BERATENDE INGENIEURE FACHMAGAZIN FÜR PLANEN UND BAUEN
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VBI-KONGRESS I BAUEN IM BESTAND I GIS I PRODUKTE UND PROJEKTE
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EDITORIAL
In diesem Heft
... steht der VBI-Bundeskongress an erster Stelle
Ines Bronowski, Chefredakteurin
Der VBI-Bundeskongress 2012 ist Geschichte. Der am 28. September in Köln von den 180 Verbandstagsteilnehmern gewählte neue Bundesvorstand hat sich gleich vor Ort noch zu seiner konstituierenden Sitzung zusammengefunden. Wer künftig die Geschicke des VBI maßgeblich lenken und leiten wird, wer von den ursprünglich elf Kandidaten einen der acht Vorstandssitze gewinnen konnte, welche An- und Einsichten die fast 250 Teilnehmer der Vortragsveranstaltung zum Großprojekt Energiewende mit nach Hause nahmen und welche berufspolitischen Diskussionen die beiden Kongresstage in Köln prägten, lesen Sie gleich als Einstieg in diese Ausgabe auf den folgenden Seiten. Neu im Kölner VBI-Kongressprogramm war die Auszeichnung der besten studentischen Teams und ihrer Arbeiten im VBI-Wettbewerb zur Förderung des Berufsnachwuchses. Dieser Wettbewerb zur „Stadt der Zukunft“ hatte zwar bereits vor zwei Jahren Premiere, allerdings fand bislang immer die Auslobung vor großem Publikum des VBI-Bundeskongresses statt, während die Preisträger im regionalen Rahmen der VBI-Landesverbände ausgezeichnet wurden. Diesmal nun gehörte der Applaus der versammelten Kongressteilnehmer und ihrer Gäste den erfolgreichen Teilnehmern des Wettbewerbs für Ingenieure und Architekten in spe. Idee dieses Wettbewerbs ist es, den Berufsnachwuchs an den Universitäten und Hochschulen der jeweiligen VBI-Kongressgastgeberstadt zu einem interdisziplinären Wettbewerb um Ideen und Lösungen für reale Planungsaufgaben einzuladen. Damit will der VBI einerseits die Praxisorientierung in der Ausbildung des eigenen Berufsnachwuchses fördern, und andererseits natürlich auch um die heutigen Studenten als spätere Mitarbeiter in den Büros der VBI-Mitglieder werben. Ob diese Saat aufgeht, lässt sich später zwar nur schwerlich prüfen. Der Mühe wert ist der Wettbewerb allemal, wie die diesjährige Preisverleihung in Köln verdeutlichte. So wird der Wettbewerb von den Partnern an den jeweiligen Hochschulen gern in die Lehre integriert und die Beteiligung daran den teilnehmenden Studenten als Studienarbeit angerechnet – die im besten Falle zudem mit ei-
nem Preisgeld honoriert wird. Darüber durften sich in Köln immerhin zwei Siegerteams, das drittplazierte Trio und drei weitere ausgezeichnete Teams freuen, die außerdem ihre Entwürfe zur Verbesserung der städtebaulichen Situation am Kölner Südbahnhof – so in diesem Jahr die konkrete Planungsaufgabe – der kritischen Betrachtung durch die versammelte Menge gestandener Ingenieure präsentieren konnten. „Alle Arbeiten zeigen, dass der Wettbewerb eine hervorragende Gelegenheit für die Studierenden ist, Berufswirklichkeit und Planeralltag zu erproben“, sagte Prof. Dr. Michael Fastabend, Lehrbeauftragter an der Uni Duisburg/Essen und einer von zwei VBI-Vertretern in der Jury bei der Preisverleihung. Daher unterstütze der VBI auch weiterhin gern die Ausbildung des beruflichen Nachwuchses durch diesen praxisorientierten Wettbewerb. Gut ausgebildete Ingenieure sind bekanntlich gefragt. Nicht wenige VBI-Mitgliedsbüros können ein Lied davon singen. Nun wirbt auch noch der Bund auf sozusagen gesetzlicher Grundlage um die besten Köpfe. Dazu enthält das seit 22. März 2012 gültige Gesetz zur Unterstützung der Fachkräftegewinnung im Bund, das sogenannte Fachkräftegewinnungsgesetz, vor allem besoldungsrechtliche Maßnahmen, um z. B. hoch qualifizierte Ingenieure zu motivieren, ein Beschäftigungsverhältnis mit dem Bund einzugehen. Das heißt, der Bund wirbt mit gutem Geld um gute Leute. Und zwar mit Erfolg, wie auch VBI-Mitgliedsunternehmen feststellen müssen. Natürlich findet das bereits im Koalitionsvertrag festgeschriebene Ziel der amtierenden Koalition, effektive Maßnahmen ergreifen zu wollen, um dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken, die Zustimmung des VBI. Auch die seinerzeit avisierten Maßnahmen zur erleichterten Gewinnung ausländischer Fachkräfte finden die Zustimmung des VBI. Das nun seit einem halben Jahr Wirkung zeigende Fachkräftegewinnungsgesetz jedoch enthält nichts dergleichen. Die darin gesetzlich legitimierte Abwerbung qualifizierter Ingenieure durch den Bund sorgt ja nicht für mehr Fachpersonal, sondern nur für eine Umverteilung.
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INHALT
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EDITORIAL In diesem Heft – VBI-Kongress im Fokus Ines Bronowski
NAMEN UND NACHRICHTEN Vom VBI-Kongress 2012 – Herausforderung Energiewende Ines Bronowski 19 Energieeffizienz – Was leisten die KfW-Programme? 6
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WORAN ARBEITEN SIE GERADE?
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BAUEN IM BESTAND Museum der Bayerischen Könige – Glanz und Glorie unter Gewölbeschalen Christian Brensing
26 Blau-Gold-Haus, Köln – Ausgezeichnete Sanierung eines 50er-Jahre-Denkmals Hans Jürgen Krolkiewicz
Foto: Allianz Pro Schiene/A. Taubert
30 Beilagenhinweis: Dieser Ausgabe liegt der aktuelle Unita-Brief bei. Wir bitten unsere Leser um Beachtung.
34 „Glas-Hoffmann-Bauten“ Berlin – Energetische Sanierung im Weltkulturerbe Christian Brensing 38
Erweiterung Feuerwache Hilden – Umbau in ständiger Alarmbereitschaft Gordon Boddenberg
BERUF UND RECHT 41 ABC des Baurechts Fälligkeit von Honorarrechnungen Eva Reininghaus
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Bahnhof Halberstadt – Der Bahnhof des Jahres 2011 Eckhard Lambrecht
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Urteile Unzulässige Klauseln in Subplanerverträgen: Kündigungsvergütung Reinhard Voppel
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Das Mediationsgesetz und seine Bedeutung für die Baubranche Christoph Bubert, Andrea Wegner-Katzenstein
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GIS Erfahrungsaustausch über Fachgrenzen hinaus Interview mit Franz Zior
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GIS-Standortanalysen – Transparenz zugunsten der „Erneuerbaren“ Nicole Erler de Rojas
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Open-Source-Software – Planung einer Hochwasserschutzkonzeption Thomas Kramp
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PRODUKTE UND PROJEKTE BIM-Lösungen – Projekterfahrungen der Röder Ingenieure
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TIPPS UND TERMINE
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IMPRESSUM
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Zum Titelbild: Typisch Köln: Dom und das ausgezeichnet sanierte „Blau-Gold-Haus“ aus den 50er Jahren. Foto: Hans Jürgen Krolkiewicz
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NAMEN UND NACHRICHTEN
VBI-Bundeskongress 2012
Blick nach vorn von Ines Bronowski
Der Verbandstag wählt en bloc.
Wahlergebnisse Höhepunkt des nicht nur gut besuchten, sondern auch von lebhaften Diskussionen geprägten VBI-Verbandstages 2012 war die Wahl des neuen Bundesvorstandes. Einstimmig und einhellig wurde der bisherige VBI-Präsident Dr.-Ing. Volker Cornelius (64) erneut an die
Spitze des Verbandes gewählt. Ebenso sprachen die versammelten VBI-Mitglieder den beiden Stellvertretern, Dr.-Ing. Joachim Knüpfer (58) als 1. Vizepräsidenten und Dipl.-Ing. Jörg Thiele (45) als 2. Vizepräsidenten ihr Vertrauen aus. Während die Vorstandsspitze ohne Gegenkandidaten und en bloc gewählt wurde, hatten alle Kandidaten für die fünf Beisitzerämter noch einmal Gelegenheit, in einem dreiminütigen Statement Wahlkampf in eigener Sache zu machen, bevor es zur geheimen Abstimmung kam. Die vom VBI-Wahlausschuss unter Leitung von Bernhard Spitthöver, Chef des gastgebenden VBI-Landesverbandes NRW, durchgeführte Stimmauszählung ergab dann folgendes Ergebnis:
Neue VBI-Vorstandsmitglieder sind Dipl.-Ing. Sascha Ratayski (37), Dr. Klaus Jensch (61) und Prof. Dr.-Ing. Michael Fastabend (58). Während Ratayski künftig vor allem die Ideen und Positionen der Young Professionals im Vorstand vertritt, bringt Dr. Jensch insbesondere seine langjährige Berufserfahrung in Sachen Energieeffizienz und Nachhaltigkeit in die Vorstandsarbeit ein. Prof. Fastabend wird sich vorrangig für die praxisgerechte Normung im Ingenieurbau stark machen und um die Sicherung qualifizierten Ingenieurnachwuchses für die unabhängigen Planungsbüros in Deutschland kümmern. Neben diesen drei „Neuen“ erhielten Dr. Heinrich Best (55) aus Bochum und Dipl.-Ing. Axel Jacker (61), Köln, erneut das Vertrauen der
Der neue Vorstand (v. l.): Dr. Best, J. Thiele, A. Jacker, Dr. Cornelius, S. Ratayski, Dr. Knüpfer, Prof. Fastabend und Dr. Jensch.
NAMEN UND NACHRICHTEN
Dr. Cornelius dankt den ausscheidenden Vorstandsmitgliedern
Der Präsident leitet die Versammung.
S. Weber, E. Ebert und L. Leppers (v. l.)
VBI-Mitgliederversammlung und damit das Mandat, ihre bisherige Arbeit als VBI-Vorstände fortzusetzen. Bei den nicht wieder zur Wahl angetretenen Kollegen Ernst Ebert (72), Dipl.-Ing Lars Leppers (46) und Dipl.-Wirt.-Ing. Stephan Weber (53) bedankte sich der alte und neue VBI-Präsident im Namen aller Mitglieder für ihr langjähriges ehrenamtliches Engagement im Dienste des Verbandes und der unabhängig planenden und beratenden Ingenieure Deutschlands. Nach dem Vorstand galt es auch den Mitgliedschaftsausschuss neu zu bestellen. Das erledigte der Verbandstag einstimmig. Um Neuaufnahmen in den VBI kümmern sich in der neuen Wahlperiode Prof. Dr.-Ing. Hans Kruse, Dr.-Ing. Ralf Egner, Dr.-Ing. Rainer Weiske und Dipl.-Ing. Gerhard Pühl-Massing. In den Rechnungsprüfungsausschuss wählte der Verbandstag Dr.-Ing. Franz Zior und Dipl.-Ing. Bernhard Ott sowie als Vertreter Dipl.-Ing. Hartwig Oehmke. Bilanz und Ausblick Zur Eröffnung des Verbandstages verband Cornelius in seiner Rede in Ergänzung des schriftlich vorliegenden Berichts des Bundesvorstandes Bilanz und Ausblick. Der Präsident betonte: „Es sind zwei Sphären, die wir bei der Arbeit des VBI stets verbinden müssen: Die fachliche Praxis – der VBI als Unternehmensverband – und die politische Einflussnahme – der VBI als politische Interessenvertretung.“ Bestes Beispiel dafür sei die am Vortag während der öffentlichen Vortragsveranstaltung diskutierte Energiewende. Dabei seien die Ingenieure einerseits beim Umstieg auf erneu-
erbare Energien und die Verbesserung der Energieeffizienz fachlich gefragt. „Es geht hier um unser Geschäft!“ Andererseits bedeute die Energiewende natürlich eine politische Herausforderung. Politik und Bevölkerung brauchen den unabhängigen Sachverstand der Ingenieure, die ihnen nichts vormachen, sondern fachlich fundiert und ehrlich über technische und wirtschaftliche Aspekte Auskunft geben. „In beiden Sphären wird der VBI zukünftig stark gefragt sein“, betonte Cornelius. „Die Nachfrage nach praktischen Lösungen zur Umsetzung der Energiewende steigt und damit auch der Bedarf nach einem strategischen Vorgehen unserer Branche.“
Das gleiche Prinzip gelte auch beim Thema Normung, kam Cornelius auf die Debatte um die Eurocodes zu sprechen. Deutschland gelte ja bekanntlich als Land der Normen und Regelungen. Das wird nicht nur von Ingenieuren beklagt. Daher habe die Bundesregierung sogar einen Normenkontrollrat eingerichtet und Bürokratiefolgenabschätzung zur Pflicht bei jedem neuen Gesetz gemacht. Da bestimmen fachlich unbeteiligte Dritte über Regelungen und Regeln. Deshalb habe der VBI die Dinge selbst in die Hand genommen und den Verein Praxisgerechte Regelwerke im Bauwesen, kurz PraxisRegelnBau (PRB) mit ins Leben gerufen. Ziel sei die praxistaugliche Aus-
Ehrung
50 Jahre im VBI Ein besonders herzlicher Applaus des VBI-Verbandstages galt Georg Klöcker, Köln, und Herbert Wisotzki aus Berlin, die für ihre 50-jährige Mitgliedschaft im VBI gefeiert wurden. VBI-Präsident Dr. Cornelius dankte beiden dafür, dass sie dem VBI so lange die Treue hielten. Beide haben ihre Ingenieurbüros nicht nur erfolgreich geführt, sondern auch die Nachfolge rechtzeitig geregelt, so dass beide Büros noch heute bestehen. „Und was uns noch mehr freut“, so Cornelius, „Wisotzki + Gaida und KMG Klöcker, Metternich, Gisella sind auch weiterhin Mitglied im VBI. Die Aussichten für weitere 50 Jahre sind also gut!“ Klöcker und Wisotzki traten 1962 in den VBI ein. Die seinerzeit in den Aufnahmeakten des VBI vermerkten Referenzen galten durchaus nicht nur der beruflichen Befähigung. So manche Referenz gab auch Auskunft darüber, dass der Antragsteller auch in „soliden und geordneten Verhältnissen lebte“, wie es in den Unterlagen zur Aufnahme von Georg Klöcker hieß. In Wisotzkis Aufnahmeunterlagen findet sich sein bemerkenswerterweise „Ingenieururkunde“ überschriebenes Abschlusszeugnis, das 1951 vom Prüfungsausschuss der „Vereinigten Bauschulen von Groß-Berlin“ ausgestellt worden war. „Seitdem ist viel passiert: Wir konnten die Wiedervereinigung Deutschlands feiern, der VBI ist 1999 wieder nach Berlin, an den Ort seiner Gründung zurückgekehrt. Und die HOAI gibt es immer noch – auch wenn wir heute mehr als früher um auskömmliche Honorare kämpfen müssen“, so der VBI-Präsident.
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gestaltung der Bemessungsnormen. „Damit wollen wir nachholen, was bisher versäumt wurde, nämlich eine bessere Einbeziehung der Ingenieure aus der Praxis in die Ausgestaltung der Normen, derzeit insbesondere der Eurocodes.“ Das sei ein anspruchsvolles Vorhaben, an dessen Finanzierung sich der VBI bis 2015 zweifach beteilige. Erstens mit den freiwilligen Zusatzbeiträgen vieler Kollegen aus der Fachgruppe konstruktiver Ingenieurbau und zweitens mit Mitteln aus der Verbandsrücklage. Inzwischen lägen bereits konkrete Vereinfachungsvorschläge z. B. für Eurocode 1, Schneelasten, vor. Hier habe die Projektgruppe den ursprünglichen Text etwa halbieren können. Das zeige, dass vereinfacht werden kann, ohne die notwendigen Sicherheitsmaßstäbe und die verlässlichen Schnittstellen zur Bauindustrie aufgeben zu müssen. „Diese fachliche Arbeit ist unverzichtbar“, so der VBI-Präsident, „denn nur so können wir politisch eine praxistaugliche Ausgestaltung der Normen durchsetzen.“ Auch dafür brauche der Verband mehr Mitglieder, wandte sich Cornelius an die Mitgliederversammlung. „Der VBI braucht mehr Gewicht durch mehr Mitglieder.“ Da das wirksamste Instrument zur Mitgliedergewinnung die Überzeugungsarbeit durch diejenigen sei, die bereits Mitglied sind, bat Cornelius hier um die tatkräftige Mithilfe aller VBI-Kollegen. Die zum Verbandstag vorgelegte neue Broschüre über den VBI, seine Ziele, Mitglieder und Leistungen sei eine kleine Hilfe dabei. Web-App und HOAI-Novelle Die neue Präsentation ist zugleich unter dem Rubrum „Über uns“ wichtiger Bestandteil der von Dr. Joachim Knüpfer präsentierten VBIWeb-App, auf die unter www.m.vbi.de von allen Mitgliedern mit ihren I-Phones und sonstigen mobilen Endgeräte zugegriffen werden kann. Diese Neuerung ermöglicht einen zeitgemäßen Schnellzugriff auf ausgewählte Inhalte der VBI-Website. In Sachen HOAI-Novelle konnte Ernst Ebert, der sich in Köln aus dem VBI-Vorstand verabschiedete, aber nach wie vor den AHO leitet, positive Signale, aber noch kein konkretes Ergebnis vermelden. So habe Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler zugesagt, dass der Zeitplan zur Novellierung eingehalten, die HOAI-
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Arbeitsatmosphäre: im Bildvordergrund Christian Steinberger und Dr. Diethelm Linse. VBI-Landesverbandschef Pinck lädt 2013 nach Hamburg ein.
Novelle daher bis zur Sommerpause 2013 beschlossen werde. Nicht zugesagt habe der Minister allerdings die u. a. von der Bauministerkonferenz geforderte Rückführung der Teile VI, X-XIII der HOAI `96 in den verbindlich geregelten Teil. Rösler wolle darüber erst im Gesamtzusammenhang der Novellierung 2013 entscheiden, habe aber zugesagt, wie Ebert berichtete, den Berufsstand in diese Entscheidung einzubeziehen. Ebert berichtete außerdem über die erfolgreiche Einmischung der entsprechenden VBIFachgremien in die anstehende Novellierung der Energieeinsparverordnung. Hier habe der VBI-Einspruch zum vorgelegten Referentenentwurf und den darin festgeschriebenen mageren 7 % Verschärfung der Anforderungen an die energetische Qualität von Neubauten dazu beigetragen, dass der überarbeitete Entwurf wenigstens eine Verschärfung um 12,5 % festschreibe.
Zukunftsforum Unter diesem Titel legte der neue VBI-Hauptgeschäftsführer Arno Metzler den Grundstein für die geplante Strategiediskussion um die künftigen Herausforderungen für die Mitgliedsunternehmen, das Branchenselbstverständnis und die Verbandsarbeit. Jetzt, da die wirtschaftliche Lage vieler Mitgliedsunternehmen gut sei, wie Metzler betonte, wolle der VBI die Kräfte nutzen, um nach vorne zu schauen und neue Entwicklungen rechtzeitig zu identifizieren. „Wir müssen uns fragen, wohin steuert der Ingenieurberuf, wohin steuern die unabhängigen Planungsbüros?“ Es gehe dabei um Themenfelder wie Berufsqualifikation und Qualität der Leistungserbringung, um Kooperationen und Netzwerke, Internationale Märkte und neue Geschäftsfelder. „Darüber wollen wir nach dem Bundeskongress mit allen Mitgliedern eine breite Debatte führen, mit allen Fachgremien, im Internet, den VBI-Medien und natürlich auf dem nächsten Verbandstag. Dazu lud der Hamburger VBI-Landesverbandschef Uwe Pinck abschließend alle Mitglieder am 17./18. Oktober 2013 in die Hansestadt ein.
NAMEN UND NACHRICHTEN
Vortragsveranstaltung
VBI – Partner der Energiewende Energiewende ja, aber wir brauchen mehr Zeit, eine realistische, vertiefte Ermittlung der Grundlagen, Kosten- und Prozesstransparenz sowie eine offene Kommunikation zu allen Teilmaßnahmen des Megaprojekts Energiewende in punkto Kosten und Risiken. So lässt sich das Ergebnis der öffentlichen Vortragsveranstaltung des VBIBundeskongresses am 27. September in Köln zusammenfassen. Die zentrale These lautete: „Energiewende erfolgreich gestalten“. Die VBI-Position Der VBI wolle als Partner von Politik und Gesellschaft dazu beitragen, die Energiewende zum deutschen Erfolgsprojekt zu machen, wie Dr.-Ing. Volker Cornelius zur Eröffnung der öffentlichen Vortragsveranstaltung in Köln sagte. Unter den herzlich begrüßten rund 250 Teilnehmern hieß der VBI-Präsident insbesondere VBI-Ehrenpräsident Martin Aßmann, den Präsidenten der Bundesingenieurkammer Hans-Ullrich Kammeyer, den Präsidenten des BDVI Michael Zurhorst, Paul van Son, CEO von Dii (verantwortlich für Desertec) sowie FIDIC-Geschäftsführer Enrico Vink willkommen. Die Ingenieure stünden mehrheitlich hinter der Energiewende, unterstrich Cornelius. „Wir sehen aber, dass bei diesem Megaprojekt Ähnliches droht wie bei vielen Großprojekten zuvor, die im Interesse vermeintlich besserer Durchsetzbarkeit lange schöngerechnet und intransparent geplant wurden.“ Deshalb melde sich der Verband jetzt mit dem heute hier vorgelegten Manifest zu Wort. „Da müssen wir uns jetzt einmischen, auch wenn das an der
einen oder anderen Stelle verdammt unbequem wird.“ Was ist also zu tun, um die Energiewende erfolgreich zu gestalten? „Aus Planersicht brauchen wir Transparenz. Dazu eine offene, ehrliche Planung ohne Schönrechnen. Das schützt vor teuren Nachträgen und ermöglicht eine solide Haushaltsführung“, wie Cornelius ausführte. Außerdem könne die Öffentlichkeit Entscheidungen so verstehen und nachvollziehen – ohne Transparenz keine Konsensbildung. „Wir können übrigens beides“, betonte Cornelius: „Zum einen eine sachgerechte Planung mit einer fundierten Gesamtkostenabschätzung über den gesamten Lebenszyklus hinweg. Zum anderen können wir auch die Konsensbildung fördern. Wir sind die unabhängigen Experten, denen man glauben kann. In den vielen regionalen Projekten der Energiewende könnten wir die Multiplikatoren sein, die erklären, was sinnvoll ist und was sich rechnet.“ Beispiele dafür folgten später in den Vorträgen aus der Planerpraxis.
Ein Ritt auf Messers Schneide Doch zunächst übergab Cornelius an ARD-Meteorologen Sven Plöger, der die Moderation übernahm und in seinem Impulsvortrag vor allem den menschengemachten Klimawandel in Zahlen zum CO2-Gehalt der Atmosphäre und Temperaturkurven veranschaulichte. Während es der Erde egal sei, wenn die Alpen zerbröseln und der Meeresspiegel um viele Meter steige, werde dies für die Menschen mehr als unerfreulich. Daher müsse jetzt gehandelt werden, alle bisherigen Klimawandelsymptome seien als Frühwarnsystem zu verstehen und erforderten globale Maßnahmen. Solange aber diejenigen, die die Umwelt am meisten verschmutzen, am meisten verdienen, werde sich nichts ändern. Da sei die Politik gefordert. „Ja, wir brauchen die Energiewende“, so der Wetterfachmann, „sie muss politisch geschickt angepackt und von den Ingenieuren kompetent umgesetzt werden.“ Warum dies aber im Industrieland Deutschland ein „Ritt auf des Messers Schneide“ ist, rechnete anschließend Prof. Dr. Michael Hüther, Direktor und Mitglied des Präsidiums des Instituts der Deutschen Wirtschaft IDW in Köln, vor. Da in Deutschland die Industrie nach wie vor mit 25 % zum Bruttoinlandsprodukt (Frankreich: 12 %, GB: 10 %) beitrage, fürchtet Hüther vor allem Wettbewerbsverzerrung durch die Energiekostensteigerungen in Deutschland infolge des EEG und des Atomausstiegs. Die EEG-Freistellungen der energieintensiven Branchen müssten von den anderen Unternehmen mitgetragen werden. „Dies führt zunehmend zu Konflikten“, so Hüther. Es entstehe ein massives Verteilungsproblem, das zur Gefahr für die gesamte volkswirtschaft-
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liche Wertschöpfungskette werden könne. Die Mehrheit der deutschen Industrie erwarte eine Schwächung des Standortes Deutschland. Er sage dennoch ja zur Energiewende, „allerdings dürfen wir uns dabei keine Ineffizienz leisten“. Die jetzt begonnene „völlige Verstaatlichung der Energieproduktion“ sei die falsche Weichenstellung. „Es gibt nichts Effizienteres als einen gut regulierten Markt“, sagte der Professor und fügte mit Fingerzeig auf die Regierungskoalition hinzu „Wir haben ein Riesenprojekt vor uns, aber uns fehlt der Projektsteuerer.“
Cornelius eröffnet den Kongress.
Moderator Sven Plöger
Die Planerpraxis zwischen F87 und DolWin I Der ist in den vielen konkreten Projekten der Energiewende, die bereits in Arbeit sind, häufig ein VBI-Mitgliedsbüro. Aber auch in der Forschung und Entwicklung zu innovativen und ressourcenschonenden Bauverfahren engagieren sich Ingenieurunternehmen. „Ohne die Baubranche ist die Energie- und Ressourcenwende nicht machbar, 50 % des Rohstoffverbrauchs gehen in die Gebäudeindustrie“, betonte Thomas Thümmler, Projektleiter WSGreen Technologies im Ingenieurbüro Prof. Werner Sobek, der die Planerberichte eröffnete. Unter der Headline „F 87: Mein Haus – mein Auto – meine Tankstelle“, stellte er das mitten in Berlin errichtete „Effizienhaus Plus mit Elektromobilität“ vor. Volker Hofmann von der Inros Lackner AG veranschaulichte die vielen Chancen, die sich im gerade entstehenden Arbeitsgebiet OffshoreWindkraftparks für Ingenieurbüros ergeben. Komplexe Vorhaben wie diese, von der Hafenund Zufahrtserweiterung für den Umschlag der bis zu 60 m langen Rotorflügel bis zur Gründung der Windkraftanlagen 40 km jenseits der Küste, erfordern fachübergreifende Lösungen. Mit der Generalplanung des ersten kommer-
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ziellen deutschen Offshore-Windparks Baltic 1, der im Mai 2011 rund 20 km vor der OstseeHalbinsel Darß-Zingst in Betrieb ging, verfügt Inros Lackner dafür über beste Referenzen. „Wir machen Projektmanagement“, unterstrich anschließend Christopher V. Philipsen, Partner der Drees & Sommer AG und Geschäftsführer Drees & Sommer Infra Consult und Entwicklungsmanagement. Er berichtete über die Netzanbindung der Nordsee-Offshore-Windparks. So sei Dreso derzeit gemeinsam mit Partnern Projektsteuerer des Netzanschlussprojekts DolWin 1. Dies umfasse drei Windparks mit je
Christopher V. Philipsen
Prof. Hüther
Jörg Trippe
800 MW Übertragungsleistung, wobei pro Megawatt Leistung rund 1 Mio. Euro Anschlusskosten kalkuliert wurden. Dabei sei z. B. die Errichtung von Umspannwerken auf dem offenen Meer absolutes Neuland. Niemand habe Erfahrungen mit entsprechenden Genehmigungen, kein Zertifizierer könne sich auf ein geregeltes Verfahren verlassen. Zwar sei die Politik gerade dabei, die Haftungsproblematik zu klären, insgesamt stehe die Offshore-Windbranche aber noch vor manch anderer Herausforderung, wie Philipsen darlegte. Die Wirtschaftlichkeit von Maßnahmen zur Reduzierung der Energiekosten in mittelständischen Unternehmen waren Thema von Jörg Trippe, T.P.I. Trippe und Partner Ingenieurgesellschaft mbH. Im Auftrag des Bundesumwelt-
ministers arbeitete er an den Pilotprojekten für das neue KfW-Programm Energieberatung Mittelstand (siehe S. 19) mit. Bei einem dieser Projekte wurden z. B. 20 konkrete Maßnahmen daraufhin untersucht, welche sich mit bestem Nutzen am schnellsten rechnen (Kosten je Tonne CO2-Einsparung). Dabei erwies sich bei diesem Automobilzulieferer die kalkulierte thermische Solaranlage als ineffizienteste Maßnahme, während die Wärmerückgewinnung aus dem Abwasser als hochwirksame und rentable Lösung die Nr. 1 aller untersuchten Effizienzmaßnahmen war. Highlight der Pilotpro-
Thomas Thümmler
Prof. Vahrenholt
jekte war eine machbare Energiekostenreduzierung um 40 %, so Trippe. Keine Angst vorm Klimawandel Davon beeindruckt zeigte sich anschließend auch Prof. Dr. Fritz Vahrenholt, Vorsitzender des Aufsichtsrates der RWE Innogy, Essen, als er in die Runde fragte: „Warum haben die Ingenieure nur so einen geringen Anteil und Einfluss bei den politischen Weichenstellungen?“ Der Energiewende, so wie sie derzeit vorangetrieben werde, fehle es an Ingenieurwissen, an Elektrotechnik und Naturwissenschaft. „In der Ethikkommission zum Atomausstieg saßen vier Bischöfe, aber kein Ingenieur“, kritisierte Vahrenholt. Seine These: „Wir brauchen mehr Zeit, auch deutsche Ingenieure können nicht in zehn Jahren die gesamte Energieerzeugung auf den
NAMEN UND NACHRICHTEN
Kopf stellen“. Und dann legte er dar, dass diese Zeit auch vorhanden sei. Die angstgetriebene Klimapolitik der vergangenen Jahre sei einem Fehler in den gängigen Klimamodellen geschuldet, denn die Wissenschaftler können Wolken als Teil des Klimamodells noch nicht berechnen. Es sei in den vergangenen 14 Jahren nicht wärmer geworden. Alles was da eingangs von Plöger an Indizien eines durch Menschenwerk beschleunigten Klimawandels angeführt wurde, erklärte Vahrenholt zu Folgeerscheinungen natürlicher Klimaveränderungen, die nach jeweils etwa 60jährigen Erder
Die Preisträger Glowania und Zimmermann mit Prof. Fastabend
Siegerehrung
Applaus für den Nachwuchs
Volker Hofmann Alle Fotos: Danetzki – Weidner, Rheinbreitbach
wärmungsphasen ebenso lange kühlere Perioden zur Folge hätten. Die infolge dieser natürlichen Zyklik jetzt eingetretene Abschwächung der Klimaerwärmung aber, so der auch rhetorisch sein Auditorium mitreißende Professor, verschaffe uns Zeit für die Energiewende: „Wir brauchen mindestens 15 Jahre, um unsere Wettbewerbsfähigkeit nicht zu gefährden und die benötigten Ausgleichskraftwerke für die Erneuerbaren zu bauen.“ Dafür habe sein Unternehmen z. B. inzwischen ein neues Braunkohlekraftwerk, „das können wir in 30 Minuten hoch- und runterfahren“. Derartige Ausgleichskraftwerke und wie Energiepreise in Deutschland künftig gebildet werden, dürften zwei der wichtigsten Punkte der energiepolitischen Diskussionen in den kommenden Monaten sein. Der VBI-Präsident kündigte in Köln an, dass sich die Ingenieure ab sofort stärker einmischen wollen. Die erste Wortmeldung ist das Manifest „Die Beratenden Ingenieure zur Energiewende“, dessen kompletten Text finden Sie auf der VBI-Website (www.vbi.de, Downloads).
Zu den Höhepunkten des VBI-Bundeskongresses 2012 gehörte die Auszeichnung der Preisträger im VBI-Studentenwettbewerb zur „Stadt der Zukunft“, den der VBI-Landesverband NRW in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Köln, der Universität Duisburg/Essen und der Stadt Köln, durchgeführt hatte. Die von den angehenden Bauingenieuren und Architekten in interdisziplinärer Zusammenarbeit zu lösende Aufgabe galt der Verbesserung der städtebaulichen Situation am Bahnhof Köln-Süd. Alle 16 eingereichten Wettbewerbsbeiträge seien gelungene, ideenreiche Arbeiten, wie Prof. Dr. Michael Fastabend, Lehrbeauftragter an der Uni Duisburg/Essen und inzwischen VBI-Vorstandsmitglied, bei der Preisverleihung in Köln sagte. Die Jury, geleitet von Dr. Anne Luise Müller, Chefin des Kölner Stadtplanungsamtes, hatte denn auch die Qual der Wahl und vergab zwei erste Preise, „weil beide Arbeiten einfach herausragend waren“, so Prof. Fastabend. Urkunde und 1.000-Euro Scheck für einen der beiden ersten Preise überreichten Prof. Fastabend und VBI-NRW-Landeschef Bernhard Spitthöver an die angehenden Bauingenieure Christoph Zimmermann und Andreas Glowania, die gemeinsam mit Martin Taschenmacher, Architekturstudent an der FH Köln, ein neues Konzept und bauliche Maßnahmen zum Fahrradparken am Bahnhof Köln-Süd entwickelt haben, das die derzeit problematische Platzsituation beidseits des Bahnhofs optimal löst. Die zweite Siegerurkunde und ebenfalls 1.000 Euro Preisgeld gingen an Stefanie Gorgels und Christoph Müller von der Fakultät für Bauingenieurwesen und Umwelttechnik der FH Köln sowie Vanessa Höft, Architektin in spe. Sie überzeugten mit ihrer, wie Fastabend sagte, „superguten Idee einer kühnen modularen Überbauung der Bahngleise“, einem sogenannten Stadtregal. Außerdem zeichnete der VBI-Landesverband ein Studententeam der Uni Duisburg/Essen, Institut für Stadtplanung und Städtebau, mit einem dritten Preis aus und vergab zwei weitere Preise und eine Anerkennung. Mit ihren Studenten freuten sich der Dekan der Fakultät für Bauingenieurwesen und Umwelttechnik, Prof. Dr.-Ing. Josef Steinhoff, und Prof. KarlHeinz Schäfer, Studienrichtung Verkehr, die beide zur Preisverleihung gekommen waren. Siegerteam Nr. 2 mit Christoph Müller, Stefanie Gorgels, Vanessa Höft und dem Laudator.
Autorin:Ines Bronowski BI-Chefredakteurin, Berlin
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NAMEN UND NACHRICHTEN
VBI-Seminare 2013 Die strahlenden Preisträger Lisanne Meinerzhagen und Christian Schmitz
Schüßler-Preis 2012
Stipendium für super Studenten Zum 18. Mal erhielten Aachener Studenten den von der Fakultät für Bauingenieurwesen der RWTH und Schüßler-Plan gemeinsam vergebenen Schüßler-Preis. Verbunden mit dieser Auszeichnung ist ein Stipendium für einen studienbegleitenden Auslandsaufenthalt, das in diesem Jahr Marie Lisanne Meinerzhagen und Christian Schmitz erhielten. Beide überzeugten die Jury mit ihren hervorragenden Studienleistungen und ihrer Persönlichkeit. Meinerzhagen wird die Auszeichnung nutzen, um im italienischen Florenz weiter zu studieren, Schmitz wird sein Auslandssemester im spanischen Valencia verbringen. Überreicht wurde der Schüßler-Preis Ende August von Univ.-Prof. Dr.-Ing. Josef Hegger von der Fakultät für Bauingenieurwesen der RWTH. Zu den Gratulanten gehörten außerdem Prof. Dirk Vallé, Dekan der RWTHFakultät für Bauingenieurwesen, und Norbert Schüßler, Geschäftsführender Gesellschafter der Schüßler-Plan Consult. Den Schüßler-Preis vergibt das VBI-Mitgliedsunternehmen seit 1995, um besonders begabte Studenten des Bauingenieurwesens zu unterstützen. Bis heute erhielten 38 RWTH-Studenten diese Anerkennung und nutzten die Stipendien für Studienaufenthalte an internationalen Universitäten und Hochschulen.
Structurae.de
Neue Version online www.structurae.de, die weltweit größte Datenbank für Bauingenieure mit monatlich ca. 1 Mio. Seitenaufrufen, ist seit Mitte Juli 2012 in Regie des Verlages Ernst & Sohn online. Die komplett neue Version präsentiert sich mit neuen Inhalten, leistungsfähigeren Suchfunktionen und in einem innovativen Layout. Mit Hilfe des neuen Recherchetools lassen sich Projektbeispiele schneller finden. Mit der Einbindung von Google Maps können sowohl die Standorte der Projekte als auch der beteiligten Unternehmen sekundenschnell ermittelt werden.
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Die Klassifizierung der mehr als 60.000 Bauwerke gemäß Bauwerkstypen, Bauweise, Baustil und Funktion des Bauwerks erleichtert die Suche, ergänzt durch Informationen zu den mit dem jeweiligen Bauwerk verbundenen Personen, Firmen, Produkten und geschichtlichen Hintergründen. Abgebildet sind Bauwerke aller Arten, von Stadien, Brücken und Tunneln über Talsperren und Türme bis zu Hochhäusern. 1998 begann, was heute eine höchst eindrucksvolle Datensammlung ist. Chefredakteur Nicolas Janberg, selbst Bauingenieur, hat nach seinem Studium an der Universität Princeton den Grundstein für Structurae ge-
Lehrreiches Programm Gemeinsam mit der Unita Unternehmensberatung hat der VBI das neue Seminarprogramm für 2013 vorgestellt. Die Seminare zielen vor allem auf unternehmerische Kompetenzen der Büroinhaber. Besonderen Stellenwert im Programm haben auch im kommenden Jahr Veranstaltungen zum Thema Mitarbeitergewinnung und -bindung. Dazu findet z. B. am 1. Februar in Frankfurt/M. erstmals das neu konzipierte Seminar „Mitarbeiter gewinnen und behalten – praktische Strategien für Planungsbüros“ statt. Ebenfalls neu im Programm ist das Tagesseminar „Einsatz strategischer Managementsysteme im Planungsbüro“, das von VBI-Vorstandsmitglied Dr. Heinrich Best geleitet wird, und z. B. das Seminar „Strategien für die erfolgreiche Bewerbung im Vergabeverfahren“ mit VBI-Mitglied Sandra Trelle und RA Alexander Nette als Referenten. Neben den neu konzipierten Weiterbildungsangeboten umfasst das VBI-Unita-Seminarprogramm 2013 auch die seit Jahren immer wieder ausgebuchten Seminarklassiker zu Ingenieurverträgen, HOAI und Büromanagement. Alle Veranstaltungen sind praxisnah angelegt und werden auf Anfrage auch individuell als Inhouse-Schulungen angeboten. Das komplette Programm und den Link zur Onlinebuchung finden Sie ab sofort unter www.vbi.de/Infopool/Weiterbildung
legt: „Während des Studiums hätte ich gerne solch ein Tool wie Structurae genutzt, nur gab es das damals für Ingenieurbauten noch nicht.“ Deshalb habe er Structurae entwickelt. Als die Datenbank so stark wuchs, dass Janberg die weitere Entwicklung nicht mehr alleine bewältigte, fand er in Ernst & Sohn den geeigneten Partner. Neue Bauprojekte sind von jedermann einfach einzustellen; der Inhalt wird jedoch von Fachleuten geprüft, gegebenenfalls ergänzt und erst dann freigeschaltet. Für Nutzer ist der Inhalt kostenfrei. www.structurae.de
NAMEN UND NACHRICHTEN
Stahlbau
Ausgezeichnete VBI-Mitglieder
VBI-Landesverbandschef Uwe Pinck
VBI-Landesverband Hamburg
Pinck bleibt Chef Der VBI-Landesverband Hamburg hat auf seiner Mitgliederversammlung am 28. August den bisherigen Landesverbandschef Uwe Pinck erneut zum Vorsitzenden des Landesvorstandes gewählt. Neu im Vorstand ist Christian Kühner, der anstelle des nicht wieder zur Wahl stehenden Dr. Markus Wetzel zum stellvertretenden Vorstand gewählt wurde. Die bisherigen Beisitzer Dr. Peter Ruland, Dr. Stefan Weihrauch und Dierk Münster sowie die Kassenprüfer Joachim Stavesand und Friedhelm Albrecht wurden in ihren Ämtern bestätigt. Neben Ernst Ebert, der den VBI-Bundesvorstand vertrat, begrüßten die Hamburger Verbandsmitglieder den neuen VBIHauptgeschäftsführer Arno Metzler als Gast ihrer Versammlung, die mit einem Ausblick auf den VBI-Bundeskongress 2013 in der Hansestadt endete. Nach der Mitgliederversammlung hatte der VBI-Landesverband am Abend die Hamburger Fachöffentlichkeit zu Gast. Thema der öffentlichen Vortragsveranstaltung waren „Große Infrastrukturprojekte in Hamburg“.
Der mit 10.000 Euro dotierte Preis des Deutschen Stahlbaus 2012 geht an Staab Architekten und das Ingenieurbüro IFB Frohloff, beide Berlin, für den Umbau des Museums der Bayerischen Könige in Hohenschwangau. Gemeinsam mit dem Architekturbüro ksg Kister Scheithauer Gross Architekten und Stadtplaner, Köln, erhält das VBI-Mitglied Pfau & Helwig, Köln, als beteiligtes Ingenieurbüro den Stahlbau-Sonderpreis des BMVBS (Preisgeld: 4.000 Euro) für die zukunftsfähige Modernisierung des Blau-Gold-Hauses in Köln – eines Nachkriegsbaus in unmittelbarer Nähe zum Dom. Damit setzt der Stahlbaupreis 2012 Zeichen für eine der zentralen Bauaufgaben in Deutschland: Umbauten bzw. Sanierungen im Bestand. Mehr über beide Preisträgerprojekte lesen Sie in dieser BI-Ausgabe, die dem Themenschwerpunkt „Bauen im Bestand“ gilt, ab S.22 Auch weitere Auszeichungen im Rahmen des Wettbewerbs zum Deutschen Stahlbaupreis des Bauforumstahl gehen an Projekte, die unter maßgeblicher Beteiligung von VBI-Mitgliedern realisiert wurden:
• Sanierung und Neubau Zentraldepot Albertinum, Dresden Ingenieur: EiSat GmbH Eisenlöffel, Sattler & Partner (Wettbewerb und Vorentwurf) und Ingenieurbüro Kless Mueller (Entwurf und Ausführung) • Keltenmuseum am Glauberg, Glauburg Ingenieur: B+G Ingenieure Bollinger und Grohmann, Frankfurt • PGE Arena Gdansk/Polen Ingenieur: B+G Ingenieure Bollinger und Grohmann, Frankfurt • U-Bahn-Viaduktbrücke Binnenhafen, Hamburg Ingenieur: Ingenieurbüro Grassl, Hamburg, WTM Engineers, Hamburg • Q1 im ThyssenKrupp Quartier, Essen Ingenieur: Werner Sobek, Stuttgart (für Fassade Q1), IDN Ingenieurbüro Domke Nachfolger, Duisburg (Tragwerksplanung Gebäude) Die Preisverleihung findet am 19. Oktober in Aachen statt. Sämtliche Preisträger und alle weiteren Informationen finden Sie unter www.bauforumstahl.de.
VBI-Landesverband Thüringen
Informationen über die IBA Thüringen Der Landesverband Thüringen veranstaltete seine diesjährige Mitgliederversammlung im Juni in Weimar. Es war gelungen, Frau Prof. Eich-Born, die Geschäftsführerin der Internationalen Bauausstellung Thüringen, zu einem Vortrag am Vorabend der Landesversammlung zu gewinnen. Nach Beschluss der Landesregierung Thüringens wird das Bundesland in den Jahren 2012 bis 2023 eine Internationale Bauausstellung durchführen. Wichtige Eckpunkte sind dabei die jeweils hundert-
jährigen Jubiläen des Bauhauses Weimar 2019 und des Musterhauses Am Horn in Weimar 2023. Dieses große Ereignis befindet sich noch in der Planungsphase. Umso wichtiger – und hoffentlich: nützlich! – war es den Thüringern, den VBI-Standpunkt zu artikulieren, dass eine Bauausstellung nicht alleinige Sache der Architekten sein kann. Auch Ingenieurleistungen sind Bestandteil von Baukultur, also in einer Ausstellung angemessen zu berücksichtigen.
Pbr AG und atmosgrad°
Gesamtplanung und Zertifizierung aus einer Hand Die pbr Planungsbüro Rohling AG Architekten und Ingenieure und der Zertifizierungsspezialist atmosgrad GmbH haben ein Joint Venture mit dem Namen a°blue GmbH gegründet. Das neue Unternehmen mit Sitz in Hamburg
vereint die Gesamtplanerkompetenz von pbr mit dem Zertifizierungs- und Nachhaltigkeitsberater-Know-how von atmosgrad. Die Geschäftsführung von a°blue übernehmen Heinrich Eustrup und Ralf F. Bode. Eustrup ist gleich-
zeitig Vorstandsvorsitzender der pbr AG, F. Bode seit über 15 Jahren in Projektsteuerung und Projektentwicklung tätig und als Auditor bei der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) akkreditiert.
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NAMEN UND NACHRICHTEN
Volkswagen Group Award 2012
Auszeichnung für Assmann Die Assmann Beraten + Planen GmbH gehört zu den Premium-Partnern von Volkswagen. Der Autokonzern hat die hohe Qualität der Bauingenieurdienstleistungen des Unternehmens mit dem Volkswagen Group Award 2012 dokumentiert. Dr. Peter Warnecke als Vertreter der geschäftsführenden Gesellschafter von Assmann Beraten + Planen nahm die Auszeichnung aus den Händen von VW-Vorstandschef Prof. Dr. Martin Winterkorn und Dr. Francisco Javier Garcia Sanz, Konzernvorstand Beschaffung, am 18. Juli entgegen. Bereits seit 1966 planen und beraten Ingenieure von Assmann für Volkswagen. Die jetzt ausgezeichnete Zusammenarbeit begann mit dem Entwurf, der statischen Berechnung sowie der Ausschreibung und der Vergabe von Bauleistungen für eine Produktionshalle im Wolfsburger Stammwerk. Nach weiteren Aufträgen folgte 1970 mit der Erweiterung eines Presswerks im südafrikanischen Uithage das erstes Auslandsprojekt für VW. Aktuell sind Assmann-Ingenieure am Bau des neuen Presswerks und Karosseriebaus in Bratislava, Slo-
Die Auszeichnung für Assmann Beraten + Planen
wakei, des Fahrzeugwerks Kaluga in der Nähe von Moskau und des neuen 25.000 m² großen Verwaltungsgebäudes in Wolfsburg beteiligt. „Die Würdigung durch unseren Auftraggeber Volkswagen ist für uns außerordentlich wertvoll, weil mit dem Volkswagen Group Award
2012 ja auch die kontinuierlich hohe Qualität unserer Leistungen in der Vergangenheit belohnt wird“, freute sich Dr. Warnecke. Assmann Beraten + Planen wurde als einziger Bauplanungspartner mit der besonderen Auszeichnung bedacht.
Brückenbau
Studium in Weimar Am 19. November beginnt in Weimar erstmals der neue berufsbegleitende Studiengang „Brückenbau“. Das sechsmonatige Weiterbildungsangebot ist eine Kooperationsveranstaltung der Bauhaus-Universität Weimar, der Bauhaus Akademie und der Bauhaus Weiterbildungsakademie Weimar. Vermittelt werden spezielle Kenntnisse zu den neuesten weltweiten Entwicklungen in der „Königsdisziplin“ des Ingenieurbaus. Darüber hinaus umfasst der Studienplan berufspraktische Themen von den Finanzierungsmöglichkeiten über Planungsgrundlagen und spezielle Ausführungsprobleme sowie -lösungen bis hin zu rechtlichen Fragen der Abrechnung und des Nachtragsmanagements. Damit will dieses Weiterbildungsangebot für Bauingenieure die Lücke zwischen solider Grundausbildung im Bauingenieurstudium und speziellen Kenntnissen zum Thema Brückenbau schließen. Wissenschaftlicher Projektleiter ist Univ.-Prof. G. Morgenthal, Leiter der Professur Modellierung und Simulation – Konstruktion an der Bauhaus-Universität Weimar, Studienleiter VBIMitglied Dipl.-Ing. Thomas Kleb vom gleichnamigen Ingenieurbüro in Erfurt. Die Studiengebühr beträgt 3.690 €, für Mitglieder der Ingenieurkammer Thüringen 3.520 €. Weitere Informationen: www.wba-weimar.de
Die neue Saaletalbrücke Jena-Göschwitz, entworfen von Thomas Kleb, war für die vorbildliche „Verbindung von Denkmalschutz und Moderne“ zum Deutschen Brückenbaupreis 2008 nominiert.
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Studentenwettbewerb
Best vertritt VBI in der Jury Der VBI ist dabei, wenn der Verband Pro Mobilität – Initiative für Verkehrsinfrastruktur e.V. nach der „Zukunft Straße“ fragt. So lautet der Titel eines studentischen Wett- „Zukunft Straße“bewerbs, zu dem Jurymitglied Heinrich Best Pro Mobilität Studenten eingeladen hat. In der Jury vertreten ist der VBI durch Dr. Heinrich Best, im VBI-Vorstand zuständig für das Fachressort Verkehr. Gesucht wurden studentische Ideen zu Infrastruktur und deren Vernetzung. Insgesamt 32 Wettbewerbsbeiträge gingen dazu ein. Die Sieger werden am 18. Oktober in Berlin im Rahmen der Pro-Mobilität-Veranstaltung „Zukunft Straße“ ausgezeichnett, zu der sich der Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer und Staatssekretär Rainer Bomba angesagt haben. www.zukunft-strasse.de
UBA-Erweiterungsbau
Siegerentwurf gekürt Der Erweiterungsbau des Umweltbundesamtes (UBA) in Dessau wird ein freistehendes, viergeschossiges Null-Energie-Gebäude für mehr als 100 Mitarbeiter sein, dessen Energiebedarf zu 100 % aus erneuerbaren Quellen gedeckt wird. Zur siegreichen Bewerbergemeinschaft um das Architekturbüro Anderhalten Architekten gehört auch das VBI-Mitglied Müller-BBM, verantwortlich für die bauphysikalischen Planungen. Insgesamt waren 21 Vorschläge für den zukünftigen Erweiterungsbau eingegangen. Die Bewerbergemeinschaften aus Architekten und Ingenieuren standen vor der Aufgabe, einen Neubau mit hohen städtebaulichen, gestalterischen und energetischen Anforderungen zu entwerfen – ein Demonstrationsobjekt für nachhaltiges Planen, Bauen und Betreiben. Gefordert war ein Null-Energie-Gebäude, d. h. am und im Gebäude soll in der Bilanz eines Jahres mindestens so viel Energie, also Wärme, Kälte und Strom erzeugt werden, wie dieses im Betrieb verbraucht.
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NAMEN UND NACHRICHTEN
Holcim-Innovationspreis
Auszeichnung für deutsches Team Von Ingenieur zu Ingenieur: Jurymitglied Prof. Werner Sobek (l.) überreicht Mike Schlaich (r.) den Holcim-Innovationspreis, Frank Barkow freut sich ebenfalls über die Auszeichnung. Foto: Holcim Foundation
Die Holcim Foundation hat in ihrem alle drei Jahre durchgeführten globalen Wettbewerb für nachhaltige Bauprojekte um die Holcim Awards eine neue Kategorie eingeführte: Gewürdigt werden Projekte, die sich durch Materialinnovation und neue Wege in der Bautechnologie auszeichnen. Der zweite Preis im Rennen um diesen Holcim-Innovationspreis ging nach Deutschland an das Projekt „Multifunktionale Bauelemente zur Erstellung von günstigem Wohnraum“ – und damit an Frank Barkow und Regine Leibinger von Barkow Leibinger Architects in Berlin zusammen mit Mike Schlaich, Technische Universität Berlin, und Matthias Schuler, Transsolar Energietechnik in Stuttgart.
Spree 2011
Pilotanlage eröffnet Endlich war es soweit: Nach vielen Jahren des Bangens und Hoffens feierten Ralf Steeg und sein Team Mitte September die Eröffnung der Pilotanlage Spree 2011 am Berliner Osthafen. Der Umweltingenieur Steeg und seine Mitstreiter, darunter VBI-Mitglied Wolfgang Häcker, HEG
Foto: Spree 2011
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Das interdisziplinäre Team erhält die Auszeichnung für den Entwurf eines „Smart Material House“ als Modellprojekt für die Schaffung kostengünstigen Wohnraums in wenig entwickelten Regionen. Bei seinem Entwurf setzte das ausgezeichnete Team auf innovative Techniken und Materialien, darunter Infraleichtbeton und Brettschichtholz: Wie in einem Kartenhaus stapeln sich die massiv geschwungenen, vorgefertigten Betonteile übereinander und wirken als Tragelemente, Raumbegrenzung, Wärmedämmung und Träger eines Heiz- und Kühlsystems in einem. Die Beton-Vorfabrikate für Wohneinheiten von 90 bis 225 m2 wiegen nur ein Drittel des konventionellen Betons. Übergeben wurde der mit 50.000 US-Dollar dotierte Preis Anfang September am IBA Dock, dem schwimmenden Ausstellungs- und Bürogebäude der IBA Hamburg, durch VBI-Mitglied Werner Sobek. Der renommierte Bauingenieur und Professor aus Stuttgart war Mitglied der globalen Holcim-Awards-Jury.
Ingenieure (Tragwerksplanung), haben ein modulares System entwickelt, das an historischen Einleiterbauwerken in Flüsse wie die Spree bei Starkregen die Überläufe der Kanalisation abfängt. Das System trägt damit zur Gewässerreinhaltung bei und ist dabei preiswerter und weniger planungsaufwändig als konventionelle Regenüberlaufbecken. Nach dem endlich erfolgten Start sollen nun an 14 weiteren Standorten entlang der Spree weitere solcher Anlagen gebaut werden. Damit rückt Ralf Steeg seinem Traum vom Baden in der Spree ein gehöriges Stück näher. Zu verdanken haben er und sein Projekt das nicht zuletzt Dieter Rosenkranz, der mit seiner Stiftung Zukunft Berlin, das Projekt in letzter Minute rettete. Allerdings tat Rosenkranz das mit großer Begeisterung, da Spree 2011 seinen Vorgaben, die Umwelt zu schützen und Arbeitsplätze zu schaffen, problemlos entspricht. GAB
DAI-Baukulturpreisträger Jörg Schlaich
Baukultur
Großer DAI-Preis für Jörg Schlaich Es ist beileibe nicht seine erste große Auszeichnung. Allein mit VBI-Beteiligung wurde Prof. Dr. Jörg Schlaich schon mehrfach gefeiert: Er erhielt 2002 den Fritz-Leonhardt-Preis und 2008 den Deutschen Brückenbaupreis für die Humboldthafenbrücke in Berlin. Außerdem wurde er mit dem Werner-von-Siemens-Ring für „Pioniere der Technik“ und 2004 mit der Auszeichnung zum Ingenieurbaupreis geehrt. Nun bekam er im September den großen DAIPreis für Baukultur – Herzlichen Glückwunsch! Schlaichs Eintreten für die Baukultur als gemeinsamer Aufgabe von von Ingenieuren und Architekten ist legendär. Denn „die Kultur der Ingenieurbauten kann nur von den Ingenieuren selbst kommen“, so Schlaich bei einem Vortrag im Jahre 2004, „weil sich die Form, sagen wir einer Brücke, aus dem Tragverhalten, dem Kraftfluss, der Fertigungstechnik und aus dem Ort entwickelt und weil so Form und Funktion zusammengehören wie der Takt und die Musik, der Tanz und der Rhythmus“. Schlaichs Fähigkeit Ideen praktisch umzusetzen, zeigt sich nicht nur in den unzähligen von ihm geplanten Bauwerken – seien es Brücken, Türme oder Stadiendächer –, sondern auch in seinem Engagement für den Bau von Aufwindkraftwerken zur Energieversorgung ohne fossile Brennstoffe. Auch dafür, dass er Auseinandersetzungen mit seinen Auftraggebern nicht scheut, ist er bekannt. Die Deutsche Bahn AG hat vor allem Dank seines beharrlichen Drängens ihren Brückenbeirat ins Leben gerufen, der sich um die Verbindung von Funktionalität und Zweckmäßigkeit der Bahnbrücken mit Eleganz und Ästhetik kümmert.
Zielgruppe
Ingenieure
Fritz-Leonhardt-Preis 2012
Auszeichnung für Pauser Professor Baurat h.c. Dipl.-Ing. Dr. Alfred Pauser aus Wien wurde am 14. Juli in der Stuttgarter Staatsgalerie mit dem Fritz-Leonhardt-Preis 2012 ausgezeichnet. Der nun zum bereits fünften Mal verliehene Preis ging damit an den „Brückenbaumeister“ Wiens, denn Pauser war an der Errichtung von mehr als der Hälfte der Wiener Brücken beteiligt und lehrte über zwanzig Jahre lang an der Wiener Technischen Universität. „Brücken sind und bleiben die Königsdisziplin der Ingenieurbaukunst, sie sind mehr als reine Zweckbauten, sie geben unserer Verkehrsinfrastruktur ein unverwechselbares Gesicht“, würdigte VBI-Präsident Dr.-Ing. Volker Cornelius den Preisträger. Pauser habe nicht nur wegweisende Brücken geplant, er habe der Stadt Wien mit seinen ästhetisch anspruchsvollen und innovativen Bauwerken ein Stück Baukultur gegeben, an dem sich noch viele Generationen erfreuen werden.
Der Fritz-Leonhardt-Preis wird seit 1999 gemeinsam von der Ingenieurkammer BadenWürttemberg und dem VBI vergeben. Damit sollen herausragende Ingenieure gewürdigt werden, die in ihrem Werk Funktion und Ästhetik bestens vereinet haben. Namensgeber ist der international renommierte Stuttgarter Bauingenieur Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E.h. mult. Fritz Leonhardt (19091999), der für seine wegweisenden Bauten wie den Stuttgarter Fernsehturm weltberühmt wurde.. Bisherige Preisträger sind der französische Bauingenieur Michel Virlogeux (1999, Normandiebrücke), der Stuttgarter Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E.h. mult. Jörg Schlaich (2002, filigrane Tragwerke), der Baseler Prof. Dr.-Ing. René Walther (2005, Schrägseilbrücken mit sehr schlanken Längsträgern) sowie William F. Baker aus Chicago (2009, Wolkenkratzer wie Burj Khalifa, Dubai).
RENEXPO
®
4. Internationale Fachmesse und Kongress für Erneuerbare Energien & Energieeffizienz
29.11. – 01.12.2012 Messezentrum Salzburg
...for a powerful future
Die Plattform für Entscheider » 4.000 Besucher (98 % Fachbesucher) » 150 Aussteller » 1.000 Kongressteilnehmer
Durch Wissensvorsprung direkt zum Erfolg » 1. Ingenieurtag, 30.11.2012 » 2. Österreichische Tagung für Mini- und Mikro-Kraft-Wärme-Kopplung » 2. PV - Skin Industrieforum für gebäudeintegrierte Photovoltaik
VBI-Präsident Cornelius gratuliert Alfred Pauser (Mittte), links im Bild BWKammerpräsident Rainer Wulle. Foto: Markus Niethammer
Freikarten für Leser: www.renexpo-austria.at/freikarte-presse25.html
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NAMEN UND NACHRICHTEN
Gelungenes Zusammenspiel von Ingenieuren und Architekten: Omnibusbahnhof
Stahlbau
Neuer Preis für Ingenieurleistungen Das Bauforumstahl hat erstmals den „Ingenieurpreis des Deutschen Stahlbaus“ ausgeschrieben. Er soll im kommenden Jahr für besondere Ingenieurleistungen in den Kategorien Hoch- und Brückenbau – gleich ob Neubau oder Bauen im Bestand – vergeben werden. Prämiert werden neben herausragenden Gesamtbauwerken auch Berechnungsstrategien, Fertigungsverfahren, Montagekonzepte sowie Details oder Einzelbauteile, die seit 2010 errichtet, in der Praxis angewendet bzw. ge-
baut worden sind. Teilnahmeberechtigt sind die geistigen Urheber der eingereichten Ingenieurleistungen. Beurteilungskriterien sind neben dem Innovationsgrad der Konstruktion, Technik oder des Verfahrens, die Nachhaltigkeit sowie architektonische Qualität. Die Wettbewerbsteilnahme ist ausschließlich online möglich. Bewerbungsschluss ist am 31. Oktober 2012. Die Preisverleihung findet am 15. Januar auf der Messe Bau in München statt.
Foto: Schulitz und Partner
Der „Ingenieurpreis des Deutschen Stahlbaues“ versteht sich als Ergänzung zum bereits etablierten „Preis des Deutschen Stahlbaues“, der zu den ältesten und angesehensten Architekturpreisen Deutschlands gehört. Da im Stahlbau die Zusammenarbeit zwischen Ingenieur und Architekt eine herausragende Rolle spielt, würdigt der neue Preis explizit die Leistungen der Ingenieure. Informationen, Teilnahmebedingungen und mehr: www.ingenieurpreis.de
Das RRI-Führungsteam
Firmenjubiläum
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Haldensleben
70 Jahre RRI
(v.l.n.r.): Raymond Liebe,
Das international tätige Ingenieurunternehmen RRI Rhein Ruhr International mit Hauptsitz in Dortmund feierte Mitte September sein 70-jähriges Bestehen. Die Geschäftsführer Wolfgang Riederauer und Norbert Schmidt betonten anlässlich des Jubiläums die Bedeutung der Kundenzufriedenheit für nachhaltiges Wachstum. Seit seiner Gründung 1942 über die Neuausrichtung 2003 bis heute entwickelte sich RRI immer mehr von einer Ingenieurgesellschaft zum Ingenieurdienstleister. Grundlage des langjährigen Erfolgs sind neben der internationalen Präsenz, der weltweiten Projektabwicklung auf höchstem Niveau und der Anwendung der neuesten Technologien vor allem die Fokussierung auf Kundenbedürfnisse. Auf diese Weise setzt RRI seit Jahrzehnten
Wolfgang Riederauer,
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Frank Renner, Stephanie Ross, Norbert Schmidt
Standards in der Branche. „Der Kunde steht bei uns immer im Mittelpunkt“, sind sich die Geschäftsführer einig. „Seine Visionen wollen wir nicht nur Wirklichkeit werden lassen, sondern übertreffen. Diesen Anspruch bringt unser Unternehmensleitsatz `Ein Mehrwert für Ihr Projekt´ zum Ausdruck. Unsere Kunden erwarten von uns Lösungen für die Herausforderungen von morgen, die uns Anreiz für innovative Ideen sind“, resümiert Riederauer. RRI Rhein Ruhr International wurde 1942 als „Stahlunion Ingenieurbau GmbH“ gegründet.
Heute werden Projekte in den Geschäftsfeldern Industrie, Infrastruktur und Real Estate weltweit abgewickelt – von Stahlwerken in den USA und Russland über Straßenbau und Krankenhäuser in Afrika oder Hochbauprojekte im Nahen Osten. Das Führungsteam um Wolfgang Riederauer und Norbert Schmidt erhielt 2011 mit Raymond Liebe und Frank Renner als Prokuristen sowie Stephanie Ross als Director Sales Verstärkung aus den eigenen Reihen.
NAMEN UND NACHRICHTEN
Energieeffizienz
Aktuelle
Was leisten die KfWProgramme? Mehr als 80 % der Bauingenieure kennen und empfehlen die Förderprogramme der KfWBankengruppe für mehr Energieeffizienz, ergab nach KfW-Angaben eine Umfrage in eigener Sache. Vor allem zwei Programme leisten einen wichtigen Beitrag dazu, die KlimaschutzZiele der Bundesregierung zu erreichen: das Programm „Energieeffizient Sanieren“ für den privaten und kommunalen Bereich und das „KfW-Energieeffizienzprogramm für den gewerblichen Sektor“. Damit die Programme die gedachte Wirkung in der Praxis auch erzielen, ist fachliche Beratung gefragter denn je, wie Dr. Burkhard Touché von der Berliner KfW-Niederlassung bei einem Gespräch mit VBI-Geschäftsführerin Hiltrud Relecker betonte. Bislang weniger bekannt sei, dass neben der Förderung energetischer Sanierungsmaßnahmen im Wohnungsbaubestand auch die Sanierung der kommunalen und sozialen Infrastruktur von der KfW gefördert werde. Vor diesem Hintergrund bat BI um aktuelle Informationen zu „Wer, was, wie?“ der auch für Ingenieurbüros wichtigen KfW-Förderprogramme : Kommunale und soziale Infrastruktur Unter dem Titel „Energieeffizient Sanieren – Kommunen“ werden Städte und Gemeinden, Zweckverbände und Eigenbetriebe dabei unterstützt, (Nichtwohn-)Gebäude wie Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser oder auch städtische Schwimmbäder energetisch zu sanieren. Gefördert wird die Sanierung zum KfW-Effizienzhaus 85 und 100, aber auch Einzelmaßnahmen (bis zu 600 Euro pro m2 je nach erreichtem Standard). Auch das Beraterhonorar für einen Sachverständigen wird mitfinanziert. Die Gebäude müssen vor dem 1. Januar 1995 fertig gestellt worden sein. Der Darlehenszins beträgt derzeit 0,1 % effektiv jährlich bei 20 Jahren Laufzeit und drei tilgungsfreien Anlaufjahren und ist für zehn Jahre fest. Alle Infos zum Programm: www.kfw.de/218. Neu gestartet am 1. September wurde das KfWProgramm „Energieeffizient Sanieren – Kommunale Unternehmen. In dessen Rahmen können gewerbliche Unternehmen, kommu-
Informationen via Internet
nale Betriebe, ÖPP-Modelle und ContractingGeber Kredite für die energetische Sanierung kommunaler Gebäude beantragen. Für eine Sanierung zum KfW-Effizienzhaus sind dies 500 Euro pro m2 Nettogrundfläche sowie je nach erreichtem Effizienzhaus-Standard ein Tilgungszuschuss von bis zu 12,5 % der Darlehenssumme; für Einzelmaßnahmen werden 300 Euro pro m2 Nettogrundfläche gewährt. Alle Infos zum Programm: www.kfw.de/219. Effizienzprogramm Mittelstand Wissens- und nutzenswert für entsprechend beratend tätige Ingenieure ist auch das KfWEnergieeffizienzprogramm. Es dient im Rahmen der gemeinsamen BMWi/KfW-Initiative „Energieeffizienz im Mittelstand“ der Finanzierung von Maßnahmen für mehr Energieeffizienz in gewerblichen Unternehmen sowie in Praxen, Büros und Kanzleien von Freiberuflern. Auch hier sind Bauingenieure gefragt, wenn es um die energetische Optimierung von Produktionshallen und Betriebsräumen geht. Wer Energiesparpotenziale in seinem Unternehmen identifizieren, diese realisieren und damit den Energieverbrauch senken und Kosten sparen will, kann mit einem Kreditbetrag von bis zu 25 Mio. Euro und einem Zinssatz von derzeit 1 % effektiv pro Jahr rechnen. Alle Infos zu diesem Programm: www.kfw.de/242. Energieberatung Mittelstand Private in- oder ausländische Unternehmen profitieren von diesem Programm zur Beratungsförderung, wenn ihre jährlichen Energiekosten mehr als 5.000 Euro betragen. Wichtig ist, dass sie die EU-Kriterien für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) erfüllen und die Beratung für einen Standort in Deutschland in Anspruch nehmen.
Das ist interessant für energieberatend tätige Ingenieure: Sie sind gefragt, wenn Unternehmer im Rahmen der Energieberatung Mittelstand (für sie werden vom BMWi Haushaltsmittel bereitgestellt) eine Initialberatung oder Detailberatung in Anspruch nehmen wollen. Denn die Kosten für beide Beratungen werden von der KfW mit einem Zuschuss gefördert. Der beträgt 80 % (maximal 1.280 Euro) für eine Initialberatung (zeigt Energiesparpotenziale im Unternehmen auf) und 60 % (maximal 4.800 Euro) für eine mehrtägige Detailberatung, die in konkrete energetische Verbesserungsvorschläge mündet und auch unabhängig von einer Initialberatung beantragt werden kann. Die Initialberatung muss ab Erteilung der Zuschusszusage innerhalb von drei, die Detailberatung innerhalb von acht Monaten abgeschlossen sein. Der Antrag für eine Initial- oder Detailberatung wird vom Unternehmer bei einem Regionalpartner der KfW gestellt, dies sind Industrie- und Handelskammern, Handwerkskammern, Wirtschaftsförderungsgesellschaften oder Energieagenturen. Gefunden werden können Regionalpartner unter www.rp-suche.de. Über weitere Einzelheiten zur Energieberatung Mittelstand und den Prozessablauf informiert die Internetseite http://energie-beratung.kfw.de. Umfassende Informationen zum energieeffizienten Sanieren hält außerdem eine neue Microsite (www.kfw.de/energiesparen) bereit. Sie bietet Hilfe bei der Projektplanung und verdeutlicht anhand einer interaktiven Grafik, welche energetischen Sanierungsmaßnahmen die KfW fördert. Ein Produktberater zeigt, welche KfW-Programme für ein auswählbares Bau- oder Sanierungsvorhaben in Betracht kommen.
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Wir arbeiten ... ProfessorPfeiferundPartner Ingenieurbüro für Tragwerksplanung, www.pfeifer-tragwerk.de
… an der Neugestaltung des Senckenberg-Areals in Frankfurt/Main Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Träger des bekannten Museums und des nicht minder bedeutenden wissenschaftlichen Instituts, erweitert derzeit ihre Räumlichkeiten für Forschung, Ausstellung, Veranstaltungen und Verwaltung. Nach Abschluss der umfangreichen Baumaßnahmen, die eine Nutzfläche von mehr als 20.000 m² betreffen, wird das sanierte und erweiterte Senckenbergmuseum mit neu hinzugekommenen, ebenfalls hergerichteten Gebäuden der Goethe-Univer-
sität ein technisch modernes Ensemble bilden. Das Ingenieurbüro ProfessorPfeiferundPartner wurde nach erfolgreich durchlaufenem VOFVerfahren Ende 2011 mit der Tragwerksplanung für diese anspruchsvolle Bauaufgabe beauftragt. Für ProfessorPfeiferundPartner bedeutete die Baumaßnahme zunächst eine umfassende Untersuchung der Bestandsgebäude auf Standsicherheit und Durchführbarkeit der geplanten Umgestaltungen und Nutzungsänderungen, wie sie die Pläne des Büros Kulka-Ar-
chitekten, Dresden, für die denkmalgeschützten, vor rund 100 Jahren errichteten mehrgeschossigen Mauerwerksbauten vorsehen. Die zu erbringenden Ingenieurleistungen betreffen höher belastete Fundamente, Unterfangungen, Neugründungen, den Abbruch von tragenden Wänden, Abriss, Ertüchtigung oder Erneuerung von Geschossdecken, Dachgeschossausbauten, Verbindungskonstruktionen zwischen bestehenden Bauwerken, Brandschutz und vieles mehr. 쮿
pbr Planungsbüro Rohling AG, Düsseldorf, www.pbr.de
... am neuen Gemeinschaftshaus in Remscheid Mit einem Investitionsvolumen von 6,5 Mio. Euro entsteht bis November 2013 mit dem neuen Gemeinschaftshaus „Neue Mitte Honsberg“ in Remscheid ein interkulturelles Begegnungszentrum. Der Entwurf zu dem Leuchtturmprojekt für NRW stammt vom Architekturbüro Carsten Lorenzen APS aus Kopenhagen, Dänemark. Die Düsseldorfer Niederlasssung der pbr Planungsbüro Rohling AG wurde als Gesamtplaner beauftragt. Bauherr ist die GEWAG Wohnungsaktiengesellschaft Remscheid. Um den Bedürfnissen aller zukünftigen Nutzer gerecht zu werden, wurden planerische Vorgaben für das Zentrum während einer dreitägigen offenen Planungswerkstatt gemeinsam mit Anwohnern, Vertretern der Architekten-
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kammer, des NRW-Bauministeriums und der Bezirksregierung erarbeitet. Im Ergebnis entsteht das Gemeinschaftshaus als freistehendes dreigeschossiges, teilunterkellertes Gebäude, das auf insgesamt 2.920 m² neben den einzelnen Nutzerräumen noch Gemeinschaftsräume wie einen großen Veranstaltungssaal, einen Gastraum mit Küche, Gruppenräume, einen Werk-, einen Hausmeister- und einen Besprechungsraum sowie diverse Büros beherbergt. In den Außenanlagen befindet sich ein großzügiger neuer Platz, der für Veranstaltungen genutzt werden kann. Das äußere Erscheinungsbild des Neubaus wird durch eine Alu-PfostenRiegelkonstruktion sowie großzügige Loggien geprägt. Die Fassade entsteht aus Stahlbeton
mit vorgehängten Faserzementplatten. Um eine Überhitzung der Räume bei starker Sonneneinstrahlung zu vermeiden erhalten die Außenwände einen verdeckt liegenden Sonnenschutz. Das Flachdach aus Stahlbeton wird mit einer extensiven Dachbegrünung ausgeführt. 쮿
WORAN ARBEITEN SIE GERADE?
Horn + Horn Ingenieurbüro für Bauwesen, Neumünster, www.hornundhorn.de
... an der Werbung um qualifizierte Ingenieure
Als Unternehmer schätzen Sönke Horn und Olaf Petersen ihren Standort. Es ist jedoch schwierig, qualifizierte Fachkräfte aus dem Bau- und Ingenieurwesen für Neumünster zu begeistern. Das Angebot in Großstädten ist für studierte Bewerber aus der ganzen Republik scheinbar viel-
versprechender. Mit einem Mitarbeiter-Mehrwert-Programm versucht das Ingenieurbüro Horn + Horn nun, die begehrten Fachkräfte „in die Provinz“ zu locken. Mit der Zentrale in Neumünster und Niederlassungen in Rostock und Braunschweig ist das Büro Horn + Horn bun-
desweit tätig, bietet seinen Mitarbeitern interessante Projekte und Perspektiven, dennoch schlagen Bewerber häufig aus: „Das entscheidende Argument fehlt einfach“, bestätigt Sönke Horn. Da er wenig Einfluss auf die Größe der Stadt nehmen kann, hat er gemeinsam mit seinem Geschäftspartner einen neuen Ansatz entwickelt, um als Arbeitgeber interessanter zu werden: die Einführung attraktiver Zusatzleistungen. So sind inzwischen individuell anpassbare Lösungen für Berufsunfähigkeit, Krankenversicherung, Altersvorsorge sowie steuerliche Vorteile und Gutscheine Bestandteile des neuen Programms für alle Mitarbeiter und wichtige Argumente beim Personalrecruiting. Das Büro Horn + Horn will damit angesichts gestiegener Lebenshaltungskosten, Zukunftsunsicherheit, Existenzängsten und Burnout grundlegende Sorgen heutiger und künftiger Mitarbeiter auffangen. Außerdem bauen die Büroinhaber angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels auf Zufriedenheit und Loyalität der Mitarbeiter. Außerdem leistet Horn + Horn mit dem Mitarbeiter-Mehrwert-Programm auch einen Beitrag zur Standortentwicklung. 쮿
INROS LACKNER AG, Bremen, www.inros-lackner.de
... an der Entwicklung des Hafens Dar es Saalam, Tansania Das Architektur- und Ingenieurunternehmen Inros Lackner AG hat sich erfolgreich gegen die internationale Konkurrenz durchgesetzt und den Auftrag zur Hafenentwicklung in Dar es Saalam, der Hauptstadt Tansanias, gewonnen. Der Auftrag beinhaltet Planungen und Studien mit den Schwerpunkten der Vertiefung und Modernisierung von sieben Tiefseeanlegern, der Optimierung der Umschlagsverfahren und der Privatisierung des Hafens. Bis Ende 2012 erstellt Inros Lackner gemeinsam mit dem lokalen Partner Gauff Ingenieure, Niederlassung Dar es Salaam, Machbarkeitsstudien mit einem Auftragsvolumen von ca. 0,7 Mio. Euro. Der Hafen Dar es Salaam ist nicht nur wichtigster Hafen Tansanias, sondern auch wichtiger Im- und Exporthafen weiterer Länder der Region. Im Auftrag der Tanzania Ports Authority soll der Hafen an die aktuellen logistischen Anforderungen des Seeverkehrs angepasst werden. „Dieser Auftrag ist für uns ein wichtiger Erfolg“, unterstreicht Dr. Klaus Rich-
ter, Direktor Internationale Projekte. „Neben der Anpassung der Tiefseeanleger an die zukünftigen Erfordernisse sind für die Entwicklung des Hafens insbesondere der Ausbau der derzeitigen Hafeninfrastruktur und die Optimierung der Umschlagsverfahren von hoher Bedeutung. Im Rahmen der technischen, fi-
nanziellen und umwelttechnischen Machbarkeitsstudien entwickeln wir Konzepte zur Anpassung des gesamten Hafen-Layouts, der externen und internen Erschließung mit Straße und Bahn sowie des internen und externen Umschlags von Massengütern“, beschreibt Richter das Projekt. 쮿
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Ansicht Nordfassade Foto: Marcus Ebener
Museum der Bayerischen Könige, Hohenschwangau
Glanz und Glorie unter eleganten Gewölbeschalen von Christian Brensing
Vorgeschichte Die Dynastie der Wittelsbacher ist eines der ältesten deutschen Adelsgeschlechter und besteht bis zum heutigen Tag. Seit der Entmachtung der Dynastie nach dem Ersten Weltkrieg wird ihr Besitz durch den Wittelsbacher Ausgleichsfond verwaltet. Diese Stiftung des öffentlichen Rechts betreibt und pflegt Ländereien, Immobilien, Kunstschätze – kurzum das kulturelle Erbe der bayerischen Könige. Darunter fällt auch die Erhaltung legendärer Schlösser wie z. B. Neuschwanstein und Hohenschwangau, die sich seit Jahrzehnten steigender Beliebtheit bei Touristen aus aller Herren Länder erfreuen. Um diesem Interesse weiteren Raum zu geben, beschloss die Ausgleichsfond-Stiftung, am Ufer des Alpsees, im
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unmittelbaren Sichtfeld von Neuschwanstein und Hohenschwangau, das Museum der Bayerischen Könige zu errichten. Als geeigneten Ort wählte man ein seit Jahren schlecht genutztes Gebäudeensemble aus, bestehend aus dem ehemaligen Grandhotel „Alpenrose“, dem Jägerhaus und dem beide Bauten verbindenden eingeschossigen Speisesaal von 1910. Der Entwurf Den 2009 ausgelobten Museumswettbewerb gewannen Staab Architekten aus Berlin, die sich hinsichtlich der Tragwerksplanung schon früh vom Ingenieurbüro ifb frohloff staffa kühl ecker beraten ließen. Der in der Außenansicht markante Entwurf der Architekten besteht aus
einem dreischiffigen Tonnengewölbe aus Stahl, das, sozusagen als Krönung, auf das Dach des ehemaligen Speisesaals gesetzt wurde. Die 20 m langen Gewölbe mit ihrer beidseitigen großflächigen Verglasung sind nach außen hin die einzigen sichtbaren Zeichen der Nutzungsänderung des dreiteiligen Gebäudeensembles. Alle weiteren Umbauten des an Ausstellungsfläche circa 1.000 m² großen „Museums der Bayerischen Könige“ erfolgten in den Innenbereichen. Eine der primären Fragen der Wettbewerbsphase war die der Materialwahl: Holz oder Stahl? Aus Gründen der Ästhetik wurden sich die Architekten in Abstimmung mit dem ifb Projektteam, bestehend aus Michael Staffa, Henning Ecker und Andreas Hertel, schnell ei-
Innenansicht der mittleren Tonne
PROJEKTBETEILIGTE Bauherr Wittelsbacher Ausgleichsfond, Stiftung des öffentlichen Rechts Architekt Staab Architekten, Berlin Tragwerk ifb Frohloff Staffa Kühl Ecker, Berlin
nig. Schon in den zum Wettbewerb eingereichten Unterlagen ist die charakteristische Tonnen- wie Rautendachstruktur aus Stahl klar erkennbar. Zwar ist das Raster da noch recht groß dimensioniert, doch in den späteren Bearbeitungsphasen der Detaillierung und Ausführung wird daraus jenes filigrane Rautenwerk, das die Jury des Deutschen Stahlbaupreises 2012 als „vollendete Synthese aus deutender Formsetzung und ingenieuser Formfindung“ lobt. Die neuen stählernen Gewölbeschalen würden souverän mit der Historie und heraldischen Mustern spielen, feiert die Jury den Entwurf. In der Tat, die ebenso filigrane wie elegante Aufstockung des alten Speisesaals mit seinen steinernen Arkaden um eine weitere Ebene aus Stahl und Glas kommt einem gestalterischen Geniestreich nahe. Das als Gitterschale entworfene Dachtragwerk wurde von den blau-weißen Rauten des bayerischen Wappens abgeleitet. Als punktgestütztes Schalentragwerk, mit einer Stützweite von 20 m, besteht es aus einer Halbtonne mit einem Ra-
dius von 340 cm und zwei Vierteltonnen mit je unterschiedlichen Radien von 165 cm (Seeseite) und 250 cm (Bergseite). Henning Ecker vom ifb-Ingenieurteam fasst die Charakteristika des ingenieurtechnischen Entwurfs prägnant zusammen: „Die Rauten der Schale bilden sich aus lasergeschnittenen Flachstählen, die der Zylinderschale folgend, nach dem ‚Zollinger-Prinzip‘ verschweißt wurden. Die längsgerichteten Stahlpfetten, mit denen die Schale erst ihre räumliche Tragfähigkeit gewinnt, wurden oberhalb der Flachstähle angeordnet, so dass die Rauten gestalterisch nicht gestört werden. Auf den Pfetten wurden Flachstähle zur Aufnahme der Trapezblechdeckung aufgeschweißt.“ Herstellung der Stahlkonstruktion Die bayerische Stahlbaufirma Prebeck GmbH war zunächst skeptisch bezüglich der Fertigung nach dem „Zollinger Prinzip“ und lieferte einen Alternativentwurf. Aber sie erkannte schnell die dem ursprünglichen Entwurf zu Grunde liegende Effizienz und die daraus resultierende Ästhetik: Nur eine Flachstahlform wiederholt sich pro Tonne über einhundert Mal. Bei der Realisierung der Konstruktion galt es vor allem, eine gleichmäßige Formgebung der Tragstäbe zu gewährleisten. Dabei war sicher zu stellen, dass sowohl die gebogene als auch
Foto: Marcus Ebener
Vorfertigung im Werk mit Schablone Fotos: ifb-Berlin
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Teilstück der Mitteltonne vor dem Einheben
Einheben eines Teilstücks der Mitteltonne Fotos: Marcus Ebener
Einheben einer Seitentonne
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die tordierte Kontur der Stahlblechzuschnitte mit höchster Toleranz in wirtschaftlicher Serie gefertigt werden konnte. Die Formgebung der Zuschnitte bildete die elementare Basis der optischen Anforderungen an die spätere Gewölbeform, da die im Rautenmuster zusammengefügten Felder den sichtbaren Rahmen für die Beleuchtungsfelder darstellten. Dies bedeutete auch, dass zwischen Rautenstab und Beleuchtungsfeld eine gleichmäßig umlaufende Fuge von 5 mm zu gewährleisten war. Durch ausgeklügelte Ingenieurkunst in Kombination mit handwerklichem Geschick wurde eine spezielle Technik entwickelt, die diese gleichmäßige Verformung ermöglichte. Mit speziellen Schablonen wurde eine gleichmäßige Qualität gewährleistet. Das Ausschweißen des Tragwerks war eine weitere Herausforderung an Optik und Toleranz. Durch das Zusammenbauen kleiner Rautenfelder zu den großen Tonnengewölben musste in jedem Knotenpunkt auf allen vier Seiten das Tragwerk verschweißt werden. Hierbei galt es sowohl den maßlichen Verzug der Felder durch die Wärmeeinwirkung der Schweißstöße zu minimieren, als auch die optisch geforderte Gleichheit der Schweißnähte durch ständig wechselnde Schweißpositionen im Gewölbeverlauf zu erreichen. Mit qualifiziertem Schweißpersonal und einer ausgeklügelten Schweißfolge erreichten die Stahlbauer ein handwerklich absolut überzeugendes Ergebnis, das in Knotenpunkten des Gewölbes sichtbar ist. Konstruktive Details Die Dachkonstruktion besteht aus drei Trägerebenen: Ebene eins aus rautenförmig aufgebauten Stahlblechträgern (S355) b/t = 15 x 140 mm, die im Schnitt eine Tonne und zwei Halbtonnen erzeugen. Statisch tragen sie als einfach gekrümmte Tonnenschalen mit Randzugglied und fachwerkartig versteiften Binderscheiben. Die Blechträger wurden dem Radius folgend mit Laser ausgeschnitten und der Tonne folgend verdreht. Die Abschnitte wurden in circa 1,33 m Länge gefertigt und nach dem „Zollinger-Prinzip“ zusammengeschweißt. In den Deckenfalten erhielten die Tonnen aus Blech zusammengeschweißte LProfile (S235) als Zugbänder bzw. Randträger. In der zweiten Ebene sind die als Obergurt der Tonne wirkenden Stahlpfetten (IPE 200 – S355)
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Blick durch Mittelund Seitentonne ins Museuminnere Foto: Marcus Ebener
im Raster von circa 1 bis 2,5 m parallel zur Tonne sowie Randbögen (IPE 200 – S235 bzw. HEB 200 – S235) angeordnet. Im Hauptfeld wird im Bereich der Randbögen jeweils ein Zugband ausgebildet. Zum Verlegen der haustechnischen Leitungen führte man in den Doppel-T-Profilen teilweise Bohrungen mit einem Durchmesser bis maximal 120 mm aus. Die dritte Ebene besteht aus aufgeständerten Flachstahlbändern (Fl. 16 x 120 – S355) die quer zur Tonne verlaufen. Sie dienen zur Aufnahme der Dachdeckung aus Trapezblechen (T 40.1) mit Spannrichtung parallel zur Tonne. Das Ganze wird durch metallische Schindeln eingedeckt, die sich farblich auf die Bestandsdächer beziehen. Zwischen dem Hauptfeld und den beiden Randfeldern bildeten sich eine große wie eine kleine Sicke. Die größere davon wird von Querträgern (HEA 180 – S235 bzw. HEB 180 – S235) im Abstand von circa 1,05 m überspannt. Zur Auflagerung auf den Massivbau wurden im Bereich der Auflagerpunkte verstärkte Auflagerträger (HEM 200 – S235 bzw. aus Blechen geschweißte Hohlkastenprofile – S235) vorgesehen. In der Fassade lagert das Dachtragwerk auf Stahlstützen, um die Verformungen im Glasfassadenbereich zu beschränken. Die Stützen (RRO 100 x 50 x 8.0 –S355) stehen im Abstand von circa 2,09 m. Bei den seeseitigen Stützen ist am Fußpunkt ein Querträger (RRO 100x7.1-S235) angeordnet, um die Lasten auf
die vorhandenen Stahlbetonunterzüge des darunterliegenden alten Speisesaals zu verteilen. Zur Aussteifung des Dachtragwerks kommen in Gebäudelängs- und Querrichtung der neu errichtete Aufzugsschacht und auf der gegenüberliegenden Gebäudeseite eine Wandscheibe zum Tragen. Das gesamte Dachtragwerk ist mit einem F-30-Brandschutzanstrich versehen. Auf der Bergseite verfügen die Fassadenstützen über eine alukaschierte Brandschutzummantelung, während auf der Seeseite nur eine Alukaschierung ohne zusätzliche Brandschutzummantelung gewählt wurde. Folglich können diese Stützen im Brandfall ausfallen. Eine Herausforderung der besonderen Art stellten auch die Berechnungen der Schneelasten dar, die im Alpenvorland weit über denen in Berlin z. B. liegen. Statt wie gewöhnlich von den für Berlin und die meisten Gebiete Deutschlands geltenden charakteristischen 85 kg/m² auszugehen, bemaß man hier mit einem Schneelastwert von 495 kg/m². Zusätzlich mussten die Schneemengen durch Anwehen und Abrutschen von den umliegenden Dachschrägen des Jägerhauses und des Hotels Alpenrose berücksichtigt werden. Im November 2010 erfolgte die Anlieferung der durch die Firma Prebeck GmbH in Bogen, Niederbayern, vorgefertigten Dachsegmente per LKW. Die Gitterschale der Halbtonne wurde in fünf Teilen angeliefert und auf einer Montagerüstung zusammengebaut. Die bei-
den Vierteltonnen wurden per Kran jeweils in einem Stück auf die Baustelle gehoben. Historische Dimensionen Die besonderen geschichtlichen Dimensionen dieses Projekts für seine Firma erläutert Geschäftsführer Florian Prebeck zudem: „Die Geschichte der Stadt Bogen, der Heimatstadt des Bayerischen Rautenwappens und unserem Firmensitz, ist eng mit der Geschichte der Wittelsbacher verflochten. So wurden durch die Heirat von Ludwig dem Kehlheimer mit der Gräfin Ludmilla von Bogen die bayerischen blau-weißen Rauten Bestandteil des Wittelsbacher Wappens.“ Der Stahlbauer und sein Team sahen sich daher besonders geehrt aber auch verpflichtet, eine dem Hause Wittelsbach und dem „Museum der Bayerischen Könige“ würdige Leistung zu erbringen. Die Eröffnung des Museums erfolgte offiziell durch das Oberhaupt der Wittelsbacher, seine königliche Hoheit Franz von Bayern, am 9. September 2011, Architekten und Tragwerksplaner waren auch dabei. Inzwischen rangiert das Museum mit seiner Ausstellung prunkvoller Exponate weit vorn auf der Beliebtheitsskala der Touristen und mehrt so den Ruhm der früheren Bayerischen Könige. Autor: Christian Brensing CBE-enterprises, Berlin
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Blau-Gold-Haus, Köln
Ausgezeichnete Sanierung eines 50er-Jahre-Denkmals von Hans Jürgen Krolkiewicz
Das sechsgeschossige Geschäftshaus der Duftwasserfirma 4711 entstand in der frühen Phase des Wiederaufbaus in Köln. Die Architekten Wilhelm und Rudolf Koep entwarfen den 1952 direkt gegenüber dem Dom fertiggestellten, für damalige Verhältnisse spektakulären Neubau als Schaufenster und Werbeträger der Firma 4711. Aufgrund der aufwändigen Fassadengestaltung wurde der seinerzeit als sehr fortschrittlich geltende Stahl-Skelettbau in Köln kontrovers diskutiert. Über dem eleganten, schwarz verkleideten und mit gebogenen Schaufensterscheiben versehenen Ladengeschoss erhob sich über fünf Etagen eine einheitlich gestaltete Aluminiumfassade mit türkis- und goldfarbenen Elementen, den Markenfarben des berühmten Duftwasserherstellers. Dieser Farbgebung verdankt das Gebäude auch seinen Namen „Blau-GoldHaus“. Die indirekte Beleuchtung der senkrechten Fensterbahnen und der nach außen leicht gebogen verlaufenden Dachkehle sorgten seinerzeit bei Dunkelheit – sie wurden und werden noch heute bei Dunkelheit ausgeleuchtet – für einen besonderen optischen Effekt im Kontrast zur gegenüberliegenden Domfassade. 1991 wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt. Allerdings entsprach die dekorative Glas-Aluminium-Fassade bereits 1991 nach mehreren Fassadensanierungen nicht mehr dem ursprünglichen Entwurf der Archi-
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tekten Koep. Einzig die vertikalen Lichtbänder und der Erdgeschossbereich waren noch im Original erhalten und durften entsprechend der Denkmalschutzanforderungen nicht verändert werden. Ansonsten wurde in Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutzamt der Stadt Köln bei der Sanierung 2011 der ursprüngliche Zustand der Gebäudeoptik wieder hergestellt und der Innenbereich entsprechend abgestimmt. Bestandsuntersuchung Da das Gebäude ab dem zweiten Obergeschoss mit 42 neuen Suiten und Luxuszimmern Teil des unmittelbar angrenzenden „Dom Hotel“ werden sollte, wurde das BlauGold-Haus zunächst, mit Ausnahme des EG und 1. OG, komplett entkernt. Dabei zeigten sich statische Mängel an der Tragkonstruktion der Fassade, die Doppel-T-Träger der tragenden Unterzüge und Stahlstützen waren seinerzeit ohne den aktuell für Hotels vorgeschriebenen Brandschutz ausgeführt. Die gesamte Stahlprofilkonstruktion war leicht mit Rost behaftet. Die größtenteils in den Kammern der Doppel-T-Träger liegenden, etwa 10 cm dicken Leichtbetondecken, bestehend aus 8 cm dicken Bimsbetonvollplatten und 2 bis 3 cm Aufbeton, aus den 1950er Jahren waren in ihrem Zustand noch so gut erhalten, dass sie als Deckenplatten verblieben. Vorher wurden sie auf ihre Tragfähigkeit überprüft.
Zur Überprüfung der Fassade zur Domseite – es handelt sich nicht um eine Vorhangfassade, wie irrtümlich in Veröffentlichungen angegeben – wurde eine der Brüstungen zunächst probehalber entfernt. Dabei stellten die Fachleute fest, dass die Befestigungen zur geschossweisen Ableitung der Lasten aus der Fassade konstruktiv nicht mehr nutzbar waren. Die Stahlwinkel z. B., die die Lasten in die Tragwerkskonstruktion abtragen sollten, waren statisch nicht ausreichend sowie technisch nur unzureichend mit der Fassaden- bzw. Deckenkonstruktion verbunden. Mit ein Grund, warum während der Bauzeit eine temporäre Sicherung der Fassade mit zusätzlichen Stahlwinkeln die Standsicherheit gewährleisten musste. Sanierungskonzept Das Architekturbüro ksg entwickelte gemeinsam mit den Fachingenieuren sowie den beteiligten Firmen ein ausgeklügeltes Sanierungskonzept für das Gebäude. Die Fassadengestaltung musste sich an der ursprünglichen Planung der Architekten Koep orientieren. Dazu führte das Büro ksg umfassende Recherchen durch, um die originale Fassade aus den
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PROJEKTBETEILIGTE Bauherr: LIG Lammerting Immobilien, Köln Architekt: ksg kister scheithauser gross architekten und stadtplaner, Köln Tragwerk: Pfau & Helwig VBI, Ingenieurbüro für Tragwerksplanung, Köln-Porz
Das Blau-Gold-Haus neben dem Kölner Dom Foto: ksg, Hueck Ansicht Domplatz Foto: Krolkiewicz
1950er Jahren mit ihrem damaligen hohen Anspruch an Detaillierung zum Leitbild der Sanierung machen zu können. Insbesondere musste die Profilierung der ursprünglichen Holzschwingfenster auf das bei der Sanierung in den 1970er Jahren eingesetzte Aluminium übertragen werden. Dazu entwickelten die Firmen Hueck und Trimborn ein Aluminiumprofil, das eine geringe Konstruktionstiefe ermöglicht und zugleich optisch dem ursprünglichen Holzschwingfenster nahe kommt. Eine aufwändige Bestandsuntersuchung zeigte, dass nur durch eine derart geringe Profiltiefe ein Anschluss an die vertikalen Lichtbänder möglich sein würde. Zudem musste eine Lösung gefunden werden, wie das wesentlich höhere Gewicht der neuen Fassadenkonstruktion mit seiner zeitgemäßen Dreifachverglasung tragwerkstechnisch mit der Baukonstruktion verbunden werden konnte. Die vorhandene Befestigung der alten Fassade mit Kunst-
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Feine Detaillierungen: Dachvoute und Kölner Stadtwappen in der Fassade Fotos: Krolkiewicz
stoffdübeln am Bimsmauerwerk der Brüstungen und mit Stahlwinkeln an den Stahlwandträgern der Geschossdecken entsprach nicht den aktuellen Anforderungen der Statik. Da die wärme-, brandschutz- und schallschutztechnischen Anforderungen des Gebäudes dem Baujahr 1952 bzw. den folgenden Sanierungen entsprachen, gab es bei der Sanierung 2011 einige Problembereiche, beispielsweise Wärmebrücken. Insbesondere diese Defizite der vorhandenen Konstruktion mussten den aktuellen Forderungen aus Normung, Bauvorschriften und EnEV entspre-
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chend bei der Sanierung beseitigt werden. Zudem wurde die Haustechnik dem aktuellen Stand der Technik eines modernen Grandhotels angepasst. Zur Wiedergewinnung des ursprünglichen optischen Erscheinungsbildes trug die Verwendung der neu entwickelten hochwertigen Fassadenprofile aus Aluminium mit Dreifach-Isolierverglasung (U-Wert = 0,9) bei. Zudem konnte durch die neue Fassadenkonstruktion ein Schallschutz von rund 43 dB realisiert werden. Die neu entstandenen Hotelräume werden über eine mechanische Belüftungs-
anlage, die kontinuierlich für einen energetisch sinnvollen Luftwechsel sorgt, mit Frischluft versorgt. Tragwerk Die Stahlskelettkonstruktion zeigte auch nach mehr als 50 Jahren keine gravierenden tragwerkstechnischen Probleme. Für die neue Nutzung als Hotel konnte die ursprüngliche Lastannahme für die frühere Büronutzung in allen Etagen beibehalten werden – ein wesentlicher Grund, warum die Stahlskelettkonstruktion ohne Änderungen oder Ausbesse-
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Fassadenbereich innen vor
Deckenuntersicht alte Bimsplatten Foto: Pfau & Helwig
der Sanierung Foto: Pfau & Helwig
Profile neue Brandschutzdecke Foto: Pfau & Helwig
rungen am Tragwerk beibehalten werden konnte. Auch die Deckenplatten aus Leichtbeton wurden nicht ausgetauscht. Lediglich einige beschädigte Bimsplatten der Geschossdecken ersetzte man durch neue Ortbetonplatten. Der Bodenaufbau wurde unter Berücksichtigung der vorhandenen Bausubstanz entsprechend den bauphysikalischen Vorgaben (Trittschallschutz) für die neue Nutzung als Hotelzimmer erneuert. Der gesamte Innenausbau erfolgte in Trockenbauweise mit Gipskartonständerwänden.
Fazit Gebäude der Nachkriegsära gelten vielfach als nicht mehr zeitgemäß und häufig auch in ihrer Bausubstanz als nicht erhaltenswert. Die nun ausgezeichnete Sanierung des Blau-GoldHauses in Köln dokumentiert das Gegenteil. Die Konstruktion zeigte nur geringe Mängel, der bauliche Zustand musste den heutigen bauphysikalischen Anforderungen angepasst werden. Dank der guten Zusammenarbeit des Denkmalschutzes mit dem Architekten sowie der engagierten Lösungssuche der Ingenieure und Metallbauer gelang es, die Optik des
Ensembles so anzugleichen, das dem Betrachter kaum auffällt, eine komplett neue Fassade vor sich zu haben. Hier hat sich die Zusammenarbeit zwischen Architekten und Ingenieuren nachhaltig bewährt. Autor: Hans Jürgen Krolkiewicz, berat. Ingenieur BDB, Fachjournalist, Köln
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Bahnhof Halberstadt
Der Bahnhof des Jahres 2011 von Eckhard Lambrecht
Historie Bereits 1846 entstand in Halberstadt in der Schützenstraße der erste Bahnhof. Um 1880 hatte sich daraus ein bedeutender Eisenbahnknoten entwickelt. Etwa um 1910 war die Errichtung des Bahnhofsgebäudes und weiterer Nebenbauten an heutiger Stelle abgeschlossen und blieb in diesen Abmessungen bis in die letzten Kriegswochen des Jahres 1945 bestehen als ein explodierender Munitionszug zentrale Gebäudeteile zerstörte. Nach dem Krieg wurden die Schäden notdürftig repariert, für umfängliche Sanierungen oder gar einen Ersatz fehlten die Mittel. In den 70er Jahren wurde, dem Zeitgeist folgend, eine Blechverkleidung angebracht, die vorhandene bauliche Mängel kaschieren und verdecken sollte. Der Bahnhof heute In den Jahren nach der Deutschen Einheit begann für den Bahnhof Halberstadt eine neue Entwicklungsetappe. Zunächst wurde der Bahnhofsvorplatz umgestaltet. Vier Edelstahlpyramiden, die die vier Kirchtürme der Stadt symbolisieren, prägen seitdem das Erscheinungsbild des Vorplatzes. Durch die gute Anbindung an das Straßenbahnnetz und die Unterbringung des Busbahnhofes wurde der Ansicht 1995 mit Blechverkleidung
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Außenansicht Haupteingang Foto: Allianz pro Schiene/A. Taubert Bahnhof Halberstadt heute
Ansicht des Bahnhofs ca. 1930
Bahnhof ein zentraler Umsteigepunkt im Nordharzer Verkehrsverbund. Im Zuge des Ausbaues der Eisenbahnstrecke Halle–Halberstadt–Vienenburg wurden Bahnhofsgleise sowie Bahnsteige und ein neuer Personentunnel mit Anbindung an das immer noch marode Empfangsgebäude errichtet. Alle Betrachtungen und Variantenuntersuchungen zur Entwicklung eines modernen multifunktionalen Bahnhofsgebäudes durch die DB Station & Service AG blieben wegen Unwirtschaftlichkeit in der Planung stecken und wurden nie realisiert. Aus dem gleichen Grund scheiterten auch die Versuche zur Privatisierung des Gebäudes. Die buchstäblich letzte Möglichkeit vor dem drohenden Abriss des Empfangsgebäudes in Halberstadt war die Übernahme des Gebäudes durch die NOSA GmbH, einer Holding der Stadt Halberstadt. In ihrer Regie entstand eine Planung, die beste Voraussetzungen zur Übernahme aller zentralen Aufgaben einer modernen Verkehrsstation bot und in den Vermarktungsbereichen überwiegend auf regionale Mieter und Betreiber ausgerichtet ist. Der heutige Vermietungsstand der entsprechenden Flächen zeigt zwar hier und da noch Lücken, dennoch ist nach bisheriger Betriebserfahrung ein kostendeckender Betrieb möglich. Legt man die wesentlichen Verbesserungen für die Reisenden mit in die Waagschale
und bezieht künftige Entwicklungschancen des öffentlichen Verkehrs ebenfalls mit in die Bewertung ein, überwiegen die positiven Einschätzungen eindeutig. Auch die lobenden Stimmen vieler täglicher Nutzer und zahlreicher Touristen dürften in das Votum der Jurymitglieder für den Bahnhof Halberstadt eingeflossen sein. Architektur und technische Details Zentrale Aufgabe des Bauwerkes ist die Verbindung der öffentlichen Verkehrsträger Eisenbahn, Bus und Straßenbahn miteinander und deren Vernetzung mit dem Individual-
verkehr. Fehlt letztere Komponente oder funktioniert nur mit Einschränkungen, gehen dem System ÖPNV Nutzer verloren. Gerade an dieser Stelle gibt es aus Sicht des Autors anderenorts Nachholbedarf. Die ursprüngliche Planung hatte sogar den Bau eines Parkhauses vorgesehen, was wegen der Möglichkeit des Ausbaues vorhandener Flächen zu Parkflächen zunächst verworfen wurde. Betrachtet man heute die zeitweise bereits vollständig ausgelasteten Stellplätze, kann man sich gut vorstellen, dass bei anhaltender Zunahme des Individualverkehrs weitere Parkebenen wieder in das öffentliche Interesse rücken.
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Luftaufnahme Bauzustand
Eine weitere Aufgabe bestand darin, die durch Kriegsschäden entstandene ungleichförmige und nicht mehr repräsentative Gebäudekubatur sowie die Schäden an der Fassade zu sanieren. Die Architekten und Planer verfolgten dabei das Konzept, Vorhandenes weitgehend zu erhalten und die Wunden der Jahrzehnte zu zeigen. Fehlende Bauteile sollten nicht nachgebaut, sondern durch sich klar abgrenzende moderne Baukörper ersetzt werden. Als Glücksfall erwies sich die Möglichkeit der Rückversetzung des Haupteinganges an die historische Stelle eines Entwicklungsstandes von vor 1900. An der westlichen Seite wurde das fehlende Obergeschoss ergänzt, an der Ostseite ein notwendiges Treppenhaus ange-
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Empfangshalle nach der Eröffnung
baut. Das so entstandene Gebäude zeigt einen ausgewogenen Baukörper, der seiner wichtigen städtebaulichen Rolle als Solitär und Empfangsgebäude einer Stadt wie Halberstadt wieder vollständig gerecht werden kann. Alle fehlenden oder zerstörten Sandsteinornamente, Schmucksteine oder Fenstergesimse wurden in ihrer Form abstrahiert nachgebildet. Die Erkennbarkeit der neu hinzugefügten und reparierten Bauteile war dabei Entwurfsgrundsatz. Die Wunden des alten Gebäudes sind geheilt, ihre Spuren aber weiterhin nachvollziehbar. Im Inneren des Gebäudes gab es viele, ohne nachhaltiges Ziel ausgeführte bauliche Änderungen, so dass in großen Bereichen nur durch
vorsichtigen Rückbau der desolaten Innenwände und Geschossdecken die noch vorhandenen Teile der historischen Fassade erhalten werden konnten. Von innen betrachtet, handelt es sich auch um einen vollständigen Neubau vom Keller bis zum Dach. Dass sich dabei aufwändige Bauzustände zur Sicherung des Bestandes und zur Aufrechterhaltung des Eisenbahnbetriebes ergaben, schreibt sich rückblickend leicht. Alle Beteiligten erinnern sich an die dabei zu lösenden anspruchsvollen Aufgaben, auch an Irrwege, aber mehr noch an die letztendlich zielführenden Lösungen. Schlechter Baugrund und hoher Grundwasserstand erforderten eine Pfahlgründung, der Keller war zur Unterbringung der Haustechnik notwendig und musste als wasserdichte weiße Wanne ausgeführt werden. Das Empfangsgebäude heute Der Haupteingang wurde wieder an die historische Stelle zurück verlegt. Dahinter empfängt den Reisenden heute eine lichtdurchflutete Halle, die ihren oberen Abschluss in einer Stahlkonstruktion mit einem Oberlicht findet. Von hier aus kann man fast das gesamte Erdgeschoss überblicken und sich so gut orientieren. Die Wege zu den Zügen sind durch die Angebote der Einzelhändler rechts und links des Weges attraktiv gestaltet – so haben alle etwas davon. Es gibt repräsentative Werbeflächen, die harmonisch in das Wegekon-
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Galerieebene inklusive Bürobereichen Bahnhofseröffnung alle Fotos: IBL GmbH
zept integriert sind. Dadurch haben die Einzelhändler ein großes Interesse an Ordnung und Sauberkeit im Haus und die Reisenden nehmen das Angebot wahr und entsprechend Rücksicht. Zwischen den amorphen Ladenfassaden wurden tragende Bauteile, wie die runde Treppe, der elliptische Wartebereich oder der große Deckenausschnitt über der Vorhalle so ausgebildet, dass eine gut funktionierende Raumabfolge entstanden ist. So gibt es einen hellen Wartebereich, eine Sitzbank direkt am Bahnsteigzugang mit Blick zu den Zügen und viele andere Details, die die Wartezeit angenehmer machen. Im Obergeschoss sind Büronutzungen untergebracht und es gibt eine
Ausstellungsfläche, die zum Verweilen einlädt. Am 15. August 2010 wurde das umgebaute und generalüberholte Empfangsgebäude mit einer feierlichen Einweihung der Öffentlichkeit übergeben. Trotz schlechten Wetters war das Interesse überwältigend. Neben Besuchern aus Politik und Wirtschaft kamen die Halberstädter in Scharen, um ihr neues Empfangsgebäude zu begutachten und in Nutzung zu nehmen.
Architekturbüro Gardzella und der IBL GmbH, Ingenieurbüro Lambrecht ein nachhaltiges Vermarktungskonzept für das Dienstleistungszentrum „Bahnhof Halberstadt“ entwickelt und umgesetzt. Dabei wurden auch die Außenanlagen mit den Flächen für den ruhenden Verkehr neu gestaltet. Entschlossenes und engagiertes Handeln war Grundlage des Erfolgs. So konnten vielfältige Belange des Eisenbahnrechts durch Einbindung des Eisenbahn-Bundesamtes, verschiedener Bereiche der DB AG, der Denkmalschutzbehörden mit den städtischen Interessen unter einen Hut gebracht werden. Lohn der immensen Arbeit ist ein beispielhafter Wohlfühlbahnhof, der unter Einbindung vieler örtlich ansässiger Firmen errichtet worden ist und im Oktober vergangenen Jahres von der Allianz pro Schiene als „Bahnhof des Jahres 2011“ in der Kategorie Kleinstadtbahnhof (Städte bis 100.000 Einwohner) ausgezeichnet wurde. Eine Reise nach Halberstadt indes ist nicht nur wegen des neuen Bahnhofs empfehlenswert, sondern auch wegen des einmaligen Domschatzes und der wunderbaren Kirchen der Stadt.
Zusammenfassung Die Stadt hat über ihre Holding in vertrauensvoller Zusammenarbeit mit den Architekten und Ingenieuren der Planungs-ARGE aus dem
Autor: Dipl.-Ing. Eckhard Lambrecht, Geschäftsführer IBL GmbH – Ingenieurbüro Lambrecht, Magdeburg
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Sanierung „Glas-Hoffmann“-Bauten, Berlin
Energetische Sanierung im Weltkulturerbe von Christian Brensing
Balkonfassade Corker Str. 26–30 (Haustyp B) nach der Sanierung
Fassade Corker 26–30 vor der Sanierung
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Hintergrund Die Ideale und das Konzept des modernen Wohnungsbaus wie u. a. von Walter Gropius in seiner Schrift „Systematische Vorarbeit für rationellen Wohnungsbau“ (1927) propagiert, basieren zu einem großen Teil auf einer effizienten Ausnutzung natürlicher Ressourcen. Dadurch sollten nicht nur die Architekten und Ingenieure besser planen, sondern auch am Ende der Planungskette die Bewohner schöner, bewusster und damit auch gesünder ihre Umwelt erleben. Vor ca. 80 Jahren verstand man darunter neben einer erhöhten Funktionalität der Bauten und Räume auch, im Zusammenhang mit der natürlichen Be- und Entlüftung viel Tageslicht in die Räume zu lenken. Bautechnisch wurde beides durch einen hohen Verglasungsanteil der Fassade gewährleistet. Bekanntlich setzten sich diese Auffassungen und Praktiken auch nach dem Ende der Bauhausära erfolgreich fort. Ein Beispiel, wie die zeitgemäße Architektur und Bautechnik die-
se Maxime in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts weiter verfolgte und umsetzte, sind die „Glas-Hoffmann“-Bauten in Berlin-Wedding. Hans Hoffmann (1904–75), zeitweilig Mitarbeiter im Büro von Bruno Taut, entwickelte ganz im Stile der klassischen Moderne ein Faible für lichtdurchflutete Wohnungen. Der Einsatz entsprechend großer Glasflächen in seinen Bauten trug ihm den Beinamen „GlasHoffmann“ ein. Als Hausarchitekt und Leiter der Bauabteilung entwarf er für die „Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 eG“ den zwischen 1955 bis 1959 realisierten vierten bis sechsten Bauabschnitt der Wohnsiedlung am Schillerpark in Berlin-Wedding. Zwischen Corker-, Dubliner- und Holländerstraße entstanden so fünf viergeschossige, flachgedeckte Hauszeilen. Hoffmann entwickelte dafür zwei leicht verschiedene Bautypen: Haustyp A (1955–56) in der Corker Straße 32a-c, 34a-c und Holländerstr. 80-81 und Haustyp B (1958–59) in der Corker Straße 26,
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28, 30 und der Holländerstr. 82-84. Typisches Merkmal dieser Hoffmannr-Bauten ist die vollständige Auflösung der gartenseitigen Fassade in eine vollflächig verglaste Front, was durch den Einsatz von Stahlbeton-Kassettendecken ermöglicht wurde. Den Grundstein für die damals revolutionären Wohnformen im Wedding hatte jedoch schon Bruno Taut mit dem ersten bis dritten Bauabschnitt (1924–30) gelegt. Dabei handelte es sich durchgehend um viergeschossige Wohnhäuser. Seit 2008 ist die denkmalgeschützte „Siedlung am Schillerpark“ UnescoWeltkulturerbe. Energetische Sanierung In den mehr als fünfzig Jahren seit Errichtung traten an den Hoffmannschen Bauten keine gravierenden Bauschäden auf, was auf eine gute Bauausführung, aber auch eine hervorragende planerische Qualität schließen lässt. Das vorrangige Ziel der jetzt durchgeführten Sanierung lag daher vornehmlich in der Verbesserung des Wärmeschutzes an der Gebäudehülle und in der Anpassung der haustechnischen Einrichtungen an heutige technische und energetische Standards. Da die „Glas-Hoffmann-Bauten“ als herausragende Zeugnisse der Berliner Nachkriegsmoderne gelten, sollte dabei ihre architektonische Ästhetik nicht gefährdet werden. Aus diesem Grund wurde die Sanierung zum Modellvorhaben des Forschungsprojekts „Denkmal und Energie – Nachkriegsmoderne“, das die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert. Die wissenschaftliche Betreuung lag in Händen der Forschungsgruppe von Prof. Dr. Weller an der TU Dresden, das interdisziplinäre Planungsteam leitete Winfried Brenne vom gleichnamigen Berliner Architekturbüro. Die der Materialknappheit der Fünfziger Jahre geschuldete Ästhetik gilt aus heutiger Sicht als geradezu revolutionär, Ressourcen sparend und elegant. Auch darin ist Hans Hoffman ein Vorbild seiner Zeit: klar gegliederte Baukörper, ausgewogene Proportionen, sparsamer Materialeinsatz und eine funktionale Ästhetik zeichnen seine Entwürfe und Ausführungen aus. Jedes der Hoffmannschen Gebäude am Schillerpark weist daher entsprechend zeittypische Merkmale auf. Behaglichkeit und optische Größe wurden z. B. durch Balkonfas-
saden mit geschosshoch verglasten Blumenfenstern zwischen Hauptwohnräumen und Balkon erreicht bzw. suggeriert. Ein äußerst funktionaler Grundriss der Zweieinhalbzimmerwohnungen tat ein Übriges, mit geringem Materialeinsatz wurde eine für die Nachkriegszeit sehr gute Wohnqualität erreicht. Die Beheizung der 56 m² (Haustyp A) bzw. 62 m² (Haustyp B) großen Wohnungen erfolgte über zentral in den Zimmern installierte Heizkörper. Statt, wie heute üblich, unter oder an den Fenstern angebracht, positionierte man ihn seinerzeit bewusst in der Tiefe des Raums, also dort, wo früher in den Altbauwohnungen der Kaminofen stand. Der Vorteil davon waren sehr kurze Leitungsstränge zu den jeweiligen Etagen-Gasheizthermen. Auch nach der Umstellung auf Fernwärme und der Erneuerung von Heizkörpern und leitungen beließ man die Heizkörper der balkonseitigen Zimmer an ihrem angestammten Ort. Die Be- und Entlüftung hatte Hans Hoffmann immer über das sogenannte Blumenfenster geplant. Schon im äußeren Erscheinungsbild der Wohnblöcke sind diese nach Süden und Westen orientierten Blumenfenster eines der markanten Erkennungszeichen der „Glas-Hoffmann“ Bauten. Diese 140 cm x 140 cm großen Fenster erlauben die Querlüftung über Küche und halbes Zimmer. Das Blumenfenster, damals wie heute Klimapuffer, ist damit integraler Bestandteil des natürlichen Lüftungskonzepts: Frische Außenluft strömt über Lüftungsschlitze in den äußeren Blumenfens-
terelementen in den ca. 50 cm breiten Zwischenraum und kann sich dort durch Sonneneinstrahlung erwärmen. Über feuchtegeführte Lüftungselemente gelangt sie vorgewärmt in den Wohnraum, das Abführen der Abluft in den Wohnungen erfolgt über mechanisch betriebene Lüfter in Küche und Bad, die einen leichten Unterdruck in der Wohnung erzeugen. Sanierungsmaßnahmen Die für die jeweiligen Sanierungsmaßnahmen benötigten Daten wurden in einer detaillierten Bestandsaufnahme zusammengetragen. Auf Grund der wissenschaftlichen Unterstützung war es außerdem möglich, die energetischen Eigenschaften der verwendeten Baustoffe zu bestimmen, energetische Schwachpunkte der Konstruktion durch Thermografie nachzuweisen und die Behaglichkeit in den Räumen (z. B. Luftströme von Fenstern und Heizkörpern) an Hand von Computersimulationen zu überprüfen. Der Austausch der Wohnungsfenster bzw. deren Ausstattung mit 3-fach Isolierverglasung war eine der Maßnahmen, um die energetischen Verluste der Bauten einzudämmen. Dabei wurden die einzelnen Bauteile jedoch äußerst differenziert betrachtet, z. B. erfüllt im Bereich der äußeren Blumenfensterebene eine 2-fach-Isolierverglasung im Zusammenspiel mit der verbleibenden einfach verglasten inneren Fensterebene alle energetischen Anforderungen. In den Treppenhäusern gelang es, durch die
Balkonfassade der Corker Str. 34a vor und nach der Sanierung
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Aufarbeitung der originalen, filigranen Stahlrahmen und den Einbau einer Spar-Isolierverglasung die ursprüngliche Transparenz und Leichtigkeit der Konstruktion zu bewahren. Neue horizontale Aussteifungsschwerter verbesserten die statischen Anforderungen an die Fassadenelemente, ohne deren äußeres Erscheinungsbild zu verändern. Um das ursprüngliche optische und haptische Gesamtbild der Gebäude zu erhalten, kam ein Wärmedämmverbundsystem (WDVS) mit ungestrichenem mineralischem Oberputz zum Einsatz. Je nach Einbausituation entschied man sich in der Planung für die Verwendung unterschiedlicher Dämmstärken und -qualitäten (EPS-Dämmung WLG 035, d=14 cm und Phenolharz-Hartschaum WLG 022, d=8 cm). Auf Grund seiner besseren Dämmeigenschaften kann Phenolharz-
Blumenfenster Haustyp A nach der Sanierung
Hartschaum in deutlich geringerer Stärke verwendet werden, ist jedoch teurer und in der Verarbeitung aufwändiger als EPS. Der damit verbesserte Wärmeschutz bei Fassade, Fenstern und Dach sowie die Erneuerung der technischen Infrastruktur mit Umstellung auf Fernwärme senkten den Primärenergiebedarf von 310 auf 55 kWh/(m² a), was den Werten eines vergleichbaren Neubaus entspricht. Durch Versetzung der Fenster in die Dämmebene konnten die von Hoffmann differenziert ausgebildeten äußeren Leibungstiefen und damit die Fassadenprofilierung erhalten werden. Auch in den halböffentlichen Innenbereichen wie den Treppenhäusern wurden die glatten Oberflächen und die bauzeitliche Farbgebung nach restauratorischem Befund wieder hergestellt.
Fazit Bei all diesen Maßnahmen stand der Erhalt bzw. die Einhaltung der bauzeitlichen Maße, Materialien, Funktionalität und Ästhetik im Vordergrund. Konkret schlug sich dies in dem Erhalt des äußeren und inneren Erscheinungsbild der Gebäude nieder, im Detail z. B. bei den Blumenfensterkonstruktionen, den Fensterleibungstiefen, der Stahl-Glasfassade der Treppenhäuser und der Wiederherstellung der historischen Farbgebung in den Treppenhäusern und an den Fassaden. Autor: Christian Brensing CBE-enterprises, Berlin
Blumenfenster Typ B nach der Sanierung
... und vor der Sanierung
PROJEKTBETEILIGTE Architekt Winfried Brenne Architekten, Berlin Tragwerk Ingenieurbüro Jockwer & Partner Ingenieurbüro Kurth, Berlin Landschaftsarchitekt Klaus-Peter Hackenberg
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Sanierte Eingangsfassade Corker Str. 32a窶田 Gartenansicht nach der Sanierung
Eingangselement Typ A nach der Sanierung alle Fotos: Winfried Brenne Architekten
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Die neue Einfahrt
Erweiterung Feuerwache Hilden
Umbau in ständiger Alarmbereitschaft von Gordon Boddenberg
57.000 Menschen leben in Hilden. Eine ziemliche Bevölkerungsdichte von ca. 2.200 Bewohnern pro km² und eine dichte Bebauung prägen das Bild der mit ca. 25 km² flächenmäßig recht kleinen Stadt. Weltbekannt wurde sie, weil hier 1928 der Taschenschirm Knirps erfunden und produziert wurde. Fast 6 Mio. Euro investierte die Stadt in den Umbau und die Erweiterung der Feuerwache, um die Infrastruktur der dort ansässigen Berufsfeuerwehr zu verbessern. 50 Mitarbeiter zählt die Feuerwehr. Ihr Fuhrpark besteht aus 26 Einsatzfahrzeugen, Rettungs- und Kommandowagen, Drehleiter, Tanklöschfahrzeugen usw. Als Architekt war das Düsseldorfer Büro Buddenberg Architekten beauftragt, die
IDK Kleinjohann GmbH & Co. KG Köln, Beratende Ingenieure für das Bauwesen wurde mit der Tragwerksplanung von Leistungsphase 1–6 HOAI – also von der Grundlagenermittlung bis zur Ausführungsplanung – betraut. Außerdem erarbeiteten die Ingenieure als besondere Leistungen die Nachweise für den Brandschutz und den Wärmeschutz nach EnEV. Im Juni 2009 starteten die ausführenden Arbeiten. Dipl.-Ing. Norbert Schmitz, Prokurist bei IDK Kleinjohann: „Jede bauliche Maßnahme wurde in ihrer Konsequenz, Ausführung und ihrem terminlichen Ablauf im Team, insbesondere mit den Feuerwehrverantwortlichen, vorher detailliert durchgesprochen und dann im
Einklang mit den betrieblichen Notwendigkeiten organisiert und ausgeführt. Auf Grund unserer profunden Erfahrungen konnten wir, falls erforderlich, zu jeder Zeit praxistaugliche, bauliche Alternativen aufzeigen, ohne den auf die jederzeit zu gewährleistende Einsatzbereitschaft der Feuerwehr abgestimmten Bauablauf zu beeinträchtigen“. Die Zufahrt bildete den Auftakt der Baumaßnahmen. So wurde nach dem Rückbau eines neben dem Feuerwehrturm befindlichen, eingeschossigen Gebäudeteils an dessen Stelle eine neue breite Zufahrt angelegt. Da im Keller des abgerissenen Hauses die Schlauchtechnik untergebracht ist, musste die Kellerdecke für die Bau- und später die Feuerwehrfahr-
Alt- und Neubau von der Hofseite aus
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zeuge ertüchtigt werden. Sie wurde massiv aufbetoniert, die Fensterstürze verstärkt. Die in den Innenbereich führende, ehemalige Hauptdurchfahrt wurde anschließend geschlossen, um sie als Hallenstellplatz nutzen zu können. In Verlängerung der vorhandenen eingeschossigen Hallen wurde nach Abriss einer Gebäudeachse der Bestand um zwei Gebäudeachsen erweitert, einer Fahrzeug- und einer Waschhalle. Diese wurden komplett als Stahlbetongebäude mit mittlerer tragender Stahlbetonwand, nicht unterkellert, eingeschossig mit Abmessungen von 10,96 m x 13,64 m sowie einer Höhe von 6,31 m ausgeführt. Die Gründung erfolgte über Einzel- und Streifenfundamente bis 1,20 m Tiefe. Die Waschhalle steht als eigenständiges Gebäude direkt in Verlängerung der Fahrzeughalle mit eigener, lastabtragender Wand. Um sie zu bauen, war es aus Platzgründen notwendig, eine Achse der bestehenden Fahrzeughalle abzureißen. Im Bereich der Abrisskante des Altbaus unterfängt die Bestandsbodenplatte den Bauzustand. Die Bodenplatte der Waschhalle wurde in FDQualität ausgeführt und erhielt aufgrund der Funktion des Gebäudes einige Einbauten, wie z. B. Ablaufrinnen, Pumpensumpf sowie Vertiefungen für die Scherenhubbühne. Dementsprechend wurde die Bodenplatte für eine Belastung von 16 t (Brückenklasse 16/16) ausgelegt. Gegenüber im Hofbereich des Feuerwehrareals entstand als größtes Bauwerk ein zweigeschossiger, nicht unterkellerter Neubau aus Stahlbeton in den Abmessungen von ca. 45 m Länge und 13,50 m Breite, auskragend bis ca. 15,50 m. Mit seiner markanten Silhouette, der Glasfront und der Farbgebung bildet dieser Neubau nun das sichtbare architektonische Highlight der Hildener Feuerwache. Das Erdgeschoss dieses Neubaus dient als Aufstellplatz der größeren Einsatzfahrzeuge. Um die nötige Stützenfreiheit für die Fahrzeugstellflächen gewährleisten zu können, wurden Stützen-Riegel-Konstruktionen aus Stahlbeton gewählt. Dank frühzeitiger Planung konnten alle haustechnischen Leitungen und Kanäle durch die Riegelkonstruktion geführt werden. Im 1. OG befinden sich Büros, Verwaltungsräume und ein großzügiger Kantinenbereich. Durch die hofseitige Staffelung des Oberge-
schosses ergab sich eine Terrassenfläche, die sowohl über die Büroräume als auch von der Kantine aus erreichbar ist. Kantine, Flure und Fahrzeughalle sind mit insgesamt ca. 300 m² Sichtbeton optisch ansprechend ausgeführt. Die Aussteifung des Gebäudes erfolgte über die Längsaußenwand auf der Grundstücksgrenze sowie Stahlbetonquerwände. Insgesamt wurden knapp 1.250 m³ Transportbeton eingesetzt und rund 115 t Stahl verbaut. Das vorhandene, teilweise unterkellerte alte Feuerwehrgebäude wurde bis auf einige grö-
ßere Eingriffe in Teilbereichen, modernisiert. Durch die Anpassung der Haustechnik an die neuen Anforderungen bezüglich Heizung, Sanitär und Elektrik wurden neue Leitungstrassen erforderlich. Um die notwendige Lichtraumprofilhöhe für die Fahrzeugstellflächen zu gewährleisten, mussten die neuen Leitungstrassen in einigen Bereichen durch den Rahmenriegel der Bestandshalle geführt werden. Dazu wurden unter Berücksichtigung der statischen Belange Kernbohrungen vorgenommen.
Kantine
Flur im 1. OG des Neubaus Flur im Altbau
Treppenhaus im Neubau Hofzugang Neubau
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BAUEN IM BESTAND
Terrasse
Neue Waschhalle Fotos: IDK Kleinjohann
Ansicht Neubau
Die Infrastruktur des Bestandsbaus erfuhr durch Errichtung eines neuen Haupteingangs, die neue Erschließung des Innenhofs und neue Technikelemente auf der Bestandsdachfläche einige Verbesserungen. Darüber hinaus wurde das Gebäude wärmedämmtechnisch nach den Vorgaben von IDK auf den neuesten Stand gebracht. Seit Herbst 2011 agiert die Feuerwehr Hilden nun von einem optimierten Gebäudekomplex aus Neu- und Bestandsgebäuden aus. Inzwischen ist das Können von IDK Kleinjohann auch bei einem ähnlichen Projekt gefragt. Norbert Schmitz: „Unsere Erfahrungen u. a. aus dem Neu-, Um- und Erweiterungsbau der Feuerwehr Hilden bei laufenden Betrieb und die große Zufriedenheit des Bauherrn mit unserer Arbeitsleistung spricht sich herum – wir wurden inzwischen mit dem Neubau für die Freiwillige Feuerwehr und den Um- und Erweiterungsbauten der Feuerwehrhauptzentrale Scheibenstraße in Köln-Weidenpesch beauftragt – auch hier finden die Baumaßnahmen im Vollbetrieb der Feuerwehr statt.“ Autor: Gordon Boddenberg, IDK Kleinjohann GmbH & Co. KG Köln, Beratende Ingenieure für das Bauwesen
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BERATENDE INGENIEURE 9/10 n 2012
BERUF UND RECHT
ABC des Baurechts
Fälligkeit von Honorarrechnungen von Rechtsanwältin Eva Reininghaus Leistet ein Auftraggeber auf eine Honorarschlussrechnung oder eine Abschlagsrechnung keine Zahlung, stellt sich häufig die Frage, wann die Fälligkeit der Rechnung eintritt. Der Eintritt der Fälligkeit ist relevant für die Zinspflicht des Auftraggebers sowie für den Verjährungsbeginn der Honorarforderung. Zur Fälligkeit einer Honorarrechnung für Architekten- und Ingenieurleistungen enthält § 15 Abs. 1 HOAI eine wichtige Festlegung. Nach dieser Regelung wird das Honorar fällig, soweit nichts anderes vertraglich vereinbart ist, wenn die Leistung vertragsgemäß erbracht und eine prüffähige Honorarschlussrechnung überreicht worden ist. Eine Voraussetzung für die Fälligkeit einer Honorarschlussrechnung betrifft demnach die vertragsgemäße Erbringung der Leistung. Dies setzt die Fertigstellung der vertraglich geschuldeten Leistungen voraus, während die Abnahme der Leistungen des Architekten oder Ingenieurs keine Voraussetzung für die Fälligkeit der Honorarschlussrechnung ist. Weist das Bauwerk gravierende Mängel auf, hat dies insoweit Auswirkungen auf die Fälligkeit der Honorarschlussrechnung, als dass die Tätigkeit des mit der Objektüberwachung beauftragten Architekten/Ingenieurs noch nicht beendet ist, selbst wenn diese Mängel nicht zugleich einen Objektüberwachungsmangel begründen. Der Architekt/Ingenieur muss den ausführenden Auftragnehmer vielmehr zur Mangelbeseitigung auffordern und die Nachbesserungsarbeiten überwachen. Erst nach Abschluss dieser Überwachungstätigkeit hat er seine Leistung vertragsgemäß erbracht. Ist der Architekt/Ingenieur auch mit den Leistungen der Leistungsphase 9 beauftragt, wird die Honorarschlussrechnung erst nach Abschluss dieser Leistungsphase fällig. Will der Architekt/Ingenieur bei einer Beauftragung bis einschließlich Leistungsphase 9 bereits nach Abschluss der Objektüberwachung berechtigt sein, eine Teilschlussrechnung zu stellen, setzt dies eine vertragliche Vereinbarung voraus. Weitere Voraussetzung für die Fälligkeit der Honorarschlussrechnung ist neben der Überreichung der Schlussrechnung deren Prüfbarkeit. Wie der BGH bereits im Jahr 1998 klar-
gestellt hat, ist das Erfordernis der Prüfbarkeit jedoch kein Selbstzweck. Maßstab für die Prüfbarkeit sind vielmehr die Informationsund Kontrollinteressen des jeweiligen Auftraggebers. Daher ist für die Fragestellung, ob eine Honorarschlussrechnung prüffähig ist oder nicht, auf die Sachkunde des jeweiligen Auftraggebers abzustellen. Für die Prüfbarkeit einer Rechnung kommt es insgesamt darauf an, ob der Auftraggeber in der Lage ist, die Rechnung zu prüfen. Die Anforderungen an die Prüffähigkeit können dementsprechend nicht generell festgelegt werden. Gleichwohl haben sich in Rechtsprechung und Literatur Grundsätze herausgebildet, welchen Anforderungen eine Honorarschlussrechnung genügen muss. Danach muss die Honorarschlussrechnung die maßgebliche Honorartafel bezeichnen und die anrechenbaren Kosten beziffern. Dabei ist die zutreffende Kostenermittlungsart – in aller Regel die Kostenberechnung – zugrunde zu legen und die von der HOAI vorgeschriebene Form der Kostenermittlung zu berücksichtigen. Bei Gebäuden ist die DIN 276 in der Fassung von Dezember 2008 maßgeblich. Ferner muss die Honorarschlussrechnung die Honorarzone sowie die erbrachten Leistungen des jeweiligen Leistungsbildes einschließlich der prozentualen Bewertung benennen. Schließlich muss die Rechnung bereits geleistete Abschlagszahlungen aufführen. Bei einem gewerblichen Auftraggeber muss darüber hinaus die Umsatzsteuer ausgewiesen werden. Sofern der Auftraggeber die fehlende Prüffähigkeit rügt, ist der pauschale Einwand der fehlenden Prüffähigkeit nicht ausreichend. Vielmehr muss der Auftraggeber konkret die Punkte bezeichnen, die er beanstandet. Durch die konkrete Benennung der Punkte, die einer Prüffähigkeit entgegen stehen, soll der Architekt/Ingenieur in die Lage versetzt werden, die fehlenden oder unzureichenden Angaben zu korrigieren und eine entsprechend ergänzte Schlussrechnung einzureichen. Zu berücksichtigen ist, dass der Auftraggeber Einwendungen nicht zeitlich unbegrenzt erheben kann. So ist die Rüge der fehlenden Prüfbarkeit durch den Auftraggeber ausgeschlossen, wenn er die Rechnung tatsächlich geprüft und dabei die sachliche und rechne-
rische Richtigkeit nicht in Zweifel gestellt hat. Ferner muss der Auftraggeber Einwendungen gegen die Prüfbarkeit der Rechnung binnen angemessener Frist vorbringen. In Anlehnung an die bisherige Regelung in § 16 Nr. 3 Abs. 1 VOB/B hat der BGH einen Zeitraum von zwei Monaten ab Zugang der Schlussrechnung für die Rüge der fehlenden Prüfbarkeit angesetzt. Angesichts der Neuregelung in § 16 Abs. 3 Nr. 1 VOB/B 2012, wonach der Anspruch auf Schlusszahlung des ausführenden Unternehmens in der Regel 30 Tage nach Zugang der Schlussrechnung fällig wird, bleibt abzuwarten, ob die Rechtsprechung auch für Architekten- und Ingenieurverträge diese kürzere Frist heranziehen wird. Die genannten Grundsätze für die Prüffähigkeit von Honorarschlussrechnungen gelten gleichermaßen für Abschlagsrechnungen. Gemäß § 15 Abs. 2 HOAI sind Abschlagszahlungen vorrangig nach der vertraglichen Vereinbarung zu leisten. Existiert keine entsprechende vertragliche Regelung, ist der Architekt/Ingenieur berechtigt, in angemessenen zeitlichen Abständen Zahlungen für nachgewiesene Leistungen zu fordern. Demnach besteht auch ohne vertragliche Vereinbarung ein Anspruch auf Abschlagszahlungen; es ist dann lediglich nicht festgelegt, zu welchem Zeitpunkt eine Abschlagsrechnung gelegt werden kann. Die Frage, welche zeitlichen Abstände angemessen sind, ist für das jeweilige Vertragsverhältnis unter Berücksichtigung der konkreten Umstände (Größe und Dauer der Baumaßnahme) einzelfallbezogen zu beantworten. Letztlich geht es darum, dass eine fortlaufende Anforderung kleiner Honorarbeträge für den Auftraggeber mit einem unzumutbaren Aufwand verbunden und daher unzulässig ist. Autorin: Dr. Eva Reininghaus, Fachanwältin für Bau- und Architektenrecht TSP Theißen Stollhoff und Partner Rechtsanwaltsgesellschaft, Berlin
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BERUF UND RECHT
Urteile
Unzulässige Klauseln in Subplanerverträgen: Kündigungsvergütung von Rechtsanwalt Reinhard Voppel Kammergericht Berlin, Urteil vom 13. 4. 2010 – 21 U 191/08 Generalplaner – ebenso wie Generalunternehmer – versuchen immer wieder, mittels vertraglicher Regelungen Vorsorge zu treffen, dass ihnen gegenüber keine Ansprüche geltend gemacht werden können, weil sie diese gegenüber ihrem Auftraggeber nicht geltend machen können. Bekannt sind Klauseln, wonach eine Vergütung der Subplanerleistung erst oder nur dann erfolgt, wenn auch der Auftraggeber zahlt, oder Vertragsregelungen, wonach die Abnahme der Leistung des Subplaners hinausgeschoben wird, bis die Leistung des Hauptplaners abgenommen wird. Mit einer vergleichbaren Klausel hatte es auch das Kammergericht zu tun. Der Beklagte hatte den Kläger als Subplaner mit Planungsleistungen beauftragt. Im Vertrag gab es eine Regelung, wonach der Vertrag zu dem Zeitpunkt enden solle, zu dem auch der Hauptvertrag endet. In einem solchen Fall würde der Subplaner eine Vergütung für die von ihm erbrachten Leistungen nur in dem Umfang erhalten, in dem der Hauptauftragnehmer vom Hauptauftraggeber Zahlungen für den vom Subunternehmer übernommenen Leistungsteil erhält. Weiter enthält der Vertrag die Regelung, dass der Vertrag individuell verhandelt und vereinbart sei. Der Kläger macht seine volle Vergütung abzüglich ersparter Aufwendungen geltend, der Beklagte beruft sich auf die zitierte Vertragsklausel. Das Gericht geht davon aus, dass die Klausel, die die Beendigung des Subplanervertrages an die Beendigung des Hauptvertrages knüpft, eine vorweggenommene Einigung über eine Vertragsaufhebung darstelle; eine solche Regelung ist wirksam, zumal der Beklagte mangels einer solchen Regelung auch ohne weiteres nach § 649 Satz 1 BGB hätte kündigen können. Die Rechtsfolgen einer Vertragsaufhebung regeln sich nach der vertraglichen Vereinbarung, sonst nach den Regelungen des BGB. Für den Fall, dass kein wichtiger Grund in der Person des Auftragnehmers vorliegt, ist auch bei einer Vertragsaufhebung § 649 Satz 2 BGB anzuwenden.
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Vorliegend ist eine Vergütungsregelung getroffen worden. Diese ist allerdings nach § 307 BGB unwirksam. Bei der Vergütungsregelung handelt es sich um eine Allgemeine Geschäftsbedingung: Die Klausel ist für eine Vielzahl von Verträgen ohne individuelles Aushandeln vorformuliert und vom Beklagten als Verwender dem Kläger gestellt worden. Allein bei dem streitgegenständlichen Projekt fand besagte Klausel Aufnahme in vier weitere Subunternehmerverträge. Ab drei Verwendungen spricht eine Vermutung für die Absicht mehrfacher Verwendung. Sie ist auch nicht individuell ausgehandelt worden. Allein die Vertragsregelung, wonach alle Klauseln verhandelt worden seien, genügt dafür nicht; sie stellt allenfalls ein Beweisanzeichen dar. Aushandeln im hier erforderlichen Sinne setzt voraus, dass der Vertragspartner, der die Klauseln vorgibt, sie gerade hinsichtlich ihres gesetzesfremden Kerngehalts zur Disposition stellt und dem anderen Vertragspartner die reale Möglichkeit gewährt, ihren Inhalt zu seinen Gunsten zu beeinflussen. Dass über Vertragsklauseln gesprochen worden ist, genügt nicht, vielmehr muss der Verwender angeboten haben, die Klauseln auch abzuändern. Dies ist vorliegend nicht geschehen und kommt in der Praxis auch so gut wie nicht vor. Die Klausel, die eine Zahlung an den Subplaner davon abhängig macht, dass der Hauptplaner für gerade diese Leistungen eine Vergütung vom Hauptauftraggeber erhält, benachteiligt den Subplaner entgegen den Geboten von Treu und Glauben unangemessen und widerspricht der gesetzlichen Regelung in § 649 Satz 2 BGB. Der Subplaner hat nach Gesetz Anspruch auf volle Vergütung der bereits erbrachten Leistungen. Insoweit ist kein Grund erkennbar, die Vergütung davon abhängig zu machen, ob in einem anderen Vertragsverhältnis, auf das der Subplaner keinen Einfluss hat, Zahlungen erfolgen. Die Vertragsverhältnisse zwischen Auftraggeber und Hauptauftragnehmer sowie zwischen diesem und dem Subplaner sind rechtlich streng voneinander geschieden. Es mag im Hauptauftragsverhältnis Gründe geben, die Vergütung auch hinsichtlich der Leistung des Subplaners zu verweigern, obwohl dieser im Ver-
hältnis zu seinem Auftraggeber eine einwandfreie Leistung erbracht hat. Aus der Sicht des Subplaners in seinem Vertragsverhältnis ist es irrelevant, aus welchen im übergeordneten Vertragsverhältnis liegenden Gründen (oder ggf. auch grundlos oder wegen Insolvenz) der Hauptauftraggeber seinen Auftragnehmer nicht bezahlt: Wenn er seine Leistung ordnungsgemäß erbracht hat, hat er seine Vergütung verdient. Im Kündigungsfall gilt nach der gesetzlichen Regelung nichts anderes. Zudem hat der Auftragnehmer als Ausgleich für das freie Kündigungsrecht (ohne dass der Auftragnehmer einen wichtigen Grund gesetzt hat) einen Anspruch auf die Vergütung für die nicht erbrachten Leistungen abzüglich ersparter Aufwendungen und anderweitigen Erwerbs. Auch insoweit ist es unbillig, den Anspruch daran zu knüpfen, ob im Hauptvertragsverhältnis Zahlungen fließen oder etwa – weil im Verhältnis des Auftraggebers zum Hauptauftragnehmer ein wichtiger Grund vorliegt – kein Anspruch auf Vergütung für nicht erbrachte Leistungen besteht. Durch solche Klauseln – dasselbe gilt für „paywhen-paid-Klauseln“ oder die Bindung der Abnahme oder der Verjährungsfrist an die entsprechenden Ereignisse aus dem Hauptauftrag – werden unter einseitiger Betonung der Interessen des Hauptauftragnehmers die Risiken fehlender Zahlung (oder einer verspäteten Abnahme) auf den Subplaner überwälzt, der sie in keiner Weise beeinflussen kann. Trotz erbrachter Leistung könnte der Subplaner danach leer ausgehen. Zwar ist nicht zu verkennen, dass auch der Hauptauftragnehmer Risiken eingeht, weil er sozusagen hinsichtlich der zwei Vertragsverhältnisse, die bei ihm zusammenlaufen, zwischen den Stühlen sitzt, aber rechtlich darf er diese Risiken nicht auf den Subplaner überwälzen. Dementsprechend hat das Gericht dem Subplaner die volle Vergütung für die erbrachten und eine anteilige Vergütung für die nicht erbrachten Leistungen zugesprochen. Autor: Dr. Reinhard Voppel, Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht, Rae Osenbrück Bubert Kirsten Voppel, Köln
BERUF UND RECHT
Konfliktbeilegung
Das Mediationsgesetz und seine Bedeutung für die Baubranche von Christoph Bubert und Andrea Wegner-Katzenstein Am 26. Juni 2012 ist das Mediationsgesetz (MediationsG) in Kraft getreten (BGBl. I, S. 1577 ff.). Das Gesetz fördert die Mediation und andere Verfahren der außergerichtlichen Konfliktbeilegung. Es stellt damit auch die Bau-Mediation in Deutschland in einen verlässlichen Rechtsrahmen und schafft eine noch stärkere Akzeptanz der Beteiligten für diese Form der außergerichtlichen Konfliktbeilegung. Das neue MediationsG folgt, wenn auch etwas verspätet, den Anforderungen der EU-Richtlinie 2008/52/IG vom 21. Mai 2008. Während im Gesetzesentwurf zunächst lediglich Regelungen über die Rolle des Mediators, den Ablauf des Mediationsverfahrens sowie Fragen im Zusammenhang mit Verjährung, Vertraulichkeit und Vollstreckbarkeit von Mediationsvereinbarungen vorgesehen waren, legt das nun verabschiedete Mediationsgesetz durch Schaffung des Berufsbildes des „zertifizierten Mediators“ auch Wert auf die Qualität der mediativen Arbeit. Gemäß § 5 Abs. 2 MediationsG darf sich als „zertifizierter Mediator“ nur bezeichnen, wer eine Ausbildung abgeschlossen hat, die den gesetzlichen Anforderungen entspricht. Die Inhalte der Ausbildung werden im Katalog des § 5 Abs. 1 Satz 2 MediationsG näher skizziert. Gerade im Hinblick auf die Aufnahme dieser detaillierten Ausbildungsstandards zum Zweck der Qualitätssicherung ist das Mediationsgesetz zu begrüßen. Besonders für die Bau-Mediation ist die Festlegung solcher Standards sehr sinnvoll, denn die Komplexität der Sachverhalte der Bauvorhaben erfordert eine spezielle Kompetenz für die Gesprächs- und Verhandlungsführung. Was ist Bau-Mediation? Wie jedes andere Mediationsverfahren wird auch die Bau-Mediation durch einen Mediator als neutralen Dritten geleitet. Dieser unterstützt die Konfliktparteien dabei, eigenverantwortlich eine gemeinsame Lösung der in Streit stehenden Themen zu erarbeiten. Besondere Vorteile der (Bau-) Mediation sind Freiwilligkeit, Vertraulichkeit, Einbeziehung Dritter, Zeit- und Kostenersparnisse, jederzeitige Kündbarkeit des Verfahrens sowie Auf-
rechterhaltung und Festigung der Geschäftsbeziehungen.
gerichtsinterne Mediation bei anhängigen Gerichtsverfahren.
Anwendungsbereiche der Bau-Mediation Die Baubranche bietet zahlreiche Konfliktkonstellationen. Sie kann zwischen sämtlichen oder einzelnen Beteiligten oder Vertragsparteien eines Architekten- oder Ingenieurvertrages, eines Bauvertrages oder einer Vertragskonstellation im Wohnungseigentumsrecht angezeigt sein. Wie viele Personen an der Mediationssitzung teilnehmen, hängt davon ab, ob etwa Dritte (z. B. Subplaner, Subunternehmer, Bürgen, Berufshaftpflichtversicherer, Hausverwalter etc.) nötig sind, um den Konfliktstoff zu erhellen oder eine allumfassende Lösung zu ermöglichen. Dies ist bereits einer der Vorteile der Mediation gegenüber Schiedsgericht oder Gerichtsverfahren.
Aus der Praxis Im Mediationsalltag sind folgende Konfliktfelder für Bau-Mediationen zu erwähnen: • Ein Architekt/Ingenieur stellt eine Honorarschlussrechnung auf Basis der jeweiligen Mindestsätze der HOAI, obwohl er mit dem Bauherrn ein unterhalb der Mindestsätze liegendes Pauschalhonorar vereinbart hat. Die Parteien streiten über die Verbindlichkeit der vertraglichen Abrede. • Ursachen und Beseitigung von Schimmelpilz in Räumen und an Hauswänden • Entstehen von Nachträgen durch lückenhafte oder widersprüchliche Ausschreibungsunterlagen • Streit über urheberrechtliche Nutzungsrechte bei Nach- und Erweiterungsbauten • Zahlungseinbehalte des Bauherrn wegen behaupteter mangelhafter oder unvollständiger Planungs- oder Bauleistungen
Hauptursachen von Baukonflikten Vertrags- und Ausschreibungsunterlagen sind häufig lückenhaft und unklar, Termine und Fristen sind zu kurz bemessen, Bauherren vergeben Leistungen an den vermeintlich wirtschaftlich günstigsten Unternehmer oder Planer mit der Folge zahlreicher Nachträge, es gibt eine hohe Anzahl von Projektbeteiligten, Sachzwängen, Befindlichkeiten und unterschiedlichem Verständnis der Bauaufgabe. Arten der Bau-Mediation Die Bau-Mediation kann bereits während der Vertragsverhandlungen erfolgen, um ausgewogene, den Interessen beider Seiten entsprechende Vertragsregelungen zu gewährleisten. Auch eine projektbegleitende Mediation ist sinnvoll, um auftretende Konflikte bereits in einem frühen Stadium zu klären und damit Eskalationen zu verhindern. Durch entsprechende vertragliche Mediationsklauseln ist bei aktuellen Konflikten eine ad-hoc-Mediation innerhalb kürzester Zeit möglich. Häufig wird die Mediation aber auch bei abgeschlossenen Projekten oder gekündigten Verträgen vereinbart, um sich ein Gerichts- oder Schiedsgerichtsverfahren zu ersparen. Erwähnenswert sind außerdem die gerichtsnahe und
Chancen für Bau-Mediatoren Nicht nur durch das Mediationsgesetz wird die Akzeptanz für Bau-Mediation erhöht. Auch werden mittlerweile Ausschreibungen für Projektleistungen (z. B. Projektsteuerung, Bauleitung) zunehmend mit dem Erfordernis einer Mediationsausbildung versehen. Die Fachkompetenz der Baubeteiligten – Architekten, Ingenieure und Sachverständige – ist für die Durchführung von Bau-Mediationsverfahren vorteilhaft. Denn, wer selbst in der Baubranche über Jahre hinweg an Konflikten beteiligt war, versteht die Sichtweisen der beteiligten Parteien besser. Weitere Hinweise zur Bau-Mediationsausbildung unter www.baumediation-ausbildung.de Autoren: RA Christoph Bubert, internat. Zertifizierter Mediator und Mediationstrainer (DACH), Köln, RAin Andrea Wegner-Katzenstein, internat. Zertifizierte Mediatorin und Mediationstrainerin (DACH), Master of Mediation, Köln
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GIS
VBI-Arbeitskreis
Erfahrungsaustausch über Fachgrenzen hinaus Geoinformationssysteme sind allgegenwärtig. Ihr Einsatz in der kommunalen Verwaltung ist vielfach empfohlen. In der Praxis zeigt sich dennoch häufig, dass eine entsprechende Investitionsentscheidung gründliche Planung voraussetzt. Hier sind beratende Ingenieure gefragt, um als Partner kommunaler Auftraggeber, Licht ins Dunkel der vielfältigen Möglichkeiten von GIS zu bringen. Im VBI gibt es seit knapp zwei Jahren einen eigenen Arbeitskreis GIS, der von Dr.-Ing. Franz Zior geleitet wird. Einblicke in die Arbeit dieses Fachforums und seiner Mitglieder vermitteln das folgende Interview und die beiden Fachbeiträge auf den folgenden Seiten. Herr Zior, sind Geoinformationssysteme nicht hauptsächlich ein Arbeitsmittel oder steckt mehr dahinter? Geoinformationssysteme dienen in letzter Konsequenz als Hilfs- und Arbeitsmittel. Bis diese aber wirkungsvoll und effiziert eingesetzt werden können, sind zunächst die Grundlagen zu schaffen. Diese Vorarbeiten bestehen u.a. aus: • Datenerfassung • Datenprüfung • Qualitätskontrolle • Nachbearbeitung • Korrektur und lfd. Fortschreibung Komplexe Geoinformationssysteme sind heute längst mehr als eine digitale Karte, die mit Sachdaten hinterlegt ist. Sie dienen somit nicht nur zum Abfragen von Informationen, sondern werden mehr und mehr auch in solche Arbeitsabläufe integriert, die nur noch am Rande mit der „Karte“ zu tun haben. Was macht GIS so wichtig für planende und beratende Ingenieure, dass ein eigener Arbeitskreis her musste? Geoinformationssysteme sind in praktisch allen Bereichen der Ingenieurplanung einzusetzen. Diverse, leider nicht in allen Anwendungsfällen genormte Schnittstellen, sorgen für einen Datenaustausch zwischen den unterschiedlichen Fachbereichen und Systemen. Der VBI repräsentiert das gesamte Spektrum des Ingenieurwesens. Da sich aber in den jeweiligen VBI-Fachgruppen oder Arbeitskreisen nur einzelne Mitglieder mit dieser fachübergreifenden Thematik beschäftigen, war es mir wichtig, mit der Gründung des AK-GIS eine gemein-
same Plattform zum Informations- und Erfahrungsaustausch zu schaffen. Die bisherige Arbeit des AK-GIS bestätigt dies. Da erleben wir eine rege Beteiligung aus den verschiedensten VBI-Gruppen und Fachbereichen. Können Sie kurz beschreiben, auf welchen Feldern Beratende Ingenieure GIS-Leistungen für ihre Auftraggeber erbringen? Wie gesagt, die Einsatzmöglichkeiten von GIS sind äußerst vielfältig. Dennoch lassen sich einzelne Schwerpunkte herausstellen. Ein wesentliches Einsatzgebiet von GIS sind vor allem kommunale Dienstleistungen. Geoinformationssysteme haben ihre Wurzeln ja in Umweltinformationssystemen, hier vor allem im Bereich Flächenmanagement. Kommunale GIS haben ihre historische Grundlage in der gesetzlichen Verpflichtung, Kanalkataster aufbauen zu müssen. Aus dieser Keimzelle sind in den vergangenen ca. 20 Jahren zahlreiche weitere kommunale Anwendungsfälle hervorgegangen, beispielsweise Fachdatenbanken für Trinkwasser, Straße, Grünflächen, Bebauungspläne, Spielplätze, Friedhof, Gas, Strom, Telekommunikation. Über diese sogenannten Fachschalen hinaus sind kommunale GIS auch in der Lage, verwaltungstechnische Aufgaben zu erledigen. Neben diesen kommunalen Aufgaben finden GIS aber auch in der Wasserwirtschaft und in der Umwelttechnologie Anwendung. Nicht nur der VBI beschäftigt sich mit dem Thema GIS. Wie interagiert der VBI-Arbeitskreis mit anderen Gremien? Es ist Anliegen des AK-GIS, nicht nur innerhalb
des VBI eine Arbeitsplattform für den Informationsaustausch zu schaffen, sondern auch mit Gremien und Verbänden außerhalb des VBI zu kommunizieren. Einer unserer ersten Kontakte ist z. B. mit dem DDGi (Deutscher Dachverband für Geoinformation e.V.) entstanden, dessen Vorsitzender an einer unserer Sitzungen teilgenommen und eine Kooperation angeregt hat. Weitere aktive Kontakte bestehen zu zahlreichen Herstellern von GISSoftware, die regelmäßig Gelegenheit haben, ihre aktuellsten Entwicklungen im VBI-Arbeitskreis vorzustellen. Gibt es inzwischen eine gemeinsame Position beziehungsweise Forderungen an Politik, Auftraggeber oder Hersteller? Der AK-GIS hat sich zunächst einzelnen Schwerpunkten gewidmet. Dazu haben wir zwei Arbeitsgruppen gebildet, die sich um die Themen „Schnittstellen“ und „Digitale Geländemodelle“ kümmern. Weitere Ansatzpunkte ergeben sich bei der Frage möglicher öffentlicher Fördermitteln für laufende oder ausstehende GIS-Fragestellungen. Hierzu wird derzeit eine Liste möglicher Aktivitäten erstellt. Darüber hinaus hat der Erfahrungsaustausch der im Arbeitskreis vertretenen VBI-Mitglieder aus ganz Deutschland gezeigt, dass die Verbreitung von GIS in den einzelnen Bundesländern und insbesondere den Kommunen sehr unterschiedlich ist. Eine der nächsten Aufgaben des AK-GIS wird es daher sein, die Bedeutung von GIS-Anwendungen in der öffentlichen Verwaltung zu fördern.
Die Fragen stellte Tatjana Steidl.
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GIS
GIS-Standortanalysen
Transparenz zugunsten der „Erneuerbaren“ von Nicole Erler de Rojas
Standortanalyse für Erneuerbare-EnergieAnlagen Projekte zur Erschließung Erneuerbarer Energien, an denen Kommunen oder kommunale Verbände sowie einzelne Bürger beteiligt sind, können die kommunale Gemeinschaft stärken, die regionale Wertschöpfung steigern und neue zukunftsfähige Geschäftsmodelle bieten. Mit dem Ziel, geeignete Flächen für ErneuerbareEnergien-Projekte zu definieren, wurden vom Büro Oppermann für hessische Kommunen – gestützt durch die freien GIS-Programme gvSIG und Quantum GIS – ausgewählte Geodaten räumlich miteinander überlagert und verschnitten. Die durch die Verschneidung jeweils ermittelten Flächen erfüllten alle vorgegebenen Kriterien, die im Vorfeld für einen potenziell geeigneten Standort zur Gewinnung der jeweiligen Energie-Form festgelegt worden waren, zum Beispiel die Lage außerhalb eines Schutzgebietes oder der Abstand zur Ortsrandlage. In diesen sogenannten Suchräumen konnte die gezielte Suche nach dem optimalen Standort für eine oder mehrere Anlagen zur Gewinnung Erneuerbarer Energien weitergeführt werden. Die entstandene kartografische Grundlage half den Kommunen bei Abstimmungsprozessen innerhalb kommunaler Arbeitsgruppen und mit den Bürgern. Das Kartenmaterial erwies sich als optimales Werkzeug, um Transparenz zu schaffen. Sowohl die Vertreter der Kommunen als auch die Bürger hatten jederzeit die Möglichkeit, die einzelnen Analyseschritte und Szenarien nachzuvollziehen. Die Visualisierung der Ergebnisse erleichterte die Erfassung kom-
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plexer räumlicher Zusammenhänge. Hier konnte GIS als Kommunikationsinstrument den Erfolg von Projekten zur Nutzung Erneuerbarer Energien positiv beeinflussen! Derartige Standortanalysen werden u. a. durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit gemäß der „Richtlinie zur Förderung von Klimaschutzprojekten in sozialen, kulturellen und öffentlichen Einrichtungen im Rahmen der Klimaschutzinitiative“ gefördert. Im Rahmen einer solchen Standortanalyse müssen nach der notwendigen Datenerfassung und Eingabe in das GIS zunächst die Klassengrenzen bzw. Eigenschaften der Such- und Ausschlusskriterien festgelegt werden. Die Kriterien werden meist von Kommune und Bürgern (Schutz des direkten Lebensraumes), dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (Wirtschaftlichkeit) sowie von physikalischen und geografischen Gesetzen (Sonnen-, Wind, Biomassepotenzial) bestimmt. Als nächster Schritt erfolgt die Datenverschneidung nach festgelegten Kriterien und mit Hilfe gezielter Filter-Abfragen (SQL-Abfragen). Schließlich werden die Ergebnisse in Suchraum- und Potenzialkarten visualisiert sowie in Tabellen dokumentiert. Solarenergie Standorte zur Nutzung von Photovoltaik- oder Solarthermieanlagen können im Innen- oder Außenbereich, also innerhalb der Bebauung auf Gebäuden oder außerhalb von bebauten Gebieten auf freier Fläche festgelegt werden. Zur Bestimmung von Dachflächen zur Solarenergienutzung auf Gebäuden werden aus ei-
nem digitalen Oberflächenmodell (DOM) mit einer räumlichen Auflösung von einem Meter die Analyseparameter Dachausrichtung, Dachneigung und Dachgröße berechnet. Bei der Auswertung liegt ein besonderer Schwerpunkt auf dem Faktor Dachausrichtung. Flachdächer werden als sehr gut geeignet betrachtet, da Module optimal geneigt und exponiert aufgestellt werden können. Nach Süden gerichtete Dächer gelten unabhängig von der Neigung ebenfalls als sehr gut geeignet, nach Ost oder West gerichtete Dächer als gut geeignet. Als ungeeignet werden Dächer mit einer Exposition nach Norden eingestuft. Damit die Wirtschaftlichkeit der Solaranlagen gewährleistet ist, wird von einer Mindestgröße von 15 m² zur fotovoltaischen Stromerzeugung und 5 m² zur solarthermischen Nutzung ausgegangen. Für jedes Haus lässt sich so auf Basis der ALKIS-Gebäudegrundrissdaten die Flächengröße der jeweiligen Eignungsklasse sehr gut, gut bis bedingt oder ungeeignet ermitteln. Die Gebäude werden daraufhin über ein Reverse-Geocodierungsmodul in einer Tabelle der jeweiligen Adresse zugeordnet. Gebäude, die dem Denkmalschutz unterliegen, müssen von der zuständigen Behörde einzeln beurteilt werden. Zur Bewertung der Analyseergebnisse kann zusammenfassend festgestellt werden: Die Datengrundlage ist leicht und günstig zu beschaffen, oftmals verfügen die Kommunen im Rahmen des Hochwasserschutzes sogar schon über ein Oberflächenmodell. Die räumliche Auflösung des DOM von einem Meter ist geeignet, Neigungs- und Expositionswerte in guter Qualität zu berechnen. Dabei werden Dachgauben aber nur teilweise erfasst (Giebelgauben ja, Schleppgauben nicht). Die Auflösung reicht nicht aus, um Schornsteine und andere Dachobjekte zu filtern. Die Einflussfaktoren sind mit den GIS-Werkzeugen schnell berechenbar und filterbar, der Schattenwurf von umliegenden Gebäuden und Vegetation sowie die statischen Eigenschaften der Gebäude fließen jedoch nicht in die Analyse ein. Das Ergebnis der Analyse ist daher die Grundlage, um die generelle Eignung des Daches festzustellen und bei einem Energieberater ein fundiertes Angebot einzuholen. Gerade bei gewerblichen Gebäuden wie z. B. Schwimmbädern, Sporthallen oder Werkshallen lohnt sich der Einsatz von Solarthermiean-
GIS
Eignungsklassen zur Nutzung von Solarenergie: rot/hellrot bedeutet sehr gut geeignet, gelb heißt gut bis bedingt geeignet und hellblau Die hellgrünen Flächen stellen Suchräume für den Standort einer Biogasanlage dar.
lagen zur Wärmeversorgung oder Bereitstellung von Prozesswärme. Bei der Suche nach geeigneten Freiflächen für große kommunale oder private Solarkraftwerke im Außenbereich ist besonders darauf zu achten, dass bevorzugt Deponie- und Konversionsflächen sowie Bereiche entlang von Bundesautobahnen und Bahnlinien oder auch Schallschutzwänden als Suchräume ausgewiesen werden. Eine weitere Zerschneidung der Landschaft soll möglichst verhindert werden. Hochwertige Landwirtschaftsflächen, Hochwassergefahrenzonen sowie auch Natur- und Landschaftsschutzgebiete gelten als Ausschlusskriterien und damit als ungeeignete Standorte. Die Planung von PV-Anlagen auf bereits versiegelten Flächen sowie Parkplätzen oder größeren Betriebsflächen stellt dagegen eine sinnvolle Mehrfachnutzung verfügbarer Fläche dar. Windkraft Für die Standortsuche zum Bau von Windenergieanlagen wird eine Windpotenzialkarte zugrunde gelegt, in der die modellierte Windgeschwindigkeit auf einer Höhe von 140 m über Grund in einer Auflösung von 0,25 m/s abgebildet ist. Als Suchräume werden Zonen mit einer Windgeschwindigkeit ab 6 m/s ausgewiesen. Als Ausschlusskriterien gelten Kultur- und Naturdenkmale, Vogelzugachsen und Flugverkehrszonen sowie diverse Schutzgebiete. Des Weiteren wird ein Abstand zur Ortsrandlage von mindestens 1.000 m (500 m zu Einzelhöfen) veranschlagt sowie ein Abstand von 300 m zu Bahnlinien und Straßen. Im Verlauf
der GIS-Analyse können so nach und nach Planungsflächen ausgeschlossen werden. Die verbleibenden Flächen (Suchräume) müssen dann durch einen Gutachter weiter auf ihre Eignung untersucht werden. Bioenergie Bei der Standortbestimmung einer Biogasanlage gelten wieder ganz bestimmte Ausschlusskriterien, z. B. ein Mindestabstand zur Ortsrandlage, um Geruchsbelästigung (Abb. oben rötliche transparente Fläche) zu vermeiden. Ebenso gelten Schutzgebiete als Tabuzonen. Je nach geplanter Größe der Anlage kann das bei der Stromerzeugung entstandene „Abfallprodukt“ Wärme entweder zur Beheizung von Wohn- und Betriebsgebäuden eines landwirtschaftlichen Betriebes oder sogar zur Wärmeversorgung in einem kommunalen Nahwärmenetz genutzt werden. Ob eine Biogasanlage wirtschaftlich betrieben werden kann, hängt von der Verfügbarkeit entsprechender Biomasse in einem bestimmten Umkreis ab. Zur Beurteilung dieses Faktors wird die landwirtschaftliche Fläche in einem Umkreis von 15 km der einzelnen potenziellen Standorte berechnet. Hierbei muss sichergestellt werden, dass nur ein prozentualer Anteil der Fläche zum Anbau von Energiepflanzen in die Endberechnung des Biomassepotenzials eingeht. Auch die regelmäßige Anlieferung von Gülle ist ein Faktor, der berücksichtigt werden muss. Im Vorfeld der Planung muss nicht nur das Biomassepotential abgeschätzt werden, sondern auch die Belieferung der Anlage durch
ungeeignet.
die ansässigen Landwirte vertraglich geklärt sein. Fazit Der Einsatz Geografischer Informationssysteme zur Ermittlung von geeigneten Standorten für Anlagen zur Nutzung Erneuerbarer Energien ist vielfältig. Die flexible Verarbeitung und Analyse von Geodaten mit einer GIS-Software kann nicht nur für die hier genannten Energiequellen Sonne, Wind und Biomasse sondern ebenso gut zur Ermittlung von Geothermieund Wasserkraftstandorten erfolgen. Neben der analytischen Komponente zur Bestimmung potenzieller Standorte ermöglicht die kartografische Komponente des GIS die Visualisierung komplexer räumlicher Zusammenhänge und entsprechender Analyseergebnisse. Damit sorgen Geoinformationssysteme für Transparenz und erleichtern die Kommunikation innerhalb von Arbeitsgruppen sowie zwischen Auftraggebern und Anwohnern. Kommunen, Landkreise und Regionen haben auf Basis einer integrativen Analyse ihrer Potenziale die Chance, den Ausbau der Erneuerbaren Energien gezielt voranzutreiben und ihre Bürger an der Energiewende zu beteiligen – sei es auf dem eigenen Dach oder durch die Beteiligung an einem Gemeinschaftsprojekt in Form eines Solarkraftwerks, eines Windenergieparks oder einer Bioenergieanlage. Autorin: Dipl.-Geogr. Nicole Erler de Rojas, OPPERMANN GmbH, Vellmar
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GIS
Grid und Fließwege
Fließwege und Einzugsgebiet Abbildungen: eigene Darstellung mit SAGAGIS nach Daten des LGL
Open-Source-Software
Planung einer Hochwasserschutzkonzeption von Thomas Kramp
Ausgangsituation im Untersuchungsgebiet Im Juli 2008 führte unkontrolliert abfließendes Oberflächenwasser nach Starkregenereignissen zu Überschwemmungen in einer Gemeinde in Baden-Württemberg. Das Ingenieurbüro Pirker + Pfeiffer Ingenieure GmbH & Co. KG wurde von der Gemeinde mit der Erstellung einer Konzeption zur Verbesserung des Hochwasserschutzes beauftragt. Die hierfür notwendigen Grundlagendaten wurden durch die Gemeinde bzw. das Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung BadenWürttemberg (LGL) erhoben und zur Verfügung gestellt.
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Auswertung der Grundlagendaten Die Grundlagendaten für das digitale Geländemodell wurden als einzelneTextdateien zur Verfügung gestellt. Diese mussten zunächst zu einer einzigen 1,5 GB großen xyz-Datei zusammengefügt werden. Anschließend wurde mit SAGA-GIS daraus ein Grid erzeugt. Die Größe der Datei bereitete der Software hierbei im Gegensatz zu anderen Programmen keine Probleme. Das erzeugte Netz konnte nun für die weitere hydrologische Untersuchung verwendet werden. Als Vorbereitung dafür wurden zunächst mit SAGA-GIS die abflusslosen Vertiefungen beseitigt, anschließend die Einzugsgebietsgrenzen
und auf deren Grundlage die Fließwege ermittelt. Hierfür ist es notwendig, einen sinnvollen Kompromiss zwischen möglicher und nötiger Genauigkeit zu finden und den Eingangsparameter Einzugsgebietsgröße für die Fließwegerstellung entsprechend festzulegen. Als Orientierungshilfe kann beispielsweise eine topographische Karte im Maßstab 1:10.000 oder 1:25.000 dienen. Gewässer, die hier abgebildet sind, sollten auch durch die Auswertung in SAGA-GIS ermittelt werden. Das große Bild zeigt das Grid, das Ergebnis der Fließwegverfolgung und die drei im Weiteren betrachteten Einzugsgebiete. Der Vergleich der Fließwege aus der Geländeauswertung mit den dokumentierten Fließwegen bei den Starkregenereignissen im Juli 2008 und topographischen Karten bestätigte die theoretisch ermittelten Fließwege. Zugleich konnte hier eine weitere Ursache für die entstandenen Hochwasserschäden bei den Ereignissen im Juli 2008 ermittelt werden. Neben den durch Verdolungen (Verrohrung von Fließgewässern) am Ortsrand erfassten Fließwegen gab es einen weiteren Weg, über den der Oberflächenabfluss unkontrolliert in die Ortslage gelangte. Erstellung eines NiederschlagsabflussModells Auf Grundlage der Auswertung des digitalen Geländemodells sollte im weiteren Projekt-
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verlauf ein Niederschlagsabfluss-Modell (N-A-Modell) erstellt werden, um die Abflussbildung und Abflusskonzentration für die Einzugsgebiete zu modellieren. Zur Erarbeitung und Berechnung des N-A-Modells wurde das Programm HEC-HMS des U.S. Army Corps of Engineers verwendet, das kostenlos zur Verfügung steht und sehr gut dokumentiert ist. Bei den untersuchten Einzugsgebieten handelte es sich um kleine Gebiete mit einer Größe zwischen 0,8 und 1,7 km². Deshalb wurde das SCS-Verfahren gewählt. Dieses eignet sich besonders für kleine Einzugsgebiete. Notwendige Eingangsparameter für die Berechnung des Abflusses aus den Einzugsgebieten sind, in Abhängigkeit von den im Programm gewählten Voreinstellungen, unter anderem die Größe des Einzugsgebietes, der Anteil der undurchlässigen Fläche und der CN-Wert. Für die Ermittlung der Größe wurden die Einzugsgebiete und Fließwege verktorisiert, als Shape-Files gespeichert und mit QuantumGIS weiter bearbeitet. Zunächst wurden die entsprechenden Fließwege ausgewählt und zu neuen Features, d. h. geografischen Objekten, zusammengefasst. Danach wurden die Einzugsgebiete mit den zusammengefassten Fließwegen verschnitten. Die von den zusammengefassten Fließweg-Features überlagerten Einzugsgebiete wurden ebenfalls zu neuen Features zusammengefasst. Insgesamt wurden drei Einzugsgebiete ermittelt (im Bild A, B und C). Anhand der so ermittelten Einzugsgebiete und des Grid wurde mit SAGA-GIS die längste Fließzeit in den Einzugsgebieten ermittelt. Der CNWert als Ausdruck der Bodennutzung (Maniak, 2005, S. 294) innerhalb der Einzugsgebiete wurde als gewichteter Mittelwert der Einzelnutzung in den Einzugsgebieten ermittelt. Hierfür wurden Rasterdaten zur Landnutzung mit den Polygonen der Einzugsgebiete verschnitten und die jeweiligen Anteile der unterschiedlichen Flächennutzung und der undurchlässigen Fläche an den Einzugsgebieten ermittelt. Neben den Eingangsparametern der Einzugsgebiete wurden Niederschlagsdaten nach KOSTRA (Koordinierte Starkregenereigniserfassung des Deutschen Wetterdienstes) verwendet und in HEC-HMS eingearbeitet. Auf dieser Grundlage wurde das NiederschlagsAbfluss-Modell erstellt. Mit diesem konnten
Abflussganglinie des Einzugsgebietes
Versagen des HRB
Rückhaltung durch das HRB
Abbildungen: eigene Darstellung mit HEC-HMS
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GIS
Wasserspiegellage Abflussmulde für Qmax, T=100 a Abbildung: eigene Darstellung mit HEC-RAS
die Abflussganglinien für unterschiedliche Jährlichkeiten und Niederschlagsdauern ermittelt werden. Die Grafik (S.49 oben) zeigt die Ganglinie für ein Niederschlagsereignis von 30 Minuten Dauer und der Jährlichkeit T=100a. Planung der Hochwasserschutzmaßnahmen in den Einzugsgebieten Auf Grundlage der Ergebnisse des N-A-Modells wurden die Hochwassergefährdung und mögliche Schutzmaßnahmen überprüft. Der Abfluss der drei untersuchten Einzugsgebiete wird bereits heute mit Verdolungen erfasst und durch die Ortslage geführt. Im ersten Schritt wurde die hydraulische Leistungsfähigkeit (ermittelt nach Prandtl-Colebrook) der bestehenden Verdolung mit den Hochwasserganglinien des N-A-Modells verglichen. Im Einzugsgebiet A ergab sich kein Handlungsbedarf. Für das Einzugsgebiet B wurde festgestellt, dass die Verdolungen lediglich zur Ableitung eines 5-jährlichen Regenereignisses genügen, was auch den Aussagen von Anwohnern über die Entstehung der Überflutung in diesem Bereich entsprach. Die zu geringe Leistungsfähigkeit der Verdolung und der nicht davon erfasste Fließweg wurden als Ausgangspunkt für die Planung zukünftiger Hochwasserschutzmaßnahmen genommen. Zur Entlastung der unterdimensionierten Verdolung wurde mit HEC-HMS die Schutzwirkung eines Hochwasserrückhaltebeckens (HRB) mit überströmbarer Dammkrone und ungesteuerter Rohrdrossel überprüft. Dafür wurde das betroffene Einzugsgebiet in ein ober- bzw. unterhalb des HRB liegendes Teil-
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einzugsgebiet unterteilt und deren Abflussganglinien ermittelt. Der Drosselabfluss des HRB wurde unter Berücksichtigung der Abflüsse des unterhalb des HRB liegenden Teileinzugsgebietes und der Vollfüllungsleistung der bestehenden Verdolung gewählt. Diese beträgt 2,7 m³/s. In Abhängigkeit von der Jährlichkeit und der Niederschlagsdauer liegt der Spitzenabfluss aus dem gesamten Einzugsgebiet zwischen 2,3 m³/s für die Jährlichkeit T=5 a und 6 m³/s für T=100 a. Der Abfluss aus dem unterhalb des HRB gelegenen Teileinzugsgebietes liegt je nach Jährlichkeit und Niederschlagsdauer zwischen 0,7 (T=5 a) und 1,5 m³/s (T=100 a). Entsprechend verbleibt für das HRB in Abhängigkeit vom angestrebten Hochwasserschutz ein Drosselabfluss QD von 1,2–2,0 m³/s. Unter Ausnutzung der mit SAGA-GIS ermittelten topographischen Gegebenheiten wäre die schadlose Ableitung von 10-jährlichen Regenereignissen möglich. Für größere Jährlichkeiten reicht das topographisch vorgegebene Volumen des HRB nicht aus. Die beiden unteren Abbildungen auf S. 49 illustrieren diesen Umstand. Sie zeigen die Ganglinien des HRB für eine Niederschlagsdauer von 45 Minuten und die Jährlichkeiten T=10 a und T=20 a. Um die unterhalb liegende Verdolung nicht zu überlasten, muss die Hochwasserwelle im Becken zurückgehalten werden und der Abfluss des HRB darf nicht über 2 m³/s (T=10 a) bzw. 1,8 m³/s (T=20 a) steigen. Die Grafik S. 49 Mitte zeigt, dass bei einem alle 20 Jahre zu erwartenden Regenereignis (T=20 a) diese Bedingungen nicht eingehalten werden. Das Rückhaltevolumen
reicht nicht aus. Bedingt durch das Anspringen der Hochwasserentlastung steigt der Abfluss aus dem HRB auf über 2,5 m³/s an und infolgedessen wird die unterhalb liegende Verdolung überlastet. Die unterste Grafik auf Seite 49 dagegen zeigt die Rückhaltung und die schadlose Ableitung eines Regenereignisses T=10 a durch das HRB. Ziel der Konzeption ist der 50-jährliche Hochwasserschutz, der also allein durch ein Hochwasserrückhaltebecken nicht gewährleistet werden kann. Auf Grundlage der mit HEC-HMS ermittelten Abflussganglinien wurde deshalb auch untersucht, welche Aufdimensionierung der Verdolung erforderlich ist, damit die schadlose Ableitung eines 50-jährlichen Niederschlagsereignisses der untersuchten Zeitstufen möglich ist. Die Untersuchung ergab, dass dafür nur eine teilweise Aufdimensionierung der Verdolung von DN 800 auf DN 1000 erforderlich ist. Unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit wurde diese Maßnahme auch als Vorzugsvariante empfohlen. Um für das Einzugsgebiet C die Abflussganglinie des unkontrollierten Oberflächenabfluss zu berechnen, wurden für das zugehörige Teileinzugsgebiet die Gebietsparameter in SAGAGIS ermittelt, in das N-A-Modell eingearbeitet und auf dieser Grundlage die Abflussganglinie ermittelt. In Abhängigkeit von Dauer und Jährlichkeit des jeweiligen Niederschlagsereignisses liegt der Spitzenabfluss des Teileinzugsgebietes zwischen 0,6 m³/s (T=5 a) und 1,5 m³/s (T=100 a). Eine Untersuchung der Vollfüllungsleistung der Verdolung ergab, dass die Leistungsfähigkeit ausreichend ist und sie die Abflüsse aller untersuchten Niederschlagsdauern und Jährlichkeiten aufnehmen kann. Es muss aber gewährleistet sein, dass das unkontrolliert abfließende Oberflächenwasser der Verdolung zugeführt wird. Um dies zu erreichen, soll der Oberflächenabfluss durch den Bau eines Leitdamms mit vorgelagerter Abflussmulde im Vorfeld der Bebauung aufgenommen und der bestehenden Verdolung zugeführt werden. Mit HEC-RAS, einem weiteren kostenlos zur Verfügung stehenden Programm des U.S. Army Corps of Engineers, wurde die Abflussmulde hinsichtlich ihrer hydraulischen Leistungsfähigkeit geprüft. Hierfür wurden die Querschnitte sowie Spitzenabflüsse für die untersuchten Jährlichkeiten eingearbeitet.
PRODUKTE UND PROJEKTE
Fazit Im Bereich der Software für Geoinformationssysteme sowie für hydrologische Untersuchungen auf der Grundlage von N-A-Modellen und für eindimensionale Wasserspiegelberechnungen gibt es mittlerweile gute Alternativen zu kommerzieller Software. Die Anwendung der Programme ist im Normalfall durch zahlreiche Beispiele und Anleitungen im Internet gut dokumentiert. Wie das hier vorgestellte Beispiel zeigt, kann im Rahmen eines solchen Projektes ausschließlich Open-Source-Software eingesetzt werden. Eine weitere Möglichkeit ist der Einsatz von Open-Source-Software in Ergänzung zu kommerzieller Software. Dieses bietet sich besonders dann an, wenn bereits Lizenzen vorhanden sind, Häufigkeit oder Umfang entsprechender Projekte aber keine Erweiterung dieser Lizenzen rechtfertigt. Autor: Dipl.-Geograph Thomas Kramp Projektleiter GIS, Pirker + Pfeiffer Ingenieure, Münsingen
Literatur: Brunner, Gary W.: HEC-RAS – River Analysis System; User's Manual; 2010. http://www.hec.usace.army.mil/software/hecras/documents/HEC-RAS_4.1_Users_Manual.pdf Cimmery, Vern: User Guide for SAGA (Version 2.0.5); Volume 2; 2010. http://sourceforge.net/projects/saga-gis/files/ Maniak, Ulrich: Hydrologie und Wasserwirtschaft. Berlin, 2005 Quantum GIS Development Team: Quantum GIS User Guide; 2011. http://download.osgeo.org/qgis/doc/manual/qgis1.7.0_user_guide_en.pdf Scharffenberg, William A.; Fleming, Matthew J.: Hydrologic Modelling System – HEC-HMS; User's Manual, 2010. http://www.hec.usace.army.mil/software/hechms/documentation/HECHMS_Users_Manual_3.5.pdf
Rau Geosystem Süd GmbH
Schallschutz-Hecke für Kreisverkehre Eine runde Sache für den kommunalen Lärmschutz: Die „Grüne Hecke“ der Rau Geosystem Süd GmbH aus Kaufbeuren (Allgäu), eine begrünbare, ökologische Lärmschutzwand, lässt sich nicht nur an kilometerlangen Geraden installieren, sondern auch um die Kurve bauen und damit besonders gut an Kreisverkehren einsetzen. Bestes Beispiel ist die Kreisverkehr-Lärmschutz-Hecke in der schwäbischen Stadt Illertissen (17.000 Einwohner) im Landkreis Neu-Ulm. Dort bauten die Schallschutzprofis von Rau die 4 m hohe Wand um die Kurve und sparten sich kostenintensive Ecken. Für die Kommune war bereits im Vorfeld der Umbauarbeiten am Kreisverkehr klar, dass nur ein platzsparendes Wandsystem in Frage kommt. Bei einer Versammlung stellte die Stadt den Anliegern verschiedene Systeme vor. Kein massiver Steinwall, sondern eine schlanke, hohe und so schnell wie möglich begrünte Lärmschutzwand sollte den Kreisverkehr optisch aufwerten und verkehrsbedingten Lärm absorbieren. Rau bekam den Zuschlag und legte sofort den Grundstein dafür, dass die Lärmschutzwand bald nur noch als grüne Hecke zu erkennen ist. Die Begrünung beschleunigen soll ein oben auf der Wand integrierter zusätzlicher Pflanzhorizont. „Die Pflanzen wachsen somit nicht nur von unten nach oben, sondern auch von oben nach unten“, erklärt Rau-Süd-Geschäftsführer Erwin Königsberger. Die Begrünung der Wand entwickelt sich schnell und von selbst auf einem Vlies mit aufgesteppter Kokosfaser. Wandmaterial und Oberflächenstruktur der Lärmschutzwände bieten nach EN ISO 140-3 die bestmögliche Schalldämmung und den höchsten Standard bei der Schallabsorption. Die bepflanzten Rau-Wände schlucken aber nicht nur den Schall, sondern auch Abgase und tragen durch die Photosynthese nachhaltig zum CO2-Gleichgewicht bei. Das Rau-Lärmschutzwandsystem wird als Metallgitterkonstruktion ausgeführt, das mit Geotextil ausgekleidet und mit Erdsub-
strat verfüllt wird. Der Aushub aus dem Einbau der Wand wird im Straßenbau verwendet. Die verzinkte Trägerkonstruktion und die Gittermatten sind absolut korrosionsbeständig und somit enorm haltbar. Die Korbgebilde können (fugenlos) zusammengesteckt werden und sind als Endlossystem einsetzbar. Das Geotextil besteht aus unverrottbarem Faserflies mit aufgesteppter Kokosfaser. Das biologisch aktive, humusarme Erdsubstrat kann mit Ziegelrecyclat oder Blähton angereichert werden und weist keinen Verrottungsschwund auf. www.rau.de
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PRODUKTE UND PROJEKTE
Ansichten des entstehenden Hochschulneubaus am Donauufer
Building Information Modeling
Röder Ingenieure setzen auf BIM-Lösungen Das Ulmer Büro Röder Ingenieure setzt auf Building Information Modeling BIM und nutzt Autodesk-Software für Tragwerksplanung und Ingenieurbau. „Mit Building Information Modeling haben wir von 2D- oder 3D-Planung auf die datenbankbasierte und parametrische Erstellung eines digitalen Gebäudemodelles umgestellt“, erklärt Geschäftsführer Achim Röder. Mit BIM werden sämtliche Informationen zu einem Bauprojekt in einem zentralen Datenpool gespeichert. Ein geplantes Gebäude entsteht so vorab als virtuelles Modell im Computer. Die Branchenherausforderungen Vom Einfamilienhaus bis zum Industriekomplex – seit Firmengründung 1967 hat das Unternehmen Röder Ingenieure aus Ulm mehr als 2.000 Projekte realisiert. Die Tragwerksplanung ist das hauptsächliche Tätigkeitsfeld des Büros, aber auch im Bereich Sicherheits- und Gesundheitsschutz ist das Unternehmen mit seinen 16 Mitarbeitern tätig. „Die Anforderungen in der Branche haben sich in den letzten Jahren verschärft“, konstatiert Achim Röder, „Projekte müssen immer schneller und kostengünstiger abgewickelt werden, gleichzeitig werden die Gebäude immer komplexer, die Aufgaben anspruchsvoller“, so der Geschäftsführer. Die Antwort auf die Herausforderungen der Branche sieht er in der Software: „Heutige Anforderungen können nur durch den Einsatz entsprechender Lösungen gemeistert werden. Ohne eine leistungsstarke Berechnungssoftware können wir die komplexen Gebäude gar nicht mehr erfassen. Ebenso hat sich in den vergangenen Jahren gezeigt, dass die Umsetzung von komplexen Gebäuden mittels 3D-
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Darstellung wesentlich besser funktioniert. Wir können Details so viel schneller erfassen.“ Planen nach BIM Standards Röder Ingenieure setzen auf die Building Information Modeling (BIM)-Lösung Autodesk Revit Structure, die Software für Tragwerksplanung und Ingenieurbau. Mit der Lösung ist eine konsistente Modellierung, Bemessung und Konstruktion eines Tragwerks möglich. Autodesk Revit Structure erlaubt eine genaue und effiziente Planung, Analyse und Dokumentation. „Mit Building Information Modeling haben wir von 2D- oder 3D-Planung auf die datenbankbasierte und parametrische Erstellung eines digitalen Gebäudemodelles umgestellt“, erklärt Achim Röder. Der von Autodesk geprägte Begriff Building Information Modeling bezeichnet eine Strategie der digitalen Planung, bei der alle Vorgänge rund um den Lebenszyklus eines Gebäudes miteinander in Verbindung stehen. Mit BIM werden sämtliche Informationen zu einem Bauprojekt in einem zentralen Datenpool gespeichert. Ein geplantes Gebäude ent-
steht dabei vorab im Computer als virtuelles Modell, an dem sich sämtliche Fragen klären und alle Fachbereiche aufeinander abstimmen lassen. Das digitale Gebäudemodell fungiert als Prototyp, der Informationen zu Gebäudeform und -eigenschaften untereinander koordiniert und aktualisiert. Für die Arbeitsweise heißt das: Vom ersten Entwurf bis hin zur Verwaltung arbeitet jeder am Bauprozess Beteiligte mit einem Modell, in dem die für seinen Bereich relevanten Daten vorgehalten werden. Änderungs- und Abstimmungsprozesse werden dadurch erleichtert. „Wird das Modell etwa vom Architekten bearbeitet, werden alle Sichten und alle Dokumente automatisch aktualisiert. Wir müssen weder Änderungen nachzeichnen noch existieren mehrere Modelle nebeneinander, die man manuell zusammenführen muss“, erläutert Röder. Grundlage hierfür ist das parametrische Änderungsmanagement. Die Informationen sind dank automatischen Datenabgleichs und zentraler Datenhaltung auch nach Änderungen stets auf dem aktuellen Stand. „Das spart Zeit und – was nicht unterschätzt werden darf – Fehler werden vermieden“, wie Röder erklärt. Dadurch steigen sowohl Planungsqualität und -sicherheit als auch Produktivität und Effizienz. Die Einarbeitung in das BIM-Modell war unkompliziert: „Ein ganz großer Pluspunkt von Autodesk Revit Structure ist die Bedienbarkeit. Die Werkzeuge sind intuitiv, so dass man sehr schnell mit der Lösung arbeiten kann“, berichtet der Geschäftsführer.
PRODUKTE UND PROJEKTE
Visualisierungen: Nething Generalplaner
Hochschulprojekt an der Donau Ein sehr anspruchsvolles und komplexes Projekt mit einem Budgetrahmen von 10 Mio. Euro ist der Bau der neuen Hochschule für Kommunikation (HFK) in Ulm. Das Gebäude mit 3.100 m² Nutzfläche entsteht derzeit auf einem Grundstück direkt an der Donau. Projektentwicklung und Projektmanagement für den Neubau übernahm die städtische Projektentwicklungsgesellschaft PEG Ulm. Architekt des terrassenartigen Baus mit großer Freitreppe zum Donauuferweg ist das Neu-Ulmer Büro Nething Generalplaner. Sehr früh dabei war auch das Büro Röder Ingenieure, das in das Projekt einbezogen wurde, um die Machbarkeit zu prüfen. „Bereits am Entwurf konnten wir sehen, dass das Projekt zahlreiche Herausforderungen bereithalten würde, nicht nur aus Sicht des Tragwerksplaners“, erklärt Röder. Das exponierte Grundstück wird im Süden von einem denkmalgeschützten Teil der ehemaligen Stadtmauer begrenzt, schließt direkt an den Fuß- und Radweg an der Donau an und ist westlich ebenfalls durch einen denkmalgeschützten Festungsmauerrest abgeschlossen. Dazu kommt ein Höhenversatz von ca. 4 m zwischen nördlichem Grundstücks-
teil und dem Fuß- und Radweg-Niveau entlang der Donau. Im südlichen Bereich stehen in unmittelbarer Nachbarschaft weitere Stadtmauersegmente. „In langen Gesprächen musste geklärt werden, was auf diesem Grundstück überhaupt möglich ist – sowohl baulich als auch aus Sicht des Denkmalschutzes.“ Statische Herausforderung Der Entwurf sieht einen Neubau vor, der sich vom Donauufer aus als gestaffelter, dreigeschossiger Baukörper entwickelt. Das Gebäude umfasst einen 1-geschossigen zentralen Eingangsbereich und einen 2-3-geschossigen, zurückgesetzten Hauptbaukörper. Die Bebauung greift den bestehenden Höhenunterschied zum höher gelegenen Baugrundstück mit einem 1-geschossigen Gebäudeteil als
Übergang zum 3-geschossigen Hauptgebäude auf. Das 1-geschossige Bauteil weist dabei eine Höhe von ca. 4,5 m und das 3-geschossige Hauptgebäude eine Höhe von ca. 13,5 m über dem angrenzenden Niveau auf. Der 2-geschossige Bereich hat zwei Innenhöfe zur Belichtung der Seminarräume. Zwei Dachterrassen bilden einen erweiterten Aufenthaltsraum. Eine große Freitreppe entlang des südlichen Festungsmauerrestes verbindet die Ebene Fuß- und Radweg mit dem oberen Level. Die Konstruktion erforderte Fingerspitzengefühl. Sie sieht tragende Außen- und Innenwände aus Stahlbeton, innere Stahlbetonstützen, Stahlbetonflachdecken und Stahlbetonfertigteilläufe im Treppenhaus vor. Alle weiteren inneren Raumaufteilungen sollten mit Trockenbauwänden erfolgen. „Man hat be Darstellung des Gesamtgebäudes
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PRODUKTE UND PROJEKTE
3D-Schnitt durch das Gebäude
3D-Detailschnitt Treppenhaus
reits am Entwurf gesehen, dass das nicht so einfach wird, mit den historischen Ausgrabungen, den wenigen Wänden und der gesamten Gebäudedarstellung. Es sollte ein sehr komplexes Gebäude entstehen, bei dem die einzelnen Elemente nicht aufeinander, sondern nebeneinander stehen. Man kann die Lasten also nicht darunter abtragen. Auch für die Zeichner war es schwierig, sich das Endergebnis vorzustellen. Hier war ein perfekter Entwurf mit BIM von entscheidender Bedeutung“, erklärt Röder. Der perfekte Entwurf Die Herausforderungen bei der Tragwerksplanung haben die Röder Ingenieure mit Autodesk Revit Structure bewältigt. „Bei dem Projekt war Kreativität gefragt. Als die Geometrien feststanden, haben wir das 3D-Modell erstellt und dann diese 3D-Daten direkt in unsere Berechnungssoftware übergeben. Das be-
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deutet, dass uns alle Daten sofort zur Verfügung standen, um unsere Berechnungen anstellen zu können. Die Berechnungsergebnisse sind dann gleich wieder in die 3D-Modellierung eingeflossen.“ Die Ingenieure im Röder-Team konnten mit den BIM-Lösungen ein perfektes Modell erstellen, vorab mögliche Kollisionen prüfen und die Planung letztendlich 1:1 umsetzen: „Wir konnten den Entwurf genauso realisieren, wie er geplant war“, fasst Röder zusammen. „Das wichtigste bei der Anwendung von BIM ist, dass man das Modell konsequent erstellen muss. Das kann unter Umständen etwas Geduld erfordern. Die Planerstellung danach, was früher den größten Aufwand darstellte und auch die Hauptfehlerquelle war, funktioniert reibungslos. Die Erstellung hochwertiger Pläne erfolgt automatisch aus dem RevitModell heraus. Die Pläne besitzen die nötige Aussagekraft und Tiefenschärfe wie aus einer ‚2D-Liniensoftware’,
3D-Ausschnitt von Ebene O Abbildungen: Röder Ingenieure
aber das 3D-Modell bringt erhebliche Vorteile im Vorfeld, denn ohne ein aussagekräftiges 3D-Modell sind Fehler vorprogrammiert“, ist Röder überzeugt. Die Fertigstellung der Hochschule für Kommunikation in Ulm ist für Frühjahr 2013 geplant. Röder Ingenieure werden auch weiterhin auf Building Information Modeling setzen. „Mit BIM werden Schnittstellenverluste eliminiert und Kommunikationsschwierigkeiten minimiert. Interdisziplinäres BIM bietet somit die Grundlage für die schnelle und intuitive Generierung von Plänen für die Baustelle und liefert darüber hinaus exakte Massen sowie Daten für Simulation und Analyse, statische Berechnung und die Auslegung gebäudetechnischer Anlagen. Anwendungen auf BIM-Basis leisten einen wichtigen Beitrag zur Steigerung der Profitabilität unseres Teams“, fasst Röder zusammen. www.autodesk.de
PRODUKTE UND PROJEKTE
Beschädigte Fassadentafeln Das „Spendergebäude“ Fotos: Firma Bösecke
Vorgehängte hinterlüftete Fassaden VHF
Ressourcenschonende Nachnutzung Menschen zieht es dorthin, wo es Arbeit gibt. Daher wachsen Städte wie Berlin, Hamburg oder München, während Cottbus, Schwerin oder Magdeburg schrumpfen. Der demografische Wandel beschleunigt diesen Prozess. Großsiedlungen am Rande dieser Städte haben massive Leerstandsprobleme. Häuser fallen der Abrissbirne zum Opfer, auch wenn die Bausubstanz bestens intakt ist. Das traf z. B. auf einen zehngeschossigen Plattenbau in Magdeburg zu, der erst vor 12 Jahren u. a. mit einer vorgehängten hinterlüfteten Fassade (VHF) saniert worden war. „Für mich als Fassadenbauer ein Unding, eine Verschwendung von wertvollen Baustoffen“, sagt Jürgen Bösecke, Geschäftsführer der Firma Bösecke Spezialhochbau und Service GmbH, Barleben. „Hier sollten einwandfreie Fassadenplatten, die Aluminium-Unterkon-
struktionen und trockene Dämmmatten zerstört werden, deren Lebenszyklus eigentlich noch weitere 38 Jahre als Wärmedämmung umfasst.“ Ein Giebel des Hochhauses war bereits abgerissen, da kam der Diplomingenieur auf die Idee, die unzerstörte VHF des Gebäudes Stück für Stück zu demontieren, zwischenzulagern und sie dann bei anderen Bauvorhaben wieder zu verwenden. „Ich wusste von einem ähnlichen Gebäude mit Giebel ohne Dämmung, das saniert werden sollte.“ Die zuständige Wohnungsgenossenschaft ging bereitwillig auf den Vorschlag des Fassadenbauers ein. Für sie bedeutete Böseckes Idee der Demontage und Wiederverwendung der VHF bei einem Sanierungsprojekt 30 % Kosteneinsparung. 330 m² Faserzementtafeln „rettete“ Jürgen Bösecke so vor der Deponie, wobei sich die Zusammensetzung der VHF aus mehreren Bestandteilen als Vorteil erwies: Dübel und Schrauben für die Verankerung der Wandhalterung; mineralischer Dämmstoff, der über die Wandhalter direkt auf die Wand angebracht wird, um Wärmebrücken zu vermeiden; Aluminiumtragprofile, die an den Wandhaltern befestigt werden und den Fassadenplatten als Befestigung dienen.
Fünfgeschosser mit der alten neuen VHF am Giebel Foto: Bärbel Rechenbach
Einwandfreie Fassadentafeln und die Aluminium-Unterkonstruktion kamen direkt an dem zu sanierenden Gebäude wieder zum Einsatz. Geplant hat dies Dipl.-Ing. Klaus Röhrig. Der Inhaber des Planungs-und Ingenieurbüros Röhrig Magdeburg, der seit Jahren mit Fassadenbauer Bösecke zusammen arbeitet, erklärt: „Wir konnten an diesem Objekt alle Teile wiederverwenden – bis auf die Dämmung. Die mussten wir den mittlerweile gestiegenen Anforderungen der gültigen EnEV entsprechend anpassen.“ Die nach wie vor intakte Dämmung aus dem Spendergebäude wurde aber für ein anderes Bauvorhaben genutzt. Was die inzwischen veränderte Windlastnorm und neue Befestigungsparameter betraf, genügten die 3 m x 1,25 m großen Faserzementtafeln der VHF sowie die Aluminium-Unterkonstruktion auch den neuen Parametern. „Die neu entstandene Fassade entspricht allen Normen für eine vorgehängte hinterlüftete Fassade nach DIN 18516“, stellt Röhrig klar. „Um Wärmebrücken an den Gebäudeecken zu vermeiden, konstruierten wir die neue Fassade einen Meter um die Giebelkanten und erreichten somit einen U-Wert von etwa 0,24 W(m2K).“ Das Beispiel machte schnell die Runde. So fand bei einem weiteren Gebäude ein Austausch defekter Fassadentafeln durch gut erhaltene Bauteile aus der zwischengelagerten VHF des Zehngeschossers statt. Dabei wurden ursprüngliche 7-mm-Befestigungslöcher den neuen Statiknormen angepasst und auf 9 mm gebohrt. Die Befestigung auf den Trageprofilen wurde um 2 cm versetzt, so dass die herkömmlichen Profile wieder genutzt werden konnten. Zur Weiterverwertung defekter Tafeln regte Jürgen Bösecke an, diese beidseitig um 15 cm zu kürzen und so für ein wiederum anderes Objekt – in Absprache mit dem Farbdesigner – zur Giebelsanierung nachnutzbar zu machen. Idee und Tafelmenge halfen, um ein fünfgeschossiges Gebäude des sozialen Wohnungsbaus kosteneffizient mit einer VHF zu bestücken. Da die Materialien für die VHF nicht neu gekauft werden mussten, blieben der Wohnungsbaugesellschaft nur die Kosten der Fassadenbaufirma für die Giebelsanierung. Bärbel Rechenbach
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PRODUKTE UND PROJEKTE
Nimbus Group
Ein Hauch von Nichts für`s Licht Das ehemalige Kölner Amerika Haus ist der neue Hauptsitz der Fritz Thyssen Stiftung. Die sensible Sanierung des Gebäudeensembles nach Plänen der Stuttgarter Architekten Cheret Bozic brachte die ursprüngliche Offenheit zurück – und dank neuer Technologie, inklusive der LED-Leuchten von Nimbus, schaffte das Ensemble aus den 1950er Jahren den Sprung ins 21. Jahrhundert. 1955 wurde das nordrheinwestfälische Amerika Haus erbaut und vermittelte danach 52 Jahre lang Einsichten in die unterschiedlichen kul-
turellen, gesellschaftlichen und politischen Facetten der USA. Bis zu seiner Schließung 2007 durchlief das Gebäudeensemble am Apostelkloster dabei aber eine architektonisch unerfreuliche Metamorphose: Im Stil der 1950er Jahre Architektur sachlich elegant konzipiert, wurde es im Laufe der Jahre immer mehr zur Festung umgebaut. Von der ursprünglichen lichten Offenheit war am Schluss durch die massiven Sicherheitsvorkehrungen kaum noch etwas zu erahnen. 2008 erwarb die Fritz-Thyssen-Stiftung das aus drei Baukörpern bestehende Ensemble von der Stadt Köln und gab die Sanierung des unter Denkmalschutz stehenden Komplexes in Auftrag. Für das Stuttgarter Architekturbüro Cheret Bozic lag die konzeptionelle Herausforderung „im unprätentiösen Weiterbauen der vorgegebenen Komposition“. Auch die Offenheit sollte ins Haus zurückkehren. Dabei spielte Licht eine prägnante Rolle. Cheret Bozic beschäftigten sich für die Fritz-Thyssen-Stiftung intensiv mit dem Thema Beleuchtung. Bauherr und Architektin waren sich einig: „Wir wollten keinen Lampenladen und auch kein 50er Jahre Design.“ Gesucht wurden vielmehr kleine Beleuchtungskörper, die viel leisten, sehr zurückhaltend sind, dabei formschön und beleuchtungstechnisch im 21. Jahrhundert angekommen. Die Recherche nach
Schindler
Aufzüge für Berliner Bikinihaus Die Schindler Aufzüge und Fahrtreppen GmbH ist an der Revitalisierung des traditionsreichen Zoobogens in der Berliner City West beteiligt. 21 Aufzüge, sechs Fahrtreppen und zwei Hebebühnen von Schindler kommen in dem restaurierten Gebäudekomplex zum Einsatz kommen. Neben SchindlerPersonenaufzügen für Geschäftsgebäude und Fahrtreppen vom Typ Schindler 9300 werden dafür Aufzüge individuell nach Vorgaben der Architekten gefertigt. Insbesondere im Bikinihaus kommt es dabei nicht nur auf ein erstklassiges Design der geplanten Anlagen an, sondern auch auf energieeffiziente technische Ausstattung. Für den Umbau des denkmalgeschützten Gebäudes aus den 50er Jahren strebt die Bayerische Hausbau ein LEED-Zertifikat in Gold an. Das
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dem „Hauch von Nichts“ – möglichst aus ein und derselben Leuchtenfamilie – begann. Obwohl LED-Technik aus Kostengründen zunächst keine Option schien, kam der Vorschlag vom Bauherren selbst, sich die LED-Leuchten von Nimbus genauer anzuschauen. Eine Wirtschaftlichkeitsberechnung zeigte, wann die Investition sich rechnen würde. Schließlich waren die Effizienz, die lange Lebensdauer und ein geringer Wartungsbedarf ausschlaggebend für die Entscheidung zugunsten der NimbusLeuchten. Dezent fügen sich nun die quadratischen Modul Q49 Leuchten, die für die Grundbeleuchtung sorgen, ein; in den Randbereichen der Decken sind die dreh- und schwenkbaren Modul Q36 TT Leuchten u. a. auf Kunstobjekte gerichtet. Den Außenbereich erhellt die Aufbauleuchte Q64 Aqua mit Schutzart IP44 (geschützt gegen feste Fremdkörper und Spritzwasser). Nicht nur viele Besucher sind erstaunt, dass dieselbe Leuchtenfamilie innen und außen verwendet werden konnte. Ein Hingucker findet sich in den drei Konferenz- und Besprechungsbereichen: Über den bis zu 13 m langen Besprechungstischen sind schlanke Nimbus-Pendelleuchten in verchromter Ausführung als durchgängige LED-Lichtlinien angebracht. Die lange Suche nach den richtigen Leuchten hat sich sichtbar gelohnt. www.nimbus-group.com
Visualisierung des umgebauten Bikinihauses Abbildung: Schindler
Zertifizierungssystem Leadership in Energy and Environmental Design (LEED) bewertet die Nachhaltigkeit von Gebäuden. Schindler unterstützt dieses ambitionierte Ziel. Der Aufzugbauer stattete bereits die erste CO2-neutrale Shopping Mall Deutschlands, das „Loop 5“ in Weiterstadt, sowie eines der umweltfreundlichsten Hochhäuser der Welt, die Greentowers der Deutschen Bank in Frankfurt, mit energieeffizienten Anlagen aus. Der historische Zoobogen Berlin wurde 2002 von der Bayerischen Hausbau erworben und wird derzeit aufwändig umgebaut. In dem Gebäudekomplex werden unter dem Namen Bi-
kini Berlin Büros, Kinos, Restaurants, ein Design-Hotel und eine Shopping Mall Platz finden. Die Bauarbeiten begannen Ende 2011 und sollen 2013 abgeschlossen sein. Der Name Bikini Berlin bezieht sich auf das denkmalgeschützte Bikinihaus, das 1955 bis 1957 errichtet wurde. Der sechsgeschossige Flachbau hatte ein Luftgeschoss mit Durchblick zum Grün des Zoologischen Gartens, das allerdings 1978 geschlossen wurde. www.schindler.de
PRODUKTE UND PROJEKTE
Eisenbahn-Ausbesserungshalle mit neuem Innenleben
Paschal
Fachhochschule im „Lokschuppen“ Zwei innerstädtische Problemfälle konnten in Lingen (Ems) auf einen Schlag gelöst werden: Die auf viele Kleinstandorte verteilte FH Osnabrück wurde unter dem Dach einer sehr großen, denkmalgeschützten, aber seit 1985 ungenutzten Eisenbahn-Ausbesserungshalle konzentriert. Die von 1915–1919 gebaute, dreischiffige Halle ist insgesamt 200 m lang, 56 m breit und bis 15 m hoch. Aus dem gemeinsam von der Stadt Lingen und der FH Osnabrück ausgelobten Architekturwettbewerb ging das Büro PlanConcept Architekten, Osnabrück, als Sieger hervor. Grundidee des Entwurf: die Halle wird komplett entkernt und mit neun Einzelgebäuden für 2.000 Studenten zur Fachhochschule umgewidmet. 2009 begann die zuvor europaweit ausgeschriebene komplexe Sanierung. Dabei wurden etwa 7.000 m² Betondecken rückgebaut, die Altlasten im sandigen Boden entfernt. Eine besondere Aufgabe war die Sanierung der 7.000 m² Glasdachkonstruktionen, wobei die Tragkonstruktion vollständig erhalten blieb. Nachdem die Halle entkernt und die Hülle saniert war, begannen im Februar 2011 die Rohbauarbeiten an den neun unterschiedlichen Neubauten, die teils unterkellert und bis zu drei Obergeschosse hoch sind. Die Gebäude entstehen größtenteils in Skelettbauweise. Zwei weitere Neubauten außerhalb der Halle vervollständigen das neue FH-Ensemble, dessen Bau-
Die FH-Gebäude unterm Hallendach entstehen
kosten auf 30 Mio. Euro veranschlagt waren. Bauausführendes Unternehmen war die 1936 gegründete Hofschröer GmbH & Co. KG aus Lingen, die Bauleitung hatte das Büro Assmann Beraten+Planen (Münster) inne. Die Bausumme liegt bei 30 Mio. Euro. Die in unmittelbarer Nähe der Hallenfundamente erfolgende, daher ingenieurtechnisch anspruchsvolle Flachgründung erfolgte unter Wasserhaltung in bis zu 1,80 m Tiefe mittels Einzelfundamenten. Dabei wurden die RasterUniversalschalung von Paschal sowie Beton der Klasse C25/30 verwendet. Insgesamt galt es 1.200 m² Streifenfundamente, 1.500 m² Aufzugschächte und 12.600 m² tragende Innenwände zu schalen. Als Wandscha-
Fotos: Paschal/Frank Gerigk
lung kam die Logo.3 von Paschal zum Einsatz, die angesichts der beengten Platzverhältnisse ihre Vorteile ausspielen konnte, da sie vergleichsweise flach und leicht ist, dennoch stabil und bis zu 70 kN/m² Frischbetondruck aufnehmen kann. Die W. Hoffschulte Nachf. Kassens GmbH & Co. KG (Meppen) lieferte die Schalpläne, während die Wandschalung sowohl von Hoffschulte als auch der Paschal-Niederlassung Gifhorn kamen, die auch den Schalungs-Fachberater stellte. Die Rohbauarbeiten wurden im Herbst 2011 pünktlich abgeschlossen. Im September 2012 begann der Studienbetrieb am neuen Standort. www.paschal.de
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PRODUKTE UND PROJEKTE
FARO
Darstellung der Ebenheit von Bauteilen
Abbildungen: Faro
Hallen-Aufmaß in drei Stunden Die 3D-Dokumentation leistet bei der Revitalisierung von historischen Gebäuden wertvolle Unterstützung. Laserscanner der neuesten Generation ermöglichen eine exakte dreidimensionale Erfassung des Bestands und liefern Daten für vielfältige Visualisierungen – etwa beim Projekt der „Steinlein-Halle“ in Berlin. Dieser denkmalgeschütze Bau soll revitalisiert und saniert werden. Allerdings ist die künftige Nutzung noch vollkommen offen, der Projektentwickler auf der Suche nach einem Mieter. Um eine Basis für die Nutzungs- und Sanierungsplanung zu schaffen, mussten im ersten Schritt gesicherte Daten über Flächen und die räumliche Situation gewonnen werden. Diese sollten auch als Grundlage für Visualisierungen dienen, mit denen potenzielle Mieter verschiedene Nutzungsvarianten durchspielen können. Mit der räumlich exakten Dokumentation des Ist-Zustandes des Gebäudes wurde das Architekturbüro Rechenbach aus Hannover beauftragt, das sich auf das 3D-Laserscanning spezialisiert hat und mit Faro Scannern arbeitet. Angesichts der Größe der „Steinlein-Halle“ führten die Architekten mehrere Einzelscans für das Aufmaß des Innenraums durch. Die ScannerSoftware generierte daraus ein digitales, räumliches Gesamtmodell des Gebäudes; dabei oriWiko Bausoftware
Controlling-Tool Die Wiko Bausoftware GmbH, Anbieter von innovativen IT-Lösungen für ImmobilienPortfoliomanagement und Baukostencontrolling, erweitert ihr Produkt-Portfolio jetzt um ein Dashboard für Baukostencontrolling. Dieses Dashboard – auch Kennzahlen-Cockpit genannt – bedeutet für Investoren und
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Aus Scandaten erstellte Perspektive
entierte sie sich an referenzierenden Passmarken innerhalb der Scans. Zur Referenzierung wurden genormte Kugeln eingesetzt, die – durch geschickte Platzierung im Raum – in den Einzelscans wiederzufinden sind. Aus den komplettierten, dreidimensionalen Informationen konnten irrelevante Inhalte leicht gelöscht oder ausgeblendet werden, um Übersichtlichkeit zu schaffen und spätere Planungsprozesse zu vereinfachen. Nur die jeweils erforderlichen Informationen wurden sichtbar gemacht. Sofort nach dem Aufmaß der „Steinlein-Halle“ konnten die gewünschten Abstandsmessungen durchgeführt sowie Flächen und Volumina bestimmt werden. Im Handumdrehen er-
zeugte das Architekturbüro auch Ansichten aus verschiedenen Perspektiven. Dazu standen die Scanner-Software Faro Scene sowie unabhängige Programme zur Verfügung. Die räumliche Punktwolke-Datei der „SteinleinHalle“ ließ sich nach Rückkehr in das Planungsbüro direkt in Autodesk AutoCAD, Version 2011, einlesen und für weitere Bearbeitungsschritte nutzen – beispielsweise für Vektorisierungen und Modellierungen. Da durch den einfachen Import eine externe Datenaufbereitung entfiel, blieben die Kosten im Rahmen. Die Erfahrung von Architekt Rechenbach zeigt ein Einsparpotenzial von zirka 65 % gegenüber herkömmlichen Methoden. www.faro.com
Bauherrenvertreter einen entscheidenden Schritt hin zu einer aktiven Informationsversorgung, die auf den einzelnen Benutzer der Software zugeschnitten werden kann. „Damit lösen wir für die unterschiedlichsten Anwender das große Problem, aus der Menge der vorhandenen Daten und Projekte gezielt diejenigen Informationen aktuell und übersichtlich zur Verfügung zu haben, die für ein nach-
haltiges Baukostencontrolling notwendig sind“, fasst Geschäftsführer Elko Kuyper die Stärken des Wiko-Dashboards zusammen. Das neue Tool wird mit dynamischen Filtern individuell und benutzerspezifisch von jedem Anwender persönlich konfiguriert. Das Dashboard wird erstmals jetzt im Oktober auf der Expo Real in München in München vorgestellt. www.wiko.de
Rockwool
Brandschutz für Stahlbetondecken Gut eineinhalb Jahre mussten die Schüler der Bertha-Krupp-Realschule in Essen-Frohnhausen auf „ihre“ Turnhalle verzichten. Ein Wasserschaden erforderte die grundlegende Sanierung des 1961 errichteten Gebäudes. Viel Aufmerksamkeit galt dabei der Turnhallen-Decke aus Stahlbeton, die hohen brandschutztechnischen Anforderungen gerecht werden muss, da sich darüber die Schulaula befindet. Drei Sanierungsverfahren wurden geprüft: der Auftrag eines Brandschutzputzes im Spritzverfahren, die Montage von Kalzium-Silikat-Platten und der Einbau eines Brandschutzsystems aus Steinwolle. Dabei erwies sich die SteinwollVariante als ebenso wirksame wie kostengünstige Lösung. Die „Conlit Steelprotect Boards“ von Rockwool wurden speziell für die brandschutztechnische Ertüchtigung von Stahlbauteilen entwickelt und können entsprechend auch zur Erhöhung der Feuerwiderstandsdauer von Stahlbetondecken eingesetzt werden. „Im direkten Vergleich zu Kalzium-Silikat-Lösungen ,spürt’ das Verarbeiterteam die Vorteile dieses Systems schon bei
Institut Feuerverzinken
In luftiger Höhe Wem eine Wanderung durch die malerische Landschaft des West-Allgäus zu wenig actionreich erscheint, dem bietet der Skywalk bei Scheidegg einen traumhaften Blick über den Bodensee, die Alpen und das Alpenvorland. Der Baumwipfelpfad schlängelt sich in 15 bis 30 m Höhe 540 m lang durch den Wald und erschließt so die Natur „von oben“. Bei der Planung des Pfades galt der Schaffung eines möglichst nachhaltigen Bauwerks höchste Priorität. Die Materialwahl, der Korrosionsschutz und ein naturschonendes Montagekonzept waren wichtige Eckpunkte. Entstanden ist eine Stahl-Seilkonstruktion mit abgespannten Stahlmasten, die diverse Hängebrücken und Stege tragen. Ein 50 m hoher Aussichtsturm und ein Erlebnisbereich aus einem Netztunnel mit abschließender Rutsche ergänzen den Pfad. Der alles überragende Aussichtsturm wird von 3 Rundrohrstützen mit einem Durchmesser von 508 mm getragen. Der Zugang zu den Aussichtsplattformen
der Montage: Die Platten sind wesentlich leichter. Dass die eingesetzten „Conlit Steelprotect Boards“ bei aller „Leichtigkeit“ maximalen Brandschutz bieten, zeigt deren Klassifizierung als nichtbrennbarer Baustoff A1. Umfangreiche Prüfungen und ein entsprechendes bautechnisches Gutachten bestätigen, dass eine Lage aus 10 mm dicken Conlit-Platten brandschutztechnisch bereits eine 25 mm dicke Überdeckung aus Normalbeton ersetzt. In der Sporthalle der Bertha-Krupp-Realschule setzte der Bauherr sogar 35 mm dicke „Conlit Steelprotect Boards“ ein, das entspricht einer Betonüberdeckung von weit mehr als 70 mm. Unter Brandschutzgesichtspunkten war man damit auf der sicheren Seite. Parallel erhielt die „neue-alte“ Sporthalle einen komplett neuen Fußbodenaufbau, eine moderne Innenausstattung sowie ein Wärmedämmverbundsystem. Den Schülern steht damit eine top-sanierte Sportstätte zur Verfügung, die Wärme- und Brandschutzaspekten gleichermaßen gerecht wird. www.rockwool.de
Einbau der Brandschutzplatte in die Turnhallendecke Foto: Deutsche Rockwool Mineralwoll GmbH & Co. KG
Skywalk Allgäu Foto: Institut Feuerverzinken GmbH
und der Einstieg zu den Hängebrücken wird wahlweise über einen Treppenaufstieg, eine Stahlrohrwangentreppe mit Holzstufen oder einen integrierten Glas-Aufzug erschlossen. Als eigenständiger Zugang ermöglicht ein Saumpfad einen sanften Aufstieg über Stege und Treppen bis zu einer Höhe von 12 m. Getragen wird der Saumpfad von Schrägseilen, Stahlmasten und einem 35 m hohen Stahlturm. Sämtliche Stahlbauteile des Baumwipfelpfades
wurden durch Feuerverzinken gegen Korrosion geschützt. Maßgeblich für diese Entscheidung waren die Nachhaltigkeit des Korrosionsschutzes durch Feuerverzinken, ein möglichst langlebiger Schutz ohne Wartungszwang und die hohe Abrieb- und Schlagfestigkeit bei mechanischer Beanspruchung, die in besonderem Maße bei den sehr schwierigen Montagerandbedingungen von großem Vorteil war. www.feuerverzinken.com
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TIPPS UND TERMINE
FACHLITERATUR
BAUINGENIEUR? BAUINGENIEUR! Welche Aufgaben kommen dem Bauingenieur in unserer Gesellschaft heute zu? Worin besteht seine Verantwortung? Es ist ein Beruf im Spannungsfeld von Technik und Ästhetik: Wie ist das Verhältnis zwischen Ingenieur und Architekt bzw. wie sollte es sein? Klaus Stiglat beschäftigt sich mit diesen Fragen in seinem Buch in Aufsätzen, Vorträgen und einem Essay, stets kritisch Tun und Lassen der Bauingenieure in der beruflichen Praxis reflektierend und immer auch in ansprechend unterhaltsamer Form, nicht zuletzt durch seine auch zeichnerisch zum Ausdruck gebrachten Denkanstöße. Die ausgewählten Texte spiegeln ein über Tagesaktuelles hinausgehendes Spektrum von Themen und Meinungen, das auch den Wandel eines in seiner Bedeutung für die Gesellschaft kaum zu überschätzenden Berufs abbildet.
TRAGENDES GLAS Glas findet sich in immer mehr Bauwerken auch als tragendes Bauteil. Möglich macht dies die Entwicklung immer leistungsfähigerer Bauglasprodukte. Mit dem Buch „Glas für tragende Bauteile“ soll das Know-how vermittelt werden, das zum Entwerfen und Bemessen tragender Glasbauteile benötigt wird. Es wendet sich an Ingenieure und Architekten in Beruf und Studium, die Baugläser nicht nur für Fenster und nicht tragende Fassadenverglasungen einsetzen möchten, sondern durch die Verwendung von Glas in der tragenden Struktur eine höhere Transparenz und Lichtdurchflutung im Bauwerk erreichen wollen. Vorgestellt werden die wichtigsten Glasarten und Produkte, die physikalisch-mechanischen Merkmale sowie Kennwerte und Besonderheiten. Es geht auch um die Darstellung der Prinzipien des Bemessens, Konstruierens und Prüfens für die verschiedenen Einsätze nach den aktuellen technischen Regeln und der neuen Glasbemessungsnorm DIN 18008 sowie das zeitabhängige Verhalten von Verbundgläsern und das Tragverhalten von Trägern und Stützen aus Glas, deren Konstruktion und Anschlussarten. Markus Feldmann, Ruth Kasper, Katharina Langosch: Glas für tragende Bauteile. Werner Verlag, Neuwied 2012, 49 Euro, ISBN 978-3-8041-1626-9.
Klaus Stiglat: Bauingenieur? Bauingenieur! Aufsätze, Reden, Essays. Verlag Ernst & Sohn, Berlin 2012, 19,90 Euro, ISBN 978-3-433-03038-7.
JAHRBUCH ENERGIEEFFIZIENZ Prominente Autoren kommen im Jahrbuch Energieeffizienz zu Wort: So stellt Günther Oettinger, EU-Kommissar für Energie, den Energiefahrplan 2050 vor und Bundesminister Ramsauer erläutert die Bedeutung des Gebäudesektors für die Energiewende. Axel Gedaschko, Präsident des Bundesverbands deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, beschreibt den Wandel vom „Wohnungswirt zum Energiewirt“ und Prof. Dr. Harald Simons von der empirica AG zeigt Möglichkeiten und Grenzen für die energetische Sanierung des deutschen Wohnungsbestandes auf. Im Praxisteil veranschaulichen zahlreiche BestPractice-Beispiele, dass Energieeffizienz wirtschaftlich machbar ist: Vorgestellt werden u. a. eine Gründerzeitvilla mit exzellenter Energiebilanz, ein Mehrgenerationen-Passivhaus und ein energieeffizientes Einkaufscenter. Auch wegweisende Planungsvorhaben wie eine Plusenergiesiedlung in Berlin-Adlershof oder das erste CO2-freie Stadtquartier der Hauptstadt werden präsentiert. Jürgen Pöschk (Hg.): Energieeffizienz in Gebäuden – Jahrbuch 2012. VME Verlag und Medienservice Energie, Berlin 2012, 29,50 Euro, ISBN 978-3-936-06208-3.
HOCHWASSERSCHUTZ Unter dem Titel „Die Steine der Hydrotekten“ hat sich Autor Heiko Lieske mit der baugeschichtlichen Entwicklung des Hochwasserschutzes beschäftigt. Die Hochwasserereignisse der vergangenen Jahre lösten eine intensive wasserbauliche Planungs- und Bautätigkeit aus. Gleichzeitig erwachte auch das Interesse an der Geschichte dieser ingenieurtechnischen Aufgabe und den historischen Wendepunkten. So betrachtet der Autor den Hoch-
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wasserschutz als Bestandteil der Baukultur im Laufe der Jahrhunderte. Beginnend im 18. und 19. Jahrhundert werden die verschiedenen technischen Entwicklungen bis zur deutschen Wiedervereinigung nachvollzogen. Besonders deutlich wird das am Beispiel der Stadt Barby in Sachsen-Anhalt. Hier geht der Autor ausführlich auf die Umgestaltungen vom 18. bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts ein und veranschaulicht dies mit vielen historischen Karten.
Heiko Lieske: Die Steine der Hydrotekten. Fraunhofer IRB Verlag, Stuttgart 2012, 29 Euro (auch als E-Book), ISBN 978-3-8167-8663-4.
TIPPS UND TERMINE
SCHADENSFÄLLE AN ERDBERÜHRTEN BAUTEILEN Schäden an erdberührten Bauteilen entstehen nicht nur durch mangelhafte Bauleistungen, sondern auch durch falsches Nutzerverhalten, Umwelteinflüsse, Alterung und Fremdeinwirkungen. Um Schäden zu vermeiden und damit Zeit, Kosten und Mühe zu sparen, werden in diesem Buch anhand von 15 Praxisbeispielen die typischen Schadensschwerpunkte behandelt. Neben den allgemeinen Anforderungen aus dem konstruktiven Bereich – wie Gründung und Baugrund – und dem bauphysikalischen
Bereich (Wärmedämmung, Bauteilanschluss, etc.) werden auch Anforderungen an Abdichtungen behandelt und rechtliche Aspekte erläutert. Wann liegt ein Mängelanspruch vor? Welche Normen und Regeln gelten? Wie kann ich Schäden vorbeugen? Jedem, der Antworten auf diese Fragen sucht, sei dieses Buch empfohlen. Institut für Bauforschung (Hg.): Schadensfälle an erdberührten Bauteilen. Fraunhofer IRB Verlag, Stuttgart 2012, 37 Euro (auch als E-Book), ISBN 978-3-8167-8688-7.
SPANNBETONBAU
HOLZBAU NACH EUROCODE Das Buch „Holzbau nach EC 5“ stellt die neue Holzbaunorm ausführlich dar unter Berücksichtigung des Nationalen Anhangs, der ergänzend zur eigentlichen Norm zu beachten ist und national geltende Regelungen und Kennwerte enthält. Neben den wesentlichen Änderungen gegenüber der bisher gültigen DIN 1052 geht es um das Sicherheitskonzept und Grundlagen der Bemessung. Außerdem werden Eigenschaften und Maßnahmen des Holzschutzes thematisiert ebenso wie Regelungen zur Nachweisführung und Bemessung sowie Nachweise der Tragfähigkeit und der Gebrauchstauglichkeit. Außerdem sind die Berechnung von Verbindungen und Verbindungsmitteln sowie Dach- und Hallentragwerke Gegenstand des Werks. An zahlreichen Beispielen werden die Bemessungsregeln des EC 5 ausführlich erläutert. Peter Schmidt, Heike Kempf, Dominic Gütelhöfer: Holzbau nach EC 5, Werner Verlag, Neuwied 2012, 36 Euro, ISBN 978-3-8041-5249-6.
Die Berechnung und Konstruktion im Spannbetonbau unter Berücksichtigung der neuen DIN EN 1992-1-1 (Eurocode 2) sind Thema des bereits in 3., vollständig überarbeiteter Auflage erschienenen Buchs „Spannbeton-Praxis nach Eurocode 2“. Die theoretischen Darlegungen werden durch praxisnahe Berechnungsbeispiele und zwei Komplexbeispiele erläutert und ergänzt. Das Buch ist sowohl Lehrwerk für Studenten des konstruktiven Ingenieurbaus sowie Handbuch für Tragwerksplaner, die ihre Kenntnisse im Spannbetonbau unter Berücksichtigung des neuen Sicherheitskonzeptes aktualisieren wollen. Die neue Auflage zeichnet sich durch bündige und verständliche Darstellungen aus. Vor allem die Erläuterungen zu den Bemessungsgrundlagen sind für den Anwender besonders hilfreich. Wolfgang Krüger, Olaf Mertzsch: Spannbetonbau-Praxis nach Eurocode 2. Beuth-Verlag, Berlin 2012, 34 Euro (auch als E-Book), ISBN 978-3-410-22137-1.
BRANDSCHUTZ IM BESTAND In brandschutztechnischer Hinsicht kann es bei der Sanierung von Bürogebäuden zu wesentlichen Veränderungen kommen. Um geeignete Brandschutzkonzepte planen und erstellen zu können, liefert dieses Buch wertvolle Unterstützung und hilft Fehleinschätzungen und somit übertriebene oder unangemessene Nachrüstungen zu vermeiden. Der Autor geht ausführlich auf die brandschutztechnische Gefahrenanalyse ein, die er durch eine entsprechende Checkliste ergänzt. Er erörtert geeignete Maßnahmen für die Instandsetzung bzw. Instandhaltung und zeigt grundsätzliche Möglichkeiten zur Kompensation auf. Denkmalrechtliche Aspekte, aktuelle brandschutztechnische Anforderungen und typische Mängel beim Brandschutz werden ebenfalls behandelt. Zahlreiche Beispiele aus der Praxis verdeutlichen die vielfältigen Lösungsansätze. Gerd Geburtig: Brandschutz im Bestand – Bürogebäude. Fraunhofer IRB Verlag, Stuttgart 2012, 38 Euro, ISBN 9783-8167-8540-8.
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TIPPS UND TERMINE
VBI-INTENSIVSEMINARE
RISIKOMANAGEMENT
DGNB-HANDBÜCHER
In Deutschland werden jedes Jahr hunderte wasserwirtschaftliche Projekte geplant und ausgeführt. Durch die Umsetzung der Europäischen Hochwasserrisikomanagementrichtlinie (EG-HWRM-RL) ist zu erwarten, dass es künftig deutlich mehr werden. Ein wichtiger Aspekt bei Planung und Umsetzung ist die Projektbewertung der geplanten Maßnahmen und ihre Einordnung im Rahmen von Hochwassermanagementplänen. Die DWA hat bereits 2008 eine erste Arbeitshilfe zu diesem Themenkomplex als DWA-Themenband „Arbeitshilfe Hochwasserschadensinformationen“ herausgegeben. Mit dem im Juli erschienenen Band der DWA-Themen wird das Thema Projektbewertung von Hochwasservorsorgemaßnamen um den aktuellen Stand der Technik ergänzt und erweitert. Mit praktischen Beispielen werden Anregungen zur Erarbeitung individueller Lösungen für jede einzelne Fragestellung im Rahmen der Projektbewertung vorgestellt. Ziel der Publikation ist die umfassende Darstellung der heute zur Verfügung stehenden Vorgehensweisen zur Projektbewertung von Hochwasservorsorgemaßnahmen, um qualitativ hochwertige Planungen und Entscheidungsgrundlagen zu entwickeln, sowie deren Einordnung ins Hochwasserrisikomanagement.
Die Planung und der Bau von Büro- und Verwaltungsgebäuden sowie nachhaltigen Stadtquartieren stehen im Mittelpunkt der neuen Handbücher der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen DGNB. Die DGNB-Handbücher sind konkrete Arbeitsinstrumente und umfassende Nachschlagewerke, um die Grundlagen, Vorteile und Voraussetzungen des nachhaltigen Bauens kennen zu lernen und das DGNB-System anzuwenden. Das DGNB-Nutzungsprofil „Neubau Büro- und Verwaltungsgebäude“ (ISBN 978-3-94213211-4) hat sich in der Praxis bewährt. Es gehört zu den am meisten vergebenen Auszeichnungen der DGNB und setzt sich auch im Ausland mehr und mehr durch. Für die jetzt erscheinende „Version 2012“ hat die DGNB dieses Nutzungsprofil überarbeitet und neue Standards und Vorgaben gerade im Hinblick auf die internationale Anwendung eingearbeitet. Das Nutzungsprofil „Neubau Stadtquartiere, Version 2012“ (ISBN 978-3-942132-12-1) rückt erstmals nicht das Einzelgebäude, sondern die städtebauliche Struktur in den Mittelpunkt einer DGNB-Zertifizierung. Es bietet privaten Projektentwicklern und Kommunen optimale Unterstützung von der Planungsphase bis hin zur Verwirklichung nachhaltiger Stadtentwicklung. Das Handbuch beleuchtet in kurzen Kapiteln die Aspekte Stadtentwicklung, Umwelt, Mobilität, Energie, Ressourcen, Werte und Prozesse. Es zeigt Beispiele zertifizierter Stadtquartiere und erläutert detailliert die einzelnen Bewertungskriterien.
Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall DWA (Hg.): Schadensanalysen und Projektbewertung im Hochwasserrisikomanagement. Hennef 2012, 84 Euro, ISBN 978-3-94264-44-9.
Mitglieder der internationalen DGNB-Partnerorganisationen erhalten die neuen Handbücher zum Vorteilspreis von je 69 Euro (zzgl. MwSt.); Nicht-Mitglieder zahlen jeweils 129 Euro (zzgl. MwSt.). www.dgnb.de
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6. November Ort: Berlin Thema: Generalplanervertrag praxistauglich: Vertrags-, Haftungs- und Honorarrecht Inhalte sind Abschluss und Inhalte von Generalplaner- und Subplanerverträgen: Leistung, Gewährleistung, Vergütung, die Haftungsverteilung, Kündigung, Harmonisierung General- und Subplanerebene, versicherungsrechtliche und gesellschaftsrechtliche Aspekte etc., dargestellt und erläutert anhand von praxistauglichen Beispielverträgen, Klauseln und aktueller Rechtssprechung Referent: RA Hendrik Hunold, Tandler & Partner Rechtsanwälte 7. November Ort: Mühlheim Thema: Gesprächs- und Verhandlungsführung Nach Einführung in die Gesprächsführungstechniken sowie Frage- und Argumentationstechniken geht es um die Psychologie des Überzeugens, die Verhandlungsvorbereitung einschließlich Zieldefinition und –orientierung sowie um die Abwehr destruktiver/manipulativer Verhandlungstricks. Per Videotraining üben Sie partner- und problemorientiertes Verhandeln. Referent: Rainer Baber, M. A., Baber Consulting 13. November Ort: München Thema: Angewandte Psychologie im Arbeitsalltag eines Planungsbüros Im Mittelpunkt steht die Frage: Wie und wo Geschäftsführer Psychologie erfolgreich einsetzen können. Behandelte Bereiche sind dabei: Persönlichkeiten im beruflichen Alltag, Motivationsstrategien, Team-Dynamik, Umgang mit Konflikten und schwierigen Verhaltensweisen, Nachwuchs gewinnen und Potenzialträger erkennen. Referentin: Dipl.-Psych. Tanja Köhler, Studium Psychologie und BWL sowie Mitarbeiterin in interdisziplinären Teams des Zentrums Mensch-Maschine-System an der TU Berlin, Systemische Beraterin, German Speakers Association Weitere Infos: www.unita.de
TIPPS UND TERMINE
TERMINE 17.–18. Oktober
ALTLASTENSEMINAR Das 22. Karlsruher Deponie- und Altlastenseminar beschäftigt sich mit der Weiterentwicklung der Deponieverordnung und der Zukunft der Deponie in der Kreislaufwirtschaft. Darüber hinaus wird zum Thema Deponie auch über den Tellerrand nach Österreich, in die Schweiz und die Niederlande geblickt. Daneben geht es um das Ziel hoher Verwertungsquoten im Spannungsfeld zwischen vorsorgendem Boden- und Grundwasserschutz, den Stand der Entwicklung der bundeseinheitlichen Qualitätsstandards (BQS) zur DepV und den Stand der Zulassungen von Geokunststoffen im Bereich Deponien. Weiterhin stehen u.a. die überarbeitete Handlungshilfe zur neuen DepV und die Bahn AG als Deponiebetreiber auf der Agenda. Veranstalter sind wiederum der Arbeitskreis Grundwasserschutz e.V. und die Überwachungsgemeinschaft Bauen für den Umweltschutz e. V. in Kooperation mit der ICP Ingenieurgesellschaft Prof. Czurda und Partner mbH, Karlsruhe. www.icp-ing.de. 20. Oktober
ENERGIEBERATUNG Für die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende müssen die großen Energieeffizienzpotenziale im Gebäudebereich ausgeschöpft werden. Doch wie sehen die konkreten Instrumente aus? Was ist wirtschaftlich machbar und was sorgt für mehr Markttransparenz und Vertrauen bei den Hausbesitzern? Diese und weitere Aspekte werden auf dem von der Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) und der effion GmbH organisierten „Bundeskongress Energieberatung“ am 20. Oktober 2012 in Nürnberg mit Effizienzexperten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, Planern, Handwerkern, Architekten und Ingenieuren diskutiert. www.bundeskongress-energieberatung.de 23. Oktober
BAUEN MIT BETON Die Fachtagungsreihe „Bauen mit Beton im Bestand“ thematisiert Methoden zum Schutz, zur Instandhaltung und Instandsetzung der
Bausubstanz mit dem Ziel der Sanierung und des Erhalts sowie der Steigerung des Bestandswertes. Inhaltliche Schwerpunkte sind Dauerhaftigkeit von Stahlbetonbauteilen, das Instandsetzen von Rissen, Korrosion und Betonabtrag, die Ertüchtigung von Konstruktionsbeton, nachträgliche Abdichtungen gegen Feuchte und Wasser, die Instandsetzung von Stahlbeton-Bauteilen, außerdem Erhalt und Restaurierung historischer Betonoberflächen sowie Anforderungen der Bautechnik beim Bauen im Bestand. Beton-Marketing Ost veranstaltet die Tagung am 23. Oktober in Berlin gemeinsam mit der Baukammer Berlin, außerdem am 13. November in Magdeburg und am 27. November in Leipzig. www.beton.org 29.–30. Oktober
BUILDING PERFORMANCE Die icbp, International Conference on Building Performance, in Berlin thematisiert „Gebäude und Städte als Schlüssel der Energiewende – Wie erfolgreich sind Strategien, Werkzeuge und Akteure?“ Im Jahre 2 der Energiewende diskutieren nationale und internationale Experten die Frage, welche Konzepte wirklich funktionieren. Im Mittelpunkt der Diskussion wird das 6. Energieforschungsprogramm der Bundesregierung mit dem Fokus auf energieoptimiertem Bauen und Betreiben stehen. Veranstaltet wird die Konferenz vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie in enger Zusammenarbeit mit Ebert-Ingenieure und dem Institut für Gebäude- und Solartechnik der TU Braunschweig. www.icbp-berlin.de 5. November
VERGABE NACH VOF
ren nach VOF“, zu dem das Essener Haus der Technik nach Berlin einlädt. Das Seminar stellt das Vergabeverfahren der VOF mit allen Besonderheiten dar und zeigt, worauf die Bewerber zu achten haben bzw. wie sie ihre Chancen auf eine Auftragserteilung wahren oder erhöhen können. www-hdt-essen.de 6. November
BIM-KONGRESS Die Aspekte der digitalen Vernetzung stehen im Mittelpunkt des buildingSMART Forums 2012 in der Akademie der Künste in Berlin. Veranstalter dieses BIM-Kongresses ist der buildingSMART e.V. Der Kongress soll alle Interessierten über aktuelle Entwicklungen und innovative Technologien des vernetzten, fachübergreifenden Arbeitens mit virtuellen Gebäudemodellen und Building Information Modelling (BIM) informieren. www.building-smart.de 7. November
21. BAUTECHNISCHES SEMINAR Das Bautechnische Seminar in Ratingen informiert alljährlich über neueste bautechnische Entwicklungen und Vorschriften. In diesem Jahr stehen die Nachrechnungslinie sowie Holzbauprojekte und die Holzbau-Planungsnorm ebenso auf der Agenda wie Brandschutzthemen und Hinweise der Obersten Bauaufsichtsbehörde. Der VBI-Landesverband NordrheinWestfalen ist wieder Mitveranstalter des Seminars, gemeinsam mit der Landesvereinigung der Prüfingenieure für Baustatik, der Ingenieurkammer Bau NRW sowie dem nordrhein-westfälischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Bauen, Wohnen und Verkehr. www.vpi-nrw.de
„Wie man Auftragschancen erhöht“ lautet der Untertitel des Seminars „Das Vergabeverfah-
ProfessorPfeiferundPartner Ingenieurbüro für Tragwerksplanung Bauingenieure (m./w.) gesucht, Infos unter www.pfeifer-tragwerk.de
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TIPPS UND TERMINE
7. November
14.–15. November
ÜBERGABE UND NACHFOLGE
BRÜCKENVERSTÄRKUNG
VBI und BDU als Kooperationsverbund Unternehmensübergaben laden zum letzten Seminar „Übergabe und Nachfolge in Planungsbüros“ des Jahres nach Nürnberg ein. Die systematische Planung der Übergabe bzw. Übernahme steht auf der Tagesordnung. Die Teilnehmer haben die Möglichkeit im kleinen Kreis auch individuelle Anliegen vorzubringen und typische Probleme mit dem fachkundigen Referenten zu diskutieren. www.vbi.de
Das Symposium „Verstärken von Brücken und Hochbauten“ in Bochum stellt aktuelle Entwicklungen und Tendenzen in Theorie und Praxis vor. Im Brückenbau beispielsweise sind durch den starken Zuwachs an Güterverkehr in den letzten Jahrzehnten die Verkehrsbeanspruchungen für die Brücken deutlich gestiegen. Nun zeigen Untersuchungen, dass vielerorts eine Verstärkung von Brücken erforderlich ist, um unser Straßennetz zukunftsfähig zu halten. Die Veranstaltung der technischen Akademie Wuppertal informiert, wie mit Hilfe neuartiger Werkstoffe und Bauweisen Verstärkungsmaßnahmen effektiv und wirtschaftlich durchführbar sind. Darüber hinaus geht das Symposium auf den aktuellen Stand der Zulassungen beim Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) ein. www.taw.de
8. November
BETONBAUTEILEN Die Arbeitstagungen „Schutz und Instandsetzung von Betonbauteilen – Aktuelle Regelwerke und Hinweise zum Stand der Technik“ des Deutschen Beton- und Bautechnik-Vereins (DBV) starten in Hannover. Die Vielfalt von Begriffen und Regelwerken soll im Rahmen der Veranstaltung geordnet, Unterschiede erläutert und aktuelle Entwicklungen gezeigt werden. Außerdem stehen Schutz- und Instandsetzungsaufgaben, deren Planung und Ausführung sowie die Überwachung im Programm. Auch die Auswahl und Anwendung von Instandsetzungsprodukten und rechtliche Aspekte sind Thema. Die Arbeitstagungen finden „baugleich“ am 22. November in Düsseldorf und am 6. Dezember in Würzburg statt. www.betonverein.de 8.–9. November
20. November
PROJEKTORGANISATION Speziell für Ingenieure und Architekten ist das Seminar „Organisation und Kommunikation von Projekten“ der PeP- Praxisinitiative erfolgreiches Planungsbüro konzipiert. Im Mittelpunkt stehen Vertragsgestaltung und Vertragssicherung, Verhandlungsführung für Planer sowie interne Kalkulation, Stundensätze und Controlling. Das Halbtagesseminar in Stuttgart soll helfen, den wirtschaftlichen Erfolg eines Büros zu verbessern. www.pep-7.de
FORUM WÄRMEPUMPE Das 10. Forum Wärmepumpe hat die Energiewende als Schwerpunktthema. Katherina Reiche, parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesumweltminister, wird über die politischen Aufgaben und Herausforderungen referieren. Das Thema Förderung bildet mit mehreren Vorträgen sowie einer Podiumsdiskussion mit Vertretern von Politik und Wirtschaft einen weiteren Schwerpunkt. Beim Praxis-Forum Erdwärme stehen neben Innovationen und Neuentwicklungen aus der Branche auch eine Diskussion der öffentlichen Wahrnehmung und Akzeptanz von geothermischen Anlagen auf der Agenda. Service für Planer: Marcellus Schulze vom bayerischen Landesamt für Umwelt informiert über Strukturen und Entwicklungen in der Genehmigungspraxis. www.waermepumpe.de
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IMPRESSUM
BERATENDE INGENIEURE FACHMAGAZIN FÜR PLANEN UND BAUEN
ISSN 0005-8866 42. Jahrgang www.vbi.de HERAUSGEBER: Verband Beratender Ingenieure VBI Budapester Straße 31 10787 Berlin Tel.: 0 30/2 60 62-0 Fax: 0 30/2 60 62-100 www.vbi.de REDAKTION: Ines Bronowski (Chefredakteurin) Tel.: 0 30/2 60 62-230, Fax: -100 bronowski@vbi.de Martina Gabriel Tel.: 0 30/2 60 62-231, Fax: -100 gabriel@vbi.de VERLAG: Krammer Verlag Düsseldorf AG Goethestrasse 75 40237 Düsseldorf Tel.: 02 11/91 49 -3 Fax: 02 11/91 49 -450 krammer@krammerag.de ANZEIGEN: Alke Schmeis Tel.: 02 11/91 49-455, Fax -450 a.schmeis@krammerag.de Es gilt die Anzeigenpreisliste 2007 LAYOUT: Claudia Weber KNM Krammer Neue Medien GmbH Düsseldorf DRUCK: D+L Printpartner, 46395 Bocholt
22.–24. November
DENKMAL 2012 Die europäische Messe für Denkmalpflege, Restaurierung und Altbausanierung in Leipzig findet zum bereits 10. Mal statt. Dabei steht in diesem Jahr „Holz in der Denkmalpflege“ als zentrales Fachthema im Mittelpunkt. Inhaltlich geht es während der denkmal 2012 unter anderem um europäische Holzarchitektur, historischen Holzbau, um energetische Sanierung von Fachwerkhäusern, Holz- und Bautenschutz, Dekontaminierung, Holzverarbeitung, Beschichtung von Holz, Konservierung von Holzobjekten sowie Parkettrestaurierung und Holz im Fenster- und Türenbau. www.denkmal-leipzig.de
ERSCHEINUNGSWEISE/BEZUGSPREISE: 6 Ausgaben jährlich, als Doppelhefte Einzelheft: 20,– € Abonnement Inland + EU 120,– € nicht EU-Länder 160,– € Studentenabonnement: 60,– € VBI-Mitglieder erhalten „Beratende Ingenieure“ im Rahmen ihrer Mitgliedschaft. Der Bezugszeitraum eines Abonnement beträgt mindestens ein Jahr. Das Abonnement verlängert sich um ein weiteres Jahr, wenn es nicht 6 Wochen vor Ablauf des berechneten Bezugszeitraumes gekündigt wird. COPYRIGHT: Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form reproduziert oder in eine von Maschinen verwendbare Sprache übertragen werden. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages strafbar.
Projekt1_flyer_messe_krammer 23.02.11 10:16 Seite 1
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BITTE SENDEN SIE MIR/UNS DIE ANGEKREUZTE(N) ZEITSCHRIFT(EN) 3 MONATE KOSTENLOS (BERATENDE INGENIEURE UND WOHNBADEN EINE AKTUELLE AUSGABE) AN FOLGENDE ANSCHRIFT:
Firma/Name Straße Postleitzahl/Ort
KRAMMER VERLAG DÜSSELDORF AG • POSTFACH 17 02 35 • D-40083 DÜSSELDORF FON 0211/9149 43 3 • FAX O211/91 49 480 • VERTRIEB@KRAMMERAG.DE
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