Ausgabe Dez 2013

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Nr. 03 — 2 013

DAS MAGA ZIN DER B E R LI N E R PH I LH AR M ON I K E R

STILLE NACHT? Ein Schwerpunkt mit Beiträgen u. a. von Christian Gerhaher und Margot Käßmann

Nr. 03 — 2 013

€ 7,00 (D) € 7,30 (A) € 7,50 (LUX) CHF 12,50 (CH)

EIN DEUTSCHER MYTHOS: FAUST

INVESTITION ODER SUBVENTION?

EINKAUFS- STATT KULTURZENTRUM

Goethe und die Komponisten

Was den Musikschulen fehlt

Kultureller Kahlschlag in der Türkei


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VORSPIEL – EDITORIAL

Philharmonie – Aufgang zum Saal Foto: Peter Adamik


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Liebe Musikfreunde, wir alle kennen diesen Moment, sind fasziniert von ihm, genießen ihn immer wieder aufs Neue: den intensiven Augenblick kurz bevor in einem Konzert der erste Ton erklingt. Die Künstler auf der Bühne und wir im Publikum sind in Vorfreude, Spannung, Konzentration vereint und erleben – noch vor der Musik – etwas, das in unserer Welt nicht mehr selbstverständlich ist. Stille. Diesem fragilen und zunehmend raren, vermeintlich kargen und doch so reichen Zustand gilt in dieser vorweihnachtlichen Ausgabe von »128« unser Themenschwerpunkt mit Beiträgen u. a. von Margot Käßmann und unserem Artist in Residence, Christian Gerhaher. Solcherart bestens vorbereitet für weiteren Musikgenuss, widmen wir uns im Ressort Berliner Philharmoniker dem Geschehen rund ums Orchester. Auch nach dem Festkonzert zum 50-jährigen Bestehen der Philharmonie stehen uns in dieser Jubiläumssaison noch viele Höhepunkte bevor. Darunter einige Uraufführungen, die Stefan Fricke in seinem Essay pointiert als »ästhetische Frischzellen« bezeichnet. In diesem Zusammenhang feiern wir auch das 30-jährige Jubiläum des Scharoun Ensembles, das sich nicht zuletzt durch zahlreiche Uraufführungen um das Fortschreiben der Musikgeschichte verdient gemacht hat. Für das Fortleben unserer Musik ist die musikalische Ausbildung junger Menschen von zentraler Bedeutung. Über die angespannte Situation der öffentlichen Musikschulen wurde in den vergangenen Monaten breit diskutiert – nicht immer mit erfreulichem Ergebnis. Im Feuilleton bringt eine ausführliche Recherche Klarheit in die komplexe und durchaus ambivalente Problematik. Nehmen Sie sich ein paar stille Momente und genießen Sie die Lektüre Ihres neuen »128«! Herzlich, Ihr

Martin Hoffmann

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V O R S P I E L – I N H A LT

INH A LT Thema: Stille Nacht? Ein Schwerpunkt mit Beiträgen u.a. von Christian Gerhaher

Taksim-Platz Der Türkei droht ein kultureller Kahlschlag

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62 Uraufführungen Die ästhetischen Frischzellen der Musikgeschichte

112 Ólafur Elíasson Was hören Sie gerade?


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THEMA: S TILLE NACHT?

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»Ein Augenblick kann Ewigkeit sein« Christian Gerhaher über die Stille Vo n C a r s t e n F a s t n e r

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Das große Schweigen Ein Essay zur Stille in der Musik Vo n Vo l k e r H a g e d o r n

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»Mit Wumms in den Brustkorb« Im Konzert mit zwei Gehörlosen Vo n A n d r e a T h i l o

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BERLINER PHILHARMONIKER

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Kein X für ein U Ein Essay zu Uraufführungen Vo n S t e f a n F r i c k e

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Im Namen des Baumeisters 30 Jahre Scharoun Ensemble Vo n S u s a n n e S t ä h r

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Schnauze und Schmäh Berlin und Wien im Vergleich Vo n Vo l k e r Ta r n o w

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Stadt Land Still Ein Foto-Essay

»Das Unbeschreibliche, hier wird es getan« Faust – ein deutscher Mythos

Vo n S t e p h a n i e K i w i t t

Vo n S . u n d W . S t ä h r

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Rhythmen, Rituale, Ruhezeiten Ein Wort zur Stille Vo n M a r g o t K ä ß m a n n

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Kein bisschen Ruhe, nirgendwo Wie unsere Welt immer lauter wird Vo n J o h a n n e s E h r m a n n

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Mein Ort der Stille Fünf Philharmoniker verraten, wo sie nach der Musik ihre Ruhe finden

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Kinderstuben-Weihfestspiele Märchen in der Musik Vo n M a r g a r e t e Z a n d e r

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Der Reiz des dunklen Klangs Der neue Solo-Klarinettist Andreas Ottensamer im Porträt Vo n N i c o l e R e s t l e

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Eine unbändige Lust am Spielen Der Solo-Bratscher Wilfried Strehle geht in den Ruhestand Vo n N i c o l e R e s t l e

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FEUILLETON

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Kein Geld für Kestenbergs Erben Ein Recherche zur angespannten Situation der Musikschulen Vo n A n n e t t e K u h n

93

Wo ist der Kulturprotest am Taksim-Platz? Die Türkei plant die Abschaffung der staatlichen Orchester Vo n T i m N e s h i t o v

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Zukunftsmusik in alten Mauern John Cage und Halberstadt Vo n N a t a l i e S c h w a r z

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Literarische Partitur Ein Collagen-Gedicht Vo n H e r t a M ü l l e r

106

Großes Klimperkasten-Kino Stummfilm und Live-Musik Vo n F r i e d e m a n n B e y e r

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Was hören Sie gerade? Fragen zur Musikliebhaberei – diesmal an Ólafur Elíasson Vo n C a r s t e n F a s t n e r

VORSPIEL

02 06 08 10

Vorwort Zahlenspiel Text & Bild In Kürze

NACHSPIEL

116 124 126 128

Bücher und CDs Konzertkalender Ausblick Impressum


VORSPIEL — Z AHLENSPIEL

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ZA HLENSPIEL Wie laut sind die 128 Berliner Philharmoniker? TROMPETE 130 dB 5 Spieler

KLARINETTE 130 dB 5 Spieler

130dB

HORN 117 dB 8 Spieler

120dB

FLÖTE 109 dB 5 Spieler

HARFE 108 dB 1 Spieler

110dB

100dB

90dB

1. VIOLINE 104 dB 23 Spieler

2. VIOLINE 104 dB 20 Spieler


12 8 — A U S G A B E N R . 0 3 . 2 013

PAUKE 125 dB 2 Spieler

SCHLAGZEUG 130 dB 4 Spieler

»128« heißt dieses Magazin der Berliner Philharmoniker, abgeleitet von der Anzahl der Mitglieder des Orchesters. Mit diesem Namen (und mit dem Seitenumfang des Hefts) wollen wir betonen, woraus die Besonderheit dieses Kollektivs erwächst: nämlich aus den vielen verschiedenen, ganz individuellen Qualitäten jeder einzelner Musikerin, jedes einzelnen Musikers, die schließlich im Spiel einen einzigartigen Ensemblegeist prägen. Und einen einzigartigen Klang.

TUBA 120 dB 1 Spieler

POSAUNE 128 dB 5 Spieler

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Wie leise dieser Klang sein kann, bewundern viele, etwa der Künstler Ólafur Elíasson (siehe S. 112). Aber wie laut kann ein Orchester spielen? Das ist objektiv kaum zu sagen – wie so vieles in der Musik, in diesem Fall jedoch nicht aus künstlerischen, sondern aus physikalischen Gründen. Denn was wir als Lautstärke, besser: Lautheit empfinden, wird von vielen Faktoren beeinflusst. Als bester Vergleichswert hat sich in der Praxis der Akustiker der so genannte Schallleistungspegel etabliert, der in Dezibel (dB) die Schallleistung einer Schallquelle angibt und damit unabhängig vom umgebenden Raum, der Distanz zur Quelle und ihrem Schallfeld funktioniert. Freilich liefert auch er nur Näherungswerte, denn die verschiedenen Spitzenpegel sind noch immer vom jeweiligen Spieler, dem einzelnen Instrument und sogar von der gespielten Tonhöhe abhängig.

130dB

120dB KONTRABASS 113 dB 11 Spieler

FAGOTT 106 dB 5 Spieler

VIOLONCELLO 106 dB 13 Spieler

OBOE 102 dB 5 Spieler

110dB BRATSCHE 102 dB 15 Spieler

100dB

90dB


Unsere Welt wird immer lauter, unser Bedürfnis nach Stille immer größer – sogar beim Essen. In einem New Yorker Szeneviertel stehen die Leute Schlange vor einem neuen Restaurant, in dem keine Hintergrundmusik läuft, in dem niemand spricht. Silent Dinner, das Essen wird hier in Stille zelebriert – wie seit Jahrhunderten in vielen Klöstern, wo man weiß: Stille fördert die Konzentration aufs Wesentliche. Und das muss gar nicht immer Gott, es kann auch ein leiblicher Genuss sein. Oder die Musik. »Stille ist der Zustand, aus dem heraus man Kunst sinnvoll rezipiert«, sagt der Bariton Christian Gerhaher im Gespräch, mit dem wir unseren Schwerpunkt eröffnen. Und er erzählt, wie er als Künstler auf der Bühne diesen magischen Moment der Stille erlebt, bevor im Konzert der erste Ton erklingt. S. 16 Was aber, wenn mitten in der Musik Stille herrscht? Oder wenn Komponisten mit ihrer Musik von der Stille erzählen wollen? Volker Hagedorn führt uns essayistisch quer durch die Jahrhunderte an die Ränder der Musik. S. 22 Anne Sellnau und Julia Probst sind gehörlos, aber in einer Welt der Stille leben die jungen Frauen deswegen nicht. Bei ihrem Konzertbesuch in der Philharmonie haben die beiden viel gespürt, wahrgenommen und beobachtet. S. 28


Einen genauen Blick im Wortsinne hat Stephanie Kiwitt auf die Stille geworfen: Die Künstlerin suchte an mitunter überraschenden Orten ruhige Momente und zeigt sie in ihrem Foto-Essay. S. 32 Wie schwierig solche Momente der Stille im Lärm und in der Hektik des Alltags zu finden sind, das weiß Margot Käßmann genau – aber eben auch, wie wichtig sie für den Einzelnen und die Gesellschaft sind. Als Theologin weiß Käßmann Rat. In ihrem Wort zur Stille hat sie eine Empfehlung für uns. S. 44 Alltagslärm mag kein ganz neues Problem sein, wie die älteste bekannte Lärmschutzverordnung zeigt: Sie stammt aus dem Jahr 44 v. Chr. und sieht ein Nachtfahrverbot für die Innenstadt von Rom vor. Wie der Lärm aber zu einer der größten Bedrohungen für unsere Gesundheit werden konnte, das hat Johannes Ehrmann recherchiert. S. 46 Und zum Schluss noch einmal zurück zur Musik, genauer: zu den Musikern, die schon aus beruflichen Gründen viel um die Ohren haben – und damit auch ein besonders starkes Bedürfnis nach Ruhe entwickeln. Anne Schkutek hat fünf Berliner Philharmoniker gebeten, uns ihre Orte der Stille zu verraten. S. 54


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THEMA: STILLE NACHT? — CHRISTIAN GERHAHER

Christian Gerhaher im Foyer der Philharmonie Foto: Stephan Rabold


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»EIN AUGENBLICK KANN EWIGKEIT SEIN« Der Bariton Christian Gerhaher im Gespräch über die Stille Vo n C a r s te n F a s t n e r

Carsten Fastner: Herr Gerhaher, lassen Sie uns über die Stille sprechen. Christian Gerhaher: Gern! Stille und ihr Gegenteil, die Lautheit, das ist ja ein bisschen wie ernste und heitere Musik. Heitere Musik ist prinzipiell eher langweilig, hat weniger Tiefe und Schärfe, weniger interessante Aspekte. Die Kunst drückt sich meiner Meinung nach erst einmal im Verlust von Heiterkeit aus. Und Stille ist der Zustand, aus dem heraus man Kunst sinnvoll rezipiert. Das klingt ein bisschen weihevoll. Das kann schon sein. Seit der deutschen Romantik sind die Künste ja zunehmend

an die Stelle des Spirituellen getreten. Und mitunter haben sie sogar Religionscharakter beansprucht. Und die Stille – hat auch sie eine Nähe zur Ewigkeit? Die Ewigkeit, der Verlust der Gegenwart, der Tod – das sind vielleicht die Hauptthemen in der Musik, zumindest in der Vokalmusik. Musik ist da auch ein Medium, um Solidarität unter den Menschen herzustellen. Denn wir sind nun einmal alle damit konfrontiert, dass unser Dasein hier auf Erden zeitlich begrenzt ist. Für mich ist es eine der Aufgaben der verschiedenen Künste, dass sie dem "

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THEMA: STILLE NACHT? — CHRISTIAN GERHAHER

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Menschen die Reflexion über seine Lage angenehm macht: Du bist nicht allein mit der Aussicht, irgendwann zu Staub zu zerfallen. Aber dazu ist es nötig, nicht die heiteren Seiten des Lebens zu reflektieren, nicht die Party, nicht das Oktoberfest.

Der Bariton Christian Gerhaher, 1969 in Straubing geboren, zählt zu den führenden Sängern unserer Zeit. Wegen seines warmen, lyrischen Stimmtimbres und seiner klaren Diktion wird er oftmals mit seinem großen Vorbild Dietrich Fischer-Dieskau verglichen. Gemeinsam mit seinem langjährigen Klavierpartner Gerold Huber setzt Gerhaher Maßstäbe in der Liedinterpretation. Er ist aber auch auf den Opernbühnen u.a. von Salzburg, Wien, München, Madrid und London ein gefragter Darsteller. In der laufenden Spielzeit ist Gerhaher Artist in Residence der Berliner Philharmoniker. Nach Auftritten mit Werken von Mahler, Bach und Schubert ist er noch mit Schumanns »Szenen aus Goethes Faust« (14. bis 16.12.), Kammerwerken von Othmar Schoeck und Gabriel Fauré (9.2.) sowie in J. S. Bachs »Johannes-Passion« (27. und 28.2., 1.3.) in der Philharmonie bzw. im Kammermusiksaal zu erleben. Auch bei den Osterfestspielen in Baden-Baden (13. und 14.4.) sowie beim Fest am Kulturforum (14. und 15.6.) wird er gemeinsam mit den Berliner Philharmonikern auftreten.

In einem Konzert herrscht die intensivste Stille nicht nach dem Verklingen des letzten, sondern vor dem Erklingen des ersten Tons … … Das freut mich sehr, dass Sie das sagen! Denn diese andächtige Stille, die da bitt’schön nach dem letzten Akkord zu herrschen habe, die wird mir doch ein bisschen zu sehr zelebriert. Das hat ja fast schon was Moralisches. Aber der ruhige Moment vor der Musik, der ist noch vollkommen unangetastet. Also lassen Sie uns da bloß nicht zu viel drüber reden, sonst wird der auch noch instrumentalisiert! ( lacht) Können Sie auf der Bühne diesen Moment der größten Stille gestalten? Nein, das wäre auch zu viel der Einflussnahme. Mag sein, dass bei manchen der Eindruck entsteht, ich würde da versuchen, die Leute zur Konzentration zu zwingen. Aber ich mach’s nicht bewusst. Wie erleben Sie diesen Moment? Ich warte halt, bis Ruhe ist, damit ich anfangen kann – nein, im Ernst: Ich muss in diesem Moment erst einmal die ganz reale Angst überwinden und versuchen, so etwas wie einen Tunnelblick auf das Werk hin zu etablieren. Ich muss meine volle Konzentration, die ganze Aufmerksamkeit, alle Sinne, die man so hat, und auch die körperliche Kraft auf einen Punkt hin zusammenführen, wo sie ihre maximale Entfaltung entwickeln können. Und im Idealfall passiert beim Publikum in diesem Moment genau das Gleiche. Wie ist es während des Singens? Bekommen Sie in dieser hoch konzentrierten Anspannung überhaupt mit, ob das Publikum still ist oder unruhig? Natürlich. Aber die Einstellung dazu hat sich bei mir über die Jahre verändert.

Früher hat es mich sehr gestört, wenn die Leute gehustet haben. Später dann hat mich weniger das Husten gestört als vielmehr die Unruhe, die ein einziger Huster bei anderen Leuten im Publikum auslösen kann, diese bösen Blicke und Psst-Rufe. Ja, und mittlerweile stört mich das Husten doch wieder – aber aus einem ganz anderen Grund. Wenn nämlich die Leute husten, heißt das, dass ich nicht so gut singe, dass mir etwas nicht gut gelungen ist. Das ist jetzt aber schon bemerkenswert skrupulös! Kann eine Unruhe im Publikum nicht auch aus einem Unbehagen gegenüber der Stille entstehen? Das glaube ich eher nicht. Haben Sie jemals einen Künstler auf der Bühne husten gehört? Solange man voll konzentriert und von der Musik ganz gefesselt ist, hustet man nicht. Sobald aber die Konzentration nachlässt und der Pegel der positiven Stresshormone absinkt, geht’s los damit. Das Publikum soll sich also nicht entspannen? Das Publikum ist am allerwenigsten ein zu unterhaltendes. Man kann sich nicht total entspannt in ein Konzert setzen und die Musik einfach so an sich heranplätschern lassen. Meiner Überzeugung nach ist der Akt des Zuhörens ein sehr aktiver. So wie die Musik einen Vermittler, einen Interpreten braucht, bedarf sie auch eines Rezipienten. Und auch der muss viel Arbeit leisten. Wenn aber der Vermittler nicht gut arbeitet, dann fällt auch der Arbeitseifer des Publikums ab. Und das äußert sich leider durchs Husten. – Freilich, wenn einer einen echten Hustenanfall hat, dann stört das überhaupt nicht. Der tut einem einfach leid, wie er da mit hochrotem Kopf sitzt und schwitzt. Die meiste Musik, von der wir hier reden, wurde zu einer Zeit geschrieben, als die Welt noch sehr viel stiller war. Bedeutet das etwas für ihre Aufführung heute? Eines vorab: Ich brauche wohl nicht zu sagen, wie sehr ich Nikolaus Harnon-


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»Ich bin heilfroh, dass die gönnerhafte Art der Rezeption wie zu Schuberts Zeiten heute nicht mehr existiert.«

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erwirbt, sobald es die Feder seines Schöpfers verlassen hat. Wir Interpreten sollten versuchen, die Stücke lebendig zu halten, und wenn man dabei zu viel wissenschaftliche Akkuratesse und penible historische Detailversessenheit an den Tag legt, dann wird die Musik nicht lebendig. Verzeihung, ich darf das so apodiktisch sagen. Ich bin jetzt Mitte vierzig, da darf man schon auch mal eine Altmänner-Weisheit verbreiten.

OBEN

Ein Schubertabend bei Ritter von Spaun Zeichnung von Moritz von Schwind / akg-images RECHTS

Christian Gerhaher in der Philharmonie (in Bachs »Matthäus-Passion«) Foto: Monika Ritterhaus

court schätze und wie traurig ich jetzt bin, dass er sich nicht mehr kräftig genug fühlt für die »Faust-Szenen«, die ich so oft mit ihm gemacht habe. Er und die anderen Pioniere der historischen Aufführungspraxis haben uns mit ihrem Wissen und ihrer Fantasie so viele neue Klangerfahrungen ermöglicht und damit auch die traditionelle Aufführungspraxis beeinflusst. Aber: Wenn dabei der Anspruch gestellt wird, ein Werk im Sinne seines Schöpfers und gemäß der damaligen Zeit aufzuführen, dann halte ich das nicht nur für verwegen, sondern schlicht für falsch. Die Annäherung an Musik kann sich doch nicht darin erschöpfen, dass man eruiert, wie es seinerzeit war. Überhaupt ist es eine Utopie zu glauben, man könne ein Werk autorengemäß aufführen. Wir können es nur seiner Freiheit gemäß aufführen, die es

Das war jedenfalls eine unmissverständliche Antwort auf die Frage. Und noch etwas: Gerade bei Liederabenden war die Aufführungssituation ja immer schon in einem besonders stillen, intimen Rahmen. Aber schauen Sie sich einmal Moritz von Schwinds berühmte Zeichnung einer Schubertiade an: In der Mitte Schubert, und drum herum das adlige und großbürgerliche Publikum und goutiert in gönnerhafter Haltung selbstverliebt und angemessen sentimental die holde Kunst. Also, ich bin heilfroh, dass so eine Art von Rezeption heute nicht mehr existiert! Da ist mir der stillere Rahmen, in dem das damals stattgefunden hat, weit weniger wichtig als die Öffnung hin zu einem größeren, aufgeklärten Publikum, das aus echtem Interesse im Konzertsaal sitzt und nicht auf" grund seiner Etabliertheit.


THEMA: STILLE NACHT? — CHRISTIAN GERHAHER

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»Wenn wir das Stehenbleiben des Augenblicks fühlen können, dann ist das der perfekte Moment der Stille.«

Peter Sellars und Christian Gerhaher (nach Bachs »Matthäus-Passion«) Foto: Monika Rittershaus

Gibt es ein Werk, das Stille für Sie besonders gut ausdrückt? Beispielsweise Schumanns »Kerner-Lieder«. In diesem Zyklus verzweifelt der Protagonist an der Lautheit der Menschen, findet seine Ruhe nicht einmal mehr in der Natur, sondern nur noch im Tod. Gerade das letzte dieser zwölf Lieder trifft für mich einen Aspekt der Stille in ganz besonderem Maße. Denn es teilt, keineswegs zufällig, mit dem vorletzten Lied die gleiche Melodie. Durch diese Wiederholung aber wird der Ausdruck noch einmal vertieft, entwickeln sich die Gedanken nicht mehr horizontal, sondern verdichten sich auf einen Augenblick des Empfindens hin. Das ist keine Stille des Todes, sondern die dem Tod vorausgehende Stille. Ein anderes Konzept von Stille finde ich in Schumanns »Faust-Szenen«, gegen Ende der dritten

Abteilung, wenn Dr. Marianus sozusagen Fausts Elevation in den Himmel erlebt. Dieser Moment der Reflexion dauert musikalisch etwa fünf Minuten – und diese fünf Minuten sind im besten Sinne zeitlos. Die Musik suggeriert, dass die Zeit stehen bleibt, dass ein Augenblick Ewigkeit sein kann. Vielleicht ist es genau das, was man sich mit der Stille wünscht: Dass nichts mehr nach vorne oder oben oder weiter drängt. Faust

selbst sagt es ja kurz zuvor: »Zum Augenblicke dürft ich sagen: Verweile doch, du bist so schön!« Und wenn wir in der Musik dieses Stehenbleiben des Augenblicks fühlen können, dann ist das für mich der perfekte Moment der Stille. Letzte Frage: Haben Sie einen persönlichen Ort der Stille? Nicht im eigentlichen Sinne. Ich war unlängst mit meiner Frau in New York, und wir gingen aus dem maximal lauten Treiben der 5th Avenue in den Central Park. Das ist gar nicht weit entfernt von all dem Trubel auf den Straßen, man sieht noch die Monster von Hochhäusern am Rande dieser fast perfekten Natur – und hört doch subjektiv fast nichts mehr vom Lärm der Stadt. Stille ist also auch eine Frage des Kontrasts. Man kann sie sogar an ganz lauten Orten finden. <


MAGIE | GLANZ

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T H EM A : S T I L L E N ACH T? – KO N Z ER T B ES U CH

Julia Probst und Anne Sellnau auf der Bühne der Philharmonie Fotos: Nicolas Hudak


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»MIT WUMMS IN DEN BRUSTKORB« Anne Sellnau und Julia Probst sind gehörlos. Bei ihrem Konzertbesuch in der Philharmonie haben sie trotzdem viel gespürt, wahrgenommen und beobachtet.

»ALLE D E N K E N I MME R , in Gehörlosen wäre es

still. Das stimmt gar nicht«, sagt Julia Probst. Sie ist von Geburt an gehörlos, genauso wie Anne Sellnau. Probst, 32, ist Social-Media-Managerin bei Neu-Ulm und war im September für die Piratenpartei als erste gehörlose Kandidatin zur Bundestagswahl angetreten. Sellnau, 24, lebt und arbeitet als Mediengestalterin in Berlin. Beide Frauen waren noch nie in der Philharmonie und bislang noch in keinem symphonischen Konzert. Dass sie gehörlos sind, heißt aber keineswegs, dass Musik in ihren Leben nicht stattfindet. Sellnau trägt ein Hörgerät, und Probst aktiviert ihr Cochlea-Implantat, wenn sie an der Welt hörend teilnehmen möchte. Für »128« ließen sie sich neugierig auf das Experiment ein, Gustav Mahlers Zehnte Symphonie unter der Leitung von Daniel Harding zu erleben – direkt hinter dem Orchester sitzend und ohne Hörhilfen. Ein Konzertbesuch in der Stille? Das anschließende rauschende Gespräch zwischen Anne und Julia über ihre Konzerterlebnisse wurde von Andrea Thilo moderiert und zum Teil von Sarah Maas aus der Gebärdensprache gedolmetscht.

Julia: Ich habe die Vibrationen der Musik vor allem in der Nase gespürt. Und die ganze Zeit über hatte ich Angst, ich müsste niesen, weil das so kribbelte. Damit hätte ich aber das Konzert gesprengt, denn ich habe die trompetende Art zu Niesen meines Großvaters geerbt, und dessen Nieser waren noch drei Stockwerke über uns zu hören. Anne: Ich habe die Vibrationen durchgängig über den Boden gespürt, dafür hatte ich mir eigens die Schuhe ausgezogen. Gelegentlich konnte ich die Schwingungen auch im Brustkorb wahrnehmen, meist nur leicht, manchmal aber auch ganz stark. Und natürlich über die Marmorwand hinter mir, wenn ich meinen Kopf angelehnt habe. Aber die Harfe konnte ich nicht wahrnehmen. Julia: Was ich spürte, erinnerte mich ans Meer, an Wellen, an Ebbe und Flut. Manchmal fühlte es sich an, als finge die Musik an zu brodeln. Wie Blasen, die aufsteigen, bis das Wasser kocht. Das hat mir gefallen. Anne: Wenn die Musik schnell war und sehr kraftvoll, fühlte ich mich an Momente erinnert, wie ich als Kind mit dem Kopf auf der Brust meines Großvaters lag "

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T H EM A : S T I L L E N ACH T? – KO N Z ER T B ES U CH

und die Resonanz seiner tiefen, warmen Stimme spürte. Das vibrierte auch so und beruhigte mich. Ähnlich, wie wenn ein Gewitter aufzieht. Ich liebe Gewittergrollen. Julia: Für mich hat die Musik eine Geschichte erzählt. Sie erinnerte mich an einen Paartanz, ans Ballett, einen Pas de deux. »Schwanensee« hätte für mich dazu gepasst. Das Auf und Ab der Musik war für mich, als ob sich zwei Menschen treffen, aufeinander zu- und wieder auseinandergehen. Irgendwann im Konzert musste ich plötzlich an die Fernsehserie »Anna« aus den späten Achtzigerjahren denken, an Annas Leben, ihren Autounfall und die Frage, ob sie je wieder würde tanzen können. Anne: Bei den langen, schwebenden Geigenpassagen dachte ich an einen Menschen, der ein eher eintöniges Leben führt. Und wo dann plötzlich das Tempo deutlich anzieht, macht dieser Mensch eine spannende Bekanntschaft, hat vielleicht sogar eine schicksalhafte Begegnung. Die Welt wird bunter – dann auf einmal die Trommel – die Gefühle werden stärker – es könnte Liebe sein, vielleicht wird jemand bei etwas erwischt – dann beruhigt es sich wieder ... und plötzlich ein Knall, mit unsicherem Ausgang und offenem Ende. Julia: Die Pauke fuhr mir mit Wumms in den Brustkorb! Anne: Und das große Becken gegen Ende hat mich total erschreckt. Julia: Wo du von Liebe sprichst: Der Dirigent kam mir vor, als ob er durch seine Gesten erzählt, wie er jeman-

den kennenlernt und diese Begegnung mit seinem Körper beschreibt, energisch und ausdrucksstark. Am liebsten hätte ich ihn unterbrochen und gebeten, dass er uns diese Liebesgeschichte ganz erzählt. Anne: Auch die Musikerinnen und Musiker wirkten wie in einem ständigen Dialog. Manchmal sah es so aus, als ob der Dirigent einzelne Gruppen gegeneinander antreten lässt, immer wieder trennt und neu zusammenfügt. Julia: Als ich sah, wie einer der Bläser dauernd zwischen seinen Posaunen wechselte, kam es mir vor, als ob er beiden Instrumenten gerecht werden wollte, der großen Posaune und der kleinen. Ein bisschen, als ob er immer wieder fremd ging und das ausbalancieren musste. Anne: Männer wie Frauen habe ich beide als leidenschaftlich im Spiel wahrgenommen. Aber die Frauen haben sich, wie soll ich das sagen …? Julia: … mehr zurückgenommen als die Männer?! Die Männer haben mir eher das Gefühl vermittelt, sich mit ihren Instrumenten in den Vordergrund zu spielen. Dabei hat der Raum für mich die ganze Zeit eine große Ruhe ausgestrahlt. Seine Farben und Materialien sind warm, und ich fand ihn »snoezelnd«, das heißt, gleichzeitig entspannend und aktivierend. Hätten wir auf Holzbänken statt auf gepolsterten Stühlen gesessen, dann hätten wir die Musik noch mehr spüren können. Anne: Ich fühlte mich, als sei ich selbst Teil des Orchesters. Weil dort, wo wir saßen – auf der Bühne hinter dem

»Wenn Menschen vor unseren Augen durcheinander wuseln, ist das für uns visuell Lärm.« Julia Probst


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»Wenn ich taub bin und ohne Hörgerät, nehme ich vieles um mich herum intensiver wahr.« Anne Sellnau

Orchester –, das Licht so hell war. Wenn es dann ganz leise wurde, war ich manchmal angespannt, weil es sich anfühlte, als ob alle Augen auf uns schauten. Und wenn es laut wurde, bekam ich Herzklopfen. Dabei war es nicht mein erster Kontakt mit klassischen Instrumenten. In der vierten Klasse habe ich an meiner Schwerhörigenschule eine Musiktherapie gemacht. Das war ein echtes Erlebnis für mich: Trommeln zu schlagen, eine Klarinette anzufassen oder in verschiedene Flöten zu pusten. Nur um die Geige hab ich einen Bogen gemacht, das klang für mich wie Kreide an der Tafel. Julia: Mich hat eine Freundin eingeladen, bei ihrem Chor mitzumachen. Dabei wuchs der Wunsch in mir, Blockflöte spielen zu können. Die Pastorin, die den Chor leitete, war auch Musiklehrerin, und so hatte ich Unterricht bei ihr. Drei Jahre lang spielte ich also auf der Blockflöte Kinder- und Weihnachtslieder. »Fuchs, du hast die Gans gestohlen« war mein Lieblingslied. Aber Musik ist in meinem Leben nicht wichtig. Trotzdem gehe ich gerne auf Konzerte. Dahin, wo viel auf der Bühne passiert, zum Beispiel bei Robbie Williams und Jan Josef Liefers. Mich reizt die Beziehung zwischen Instrument und Mensch. Die kann man ja nicht nur hören, sondern auch sehen. Ich bin da sehr visuell orientiert, zu überladen darf ein Konzert trotzdem nicht sein. Eine Lieblingsmusik von mir ist der Soundtrack von »Herr der Ringe«.

Anne: Ich höre vor allem Techno. Und japanische Taiko-Trommeln. Hauptsache Bässe! Aber Rap und HipHop mag ich überhaupt nicht. Klassik hör ich auch, mit Hörgerät. Vanessa Mae finde ich super, weil sie so viel Tempo hat. Julia: David Garrett hat das auch. Anne: Wenn die Musik laut ist und schnell, dann nehme ich sie breit gefächert wahr. Wenn sie leise ist, fühle ich mich schnell ausgeschlossen und isoliert. Dann wird Musik für mich zu einer seelischen Barriere. Deswegen stelle ich morgens sofort mein Hörgerät an. Um mich von der Welt nicht völlig vor den Kopf gestoßen zu fühlen. Julia: Ich habe mit zwölf Jahren ein Cochlea-Implantat bekommen. Da musste ich sehr viel Hörtraining machen. Aber das Implantat machte mir bewusst: Es ist gar nicht so wichtig, hören zu können. Ich bin davon zum Glück nicht abhängig. Im Moment ist das Gerät zum Beispiel kaputt, und es fehlt mir auch nicht. Nicht hören zu können, ist meine Stärke. Man sieht auch Dinge, die anderen nicht auffallen. Zum Beispiel die Körpersprache. Anne: Wenn ich taub bin und ohne Hörgerät, nehme ich vieles um mich herum viel intensiver wahr. Dann habe ich den Eindruck, ich kann die Regentropfen mit der Hand auf der Rückseite des Fensters fühlen. < Aufgezeichnet von Andrea Thilo

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THEMA: STILLE NACHT? – MEIN ORT DER STILLE

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MEIN ORT DER STILLE Fünf Philharmoniker verraten, wo sie nach der Musik ihre Ruhe finden. Fotos: Stephan Rabold

BUDDHISTISCHER ALTAR Marlene Ito, 2. Violine, Mitglied seit 2011

MU S I K B I ET ET viele Aspekte. Ob

Freude, Traurigkeit, Innigkeit oder Leichtigkeit: Damit diese Inhalte zum Vorschein kommen, muss der Musiker beim Auftritt seine Nervosität, seine eigenen Emotionen überwunden haben. Jeder Musiker hat bestimmt ein Ritual, mit dem er diese innere Ruhe erreicht. Ich habe mein Mittel im Buddhismus gefunden. Ich meditiere jeden Morgen und Abend. Dabei sitze ich vor meinem buddhistischen Altar und chante, das

heißt, ich rezitiere die Silben »NamMyoho-Renge-Kyo«. Früher hatte ich bei Auftritten sehr mit meiner Nervosität zu kämpfen. Der Buddhismus lehrt, dass ausnahmslos jeder Mensch vollkommen ausgestattet ist und in sich unbegrenzte Weisheit, Mut, Lebenskraft und Mitgefühl hat. Durch das Chanten kann ich diese Eigenschaften direkt aus mir hervorholen. Das hilft mir, meinen Alltag mit Gelassenheit zu meistern und im Konzert konzentriert zu spielen.


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DER BEET ZSEE Rainer Seegers, Pauke, Mitglied seit 1986

E I N FA C H N I C H T S T U N, das ist nichts für mich. Gerade auch, wenn ich Ruhe finden möchte, brauche ich eine Aufgabe. Und die habe ich schon vor Langem am Ufer des Beetzsees gefunden. Ich arbeite an einer entomologischen Bestandsaufnahme, das heißt ich suche und beschreibe Großschmetterlinge und Nachtfalter. Über 500 Arten habe ich dort bereits erfasst, das ist extrem viel. Diese Sand- und Sumpfgegend ist ohnehin ein Paradies für Insekten. Vor allem

aber ist der Beetzsee schon seit DDRZeiten ein Landschaftsschutzgebiet, die Natur ist dort noch sehr ursprünglich. Meine Ergebnisse gebe ich weiter an das Museum für Naturkunde in Berlin. Weil Schmetterlinge sehr empfindlich auf Störungen ihres Lebensraums reagieren, sind sie ein guter Indikator für Umweltschäden. Ich bin also allein in der Natur, kann meine Ohren entspannen, meine Ruhe finden – und habe trotzdem etwas Sinnvolles zu tun.

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THEMA: STILLE NACHT? – MEIN ORT DER STILLE

VOLKSPARK FRIEDRICHSHAIN Rachel Helleur, Violoncello, Mitglied seit 2009

O B ST I L L E W I RK L I C H das richtige Wort ist, um diesen Ort zu beschreiben? Es scheint auf den ersten Blick ja ziemlich unpassend zu sein, denn im Volkspark Friedrichshain ist immer ausgesprochen viel los. Der Park ist sehr vielfältig und hat ganz Unterschiedliches zu bieten. Ich bin oft hier unterwegs, meistens zum Joggen oder zum Spazierengehen, aber manchmal auch nur, um mich einfach ins Café zu setzen und das Treiben zu be-

obachten. Im Sommer kann man hier wunderbar Grillen, und es gibt sogar ein Freiluftkino! Also, Stille im eigentlichen Sinn herrscht im Volkspark Friedrichshain sicherlich nicht. Eher gibt es unter den vielen Besuchern ein unausgesprochenes Gefühl von Gemeinschaft. Doch auch darin kann ich meine innere Ruhe finden. Es ist für mich einfach ein schöner Ausgleich zum Alltag, dass ich hier so oft in der Natur unterwegs sein kann.


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GEMEINSCHAF TSR AUM DER PHILHARMONIE Christian Stadelmann, Stimmführer 2. Violinen, Mitglied seit 1985

ME R KW ÜR D I G E RW E IS E finde ich

meine innere Ruhe am besten, wenn ich nicht in völliger Geräuschlosigkeit bin, sondern wenn die Alltagswelt von ferne, wie durch einen Filter zu hören ist. Überraschenderweise gibt es sogar in der Philharmonie einen Raum, in dem das besonders gut möglich ist. Dieser Raum ist der sogenannte Gemeinschaftsraum in einem der oberen Stockwerke, der wie ein größeres Wohnzimmer eingerichtet wurde. Wenn es

einmal Leerlauf zwischen den Terminen zu überbrücken gilt, nutze ich diesen Raum gerne als Rückzugsgebiet zum Abschalten und Kräfte sammeln. Hier hört man sehr gedämpft, was im großen Saal gerade vor sich geht, der Blick geht hinaus über die Bäume des Tiergartens, und wenn ich der Welt auch nicht gerade abhanden komme, so kann ich hier doch für eine begrenzte Zeit das finden, was jeder braucht, der von Berufs wegen immerzu Klänge hervorbringen soll: Stille.

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THEMA: STILLE NACHT? – MEIN ORT DER STILLE

SCHLOSSGARTEN CHARLOT TENBURG Rüdiger Liebermann, 1. Violine, Mitglied seit 1980

S O O F T E S MI R MÖ G L I CH IST, gehe ich in den ganz in unserer Nähe gelegenen Schlossgarten Charlottenburg, um dort auf unterschiedliche Weise Erholung und Abstand zu suchen. Wenn ich nicht im Park jogge, um mich physisch in Form zu halten, so finde ich die mir notwendige Ruhe bei Spaziergängen. Abzuschalten, die vielen gespielten Töne und Melodien hinter mir zu lassen und Kraft zu schöpfen, das gelingt mir am besten hier, zwischen den hohen al-

ten Bäumen des englischen Gartens und dem wunderschön angelegten und gepflegten französischen Teil des Parks. Zwischen zwei Proben in der Philharmonie oder vor dem Konzert ist der Spaziergang im Schlosspark mittlerweile fester Bestandteil meines beruflichen Alltags geworden, ein Stück Lebensqualität, Erholung von den Dezibel unseres satten Orchesterklangs und sogar physiotherapeutischer Ausgleich nach längerem Geigenspiel.


The Circle Walked Casually Sammlung Deutsche Bank Mit 132 Werken von 50 Künstlern eröffnet die Ausstellung „The Circle Walked Casually“ neue Perspektiven auf die internationale Zeichenkunst aus der Sammlung Deutsche Bank – von der Klassischen Moderne bis in die Gegenwart. Die Zeichnung im 20. und 21. Jahrhundert bietet ein ganzes Universum aus Möglichkeiten, Stilen und Techniken. Sie ist ein Medium, mit dem Künstler ihre Visionen und Utopien formulieren und existenzielle Fragen verhandeln. Für die Deutsche Bank KunstHalle hat die argentinische Kuratorin Victoria Noorthoorn gemeinsam mit der brasilianischen Ausstellungsarchitektin Daniela Thomas eine Art Kosmos der Zeichnung entworfen: einen offenen, schier grenzenlos wirkenden Raum, in dem die Bilder zu schweben scheinen. Zeichnungen der Klassischen Moderne von Wassily Kandinsky, Otto Dix oder Ernst Ludwig Kirchner stehen hier Werken aktueller Künstler aus Südamerika und Afrika gegenüber. Heroen der Nachkriegskunst – Georg Baselitz, Joseph Beuys, Lucian Freud – treffen auf wegweisende Künstlerinnen aller Generationen: Louise Bourgeois, Marlene Dumas oder Kara Walker. Mit ihrer ungewöhnlichen Ausstellung geht es Victoria Noorthoorn nicht nur darum zu zeigen, welche Vielfalt an Meisterwerken und Neuentdeckungen die Sammlung Deutsche Bank zu bieten hat. Zeichnung soll in „The Circle Walked Casually“ auf völlig neuartige Weise erfahrbar werden. Die an beinahe unsichtbaren Drähten schwebenden Werke formieren sich in unterschiedlichen Gruppen und Sequenzen zu einer imaginären Geschichte, die sich durch einen Dialog der Bilder entwickelt. Der Betrachter kann ihr wie einer gewundenen Linie durch den Raum folgen. In der Verbindung zwischen Imagination, körperlicher und intellektueller Erfahrung bietet „The Circle Walked Casually“ eine ganz neue Perspektive auf die Sammlung Deutsche Bank und deren internationale Bedeutung im Kontext der Zeichenkunst nach 1945. Zugleich macht dieses Projekt Zeichnung als das wohl fundamentalste Medium der Gegenwartskunst mit allen Sinnen erlebbar. deutsche-bank.de/kunst deutsche-bank-kunsthalle.de db-artmag.de The Circle Walked Casually Sammlung Deutsche Bank Deutsche Bank KunstHalle Unter den Linden 13 / 15, 10117 Berlin 28. 11. 2013 – 2. 3. 2014

Jirˇí Kolárˇř, aus der Mappe „Hommage à Mll. Riviere“, 1981 © Jirˇí Kolárˇřestate und Galerie Lelong, 2013


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ZUKUNFTSMUSIK IN ALTEN MAUERN Seit zwölf Jahren läuft in Halberstadt das langsamste Musikstück der Welt. Noch weitere 627 Jahre soll es andauern. Auch der Ort, an dem dieses Konzert stattfindet, hat eine lange und ungewöhnliche Geschichte. Vo n N at a l i e S c hwa r z F o to s vo n U l r i c h S c h r a d e r


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D I ESE M U S I K zu hören, mag für manche eine Her-

ausforderung sein – und für einige vielleicht sogar eine Zumutung. Aber eines gilt sicher für jeden, der offenen Sinnes ist: Diese Musik zu denken, ihre Konzepte nachzuvollziehen, sich auf ihre Ideenwelt einzulassen, das kann eine wunderbare, stille, spielerische Erweiterung des Bewusstseins sein. Die Rede ist von der Musik des US-amerikanischen Komponisten John Cage (1912–1992), der – nach einigen weitgehend konventionellen Frühwerken – sein Schaffen einer radikalen Erweiterung des klassischen Musikbe-

Alles Hörbare ist für Cage gleichberechtigt, egal ob Musik oder Straßenlärm. griffs widmete. Vor allem eine Idee hat der charismatische Künstler konsequent verfolgt: die Idee von der Demokratie der Klänge. Alles Hörbare ist für ihn gleichberechtigt, egal ob es sich um eine Bach-Kantate handelt, um den Straßenlärm in New York City oder um die Stille (siehe dazu auch Seite 22). Klänge haben keine Namen. Cage wollte sie befreien von den Vorlieben und Abneigungen des Komponisten. Um dies zu erreichen, führte Cage u. a. den Zufall als kompositorisches Werkzeug ein. Er würfelte, warf Münzen, befragte das chinesische Orakelbuch I-Ging – alles war möglich, auch die Übertragung von Sternenkarten auf Notenpapier. Eine der zahlreichen Anekdoten berichtet von einer älteren Dame, die Cage wütend vorwarf: »Was Sie da machen, ist doch keine Musik!« Ohne zu zögern antwortete Komponist sanft wie stets: »Dann nennen Sie es doch einfach anders.« A S S LOW A S P O S S I B L E

Doch nicht nur über die Demokratie der Klänge, auch über die Zeit als musikalische Kategorie hat John Cage ganz neu nachgedacht – und dabei ein paar knifflige Fragen aufgeworfen. An dieser Stelle kommt die JohnCage-Orgel-Stiftung ins Spiel. Ihre Mitglieder wollen einer Komposition von John Cage zur werkgerechten Aufführung verhelfen, die zwar unscheinbar klingen mag, dafür aber umso spektakulärer ist: »ORGAN2/ ASLSP« heißt das Stück für Orgel solo, eine vierseitige Partitur, über der als Spielanweisung eine scheinbar harmlose Aufforderung steht: »As slow as possible«. Bei der Uraufführung in Metz 1987 spielte Gerd Zacher knapp 30 Minuten lang »so langsam wie möglich«. Elf Jahre später jedoch wurde »ORGAN2/ASLSP« im Rahmen einer Tagung für neue Orgelmusik in Trossingen erneut aufgeführt. Und was sich daran anschloss, klingt

St. Burchardi 1990 und 2013 mit der Metallskulptur »Brüche der Geschichte« von Johann Peter Hinz Foto oben: Städtisches Museum Halberstadt

Die John-Cage-Orgel-Stiftung finanziert sich größtenteils über Spenden. Als Grundfinanzierung werden jährlich 25.000 Euro benötigt. Mit 1000 Mitgliedern könnte der Förderverein dies erreichen; aktuell sind es 100. Wer sich einen Platz in der Ewigkeit sichern möchte, kann für 1000 Euro ein Klangjahr erwerben, inklusive einer Botschaft auf einer gravierten Tafel in der Kirche. Mehr als die Hälfte sind bereits verkauft. Die Edition Peters spendet Sonderdrucke der Partitur, die neben Büchern, CDs und Geschenkartikeln in der Kirche verkauft werden. Information: www.aslsp.org


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Längsschiff mit Spuren der landwirtschaftlichen Nutzung

zwar nach einer Schnapsidee, ist aber das Ergebnis einer ernsthaften Diskussion: Wie lange dauert »so langsam wie möglich« wirklich? Bis der Organist Hunger bekommt, aufs Örtchen muss oder einschläft? Zu kurz! Die Lebenszeit des Organisten? Pietätlos! Die Lebensdauer einer Orgel? Vielleicht. Aber wie lange kann eine Orgel ununterbrochen gespielt werden? Und wo könnte eine solche Aufführung

Eine ernsthafte Frage: Wie lange dauert »so langsam wie möglich« wirklich? überhaupt stattfinden? Durch Zufall fand sich in Halberstadt ein bestens geeigneter Ort: die leerstehende Kirche des ehemaligen Burchardi-Klosters. Und ein Blick in die Halberstädter Geschichte half bei der Bestimmung der Aufführungsdauer: Im Dom von Halberstadt wurde 1361

eine von Nicolaus Faber gebaute Orgel geweiht. Das nicht erhaltene Instrument gilt als eines der ältesten seiner Art und war, soweit heute bekannt, als erstes mit einer 12-tönigen Klaviatur ausgestattet, wie sie bis heute verwendet wird. Das Datum 1361 gab also einen würdigen Referenzpunkt, den die Veranstalter nur noch auf den Konzertbeginn zur Jahrtausendwende zu beziehen und von dort in die Zukunft zu spiegeln brauchten: 1361 – 2000/2001 – 2640. E I N E V I E R T E L F Ü R V I E R M O N AT E

Damit stand die Aufführungsdauer fest: 639 Jahre lang soll »ORGAN2/ASLSP« erklingen. Begonnen wurde (nach finanziellen Startschwierigkeiten) am 5. September 2001. Rund tausend Noten umfasst das Werk, von Cage sorgfältig mit Tusche auf vier Notenblätter gezeichnet. Ihre Notenwerte wurden auf den langen Zeitraum hochgerechnet: Eine Vorschlagnote klingt einen Monat lang, eine Viertelnote staccato zwei Monate lang und ohne staccato vier Monate. Dennoch: Ein Zeitraum " von 639 Jahren übersteigt die menschliche


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Klangwechsel am 5. Oktober 2013

Auffassungsgabe, ist nur eine abstrakte Zahl. »ORGAN2/ ASLSP« besteht aus acht Teilen, wobei ein Teil wiederholt wird. So verwandeln sich unvorstellbare 639 Jahre in neun mal 71 Jahre. Und das ist ein Zeitraum, in dem jeder seinen Platz finden, sich orientieren kann: Eltern, Kinder, Enkel – ein ganzes menschliches Leben. Auch die Mauern von St. Burchardi bieten Orientierung in der Zeit. Bereits Mitte des 11. Jahrhunderts ließ der Namenspatron, Bischof Burchard I. von Halberstadt,

In der DDR wurde aus der Kirche ein Schweinestall in Volkseigentum. an der Stelle des späteren Klosters eine Kapelle errichten. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts ließen sich Zisterzienserinnen an dieser Stelle nieder. In ihrer 600-jährigen Geschichte waren sie den zerstörerischen Kräften von Politik und Natur mehrfach ausgeliefert. Bauernkriege, Dreißigjähriger und Siebenjähriger Krieg – alle brachten Brandschatzungen, Plünderungen und Zerstörung. Unwetter, Überschwemmungen, Brände machten die Klostergebäude zeitweise unbewohnbar. Aber weder Naturkatastrophen noch Kriege konnten die Zisterzienserinnen auf Dauer aus ihrem Kloster vertreiben. Erst der Friede von Tilsit 1807 zwischen Preußen, Russland und Frankreich führte zur Aufhebung des

Klosters. Das Herzogtum Halberstadt fiel unter die Herrschaft von König Jérôme, Napoleons verschwenderischem Bruder, der alle Kirchengüter beschlagnahmte. Er verkaufte das Kloster für 101.000 Taler an einen mecklenburgischen Finanzrat, um seinen ausschweifenden Hofstaat zu finanzieren. Knapp 30 Jahre später erwarb eine ortsansässige Familie das Klostergut und führte es über drei Generationen als landwirtschaftlichen Betrieb, bis zu ihrer Enteignung 1945. In dieser Zeit diente die Kirche als Brauhaus, Schuppen und Schafsstall. Nach der Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone wurde der landwirtschaftliche Betrieb als volkseigener Betrieb weitergeführt und aus der Kirche wurde ein Schweinestall. Ab Mitte der Achtzigerjahre folgten Leerstand und Verfall – bis die Kirche schließlich der John-CageOrgel-Stiftung zur Verfügung gestellt wurde, um sie für eines der längsten Konzerte aller Zeiten vorzubereiten. S I C H T BA R E G E S C H I C H T E

Die Spuren der wechselvollen Klostergeschichte empfangen den Besucher der Kirche bis heute. Jede Epoche wurde erhalten, nichts beschönigend restauriert. Die Schritte klackern auf den Ziegeln, mit denen einst der Schweinestall ausgelegt war. Selbst die Mauern der Schweinebuchten sind in Ansätzen noch sichtbar, ebenso die Güllerillen im Mittelgang. Wie Fremdkörper säumen Säulen die Wände. Sie trugen Jahrhunderte lang die Empore, auf der sich die Zisterzienserinnen frei bewegen konnten, unsichtbar für alle anderen Besucher.


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Diese Empore führte zum Eingang der Nonnen; heute hängt die Türe dort frei in drei Metern Höhe. In diesen ganz besonderen Raum wollte die JohnCage-Orgel-Stiftung für ihr ganz besonderes Konzert natürlich auch eine ganz besondere Orgel bauen. Man entschied sich für einen Nachbau der Faber-Orgel aus dem 14. Jahrhundert – und scheiterte zunächst an der Finan-

In der Kirche wurde jede Epoche erhalten, nichts beschönigend restauriert. zierung. Die benötigten 300.000 DM konnten bis zum geplanten Konzertbeginn 2000 nicht aufgebracht werden. Not macht erfinderisch: Eine Gesellin der Orgelbaufirma Romanus Seifert und Sohn aus Kevelaer baute für ihre Prüfung ein verkleinertes Modell der FaberOrgel. Und die verschiedenen Pfeifen werden erst eingebaut, wenn sie auch benötigt werden. Als Provisorium für die ersten Töne gedacht, steht diese Orgel bis heute in

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der Burchardi-Kirche und spielt. Niemand kann sagen, wie lange sie halten wird, gewiss keine 639 Jahre. Niemand weiß, wie lange die Orgelpfeifen das Dauerspiel vertragen. Die des’-Pfeife beispielweise muss noch bis März 2071 durchhalten – Tag ein, Tag aus, Nacht für Nacht. Mittlerweile wandeln jährlich 10.000 Besucher durch die Burchardi-Kirche. Für Halberstadt mit seinen 40.000 Einwohnern ist das eine beachtliche Zahl. Das große Ereignis aber sind natürlich die seltenen Klangwechsel. Jeweils am 5. des errechneten Monats finden sie statt, und bis jetzt wuchs die Zahl der Zuhörer mit jedem Mal. Zuletzt, im Oktober 2013, warteten 1500 Besucher geduldig im strömenden Regen, ehe sich die Kirchentüren für den 13. Klangwechsel öffneten. Die drei neuen Pfeifen, eine Spende der Orgelbaufirma, waren vorab eingebaut worden, sodass erstmals seit 2003 nicht umgesteckt werden musste, sondern der Klangwechsel mit den Manualtasten erfolgen konnte. Wie ein Hauch weht nun ein zarter Akkord aus c’, des’, dis’, ais’ und e’’ durch das alte Gemäuer von St. Burchardi – bis er am 5. September 2020 verklingen und dem nächsten Akkord weichen wird.´< Anzeige

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NACHSPIEL — AUSBLICK

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R ADU LUPU Der rumänische Pianist im Porträt F o t o: K l a u s R u d o l p h

CARL PHILIPP E MAN U E L BACH Zum 300. Geburtstag des »Berliner Bach« A b b i l d u n g: A r c h i v B e r l i n e r Philharmoniker

Die nächste Ausgabe erscheint am 4. März

OSTERFESTSPIELE BADEN-BADEN Kulturelle Ausflugstipps in die Umgebung F o t o: B a d e n - B a d e n K u r & To u r i s m u s G m b H


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