE UND PROJEKTE

PERI

Mailänder „Wald“ wächst je Woche zwei Meter Die beiden Wohntürme von „Il Bosco Verticale”

Umwelt- und Klimaschutz sind längst am Bau angekommen – mit dem Bau von Passivhäusern und durch energetische Gebäudesanierungen lassen sich Energieverbrauch und CO2Emissionen wirkungsvoll reduzieren. Der italienische Architekt Stefano Boeri geht mit seinem Konzept eines ökologischen Hochhauses ganz eigene Wege. Insgesamt besteht sein Bauwerkskomplex „Il Bosco Verticale“ aus einem elfstöckigen Bü-

rogebäude und zwei Wohnhochhäusern mit 18 und 26 Etagen. Das Besondere der beiden 87 bzw. 119 m hohen Wohnbauten sind die massiven Balkone, die später mit Bäumen bepflanzt werden – einem vertikalen Wald mitten in Mailand. Insgesamt 120 große und 544 mittlere Bäume sowie über 4.000 Büsche und Sträucher sollen als „grüne Lunge“ Kohlendioxid aufnehmen und Sauerstoff produzieren. Darüber hinaus dient die Bepflanzung als Schutz gegen Lärm und Staub, im Sommer schatten die Baukronen die Wohnungen gegen die direkte Sonneneinstrahlung ab, im Winter lassen sie die tiefer stehende Sonne durch – sie regulieren somit das Klima zu jeder Jahreszeit. Außerdem sind eine Reduzierung der Luftfeuchtigkeit und ein wirksamer Windschutz zu erwarten. Um das Gebäudeensemble trotz der Einzigartigkeit der Architektur im straff vorgegebenen Bauzeitenplan herstellen zu können, erarbeiteten die italienischen Peri-Ingenieure ein maßgeschneidertes Schalungs- und Gerüstkonzept – insbesondere für die an allen vier Seiten auskragenden Balkone und die Geschossdecken bei einer Regelgeschosshöhe von 4 m. Diese Projektlösung auf Basis der

RCS-Schutzwand zur Einhausung der obersten zwei Geschosse Fotos: PERI GmbH

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RCS-Schienenklettertechnik und des Peri-UpGerüstsystems sowie die Einbeziehung der kundeneigenen Skydeck-Paneel-Deckenschalung ermöglicht äußerst schnelle Taktfolgen: Pro Geschoss werden nur zehn Tage benötigt. Die massiven, 28 cm starken Stahlbetonbalkone mit 1,30 m hohen Brüstungen kragen auf allen vier Gebäudeseiten jeweils 3,35 m aus. Ihre unregelmäßige Anordnung war eine große Herausforderung. Auskragende Variokit-Fachwerke aus mietbaren Peri-Systemteilen tragen die Frischbetonlasten der Balkone ab, darüber hinaus kombinieren die Peri-Ingenieure die Fachwerkrüstung mit der RCS-Schutzwandkonstruktion. Diese dient als Einhausung und Absturzsicherung der jeweils obersten zwei Geschosse, das steigert die Sicherheit für das Baustellenpersonal und dadurch auch die Arbeitsleistung. Mithilfe der projektspezifisch ausgearbeiteten Umsetzmethode – mittels Kran und einer elektrischen Seilwinde – lassen sich komplette Einheiten aus dem Gebäude ziehen und am nächsten Einsatzort positionieren. So können innerhalb eines halben Tages alle 18 Einheiten, somit also eine komplette Etage umgesetzt werden. Anschließend werden die Schachtbühnen und Traggerüsttürme für den nächsten Höhenabschnitt eingerichtet. Aufgrund der unregelmäßigen Anordnung der Balkone sind die Lasten oftmals über mehrere Stockwerke hinweg abzutragen, insbesondere an den Gebäudeecken. Hierfür kommen Traggerüsttürme auf Basis des Peri-up-RosettModulgerüstsystems zum Einsatz. In den Zwischengeschossen dienen Ausfahrbühnen – ebenfalls auf Basis des RCS-Baukastensystems – zum Umsetzen von Baumaterial mithilfe des Krans. Diese kragen 6,35 m über den Gebäuderand aus und sind so konzipiert, dass der Bühnenrand mit bis zu 20 kN belastet werden kann. www.peri.de


PRODUKTE UND PROJEKTE

Maurer Söhne

Spektakuläre Aussichtsplattform gedämpft

1.000 m über dem Höllental gegenüber der Zugspitze begeistert seit 2010 eine spektakuläre Aussichtsplattform Wanderer und Bergfreunde: Unter dem Namen AlpspiX ragen zwei leichte Stege in X-Form hinaus ins Nichts. Allerdings schwangen die Stege bei gezielten Bewegungen der Gäste so stark, dass sich die Betreiber, die Bayerische Zugspitzbahn Bergbahn AG, entschlossen, das AlpspiX auch für weniger schwingungsbegeisterte Touristen zugänglich zu machen. Die „Dämpfung mit Restabenteuerfaktor“ führte Maurer Söhne München aus. Die AlpspiX-Aussichtsplattform bietet freie Sicht vom Feinsten. Lediglich eine Glasplatte begrenzt die Stegspitze. Ein Gitterrost lässt die Tiefe unter den Füßen 1.000 m weit gähnen. Dass die Metallstege zudem ungebremst schwingen konnten, behagte jedoch vielen Ausflüglern nicht. Schon einzelne Besucher verursachten anhaltende Schwingungen, ganz zu schweigen von übermütigen Gruppen, die den Effekt bewusst herbeiführten. Der Auftrag für Maurer Söhne lautete deshalb: Schwingung reduzieren, aber durch abgestimmte Massendämpfer nicht komplett ausschalten. Neben der höheren Attraktivität für die Besucher hatte die Zugspitzbahn zudem die Lebensdauer im Auge: je weniger Schwingung, desto weniger Materialermüdung. Die beiden ca. 17,50 m langen AlpspiX-Arme

Aussichtsplattform AlpspiX Foto: Bayerische Zugspitzbahn Bergbahn AG/ Lechner

Querschnitt durch Massendämpfer Grafik: Maurer Söhne

liegen übereinander und ragen spiegelgleich wie ein X über den Abgrund. Ihre Tragkonstruktion besteht aus je zwei Doppel-T-Längsträgern mit Querstreben. Beide Stege sind separat gebaut und in je zwei Fundamente eingespannt. Die Massendämpfer mussten am Kragarm möglichst weit vorne installiert werden, dort wo die Schwingungen am stärksten sind. Gleichzeitig sollten die je zwei Massendämpfer die luftige Optik möglichst wenig beeinträchtigen. Deshalb erfolgte der Einbau der jeweils 340 mm hohen Bauteile unter dem Gitterrost zwischen den Längsträgern an der Stegspitze. Die vier, je ca. 300 kg schweren Massendämpfer haben die Form flacher, viereckiger Boxen mit 650 x 650 mm Grundriss. Die schwingende Tilgermasse von je 150 kg ist in mehrere

Platten aufgeteilt, so dass sie nachträglich feinjustiert werden kann. Der Plattenstapel liegt auf vier Stahlspiralfedern, die auf einer Bodenplatte befestigt sind. Die Bodenplatte ist an den Längsträgern festgeschraubt. Die Federfrequenzen sind für jeden Dämpfer auf die Stegfrequenz abgestimmt und liegen zwischen 2,03 und 2,68 Hz. Allerdings würde die Gegenschwingung der Masseplatten alleine das Bauwerk nicht ausreichend gegen mutwillig schaukelnde Gruppen dämpfen. Deshalb integrierte Maurer in der Mitte des Massendämpfers ein zusätzliches hydraulisches Dämpfelement, das mit der Masse verbunden ist und als innere Bremse wirkt. Es wandelt Bewegungsenergie in Wärmeenergie um und Bauwerkschwingungen klingen so sehr schnell ab. www.maurer-soehne.de

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TIPPS UND TERMINE

BÜCHER DER SACHVERSTÄNDIGE Das Buch „Der Sachverständige – Gutachten über Schäden an Gebäuden akquirieren, erstatten und abrechnen“ vermittelt die grundlegenden Begriffe im Sachverständigenwesen, erläutert die verschiedenen Sachverständigentätigkeiten und gibt praktische Hinweise zur effizienten Arbeitsweise und Organisation in einem Sachverständigenbüro. Der Autor beschreibt die praktische Arbeit eines Sachverständigen von der Beauftragung über die Durchführung eines Ortstermins bis hin zur Abrechnung seiner Leistung. Dabei liegt der Schwerpunkt auf einer fachlich korrekten, juristisch unangreifbaren und wirtschaftlich erfolgreichen Sachverständigentätigkeit. Die Neuauflage wurde aktualisiert und um Anwendungsbeispiele zur Bewertung von Schäden und Mängeln sowie zum Thema Abrechnung von Sachverständigenleistungen bei Gerichtsgutachten erweitert.

BAUTECHNISCHE ZAHLENTAFELN

BRANDSCHUTZ UND BAURECHT

„Der Wendehorst“, die bautechnischen Zahlentafeln, seit über 70 Jahren ein unentbehrliches Standardwerk für die Bautechnik, geben den neuesten Stand der Normung und Technik wieder. Für die bereits 34. Auflage wurden die konstruktiven Kapitel vollständig überarbeitet und von Struktur und Inhalt den Eurocodes angepasst. Neu ist zudem das Kapitel Bauen im Bestand.

Fragen zum Brandschutz beschäftigen zunehmend die Gerichte. Im Mittelpunkt stehen dabei Fragen zu nachträglichen Anforderungen an Gebäude und zum Bestandsschutz. Aber auch rechtliche Anforderungen bei der Planung von Neubauten und Vorhaben im Bestand sind komplex. Das Buch vermittelt die Grundlagen des öffentlichen Baurechts und erläutert die Brandschutzanforderungen in der Baugenehmigung. Dabei geht es um formelle und materielle Anforderungen. Darüber hinaus erklärt das Buch den Bestandsschutz eines Gebäudes anhand zahlreicher Fallbeispiele. Aktuelle Urteile aus der Rechtsprechung und Beispiele aus der Beratungspraxis des Autors veranschaulichen den Inhalt.

Ulrich Vismann (Hg.): Wendehorst Bautechnische Zahlentafeln. Springer Vieweg, Wiesbaden 2012, 49,95 €, ISBN 978-3-8348-0960-5.

Stefan Koch: Brandschutz und Baurecht, Rechtssichere Beurteilung von Neubau und Bestand. Feuertrutz Verlag für Brandschutzpublikationen, Köln 2011, 69 €, ISBN 978-3939138-99-0.

ARCHITEKTUR IM WANDEL

Gunter Hankammer: Der Sachverständige, Gutachten über Schäden an Gebäuden akquirieren, erstatten, abrechnen. Rudolf Müller Verlag, Köln 2012, 59 €, ISBN 978-3-48102896-1.

LICHTIMMISSIONEN Die LiTG-Publikation Nr. 12.3 zur Messung, Beurteilung und Minderung von Lichtimmissionen konkretisiert die im Bundes-Immissionsschutzgesetz benannten Einwirkungen durch Licht auf die Umwelt. Die Vermeidung schädlicher Umwelteinwirkungen durch Licht künstlicher Beleuchtungsanlagen steht im Mittelpunkt der Veröffentlichung. Die Wirkungsbeziehungen bei der Beurteilung von Raumaufhellungen und psychologischer Blendung sind in der aktualisierten 3. Auflage unter Berücksichtigung aktueller Normen und dem Stand der Bewertungsmethoden an die praktischen Erfordernisse angepasst worden. Ulf Greiner Mai: LiTG-Publikation Nr. 12.3 „Empfehlung für die Messung, Beurteilung und Minderung von Lichtimmissionen künstlicher Lichtquellen“. 15 € zzgl. Versand, Bestellungen unter info@litg.de.

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Das Zusammenwirken von Gestaltung und Technik anhand konkreter Gebäudebeispiele – erstmals finden sich in einem Band ausgewählte Artikel und Projektbeispiele aus zwei Jahrzehnten von der Redaktion der Zeitschrift Detail zusammengefasst. In diesem Zeitraum seien die „Verbreitung und der Einfluss der Zeitschrift kontinuierlich gewachsen, Konzept und Erscheinungsbild beständig weiterentwickelt“ worden und „in den Jahren 1997 und 1998 die behutsame Umstellung von der Hand- zur digitalen Zeichnung“ erfolgt, so die Redaktion. Der Band gibt abseits der Entwicklung der Zeitschrift auch einen Einblick in die Architektur und ihren Wandel innerhalb der vergangenen zwei Jahrzehnte. Institut für internationale Architektur-Dokumentation (Hg.): Detail – ausgewählte Beiträge aus 20 Jahren. München 2011, 39 €, ISBN 978-3-920034-53-9.


TIPPS UND TERMINE

GEOTHERMIE Der AHO-Arbeitskreis „Oberflächennahe Geothermie“ hat zu Jahresbeginn seine Broschüre zu Leistungsbild und Honorierung von Planungsleistungen im Bereich der Oberflächennahen Geothermie erarbeitet. Die als Heft 26 in der AHO-Schriftenreihe erschienene Publikation soll für größere Transparenz bei der Vergabe von Planungsleistungen im Bereich der oberflächennahen Geothermie sorgen. Die unverbindliche Honorarempfehlung erfolgt deshalb auf Basis bestehender Regelwerke wie der HOAI und dem VBI-Leitfaden Oberflächennahe Geothermie. Dabei wurde großer Wert auf eine klare Abgrenzung zu Leistungen und deren Vergütung, die bereits über die HOAI geregelt sind, gelegt. Heft 26 kann zum Preis 14,80 € zzgl. Versandkosten bestellt werden unter www.aho.de/schriftenreihe.

MAßTOLERANZEN Bei der Herstellung von Bauwerken und Bauteilen sind ungewollte Abweichungen von Maßen, Flächen und Winkeln nicht zu vermeiden und müssen innerhalb definierter Grenzen toleriert werden. Die zulässigen Toleranzen im Hochbau sind in verschiedenen Normen geregelt, wobei die DIN 18202 Bauwerke und die DIN 18203 Bauteile aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton sowie Stahl und Holz behandelt. Darüber hinaus sind die produktspezifischen Normen zu beachten, die Toleranzen bei einzelnen Bauprodukten wie beispielsweise Mauersteinen regelt.

Die Publikation vermittelt in einem ersten Abschnitt einen praxisnahen Überblick über relevante Normen und Vorschriften. Ein weiteres Kapitel des Leitfadens beschreibt Mängel, die im Zusammenhang mit nicht eingehaltenen Toleranzen stehen. Verfahren, wie diese bewertet und beseitigt werden können, werden zum Schluss beschrieben. Peter Schmidt: Maßtoleranzen im Hochbau, DIN 18202 und DIN 18203 in der Praxis. Verlag Dashöfer, Hamburg 2012, 27,80 € (Print), 19,80 € (Pdf), ISBN der Pdf-Version: 978-3-89236-016-2, ISBN 978-3-89236-017-9 (Print).

VERGABERECHT In dem Ende 2011 erschienenen Kommentar wird das gesamte Vergaberecht in praxisorientierter Form behandelt. Der Band umfasst den vierten Teil des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB), der vor allem die Grundsätze des Vergabeverfahrens (Transparenz, Diskriminierungsfreiheit), den Anwendungsbereich und die Regelungen zum Rechtsschutz im Vergabeverfahren enthält; die Vergabeverordnung, die sich mit Verfahrensfragen befasst, sowie die Sektorenverordnung (SektVO), die die Vergabe von Aufträgen im Bereich des Verkehrs, der Trinkwasserversorgung und der Energieversorgung regelt. Außerdem enthält der Kommentar die einzelnen Vergabe- und Vertragsordnungen: die Verordnung zur Vergabe von Bauleistungen, (VOB Teil A) und die Verordnung zur Vergabe von Leistungen (VOL Teil A), die das einzuhaltende Verfahren detailliert beschreiben. Das Werk kommentiert zudem das Rechtsgebiet auf dem Stand der letzten Vergaberechtsnovelle, durch die das GWB (4. Teil) und die Vergabeverordnung (VgV) neu gefasst wurden. Um der wachsenden Bedeutung der Vergabe von Aufträgen im Bereich des ÖPNVs gerecht zu werden, wird auch die Verordnung über öffentliche Personenverkehrsdienste VO (EG) 1370 kommentiert. Jan Ziekow, Uwe-Carsten Völlink: Vergaberecht. Verlag C.H. Beck, München 2011, 139 €, ISBN 978-3-406-58413-8..

VBI-INTENSIVSEMINARE 19. April Ort: Frankfurt/M. Thema: Büromanagement Im Mittelpunkt des Seminars stehen Struktur und Organisation des Büros. Neben Informationen und gesetzlichen Hintergründen zu Fragen der internen Organisation geht es um Kontaktmanagement/Termine, Dokumentenmanagement, Projektverwaltung, Zeiterfassung, Detaillierungsgrad der erfassten Leistungen, Projektkalkulation, die Ermittlung kalkulatorischer Verrechnungssätze, Berichtswesen und was es mit den Pep7Kennzahlen auf sich hat. Referent: Dipl.-Ing. Matthias Rossmayer, Rossmayer Consulting 25. April Ort: Hamburg Thema: Gesprächs- und Verhandlungsführung Inhaltlich geht es um Frage- und Argumentationstechniken, die Psychologie des Überzeugens, Verhandlungsvorbereitung, die strukturierte Zieldefinition und -orientierung mit Sicherung von Zwischenergebnissen, die Abwehr destruktiver/manipulativer Verhandlungstricks sowie partner- und problemorientiertes Verhandeln, vertieft per Videotraining. Referent: Rainer Baber, M. A., Baber Consulting 26. April Ort: Berlin Thema: Recruiting Unter der Fragestellung „Wie komme ich an Bewerber, die zu meinem Unternehmen passen?“ erarbeiten die Teilnehmer ein sinnvolles Anforderungsprofil und ein Personalmarketingkonzept, lernen was Employer Branding für Ingenieurbüros bedeutet, welche Wege der Personalbeschaffung und Mitarbeiterbindung es gibt. Referent: Jennifer Peters, Inhaberin hoch drei® Personalentwicklung, Betriebswirtin, zertifizierter Business Coach Weitere Infos zu allen Veranstaltungen: www.unita.de

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TIPPS UND TERMINE

TERMINE 17. April

EUROCODE 2 Die Tagungsreihe „Beton- und Stahlbeton nach Eurocode 2“ – beginnend am 17. April in Hannover – bereitet auf die bauaufsichtlichte Einführung des relevanten EC2 /DIN EN 1992 am 1. Juli vor. Mit der Tagung soll Tragwerksplanern und konstruktiv tätigen Ingenieuren der Übergang auf die neue Normengeneration für die Bemessung und Konstruktion von Beton-, Stahlbeton- und Spannbetonbauwerken erleichtert werden. Themen sind u.a. Dauerhaftigkeit nach EC 2, Grenzzustände der Tragfähigkeit und der Gebrauchstauglichkeit sowie Heißbemessung nach EC2. Weitere Seminartermine sind: 24. April in Hannover, 3. Mai in Leipzig und 15. Mai in Berlin. Veranstalter ist die Betonmarketing Ost GmbH. www.beton.org 18.–19. April

BELÄGE, ABDICHTUNGEN UND KORROSIONSSCHUTZ Die Oberflächen von Ingenieurbauwerken, ob aus Beton oder aus Stahl, müssen vor schädigenden Witterungseinflüssen und Verkehrsbelastungen geschützt werden, um eine ausreichende Dauerhaftigkeit sicher zu stellen. Das Symposium der Technischen Aakademie Wuppertal „Beläge, Abdichtungen und Korrosionsschutz von Brückenbauwerken und Parkhäusern“ in Bochum geht auf die neuen europäischen Regelungen bei den Baustoffen ein und auf die Regelwerke bei der Ausführung von Abdichtungen und Belägen sowie auf die Darstellung der hauptsächlichen Schadensmechanismen und Instandhaltungsmaßnahmen. www.taw.de 18. April

EUROCODE 3 Der VBI ist ideeller Träger der Seminarreihe „EC 3 – Praktische Anwendung. Grundlagen und Beispiele“, die das Bauforumstahl in Frankfurt, Berlin und Hamburg durchführt. Hier steht die ebenfalls ab 1. Juli verbindliche DIN EN 1993, der Eurocode 3 „Bemessung und Konstruktion von Stahlbauten“, im Mittelpunkt. In drei Themenblöcken werden „All-

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gemeine Bemessungsregeln und Regeln für den Hochbau“ (Querschnittsklassifizierung und Bauteilnachweise) nach DIN EN 1993-11, die „Bemessung von Anschlüssen“ (Schrauben-und Schweißverbindungen) nach DIN EN 1993-1-8 und „Momententragfähige Anschlüsse“ (Komponentenmethode) nach DIN EN 1993-1-8 erläutert. Nach dem Auftakt am 18. April in Frankfurt, folgen weitere Seminare in Berlin am 26. April und am 25. Oktober in Hamburg. www.bauforumstahl.de/veranstaltung 26. April

FUGENABDICHTUNG IM INGENIEURBAU Das Symposium „Fugenabdichtung in Verkehrsbauwerken“ in Bochum gibt Hinweise für die richtige Handhabung von Fugen bei der Planung und Ausführung großer Stahlbeton-Bauwerke. Es wird auf die neuen Regelwerke und wesentlichen Neuregelungen für Abdichtungssysteme, auf Werkstoffe sowie Qualitäts- und Ausführungsprobleme eingegangen. Vortragsthemen sind zum Beispiel „Fugenbänder im Verkehrswasserbau“ sowie „Baupraktische Hinweise zur Ausbildung von Fugen in Tunneln“. Das Symposium ist eine Veranstaltung der Technischen Akademie Wuppertal. www.taw.de 26. April

ENERGETISCHE STADTSANIERUNG Um die ambitionierten Klimaschutz- und Effizienzziele bis 2020 bzw. 2050 zu erreichen, setzt die Bundesregierung im Gebäudebereich auf den bewährten Instrumentenmix „Fordern, Fördern, Informieren – Marktkräfte stärken“. Investitionen sollen durch Fördermittel unterstützt werden. Daher wurde beschlossen, ein neues KfW-Programm „Energetische Stadtsanierung“ aufzulegen und das CO2- Gebäudesanierungsprogramm insbesondere zur energetischen Sanierung von denkmalgeschützten Gebäuden und besonders erhaltenswerter Bausubstanz weiterzuentwickeln. Zur Information und Diskussion führt das BMVBS in Berlin den Kongress „Energetische Stadtsanierung und Denkmalschutz“ durch. www.kongress-energetische-stadtsanierung.de

27. April

EUROCODE 2 Die DBV-Arbeitstagung „Eurocode 2 für Praktiker“ in Hamburg richtet sich vor allem an Bauunternehmer, Prüfingenieure und Tragwerksplaner. Dabei werden die Grundlagen des Eurocode 2 für die Allgemeinen Regeln sowie die Regeln für den Hochbau erläutert. Die Tagungsteilnehmer erhalten so qualifizierte Unterstützung bei der Einarbeitung in das neue europäische Regelwerk. Zwei Praktiker aus den „EC2-Pilotprojekten“ liefern Hinweise zur Umsetzung der Normung aus erster Hand: Dr. Ralf Egner von der Ingnieurgruppe Bauen, Freiburg, und Dr. Alexander Steffens, WTM Engineers, Hamburg. Die Tagung wird am 11. Mai in Düsseldorf und am 22. Juni in Karlsruhe wiederholt. Der VBI unterstützt die Veranstaltung des Deutschen Beton- und Bautechnik-Vereins. www.betonverein.de 2. Mai

VORBEUGENDER BRANDSCHUTZ Bauliche Anlagen für industrielle und gewerbliche Zwecke fallen zwar unter das allgemeine Baurecht der Landesbauordnungen, nehmen aber im Zuge des Genehmigungsverfahrens als bauliche Anlagen, besonderer Art und Nutzung einen Sonderstatus ein. Dieses hat zur Folge, dass einerseits die Genehmigungsbehörden besondere Anforderungen an den brandschutztechnischen Standard stellen können; es bieten sich jedoch andererseits auch Möglichkeiten für den Planer oder Bauherrn, in begründeten Fällen Erleichterungen und damit auch wirtschaftliche Vorteile zu erwirken. Das Seminar des Essener Hauses der Technik „Vorbeugender Brandschutz im Industriebau“ gilt der praktischen Anwendung der Industriebaurichtlinie. Zielsetzung der Veranstaltung ist es, dem Teilnehmerkreis auf der Basis der aktuellen Rechtsgrundlagen die theoretischen Ansätze für die bedarfs- und risikoorientierte Auslegung einer Brandschutzkonzeption im Industriebau nahe zu bringen, um anschließend den Umgang mit den Kalkulationsverfahren zu praktizieren und zu diskutieren. www.hdt-essen.de


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TIPPS UND TERMINE

IMPRESSUM

9.–11. Mai

19.–20. Juni

THERMISCHE SOLARENERGIE

CONSENSE 2012

Das bereits 22. Symposium „Thermische Solarenergie“ findet erneut in Kloster Banz, Bad Staffelstein, statt. Das Ostbayerische Technologie-Transfer-Institut Otti hat hierfür ein interessantes Programm auf die Beine gestellt, das am 9. Mai mit einem Einsteiger-Seminar beginnt. Vortragsthemen sind dann neue Entwicklungen und Anwendungsbereiche solarthermischer Anlagen und Systeme. Qualitätsund Ertragssicherung sind Themen des zweiten Symposium-Tages. Behandelt werden z. B. „Energetisch-ökonomische Bewertungsgrößen für solarthermische Anlagen“ und „Fehlerdetektion und Fehlerdiagnose für große thermische Solaranlagen“. www.otti.de

Der VBI ist erneut Partner der Internationalen Fachmesse und des Kongresses für nachhaltiges Bauen, Investieren und Betreiben „Consense 2012“ in Stuttgart. In der Kombination aus Kongress und Messe hat sich die Consense europaweit als einzigartiger Branchentreff für nachhaltiges Bauen in der Bauund Immobilienindustrie etabliert und zieht jährlich über 2.000 Besucher an. Parallel zum Wissenstransfer in Vorträgen und Workshops zeigen Hersteller, Dienstleister und Projektsteuerer auf der Fachmesse wie Bauvorhaben nachhaltig, wirtschaftlich und zuverlässig realisiert werden können. Für Planer, Architekten, Ingenieure, Investoren, Bauherren und Nutzer ist die Consense idealer Treffpunkt. Veranstalter ist die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen. www.dgnb.de

22.–23. Mai

SPANNBETON-BEHÄLTER „Behälter und Becken aus Spann- und Stahlbeton“ und deren Konstruktion, Bemessung, Abdichtung, Ausführung, Instandsetzung sowie die Qualitätssicherung und Anwendungsbeispiele sind Gegenstand des gleichnamigen Symposiums der Technischen Akademie Wuppertal in Bochum. Auf der Agenda stehen u.a. Vorträge zu „Betontechnologische Grundlagen bei Flüssigkeitsbecken und -behältern“, „Betonbauwerke in der Trinkwasserspeicherung“ sowie „Innovative Kombinationsmöglichkeiten mit Stahlfaserbeton“. www.taw.de 12.–13. Juni

BRÜCKENAUSRÜSTUNG Mit der zweitägigen Veranstaltung „Brückenausrüstung“ in Bochum soll deutlich werden, worauf beim Ausbau von Brücken geachtet werden muss. Anwendungsbeispiele nehmen einen breiteren Raum ein und Themen wie die Planung und Konstruktion von Lärmschutzwänden, Brückenschäden und auch Sonderfragen, z. B. zur Entwässerung und neue Entwicklungen stehen erstmals im Programm der Veranstaltung der Technischen Akademie Wuppertal. www.taw.de

26.–27. Juni

DIE KLINIKIMMOBILIE Arcadis Deutschland lädt zum bereits zweiten Kongress „Die Klinikimmobilie der nächsten Generation – Wegweisende Impulse aus der Praxis für eine bessere Ökonomie und Performance“ nach Frankfurt/Main ein. Im Mittelpunkt der Vorträge stehen neben den Herausforderungen, mit denen sich Kliniken und Krankenhäuser als Betreiber, Bauherren und Investoren auseinandersetzen müssen, die Anforderungen an Architekten, Planer und Produkthersteller bei Planung und Betrieb von Kliniken. Deren Erfahrungswerte werden zusammengeführt und nachvollziehbar präsentiert. Die ökologischen und ökonomischen Vorgaben und die damit verbundenen Auflagen erfordern neue, anwendungsorientierte Lösungen in der Finanzierung, bei der Planung und in der Umsetzung im laufenden Betrieb. www.dieklinikimmobilie.de

Beilagenhinweis: Dieser Ausgabe liegt eine Beilage der Beuth Verlag GmbH, Berlin bei. Wir bitten unsere Leser um Beachtung.

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BERATENDE INGENIEURE FACHMAGAZIN FÜR PLANEN UND BAUEN

ISSN 0005-8866 42. Jahrgang www.vbi.de HERAUSGEBER: Verband Beratender Ingenieure VBI Budapester Straße 31 10787 Berlin Tel.: 0 30/2 60 62-0 Fax: 0 30/2 60 62-100 www.vbi.de REDAKTION: Ines Bronowski (Chefredakteurin) Tel.: 0 30/2 60 62-230, Fax: -100 bronowski@vbi.de Martina Gabriel Tel.: 0 30/2 60 62-231, Fax: -100 gabriel@vbi.de VERLAG: Krammer Verlag Düsseldorf AG Goethestrasse 75 40237 Düsseldorf Tel.: 02 11/91 49 -3 Fax: 02 11/91 49 -450 krammer@krammerag.de ANZEIGEN: Alke Schmeis Tel.: 02 11/91 49-455, Fax -450 a.schmeis@krammerag.de Es gilt die Anzeigenpreisliste 2007 LAYOUT: KNM Krammer Neue Medien GmbH Düsseldorf DRUCK: D+L Printpartner, 46395 Bocholt ERSCHEINUNGSWEISE/BEZUGSPREISE: 6 Ausgaben jährlich, als Doppelhefte Einzelheft: 20,– € Abonnement Inland + EU 120,– € nicht EU-Länder 160,– € Studentenabonnement: 60,– € VBI-Mitglieder erhalten „Beratende Ingenieure“ im Rahmen ihrer Mitgliedschaft. Der Bezugszeitraum eines Abonnement beträgt mindestens ein Jahr. Das Abonnement verlängert sich um ein weiteres Jahr, wenn es nicht 6 Wochen vor Ablauf des berechneten Bezugszeitraumes gekündigt wird. COPYRIGHT: Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form reproduziert oder in eine von Maschinen verwendbare Sprache übertragen werden. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages strafbar.


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