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Ein „Quantensprung“

PRETTAU – Prettau kann mit einer neuen Attraktion aufwarten: Am 24. September wurde das neue Besucherzentrum am Eingang zum Schaubergwerk feierlich seiner Bestimmung übergeben.

Was wurde eigentlich aus dem Prettauer Kupfer hergestellt? Wie lief die Bergbautätigkeit im Ahrntal in vorindustrieller und industrieller Zeit? Und wer waren die Menschen, die im und für das Bergwerk arbeiteten? Die Geschichte des Prettauer Bergwerks und seines begehrten Minerals erzählt das neue, vor kurzem eröffnete Besucherzentrum am Standort Prettau des Landesmuseum Bergbau. Dem Publikum vorgestellt wurde dieses im Rahmen der Eröffnungsfeierlichkeiten am 24. September von Christian Terzer, Direktor des auf vier Standorte verteilten Landesmuseums Bergbau. Er gab erste Einblicke in das neue Angebot. „Die Multifunktionsräume von jeweils 72 Quadratmeter und 68 Quadratmeter sind in vier Ausstellungsbereiche eingeteilt, nämlich zu den Themen Produkte aus Kupfer, Vorindustrieller Bergbau, Industrieller Bergbau und Bergleute“, führte er ein. Mehrere Produkte aus Kupfer, wie die Kopie eines eisenzeitlichen Lappenbeils aus Bronze, Kupferschalen aus Prettauer Zementkupfer des Künstlers

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Das neue Besucherzentrum von außen.

Laurenz Stockner sowie ein Kristall aus Kupfervitriol begeistern das Publikum im ersten Bereich des neuen Besucherzentrums. Im zweiten Bereich geht es um den vorindustriellen Bergbau: Gezeigt werden ein historisches Modell des Grubengebäudes von Prettau aus der Sammlung Enzenberg, historische Vermessungsgeräte sowie eine Schützenscheibe (19. Jahrhundert). Weiter geht es im dritten Bereich mit der Geschichte des industriellen Bergbaus durch das Unternehmen Manica & Cipriani aus Rovereto, welches das Bergwerk in den 1950er-Jahren übernahm, und einem Geländemodell mit den Werksanlagen aus den 1960er-Jahren. Der Kupferabbau erfolgte in dieser Phase mit industriellen Hilfsmitteln, das Erz zu Kupfersulfat für Pflanzenschutzmittel verarbeitet. 1971 wurde der Abbau wegen fehlender Rentabilität schließlich eingestellt. Der vierte und letzte Bereich präsentiert eindrucksvolle Porträtfotos und Biografien von Knappen und Bergbauunternehmern: Unternehmerfamilien aus Nah und Fern betrieben das Bergwerk am Rötbach, das den Prettauern und Ahrntalern eine lohnende Arbeit vor Ort bot. Bis 1971 waren viele von ihnen als Bergarbeiter, seit den 2000er-Jahren als Mitarbeitenden des Landesmuseum Bergbau tätig. Wer die Inhalte der Ausstellungsbereiche vertiefen möchte, kann sich der interaktiven Touchscreens bedienen, während ein weiterer interaktiver Touchscreen die Inhalte der Ausstellung für Kinder aufbereitet.

AN REICHTUM DAZUGEWONNEN

Für das neue Besucherzentrum wurde die alte, zweistöckige Remise in die bestehende Museumsstruktur integriert. Seit mehreren Jahren war das kleine Gebäude, in dem das E-Werk untergebracht war, nicht mehr in Betrieb. Da es sich im unmittelbaren Eingangsbereich des Museums befand und nicht mehr genutzt wurde, entschloss die Landesregierung im Juli 2019, dieses für das Museum zu nutzen, um damit das Besucherangebot qualitativ zu verbessern. Die Realisierung ist dann parallel zur bereits laufenden Baustelle der neuen Remise erfolgt. Gar als „Quantensprung“ für Prettau hat Bürgermeister Robert Alexander Steger die Eröffnung des Besucherzentrums bezeichnet. Scherzend beschrieb er Prettau als die „reichste“ Gemeinde Südtirols, da sie in der Tat die wasserreichste ist. Aber auch reich an Kultur und Sehenswürdigkeiten ist die nördlichste Gemeinde des Landes, und mit der Eröffnung des Besucherzentrums ein Eingang des St. Ignaz Erbstollens ist es gelungen, die Attraktivität des Museumsstandortes noch einmal entscheidend zu steigern. Der neue Zubau beherbergt einen Multifunktionsraum, den Eingangsbereich des Museums mit Kassa und Informationstheken sowie einen Besucherraum mit verschiedenen Ausstellungs- und Verkaufsobjekten. Die Verwendung heimischer und nachhaltiger Baumaterialien macht den musealen Zubau besonders authentisch, so wurden alle sichtbaren Fassadenelemente beispielsweise mit Cortenstahl verkleidet, womit die Materialität der neuen Remise aufgegriffen wurde und ein einheitliches Ganzes geschaffen werde konnte. Das Besucherzentrum will auch Raum für die künstlerische Auseinandersetzung mit bergbaurelevanten Themen oder dem Werkstoff Kupfer bieten. Deshalb wird alle zwei Jahre ein Kunstwerk geliehen bzw. werden Künstlerwettbewerbe ausgeschrieben. Den Anfang macht das Kunstwerk „Copper Matrix“ von Julia Bornefeld, eine Leihgabe des Museion, die bis Ende 2023 zu sehen ist. (SH)

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