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INTERVIEW
Foto: Thomas Dashuber
„Ideen sind nichts wert, wenn sie nicht umgesetzt werden.“ Dr. Kai-Stefan Schober
Dr. Kai-Stefan Schober ist bei der Unternehmensberatung Roland Berger Partner und der Experte für BIM. Wir haben mit Dr. Schober gesprochen.
JÖRG WERNIEN Deutschland im September 2020 – wie verbreitet ist BIM auf deutschen Baustellen? BIM ist zwar in aller Munde, hat bislang tendenziell aber eher über große Architektur- und Ingenieurbüros sowie große Bauunternehmen bei großen und mittelgroßen Projekten Einzug gehalten. Bei öffentlich ausgeschriebenen Infrastrukturprojekten ist der Einsatz von BIM seit diesem Jahr verbindlich. Bei kleinen und mittelgroßen Projekten lässt die umfassende Nutzung von BIM jedoch noch auf
sich warten. Oftmals fehlen die Ressourcen oder Fähigkeiten der Beteiligten, mit BIM gewinnbringend umzugehen. BIM ist allerdings auch heute noch im Wesentlichen auf die Planung von Gebäuden und Infrastrukturen fokussiert. Es ist aber noch weit davon entfernt, umfassende kollaborative Plattform bzw. Projektmanagementwerkzeug auf der Baustelle zu sein, auch wenn das je nach Anbieter des BIM-Programms durchaus technisch machbar wäre. Würden Sie sagen, BIM ist heute schon ein Standard im Bauwesen geworden?
BIM entwickelt sich derzeit in die Richtung, Standard für die Planung im Bauwesen zu werden. Dies wird ja auch durch nationale Bestimmungen in verschiedenen Ländern (z. B. in Deutschland den verbindlichen Einsatz von BIM bei Infrastrukturprojekten) in unterschiedlichem Maße vorangetrieben. Es ist für die Digitalisierung des Bauwesens sicherlich das Zugpferd. Oftmals wird es daher auch als Synonym für die Digitalisierung des Bauprozesses verwendet, was es jedoch nicht ist. Die Digitalisierung umfasst am Bau deutlich mehr, sowohl die Automatisierung von
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Mit BIM lässt sich Zeit und Geld sparen „Handwerksbetriebe können mit dem digitalen Zwilling ganz einfach Fehler vermeiden“, sagen Kevin Hass und Bernd Günther, Geschäftsführer von BeKe-Consulting. Welche Vorteile hat BIM für das Handwerk? Hass: Handwerksbetriebe können mit BIM in erster Linie Zeit und Geld sparen.
Haben Sie ein konkretes Beispiel? Günther: Wir haben für einen Handwerksbetrieb ein BIM-Modell für ein Bürogebäude erstellt und alle Netzwerkleitungen vom EDV-Schrank bis zu den einzelnen Netzwerkdosen eingezeichnet. Damit konnten wir eine Aufstellung über die Länge aller Leitungen erstellen. Der Handwerker konnte die Leitungen beim Hersteller bestellen und sie einziehen, ohne sie im Anschluss aufpatchen zu müssen. Das bedeutete für ihn eine Ersparnis
an Zeit von 50 und an Kosten von 40 Prozent.
Die Einführung der BIM-Methode kostet Geld. Scheuen Betriebe diese Ausgaben? Hass: Klar, der Faktor Geld spielt eine gewisse Rolle. Aber entscheidend ist ein ganz anderes Problem: der Faktor Zeit. Die Handwerksbranche boomt und sie leidet unter einem Mangel an Fachkräften. Es fehlt also an Zeit. Unser Ziel ist es, die Betriebe bei der Implementierung von BIM zu entlasten, indem wir die einzelnen Schritte für sie übernehmen. Damit wird die Einführung viel einfacher.
Ist BIM schon weitverbreitet im Handwerk?
Günther: Viele Betriebe erkennen, dass sie BIM mit Gewinn einsetzen können. Und die Vernetzung der an einem Bau Beteiligten wird viel einfacher, weil alle Zugriff auf das digitale Modell haben. Dadurch können beispielsweise Fehler vermieden werden, die oftmals sehr kostspielig sind.
Wie steht Deutschland im Vergleich da? Hass: Im Vergleich zu den skandinavischen Ländern hängen wir noch zurück. Aber es sollte jedem klar sein, dass man jetzt auf den Zug aufspringen sollte. Sonst fährt er irgendwann so schnell, dass man den Sprung nicht mehr schafft und durch andere Betriebe überholt wird.
Bernd Günther und Kevin Hass, Geschäftsführer von BeKe-Consulting
» info BeKe-Consulting GmbH & Co. KG info@beke-consulting.de www.beke-consulting.de